[AAR] Empire - Sie trugen die Krone
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[AAR] Empire - Sie trugen die Krone
EMPIRE TOTAL WAR
Titel: (Empire) Sie trugen die Krone
Spiel: Empire Total War
Modifikation: Darth Mod
Fraktion: Österreich/Habsburger (Kaiser des Heiligen Römischen Reiches)
Schwierigkeitsgrad: Strategische Karte Mittel, Taktische Schlachten Sehr Schwer
Der erste Teil von Sie trugen die Krone (gespielt mit Medieval 2 Total War, auch hier im Forum unter den AAR Mittelalter) umfasste die Jahre von 1080 bis 1530, also das Hochmittelalter bis zum Beginn der Neuzeit. Im Kern drehte es sich in der Story um das Heilige Römische Reich und die deutschen Monarchen, denen dieser Kaisertitel quasi reserviert war. Dort wiederum stellte seit 1438 (der Wahl König Albrechts II.) die Familie der Habsburger – mit einer zwischenzeitlichen Ausnahme – alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Ende 1806.
Wie in der ersten Krone-Story lenke ich die Fraktion, die den Kaiser stellt. Weil die Glieder des Heiligen Römischen Reiches (die deutschen Königreiche bzw. Kurfürstentümer) in Empire nun als eigenständige Fraktionen dargestellt werden, nehme ich also Österreich.
Meine Spielweise mit dem Habsburger in Wien soll sowohl seinen Machtanspruch als Herrscher über Österreich-Ungarn, aber auch seine Verantwortung als Kaiser dem Heiligen Römischen Reich gegenüber wiedergeben. Die kleineren deutschsprachigen Fraktionen werden also nicht einfach überrannt, sondern wenn möglich das Bündnis mit ihnen gesucht. Bewahren statt zerschlagen - ich spiele in dieser Österreich-Partie den Kaiser, nicht den Führer.
Der Nachfolger zu Medieval 2 innerhalb der Serie Total War heißt Empire. Der Darth Mod für Empire arbeitet mit veränderten Werten für die Truppen, u.a. größere, realistischere Reichweite und Mannstärke (die taktischen Gefechte dauern deshalb spürbar länger). Auf der Kampagnenkarte sind historische Portraits statt der Comic-artigen Bilder verwendet worden.
Die Partie beginnt mit dem Jahr 1700. Zunächst geht es kurz um die Übergangszeit zwischen Medieval und Empire, also den Zeitraum von 1530 bis 1700.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
VORGESCHICHTE (1530 BIS 1700)
Das Heilige Römische Reich
Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war der Widerspruch zwischen der beanspruchten Heiligkeit, dem globalen Machtanspruch des Reiches und der realen Möglichkeiten des Kaisertums augenscheinlich geworden. Man betrachtete es bereits als Widerschein der vergangenen hochmittelalterlichen staufischen Herrschaft, doch in der anbrechenden Neuzeit begann ein Neuanfang des Kaisertums.
Unter den Habsburger Kaisern kam es wieder zu Anerkennung, und das Amt des Kaisers wurde fest mit der neu geschaffenen Reichsorganisation verbunden. Der Reformbewegung entsprechend initiierte Maximilian I. im Jahre 1495 eine umfassende Reichsreform, die einen Ewigen Landfrieden und eine reichsweite Steuer vorsah. Zwar gelang es nicht vollständig, diese Reformen umzusetzen, denn von den Institutionen, die aus ihr hervorgingen, hatten nur die neu gebildeten Reichskreise und das Reichskammergericht Bestand. Dennoch war die Reform die Grundlage für das neuzeitliche Reich Auch das nunmehr festgelegte Zusammenspiel zwischen Kaiser und Reichsständen sollte prägend für die Zukunft werden. Der Reichstag bildete sich ebenfalls zu jener Zeit heraus und war bis zu seinem Ende das zentrale politische Forum des Reiches.
Auf der anderen Seite wirkte die in dieser Zeit durch die Reformation entstandene Glaubensspaltung. Dass sich einzelne Regionen und Territorien von der alten römischen Kirche abwandten, stellte das Reich, nicht zuletzt wegen seines Heiligkeitsanspruches, vor eine Zerreißprobe. Lange Zeit war die unsichere Situation für keine der beiden Konfessionen zufriedenstellend. Die evangelische Seite besaß keine Rechtssicherheit und lebte mehrere Jahrzehnte in der Angst vor einem Religionskrieg. Die katholische Seite wollte eine dauerhafte Glaubensspaltung des Reiches nicht hinnehmen. Das galt vor allem für den Kaiser, da er sich, wie die mittelalterlichen Herrscher, als Wahrer der einen Kirche ansah. Das universale Kaisertum brauchte die universale Kirche. Nach langem Zögern verhängte Karl V. im Sommer 1546 über die Anführer des evangelischen Schmalkaldischen Bundes die Reichsacht und leitete die militärische Reichsexekution ein.
Eine umfassende Lösung sollte erst der Augsburger Frieden von 1555 formulieren. Die dort beschlossene Reichsexekutionsordnung beinhaltete die verfassungsmäßige Schwächung der kaiserlichen Gewalt, die Verankerung des reichsständischen Prinzips und die volle Föderalisierung des Reiches. Da sich der Kaiser als unfähig und zu schwach erwiesen hatte, eine seiner wichtigsten Aufgaben, die Friedenswahrung, wahrzunehmen, wurde dessen Rolle nunmehr durch die in den Reichskreisen verbundenen Reichsstände ausgefüllt. Ebenso wichtig wie die Exekutionsordnung war der verkündete Religionsfrieden, mit dem die Idee eines konfessionell einheitlichen Reiches aufgegeben wurde. Die Landesherren erhielten das Recht, die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen, prägnant zusammengefasst in der Formel wessen Herrschaft, dessen Religion. In protestantischen Gebieten ging die geistliche Gerichtsbarkeit auf die Landesherren über, wodurch diese zu einer Art geistlichen Oberhauptes ihres Territoriums wurden. Weiterhin wurde festgelegt, dass geistliche Reichsstände, also Erzbischöfe, Bischöfe und Reichsprälaten, katholisch bleiben mussten. Diese und einige weitere Festlegungen führten zwar zu einer friedlichen Lösung des Religionsproblems, manifestierten aber auch die zunehmende Spaltung des Reiches.
Die religiösen Auseinandersetzungen im Reich waren in die Konzeption Karls V. eines umfassenden habsburgischen Reiches eingebunden, einer monarchia universalis, die Spanien, die österreichischen Erblande und das Heilige Römische Reich umfassen sollte. Es gelang ihm aber weder, das Kaisertum erblich zu machen, noch die Kaiserkrone zwischen der österreichischen und spanischen Linie der Habsburger hin- und herwechseln zu lassen. Karls Nachfolger Ferdinand I. beschränkte die Herrschaft des Kaisers wieder auf Deutschland, und es gelang ihm, die Reichsstände wieder in eine engere Verbindung mit dem Kaisertum zu bringen und dieses damit wieder zu stärken. Deshalb wird Ferdinand vielfach als der Gründer des neuzeitlichen deutschen Kaisertums bezeichnet.
Bis Anfang der 1580er Jahre gab es im Reich eine Phase ohne größere kriegerische Auseinandersetzungen. In dieser Zeit vollzog sich aber die Verfestigung und Abgrenzung der drei Konfessionen Protestantismus, Kalvinismus und Katholizismus zueinander. Die damit einhergehende Herausbildung frühmoderner Staatsformen in den Territorien brachte dem Reich Verfassungsprobleme. Auch das Kurfürstenkolleg und die Reichskreise spalteten sich in konfessionelle Gruppierungen. Weil das Reichssystem deshalb weitgehend blockiert und der Friedensschutz vermeintlich nicht mehr gegeben war, gründeten sechs protestantische Fürsten 1608 die Protestantische Union. Als Reaktion darauf gründeten katholische Fürsten und Städte 1609 die katholische Liga. Das Reich und seine Institutionen waren damit endgültig handlungsunfähig geworden.
Im Dreißigjährigen Krieg entluden sich ab 1618 diese Spannungen. Der Prager Fenstersturz war dann der Auslöser für den großen Krieg, in dem der Kaiser anfangs große militärische Erfolge erzielte und auch versuchte, diese reichspolitisch für seine Machtstellung gegenüber den Reichsständen auszunutzen. So ächtete Kaiser Ferdinand II. 1621 aus eigenem Machtanspruch den pfälzischen Kurfürsten und böhmischen König Friedrich V. und übertrug die Kurwürde auf Maximilian I. von Bayern. Der Erlass des Restitutionsediktes 1629 war der letzte bedeutende Gesetzesakt eines Kaisers im Reich und entsprang genauso wie die Ächtung Friedrichs V. dem kaiserlichen Machtanspruch. Dieses Edikt verlangte die Umsetzung des Augsburger Reichsfriedens nach katholischer Interpretation. Dies hätte neben der Rekatholisierung großer protestantischer Gebiete eine wesentliche Stärkung der kaiserlichen Machtposition bedeutet, da bisher religionspolitische Fragen vom Kaiser gemeinsam mit den Reichsständen und Kurfürsten entschieden worden waren. Dagegen bildete sich eine konfessionsübergreifende Koalition der Kurfürsten. Sie wollten nicht hinnehmen, dass der Kaiser ohne ihre Zustimmung solch ein einschneidendes Edikt erließ.
Die Kurfürsten zwangen den Kaiser 1630 unter der Führung des neuen katholischen Kurfürsten Maximilian I. den kaiserlichen Generalissimus Wallenstein zu entlassen und einer Überprüfung des Ediktes zuzustimmen. Ebenfalls 1630 trat Schweden auf Seiten der protestantischen Reichsstände in den Krieg ein. Im darauf folgenden Prager Frieden zwischen dem Kaiser und Kursachsen von 1635 musste Ferdinand zwar das Restitutionsedikt aussetzen. Aber das Reichsoberhaupt ging aus diesem Frieden gestärkt hervor, da alle reichsständischen Allianzen für aufgelöst erklärt wurden und dem Kaiser der Oberbefehl über die Reichsarmee zugebilligt wurde. Diese Stärkung des Kaisers nahmen aber auch die Protestanten hin. Das religionspolitische Problem des Restitutionsediktes war faktisch vertagt worden, da sich der Kaiser und die meisten Reichsstände darin einig waren, dass die politische Einigung des Reiches, die Säuberung des Reichsgebietes von fremden Mächten und die Beendigung des Krieges am vordringlichsten seien.
Nach dem offenen Kriegseintritt Frankreichs, der erfolgte, um eine starke kaiserlich-habsburgische Macht in Deutschland zu verhindern, verschoben sich die Gewichte wieder zu Ungunsten des Kaisers. Spätestens hier war aus dem ursprünglichen teutschen Konfessionskrieg innerhalb des Reiches ein europäischer Hegemonialkampf geworden. Der Krieg ging also weiter, da die konfessions- und verfassungspolitischen Probleme, die zumindest provisorisch im Prager Frieden geklärt worden waren, für die sich auf Reichsgebiet befindlichen Mächte Schweden und Frankreich nebenrangig waren. Außerdem wies der Frieden von Prag wie bereits angedeutet schwere Mängel auf, so dass auch die reichsinternen Auseinandersetzungen weitergingen.
Ab 1641 begannen einzelne Reichsstände Separatfrieden zu schließen, da sich in dem Gestrüpp aus konfessioneller Solidarität, traditioneller Bündnispolitik und aktueller Kriegslage kaum mehr eine breit angelegte Gegenwehr des Reiches organisieren ließ. Den Anfang machte im Mai 1641 als erster größerer Reichsstand der Kurfürst von Brandenburg. Dieser schloss Frieden mit Schweden und entließ seine Armee, was nach den Bestimmungen des Prager Friedens nicht möglich war, da diese nominell zur Reichsarmee gehörte. Andere Reichsstände folgten. Der Kaiser, Schweden und Frankreich verständigten sich 1641 in Hamburg auf Friedensverhandlungen, währenddessen die Kampfhandlungen weitergingen. Am Ende waren alle europäischen Mächte, bis auf das Osmanische Reich, Russland und England, an den Verhandlungen beteiligt. Die Verhandlungen in Osnabrück wurden neben den Verhandlungen zwischen dem Reich und Schweden faktisch zu einem Verfassungskonvent, auf dem die verfassungs- und religionspolitischen Probleme behandelt wurden. In Münster verhandelte man über die europäischen Rahmenbedingungen und die lehensrechtlichen Veränderungen in Bezug auf die Niederlande und die Schweiz. Weiterhin wurde hier der Friede von Münster zwischen Spanien und der Republik der Niederlande ausgehandelt.
Im Westfälischen Frieden von 1648 wurden zwar allen Reichsständen die vollen landeshoheitlichen Rechte zugesprochen und das im Prager Frieden annullierte Bündnisrecht wieder zuerkannt. Damit war aber nicht die volle Souveränität der Territorien gemeint: Das Bündnisrecht durfte sich nicht gegen Kaiser und Reich oder gegen den Landfrieden richten. Im religionspolitischen Teil des Friedensvertrags entzogen sich die Reichsstände praktisch selbst die Befugnis die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen. Zwar wurde der Augsburger Religionsfrieden als Ganzes bestätigt und für unantastbar erklärt, die strittigen Fragen wurden aber neu geregelt und Rechtsverhältnisse auf den Stand des Jahres 1624 fixiert beziehungsweise zurückgesetzt. Alle Reichsstände mussten so beispielsweise die beiden anderen Konfessionen dulden, falls diese bereits 1624 auf ihrem Territorium existierten. Jeglicher Besitz musste an den damaligen Besitzer zurückgegeben werden und alle späteren anders lautenden Bestimmungen des Kaisers, der Reichsstände oder der Besatzungsmächte wurden für null und nichtig erklärt. Das Reich verlor 1648 einige Gebiete an Frankreich und entließ faktisch die Niederlande und die Alte Eidgenossenschaft aus dem Reichsverband. Ansonsten änderte sich im Reich nicht viel, das Machtsystem zwischen Kaiser und Reichsständen wurde neu austariert, ohne die Gewichte im Vergleich zur Situation vor dem Krieg stark zu verschieben und die Reichspolitik wurde nicht entkonfessionalisiert, sondern nur der Umgang der Konfessionen neu geregelt. Trotz dieser Zerreißprobe zerfiel das Reich nicht, da zu viele Stände ein Interesse an einem Reich hatten, das ihren Schutz gewährleisten konnte. Diese Gruppe umfasste besonders die kleineren Stände, die praktisch nie zu einem eigenen Staat werden konnten. Auch die aggressive Politik Frankreichs an der Westgrenze des Reiches und die Türkengefahr im Osten machten nahezu allen Ständen die Notwendigkeit eines hinlänglich geschlossenen Reichsverbandes und einer handlungsfähigen Reichsspitze deutlich. Nach 1648 wurde die Position der Reichskreise weiter gestärkt und ihnen eine entscheidende Rolle in der Reichskriegsverfassung zugesprochen. So beschloss der Reichstag 1681 auf Grund der Bedrohung des Reiches durch die Türken eine neue Reichskriegsverfassung, in der die Truppenstärke der Reichsarmee auf 40.000 Mann festgelegt wurde. Für die Aufstellung der Truppen sollten die Reichskreise zuständig sein. Der Immerwährende Reichstag bot dem Kaiser die Möglichkeit die kleineren Reichsstände an sich zu binden und für die eigene Politik zu gewinnen. Auch durch die verbesserten Möglichkeiten der Schlichtung gelang es dem Kaiser seinen Einfluss auf das Reich wieder zu vergrößern.
So sieht das eigentliche Regnum (Reich) auf der vertrauten Provinzkarte aus der ersten Krone-Story aus. Die Gebiete sind mit roter Umrandung kenntlich gemacht und entsprechen sogar in ihrer Form weitgehend dem historischen Umriss. In Gelb sind dagegen die Territorien der Österreicher Habsburger gezeichnet. Man sieht, dass sich ihre Gebiete im Jahre 1700 nur noch teilweise innerhalb derer des Heiligen Römischen Reiches befinden.
Seit 1658 herrschte Kaiser Leopold I. im Reich. Sein Wirken wird als klug und weitsichtig beschrieben, und gemessen an der Ausgangslage nach dem Krieg und dem Tiefpunkt des kaiserlichen Ansehens war es auch außerordentlich erfolgreich. Dennoch verstärkten sich die zentrifugalen Kräfte des Reiches. Hierbei sticht insbesondere die Erweiterung der Kurwürden hervor. Bislang - und so war es ja auch in der bisherigen Krone-Story abgebildet - bestimmten sieben Kurfürsten die politische Bühne und die Wahl des Kaisers. Zur ersten Erweiterung des Kurfürstenkollegiums kam es im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges. Herzog Maximilian I. von Bayern verlangte für die Hilfe, die er dem Kaiser bei der Vertreibung des so genannten Winterkönigs aus Böhmen geleistet hatte, die Kurwürde seines wittelsbachischen Vetters. Mit der Oberpfalz wurde dem Herzog die pfälzische Kur übertragen. Eine neunte Kur für Österreich konnten die Habsburger dagegen nicht durchsetzen. Erfolg im Streben nach einer neunten Kur hatte dagegen 1692 Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg: Er hatte die Titelerhöhung von Kaiser Leopold I. als Ausgleich für seine Waffenhilfe im Pfälzischen Erbfolgekrieg gegen Frankreich verlangt (da die Kurfürsten von Hannover, wie sie inoffiziell genannt wurden, mit Georg I. im Jahre 1714 auf den britischen Thron gelangten, hatten die Könige von England von da an ein Mitspracherecht bei der deutschen Königswahl). Die Habsburger konnten aber immerhin als Könige von Böhmen an allen kurfürstlichen Beratungen teilnehmen, was ihnen zwischenzeitlich nämlich auch verwehrt gewesen war. Ebenso in die Kategorie kaiserlicher Zugeständnisse gehörte jenes an den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., sich 1701 für das nicht zum Reich gehörende Herzogtum Preußen zum König in Preußen krönen zu dürfen.
Hier sehen wir die Regenten der erwähnten drei Kurfürstentümer (von links nach rechts):
Württemberg - Eberhard Ludwig I.
Brandenburg/Preußen - Friedrich I.
Hannover - Georg Wilhelm I.
Zu der Zeit, die Empire Total War abbildet, begannen die beiden größten Territorialkomplexe des Reiches, das Erzherzogtum Österreich und Brandenburg-Preußen, immer mehr aus dem Reichsverband herauszuwachsen. Das Haus Österreich konnte nach dem Sieg über die Türken im Großen Türkenkrieg nach 1683 große Gebiete außerhalb des Reiches erwerben, wodurch sich automatisch der Schwerpunkt der habsburgischen Politik nach Südosten verschob. Dies wurde besonders unter den Nachfolgern Kaiser Leopolds I. deutlich. Ähnlich verhielt es sich mit Brandenburg-Preußen, auch hier befand sich ein Teil des Territoriums außerhalb des Reiches. Zur zunehmenden Rivalität, die das Reichsgefüge stark beanspruchte, traten jedoch noch Änderungen im Denken der Zeit hinzu. War es bis zum Dreißigjährigen Krieg für das Ansehen eines Herrschers sehr wichtig, welche Titel er besaß und an welcher Position in der Hierarchie des Reiches und des europäischen Adels er stand, so traten nun andere Faktoren wie die Größe des Territoriums sowie die wirtschaftliche und militärische Macht stärker in den Vordergrund. Es setzte sich die Ansicht durch, dass nur die Macht, die aus diesen quantifizierbaren Angaben resultierte, tatsächlich zähle. Dies ist nach Ansicht von Historikern eine Spätfolge des großen Krieges, in dem altehrwürdige Titel, Ansprüche und Rechtspositionen insbesondere der kleineren Reichsstände fast keine Rolle mehr spielten und fingierten oder tatsächlichen Sachzwängen des Krieges untergeordnet wurden.
Hier eine genauere Darstellung vom Heiligen Reich, in seinen Umrissen wieder gekennzeichnet mit der roten Linie. Farblich voneinander abgesetzt sieht man innerhalb des Reiches zumindest die Kurfürstentümer, die in Empire als eigene Fraktionen dargestellt werden:
1. Österreich (Habsburger)
2. Brandenburg/Preußen
3. Sachsen
4. Hannover
5. Westfalen
6. Württemberg
7. Bayern
8. Böhmen (ebenfalls im Besitz der Habsburger)
Die Seite Österreich, mit der ich in Empire starte, entspricht in seiner Ausdehnung der hier abgebildeten gelben Fläche des "Habsburg Empire". Unten sieht man die übrigen Herrscher der Kurfürstentümer (von links nach rechts):
Rheinland - Joseph Clemens I.
Bayern - Maximilian II.
Sachsen - August I. (der war zugleich als August II. der König von Polen!)
Das Konzept eines Dritten Deutschlands hingegen, geboren aus der Befürchtung der kleineren und mittleren Reichsstände zur reinen Verfügungsmasse der beiden Großen (Österreich und Preußen) zu verkommen, um mit einer Stimme zu sprechen und damit Reformen durchzusetzen, scheiterte am den Vorurteilen und Gegensätzen zwischen den protestantischen und dem katholischen Reichsfürsten, sowie den Eigeninteressen der Kurfürsten und der großen Reichsstädte. Eigentliche Träger des Reichsgedankens waren zuletzt praktisch nur noch die Freien Reichsstädte, die Reichsritterschaften und zu einem gewissen Teil die geistlichen Territorien. Auch der Kaiser agierte eher wie ein Territorialherr, der auf die Ausweitung seines unmittelbaren Herrschaftsterritoriums zielte und weniger auf die Wahrung eines „Reichsinteresses“. Von vielen Zeitgenossen im Zeitalter der Aufklärung wurde das Reich daher als ein Anachronismus empfunden. Die Idee der Gleichheit der Menschen war nicht in Übereinstimmung zu bringen mit der Reichsidee, das Vorhandene zu bewahren und jedem Stand seinen zugewiesenen Platz im Gefüge des Reiches zu sichern. Voltaire sprach spöttisch von dem „Reich, das weder römisch noch heilig“ sei.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Die Fraktion Österreich bzw. der Habsburger in Empire Total War
1520 erhielt der Habsburger Ferdinand I. die österreichischen Länder von seinem Bruder, dem Kaiser Karl V. übergeben (der wollte sich auf sein spanisches Königreich konzentrieren). Bald darauf erbte Ferdinand 1526 die Königreiche Ungarn und Böhmen und damit auch die Bedrohung durch das Osmanische Reich, gegen das Ungarn vorher ein Schutzschild gewesen war. Die aus dem Osten vordringenden Türken blieben eine große Herausforderung des 16. Jahrhunderts. 1529 belagerte eine osmanische Streitmacht erfolglos Wien, doch die Bedrohung blieb noch in den nächsten eineinhalb Jahrhunderten akut.
1556 dankte Ferdinands Bruder Karl V. nach dem Augsburger Religionsfrieden ab. Dies führte zur Teilung der Habsburger in eine spanische und in eine österreichische Linie. So werden in Empire die Fraktionen Österreich und Spanien als eigenständige Parteien gewertet, auch wenn beide von Habsburgern geführt werden. Die einsetzende Reformation verbreitete sich auch in den österreichischen Ländern. In den österreichischen Ländern (mit Ausnahme Tirols) trat die Bevölkerung fast geschlossen zum Protestantismus über. Die Rekatholisierung setzte erst gegen 1600 ein (Gegenreformation), dafür aber mit umso größerer Heftigkeit und Gewalttätigkeit. Ein führender Betreiber dieser Politik war der Habsburger Kaiser Ferdinand II., von dem der Ausspruch stammt, er wolle lieber eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer. Durch diese Politik wurden die österreichischen Länder in den Dreißigjährigen Krieg verwickelt, bei dem Anfangserfolge den Eindruck erweckten, als könnten die Habsburger das Heilige Römische Reich in eine absolute Monarchie unter ihrer Herrschaft verwandeln. Am Ende dieses Krieges musste der Kaiser sich jedoch auf seine österreichischen und böhmischen Länder im Reich beschränken. So versuchten sie, aus diesen ein sinnvolles Staatsgebilde zu machen.
Die Osmanen belagerten 1683 Wien ein zweites Mal erfolglos. In den Jahren darauf gelang endlich der Befreiungsschlag gegen die osmanische Bedrohung. Mit Hilfe von fähigen Feldherren wie Karl von Lothringen und Prinz Eugen von Savoyen (siehe oben im Bild, er galt unter Leopold I. als Kopf der militärisch orientierten "Falken" in Österreich) konnten die Osmanen während des Großen Türkenkrieges (1683-1699) bis nach Belgrad zurückgeworfen werden. Dies ermöglichte nun ein beispielloses Aufblühen der Barockkultur, die eine spezifisch österreichische Ausformung entwickelte und Wien und das Land zutiefst prägte: Die Ausgangssituation in Empire mit der Seite Österreich im Jahre 1700.
I. AUFBAUJAHRE (AB 1700)
Leopold I. aus dem Hause Habsburg war zu diesem Zeitpunkt nicht nur Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, er war darüber hinaus auch König von Ungarn, Böhmen, Kroatien und Slawonien.
Auf der linken Seite sieht man die Territorien des Habsburger Reiches zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf der Landkarte eingefärbt, rechts unten sind diese Ländereien in aufgelisteter Form nachzulesen. Man sieht dort an den Pfeilen, ob die Bevölkerungszahl bzw. die Wirtschaftskraft einer Provinz steigt oder sinkt. Das hängt davon ab, wie sehr der Spieler die Unterklasse bzw. die Oberklasse der Gesellschaft besteuert. Links unten sieht man den Regler dafür, beide Schichten werden mittelmäßig harsch besteuert. Zufrieden sind damit noch beide, wie man in der rechten Liste jeweils an den beiden Gesichtern, die für die beiden Gesellschaftsschichten stehen, erkennen kann. Ich würge mit meiner Besteuerung nur offenbar allmählich die zukünftige Wirtschaftsleistung der Provinzen ab. Es sind also gewisse Reformen notwendig, zu denen wir gleich noch kommen.
Rechts oben sieht man (rot eingekreist) noch die Zielvorgaben, die das Habsburger Reich in dieser Partie zum Sieg benötigt. Alle farbig markierten Länder müssen kontrolliert werden, wobei die grünen Gebiete mir bereits gehören und die roten Gebiete noch erobert werden müssen. Es wird also gegen Preußen, Polen, die Osmanen und nach Norditalien gehen müssen.
Kaiser Leopold war der zweite Sohn von Kaiser Ferdinand III. (1608–1657) und der spanischen Infantin Maria Anna. Ursprünglich war Leopold für eine geistliche Laufbahn vorgesehen. Er sollte Bischof von Passau werden. Daher wurde ihm eine hervorragende Bildung zuteil Seine Erziehung prägte in ihm einen barocken Katholizismus. Vorhanden waren zunächst auch stark gegenreformatorische Neigungen. Politisch wenig geschult, überließ er die Staatsgeschäfte bis Anfang der 1680er Jahre erfahrenen Beratern. Weil einige von ihnen ohne Wissen des Kaisers Verbindungen nach Frankreich aufgebaut hatten, griff Leopold I. dann doch selber in das Regierungsgeschäft ein. Seither bestimmte der Kaiser selbst die Richtlinien der Politik.
Ein stetiges Problem war die Finanzlage. Bezeichnend war, dass Hofkammerpräsident Georg Ludwig von Sinzendorf wegen Unterschlagung gestürzt wurde. Eine Stabilisierung der Finanzen gelang unter Gundaker Graf Starhemberg. In der Reichspolitik spielten Reichsvizekanzler Leopold Wilhelm von Königsegg-Rothenfels und zuvor Wilderich von Walderdorff bedeutende Rollen in Hintergrund. Da durch die Vielzahl der Mitglieder der Geheime Rat kaum noch funktionsfähig war, ließ Leopold als vorwiegend außenpolitisches Beratungsgremium die Geheime Konferenz einrichten.
Im Jahre 1700 bestand Leopolds Regierung dann aus diesen Ministern:
Je fähiger ein Minister in seinem Amt war, desto höhere Boni spielte er für Österreich ein. So sorgten die sechs Talentsterne des Kriegsministers Ernst von Starhemberg dafür, dass die Rekrutierungs- und Unterhaltungskosten aller militärischen Landeinheiten um 6% sanken und die Forschungsrate bei militärischen Anwendungen um 6% stieg. Auch der Kaiser selbst konnte durch seine Person entsprechende Boni erzeugen.
Wie in Medieval auch erhalten Charaktere im Laufe der Zeit persönliche Merkmale und Gefolgsleute, die nicht immer zum Positiven führen. Einen unfähigen Minister loszuwerden, stellte für Leopold I. aber kein Problem dar, denn er war Herrscher über eine Absolute Monarchie. Deshalb konnte er nach Belieben Minister ernennen und entlassen. Potenzielle Nachrücker für die verschiedenen Bereiche sieht man bereits unten in dem Bild als "Kandidaten" - die Herren scharren schon mit den Hufen. Leopold I. beließ sein Kabinett zu Spielbeginn aber so, wie es war.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Leopold I. war mit zahlreichen Königsfamilien Europas familiär eng verbunden, auch mit dem fast gleichaltrigen Ludwig XIV., seinem lebenslangen Rivalen. Sie waren Vettern über ihre spanischen Mütter und bald Schwäger über ihre jeweiligen spanischen Ehefrauen.
von links nach rechts:
Frankreich - König Ludwig XIV.
Osmanisches Reich - Sultan Mustafa II.
Russland - Zar Peter I.
Machtpolitisch stand seine Regierungszeit im Westen ganz im Zeichen der Abwehr der französischen Expansion unter Ludwig XIV. Im Südosten wurden die habsburgischen Territorien zunächst noch durch die osmanische Expansion, mit dem Höhepunkt der Zweiten Belagerung der Stadt Wien, bedroht. Die kaiserlichen Feldherren waren letztlich militärisch erfolgreich und es kam zu einer Gegenoffensive, die zum Gewinn ganz Ungarns führte. Dadurch wuchs der Habsburger Machtbereich noch stärker als zuvor über das Heilige Römische Reich hinaus. Leopolds Regierungszeit gilt daher auch als Beginn der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie. Innenpolitisch setzte Leopold in den Habsburger Ländern auf einen absolutistischen Herrschaftsstil. In seine Zeit fällt auch ein letzter Höhepunkt der Gegenreformation. Im Reich dagegen trat er als Bewahrer des Ausgleichs der Konfessionen auf.
Einige weitere wichtige Herrscher jener Zeit:
Schweden - Karl XII.
Polen - August II.(der gleichzeitig als August I. der Kurfürst von Sachsen war!)
Spanien - Karl II. (ebenfalls ein Habsburger)
Savoyen - Victor Amedeus II.
Vereinigte Provinzen - Willem von Oranje
England - William III.
Leopolds Handeln war bedächtig aber erfolgreich. Persönliche Schüchternheit paarte sich bei ihm mit dem Bewusstsein seiner kaiserliche Würde. Er war persönlich bescheiden, eher hässlich, von nur kleiner Gestalt, völlig unmilitärisch und persönlich fromm. Anton Schindling urteilte, dass Leopolds zurückhaltender Charakter angesichts der schwierigen Ausgangslage ein Glücksfall für das Haus Habsburg war. Er konnte geduldig abwarten, war von dynastischem Bewusstsein und Rechtlichkeit durchdrungen. Tatsächlich wurde Leopold lange unterschätzt. Oswald Redlich bezeichnete ihn als den Architekten, der Österreich zur „Weltmacht des Barock“ gemacht habe. Reichspolitisch bezeichnete man ihn als „Kaiser des Westfälischen Friedens“, weil er die dort getroffenen Entscheidungen anerkannte und politisch zu nutzen verstand.
In Leopolds Zeit fiel der Aus- und Aufbau eines kaiserlichen Gesandtschaftswesens an den Höfen der wichtigsten Reichsstände und der Reichskreise. Eine wichtige Rolle spielten der kaiserliche Prinzipalkommissar und die österreichische Gesandtschaft beim Reichstag. Positiv war auch, dass die Reichshofkanzlei und die österreichische Hofkanzlei tendenziell eher zusammen arbeiteten und sich nicht im Kompetenzstreit verloren. Leopolds Wahlspruch lautete consilio et industria: Durch Rat und Fleiß (zum Ziel).
Hinsichtlich der Funktion als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war der Anfang schwierig. Leopold I. musste eine Wahlkapitulation unterzeichnen, die geprägt war von der Schwäche des Kaisertums nach dem Ende des Dreißigjähriges Krieges. Selbst außenpolitisch wurden ihm von den Kurfürsten, die für die Formulierung verantwortlich waren, enge Fesseln angelegt. Danach durfte er die Feinde Frankreichs nicht unterstützen, gemeint war damit das habsburgische Spanien, das sich im Krieg gegen Ludwig XIV. befand. Hatte der Westfälische Frieden allen Reichsständen das Bündnisrecht gewährt, wurde dies ausgerechnet beim Oberhaupt des Reiches beschränkt.
Gegen den Kaiser gerichtet war seit 1658 der Erste Rheinbund, in dem sich viele bedeutende Reichsstände mit Frankreich und Schweden verbanden. Auf französischer Seite war der Bund ein Werk des Kardinals Jules Mazarin, der für den noch nicht mündigen Ludwig XIV. die Regierung leitete. Auf Seiten der Reichsstände spielte der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn dabei eine wichtige Rolle. Dieser strebte eine Schwächung des kaiserlichen Einflusses und eine stärker ständisch geprägte Ordnung im Reich an. Protektor des Rheinbundes war Frankreich. Ziel war es, die Prinzipien des Westfälischen Friedens zu bewahren. Es gelang dem Rheinbund allerdings nicht, zu einem nennenswerten Machtfaktor zu werden. Der Expansionsdrang Frankreichs in Richtung Rhein in der Zeit der persönlichen Herrschaft Ludwig XIV. führten dazu, dass Frankreich bei den meisten Reichsständen an Unterstützung verlor. Der Rheinbund wurde etwa 1668 nicht mehr verlängert. Die Bedrohung durch die Osmanen im Osten und Frankreich im Westen führten dazu, dass die Reichsstände sich wieder stärker an den Kaiser anlehnten.
Innenpolitisch bekamen die Stände mit der Einberufung eines Reichstages nach Regensburg sowieso wieder ein Forum der Mitsprache. Leopold I. nutzte die erste Runde der Partie, um auf dem Regensburger Reichstag mit den verschiedenen Fraktionen des Heiligen Römischen Reiches Handelsabkommen zum beiderseitigen Vorteil zu schließen. Im Bild exemplarisch das Abkommen mit Württemberg:
von links nach rechts:
Frankreich - König Ludwig XIV.
Osmanisches Reich - Sultan Mustafa II.
Russland - Zar Peter I.
Machtpolitisch stand seine Regierungszeit im Westen ganz im Zeichen der Abwehr der französischen Expansion unter Ludwig XIV. Im Südosten wurden die habsburgischen Territorien zunächst noch durch die osmanische Expansion, mit dem Höhepunkt der Zweiten Belagerung der Stadt Wien, bedroht. Die kaiserlichen Feldherren waren letztlich militärisch erfolgreich und es kam zu einer Gegenoffensive, die zum Gewinn ganz Ungarns führte. Dadurch wuchs der Habsburger Machtbereich noch stärker als zuvor über das Heilige Römische Reich hinaus. Leopolds Regierungszeit gilt daher auch als Beginn der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie. Innenpolitisch setzte Leopold in den Habsburger Ländern auf einen absolutistischen Herrschaftsstil. In seine Zeit fällt auch ein letzter Höhepunkt der Gegenreformation. Im Reich dagegen trat er als Bewahrer des Ausgleichs der Konfessionen auf.
Einige weitere wichtige Herrscher jener Zeit:
Schweden - Karl XII.
Polen - August II.(der gleichzeitig als August I. der Kurfürst von Sachsen war!)
Spanien - Karl II. (ebenfalls ein Habsburger)
Savoyen - Victor Amedeus II.
Vereinigte Provinzen - Willem von Oranje
England - William III.
Leopolds Handeln war bedächtig aber erfolgreich. Persönliche Schüchternheit paarte sich bei ihm mit dem Bewusstsein seiner kaiserliche Würde. Er war persönlich bescheiden, eher hässlich, von nur kleiner Gestalt, völlig unmilitärisch und persönlich fromm. Anton Schindling urteilte, dass Leopolds zurückhaltender Charakter angesichts der schwierigen Ausgangslage ein Glücksfall für das Haus Habsburg war. Er konnte geduldig abwarten, war von dynastischem Bewusstsein und Rechtlichkeit durchdrungen. Tatsächlich wurde Leopold lange unterschätzt. Oswald Redlich bezeichnete ihn als den Architekten, der Österreich zur „Weltmacht des Barock“ gemacht habe. Reichspolitisch bezeichnete man ihn als „Kaiser des Westfälischen Friedens“, weil er die dort getroffenen Entscheidungen anerkannte und politisch zu nutzen verstand.
In Leopolds Zeit fiel der Aus- und Aufbau eines kaiserlichen Gesandtschaftswesens an den Höfen der wichtigsten Reichsstände und der Reichskreise. Eine wichtige Rolle spielten der kaiserliche Prinzipalkommissar und die österreichische Gesandtschaft beim Reichstag. Positiv war auch, dass die Reichshofkanzlei und die österreichische Hofkanzlei tendenziell eher zusammen arbeiteten und sich nicht im Kompetenzstreit verloren. Leopolds Wahlspruch lautete consilio et industria: Durch Rat und Fleiß (zum Ziel).
Hinsichtlich der Funktion als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war der Anfang schwierig. Leopold I. musste eine Wahlkapitulation unterzeichnen, die geprägt war von der Schwäche des Kaisertums nach dem Ende des Dreißigjähriges Krieges. Selbst außenpolitisch wurden ihm von den Kurfürsten, die für die Formulierung verantwortlich waren, enge Fesseln angelegt. Danach durfte er die Feinde Frankreichs nicht unterstützen, gemeint war damit das habsburgische Spanien, das sich im Krieg gegen Ludwig XIV. befand. Hatte der Westfälische Frieden allen Reichsständen das Bündnisrecht gewährt, wurde dies ausgerechnet beim Oberhaupt des Reiches beschränkt.
Gegen den Kaiser gerichtet war seit 1658 der Erste Rheinbund, in dem sich viele bedeutende Reichsstände mit Frankreich und Schweden verbanden. Auf französischer Seite war der Bund ein Werk des Kardinals Jules Mazarin, der für den noch nicht mündigen Ludwig XIV. die Regierung leitete. Auf Seiten der Reichsstände spielte der Mainzer Kurfürst Johann Philipp von Schönborn dabei eine wichtige Rolle. Dieser strebte eine Schwächung des kaiserlichen Einflusses und eine stärker ständisch geprägte Ordnung im Reich an. Protektor des Rheinbundes war Frankreich. Ziel war es, die Prinzipien des Westfälischen Friedens zu bewahren. Es gelang dem Rheinbund allerdings nicht, zu einem nennenswerten Machtfaktor zu werden. Der Expansionsdrang Frankreichs in Richtung Rhein in der Zeit der persönlichen Herrschaft Ludwig XIV. führten dazu, dass Frankreich bei den meisten Reichsständen an Unterstützung verlor. Der Rheinbund wurde etwa 1668 nicht mehr verlängert. Die Bedrohung durch die Osmanen im Osten und Frankreich im Westen führten dazu, dass die Reichsstände sich wieder stärker an den Kaiser anlehnten.
Innenpolitisch bekamen die Stände mit der Einberufung eines Reichstages nach Regensburg sowieso wieder ein Forum der Mitsprache. Leopold I. nutzte die erste Runde der Partie, um auf dem Regensburger Reichstag mit den verschiedenen Fraktionen des Heiligen Römischen Reiches Handelsabkommen zum beiderseitigen Vorteil zu schließen. Im Bild exemplarisch das Abkommen mit Württemberg:
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Leopold I. betrieb eine gegenreformatorische Politik, die auf Unterdrückung des vor allem in Ungarn starken Protestantismus ausgerichtet war. Von den regionalen Behörden und Ständen teilweise unterschiedlich gehandhabt, wurde in allen Habsburger Ländern Druck auf die verbliebenen Protestanten ausgeübt zum Katholizismus zu konvertieren. In Böhmen konnte der Protestantismus nur im Untergrund weiter bestehen. In Schlesien war die Zahl der protestantischen Gotteshäuser um 1700 auf 220 gesunken, während ihre Zahl hundert Jahre zuvor noch 1.400 betragen hatte. Entsprechendes galt für die Ländereien, die die Habsburger von den Türken zurückerobert hatten, hier unterstützte der Kaiser die Katholisierung auf Kosten vor allem der orthodoxen Gemeinden, die zuvor unter der osmanischen Herrschaft ihren Glauben noch recht frei ausüben durften.
Dank der erträglichen Steuern, die der Kaiser auf die Unterschicht erheben ließ, konnte die Bevölkerungszahl in den Habsburger Ländern zunächst einmal wachsen. Die Menschen ließen sich in Leopolds Gebieten nieder und sorgten dafür, dass aus einstigen Dörfern, die nutzlos auf der strategischen Karte herumstanden, neue Städte wurden. Im Winter 1700 war das in Ungarn der Fall mit dem einstigen Dorf Nyireghaza, wo Leopold I. nun auswählen konnte, wohin sich diese neue Stadt entwickeln sollte: Sollten dort eine öffentliche Schule (mehr Forschung, aber auch mehr Bürger, die politische Mitsprache fordern), eine Kirchenschule (zur Ausbildung von katholischen Missionaren), eine Poststation (mehr Drinks und Zufriedenheit bei Adel und Pöbel) oder industrielle Anlagen (mehr Geld und Wirtschaftswachstum, aber auch eine unzufriedene Unterschicht) errichtet werden? Leopold I. entschied sich für den Bau einer Kirchenschule.
Immer wieder gibt es in Empire Hinweise auf weitere Ereignisse jener Zeit, die aber keinen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Die erste ist die Nachricht von der Ergreifung und Verurteilung des bekannten Piraten Captain Kidd, dem im Mai 1701 in London der Prozess gemacht wurde.
Kidd wurde in Schottland geboren, emigrierte später nach Amerika und ließ sich in New York City nieder und bevor er Pirat wurde, war er ein respektierter Kaufmann. Während einer Fahrt nach England wurde Kidd eine Freibeuterlizenz angeboten, mit der er Piraten jagen durfte. Das neue Schiff, der Dreimaster Adventure Galley, war gut geeignet für die Jagd auf Piraten; es hatte 34 Kanonen und 150 Mann Besatzung. Kidds Unternehmen war jedoch kein Erfolg vergönnt. Er hatte große Schwierigkeiten, die Kosten zu decken; die Verträge mit seinen Förderern in England und Amerika verdammten ihn mehr oder weniger zum Erfolg. Rechtlich durfte er jedoch nur französische Schiffe und Piraten angreifen.
Im Verlauf der Fahrt ähnelten die Aktionen Kidds immer mehr denen eines Piraten als denen eines Beauftragten der Krone. Am 30. Januar 1698 kaperte er die Quedagh Merchant – ein armenisches Schiff, das scheinbar voll beladen war mit Gold, Silber, Stoffen und anderen Wertgegenständen aus Ostindien. Während er sich dem Schiff näherte, hisste er die französische Flagge. Daraufhin gab auch das Handelsschiff sich als französisch zu erkennen, weil es unter französischem Schutz segelte. Nachdem er das Schiff eingenommen hatte, stellte Kidd fest, dass der Kapitän Engländer war, worauf er vergeblich versuchte, seine Mannschaft dazu zu überreden, das Schiff an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.
Kidd erreichte am 1. April 1698 Madagaskar. Hier traf er auf den ersten Piraten während seiner Seereise, Robert Culliford auf der Mocha Frigate. Er befahl den Angriff auf die Mocha Frigate. Zum Unglück für Kidd weigerten sich seine Männer nicht nur gegen Culliford vorzugehen, sondern liefen auch noch in Scharen und unter Mitnahme von Waffen und Ausrüstung zu ihm über. Nur 13 von ihnen blieben ihm treu. Schließlich war Kidd – um seiner eigenen Sicherheit willen – gezwungen, Culliford bei einem Trinkgelage zu versichern, dass er von ihm nichts zu befürchten habe.
Daraufhin entschied sich Kidd, nach Hause zurückzukehren. Er ließ die Adventure Galley zurück, befahl sie anzuzünden und segelte an Bord der „Quedagh Merchant“ heimwärts. Bei der Rückkehr in New York City wurde er verhaftet und in das Stone Prison (Steingefängnis) gebracht. Später wurde er nach England geschickt, um sich wegen Piraterie und dem Mord an William Moore von 1697 vor Gericht zu verantworten. Er wurde aller Anklagen für schuldig befunden und am 23. Mai 1701 in London gehängt. Während der Hinrichtung riss der Strick und erst beim zweiten Versuch konnte Kidd gehängt werden. Sein Körper wurde geteert und in Ketten gelegt in einem Eisenkäfig über der Themse als Warnung für künftige Piraten aufgehängt.
Bereits zu Beginn der Partie im Jahre 1700 existierten mehrere Konflikte, die auf dem europäischen Kontinent ausgetragen wurden. Das war zum einen der Spanische Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und Westfalen auf der einen Seite gegen die Vereinigten Provinzen (Niederlande) auf der anderen Seite.
Diesem Konflikt trat im Winter 1700 noch das Königreich Spanien bei und kämpfte ebenfalls gegen die Vereinigten Provinzen. Die Spanier besaßen in dieser Region nämlich Ländereien, wenngleich diese seit dem Frieden von 1648, mit dem die Niederlande sich von der spanischen Herrschaft lösen konnten, zusammengeschmolzen waren.
Eigentlich war der Spanische Erbfolgekrieg ein Kabinettskrieg, der um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, König Karl II. von Spanien, geführt wurde. Bei den Abbildungen der Monarchen war er ja als Carlos II. zu sehen gewesen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die spanische Thronfolge zum Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit der europäischen Diplomatie, da der kinderlose König Karl II. im Falle seines Todes keinen Erben in der spanischen Linie des Hauses Habsburg hinterlassen würde. Zwei andere potentielle Thronanwärter kamen aufgrund ihrer Abstammung in Frage:
Philipp von Anjou war der Enkel von Ludwig XIV. von Frankreich, der ihn als Thronerben lancierte. Sein Thronanspruch stützte sich auf den Umstand, dass seine Urgroßmutter die spanische Infantin Anna von Österreich, eine Tochter Philipps III. von Spanien und seine Großmutter, die Gemahlin Ludwigs XIV., die älteste Tochter des spanischen Königs Philipp IV. war. Damit erbte Philipp von Anjou von seiner Großmutter Maria Theresia von Spanien den ihr als Erstgeborener laut spanischem Erbrecht nach dem Tod des männlichen Nachfolgers zustehenden Erbanspruch. Die Gegner Philipps von Anjou, die ein Übergewicht Frankreichs durch die Vereinigung der gewaltigen Ressourcen Spaniens und Frankreichs fürchteten, wiesen diesen Anspruch mit der Begründung ab, dass Maria Theresia von Spanien bei ihrer Heirat mit Ludwig XIV. auf ihr Erbe verzichtet habe. Ludwig XIV. ließ diesen Erbverzicht allerdings auf Grundlage des Pyrenäenfriedens für ungültig erklären, da die im Heiratsvertrag von 1659 mit dem Erbverzicht fest verknüpfte Mitgiftzahlung von 500.000 Goldecu seitens Spanien nie erfolgt war. Daher, so die französische Seite, war der Verzicht unwirksam und Maria Theresia vererbte ihren Erbanspruch als älteste Tochter der spanischen Krone automatisch an ihre männlichen Nachkommen mit Ludwig XIV.
Der zweite Kandidat für das spanische Erbe war der Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern. Er war der Sohn des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern und dessen erster Ehefrau, Maria Antonia, der Tochter Leopolds I. und dessen erster Gemahlin, der Infantin Margarita Teresa von Spanien. Als Urenkel Philipps IV. von Spanien konnte er damit ebenfalls Ansprüche auf den spanischen Thron erheben, die allerdings mit seinem Tod im Jahre 1699 – also noch zu Lebzeiten Karls II. von Spanien – hinfällig waren.
Ein potentieller dritter Kandidat wäre ein Erbe aus der österreichischen Linie der Habsburger gewesen. Zu Beginn der Partie ist mein Kaiser in Wien aber noch kinderlos. Ein zweiter Sohn von Kaiser Leopold I. hätte von diesem als Erbe des spanischen Zweigs der Habsburger auserkoren werden können, während der erstgeborene Sohn die deutsch-römische Kaiserkrone erben würde. Doch auch bei diesem potenziellen Erben bestand die Gefahr eines zu großen Machtübergewichts, da bei diesem Erbfalle alle habsburgischen Lande wieder in einem Haus zusammengekommen und bei dem Tod von einem dieser beiden Habsburger Herrscher das Kaisertum und die Spanische Krone sogar in einer Hand vereint werden würden.
Die Seemächte England und die niederländischen Provinzen, in Personalunion regiert durch Wilhelm III. von Oranien, präferierten die Nachfolge durch den bayerischen Prinzen. Dies schien als die einfachste Möglichkeit zu verhindern, dass die spanische Monarchie samt ihren reichen Kolonien komplett an Frankreich oder an die österreichischen Habsburger fiel. Um diese beiden Mächte für ihre Ansprüche zu entschädigen, wurde ein umfangreicher Teilungsplan für die spanischen Besitzungen in den Niederlanden und Italien ersonnen.
Dank der erträglichen Steuern, die der Kaiser auf die Unterschicht erheben ließ, konnte die Bevölkerungszahl in den Habsburger Ländern zunächst einmal wachsen. Die Menschen ließen sich in Leopolds Gebieten nieder und sorgten dafür, dass aus einstigen Dörfern, die nutzlos auf der strategischen Karte herumstanden, neue Städte wurden. Im Winter 1700 war das in Ungarn der Fall mit dem einstigen Dorf Nyireghaza, wo Leopold I. nun auswählen konnte, wohin sich diese neue Stadt entwickeln sollte: Sollten dort eine öffentliche Schule (mehr Forschung, aber auch mehr Bürger, die politische Mitsprache fordern), eine Kirchenschule (zur Ausbildung von katholischen Missionaren), eine Poststation (mehr Drinks und Zufriedenheit bei Adel und Pöbel) oder industrielle Anlagen (mehr Geld und Wirtschaftswachstum, aber auch eine unzufriedene Unterschicht) errichtet werden? Leopold I. entschied sich für den Bau einer Kirchenschule.
Immer wieder gibt es in Empire Hinweise auf weitere Ereignisse jener Zeit, die aber keinen Einfluss auf das Spielgeschehen haben. Die erste ist die Nachricht von der Ergreifung und Verurteilung des bekannten Piraten Captain Kidd, dem im Mai 1701 in London der Prozess gemacht wurde.
Kidd wurde in Schottland geboren, emigrierte später nach Amerika und ließ sich in New York City nieder und bevor er Pirat wurde, war er ein respektierter Kaufmann. Während einer Fahrt nach England wurde Kidd eine Freibeuterlizenz angeboten, mit der er Piraten jagen durfte. Das neue Schiff, der Dreimaster Adventure Galley, war gut geeignet für die Jagd auf Piraten; es hatte 34 Kanonen und 150 Mann Besatzung. Kidds Unternehmen war jedoch kein Erfolg vergönnt. Er hatte große Schwierigkeiten, die Kosten zu decken; die Verträge mit seinen Förderern in England und Amerika verdammten ihn mehr oder weniger zum Erfolg. Rechtlich durfte er jedoch nur französische Schiffe und Piraten angreifen.
Im Verlauf der Fahrt ähnelten die Aktionen Kidds immer mehr denen eines Piraten als denen eines Beauftragten der Krone. Am 30. Januar 1698 kaperte er die Quedagh Merchant – ein armenisches Schiff, das scheinbar voll beladen war mit Gold, Silber, Stoffen und anderen Wertgegenständen aus Ostindien. Während er sich dem Schiff näherte, hisste er die französische Flagge. Daraufhin gab auch das Handelsschiff sich als französisch zu erkennen, weil es unter französischem Schutz segelte. Nachdem er das Schiff eingenommen hatte, stellte Kidd fest, dass der Kapitän Engländer war, worauf er vergeblich versuchte, seine Mannschaft dazu zu überreden, das Schiff an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.
Kidd erreichte am 1. April 1698 Madagaskar. Hier traf er auf den ersten Piraten während seiner Seereise, Robert Culliford auf der Mocha Frigate. Er befahl den Angriff auf die Mocha Frigate. Zum Unglück für Kidd weigerten sich seine Männer nicht nur gegen Culliford vorzugehen, sondern liefen auch noch in Scharen und unter Mitnahme von Waffen und Ausrüstung zu ihm über. Nur 13 von ihnen blieben ihm treu. Schließlich war Kidd – um seiner eigenen Sicherheit willen – gezwungen, Culliford bei einem Trinkgelage zu versichern, dass er von ihm nichts zu befürchten habe.
Daraufhin entschied sich Kidd, nach Hause zurückzukehren. Er ließ die Adventure Galley zurück, befahl sie anzuzünden und segelte an Bord der „Quedagh Merchant“ heimwärts. Bei der Rückkehr in New York City wurde er verhaftet und in das Stone Prison (Steingefängnis) gebracht. Später wurde er nach England geschickt, um sich wegen Piraterie und dem Mord an William Moore von 1697 vor Gericht zu verantworten. Er wurde aller Anklagen für schuldig befunden und am 23. Mai 1701 in London gehängt. Während der Hinrichtung riss der Strick und erst beim zweiten Versuch konnte Kidd gehängt werden. Sein Körper wurde geteert und in Ketten gelegt in einem Eisenkäfig über der Themse als Warnung für künftige Piraten aufgehängt.
Bereits zu Beginn der Partie im Jahre 1700 existierten mehrere Konflikte, die auf dem europäischen Kontinent ausgetragen wurden. Das war zum einen der Spanische Erbfolgekrieg zwischen Frankreich und Westfalen auf der einen Seite gegen die Vereinigten Provinzen (Niederlande) auf der anderen Seite.
Diesem Konflikt trat im Winter 1700 noch das Königreich Spanien bei und kämpfte ebenfalls gegen die Vereinigten Provinzen. Die Spanier besaßen in dieser Region nämlich Ländereien, wenngleich diese seit dem Frieden von 1648, mit dem die Niederlande sich von der spanischen Herrschaft lösen konnten, zusammengeschmolzen waren.
Eigentlich war der Spanische Erbfolgekrieg ein Kabinettskrieg, der um das Erbe des letzten spanischen Habsburgers, König Karl II. von Spanien, geführt wurde. Bei den Abbildungen der Monarchen war er ja als Carlos II. zu sehen gewesen. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die spanische Thronfolge zum Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit der europäischen Diplomatie, da der kinderlose König Karl II. im Falle seines Todes keinen Erben in der spanischen Linie des Hauses Habsburg hinterlassen würde. Zwei andere potentielle Thronanwärter kamen aufgrund ihrer Abstammung in Frage:
Philipp von Anjou war der Enkel von Ludwig XIV. von Frankreich, der ihn als Thronerben lancierte. Sein Thronanspruch stützte sich auf den Umstand, dass seine Urgroßmutter die spanische Infantin Anna von Österreich, eine Tochter Philipps III. von Spanien und seine Großmutter, die Gemahlin Ludwigs XIV., die älteste Tochter des spanischen Königs Philipp IV. war. Damit erbte Philipp von Anjou von seiner Großmutter Maria Theresia von Spanien den ihr als Erstgeborener laut spanischem Erbrecht nach dem Tod des männlichen Nachfolgers zustehenden Erbanspruch. Die Gegner Philipps von Anjou, die ein Übergewicht Frankreichs durch die Vereinigung der gewaltigen Ressourcen Spaniens und Frankreichs fürchteten, wiesen diesen Anspruch mit der Begründung ab, dass Maria Theresia von Spanien bei ihrer Heirat mit Ludwig XIV. auf ihr Erbe verzichtet habe. Ludwig XIV. ließ diesen Erbverzicht allerdings auf Grundlage des Pyrenäenfriedens für ungültig erklären, da die im Heiratsvertrag von 1659 mit dem Erbverzicht fest verknüpfte Mitgiftzahlung von 500.000 Goldecu seitens Spanien nie erfolgt war. Daher, so die französische Seite, war der Verzicht unwirksam und Maria Theresia vererbte ihren Erbanspruch als älteste Tochter der spanischen Krone automatisch an ihre männlichen Nachkommen mit Ludwig XIV.
Der zweite Kandidat für das spanische Erbe war der Kurprinz Joseph Ferdinand von Bayern. Er war der Sohn des Kurfürsten Maximilian II. Emanuel von Bayern und dessen erster Ehefrau, Maria Antonia, der Tochter Leopolds I. und dessen erster Gemahlin, der Infantin Margarita Teresa von Spanien. Als Urenkel Philipps IV. von Spanien konnte er damit ebenfalls Ansprüche auf den spanischen Thron erheben, die allerdings mit seinem Tod im Jahre 1699 – also noch zu Lebzeiten Karls II. von Spanien – hinfällig waren.
Ein potentieller dritter Kandidat wäre ein Erbe aus der österreichischen Linie der Habsburger gewesen. Zu Beginn der Partie ist mein Kaiser in Wien aber noch kinderlos. Ein zweiter Sohn von Kaiser Leopold I. hätte von diesem als Erbe des spanischen Zweigs der Habsburger auserkoren werden können, während der erstgeborene Sohn die deutsch-römische Kaiserkrone erben würde. Doch auch bei diesem potenziellen Erben bestand die Gefahr eines zu großen Machtübergewichts, da bei diesem Erbfalle alle habsburgischen Lande wieder in einem Haus zusammengekommen und bei dem Tod von einem dieser beiden Habsburger Herrscher das Kaisertum und die Spanische Krone sogar in einer Hand vereint werden würden.
Die Seemächte England und die niederländischen Provinzen, in Personalunion regiert durch Wilhelm III. von Oranien, präferierten die Nachfolge durch den bayerischen Prinzen. Dies schien als die einfachste Möglichkeit zu verhindern, dass die spanische Monarchie samt ihren reichen Kolonien komplett an Frankreich oder an die österreichischen Habsburger fiel. Um diese beiden Mächte für ihre Ansprüche zu entschädigen, wurde ein umfangreicher Teilungsplan für die spanischen Besitzungen in den Niederlanden und Italien ersonnen.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Der zweite laufende Konflikt war der Große Nordische Krieg zwischen Schweden einerseits und dem Bund aus Dänemark, Sachsen und Russland auf der anderen Seite.
Bei diesem Konflikt ging es um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Eine Dreierallianz, bestehend aus dem Russischen Zarenreich, den Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen, griff im März 1700 das Schwedische Reich an, das von dem achtzehnjährigen, als jung und unerfahren geltenden König Karl XII. regiert wurde.
Die Ursachen des Großen Nordischen Krieges waren vielfältiger Natur und hatten ihre Ursprünge bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In zahlreichen Kriegen gegen die Königreiche Dänemark und Polen-Litauen sowie das Russische Zarenreich hatte Schweden bis 1660 die Vormachtstellung im Ostseeraum errungen. Dabei hatte es dem Zarenreich den Zugang zur Ostsee genommen und Dänemark die uneingeschränkte Herrschaft über den Sund entrissen. Wie schon im Dreißigjährigen Krieg wurde Schweden auch in den folgenden Jahren außenpolitisch von Frankreich unterstützt und konnte so seinen Besitzstand wahren.
In Russland hatte Zar Peter I. erkannt, dass das Fehlen eines Zugangs zur Ostsee den russischen Handel beeinträchtigte. Seine Anstrengungen richteten sich deshalb vor allem gegen Schweden, das die Ostseeküste besetzt hielt. Kurfürst August I. von Sachsen war im Jahre 1697 als August II. zum König von Polen gewählt worden und strebte danach, sich dort Anerkennung zu verschaffen, um das Königtum in eine Erbmonarchie umwandeln zu können. Dabei beriet ihn der aus Livland geflohene Johann Reinhold von Patkul. Dieser meinte, dass die Rückeroberung des einst polnischen Livlands August zu einigem Prestige verhelfen würde. Der lokale Adel würde diesen Schritt willkommen heißen und sich gegen die schwedische Herrschaft erheben.
Zwischen den drei potentiellen Gegnern Schwedens zeichnete sich bald nach der Thronbesteigung des erst 15-jährigen Karls XII. von Schweden der Zusammenschluss zu einer Allianz ab. Bereits im ersten Regierungsjahr hatte der junge König seinen Schwager Friedrich IV. (Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf), zum Oberbefehlshaber aller schwedischen Truppen in Deutschland gemacht und ihn beauftragt, die Landesverteidigung des Gottorfer Teilherzogtums zu verbessern. Diese offensichtlich militärischen Vorbereitungen gaben im November 1699 den Anstoß zum Abschluss einer Allianz zwischen Dänemark und Russland. In den Verträgen wurde Schweden allerdings nicht explizit als Ziel dieser Abkommen erwähnt. Sie verpflichteten die Vertragspartner lediglich dazu, sich im Falle eines Angriffs oder wenn der Handel eines der Länder durch andere Staaten beeinträchtigt würde, Beistand zu leisten. Entgegen des historischen Vertrags verzichtet Zar Peter in meinem Spiel offenbar auf das Einfügen von Klauseln, nach denen er erst nach einem Friedensschluss zwischen Russland und dem Osmanischen Reich (noch laufender Russisch-Türkischer Krieg seit 1686) an die Bestimmungen der Verträge gebunden war.
August, der sowohl über Polen als auch über Sachsen herrschte, sah sich kurz nach Beginn der Feinseligkeiten mit Schweden dann einer überraschenden, weiteren Auseinandersetzung gegenüber. Weil August seine Truppen zum größten Teil zum Schutz des Baltikums und der polnischen Ostseeküste vor schwedischen Angriffen aus seinem Kurfürstentum Sachsen abgezogen hatte, konnte ihm Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg militärisch in den Rücken fallen.
Seit 1696 verfolgte Kurfürst Friedrich III. nämlich die Idee einer Rangerhöhung zum Königtum. Dabei richtete er auch seinen politischen Ehrgeiz auf die Vereinheitlichung seines zerrissenen Staates. Er suchte gewissermaßen eine gesamtstaatliche Klammer. Zudem war ein höherer Rang in der damaligen hierarchisch strukturierten Adelsgesellschaft mit einer höheren Stellung und höherem Ansehen verbunden. Gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Sophie Charlotte von Hannover, einer hochintelligenten und emanzipierten Prinzessin aus Hannover, strebte er nach Erreichung dieses Zieles. Erste Sondierungen am Wiener Hof stießen auf strikte Ablehnung. Ab 1697 betrieb Friedrich III. die Sache mit mehr Energie.
Mit dem Auftun neuer Konflikte in Europa im Jahre 1700 verbesserten sich die Bedingungen für die Anliegen des Kurfürsten Friedrich, weil auch die Habsburger in dieser veränderten Situation nun Bündnispartner benötigten. Nach Geheimverhandlungen im Schloss Schönhausen kam am 16. November 1700 im so genannten Kontraktat die Zusage vom Kaiser, dass der protestantische Kurfürst die Königswürde erreichen konnte, aber die Krönung sollte außerhalb des Heiligen Römischen Reiches stattfinden. Auch durfte der Königstitel nicht auf die zum Reich gehörige Mark Brandenburg, sondern nur auf das jenseits der Reichsgrenzen gelegene Preußen bezogen werden und König in Preußen (nicht von Preußen) lauten. Zudem musste Friedrich III., um die Königswürde zu erlangen, einen hohen Preis von 2 Millionen Dukaten an Kaiser Leopold I. und 600.000 Dukaten an den deutschen Klerus zahlen.
Am 13. Dezember 1700 setzte sich nach erhaltener Erlaubnis Kaiser Leopolds ein langer Zug von Berlin nach Königsberg, der preußischen Hauptstadt, in Bewegung. Die Krönungsfeierlichkeiten fanden am 18. Januar 1701 statt. Um aller Welt seine Souveränität zu dokumentieren, setzte Friedrich sich in der Schlosskirche des Königsberger Schlosses die Krone selbst aufs Haupt, krönte dann seine Gemahlin Sophie Charlotte und ließ sich erst dann von zwei evangelischen Bischöfen salben. Der Papst akzeptierte Friedrichs Königswürde nie, denn Preußen war seit 1525 lutherisch, und Friedrichs Vater, der Große Kurfürst, hatte im Westfälischen Frieden die evangelische Seite gegen das Papsttum vertreten. Der geheime Kronvertrag zwischen Kaiser und Friedrich wurde schnell publik geworden und diente den übrigen Reichsfürsten teilweise zum Amüsement. So hatte der Kurfürst von Brandenburg vertraglich zugesichert, bei künftigen Kaiserwahlen stets seine Kurstimme dem Hause Habsburg zu geben, was angesichts der Habsburgischen Dominanz im Reich widersinnig erschien.
Im Sommer 1701 brach Friedrich I. dann jedoch mit seinen Truppen auf und rückte am 27. August 1701 über Leipzig in das Kurfürstentum Sachsen ein. Die Preußen eroberten Zug um Zug das Kurfürstentum und erstickten jeden Widerstand. Das Land wurde rigoros ausgebeutet. August verfügte im Westen seit der Schlacht bei Fraustadt (polnisch Wschowa) nicht mehr über nennenswerte Truppen und konnte Friedrich zumindest in Sachsen nicht viel entgegensetzen.
August wollte zwar den Kriegszustand beenden, war jedoch auch durch Bündniszusagen an Peter I. gebunden. Der preußische Vormarsch nach Sachsen löste erhebliche Verwicklungen aus, denn die Besetzung eines Reichsterritoriums war ein eindeutiger Bruch des Reichsrechts, zumal Friedrich I. durch seine Besitzungen in Brandenburg selbst ein Reichsfürst war. Überdies waren die Preußen ungefragt durch Schlesien marschiert, das habsburgisches Territorium war. Einen weiteren Reichskrieg gegen Sachsen-Polen konnte Leopold I. bei den übrigen deutschen Königreichen zu diesem Zeitpunkt aber nicht durchsetzen, weil sie sich mehr durch Frankreich als durch Preußen bedroht sahen. Aber dass sich Friedrich I. mit den aufständischen Ungarn verbündete oder in die habsburgische Erblande einmarschierte, und damit eine ähnliche Konstellation wie im Dreißigjährigen Krieg eintrat, galt es aus Sicht des Wiener Hofes zu verhindern.
Die Gefahr, dass der Große Nordische Krieg sich mit den in Mitteleuropa bevorstehenden Kämpfen im Spanischen Erbfolgekrieg vermischte, war zu diesem Zeitpunkt groß. Beide kriegführenden Seiten waren daher bemüht, den Kaiser als Verbündeten zu gewinnen oder zumindest aus dem Konflikt herauszuhalten. Kaiser Leopold I. drängte Friedrich I. jedoch, sich mit seiner Armee wieder zurückzuziehen und nicht weiter in das Reichsterritorium vorzudringen. Auch das Angebot von August, sich an der Seite von Sachsen-Polen gegen Preußen zu stellen, wies Leopold I. zurück. Zum Ausgleich und als Grundlage für einen Frieden zwischen Sachsen-Polen und Preußen war der Kaiser aber zur Anerkennung des neuen polnischen Königs August und zu Zugeständnissen an die evangelischen Christen in den schlesischen Erblanden bereit. Mehr konnte Österreich zu diesem Zeitpunkt nicht tun.
Zum Überblick also noch einmal die komplette Situation im Jahre 1701:
1) Spanischer Erbfolgekrieg
Frankreich, Spanien, Westfalen vs. Vereinigte Provinzen
Frankreich vs. Savoyen
2) Großer Nordischer Krieg
Russland, Dänemark, Sachsen-Polen vs. Schweden
3) Preußischer Krieg
Preußen vs. Sachsen-Polen, Kurland, Russland
4) Türkenkriege
Russland vs. Osmanisches Reich
5) Indischer Krieg
Marathen vs. Mughal Reich
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
In der Winterrunde 1701 erhielten zwei österreichische Politiker ihre ersten beiden Gefolgsleute verpasst, es waren die Klassiker. Sowohl der Kriegsminister Ernst von Starhemberg wie der Nachwuchspolitiker Gunter Raabe legten sich eine Mätresse zu. Die Auswirkungen waren trotzdem verschieden: Starhemberg erhöhte damit die allgemeine Zufriedenheit der österreichischen Oberklasse, Raabe empfahl sich dank der verbesserten administrativen Fähigkeiten als Kandidat für die Leitung des Schatzamtes oder des Justizministeriums in Leopolds Kabinett.
Im Habsburger Reich förderte Leopold I. verschiedene Bauaktivitäten. So wurde in Split (Kroatien), in Salzburg (Österreich) und in Gleiwitz (Schlesien) die Weber- bzw. Eisenindustrie auf die zweite von vier Ausbaustufen gebracht. Diese Maßnahmen erhöhten die totalen Einnahmen je Runde in diesen Provinzen und förderten die grundsätzliche Wirtschaftskraft der Regionen (die sich eher langfristig auswirkte). Die Industrialisierung sorgte aber auch für eine höhere Unzufriedenheit in der Unterklasse, deren traditionellen Handwerksbetriebe gegen die neue industrielle Fertigung nicht konkurrieren konnten oder als Beschäftigte in diesen Fabriken unter den Arbeitsbedingungen litten.
In Ungarn wurde die bereits erwähnte Kirchenschule errichtet, aus der künftig katholische Geistliche hervorgehen sollten, damit in den Habsburger Ländern die Gegenreformation weitergeführt werden konnte.
Die Bauten in Wien (Österreich) und Prag (Böhmen und Mähren) dagegen waren kultureller Natur, dort wurden nämlich Opernhäuser errichtet. Sie hatten die zweite von fünf Stufen (ich glaube, nur die Österreicher können in Empire ihre Oper in fünfter Stufe ausbauen) und erhöhten die Zufriedenheit sowohl der herrschenden Klasse wie die des Pöbels.
Um den Hof möglichst attraktiv zu machen, schuf Leopold ein ambitioniertes Bauprogramm. Es ließ Wien zu einer Barockstadt werden. Der Neubau des Schlosses Schönbrunn geht ebenso auf Leopold zurück wie der Leopoldinische Trakt der Hofburg und die Grundlagen für die barocke Umgestaltung der Stadt. 1683 ließ er in Wien die Dreifaltigkeitssäule zur Erinnerung an eine überstandene Pestwelle errichten. Sie enthält eine Statue von ihm selbst, im Prunkharnisch betend, und wurde Vorbild ähnlicher Denkmale an anderen Orten. 1701 erlaubte er die Gründung des Wienerischen Diariums, der späteren Wiener Zeitung. Leopold war sprachbegabt: Er sprach neben Deutsch und Latein auch Spanisch und Französisch. Seine Lieblingssprache war jedoch Italienisch. Er war literarisch, wissenschaftlich und historisch interessiert und tat sich als Sammler von Büchern, Antiquitäten und Münzen hervor. Leopold war zudem ein begabter Komponist und Musikliebhaber, der mehrere Instrumente spielte und sein Kammerorchester selbst dirigierte. Er hinterließ über 230 Kompositionen verschiedenster Art, von kleineren geistlichen Kompositionen und Oratorien über Ballette bis hin zu deutschen Singspielen. Vor allem förderte er die italienische Musik, insbesondere die Italienische Oper. Dennoch ernannte er als ersten Nicht-Italiener Johann Heinrich Schmelzer zum kaiserlichen Hofkapellmeister. Auch literarisch spielten italienische, oft religiös gefärbte Einflüsse eine wichtige Rolle. Im Jahr 1659 ließ er ein Hoftheater errichten, das später mehrfach erneuert wurde.
Österreich besaß zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Lehranstalt von bedeutendem Einfluss in Graz. Beeinflusst vom Merkantilismus holte der Kaiser bedeutende Kameralisten an seinen Hof. Allerdings kam es kaum zur Umsetzung merkantilistischer Ideen in die Praxis. Sogar der Alchimie war Leopold I. zugetan. In der Bildungseinrichtung von Graz machte man sich Gedanken über Fortschritte in den Bereichen des Militärwesens zu Land und zur See, der kaiserlichen Landreform und der Industrialisierung, sowie der Gesellschafts- und der Staatstheorie inklusive der Reform der Reichsverfassung. Das erste in Graz (weiter-) entwickelte Konzept war das des Empirismus. Es beförderte folgende Forschungsaktivitäten um 8% und senkte den Zeitaufwand zur Entwicklung neuer Fortschritte um 10%. Zudem wurden sowohl die Wirtschaftskraft als auch das nationale Prestige gestärkt. Aber: Eine besser gebildete Bevölkerung sollte auch mehr politische Mitsprache für sich fordern und zunehmend unzufriedener werden, wenn sie diese nicht erhält. Momentan war die Zufriedenheit der Bevölkerung aber so hoch (um die +20), dass der Kaiser sich die -1 Zufriedenheit wegen des Verlangens nach Reformen ohne weiteres erlauben konnte.
Die entwickelten empiristischen Positionen gingen üblicherweise mit dem Anspruch einher, dass alle Vorstellungen auf sinnliche Wahrnehmung zurückgeführt werden können. Diejenigen Vorstellungen, die nicht unmittelbar einen Gegenstand der Erfahrung oder eine erfahrbare Eigenschaft repräsentieren, werden – etwa bei John Locke – als bloße Produkte der Einbildungskraft erklärt, die durch Zerlegung und Rekombination aus vergangenen Sinneseindrücken gebildet wurden. Locke lieferte einen bedeutenden Beitrag zur Erkenntnistheorie. Er befürwortet zwar die rationale Theologie und die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit, die die rationalistische Philosophie vor allem René Descartes verdankt. Locke wandte sich aber gegen die Rechtfertigung der Naturwissenschaften aus dem bloßen Denken und suchte ihr Fundament stattdessen in der Erfahrung. Dennoch nahm er wie Descartes als Ausgangspunkt der philosophischen Überlegungen den Zweifel an der gegenständlichen Wirklichkeit, an der Existenz der Außenwelt. Die Aufhebung dieses Zweifels wurde von ihm nun nicht mehr über den Gottesbegriff vollzogen, sondern empiristisch.
Im Habsburger Reich förderte Leopold I. verschiedene Bauaktivitäten. So wurde in Split (Kroatien), in Salzburg (Österreich) und in Gleiwitz (Schlesien) die Weber- bzw. Eisenindustrie auf die zweite von vier Ausbaustufen gebracht. Diese Maßnahmen erhöhten die totalen Einnahmen je Runde in diesen Provinzen und förderten die grundsätzliche Wirtschaftskraft der Regionen (die sich eher langfristig auswirkte). Die Industrialisierung sorgte aber auch für eine höhere Unzufriedenheit in der Unterklasse, deren traditionellen Handwerksbetriebe gegen die neue industrielle Fertigung nicht konkurrieren konnten oder als Beschäftigte in diesen Fabriken unter den Arbeitsbedingungen litten.
In Ungarn wurde die bereits erwähnte Kirchenschule errichtet, aus der künftig katholische Geistliche hervorgehen sollten, damit in den Habsburger Ländern die Gegenreformation weitergeführt werden konnte.
Die Bauten in Wien (Österreich) und Prag (Böhmen und Mähren) dagegen waren kultureller Natur, dort wurden nämlich Opernhäuser errichtet. Sie hatten die zweite von fünf Stufen (ich glaube, nur die Österreicher können in Empire ihre Oper in fünfter Stufe ausbauen) und erhöhten die Zufriedenheit sowohl der herrschenden Klasse wie die des Pöbels.
Um den Hof möglichst attraktiv zu machen, schuf Leopold ein ambitioniertes Bauprogramm. Es ließ Wien zu einer Barockstadt werden. Der Neubau des Schlosses Schönbrunn geht ebenso auf Leopold zurück wie der Leopoldinische Trakt der Hofburg und die Grundlagen für die barocke Umgestaltung der Stadt. 1683 ließ er in Wien die Dreifaltigkeitssäule zur Erinnerung an eine überstandene Pestwelle errichten. Sie enthält eine Statue von ihm selbst, im Prunkharnisch betend, und wurde Vorbild ähnlicher Denkmale an anderen Orten. 1701 erlaubte er die Gründung des Wienerischen Diariums, der späteren Wiener Zeitung. Leopold war sprachbegabt: Er sprach neben Deutsch und Latein auch Spanisch und Französisch. Seine Lieblingssprache war jedoch Italienisch. Er war literarisch, wissenschaftlich und historisch interessiert und tat sich als Sammler von Büchern, Antiquitäten und Münzen hervor. Leopold war zudem ein begabter Komponist und Musikliebhaber, der mehrere Instrumente spielte und sein Kammerorchester selbst dirigierte. Er hinterließ über 230 Kompositionen verschiedenster Art, von kleineren geistlichen Kompositionen und Oratorien über Ballette bis hin zu deutschen Singspielen. Vor allem förderte er die italienische Musik, insbesondere die Italienische Oper. Dennoch ernannte er als ersten Nicht-Italiener Johann Heinrich Schmelzer zum kaiserlichen Hofkapellmeister. Auch literarisch spielten italienische, oft religiös gefärbte Einflüsse eine wichtige Rolle. Im Jahr 1659 ließ er ein Hoftheater errichten, das später mehrfach erneuert wurde.
Österreich besaß zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Lehranstalt von bedeutendem Einfluss in Graz. Beeinflusst vom Merkantilismus holte der Kaiser bedeutende Kameralisten an seinen Hof. Allerdings kam es kaum zur Umsetzung merkantilistischer Ideen in die Praxis. Sogar der Alchimie war Leopold I. zugetan. In der Bildungseinrichtung von Graz machte man sich Gedanken über Fortschritte in den Bereichen des Militärwesens zu Land und zur See, der kaiserlichen Landreform und der Industrialisierung, sowie der Gesellschafts- und der Staatstheorie inklusive der Reform der Reichsverfassung. Das erste in Graz (weiter-) entwickelte Konzept war das des Empirismus. Es beförderte folgende Forschungsaktivitäten um 8% und senkte den Zeitaufwand zur Entwicklung neuer Fortschritte um 10%. Zudem wurden sowohl die Wirtschaftskraft als auch das nationale Prestige gestärkt. Aber: Eine besser gebildete Bevölkerung sollte auch mehr politische Mitsprache für sich fordern und zunehmend unzufriedener werden, wenn sie diese nicht erhält. Momentan war die Zufriedenheit der Bevölkerung aber so hoch (um die +20), dass der Kaiser sich die -1 Zufriedenheit wegen des Verlangens nach Reformen ohne weiteres erlauben konnte.
Die entwickelten empiristischen Positionen gingen üblicherweise mit dem Anspruch einher, dass alle Vorstellungen auf sinnliche Wahrnehmung zurückgeführt werden können. Diejenigen Vorstellungen, die nicht unmittelbar einen Gegenstand der Erfahrung oder eine erfahrbare Eigenschaft repräsentieren, werden – etwa bei John Locke – als bloße Produkte der Einbildungskraft erklärt, die durch Zerlegung und Rekombination aus vergangenen Sinneseindrücken gebildet wurden. Locke lieferte einen bedeutenden Beitrag zur Erkenntnistheorie. Er befürwortet zwar die rationale Theologie und die Wende der Philosophie des Mittelalters zur Philosophie der Neuzeit, die die rationalistische Philosophie vor allem René Descartes verdankt. Locke wandte sich aber gegen die Rechtfertigung der Naturwissenschaften aus dem bloßen Denken und suchte ihr Fundament stattdessen in der Erfahrung. Dennoch nahm er wie Descartes als Ausgangspunkt der philosophischen Überlegungen den Zweifel an der gegenständlichen Wirklichkeit, an der Existenz der Außenwelt. Die Aufhebung dieses Zweifels wurde von ihm nun nicht mehr über den Gottesbegriff vollzogen, sondern empiristisch.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Im Jahre 1702 musste sich Kaiser Leopold I. in seiner Funktion als Haupt des Heiligen Römischen Reiches zum Eingreifen im Konflikt zwischen Friedrich I. von Preußen und August von Sachsen-Polen entschließen. Der Grund war der überwältigende militärische Erfolg der Preußen in Sachsen, die im Mai 1702 den Angriff auf Dresden wagten, nachdem sie bereits das Umland von Sachsen kontrolliert hatten. Mit dem Fall von Dresden war August gezwungen, seinen Krieg gegen die Preußen von seinem Königreich Polen aus weiterzuführen.
Für den Habsburger Kaiser war die preußische Besetzung des Kurfürstentums Sachsen ein nicht hinnehmbarer Vorgang, handelte es sich bei beiden Konfliktparteien immerhin um Mitglieder des Reiches. Leopold I. fühlte sich als Kaiser in einer besonderen Verantwortung, wenn es um den Erhalt des Heiligen Reiches ging. Außerdem führte die Ausweitung des preußischen Machtbereiches bis nach Dresden zu einer Verwerfung des ohnehin empfindlichen Gleichgewichts im politischen Gefüge des Reiches.
Weil Friedrich I. der Aufforderung des Kaisers auf dem Regensburger Reichstag vom Juli 1702 nicht nachkam und sich weigerte, seine Truppen aus Sachsen zurückzuziehen, erklärte Leopold I. mit der Unterstützung der katholischen Königreiche Bayern und Württemberg, dass Friedrichs Truppen nötigenfalls mit Gewalt durch die Reichsarmee aus Sachsen vertrieben werden müssten. Hier zeigte sich erneut der konfessionelle Riss, der durch Deutschland ging, denn Westfalen und Hannover verurteilten zwar den preußischen Vorstoß, mochten aber nicht so weit gehen, an der Seite Österreichs gegen ihre evangelischen Glaubensbrüder in den Kampf zu ziehen.
Die Habsburger Verbündeten im Ausland, Großbritannien und die Niederlande, mochten sich 1702 ohnehin nicht in den internen Streit der Deutschen hineinziehen lassen. Sie lehnten eine Parteinahme zugunsten Österreichs ab und zeigten sich enttäuscht darüber, dass Leopold I. sich nicht darauf konzentrierte, dem französischen Louis XIV. Paroli zu bieten. Zudem waren Großbritannien wie die Vereinigten Provinzen selbst protestantisch geprägt (Anglikaner bzw. Calvinisten) und standen damit dem evangelischen Preußen religionspolitisch näher als den katholischen Habsburgern.
Das Habsburger Reich konnte besonders auf die Unterstützung des Königreiches Bayern zählen, Österreich musste die Hauptlast des Konfliktes gegen Preußen aber schon selber schultern. Das Jahr nach der Eroberung Sachsens durch Friedrichs Truppen war geprägt von den militärischen Vorbereitungen der Kriegsparteien. Leopold I. ließ Prag befestigen, um auf einen möglichen preußischen Angriff vorbereitet zu sein.
Während in Österreich, Ungarn und Böhmen die Soldaten des Kaisers zu den Waffen gerufen wurden, entwickelten die Gelehrten in Graz auf Anweisung seiner Majestät neue Anwendungen für das Heer. Die Schusswaffe war bereits die dominante Waffe auf dem Schlachtfeld des 17. Jahrhunderts, doch die Musketiere brauchten dabei den Schutz durch mit Piken bewaffneten Nahkämpfern, um z.B. feindlichen Kavallerieangriffen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Im Jahre 1703 setzte sich auch in Österreich der Gebrauch des Bajonetts durch, um die Stärken von Schuss- und Stichwaffen miteinander zu kombinieren.
Die Benennung der Waffengattung ist auf die südfranzösische Stadt Bayonne zurückzuführen. Einer Legende nach gehörten ihre Bürger irregulären Truppen bei verschiedenen Militärkonflikten in der Mitte des 17. Jahrhunderts an. Als bei einem Gefecht die Musketen heißgeschossen waren, sollen sie zum Weiterkämpfen ihre Jagdmesser in die Mündungen gesteckt haben. Das 1703 in Graz entwickelte Spundbajonett war ebenfalls ein Bajonett, welches mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt wurde, sodass kein Schuss mehr abgefeuert werden konnte. Dieser Nachteil sollte noch durch eine Weiterentwicklung des Bajonetts beseitigt werden, forderte der Kriegsminister Starhemberg. In Graz versprach man, innerhalb von vier Runden (=zwei Jahren) eine Lösung dafür zu entwickeln.
Für den Habsburger Kaiser war die preußische Besetzung des Kurfürstentums Sachsen ein nicht hinnehmbarer Vorgang, handelte es sich bei beiden Konfliktparteien immerhin um Mitglieder des Reiches. Leopold I. fühlte sich als Kaiser in einer besonderen Verantwortung, wenn es um den Erhalt des Heiligen Reiches ging. Außerdem führte die Ausweitung des preußischen Machtbereiches bis nach Dresden zu einer Verwerfung des ohnehin empfindlichen Gleichgewichts im politischen Gefüge des Reiches.
Weil Friedrich I. der Aufforderung des Kaisers auf dem Regensburger Reichstag vom Juli 1702 nicht nachkam und sich weigerte, seine Truppen aus Sachsen zurückzuziehen, erklärte Leopold I. mit der Unterstützung der katholischen Königreiche Bayern und Württemberg, dass Friedrichs Truppen nötigenfalls mit Gewalt durch die Reichsarmee aus Sachsen vertrieben werden müssten. Hier zeigte sich erneut der konfessionelle Riss, der durch Deutschland ging, denn Westfalen und Hannover verurteilten zwar den preußischen Vorstoß, mochten aber nicht so weit gehen, an der Seite Österreichs gegen ihre evangelischen Glaubensbrüder in den Kampf zu ziehen.
Die Habsburger Verbündeten im Ausland, Großbritannien und die Niederlande, mochten sich 1702 ohnehin nicht in den internen Streit der Deutschen hineinziehen lassen. Sie lehnten eine Parteinahme zugunsten Österreichs ab und zeigten sich enttäuscht darüber, dass Leopold I. sich nicht darauf konzentrierte, dem französischen Louis XIV. Paroli zu bieten. Zudem waren Großbritannien wie die Vereinigten Provinzen selbst protestantisch geprägt (Anglikaner bzw. Calvinisten) und standen damit dem evangelischen Preußen religionspolitisch näher als den katholischen Habsburgern.
Das Habsburger Reich konnte besonders auf die Unterstützung des Königreiches Bayern zählen, Österreich musste die Hauptlast des Konfliktes gegen Preußen aber schon selber schultern. Das Jahr nach der Eroberung Sachsens durch Friedrichs Truppen war geprägt von den militärischen Vorbereitungen der Kriegsparteien. Leopold I. ließ Prag befestigen, um auf einen möglichen preußischen Angriff vorbereitet zu sein.
Während in Österreich, Ungarn und Böhmen die Soldaten des Kaisers zu den Waffen gerufen wurden, entwickelten die Gelehrten in Graz auf Anweisung seiner Majestät neue Anwendungen für das Heer. Die Schusswaffe war bereits die dominante Waffe auf dem Schlachtfeld des 17. Jahrhunderts, doch die Musketiere brauchten dabei den Schutz durch mit Piken bewaffneten Nahkämpfern, um z.B. feindlichen Kavallerieangriffen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. Im Jahre 1703 setzte sich auch in Österreich der Gebrauch des Bajonetts durch, um die Stärken von Schuss- und Stichwaffen miteinander zu kombinieren.
Die Benennung der Waffengattung ist auf die südfranzösische Stadt Bayonne zurückzuführen. Einer Legende nach gehörten ihre Bürger irregulären Truppen bei verschiedenen Militärkonflikten in der Mitte des 17. Jahrhunderts an. Als bei einem Gefecht die Musketen heißgeschossen waren, sollen sie zum Weiterkämpfen ihre Jagdmesser in die Mündungen gesteckt haben. Das 1703 in Graz entwickelte Spundbajonett war ebenfalls ein Bajonett, welches mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt wurde, sodass kein Schuss mehr abgefeuert werden konnte. Dieser Nachteil sollte noch durch eine Weiterentwicklung des Bajonetts beseitigt werden, forderte der Kriegsminister Starhemberg. In Graz versprach man, innerhalb von vier Runden (=zwei Jahren) eine Lösung dafür zu entwickeln.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Am 19. November 1703 starb in der Pariser Bastille ein Gefangener, der seit 1669 bis zu seinem Tod inhaftiert gewesen war. Über dreißig Jahre hinweg musste dieser Mann wohl auf Geheiß des französischen Königs Louis XIV. ständig eine Maske tragen, was zahlreiche Spekulationen über die Identität des geheimnisvollen Gefangenen anfachte.
Der unbekannte Mann musste beim Hofgang und gegenüber Fremden eine Maske tragen und durfte bei Todesstrafe für den Mitwisser mit niemandem Kontakt aufnehmen – der Offizier, der ihn von Dünkirchen überführte, drohte, ihn sofort zu töten, falls er ihm etwas anvertrauen wolle. Bei jedem der Gefängniswechsel wurde peinlich darauf geachtet, dass niemand seine Stimme hören konnte, sein Gesicht sehen oder gar mit ihm sprechen konnte. Beim Transport nach Saint-Marguerite wurde er in einem mit einem Wachstuch hermetisch verschlossenen Sänften-Stuhl transportiert, so dass er beinahe erstickte. Als Träger wählte man Italiener aus Turin. Für seine persönliche Bequemlichkeit wurden ihm allerdings zahlreiche Vergünstigungen gewährt. Er bekam in Saint-Marguerite zweimal die Woche die Wäsche gewechselt, eine möblierte Zelle, erhielt schon gleich nach Einlieferung alle Bücher, die er verlangte, durfte die Laute spielen und wurde bei Bedarf ärztlich versorgt. Auch für seine Bewachung wurde kein Aufwand gescheut. Allein die Summe, die für den Bau seiner Gefängniszelle auf der Insel Saint-Marguerite ausgegeben wurde, betrug 5.000 Livres. In Pignerol wurde eine spezielle Zelle gebaut, die man durch drei Türen betreten musste, damit die Wachen nichts hören konnten. Sie hatte doppelt vergitterte Fenster, die von außen nicht eingesehen werden konnten. Auch wurde er vom Gefängnisdirektor persönlich betreut, der ihm die Speisen auftischte. Es liegen sogar Zeugenaussagen vor, denen zufolge die Offiziere in seiner Gegenwart den Hut abnahmen und erst nach Aufforderung wieder aufsetzten. Es war Voltaire, der behauptete, dass er eine Maske aus Eisen trug, doch war sie tatsächlich aus schwarzem Samt.
Die Versuche, den Mann mit der Maske zu identifizieren, sind zahlreich, und jede Hypothese hat ihre prominenten und teilweise erbitterten Verfechter. Möglicherweise handelt es sich aber um eine Vermischung von Gerüchten und Tatsachen über verschiedene Gefangene von Louis XIV. Verschiedene Theorien sahen in dem Gefangenen den Zwillingsbruder bzw. den (wahren) leiblichen Vater des französischen Königs, einen illegitimen Sohn der Königsmutter Anna oder einen Mitwisser der Herkunft von Louis XIV.
Der Schwachpunkt all jener Hypothesen, die eine Verwandtschaft zwischen Louis XIV. und dem Gefangenen sehen wollen, ist, dass es der Königsmutter Anna von Österreich, aufgrund der strengen sozialen Überwachung, vollkommen unmöglich war, eine Affäre zu unterhalten. Anna war aber während ihrer Ehe viele Male schwanger, was also auch gegen eine vermeintliche Zeugungsunfähigkeit Ludwigs XIII. spricht. Beides spricht dafür, dass Anna von Österreich ihr Leben lang nur mit Ludwig XIII. verkehrte. Da die Geburten im französischen Königshaus traditionell öffentlich stattfanden, ist auch ausgeschlossen, dass eine Zwillingsgeburt vertuscht werden konnte. Da bei der Geburt Ludwigs XIV. insgesamt mehrere Hundert Personen anwesend waren, ist dessen Geburt sogar außerordentlich gut durch Memoiren und Briefe dokumentiert, so ausführlich wie bei kaum einer anderen Person der Geschichte. Aus besagten Gründen müssen solche Verwandtschaftstheorien also als eher unrealistisch bewertet werden. Hinzu kommt, dass die zeitweise Verwendung des Gefangenen als Diener eine hohe Geburt fast mit Sicherheit ausschließt. Fast alle aufgestellten Hypothesen historischer Fährtensucher können heute nach mehr als 200 Jahren intensiver Forschung, die gleich gegen Ende des Ancien Regimes einsetzte, als widerlegt gelten oder stehen auf schwachen Füßen. Der letzte, der des Rätsels Lösung kannte, war anscheinend der französische Kriegsminister Chamillart, der es, wie Voltaire überliefert, trotz Bitten seines Schwiegersohns 1723 mit ins Grab nahm.
Eines der gescripteten Ereignisse, die aber keinen Einfluss auf das Spiel haben
Die Zeiten, in denen ein Kaiser höchstpersönlich in den Krieg zog, waren im 18. Jahrhundert bereits vorbei. Das ist der Grund, warum die Figur Leopolds I. in Empire nicht auf der strategischen Karte auftaucht und somit auch nicht in Schlachten ziehen kann. Der Habsburger Monarch residierte in Wien, gab seinem Regierungskabinett die Leitlinien der Politik vor und hielt Hof. Seitdem Galilei im vorigen Jahrhundert sein Fernrohr auf den Himmel gerichtet hatte, beobachteten die Wissenschaftler immer wieder neue Phänomene. Beim Adel, der diese Forschungen finanzierte, galt es bald als schick, sich kunstvolle Planetenmaschinen zur privaten Dekoration anfertigen zu lassen. Das waren mechanische Geräte, die den Umlauf der Planeten um die Sonne veranschaulichten. Ursprünglich gab es dafür die Bezeichnung Planetarium. Seitdem 1713 eine Planetenmaschine für den 4. Earl of Orrery gebaut worden war, wurden solche Geräte nach diesem Adelsgeschlecht auch als Orrerys bezeichnet. In Deutschland wurden unter anderem Johann Georg Neßtfell und Philipp Matthäus Hahn durch den Bau solcher Maschinen bekannt. Bei einem Modell des Pietisten Hahn handelt es sich um eine Uhr mit Kalender, die die Zeit bis zur Apokalypse anzeigt, kombiniert mit synchronisierter helio- und geozentrischer Weltmaschine.
Auch dieses Ereignis kommt grundsätzlich zu Beginn, im Jahre 1704
In Wien empfing Kaiser Leopold I. auch Sigmund Weisberg, den ersten bedeutenden Theologen, der 1704 aus dem von Leopold gestifteten Jesuitenkollegs hervorging. Weisberg hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Katholizismus in dem orthodox geprägten Siebenbürgen zu verbreiten.
Diese Region, auch unter dem Namen Transsylvanien bekannt, gehörte seit dem Rückzug der Osmanen zum Habsburger Reich. Siebenbürgen versuchte vergeblich, sich des wachsenden Einflusses Österreichs zu erwehren. Die habsburgische Herrschaft etablierte sich in Etappen: 1687 war der vom Osmanischen Reich eingesetzte Fürst Michael I. Apafi auf Grund des Vordringens der österreichischen Truppen gezwungen, sich mit Habsburg zu arrangieren und in Verträgen mit Kaiser Leopold I. die Oberhoheit des Kaisers in seiner Eigenschaft als König von Ungarn anzuerkennen. Im Jahre 1691 wurde das Leopoldinische Diplom erlassen, der Grundvertrag des Landes mit dem Haus Österreich, und 1697 entsagte der unter Leopolds I. Vormundschaft als Fürst amtierende Michael II. Apafi dem Fürstentum gegen eine Entschädigung. 1699 wurde die Zugehörigkeit Siebenbürgens zu Österreich vom Osmanischen Reich im Frieden von Karlowitz anerkannt. Damit wurde die österreichische Kontrolle über ganz Ungarn und Siebenbürgen endgültig hergestellt. Siebenbürgen, das vom Königreich Ungarn eigenständig blieb, wurde nun unter der Aufsicht des Wiener Hofes von so genannten Gubernatoren verwaltet.
Das Erscheinen von Weisberg in Siebenbürgen geschah also nicht unter dem Zeichen eines Predigers in Sack und Leinen, sondern quasi als geistlicher Gesandter einer herrschenden Majestät.
Die Geistlichen erfüllen in Empire wie in Medieval auch die Funktion, die Bevölkerung zum eigenen Glauben zu bekehren. Man kann sie aber nicht mehr "Bauen", sie entstehen selbst in den Kirchenschulen, die man besitzt. Ebenso bringen andere Gebäude Edelmänner (zum Forschen) und Spione hervor. Die Mechanik des Missionierens ist in Empire da gut gelungen, bevölkerungsschwache Provinzen werden zügiger missioniert als Schwergewichte wie das hauptsächlich protestantische Böhmen. Der Kaiser (und somit Habsburg) vertreten natürlich den Katholizismus, weil der die Grundlage für das Kaisertum bildet.
Gemäß der Regensburger Beschlüsse sollte der Rückzug der preußischen Truppen aus Sachsen nötigenfalls auch durch den Einsatz der Reichsarmee erzwungen werden. Weil König Friedrich I. trotz mehrfacher Aufforderungen durch Kaiser und Reichstag dem nicht nachkam, musste die Drohung militärischer Mittel Ende 1704 in die Tat umgesetzt werden. Bayern schickte Truppen über die Landesgrenzen in das benachbarte Sachsen und ließ von ihnen Leipzig besetzen. Die Preußen hatten die königlichen Kasernen in Dresden bezogen und die Hauptstaat des eroberten Kurfürstentums zum Stützpunkt ihrer südlichen Streitkräfte gestaltet. Leopold I. hatte ebenfalls entsprechende Vorbereitungen in die Wege geleitet, um in den innerdeutschen Krieg einzugreifen. Aber er wartete noch die Wintermonate 1704 ab, bevor er dem österreichischen Heer den Abmarsch aus Böhmen gegen Sachsen befahl.
Eine Neuerung, die mit Empire eingeführt wurde: Neben der Provinzhauptstadt, deren Besitzer zugleich die Provinz gehört, gibt es kleinere Städte auf der Karte. Hier kann man ebenfalls Gebäude stufenweise verbessern. Sie können von feindlichen Truppen aber besetzt und geplündert werden, dann muss man die Stadt erst reparieren, um sie wieder nutzen zu können. So soll der Spieler daran gehindert werden, sich einfach in seinen Provinzhauptstädten zu verschanzen. Hier haben bayerische Truppen die gegnerische Stadt Leipzig überfallen (das rauchende Schulgebäude oberhalb des Pfeils auf der Karte) und sind anschließend in den "Bauernhof" (eingekreist, ich glaube dieser landwirtschaftliche Bau ist "Thüringen") weitergezogen. Solange Soldaten eine Stadt auf der Karte besetzt halten, kann sie nicht einmal repariert werden.
Innerhalb des österreichischen Heeres sollten die Truppen zu Beginn des Jahres 1705 nämlich noch mit den weiterentwickelten Bajonetten ausgerüstet werden: Diese Bajonette sollten - wie erwähnt - die Schusswaffe ergänzen, damit sich diese Soldaten auch im Nahkampf selbst behaupten konnten. Dazu war es bislang üblich, bei Gefahr das Bajonettmesser aufzupflanzen. Aufpflanzen bedeutete dabei das Befestigen der Stichwaffe an der Schusswaffe mit langem Lauf (Gewehr). Damit hat man eine zweite Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswaffe. Im Nahkampf war es damit möglich, das Gewehr als Stich- oder Stoßwaffe zu verwenden. Anfangs wurden Bajonette mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt (Spundbajonette), aber dann konnte man mit der Muskete nicht mehr feuern.
Bereits 1669 erfand Vauban Bajonette, die mit einer Tülle seitlich am Lauf befestigt wurden – sog. Tüllen- oder Dillenbajonette – und somit auch im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von Musketenkugeln nicht verhinderten. Mit diesen neuartigen Bajonetten wurde die französische Armee seit 1689 ausgestattet. Etwa um 1700 tauchten Bajonette auf, welche einen abgewinkelten Arm besaßen und so auch das Nachladen ermöglichten. Die Entwicklung des Bajonetts und die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen ließen den Einsatz von Pikenieren und Schweinsfedern in der Schlacht allmählich zurückgehen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Pikenier-Einheiten der meisten europäischen Armeen aufgelöst.
Die hier genannten Technologien haben auch Auswirkungen auf die taktischen Schlachten. Bislang konnte man dort sehen, wie die Infanterie z.B. bei einem Kavallerieangriff das Bajonett in das Gewehr stopfte und in den Nahkampf ging. Anschließend konnten sie aber nicht mehr feuern, das Ding war ja zugestopft. Jetzt können sie zwischen den Funktionen "Feuergefecht" und "Nahkampf" hin- und herschalten.
Der unbekannte Mann musste beim Hofgang und gegenüber Fremden eine Maske tragen und durfte bei Todesstrafe für den Mitwisser mit niemandem Kontakt aufnehmen – der Offizier, der ihn von Dünkirchen überführte, drohte, ihn sofort zu töten, falls er ihm etwas anvertrauen wolle. Bei jedem der Gefängniswechsel wurde peinlich darauf geachtet, dass niemand seine Stimme hören konnte, sein Gesicht sehen oder gar mit ihm sprechen konnte. Beim Transport nach Saint-Marguerite wurde er in einem mit einem Wachstuch hermetisch verschlossenen Sänften-Stuhl transportiert, so dass er beinahe erstickte. Als Träger wählte man Italiener aus Turin. Für seine persönliche Bequemlichkeit wurden ihm allerdings zahlreiche Vergünstigungen gewährt. Er bekam in Saint-Marguerite zweimal die Woche die Wäsche gewechselt, eine möblierte Zelle, erhielt schon gleich nach Einlieferung alle Bücher, die er verlangte, durfte die Laute spielen und wurde bei Bedarf ärztlich versorgt. Auch für seine Bewachung wurde kein Aufwand gescheut. Allein die Summe, die für den Bau seiner Gefängniszelle auf der Insel Saint-Marguerite ausgegeben wurde, betrug 5.000 Livres. In Pignerol wurde eine spezielle Zelle gebaut, die man durch drei Türen betreten musste, damit die Wachen nichts hören konnten. Sie hatte doppelt vergitterte Fenster, die von außen nicht eingesehen werden konnten. Auch wurde er vom Gefängnisdirektor persönlich betreut, der ihm die Speisen auftischte. Es liegen sogar Zeugenaussagen vor, denen zufolge die Offiziere in seiner Gegenwart den Hut abnahmen und erst nach Aufforderung wieder aufsetzten. Es war Voltaire, der behauptete, dass er eine Maske aus Eisen trug, doch war sie tatsächlich aus schwarzem Samt.
Die Versuche, den Mann mit der Maske zu identifizieren, sind zahlreich, und jede Hypothese hat ihre prominenten und teilweise erbitterten Verfechter. Möglicherweise handelt es sich aber um eine Vermischung von Gerüchten und Tatsachen über verschiedene Gefangene von Louis XIV. Verschiedene Theorien sahen in dem Gefangenen den Zwillingsbruder bzw. den (wahren) leiblichen Vater des französischen Königs, einen illegitimen Sohn der Königsmutter Anna oder einen Mitwisser der Herkunft von Louis XIV.
Der Schwachpunkt all jener Hypothesen, die eine Verwandtschaft zwischen Louis XIV. und dem Gefangenen sehen wollen, ist, dass es der Königsmutter Anna von Österreich, aufgrund der strengen sozialen Überwachung, vollkommen unmöglich war, eine Affäre zu unterhalten. Anna war aber während ihrer Ehe viele Male schwanger, was also auch gegen eine vermeintliche Zeugungsunfähigkeit Ludwigs XIII. spricht. Beides spricht dafür, dass Anna von Österreich ihr Leben lang nur mit Ludwig XIII. verkehrte. Da die Geburten im französischen Königshaus traditionell öffentlich stattfanden, ist auch ausgeschlossen, dass eine Zwillingsgeburt vertuscht werden konnte. Da bei der Geburt Ludwigs XIV. insgesamt mehrere Hundert Personen anwesend waren, ist dessen Geburt sogar außerordentlich gut durch Memoiren und Briefe dokumentiert, so ausführlich wie bei kaum einer anderen Person der Geschichte. Aus besagten Gründen müssen solche Verwandtschaftstheorien also als eher unrealistisch bewertet werden. Hinzu kommt, dass die zeitweise Verwendung des Gefangenen als Diener eine hohe Geburt fast mit Sicherheit ausschließt. Fast alle aufgestellten Hypothesen historischer Fährtensucher können heute nach mehr als 200 Jahren intensiver Forschung, die gleich gegen Ende des Ancien Regimes einsetzte, als widerlegt gelten oder stehen auf schwachen Füßen. Der letzte, der des Rätsels Lösung kannte, war anscheinend der französische Kriegsminister Chamillart, der es, wie Voltaire überliefert, trotz Bitten seines Schwiegersohns 1723 mit ins Grab nahm.
Eines der gescripteten Ereignisse, die aber keinen Einfluss auf das Spiel haben
Die Zeiten, in denen ein Kaiser höchstpersönlich in den Krieg zog, waren im 18. Jahrhundert bereits vorbei. Das ist der Grund, warum die Figur Leopolds I. in Empire nicht auf der strategischen Karte auftaucht und somit auch nicht in Schlachten ziehen kann. Der Habsburger Monarch residierte in Wien, gab seinem Regierungskabinett die Leitlinien der Politik vor und hielt Hof. Seitdem Galilei im vorigen Jahrhundert sein Fernrohr auf den Himmel gerichtet hatte, beobachteten die Wissenschaftler immer wieder neue Phänomene. Beim Adel, der diese Forschungen finanzierte, galt es bald als schick, sich kunstvolle Planetenmaschinen zur privaten Dekoration anfertigen zu lassen. Das waren mechanische Geräte, die den Umlauf der Planeten um die Sonne veranschaulichten. Ursprünglich gab es dafür die Bezeichnung Planetarium. Seitdem 1713 eine Planetenmaschine für den 4. Earl of Orrery gebaut worden war, wurden solche Geräte nach diesem Adelsgeschlecht auch als Orrerys bezeichnet. In Deutschland wurden unter anderem Johann Georg Neßtfell und Philipp Matthäus Hahn durch den Bau solcher Maschinen bekannt. Bei einem Modell des Pietisten Hahn handelt es sich um eine Uhr mit Kalender, die die Zeit bis zur Apokalypse anzeigt, kombiniert mit synchronisierter helio- und geozentrischer Weltmaschine.
Auch dieses Ereignis kommt grundsätzlich zu Beginn, im Jahre 1704
In Wien empfing Kaiser Leopold I. auch Sigmund Weisberg, den ersten bedeutenden Theologen, der 1704 aus dem von Leopold gestifteten Jesuitenkollegs hervorging. Weisberg hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Katholizismus in dem orthodox geprägten Siebenbürgen zu verbreiten.
Diese Region, auch unter dem Namen Transsylvanien bekannt, gehörte seit dem Rückzug der Osmanen zum Habsburger Reich. Siebenbürgen versuchte vergeblich, sich des wachsenden Einflusses Österreichs zu erwehren. Die habsburgische Herrschaft etablierte sich in Etappen: 1687 war der vom Osmanischen Reich eingesetzte Fürst Michael I. Apafi auf Grund des Vordringens der österreichischen Truppen gezwungen, sich mit Habsburg zu arrangieren und in Verträgen mit Kaiser Leopold I. die Oberhoheit des Kaisers in seiner Eigenschaft als König von Ungarn anzuerkennen. Im Jahre 1691 wurde das Leopoldinische Diplom erlassen, der Grundvertrag des Landes mit dem Haus Österreich, und 1697 entsagte der unter Leopolds I. Vormundschaft als Fürst amtierende Michael II. Apafi dem Fürstentum gegen eine Entschädigung. 1699 wurde die Zugehörigkeit Siebenbürgens zu Österreich vom Osmanischen Reich im Frieden von Karlowitz anerkannt. Damit wurde die österreichische Kontrolle über ganz Ungarn und Siebenbürgen endgültig hergestellt. Siebenbürgen, das vom Königreich Ungarn eigenständig blieb, wurde nun unter der Aufsicht des Wiener Hofes von so genannten Gubernatoren verwaltet.
Das Erscheinen von Weisberg in Siebenbürgen geschah also nicht unter dem Zeichen eines Predigers in Sack und Leinen, sondern quasi als geistlicher Gesandter einer herrschenden Majestät.
Die Geistlichen erfüllen in Empire wie in Medieval auch die Funktion, die Bevölkerung zum eigenen Glauben zu bekehren. Man kann sie aber nicht mehr "Bauen", sie entstehen selbst in den Kirchenschulen, die man besitzt. Ebenso bringen andere Gebäude Edelmänner (zum Forschen) und Spione hervor. Die Mechanik des Missionierens ist in Empire da gut gelungen, bevölkerungsschwache Provinzen werden zügiger missioniert als Schwergewichte wie das hauptsächlich protestantische Böhmen. Der Kaiser (und somit Habsburg) vertreten natürlich den Katholizismus, weil der die Grundlage für das Kaisertum bildet.
Gemäß der Regensburger Beschlüsse sollte der Rückzug der preußischen Truppen aus Sachsen nötigenfalls auch durch den Einsatz der Reichsarmee erzwungen werden. Weil König Friedrich I. trotz mehrfacher Aufforderungen durch Kaiser und Reichstag dem nicht nachkam, musste die Drohung militärischer Mittel Ende 1704 in die Tat umgesetzt werden. Bayern schickte Truppen über die Landesgrenzen in das benachbarte Sachsen und ließ von ihnen Leipzig besetzen. Die Preußen hatten die königlichen Kasernen in Dresden bezogen und die Hauptstaat des eroberten Kurfürstentums zum Stützpunkt ihrer südlichen Streitkräfte gestaltet. Leopold I. hatte ebenfalls entsprechende Vorbereitungen in die Wege geleitet, um in den innerdeutschen Krieg einzugreifen. Aber er wartete noch die Wintermonate 1704 ab, bevor er dem österreichischen Heer den Abmarsch aus Böhmen gegen Sachsen befahl.
Eine Neuerung, die mit Empire eingeführt wurde: Neben der Provinzhauptstadt, deren Besitzer zugleich die Provinz gehört, gibt es kleinere Städte auf der Karte. Hier kann man ebenfalls Gebäude stufenweise verbessern. Sie können von feindlichen Truppen aber besetzt und geplündert werden, dann muss man die Stadt erst reparieren, um sie wieder nutzen zu können. So soll der Spieler daran gehindert werden, sich einfach in seinen Provinzhauptstädten zu verschanzen. Hier haben bayerische Truppen die gegnerische Stadt Leipzig überfallen (das rauchende Schulgebäude oberhalb des Pfeils auf der Karte) und sind anschließend in den "Bauernhof" (eingekreist, ich glaube dieser landwirtschaftliche Bau ist "Thüringen") weitergezogen. Solange Soldaten eine Stadt auf der Karte besetzt halten, kann sie nicht einmal repariert werden.
Innerhalb des österreichischen Heeres sollten die Truppen zu Beginn des Jahres 1705 nämlich noch mit den weiterentwickelten Bajonetten ausgerüstet werden: Diese Bajonette sollten - wie erwähnt - die Schusswaffe ergänzen, damit sich diese Soldaten auch im Nahkampf selbst behaupten konnten. Dazu war es bislang üblich, bei Gefahr das Bajonettmesser aufzupflanzen. Aufpflanzen bedeutete dabei das Befestigen der Stichwaffe an der Schusswaffe mit langem Lauf (Gewehr). Damit hat man eine zweite Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswaffe. Im Nahkampf war es damit möglich, das Gewehr als Stich- oder Stoßwaffe zu verwenden. Anfangs wurden Bajonette mit dem Griff in den Gewehrlauf gesteckt (Spundbajonette), aber dann konnte man mit der Muskete nicht mehr feuern.
Bereits 1669 erfand Vauban Bajonette, die mit einer Tülle seitlich am Lauf befestigt wurden – sog. Tüllen- oder Dillenbajonette – und somit auch im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von Musketenkugeln nicht verhinderten. Mit diesen neuartigen Bajonetten wurde die französische Armee seit 1689 ausgestattet. Etwa um 1700 tauchten Bajonette auf, welche einen abgewinkelten Arm besaßen und so auch das Nachladen ermöglichten. Die Entwicklung des Bajonetts und die zunehmende Verbreitung von Feuerwaffen ließen den Einsatz von Pikenieren und Schweinsfedern in der Schlacht allmählich zurückgehen. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Pikenier-Einheiten der meisten europäischen Armeen aufgelöst.
Die hier genannten Technologien haben auch Auswirkungen auf die taktischen Schlachten. Bislang konnte man dort sehen, wie die Infanterie z.B. bei einem Kavallerieangriff das Bajonett in das Gewehr stopfte und in den Nahkampf ging. Anschließend konnten sie aber nicht mehr feuern, das Ding war ja zugestopft. Jetzt können sie zwischen den Funktionen "Feuergefecht" und "Nahkampf" hin- und herschalten.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Im April 1705 erging mit dem Ende des Winterwetters der Marschbefehl an das kaiserliche Heer. Leopold I. war kein Truppenführer, das Kommando über die mehr als 5.000 Soldaten übte Guido von Starhemberg - neben dem Kanzler des Schatzamtes und dem Kriegsminister somit der dritte Einflussreiche aus der Familie von Starhemberg - im Namen des Kaisers aus. Dem Oberhaupt der Habsburger fiel die Aufgabe zu, den Krieg um Sachsen politisch so vorzubereiten, dass er seinem Haus förderlich verlief.
Der Kaiser wandte sich den Reichsständen durch verschiedene Maßnahmen zu, insbesondere durch eine entsprechende Heiratspolitik. Die weiblichen Angehörigen des Hauses Habsburg wurden so verehelicht, wie es der Politik des Kaisers am besten diente. Insbesondere suchte Leopold die Nähe zum Haus Braunschweig-Calenberg, um die zwei führenden Häuser der antihabsburgischen Fürsten mit dem Kaiserhaus zu verbinden. Mit der Erhebung von Ernst August von Braunschweig-Calenberg in den Kurfürstenstand wollte er die Unterstützung durch die Welfen weiter verstärken.
Es gelang Leopold in der Krise um Sachsen, die meisten Reichsstände wieder auf Wien zu orientieren. Dies galt vor allem für die Pfälzer und Welfen, die sich damit wieder mehr von Frankreich abwandten. Vor allem bei kleineren Reichsständen bemühte sich Leopold um eine Vergrößerung des kaiserlichen Klientels, besonders durch Standeserhöhungen und die Verleihung von Titeln. Die Erhebung der ostfriesischen Familie Cirksena oder der Fürstenberger in den Fürstenstand, mit entsprechenden Sitzen im Reichstag, vergrößerten die Anhängerschaft Leopolds im Reich. In den geistlichen Staaten bemühte sich Leopold, sie mit habsburgtreuen Personen zu besetzen. Immerhin: Leopold I. schaffte es, die Zufriedenheit der Noblen im Allgemeinen um +1 zu erhöhen.
Um die Fürsten von föderalistischen Ambitionen im Reich abzubringen, stärkte Leopold die weniger mächtigen Stände durch seine Klientelpolitik. Reichsritter und Reichsstädte unterstanden ihm ohnehin direkt, die anderen kleineren Stände sahen in ihm den Schutzherren gegenüber den größeren Ständen. Gegen die Fürsten stärkte er auch die Landstände und deren Recht der Steuerbewilligung. Eine stärkere Unterstützung der Reichsstände erreichte er auch durch sein Bemühen, nicht mehr wie seine unmittelbaren Vorgänger selbstherrlich oder nur mit Hilfe der Kurfürsten zu regieren. Gegenüber den unterschiedlichen, teilweise miteinander konkurrierenden Gruppen trat er als Schiedsrichter auf. Trotz der Rivalität der großen Reichsstände untereinander blieb Leopold, gestützt auf seinen Anhang in den Reichsständen, stets Herr der Lage im Reich.
Für einen Monarchen bedeutete die komplizierte politische Betätigung, dass er für die zusätzlichen Herausforderungen eines persönlich geführten Krieges einfach nicht mehr die Zeit aufbringen konnte. Denn auch die Führung von Armeen hatte sich zu dieser Zeit wesentlich kompliziert. Mannschaftsstärken und der strategische Radius waren größer geworden, während Organisation und Verwaltung noch nicht entsprechend weiterentwickelt worden waren. Die Nachrichtenübermittlung nahm noch viel Zeit in Anspruch und die politischen Verhältnisse in Europa waren kompliziert. Der preußische Krieg war aber auch wirtschaftlich interessant, denn damals nahmen Bank- und Kreditinstitute einen rapiden Aufschwung. Der Krieg förderte die Entwicklung des Finanzwesens und belebte Handel und Industrie, insbesondere die Bekleidungsindustrie, die Pferdezucht, den Bergbau und die Munitionsindustrie.
Jetzt, Anfang Mai 1705, kam es im preußischen Krieg bei Leipzig zur ersten bedeutenden Schlacht, die das Habsburger Reich im neuen Jahrhundert zu führen hatte.
Die Österreicher führten deutlich mehr Soldaten ins Feld, aber die preußischen Truppen galten schon 1705 als gut ausgebildete Soldaten. Der österreichische Befehlshaber Starhemberg sah in der Infanterie das Rückgrat seiner Armee, während die Preußen auch der Kavallerie noch eine Rolle zugedachten.
Die österreichische Kavallerie wurde weiter mit der aus dem 16. Jahrhundert überlieferten Karakolentaktik ausgebildet und verwendete im Kampf Säbel und Handfeuerwaffen. Die preußische Kavallerie war dagegen nach dem Muster Gustav Adolfs und Cromwells ausgebildet, griff drei Glieder tief im scharfen Trab an und kämpfte ausschließlich mit dem Säbel. Die Reiter führten zwar Pistolen, benutzten sie aber nur beim Fouragieren oder zur Abwehr von Überraschungsangriffen. Die Dragoner dagegen saßen entweder auf dem Gefechtsfeld ab und kämpften zu Fuß als Musketiere, oder sie ritten wie die anderen Reiterregimenter Attacken - wie dies auch in der Schlacht bei Leipzig geschah.
Bei der Bewaffnung der Infanterie waren seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs zwei wichtige Neuerungen eingeführt worden. Zunächst war das Luntenschlossgewehr durch die Steinschlossmuskete abgelöst worden. Die neue Zündung war zuverlässiger, funktionierte besser bei Feuchtigkeit und ergab eine höhere Feuergeschwindigkeit. Und wie erwähnt kam das Bajonett auf, das zunächst direkt in den Lauf gesteckt wurde. Nach der Einführung des Ringbajonetts bei der österreichischen Infanterie im Vorfeld der Leipziger Schlacht waren die Bajonettverschlüsse so am Lauf befestigt, dass die Muskete auch mit aufgepflanztem Bajonett abgefeuert werden konnte. Ein Reiterangriff wie der der Preußen im Mai 1705 führte also nicht mehr dazu, dass Musketen für den weiteren Beschuss unbrauchbar waren.
Der Kaiser wandte sich den Reichsständen durch verschiedene Maßnahmen zu, insbesondere durch eine entsprechende Heiratspolitik. Die weiblichen Angehörigen des Hauses Habsburg wurden so verehelicht, wie es der Politik des Kaisers am besten diente. Insbesondere suchte Leopold die Nähe zum Haus Braunschweig-Calenberg, um die zwei führenden Häuser der antihabsburgischen Fürsten mit dem Kaiserhaus zu verbinden. Mit der Erhebung von Ernst August von Braunschweig-Calenberg in den Kurfürstenstand wollte er die Unterstützung durch die Welfen weiter verstärken.
Es gelang Leopold in der Krise um Sachsen, die meisten Reichsstände wieder auf Wien zu orientieren. Dies galt vor allem für die Pfälzer und Welfen, die sich damit wieder mehr von Frankreich abwandten. Vor allem bei kleineren Reichsständen bemühte sich Leopold um eine Vergrößerung des kaiserlichen Klientels, besonders durch Standeserhöhungen und die Verleihung von Titeln. Die Erhebung der ostfriesischen Familie Cirksena oder der Fürstenberger in den Fürstenstand, mit entsprechenden Sitzen im Reichstag, vergrößerten die Anhängerschaft Leopolds im Reich. In den geistlichen Staaten bemühte sich Leopold, sie mit habsburgtreuen Personen zu besetzen. Immerhin: Leopold I. schaffte es, die Zufriedenheit der Noblen im Allgemeinen um +1 zu erhöhen.
Um die Fürsten von föderalistischen Ambitionen im Reich abzubringen, stärkte Leopold die weniger mächtigen Stände durch seine Klientelpolitik. Reichsritter und Reichsstädte unterstanden ihm ohnehin direkt, die anderen kleineren Stände sahen in ihm den Schutzherren gegenüber den größeren Ständen. Gegen die Fürsten stärkte er auch die Landstände und deren Recht der Steuerbewilligung. Eine stärkere Unterstützung der Reichsstände erreichte er auch durch sein Bemühen, nicht mehr wie seine unmittelbaren Vorgänger selbstherrlich oder nur mit Hilfe der Kurfürsten zu regieren. Gegenüber den unterschiedlichen, teilweise miteinander konkurrierenden Gruppen trat er als Schiedsrichter auf. Trotz der Rivalität der großen Reichsstände untereinander blieb Leopold, gestützt auf seinen Anhang in den Reichsständen, stets Herr der Lage im Reich.
Für einen Monarchen bedeutete die komplizierte politische Betätigung, dass er für die zusätzlichen Herausforderungen eines persönlich geführten Krieges einfach nicht mehr die Zeit aufbringen konnte. Denn auch die Führung von Armeen hatte sich zu dieser Zeit wesentlich kompliziert. Mannschaftsstärken und der strategische Radius waren größer geworden, während Organisation und Verwaltung noch nicht entsprechend weiterentwickelt worden waren. Die Nachrichtenübermittlung nahm noch viel Zeit in Anspruch und die politischen Verhältnisse in Europa waren kompliziert. Der preußische Krieg war aber auch wirtschaftlich interessant, denn damals nahmen Bank- und Kreditinstitute einen rapiden Aufschwung. Der Krieg förderte die Entwicklung des Finanzwesens und belebte Handel und Industrie, insbesondere die Bekleidungsindustrie, die Pferdezucht, den Bergbau und die Munitionsindustrie.
Jetzt, Anfang Mai 1705, kam es im preußischen Krieg bei Leipzig zur ersten bedeutenden Schlacht, die das Habsburger Reich im neuen Jahrhundert zu führen hatte.
Die Österreicher führten deutlich mehr Soldaten ins Feld, aber die preußischen Truppen galten schon 1705 als gut ausgebildete Soldaten. Der österreichische Befehlshaber Starhemberg sah in der Infanterie das Rückgrat seiner Armee, während die Preußen auch der Kavallerie noch eine Rolle zugedachten.
Die österreichische Kavallerie wurde weiter mit der aus dem 16. Jahrhundert überlieferten Karakolentaktik ausgebildet und verwendete im Kampf Säbel und Handfeuerwaffen. Die preußische Kavallerie war dagegen nach dem Muster Gustav Adolfs und Cromwells ausgebildet, griff drei Glieder tief im scharfen Trab an und kämpfte ausschließlich mit dem Säbel. Die Reiter führten zwar Pistolen, benutzten sie aber nur beim Fouragieren oder zur Abwehr von Überraschungsangriffen. Die Dragoner dagegen saßen entweder auf dem Gefechtsfeld ab und kämpften zu Fuß als Musketiere, oder sie ritten wie die anderen Reiterregimenter Attacken - wie dies auch in der Schlacht bei Leipzig geschah.
Bei der Bewaffnung der Infanterie waren seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs zwei wichtige Neuerungen eingeführt worden. Zunächst war das Luntenschlossgewehr durch die Steinschlossmuskete abgelöst worden. Die neue Zündung war zuverlässiger, funktionierte besser bei Feuchtigkeit und ergab eine höhere Feuergeschwindigkeit. Und wie erwähnt kam das Bajonett auf, das zunächst direkt in den Lauf gesteckt wurde. Nach der Einführung des Ringbajonetts bei der österreichischen Infanterie im Vorfeld der Leipziger Schlacht waren die Bajonettverschlüsse so am Lauf befestigt, dass die Muskete auch mit aufgepflanztem Bajonett abgefeuert werden konnte. Ein Reiterangriff wie der der Preußen im Mai 1705 führte also nicht mehr dazu, dass Musketen für den weiteren Beschuss unbrauchbar waren.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Damit erübrigte sich die Pike, der Musketier übernahm jetzt die Aufgaben des Pikenträgers. Jeder Soldat führte 40 bis 60 Papierpatronen in einem Lederbeutel bei sich und trug keine Rüstung mehr. Die neuen Infanteriebataillone waren ohne die Lunte und die unhandliche Pike viel beweglicher geworden. Gute Truppen wie die preußischen Musketiere konnten sich jetzt aufgrund ihrer erhöhten Feuerkraft und Beweglichkeit auch gegenüber einem zahlenmäßig überlegenen Feind behaupten. Der preußische König Friedrich I. hatte das erkannt und ließ seine Infanterie im Winterhalbjahr vor der Schlacht intensiv im Schießen ausbilden lassen.
Dazu gehörte auch das Salvenschießen im Zug von 50 Mann, was im österreichischen Heer dagegen noch unbekannt war. Die kaiserlichen Truppen feuerten ungeordnet wie ein jeder nachzuladen vermochte. Um die Feuerkraft ganz auszunutzen, stellte man die Verbände jetzt linear auf. Die Ausbildung in der Lineartaktik brauchte Zeit und erforderte Mut, Erfahrung und ständige Praxis. Je stärker die Wirkung der Handfeuerwaffen wurde, desto lockerer stellten die Verbände sich auf, und jeder einzelne Soldat war mehr auf sich selbst gestellt. Um die beim Einzelkämpfer viel leichter auftretende Furcht zu überwinden, war eine straffe Disziplin von höchster Bedeutung.
Dank der professionellen Vorbereitung und Disziplin des preußischen Heeres waren die Verluste bei der Leipziger Schlacht deutlich höher als die auf preußischer Seite. Und das, obwohl Starhemberg eine doppelte Überzahl an Männern ins Feld geführt hatte. Dank der schieren Übermacht des österreichischen Heers und des Eingreifens der bayerischen Kontingente mussten sich die Preußen geschlagen zurückziehen. Was die Heeresverwaltung, sowie die Bewaffnung und Ausbildung der Soldaten anging, gab es beim preußischen Vorbild allerdings einiges zu studieren.
Starhemberg setzte den verbliebenen 450 Preußen, die sich nach Dresden zurückzogen, direkt nach und ließ nicht zu, dass sie sich neu formieren konnten. Weil die Stadt schon bald vollständig von österreichischen Truppen eingeschlossen war und die bayerischen Einheiten der Reichsarmee einen preußischen Entsatz aus Brandenburg nicht zuließen, musste Friedrichs Kommandant Palitzsch die Kapitulationsforderung Starhembergs schließlich akzeptieren.
Palitzsch übergab den Österreichern die Stadt. Damit konnten die Habsburger Truppen kampflos in Dresden einmarschieren und alle zivilen wie militärischen Einrichtungen übernehmen. Die Bevölkerung reagierte mit zunächst mit Begeisterung auf die Befreiung durch das Reichheer, wie man an der öffentlichen Ordnung von +26 (Oberschicht) bzw. +10 (Unterschicht) sehen kann. Der preußische Übergriff auf Sachsen war dank des gemeinsamen deutschen Eingreifens vereitelt worden.
Dazu gehörte auch das Salvenschießen im Zug von 50 Mann, was im österreichischen Heer dagegen noch unbekannt war. Die kaiserlichen Truppen feuerten ungeordnet wie ein jeder nachzuladen vermochte. Um die Feuerkraft ganz auszunutzen, stellte man die Verbände jetzt linear auf. Die Ausbildung in der Lineartaktik brauchte Zeit und erforderte Mut, Erfahrung und ständige Praxis. Je stärker die Wirkung der Handfeuerwaffen wurde, desto lockerer stellten die Verbände sich auf, und jeder einzelne Soldat war mehr auf sich selbst gestellt. Um die beim Einzelkämpfer viel leichter auftretende Furcht zu überwinden, war eine straffe Disziplin von höchster Bedeutung.
Dank der professionellen Vorbereitung und Disziplin des preußischen Heeres waren die Verluste bei der Leipziger Schlacht deutlich höher als die auf preußischer Seite. Und das, obwohl Starhemberg eine doppelte Überzahl an Männern ins Feld geführt hatte. Dank der schieren Übermacht des österreichischen Heers und des Eingreifens der bayerischen Kontingente mussten sich die Preußen geschlagen zurückziehen. Was die Heeresverwaltung, sowie die Bewaffnung und Ausbildung der Soldaten anging, gab es beim preußischen Vorbild allerdings einiges zu studieren.
Starhemberg setzte den verbliebenen 450 Preußen, die sich nach Dresden zurückzogen, direkt nach und ließ nicht zu, dass sie sich neu formieren konnten. Weil die Stadt schon bald vollständig von österreichischen Truppen eingeschlossen war und die bayerischen Einheiten der Reichsarmee einen preußischen Entsatz aus Brandenburg nicht zuließen, musste Friedrichs Kommandant Palitzsch die Kapitulationsforderung Starhembergs schließlich akzeptieren.
Palitzsch übergab den Österreichern die Stadt. Damit konnten die Habsburger Truppen kampflos in Dresden einmarschieren und alle zivilen wie militärischen Einrichtungen übernehmen. Die Bevölkerung reagierte mit zunächst mit Begeisterung auf die Befreiung durch das Reichheer, wie man an der öffentlichen Ordnung von +26 (Oberschicht) bzw. +10 (Unterschicht) sehen kann. Der preußische Übergriff auf Sachsen war dank des gemeinsamen deutschen Eingreifens vereitelt worden.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Der Kaiser ließ vor dem anschließend stattfindenden Reichstag vom Dezember 1705 die gemeinsame Erklärung formulieren, dass man nach der Befreiung von Sachsen keine weitergehenden Strafaktionen des Reichsheeres gegen das Königreich Preußen beabsichtige. Leopold I. erhielt von den versammelten Ständen die Erlaubnis, das österreichische Heer für die Dauer von zwei Jahren als Schutzmacht in Sachsen zu belassen, um einen erneuten Überfall durch Preußen zu unterbinden. Der Kaiser verpflichtete sich im Gegenzug dazu, die evangelische Bevölkerungsmehrheit in Sachsen während dieser Zeit nicht durch Gesetze oder andere Repressalien und Maßnahmen in irgendeiner Weise zu unterdrücken.
Die deutschen Kurfürsten hatten Leopold I. bis dahin gern nationales Desinteresse vorgeworfen, vor allem wegen seiner Elsasspolitik und der französischen Annexion von Straßburg 1681. Erbländischer Egoismus und habsburgerischer Internationalismus hatten in ihren Augen den Kaiser bis dato seine Pflichten als deutsches Reichsoberhaupt vernachlässigen lassen. Diese Meinung kehrte sich mit dem Sieg von 1705 vorläufig ins Positive.
Nachdem der preußische Wunsch nach einer Vormachtstellung in Deutschland durch das Reichsheer abgewiesen worden war und Leopold I. sich in Regensburg ganz als moderater Bewahrer des Reiches gezeigt hatte, suchten auch die protestantischen deutschen Herrscher die Nähe zum Habsburger.
So kam Georg Wilhelm I. von Hannover auf den Kaiser zu und bot ihm den Abschluss von Handelsverträgen an. Die darin geregelten Steuerfragen fielen zwar eindeutig zugunsten Hannovers aus, wie die österreichischen Beamten des Schatzamtes bei der Analyse des Vertragswerkes schnell feststellten. Leopold I. war gleichwohl bereit, den Nachteil von 1.400 Gold in Kauf zu nehmen, boten die Verträge von Hannover doch wertvolle politische Anknüpfungspunkte - nicht nur mit Hannover, sondern auch mit dem mit Hannover eng verbundenen Großbritannien. Das wollte der Habsburger von Preußen weg wieder an sich selbst binden, um einen Partner zur gemeinsamen Eingrenzung Frankreichs zu haben.
Auch Westfalen näherte sich der Position des Kaisers wieder an. Der Kölner Erzbischof Joseph Clemens I. von Bayern war 1688 mit Hilfe des Papstes und des Kaisers und gegen die Interessen des französischen Königs in sein Amt gelangt. Obwohl er auch dem Kaiser die Macht in Köln verdankte, glaubte sich Joseph Clemens nicht genügend von diesem unterstützt. Nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1697 begann er sich in Richtung Frankreich zu orientieren. Joseph Clemens I. erhielt aus Frankreich beträchtliche Subsidien, die er insbesondere für den Wiederaufbau der zerstörten Schlösser benutzte. Noch während des Preußischen Krieges verhandelte Joseph Clemens I. mit Ludwig XIV. von Frankreich über ein Bündnis. Doch nach dem österreichischen Sieg von 1705 wandte sich der Kölner Erzbischof wieder der kaiserlichen Partei zu und bot nun Leopold I. ein Bündnis, gerichtet gegen die französische Dominanz am Rhein, an.
Der Sieger von Leipzig, General Guido von Starhemberg, wurde begeistert in Wien zurück empfangen und erhielt von Leopold I. den Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Das war eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wurde, die Zahl ihrer Träger war streng begrenzt. Starhembergs Reputation färbte sich auch auf seine Untergebenen im Heer ab, sie genossen die Ehre, die der Dienst unter ihm auch ihnen brachte (+1 Moral für alle Truppen unter dem Kommando dieses Mannes).
Wo wir gerade bei der persönlichen Entwicklung der Charaktere sind: Als besonders fähiges Kabinettsmitglied in Wien erwies sich inzwischen der kaiserliche Marineminister Christian Bach, der seine Talentstufe in den vergangenen fünf Jahren von vier auf sechs Sterne verbessert hatte. Im Bild sieht man die Boni, die dieser Minister zu Beginn der Partie (1700, links) und aktuell (1705, rechts) mit sich bringt. Die Baukosten für Marineeinheiten und die Ausgaben für ihren laufenden Unterhalt werden dank seines Könnens um 3% gesenkt, dazu erfolgen militärische Forschungen im Bereich der Marine 6% schneller. Das ist ganz nett, allerdings sind die Seestreitkräfte für Österreich nicht so bedeutend. Absurd ist es nun auch wieder nicht, denn das Habsburger Reich besitzt mit dem kroatischen Split durchaus einen Zugang zum Mittelmeer. Irgendwie muss ich gerade an Hearts of iron 2 denken, wo auch Ungarn einen Befehlshaber für die Marine in der Regierung hat - der muss vermutlich den Fährverkehr über den Plattensee leiten....
Nach den militärischen und politischen Erfolgen in Deutschland konnte und musste sich der Kaiser wieder den Geschäften in Österreich und seinen Habsburger Landen zuwenden. Die militärischen Unternehmungen hatten das Interesse der Wiener Regierung von der längst fälligen Landreform im Habsburger Reich abgelenkt. Denn in sozialer Hinsicht verstärkte sich der Druck der adeligen Grundherren auf die Bauern allzu sehr.
Der Kaiser versuchte durch Gesetze regulierend einzugreifen. Für die Bauern brachten sie bessere Rechtssicherheit, gleichzeitig konnten die Grundherren weiterhin unbegrenzte Robotarbeit verlangen. Zur Bekämpfung der wachsenden Zahl der Armen in der Stadt Wien ließ Leopold ein Zucht- und Arbeitshaus erbauen, außerdem wurde der Bau eines Großarmenhaus geplant. Die kaiserliche Landreform von 1705 erlaubte es den Eigentümern von Grund und Boden, ihre Ländereien einzuzäunen und es dem Vieh der unteren Klasse zu verwehren, auf dem bis dahin offenen Feldern zu grasen. Die Ertragsmöglichkeiten wurden damit verbessert, die Unterklasse reagierte auf diese gesetzliche Regelung dagegen mit -1 Zufriedenheit (aufgrund von fortschreitender Industrialisierung).
Das ist neu in der Total-War-Reihe: Ab Empire gibt es einen Forschungsbaum. In verschiedenen Zweigen verbessert man sich - im Militär unterteilt nach Infanterie, Artillerie, Marine, im industriellen Bereich nach Landwirtschaft, Metall- und Textilindustrie, und dann gibt es noch den Zweig der Philosophie. Hier habe ich den ersten Fortschritt in der Landwirtschaft geholt: Einzäunen von Landbesitz. Wie die meisten industriellen und philosophischen Fortschritte bekomme ich Boni und neue Gebäudestufen freigeschaltet, dafür sink aber die Zufriedenheit der Bevölkerung (hier: der Unterschicht). Der Trend mit der Unzufriedenheit soll in möglichen Revolutionen zum Ende des 18. Jahrhunderts gipfeln, es gibt nämlich verschiedene Regierungsformen in Empire - Absolute Monarchie, Konstitutionelle Monarchie, Republik. Österreich zählt zu den Absoluten Monarchien.
Die Großgrundbesitzer nahmen die Landreform nach ihrer Verabschiedung gerne in Anspruch und setzten sie in den folgenden zwei Runden bis Ende 1706 im ganzen Habsburger Reich in die Tat um. Von der Spielmechanik her ist es übrigens ohne Belang, ob die Landwirtschaft der Region auf Viehzucht (wie das "Vorarlberg Farmland Austria"), Ackerbau ("Oder Farmland Schlesien") oder den Anbau von Wein ("Vodice Wines Croatia") fußt, sie generieren alle die gleichen Auswirkungen. Aber hübsch sind sie schon, die verschiedenen Grafiken:
Dank des erwähnten Fortschritts kann ich nun die zweite Stufe der "Farm-Gebäude" bauen, die geben höheren Ertrag, können aber auch für mehr Unzufriedenheit in der jeweiligen Provinz sorgen. Ja, der Arbeitsmarkt wird härter mit der fortschreitenden Industrialisierung... Diese Farmgebäude befinden sich auf der strategischen Karte (siehe rote Kreise) außerhalb der Provinzhauptstadt und müssen somit separat vor Raubzügen geschützt werden.
Für das Habsburger Haus und den Fortbestand seiner österreichischen Linie war das Jahr 1706 von besonderer Bedeutung. Denn am 31. Mai 1706 gebar Leopolds Frau Maria Theresia das erste gemeinsame Kind, eine Tochter. Sie erhielt den Namen Maria und sollte aufgrund der neuen Erbregelungen innerhalb des Hauses Habsburg sogar den ersten Rang in der Erbfolge antreten. Dieser Erbanspruch war deshalb ungewöhnlich, weil sein Träger eine weibliche Person sein sollte: Das war innerhalb des Habsburger Hauses durch die neu erlassene Pragmatische Sanktion möglich geworden, ein Staatsgrundgesetz, das die weibliche Thronfolge regelte und in den habsburgischen Ländern des Heiligen Römischen Reiches ebenso gelten sollte wie in Ungarn.
Die Pragmatische Sanktion stellt nicht weniger als eine Abkehr vom salischen Erbfolgerrecht über die Thronanwärterschaft dar. Man folgte hier den Grundsätzen der Linealprimogenitur und der subsidiären weiblichen Erbfolge: Demnach sollte zunächst der älteste Sohn, nach diesem die von ihm begründete Linie (angefangen mit seinem ältesten Sohn etc.), danach alle anderen Linien des Mannesstammes nach demselben Prinzip und zuletzt – nach vollständigem Aussterben des Hauses im Mannesstamm – auch die weibliche Nachkommenschaft, angefangen mit der ältesten Tochter des letzten Throninhabers und deren Nachkommenschaft, thronfolgeberechtigt sein.
Die Pragmatische Sanktion ging unmittelbar auf die abgeschlossenen habsburgischen Hausverträge vom 12. September 1703 zurück, die im Wesentlichen denselben Inhalt wie die Pragmatische Sanktion hatten, zusätzlich aber noch, in Tradition der Rudolfinischen Hausordnung von 1364, ein wechselseitiges Erbrecht der Nachkommen der damaligen Linien vorsah und - im Gegensatz zur feierlich verkündeten Pragmatischen Sanktion - geheim gehalten worden war. Die Bedeutung der Pragmatischen Sanktion lag also nicht zuletzt in der Veröffentlichung der schon seit Jahren geltenden hausinternen Bestimmungen. Vor allem aber war die Pragmatische Sanktion im Gegensatz zum Vertrag von 1703 nicht nur ein Hausgesetz, sondern wurde entsprechend dem Staatsrecht der einzelnen habsburgischen Erbkönigreiche und Länder in jedem dieser Länder formell in Kraft gesetzt. Als letzter gab der ungarische Reichstag seine Zustimmung zur Pragmatischen Sanktion.
Leopolds neugeborene Tochter Maria wurde infolgedessen Thronfolgerin in allen Erblanden der Habsburger, von denen die meisten bis dahin keine weibliche Thronfolge kannten. Denn Leopold I. besaß zumindest 1706 noch keine männlichen Nachkommen. In Anbetracht möglicher Ansprüche der Töchter seines Bruders Joseph und ihrer Ehemänner, der Kurfürsten von Bayern und Württemberg, bemühte sich Leopold I. um die Anerkennung der Regelung durch die anderen europäischen Mächte. Nach dem Willen des Kaisers sollten die weiteren möglichen Anspruchsteller innerhalb der Familie, nämlich Elisabeth Amalia und Maria Leopoldine (unten im Bild), zurückstehen.
Die allgemeine Anerkennung dieser Regel versuchte der Kaiser durch entsprechende Zustimmungserklärungen der benachbarten Dynasten zu erreichen. Diese Ansprüche ließen sich jedoch nicht auf den Kaisertitel des Heiligen Römischen Reiches ausdehnen, den damals die männlichen Oberhäupter des Hauses Habsburg trugen. Denn der Kaiser wurde von den Kurfürsten gewählt.
Sehr abgespeckt ist im Vergleich zu Medieval dagegen der Familienstammbaum. Selbst diese kleine Anzeige der königlichen Familie gibt es nur im Darth-Mod, nicht im Originalspiel.
Bis dahin hatte Leopold I. offenbar vieles richtig gemacht. Seine Politik, seine Eigenschaften und die Gefolgsleute an seinem Hof - zuletzt die Einstellung und Förderung eines begabten Chormeisters in Wien - sorgten für die breite Zustimmung der herrschenden Klasse Österreichs. Wirtschaftlich und politisch war das Habsburger Reich gut weitergekommen: Den Steuereinnahmen von knapp 18.000 Gold je Runde standen Ausgaben von nur 10.000 Gold gegenüber - ein ordentlicher Überschuss im Haushalt. Österreich war mit Württemberg und Hannover verbündet und unterhielt zu den übrigen deutschen Kurfürsten enge Beziehungen. Preußen hatte es aus Sachsen verwiesen und seine Rolle als Ordnungsmacht innerhalb des Reiches unterstrichen.
Leopold hat sich einen zweiten Gefolgsmann angelacht, der für +1 Zufriedenheit der Noblen in allen Provinzen sorgt. Ob der Bonus weltweit oder nur in Europa gilt ("in the theatre" - "auf dem Schauplatz" Europa/Amerika/Indien, es gibt drei Karten in Empire), steht hier nicht dabei.
In diesem Erfolg lag aber zugleich der Keim für die Probleme der folgenden Jahre. Das Kurfürstentum Sachsen stand seit dem Rückzug der Preußen 1706 unter der Kuratel des Kaisers. König Friedrich I. konnte Österreich lediglich zur See stören, indem er Kaperbriefe ausgab, die sich gegen die Handelswege der Habsburger richteten. Zu Land war die Dominanz der Österreicher seit der Schlacht von Leipzig aber eindeutig.
Plünderungen in dieser Form sind auch neu in Empire, sie gleichen dem Überfall auf die Handelsrouten im guten alten "Call to Power". Es reicht, seine Flotte auf der Seehandelsroute seines Gegners (mit gestrichelter Linie eingezeichnet) abzustellen, schon geht der Handel flöten.
Die deutschen Kurfürsten hatten Leopold I. bis dahin gern nationales Desinteresse vorgeworfen, vor allem wegen seiner Elsasspolitik und der französischen Annexion von Straßburg 1681. Erbländischer Egoismus und habsburgerischer Internationalismus hatten in ihren Augen den Kaiser bis dato seine Pflichten als deutsches Reichsoberhaupt vernachlässigen lassen. Diese Meinung kehrte sich mit dem Sieg von 1705 vorläufig ins Positive.
Nachdem der preußische Wunsch nach einer Vormachtstellung in Deutschland durch das Reichsheer abgewiesen worden war und Leopold I. sich in Regensburg ganz als moderater Bewahrer des Reiches gezeigt hatte, suchten auch die protestantischen deutschen Herrscher die Nähe zum Habsburger.
So kam Georg Wilhelm I. von Hannover auf den Kaiser zu und bot ihm den Abschluss von Handelsverträgen an. Die darin geregelten Steuerfragen fielen zwar eindeutig zugunsten Hannovers aus, wie die österreichischen Beamten des Schatzamtes bei der Analyse des Vertragswerkes schnell feststellten. Leopold I. war gleichwohl bereit, den Nachteil von 1.400 Gold in Kauf zu nehmen, boten die Verträge von Hannover doch wertvolle politische Anknüpfungspunkte - nicht nur mit Hannover, sondern auch mit dem mit Hannover eng verbundenen Großbritannien. Das wollte der Habsburger von Preußen weg wieder an sich selbst binden, um einen Partner zur gemeinsamen Eingrenzung Frankreichs zu haben.
Auch Westfalen näherte sich der Position des Kaisers wieder an. Der Kölner Erzbischof Joseph Clemens I. von Bayern war 1688 mit Hilfe des Papstes und des Kaisers und gegen die Interessen des französischen Königs in sein Amt gelangt. Obwohl er auch dem Kaiser die Macht in Köln verdankte, glaubte sich Joseph Clemens nicht genügend von diesem unterstützt. Nach dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekriegs 1697 begann er sich in Richtung Frankreich zu orientieren. Joseph Clemens I. erhielt aus Frankreich beträchtliche Subsidien, die er insbesondere für den Wiederaufbau der zerstörten Schlösser benutzte. Noch während des Preußischen Krieges verhandelte Joseph Clemens I. mit Ludwig XIV. von Frankreich über ein Bündnis. Doch nach dem österreichischen Sieg von 1705 wandte sich der Kölner Erzbischof wieder der kaiserlichen Partei zu und bot nun Leopold I. ein Bündnis, gerichtet gegen die französische Dominanz am Rhein, an.
Der Sieger von Leipzig, General Guido von Starhemberg, wurde begeistert in Wien zurück empfangen und erhielt von Leopold I. den Orden vom Goldenen Vlies verliehen. Das war eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wurde, die Zahl ihrer Träger war streng begrenzt. Starhembergs Reputation färbte sich auch auf seine Untergebenen im Heer ab, sie genossen die Ehre, die der Dienst unter ihm auch ihnen brachte (+1 Moral für alle Truppen unter dem Kommando dieses Mannes).
Wo wir gerade bei der persönlichen Entwicklung der Charaktere sind: Als besonders fähiges Kabinettsmitglied in Wien erwies sich inzwischen der kaiserliche Marineminister Christian Bach, der seine Talentstufe in den vergangenen fünf Jahren von vier auf sechs Sterne verbessert hatte. Im Bild sieht man die Boni, die dieser Minister zu Beginn der Partie (1700, links) und aktuell (1705, rechts) mit sich bringt. Die Baukosten für Marineeinheiten und die Ausgaben für ihren laufenden Unterhalt werden dank seines Könnens um 3% gesenkt, dazu erfolgen militärische Forschungen im Bereich der Marine 6% schneller. Das ist ganz nett, allerdings sind die Seestreitkräfte für Österreich nicht so bedeutend. Absurd ist es nun auch wieder nicht, denn das Habsburger Reich besitzt mit dem kroatischen Split durchaus einen Zugang zum Mittelmeer. Irgendwie muss ich gerade an Hearts of iron 2 denken, wo auch Ungarn einen Befehlshaber für die Marine in der Regierung hat - der muss vermutlich den Fährverkehr über den Plattensee leiten....
Nach den militärischen und politischen Erfolgen in Deutschland konnte und musste sich der Kaiser wieder den Geschäften in Österreich und seinen Habsburger Landen zuwenden. Die militärischen Unternehmungen hatten das Interesse der Wiener Regierung von der längst fälligen Landreform im Habsburger Reich abgelenkt. Denn in sozialer Hinsicht verstärkte sich der Druck der adeligen Grundherren auf die Bauern allzu sehr.
Der Kaiser versuchte durch Gesetze regulierend einzugreifen. Für die Bauern brachten sie bessere Rechtssicherheit, gleichzeitig konnten die Grundherren weiterhin unbegrenzte Robotarbeit verlangen. Zur Bekämpfung der wachsenden Zahl der Armen in der Stadt Wien ließ Leopold ein Zucht- und Arbeitshaus erbauen, außerdem wurde der Bau eines Großarmenhaus geplant. Die kaiserliche Landreform von 1705 erlaubte es den Eigentümern von Grund und Boden, ihre Ländereien einzuzäunen und es dem Vieh der unteren Klasse zu verwehren, auf dem bis dahin offenen Feldern zu grasen. Die Ertragsmöglichkeiten wurden damit verbessert, die Unterklasse reagierte auf diese gesetzliche Regelung dagegen mit -1 Zufriedenheit (aufgrund von fortschreitender Industrialisierung).
Das ist neu in der Total-War-Reihe: Ab Empire gibt es einen Forschungsbaum. In verschiedenen Zweigen verbessert man sich - im Militär unterteilt nach Infanterie, Artillerie, Marine, im industriellen Bereich nach Landwirtschaft, Metall- und Textilindustrie, und dann gibt es noch den Zweig der Philosophie. Hier habe ich den ersten Fortschritt in der Landwirtschaft geholt: Einzäunen von Landbesitz. Wie die meisten industriellen und philosophischen Fortschritte bekomme ich Boni und neue Gebäudestufen freigeschaltet, dafür sink aber die Zufriedenheit der Bevölkerung (hier: der Unterschicht). Der Trend mit der Unzufriedenheit soll in möglichen Revolutionen zum Ende des 18. Jahrhunderts gipfeln, es gibt nämlich verschiedene Regierungsformen in Empire - Absolute Monarchie, Konstitutionelle Monarchie, Republik. Österreich zählt zu den Absoluten Monarchien.
Die Großgrundbesitzer nahmen die Landreform nach ihrer Verabschiedung gerne in Anspruch und setzten sie in den folgenden zwei Runden bis Ende 1706 im ganzen Habsburger Reich in die Tat um. Von der Spielmechanik her ist es übrigens ohne Belang, ob die Landwirtschaft der Region auf Viehzucht (wie das "Vorarlberg Farmland Austria"), Ackerbau ("Oder Farmland Schlesien") oder den Anbau von Wein ("Vodice Wines Croatia") fußt, sie generieren alle die gleichen Auswirkungen. Aber hübsch sind sie schon, die verschiedenen Grafiken:
Dank des erwähnten Fortschritts kann ich nun die zweite Stufe der "Farm-Gebäude" bauen, die geben höheren Ertrag, können aber auch für mehr Unzufriedenheit in der jeweiligen Provinz sorgen. Ja, der Arbeitsmarkt wird härter mit der fortschreitenden Industrialisierung... Diese Farmgebäude befinden sich auf der strategischen Karte (siehe rote Kreise) außerhalb der Provinzhauptstadt und müssen somit separat vor Raubzügen geschützt werden.
Für das Habsburger Haus und den Fortbestand seiner österreichischen Linie war das Jahr 1706 von besonderer Bedeutung. Denn am 31. Mai 1706 gebar Leopolds Frau Maria Theresia das erste gemeinsame Kind, eine Tochter. Sie erhielt den Namen Maria und sollte aufgrund der neuen Erbregelungen innerhalb des Hauses Habsburg sogar den ersten Rang in der Erbfolge antreten. Dieser Erbanspruch war deshalb ungewöhnlich, weil sein Träger eine weibliche Person sein sollte: Das war innerhalb des Habsburger Hauses durch die neu erlassene Pragmatische Sanktion möglich geworden, ein Staatsgrundgesetz, das die weibliche Thronfolge regelte und in den habsburgischen Ländern des Heiligen Römischen Reiches ebenso gelten sollte wie in Ungarn.
Die Pragmatische Sanktion stellt nicht weniger als eine Abkehr vom salischen Erbfolgerrecht über die Thronanwärterschaft dar. Man folgte hier den Grundsätzen der Linealprimogenitur und der subsidiären weiblichen Erbfolge: Demnach sollte zunächst der älteste Sohn, nach diesem die von ihm begründete Linie (angefangen mit seinem ältesten Sohn etc.), danach alle anderen Linien des Mannesstammes nach demselben Prinzip und zuletzt – nach vollständigem Aussterben des Hauses im Mannesstamm – auch die weibliche Nachkommenschaft, angefangen mit der ältesten Tochter des letzten Throninhabers und deren Nachkommenschaft, thronfolgeberechtigt sein.
Die Pragmatische Sanktion ging unmittelbar auf die abgeschlossenen habsburgischen Hausverträge vom 12. September 1703 zurück, die im Wesentlichen denselben Inhalt wie die Pragmatische Sanktion hatten, zusätzlich aber noch, in Tradition der Rudolfinischen Hausordnung von 1364, ein wechselseitiges Erbrecht der Nachkommen der damaligen Linien vorsah und - im Gegensatz zur feierlich verkündeten Pragmatischen Sanktion - geheim gehalten worden war. Die Bedeutung der Pragmatischen Sanktion lag also nicht zuletzt in der Veröffentlichung der schon seit Jahren geltenden hausinternen Bestimmungen. Vor allem aber war die Pragmatische Sanktion im Gegensatz zum Vertrag von 1703 nicht nur ein Hausgesetz, sondern wurde entsprechend dem Staatsrecht der einzelnen habsburgischen Erbkönigreiche und Länder in jedem dieser Länder formell in Kraft gesetzt. Als letzter gab der ungarische Reichstag seine Zustimmung zur Pragmatischen Sanktion.
Leopolds neugeborene Tochter Maria wurde infolgedessen Thronfolgerin in allen Erblanden der Habsburger, von denen die meisten bis dahin keine weibliche Thronfolge kannten. Denn Leopold I. besaß zumindest 1706 noch keine männlichen Nachkommen. In Anbetracht möglicher Ansprüche der Töchter seines Bruders Joseph und ihrer Ehemänner, der Kurfürsten von Bayern und Württemberg, bemühte sich Leopold I. um die Anerkennung der Regelung durch die anderen europäischen Mächte. Nach dem Willen des Kaisers sollten die weiteren möglichen Anspruchsteller innerhalb der Familie, nämlich Elisabeth Amalia und Maria Leopoldine (unten im Bild), zurückstehen.
Die allgemeine Anerkennung dieser Regel versuchte der Kaiser durch entsprechende Zustimmungserklärungen der benachbarten Dynasten zu erreichen. Diese Ansprüche ließen sich jedoch nicht auf den Kaisertitel des Heiligen Römischen Reiches ausdehnen, den damals die männlichen Oberhäupter des Hauses Habsburg trugen. Denn der Kaiser wurde von den Kurfürsten gewählt.
Sehr abgespeckt ist im Vergleich zu Medieval dagegen der Familienstammbaum. Selbst diese kleine Anzeige der königlichen Familie gibt es nur im Darth-Mod, nicht im Originalspiel.
Bis dahin hatte Leopold I. offenbar vieles richtig gemacht. Seine Politik, seine Eigenschaften und die Gefolgsleute an seinem Hof - zuletzt die Einstellung und Förderung eines begabten Chormeisters in Wien - sorgten für die breite Zustimmung der herrschenden Klasse Österreichs. Wirtschaftlich und politisch war das Habsburger Reich gut weitergekommen: Den Steuereinnahmen von knapp 18.000 Gold je Runde standen Ausgaben von nur 10.000 Gold gegenüber - ein ordentlicher Überschuss im Haushalt. Österreich war mit Württemberg und Hannover verbündet und unterhielt zu den übrigen deutschen Kurfürsten enge Beziehungen. Preußen hatte es aus Sachsen verwiesen und seine Rolle als Ordnungsmacht innerhalb des Reiches unterstrichen.
Leopold hat sich einen zweiten Gefolgsmann angelacht, der für +1 Zufriedenheit der Noblen in allen Provinzen sorgt. Ob der Bonus weltweit oder nur in Europa gilt ("in the theatre" - "auf dem Schauplatz" Europa/Amerika/Indien, es gibt drei Karten in Empire), steht hier nicht dabei.
In diesem Erfolg lag aber zugleich der Keim für die Probleme der folgenden Jahre. Das Kurfürstentum Sachsen stand seit dem Rückzug der Preußen 1706 unter der Kuratel des Kaisers. König Friedrich I. konnte Österreich lediglich zur See stören, indem er Kaperbriefe ausgab, die sich gegen die Handelswege der Habsburger richteten. Zu Land war die Dominanz der Österreicher seit der Schlacht von Leipzig aber eindeutig.
Plünderungen in dieser Form sind auch neu in Empire, sie gleichen dem Überfall auf die Handelsrouten im guten alten "Call to Power". Es reicht, seine Flotte auf der Seehandelsroute seines Gegners (mit gestrichelter Linie eingezeichnet) abzustellen, schon geht der Handel flöten.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Preußen geriet vielmehr auch im Krieg gegen König August in die Defensive, ganz offensichtlich hatte sich Friedrich I. mit dem Einmarsch in Sachsen überhoben. Als polnische Truppen im Jahre 1707 dann Ostpreußen mit seiner Stadt Danzig einnahmen, war König August der Weg nach Westen offen. Das bewog Leopold I. in Wien dazu, sein Verhältnis zu Preußen neu zu bewerten. Der polnische König August bedankte sich bei Leopold I. für dessen militärischen Schutz über Sachsen und forderte vom Kaiser die Rückgabe seines Kurfürstentums.
Das entsprach aber nicht dem Interesse Österreichs, weil sich ein Sieg Augusts über Friedrich I. abzeichnete. Die Folgen wären dann eine territoriale Vereinigung von Augusts Königreich Polen mit seinem Kurfürstentum Sachsen gewesen. Ein Polen aber, das sich von Livland über Ostpreußen und Brandenburg bis nach Sachsen erstreckte und zudem im Bund mit Russland stand, konnte Österreich als Nachbarn aber nicht dulden. Preußens König erkannte die Chance, die darin lag und suchte den Ausgleich mit Leopold. Anders als August konnte der preußische König nämlich anbieten, Österreich als Schutzmacht von Sachsen dauerhaft zu akzeptieren und auf eigene Ansprüche auf das Kurfürstentum zu verzichten. Der daraus resultierende Frieden zwischen Österreich und Preußen musste entsprechend für viel Aufsehen im Deutschen Reich sorgen.
Die übrigen Kurfürsten reagierten misstrauisch auf die Erklärung des Kaisers, dass der Schutz Sachsens durch österreichische Truppen weiter vonnöten sei, solange der Krieg zwischen Preußen und Polen nicht beendet sei. Leopold I. richtete an König August sogar die Aufforderung, das besetzte Ostpreußen zu räumen und seine Soldaten zurückzuziehen. Damit konnte der Kaiser auf dem Regensburger Reichstag vom Herbst 1707 sogar punkten, denn der Streit zwischen zwei Kurfürsten (Sachsen und Preußen) war das eine. Der Einmarsch mit polnischen Soldaten in Reichsgebiet - nämlich Brandenburg - war das andere. So etwas empfanden die deutschen Fürsten als eine Zumutung. Dass der Kaiser sich allerdings weigerte, Sachsen an August zu übergeben, solange kein Frieden zwischen Preußen und Polen erzielt sei, nahmen sie ihm dann aber auch nicht als uneigennützigen Akt ab.
Das war die vorläufige Situation in Deutschland. Offenbar musste der weitere Fortgang im Krieg zwischen Preußen und Polen darüber entscheiden. Leopold I. hatte aber deutlich gemacht, dass er eine Zerschlagung Preußens und ein Großpolen an seinen Grenzen nicht tolerieren würde. Vielen im Reich galt Leopolds Kriegsminister Ernst von Starhemberg als der Falke im kaiserlichen Kabinett, derjenige, der die Wiener Haltung in dieser Frage formulierte und den Kaiser beeinflusste. Als Starhemberg im Oktober 1707 dann starb, wartete man gespannt darauf, wen Leopold I. als Nachfolger auf diesen wichtigen Kabinettsposten berufen würde. Wer auf einen Kurswechsel gehofft hatte, wurde aber bald enttäuscht: Der Kaiser ernannte ausgerechnet Starhembergs Sohn Felix zum neuen Kriegsminister. Ein eindeutiges Signal, dass die bisherige Politik fortgesetzt werden sollte.
1707 machte bereits ein junger Musiker von sich Reden, der sich noch zu einem der wohl bedeutendsten Komponisten aller Zeiten entwickeln sollte: Johann Sebastian Bach. Zu Lebzeiten wurde Bach als Virtuose, Organist und Orgelinspektor hochgeschätzt, allerdings waren seine Kompositionen nur einem relativ kleinen Kreis von Musikkennern bekannt. Spätestens ab März 1703 war Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen-Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17. März 1703 knüpfte Bach Kontakte zum Rat in Arnstadt. Einige Monate später erhielt Bach ohne weiteres Probespiel seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt. Für ein ungewöhnlich hohes Gehalt von 50 Gulden und 30 Gulden für Kost und Logis war Bach an der Neuen Kirche offiziell zunächst nur für das Orgelspiel zuständig, später aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Chor des Lyzeums verpflichtet. Im Oktober 1705 wanderte er zu Studienzwecken nach Lübeck. Auf 1706 wird ein Werk von Bach datiert, das er möglicherweise zum Abschied von seinem Bruder Johann Jacob komponierte, der sich als Musiker in die Hofkapelle König Karls XII. von Schweden verdingt hatte und diesen in den folgenden Jahren auf dessen Feldzügen im Nordischen Krieg begleitete.
Nachdem Bach im April 1707 in der Freien Reichsstadt Mühlhausen vorgespielt hatte, trat er dort an der Kirche seinen Dienst als Organist an. Sein Gehalt betrug 85 Gulden, dazu kamen Naturalien und Einkünfte aus den Nebenkirchen. Wie schon in Arnstadt war auffällig, dass er eine wesentlich höhere Bezahlung als sein Vorgänger und sein Nachfolger erzielte. Diese Verhältnisse erlaubten es ihm nun, eine Familie zu gründen. Am 17. Oktober 1707 heiratete er in Dornheim bei Arnstadt seine Frau Maria Barbara. Wir werden bestimmt noch weiteres von diesem Talent hören.
Weil das Habsburger Reich nach der Besetzung von Sachsen nicht nur die Schule in Graz, sondern auch die von Leipzig nutzen konnte, waren zwei parallele Arbeiten im Bereich der Forschung möglich. Dementsprechend umfangreich waren die Fortschritte, die nun entwickelt wurden, angefangen mit dem Aufbau einer verzweigten Veterinärmedizin im Land. Natürlich verstand jeder Bauer und Viehhändler etwas von seinem Metier in der Tierzucht. Aber das Schaffen einer flächendeckenden Infrastruktur zur medizinischen Versorgung der Tiere war in dieser Form durchaus fortschrittlich und erhöhte den Ertrag aus landwirtschaftlichen Einrichtungen um immerhin acht Prozent.
Die Schule in Graz entwickelte während dieser Zeit dafür den Einstieg in den Zweig der industriellen Metallförderung und -verarbeitung. Besonders die Arbeit in den Bergwerken war mit den bisherigen Methoden des Mittelsalters zunehmend gefährlich geworden, weil man immer tiefere Stollen treiben musste. Die erste verwendbare Dampfmaschine wurde 1708 von Thomas Newcomen konstruiert und diente zum Abpumpen des Wassers in einem Bergwerk. Diese so genannte atmosphärische Dampfmaschine erzeugte durch Einspritzen von Wasser in einen mit Dampf gefüllten Zylinder einen Unterdruck gegenüber der Atmosphäre. Mit diesem Druckunterschied wurde der Kolben im Arbeitstakt vom atmosphärischen Luftdruck nach unten gedrückt und anschließend durch das Eigengewicht der anzutreibenden Pumpenstange wieder nach oben in die Ausgangsposition gezogen.
Diese Konstruktion sollte noch zahlreiche Weiterentwicklungen erfahren, aber bereits diese erste erfolgreich arbeitende Dampfmaschine brachte spürbare Effekte mit sich: +25% Einkommen aus Bergwerken, -18% Baukosten für metallverarbeitende Betriebe und -10% Baukosten für Bergwerke, die nun in einer nächst höheren Ausbaustufe freigeschaltet werden.
Ebenso machte der Bereich des Textilgewerbes immer weitere Fortschritte hin zur Industrialisierung. Im Jahre 1709 wurde das die erste Spinnmaschine zum Verspinnen von Wolle zu Garn konstruiert, die Spinning Jenny. Die Maschine ähnelte auf den ersten Blick einem Spinnrad mit allerdings bis zu 100 Spindeln. Die Neuerung machte den Spinnprozess wesentlich produktiver. Mit ihr konnte ein Spinner genau einen Weber mit Vormaterial versorgen, zuvor hatte das Verhältnis bei vier bis acht Spinnern und einem Weber gelegen. Die Spinning Jenny verbreitete sich schnell in der gesamten Textilindustrie, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Textilmaschinen noch durch menschliche Muskelkraft angetrieben werden konnte. Der Arbeitsprozess war allerdings recht anspruchsvoll und erhöhte die Ansprüche an die Qualifikation des Spinners beträchtlich.
Der britische Unternehmer und Erfinder John Kay entwickelte das ganze weiter und konstruierte den mechanischen Schnellschusswebstuhl, auch "fliegender Schütze" (flying shuttle) genannt. Während die Schiffchen zuvor per Hand durchgereicht werden mussten, was zwei Weber erforderte, konnte nun auch ein breiter Webstuhl mit nur einem Weber betrieben werden. Der Schnellschütze schießt durch Betätigung einer Kordel durch das Webfach. Durch diese Technik konnte wesentlich mehr Gewebe produziert werden. Infolge dieser Verbesserung kam man kaum mehr mit der Produktion von Garn hinterher, denn für einen Weber arbeiteten bis zu zehn Garnspinner. Später überfielen Textilarbeiter das Haus von John Kay, weil sie Angst hatten, die neuen Webstühle würden ihnen die Lebensgrundlage entziehen.
Das entsprach aber nicht dem Interesse Österreichs, weil sich ein Sieg Augusts über Friedrich I. abzeichnete. Die Folgen wären dann eine territoriale Vereinigung von Augusts Königreich Polen mit seinem Kurfürstentum Sachsen gewesen. Ein Polen aber, das sich von Livland über Ostpreußen und Brandenburg bis nach Sachsen erstreckte und zudem im Bund mit Russland stand, konnte Österreich als Nachbarn aber nicht dulden. Preußens König erkannte die Chance, die darin lag und suchte den Ausgleich mit Leopold. Anders als August konnte der preußische König nämlich anbieten, Österreich als Schutzmacht von Sachsen dauerhaft zu akzeptieren und auf eigene Ansprüche auf das Kurfürstentum zu verzichten. Der daraus resultierende Frieden zwischen Österreich und Preußen musste entsprechend für viel Aufsehen im Deutschen Reich sorgen.
Die übrigen Kurfürsten reagierten misstrauisch auf die Erklärung des Kaisers, dass der Schutz Sachsens durch österreichische Truppen weiter vonnöten sei, solange der Krieg zwischen Preußen und Polen nicht beendet sei. Leopold I. richtete an König August sogar die Aufforderung, das besetzte Ostpreußen zu räumen und seine Soldaten zurückzuziehen. Damit konnte der Kaiser auf dem Regensburger Reichstag vom Herbst 1707 sogar punkten, denn der Streit zwischen zwei Kurfürsten (Sachsen und Preußen) war das eine. Der Einmarsch mit polnischen Soldaten in Reichsgebiet - nämlich Brandenburg - war das andere. So etwas empfanden die deutschen Fürsten als eine Zumutung. Dass der Kaiser sich allerdings weigerte, Sachsen an August zu übergeben, solange kein Frieden zwischen Preußen und Polen erzielt sei, nahmen sie ihm dann aber auch nicht als uneigennützigen Akt ab.
Das war die vorläufige Situation in Deutschland. Offenbar musste der weitere Fortgang im Krieg zwischen Preußen und Polen darüber entscheiden. Leopold I. hatte aber deutlich gemacht, dass er eine Zerschlagung Preußens und ein Großpolen an seinen Grenzen nicht tolerieren würde. Vielen im Reich galt Leopolds Kriegsminister Ernst von Starhemberg als der Falke im kaiserlichen Kabinett, derjenige, der die Wiener Haltung in dieser Frage formulierte und den Kaiser beeinflusste. Als Starhemberg im Oktober 1707 dann starb, wartete man gespannt darauf, wen Leopold I. als Nachfolger auf diesen wichtigen Kabinettsposten berufen würde. Wer auf einen Kurswechsel gehofft hatte, wurde aber bald enttäuscht: Der Kaiser ernannte ausgerechnet Starhembergs Sohn Felix zum neuen Kriegsminister. Ein eindeutiges Signal, dass die bisherige Politik fortgesetzt werden sollte.
1707 machte bereits ein junger Musiker von sich Reden, der sich noch zu einem der wohl bedeutendsten Komponisten aller Zeiten entwickeln sollte: Johann Sebastian Bach. Zu Lebzeiten wurde Bach als Virtuose, Organist und Orgelinspektor hochgeschätzt, allerdings waren seine Kompositionen nur einem relativ kleinen Kreis von Musikkennern bekannt. Spätestens ab März 1703 war Bach als Lakai und Violinist in der Privatkapelle des Mitregenten Johann Ernst von Sachsen-Weimar angestellt. Bei einer Orgelprobe am 17. März 1703 knüpfte Bach Kontakte zum Rat in Arnstadt. Einige Monate später erhielt Bach ohne weiteres Probespiel seine Bestallung als Organist der Neuen Kirche in Arnstadt. Für ein ungewöhnlich hohes Gehalt von 50 Gulden und 30 Gulden für Kost und Logis war Bach an der Neuen Kirche offiziell zunächst nur für das Orgelspiel zuständig, später aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Chor des Lyzeums verpflichtet. Im Oktober 1705 wanderte er zu Studienzwecken nach Lübeck. Auf 1706 wird ein Werk von Bach datiert, das er möglicherweise zum Abschied von seinem Bruder Johann Jacob komponierte, der sich als Musiker in die Hofkapelle König Karls XII. von Schweden verdingt hatte und diesen in den folgenden Jahren auf dessen Feldzügen im Nordischen Krieg begleitete.
Nachdem Bach im April 1707 in der Freien Reichsstadt Mühlhausen vorgespielt hatte, trat er dort an der Kirche seinen Dienst als Organist an. Sein Gehalt betrug 85 Gulden, dazu kamen Naturalien und Einkünfte aus den Nebenkirchen. Wie schon in Arnstadt war auffällig, dass er eine wesentlich höhere Bezahlung als sein Vorgänger und sein Nachfolger erzielte. Diese Verhältnisse erlaubten es ihm nun, eine Familie zu gründen. Am 17. Oktober 1707 heiratete er in Dornheim bei Arnstadt seine Frau Maria Barbara. Wir werden bestimmt noch weiteres von diesem Talent hören.
Weil das Habsburger Reich nach der Besetzung von Sachsen nicht nur die Schule in Graz, sondern auch die von Leipzig nutzen konnte, waren zwei parallele Arbeiten im Bereich der Forschung möglich. Dementsprechend umfangreich waren die Fortschritte, die nun entwickelt wurden, angefangen mit dem Aufbau einer verzweigten Veterinärmedizin im Land. Natürlich verstand jeder Bauer und Viehhändler etwas von seinem Metier in der Tierzucht. Aber das Schaffen einer flächendeckenden Infrastruktur zur medizinischen Versorgung der Tiere war in dieser Form durchaus fortschrittlich und erhöhte den Ertrag aus landwirtschaftlichen Einrichtungen um immerhin acht Prozent.
Die Schule in Graz entwickelte während dieser Zeit dafür den Einstieg in den Zweig der industriellen Metallförderung und -verarbeitung. Besonders die Arbeit in den Bergwerken war mit den bisherigen Methoden des Mittelsalters zunehmend gefährlich geworden, weil man immer tiefere Stollen treiben musste. Die erste verwendbare Dampfmaschine wurde 1708 von Thomas Newcomen konstruiert und diente zum Abpumpen des Wassers in einem Bergwerk. Diese so genannte atmosphärische Dampfmaschine erzeugte durch Einspritzen von Wasser in einen mit Dampf gefüllten Zylinder einen Unterdruck gegenüber der Atmosphäre. Mit diesem Druckunterschied wurde der Kolben im Arbeitstakt vom atmosphärischen Luftdruck nach unten gedrückt und anschließend durch das Eigengewicht der anzutreibenden Pumpenstange wieder nach oben in die Ausgangsposition gezogen.
Diese Konstruktion sollte noch zahlreiche Weiterentwicklungen erfahren, aber bereits diese erste erfolgreich arbeitende Dampfmaschine brachte spürbare Effekte mit sich: +25% Einkommen aus Bergwerken, -18% Baukosten für metallverarbeitende Betriebe und -10% Baukosten für Bergwerke, die nun in einer nächst höheren Ausbaustufe freigeschaltet werden.
Ebenso machte der Bereich des Textilgewerbes immer weitere Fortschritte hin zur Industrialisierung. Im Jahre 1709 wurde das die erste Spinnmaschine zum Verspinnen von Wolle zu Garn konstruiert, die Spinning Jenny. Die Maschine ähnelte auf den ersten Blick einem Spinnrad mit allerdings bis zu 100 Spindeln. Die Neuerung machte den Spinnprozess wesentlich produktiver. Mit ihr konnte ein Spinner genau einen Weber mit Vormaterial versorgen, zuvor hatte das Verhältnis bei vier bis acht Spinnern und einem Weber gelegen. Die Spinning Jenny verbreitete sich schnell in der gesamten Textilindustrie, da sie im Gegensatz zu vielen anderen Textilmaschinen noch durch menschliche Muskelkraft angetrieben werden konnte. Der Arbeitsprozess war allerdings recht anspruchsvoll und erhöhte die Ansprüche an die Qualifikation des Spinners beträchtlich.
Der britische Unternehmer und Erfinder John Kay entwickelte das ganze weiter und konstruierte den mechanischen Schnellschusswebstuhl, auch "fliegender Schütze" (flying shuttle) genannt. Während die Schiffchen zuvor per Hand durchgereicht werden mussten, was zwei Weber erforderte, konnte nun auch ein breiter Webstuhl mit nur einem Weber betrieben werden. Der Schnellschütze schießt durch Betätigung einer Kordel durch das Webfach. Durch diese Technik konnte wesentlich mehr Gewebe produziert werden. Infolge dieser Verbesserung kam man kaum mehr mit der Produktion von Garn hinterher, denn für einen Weber arbeiteten bis zu zehn Garnspinner. Später überfielen Textilarbeiter das Haus von John Kay, weil sie Angst hatten, die neuen Webstühle würden ihnen die Lebensgrundlage entziehen.
Re: [AAR] Empire - Sie trugen die Krone
Dass die Leipziger Schule nun für die Habsburger arbeitete, machte sich auch im Bereich der Gesellschaftslehre bemerkbar. Hier wurden nämlich erste Ausarbeitungen eines so genannten Sozialkontraktes, der allgemeine gesetzliche Gültigkeit erlangen sollte, geschaffen. Diese ließen sich auch als eine frühe, klassische Form des Korporatismus bezeichnen. Demnach sollten die einzelnen Interessengruppen (Korporationen), vornehmlich der Arbeitgeber und Arbeiternehmer, nicht in einem feindseligen, von Streiks und Klassenkämpfen geprägten Verhältnis stehen, sondern Löhne und Arbeitsbedingungen in friedlichem Einvernehmen aushandeln. Typisch für solche Sozialkontrakte war also der Tauschcharakter. Dabei wurden in der Regel den Arbeitervertretern Mäßigung ihrer Lohnforderungen und Einschränkung ihrer Streiktätigkeit abverlangt und ihnen als Gegenleistungen politische Konzessionen bzw. materielle Kompensationen zugesichert. Der angestrebte Vorteil des Sozialkontrakts war in erster Linie die Steigerung der Regierbarkeit. Die Wiener Regierung konnte ohne Informationen aus Wirtschaft und Gesellschaft nur schlecht auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren und war somit auf die Informationen aus Interessenverbänden angewiesen.
Im 18. Jahrhundert war das Modell des Sozialkontrakts aber eine von oben, von staatlich-autoritärer Seite, aufgezwungene Form des Korporatismus. Seine Merkmale waren eine begrenzte Anzahl gebildeter Zwangsverbände mit verbundener Zwangsmitgliedschaft, in Anlehnung an das mittelalterliche Zunftwesen. Die einzelnen Verbände standen in keinerlei Konkurrenz zueinander und waren nach ihren funktionalen Aspekten voneinander abgegrenzt. Innerhalb ihrer Aufgabenbereiche verfügten sie über ein bestimmtes Repräsentationsmonopol, was mit der Erfüllung bestimmter staatlicher Auflagen in Verbindung stand. Dies betraf insbesondere die Wahl des Führungspersonals.
Besonders Böhmen litt unter den hohen Steuerforderungen aus Wien, diese wurden von den Grundherren auf die Bauern abgewälzt. Hinzu kamen Pestepidemien und die unnachsichtige Politik der Rekatholisierung. Als der Kaiser 1707 nach Böhmen kam, wurden ihm zahlreiche Beschwerden überreicht - und nachdem der Kaiser das Land wieder verlassen hatte, wurden zahlreiche Beschwerdeführer verhaftet. Alles zusammen führte im März 1708 zu einem großen Bauernaufstand, der weite Teile Böhmens erfasste. Erst Ende Mai konnte mit Waffengewalt die Ruhe notdürftig wieder hergestellt werden. Zahlreiche Teilnehmer des Aufstandes wurden hingerichtet, zu Zwangsarbeit oder Kerkerhaft verurteilt. Also reagierte Leopold mit dem in Leipzig ausgearbeiteten Robotpatent. Dieses regelte das Verhältnis der Grundherren zu den Bauern neu und bestimmte unter anderem, dass die Belastung durch Robotarbeit für den Grundherren auf drei Tage pro Woche beschränkt wurde. Allerdings wurde der Erlass von den Grundherren wohl kaum beachtet, denn auch später kam es immer wieder zu Unruhen. Mit Gewerkschaften modernen Zuschnitts hatten diese Interessenverbände also recht wenig zu tun. Aber es war wohl immer noch netter, als die Zustände bis hin zu Bauern- bzw. Arbeiteraufständen treiben zu lassen und dann in den revoltierenden Mob schießen zu lassen.
Wie eine Regierung es organisieren konnte, dass es nur in Ausnahmen so weit kam, interessiere auch andere Königreiche. Der britische König William III. nahm die Leipziger Arbeiten zum Anlass, bei Kaiser Leopold I. über eine Wiederbelebung des gemeinsamen Bündnisses - das nur inoffiziell gegen Frankreich gerichtet war - zu sprechen. Nachdem Österreich mit Williams protestantischen Partnern in Berlin wieder Frieden geschlossen hatte - und mehr noch wegen Leopolds Unterstützung für das mit dem englischen Königshaus verwandtschaftlich verbundenen Hannover beim Erlangen der Kurfürstenstimme im Reich - konnte man die jüngsten diplomatischen Zerwürfnisse zwischen London und Wien getrost als Missverständnisse deklarieren.
An Englands politischer Führungsfunktion in Europa konnte man seit 1707 nicht mehr zweifeln. Denn da vollzog es die Realunion mit Schottland und man musste endgültig von "Großbritannien" sprechen. Es gab aber eine gewisse Distanz zwischen Großbritannien und dem Kontinent, wohl auch, weil das politische System auf der Insel sich von dem der meisten kontinentalen Gemeinwesen deutlich unterschied. Die britische Regierung vermied es, ihren Führungsanspruch so massiv und auftrumpfend zu demonstrieren, wie das Frankreich über Generationen hinweg tat. Allerdings waren die inneren Strukturen des Landes noch hinter Frankreich zurück, England hatte Mitte des 17. Jahrhunderts nur fünf Millionen Einwohner. Dafür war England ein Staat, in dem der Adel immer nur auf ein Familienmitglied vererbt wurde. Die nachgeborenen Brüder betätigten sich dagegen als commoners im Kommerz oder in den freien bürgerlichen Berufen, aus diesem Grund kannte man hier nicht das Problem des "armen Adels".
Der Oranier William III. saß Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem britischen Thron und entwickelte sich seit den 1680ern mehr und mehr zur Seele des Widerstands gegen die Aggressivität und den Expansionswillen Ludwigs XIV. von Frankreich. Es lag auf der Hand, dass ein entschlossen im antifranzösischen Lager stehendes Inselkönigreich entscheidend dazu beitragen konnte, den Sonnenkönig in die Schranken zu weisen. Zwar war es 1708 mit militärischen Glanzleistungen der Briten noch nicht weit her, aber die Perspektive, einen über eine große Flotte verfügenden Partner zur Seite zu haben, musste für Leopold I. ebenso verführerisch sein wie die Aussicht angsteinflößend, ein rekatholisiertes England in einem Dauerbündnis mit Frankreich zu sehen.
Großbritannien schickte nach dem erfolgreichen Abschluss der neuen Verträge noch im Jahre 1708 Ingenieure und militärische Ausbilder nach Wien, die die kaiserliche Armee in der Weiterentwicklung und dem Einsatz von Kartätschen unterrichteten. In der Waffentechnik bezeichnete man als Kartätsche eine Schrotladung der Artillerie. Diese waren auch der österreichischen Armee bekannt, kamen aber als so genannter Hagel zum Einsatz, also als ohne Behälter von der Artillerie verschossenes Schrot aus gehacktem Blei, Eisen oder Nägeln Dieser Gebrauch war seit dem frühen 15. Jahrhundert bekannt, aber nur auf sehr kurze Distanz wirksam.
Eine frühere Form der Kartätsche bestand aus einem Papier- oder Stoffbehälter, der mit kleinen Stein- oder Metallkugeln gefüllt wurde. Ladungen mit vielen kleinen Kugeln wurden als Beutelkartätsche, mit wenigen großen Kugeln als Traubenkartätsche bezeichnet. Bei der neuartigen Büchsenkartätsche der englischen Artillerie bestand der Behälter in der Feldartillerie dagegen aus Eisen- oder Zinkblech, die Kugeln wurden in eine Masse aus Gips, Wachs oder Schwefel eingebettet. Diese Kartätschen wurden von der Artillerie gegen ungedeckte Menschen, so genannte Weichziele eingesetzt. Dies konnten angreifende Truppenverbände oder sonstige Bevölkerungsansammlungen sein. Besonders verheerende Wirkung wurde durch einen Ricochetschuss erzielt: Die Kartätsche wurde in flachem Winkel vor den angreifenden Truppen gegen den Boden geschossen. Die aus dem aufplatzenden Behälter in alle Richtungen abprallenden Kugeln sorgten für mehr Verwundete und Tote als ein direkt treffendes Einzelgeschoss.
Für die Öffentlichkeit war allerdings ein anderes Ereignis als der neue Bund mit Großbritannien fesselnder. Fasziniert verfolgten die Menschen in Wien und anderenorts die Geschichten rund um den schiffbrüchigen Alexander Selkirk, einem schottischen Seemann, der 1704 auf einer einsamen Insel ausgesetzt worden war. Selkirk blieb vier Jahre und vier Monate auf der Insel, bis er am 2. Februar 1709 gerettet wurde. Nach seiner Rückkehr nach England zeichnete Richard Steele Selkirks Geschichte auf und veröffentlichte sie in seiner Zeitschrift.
Durch diesen Text ließ sich Daniel Defoe vermutlich zu seinem Roman Robinson Crusoe anregen. Angeblich soll Defoe Selkirk auch selbst in Bristol getroffen haben. Steeles Bericht über Selkirks Abenteuer und Defoes Fantasie vereinten sich zu einem Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört. Dieser Klassiker wurde allerdings bereits kurz nach seinem Erscheinen auf einen Abenteuerroman reduziert –- Defoes Original war eigentlich eine zweiteilige Gesellschaftskritik, bei der nur der erste Teil von Robinsons Zeit auf der Insel handelte.
Schon 1709 gab es dann bereits den nächsten Fortschritt im Bereich der Philosophie und Gesellschaft, nämlich die in Graz begründete ökonomische Schule der Physiokratie. Der Begriff wurde aus dem Griechischen entnommen und bedeutete "Herrschaft der Natur". Gemeint war damit die Annahme, nur die Landwirtschaft könne einen Überschuss der Produktion über die Vorleistungen erzielen, das Gewerbe aber forme landwirtschaftliche Produkte nur um. Die zentrale These der Physiokraten lautete also, die Landwirtschaft sei die einzige Quelle des Reichtums - die "Gabe der Natur" genannt - die Wertschöpfung erfolge nur in diesem Wirtschaftssektor. Ausgang dieser Betrachtungsweise war erstaunlicherweise der 1628 entdeckte Blutkreislauf. Diesen übertrug man nämlich auf das soziale Gefüge, insbesondere auf die Wirtschaft und formulierte das erste Modell eines Wirtschaftskreislaufs mit den Komponenten Entstehung, Verwendung und Verteilung.
In dem von den Physiokraten "geschmähten" Gewerbe gab es 1709 allerdings ebenfalls eine bedeutende Entdeckung, das Porzellan. Das war in China zwar schon seit über tausend Jahren bekannt, in Europa gelang es aber erst jetzt, das erste Porzellan zu produzieren. Die erste Produktionsstätte entstand 1710 in Meißen, die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas entstand nach Meißen in Wien. Den Beamten dort verlieh der Kaiser ein „Spezialprivilegium“ für die Herstellung von Porzellan innerhalb der habsburgischen Länder.
Okay, ich denke, zehn Jahre Aufbauphase ist langsam genug - jetzt kann mal etwas Action in die Geschichte kommen.
Im 18. Jahrhundert war das Modell des Sozialkontrakts aber eine von oben, von staatlich-autoritärer Seite, aufgezwungene Form des Korporatismus. Seine Merkmale waren eine begrenzte Anzahl gebildeter Zwangsverbände mit verbundener Zwangsmitgliedschaft, in Anlehnung an das mittelalterliche Zunftwesen. Die einzelnen Verbände standen in keinerlei Konkurrenz zueinander und waren nach ihren funktionalen Aspekten voneinander abgegrenzt. Innerhalb ihrer Aufgabenbereiche verfügten sie über ein bestimmtes Repräsentationsmonopol, was mit der Erfüllung bestimmter staatlicher Auflagen in Verbindung stand. Dies betraf insbesondere die Wahl des Führungspersonals.
Besonders Böhmen litt unter den hohen Steuerforderungen aus Wien, diese wurden von den Grundherren auf die Bauern abgewälzt. Hinzu kamen Pestepidemien und die unnachsichtige Politik der Rekatholisierung. Als der Kaiser 1707 nach Böhmen kam, wurden ihm zahlreiche Beschwerden überreicht - und nachdem der Kaiser das Land wieder verlassen hatte, wurden zahlreiche Beschwerdeführer verhaftet. Alles zusammen führte im März 1708 zu einem großen Bauernaufstand, der weite Teile Böhmens erfasste. Erst Ende Mai konnte mit Waffengewalt die Ruhe notdürftig wieder hergestellt werden. Zahlreiche Teilnehmer des Aufstandes wurden hingerichtet, zu Zwangsarbeit oder Kerkerhaft verurteilt. Also reagierte Leopold mit dem in Leipzig ausgearbeiteten Robotpatent. Dieses regelte das Verhältnis der Grundherren zu den Bauern neu und bestimmte unter anderem, dass die Belastung durch Robotarbeit für den Grundherren auf drei Tage pro Woche beschränkt wurde. Allerdings wurde der Erlass von den Grundherren wohl kaum beachtet, denn auch später kam es immer wieder zu Unruhen. Mit Gewerkschaften modernen Zuschnitts hatten diese Interessenverbände also recht wenig zu tun. Aber es war wohl immer noch netter, als die Zustände bis hin zu Bauern- bzw. Arbeiteraufständen treiben zu lassen und dann in den revoltierenden Mob schießen zu lassen.
Wie eine Regierung es organisieren konnte, dass es nur in Ausnahmen so weit kam, interessiere auch andere Königreiche. Der britische König William III. nahm die Leipziger Arbeiten zum Anlass, bei Kaiser Leopold I. über eine Wiederbelebung des gemeinsamen Bündnisses - das nur inoffiziell gegen Frankreich gerichtet war - zu sprechen. Nachdem Österreich mit Williams protestantischen Partnern in Berlin wieder Frieden geschlossen hatte - und mehr noch wegen Leopolds Unterstützung für das mit dem englischen Königshaus verwandtschaftlich verbundenen Hannover beim Erlangen der Kurfürstenstimme im Reich - konnte man die jüngsten diplomatischen Zerwürfnisse zwischen London und Wien getrost als Missverständnisse deklarieren.
An Englands politischer Führungsfunktion in Europa konnte man seit 1707 nicht mehr zweifeln. Denn da vollzog es die Realunion mit Schottland und man musste endgültig von "Großbritannien" sprechen. Es gab aber eine gewisse Distanz zwischen Großbritannien und dem Kontinent, wohl auch, weil das politische System auf der Insel sich von dem der meisten kontinentalen Gemeinwesen deutlich unterschied. Die britische Regierung vermied es, ihren Führungsanspruch so massiv und auftrumpfend zu demonstrieren, wie das Frankreich über Generationen hinweg tat. Allerdings waren die inneren Strukturen des Landes noch hinter Frankreich zurück, England hatte Mitte des 17. Jahrhunderts nur fünf Millionen Einwohner. Dafür war England ein Staat, in dem der Adel immer nur auf ein Familienmitglied vererbt wurde. Die nachgeborenen Brüder betätigten sich dagegen als commoners im Kommerz oder in den freien bürgerlichen Berufen, aus diesem Grund kannte man hier nicht das Problem des "armen Adels".
Der Oranier William III. saß Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem britischen Thron und entwickelte sich seit den 1680ern mehr und mehr zur Seele des Widerstands gegen die Aggressivität und den Expansionswillen Ludwigs XIV. von Frankreich. Es lag auf der Hand, dass ein entschlossen im antifranzösischen Lager stehendes Inselkönigreich entscheidend dazu beitragen konnte, den Sonnenkönig in die Schranken zu weisen. Zwar war es 1708 mit militärischen Glanzleistungen der Briten noch nicht weit her, aber die Perspektive, einen über eine große Flotte verfügenden Partner zur Seite zu haben, musste für Leopold I. ebenso verführerisch sein wie die Aussicht angsteinflößend, ein rekatholisiertes England in einem Dauerbündnis mit Frankreich zu sehen.
Großbritannien schickte nach dem erfolgreichen Abschluss der neuen Verträge noch im Jahre 1708 Ingenieure und militärische Ausbilder nach Wien, die die kaiserliche Armee in der Weiterentwicklung und dem Einsatz von Kartätschen unterrichteten. In der Waffentechnik bezeichnete man als Kartätsche eine Schrotladung der Artillerie. Diese waren auch der österreichischen Armee bekannt, kamen aber als so genannter Hagel zum Einsatz, also als ohne Behälter von der Artillerie verschossenes Schrot aus gehacktem Blei, Eisen oder Nägeln Dieser Gebrauch war seit dem frühen 15. Jahrhundert bekannt, aber nur auf sehr kurze Distanz wirksam.
Eine frühere Form der Kartätsche bestand aus einem Papier- oder Stoffbehälter, der mit kleinen Stein- oder Metallkugeln gefüllt wurde. Ladungen mit vielen kleinen Kugeln wurden als Beutelkartätsche, mit wenigen großen Kugeln als Traubenkartätsche bezeichnet. Bei der neuartigen Büchsenkartätsche der englischen Artillerie bestand der Behälter in der Feldartillerie dagegen aus Eisen- oder Zinkblech, die Kugeln wurden in eine Masse aus Gips, Wachs oder Schwefel eingebettet. Diese Kartätschen wurden von der Artillerie gegen ungedeckte Menschen, so genannte Weichziele eingesetzt. Dies konnten angreifende Truppenverbände oder sonstige Bevölkerungsansammlungen sein. Besonders verheerende Wirkung wurde durch einen Ricochetschuss erzielt: Die Kartätsche wurde in flachem Winkel vor den angreifenden Truppen gegen den Boden geschossen. Die aus dem aufplatzenden Behälter in alle Richtungen abprallenden Kugeln sorgten für mehr Verwundete und Tote als ein direkt treffendes Einzelgeschoss.
Für die Öffentlichkeit war allerdings ein anderes Ereignis als der neue Bund mit Großbritannien fesselnder. Fasziniert verfolgten die Menschen in Wien und anderenorts die Geschichten rund um den schiffbrüchigen Alexander Selkirk, einem schottischen Seemann, der 1704 auf einer einsamen Insel ausgesetzt worden war. Selkirk blieb vier Jahre und vier Monate auf der Insel, bis er am 2. Februar 1709 gerettet wurde. Nach seiner Rückkehr nach England zeichnete Richard Steele Selkirks Geschichte auf und veröffentlichte sie in seiner Zeitschrift.
Durch diesen Text ließ sich Daniel Defoe vermutlich zu seinem Roman Robinson Crusoe anregen. Angeblich soll Defoe Selkirk auch selbst in Bristol getroffen haben. Steeles Bericht über Selkirks Abenteuer und Defoes Fantasie vereinten sich zu einem Werk, das heute zu den Klassikern der Weltliteratur gehört. Dieser Klassiker wurde allerdings bereits kurz nach seinem Erscheinen auf einen Abenteuerroman reduziert –- Defoes Original war eigentlich eine zweiteilige Gesellschaftskritik, bei der nur der erste Teil von Robinsons Zeit auf der Insel handelte.
Schon 1709 gab es dann bereits den nächsten Fortschritt im Bereich der Philosophie und Gesellschaft, nämlich die in Graz begründete ökonomische Schule der Physiokratie. Der Begriff wurde aus dem Griechischen entnommen und bedeutete "Herrschaft der Natur". Gemeint war damit die Annahme, nur die Landwirtschaft könne einen Überschuss der Produktion über die Vorleistungen erzielen, das Gewerbe aber forme landwirtschaftliche Produkte nur um. Die zentrale These der Physiokraten lautete also, die Landwirtschaft sei die einzige Quelle des Reichtums - die "Gabe der Natur" genannt - die Wertschöpfung erfolge nur in diesem Wirtschaftssektor. Ausgang dieser Betrachtungsweise war erstaunlicherweise der 1628 entdeckte Blutkreislauf. Diesen übertrug man nämlich auf das soziale Gefüge, insbesondere auf die Wirtschaft und formulierte das erste Modell eines Wirtschaftskreislaufs mit den Komponenten Entstehung, Verwendung und Verteilung.
In dem von den Physiokraten "geschmähten" Gewerbe gab es 1709 allerdings ebenfalls eine bedeutende Entdeckung, das Porzellan. Das war in China zwar schon seit über tausend Jahren bekannt, in Europa gelang es aber erst jetzt, das erste Porzellan zu produzieren. Die erste Produktionsstätte entstand 1710 in Meißen, die zweitälteste Porzellanmanufaktur Europas entstand nach Meißen in Wien. Den Beamten dort verlieh der Kaiser ein „Spezialprivilegium“ für die Herstellung von Porzellan innerhalb der habsburgischen Länder.
Okay, ich denke, zehn Jahre Aufbauphase ist langsam genug - jetzt kann mal etwas Action in die Geschichte kommen.