Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der AntikeI

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der AntikeI

Beitragvon Turmfalke » 7. März 2015 15:35

Vorwort


Gespielt wird Rome 2 Total War mit der Mod Divide et Impera als Rom mit den Junier.

Das besondere an diesem AAR so folgendes sein. Anstatt mich auf eines der Häuser Julier, Cornelier oder Junier zu konzentrieren, will ich allen drei gleichermaßen Gerecht werden. Wie schon in Frankreich 1220 bekommt jeder General eine eigene Persönlichkeit, welche all sein Handeln beeinflusst. Eine nachvollziehbare und spannende Darstellung ist für mich dabei das wichtigste.
Wie ihr euch denken könnt werden die Ziele der Häuser nicht immer dies des Senats sein und schon gar nicht die der anderen Häuser. Es geht um Macht, Einfluss, militärische Stärke.
Thema Senat, die Schlangengrube. Der Senat muss bei alle dem natürlich auch eine Rolle spielen. Sein Ziel wird es sein das politische Gleichgewicht zu erhalten und Roms Macht, oder die Eigene, zu vergrößern. Hier könntet auch ihr ins Spiel kommen. Ja ihr meine lieben Leser und Leserinnen. Mein Wunsch ist es auch euch im Kommentarbereich die Möglichkeit zu bieten, selbst im Senat zu sprechen. Ereignisse wie die Zerstörung Karthagos oder ein die Ermordung eines Generals werden die Intervention des Senats erfordern. Heißt ihr die Geschehnisse in Karthago gut und welche Familie wird den General ersetzen. Alles soll Konsequenzen haben. Natürlich ist es eure Sache, ob ihr euch auf diesen interaktiven AAR einlasst.

Soviel zu Politik, kommen wir zu spielerischen Besonderheiten.
Wie es sich gehört werden Legionäre zunächst ausschließlich in Rom ausgebildet. Später wäre es aber auch denkbar in besonders romanisierten Gegenden ebenfalls Legionäre auszuheben. Römische Bürger gab es ja nicht nur in Rom und die Familien sollen langfristig ja auch nicht zu abhängig von Rom sein. Dennoch wird stets nur ein Teil der Truppen aus Legionären bestehen. Auxiliartruppen und lokale Einheiten, welche die Mod mit sich bring, sollen den Heeren Charakter verleihen.
Durch die Mod hat jedes Jahr vier Runden mit Jahreszeiten, die auch spielerische Einflüsse haben. Ich habe vor einen Post pro Jahr zu machen, der auf die vier Runden eingeht.

Vom Schreibstil her, ist es mein Ziel alles so zu schreiben, dass man die Geschichte ohne Bilder und ohne jedwede Kenntnisse von Total War verstehen kann. Ähnlich wie in meinem letzten Kapitel bei Frankreich 1220 wo ich mich mittlerweile völlig vom Game gelöst habe. Die Herausforderung dabei so frei wie möglich schreiben ohne die Ingame Kampagne aus den Augen zu verlieren. Bilder gibt es natürlich trotzdem. Sie sind aber immer nur eine Ergänzung zum Text.

Zu meinen Militärischen Rängen. Wichtig sind die folgenden zwei:
- Der Legatus, er ist der oberste Befehlshaber seiner Legion und wird vom Senat ernannt. Der Legatus ist immer Mitglied eines der drei großen römischen Häusern oder der „anderen Familien“.
- Der Tribun, er ist Stellvertreter des Legatus und ergänzt diesen in der Schlacht. Ernannt wird dieser vom Legatus. Der Tribun kann frei erfunden sein, ein im Game vorkommender Agent oder Mitglied eines der Häuser.

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Re: Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der Ant

Beitragvon Turmfalke » 7. März 2015 15:37

Legionsregister


Legio I (Öffnen)
275 v. Chr. Winter, Niederlage bei Heraclea gegen Pyrrhos von Epirus. Legatus Gnaeus Cornelius Scipio Asin kann sich zurückziehen.
274 v. Chr. Frühling bis Sommer, weitere Niederlagen gegen Pyrrhos, dessen Truppen jedoch zusehens ausdünnen. Süditalien fällt unter die Kontrollen von Epirus.
274 v. Chr. Herbst, Sieg bei Capua gegen Pyrrhos. Dieser erleidet hohe Verluste und verlässt Italien.
273 v. Chr. Sommer, Rückeroberung Süditaliens binnen weniger Wochen.


Legio II (Öffnen)
277 v. Chr. Sommer, Sieg östlich von Rom gegen die Etrusker.
277 v. Chr. Winter, Niederlage gegen die Etrusker beim Angriff auf Ariminum.
275 v. Chr. Frühling, mehrere Siege in Süditalien gegen die griechischen Siedlern. Eroberung von Brundisium und Cosentia.
275 v. Chr. Winter, vernichtende Niederlage bei Heraclea gegen Pyrrhos von Epirus. Der Legatus Quintus Junius stirbt und die Legio II wird vollständig aufgerieben.


Legio III (Öffnen)
277 v. Chr. Frühling, Sieg gegen die Etrusker beim Angriff auf Arretium. Legatus Maximus Junius stirbt und wird von Tribun Lucius Julius Libo ersetzt.
277 v. Chr. Herbst, Sieg nördlich von Arretium gegen die Etrusker.
276 v. Chr. Sommer, Eroberung von Ariminum. Niedergang der Etrusken Liga.
274 v. Chr. Herbst, Sieg bei Capua gegen Pyrrhos. Dieser erleidet hohe Verluste und verlässt Italien.
272 v. Chr. Sommer, Sieg gegen die Veneter beim Angriff auf Patavium.
271 v. Chr. Herbst, Vernichtung venetischer Rebellen bei Patavium.
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Re: Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der Ant

Beitragvon Turmfalke » 12. März 2015 22:03

Roms Senat, die Schlangengrube der Antike


27069 27060

Rom 272 v. Chr., die Etruskische Liga wurde zerschlagen und die Städte Arretium und Ariminum ins römische Reich eingegliedert. Der Sieg war letztlich der Familie der Julier zu verdanken. Allem voran Lucius Julius Libo, dem Legatus der Legio III. Nun richtete sich der Blick Roms nach Norden. Die Barbaren der Liguren, Veneter und Isurber hielten die Provinz Cisalpina, welche sich im Norden bis zu den Alpen erstreckte. Doch der Senat zögerte, zu zahlreich waren die potenziellen Feinde Roms. Karthago warf einen düsteren Schatten auf Italien und blieb eine stetige Bedrohung, wenn auch derzeit Frieden herrschte. Eine ebenso große Bedrohung waren die Barbaren und Griechen jenseits der Adria. Sicher noch bekämpften sie sich, doch früher oder später musste eine Seite den Sieg erringen. Die Erinnerungen an die Invasion des Pyrrhos von Epirus war noch jung und Roms Legionen ausgedünnt wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr.
So entsandte der Senat den nach Rom heimgekehrten Lucius mit der Legio III nach Norden, um die Grenzen vor barbarische Übergriffen zu sichern. Der Feldherr Gnaeus Cornelius Scipio Asina, aktuell in Süditalien, wurde nach Rom berufen um seine Legio I zu verstärken und Italiens Küsten abzusichern. Admiral Decimus Junius Brutus, auf See im Tyrrhenischen Meer, bekam den Befehl entlang der Küste nach Norden zu segeln um die Dörfer der Ligurien auszukundschaften. Rom Flotte bestand aus lediglich drei Schiffen. Doch auf See gab es im westlichen Mittelmeer nur zwei Bedrohungen. Die Stürme und eine übermächtige karthagische Flotte. Beidem war man auch mit doppelt so vielen Schiffen nicht gewachsen. Gewiss würden Roms Kommandeure ihren Befehlen folge leisten, waren sie sich doch alle ihrer Stellung bewusst. Aber der Senat hatte sich auch schon früher geirrt.


Lucius führte seine Männer nach Norden, gemäß der Senatsanordnung. Frühling die perfekte Zeit zum Marschieren. Warm genug, dass keine schwere Winterkleidung die Truppen aufhielt. Im Sommer hingegen war es meist so heiß, dass die Soldaten auf langen Märschen gerne die doppelte Wasserration verlangten und selbst dann stöhnten sie noch. Vom Gestank ganz zu schweigen. Am schlimmsten war aber der Herbst. Wenn die Stürme mal einen Marsch zuließen, waren die Wege meist völlig durchnässt. Lastkarren versanken dabei reihenweise im Schlamm. Sicher Roms Straßen waren dem gewachsen, aber umso weiter die Legio III nach Norden vordrang, desto schlimmer wurde das Wegenetz.
Sie erreichen Arretium das erste Etappenziel ihres Marsches. Lucius erinnerte sich noch gut an seinen letzten Besuch der Stadt. Fünf Jahre war es her seit Rom seinen Krieg gegen die Etrusker eröffnete. Er war damals nur Tribun und diente unter Gaius Junius Brutus. Die Junier waren damals die wohl mächtigste Familie Roms und kontrollierte fast das gesamte Militär, doch an jenem Tag began ihr Niedergang. Die Schlacht verlief zunächst zu Gunsten Roms. Sie trieben die Etrusker förmlich vor sich her. Erst zusammengetrieben und dem Tode nah zeigte die Bestie ihre Krallen. Das Bild hatte Lucius noch genau vor Augen. Ein Wurfspeer durchschlug Gaius Schild und bohrte sich durch seine Rüstung. Kein Laut kam ihm über die Lippen und das Gesicht wirkte wie Stein. Weder bewegter er sich noch viel er zu Boden. Nur wer genauer hinsah erkannte, dass der Speer das Herz getroffen haben musste.
Mit dem Tod ihres Anführers kam Unruhe in die Truppen. Einige flohen und Schrien etwas von der Strafe der Götter. Wie er da stand war einfach zu widernatürlich. Die Schlacht wäre verloren, doch dann durchbrach Lucius die Reihen der Etrusker und richtete dessen Anführer. Später erzählte man sich, Lucius hätte den Speer mitsamt dem Herz aus Gaius Brust gerissen und anschließend mit eben jenem Speer auch das Herz des Etruskers durchbohrt. Es hieß Lucius würde seinem Speer nach jedem Sieg weitere Herzen hinzufügen. Die Wirklichkeit war natürlich gänzlich banaler, kein Speer und keine ausgerissenen Herzen. Doch die Geschichte war zu gut um ihr zu widersprechen.
Neugierige, teils gar ängstliche Blicke richteten sich auf die Römer, während sie in die Stadt einmarschierten. Fünf Jahre war es her und von den Spuren der Schlacht war kaum noch etwas zu entdecken. Weder an Häusern noch in den Köpfen. Die Bewohner hießen nur Bürger Roms und als solche waren sie zu behandeln. Zumindest jene, die klug genug waren, nie eine Waffe gegen Rom zu erheben. Wer es aber doch tat, hatte die Wahl Tod im Kampf oder Sklaverei.
Einen Philosophen konnte man Lucius wahrlich nicht nennen, aber auch er erkannte, welche Abgründe sie in Arretium auftaten. Es war absurd. Jene die den Mut hatte, die ihren gegen Rom zu verteidigen, dienten nun als Sklaven. Ihre Herrn waren nicht selten dieselben Menschen, die sie zuvor zu beschützen versuchten.
Geordnet Marschierten die Truppen durch die Straßen. Die meisten von Ihnen hatten bereits im Krieg gekämpft und wussten was Disziplin bedeutet. Ob nun im Norden oder Süden, überall begegnete Rom seinen Gegner mit dem Schwert in der Hand. Aus dem Feuer des Krieges war Rom als alleinige Macht Italiens empor gestiegen. Wie der Phönix aus der Asche.
Lucius ließ die Männer vor dem Haus des Stadthalters Quintus Fabius anhalten. Ein, zumindest für die Provinz, imposanter Bau. Mehrere Säulen säumten den Eingang. Die Überraschung war Quintus anzusehen. 1100 römische Soldaten waren vor seinem Heim aufmarschiert. Lucius, bereits vom Pferd abgestiegen, ging ohne ein Wort am verdutztem Stadthalter vorbei in dessen Haus.
Das Innere konnte die prunkvolle Fassade nicht aufrecht erhalten. Das Zentrum des großen Raums bildete ein alter Tisch aus einfachem Fels. An mehreren Stellen waren bereits kleinere und größere Stücke abgesplittert. Er wirkte wie aus den Gründungstagen der Republik. Die übrige Einrichtung war in besserem Zustand, wirkte aber dennoch schäbig. Mittagszeit die Familie saß am reich gedeckten Tisch. Zwei paar weit aufgerissener Kinderaugen starrten den Feldherrn an. Zwillinge nicht alter als zwei Jahre. Eine ausgemergelte Sklavin schenkte Wein aus und verschüttete etwas, als Lucius sie eines kurzen Blickes würdigte. Im Grund war es beeindrucken wie weit Quintus in seinen 18 Jahre gekommen war. Auch wenn er das meiste nur seinem Schwiegervater zu verdanken hatte.
„Legatus Lucius was verschafft uns die Ehre eures Besuches?“ Man konnte die Angst in Quintus Stimme förmlich schmecken. Gewiss hatte er Geschichten gehört. Ohne zu antworten setze sich Lucius an den Tisch und begann zu essen.
„Bitte bedient euch mein Herr.“ Ein Hauch von Empörung und Sarkasmus schwang in der Frauenstimme mit. Seine Frau hatte mehr Schneit als ihr Mann.
Mit tiefer Stimme gab Lucius eine Antwort. „450.“
„Ich, … ich verstehen nicht.“ Bei Jupiter nun fing der Kerl auch noch an zu stottern.
„Der Senat übergab euch den Befehl über 450 Soldaten, Hastati, um die Stadt zu sichern. Nun ich denke sie ist sicher und daher nehme ich eure Männer mit.“
„Aber gewiss doch, zeigt mir den Senatsbeschluss und sie gehören euch.“ Antwortete Quintus deutlich souveräner als zuvor. Schon komisch sobald man den Leuten an die Eier will merken sie plötzlich, dass sie tatsächlich welche haben. Doch er vergaß sie genauso schnell wieder als plötzlich die Spitze eines Gladius auf seiner Kehle ruhte. Gleich bepisst er sich die Tunika.
„Wir sind uns einig?“
Mit der freien Hand winkte Lucius einen seiner Männer herein. Dieser brauchte eine Rolle Papyrus sowie eine Schreibfeder.
„Wir wollen ja die Bürokraten glücklich machen.“


Die Legio III setze ihren Weg fort und erreicht einige Tage später eine Weggabelung. Im Nordosten lag die Grenze und nur wenige Tagesmärsche dahinter die barbarische Stadt Patavium. Im Süden hingegen würden sie bis zum Abend den Platz ihres Heerlagers erreichen, in dem sie die kommenden Monate auf eine Entscheidung des Senats warten würden. Lucius war überrascht, dass der Pfad dorthin noch so gut erhalten war. Vier Jahre war es her, dass er ihn anlegen ließ. Gewiss würden an seinem Ende noch die zerfallenen Überreste der alten Palisade auf ihn warten. Wenn man wusste wo waren die Zeugen des Krieges gegen die Liga überall zu finden. Einer der Männer riss ihn aus den Gedanken.
„Herr welchen Weg sollen wir einschlagen?“ Lucius kannte die Antwort seit sie vor drei Monaten in Rom aufbrachen.

Der Hochsommer hatte seinen Höhepunkt erreicht, als die Legio III den Fluss Po überquerte und gen Patavium marschierte. Den Truppen war die Order des Senats gleich. Es zählte nur der Befehl ihres Legatus und dieser versprach obendrein reiche Beute. Die Sonne brannte erbarmungslos herab. Nicht eine einzige Wolke wollte Linderung bringen. Hügelketten säumten den Weg der Römer. Ein kurzer Lichtblitz flackerte auf, er kam von einem der Hügel. Kaum länger als ein Atemzug aber Lucius sah ihn und wusste was er zu bedeuten hatte. Es war die Reflexion der Sonne auf einem Bronzeschild. Hinterhalt, die Veneter besaßen mehr Mut als erwartet. Doch der römische Feldherr ließ sich nichts anmerken. Der Weg führte westlich am Hügel vorbei. Als sie sich näherten erkannte Lucius auch die errichteten Barrikaden. Eine Erstürmung wäre im Desaster geendet. Die Römer erhöhten ihr Tempo, nun waren sie auf gleicher Höhe mit dem Hügel. Auch der letzte Zweifler musste nun erkennen, dass die Schlacht gekommen war. Die feindliche Reiterei näherte sich bereits, dich gefolgt von den Hundertschaften der Infanterie.
„Kavallerie, schwenkt zum Angriff!“ Wie schon so oft eröffnete Lucius selbst die Schlacht. Seine Feinde hatten viele Namen für ihn. Schlächter, tollwütiger Hund Roms oder Herzfresser, der Geschichte mit dem Speer verschuldet. Sollten sie, solange man ihn nur fürchtete. Vereinzelt flogen ihnen schlecht gezielte Wurfspeere entgegen. Dennoch der Mann zu seiner Linken wurde vom Pferd gerissen. Blut, Schreie und die qualvollen Laute sterbender Pferde erfüllten das Schlachtfeld. Schnell unterlagen die leichte Reiter der Veneter den römischen Elitekämpfer. Aber der Sieg lag immer noch in weiter Ferne.
Die Infanterie beider Seiten prallte aufeinander. Dahinter formierten sich bereits die feindlichen Speerwerfer. Ohne ihre Reiter gab es niemanden der die Veneter schützen konnte. „Reitet sie nieder Männer!“ Sie hatten keine Chance. Wer den römischen Speeren entging, wurde einfach niedergetrampelt, zerquetscht unter den Hufen der Pferde.
Für den Moment hatten sie Ruhe. Lucius schaute sich um. Vom Pferd gestürzte Männer setzten wieder auf, doch hier und da erkannte er auch römische Leichen. Zerquetsche Schädel und mit Speeren durchbohrte Oberkörper lagen überall. Zerschmetterte und verdrehte Gliedmaßen vollendeten das Bild. Die Auswirkungen einer Kavallerieattacke gehörten zu den schlimmste Anblicken auf einem jeden Schlachtfeld.
Langsam beruhigte sich auch Lucius Herzschlag. Erst jetzt bemerkte er einen leichten Blutgeschmack im Mund. Er musste sich auf die Zuge gebissen haben. Die Hitze und zwei erfolgreiche Angriffe forderte ihren Tribut. Pferd und Reiter waren vom langen Marsch und dem Kampf erschöpft. Aber noch war nicht die Zeit sich auszuruhen. Am Fuße des Hügels wurde immer noch gekämpft.
„Soldaten Roms ihr alle seit wahre Söhne des Mars. Zeigen wir ihm was in uns steckt. Reitet noch einmal an meiner Seite und der Sieg ist unser. Für die Ehre, für Rom!“

Während Lucius Männer den Kampf gegen die Barbaren bestritten, reiste der gedemütigte Quintus Fabius nach Rom und schildert dem Senat detailliert vom Vorfall in Arretium. Er verlangt als Wiedergutmachung nichts weniger als das Kommando über die gesamte Legio III. Eine lächerliche Vorstellung. Nur wenig später ereilt den Senat außerdem der Bericht über die Erstürmung von Patavium zusammen mit mehreren Truhen voll Gold getragen von einer Gruppe Veneter Sklaven. Ein Geschenk für Rom. Als der Senat erneut zusammentrat ergriff Senator Manius Julius das Wort als Vertreter seines Hauses, den Juliern.
„Senator, wie ein jeder im Recht gelehrter Bürger Roms kann ich die Vorgehensweise von General Lucius nur verurteilen. Doch seht auch welchen Schatz es uns einbrachte. Ihr alle wisst um die Gefahr der Barbaren. Unzivilisiert wie sie sind beneiden sie uns unserer Kultur. Doch ihre Herrscher lehnen uns ab. Ihnen fehlt die Weisheit zu erkennen, was ihr Volk begehrt. Lucius hingegen war weise genug dies zu erkennen. Er befreite die Bewohner von Patavium und führte sie in den Schoß Roms. Ich frage euch wie kann dies Unrecht sein?“


Was der Senat auch immer beschließen würde. Der Krieg war gekommen und er würde nicht in Patavium enden. Die war auch Legatus Gnaeus Cornelius klar. So führte er seine Legio I weiter nach Norden bis der aufziehende Winter seinem Marsch ein Ende setzte. Er würde die kalte Zeit nutzen und neue Männer verpflichten, gebraucht würden sie gewiss. Auf keinen Fall wollte Gnaeus den Juliern allein den Kriegsrum überlassen.


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Re: Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der Ant

Beitragvon Turmfalke » 15. März 2015 15:29


Griechenland 271 v. Chr., früher einmal stand das Land der Hellenen für Macht und Stärke. Alexander der Große, seine Geschichte war weit über die Grenzen Griechenlands bekannt. Doch mehr war es nicht mehr, nur eine Geschichte. Seit hundert Jahren stritten sich ein Dutzend Stadtstaaten und Königreiche um die Überreste seines Großreiches. Wie die Hunde stritten sie sich um seine Knochen. Ohne zu merken, dass längst kein Fleisch mehr an ihnen hing.
Heute war Griechenland nur noch Sammelbegriff für eine Gruppe von Aasfressern. Vor einem Jahr noch herrschte sogar Frieden, sofern man es so nennen konnte. Sparta und Makedonien verband ein bröckelndes Bündnis und die Athener mussten sich den Makedoniern unterwerfen. Ihr Hass auf die Makedonier verband Athener wie Spartaner. Dann gab noch Epirus, das wiederum hasste Sparta und sah sich mit Makedonien als gleichgestellt. Umliegende Barbarenstämme machten das Chaos perfekt. Ein diplomatisches Kartenhaus, welche einfach in Krieg enden musste.
Im Laufe des Jahres kam es wie es kommen musste. Athen, unwillig sich dem makedonischem Joch weiter zu beugen, sprengte seine Ketten und erklärte dem Peiniger sowie Epirus den Krieg. Letzteres sicherte ihnen die Unterstützung Spartas. Schon bald versank Griechenland im Krieg. Einem so voller Möglichkeiten steckendem Krieg. Eine römische Legion, was könnte er, Tiberius Cornelius, mir ihr nur alles bewirken. Doch diese verdammten Julier mussten ja unbedingt selbst einen Krieg anzetteln. Die Legion seines Vetter Gnaeus Cornelius wurde obendrein auch schon hineingezogen. Natürlich durfte man den Juliern nicht den ganzen Ruhm allein überlassen. Als wenn der Senat ein zweite Front zugelassen hätte.
Der Senat, letztlich lief alles auf ihn hinaus. Im Grunde waren die großen römischen Familien nicht besser als die Griechen. Sie stritten sich ebenso um die Knochen, welche der Senat ihnen zuwarf. Doch war an ihnen wenigsten noch Fleisch dran. Sein Leben lang war Tiberius darauf vorbereitet worden, dem Senat zu dienen und seiner Familie Macht und Einfluss zu verschaffen. Im Kern hieß das herausfinden, was der Senat wollte, es ihm geben und den gewonnenen Einfluss für die Familie zu nutzen. Was diese eingebildeten, Toga tragenden und zu meist alten Männer wollten war klar. Gold und zwar jede Menge davon und natürlich Sklaven. Beides bekam man im Krieg, aber dafür fehlte nun einmal die Legion und außerdem war Tiberius viel zu Klug um sich derart profaner Mittel zu bedienen. Zum Glück war das liebe Gold auch auf so vielen anderen Wegen zu beschaffen.
Das Mittel der Wahl war die Diplomatie. Sicher Griechenland war diplomatisch gesehene eine Bienenstock. Man musste riskieren gestochen zu werden, um an das wertvolle Innere zu kommen. Nur wer klug taktierte konnte es schaffen. Am schwierigsten war es die nötige Handlungsvollmacht vom Senat zu bekommen. Schließlich hatte er weit mehr im Sinn als ein einfaches Handelsabkommen, auch wenn dies der Kern vom Ganzen sein sollte. Acht Monate verbrachte Tiberius in Rom. Die Stadt war für Männer wie ihn wie geschaffen, oder brachte sie gerade Männer wie ihn hervor? Wissen war hier macht und an manchen Tagen kam er sich wie der mächtigste Mann der Welt vor.
So gut wie jeden Senator konnte man irgendwie überzeugen. Glücklicherweise hatte so gut wieder jeder von ihnen neben Gold und Sklaven auch noch mindesten eine gewisse andere Vorliebe. Diese teils in die wiederverwerteten Formen der Abartigkeit übergreifenden Vorlieben herauszufinden, war schon nicht leicht. Aber sie zu erfüllen ungemein schwerer. Einmal bedurfte es einigen Karaffen Honig, mit hellem Öl vermischen um es günstiger zu machen. Dazu einen gutaussehenden, kürzlich verstorbenen Mann um den er sich selbst kümmerte. Was weit schwerer war als gedacht. Gutaussehende Männer waren meist ebenso stark wie schön und die Dolch an Kehle Methode viel auch weg. Die Schönheit musste erhalten bleiben. Dann war da noch das Problem mit der Leichenstarre. Die rettende Lösung war letztlich so einfach wie genial. Gift und zwar eines, das gleichzeitig die Muskeln entspannt hielt. Trotzdem fehlte noch eine Zutat. Honig und eine Leiche waren schon schlimm, allein die Vorstellung des Ergebnisses war schon ekelerregend. Aber das mit Abstand schwierigste, ja geradezu unmögliche war es eine Frau zu finden, die diskret, schön und willens war bei alledem mit zu machen. Die Frage ob Tiberius zusehen wolle, hätte sich der Senator schenken können. Am Ende war er froh gewesen Rom endlich wieder verlassen zu können, die Vollmacht in der Tasche.


(Die kommenden Zeilen basieren auf einen Beitrag vom User Edna Konrad)
Senator Marcus schüttelte den Kopf und erhob sich langsam von seinen Platz. Er umklammerte fest seinen Gehstock. Wie ein drittes Bein gab das Holz ihm Kraft wo die Knochen nachließen.
Seine bebende, Hasserfüllte Stimme klang von den Wänden der Curia Iulia wieder. Der Senatssaal des Forum Romanum besaß eine beeindruckende Akustik.
"Was daran unrecht sein soll? Ich sage euch Senatoren was dran Unrecht ist!"
Er stampft mit den Fuß auf den Boden und ging in das Zentrum des voll besetzten Saals. Noch dabei fuhr Marcus fort.
"Diese Barbaren! Nein diese wilden Tiere! Sind schon öfters durch unser geliebtes Rom getrampelt."
Er blickte um den Kreise und sprach weiterhin.
"Plündern! Schänden! Morden! Sind sie durch die Ländern unser Väter und Urgroßväter gewütet. Haben blutjunge Mädchen vergewaltigt, Babys auf den Boden geschmettert und die Felder niedergebrannt!"
Marcus verlor sich fast in seiner Rage.
"Und jetzt wo wir die Chance hatten uns an diesen widerlichen Abschaum zu rächen, halten wir ihnen auch noch die gütige Hand Roms hin, obwohl wir wissen, dass sie nur hinein beißen werden. Meiner Meinung nach sollten wir es nicht soweit kommen lassen. Wir sollten sie alle töten!"
Er holte tief Luft. An sonnigen Tagen wie heute wandelte sie sich nur allzu schnell in eine stickige, muffige Suppe.
"Denn die Barbaren sollten lernen, Rom vergiss nicht und Legatus Lucius sollte mit dieser Beleidigung unserer Ahnen nicht so einfach davon kommen."
Setz sich wieder, da sein Wutausbruch ihn viel Kraft genommen hat.
(Die vorherigen Zeilen basieren auf einen Beitrag vom User Edna Konrad)
Auf Marcus Worte folge Unruhe im Senat. Zunächst nur leises Getuschel, das aber schnell immer lauter wurde. Die ersten Senatoren erhoben sich und Riefen nun wild durcheinander. Wüste Anschuldigungen, Berichte über schlimme Ohmen und vieles mehr. Kaum einer verstand alles. Der Senator hatte offensichtlich einen Nerv getroffen. Praktisch ein jeder ehrte seine Ahnen und die Angst diese zu verärgern ging nicht selten Hand mit Hand mit der Furcht vor den Göttern. Dann gab es auch jene, denen beides egal war und einfach nur keine Wilden in den Straßen Rom duldeten. Egal ob nun in Ketten oder nicht. Erst der Konsul vermochte wieder Ordnung in den Senat zurückzubringen.
Die eingekehrte Stille nutzend erhob sich Senator Aulus Caninius. Während er in aller Ruhe nach vorne trat zog er bei jedem Schritt das linke Bein etwas nach. Ein Kriegsveteran, zu Stolz seine Schwäche zu akzeptieren.
„Senatoren, ihr alles wisst um meine Vergangenheit. Nicht wenige von euch halten mich hier für fehl am Platz.“
Wieder keimte leises Getuschel auf, doch schon der Blick des Konsuls genügte um Ruhe einkehren zu lassen. Ein ehemaliger Soldat aus dem Stande der Plebejer war ein seltener, unwillkommener Anblick im Senat.
„Ich teile eure Sorge um das Wohlwollen der Ahnen und Götter. Gab ich doch die Kraft meines Beines um beides zu Schützen. Eine öffentliche Hinrichtung eines dutzend Wilder auf dem Platz der Götter wird sie sicher gütig Stimmen und dem Volk eine eindeutige Botschaft vermitteln. Die übrigen von Lucius entsandten Sklaven schicken wir in die Mienen und Steinbrüche. Wo niemand sie sieht und niemand lebend herauskommt.“
Aulus machte eine längere Pause und musterte die Gesichter der Senatoren. Es war ihnen nicht genug. Sein alter Freund musste Haare lassen. Blieb nur zu hoffen, dass der Senat dies nicht eines Tages bereuen wird.
„Einst diente ich als Tribun unter Lucius und auch schon lange davor kämpften wir Seite an Seite. Ich kann behaupten diesen Mann zu kennen. Seine Stärke und Tapferkeit im Kampf sind unübertroffen. Er lebt für die Legion und für Rom. Ihr alle wisst um seine Siege. Ihn seines Kommandos zu entheben würde Lucius zerstören. Ein unnötiger Verlust, zu oft mussten wir in den letzten Jahren große Feldherren zu Grabe tragen. Daher sage euch lasst uns den Bluthund Roms an die Kette legen. Mit der richtigen Führen wird er jeden Barbaren des Nordens in Stücke reißen!“
Aulus verzichtete drauf, zu sagen war er wirklich dachte. Statt sich für ihn einzusetzen, warf er seinen alten Freund dem Senat zum Fraße vor. Das war alles was er für ihn tun konnte. Ob Lucius dies je verstehen würde?


Der Bote des Senats brachte schlechte Nachricht. Am liebsten hätte Lucius ihm für jedes einzelne Wort einen schmerzhaften, nicht tödlichen Schnitt mit seinem Gladius zugefügt. Erst der letzte hätte an der Kehle gesessen. Aber ein Bote im Auftrag des Senats war unantastbar.
„Im Namen des Senats und der Göttin Justitia, hört folgenden Beschluss. Lucius Julius Libo, für euer Vorgehen bei der Akquirierung der unter Quintus Fabius stehenden Soldaten in Arretium, sollt ihr wie folgt bestraft werden. Wählt 450 eurer Männer aus und entsendet diese in die Legio I untes Kommando von Legatus Gnaeus Cornelius Scipio Asina. Des Weiteren wird eure Gnade gegenüber den Wilden als Beleidigung der Ahnen angesehen. In seiner Großzügigkeit gewährt der Senat euch die Möglichkeit, euren Fehler unter dem Oberbefehl des Legatus Gnaeus wieder gut zu machen. Der Senat dankt euch für die Eroberung von Patavium.“
Und für das Gold welches ich euch in den Rachen geworfen habe!
Es wäre eine Herausforderung geworden, den Boten bei so vielen nötigen Schnitten nicht vorzeitig zu töten. Lucius liebte solche Herausforderungen. Eines Tages werden sie es bereuen, dem war Lucius sich sicher. Aber für den Moment galt es dieses Fiasko zum Guten zu wenden. Die Soldaten taten nicht weh. Glücklicherweise, nannte der Bote mit keiner Silbe die Waffengatten. Seine Hastati würde diese Cornelier sicher nicht bekommen. Steinschleuderer waren bei weitem entbehrlicher und obendrein leicht ersetzbar. Die Veneter besaßen fähige Plänkler und es gab genügend, die bereit waren für Rom zu kämpfen. Dennoch musste Lucius sich vorsehen. Der Senat gab Gnaeus den Oberbefehl über beide Legionen. So wanderte das Gold des Senats nun zunächst durch die Hände dessen, bevor auch nur eine Münze an ihn selbst gelangte.
Lucius verflucht diese geleckten Togaträger. Man gab ihnen kräftige, fähige Sklaven und bekam Köpfe zurück. Aber er würde ihnen geben was sie wollten, auch wenn der ganze Norden dafür brennen musste. Wütend stieß Lucius den Tisch um, auf dem zuvor noch eine Karte der Region sowie eine Kerze standen. Finsternis erfüllt sein Zelt als die Flamme erlosch. Seit Stunden brütete er nun schon über den morgigen Tag, doch erst jetzt bemerkte Lucius die heraufgezogene Nacht. Ein durch Wind flackernder Fackelschein erleuchtete das Zelt als eine der Wachen herein lugte.
„Herr ist alles“
Weiter kam der Mann nicht bevor Lucius ihn unsanft zur Seite stieß und aus dem Zelt trat. Kühle Nachtluft umfing ihn. Schwer vom Geruch der Lagerfeuer und des darauf gebratenem Fleisches. Ein letztes Festmahl, bevor die Legio I alle Vorräte von Patavium in Beschlag nahm. Für die Zivilisten würde es ein harter Winter werden. Umso besser, halb verhungerte, von Roms Weizen abhängige Männer waren weniger aufmüpfig. Die Stimmung im Lager war gut, angeheitert von verwässertem Wein. Es überraschte Lucius immer wieder wie gelassen seine Männer waren, angesichts einer bevorstehenden Schlacht; die letzten kampfeswilligen Veneter hatten sich versammelt. Manchmal bildete er sich ein, es läge an ihrem Vertrauen in seine Fähigkeiten. Aber die Meisten waren wohl ohnehin zu ungebildet diese wirklich beurteilen zu können. Lucius siegte und das war es, was für Soldaten zählte. Zum Dumm das der Senat nicht eben so einfach gestrickt war. Hier war er ein Held, aber in Rom verurteilte man sein, wie sie sagten, plumpe Art. War der Bote noch im Lager? Lucius musste einfach jemanden Töten. Ebenso schnell wie er gekommen war, verdrängte er den Gedanken auch wieder. Morgen würde es genug Gelegenheit geben ihn auszuleben.
Die Kühle der Nacht halft sein Gemüt wieder zu beruhigen. Ziellos wanderte er durch das Lager. Die nahe Stadt schlief bereits. Lediglich einiger der Frauen waren noch hier. Manche Männer taten es gern vor der Schlacht andere Danach. Beides war nichts für Lucius. Es lenkte nur ab. Als er nach einer Weile wieder sein Zelt erreichte überraschte ihn der Anblick. Aus dem Inneren drang Licht hervor. Mehr als die kleine Kerze spendete. Als er näher trat wurde der Vorhang des Eingangs zur Seite gedrückt. Den Mann, der nun vor ihm Stand, kannte Lucius nur zu gut. Aulus Caninius, ihn hätte er hier am wenigsten erwartet.
„Lucius wie schön dich wieder zu sehen.“ Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen reichte sein alter Kamerad ihm die Hand. Lucius schlug die Begrüßung aus und trat ins Zelt, Aulus folgte ihm.
„Ich sehe der Bote des Senats war bereits hier. Nun versteh mich doch. Ich hatte keine Wahl. Ich habe es für“
Weiter kam er nicht ehe die Faust ihn traf. Blut lief ihm über die Lippen. War es die Nase? Nein nichts gebrochen. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, spuckte Aulus eine Mischung aus Speichel und Blut auf den Boden. Noch immer floss der rote Saft aus seiner Nase.
„Du verfluchter Scheißkerl. Immer noch schnell mit der Faust und langsam mit dem Kopf wie ich sehe.“
Mit dem Ärmel wischte er sich Blut aus dem Gesicht.
„Der Senat wollte dir die ganze verdammte Legion abnehmen! Wäre ich nicht gewesen würde du jetzt Latrinen ausheben, du solltest etwas dankbarer sein. Ach bei den Götter nun Sag doch endlich mal was.“
„Dankbar, wofür soll ich bitte dankbar sein?“
Aulus schüttelte langsam den Kopf, ließ es aber auch gleich wieder als der Schmerz kam. Er verstand seinen Kampfgefährten einfach nicht.
„Dein Kopf scheint seit unserem letzten Treffen noch langsamer geworden zu sein. Die wollten Quintus, dem aus Arretium, deine Legion geben. Deinen Posten als Legatus.“
„Pah, ich spuck drauf. Ich weiß du hältst mich für dumm, weil Zahlen und Buchstaben für mich nur langsam Sinn ergeben. Aber ich frage dich, wie klug kannst du sein, wenn du nach all den Jahren, die wir zusammen Dreck fraßen, mich immer noch nicht kennst.“
Mehr als einen fragenden Blick bekam Lucius nicht als Antwort.
„Die Legion gab meinem Leben einen Sinn. Als Soldat konnte mir niemand das Wasser reichen. Genügend haben es versucht. Ich war … glücklich?“
Lucius wusste selbst nicht ob das stimmte. Was war Glück? Selbst in seinem bereits hohen Alter hatte er darauf keine Antwort gefunden. Nicht das er gesucht hätte.
„Dann der Speer und plötzlich war ich Legatus. Den Juliern sei Dank. Aber wer glaub ein guter Kämpfer sei auch ein guter Anführer war nie bei der Truppe.“
Die Blutung hatte mittlerweile aufgehört. Dafür war Aulus Ärmel voller roter Flecken und Streifen.
„Ich würde ja helfen, dir den Mist ja aus dem Kopf zu schlagen. Aber auf eine gebrochene Hand kann ich verzichten. Du solltest deinen Männern lauschen. Für die bist du ein Held, eine Art Halbgott. Ohne dich stände ich heute nicht hier. Damals in“
Lucius unterbrach ihn.
„Ich habe es dir schon hundert mal gesagt. Damals habe ich viele Etrusker getötet. Dein Leben zu retten war nie meine Absicht. Und was die Männer angeht, ...“
Er sprach nicht weiter, ob ihm nichts mehr einfiel oder er es einfach nur leid war.
„Nenn es wie du willst Lucius. Übrigens glaube ich, dass du kaum bis zehn zählen kannst, geschweige denn bis hundert.“
Eine Weile standen beide Männer nur da und schwiegen sich an. Gleichzeitig fingen sie an und ihr beider Lachen erfüllte das Zelt.


Heute würde Tiberius endlich nach Epirus aufbrechen. Alles war vorbereitet das Schiff, die Mannschaft und natürlich die Götter. Am Tag zuvor Opferte er Neptun den prächtigsten Bullen, den er finden konnte. Der Priester deutete gute Vorzeichen. Ob dies nun am Opfer oder dem Silber lag, letztlich tat er es für die Mannschaft. Gelassen schlenderte Tiberius durch die Straßen von Brundisium. Wie die meisten Mitglieder seines Hauses war die Stadt für ihn so etwas wie ein zu Hause. Die ganze Stadt gehörte praktisch ihnen, auch wenn dies nie offen zu sprachen kam. Nachdem die Junier gegen Pyrrhos so kläglich versagten, war der weg für die Cornelier frei.
Tiberius erreichte den bescheidenen Hafen. Sein Schiff war das einzige, zumindest wenn es um die Seetauglichkeit ging. Als die Griechen in Italien siedelten, mochte dies ein bedeutsamer Hafen gewesen sein. Doch heute sah man hier fast ausschließlich die Boote der Fischer. Rom besaß im östlichen Mittelmeer nicht einen Handelspartner und so verkam die stolze Stadt nach und nach zu einem jämmerlichen Fischerdorf. Sei´s drum Tiberius wusste dies zu ändern. Epirus würde erst der Anfang sein.
Ein Soldat der Stadtwache grüßte ihn am Anleger. Als Waffe trug der Mann eine kurze Hasta und dazu natürlich einen Schild schlicht und in schlechtem Zustand. Zweifellos einer vom einfachen Volk, ein Plebejer. Vermutlich Bauer, Handwerker pflegten ihre Schilde besser. Ohne den Gruß zu erwidern bestieg der Cornelier das Schiff. Wenig später überquerten sie bereits die Adria auf dem Weg nach Epirus. Mit jeder zurückgelegten Seemeile wuchs die Anspannung.


„Ihr kommt hierher. In mein Land, meine Stadt. Speist an meinem Tisch. Verschwendet meine Zeit und begafft die Titten meiner Frau, und das alles nur um mir den Krieg zu erklären? Sagt mir warum.“
Die Stimme des Königs von Epirus, dem Nachfolger des legendären Pyrrhos, schien bei jedem mein noch mehr an Kraft und Zorn zu gewinnen. Ein falsches Wort und Tiberius würde mit dem Kopf in den Händen nach Rom zurückkehren. Der gesamte Saal war still wie eine Gruft währen der versammelte Adel, reiche Kaufleute und Sklaven auf eine Antwort warteten.
„Warum? Nun die Titten eurer Frau sind doch eine Reise wert. Findet ihr nicht?“
Der Blick der Königs verriet zunächst nicht. Er starrte nur als sei es eine Art Wettkampf bis einer zusammenbricht. Eine gefühlte Ewigkeit verging bis er endlich in ein erleichterndes Gelächter verfiel. Die Musik setzte wieder ein. Zumindest heute würden keine Köpfe rollen.
„Ich mag euch, aber ich verspeise euch morgen zum Mittag, sollte ihr euch dann noch in meiner Stadt befinden.“
„Ihr habt meinen Dank. Natürlich werde ich bis zum Abend verschwunden sein.“
Der Römer zweifelte nicht an der Ernsthaftigkeit dieser Drohung. Von allen Griechen lebten in Epirus die Schlimmsten, wie er fand. Tiberius verbeugte sich noch einmal und war bereits im Begriff zu gehen.
„Wartet, eine Frage habe ich noch. Auch wenn ich sie bereits einmal gestellt habe. Warum?“
Warum, warum, warum, einfältiger alter Mann lass mich in Ruhe. Ich habe was ich wollte. Krieg und meinen Kopf. Glaubst du denn ich erzähle dir die Wahrheit über meine Pläne?
„Ich versichere euch, es ist nichts Persönliches. Der Senat hat die Lage in Griechenland begutachtet und er schätzt eure Chancen auf einen Sieg nicht besonders hoch ein. Wir schlagen uns einfach auf die Seite der Gewinner mehr nicht.“
Es war klüger die Kränkungen und Kriege vergangener Könige ruhen zu lassen.
„Dann sagt eurem Senat er solle den Wein für die Siegesfeier nicht zu früh genießen. Ich will auch noch etwas haben nachdem meine Truppen euer ach so schönes Rom niedergebrannt haben!“
Eilig verließ der Römer den Festsaal in Richtung Hafen. Er traute dem Frieden nicht und erwartete hinter jeder Ecke und jeder Gasse einen bezahlten Messerschwinger. Es war Nacht und laut prasselnder Regen hatte eingesetzt. Einen perfekteren Zeitpunkt würde es nicht geben. Aber nichts passierte. Ohne aufgehalten zu werden erreichte Tiberius den rettenden Hafen. Bei Tagesanbruch ließ er Apollonia hinter sich und setzten Kurs nach Athen.


Tiberius genoss die Zeit in Athen. Die Stadt war so, römisch. Eigentlich verrückt, tat man die Athener und Spartaner zusammen und würzte es mit Alexander dem Großen hatte man das ambitionierte Rom, oder zumindest etwas Ähnliches. Egal er war nicht hier um zu philosophieren. In Athen verbreite sich die Kunde von Roms Kriegseintritt wie ein Lauffeuer. Seine Spitzel hatte ihm zuvor berichtet, viele Athener seinen noch unsicher, ob Rom nun wirklich helfen wolle oder in Wirklichkeit plante ganz Griechenland zu unterjochen. Letztlich hatten sie alle gleichermaßen recht. Aber für den Moment konnte sie sich sicher fühlen.
Sein Besuch in Athen und die ganze verbrachte Zeit in Griechenland war ein voller Erfolg gewesen. Ähnlich einem Sieg auf dem Schlachtfeld ohne eigene Verluste. Ein Nichtangriffspakt mit Athen und das Versprechen Roms keine gebieten in Griechenland dauerhaft zu besetzen bildete den Anfang. Einen Tag später bettelten die Athener förmlich um ein Handelsabkommen und überhäuften ihn obendrein auch noch mit Gold. Den krönenden Abschluss bildete ein weiterer Nichtangriffspakt, dieses Mal mit Sparta. Roms Grenzen waren so gesichert und der Handelsvertrag würde weiteren Reichtum einbringen und vielleicht schon bald weitere Verträge mit anderen Mächten. Athen galt in den hellenischen Teilen der Welt nicht direkt als Vorbild, aber wenn selbst die Athener Rom vertrauten konnte es nicht so falsch sein. Naivität anderer war ein Segen für Intrigen. Der Römer ahnte nicht, dass das große Final noch kommen würde.
Ein aufziehender Sturm zwang Tiberius den Hafen von Apollonia erneut anzuführen. Auf Rückkehr nach Epirus hätte er verzichten können. Wenn er Glück hatte würden sie ihm nur sein Gold wieder abnehmen. Und der Römer hatte Glück. Kaum unfassbares Glück. Der König von Epirus war in der Schlacht um die östlich gelegene Stadt Sophia gefallen und die Stadt selbst von Athen eingenommen. Was genau dessen Sohn dazu brachte zu Handeln wie er es tat, konnte Tiberius sich nicht erklären. Aber er nahm danken an als der Junge König um Frieden bat und sich diesen mit einer Absurd hohen Summe Gold erkaufen wollte. Die Athener hatten ihn ja schon überhäuft, aber das Gold von Epirus verschaffte seinem Schiff einen spürbaren Tiefgang. Die Verärgerung Athens war ihm gleich.

Lucius signalisierte den Männern inne zu halten. Ein kurzer, kostbarer Moment der Stille der einzig von den Lauten der über ihnen kreisenden Raben gestört wurde. Tiere wussten immer wo sie ein Festmahl erwartete. 2.000 Barbaren waren in der grünen Ebene aufmarschiert. Saftiges Gras, sanfte Hügel und vereinzelte Bäume bis zum Horizont, der von den erste Ausläufern der Alpen beherrscht war.
„Männer, der Senat sagt wir seien weich. Hätten unsere Herzen an ungewaschene Wilde gehängt. Ich pisse auf den Senat. Sollen sie in Rom denken was sie wollen. Hier und jetzt zählt nur eines und das sind wir. Durchbohrt ihre Körper und zertrampelt ihre Schädel. Aber ich waren euch einen jedem der auch nur einen Anflug von Gnade zeigt reiße ich eigenhändig das Herz heraus. 2.000 Köpfe erwartet der Senat. Fehlt auch nur einer ersetzt ihr ihn. Und nun reitet, mordet, verstümmelt die Raben erwarten schließlich ein Fest.“
Die Hauptstreitmacht unterstand dem Cornelier Gnaeus. Von Westen marschierten sie auf die Veneter. Sein Tribun, ein junger Spund einer unbedeutenden Patrizierfamilie, kommandierte die rechte Flanke und wurde durch die neu aufgestellte Stadtwache von Patavium unterstützt. Lucius bildete bei alledem die Verstärkung. Sie waren mit einem halben Tag Vorsprung marschiert um die Aufständische zu umrunden. Im norden erstreckten sich etliche Hügel, hoch genug um die Truppen ungesehen in ihrem Schatten zu halten. Als das Banner der Legio III ins Sonnenlicht trat hatte die Schlacht bereits begonnen. Lucius brach brach mit seinen Männern aus der Formation. Sie würde auch ohne ihn ihre Arbeit gut machen. So überrascht die Barbaren auch waren, hatte sie dennoch genug Zeit sich gegen den neuen Angreifer zu formieren. Doch Zeit konnte die fehlenden Männer nicht ersetzen. 3.000 Römer und sie kamen von allen Seiten. Kein Heer hält gegen die geballte Macht Roms lange stand. Mit geballter Macht trafen die Reihen aufeinander.
„Legatus Gnaeus ich vermelde das Eintreffen der Legio III. Wie geplant haben sie von Norden kommend eine zweite Front eröffnet. Die Kräfte der Veneter mussten sich aufteilen. Ihre Reihen dünnen sich aus.“
Als wenn Gnaeus das nicht auch selbst erkannte. Vorlauter Offizier, irgendein entfernter Verwandter. Mehr als den Familiennamen teilten beide Männer nicht. Der Sieg war nur noch eine Frage der Zeit. Er genoss es den Männer bei ihrem, bei seinem Werk zuzusehen. Gnaeus war ein Künstler. Zumindest für jene, die seine Werke begreifen konnten. Eine Komposition aus Strategie, den richtigen Befehlen und einem Feind, der auf all das Hereinfiel. Oder ein Kunstwerk, wobei seine Lieblingsfarbe natürlich Rot war.
Dieser Lucius, der Bluthund Roms, er machte seinem Namen aller ehre. Man musste vorsichtig mit ihm umgehen. Hunde waren schließlich nicht wählerisch bei dem Fleisch, in dass sie ihre Zähne schlugen.
Schon bald wandelte sich die Schlacht in ein erbarmungsloses Gemetzel. Mehr als die Hälfte der Barbaren war gefallen und der Rest wusste, was ihnen blühte. Verzweiflung und tot kam über sieh und ihre Leichen füllten schon einen neuen Hügel in dieser von Hügeln so beherrschten Ebene.


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Re: Rome 2 Total War: Roms Senat, die Schlangengrube der AntikeI

Beitragvon Turmfalke » 10. Oktober 2015 00:08

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Cisaipina 270 v. Chr., der römische Name der Region im Norden Italiens. Umschlossen von den schützenden Alpen, die wie ein von den Göttern erschaffenes Bollwerk fungierten. Denn jenseits der Berge lag die endlose Weite der barbarischen Reiche. Ein wildes von Flüssen durchzogenes Waldland beherrscht von Kelten, Germanen und den Nomadischen Reiterstämmen. Einzig an den Küsten hielten sich noch einzelne hellenischen Stadtstaaten wie Oasen der zivilisierten Welt.
Roms Grenzen konnten erst sicher sein, sollten sie sich entlang der Alpen erstrecken. Doch bis dahin, war es noch ein weiter weg. Die Städte Genua und Mailand (ingame/lateinisch Mediolanum) standen immer noch unter keltischer Herrschaft. Frieden konnte es erst geben, wenn über beiden die Standarte Roms prangte.


Das Neujahrsfest war in vollem Gange. Cornelier und Julier hatten für reichlich Speis und Trank gesorgt. Guter römischer Wein, das Blut von Arretium wie es auch genannt wurde. Rom ehrte seine ruhmreichen Feldherren. Sie feierten außerhalb der Stadt, Das kleine Forum hätte niemals die vielen Männer fassen können. Lucius stand auf um zu den Versammelten zu sprechen. In seiner Stimme schwang der Rausch des Weines mit. Dennoch hatte sie nichts von ihrer Kraft eingebüßt.
„Soldaten Roms!“ Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Einen Moment lang glaubte man, der Legatus hätte vergessen was er sagen wollte.
„Wir feiern heute nicht nur den Beginn des neuen Jahres, sondern auch unser aller Sieg. Doch wisset auch, dass dies erst der Anfang ist. Im Ost, nein Westen natürlich gibt es immer noch die Liligurer und Isnisubrer. Unser geliebtes Rom wird nicht sicher sein, solange … solange diese Wilden sich seiner Herrschaft widersetzen. Nun ihr…“
Es war so weit er hatte den Faden verloren.
„Nun, ihr Söhne Rom. Genießt diesen köstlichen Nektar des Bacchus. Aber lasst noch etwas über. Die wahre Siegesfeier wird erst noch kommen.“
Das Gegröle der Soldaten musste bis nach Rom zu hören gewesen sein.
Gnaeus hielt sich am Rande und ließ Lucius gewähren. In gewisser Weise beneidete er ihn sogar. Die Verehrung durch seine Männer überstieg das gewöhnliche Maß bei weitem. Der Mann machten den Eindruck als kenne er keine Angst. Groß wie ein Baum, stark wie ein Bär warf er sie stattdessen seinen Feinden einfach ins Gesicht.
„Herzfresser, Herzfresser, Herzfresser.“ Erklang es aus hundert Kehlen zu gleich. Das Herz welche Lucius nun in den Händen hielt, hatte dieser bereits zu Hälfte vertilgt. Natürlich war es weder roh noch von einem Menschen aber trotzdem, der Mann wusste wie er seine Legende belebte.
Gnaeus beschloss sich für heute zurück zu ziehen. Der Wein stieg ihm langsam aber sicher zu Kopf und auf keinen Fall wollte er am nächsten Morgen mit verschwommenen, peinlichen Erinnerungen aufwachen. Fast stürze er als Plötzlich ein anderer Mann vor ihm stand und beide ineinander rannten. Gnaeus wollte sich lautstark beschweren, aber der andere kam ihm zuvor während dieser sich den Dreck aus der Kleidung klopfte.
„Kannst du nicht aufpassen verdammt. Ich habe wichtige Neuigkeiten und keine Zeit mich hier von betrunkenen Soldaten um rempeln zu lassen.“
Gerade wollte der Mann ihn beiseite drücken als die Erkenntnis über ihn kam. Selbst Tote hatten mehr Farbe im Gesicht.


Mit einer Hand am immer noch schmerzenden Kopf trat Lucius ins Zelt des Oberbefehlshabers.
„Bei Mars, wenn es nicht wichtig ist dann.“
„Die Insubrer haben Genua eingenommen. Die wenigen Ligurer, welche die Schlacht überlebten, kämpfen nun auf ihrer Seite. Den Spionen zufolge zählen sie nun mindestens 3.000 Männer.“
Schockiert hielt Lucius einen Moment inne. Wichtig war gar kein Ausdruck dafür.
„Wo?“ Wollte Lucius wissen.
„Keine zweihundert Meilen Südwestlich von hier. In den bewaldeten Hügeln nahe der neuen Grenze.“
Der milde Winter muss ihre Pläne begünstigt haben. Nun können sie ungehindert auf Arretium marschieren. Von dort aus auf Rom und keine Legion dazwischen um sie aufzuhalten.
Gnaeus ließ das Lager umgehend abbrechen um dem Feind entgegen zu treten. Seine tiefe Stimme hallte in den Ohren aller wieder, als Gnaeus die Soldaten antrieb. Wer die Truppe aufhielt bekam die Peitsche. Nie hatte Lucius eine Legion schneller Marschieren sehen.
Die Tage reihten sich aneinander und beide Legionen rückten zusammen immer tiefer ins Land der Insubrer vor. Namenlose Bäche, Hügel und dichte Wälder bestimmten die Landschaft. Der aufziehende Frühling zeigte sich in all seiner Pracht. Die Märsche waren lang und nur selten duldete Gnaeus eine Rast. Ein ganzes Heer aus Spähern wurde voraus geschickt um die genaue Position des Feindes auszumachen. Beide Seiten lieferten sich ein Katz und Maus Spiel und mit jedem verstrichenem Tag wurde die Gewissheit stärker, dass der Tag der Schlacht bald kommen würde.
Lucius ritt in der Mitte des Heerzugs. Anfang beäugte er noch jeden Baum misstrauisch aber mittlerweile fühlte er sich zumindest einigermaßen sicher. Sein Blick viel auf den jungen Mann neben ihm. Seit zwei Tagen rätselte er wer der Kerl war. Die fragenden Blicke bemerkt zu haben öffnete der junge Römer seinen Mund.
„Ich bin euer neuer Tribun.“
Sag mir etwas das ich noch nicht weiß schienen Lucius Augen sagen zu wollen. Die Rüstung machte die Stellung des Soldaten mehr als deutlich. Auch das sein alter Tribun kurz nach der letzten Schlacht erkrankte und nach mehrtägigem Fieber schließlich Starb, wusste er natürlich. Ein beschissener Tot für einen Soldaten. Einige Meilen später sprach er wieder. Lucius hatte den Mann nicht mehr weiter beachtet.
„Das Neujahrsfest, wir sprachen miteinander.“
Die Erinnerung kam nur langsam und immer noch verschwommen zurück.
„Du bist meines … Großvaters … der Bruder, dessen Sohn bist du.“
„Der Enkel“, korrigierte er „Dein Cousin zweiten Grades, ich kann mich aber auch irren.“
„Egal wir sind beide Julier, dass ist es was zählt. Sag haben deine Eltern, wer sie auch immer sein mögen, an einen Namen für dich gedacht?“
„Lucius Julius Iullus.“
„Perfekt, wenn du stirbst denk die halbe Truppe ich sei es.“
Der Legatus verfiel in Gelächter, während seinem Namensverwandten die Röte ins Gesicht stieg.
„Nimm es nicht so schwer Junge. Gibt weit schlimmere Namen. Aber mal was Ernstes. Wenn du mein Tribun sein willst, musst du zwei Dinge für mich tun. Erstens, bevor er zur nächsten Schlacht kommt, überzeugst du jeden dich bei deinem Beinahmen zu nennen. Verstanden Iullus?“
Er nickte.
„Und Zweitens, lass dir keine Speer ins Knie, die Wade, die Schulter oder sonst wo hin rammen, wo es dich Kampfunfähig macht. Da wichtigste ist aber, stirb nicht. Ich bring dich um wenn du es tust.“
Wieder lachte Lucius. Iullus hingegen konnte seinen Humor nicht ganz teilen.


Gebannt schaute Lucius in die Finsternis der Nacht. Kein Mond, nicht einmal Sterne erleuchteten das Himmelszelt. Man sah nicht einmal die Hand vor den Augen, geschweige denn was sich jenseits des Kahlschlags zwischen Bäumen und Büschen abspielte. Aber in seinen Jahren als einfacher Soldat hatte er gelernt auch mit den Ohren zu sehen. Der Laut einer Eule ließ die Stille aufbrechen. Verschwand aber wieder genauso schnell wie er gekommen war. Die unübertroffenen Jäger der Nacht, manchmal bewunderte er sie.
Schritte, hinter ihm, doch zu plump für einen Meuchler. Außerdem erkannte Lucius das Stampfen römischer Sandalen, egal ob auf Marmor, Fels, Sand oder feuchtem Gras. Die Jahre in der Legion brachten schon eigenartige Fähigkeiten mit sich. Aus dem Augenwinkel sah er einen flackernden Lichtschein aufglimmen. Ohne die Augen von der Dunkelheit abzuwenden, drückte Lucius zwei Fingern auf dem Docht der Kerze zusammen. Nur kurz erwärmte die Flamme seine kalten Finger. Es war ein kühler Frühling.
„Nähere dich einem Soldaten im Wachdienst niemals mit einem Licht in der Hand.“
Seine Stimme klang geradezu belanglos. Nach kurzer Pause fuhr er fort.
„Es zerstört die Nachtsicht und obendrein macht man sich zur Zielscheibe für jeden Schützen da draußen. Ein guter Schütze liest am flackern der Flamme die Windstärke ab. Dann nur noch ein Stück nach links Zielen und schon hat man einen tödlichen Treffer.“
Wieder kehrte Stille ein. Natürlich wusste Lucius genau wer da bei ihm Stand, ohne auch nur einen Blick an ihn zu verschwenden. Bereits die Art der Schritte verriet ihn. Die Sache mit der Kerze war nur die Bestätigung. Keiner seiner Männer war derart grün einen solchen Fehler zu begehen. Außer einem natürlich.
„Tja Iullus, hat es dir die Sprache verschlagen? So etwas lernt man nicht auf der Feldherrenakademie. Dafür muss man schon wochenlang im Schlamm schlafen. Nun sag schon was du willst. Ich nehme an du bist nicht in der Hoffnung hergekommen erschossen zu werden.“
„Legatus Gnaeus schickt mich. Er will euch sprechen.“
Mehr als eine Art gleichgültiges Grunzen kam nicht als Antwort.
„Beantworte mir eins, wie kommt ein Grünschnabel wie du an den Posten meines Tribun, ohne dass ich auch nur gefragt werde.“
Iullus antwortete empört.
„Ich war auf der Feldherrenakademie von Rom. Drei Jahre wurde ich Trainiert und habe ich die Taktiken der größten Feldherren unserer Zeit studiert.“
„Ja, ja und hast gelernt zu kämpfen wie ein Halbgott. Ausbildung ist ein Scheiß wert. Ohne wenigsten ein Jahr gedient zu haben dürftest du nicht Offizier sein. Schon gar nicht Tribun bei einer sich im Krieg befindenden Legion. Also sag mir wie kamst du an deinen Posten?“
Iullus starrte verlegen auf seine Füße, welche in der Dunkelheit kaum zu erkennen sein dürften. Zumindest nahm Lucius genau das an, denn er erwiderte nichts. Eigentlich war die Frage an sich schon überflüssig. Beide Männer kannten die Antwort. Iullus sprach sie als erster aus.
„Familie, mein Vater befürchtete zwar ich würde seinem Ast der Familie Schande bereiten, aber …“
Der Junge zögerte, was hatte er in Rom nur für Geschichten über ihn aufgeschnappt.
„Naja wenn eine andere Familie wüsste, ein Legatus der Julier mit, man wollte das Problem in der Familie halten, was wenn“
„Komm endlich zum Punkt.“ Fuhr Lucius ihn barsch an.
„Stimmt es das euer Vater euch als Säugling würgte und töten wollte?“
Einen Moment lang starrten beide Männer sich wie versteinert an. Keine von beiden blickte mehr in die Finsternis. Er sollte ihn töten für diese Frechheit. Jeder anderen würde bereits röchelnd auf dem Boden zappelnd und sich verzweifelt den offenen Hals halten. Aber er mochte den jungen irgendwie. Erst jetzt spürte Lucius das gezogene Schwert in seiner Hand. Die Klinge eine Handbreit unterhalb des Kinns seines Verwandten. Mit einer ebenso schnellen Bewegung wie zuvor ließ er es wieder in die Scheide fahren. Er sprach ruhig als sein nichts gewesen.
„Ja wollte er und bis zu seinem Tod verfluchte er jeden Morgen und jeden Abend die Götter dafür, dass sie ihm die Stärker verwehrten es auch zu Ende zu bringen. Und ja meine Schwäche ruht wohl daher. Lass mich raten wie sie es in Rom bezeichnen, Lucius den Schwachsinnigen der weder lesen noch schreiben kann?“
„Der Geistig benachteiligte.“ Korrigierte Iullus.
Lucius konnte nicht anders als zu lachen. „Ja das passt zu ihnen. Klingt fast wie ein Kompliment.“
Er drehte sich um und starrte wieder ins nichts hinein. Dieses Mal stand Iullus direkt neben ihm.
„Halte ihn nicht für ein Monster, er war keines. Was meistens ausgespart wird ist, dass ich zuvor meine Mutter während der Geburt tötete. Er hasst mich uns lies es mich oft genug spüren. Lange Zeit Hasst ich ihn ebenso bis, nun dafür muss ich weiter ausholen. Jeder Mann mit Kummer im Herzen trägt eine Maske. Sie ist meistens sehr prächtig, bemalt mit den schönsten Farben. Mein Vater trug auch eine, nur sah sie aus wie der mit Pockennarben übersäte Arsch eines alten Mannes.“
Als wenn er es geahnt hätte machte Lucius genau dann eine Pause, als wieder die Eule erklang.
„Männer mit Maske nehmen sie nur ab um zu trinken. Wein natürlich. Betrunken war mein Vater ein anderer. Meist schüttete er den Wein zwar ebenso schnell wieder über die Augen aus, aber manchmal, wenn er mich zuvor genug verprügelt hatte, erzählte er von meiner Mutter. Er hatte sie geliebt, mehr als sonst irgendetwas. Das einzige, was ihn abhielt mich oder sich selbst zu töten war seine Liebe und die Verantwortung für das Geschöpf, welches sie der Welt hinterlassen hatte. Als ich das herausfand hasste ich ihn natürlich immer noch. Mein Vater war ein schlimmer Sadist. Aber ich hatte von da an Verständnis.“
Iullus hörte gebannt zu. Lucius spürte förmlich dessen Augen auf seinen Lippen kleben.
„Nach 17 Jahren des Kummers starb mein Vater schließlich. Ich verkaufte den wenigen verbliebenen Besitz meines Vaters und wurde Soldat. Die Familie hoffte der letzte Zweig eines verdorbenen Astes würde nun bald Sterben. Doch wie du siehst lebe ich immer noch. Letztlich auch der Erziehung meines Vater sei Dank.“
Sein Zuhörer erwiderte kein Wort. Stattdessen legte Lucius ihm eine Hand auf die Schulter und Zog ihn fest an sich.
„Verliere auch nur ein Wort darüber und ich zeige dir wie meine Vater war. Nur das ich nicht zögere meine Opfer auch zu töten.“


Der Tag der Schlacht, er war gekommen. Zum dritten Mal in Folge erwischte sich Gnaeus bei diesem Gedanken. Dieses ewige Katz und Maus Spiel musste doch irgendwann einmal enden. Hatten sie keinen Mut oder warteten sie auf einen Fehler? Der römische Feldherr versuchte so wenig wie möglich an so etwas zu denken. Es lenkte nur ab und jede Ablenkung könnte in einem Hinterhalt lenken. Denn eines war gewiss. Irgendwo in diesen Hügeln im Schatten des Waldes lauerten 3.000 Barbaren der Insubrer und ein jeder von ihnen gierte nach römischem Blut.
Den Spähern nach lauerte der Feind weniger als zwei Meilen im Schatten der Bäume. Der Schlachtplan stand bereits fest und dieses Mal würde es kein Entkommen geben. Die Hauptstreitmacht aus 1800 Römern würde breit auffächern um die Wilden zu umschließen. Der Junge von den Juliern dieser Iullus befahl die linke Flanke. Ein Grünschnabel der noch nie eine richtige Schlacht gesehen hat und dennoch machten sie ihn zum Tribun. Wie konnte der Senat so etwas nur unterstützen? Ein Risikofaktor mehr war er nicht. Also stand er da wo sein Ableben so wenig Schaden wie möglich anrichten würde. 600 Männer die meisten davon Veneter denen egal war wer sie anführte.
Die hingegen wohl gefährlichste Aufgabe hatte wie so oft wieder Lucius. 100 schwere Reiter und 600 Mann der Infanterie umgingen unter seinem Kommando das eigentliche Schlachtfeld von Norden aus. Sie würden die Nachhut nieder machen und dem Feind anschließend in den Rücken fallen. Sollten die Barbaren entgegen der Erwartung fliehen, liefen diese Lucius mitten in die Arme. Der Plan war perfekt. Am Ende des Tages wird der Wald sich vom Blute der Insubrer rot färben. Die Schlacht vom Rotblattwald, ein guter Name für die Geschichtsschreibung.

Wo steckten sie nur! Seit einer gefühlten Ewigkeit ritt Lucius nun schon durch diesen Wald und nirgends auch nur eine Spur. Keine gebrochenen Ästen, kein zertrampeltes Grad und vor allem keine Barbaren. Ein langer Hornstoß durchzog das Geäst und übertönte das Rascheln der Blätter im Wind. Nun im Galopp eilte Lucius dem Waldrand entgegen. Auf der Spitze eines langgezogenen Hügels lichtete er sich endlich und zum Vorschein kam die Schlacht.
Wald und Hügel hatten allen Lärm geschluckt. Es brach nur so über sie herein. Die Insubrer warfen alles was sie hatten gegen Gnaeus Truppen und es sah nicht gut aus. An der linken Flanke war es am schlimmsten. Iullus wurde von der Übermacht schwer bedrängt. Lucius wusste seine Reiter waren zu wenige und die Infanterie brachte zu lange um den Hügel zu erklimmen. Doch Lucius kämpfte nicht mit dem Kopf sondern mit dem Herzen. Noch während ihm klar wurde wie töricht sein Eingreifen wohl war, ritte er schon an der Spitze seiner 100 Reiter die Flanke des Hügels hinab.
Die römische Linie war aufgebrochen. Nicht mehr lange und die Ganze linke Flanke wäre überrannt. Iullus kämpfte an vorderster Front. Ob nun mutig oder zu unerfahren es besser zu wissen auf jeden Fall war Lucius beeindruckt. Von Kopf bis Fuß mit Blut überströmt, das Schild gesplittert und den im Handgemenge nutzlosen Speer weggeworfen. Der Junge schwang sein Schwert wie ein Held der Legenden. Doch da eine Klinge direkt hinter ihm, er konnte sie unmöglich sehen. Nur noch eine Handbreit vom Rücken entfernt erstarb das Schwert des Wilden. Eine Lanze, von Lucius geworfen, durchbohrte die Brust des Wilden und warf diesen nach hinten. Doch nur einen Moment später lande auch Lucius selbst hart im Dreck.
Das Geschehen verschwamm vor seinen Augen. Sengender Schmerz erfasste all seine Glieder und der Eiserne Geschmack von Blut lag ihm auf der Zunge. Neben ihm nur eine Armlänge entfernt lang sein treues Ross. Eine Lanze ragte aus dem Leib und immer noch strampelte das Tier mit den Hufen als wolle es weiter reiten. Die herab schnellende Eisenspitze holte Lucius wieder in die Welt zurück. Eine Rolle zur Seite und der Speer bohrte sich in den Boten mit der Linken zog er sich an dem Schaft noch oben, während die Rechte dem Barbar das Schwert zwischen die Rippen bohrte.
Ein kurze Moment der ruhe erfüllte den Römer las er endlich wieder auf den Beinen stand. Der Ansturm hatte Wirkung gezeigt. Die Reiter waren einfach durch die Barbaren hindurch geritten und hinterließen Schneisen des Todes. Plötzlich stand Iullus neben ihm.
„Danke Legatus.“
„Ich danke dir fürs durchhalten.“
Die verbliebenen Römer sammelten sich um sie.
„Hastati in Formation. Schilde zusammen und haltet Stand!“
Erneut stürmte der Feind heran, verbissen hielten die Römer dagegen.
„Stoßen“
Ihre Speere schnellten zischen den Schilden nach vorne und durchschnitten Leder, Haut und Fleisch. Etwas traf Lucius oberhalb der Hüfte. Er konnte spüren wie Eisen auf Knochen traf. Vor Schmerz biss er sich auf die Zunge und revanchierte sich mit einem Stoß ins Herz, wieder eines mehr. Trotzdem die Übermacht war erdrückend. Doch im Angesicht der sicheren Niederlage löste sich der Feind plötzlich. Ein Blick zur Seite und Lucius erkannte warum. Die Veneter strömten heran. Noch nie waren Römer glücklicher einen Haufen Wilde zu sehen. Länger hätten sie nicht durchgehalten.
Von hinten trabten Pferde heran. 71 und eins zählte Lucius. Einer seiner Männer führte ein reiterloses Pferd am Halfter. Nur mit Mühe schwang Lucius sich wieder in den Sattel. Die Wunde schmerzte höllisch. Wenn die Gelehrten in Rom nur endlich einmal ein Schlachtfeld taugliche Aufstiegshilfe erfinden würden. Eine die Mehr halt beim Reiten gab, Roms Reiter wären nicht aufzuhalten.
Er ließ Iullus wieder alleine, den Kampf würden sie auch so gewinnen und anderswo mochte es weit schlimmer aussehen. Sie ritten wieder in Richtung Hügel. Lucius Infanterie war bereit in die Schlacht eingetreten und so sah sich ihr Feind nun von allen Seiten bedrängt. Die ersten Flüchteten bereits. Er suchte sich ein Ziel und trieb seine Männer voran. Erneut brachen die Reiter Roms in die Reihen der Insubrer und metzelten jeden nieder, den ihre Lanzen fanden. Von da an dauerte die Schlacht nicht mehr lange immer mehr suchten ihr Heil in der Flucht und schon bald war es ein einzige Gemetzel.
„Lucius es freut mich, dass du es noch geschafft hast. Ich hatte dich früher erwartet.“
Gnaeus klang alles andere als glücklich. Es war ein Wunder wie sauber seine Rüstung war. Nicht ein Blutstropfen klebte daran, nicht einmal Staub. Sein Schwert sah ebenfalls aus als wäre es gerade frisch geschmiedet.
„Los jetzt, was sitzt du hier so auf deinem Pferd. Nimm wen du finden kannst und erschlage die Flüchtenden.“
Doch schon im nächsten Moment erstarb die Farbe des Waldes. Alles schien dunkel zu werden, ja schier schwarz. Kraftlos viel Lucius aus dem Sattel. Eine blutverschmierte Hand ruhte immer noch auf seiner Wunde.


Die Schlacht vom Rotblattwald war geschlagen. Ein Sieg, doch es blieb ein bitterer Beigeschmack angesichts der Verluste. Mehr als eintausend Tote oder schwer verletzte, wobei letztere ebenso nutzlos waren wie die Verstorbenen. Schwer verletzt, dass hieß zertrümmerter Knochen, Verlust von Gliedmaßen oder wenn sie Glück hatte nur eines Auges. Für die Legion war es egal, denn jede Beeinträchtigung machte den Soldaten kriegsunfähig und eine Schlachtlinie war nur so stark wie ihr schwächstes Glied hieß es. Letztlich überlebten die meisten ohnehin keine drei Tage. Hinzu kamen noch rund 600 leicht verletzte. Gute Aussichten auf Genesung aber trotzdem ein Drittel würde wohl nie wieder eine Waffe halten. Schlecht verheilte Brüche und die Tücken des Wundbrandes vermochten einen Kratzer tödlich enden zu lassen.
In seinem Bericht an den Senat schrieb Gnaeus vom Verlust der Hälfte der römischen Kampfkraft. Doch den Barbaren erging es weitaus schlechter. 3.000 marschierten auf und knapp 2.200 Leichen wurden gezählt. Hinzu kamen nochmal 400 Gefangene, welche aber noch am selben Tag hingerichtet wurden. Alles auf Geheiß des Senats. Das Heer der Barbaren war praktisch zerschlagen.
Gnaeus musste diese Schwäche nutzen und handeln. Bis Jahresende konnte er bereits vor Mailand stehen und diesen Krieg rasch beenden. Das nächste Ziel war aber zunächst Genua es lag weit näher als Mailand und so vermutete er die Überbleibsel des feindlichen Heeres dort zu finden. Tausend Römer nahm Gnaeus mit sich. Den Rest, allem voran die Verletzten, zogen mit Legatus Lucius nach Patavium Die Stadt musste gesichert werden. Immer noch lagerten dort große Teile des Römischen Nachschubes. Ihr Verlust würde den Krieg um mindestens ein Jahr verlängern. Obendrein könnte Lucius dort neue Truppen ausheben, selbst wenn er die Männer dazu mit Peitschen von den Feldern holen müsse.
Der Senat hingegen schwieg bei alledem. Was sollte er auch tun. Ein Bote brauchte mehrere Tage bis Rom und meist waren Informationen über Truppenbewegungen dann bereits veraltet. Bis der Senat eine Antwort zustande brachte, war die Legion längst an einem anderen Ort. So genoss ein Legatus im Feld gewisse Freiheiten und vor allem Macht. Eine Legion konnte aus bis zu 3.000 Soldaten bestehen, die Größe einer Kleinstadt. Hinzu kamen noch diverse Sklaven und Arbeiter und egal was Gnaeus entschied es wurde ausgeführt. Dennoch er musste vorsichtig sein. Ein Fehler reichte und man wurde ersetzt, oder wie im Falle Lucius an die Leine genommen. Aber Ganeus war sich der Gunst des Senats sicher und notfalls würden sein Onkel und Bruder schon die nötige Überzeugungsarbeit leisten. Wie wohl jeder Mann in einer Position wie seiner strebte auch Gnaeus nach höherem. Das Konsulat was sein erklärtes Ziel und nach der Eroberung Norditaliens mussten sie ihn zumindest für die Wahl berücksichtigen. Als einer von nur zwei Konsuln wäre er einer der zwei mächtigsten Männer Roms, wenn auch nur für die Dauer eines Jahres.


Der Rückweg nach Patavium kam Lucius weit länger vor als erwartet. Fünf Wochen marschierten er nun schon. Seit zwei auf den eigenen Beinen. „Ein schwacher Legatus ist schlecht für die Moral.“ Sagte er dem Arzt, der seine Wunde behandelte. „Ein toter etwas nicht?“ Lautete dessen Antwort. Der Gelehrte mochte recht haben, aber Lucius war nicht die Art von Mann, welche sich mit Worten von etwas aufhalten ließ.
In Wirklichkeit war der Rückweg eigentlich sogar kürzer. Sie nutzten der direkten weg, anstatt im Zickzack durch den Wald zu Marschieren und nach dem Feind zu suchen. Dennoch dauerte es eine Ewigkeit. Von leicht Humpelnden bis hin zu im Sterben liegenden war wohl jede Form des Leides im kümmerlichen Rest seiner Legion zu finden. Wer sie so sah, mochte glauben eine Schreckliche Niederlage sie über sie gekommen. Innerlich verfluchte er Gnaeus. Zwei Wochen lang kämpfte Lucius mit dem Fieber und war in dieser Zeit nur selten bei Bewusstsein. Natürlich hat der Feigling diese Schwäche ausgenutzt um die besten seiner Soldaten zu stehlen.
Nicht einmal Reiten konnte Lucius in seinem Zustand. Immer wieder versuchte er es, aber die Verletzung an der Hüfte war zu schwer. Langsames Gehen war da einfacher. Auf den wenigen von Ochsen gezogenen Wagen die sie mit sich führten, reihten sich Verwundete dicht an dicht. Täglich verstarb mindesten ein Mann. Doch da sie Tagsüber alle Kraft zum Marschieren nutzten, blieb nur die Nacht für eine Beisetzung. Man müsste sie einbalsamieren und ihren Familien übergeben, doch weder verfügten sie über die Mittel noch die Zeit für derart Luxus. Stattdessen wurden Name und Standort des Grabes festgehalten. Nicht einmal die übliche Flammenbestattung war möglich. Gewiss würden man in Rom eine Zeremonie zu ehren der Toten des Rotblattwaldes abhalten. Die Priester verlasen bei so etwas für gewöhnlich alle Namen, anschließen sprach einer der Konsuln ein paar Worte. Opfergaben, vielleicht noch ein Trauermarsch, die Toten wird es nicht kümmern.
Am Ende der sechsten Woche erreichten sie endlich den Waldrand. Nach zwei weiteren Wochen überquerten sie endlich den Fluss Po. Die sie umgebenen sanften Hügel weckten Erinnerungen an die hier vor zwei Jahren geschlagene Schlacht. Lucius ertappte sich dabei wie schon damals die Hügelkuppen nach ungewöhnlichen dingen abzusuchen. Sie waren auf römischem Gebiet und trotzdem überkam ihn ein Gefühl als seien sie mitten im Feindesland. Bis zur Abenddämmerung erreichten sie schließlich die Stadt Patavium und Lucius Vorahnung wurde sogleich bestätigt.
An der Nordseite der Stadt standen bereits mehrere Häuser in Flammen. Strohgedeckte Holzbauten, die Römische Architektur hielt nur langsam Einzug. Lucius erfasste die Lage schnell. Wahrscheinlich begann der Angriff zur Mittagsstunde und dennoch die Stadtwache hielt stand. Der Legatus rief nach seinem Pferd. Schon beim aufsitzen schmerzte die Wunde, vielleicht würde sie nie richtig verheilen. Ein Mann in voller Rüstung und prächtigem Helmbusch eilte herbei.
„Legatus lasst mich den Angriff führen. Ihr könnt nicht reiten.“
Iullus meinte es gewiss nur gut und er hatte seine Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
„Immer noch besser als du. Nimm dir 500 Männer und stell die Veneter nach vorn. Nichts motiviert einen Mann so sehr wie seine brennende Heimatstadt.“
Ohne auf eine Antwort zu warten ritt Lucius davon mitsamt dem Rest seiner Leibgarde. 44 erfahrene Männer Roms zu Pferde, mit denen keiner der Angreifer rechnete.


Die Schlacht um Genua, welch ein Desaster. Seit er die Stadt vor zwei Wochen eingenommen hatte, verschlimmerte sich die Situation zusehends. Diese Barbaren, es war eine Beleidigung an ihm und ganz Rom. Die Verluste waren nicht das Problem, schließlich gab es keine. Genauso wenig wie es eine Schlacht gab! Kampflos zurückgezogen hatten sich diese Feiglinge. Die ganze Stadt geräumt und was am schlimmsten war sämtliche Vorräte mitgenommen. Die Krängung ihm die Schlacht zu verweigern konnte Gnaeus ja noch verkraften, aber nun musste er, der größte Felder den das Reich besaß, in Rom um Brot betteln. Sogar die umliegenden Dörfer waren komplett geräumt. In einer Distanz von zwei Tagesmärschen gab es nicht mal eine Handvoll Getreide. Nach zwei Tagen waren ein paar Männer auf die Idee gekommen zu fischen, doch die Boote im Hafen waren unbrauchbar gemacht worden. Kurz nachdem zwei todesmutige Soldaten beim Versuch dennoch zu fischen ertranken bat Gnaeus letztlich doch um Hilfe. Nur einen Tag später sollten die Sorge ums sein Ansehen im Senat vergessen sein.
Nördlich kaum eine Meile von den ersten Häusern Genuas entfernt Marschierte ein Heer der Insubrer auf. 1.000 Mann zählten die Späher einen für jeden Römer. Statt anzugreifen zogen sie einen Belagerungsring um die Stadt. Die Barbaren mussten nur abwarten um zu gewinnen. Gnaeus wartete ebenso nur hoffte er auf Verstärkung und vor allem Nachschub aus Rom.
Die Tage schienen nahtlos ineinander über zu gehen. Tagsüber hoben die Männer Fallgruben aus und errichtete Barrikaden. Sollten der Feind doch angreifen wollte man vorbereitet sein. Am zweiten Abend der Belagerung schlachteten und aßen sie die Pferde von Gnaeus Leibgarde. Es gab schlichtweg kein Futter mehr für sie. Am vierten Abend flachte ein starker Nordwind auf und blies den Duft frisch gebratenen Fleisches aus den Lager der Insubrer bis in die Stadt. Noch in derselben Nacht schlich sich eine Gruppe Römer in die Dunkelheit. Sie kamen nie zurück.
Als am Morgen des 10. Tages das letzte Brot ausgegeben wurde kam es zu Ausschreitungen unter den Männern. Einige versuchten sogar Gnaeus Quartier zu stürmen, da sie glauben er bunkere Vorräte. Dies tat er zweifellos, schließlich war es das Vorrecht des Befehlshabers. Als wäre die Disziplinlosigkeit seine Soldaten nicht schon schlimm genug brach dabei auch noch ein Feuer aus und das Quartier des Legatus brannte völlig aus. Die Verantwortlichen wurden mit aufgeschlitzten Kehlen ins Meer geworfen. Sein Tribun war einer von ihnen. Trotz diese Disziplinarmaßnahme war die Moral am Abend so schlecht wie noch nie. Noch ein bis zwei Tage ohne Essen und kein Mann der Legion I würde noch einen Speer halten können.
Nach einer Woche mickrigster Verpflegung und nun schon einem Tag ohne den kleinsten Bissen keimte in Gnaeus der erste Gedanken an Kapitulation auf. Jetzt noch einen Ausfall zu wagen, mit dieser Demoralisierten Truppe, wäre Wahnsinn. Das letzte was er wollte war hier zu sterben und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst genau dies könne passieren. Vom Hunger gepeinigt erwachte Ganeus bereits mit den ersten Sonnenstrahlen. Doch als er aus seinem neuen, provisorischem Quartier trat erwartete ihn ein ungewohnter anblickt. Kein einziger Soldat stand auf dem Platz. Die Barrikade völlig verlassen. Eine Weile irrte er durch die leere Stadt bis der Legatus endlich seine Männer fand. Sie alle standen im Hafen und starrten dem Horizont entgegen. Schiffe näherten sich und gewiss konnte dies es nur Admiral Decimus Junius Brutus mit der Römischen flotte sein. Die Erleichterung ließ ihm fast die Tränen in die Augen steigen. Dennoch Genua stand immer noch unter Belagerung und gewiss würde der Feind angreifen noch bevor das erste Schiff anlandete.


Der Herbst gewährte Roms Legionen die so dringend benötigte Verschnaufpause. Zwar hatte Lucius bei Patavium erneut gesiegt und den Feind in die Flucht geschlagen und wie er später erfahren hatte, war Gnaeus bei Genua siegreich. Doch wie schon einst Pyrrhos hatte auch Rom mit jedem Sieg geblutet. Zusammen brachten die Legionen kaum fünfzehnhundert Mann aufs Feld. Daher stand Fest die Eroberung Mailands und das Kriegsende musste warten. Gnaeus beschloss beide Legionen erst wieder im Frühjahr vor den Wällen der Stadt zu vereinen und schließlich die Belagerung zu eröffnen. Aber zuvor bedurfte es mehr Männer. Seis drum Lucius hatte es nicht eilig. Vielmehr fürchtete er ein nahendes Kriegsende. Seit Jahren gab es immer einen Feind. Die Etruske Liga, Pyrrhos von Epirus und schließlich die Barbarenstämme der Provinz Cisaipina. Sicher Rom war gut darin sich Feinde zu machen aber was wenn der Senat entschied Lucius seines Kommandos zu entheben? Dieser Gedanke raubte ihm den Schlaf. Niemals würde er seine Legion aufgeben.
„Legatus, Centurio Cato vermeldet das Eintreffen der 16. Hastati Kohorte 300 Männer.“
Ein Jungspund aber groß wie ein Halbgott, gewiss wurde er deshalb bereits zum Zenturio ernannt. Vielleicht reichte er sogar an Lucius heran aber vom Pferderücken aus konnte man das schlecht beurteilen. Die Wunde Schmerze immer noch. Vor allem beim reiten aber Lucius hielt es aus.
„Meldet euch bei Tribun Iullus. Er wird eure Männer auf die Legion verteilen.“
Der Zenturio wollte bereits wegtreten machte dann aber doch noch einmal kehrt.
„Verzeiht, Iullus? Mir wurde gesagt ich solle mich bei Tribun Lucius melden.“
„Soldat! Ich dein Legatus und Befehlshaber dieser Legion hat dir gesagt melde dich bei Tribun Iullus. Die Meinung anderer Interessiert mich nicht gerade die jener in Rom. Verstanden Soldat?“
„Zu Befehl Legatus.“
Umso jünger sie sind umso härter muss man sie rannehmen. Sonst bleiben sie ewig so vorlaut. Disziplin, sie ist es die uns auf dem Schlachtfeld vom Wilden unterscheidet. Iullus ritt heran, die Männer begrüßen sich freundschaftlich.
„Lucius was hältst du von den neuen. Auf mich wirken sie eifrig wenn auch Unerfahren.“
„Sagt der grünste von allen. Übrigens der Centurio dort, der große er sucht nach dir.“
Iullus ignorierte den Seitenhieb. Er hatte sich an so etwas gewöhnt und in Gegenwart von Lucius fühlte er sich ohnehin stets wie ein Frischling.
„Und unter welchem Namen?“
„Das weiß er glaube ich selbst nicht genau. Aber sag wie laufen die Aushebungen?“
Mehr Verstärkungen als die 300 Hastati hatte die Legio III nicht zu erwarten. Ganz im Gegensatz zu immer noch in Genua lagernde Legion I. Diese wurde zusätzlich mit Principes und Triariern verstärkt. Um in Sachen Truppenstärke mithalten zu können war Lucius wie schon zuvor auf Hilfstruppen der Veneter angewiesen.
„Überraschend gut. Die meisten von ihnen haben ihren Groll gegen Rom überwunden und fügen sich der neuen Ordnung. Hinzu kommt, dass die Venetrer von Mailand aus Jahrelang die ganze Provinz terrorisierten.“
„Wann können wir Marschieren?“
Iullus war durch diese Frage sichtlich verwirrt merkte aber das sie durchaus ernstgemeint war.
„Es gibt noch einiges zu erledigen, ich denke in zwei bis drei Tagen. Aber wozu?“
„In jedem Soldaten steckt ein Tier. Blut und Wein vermögen es zu besänftigen aber hält erst einmal Nichtstun und Langeweile Einzug gerät es allzu leicht außer Kontrolle. Eine Stadt in der so ziemlich jede Frau kaum mehr ist als eine Sklavin ist der letzte Ort wo eine gelangweilten Legion den Winter verbringen sollte. Vor allem wenn die Männer eben jener Frauen auf unserer Seite kämpfen sollen.“

Noch bevor die Legio III den Angestrebten Lagerplatz nahe der Grenze erreichen konnte wurde sie vom ersten Schneefall überrascht. Doch es war nicht nur der Winter, welcher an diesem Abend einer Überraschung bereit hielt.
„Lucius wir sind weit genug Marschiert, gönnt den Männern und dir eine Rast. Ich sehe keinen Grund nicht gleich hier das Lager aufzuschlagen. Ebenes Land und genug Bäume für eine Palisade.“
Lucius schwieg, ja es schien als höre er seinem Tribun nicht einmal zu. Etwas anderes beunruhigte ihn. Sie wurden beobachtet!
„Iullus bring die Truppen in Position ich verschaffe dir so viel Zwei wie möglich. Los!“
Schon im nächsten Moment scherte ihr Legatus aus der Marschkolonne aus und ritt den Anstürmenden Barbaren entgegen.





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