[AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

AAR zum Spiel u.a. Empire: Total War

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wevie_stonder
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[AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 14. Januar 2011 13:00

Hier ensteht ein Empire Total War AAR, gespielt auf Darth Mod Ultimate Campaign

Das Land sind die Vereinigten Provinzen der Niederlande, ein kleines aber feines Land. Vor allem gefällt mir der Schwerpunkt auf dem Seehandel.

Ich bin kein erfahrener Spieler, werde deshalb wohl auch einige Schlappen hinnehmen müssen. Nach jeder "Session" werde ich hier meine Eindrücke in einer hoffentlich genehmen Art und Weise niederschreiben. Ich ermutige meine Leser sich aktiv einzuschalten, sozusagen praktisch meine Generalstände zu sein (natürlich nur mit beratendem Recht). Mehr dazu heute Abend, denn dann wird das Spiel beginnen.


So es gibt einige Hauseregeln um das Spiel ein bisschen interessanter zu gestalten, ich werde diese kontinuierlich erweitern:

  • Ich lege grossen Wert auf Rollenspielelemente und versuche mich so weit es geht in die Köpfe der regierenden Männer/ Gruppen hineinzudenken, ein Regierungswechsel kann daher gut zum überdenken einer Strategie führen. Kommt zB ein extremistischer Protestant ans Staatsruder wird es kaum eine Allianz mit Spanien oder dem höchstkatholischen Kaiser geben, eher einen heiligen Krieg gegen die beiden.
  • Der Schwerpunkt liegt eindeutig nicht auf dem militärischen, NL ist eine Handelsnation, interen Kräfte werden versuchen das Militär v. a. das zu Land immer so weit es geht zu beschränken
  • Deshalb werden bevorzugt nichmilitärische Gebäude gebaut. Die militärische Infrastruktur wird solang es möglich ist überhaupt nur in der Provinz Holland ausgebaut, da man anfänglich nur dort loyale Truppen kriegt. Andernorts gibt es nur minderwertige Truppen. Damit eine Provinz von den Generalstaaten das Vertrauen erhält selbst eine schlagkrälftige militärische Infrastruktur auszubauen muss sie erstens vollständig protestantisch sein, schon lange in den Niederlanden dabei sein und deren Staatsidee voll mittragen. Es wird hier wahrscheinlich v. a. um Provinzen auf fremden Kontinenten gehen. kann mir vorstellen, dass mit der Zeit "Vizehauptstädte" dort entstehen.
  • Die Friedensfraktion in NL ist sehr gross. Diplomatie wird vorgezogen.
  • Zu beachten dass zur Spielzeit die meisten gesellschaften absolutistisch regiert sind, die republikanische Idee von NL des Teufels gilt. Grosse vormals absolutistischee provinzen in Europa können von der Republik der Niederlande nicht dauerhaft einverleibt werden, da gibt es zuviel internen Widerstand lokaler Eliten usw. sie können bloss zeitweilig militärisch besetzt werden. Die Ausnahme ist Flandern, das eine gemeinsame Geschichte mit NL vorweisen kann.
  • Was passiert ist ist passiert, Neuladen ist auch bei groben Fehlern keine Option
  • Militärischen Zugang zu gewähren alleine um eine Kriegserklärung zu verhindern ist nicht erlaubt
  • Aufrüsten von Einheiten ist nur innerhalb einer vollständig befriedeten Stadt erlaubt, sofern die jeweilige Einheit in dieser Stadt überhaupt ausgehoben werden kann. (bedeutet das höherwertige Truppen nur in der provinz Holland nachgerüstet werden können)
  • Für den Transport von Armeen ist eine genügende Anzahl von Schiffen notwendig. Eine Einheit benötigt ein Schiff.
  • Steuerbefreiung zur Befriedung von neu eingenommenen Provinzen ist nicht erlaubt
  • Sturmangriffe auf Festungen sind nicht erlaubt, Belagerungen müssen ausgesessen werden.

Dies ist sozusagen eine Liveberichterstattung, alles was hier geschrieben wird ist eben erst passiert, deshalb ist Spielinterne Anregung ebenfalls willkommen.

sonstige Kommentare am besten in meinen Kommentarthread:

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Re: AAR - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 14. Januar 2011 23:25



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"Der Palast" in Amsterdam, nicht der Sitz des Statthalters, sondern eine Art Rathaus der Stadt


Vor dem 16. Jahrhundert existierten auf dem Gebiet der Niederlande eine Reihe Fürstentümer unter der Oberherrschaft des Heiligen Römischen Reiches. Mit der Zeit kam man unter die direkte Herrschaft der Habsburger, die nach und nach mehr Territorien kontrollierten, darunter Österreich und Spanien.

Im 16. Jahrhundert vereinigten sich die mehrheitlich protestantisch gewordenen Länder gegen die katholischen Habsburger. Der Aufstand sollte rund 80 Jahre dauern und am Ende steht für die nördlicheren Gebiete der Niederlande die Unabhängigkeit als Vereinigte Niederlande.

Mit der Unabhängigkeit begann ein goldenes Zeitalter. Kultur, Handel und Wissenschaft florierten. Niederländische Händler schwärmten in die ganze Welt aus, die Marine war eine der stärksten Europas. Man wagte sich in Kriege gegen so mächtige Nationen wie Frankreich oder England.

1700 sind die Niederlande eine mächtige Seefahrende Nation. Da ihr "Statthalter" Willem von Oranien zeitgleich als König Englands fungiert ist man mit diesem Königreich alliiert, dafür hasst man die Spanier, die immer noch Flandern, den südlichen Teil der eigentlichen Niederlande kontrollieren. Die Österreicher mag man aus historischen Gründen ebenfalls nicht und vor den Franzosen hat man Angst. Dafür ist man ein potentieller Verbündeter der ebenfalls protestantischen Preussen oder Schweden.

Die Niederlande sind eine Republik. Die Generalstaaten, das Parlament, das aus Abgeordneten der verschiedenen Provinzen gebildet wird, regiert das Land. Oberster Funktionär der Generalstaaten ist der sogenannte Ratspensionär einer der mächtigsten Männer im Lande.
Die andere mächtige Instanz ist der sogenannte Statthalter. Er ist kein eigentlicher Monarch, erinnert aber an einen. Er ist das formale Staatsoberhaupt und führt die Armee und die Marine.



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Re: AAR - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 15. Januar 2011 02:07


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Grosswerft in Amsterdam




Frühjahr 1700


Abgefangener Bericht des Venezianischen Botschafters an die Signorie in Venedig, Februar 1700

(...) Diese Niederlande nehmen sich die Dreistigkeit, als das neue Venedig aufzutreten. Gewisse Ähnlichkeiten kann man nicht leugnen, die vielen Kanäle und das Gespür in Handelsfragen, doch ist ihre Verfassung nicht zu vergleichen mit der unseren. Der Statthalter, Willem von Oranien, ist ja bekanntlich nebenher noch König von England oder umgekehrt. Ich denke aber die Briten geniessen mehr Seiner Aufmerksamkeit, weil hier in Amsterdam erdreistet sich mancher Bürger gegen den Quasimonarchen aufzubegehren und macht ihm das Leben schwer. Willems grosser Gegenspieler ist der Alte Ratspensionär, Adelbert Jakobsen, er ist Willem überlegen. Jakobsen ist vielleicht der geschickteste und sicher einer der reichsten Handelsmänner der Generalstaaten, sein Ziel scheint zu sein, die Weltmeere mit holländischen Flaggen zu fluten. Über kurz oder lang dürfte Jakobsens Handelssinn mit Willems Kriegersinn kollidieren. ich muss nicht weiters erwähnen dass die allerdurchlauchteste Republik Venedig von einem Sieg Willems in diesem Konflikt nur profitieren könnte (...)


-x-x-x-



Aus der Sitzung der Generalstaaten vom 2. März 1700

(...) Diesen Winter waren alle unsere Werften, in Rotterdam, in Curacao, in Guyana und in Ceylon damit beschäftigt den umfassenden, von den Handelscompagnien kommissionierten Schiffsraum zu erstellen. Diese Schiffe werden nach Fertigstellung wie uns der Herr Gesandte van Linschoten (Ratsdirektor für die Seefahrt) mitteilt nach Handelsplätzen in Ausser-Ostindien, wo bereits niederländische Handelsschiffe im Gewürzhandel aktiv sind, an die brasilianischen küsten und nach Afrika, wo der Elfenbeinhandel von den Portugiesen übernommen werden sollte, gesandt. Unsere Werften sind mit diesen Kommissionen so beschäftigt dass keine Handwerker und kein Holz für den Kriegsschiffbau mehr vorhanden ist. Parteigänger des Statthalters Willem, so sehr sie in diesem Rat in der Minderheit sich befinden, erheben Einspruch und weisen auf die verletztlichkeit der kleinen Niederlande hin "Frankreich und Spanien rüsten in diesem Moment gegen uns, und alles woran die Hohen Herren aus Amsterdam denken, ist ihr Handelsprofit" (...)


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Zuletzt geändert von wevie_stonder am 16. Januar 2011 12:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: AAR - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 15. Januar 2011 18:43


Intermezzo

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Die Allgemeine Lage der Niederlande in Europa im Jahre 1700 sei allgemein schnell dargelegt, damit sich der Leser ein ungefähres Bild machen kann:

Die Niederlande sind ein kleines hoch entwickeltes Land im nördlichen Teil Europas. Im Osten grenzt man an die beiden Kleinstaaten Hannover und Westfalen. Zu beiden werden einträgliche Handelsbeziehungen unterhalten.
Im Westen sieht es weniger gut aus. Flandern oder die spanischen Niederlanden sind nach dem Achtzigjährigen Krieg unter Spanischer bzw. Habsburgischer Vorherrschaft verblieben, deswegen werden diese Gebiete zur Hälfte auch noch von Katholiken bewohnt. Die Niederlande haben zwar Frieden mit den Spaniern, die Beziehungen sind aber denkbar schlecht. Viele Ratsherren in den Generalstaaten argumentieren, man müsste die andauernde latente Gefahr die von den Spanischen Niederlanden ausgeht mit einer Invasion beenden.

Die Situation wird sicherlich nicht dadurch verbessert, dass westlich angrenzend Flanderns das mit Spanien verbündete Frankreich liegt. Frankreich blickt argwöhnisch auf den Erfolg der Niederlande und ist ebenfalls eine grosse Gefahr für die Sicherheit und das Wohlergehen der Vereinten Niederlande.

Der einzige Alliierte in der Gegend ist England, ein anderes Nichtkatholisches Königreich mit dem man das Staatsoberhaupt teilt. Die Frage ist, ob dieses Bündnis Abschreckung genug ist um Frankreich und Spanien im Zaum zu halten.


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In Amerika hält man die karibische Insel Curacao, wo vor allem Zuckerrohr angebaut wird, sowie einen Küstenstreifen in Guyana, der zahlreiche Minen im Hinterland besitzt. Beide Stützpunkte haben eine Schiffswerft und können auch als Ausgangspunkt für einen regen Brasilienhandel dienen.
Neben den Niederlanden haben auch die beiden Rivalen Frankreich und Spanien in dieser Gegen besonders viel Besitzungen.


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In Indien hält man die Insel Ceylon, eine komfortable, weil sichere Ausgangslage, um dereinst auf dem Subkontinent oder im Ostindienhandel (Indonesien) einzugreifen.


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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 16. Januar 2011 22:09




Mai 1700, Den Haag, Rittersaal, Versammlung der Staten-Generaal



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Der Ratspensionär Adelbert Jakobsen spricht zur Allgemeinen Lage der Union. Die Abgesandten der Provinzen haben nach einem reichlichen Mittagessen ihre Plätze im Rittersaal zu Den Haag eingenommen. Die gesamte politische Prominenz des Landes ist hier versammelt. Nur eine wichtige Persönlichkeit fehlt. Statthalter Willem, das Staatsoberhaupt, befindet sich in seinem Zweitkönigreich England und lässt sich vertreten. Nicht wenige vermuten eine beleidigte Haltung Willems, dem die Ratsmehrheit letztens hochtrabende Rüstungspläne vereitelt hat.

Die Rede beginnt unverbindlich, Formelhafte Anrufgungen an Gott, Floskeln und Zahlenreihen ...

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... doch im Saal kommt im Laufe der Rede ein immer lauter werdendes Murmeln auf. Die Handelsseinnahmen sind ungewöhnlich tief....

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Nach einigen Zwischenrufen muss Ratspensionär Jakobsen die Staten-Generaal darüber informieren, dass viele erwartete Schiffe aus Indien gar nie in den Niederlanden angekommen seien.

In den indischen Gewässern toben Kämpfe.

Es begann in Ostindien, als eine von Kampfschiffen begleitete niederländische Handelsflotte, die auf dem ostindischen Archipel mit Gewürzen handelt, von dem bekannten spanischen Freibeuter Federico Calles aufgegriffen wurde. Ein langer Kampf entbrannte, ungeschickte Manöver führten die nNiederländer in eine ungünstige Lage, die Schaluppe Wulverhorst sank, zwei weitere Handelsschiffe wurden von den Piraten geentert. Die drei restlichen Schiffe ergriffen in der zu einem Durcheinander verkommenen Schlacht die Flucht. So hätten wenigstens die Wolferswinkel, eine Fregatte der sechsten Klasse und zwei weitere Ostindienfahrer fliehen können und befinden sich nun auf dem Weg in den schützenden Hafen nach Ceylon. Die Handelseinnahmen aus Ostindien fallen damit natürlich vorwerst weg.



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Die sinkende Wulvershorst

Zur gleichen Zeit seien Berichte von Piratenüberfällen vor der afrikanischen Ostküste in Ceylon angelangt. französische Freibeuter mit einem starken Verband kleinerer Schiffe sollen die Gegend unsicher machen. Zahlreiche niederländische Händler auf dem Weg von Ceylon nach Europa seien ausgeraubt worden.

Die vor Ceylon liegende Flotte sei nicht genügend stark um die Lage schnell zu breinigen. Diese schlimme Situation zeige beispielhaft auf, wie wichtig es sei eine starke Flotte vor Ort zu haben. Die Werften sind momentan mit dem Bau von Handelsschiffen beschäftigt, doch man komme wohl nicht darum danach auch neue Kampfschiffe zu kommissionieren. Es solle sichergestellt werden dass der gesamte Handel in Ostafrika und Ostindien von Ceylon aus kontrolliert werden könne.

Er erklärt, dass man Guyana für Brasilien, wie Ceylon für Ostindien, benutzen will, nämlich dafür, den dortigen Handel zu kontrollieren. Deswegen brauche man auch in Guyana eine starke Flotte, welche Piraten und eventuelle Feinde in Schach halten könne.

Sowieso sei die Lage in den Kolonialmeeren vor allem so, dass sichergestellt werden müsse, dass die niederländische Flotte an dem jeweiligen Orte unangefochten stark und unangreifbar sei, damit man diese Plätze kontrolliere.

Nachdem sich die Ratsversammlung nach diesen Erklärungen einigermassen beruhigt hat, macht der Ratspensionär darauf aufmerksam, dass neben den prächtigen zahlreichen Bauwerken und Strassen die in den Kolonien im Bau seien, sämtlichen Städten "jenseits der See" bis auf weiteres alle Steuern erlassen sind. Sofortige Unruhe im Saal: "Verschwörung...", "Wollen Sie uns ausbluten Herr Jakobsen...", "Vetternwirtschaft, sie bereichern sich und ihre Mitverschwörer damit...", "Alle Opfer für den Handel, was?...""und wer zahlt unsere Truppen?...", zahlreiche weitere Zwischenrufe ergeben sich, bis Jakobsen schliesslich weiterfahren kann und der Versammlung erklärt, dass man Niederländer dazu ermutigen will diese Kolonien aufzubauen und es dazu solcher Erleichterungen bedarf.

Dasselbe sei für Europa nicht möglich fährt Jakobsen fort. Hier konzentrieren wir uns vor allem darauf die Ruhe zu bewahren und hoffen auf ein freundliches Auskommen mit unseren Nachbarn.
In Europa werden keine Heere gemustert und keine Kriegschiffe gebaut, hier regiere der Handel, neue Häfen, Schulen und Fabriken seien das Ziel.

Dies sei nun für jeden ersichtlich, unter grosser Anteilnahme, auch einiger hier anwesenden Abgesandten seien vor einem Monat zwei Regimente von Pikenieren sowie ein Milizregiment aus Bürgern ausser Dienst gesetzt und nach Hause geschickt worden. Jakobsen bemerkte darauf, dass diese Männer dringender bei den Flotten und in den Ostindienkompanien gebraucht würden, als in Niederländischen Kasernen rumzusitzen, er stünde sowieso einer zu mächtigen stehenden Armee sehr ablehnend gegenüber, man wisse ja aus gewissen Nachbarländer, wie gewaltsüchtige Alleinherrscher so ein Instrument missbrauchen könnten.

Weiters besprach Jakobsen zahlreiche Ernennungen von Beamten und Militäroffizieren die gelegentlich Teile der Versammlung nochmalig sehr zu erregen vermochten (...)



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Zuletzt geändert von wevie_stonder am 17. Januar 2011 02:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 17. Januar 2011 00:03





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BEKANNTMACHUNG - KRIEGSZUSTAND
Der Bürgermeister der Stadt Amsterdam

Bürger der Stadt Amsterdam und Ihrer Kolonien
Am 3. Dezember 1700 hat das Königreich Frankreich den Vereinigten Niederlanden den Krieg erklärt

Das Königreich Frankreich hat keine Verbündeten zum Kriegseintritt aufgefordert, Deshalb befinden wir uns nicht im Krieg gegen Spanien. Es wird daher keinen sofortigen Einmarsch nach Flandern geben.

Die Vereinigten Niederlanden haben Ihrerseits alle Ihre Verbündeten, England, und die neuen Bündnispartner Westfalen und Hannover zum Kriegseintritt aufgefordert, alle sind dem nachgekommen und befinden sich nun ebenfalls im Krieg gegen Frankreich

Der Kriegszustand bedingt folgende Massnahmen:

  • Es wird im gesamten Regierungsgebiet eine Kriegssteuer erhoben
  • Alle am Hafen liegenden französischen Schiffe werden in Besitz der Stadt Amsterdam genommen. Es findet in den kommenden Wochen eine Versteigerung des dadurch erbeuteten Guts statt.
  • In den Niederlanden werden ab sofort diverse Regimenter ausgehoben. Die Städte Amsterdam, Rotterdam, Utrecht, Leiden, Haarlem, Alkmaar, Naarden , Dordrecht und Vlissingen sind mit der Organisation dieser Aushebungen beauftragt, Bürger sind aufgerufen sich freiwillig zu melden
  • Alle Kolonien zahlen ab sofort Steuern, unsere Einkommen werden dadurch geradezu verdoppelt. Das zusätzliche Geld wird für die Rüstung verwendet
  • Die Schiffswerften in Rotterdam und Amsterdam werden ab sofort gänzlich auf den Bau von Kriegsfregatten umgestellt, alle privaten Aufträge an die Werft werden bis auf weiteres ausgesetzt.
  • Die Stadt Amsterdam bestimmt einen Teil Ihrer Handelsflotte als Versorgungsflotte für die Niederländische Ostsee-Kriegsflotte die ab sofort mit der Belagerung Französischer Häfen beginnen wird.
  • Kaperbriefe gegen den Französischen Handel werden ab sofort von der Bürgermeisterei ausgegeben
  • Es wird ab sofort ein allmorgendlicher Kriegsgottesdienst in der Nieuwe Kerk abgehalten. Die Spenden werden für Kriegswitwen und Kriegsopfer verwendung finden

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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 17. Januar 2011 23:03





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Auszug aus "Memoiren eines Indienhändlers", von Anthonie de Graeff

(...) Im Dezember 1700, als uns Frankreich wie aus heiterem Himmel den Krieg erklärt hat, herrschte eine seltsame und aufgeregte Stimmung in den Niederlanden. Nur Wenige Wochen zuvor hat noch der Alte Jakobsen, der zu dieser Zeit noch Ratspensionär war, mehrere Regimenter aufgelöst. Da war Goldgräberstimmung. In den Kolonien, Guyana und Ceylon hat man neue Gold- und Edelsteinminen erschlossen. In diese Stimmung hinein kam diese französische Kriegserklärung. Und jeder hat sich ein bisschen davor gefürchtet, denn der französische Sonnenkönig, dieser Louis Quatorze, der mächtigste Herrscher des Abendlandes, der dem Kaiser und seinem verkommenen spanischen Abkömmling die Stirn bot, das war schon ein eindruckserweckendes Bild. Das hat uns alle beeindruckt, wenn wir auch vordergründig immer gegen die königlich-katholische Allmacht schimpften.

Ich war zu der zeit als Schreiber bei meinem Schwiegervater in Hoorn beschäftigt, einer kleineren Stadt nördlich von Amsterdam. Unsere Familie war nicht reich, aber mein Schwiegervater hatte Schiffe mit der Flotte nach Amerika gesandt und so waren wir alle als erstes natürlich um die Sicherheit des Handels besorgt. Und wie wir dann später an diesem Tag in Amsterdam angelangt sind, so schien es allen anderen dort gleich zu gehen. Das finde ich auch heute noch das eindrücklichste wenn ich zurückdenke. Da herrscht Krieg, ein scheinbar übermächtiges Reich steht vor unseren Toren, eigentlich müssten wir unsere letzten Reserven mobilisieren unsere Kinder in den Krieg schicken, aber worüber sich die Leute am meisten sorgten war der reibungslose Ablauf des Handelsverkehrs. Heute weiss ich, sie hatten nicht ganz unrecht. Es waren unermessliche Reichtümer die uns mit den Schiffen erreichten. Holland ist eines der besten entwickelten Länder Europas, aber bei uns zu Hause erwirtschaften wir knapp einen Fünftel von dem, was uns über das Meer zufloss.

(...)

Ich hatte nähere Einblicke in dieses System, als ich meinen Schwiegervater, der nicht Lesen und schreiben konnte, nach Den Haag begleitete. Er nahm als Abgesandter der Stadt Hoorn an jener berühmten Sitzung der Staten-Generaal teeil, die Willem III. das Kriegskommando übertrug.

Es war eine spezielle Stimmung. Es war nicht festgeschrieben, aber traditionell übernahmd er Statthalter im Kriegssfall die Regierunsgewalten von den Staten-Generaal. Das erste Mal seit über vier Jahren verlies Willem III. dazu London Richtung den Niederlanden. Willem III. war in den Staten-Generaal mit seiner Partei in deutlicher Minderheit und hatte sich mit einigen einflussreichen Persönlichkeiten, wie dem Ratspensionär Jakobsen überworfen. Aber doch waren die Staten-generaal bereit Willem III. seine "rechtmässigen Kriegsbefugnisse zu übertragen. Im Gegensatz musste auch Willem sich auf die Kenntnise bislang generischer amstführender Abgesandten verlassen, er konnte ja in so einer Situation nicht die gesamte Beamtenschaft austauschen. Willems Erzfeind Jakobsen, wurde natürlich sofort entlassen, aber die Direktoren für Seefahrt, Heereswesen, die Statthalter in Indien und Amerika waren ihrem neuen Herren sofort zu Diensten.



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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 17. Januar 2011 23:27





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Auszug aus "Memoiren eines Indienhändlers", von Anthonie de Graeff

(...) Am zweiten Tag nach der formellen Übertragung der Regierungsgewalt an Willem III. behandelten die Staten-General die Kriegsführung.

Des Morgens liessen wir zahlreiche Karten, statistische Darstellungen und Aufzählungen über uns ergehen, Seefahrtsverständige, Generale und Offiziere versuchten sich vor der Versammlung und vor Willem III. möglichst gut zu verkaufen.

Im Ersten Teil behandelten Wir dabei die Marine. Die Niederländischen Seestreitkräfte teilen sich offenbar auf ungefähr drei gleich starke Teile auf. je eine Flotte in Europa, Indien und der Karibik.

    1) Ostseeflotte unter dem Kommando von Admiral van Almonde, Sie ist die Heimflotte, jedoch deutlich schwächer als z. B. die englische Heimflotte, sie liegt momentan im Ärmelkanal
    • Fr. 5te Klasse: Wulvershorst
    • Fleute: Wreker
    • Fr. 6te Klasse: Zandvoort
    • 2 Briggs

    2) Die Indische Flotte, sie kreuzt vor der ostafrikanischen Küste auf Piratenjagd um den Seeweg nach indien freizuhalten, Der Admiral sei vor einigen Monaten verstorben, das Kommando hat ein der Versammlung nicht bekannter Offizier
    • Fleute: Castricum, in Ceylon liegend
    • Fr. 6te Klasse : Wolfswinkel
    • Fr. 6te Klasse : Oranjegalej
    • 1 Brigg
    • 1 Schaluppe

    3) Die Karibische Flotte unter dem Kommando von Admiral Callenburgh, Sie kreuzt vor der Brasilianischen Küste, wird jedoch nach Guyana zurückbeordert, Sie dürfte nach ANsicht unserer Seefahrtsspezialisten eine der stärksten Flotten in der Karibik sein
    • Fr. 5te Klasse: Oranje
    • Fleute: Ridderschap
    • Fleute: Amstelveen
    • Fr. 6te Klasse: Pauw
    • 2 Briggs
    • 2 Schaluppen

Danach haben wir lange Seekarten studiert. Verschiedene Offiziere haben je Ihre Pläne präsentiert und sich teilweise gehörig aufgespielt. Eines hatten Sie aber gemeinsam In Europa scheint man alleine defensiv zu agieren, und fürchtet vor allem anderen eine amphibische Invasion Frankreichs. In der Karibik verhält man sich ebenso, eine Invasion von Guyana, das mit seinen Minen einen beträchtlichen Teil der Kriegskosten abdecken dürfte, wurde mehrfach als allergrösste mögliche Katastrophe dargestellt. Seltsamerweise hat niemand über Indien gesprochen.

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Marinepläne für Europa

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Die karibischen Pläne



Auf der Heeresseite gab es weniger Gestürm, hier sieht es auch weniger komfortabel aus. Die Niederlande haben kein stehendes Heer. Es gibt einige Regimenter die dauerhaft in Amsterdam stationiert sind, die sonstige Union und die Kolonien besitzen lediglich einige Bürgerwehren und lokale Milizen.


    Die kleine Armee in Amsterdam setzt sich wie folgt zusammen
    • 1 Kavallerieregiment
    • 2 Artillerieregimente
    • 1 Lnienregiment
    • 1 Milizregiment

Die Stadtregierungen von Amsterdam, Rotterdam und Utrecht haben der Versammlung erklärt, dass sie momeentan im Begriff seien, zwei weitere Linienregimenter aufzustellen. in ca. zwei Monaten müssten diese voll gerüstet für die Verteidigung der Stadt Amsterdam zur Verfügung stehen.

Im Anschluss richtete der Alte General van der Ouverkerk, der Kommandant der kleinen Amsterdamer Armee, das Wort an die Versammlung. Er beschwörte unseren Verteidigungsgeist und versprach Amsterdam für mindestens ein bis zwei Jahr halten zu können unter allen Umständen. Er bat jedoch die Versammlung um weitere Linienregimenter, damit Amsterdam unneinehmbar werde.

Danach erklärte Willem III. die Versammlung für beendet, verliess darauf wortlos den Saal und liess uns Abgesandte etwas ratlos zurück.



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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 20. Januar 2011 13:55





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Auszug aus "Erinnerungen aus Guyana", von Coenraad Schimmelpennink

Im Frühjahr 1701 erreichte uns über Handelsschiffe aus der Heimat die Meldung der französischen Kriegserklärung.
Es war seltsam, nun mit den Franzosen im Krieg zu sein. Weil nur wenige Tagesreisen mit dem Schiff nach Süden, lag französisch Guyana. Freundschaftsbesuche waren die Regel.

Es ankerten auch an dem Tag einige französische Schiffe in unserem Hafen. Der Stadtkommandant liess sie abziehen, nachdem er Ihnen die Waffen abgenommen hatte.

Paramaribo war ein sehr umtriebiger Hafen. Im Inneren Guyanas waren in den Jahren zuvor zahreiche Edelstein- und Goldminen erschlossen worden. All diese Reichtümer liefen durch unseren Hafen, das zog viele Glücksritter aus ganz Europa an.

Aber die Stimmung änderte sich. Einige Wochen nach der Kriegserklärung erreichten neue Offiziere und Kriegsbeamte die Kolonie von den Niederlanden her. Es waren Leute Willems. Sie waren nicht zum Handeln gekommen, sie waren zum Kriegführen da.

Es wurden Ausgangssperren verhängt. Alle in der Stadt ansässigen Männer wurden zum Dienst an der Waffe verpflichtet. Leute wurden losgeschickt um die innerhalb der Kolonie ansässigen Bauern zu bewaffnen und deren Söhne einzuziehen. Willem sah uns offenbar als Frontprovinz.

Ich war im 2. Milizregiment eingeteilt, Frühmorgens vor der Arbeit und Abends nach der Arbeit mussten wir zusammentreten, Übungen machen, es war eine schreckliche Mühsal, vor allem in diesem tropischen Klima.

So zogen die ersten Kriegsmonate dahin und es dauerte nicht lange, bis die ersten Hiobsbotschaften eintrafen. Erst die Katastrophe mit der indischen Flotte, die bei dem Versuch Afrika auf dem Weg nach Europa zu umrunden von Piraten gestellt wurde, diesen erst Paroli bieten konnte, danach aber gejagt und erneut gestellt und schliesslich vollkommen versenkt wurde. Nicht ein Überlebender. Stolze Schiffe, die wir einst im Hafen Rotterdams bewunderten, wie die Fregatten Sechster Klasse Wolfswinkel und Oranjegalej lagen nun auf dem Meeresboden.

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Die versenkte Indische Flotte


Noch härter aber traf uns die Sache mit den Brasilianischen Händlern. Brasilien lag vor unserer Haustür, wir kannten die Schiffe und die Leute. Nachem man die Flotte zu Ihrem Schutz abgezogen hatte, um unseren Hafen in Paramaribo und die Seeroute nach Europa zu schützen, wurden Sie alle von Piraten aufgespürt, gejagt, ausgeraubt und versenkt.

Wenigstens litt der Handel während all dieser Zeit nicht. Wir kontrollierten Die Seerouten in der Karibik. Unsere Flotten blockierten die wichtigsten französischen Häfen (Le Havre, franz. Guyana) niemand ausser der Piraten wagte einen Übergriff auf unsere Schiffe.

Die Gefahr kam von woanders.

Im März blieben die Warenzüge von den südlichen Farmen aus. Unsere daraufhin losgesandten Erkunder kehrten nicht zurück.
Bald darauf wurde uns der Grund klar. am 20. März stand Frankreich mit einer grossen Anzahl Verbündeter Indianer vor unsrer Stadt. Die Franzosen wollten unser "glänzendes Juwel" Paramaribo sozusagen im Handstreich nehmen.

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Die Franzosen vor Paramaribo

Willems Offiziere haben das geahnt. Drei Milizregimenter waren mittlerweile in Waffen gesetzt und konnten sich den Franzosen entgegenstellen. In der glühenden Mittagssonne standen wir da, ich kollabierte fast bei der Hitze. Doch die anrennenden indianer hatten gegen unsere Musketen einen schweren Stand, am zweiten Tag brachen die Franzosen Ihre Versuche ab, mussten geschlagen die Rückreise antreten. Unsere eigenen Verluste hielten sich zum Glück in Grenzen.

Wir waren stolz, dass wir unsere Stadt som erfolgreich verteidigen konnten, aber unsere Militärkommandanten liessen uns nicht ruhen, beschworen stattdessen die eben aufgezeigte Gefahr. Die Franzosen können jederzeit wiederkommen, ja werden wiederkommen, deshalb müssten wir zur Gegenoffensive weitergehen. Am folgenden Tag wurden Verhandler zu den lokalen Indianern geschickt um diese für einen Vergeltungszug auf französisch Guyana zuwerben.

So vergingen unsere Tage, und selbst die Nachricht, dass eingetroffen sei, was wir alle schon längst befürchtet haben, nämlich dass Spanien auf Seiten Frankreichs in den Krieg miteingetreten sei, konnte uns nicht mehr wirklich unsere Zuversicht erschüttern.




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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 2. Februar 2011 19:08





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Offiziersquartiere in Den Haag



Aus dem Kriegstagebuch,
von General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande
Den Haag, Im Februar 1702


Diesen Morgen sind mein Stellvertreter, General Waldeck, Statthalter Willem III. und ich zur Feier der Rückkehr unseres Statthalters nach seinem Englandaufenthalt, unsere Regimenter abgeritten. Ich habe Sie am Strand vor den Haag in einer Reihe nebeneinander aufstellen lassen. Ein eindrückliches Bild, unaufhörliche Reihen von Männern. Willem war sichtlich stolz. Acht Linien-, Zwei Kavallerie- und nochmals zwei Kanonierregimenter, und nicht zuletzt die schönsten aller Truppen mein persönliches und General Waldecks Kavalleriekompanien.

Ein Morgen voller junger Gesichter. Man sah den Männern an, dass Sie zuvor noch nie in einen Krieg gezogen sind, Sie müssen Ihre Tauglichkeit erst noch beweisen. Doch erschienen sie mir stolz und entschlossen. Holland und die Niederlande können viel von Ihnen erwarten.

Nachmittags haben wir in der Residenz des Statthalters zusammen mit Willem III. und meinen obersten Offizieren eine Lageberatung abgehalten. Ich habe meine Einschätzung dargelegt, dass unsere Armee nun genügend stark sei das Territorium der Niederlande selbst zu verteidigen, unsere Beispiellose Anstrengungen eine solche mächtige Armee so schnell auszuheben aber nicht allein mit defensiven Vorhabungen zu rechtfertigen sei. Dies in Augen unserer Verbündeten und nicht weniger wichtig unserer feinde sogar schandhaft und feige sei. Wir haben diese Streitmacht geschaffen und müssen Sie nun nützen. Ich habe auf einen schnellen Vormarsch nach Brüssel hin gepocht. Meine Offiziere waren eifrige Unterstützer meiner Sache.

Aber Statthalter Willem III. schien nicht besonders fokussiert, es ist mir auch nicht untergekommen, als müsse man ihn von diesem Vorhaben noch sonderlich überzeugen, aber er hat doch vorgebracht, er fürchte sich vor einem überstürzten Vorpreschen. Starke französische Verbände lagern nicht weit der niederländischen Grenze. Wir hätten nur eine Armee, Einen Fehler könne man nicht so leicht korrigieren.

Er versicherte uns aber, dass ein Angriff für die nächsten sechs Monate sicher zu erwarten sei, dass in uns die ganzen hoffnungen der Union liegen und seine Gedanken immer mit unserem Vorhaben sind.

(...)


Bild
Die Situation der Niederlande und der ihnen feindlichen Nachbarn im Jahre 1702


Bild
Die Niederländische Armee im Jahre 1702


Bild
Die in Brüssel stationierte Armee des General Gallas




Zuletzt geändert von wevie_stonder am 5. Februar 2011 13:45, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 3. Februar 2011 11:45




DIE SCHLACHT ZU BRÜSSEL, 1702


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Aus dem Kriegstagebuch,
von General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande
Brüssel, im September 1702


Vor drei Wochen sind wir von den Rheinbrücken, wo wir drei Monate lang campiert haben, aufgebrochen und sind in die spanischen Niederlande einmarschiert. Die Spanischen Grenztruppen haben uns natürlich bemerkt, zogen sich aber vor unserer Übermacht schnell zurück. Wochenlang trauten sie sich nicht, uns anzugreifen.

Einige der Dörfer begrüssten uns überschwänglich mit niederländischen Fahnen. Es gab aber auch uns durchaus feindlich gesinnte Elemente, Katholiken glaube ich.

Vor Brüssel dann trafen wir endlich auf die ersten Vorposten von Gallas spanischer Armee. Mein erster Eindruck war nicht gerade Vorteilhaft. Wenig motiviert und schlecht organisiert. Mehrere der gefangenen Späher gaben bereitwillig Auskunft über Stellungen und Kampfpläne Gallas.


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Die spanischen Milizen


Es dauerte nicht lang und wir sahen die Kampflinien der Spanier. Sofort liess ich meine Regimenter in einer langen Linie aufstellen, die drei Kavallerieregimenter frei in ihrem Rücken. Und schon nahmen die Kanonen den Fernkampf auf.

Gallas Regimenter marschierten eilig in einer schwer zu durchschauender Ordnung an uns heran, einige meiner Offiziere, die meisten noch nicht kampferfahren, zeigten sich nervös, fürchteten eine Falle der Spanier, doch konnte ich unsere Aufstellung ruhighalten.

Schnell haben sich die Linien ineinander verhakt. Gallas versuchte uns rechts im Schutze eines kleinen Dorfes zu umgehen, doch einige dort stationierte Reservemilizen konnten das schnell parieren.

Allmählich stellte sich die Bewegung auf spanischer Seite ein und ein langes Feuergefecht auf Distanz nahm seinen Lauf. Kurioswrerweise tauchten dazwischen tatsächlich zwei Regimenter spanischer Pikeniere auf, die aber sehr rasch aufgerieben wurden.


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Konfrontation der Linien


Nun kamen meine drei Kavallerieregimenter zum Einsatz. Ich liess sie hinter die feindlichen Linien durchpreschen. Natürlich erwarteten wir Gegenwehr von spanischer Kavallerie, doch die tauchte nicht auf. (Wie ich später lernte war sie die ganze Zeit dabei, die Artillerie Gallas zu bewachen.)

Unsere Kavalleristen haben sich sofort aufgemacht den spanischen General höchstpersönlich zu stellen.
Unsere übermacht in diesem Kavallerieduell war erdrückend, Gallas fiel schnell.

in den spanischen Reihen brach auf diese Meldung hin Panik aus. Einige Einheiten setzten zur Flucht an.

Ich sah unsere Chance gekommen und nützte das gleich aus, liess vorrücken. Aber schnell sammelten sich die Spanier wieder und der Linienkampf ging von vorne los.

Doch nun war der Vorteil auf unserer Seite. Meine Kavallerie befand sich immer noch im spanischen Rücken, griff die feindlichen Linien von hinten an. Erneute Panik. Die Spanier befanden sich nun in einer permanenten Rückzugsbewegung, wir konnten Sie langsam umfassen. Es gab keinen Ausweg für unsere Gegner mehr.


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Kampfverlauf


Unser Sieg war umfassend, doch blieb mir wahre Befriedigung verwehrt. Ich wurde das Gefühl nicht los, das Gallas und seine Armee von seinem König im Stich gelassen wurden, Sie waren schwach, Ihre Ausrüstung nicht angemessen, uns nicht gewachsen. Das kann noch nicht alles gewesen sein, was unsere mächtigen Feinde aufzubieten haben. (...)

Abends marschierten wir in Brüssel ein. Grosser Jubel empfing uns. Erleichtert gaben wir uns den ganzen Feierlichkeiten hin (...)


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Schlachtstatistik



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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 5. Februar 2011 13:37




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Aus dem Kriegstagebuch,
von General Hendrick van Nassau-Ouwerkerk, Befehlshaber der Armee der Niederlande
Brüssel, im Juli 1703


In den Tagen nach dem Sieg über Gallas vor Brüssel herrschte unter der befreiten flandrischen Bevölkerung eine ausgelassene Stimmung. Überall im Land hielten die Protestantenspontane Feiern ab . Mit der Zeit aber glitten viele diese fröhlichen Zusammenrottungen immer mehr in Gewalttätigkeiten gegen die Katholiken um. Lynch- Raub und Mordzüge plagten das Land.
Die Spanische Gegenreformation hat hier wild gewütet. Die bislang unterdrückten Protestanten, nun unverhofft in überhand vergingen sich an Ihren ehemaligen Unterdrückern. Unsere Anwesenheit ermutigte sie darin nur noch. Wir waren ja Partei.

Willem III. hat mir nach der Eroberung Brüssels alle Regierungsgewalten über die Provinz als Militärgouverneur übertragen. Es war nicht mein Wunsch. Ich drängte stattdessen auf einen weitergehenden Feldzug gegen das Herz Frankreichs, aber der Statthalter liess nicht mit sich reden. (...)

Die Lage in Flandern blieb bis heute unruhig. Die Hälfte der Bevölkerung ist uns feindlich gesinnt. Ich liess strenge Notgesetze verkünden um die Lage zu beruhigen. Nicht hilfreich ist die immer noch grosse Präsenz von Klosterorden der Gegenreformation, die Agitation spanischer und französischer Priester im schwer zugänglichen katholischen Hinterland.
Es kommt häufig zu Sabotageakten. Bauernhöfe, Mühlen, und Fertigungsbetriebe gehen in Flammen auf. Wir vermuten die Franzosen hinter dem Ganzen.

Deshalb dauerte es auch nicht lange und wir stellten kleine Sabotagekommandos zusammen. Es begann mit Überfällen auf französische Bauerndörfer hinter der Grenze, steigerte sich mit derm Einfall nach Lille, das wir plünderten und verwüsteten.

Der nächste Schritt war schliesslich die Aufstellung eines Expeditionskorps, bestehend aus dem 8. und 9. Linienregiment sowie dem 3. Kavallerieregiment. Ihre Aufgabe: durch Frankreich zu marodieren. Le Havre haben Sie bereits eingenommen, die im Hafen vertauten Schiffe abgebrannt, eine stolze Fregatte 5.Klasse ging den Franzosen dabei verloren. Nun sind sie auf dem Weg nach Brest.


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Die Situation in der Grenzprovinz Flandern


Was mir Sorge bereitet. Willems Kriegseifer ist erlahmt. In den Generalstaaten haben die Handelsleute wieder die Oberhand. Ihr neuer starker Mann, Ratspensionär Vanderwerken ist ein strikter Vertreter von Handelsinteressen. Ihm ist es gelungen, den Rat ganz auf seine Seite zu ziehen und Willem jegliche zusätzliche Kriegsanstrengungen zu verwehren, ja in sogar zu einem Abbau unserer Armee zu zwingen.

Die grossartigen Pläne zu einem Feldzug in Guyana und der Karibik sind somit vorderhand auf Eis gelegt und wir in Flandern werden ausgeblutet. Hoffen wir nur, dass Frankreich nicht doch noch zu Sinnen kommt und uns hier anzugreifen wagt.


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Ratspensionär Henk Vanderwerken, der neue Starke Mann des Rates, wie sein Vorgänger Jakobsen, ein ausgewiesener Vertreter von Handelsinteressen


Ganz unverständlich ist die Frustation der Handelsleute ja nicht, wenn man bedenkt, dass seit Kriegsbeginn die Handelsflotten in Ostindien und Brasilien und dazu die Schutzflotte Indiens allesamt verlorengingen. Aber die Kaufleute müssen auch verstehen, dass nur die Armee und die Flotte Ihnen neue Handelsgebiete erschliessen und sichern können. Ich kann mich noch genau erinnern wie sie sich damals über die Eroberung Antwerpens gefreut haben, das nun als neuer niederländischer Handelshafen schon beinahe so viele Schifssladungen abfertigen kann wie unser gutes altes Rotterdam. Das verdienst meiner Armee.



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Der Bau des Hafens von Antwerpen erlaubte die Aufnahme von neuen Handelsbeziehungen





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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 20. Februar 2011 18:05






aus Unachtsamkeit gelöscht...ging darum dass der Statthalter, der gute alte Wilhelm aufs Altenteil geschickt und durch einen gewissen Callenburgh ersetzt wurde.






Zuletzt geändert von wevie_stonder am 7. September 2011 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 7. September 2011 19:11





Der Kommentator zur Wiederaufnahme:

Der neue Statthalter Callenburgh trifft bei seinem Amtsantritt folgende Situation vor:

Die meisten Einnahmen werden aus dem Handel erzielt. der Seehandel mit England, Schweden und dem Osmanischen Reich bringt Holland je ca. 1000 Gulden. Die anfälligen Handelsmissionen in Brasilien und Ostindien bringen je etwa 800 Gulden.Andere Einnahmequellen die ins Gewicht fallen sind der Bergbau in Guyana der etwas weniger als 2000 Gulden einbringt, sowie die Einnahmen aus den Stammlanden was 1500 Gulden wären. Der Rest ist vernachlässigbar.

Es sind verhältnismässig hohe Einnahmen, die es den kleinen Niederlanden erlauben die Grossmächten England, Frankreich, Spanien und Österreich herauszufordern.Der Hauptfeind heisst Frankreich, welcher Grund auch immer diese Feindschaft begonnen haben mag, der Hauptverbündete Grossbritannien. Spanien ist ein weiterer Feind, ihnen konnte man vor wenigen Jahren Flandern abnehmen.

Nun ist Holland nicht fähig das viel grössere Frankreich zu erobern. Also lautet Callenburghs Strategie, den Feind nach und nach zu schwächen. Die französischen Häfen stehen schon seit einigen Jahren unter einer Blockade die Paris um viel Geld bringt, die nächste Eskalationsstufe ist nun die französischen Besitzungen in Südamerika anzugreifen.

Genauer geht es um Guyana. Die französische und die holländische Kolonien liegen direkt nebeneinander, Überfälle, kleinere Raubzüge gab es immer, letzthin ist es aber richtiggehend eskaliert. regelmässig gibt es grössere Gefechte. Beide Parteien werben in den dichten Urwäldern der Region um Indianerstämme, rüsten diese aus und schicken sie auf den Feind los. Bislang mit vielen Toten aber ohne Ergebnis






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Re: [AAR] - Glück und Elend der Vereinigten Provinzen

Beitragvon wevie_stonder » 8. September 2011 15:24



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Die Kolonialsiedlung Nieuw-Middelburg in Guyana






Auszug aus dem Standardwerk: Der Niederländisch-Französische Krieg, von Willem Pieterszoon

(...) sein Vorgänger Willem wurde von vielen noch als eine Art Quasimonarch angesehen, ein Adeliger Herrscher, aber doch einer Republik untergeordnet, eine komische Art von Kompromiss. Aber bei dem neuen Statthalter, Isaac Callenburgh, war die Sache ganz klar. Er stammte aus einer Handwerksfamilie, adelig war er in keinstem Sinne, im Gegenteil, im Achtzigjährigen Krieg waren seine Vorfahren noch einfache Krieger. Callenburgh versinnbildlichte die Republik: aufgestiegen aus niederer Geburt zu dem höchsten Amt im Staat



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Statthalter Callenburg,
hat Frankreich gedemüdigt



Als solcher war er für den grossen Louis Quatorze, den Sonnenkönig der Franzosen und erster Mensch auf Erden, natürlich ein ganz und gar unwürdiger Widersacher. Umso mehr muss es Louis geschmerzt haben, als Callenburgh durch beständiges, beharrliches, bürgerlich-kleinkrämerisches Wühlen, ihm dem Grossen, Guyana, diesen vergessenen Landstrich an den Küsten Südamerikas, zu entreissen, in der Lage sich bewies

Callenburgh war nämlich seit seinem Amtsantritt fest entschlossen die Nachbarschaft der niederländischen Guyanakolonie, die massenhaft Gold und Edelsteine nach Europa verschiffte, zur französischen Niederlassung gewaltsam zu beenden. Ganz einfach indem er Letztere einfach übernahm. Nun dauerte dieser Kleinkrieg schon lange an, Männer für den Kriegsdienst waren um die Siedlungen längst keine mehr zu finden. Überfälle, Scharmützel, Mordbrennereien und Verwüstungen kennzeichneten das harte Leben in diesem dichtbewaldeten tropischen Landstrich. Aber Callenburgh, unbeeindruckt, liess gegen den Rat vieler seiner altgedienten Berater, Regiment um Regiment aus dem gemütlichen Europa nach dem unwirtlichen Guyana verschiffen, bis die Übermacht an niederländischen Söldnern und Indianischen Reiterkriegern unter republikanischem Sold so gross war, dass die Franzosen im Frühsommer 1705 nur noch zurückweichen und in den Urwald flüchten konnten.



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Die guyanischen Indianerkrieger



Louis Quatorze ausser sich in seinem Zorn, konnte es nun niemandem mehr verbergen, sich selbst zuletzt, dass er schon seit einiger Zeit von einem kleinen Haufen einfacher Händler zum Narren gehalten wird.
Es ergingen noch in derselben Nacht, da die Siegesmeldungen der Holländer in Europa anlangten, Befehle an die französischen Feldherrn Hostun und Villars sich in Marsch zu setzen, das Land bis zu den Niederlanden niederzubrennen und daselbst wie die Teufel zu wüten bis sich kein Widerstand mehr regt.


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Louis Quatorze, meint es diesmal ernst


Der Alte Ouwerkerk, Eroberer Flanderns und daselbst Militärgouverneur, sollte nochmals zu einem grossen Einsatz kommen. Seine Armeen das einzige zwischen den Rachegelüsten des zornigen Ludwigs und den fleissigen Porzellanfaktoreien des Heimatlandes.



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Die Französisch-Holländische Front