[AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

AAR zum Spiel u.a. Empire: Total War

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

[AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 19. Mai 2014 15:05

Für den Kaiser und die grüne Mark



Spiel: Medieval Total War 2 mit der Mod Die italienischen Kriege
Schwierigkeit:Kampagne Sehr Schwer,Schlachten Mittel
Fraktion:Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation

Da dies mein erster AAR ist,bitte ich um etwas Nachsicht.Ich versuche eine gute Balance aus Story und Spiel hin zu bekommen.Kommentare,Anregungen und dergleichen bitte hier hinein.



Für den Kaiser und die grüne Mark
Worin das gar abenteuerliche Leben des Heinrich Rauschenbach erzählt wird

Graz im Dezember Anno Domini 1493

Eisig pfiff der Wind durch die steil ansteigende Sporgasse,die ihren Namen von den hier ansässigen Sporenmachern und Waffenschmieden trug.Die ansonsten stark belebte Gasse lag einsam und vereist im fahlen Licht des Vollmondes.Nur eine einzige,in einen dicken Mantel gehüllte Gestalt stapfte durch den Schnee in Richtung der Festung,die trutzig auf einem Felsen über der Stadt thronte.
Heinrich zog seinen Mantel fester um die Schultern,und kämpfte sich mühsam gegen den aufziehenden Schneesturm.Als er das Wachhaus am östlichen Aufgang zur Burg erreichte,versperrten ihm zwei Stadtgardisten den Weg."Wohin des Weges guter Mann?Was wollt Ihr zu solch später Stunde in der Garnison? begehrte der eine zu wissen.Heinrich kramte einen versiegelten Brief aus seiner Manteltasche,und überreichte sie mit den Worten "Ich habe ein Empfehlungsschreiben für den Stadtkommandanten,ausgestellt vom Grafen von Windischgrätz.Ich möchte des Kaisers Rock tragen,und gegen seine Feinde zu Felde ziehen".Der Gardist konnte sich ein Lachen nicht verkneifen,"Feinde hat er ja genug unser guter Kaiser,aber ob ihm ein so schmächtiges Männlein wie Ihr da viel helfen kann? Na gut lassen wir das,ich bringe euch zum Kommandanten,folgt mir" sprachs und begann den steilen Aufstieg zur Burg.Heinrich folgte ihm auf den Fuße,und während des langen und beschwerlichen Weges hatte er Zeit seine Situation zu überdenken.
Schließlich und endlich war er ja nicht gerade freiwillig hier.Sein bis vor kurzen noch recht beschauliches Leben hatte vor achtzehn Jahren auf der oststeirischen Riegersburg begonnen,wo sein Vater als Schreiber für die derer von Reichenberg tätig gewesen war.Da er der jüngste von acht Söhnen war,kam er im Alter von zehn Jahren Zisterzienserkloster von Stift Rein.Das Lernen war ihm immer recht gut von der Hand gegangen,nur mit der Enthaltsamkeit bekam er im Laufe der Zeit Probleme.Und so kam es, das er nachdem er sich mit der Nichte des Abtes unzüglich vergnügt hatte,vor zwei Jahren dieses Klosters verwiesen wurde.Mit viel Glück kam er als Schreibergehilfe beim Grafen von Windischgrätz unter.In diesem hatte er einen wahrlich herzensguten Dienstherren gefunden,der gönnerhaft darüber hinweg sah das der gute Heinrich mehr Zeit auf das hinterherjagen von Weiberröcken,als auf seine Arbeit verschwendete.Als es ihm jedoch die gerade heranwachsende Tochter des gräflichen Stallmeisters angetan hatte,war es des Guten zu viel.Da es sein guter Dienstherr nicht fertigbrachte Heinrich einfach so auf die Straße zu setzen,stattete er ihn mit einem Empfehlungsschreiben für den Stadtkommandanten von Graz,und vielen guten Segenswünschen aus,bevor er ihn hinauswarf.Der gute Heinrich solle doch sein Glück bei den Soldaten suchen,dort würde man sich nicht an seiner Vorliebe für Wein,Weib und Gesang stoßen,und der Kaiser brauche ohnehin immer Soldaten.So war er schließlich hier gelandet.
Mittlerweile hatten sie die Burg,und die Räume des Stadtkommandanten erreicht,und Heinrich wurde zu eben diesem vorgelassen.Der Kommandant war scheinbar ein alter Haudegen,sein ganzes Auftreten ließ den Berufssoldaten erkennen,und die Narbe in seinem Gesicht tat ihr übriges.Nachdem er das Siegel erbrochen und das Empfehlungsschreiben gelesen hatte,musterte das Rauhbein den armen Heinrich von oben bis unten,murmelte unter Kopfschütteln etwas unverständliches in seinen Bart,und genehmigte sich erst mal einen Becher Wein.Schließlich ließ er sich doch noch dazu herab das Wort an den Bittsteller zu richten "Ein fürwahr schönes Empfehlungsschreiben,von einem wahrlich edlen Herr habt Ihr hier.Doch Schreiben hin oder her,ich kann hier niemanden gebrauchen.Es mag ja sein das Euer ehemaliger Dienstherr sich einen ruhigen Posten für Euch gewünscht hat,aber solche unnützen Fresser wie Euch habe ich bereits genug.Im Ernstfall muss ich die Stadt wahrscheinlich ohnehin alleine verteidigen.Er unterbrach seine Rede durch ein schallendes Gelächter,das einen Blick auf sein mehr als schadhaftes Gebiss freigab,ehe er fortfuhr "Also wenn Ihr unbedingt in die Dienste des Kaiser treten wollt,empfehle ich euch das Truppenlager südlich der Stadt aufzusuchen.Soweit ich weiß wird dort gerade ein neuer Landsknechthaufen aufgestellt.Dort solltet Ihr wohl unterkommen.Und jetzt verschwindet,und lasst einem alten Veteranen zu seinem wohlverdienten Schlaf kommen".
Heinrich wurde wieder aus der Burg geführt,und fand sich wenig später in den kalten,einsamen Gassen der Stadt wieder.Mit seinen kümmerlichen Ersparnissen wollte er lieber auf den Luxus einer Herberge verzichten,und so verbrachte er den Rest der Nacht in einem Pferdestall.Mit dem ersten Morgenlicht verließ er die Stadt,und wanderte entlang der Mur nach Süden.Nach ein paar Stunden Fußmarsch erreichte er das Feldlager.Noch bevor er es sehen konnte,konnte er es hören und vor allem riechen.Ein erbärmlicher Gestank,lautes Stimmengewirr,Waffengeklirr und die Geräuschkulisse einiger Bauernhöfe schlugen ihm entgegen,als er sich dem Lager näherte.Ein heilloses Gewirr von Zelten,Viehpferchen und Bagagewagen tat sich vor ihm auf.Zwischen den Zelten würfelten Soldaten,ließen sich rasieren,exerzierten,kümmerten sich um ihre Waffen oder vergnügten sich mit den allgegenwärtigen Markedenterinnen .
Zielstrebig steuerte Heinrich auf einen imposanten Soldaten,mit einem noch imposanteren Federbusch auf seinem Hut,zu und sprach ihn unumwunden an "Gott zum Grusse Herr Hauptmann.Mein Name ist Heinrich Rauschenberg,und mein Begehr ist es ein Soldat des Kaisers zu werden.Als Antwort kam schallendes Gelächter,in letzter Zeit schien es als würde sich jeder auf seine Kosten amüsieren.Nachdem der Soldat sich wieder gefasst hatte,klopfte er dem verdutzten Heinrich väterlich auf die Schulter und sagte Verzeih mein Lachen Jungchen aber ich bin kein Hauptmann,sondern der Trosswebel dieses Sauhaufens,aus dem einmal eine Truppe des Kaisers werden soll.Aber wenn du wirklich Soldat werden willst werde ich dich mal zum Hauptmann bringen.Wollen mal sehen ob wir aus dir halber Portion noch einen echten Kämpfer machen können.Und jetzt steh nicht dumm rum und halte Maulaffen feil,sondern folge mir zur Kommandantur.Aber etwas zackig,sonst mach ich dir Beine."
Wie es aussah hatte für Heinrich das Soldatenleben begonnen.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 20. Mai 2014 15:05

Wichtige Ereignisse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation 1493-1495 (Öffnen)
BildBildBildBild


Ein Feldlager der Kaiserlichen Truppen irgendwo in der Untersteiermark,Anno Domini November 1494

Fast genau ein Jahr war vergangen seit Heinrich in den Dienst des Kaisers getreten war.Und in dieser relativ kurzen Zeit hatte Heinrich nahezu alle Facetten des Soldatenlebens kennengelernt.Er hatte den Umgang mit Pike und Schwert bis zum Erbrechen geübt, hatte sich seine erste Geschlechtskrankheit bei einer der Lagerhuren zugezogen,wäre zweimal fast an der Ruhr krepiert und als Andenken an eine Würfelpartie zierte eine stattliche Narbe sein Gesicht.Nur an einer Schlacht hatte er bis dato nicht teilgenommen.Mit dem Lauf der zeit waren zwar allerhand Nachrichten eingetroffen,darunter auch Berichte über einige Schlachten.So hatten Rebellen im Februar 1494 die Kontrolle über Mülhausen erlangt,wurden aber schon im Mai des selben Jahres von Rene,dem Pfalzgrafen von Burgund vernichtend geschlagen,und die Stadt kehrte freudig heim ins Reich.

Ein kurzer Bericht der Schlacht um Mülhausen im Mai 1494 (Öffnen)
BildNachdem sich die der Morgendunst verzogen hatte,nahm die kaiserliche Armee unter dem Kommando des heldenhaften Pfalzgrafen von Burgund Aufstellung vor der Stadt.Es war Zeit den Rebellen zu zeigen was es bedeutete gegen den Kaiser aufzubegehren.BildÜber den weiteren Verlauf des folgenden Gefechts ist nicht viel überliefert.Es war aber ein eindeutiger und schneller Sieg.


Des weiteren hatte der Kaiser wichtige Handelsverträge mit den Venezianern,Ungarn,Mailändern,Franzosen,den Florentinern und der Eidgenossenschaft der Schweizer ausgehandelt.Das sollte Geld in die meist leere Staatskasse spülen,den Kriege waren teuer.Und an solchen sollte es wohl nicht mangeln.Der Kaiser war mit den Spaniern,Mailändern und Ungarn verbündet,und Spanien und Mailand lagen mit Frankreich im Krieg.Früher oder später musste Maximilian wohl oder übel Stellung beziehen.Mit den Türken,die begangen sich auf dem Balkan auszubreiten,lag ohnehin halb Europa im Krieg.Doch zur Zeit lag das Hauptaugenmerk des Kaisers auf der schnellen Einigung des Reiches.All das und noch einiges mehr gingen Heinrich durch den Kopf,während er gemächlich durch das Lager schritt,geradewegs auf die Marketenderei zu.
Er hatte sich im Laufe des letzten Jahres ziemlich verändert.Aus dem blassen,schmächtigen Bürschchen war ein sehniger,kräftiger Landsknecht mit braungebrannter Haut und einem mittlerweile recht ansehnlichen Bart geworden.Er vermisste rein gar nichts an seinem alten Leben,im Gegenteil es kam ihm so vor als wäre es seit jeher seine Bestimmung gewesen Soldat zu werden.Im Marketenderzelt eingetroffen,traf er natürlich auf Georg Silberschneider,einem ehemaligen Schusterlehrling aus der Gegend von Leoben,der schon ein paar Jahre länger Soldat war,und mittlerweile ein Freund Heinrichs geworden war.Georg wusste immer Alles und das als Erster.So auch diesmal,als er Heinrich lachend die Schulter klopfte und frohlockte "Heinerle mein Freund,hast schon ghört?Wir ziehen gegen Marburg,der edle Herr Lukas von Pisa kommt morgen mit seiner Streitmacht aus Wien an,und dann hauen wir diesen Aufständischen da unten an der Drau mal kräftig aufs Maul.Jö des wird a Gspaß.Heinrich konnte es zu erst gar nicht recht glauben,sollten sich seine Träume endlich erfüllen,und er in die Schlacht ziehen dürfen?
Wenig später war es aber Gewissheit ,nach einer feurigen Ansprache ihres Obristen verfiel das Lager in eine emsige Bereitschaft,und bereitete sich auf den baldigen Aufbruch vor.nachdem sich ihr Haufen mit der Streitmacht des noblen Kriegsherren Lukas von Pisa,einem Welschen,vereinigt hatte,begann der beschwerliche Zug gegen Marburg.Tag ein Tag aus wälzte sich der Heerzug,einem eisernen,stachelbewehrten Lindwurm gleich in Richtung Süden durch das verschneite Land.Auf dem über einen Monat dauernden Marsch starben viele der Trosshuren und ihre Soldatenbälger,ebenso kam es manchmal zu groben Verstößen gegen die Disziplin,und so musste des öfteren der Scharfrichter,auch Freimann genannt,sein blutiges Handwerk verrichten.Trotz der Zwischenfälle erreichten sie am Stephanustag des Jahres 1494 die befestigte und reiche Stadt Marburg,welche sich gegen den Kaiser aufgelehnt hatte.Unverzüglich wurde mit der Belagerung begonnen,und so lernte Heinrich einen neuen Aspekt des Soldatenlebens kennen,die Schanzarbeit.Gräben wurden gezogen und man versuchte die Mauern zu untergraben.Als der Winter jedoch härter wurde verlegte man sich jedoch auf die Taktik des Aushungerns.So verbrachten Heinrich und seine Kameraden den langen Winter mit Würfeln,Saufen und Huren,unterbrochen von gelegentlichen Fouragezügen ins Umland.

Mit dem Frühling kamen auch die guten Nachrichten,Arnold Ritter ein badischer Söldnerführer hatte Freiburg eingenommen,und Ludwig von Augsburg hatte bei Sielenbach östlich von Augsburg eine Rebellenarmee vernichtet,und wurde ob des heroischen Sieges in die kaiserliche Familie aufgenommen.
Die Schlachten von Freiburg und Sielenbach (Öffnen)
BildBildBildBild

Des weiteren hatte der Kaiser im Trentino ein paar aufmümpfige Bauern zurück in die Berge getrieben.Diese Siege schürten natürlich die Kampfeslust in Heinrichs Haufen ins unermessliche.Doch es musste erst der August kommen,bis es zur Schlacht kam.Einen Tag nach Mariä Himmelfahrt,einem schwülheissen Freitag lies Lukas von Pisa stürmen.
Die Schlacht um Marburg (Öffnen)
BildBildBildBildBildBildBildBildBild

Die Kanonade hatte noch nicht lange angedauert,als sich plötzlich die Tore der Stadt öffneten.Zur großen Überraschung der Kaiserlichen verfügten die Rebellen über weit mehr,und besser ausgerüstete Kavallerie als erwartet.Diese setzte auch umgehend zum Sturm auf die kaiserliche Artillerie und die Armbrustschützen an.Lukas von Pisa ließ darauf hin den rechten Flügel,an dem sich auch Heinrichs Fähnlein befand einschwenken,und schloss die feindliche Reiterei somit zwischen seinen Lanzenknechten und seiner eigenen Kavallerie ein.Darauf hin entbrannte ein kurzes aber grausames Gemetzel,in dessen Mitte sich Heinrich wiederfand.Er hatte scheinbar jegliche Orientierung verloren,er befand sich in einer unwirklichen Welt die nur aus Tod,Blut,dem herzzerreißenden Wiehern tödlich verwundeter Pferde und dem Wehklagen der Verletzten und Sterbenden bestehen zu schien.Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an seine Pike,stemmte sich dagegen,stieß und stach.Er bemerkte kaum das er am darauf folgenden Sturm auf das feindliche Stadttor teilnahm,er wurde mit der Masse mitgerissen.In den engen Gassen der Stadt ging das Schlachten weiter.Meter für Meter kämpften sich die Landsknechte durch die verwinkelten Gassen und Straßen der Stadt,immer weiter in Richtung des Stadtzentrums.Die adligen Herren der Reiterei hatten sich bereits zu einem verspäteten Frühstück in ein nahe gelegenes Kloster zurückgezogen.Diesen Teil des blutigen Geschäfts überließen sie wie meistens dem Fußvolk.
Heinrich hatte keine Ahnung wie lange das erbitterte Ringen um die Stadt andauerte.Er dachte nicht,er funktionierte nur.Irgendwann wurde das Kampfgetöse leiser,und verebbte schließlich ganz.Schon waren die ersten Jubelschreie zu vernehmen.Marburg gehörte ihnen.Nachdem Heinrich wieder einigermaßen zu Sinnen gekommen war,überblickte er das ganze Ausmaß des Schreckens.Der Platz und die Straßen waren wie von Leichen gepflastert,und in den Rinnsalen floss das Blut Hunderter.Heinrich kotzte sich die Seele aus dem Leib.Irgendwo aus dem Gewirr der Landsknechte tauchte plötzlich Georg auf,von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt,obwohl selbst nicht verwundet."Heinerle do bist jo eh,hearst des woa a Schlocht.Wos is mit dir?Ist dir eba schlecht?Kumm mit Bürscherl,jetzt gemma plündern,dann gehts da gleich besservernahm er die euphorisch klingende Stimme seines Gefährten.Doch Heinrich war nicht nach plündern zumute.Er rannte blindlings davon,und gelangte irgendwie in einen kleinen Garten abseits der Straße.Dort verkroch er sich die ganze Nacht,kotzte und weinte,während Marburg geplündert und gebrandschatzt wurde.Er würde die Schreie der Frauen und Kinder nie wieder vergessen.Spätestens jetzt war Heinrich wirklich bei den Soldaten angekommen.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 22. Mai 2014 13:30

Vor den Toren des belagerten Münchens, Anno Domini September 1496

Heinrich saß mit Georg und ein paar anderen Kameraden seines Fähnleins, wie so oft am Vorabend einer Schlacht bei Würfelspiel und Wein. Heinrich machte sich spätestens seit Marburg keine Gedanken mehr um das Heil seiner unsterblichen Seele. Eines hatte er dort und in den anschließenden Gefechten gegen die verbliebenen Rebellen gelernt, krepiert wird so oder so. Nachdem auch der letzte Aufrührer zwischen Marburg und Laibach sein Ende gefunden hatte, war Heinrichs Regiment nach Baiern in Marsch gesetzt, und dort unter das Kommando von Ludwig von Augsburg gestellt worden, dem strahlenden Sieger von Freiburg und Sielenbach. Es war hoch an der Zeit den aufmüpfigen Herzog Wilhelm von Baiern und seinen sturen Untertanen zu zeigen wo der "Bartl den Most herholt", wie man in der Steiermark so schön sagte. Die hochwohlgeborenen Herren sprachen von gefügig machen. Am Ende würde das selbe dabei herauskommen, München würde brennen und Baiern würde bluten. Bis jetzt hatte noch niemand der Kaiserlichen Armee die Stirn bieten können, die ach so stolzen Baiern würden da auch keine Ausnahme sein. Als Heinrich den Rumormeister den Zapfenstreich schlagen hörte, leerte er seinen Becher und suchte sich einen ruhigen Schlafplatz. Er hatte die Erfahrung gemacht das es sich ausgeschlafen besser kämpfen ließ. Außerdem würde er morgen in der ersten Reihe fechten.
Nachdem der alte Fähnrich vor zwei Wochen bei einem Geplänkel mit bairischer Reiterei gefallen war, hatte man ihm diese zweifelhafte Ehre zu teil werden lassen. Hatte ihn doch der Obrist folgend über das Verhalten eines Fähnrichs im Kampfe aufgeklärt: "Leib und Leben bei demselben zu lassen,also, wenn Ihr werdet in die Hand geschossen, darinnen Ihr das Fähnlein traget, dass Ihr es in die andere Hand nehmet, oder werdet Ihr an derselben Hand geschädigt, dass Ihr das Fähnlein ins Maul nehmet und fliegen lasset. Sofern Ihr aber von dem Feinde überrungen werdet, so sollt Ihr Euch darein wickeln und Leib und leben drinnen lassen." Alles in allem also prächtige Aussichten für den nächsten Tag.

Die Schlacht um München (Öffnen)
Früh am nächsten Morgen begann die Schlacht um München, es war der 18.September im Jahre des Herrn 1496, der Tag des heiligen Lambrecht.Bild Nach der üblichen Ansprache des Kriegsherrn, und der Anflehung des heiligen Lamberts und anderer Heiliger durch die Armeepfaffen und dem ehrwürdigen Bischof von Augsburg, begann die obligatorische Kanonade.BildHeinrich und sein Regiment das nun zu den kaiserlichen Truppen gehörte,was besseren Sold und schönere Uniformen bedeutete, warteten geduldig auf den Befehl zum Sturm auf die Stadt.BildUnter dem Beschuss der Feldschlangen und Armbrustschützen formierten sich die Verteidiger der Stadt zur Abwehr.BildDoch die Tore und Mauern wurden schnell erstürmt, und die Verteidiger immer weiter zurückgedrängt. nach einem eher kurzen aber heftigen Kampf erreichten die Landsknechte den Stadtkern.BildNachdem das Fußvolk wieder einmal den schweren und schmutzigen Teil der Arbeit verrichtet hatte, holten sich die adligen Herrn noch schnell ihren Teil des Ruhms.Doch beim Gefecht Edelmann gegen Edelmann, fielen sowohl der edle Held Ludwig von Augsburg, als auch sein Widersacher Wilhelm von Baiern. Ob des schweren Verlustes, wurden aus den edlen deutschen Herren wilde Berserker, die auch noch den letzten Mann der Garnison niedermachten.BildOhne die zügelnde Hand ihres Kriegsherrn verlor das kaiserliche Herr die letzten Hemmungen, und das Münchner Volk musste bitter leiden.Diesmal musste Heinrich weder kotzen noch weinen.Der krieg war zu einem teil von ihm geworden, und er war zu einem Teil des Krieges geworden.


Das München gefallen war bedeutete noch keineswegs das sich die Baiern geschlagen gaben. Im Gegenteil,denn ganzen Herbst und Winter über kam es zu einer ganzen Reihe von Gefechten,an denen Heinrich teilnahm. Das kämpfen ging ihm immer mehr ins Blut über, und schon lange erinnerte nichts mehr an den Knaben von einst.Bei einem dieser Gefechte geschah es auch das Heinrich zum ersten Mal verwundet wurde. Das Regiment war gerade beim Quartiermachen in einem kleinen Dorf als eine Schwadron bairischer Panzerreiter wie aus dem Nichts auftauchte, und sofort eine Attacke ritt. Völlig überrascht gelang es den Landsknechten nicht mehr rechtzeitig einen Igel zu bilden, und so kam es zu einem wilden Geraufe Mann gegen Mann, Pike gegen Ross. Die Kaiserlichen gewannen relativ schnell die Oberhand, doch nachdem Heinrich einem gewaltigen Streitross die Pike in den Leib getrieben hatte, und dessen Reiter der nun wehrlos am Boden lag, den Rest geben wollte, geschah es. Heinrich spürte einen dumpfen Schlag an der linken Schulter, gefolgt von einem brennenden Schmerz. Als er an sich heruntersah , bemerkte er den Armbrustbolzen, der sich knapp unter seinem Schlüsselbein in sein Fleisch gebohrt hatte.er biss die Zähne zusammen, und erledigte denn gefallenen Panzerreiter mit seinem Katzbalger. Nun wollte er sich um den Eigentümer der Armbrust kümmern, aber seine Beine versagten ihm plötzlich den Dienst, und ihm wurde schwarz vor Augen.

Ein noch viel schlimmerer Schmerz als der vorangegangene riss ihn aus seiner Bewusstlosigkeit. Er fand ich auf einem groben Holztisch wieder, ein Stück Holz zwischen den Zähnen, und an beiden armen und Beinen von kräftigen Händen festgehalten. Der Feldscher seines Haufens holte gerade mit Hilfe einer glühenden Zange die Spitze des Bolzens aus seiner Schulter. Der Schmerz machte ihn fast wahnsinnig, und er pisste sich in die Hosen, aber er wollte und wollte nicht wieder ohnmächtig werden.egal wie sehr er sich das auch wünschen mochte. Als die unmenschliche Prozedur endlich ein Ende gefunden hatte, flößte man ihm einen ganzen Liter Schnaps ein, und endlich kam der erlösende Schleier der Nacht über ihn.
Heinrich hatte Glück gehabt, die Wunde entzündete sich nicht, und so war er nach ein paar Wochen wieder ganz der Alte. Genau rechtzeitig um an der Schlacht um Passau teilzunehmen. Nach dem Heldentod Ludwigs von Augsburg hatte Gerhard von der Pfalz das Kommando übernommen. Und dieser sah nun die Zeit gekommen sich auch um Niederbaiern zu kümmern.

Die Schlacht um Passau (Öffnen)
Passau dem 21.Mai Anno Domini 1497
Im Donner der Kanonen begannen die Truppen des Kaisers ihr blutiges Tagewerk.BildDie erste Salve brachte Leben in die sonst so gemütlichen Niederbaiern. Heute ging es um die Wurst.BildDie Verteidiger erreichten die Breschen in der Mauer genau rechtzeitig, um von der kaiserlichen Artillerie empfangen zu werden.BildAuf das Signal der Trompeten hin begann der Sturm auf die Stadt.BildWie bisher noch immer war der Widerstand an den Breschen schnell gebrochen, und die Kaiserlichen drangen in die Stadt vor.Bild Da der Kriegsherr Gerhard von der Pfalz ein braver Christenmensch war, und seine Frau einem bairischen Adelsgeschlecht entstammte, wurde den enttäuschten Soldaten das Plündern und Brandschatzen untersagt. Trotzdem dauerte es das ganze Jahr über bis Niederbaiern endlich "befriedet" war.


Im Frühling des Jahres 1498 wurden große Teile der Armee, darunter auch Heinrichs Regiment dem Kriegsherrn Albrecht von Brügge unterstellt, der eine Strafexpedition gegen Sigismund den Erzbischof von Salzburg führen sollte, da der bischöfliche Herr ums Verrecken nicht den göttlichen Herrschaftsanspruch des Kaisers anerkennen wollte. nach einer immensen "Spende" an den ehrwürdigen Papst Alexander, gab dieser sein Einverständnis, und erteilte gleich im Voraus allen Beteiligten des Kriegszuges eine Generalabsolution. Da sich der ehrwürdige Bischof aber beim besten Willen nicht zu einer offenen Feldschlacht stellen wollte, begann ein Katz und Mausspiel,das sich bis zum Tag des heiligen Barnabas im Juni hinzog. An eben jenem Tag wurden der Bischof und seine irregeleiteten Schafe, in dem aufstrebenden Bergwerksstädtchen Hallein umstellt und zum Kampf gezwungen.

Die Schlacht von Hallein (Öffnen)
Hallein dem 11.Mai Anno Domini 1498

Die Armee nahm Aufstellung vor den Stadttoren, dem Bischof wurde eine letzte Chance zur Unterwerfung gegeben, die er aber ablehnte.BildSigismund und seine totgeweihten Anhänger hielten auf dem Hauptplatz eine Messe ab, das Glockengeläut dazu lieferten die kaiserlichen Kanonen.BildBildAngeregt von der musikalischen Untermalung durch die Feldschlangen und Serventinen, entschieden sich die Anhänger des Bischofs doch noch Stellung zu beziehen.BildDa dieser Entschluss aber reichlich spät gefallen war, erfolgte der unvermeidliche Sturm der Landsknechte ohne allzu große Gegenwehr.Die Verteidiger eilten ihrem Bischof und dem vermeintlichen Schutz der Kirche zu.BildDen wenigen unter ihnen die einen ehrenvollen Tod bevorzugten, wurde ihr Wunsch prompt erfüllt.BildDer einst so streitbare Erzbischof hatte sich mit seinen letzten Getreuen ins Asyl der Kirche geflüchtet.Dieses heilige Recht wurde auch nicht angetastet. Kein einziger Bewaffneter betrat die Kirche. Sie wurde nur vernagelt, und der Rote Hahn kam aufs Dach. Somit wurde der Gerechtigkeit genüge getan, und die Seele Sigismunds im Feuer geläutet. Hallein brannte drei Tage lang, aber dannach herrschte im ganzen Bistum Salzburg der Kaiserliche Friede.Bild


Es schien als würden friedliche Zeiten auf die treuen Fechter des Kaisers zukommen, aber dann kamen beunruhigende Nachrichten aus Italien:
BildEin verrückter Prediger machte die Welschen anscheinend hundstoll, den die venezianischen Pfeffersäcke und die Neapolitaner hatten dem gewählten Stellvertreter Christi auf Erden den Krieg erklärt.BildWie auch immer der Kaiser auf diese offensichtliche Blasphemie reagieren würde, bald würde es für Heinrichs Haufen wieder Arbeit geben.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 23. Mai 2014 17:33

Ein Feldlager der Kaiserlichen, unweit von Innsbruck Anno Domini Juni 1498

Warm schien die morgendliche Junisonne auf die Zelte der Legio I Steiermark, die sich weit über ein Feld etwas außerhalb der Reichsresidenzstadt Innsbruck erstreckten.Bunte Fahnen und Wimpel flatterten im Wind, und das Lagerleben ging seinen gewohnten Gang.Im sogenannten "Ring", der öffentlichen Vollversammlung des Kriegshaufens,wurden wie immer wenn sich die Gelegenheit dazu bot Streitigkeiten geschlichtet, Strafverfahren wurden durchgeführt und Urteile ausgesprochen. Es war ein alter Landsknechtbrauch das alles was alle anging,auch von allen entschieden wurde. Heute stand ein Zweikampf auf dem Programm. Zwei Landsknechte hatten um ein Weib gestritten, und wollten sich nun da die Holde sich nicht entscheiden konnte, den Sieger im Schwertkampf ausfindig machen. Der Andrang der Schaulustigen war groß, aber Heinrich hatte heute keine Lust auf Blutvergießen. Davon hatte er in den letzten Jahren ohnehin genug gehabt. Das ganze letzte Jahr war ohne Kämpfe vergangen, man heute neue Leute angeworben, und frische Regimenter ausgehoben. Der Kaiser hatte sich zwar mit dem Papst verbündet, aber er dachte wohl keineswegs unvorbereitet in diesen Krieg zu ziehen. Noch herrschte weder gegen Venedig noch Neapel Krieg, und an Rebellen war nicht mehr viel übrig. Und so hatte auch Heinrich im letzten Winter Zeit und Muse gefunden sich nach einem festen Weib umzusehen. Weiber waren bei jedem Kriegszug zu Hauf dabei und viele Landsknechte waren verheiratet. Deren Eheweiber gehörten quasi zum Regimentsinventar, und sie versahen wichtige Dienste bei der Befestigung des Lagers, das füllen von Schanzkörben und anderen alltäglichen Dingen. Von den verseuchten Lagerhuren hatte er die Nase inzwischen gestrichen voll. Nach seiner letzten Geschlechtskrankheit inklusive Filzläusen, hatte er sich geschworen ein festes Weib zu suchen. Und wahrlich war er fündig geworden, ihr Name war Maria und sie war die neunzehnjährige Witwe eines Trosswebels der bei Hallein gefallen war. Da Heinrich eine Frau brauchte, und Maria einen Versorger und Beschützer suchte, war man sich schnell handelseinig. Da sie mit dem Trosswebel einen Sohn gehabt hatte, der aber noch in der Wiege starb, hatte sie auch ihre Fruchtbarkeit bewiesen, ein für Heinrich nicht unwichtiger Aspekt bei der Wahl seiner Zukünftigen. Sollte er nämlich wider aller Erwartungen so lange leben das er zu alt für das Kriegshandwerk wurde, so bräuchte er jemanden der für ihn sorgen würde. Der Feldkaplan hatte sie am Stephanustag des Jahres 1497 in einer Kapelle in Innsbruck getraut, und im April sagte sie ihm das sie guter Hoffnung sei. Alles in allem lief es ganz gut für Heinrich, fast zu gut.

Heinrich schlenderte gerade in Richtung des Inn, wo Maria und andere Frauen mit der Wäsche beschäftigt waren. Er wollte sie von der Arbeit entführen, und etwas machen das er seit er Soldat geworden war nicht mehr getan hatte, er wollte einen romantischen Spaziergang unternehmen. Er wusste das Maria das befremdlich finden würde, denn im Unterschied zu ihm stammte sie aus ärmlichen Verhältnissen, und war ungebildet. trotzdem empfand er seit sie sein Kind unter ihrem Herzen trug so etwas wie Liebe für sie. Ja er ließ sich sogar dazu hinreißen unterwegs einen kleinen Strauß Wiesenblumen für sie zu pflücken. Als er sich gerade nach einem Veilchen bückte, sah er plötzlich auf den Bergen rings um Innsbruck Signalfeuer aufleuchten, und scheinbar begannen alle Glocken des Inntales gleichzeitig zu läuten. Heinrich brauchte nicht lange zu überlegen, das bedeutete Ärger. Wie zur Bestätigung preschte ein Reiter in das Lager, und verkündete die Nachricht das eine Streitmacht von aufwieglerischen Tirolern aus den südlichen Landesteilen, unter dem Kommando eines Hartmut von Brixen auf dem Berg Isel Stellung bezogen hätte. Und nun rief der Kaiser seine Männer zu den Waffen. Maximilian wollte höchstpersönlich gegen die aufständischen Südtiroler zu Felde ziehen. So kam der gute Heinrich dann doch noch zu seinem Spaziergang, allerdings war er weniger romantisch als erhofft. Denn er führte ihn geradewegs in

Die Schlacht am Berg Isel (Öffnen)
Langsam und mühselig quälte sich das kaiserliche Heer den steilen Berg hinauf. Als sie endlich oben angekommen waren, war es weit nach Mittag, und die Soldaten bereits erschöpft. Die gegnerische Armee konnte inzwischen seelenruhig den Aufstieg ihres Gegners beobachten, und sich in aller Ruhe auf die kommende Schlacht vorbereiten.BildBildDie Sonne schien unbarmherzig vom Himmel als Maximilian seine ausgelaugten Truppen in Schlachtformation brachte. Müde oder nicht, ausruhen konnte man wenn man tot war oder gesiegt hatte. Jeder Soldat der den Kaiser kannte, wusste das er seinen Männern alles abverlangen würde. Er würde sich selbst aber ebenso wenig schonen, und das motivierte sie.BildMit dem geübten Auge des Feldherrn erkannte Maximilian das der Gegner seine Arkebusiere in Schussweite bringen wollte.
Wenn sie erst mal in Position wären, würden seine Männer wie auf dem Präsentierteller sitzen. Also gab er sofort den Befehl zum Angriff der Kavallerie. Kurz darauf erzitterte der ganze Berg unter den donnernden Hufen der Schlachtrösser. Wie die wilde Jagd fuhr die kaiserliche Reiterei zwischen die Schützen, allen voran der Kaiser höchstpersönlich.BildBildHeinrich glaubte nicht recht zu sehen. In keiner der Schlachten an denen er teilgenommen hatte, hatten die Herren Ritter sich allzu schmutzig gemacht.Und jetzt sah er seinen obersten Kriegsherrn und Kaiser selbst in die Schlacht reiten. Ein noch nie dagewesenes Gefühl von Patriotismus und Stolz durchdrang seine Brust. Wild schwenkte er die Fahne seines Haufens, und stürmte seinen Kameraden mit dem Kampfschrei "Für den Kaiser und die grüne Mark" voran.BildBald folgten den Steirern auch alle anderen des Fußvolkes, und ein wildes hauen und Stechen begann. Als dann auch noch der gegnerische Kriegsherr gefallen war, Maximilian hatte ihn selbst aus den Sattel gehoben, kannten die Kaiserlichen kein halten mehr. Der Rest der Schlacht war eher ein schlachten denn ein kämpfen, und schon bald war das Deutsche Reich um einen Sieg reicher.Bild


Nach der gewonnenen Schlacht am Berg Isel zog der Kaiser mit seinen Soldaten wie das Strafgericht Gottes durch das ganze Tiroler Unterland. Dörfer und Burgen brannten, und Heinrich fand sich nicht nur einmal als Brandmeister im Einsatz wieder. Er konnte dem unbarmherzigen Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung zwar nicht viel abgewinnen. Aber seit diesem sonnigen Junitag am Berg Isel, war er dem Kaiser mit Haut und Haar verfallen. Und so tat er ohne Murren tagaus, tagein seine schuldige Pflicht. Es kam des öfteren auch zu bewaffneten Auseinandersetzungen, aber was konnten Bauern mit Dreschflegeln schon gegen Ritter und Landsknechte ausrichten.

Im folgenden Winter war der Kaiser ob der wieder einmal leeren Kriegskassen gezwungen den Gemeinen Pfennig einzufordern. Diese 1495 am Reichstag zu Worms eingeführte Kopfsteuer, sollte in Zeiten kriegerischer Not für den Erhalt der Kampfstärke, und zum Wohle des Reiches dienen. Die ewig aufrührerischen Eidgenossen der Schweiz weigerten sich aber die Steuer zu entrichten.Und so sah sich der Kaiser genötigt sie dazu zu zwingen.Bild

Daraufhin erklärten die verräterischen Hunde dem Reich unumwunden den Krieg. Als Antwort entsandt der kaisertreue Schwäbische Bund eine ansehnliche Armee unter dem Kommando des bewährten und angesehenen Kriegsherrn Georg von Frundsberg in Marsch.Bild

Dieser marschierte sofort in Richtung des neuen Feindes, und so stießen die feindlichen Heere am 15.Julei im Jahre des Herrn 1499 unweit von Schaffhausen aufeinander.
Die Schlacht bei Schaffhausen (Öffnen)
BildUnbeirrt von der Anzahl der Feinde marschierten Frundsbergs Landsknechte den kämpferischen Eidgenossen entgegen. Sie sollten für ihren Verrat am Kaiser und dem Reich blutig bezahlen.BildRegenschwere Gewitterwolken verdüsterten den Himmel als die ersten Reihen der verfeindeten Heere aufeinander prallten.BildDurch geschickte Flankenmanöver Frundsbergs ausmanövriert, sahen sich die Schweizer von bald von drei Seiten bedrängt.BildFrundsbergs Männer wüteten wie die Teufel unter dem Feind, der bald sein Heil im Rückzug suchte. Doch anstatt ihn abziehen zu lassen, verfolgte Frundsberg den Feind ohne Gnade.Nur wenige entkamen dem Schwabengeneral und seinen wilden Kriegsknechten. Am Ende lagen fast 3000 Schweizer tot auf dem Schlachtfeld, während die Kaiserlichen nicht einmal 300 Mann verloren hatte.Bild800 Gefangene ließ Frundsberg am nächsten Tag hinrichten.Es sollte eine Warnung für alle Feinde des Reiches sein. Welch folgenschwere Entscheidung er damit getroffen hatte sollte sich erst später zeigen.


Schwere Wehmut überkam den braven Heinrich als er derart ruhmreiche Berichte vernahm. Wie gerne wäre jetzt bei diesem Frundsberg und seinen Manne gewesen. Stattdessen fristete er sein Dasein mit dem ausbilden neuer Rekruten und gelegentlichen Fouragierzügen. Nicht einmal die Geburt seines ersten Sohnes, den Maria ihm im Dezember 1498 geschenkt hatte, und den er nach seinem Vater Albrecht genannt hatte, konnte ihn wirklich aufmuntern. Er wollte wieder ins Feld ziehen, aber der Kaiser ließ sich Zeit mit dem Aufbruch ins Welschenland. Heinrich konnte noch nicht ahnen das er Italien bald genug verfluchen würde.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 24. Mai 2014 13:18

Das Feldlager der Legio I Steiermark, südlich von Innsbruck , Anno Domini März 1500

Heinrich war es vorgekommen als hätte der Krieg ihn vergessen. Seit nunmehr fast zwei Jahren hatte er an keiner Schlacht mehr teilgenommen. Der langweilige Alltag, bestehend aus Exerzierdienst, Ausbildung der neuen Rekruten, Fouragezügen und anderer Lagertätigkeiten hing ihm zum Halse raus. Sicher, er hätte glücklich sein können. Maria war ihm ein liebevolles und gutes Eheweib geworden, der kleine Albrecht gedieh prächtig, und für den folgenden Herbst hatte sich erneut Kindersegen angekündigt. Aber Heinrich war ein Kind des Krieges geworden, und so seltsam es klingen mochte, er vermisste ihn. Nur im Tosen der Schlacht konnte er sich noch wirklich lebendig fühlen. In jener fernen Nacht in Marburg war etwas in Heinrich gestorben, und gleichzeitig etwas neues geboren worden. Er konnte es selbst nicht erklären oder in Worte fassen, schließlich war er ein Landsknechtsfähnrich und kein Philosoph. Er wusste nur soviel, er gehörte mit Haut und Haaren dem Kaiser und dem Kriegshandwerk. Als ihm das Warten schier unerträglich wurde begann er sich dem Suff hinzugeben, und seine kleine Familie zu vernachlässigen. Maria weinte sich darauf hin bei Georg Silberschneider, dem besten Kameraden Heinrichs und dessen Weib aus. Der gute Georg verpasste dem sturzbesoffenen Heinrich daraufhin eine freundschaftlich gemeinte, aber trotzdem ausgiebige Tracht Prügel, so das der arme Mann eine Woche das Bett hüten musste. Daraufhin wurde es wieder besser, und Heinrich erinnerte sich wieder seiner Pflichten als Soldat und Familienvater. So verstrich die zeit, und eines Tages kam endlich die von ihm so lang ersehnte Nachricht. Der Kaiser war bereit gegen die Feinde des Papstes ins Feld zu ziehen.

Wie immer war es Georg der alles als erster wusste, und so war er es der Heinrich die Botschaft des baldigen Aufbruchs überbrachte. Dieser saß gerade vor seiner Hütte die er sich im Winter nach Albrechts Geburt gebaut hatte, seinen kleinen Sohn auf dem Knie schaukelnd, und ein altes Kinderlied singend, das Georg auch an seine Kinderzeit erinnerte.
"Unsa Bruader Veitl will a Reiter werdn, hat er ja kan Reiterhelm, wia kann er ana werdn? Die Mutter nimmt den Nachttopf und setzt ihn Veitl auf den Kopf. Reit Veitl reit der Türk ist nicht mehr weit, der Türk ist nicht mehr weit"... Georg blieb kurz stehen und betrachtete das rührende Bild. Im Gegensatz zu Heinrich hatte ihn bittere Armut zu den Landsknechten getrieben, und war er auch noch ein so guter Soldat und wilder Haudegen, so wünschte er sich doch nichts mehr auf der Welt als ein Stückchen Land, auf dem er mit den Seinen in Frieden leben konnte. Schweren Herzens sprach er Heinrich an "Heinerl hast schon ghört?, der Kaiser is soweit, wir ziehn in drei Tag gegen die Welschn Hund. Es wird jo wohl net so lang dauern die Katzelmacher zum besiegen. Diese Hundsfott werdn schon no sehn wos es hast sich mit Steirer einzulossn".
Wie von einer Biene gestochen fuhr Heinrich auf, setzte den kleinen Albrecht ins Gras, fiel den verdutzten Georg um den Hals und lies einen lauten Juchizar, wie man in der Steiermark den lauthalsen Ausdruck seiner Freude nannte, erschallen. "Endlich Georg, endlich. Ich habe schon geglaubt wir würden ewig und drei Tage länger hier herumsitzen, während der Frundsberg und der Ritter allein die Lorbeeren einheimsen. Heinrich bezog sich damit auf folgende Ereignisse:

Die Schlachten von Brunstatt und Embrach (Öffnen)
Im Jänner 1500 war eine Streitmacht der Schweizer ins Reich eingefallen, und hatten Mülhausen bedroht. Der edle Arnold Ritter stellte sich ihnen aber mit einer eilends einberufenen Armee in der Nähe des Klosters von Brunstatt entgegen.BildUnter schweren Beschuss marschierten die eidgenössischen Reisläufer auf die Reihen der Kaiserlichen zu.BildBildDer Kriegsherr Ritter führte daraufhin seine Landsknechte in den Nahkampf, und nachdem der General der Schweizer von einem tapferen Landsknecht getötet worden war, war die Schlacht praktisch schon entschieden.Am Ende blieben über 2000 Schweizer gefallen auf dem Schlachtfeld zurück.BildBild
Im März des selben Jahres marschierte Frundsberg auf Zürich, und siegte in der Schlacht von Embrach. Frundsberg fand sich auf dem Schlachtfeld gleich drei Schweizer Heerhaufen unter Führung des obersten Feldhauptmannes Johannes Zingerle gegenüber.BildBildDie Schlacht dauerte den ganzen Tag an, und wurde von beiden Seiten mit äußerster Erbitterung geführt.BildBildSelbst nachdem der schweizerische Feldhauptmann gefallen war, fochten die Eidgenossen ungebrochen tapfer weiter.BildBildDer Feind schien übermächtig, immer mehr erschienen auf dem Schlachtfeld, und Frundsberg selbst focht die ganze Zeit in vorderster Linie.BildBildDas Ringen wollte scheinbar kein Ende nehmen, aber nachdem auch die anderen Hauptleute der Schweizer gefallen waren, entschied sich das Blatt zu Gunsten der Reichsarmee.BildBildBildDrei Tage später ergab sich Zürich fast kampflos, immerhin waren an die 5000 Eidgenossen bei Embrach gefallen. Daraufhin nahm der Kaiser den siegreichen Frundsberg sogar an Sohnes statt an. Eine mehr als ungewöhnliche Ehre für einen schwäbischen Söldnerführer.


Drei Tage später war alles bereit zum Aufbruch. Der Abschied von Maria und Albrecht war schmerzhafter als erwartet für Heinrich gewesen, aber er hatte es für besser befunden die beiden in der Obhut eines Klosters zurück zu lassen, gegen Bezahlung verstand sich natürlich, denn die christliche Nächstenliebe hatte ja schließlich und endlich auch ihre Grenzen. Zu groß war seine Angst gewesen das der schwangeren Maria und seinem Sohn unterwegs etwas zustoßen könnte. So zog er schließlich alleine in den Krieg.
Der Marsch nach Süden ging zügig und ohne gravierende Zwischenfälle von statten, obwohl Heinrich noch nie so eine große Heeressäule wie diese gesehen hatte. Wochenlang ging es durch fruchtbare Täler und über verschneite Pässe, bis sie endlich Italien erreicht hatten.

Heinrich war von der Schönheit der Lombardei fasziniert, grüne Hügel und Weinberge wechselten sich mit fruchtbaren Ebenen und lichten Wäldern ab. Die Flüsse und Bäche wanden sich in verschlungenen Linien durch das fruchtbare Land, und liebliche Dörfer und prunkvolle Städte zeugten vom Reichtum dieser seit alther hart umkämpften Region.
Heinrich erinnerte sich an seinen Schulunterricht im Kloster, er hatte von den Römern, Langobarden, Staufern und all den anderen gelesen die dieses Stück des Paradieses ihr Eigen genannt hatten. Und nun würde sich bald der faulige Hauch des Krieges darüber ausbreiten, Leid und Kummer würden Einzug halten und bald wäre nichts mehr wie es dereinst war. Denn der Kaiser und seine Armee waren nicht gekommen um die Schönheit der Landschaft zu genießen, sondern um dem Papst beizustehen und nicht zuletzt um Städte zu erobern, und mit deren Gold die ständig leeren Kassen zu füllen.

Es dauerte auch nicht lange und der venezianische Gouverneur der Lombardei, Bernardo Ricordi und der Oberste Stadtrat von Brescia, ein gewisser Vito Lorence stellten sich an der Spitze einer Streitmacht dem Kaiser entgegen. Unweit des kleinen Städtchens Nuvolento, etwas nordöstlich von Brescia sollte der Händel ausgefochten werden. Die Landsknechte waren mehr als siegesgewiss, hatte man doch keine allzu hohe Meinung von der Kampfkraft der Welschen. So nahmen an jenem warmen Morgen des 12.Mai 1500 auch Heinrich und Georg ihren Platz in der Kampflinie ein. Ihr Regiment wurde am rechten Flügel aufgestellt, die kaiserliche Armee hatte eine gute Position auf einem niedrigen Hügelkamm bezogen und erwartete die Ankunft der Venezianer.
Spoiler (Öffnen)
Bild
Diese erschienen mit typisch südländischer Gelassenheit ein paar Stunden zu spät zum vereinbarten Ehrenstreit, was zu mancherlei Belustigung unter dem deutschen Kriegsvolk führte. So spottete auch Georg " Schau schau, die Herrn Katzelmacher kemman ah no daher. Wohrscheinlich hobens sich schon in die Hosn gschissn, de wölschn Sauhund de verrecktn." Georgs derbe Ausdrucksweise,und sein unverkennbarer Dialekt erinnerten Heinrich immer an seine Kindheit in der geliebten Steiermark, und so manches mal überkam ihn Heimweh. Doch für derlei Gefühlsregungen war nun nicht die Zeit, denn die Venezianer wollten ihr Zuspätkommen anscheinend durch ein schnelles Vorgehen wieder gutmachen. Geschlossen und im schnellen Tempo der Trommel rückte der feindliche Heerbann näher.
Spoiler (Öffnen)
Bild
Als die ersten Reihen des Feindes heran waren, schickte Heinrich ein kurzes Stoßgebet gen Himmel, klopfte Georg freundschaftlich die Schulter, umklammerte mit der Rechten sein Schwert und mit der Linken die Fahne, und machte sich bereit den Welschen das Fürchten zu lehren. Doch dieses Vorhaben schien sich schwieriger zu gestalten als gedacht, kein einziger Venezianer ergriff schon beim Anblick der Deutschen die Flucht. Ganz im Gegenteil, die Pfeffersäcke verstanden es zu kämpfen, so gut sogar das sich die Herren von der Reiterei bemüßigt sahen, einzugreifen.
Spoiler (Öffnen)
Bild
Heinrich in vorderster Linie fechtend, war bereits nach kurzer Zeit völlig erschöpft. Kaum hatte er einen Feind erschlagen, standen bereits zwei neue in der geschlagenen Presche. In einer kurzen Atempause schrie er Georg zu "In die Hosn gschissn ha? Du bleder Hund". Der Gerügte konnte nur erstaunt den Kopf schütteln, anscheinend war man was die Kampfkraft der Italiener betraf, einem Irrglauben aufgesessen. Heinrich hatte das ungute Gefühl das dieser Tag noch sehr lange dauern würde. Wieder und wieder trieb er sein Fähnlein an vorzurücken, aber die Venezianer wichen ebenso wenig wie sie selbst auch nur einen Meter zurück.
Spoiler (Öffnen)
Bild
Das erbitterte Ringen dauerte fast den ganzen Tag über an, und so manches mal schien es schlecht für die Kaiserlichen zu enden. Doch immer wieder trieb Maximilian persönlich seine Soldaten zu neuen Angriffen voran, und eilte von einem Ende des Schlachtfeldes zum anderen. Seine kostbare Rüstung schimmerte im Strahl der Sonne, und jedes mal wenn Heinrich ihn sah fühlte er sich in die alten Rittergeschichten seiner Kindheit zurückversetzt. Nicht umsonst sollte man seinen geliebten kaiser dereinst den "letzten Ritter" nennen. Plötzlich gab es ein lautes Aufschreien unter den Venezianern, und ihre Kampflinie begann sich aufzulösen. Erst später sollte Heinrich erfahren das dies der Moment war in dem Bernardo Ricordi gefallen war. Kaiser Maximilian selbst hatte ihm mit seinem Schwert den Schädel gespalten. Ihres Anführers beraubt, verließ den Feind der Mut, und eine heillose Flucht setzte unter den Welschen ein.
Spoiler (Öffnen)
BildBild
Die kaiserliche Kavallerie nahm die Verfolgung auf, und brachte noch so manchen Gefangenen ein. Heinrichs Haufen hatte für den heutigen Tag genug geleistet, sie hatten diesen verdammten Hügel den ganzen Tag lang gehalten. Der Boden war übersät von Leichen, auf denen sich schon die ersten Schwärme von Fliegen niederließen, und am Himmel begannen die Aasvögel schon zu kreisen.
Spoiler (Öffnen)
BildBild
Wieder einmal waren Maximilian und seine Getreuen siegreich gewesen, wenn auch zu einem hohen Preis. Annähernd tausend Kameraden würden die Heimat niemals wiedersehen. Bald würde man gegen Brescia ziehen, und zweifellos würde es fallen, aber Heinrich war sich sicher das er nicht das letzte mal gegen diesen zähen Feind gekämpft hatte. Und in der Euphorie des Sieges sahen viele auch gerne darüber hinweg das der Großteil des gegnerischen Heeres aus Milizen und Stadtgardisten bestanden hatte. Heinrich verspürte keine allzu große Freude bei dem Gedanken einmal den Berufssoldaten der Lagunenstadt gegenüber zu stehen. Aber jetzt war er nur durstig, und er wollte hundert Jahre schlafen. Sicher würde es bald wieder viel zu tun geben.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 30. Mai 2014 12:58

Vor den Toren Brescias, 2.Julei Anno Domini 1500

Heinrich hatte recht behalten, es gab bald wieder etwas zu tun. Nachdem er ihnen eine Ruhepause gegönnt hatte, begann Kaiser Maximilian, den man jetzt den Streiter nannte, mit der Belagerung Brescias. Bald wurde der Kaiser aber des langweiligen Belagerns überdrüssig , und so befahl er im ersten Morgenlicht des Martinianustages den Sturm auf die Stadt. Wie immer eröffneten die Kanonen die Schlacht. Da es noch einige Zeit dauern würde bis sie die Stadt sturmreif geschossen hatten, genehmigten sich Heinrich und Georg noch ein ausgiebiges Frühstück, bestehend aus kaltem Schweinebraten und kräftigen Südtiroler Wein, bevor sie ihr Tagewerk in Angriff nahmen. "Mal sehen ob die Pfeffersäcke ihre Haut wieder so teuer verkaufen wie bei Nuvolento, also wenn mir noch einmal einer erzählen will das die Welschen nichts vom kämpfen verstehen, den lasse ich meine Saufeder spüren", eröffnete Heinrich das Gespräch. Doch Georg verspürte scheinbar keine Lust über dieses Thema zu sprechen, er spuckte nur verächtlich auf den Boden, und murmelte ein paar unflätige Flüche. Der nur knapp errungene Sieg auf dem Hügel bei Nuvolento hatte das gesamte Weltbild des armen Georg über den Haufen geworfen. In dessen einfacher, kleiner Welt hatten Deutsche stark und kämpferisch zu sein, und alle anderen sollten am besten die Flucht ergreifen wenn sie nur einer Reichsfahne ersichtig wurden. Mit dem Mut und dem Kampfgeschick der Venezianer konnte er nicht wirklich umgehen. Nein Georg hatte beim besten Willen keine Angst, aber für ihn hatte die Welt nun einmal so zu sein wie er sie sich vorstellte. Punkt aus.
Heinrich war selbst überrascht gewesen wie hart sie den Sieg erringen hatten müssen, aber im Gegensatz zu Georg hatte er nie alle Italiener für Waschweiber gehalten. Schließlich und endlich taten die Stadtstaaten der Halbinsel seit Menschengedenken ja nichts anderes als sich zu bekriegen. Und das sie dabei nichts gelernt hatten, hielt er für eher unwahrscheinlich. Heinrich hatte gerade seinen letzten Bissen mit einem kräftigen Schluck Rotwein hinuntergespült, als das ohrenbetäubende Donnern der Kanonen aufhörte. und das Signal zum Sturm ertönte. "Wenigstens a halbe Stund zum verdaun hättens uns gebn könnan", schimpfte Georg bevor er sich hinter Heinrich in sein Fähnlein einreihte. Und wieder einmal ging es getreu dem Motto "Spieß voran, Drauf und dran", dem Feind entgegen. Ihr Regiment war wieder einmal als erstes am Feind, und diesmal hatten sie es mit venezianischer Kolonialinfanterie, harten Berufssoldaten die in den Kriegen gegen die Türken gestählt worden waren, zu tun. So mancher brave Landsknecht musste sein Leben unter ihren tödlichen Kriegshämmern aushauchen bevor sie endlich zurückwichen. Schließlich setzte die Reiterei zum Sturm an und bereitete dem Spuk ein Ende. Der Kaiser und sein Gefolge zogen unter dem Jubel der Bevölkerung, der wohl eher von der Anwesenheit einer feindlichen Armee, den als von der Freude darüber jetzt Bürger des Reiches zu sein ausgelöst wurde, in die Stadt ein. Plünderungen blieben somit aus, und Heinrich musste in dieser Nacht für seinen Rausch bezahlen. Der Kaiser brauchte unbedingt einen befestigten und sicheren Stützpunkt in Oberitalien, deshalb wollte er sich auch mit der hiesigen Bevölkerung gut stellen. Was für Heinrich durchaus verständlich war, rief bei Georg tiefste Bestürzung aus. Verwirrt und erbost über derlei neue Sitten, besoff er sich ausgiebig und brach dann eine saftige Wirtshausrauferei vom Zaun. Der Spaß kostete ihn schließlich den Sold für zwei Monate, und bei der nächsten Schlacht durfte er sich ganz vorne einreihen.

Im selben Jahr holte Heinrich schließlich Matria, Albrecht und den eben erst geborenen Maximilian zu sich nach Italien. Der Kaiser hatte Brescia zu seinem festen Stützpunkt gemacht, und plante von hier aus sein weiteres Vorgehen gegen die Venezianer. Nachdem die letzten bairischen Rebellen von Welf Courcy geschlagen, und Ingolstadt gefallen war, konnte Maximilian sich voll und ganz auf den Süden konzentrieren. Unbeirrt davon das die Venezianer seit Jannuar laibach belagerten, marschierte das kaiserliche Heer, durch frische Söldnereinheiten aufgestockt, auf Verona zu. Nach kurzer Belagerung fiel die Stadt am 28. Jannuar 1501, nach einer blutigen Schlacht in der der venezianische Doge Leonardo getötet wurde. Für Heinrich war es eine Schlacht wie jede andere gewesen, natürlich verstand er im Gegensatz zu seinen meist ungebildeten Kameraden, die moralische Auswirkung die der Tod des Dogen hatte, aber es war eben auch nur eine Schlacht gewesen. Und es würden noch viele kommen, dessen war er sich sehr sicher,
Eindrücke der Schlacht um Verona (Öffnen)
BildBildBildBildBild
Es dauerte fast das ganze Jahr über, die verbissenen Rückeroberungsversuche der Venezianer abzuwehren, und für Heinrich wurde der Krieg endgültig zum Alltag. Seine Familie bekam er fast nie zu Gesicht, und er fristete sein Dasein ohne jeglichen Anschein von Normalität. Mittlerweile betrachtete er die Leiche eines Gefallenen mit dem selben Gleichmut als würde er ein geschlachtetes Schwein ansehen. Er verrohte innerlich immer mehr, das war ihm durchaus bewusst, aber es war auch der einzige Schutz der sich ihm in dieser apokalyptisch anmutenden Welt bot. So berührten ihn auch kaum die Nachrichten vom Fall Laibachs oder der siegreichen Schlachten die Frundsberg und Arnold Ritter gegen die Schweizer fochten, und stets siegreich blieben. Selbst als es zum Krieg zwischen Spanien und Neapel kam, in dem der Kaiser vorerst neutral blieb, war es ihm herzlich egal.Bild Im folgenden Jahr ließen die venezianischen Angriffe nach, und Heinrich konnte endlich wieder etwas Zeit mit Maria und den Kindern verbringen. Obwohl er sich redlich Mühe gab, sich in deren Gegenwart wie ein normaler und gesitteter Mensch zu benehmen, gelang ihm das nicht immer. Seine Kinder hatten Angst vor ihm, und Maria hielt sich wenn auch nicht auf körperliche so doch auf geistiger Weise auf Distanz. So kam ihm die Nachricht das Heinrich von Burgund Laibach zurückerobert hatte, und der Kaiser gegen Padua ziehen wollte gerade recht. Fast erleichtert nahm er Abschied von den Seinen und folgte dem Kaiser und dessen Schicksal, das mit dem seinen unzertrennbar verbunden war, in den nächsten Kampf.
Facio, der neue venezianische Doge sammelte gerade seine Truppen in Padua als Maximilian angriff. Zweifellos planten die Venezianer für das kommende Frühjahr eine Offensive, zu der es jetzt aber nicht mehr kommen würde. Das Brüllen der kaiserlichen Feldschlangen dauerte einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, ehe die Tore der stolzen Stadt endlich gefallen waren.BildBildAls endlich das lang ersehnte Signal zum Sturm ertönte, gab es für die Kaiserlichen kein halten mehr. Wie die Wogen des aufgewühlten Meeres schlugen die Wellen des Fußvolkes in die Mauerbreschen.BildDie Venezianer, allen voran ihr neuer Doge, standen unerschütterlich wie eine Felswand in den Breschen, und sie hielten diese auch wie eine. Ein unbarmherziger Kampf um jeden Handbreit Boden begann der bis in die Abendstunden andauerte. Irgendwann, Heinrich hatte bereits wie schon so oft in erbitterten Schlachten, jegliches Zeitgefühl verloren, stürmte die kaiserliche Reiterei nach vorne und schaffte endlich den Durchbruch. Der venezianische Doge focht wahrlich wie ein Löwe, aber schließlich fand er sein Ende unter dem Schwertstreich eines deutschen Ritters.Bild Innerhalb eines Jahres hatte die stolze Handelsnation ihren zweiten Anführer verloren. Aber nicht nur Heinrich hatte das ungute Gefühl das selbst dieser schwere Schlag die Venezianer nicht brechen würde. Und er sollte wieder einmal recht behalten. Die Eidgenossenschaft und Venedig schlossen ein Bündnis gegen Maximilian, mit der Konsequenz das es jetzt in Italien vor Schweizer Söldnern nur so wimmelte, und das die fast bankrotten Schweizer wieder genug Geld hatten um den Krieg weiterhin zu führen. Niemand wusste wann all dieses Blutvergießen jemals ein Ende haben sollte. Am wenigsten Heinrich, der sich immer mehr in Dantes Hölle versetzt fühlte.
Er hatte ja noch keine Ahnung das er sich erst im äußersten Kreis der selben befand.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller

Benutzeravatar
Marlborough
Tribunus Laticlavius
Tribunus Laticlavius
Beiträge: 6240
Registriert: 3. Mai 2013 12:22
Wohnort: Graz,Österreich
:
AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Spender Gewinner Userwahl

Re: [AAR]Für den Kaiser und die grüne Mark

Beitragvon Marlborough » 1. Juni 2014 10:14

In der Schenke "Zur goldenen Pastete" zu Graz, Anno Domini Februar 1508

Heinrich prostete seinem alten Freund und Kampfgefährten Georg Silberschneider mit seinem Römer voller steirischen Schilcher zu. Die beiden saßen gemütlich in der Schenke beisammen, während draußen ein eisiger Schneewind durch die steile Sporgasse pfiff. Eben jene Sporgasse durch die Heinrich vor nunmehr fast vierzehn Jahren in Richtung der Burg gestiefelt war um Soldat zu werden. Graz war erst vor einem Jahr zurückerobert worden, nachdem es die Ungarn im Julei 1505 erobert hatten. Vor seinem inneren Auge ließ Heinrich die letzten Jahre sieben Jahre seines Lebens Revue passieren:

Nach dem Fall von Padua war das kaiserliche Heer nach Treviso gezogen um es zu belagern. Nach zehmonatiger Belagerung war die Stadt im November 1503 gefallen, und im August war es bei Castagnaro zu einer offenen Feldschlacht gekommen, in deren Verlauf der berühmte venezianische Heerführer Benasuto di Morracone gefallen war. Nachdem Padua gesichert war, führte Maximilian seine siegreichen Truppen geradewegs nach Süden um Ferrara zu belagern. Frustriert von den Erfolgen Maximilians in Italien einer-, und den siegreichen Feldzügen Heinrich von Böhmens in Istrien andererseits, ersuchten die Venezianer schließlich im Frühling 1506 um einen Waffenstillstand. Der Kaiser willigte ein, und so wurde am 23.6.1506 der Friedensvertrag von Monfalcone unterzeichnet, und Triest ging zurück an Venedig.Bild

Die Schweizerkriege waren inzwischen mit unveränderter Härte weitergeführt worden. So war es im Juli 1503 vor den Toren von Besancon zu einer gewaltigen Schlacht zwischen den Kaiserlichen unter dem Kommando des Herzogs von Burgund, Rene von Lothringen auf der einen, und Feldhauptmann Edmund Spöndli mit seinen Eidgenossen auf der anderen Seite. Nach einem noch nie dagewesenen Gemetzel das fast zwei volle Tage angedauert hatte, bedeckten nicht weniger als 4.800 gefallene Deutsche und 3.500 tote Schweizer das Schlachtfeld.Im darauf folgenden Februar war die Stadt schließlich gefallen, und das reich hatte einen Herzog verloren.
Ungeachtet dessen hatte Arnold Ritter seinen Marsch auf Bern fortgesetzt, und die Stadt nach einer blutigen Schlacht in der der Präsident der Tagsatzung gefallen war, erobert. Georg von Frundsberg wollte ihm anscheinend in nichts nachstehen, und hatte im April 1505 Lausanne zu Fall gebracht. Nachdem Besancon zurückerobert war, kam es im Dezember 1506 zum Friedensvertrag von Schaffhausen. Zürich, Bern und Lausanne fielen an den Kaiser, und die kriegerischen Eidgenossen verkrochen sich in ihren unzugänglichen Bergen.
Bild
Im Februar 1505 war es zum schrecklichen Verrat der Ungarn gekommen, die das Bündnis mit dem Kaiser gebrochen, und fast handstreichartig die nur schwach verteidigten Städte Graz und Laibach erobert hatten. Die steirischen Verbände in Maximilians Armee, darunter Heinrichs Regiment, waren daraufhin sofort in die Steiermark zurückbeordert worden,wo Lukas von Pisa eine provisorische Armee aud die Beine zu stellen versuchte. Als Teil dieser Armee waren Heinrich und Georg an der folgenden Belagerung von Graz beteiligt, die sich angesichts der starken Festung von Oktober 1505 bis zum Februar 1507 hingezogen hatte.
Andere wichtige Ereignisse (Öffnen)
BildBild


Und so war es schließlich soweit gekommen das Heinrich nach über zwölf Jahren die Heimat wieder sah. Er hatte erfahren das sein Vater inzwischen gestorben, und seine beiden Brüder in den Schweizerkriegen gefallen waren. Unter diesen Umständen kam er in den Genuss eines recht ansehnlichen Erbes, mit dem er ein kleines Haus innerhalb der Stadtmauern für Maria und seine beiden Söhne gekauft, und für sich selbst ein Offizierspatent als Hauptmann erworben hatte. Sobald das Wetter besser werden würde, sollte sich ihr Regiment der Armee von Philipp dem Gerechten, dem Erzherzog von Innerösterreich anschließen. Dieser hatte seit Ausbruch des Krieges gegen Ungarn, einige Schlachten gegen die Magyaren gewonnen, und Preßburg erobert. Im kommenden Frühjahr wollte er gegen Ödenburg marschieren. Nachdem Heinrich von Böhmen im Vorjahr Laibach zurückerobert hatte, und der ungarische Held Istok Hasas gefallen war, sah die kaiserliche Strategie einen schnellen Einmarsch in Ungarn, kombiniert mit ein paar überwältigenden Siegen vor. Angestachelt von seinen Siegen wollte es Philipp dem Kaiser gleichtun, es blieb nur abzuwarten ob ihm das auch gelingen würde.

Nachdem Georg gegangen war, leerte schließlich auch Heinrich seinen letzten Becher, und machte sich auf den Heimweg. Zuhause angekommen fand er Maria und die beiden Jungen schlafend vor. Gedankenversunken beobachtete er eine Zeit lang das friedliche Idyll. Wie sehr sich diese Welt doch von der anderen die er nur zu gut kannte unterschied. Es war nun langsam an der Zeit sich Gedanken über die Zukunft seiner Söhne zu machen, Albrecht war immerhin schon neun Jahre alt, und erhielt Unterricht im Franziskanerkloster im Kälbernen Viertel. Maximilian war sieben, und würde in diesem Jahr mit der Schule beginnen. Heinrich plante die zwei bald nach Stift rein zu schicken, wo auch er ausgebildet worden war. Sie sollten bei Gott keine Mönche werden, aber eine fundierte Ausbildung hatte auch noch keinem geschadet. Außerdem ging Maria mit ihrem dritten Kind schwanger, es war scheinbar schon Tradition geworden das sich immer kurz bevor ein neuer Feldzug anstand, Kindersegen ankündigte. Leise legte Heinrich sich zu seiner Frau, fand aber lange keinen Schlaf.

Der Brennberg nahe Ödenburg, Anno Domini 27.April 1508

Der Frühling war gekommen, und mit ihm hielt der Krieg wieder Einzug in Heinrichs Leben. Das Fähnlein unter seinem Kommando war Teil der Armee unter Erzherzog Philipp, die ausgezogen war um die verräterischen Magyaren für ihren Treuebruch zu bestrafen. Die Ungarn hatten erstklassige Verteidigungspositionen auf dem sogenannten Brennberg, unweit von Ödenburg bezogen. Das kaiserliche Heer sollte sich wohl beim Sturm auf die Anhöhe ausbluten. Anscheinend waren den Ungarn aber einige Neuerungen im Kriegshandwerk entgangen, denn sie hatten die Rechnung offensichtlich ohne die Artillerie gemacht. Mit tödlicher Präzision schlugen die Kanonen blutige Breschen in die eng geschlossenen Reihen der Verteidiger. Als diesen endlich aufging das ihre einzige Chance in einem Angriff ihrerseits bestand, waren ihre Reihen bereits stark ausgedünnt. Trotzdem stürmten sie wild entschlossen und grimmig den Berg herunter, und Heinrich der wiedereinmal in der ersten Reihe stand, füllte sich an die alten Hunnen erinnert. Sie fochten zäh und hinterlistig, das hatten sie sich wohl im langen Abwehrkampf gegen die Türken angewöhnt. Doch im Endeffekt prallte ihr Angriff an den Speerwällen der Kaiserlichen ab wie Regentropfen an einer Glasscheibe. So schnell wie sie den Berg heruntergekommen waren, so schnell versuchten sie jetzt wieder hinauf zu kommen. Doch das kaiserliche Heer nahm die Verfolgung auf, und nur wenige konnten entkommen.
Die 1.Schlacht am Brennberg (Öffnen)
BildBildBildBildBildBildBild

Diese wenigen suchten Unterschlupf hinter den Stadtmauern Ödenburgs, welches daraufhin belagert wurde. Die zähen Ungarn wollten und wollten ihre Stadt einfach nicht aufgeben, und so zog sich die Belagerung bis zum Spätherbst hin. Gerade als es den Anschein nahm die Stadt würde kapitulieren, erschien ein Entsatzheer unter dem gefürchteten Türkenkämpfer Fabyan von Spalato, und stellte sich erneut am Brennberg zum Kampf. So kam es am Allerheiligentag des Jahres 1508 zur zweiten Schlacht am Brennberg.
Wie beim ersten mal bezogen die Ungarn ihre Bergstellung, aber diesmal warteten sie nicht bis die Kanonen ihre Reihen lichtete. Ganz im Gegenteil, unter wildem Kriegsgeschrei, das so manchen hartgesottenen Landsknecht das Blut in den Adern gefrieren ließ, stürmten sie ins Tal. Ein Kampf entbrannte, der in einer solchen Heftigkeit geführt wurde, wie sie selbst so altgediente Haudegen wie Heinrich nicht kannten. Vor allem die berittenen Bogenschützen machten den kaiserlichen ziemliche Schwierigkeiten, denn die Ungarn führten eine Art Krieg die den deutschen bisher unbekannt gewesen war. Gerade als die Moral des kaiserlichen Heeres einen bedenklichen Tiefpunkt erreicht hatte, geschah es das der magyarische Anführer von einer deutschen Pike durchbohrt wurde. Die Kaiserlichen fasten neuen Mut und die Ungarn wurden ein zweites mal empfindlich geschlagen.
Die 2. Schlacht am Brennberg (Öffnen)
BildBildBildBildBildBild


Kurz darauf fiel Ödenburg schließlich, und die Ungarn füllten sich gezwungen einen demütigenden Frieden zu schließen, und Preßburg sowie Ödenburg dem Reich zu überlassen.Bild

Siegreich kehrten die Truppen, und mit ihnen Heinrich heim. Zuhause fand dieser seinen jüngsten Sohn in der Wiege, den er zu Ehren des Siegers über die Ungarn, Philipp nannte. Alle Feinde des Kaisers schienen besiegt zu sein, und für eine kurze Zeit lang glaubte Heinrich das sein Leben endlich in ruhigeren Bahnen verlaufen würde.
Doch dann brach im Sommer 1509 die Pest in Graz aus, und in Italien überschlugen sich die Dinge. Frankreich erklärte sowohl Mailand als auch dem Papst den Krieg. Da Maximilian ein Bündnis mit den Franzosen geschlossen hatte, um seine Westgrenzen sicher zu wissen, erklärten die Mailänder schließlich auch noch dem Reich den Krieg. ganz Italien versank im Chaos, es wimmelte von Ketzern und Hexen, und es schien als würde der Tag der Apokalypse endgültig bevorstehen.
So brachte Heinrich seine Familie auf dem Land in Sicherheit, wo die Pest nicht so schlimm wütete, und zog mit dem Heer wieder einmal gegen Italien.
"Wenn du zum Weine gehst, vergiss den Korkenzieher nicht." Friedrich Nietzsche

"Die wahren Abenteuer sind im Kopf, und sind sie nicht im Kopf, so sind sie nirgendwo." Andre Heller