[AAR] "From Manassas to Appomattox"
Verfasst: 2. Dezember 2010 23:55
Hallo,
ich bin TofferVM(manche mögen mich vielleicht aus der TWZ kennen...) und hier möchte ich euch mein AAR vorstellen.
Ich spiele Empire: Total War mit der Modifikation "ACW- The Blue and The Gray", die Empire in die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs versetzt.
Hierbei spiele ich die Konföderierten Staaten von Amerika, und werde die Kampagne aus Sicht von James Longstreet schreiben, einem der bekanntesten Generäle dieses Krieges(seine Memoiren heißen "From manassas to Appomattox). Kampagnen- und Schlachtenschwierigkeit werden auf "schwer" stehen. Beginnen werde ich mit einem kleinen Rückblick auf Longstreets Dienst für die USA im Mexiko-Krieg. Die richtige Kampagnengeschichte beginnt, sobald ich einen Fehler ausgemerzt habe, der mein Empire immer abschmieren lässt...
Kommentare, Kritiken und Verbesserungsvorschläge können in einem separaten Kommentar-thread gepostet werden.
Intro:
13. September 1847, Chapultepec, Mexico
US-Major James Longstreet betrachtete gedankenverloren die steilen Hänge rund um die Festung von Chapultepec. Zerklüftete Felsformationen und spärliche Vegetation prägten den steilen Hang. Außer einigen Kakteen im Schatten einiger Steinblöcke und vertrockneten Baumskeletten war nichts zu erkennen, was auch nur annähernd an blühendes Leben erinnern könnte. Der junge Offizier fuhr sich mit einem Taschentuch fahrig über die schweißnasse Stirn. Für einen Tag im späten September herrschte eine abnorme Hitze, selbst für mexikanische Verhältnisse, und die Erregung vor der bevorstehenden Attacke tat ihr Übriges dazu, dass es Longstreet unter seiner Uniformjacke klamm wurde. Am wolkenlosen Himmel kreiste ein einsamer Geier. Dem Aasfresser würde am heutigen Tage ein wahres Festmahl bereitet werden.
Ein deutlich vernehmbares Räuspern riss Longstreet aus seinem Tagtraum. Ein junger, schneidiger 2nd Lieutenant mit einem imposanten, wohl geformten Oberlippenbärtchen trat einen Schritt nach vorne, als sich der Major zu der Quelle des Geräusches umdrehte. Es war George Pickett, trotz seines untergeordneten Ranges einer der besten Freunde Longstreets. Trotz seines denkbar schlechten Abschneidens bei der Abschlussprüfung von West Point als Letzter seiner Klasse, hatte er zu einem Offiziersrang gebracht und war erst kürzlich wegen besonderem Einsatz befördert worden. Die beiden Männer blickten sich eine Sekunde lang schweigend in die Augen. Dann ergriff Longstreet das Wort: „Es ist Zeit George, meinen Sie nicht?“ „Bereit, wenn Sie es sind, sir“, lautete Picketts förmliche Antwort.
Major Longstreet, der das 1. Bataillon der 8. US-Infanterie befehligte, war von General Winfield Scott persönlich damit beauftragt worden, die erste Angriffswelle gegen das von den Mexikanern unter Santa Anna gehaltene Fort zu führen. Hinter seiner Einheit würden sich die restlichen Regimenter der US-Armee formieren, doch er war auserwählt worden, die Speerspitze des Angriffs zu bilden.
Der Offizier ließ seine Blicke erneut wandern, diesmal über die Reihen seiner Männer. Diejenigen, die ihm durch den höllischen Sturm von Geschossen bis zur Festung folgen würden. Er betrachtete ihre Gesichter, verkniffen, grimmig, manche zu Fratzen verzogen, fast alle zerfurcht von den Zeichen des Krieges. Longstreet spürte die Entschlossenheit seiner Soldaten, diesen, den kommenden Kampf, zu gewinnen, und somit auch den Krieg. Hinter den Wällen von Chapultepec lag der Frieden, doch diese Mauern mussten ersteinmal überquert werden.
Mit dröhnender Stimme richtete sich der Kommandeur an seine Unteroffiziere: „Gentlemen, sammeln sie ihre Kompanien. Formieren Sie sie zu einer Kampflinie:“
Befehle wurden gebellt und innerhalb von wenigen Minuten bildete sich aus der Marschkolonne eine gestaffelte Schlachtformation. Glänzende Bajonette wurden an Musketen fixiert, ein letztes Mal die Munition überprüft, und die Fahne der 8. Infanterie entrollt. Als die Geschäftigkeit in den Reihen nachließ, ertönten Longstreets markigen Worte erneut: „1. Bataillon, vorwärts MARSCH.“
Wie ein Mann setzten sich die amerikanischen Truppen in Bewegung. Festen Schrittes überquerten sie die vom Bombardement des letzten Tages zerfurchten Wege bis zum Berghang.
„Im Laufschritt, MARSCH.“, war von der Spitze zu hören und geschwind machten sich die Männer der 8. Infanterie an den Aufstieg.
Nun, als der Feind nurnoch wenige hundert Meter von ihrer Stellung entfernt war, eröffneten die Mexikaner von den Festungsmauern Chapultepecs das Feuer. Das Krachen von Musketensalven und das Dröhnen schwerer Artillerie nahm Longstreet, der zusammen mit Pickett und dem Bannerträger an der Spitze marschierte, für kurze Zeit das Gehör. Die Schockwelle eines nahen Einschlages ließ den Major kurz straucheln, und er blickte zurück. Die erste mexikanische Salve hatte die Reihen gelichtet, Longstreet vermisste manch guten Mann in den Linien, die ihm folgten, doch darauf konnte er nun keinen Gedanken verschwenden. Er riss sein Schwert aus der Scheide, ließ es über seinem Kopf kreisen und lief weiter. Immer steiler wurde der Anstieg, den der Major und seine Truppe zu erklettern hatte, und immer mehr Männer fielen unter dem Musketen- und Kanonenfeuer der Männer Santa Annas. Ein Schrapnellgeschoss schlug nur knapp neben Longstreet ein, und sandte seine todbringenden Stahlsplitter tief in die Reihen der Anstürmenden. Schrille Schreie ertönten und ein gutes Dutzend Männer lag am Boden, sich windend vor Schmerzen und ihren roten Lebenssaft auf der sandigen Erde vergießend. Musketenkugeln sirrten durch die Luft wie wütende Hornissenschwärme und schickten weitere Amerikaner in den Staub.
Endlich erreichte das 1. Bataillon die mächtigen Festungswälle. Major Longstreet befahl die Leiterträger nach vorne, und ließ diese an die Mauer lehnen. Plötzlich ertönte zu seiner Rechten ein dumpfes Ächzen. Er wandte sich zur Seite und sah den Fähnrich zu Boden gleiten, der einen Bauchschuss erlitten hatte. Wütend und traurig zugleich nahm Longstreet das Banner aus den Händen des Sterbenden und bestieg als Erster eine der Leitern. Vorsichtig setzte er einen Fuß über den anderen, Schwindel erfasste ihn, aber er kam gut voran.
Als der amerikanische Offizier das obere Ende der Leiter erreichte, drehte er sich um und blickte auf das Panorama, das sich ihm darbot. Unzählige blaugewandete Soldaten erkletterten den Hügel und sammelten sich, um die Leitern zu erklimmen. In der luftigen Höhe wehte ein frisches Lüftchen und ein seltsames Gefühl der Entrücktheit ergriff Besitz von Longstreet. Noch einmal reckte er sein Schwert gen Himmel und rief: „Folgt mir Männer, der Tag gehört uns!!!“. Als er sich wieder der Feste zuwandte, durchzuckte ihn plötzlich ein ungeheurer Schmerz, der ihn sich krümmen lies. Als er die Mauer wieder im Blick hatte, bemerkte er einen jungen Mexikaner, wohl noch nicht einmal volljährig und mit einem Gesichtsausdruck, der Überaschung und Angst zugleich widerspiegelte. Als Longstreet an sich herunterblickte, bemerkte der das Bajonett, das ihm der junge Feind in den Unterleib gebohrt hatte. Er verlor das Gleichgewicht und es wurde ihm schwarz vor Augen. Die Fahne der 8. Infanterie entglitt seinen Fingern und er kippte nach Hinten weg.
Der Schock des Aufpralls auf dem steinigen Boden vertrieb die Ohnmacht für eine kurze Zeit wieder und er konnte den jungen Lieutenant Pickett auf der Spitze der Mauer ausmachen, das Longstreet entglittene Banner fest in der Faust. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er auf die Mauer über. Als das Jubelgeschrei der Zehntausenden von Amerikanern erklang, schwanden Longstreets Sinne erneut und sein gepeinigter Geist suchte Zuflucht in der Dunkelheit.
ich bin TofferVM(manche mögen mich vielleicht aus der TWZ kennen...) und hier möchte ich euch mein AAR vorstellen.
Ich spiele Empire: Total War mit der Modifikation "ACW- The Blue and The Gray", die Empire in die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs versetzt.
Hierbei spiele ich die Konföderierten Staaten von Amerika, und werde die Kampagne aus Sicht von James Longstreet schreiben, einem der bekanntesten Generäle dieses Krieges(seine Memoiren heißen "From manassas to Appomattox). Kampagnen- und Schlachtenschwierigkeit werden auf "schwer" stehen. Beginnen werde ich mit einem kleinen Rückblick auf Longstreets Dienst für die USA im Mexiko-Krieg. Die richtige Kampagnengeschichte beginnt, sobald ich einen Fehler ausgemerzt habe, der mein Empire immer abschmieren lässt...
Kommentare, Kritiken und Verbesserungsvorschläge können in einem separaten Kommentar-thread gepostet werden.
Intro:
13. September 1847, Chapultepec, Mexico
US-Major James Longstreet betrachtete gedankenverloren die steilen Hänge rund um die Festung von Chapultepec. Zerklüftete Felsformationen und spärliche Vegetation prägten den steilen Hang. Außer einigen Kakteen im Schatten einiger Steinblöcke und vertrockneten Baumskeletten war nichts zu erkennen, was auch nur annähernd an blühendes Leben erinnern könnte. Der junge Offizier fuhr sich mit einem Taschentuch fahrig über die schweißnasse Stirn. Für einen Tag im späten September herrschte eine abnorme Hitze, selbst für mexikanische Verhältnisse, und die Erregung vor der bevorstehenden Attacke tat ihr Übriges dazu, dass es Longstreet unter seiner Uniformjacke klamm wurde. Am wolkenlosen Himmel kreiste ein einsamer Geier. Dem Aasfresser würde am heutigen Tage ein wahres Festmahl bereitet werden.
Ein deutlich vernehmbares Räuspern riss Longstreet aus seinem Tagtraum. Ein junger, schneidiger 2nd Lieutenant mit einem imposanten, wohl geformten Oberlippenbärtchen trat einen Schritt nach vorne, als sich der Major zu der Quelle des Geräusches umdrehte. Es war George Pickett, trotz seines untergeordneten Ranges einer der besten Freunde Longstreets. Trotz seines denkbar schlechten Abschneidens bei der Abschlussprüfung von West Point als Letzter seiner Klasse, hatte er zu einem Offiziersrang gebracht und war erst kürzlich wegen besonderem Einsatz befördert worden. Die beiden Männer blickten sich eine Sekunde lang schweigend in die Augen. Dann ergriff Longstreet das Wort: „Es ist Zeit George, meinen Sie nicht?“ „Bereit, wenn Sie es sind, sir“, lautete Picketts förmliche Antwort.
Major Longstreet, der das 1. Bataillon der 8. US-Infanterie befehligte, war von General Winfield Scott persönlich damit beauftragt worden, die erste Angriffswelle gegen das von den Mexikanern unter Santa Anna gehaltene Fort zu führen. Hinter seiner Einheit würden sich die restlichen Regimenter der US-Armee formieren, doch er war auserwählt worden, die Speerspitze des Angriffs zu bilden.
Der Offizier ließ seine Blicke erneut wandern, diesmal über die Reihen seiner Männer. Diejenigen, die ihm durch den höllischen Sturm von Geschossen bis zur Festung folgen würden. Er betrachtete ihre Gesichter, verkniffen, grimmig, manche zu Fratzen verzogen, fast alle zerfurcht von den Zeichen des Krieges. Longstreet spürte die Entschlossenheit seiner Soldaten, diesen, den kommenden Kampf, zu gewinnen, und somit auch den Krieg. Hinter den Wällen von Chapultepec lag der Frieden, doch diese Mauern mussten ersteinmal überquert werden.
Mit dröhnender Stimme richtete sich der Kommandeur an seine Unteroffiziere: „Gentlemen, sammeln sie ihre Kompanien. Formieren Sie sie zu einer Kampflinie:“
Befehle wurden gebellt und innerhalb von wenigen Minuten bildete sich aus der Marschkolonne eine gestaffelte Schlachtformation. Glänzende Bajonette wurden an Musketen fixiert, ein letztes Mal die Munition überprüft, und die Fahne der 8. Infanterie entrollt. Als die Geschäftigkeit in den Reihen nachließ, ertönten Longstreets markigen Worte erneut: „1. Bataillon, vorwärts MARSCH.“
Wie ein Mann setzten sich die amerikanischen Truppen in Bewegung. Festen Schrittes überquerten sie die vom Bombardement des letzten Tages zerfurchten Wege bis zum Berghang.
„Im Laufschritt, MARSCH.“, war von der Spitze zu hören und geschwind machten sich die Männer der 8. Infanterie an den Aufstieg.
Nun, als der Feind nurnoch wenige hundert Meter von ihrer Stellung entfernt war, eröffneten die Mexikaner von den Festungsmauern Chapultepecs das Feuer. Das Krachen von Musketensalven und das Dröhnen schwerer Artillerie nahm Longstreet, der zusammen mit Pickett und dem Bannerträger an der Spitze marschierte, für kurze Zeit das Gehör. Die Schockwelle eines nahen Einschlages ließ den Major kurz straucheln, und er blickte zurück. Die erste mexikanische Salve hatte die Reihen gelichtet, Longstreet vermisste manch guten Mann in den Linien, die ihm folgten, doch darauf konnte er nun keinen Gedanken verschwenden. Er riss sein Schwert aus der Scheide, ließ es über seinem Kopf kreisen und lief weiter. Immer steiler wurde der Anstieg, den der Major und seine Truppe zu erklettern hatte, und immer mehr Männer fielen unter dem Musketen- und Kanonenfeuer der Männer Santa Annas. Ein Schrapnellgeschoss schlug nur knapp neben Longstreet ein, und sandte seine todbringenden Stahlsplitter tief in die Reihen der Anstürmenden. Schrille Schreie ertönten und ein gutes Dutzend Männer lag am Boden, sich windend vor Schmerzen und ihren roten Lebenssaft auf der sandigen Erde vergießend. Musketenkugeln sirrten durch die Luft wie wütende Hornissenschwärme und schickten weitere Amerikaner in den Staub.
Endlich erreichte das 1. Bataillon die mächtigen Festungswälle. Major Longstreet befahl die Leiterträger nach vorne, und ließ diese an die Mauer lehnen. Plötzlich ertönte zu seiner Rechten ein dumpfes Ächzen. Er wandte sich zur Seite und sah den Fähnrich zu Boden gleiten, der einen Bauchschuss erlitten hatte. Wütend und traurig zugleich nahm Longstreet das Banner aus den Händen des Sterbenden und bestieg als Erster eine der Leitern. Vorsichtig setzte er einen Fuß über den anderen, Schwindel erfasste ihn, aber er kam gut voran.
Als der amerikanische Offizier das obere Ende der Leiter erreichte, drehte er sich um und blickte auf das Panorama, das sich ihm darbot. Unzählige blaugewandete Soldaten erkletterten den Hügel und sammelten sich, um die Leitern zu erklimmen. In der luftigen Höhe wehte ein frisches Lüftchen und ein seltsames Gefühl der Entrücktheit ergriff Besitz von Longstreet. Noch einmal reckte er sein Schwert gen Himmel und rief: „Folgt mir Männer, der Tag gehört uns!!!“. Als er sich wieder der Feste zuwandte, durchzuckte ihn plötzlich ein ungeheurer Schmerz, der ihn sich krümmen lies. Als er die Mauer wieder im Blick hatte, bemerkte er einen jungen Mexikaner, wohl noch nicht einmal volljährig und mit einem Gesichtsausdruck, der Überaschung und Angst zugleich widerspiegelte. Als Longstreet an sich herunterblickte, bemerkte der das Bajonett, das ihm der junge Feind in den Unterleib gebohrt hatte. Er verlor das Gleichgewicht und es wurde ihm schwarz vor Augen. Die Fahne der 8. Infanterie entglitt seinen Fingern und er kippte nach Hinten weg.
Der Schock des Aufpralls auf dem steinigen Boden vertrieb die Ohnmacht für eine kurze Zeit wieder und er konnte den jungen Lieutenant Pickett auf der Spitze der Mauer ausmachen, das Longstreet entglittene Banner fest in der Faust. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er auf die Mauer über. Als das Jubelgeschrei der Zehntausenden von Amerikanern erklang, schwanden Longstreets Sinne erneut und sein gepeinigter Geist suchte Zuflucht in der Dunkelheit.