Prolog: sächselnde Litaneien in Dresden und Würfel die ins Rollen geraten...
"Wenn de kein Reformierto bist, bisde een Katholscher! Wenn de keen Absoludist bis, biste een Libertär'r! Wenn de keen Appel bisd, bisde eene Bananö!"
Je wütender ein Sachse ist, und je schneller er spricht, desto "schlimmer" sächselt er. Heißt es desöfteren. Was sich allerdings in der vor kurzem eingerichteten Kriegskanzlei in Dresden* abspielte, die auch Treffpunkt der Militärs war, ließ die kursächsischen Generäle, Offiziere und sonstige wichtige Persönlichkeiten sprachlos werden. Viele von ihnen konnten langsam verstehen warum sich Kurfürst Johann Georg so oft dem Besäufnis hingab. Dann hatten all die zwielichtigen Angebote, all das ganze Rumgefeilsche, all die geheimen Bündnisse und so weiter keine klare Konsistenz.
Doch vielleicht bahnten sich schlimme Zeiten an? Die Hunde des Krieges waren losgelassen worden, und in Prag hatte man die Repräsentanten des Kaiser aus dem Fenstern geworfen...
Wo würde Sachsen stehen? Fragte man sich nun, während die Frage aufkam ob man lieber eine Banane oder ein Apfel sei. Logisch gesehen, standen sie natürlich zum Kaiser. Im Jahre 1612 hatte Johann Georg Matthias unterstützt, welcher später Kaiser wurde. Doch die Bevölkerung Sachsen war, trotz des Schmalkaldischen Krieges, protestantisch. Andererseits konnte man niemandem vertrauen. Viele Sachsen würden sich über den einen oder anderen toten Preußen freuen und die hätten kein Problem damit über Sachsen herzufallen. Es waren all die typisch deutschen Rivalitäten (inlusive jener, die eigentlich noch in der Entstehungsphase liegen), die nun aufkochten. Und die Religion machte alles noch delikater. Man hatte die Militärs, die Aristokraten und wichtige Geschäftsleute hergerufen. Man wollte einen generellen Überblick bekommen.
Wirtschaftlich gesehen, ging es Sachsen niemals besser. Aus den sonst kriegerischen, ziemlich energischen Bewohnern des zukünftigen "Elbflorenz" und Umgebung sind Geschäftsleute geworden. Mit sonderbarem Akzent ja, aber der Nase für Geschäfte. Der Ertrag der Minen und die Elbe sorgten für regen Handel. Die Ökonomie in Leipzig und Meißen schien ebenfalls zu laufen. An Geld mangelte es den Sachsen nicht.
Bei dem Militär sah es anders aus. Zwar wurde im Jahre 1613 eine kriegsdienstähnliche Reorganisation eingeführt, aber die tausenden von Männern die zurzeit das Heer Kursachsens bildeten, konnten nur deswegen als Soldaten bezeichnet werden, weil sie Waffen in den Händen hielten. Aber wie schon Machiavelli zu sagen pflegte:"In einer Armee sind Ordnung und Disziplin verläßlicher als der Mut allein." Ergo brauchte es einen Mann der es schaffte die Männer stundenlang anzubrüllen und ihnen zu zeigen wohin man am besten zu schlägt respektive, hinschießt. Glücklicherweise schien Roderich von Flandern ein Ergebnis erzielt zu haben. Der gewiefte Botschafter hatte, laut Schreiben, einen geeigneten Mann gefunden. Einen gewissen Hans Georg von Arnim-Boitzenburg.
Der Kurfürst wusste natürlich von dem Mann Bescheid. Er hatte unter Gustav Adolph gedient und hatte zusammen mit ihm gegen die Russen gekämpft. Später war er in polnische Dienste getreten. Seine Heimat, Arnim-Boitzenburg, war verarmt. Unter dem Wunsch dass Kursachsen sein Land finanziell stützen möge, was ihm weder der schwedische noch der polnische König versprochen hatte, würde er aus dem sächsischen Haufen Bewaffneter, eine kampfstarke Truppe formen.
Andererseits schien das alte Blut noch immer in den Adern zu fließen. Die Sachsen waren enthusiastisch, immer noch ziemlich energisch wenn nicht sogar sturköpfig und sie hatten sich eine Vorliebe für "sonderbare-fremdländische-heiße-Getränke" angeeignet. Außerdem waren sie loyal zu ihrem Kurfürsten. Die Kriegskanzlei kam mit den Zahlen der Rekrutierungen kaum hinterher.
Simpel ausgedrückt: Die Figuren standen bereit, sie mussten nur noch gesetzt werden...Vorbereitungen mussten getroffen werden. Es war an der Zeit, den alten Sachsenmann raushängen zu lassen und loszulegen...
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Die historische Kriegskanzlei zu Dresden wurde 1634 eingerichtet.
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Der historische Hans Georg von Arnim-Boitzenburg trat 1613, nachdem der Kurfürst von Brandenburg ihm das Hof- wie auch Staatsamt verwehrte, in die Dienste des schwedischen Königs Gustav Adolph. Von diesem trennte er sich 1615. 1616-21 kümmerte er sich um die Vermögensangelegenheiten aus den Nachlaß seines Vaters, da Boitzenburg hoch verschuldet war. Später trat er in die Dienste des polnischen Königs. Im Jahre 1631 würde er schließlich in die Dienste Kursachsens treten.
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Das hier erwähnte "sonderbare-fremdländische-heiße-Getränk würde man später einfach nur als Kaffee bezeichnen. Ähnlich wie der "Durchschnittsbaier" viel Schnitzel isst und Bier trink, der Durchschnittshamburger sich dauernd von der See ernährt, der Durchschnittspommeraner nur Leberwurst essen, so trinkt der Durchschnittssachse unglaublich viel Kaffee. Was sie alle gemeinsam, ist dass sie Sauerkraut essen. Typischer Aberglauben.