[AAR] VIVA LA SERENISSIMA

AAR zum Spiel u.a. Empire: Total War

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Marhabal
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[AAR] VIVA LA SERENISSIMA

Beitragvon Marhabal » 7. Juli 2015 19:55

Das hier ist mein erster AAR und ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr mir Feedback geben könntet.

Spiel: Medieval 2 Total War
[*] Mod: Die Italienischen Kriege (DIK)
Fraktion: Republik Venedig
Cheats: Toggle Fow. Ich nutze diesen Cheat, weil ich immer gern weiß, wie ishc die anderen Fraktionen auf der Karte entwickeln. Da ich mein AAR als niedergeschriebenen Bericht eines venezianischen Geschichtsschreibers aus dem Jahr 1560 (die Reguläre Kampange endet 1559) gestalten möchte, macht es auch durchaus Sinn, wenn er über alle Vorgänge auf der Map bestens informiert ist.
Außerdem werde ich in den Berichten die Anzahlen sämtlicher Landdruppen und Seestreitkräfte mit drei multiplizieren, damit die Schlachte etwaas größer werden. Besonders bei Schiffen würde es mir selbst sehr komisch vorkommen, wenn sie sich maximal im Zehnerverband bewegen

Anno 1560: Rodrigo da Ferrara setzte sich nieder und hielt sich sein schmerzendes Kreuz. Auf seinem Schreibpult stand ein Tintenfass und daneben lagen einige saubere Schreibfedern. Das dunkle Zimmer wurde nur von einer Kerze erhellt, die spärliches Licht spendete. Er blickte sich um und zögerte kurz. Dann nahm er eine der Federn und tauchte sie bedächtig in das Fass mit Tinte. Er setzte die spitze der Feder auf das Papier und begann langsam zu schreiben.

Viva La Serenissima
Die Jahre des Krieges von Italien

Anno Domini 1493 hatte die Mutter der Seerepubliken ihre einst so unangefochtene Vormacht in der Östlichen Hemisphäre verloren. Dieser Niedergang zog sich bereits seit über 200 Jahren hin. Und er war schleichend gewesen. Zu erst war das Heilige Land endgültig an die Ungläubigen gefallen. Was für die meisten Christen nur eine Geistliche Katastrophe gewesen war, war für die Venezianer ein ökonomisches Desaster. 1453 war dann das Byzantinische Reich endgültig zerschlagen worden, wodurch der Doge von Venedig seinen Einfluss in der Ägäis total verlor. In den folgenden Jahren waren immer mehr der Kleinkönigreiche des Balkans von den Türken besiegt worden, obwohl sie Venedig tatkräftig unterstützt worden waren. 1493 war das Hoheitsgebiet des Dogen von Venedig in der Adria auf die Vorgelagerten Inseln beschränkt worden und auch auf dem Festland in Oberitalien, der Terra Ferma, waren die Eroberungen, die die Dogen in hundert Jahren gemacht hatten, in großer Gefahr, regierte doch im Reich seit dem Tod von Friedrich III nun wieder ein Kaiser der etwas gegen Venedig unternehmen würde.
Karte der Adria, Winter 1493 (Öffnen)
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Doch in diesem Jahr begann der Doge mit der Restauration seines Reiches. Er ließ Truppen bei Venedig sammeln und große Teile seiner Flotte in die Docks schicken, wo er keinen Unterhalt für sie zahlen musste. Im Frühling des nächsten Jahres setzte er mit einer ansehnlichen Armee aus allen möglichen Truppen über die Adria über und begann Trieste zu belagern, was sich ein Jahr zuvor für unabhängig erklärt hatte.
Noch im Winter 1493 hatte ihn die Nachricht erreicht, dass der Französische König dem Königreich Neapel den Krieg erklärt hatte, Mailand im Rücken. Da die Mailänder nun aus Frankreich keine Gefahr mehr zu fürchten hatten, befürchteten die meisten Berater des Dogen einen Mailändischen Angriff auf die Terra Ferma. Doch trotzdem setzte der Doge alle Truppen, die er dort entbehren konnte in Richtung Adriaküste um dort Ferrara zu erobern und eine Landverbindung nach Ravenna zu schaffen. Den Übergang über den Fluss konnte die Armee kampflos sichern da die Beatzung des Forts floh, als die Armee der Venezianer auf zwei Tagesmärsche heran war. Dann begann die Belagerung von Ferrara.
Doch dann zerschmetterte ein grausames Ereignis das Machtgefüge in Italien. Das Französische Expeditionsheer hatte ein Massaker in Neapel angerichtet und die Stadt nahezu komplett zerstört. Der Papst rief alle Italienischen Fürsten und auch den König von Spanien und die Kaiser dazu auf, sie wieder zu vertreiben.
Diesem Ruf folgten der Fürst von Mailand, der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, der König von Spanien und der Doge von Venedig. Doch andere Italienische Fürsten und Dogen ignorierten den päpstlichen Aufruf. Pisa, Ancona und Genua waren die mächtigsten von jenen, die hofften der französische König würde sie belohnen. Die Flotte von Ancona begann nur Wochen nach der Gründung der Venezianischen Liga, wie das Bündnis hieß, den Hafen der Löwenrepublik zu sperren. Da der grossteil der Flotte Venedigs in den Docks lag, weil der Unterhalt zu teuer war, konnten die Reste den Hafen nur mit Mühe wieder freikämpfen. Und doch gelang es ihr mit 3 Galeassen und 6 Kriegsgaleeren erst die anconische nur drei Monate später, eine türkische Flotte aus der Lagune zu vertreiben.
Während auf der Adria diese heftigen Gefechte tobten, wagten die Verteidiger von Trieste, die bereits ein Jahr belagert wurden, einen Ausfall.

Rodrigo begann in seinen Unterlagen zu suchen. „Irgendwo hier muss er doch sein:“, murmelte er leise und stand von seinem Pult auf, in der Hoffnung den Bericht des jungen Offiziers über die Schlacht von Trieste zu suchen, den er erst vor einigen Tagen bekommen hatte. Doch so sehr er auch suchte, der Bericht blieb verschwunden. So setzte sich Rodrigo wieder hin und beschränkte sich darauf, das aufzuschreiben, was er selbst wusste.

In der nun folgenden Schlacht fanden etwas über dreihundert venezianische Soldaten und eine etwa zehnmal höhere Zahl Verteidiger den Tod. Am Ende des Tages war die Stadt wieder in der Hand der Löwenrepublik und die kurze Unabhängigkeit von Trieste war zu ende.
Die Armee des Dogen wurde daraufhin in Richtung von Fiume in Marsch gesetzt um auch diese Stadt für den Dogen in besitz zu nehmen. 6 Monate später begann auch hier die Belagerung, wieder mit dem Ziel, die Verteidiger auszuhungern oder zu einem Ausfall zu zwingen.
Doch die Truppen, die in diesen Monaten Ferrara und Fiume belagerten, fehlten im Kernland, wo ein Condttier mit seinem Privatheer Dörfer und Gehöfte plünderte, nachdem der Doge von Venedig ihn nicht für seinen Krieg gegen Frankreich verpflichten wollte. Die Dienste des privaten Generals hätte sich die, ohnehin angeschlagene Staatskasse der Republik, so oder so nicht leisten können. Solange er keine Städte angriff war der Condittier deutlich billiger zu ignorieren als einzustellen.

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Marhabal
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Re: [AAR] VIVA LA SERENISSIMA

Beitragvon Marhabal » 9. Juli 2015 19:59

Im Sommer 1495, genauer gesagt im Juli, kapitulierten die Verteidiger von Fiume und übergaben die Stadt zurück in die Hände von Doge Agostino und seiner Armee. In der Stadt gab es keine nennenswerten Plünderungen, genau wie mit dem Befehlshaber der Garnison abgesprochen.
Weniger friedlich ging die Belagerung von Ferrara zu ende. Dort wagten die Verteidiger am 3. Januar des Jahres 1496 einen Ausfall.

Nach diesem Satz begann Rodrigo ein weiteres Mal in seinen Unterlagen zu kramen. Er wusste ganz genau, dass er von dieser Schlacht einen Bericht besaß.
Dann fand er den Zettel, auf dem ein Soldat in einer schrecklichen Krakelschrift den Ablauf der Schlacht skizziert hatte. Rodrigo wusste nicht, wo seine Beschaffer dieses Manuskript her hatten oder was aus dem Autor geworden war. Doch das war ihm egal, als er wieder begann zu schreiben.


Schlachtbericht der Schlacht von Ferrara, 3. Januar Anno Domini 1496
Verfasser: Unbekannter venezianischer Soldat.

Am frühen Morgen wurden wir geweckt. Der Offizier rannte zwischen den Zelten umher und scheuchte alle dazu auf, sich sofort ihre Piken zu schnappen und alles an Rüstung überzustreifen, was griffbereit war. Bei mir waren das nur ein Helm und ein Unterarmschoner für den linken Arm. Dann liefen wir als Kompanie vor das Lager und stellten uns in Reih und Glied auf. Aus dem Tor der Holzpalisade strömten bereits die Verteidiger der Stadt und sammelten sich davor. Meine Kompanie bildete den äußersten rechten Flügel unserer Pikeniere, neben uns standen nur noch die Armbrustschützen. Und die begannen bereits zu feuern, ehe ich überhaupt einzelne Männer in der Masse aus grauen Uniformen unserer Feinde erkennen konnte. Dann lösten sich aus dieser Masse plötzlich die Reiter und begannen auf beiden Flanken auszuschwärmen. Als sie dann in Richtung der Armbrustschützen vorrückten, bekamen wir den Befehl, diese zu unterstützen. Doch wir waren zu langsam und die Reiter donnerten in die Armbrustschützen. Dieses Geschrei, das bersten von Knochen und alle anderen Geräusche, die ich in den nächsten Minuten hören musste, verfolgen mich seit diesem Tag im Schlaf. Doch die Armbrustschützen rannten nicht davon sondern heilten die Stellung bis wir sie erreichten und begannen die toskanischen Mistkerle von ihren Pferden zu stechen. zwischen den Reitern standen auch schon Männer mit Kurzspeeren, die sich erbittert gegen uns wehrten. Auch als die Leibwache unseres Noblen Generals und Stadtrats Leonardo, der Allmächtige segne ihn, in ihren Rücken donnerten, zogen sie sich nicht zurück. Und trotzdem versuchte der General der Verteidiger, der mitten in dem erbitterten Nahkampf mit uns und den Armbrüsten steckte, davon zu kommen. Bei diesem Versuch wurde er erstochen. Seine Pikeniere drehten ab und wollten ihn rächen, kamen aber durch den Hagel aus Bolzen und Pfeilen nicht einmal bis an uns heran.
Als sie sich in Richtung der Stadt zurückzogen und Leonardos Leibwache die Fernkämpfer der Ferraraner nieder geritten hatte, war die Schlacht gewonnen. Und doch gaben die Verteidiger nicht auf. Bis zum Abend hin griffen sie immer und immer wieder aufopferungsvoll an, was mindestens 300 weitere von ihnen das Leben kostete. So eine sinnlose Aufopferung. Erst als die Nacht hereinbrach kam ein einzelner Mann mit einer weißen Fahne aus der Stadt und wurde zu Stadtrat Leonardo gebracht. Nur ein paar Minuten später wurden die Tore geöffnet und die Fahnen von Venedig darüber gehisst. Mit der Stadt übergaben auch die Überlebenden ihr Leben in die Hände von uns Siegern. Etwa 470 von ihnen gingen in Gefangenschaft.
So endete der 3. Januar, an dem wir endlich in den Straßen von Ferrara feiern konnten.

Rodrigo legte den Bericht sorgfältig beiseite und suchte eine andere Unterlage aus seinen Papierbergen hervor, die Verlustberichte der venezianischen Armee, die Ferrara eingenommen hatte. Als er sie nach kurzem suchen fand, nahm er einen Schluck aus seinem Weinglas und schrieb weiter.

In der Schlacht von Ferrara standen sich 8487 venezianische Soldaten und 4605 Verteidiger gegenüber. Davon fielen 729 Venezianer, die meisten von ihnen Fernkämpfer, wie auch bereits aus dem Bericht zu vermuten ist und 4131 Verteidiger.
Da die Ferrarische Bevölkerung nicht vor zu haben schien, gegen die neuen Herren aufzubegehren, marschierten die Truppen, die die Stadt erobert hatten schon wenige Tage später in Richtung des unabhängigen Guastalia weiter, um es zu erobern. Der Doge hatte einen sofortigen Vormarsch angeordnet, als er hörte, dass die Mailändischen Truppen bereits Parma erobert hatten und nun Modena belagerten. Denn, auch wenn die Mailänder offiziell mit der Republik gegen Frankreich verbündet waren, waren sie noch immer Rivalen in Norditalien und der Doge konnte es sich nicht leisten, den Mailändern das Feld zu überlassen.
Zeitgleich mit diesen Ereignissen wurde der Triadano Cesti, ein lokaler Adliger aus Fiume, den Doge Agostino aboptiert und zum General gemacht hatte, mit der Eroberung von Bihac beauftragt.
Doch nur wenige Monate später wurde dieser Vormarsch wieder zurückgerufen, weil die Türken immer mehr Truppen auf dem Balkan sammelten und drohten, die wenigen venezianischen Besitzungen jenseits der Adria zu erobern, wenn diese versuchten, tief in Dalmatien Fuß zu fassen und dann leicht umgangen werden konnten.
Doch in Dalmatien herrschte zunächst noch Ruhe, da die Türken sich bisher nur kleinere Gefechte mit dem Reich, lokalen Fürsten und den Ungarn lieferten und die Löwenrepublik vollkommen ignorierten.
Anders sah der Kriegsschauplatz in der Terra Ferma aus. Nachdem sie fast zwei Jahre belagert worden waren, versuchten auch die Verteidiger von Guastalia auszubrechen.

Nachdem er diese Worte geschrieben hatte, stand Rodrigo stöhnend auf. Er musste den Bericht zu dieser Schlacht finden, doch er wusste, dass er nicht in seinem kleinen Schreibzimmer war. Als er die kleine Tür fast erreicht hatte, stieß einer seiner Diener sie auf. Er hielt einen kleinen Brief in der Hand und sagte fröhlich: „Seht Herr, ich habe ihn endlich gefunden.“ Rodrigo griff nach dem Brief und fuhr ihn an: „Wedel nicht so damit herum, du machst ihn noch kaputt. Geh lieber in den Keller und hol noch mehr Wein. Und jetzt verschwinde.“ Der Diener nickte nur und schloss die Tür sofort nachdem ihm Rodrigo den Brief aus der Hand gerissen hatte. Rodrigo begann zu lesen.

15. Mai Anno Domini 1497
Am heutigen Morgen wurden, wie jeden Morgen alle Männer zusammengetrommelt und wir nahmen vor der Mauer der Stadt Guastalia Aufstellung. Wie jeden Morgen stellte sich mein Bataillon, die Legio I Campagna de Brescia an der linken Flanke auf. Doch dann öffnete sich plötzlich das Tor der Stadt und die Verteidiger strömten hinaus. Und sofort erhielten wir den Befehl sie anzugreifen, noch ehe sie sich aufstellen konnten. Sofort begannen wir zu rennen, was in den schweren Plattenrüstungen, die wir als Kolonialinfanteristen zu tragen hatten, sehr schweißtreibend war. Trotzdem waren wir die ersten, die die Milizen mit ihren Kurzspeeren erreichten und wir begannen sofort damit, unsere Kriegshämmer auf sie ein zu prügeln. Und als uns die Pikeniere endlich erreichten, begannen die Milizen auch schon zu fliehen. Auch die Armbrustschützen konnten uns nicht widerstehen, auch wenn die Pikeniere der Feinde ihnen so gut sie konnten halfen. Doch nichts konnte uns auf dem Weg in die Stadt aufhalten und so gelangten wir noch im Laufe des Vormittags in das Stadtzentrum. Doch selbst dann ergaben sich die Verteidiger nicht. Sie kämpften bis zu allerletzten Mann und als sie endlich alle erschlagen waren dankten wir dem Herren, dass er uns den Sieg geschenkt hatte.
Beifügen möchte ich als guter Offizier noch die Zahlen der Soldaten Gefallenen beider Seiten:
Soldaten Venedig: 7311, davon gefallen: 756
Soldaten Guastalia: 2910, alle gefallen

Nachdem er gelesen hatte, schrieb Rodrigo den Brief ab, auch wenn er die ganze Schlacht noch etwas ausschmückte, sodass der SIeg noch großartiger wirkte. Die GEschicht wurde schließlich von den SIegern geschreiben.

Doch, obwohl ihre Soldaten so hartnäckig Widerstand geleistet hatten, ließ Stadtrat Leonardo die Bewohner von Guastalia verschonen. Selbst Plünderungen verbot er unter Todesstrafe. Diese Maßnahmen waren auch nötig, denn noch am Tag der Schlacht hatte er erfahren, dass die Bewohner von Modena die Mailänder hinaus geworfen hatten und wieder unabhängig waren. Und so setzte Stadtrat Leonardo seine Armee schon am nächsten Tag wieder in Marsch, in der Hoffnung, dass die Guastalianer sich mit der venezianischen Besetzung ihrer Heimat abfinden würden. Nach einem Gewaltmarsch von einer Woche war er mit seiner Armee vor Modena und ließ die Stadt umzingeln. Auch Modena würde ausgehungert werden, da sich dieses System bewährt hatte.

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