[AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

AAR zum Spiel u.a. Empire: Total War

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wevie_stonder
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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 10. September 2011 22:00




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Nassau-Ouwerkerks Armee im Marsch durch die nebligen Novemberwälder




Eilmeldung des General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande,
an den Statthalter Cullenbergh, dessen Befehl zur Verfolgung des Französischen Heeres annehmend,
Im November 1705


Verehrter Statthalter, Späher haben mir bereits vor drei Tagen Meldung erstattet. Franzosen haben unsere Grenze zu Flandern vor einiger Zeit überschritten. Gestern haben mich dann auch noch Gesandte aus Luxemburg erreicht, mit der Nachricht, Ihre Stadt sei von den Franzosen eingenommen und angezündt worden. Hostun ist es, mit seiner Strassburger Armee. Er ist nach seinen Mordbrennereien dann unverzüglich weiter, dem Rhein entlang, nach Westfalen hinein Richtung Flandern gezogen.

Habe unverzüglich Vorkehrungen treffen lassen, den Polizeidienst hier in Brüssel und Flandern den Bürgerwehren übertragen und meine Truppen eingeholt. Hoffe die Katholiken verhalten sich ruhig und nutzen die Gelegenheit nicht aus Werde wie der verehrteste Statthalter wünscht mit meiner Armee unverzüglich Marsch aufnehmen.

Wetterbedingungen sind schlecht. kalt und neblig, es liegt Schnee. Versorgung und Quartier wird eine Schwierigkeit. Werden linksrheinisch den Fluss hochmarschieren, bis nach Westfalen hinein dem Franzosen den Weg nach Flandern versperren, ihm die Schlacht anbieten.
Werde dabei versuchen in der Mässigung zu üben. Des Franzosen zweite Armee unter Villars befindet sich in unserem Rücken in der Nähe von Rouen, ich erwarte, dass diese baldest gegen Flandern marschiert. Wir müssen die erste Armee unter Hostun vertreiben bevor dies passiert, zum Zweiten müssen wir fähig sein, dann auch diese andere Armee noch aufzuhalten. ich warne aber schon jetzt, der Fall Brüssels droht.

Bitte Hochverehrtest darum die Rekrutierungen und Rüstungen in Amsterdam, Utrecht und Rotterdam im entschlossensten fortzusetzen, wir werden bereits in wenigen Monaten zahlreiche neue Regimente benötigen um diesen Krieg fortsetzen zu können. Es ist nötig, für Holland.

gez. Nassau-Ouwerkerk






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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 10. September 2011 23:14



SCHNEESCHLACHT BEI KLEVE, NOVEMBER 1705



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Kavallerie vs. Kavallerie




Schlachtbericht des General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande,
an den Statthalter Cullenbergh
Im November 1705


nach einigen Tagen eiligen Marsches stossen wir kurz nach der Westfälischen Grenze auf die französische Vorhut. Schicke die besten Reiter meiner Garde los. Gefangennahme einiger französischer Tölpel, folgend ein angemessenes Verhör.
Einige Simpel. Glaube Ihnen alles: demnach ist die Armee Hostun nicht besonders stark. Frage mich weshalb er diesen Vorstoss gewagt hat.
Entscheide ohne Beratung mit meinen Obersten, denke es handelt sich um ungewöhnliche günstige Gelegenheit, lasse unverzüglich Befehl ergehen die Armee in Schlachtordnung aufstellen zu lassen.



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Die niederländische Linieninfanterie



Zum Allgemeinen: Gelände vernachlässigbar, ein kleiner Hügel für die Artillerie. Wir sind leicht überlegen in Zahl der Linien, die entscheidenmde Überlegenheit besitzen wir aber in der Kavallerie.

Meine Schlachttaktik folgernd daraus: Defensive Aufstellung der Linien, ebensoviele wie der Feind in Vorderer Front, der Rest als Reserve dahinter. Lasse diese unbeweglich in Stellung halten.
Der Entscheid kommt durch die Kavallerie, die unverzüglich daran geht gegnerische Kavallerie niederzumachen, danach Feindartillerie zu metzeln und hiernach direkt nach dem feindlichen Hauptquartier zu gehen um ein Maximum an obersten Offizieren, wenn es geht auch den General gefangenzunehmen oder auch niederzuhauen.



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Aufeinandertreffen der Linien, Kavalleriegefecht am Rechten Flügel



Kurz nach Mittag: Der feind verliert keine Zeit, das Gefecht bricht aus. Feind geht vor wie gedacht, Hostun hat keine Überraschung bereit. Ziehe mich selbst auf den Kavalleriehügel zurück, die Übersicht ist gut hier.

Muss dazu sagen, meine grösste Angst liegt in der individuellen Überlegenheit französischer Truppen, die ich persönlich als gegeben erachte. Grosse Tradition und erfahrene Armeen sprechen dafür. Meine Späher haben mir die Gegenwart von mehrerern Spezialregimentern berichtet, darunter Coureurs de bois, scharfschützende Plänkler.



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Schlachtfeld vom Panoramahügel aus



Die Kavallerie erledigt Ihre Aufgabe hervorragend, bricht französische Kavallerie kurz danach auch Artillerie des Feindes auseinander, der kann nicht reagieren. nach der Vernichtung seiner Kavallerie hat er keine Mittel mehr dazu.

General Hostun versucht verzweifelt einzugreifen und fällt kurz darauf in einem selbstmörderischen Kommando. Er war mir heute nicht gewachsen. Möge er in Friede ruhen.
Hernach erachte ich die Schlacht als entschieden an. Linien kämpfen immer noch verbittert, aber unsere Kavallerie hat freie Hand. Ziehe mich in Quartier zurück und überlasse meinen Kavallerieobersten das Kommando, diese wüten nach belieben in des Gegners Rücken, alles Feindliche fällt zusammen und unser Triumph ist sicher.



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Die französische Schlachtordnung bricht zusammen



Feind flieht ungeordnet Rheinaufwärts. Marginalisiert. Entscheide mich nicht zu Verfolgung.
Werden uns stattdessen sammeln und auf den Weg nach Brüssel machen um dort die Stadt zu fortifizieren. Wir müssen nun ein Auge auf diese zweite französische Armee werfen.

Feind hat bis auf einige wenige alle seiner ca 2500 ins Feld geführten Männer verloren, seine Schlachtordnung ist gänzlich zusammengebrochen, ausserdem ist der General Hostun selbst gefallen. Die Armee darf als vollständig besiegt gelten.

Haben selbst 3500 Mann ins Feld geführt und davon etwas weniger als ein Drittel verloren. Erhebliche Verluste. Vor allem die Linie war betroffen, führe das auf individuelle Überlegenheit der Franzosen zurück.

Halte fest: heute einmal mehr Holland gerettet. Zu Schade dass dies uns wenig Sicherheit bringt. Sollten wir einmal eine solche Schlacht an unseren Toren verlieren, dann sind Amsterdam, Rotterdam und Den Haag des Verderbens.
Heute eine Schlacht gewonnen, Krieg noch lange nicht.


gez. Nassau-Ouwerkerk






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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 12. September 2011 01:31






Auszug aus dem Standardwerk: Der Niederländisch-Französische Krieg, von Willem Pieterszoon

Nicht lange nach dem überwältigenden Sieg in den Schneefeldern vor Kleve brach ein tiefer kalter Winter aus. Das siegreiche Heer des Generals Nassau-Ouwerkerk zog sich in ihr Quartier nach Brüssel zurück. Es herrschte ein Gemisch aus Freude über den Sieg und einer unausgesprochenen Unsicherheit und Ängstlichkeit, wegen der an der Grenze lauernden zweiten Armee der noch lange nicht geschlagenen Franzosen.

In Amsterdam, Rotterdam wurden deszeiten fleissig Truppen ausgehoben und mit Waffen ausgerüstet. Zu Teilen Linieninfanterie zu Teilen einfache mit Schwertern bewaffnete Reiter. Ein ausgefeiltes militärisches Konzept hatte man noch nicht. Nicht mal mit Bayonetten war man ausgerüstet. Mittelmass, Standard einer europäischen Kleinmacht. Die Franzosen waren hier mit ihren schlagkräftigen"Bulkeye"-Regimentern und Plänklern weitaus besser ausgerüstet.

Aber die Niederlande hatten dafür massenhaft Geld. Der Handel florierte. Mit Schweden, Grossbritannien, dem Osmanischen Reich erzielte man schwindelerregende Umsätze. Was die Niederländer denn auch härter traf als gefallene Regimenter, waren die immer wieder sich ereignenden Anschläge auf ihre Häfen. Eines Februarmorgens zum Beispiel brannten gleich drei Schwedische Schiffe, mit dem Ergebnis das einige Handelscompagnien den Handel für einige Monate aus Sicherheitsgründen ganz einstellten.

Über den Winter leckte man sich so die Wunden, neue frisch ausgehobene Regimenter aus Bürgerssöhnen von Friesland, Holland und Utrecht wurden nach Brüssel geführt um die Armee Nassau-Ouwerkers zu verstärken.

Als im Frühjahr der lange Winter langsam taute, machte sich Bewegung auf französischer Seite bemerkbar, der gefürchtete Villars, eine stolze Armee anführend, hat den Winter in der Normandie verbracht. Er führte seine Armee über Dijon fast auf demselben Weg wie einst Hostun nach Luxemburg, welches er wie dieser ein Jahr zuvor einnahm, um gleich darauf weiter Richtung Brüssel Marsch aufzunehmen. Es war das zweite französische Heer, stärker als das erste, eine echte Herausforderung für Nassau-Ouwerkerk, dem dieser Tage viel Fürbitte geleistet wurde in den frommen calvinistischen Gotteshäusern auf den Niederländischen Poldern.

Die Stadt Brüssel war dieser Tage in grosser Nervosität, zahlreiche Bürger, den Fall der Stadt fürchtend, zogen sich nach Antwerpen zurück, andere Angst ja nicht auf die falsche Seite zu verfallen flüchteten sich, wenn möglich, auf Ihre Landsitze oder gleich ins Ausland oder nach Amsterdam. Die Stadt war immer noch vom Bürgerkrieg gezeichnet und geteilt zwischen Protestanten und Katholiken, Flamen und Wallonen, sie hatte wenig eigenen Widerstandswillen, nahm hin, wie sie schon die Spanier hingenommen hatte.






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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 15. September 2011 01:14



ZWEITE WALLONISCHE SCHLACHT, JULI 1706



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Französische Artillerieposition




Schlachtbericht des General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande,
an den Statthalter Cullenbergh
Im Juli 1706



Gestern Früh auf Villars gestossen, welcher eine stattliche Armee mitführt. Seit er vor einer Woche aus Luxemburg aufgebrochen ist, ist er schon weit nach Wallonien vorgerückt, ca. 80 Meilen vor Brüssel hab ich seine Armee dann stellen können. Da es bereits Abend war, kam es nicht direkt zur Schlacht, das sollte erst am nächsten Morgen geschehen.

Wir befinden uns inmitten Walloniens. Die Leute sprechen hier französisch. Nicht ganz einfach hier Quartier und Verpflegung zu finden, vermute dass ein Teil der Bevölkerung mit dem Feind sympathisiert.

Meine Armee ist in drei Linienbataillone zu je 4 Regimentern und zwei Kavalleriebataillone zu je zwei Regimentern aufgeteilt. Eine grosse Armee, die grösste, welche die Vereinten Provinzen jemals aufgestellt haben. Der Feind ist leicht kleiner, führt dafür jedoch kampfstarke Spezialregimenter mit sich.

Ich liess die drei Bataillone lang auseinandergezogen nebeneinander aufstellen und zwar so, dass die beiden äusseren Flügel jeweils leicht gekröpft sind.


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Die Schlacht beginnt, die Heere nehmen Schlachtposition an


Kritiker mögen einwenden, ich hätte keine Reserve eingeplant, und meine Schlachtordnung war so weit auseinandergezogen wenig mobil, aber das alles war auch nicht unbeabsichtigt. Mein Ziel war, den Feind zu umfassen. Unsere Linie war aus ausgeführten Gründen auch weitaus länger als die von Villars. Zusätzlich noch, da er Truppen für Spezialzwecke abbestellt hatte und seine besten Rothemd-Regimente hinter der Frontlinie in der Reserve hielt.


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Die Franzosen im Anmarsch.


Heftige Artilleriekämpfe prägten den Schlachtbeginn. Kavallerie ging auf Kavallerie los. Auf diesem Spezialschauplatz lag die zahlenmässige Überlegenheit auf unserer Seite und nur deshalb gelang es uns, zu unserem grossen Glück, die gefährlichen gegnerischen Lanzenreiter zu neutralisieren. Mehr war aber trotz allem vorhandenen Willen nicht möglich. Die gegnerischen Artileriepositionen waren zu gut durch Infanterieregimenter geschützt


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Kavalleriegefecht


Etwa ein bis zwei Stunden später nahm die feindliche Linie den Feuerkampf auf und rückt auf fast der gesamten Linie vor.


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Niederländisches Linienregiment im Feuerkampf


Da unsere Linie wie geplant deutlich länger war, konnten wir erstens die feindliche Linie seitlich leicht zu umfassen beginnen und zweitens die Feindregimenter etwas auseinanderziehen. Da die Lücken im Bereich eines kleinen Waldes aber uneinsehbar waren folgte keine direkte Reaktion unsererseits, wir wollten ja nicht in einen Hinterhalt geraten.


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Den Niederländer versuchen den Franzosen die Flanken einzudrücken


Nache einiger Zeit wurde unsere Überlegenheit langsam klar. In der Mitte der Linie drohte eine Lücke zu entstehen die es uns erlaub hätte die Feindarmee in zwei Teile zu bringen, und die Kavallerie in des Franzosen Rücken einfallen zu lassen.


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Die Französische Schlachtordnung wankt, eine entstehende Lücke bietet der Kavallerie die Möglichkeit in den Rücken des Feindes zu fallen, dessen Heer entzwei zu teilen


Doch soweit kam es nicht. Die Franzosen bliesen in diesem kritischen Moment zu letzten Mittel und begannen auf einem breiten Frontabschnitt einen Nahkampfangriff. Wohlgemerkt beidseitig ohne Bajonette. Chaos entstand. Lücken auf beiden Seiten.


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Die Franzosen werfen nun alles nach vorne, greifen die Niederländer im Nahkampf an.


Doch erwies sich die Niederländische Armee als organisierter in diesem Getümmel, Wir konnten den zuvor erworbenen Vorteil umsetzen und einzelne Feindregimenter von dessen Hauptfront abspalten und separat bekämpfen. So kam es bald dazu dass eines nach dem anderen der Franzosenregimenter die Flucht ergriff und wir zuletzt, wenn auch nicht ohne Verluste, als Sieger auf dem Schlachtfeld zurückblieben.


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Deutlicher Niederländischer Sieg.





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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 15. September 2011 12:04





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Willem Ouderstraat, Sondergesandter der Stadt Utrecht bei der regierung in Den Haag.
Berichterstattung an den Stadtrat Utrechts über Politische Geschehenisse an den Generalstaaten
Im November 1705


(...)ich war als Schreiber zugegen an den Verhandlungen die der Statthalter Cullenbergh mit dem General Nassau-Ouwerkerk letzten Freitag abgehalten hat. Der Statthalter zeigte sich leicht gereizt und ungeduldig, fiel dem alten General oft, wie mir schien, ungehörig ins Wort. Cullenbergh beschwerte sich kräftig gegen die Strategie der Armee: " ab jetzt jedes Jahr eine epische Schlacht in Flandern zu schlagen um die Franzosen ein weiteres Jahr fernzuhalten" Die Generalstaaten, lägen ihm schon im Nacken. Manche dreistere, das Wohl des Staates weniger im Auge habende, schimpfen ihn bereits einen ruhmsüchtigen "Kriegsspieler", er, Cullenbergh, spüre wie die Stimmung langsam gegen ihn kippe. Der Krieg müsse zu einem Ende gebracht werden, die Niederlande wären nicht geschaffen, diesen dauernden Kriegszustand an ihrer Grenze auszuhalten.

Der Zustand mit dem einen grossen Heer sei unhaltbar, er habe entschieden neben dem flandrischen ein zweites, ein holländisches Heer, zu schaffen. Der General sei schon ernannt, es handele sich um seinen jungen Obersten Ouwater. (Anm: Sohn des langjährigen Rotterdamer Ratsherren Ouwater, Reich geworden durch Gewürzhandel mit der Karibik). Wie dies mit dem Mannbestand zu schaffen sei, so die Frage Nassau-Ouwerkerks. Der Statthalter entgegnete, die zweite Armee bilde sich aus der Hälfte des vorhandenen, die flandrische Armee sei sowieso stark überdimensioniert und habe auf ihren Feldzügen der flandrischen Landbevölkerung bisweilen übel zugesetzt.

Nassau-Ouwerkerk protestierte, doch der Statthalter blieb hart. Ich fand es an der Grenze der Ungebührlichkeit, wie Cullenbergh mit dem alten Helden und Vaterlandsretter umgegangen ist

Der Statthalter führte aus, dass einer der Hauptgründe für die Schaffung dieser zweiten Armee der sei, dass man den Krieg nun endlich nach Frankreich hineintragen wolle, die beiden Armeen im Verbund offensiv agieren sollen, sich gegenseitig decken können. Er, Nassau-Ouwerkerk, solle ihm bis Ende Jahr konkrete Pläne für eine Offensive vorlegen. Aber schnell müsse es gehen. Denn eines sei klar, wenn seine, Cullenberghs, Amtszeit abgelaufen sei werde mit grösster Wahrscheinlichkeit ein weniger Armeefreundlicher Oberbefeehlshabender das Ruder übernehmen und die Armee zugunsten der Flotte abbauen. Wenn man handfeste Ergebnisse erzielen wolle, dann sei jetzt der Zeitpunkt. Daraufhin verabschiedete sich der Alte General mit dem Hinweis, dies sei ihm ganz recht, er sei auch nicht mehr der jüngste und wäre sehr geneigt den Erfolg noch selbst mitzuerleben.



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Der neue General der holländischen Armee




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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 17. September 2011 18:21




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Die Lage in Nord- und Mitteleuropa im Jahr 1708




Auszug aus dem Standardwerk: Der Niederländisch-Französische Krieg, von Willem Pieterszoon

Das Jahr ist 1708, Statthalter Cullenbergh befindet sich in seinem vierten und letzten Amtsjahr. Im kommenden Winter werden die Provinzen neue Abgesandte an die Generalstaaten entsenden und diese werden einen neuen Statthalter wählen. Das republikanische System ist unerbittlich, weder Statthalter Cullenbergh noch einer seiner Minister ist es erlaubt, sich der Wiederwahl zu stellen. So soll eine dem Geist des Landes zuwidergehende Anhäufung und Gewöhnung an die Macht verhindert werden.

Cullenbergh will vor seinem Abtritt um jeden Preis noch sein liebstes Projekt umgesetzt sehen, den Feldzug nach Frankreich hinein. Nach der Einnahme von Französisch-Guyana kann dies sein zweiter Grosser Erfolg werden, ein Erfolg beträchtlichen Ausmasses. Bei erfolgreichem Ausgang würde Cullenbergh sicherlich als bedeutender Statthalter in die Geschichte eingehen und seines Lebtages grosse Verehrung bei seinen Landsleuten geniessen.

Die letzten beiden Jahre seit dem grossen Franzoseneinfall hat man auf die Neuaufteilung und -ausrüstung der Armee verwendet. Es gibt nun zwei Armeen, eine flandrische und eine holländische. Mehr Truppen haben die marinefreundlichen Generalstaaten dem ehrgeizigen Statthalter aber nicht bewilligt, so dass beide Armeen eine eher geringe Mannstärke vorweisen.

Der Alte General Nassau-Ouwerkerk war aufgrund seiner Reputation und Erfahrung währenddessen beauftragt Feldzugpläne gegen die Franzosen auszuarbeiten. Dutzende Male fuhr er in Den Haag am Binnenhof vor und stellte seine Plane dem Statthalter und dessen Ministerrat vor, ebensoviele Male musste er erfolglos wieder abreisen, seine Pläne erweitern, verbessern, präzisieren. Der Statthalter war nie zufrieden. Eines Januartages riss ihm schliesslich der Geduldsfaden und er schleuderte dem Alten entgegen: "der Nassau wirds nicht mehr richten, ein Leben voller Heldentaten hat er hinter sich, aber seine grossen Tage scheinen vorbei, wo sind sein Mut, sein Draufgängertum, wir wollen die Franzosen zertrümmern, versteht ihr?... Nein ihr versteht es eben nicht(...)" ... Cullenbergh übertrug zum grossen Missmut des Alten daraufhin die Ausarbeitung des Feldzugs dem jungen neu ernannten General der Holländischen Armee, Gerolt Ouwater. Und dieser lieferte prompt innerhalb weniger Wochen einen Plan der vom Statthalter abgesegnet und innert weniger Wochen auch zur Ausführung gelangte.


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Der Ouwater-Plan (anm: Fehler in der Zeichnung: Hafen Brest sollte Hafen Le Havre heissen)

Man beabsichtigt gegen Strassburg vorzugehen. Die Stadt einzunehmen das Elsass Frankreich zu entreissen, während die zweite Armee Nordfrankreich aufmischt, Le Havre besetzt und ständig Paris bedroht ohne es je wirklich anzugreifen. grosse Pläne sicherlich.
Dieser Plan erfolgreich umgesetzt würde eine ungeheuerliche Demütigung für Frankreich bedeuten, aber nicht dessen Niederwerfung. In Holland getraute man sich damals nicht, direkt nach der französischen Metropole zu gehen, das Land ein für allemal zu besiegen. Wir wissen nicht ob darüber geredet wurde, schriftliche Zeugnisse davon gibt es jedenfalls nicht.

Nassau-Ouwerkerk ist nicht ganz wohl bei dem Unternehmen. Jahrelang hat er gekämpft ist für seinen angriffigen Stil bekannt, aber immer ging es um die Verteidigung des Heimatlandes, oder zumindest die Wiederzusammenführung zusammengehöriger Länder (Eroberung Flanderns) eine "Strafexpedition" gehörte nicht dazu. Seine nach Den Haag gesandten Briefe zeigen seine Skepsis:


27. Mai 1708, Nassau-Ouwerkerk an Cullenbergh:
Armee ist in Marsch gesetzt, sind bereits im Elsass. Dürften Strassburg in einer Woche erreichen. Seltsame Menschen hier, fühle feindselige Stimmung. Bitte Euch um beständigen Nachschub um natürliche Ausfälle zu kompensieren, dazu bedenken Sie die ständige Gefahr in einen französischen Hinterhalt zu Geraten. Desweiteren möchte ich anregen die Holländische Armee statt nach Maubege und Le Havre zu unserer Deckung ebenfalls in Elsass zu berufen. vereint sind wir stärker, zumal es feindliches und unwirtliches Territorium ist.



8. Juni 1708, Nassau-Ouwerkerk an Cullenbergh:
Habe Strassburg erreicht. Späher ausgeschickt und Händler abfgefangen. So wie das Bild, das ich mir gemacht habe, ist inenrhalb der Mauern der Stadt eine starke französische Armee versammelt. Schon seit einiger Zeit. Händler bezeichnen die Stadt als schon seit längerem ein "Kriegslaboratorium" (...)



10. Juni 1708, Nassau-Ouwerkerk an Cullenbergh:
Habe nun die ungefähre Stärke der französischen Armee in den Stadtmauern in Erfahrung genbracht. Demnach dürften gegen die 5000 Mann in Strassburg stehen, weitaus mehr als wir selbst sind. Ansuchen um Erlaubnis zum Rückzug. Ein Sieg und die Einnahme der Stadt sind unter diesen Bedingungen schwer vorstellbar und ich möchte meinen Truppen keine wissentlich unmögliche Tat zumuten (...)



Doch Statthalter Cullenbergh ist nicht gewillt, sich seine grossen Pläne im letzten Moment von einem missmutigen alten General kaputtmachen zu lassen und er schreibt zurück:


Juni 1708, Cullenberg an Nassau-Ouwerkerk:
"Habe Euren Bericht Empfangen. Muss erwähnen, es ist alles im Bereich des Erwarteten. Der französische König Louis XIV ist ein Kriegstreiber und hat in den letzten zwei Jahren eine Armee gesammelt, mit der er nach Flandern einfallen will, um seine vormalig so desaströs fehlgeschlagenen Versuche vergessen zu machen. Nun aber stellen wir ihn überraschend in seinem eigenen Land, bedenken Sie die ungeheuren Vorteile. Demnach fordere ich auch kein Kampf bis aufs Letzte. Eine Andauernde Schwächung des Feindes ist was wir brauchen. Seien sie Blutsauger, Wadenbeisser. Eine lange Belagerung. Lassen sie sich nicht zerschlagen, halten Sie ihren Infanteriebestand. Wir werden Sie grosszügig mit Artillerie versorgen, und ihre Verluste so gut es geht ersetzen..."




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Flandrische Armee vs. Französisch-Elsässische Armee