[AAR] Konstantinopel - Ab Urbe Condita

AAR u.a. zu Spielen der Total War Reihe

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Käptn Balu
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[AAR] Konstantinopel - Ab Urbe Condita

Beitragvon Käptn Balu » 31. Juli 2015 13:03

Tag zusammen.

Nach langer, langer Zeit widme ich nun doch noch einmal dem Schreiben, nachdem ich - im Gegensatz zu der offensichtlichen Mehrheit der Leute - begeistert bin von Attila Total War, wenngleich es natürlich nicht gänzlich frei von Fehlern ist.
Gedacht ist dieser AAR als Vorgeschichte zu meinem AAR Konstantinopel - Das neue Rom, der vor Jahren in der TWZ abgeschlossen wurde, beim Umzug in die SZ allerdings verloren ging und in seiner Neufassung leider nie vollendet wurde.
In welcher zeitlichen Abfolge die neuen Teile erscheinen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ebenso wenig, ob wir das Ende der Geschichte je zu Gesicht bekommen. Dennoch hoffe ich, dass ihr beim Lesen Spaß an dem habt, was ihr in den folgenden Postings vorfinden werdet.
Kommentare und Kritik, ganz egal ob negativ oder positiv, ist jederzeit erwünscht und ich versuche diese auch entsprechend zu berücksichtigen.

Gespielt wird logischerweise das Oströmische Reich auf der Schwierigkeitsstufe ss/ss ohne Mods, da ich via Mac spiele.


In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen.
Euer Balu
Zuletzt geändert von Käptn Balu am 31. Juli 2015 13:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Konstantinopel - Ab Urbe Condita

Beitragvon Käptn Balu » 31. Juli 2015 13:04

Spoiler (Öffnen)


Konstantinopel - Ab Urbe condita
Episode 1
29. April 1453, Konstantinopel:


Die Osmanen kommen. Lange hatte es sich angekündigt, nun ist es traurige Gewissheit. Die Stadt, das Reich wird belagert werden; beide werden fallen. Es wird der letzte Ansturm auf diese so erhabenen Mauern, die einst als unbezwingbar galten. Alles vergangen, alles Geschichte. Schall und Rauch ohne jeden Nutzen in diesen dunkelsten Stunden einer Stadt, die einst heller strahlte als der ganze Rest der Welt. Es gehen Gerüchte umher von neuartigen Waffen, unter deren ohrenbetäubendem Getöse das gewaltige Monument aus geschlagenem Stein ächzend in sich zusammenbrechen würde. Man sagt, uns blühe dasselbe Schicksal wie einst schon Jericho. Götterdämmerung.

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Schnell vergisst man beim Anblick auf die Reste und Ruinen der Stadt ihre ruhmreiche Vergangenheit. Große Kaiser, glorreiche Feldherren, Wunder gemeißelt aus Stein, im Sonnenlicht gold schimmernde Dächer, Menschen soweit das Auge reicht, ein Wirrwarr an Sprachen, Handel und ein all das Handeln umgebener Hauch von Magie.
Konstantinopel - das war einmal mehr, als ein Malarianest, umzingelt von Feinden. Dies war keine einfach Stadt, auch keine Hauptstadt. Die Stadt war das Reich und das Reich war die Stadt. Ausdruck einer Idee, die mehr war als bloße Zurschaustellung von Macht und Reichtum. Gebaut an dem Ort, an dem sich Orient und Okzident begegnen, am Knotenpunkt der Welt, gedacht als Leuchtfeuer einer im Untergang begriffenen und in Dunkelheit versinkenden Welt, Fels in der Brandung gegen all jene Scharen, die über das Reich hereinbrechen sollten und nicht nur Stadt des Konstantin, sondern vielmehr auch Stadt Jesu Christi.

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Die Geschichte Konstantinopels kann auch beschrieben werden als Geschichte der Christenheit, der Diskussionen, der Einigkeit und der Spaltung.
Es war Konstantin, welcher der Idee Leben einhauchte. Und es war Theodosius I., der sie in Stein meißelte.
Ich will in diesen Zeilen nicht berichten von den Zeiten des Aufstiegs, vom Zenit und schleichenden, nunmehr sich vollendenden Untergang des Reiches all derer, die sich Römer nannten. Ich will berichten von Zeiten des Ringens, des Bewahrens und des Offenbarens. Berichten will ich der Nachwelt in diesem Werk von der Zeit unmittelbar nach der Zeitenwende, die mit Theodosius oder vielmehr seinem Tode einsetzte, berichten von der Idee und der Herrlichkeit, die in unseren Ahnen Wirklichkeit wurde. Ich will berichten von der Zeit der großen Wanderung und des Wandels, von der Zeit, als sich Männer wie Alarich, Stilicho und Attila begaben, die Welt zu verändern.
Dies ist die Geschichte nicht von Arcadius und Honorius, sondern die ihres Reiches und der Idee, die während ihrer Herrschaft Flügel bekam und hinausgetragen wurde in die Welt.
Und wenn diese Zeilen in ferner Zukunft gelesen werden, so hoffe ich, dass etwas übrig geblieben ist von der Magie, die uns und unsere Vorgänger einst umgab. Übrig gelassen vom nagenden Zahn der Zeit, von Krieg und Tod. Und sei es nur ein Hauch…

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Re: [AAR] Konstantinopel - Ab Urbe Condita

Beitragvon Käptn Balu » 31. August 2015 15:22

Episode 2
Konstantinopel, März 395 n.Chr.:

Rufinus eilte durch die hohen Hallen. Seine Schritte wurden von Teppichen aus feinster Seide verschluckt. Auch zu später Stunde herrschte im Palast noch geschäftiges Treiben. Schließlich erreichte er die kaiserlichen Gemächer. Arcadius lag auf einer marmornen Liege, gepolstert von purpurnem Samt. Der junge Kaiser speiste. Reich verzierte Kelche standen auf der Tafel vor dem Kaiser. Die Muster erschienen Rufinus keltischen Ursprungs zu sein. An seiner Seite, seine Gemahlin Aelia Eudoxia. Sie lachte schrill auf. Die Miene des Heermeisters verfinsterte sich auf einen Schlag. Die Ehe zwischen Aeilia Eudoxia und Arcadius war es gewesen, die seine Ansprüche auf den Thron mit einem Mal zunichte machten. Der Kaiser hatte die Hand seiner Tochter abgelehnt und stattdessen diese Göre zur Frau genommen - auf Anraten des Eutropius. „Eutropius…dieser entmannte Hurenbock!“, dachte Rufinus. Als er besagten schelmisch grinsend nebst dem Kaiser erblickte, ballte Rufinus die Fäuste. So fest, dass sie weiß wurden. Vor Zorn biss er sich auf die Lippen.
„Ah, Rufinus! Kommt näher, kommt näher. Was verschafft uns zu solch später Stunde die Ehre?“
„Mein Herr. Berichte aus Thrakien erreich uns. Wenn ich Euch um ein Wort bitten dürfte.“
Der Kaiser machte eine kreisende Handbewegung. Der Wein im Kelch drohte über den Rand zu schwappen. „ Nun denn, lasst uns teilhaben, an diesen Neuigkeiten. Was wünschen so treue Römer von ihrem geliebten Kaiser?“
„Herr…ich würde die Angelegenheit gerne unter vier Augen mit Euch beraten.“
Arcadius runzelte die Stirn. „Was kann es denn so wichtiges geben, dass Ihr meinen obersten Kammerdiener und meine bezaubernde Gemahlin nicht daran teilhaben lassen wollt?“
„Mein Herr, ich…“
„Genug jetzt. Sagt, was Ihr zu sagen habt oder schert Euch hinaus. Wie Ihr seht, sind wir beschäftigt.“ Der junge Kaiser nippte an seinem Kelch. Eutropius tat es ihm gleich. Rufinus kochte vor Wut. Es ging um das Wohl des Reiches und der Kaiser hatte nichts besseres zu tun, als sich ungeniert zu betrinken. Der Heermeister sog tief die Luft ein. Dann straffte er sich und begann zu sprechen, ohne sich seinen Zorn anmerken zu lassen. Zumindest hoffte er das. „Die Goten unter Alarich stehen vor Trimontium. Der ganze Stamm scheint in Richtung der Stadt zu marschieren. Adrianopel haben sie bereits hinter sich gelassen. Nebst der bereits üblichen Schneise der Verwüstung erscheint es, als haben sie es dieses Mal tatsächlich gezielt auf die Goldminen Trimontiums abgesehen. Ich rate…“
Der Kaiser hob die Hand. Rufinus verstummte. „ Warum sollten Alarich und die seinen gen Trimontium marschieren. Haben wir ihnen nicht Land zum Siedeln gegeben und diese ungepflegten Barbaren auch noch mit Nahrung versorgt? Ich schätze, Ihr müsst einem Irrglauben aufgesessen sein, Rufinus. Nein, das Gotenproblem ist längst schon gelöst. Nicht zuletzt durch die aufopferungsvollen Verhandlungen, die Eutropius zu unser aller Gunsten führte. Nicht wahr, Eutropius?“
„So ist es, mein Herr“, war der Eunuch - nun mit noch breiterem Grinsen - vom anderen Ende der Tafel zu vernehmen. Seine Augen blitzten.
„Seht Ihr, Rufinus, es besteht keinerlei Grund zur Sorge.“
„Aber Herr, es sind bereits Hunderte Römer tot. Die Barbaren machen keinen Unterschied, ob Männer oder Frauen ihren Weg kreuzen. Ja nicht einmal Jünglinge scheinen sie zu verschonen.“
„Ach, immer diese Gerüchte, Rufinus.“ Der Kaiser machte eine wegwerfende Handbewegung. „Seit wann geben wir etwas darauf. Wahrscheinlich wieder nur Opfer dieser Vagabunden, die seit geraumer Zeit Thrakien heimsuchen. Ich hörte, diese Mannen seien ein Zusammenschluss verschiedenster Krimineller und Verbrecher, größtenteils ehemaliger Siedler der Schwarzmeerküste. Es hieß unter ihnen seien sogar Piraten, die vorhätten, gen Konstantinopel zu segeln. Hört ihr? Piraten!“
„Oh wie aufregend, mein Liebster!“, war die Kaiserin zu vernehmen.
„Mein Herr, ich denke nicht, dass…“
„Es ist mir egal, was Ihr denkt, Rufinus. Eure Berichte sind offensichtlich falsch. Alarich marschiert nicht. Weder gegen Adrianopel, noch gegen Trimontium. Die Goten siedeln am Unterlauf der Donau. Friedlich und mit keinerlei niederen Absichten. Ihr werdet sehen, in wenigen Jahren schon werden sie wahre Römer sein, die dem Imperium treu ergeben sind.“
„Mein Herr, mit Verlaub, Alarich hat weder vor Euch, noch dem Imperium zu dienen. Er sucht Platz zum Siedeln für sein Volk. Er strebt nach Sicherheit. Sicherheit, die er nicht mehr hat, seitdem Eutropius Eure Untertanen dazu anstachelt, die Weideplätze der Goten zu brandschatzen und sich besagter Mob mit Mistgabeln und Fackeln des Nachts dazu aufmacht, die Goten im Schlaf zu lynchen.“
„Was sagt ihr da?“ Arcadius Augen weiteten sich.
„Unerhört, mein Herr!“ war Eutropius zu vernehmen. Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, war er aufgesprungen.
„Ihr habt richtig gehört, mein Herr, Eutropius…“
„Alarich will sich mir nicht unterwerfen? Wie kann er es wagen? Weiß er nicht, dass meine Macht absolut ist? Ich bin der Kaiser Roms, Gottes Stellvertreter auf Erden?! Was erdreistet dieser Barbar sich?“
„Es ist nach wie vor möglich, ihn seine Klinge für Euch ziehen zu lassen, Arcadius. Doch müsstet ihr Eutropius Schergen zunächst Einhalt gebieten. Ich…“
„Ich glaube, Ihr versteht mich nicht recht, Rufinus. Alarich wird nie wieder auf Reichsgebiet seine armseligen Zelte aufschlagen. Ihr sagtet doch gerade, er widersetze sich meiner rechtmäßigen Herrschaft oder?“
„Nur für den Fall, dass Ihr ihm nicht jene Rechte zugesteht, die Euer Vater ihm versprach.“
„Er sollte dankbar sein, dass ich ihn überhaupt habe auf römischem Gebiet siedeln lassen. Doch dieser ungewaschene Barbar erdreistet sich, meine Herrschaft in Frage zu stellen! Ich sage Euch, diese Mannen, von denen Ihr spracht, Rufinus….jene, die den Goten nachstellten…rechtens haben sie gehandelt. Dass wir das noch nicht früher erkannt haben. Alarich und seinen werden büßen für ihren Verrat an Reich uns Kaiser. Jeder Einzelne, der diesem Pack von germanischem Stamm angehört, wird teuer bezahlen. Habt Ihr gehört, Rufinus? Bezahlen, sage ich.“ Der Kaiser hatte sich nun ebenfalls erhoben. Er stand auf der Liege, die Arme ausgebreitet. „Setzt ein Schreiben auf. Schickt die Truppen. Wir werden sie vernichtend schlagen. Nie wieder sollen sie wahre Römer, treue Untertanen, heimsuchen.“
„Aber mein Herr, so seht doch. Wir haben nicht genügend Mannen, um sie zu schlagen. Schickt einen Unterhändler, verhandelt. Alarich ist kein Dummkopf. Er wird die Vorteile eines Friedens erkennen. Das Einzige, was ihr im zugestehen müsst, ist Land für sich und die seinen. Ich gebe zu bedenken,…“
„Eure Bedenken interessieren mich nicht. Es wurde genug geredet. Das Ergebnis sehe ich ja nun vor mir. Nein, wir werden kämpfen. Und wir werden siegen, wie wir Römer es seit Jahrhunderten tun. Ein edler Kampf, unseren Ahnen würdig. Augustus, Konstantin,…“
„Aber das ist Wahnsinn, Arcadius. Wir verfügen weder über ausreichend Männer, noch über das notwendige Material. Die Legionen entlang der Donau haben nicht einmal mehr die Hälfte ihrer Sollstärke. Wenn Ihr gegen Alarich marschiert, droht uns ein Desaster wie jenes von 376.“
„Wollt Ihr damit etwa behaupten, unsere fähigsten Generäle seien nicht in der Lage, ein paar Barbaren zu besiegen?“
„Diese Barbaren, Herr, sind kampferprobt. Auch werden sie von Verzweiflung getrieben. Ich denke nicht, dass…“
„Mir scheint es, Rufinus bringt nicht die nötige Überzeugung für unsere Sache mit sich, Arcadius. Vielleicht ist er nicht länger der Richtige für den Posten des Heermeisters.“ Rufinus´ Kopf schnellte herum. Eutropius! Der Kaiser nickte. „Vielleicht hat Eutropius Recht, Rufinus. Überhaupt scheint Ihr mir in letzter Zeit mit Euren Gedanken irgendwo anders. Vielleicht solltet Ihr Eure Geschäfte eine Weile ruhen lassen. Wer, wenn nicht ein Fehlgeleiteter könnte ernsthaft die Qualität der Legionen Roms infrage stellen?“
„Mein Herr, ich…“
„Nein, es ist beschlossen. Ihr werdet heute noch die Stadt verlassen und Euch auf Euer Landgut nach Bithynien zurückziehen. Im Juli erwarte ich Euch dann zurück. Hoffentlich Eutropius wird Euch in der Zwischenzeit vertreten.“
Nun mischte sich auch Eutropius wieder ein: „Mein Herr, es wird mir eine Ehre sein, den Heermeister Rufinus zeit seiner Abwesenheit zu vertreten, doch denke ich, dass er seine Unterstützung für unsere Sache viel eher zeigen könnte, indem er selbst den Angriff auf Alarichs Goten führt.“
Arcadius überlegte kurz, dann nickte er. „Welch wunderbarer Einfall, Eutropius. So soll es sein. Ihr werdet noch heute gen Westen aufbrechen. Zermalmt diesen Alarich und zeigt der ganzen Welt, was es bedeutet, den Zorn Roms auf sich zu ziehen.“
Rufinus stellten sich die Nackenhaare auf. Vor lauter Zorn hätte er am liebsten sein Schwert gezogen und dem intriganten Eunuchen den Garaus gemacht. Doch wusste er, dass dies zwangsläufig auch sein Ende bedeutete.
„Herr, ich…“
„Das wäre dann alles, Rufinus. Macht Euch auf den Weg und lasst uns von Eurem Sieg als Erste erfahren. Gott möge Euch beistehen, mein Freund.“
Rufinus machte auf dem Absatz kehrt. Er wusste, dass es vergebens sein würde, einen weiteren Versuch des Umstimmens zu unternehmen. Er hastete aus dem Palast. Angekommen in seinen Quartieren, befahl er seinem Schreiber, eine Depesche aufzusetzen. „Wer ist der Adressat, mein Herr?“ „Alarich, der Gote.“ Verblüfft schaute der Schreiber zu seinem Herrn auf. Dieser nickte.


PS: Bilder werden nachgereicht. Sitze derzeit an einer ziemlichen Bambusleitung :D Dies wird sich in den nächsten Wochen zum Glück ändern."