Cisaipina 270 v. Chr., der römische Name der Region im Norden Italiens. Umschlossen von den schützenden Alpen, die wie ein von den Göttern erschaffenes Bollwerk fungierten. Denn jenseits der Berge lag die endlose Weite der barbarischen Reiche. Ein wildes von Flüssen durchzogenes Waldland beherrscht von Kelten, Germanen und den Nomadischen Reiterstämmen. Einzig an den Küsten hielten sich noch einzelne hellenischen Stadtstaaten wie Oasen der zivilisierten Welt.
Roms Grenzen konnten erst sicher sein, sollten sie sich entlang der Alpen erstrecken. Doch bis dahin, war es noch ein weiter weg. Die Städte Genua und Mailand (ingame/lateinisch Mediolanum) standen immer noch unter keltischer Herrschaft. Frieden konnte es erst geben, wenn über beiden die Standarte Roms prangte.
Das Neujahrsfest war in vollem Gange. Cornelier und Julier hatten für reichlich Speis und Trank gesorgt. Guter römischer Wein, das Blut von Arretium wie es auch genannt wurde. Rom ehrte seine ruhmreichen Feldherren. Sie feierten außerhalb der Stadt, Das kleine Forum hätte niemals die vielen Männer fassen können. Lucius stand auf um zu den Versammelten zu sprechen. In seiner Stimme schwang der Rausch des Weines mit. Dennoch hatte sie nichts von ihrer Kraft eingebüßt.
„Soldaten Roms!“ Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Einen Moment lang glaubte man, der Legatus hätte vergessen was er sagen wollte.
„Wir feiern heute nicht nur den Beginn des neuen Jahres, sondern auch unser aller Sieg. Doch wisset auch, dass dies erst der Anfang ist. Im Ost, nein Westen natürlich gibt es immer noch die Liligurer und Isnisubrer. Unser geliebtes Rom wird nicht sicher sein, solange … solange diese Wilden sich seiner Herrschaft widersetzen. Nun ihr…“
Es war so weit er hatte den Faden verloren.
„Nun, ihr Söhne Rom. Genießt diesen köstlichen Nektar des Bacchus. Aber lasst noch etwas über. Die wahre Siegesfeier wird erst noch kommen.“
Das Gegröle der Soldaten musste bis nach Rom zu hören gewesen sein.
Gnaeus hielt sich am Rande und ließ Lucius gewähren. In gewisser Weise beneidete er ihn sogar. Die Verehrung durch seine Männer überstieg das gewöhnliche Maß bei weitem. Der Mann machten den Eindruck als kenne er keine Angst. Groß wie ein Baum, stark wie ein Bär warf er sie stattdessen seinen Feinden einfach ins Gesicht.
„Herzfresser, Herzfresser, Herzfresser.“ Erklang es aus hundert Kehlen zu gleich. Das Herz welche Lucius nun in den Händen hielt, hatte dieser bereits zu Hälfte vertilgt. Natürlich war es weder roh noch von einem Menschen aber trotzdem, der Mann wusste wie er seine Legende belebte.
Gnaeus beschloss sich für heute zurück zu ziehen. Der Wein stieg ihm langsam aber sicher zu Kopf und auf keinen Fall wollte er am nächsten Morgen mit verschwommenen, peinlichen Erinnerungen aufwachen. Fast stürze er als Plötzlich ein anderer Mann vor ihm stand und beide ineinander rannten. Gnaeus wollte sich lautstark beschweren, aber der andere kam ihm zuvor während dieser sich den Dreck aus der Kleidung klopfte.
„Kannst du nicht aufpassen verdammt. Ich habe wichtige Neuigkeiten und keine Zeit mich hier von betrunkenen Soldaten um rempeln zu lassen.“
Gerade wollte der Mann ihn beiseite drücken als die Erkenntnis über ihn kam. Selbst Tote hatten mehr Farbe im Gesicht.
Mit einer Hand am immer noch schmerzenden Kopf trat Lucius ins Zelt des Oberbefehlshabers.
„Bei Mars, wenn es nicht wichtig ist dann.“
„Die Insubrer haben Genua eingenommen. Die wenigen Ligurer, welche die Schlacht überlebten, kämpfen nun auf ihrer Seite. Den Spionen zufolge zählen sie nun mindestens 3.000 Männer.“
Schockiert hielt Lucius einen Moment inne. Wichtig war gar kein Ausdruck dafür.
„Wo?“ Wollte Lucius wissen.
„Keine zweihundert Meilen Südwestlich von hier. In den bewaldeten Hügeln nahe der neuen Grenze.“
Der milde Winter muss ihre Pläne begünstigt haben. Nun können sie ungehindert auf Arretium marschieren. Von dort aus auf Rom und keine Legion dazwischen um sie aufzuhalten.
Gnaeus ließ das Lager umgehend abbrechen um dem Feind entgegen zu treten. Seine tiefe Stimme hallte in den Ohren aller wieder, als Gnaeus die Soldaten antrieb. Wer die Truppe aufhielt bekam die Peitsche. Nie hatte Lucius eine Legion schneller Marschieren sehen.
Die Tage reihten sich aneinander und beide Legionen rückten zusammen immer tiefer ins Land der Insubrer vor. Namenlose Bäche, Hügel und dichte Wälder bestimmten die Landschaft. Der aufziehende Frühling zeigte sich in all seiner Pracht. Die Märsche waren lang und nur selten duldete Gnaeus eine Rast. Ein ganzes Heer aus Spähern wurde voraus geschickt um die genaue Position des Feindes auszumachen. Beide Seiten lieferten sich ein Katz und Maus Spiel und mit jedem verstrichenem Tag wurde die Gewissheit stärker, dass der Tag der Schlacht bald kommen würde.
Lucius ritt in der Mitte des Heerzugs. Anfang beäugte er noch jeden Baum misstrauisch aber mittlerweile fühlte er sich zumindest einigermaßen sicher. Sein Blick viel auf den jungen Mann neben ihm. Seit zwei Tagen rätselte er wer der Kerl war. Die fragenden Blicke bemerkt zu haben öffnete der junge Römer seinen Mund.
„Ich bin euer neuer Tribun.“
Sag mir etwas das ich noch nicht weiß schienen Lucius Augen sagen zu wollen. Die Rüstung machte die Stellung des Soldaten mehr als deutlich. Auch das sein alter Tribun kurz nach der letzten Schlacht erkrankte und nach mehrtägigem Fieber schließlich Starb, wusste er natürlich. Ein beschissener Tot für einen Soldaten. Einige Meilen später sprach er wieder. Lucius hatte den Mann nicht mehr weiter beachtet.
„Das Neujahrsfest, wir sprachen miteinander.“
Die Erinnerung kam nur langsam und immer noch verschwommen zurück.
„Du bist meines … Großvaters … der Bruder, dessen Sohn bist du.“
„Der Enkel“, korrigierte er „Dein Cousin zweiten Grades, ich kann mich aber auch irren.“
„Egal wir sind beide Julier, dass ist es was zählt. Sag haben deine Eltern, wer sie auch immer sein mögen, an einen Namen für dich gedacht?“
„Lucius Julius Iullus.“
„Perfekt, wenn du stirbst denk die halbe Truppe ich sei es.“
Der Legatus verfiel in Gelächter, während seinem Namensverwandten die Röte ins Gesicht stieg.
„Nimm es nicht so schwer Junge. Gibt weit schlimmere Namen. Aber mal was Ernstes. Wenn du mein Tribun sein willst, musst du zwei Dinge für mich tun. Erstens, bevor er zur nächsten Schlacht kommt, überzeugst du jeden dich bei deinem Beinahmen zu nennen. Verstanden Iullus?“
Er nickte.
„Und Zweitens, lass dir keine Speer ins Knie, die Wade, die Schulter oder sonst wo hin rammen, wo es dich Kampfunfähig macht. Da wichtigste ist aber, stirb nicht. Ich bring dich um wenn du es tust.“
Wieder lachte Lucius. Iullus hingegen konnte seinen Humor nicht ganz teilen.
Gebannt schaute Lucius in die Finsternis der Nacht. Kein Mond, nicht einmal Sterne erleuchteten das Himmelszelt. Man sah nicht einmal die Hand vor den Augen, geschweige denn was sich jenseits des Kahlschlags zwischen Bäumen und Büschen abspielte. Aber in seinen Jahren als einfacher Soldat hatte er gelernt auch mit den Ohren zu sehen. Der Laut einer Eule ließ die Stille aufbrechen. Verschwand aber wieder genauso schnell wie er gekommen war. Die unübertroffenen Jäger der Nacht, manchmal bewunderte er sie.
Schritte, hinter ihm, doch zu plump für einen Meuchler. Außerdem erkannte Lucius das Stampfen römischer Sandalen, egal ob auf Marmor, Fels, Sand oder feuchtem Gras. Die Jahre in der Legion brachten schon eigenartige Fähigkeiten mit sich. Aus dem Augenwinkel sah er einen flackernden Lichtschein aufglimmen. Ohne die Augen von der Dunkelheit abzuwenden, drückte Lucius zwei Fingern auf dem Docht der Kerze zusammen. Nur kurz erwärmte die Flamme seine kalten Finger. Es war ein kühler Frühling.
„Nähere dich einem Soldaten im Wachdienst niemals mit einem Licht in der Hand.“
Seine Stimme klang geradezu belanglos. Nach kurzer Pause fuhr er fort.
„Es zerstört die Nachtsicht und obendrein macht man sich zur Zielscheibe für jeden Schützen da draußen. Ein guter Schütze liest am flackern der Flamme die Windstärke ab. Dann nur noch ein Stück nach links Zielen und schon hat man einen tödlichen Treffer.“
Wieder kehrte Stille ein. Natürlich wusste Lucius genau wer da bei ihm Stand, ohne auch nur einen Blick an ihn zu verschwenden. Bereits die Art der Schritte verriet ihn. Die Sache mit der Kerze war nur die Bestätigung. Keiner seiner Männer war derart grün einen solchen Fehler zu begehen. Außer einem natürlich.
„Tja Iullus, hat es dir die Sprache verschlagen? So etwas lernt man nicht auf der Feldherrenakademie. Dafür muss man schon wochenlang im Schlamm schlafen. Nun sag schon was du willst. Ich nehme an du bist nicht in der Hoffnung hergekommen erschossen zu werden.“
„Legatus Gnaeus schickt mich. Er will euch sprechen.“
Mehr als eine Art gleichgültiges Grunzen kam nicht als Antwort.
„Beantworte mir eins, wie kommt ein Grünschnabel wie du an den Posten meines Tribun, ohne dass ich auch nur gefragt werde.“
Iullus antwortete empört.
„Ich war auf der Feldherrenakademie von Rom. Drei Jahre wurde ich Trainiert und habe ich die Taktiken der größten Feldherren unserer Zeit studiert.“
„Ja, ja und hast gelernt zu kämpfen wie ein Halbgott. Ausbildung ist ein Scheiß wert. Ohne wenigsten ein Jahr gedient zu haben dürftest du nicht Offizier sein. Schon gar nicht Tribun bei einer sich im Krieg befindenden Legion. Also sag mir wie kamst du an deinen Posten?“
Iullus starrte verlegen auf seine Füße, welche in der Dunkelheit kaum zu erkennen sein dürften. Zumindest nahm Lucius genau das an, denn er erwiderte nichts. Eigentlich war die Frage an sich schon überflüssig. Beide Männer kannten die Antwort. Iullus sprach sie als erster aus.
„Familie, mein Vater befürchtete zwar ich würde seinem Ast der Familie Schande bereiten, aber …“
Der Junge zögerte, was hatte er in Rom nur für Geschichten über ihn aufgeschnappt.
„Naja wenn eine andere Familie wüsste, ein Legatus der Julier mit, man wollte das Problem in der Familie halten, was wenn“
„Komm endlich zum Punkt.“ Fuhr Lucius ihn barsch an.
„Stimmt es das euer Vater euch als Säugling würgte und töten wollte?“
Einen Moment lang starrten beide Männer sich wie versteinert an. Keine von beiden blickte mehr in die Finsternis. Er sollte ihn töten für diese Frechheit. Jeder anderen würde bereits röchelnd auf dem Boden zappelnd und sich verzweifelt den offenen Hals halten. Aber er mochte den jungen irgendwie. Erst jetzt spürte Lucius das gezogene Schwert in seiner Hand. Die Klinge eine Handbreit unterhalb des Kinns seines Verwandten. Mit einer ebenso schnellen Bewegung wie zuvor ließ er es wieder in die Scheide fahren. Er sprach ruhig als sein nichts gewesen.
„Ja wollte er und bis zu seinem Tod verfluchte er jeden Morgen und jeden Abend die Götter dafür, dass sie ihm die Stärker verwehrten es auch zu Ende zu bringen. Und ja meine Schwäche ruht wohl daher. Lass mich raten wie sie es in Rom bezeichnen, Lucius den Schwachsinnigen der weder lesen noch schreiben kann?“
„Der Geistig benachteiligte.“ Korrigierte Iullus.
Lucius konnte nicht anders als zu lachen. „Ja das passt zu ihnen. Klingt fast wie ein Kompliment.“
Er drehte sich um und starrte wieder ins nichts hinein. Dieses Mal stand Iullus direkt neben ihm.
„Halte ihn nicht für ein Monster, er war keines. Was meistens ausgespart wird ist, dass ich zuvor meine Mutter während der Geburt tötete. Er hasst mich uns lies es mich oft genug spüren. Lange Zeit Hasst ich ihn ebenso bis, nun dafür muss ich weiter ausholen. Jeder Mann mit Kummer im Herzen trägt eine Maske. Sie ist meistens sehr prächtig, bemalt mit den schönsten Farben. Mein Vater trug auch eine, nur sah sie aus wie der mit Pockennarben übersäte Arsch eines alten Mannes.“
Als wenn er es geahnt hätte machte Lucius genau dann eine Pause, als wieder die Eule erklang.
„Männer mit Maske nehmen sie nur ab um zu trinken. Wein natürlich. Betrunken war mein Vater ein anderer. Meist schüttete er den Wein zwar ebenso schnell wieder über die Augen aus, aber manchmal, wenn er mich zuvor genug verprügelt hatte, erzählte er von meiner Mutter. Er hatte sie geliebt, mehr als sonst irgendetwas. Das einzige, was ihn abhielt mich oder sich selbst zu töten war seine Liebe und die Verantwortung für das Geschöpf, welches sie der Welt hinterlassen hatte. Als ich das herausfand hasste ich ihn natürlich immer noch. Mein Vater war ein schlimmer Sadist. Aber ich hatte von da an Verständnis.“
Iullus hörte gebannt zu. Lucius spürte förmlich dessen Augen auf seinen Lippen kleben.
„Nach 17 Jahren des Kummers starb mein Vater schließlich. Ich verkaufte den wenigen verbliebenen Besitz meines Vaters und wurde Soldat. Die Familie hoffte der letzte Zweig eines verdorbenen Astes würde nun bald Sterben. Doch wie du siehst lebe ich immer noch. Letztlich auch der Erziehung meines Vater sei Dank.“
Sein Zuhörer erwiderte kein Wort. Stattdessen legte Lucius ihm eine Hand auf die Schulter und Zog ihn fest an sich.
„Verliere auch nur ein Wort darüber und ich zeige dir wie meine Vater war. Nur das ich nicht zögere meine Opfer auch zu töten.“
Der Tag der Schlacht, er war gekommen. Zum dritten Mal in Folge erwischte sich Gnaeus bei diesem Gedanken. Dieses ewige Katz und Maus Spiel musste doch irgendwann einmal enden. Hatten sie keinen Mut oder warteten sie auf einen Fehler? Der römische Feldherr versuchte so wenig wie möglich an so etwas zu denken. Es lenkte nur ab und jede Ablenkung könnte in einem Hinterhalt lenken. Denn eines war gewiss. Irgendwo in diesen Hügeln im Schatten des Waldes lauerten 3.000 Barbaren der Insubrer und ein jeder von ihnen gierte nach römischem Blut.
Den Spähern nach lauerte der Feind weniger als zwei Meilen im Schatten der Bäume. Der Schlachtplan stand bereits fest und dieses Mal würde es kein Entkommen geben. Die Hauptstreitmacht aus 1800 Römern würde breit auffächern um die Wilden zu umschließen. Der Junge von den Juliern dieser Iullus befahl die linke Flanke. Ein Grünschnabel der noch nie eine richtige Schlacht gesehen hat und dennoch machten sie ihn zum Tribun. Wie konnte der Senat so etwas nur unterstützen? Ein Risikofaktor mehr war er nicht. Also stand er da wo sein Ableben so wenig Schaden wie möglich anrichten würde. 600 Männer die meisten davon Veneter denen egal war wer sie anführte.
Die hingegen wohl gefährlichste Aufgabe hatte wie so oft wieder Lucius. 100 schwere Reiter und 600 Mann der Infanterie umgingen unter seinem Kommando das eigentliche Schlachtfeld von Norden aus. Sie würden die Nachhut nieder machen und dem Feind anschließend in den Rücken fallen. Sollten die Barbaren entgegen der Erwartung fliehen, liefen diese Lucius mitten in die Arme. Der Plan war perfekt. Am Ende des Tages wird der Wald sich vom Blute der Insubrer rot färben.
Die Schlacht vom Rotblattwald, ein guter Name für die Geschichtsschreibung.Wo steckten sie nur! Seit einer gefühlten Ewigkeit ritt Lucius nun schon durch diesen Wald und nirgends auch nur eine Spur. Keine gebrochenen Ästen, kein zertrampeltes Grad und vor allem keine Barbaren. Ein langer Hornstoß durchzog das Geäst und übertönte das Rascheln der Blätter im Wind. Nun im Galopp eilte Lucius dem Waldrand entgegen. Auf der Spitze eines langgezogenen Hügels lichtete er sich endlich und zum Vorschein kam die Schlacht.
Wald und Hügel hatten allen Lärm geschluckt. Es brach nur so über sie herein. Die Insubrer warfen alles was sie hatten gegen Gnaeus Truppen und es sah nicht gut aus. An der linken Flanke war es am schlimmsten. Iullus wurde von der Übermacht schwer bedrängt. Lucius wusste seine Reiter waren zu wenige und die Infanterie brachte zu lange um den Hügel zu erklimmen. Doch Lucius kämpfte nicht mit dem Kopf sondern mit dem Herzen. Noch während ihm klar wurde wie töricht sein Eingreifen wohl war, ritte er schon an der Spitze seiner 100 Reiter die Flanke des Hügels hinab.
Die römische Linie war aufgebrochen. Nicht mehr lange und die Ganze linke Flanke wäre überrannt. Iullus kämpfte an vorderster Front. Ob nun mutig oder zu unerfahren es besser zu wissen auf jeden Fall war Lucius beeindruckt. Von Kopf bis Fuß mit Blut überströmt, das Schild gesplittert und den im Handgemenge nutzlosen Speer weggeworfen. Der Junge schwang sein Schwert wie ein Held der Legenden. Doch da eine Klinge direkt hinter ihm, er konnte sie unmöglich sehen. Nur noch eine Handbreit vom Rücken entfernt erstarb das Schwert des Wilden. Eine Lanze, von Lucius geworfen, durchbohrte die Brust des Wilden und warf diesen nach hinten. Doch nur einen Moment später lande auch Lucius selbst hart im Dreck.
Das Geschehen verschwamm vor seinen Augen. Sengender Schmerz erfasste all seine Glieder und der Eiserne Geschmack von Blut lag ihm auf der Zunge. Neben ihm nur eine Armlänge entfernt lang sein treues Ross. Eine Lanze ragte aus dem Leib und immer noch strampelte das Tier mit den Hufen als wolle es weiter reiten. Die herab schnellende Eisenspitze holte Lucius wieder in die Welt zurück. Eine Rolle zur Seite und der Speer bohrte sich in den Boten mit der Linken zog er sich an dem Schaft noch oben, während die Rechte dem Barbar das Schwert zwischen die Rippen bohrte.
Ein kurze Moment der ruhe erfüllte den Römer las er endlich wieder auf den Beinen stand. Der Ansturm hatte Wirkung gezeigt. Die Reiter waren einfach durch die Barbaren hindurch geritten und hinterließen Schneisen des Todes. Plötzlich stand Iullus neben ihm.
„Danke Legatus.“
„Ich danke dir fürs durchhalten.“
Die verbliebenen Römer sammelten sich um sie.
„Hastati in Formation. Schilde zusammen und haltet Stand!“
Erneut stürmte der Feind heran, verbissen hielten die Römer dagegen.
„Stoßen“
Ihre Speere schnellten zischen den Schilden nach vorne und durchschnitten Leder, Haut und Fleisch. Etwas traf Lucius oberhalb der Hüfte. Er konnte spüren wie Eisen auf Knochen traf. Vor Schmerz biss er sich auf die Zunge und revanchierte sich mit einem Stoß ins Herz, wieder eines mehr. Trotzdem die Übermacht war erdrückend. Doch im Angesicht der sicheren Niederlage löste sich der Feind plötzlich. Ein Blick zur Seite und Lucius erkannte warum. Die Veneter strömten heran. Noch nie waren Römer glücklicher einen Haufen Wilde zu sehen. Länger hätten sie nicht durchgehalten.
Von hinten trabten Pferde heran. 71 und eins zählte Lucius. Einer seiner Männer führte ein reiterloses Pferd am Halfter. Nur mit Mühe schwang Lucius sich wieder in den Sattel. Die Wunde schmerzte höllisch. Wenn die Gelehrten in Rom nur endlich einmal ein Schlachtfeld taugliche Aufstiegshilfe erfinden würden. Eine die Mehr halt beim Reiten gab, Roms Reiter wären nicht aufzuhalten.
Er ließ Iullus wieder alleine, den Kampf würden sie auch so gewinnen und anderswo mochte es weit schlimmer aussehen. Sie ritten wieder in Richtung Hügel. Lucius Infanterie war bereit in die Schlacht eingetreten und so sah sich ihr Feind nun von allen Seiten bedrängt. Die ersten Flüchteten bereits. Er suchte sich ein Ziel und trieb seine Männer voran. Erneut brachen die Reiter Roms in die Reihen der Insubrer und metzelten jeden nieder, den ihre Lanzen fanden. Von da an dauerte die Schlacht nicht mehr lange immer mehr suchten ihr Heil in der Flucht und schon bald war es ein einzige Gemetzel.
„Lucius es freut mich, dass du es noch geschafft hast. Ich hatte dich früher erwartet.“
Gnaeus klang alles andere als glücklich. Es war ein Wunder wie sauber seine Rüstung war. Nicht ein Blutstropfen klebte daran, nicht einmal Staub. Sein Schwert sah ebenfalls aus als wäre es gerade frisch geschmiedet.
„Los jetzt, was sitzt du hier so auf deinem Pferd. Nimm wen du finden kannst und erschlage die Flüchtenden.“
Doch schon im nächsten Moment erstarb die Farbe des Waldes. Alles schien dunkel zu werden, ja schier schwarz. Kraftlos viel Lucius aus dem Sattel. Eine blutverschmierte Hand ruhte immer noch auf seiner Wunde.
Die Schlacht vom Rotblattwald war geschlagen. Ein Sieg, doch es blieb ein bitterer Beigeschmack angesichts der Verluste. Mehr als eintausend Tote oder schwer verletzte, wobei letztere ebenso nutzlos waren wie die Verstorbenen. Schwer verletzt, dass hieß zertrümmerter Knochen, Verlust von Gliedmaßen oder wenn sie Glück hatte nur eines Auges. Für die Legion war es egal, denn jede Beeinträchtigung machte den Soldaten kriegsunfähig und eine Schlachtlinie war nur so stark wie ihr schwächstes Glied hieß es. Letztlich überlebten die meisten ohnehin keine drei Tage. Hinzu kamen noch rund 600 leicht verletzte. Gute Aussichten auf Genesung aber trotzdem ein Drittel würde wohl nie wieder eine Waffe halten. Schlecht verheilte Brüche und die Tücken des Wundbrandes vermochten einen Kratzer tödlich enden zu lassen.
In seinem Bericht an den Senat schrieb Gnaeus vom Verlust der Hälfte der römischen Kampfkraft. Doch den Barbaren erging es weitaus schlechter. 3.000 marschierten auf und knapp 2.200 Leichen wurden gezählt. Hinzu kamen nochmal 400 Gefangene, welche aber noch am selben Tag hingerichtet wurden. Alles auf Geheiß des Senats. Das Heer der Barbaren war praktisch zerschlagen.
Gnaeus musste diese Schwäche nutzen und handeln. Bis Jahresende konnte er bereits vor Mailand stehen und diesen Krieg rasch beenden. Das nächste Ziel war aber zunächst Genua es lag weit näher als Mailand und so vermutete er die Überbleibsel des feindlichen Heeres dort zu finden. Tausend Römer nahm Gnaeus mit sich. Den Rest, allem voran die Verletzten, zogen mit Legatus Lucius nach Patavium Die Stadt musste gesichert werden. Immer noch lagerten dort große Teile des Römischen Nachschubes. Ihr Verlust würde den Krieg um mindestens ein Jahr verlängern. Obendrein könnte Lucius dort neue Truppen ausheben, selbst wenn er die Männer dazu mit Peitschen von den Feldern holen müsse.
Der Senat hingegen schwieg bei alledem. Was sollte er auch tun. Ein Bote brauchte mehrere Tage bis Rom und meist waren Informationen über Truppenbewegungen dann bereits veraltet. Bis der Senat eine Antwort zustande brachte, war die Legion längst an einem anderen Ort. So genoss ein Legatus im Feld gewisse Freiheiten und vor allem Macht. Eine Legion konnte aus bis zu 3.000 Soldaten bestehen, die Größe einer Kleinstadt. Hinzu kamen noch diverse Sklaven und Arbeiter und egal was Gnaeus entschied es wurde ausgeführt. Dennoch er musste vorsichtig sein. Ein Fehler reichte und man wurde ersetzt, oder wie im Falle Lucius an die Leine genommen. Aber Ganeus war sich der Gunst des Senats sicher und notfalls würden sein Onkel und Bruder schon die nötige Überzeugungsarbeit leisten. Wie wohl jeder Mann in einer Position wie seiner strebte auch Gnaeus nach höherem. Das Konsulat was sein erklärtes Ziel und nach der Eroberung Norditaliens mussten sie ihn zumindest für die Wahl berücksichtigen. Als einer von nur zwei Konsuln wäre er einer der zwei mächtigsten Männer Roms, wenn auch nur für die Dauer eines Jahres.
Der Rückweg nach Patavium kam Lucius weit länger vor als erwartet. Fünf Wochen marschierten er nun schon. Seit zwei auf den eigenen Beinen. „Ein schwacher Legatus ist schlecht für die Moral.“ Sagte er dem Arzt, der seine Wunde behandelte. „Ein toter etwas nicht?“ Lautete dessen Antwort. Der Gelehrte mochte recht haben, aber Lucius war nicht die Art von Mann, welche sich mit Worten von etwas aufhalten ließ.
In Wirklichkeit war der Rückweg eigentlich sogar kürzer. Sie nutzten der direkten weg, anstatt im Zickzack durch den Wald zu Marschieren und nach dem Feind zu suchen. Dennoch dauerte es eine Ewigkeit. Von leicht Humpelnden bis hin zu im Sterben liegenden war wohl jede Form des Leides im kümmerlichen Rest seiner Legion zu finden. Wer sie so sah, mochte glauben eine Schreckliche Niederlage sie über sie gekommen. Innerlich verfluchte er Gnaeus. Zwei Wochen lang kämpfte Lucius mit dem Fieber und war in dieser Zeit nur selten bei Bewusstsein. Natürlich hat der Feigling diese Schwäche ausgenutzt um die besten seiner Soldaten zu stehlen.
Nicht einmal Reiten konnte Lucius in seinem Zustand. Immer wieder versuchte er es, aber die Verletzung an der Hüfte war zu schwer. Langsames Gehen war da einfacher. Auf den wenigen von Ochsen gezogenen Wagen die sie mit sich führten, reihten sich Verwundete dicht an dicht. Täglich verstarb mindesten ein Mann. Doch da sie Tagsüber alle Kraft zum Marschieren nutzten, blieb nur die Nacht für eine Beisetzung. Man müsste sie einbalsamieren und ihren Familien übergeben, doch weder verfügten sie über die Mittel noch die Zeit für derart Luxus. Stattdessen wurden Name und Standort des Grabes festgehalten. Nicht einmal die übliche Flammenbestattung war möglich. Gewiss würden man in Rom eine Zeremonie zu ehren der Toten des Rotblattwaldes abhalten. Die Priester verlasen bei so etwas für gewöhnlich alle Namen, anschließen sprach einer der Konsuln ein paar Worte. Opfergaben, vielleicht noch ein Trauermarsch, die Toten wird es nicht kümmern.
Am Ende der sechsten Woche erreichten sie endlich den Waldrand. Nach zwei weiteren Wochen überquerten sie endlich den Fluss Po. Die sie umgebenen sanften Hügel weckten Erinnerungen an die hier vor zwei Jahren geschlagene Schlacht. Lucius ertappte sich dabei wie schon damals die Hügelkuppen nach ungewöhnlichen dingen abzusuchen. Sie waren auf römischem Gebiet und trotzdem überkam ihn ein Gefühl als seien sie mitten im Feindesland. Bis zur Abenddämmerung erreichten sie schließlich die Stadt Patavium und Lucius Vorahnung wurde sogleich bestätigt.
An der Nordseite der Stadt standen bereits mehrere Häuser in Flammen. Strohgedeckte Holzbauten, die Römische Architektur hielt nur langsam Einzug. Lucius erfasste die Lage schnell. Wahrscheinlich begann der Angriff zur Mittagsstunde und dennoch die Stadtwache hielt stand. Der Legatus rief nach seinem Pferd. Schon beim aufsitzen schmerzte die Wunde, vielleicht würde sie nie richtig verheilen. Ein Mann in voller Rüstung und prächtigem Helmbusch eilte herbei.
„Legatus lasst mich den Angriff führen. Ihr könnt nicht reiten.“
Iullus meinte es gewiss nur gut und er hatte seine Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
„Immer noch besser als du. Nimm dir 500 Männer und stell die Veneter nach vorn. Nichts motiviert einen Mann so sehr wie seine brennende Heimatstadt.“
Ohne auf eine Antwort zu warten ritt Lucius davon mitsamt dem Rest seiner Leibgarde. 44 erfahrene Männer Roms zu Pferde, mit denen keiner der Angreifer rechnete.
Die Schlacht um Genua, welch ein Desaster. Seit er die Stadt vor zwei Wochen eingenommen hatte, verschlimmerte sich die Situation zusehends. Diese Barbaren, es war eine Beleidigung an ihm und ganz Rom. Die Verluste waren nicht das Problem, schließlich gab es keine. Genauso wenig wie es eine Schlacht gab! Kampflos zurückgezogen hatten sich diese Feiglinge. Die ganze Stadt geräumt und was am schlimmsten war sämtliche Vorräte mitgenommen. Die Krängung ihm die Schlacht zu verweigern konnte Gnaeus ja noch verkraften, aber nun musste er, der größte Felder den das Reich besaß, in Rom um Brot betteln. Sogar die umliegenden Dörfer waren komplett geräumt. In einer Distanz von zwei Tagesmärschen gab es nicht mal eine Handvoll Getreide. Nach zwei Tagen waren ein paar Männer auf die Idee gekommen zu fischen, doch die Boote im Hafen waren unbrauchbar gemacht worden. Kurz nachdem zwei todesmutige Soldaten beim Versuch dennoch zu fischen ertranken bat Gnaeus letztlich doch um Hilfe. Nur einen Tag später sollten die Sorge ums sein Ansehen im Senat vergessen sein.
Nördlich kaum eine Meile von den ersten Häusern Genuas entfernt Marschierte ein Heer der Insubrer auf. 1.000 Mann zählten die Späher einen für jeden Römer. Statt anzugreifen zogen sie einen Belagerungsring um die Stadt. Die Barbaren mussten nur abwarten um zu gewinnen. Gnaeus wartete ebenso nur hoffte er auf Verstärkung und vor allem Nachschub aus Rom.
Die Tage schienen nahtlos ineinander über zu gehen. Tagsüber hoben die Männer Fallgruben aus und errichtete Barrikaden. Sollten der Feind doch angreifen wollte man vorbereitet sein. Am zweiten Abend der Belagerung schlachteten und aßen sie die Pferde von Gnaeus Leibgarde. Es gab schlichtweg kein Futter mehr für sie. Am vierten Abend flachte ein starker Nordwind auf und blies den Duft frisch gebratenen Fleisches aus den Lager der Insubrer bis in die Stadt. Noch in derselben Nacht schlich sich eine Gruppe Römer in die Dunkelheit. Sie kamen nie zurück.
Als am Morgen des 10. Tages das letzte Brot ausgegeben wurde kam es zu Ausschreitungen unter den Männern. Einige versuchten sogar Gnaeus Quartier zu stürmen, da sie glauben er bunkere Vorräte. Dies tat er zweifellos, schließlich war es das Vorrecht des Befehlshabers. Als wäre die Disziplinlosigkeit seine Soldaten nicht schon schlimm genug brach dabei auch noch ein Feuer aus und das Quartier des Legatus brannte völlig aus. Die Verantwortlichen wurden mit aufgeschlitzten Kehlen ins Meer geworfen. Sein Tribun war einer von ihnen. Trotz diese Disziplinarmaßnahme war die Moral am Abend so schlecht wie noch nie. Noch ein bis zwei Tage ohne Essen und kein Mann der Legion I würde noch einen Speer halten können.
Nach einer Woche mickrigster Verpflegung und nun schon einem Tag ohne den kleinsten Bissen keimte in Gnaeus der erste Gedanken an Kapitulation auf. Jetzt noch einen Ausfall zu wagen, mit dieser Demoralisierten Truppe, wäre Wahnsinn. Das letzte was er wollte war hier zu sterben und zum ersten Mal in seinem Leben hatte er Angst genau dies könne passieren. Vom Hunger gepeinigt erwachte Ganeus bereits mit den ersten Sonnenstrahlen. Doch als er aus seinem neuen, provisorischem Quartier trat erwartete ihn ein ungewohnter anblickt. Kein einziger Soldat stand auf dem Platz. Die Barrikade völlig verlassen. Eine Weile irrte er durch die leere Stadt bis der Legatus endlich seine Männer fand. Sie alle standen im Hafen und starrten dem Horizont entgegen. Schiffe näherten sich und gewiss konnte dies es nur Admiral Decimus Junius Brutus mit der Römischen flotte sein. Die Erleichterung ließ ihm fast die Tränen in die Augen steigen. Dennoch Genua stand immer noch unter Belagerung und gewiss würde der Feind angreifen noch bevor das erste Schiff anlandete.
Der Herbst gewährte Roms Legionen die so dringend benötigte Verschnaufpause. Zwar hatte Lucius bei Patavium erneut gesiegt und den Feind in die Flucht geschlagen und wie er später erfahren hatte, war Gnaeus bei Genua siegreich. Doch wie schon einst Pyrrhos hatte auch Rom mit jedem Sieg geblutet. Zusammen brachten die Legionen kaum fünfzehnhundert Mann aufs Feld. Daher stand Fest die Eroberung Mailands und das Kriegsende musste warten. Gnaeus beschloss beide Legionen erst wieder im Frühjahr vor den Wällen der Stadt zu vereinen und schließlich die Belagerung zu eröffnen. Aber zuvor bedurfte es mehr Männer. Seis drum Lucius hatte es nicht eilig. Vielmehr fürchtete er ein nahendes Kriegsende. Seit Jahren gab es immer einen Feind. Die Etruske Liga, Pyrrhos von Epirus und schließlich die Barbarenstämme der Provinz Cisaipina. Sicher Rom war gut darin sich Feinde zu machen aber was wenn der Senat entschied Lucius seines Kommandos zu entheben? Dieser Gedanke raubte ihm den Schlaf. Niemals würde er seine Legion aufgeben.
„Legatus, Centurio Cato vermeldet das Eintreffen der 16. Hastati Kohorte 300 Männer.“
Ein Jungspund aber groß wie ein Halbgott, gewiss wurde er deshalb bereits zum Zenturio ernannt. Vielleicht reichte er sogar an Lucius heran aber vom Pferderücken aus konnte man das schlecht beurteilen. Die Wunde Schmerze immer noch. Vor allem beim reiten aber Lucius hielt es aus.
„Meldet euch bei Tribun Iullus. Er wird eure Männer auf die Legion verteilen.“
Der Zenturio wollte bereits wegtreten machte dann aber doch noch einmal kehrt.
„Verzeiht, Iullus? Mir wurde gesagt ich solle mich bei Tribun Lucius melden.“
„Soldat! Ich dein Legatus und Befehlshaber dieser Legion hat dir gesagt melde dich bei Tribun Iullus. Die Meinung anderer Interessiert mich nicht gerade die jener in Rom. Verstanden Soldat?“
„Zu Befehl Legatus.“
Umso jünger sie sind umso härter muss man sie rannehmen. Sonst bleiben sie ewig so vorlaut. Disziplin, sie ist es die uns auf dem Schlachtfeld vom Wilden unterscheidet. Iullus ritt heran, die Männer begrüßen sich freundschaftlich.
„Lucius was hältst du von den neuen. Auf mich wirken sie eifrig wenn auch Unerfahren.“
„Sagt der grünste von allen. Übrigens der Centurio dort, der große er sucht nach dir.“
Iullus ignorierte den Seitenhieb. Er hatte sich an so etwas gewöhnt und in Gegenwart von Lucius fühlte er sich ohnehin stets wie ein Frischling.
„Und unter welchem Namen?“
„Das weiß er glaube ich selbst nicht genau. Aber sag wie laufen die Aushebungen?“
Mehr Verstärkungen als die 300 Hastati hatte die Legio III nicht zu erwarten. Ganz im Gegensatz zu immer noch in Genua lagernde Legion I. Diese wurde zusätzlich mit Principes und Triariern verstärkt. Um in Sachen Truppenstärke mithalten zu können war Lucius wie schon zuvor auf Hilfstruppen der Veneter angewiesen.
„Überraschend gut. Die meisten von ihnen haben ihren Groll gegen Rom überwunden und fügen sich der neuen Ordnung. Hinzu kommt, dass die Venetrer von Mailand aus Jahrelang die ganze Provinz terrorisierten.“
„Wann können wir Marschieren?“
Iullus war durch diese Frage sichtlich verwirrt merkte aber das sie durchaus ernstgemeint war.
„Es gibt noch einiges zu erledigen, ich denke in zwei bis drei Tagen. Aber wozu?“
„In jedem Soldaten steckt ein Tier. Blut und Wein vermögen es zu besänftigen aber hält erst einmal Nichtstun und Langeweile Einzug gerät es allzu leicht außer Kontrolle. Eine Stadt in der so ziemlich jede Frau kaum mehr ist als eine Sklavin ist der letzte Ort wo eine gelangweilten Legion den Winter verbringen sollte. Vor allem wenn die Männer eben jener Frauen auf unserer Seite kämpfen sollen.“
Noch bevor die Legio III den Angestrebten Lagerplatz nahe der Grenze erreichen konnte wurde sie vom ersten Schneefall überrascht. Doch es war nicht nur der Winter, welcher an diesem Abend einer Überraschung bereit hielt.
„Lucius wir sind weit genug Marschiert, gönnt den Männern und dir eine Rast. Ich sehe keinen Grund nicht gleich hier das Lager aufzuschlagen. Ebenes Land und genug Bäume für eine Palisade.“
Lucius schwieg, ja es schien als höre er seinem Tribun nicht einmal zu. Etwas anderes beunruhigte ihn. Sie wurden beobachtet!
„Iullus bring die Truppen in Position ich verschaffe dir so viel Zwei wie möglich. Los!“
Schon im nächsten Moment scherte ihr Legatus aus der Marschkolonne aus und ritt den Anstürmenden Barbaren entgegen.