[DiK] Raphaels wandernde Attentäter

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[DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 6. Januar 2015 22:50

Von nun an kann man mit Raphael und seinen... Freunden, Kontakt aufnehmen, sie für Attentate anheuern, oder einfach mit ihnen reden. Die Gruppe besteht aus folgenden Personen:

- Raphael: Ehemaliger Erbe des Marquise von Santillana. Er ist einer der besten Attentäter, welche die Familie jemals hervorgebracht hat, und war die beste Waffe seines Vaters, im ewig währenden Kampf um die Herrschaft über die Familie. Leider wurde Raphael das ganze nach einer Weile zu langweilig, er ermordete seine gesamte Familie und floh aus Spanien, um die Welt zu erkunden, und etwas zu finden, was seine Langeweile vertreiben kann

- Levi: Eine Attentäterin, die als Raphaels Leibwächterin dient. Der junge Adlige fand sie in den Straßen Valencias, nahm sie bei sich auf und bildete sie aus

- Erica Bladelli: Ein junges Mädchen aus Italien, dass sich Raphael und Levi in Rom aufgedrängt hat

Momentan befindet sich die Gruppe in Rom, wer sie dort sucht, wird sie bestimmt früher oder später finde. Bitte beachtet, dass keine Aufträge angenommen werden, die zu weit vom derzeitigen Standort der Gruppe entfernt liegen
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 7. Januar 2015 19:49

Kapitel 1 - Engel des Todes (Öffnen)
Kapitel 1 - Engel des Todes:


Spanien – 1493:
In einem kleinen Gebirge, einige Meilen von der Nordküste Spaniens entfernt, befand sich die Villa des Marquise von Santillana. Von hier aus ging der Marquise seinen Geschäften nach, und er verließ nur im äußersten Notfall die Sicherheit seines eigenen Heims. Das lag vor allem an der Verwandtschaft des Fürsten, denn der Marquise kam aus einer Familie, die seit jeher die besten Attentäter der gesamten Halbinsel hervorbrachte, und der Marquise war ihr Anführer... zumindest in der Theorie. Praktisch gesehen war es jedoch so, dass mehr als die Hälfte seiner Verwandten ihn gerne umbringen würden, um selber die Kontrolle zu übernehmen, weshalb es innerhalb der Familie nicht allzu viele Leute gab, denen der Marquise trauen konnte. Im Moment saß der Marquise in seinen Privatgemächern, hinter einem großen Schreibtisch. Er war jedoch nicht alleine im Raum, außer ihm standen hier noch zwei schwer gerüstete Soldaten mit Hellebarden, sowie ein junger Mann mit schulterlangen, schwarzen Haaren, und blauen Augen. Die Soldaten gehörten zur persönlichen Leibwache des Marquise, von denen hatte er zwei Dutzend hier in seiner Villa, und sie waren, neben seinem Sohn und seiner Frau, die einzigen Menschen, denen er vertraute.
„Du hast mich rufen lassen, Vater?“ sagte der junge Mann, und musterte den Marquise gelangweilt. Der Name des Schwarzhaarigen lautete Raphael, und er war das einzige Kind des Fürsten. Er hatte keinerlei Interesse für Politik, oder daran Oberhaupt der Familie zu werden, was auch der Grund für das Vertrauen war, dass sein Vater in ihn steckte.
„Ja, ich habe einen neuen Auftrag für dich.“ meinte der Marquise, und faltete die Hände auf dem Tisch. „Ich weiß, du bist gerade eben erst wieder aus Barcelona gekommen, aber die Sache duldet keinerlei Aufschub.“
„Lass mich raten, dich will mal wieder jemand umbringen?“ Raphael gähnte, und lehnte sich im Stuhl zurück. „Das ganze wird ziemlich langweilig, weißt du das eigentlich? 'Oh, Raphael, du musst meine Cousine töten! Oh, Raphael, meine Tante heuert Attentäter an, um mich umzubringen, halte sie auf!' So langsam habe ich genug von diesem Unsinn.“
„Hüte deine Zunge!“ zischte der alte Mann, woraufhin die beiden Soldaten zusammenzuckten, Raphael interessierte es jedoch herzlich wenig. „Glaube nicht, dass du dir alles erlauben kannst! Wenn du weiterhin so frech bist...“
„Ja, ja, ich weiß. Dann wird das Konsequenzen haben, blah, blah, blah.“ unterbrach Raphael seinen Vater, und rollte mit den Augen. „Sag mir jetzt einfach, wen ich dieses mal für dich umbringen soll.“
Der Marquise warf seinem Sohn einen wutentbrannten Blick zu, sagte jedoch nichts. Er wusste, dass Raphael manchmal ein wenig schwierig war, aber er konnte darüber hinwegsehen, solange der seine Aufträge ausführte. „Also gut, es geht um... hast du das gerade gehört?“ fragte der Marquise stirnrunzelnd. Er könnte schwören, dass er ein seltsames Poltern in der Nähe gehört hatte.
„Nein, was denn?“
„Hm... nichts, einer der Diener muss etwas umgeworfen haben.“ murmelte der Fürst, und wandte sich an einen der Soldaten. „Geh und sag denen, dass sie leiser sein sollen. Und wenn etwas kaputt gegangen ist, wird es furchtbare Folgen haben.“ Der Soldat nickte und verließ das Zimmer, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte der Marquise sich wieder an seinen Sohn. „Also gut, wo war ich? Ach ja, dein neuer Auftrag. Meine liebe Nichte in Valencia ist dieses mal das Problem. Sie schleimt sich in letzter Zeit immer mehr bei ihrer Tante ein, und hat einige Söldner angeheuert. Ich befürchte, sie wird nicht versuchen, das ganze auf... subtile Art und Weise zu klären. Halte sie auf, bevor es zu richtigen Auseinandersetzungen kommt, ich will keinen Ärger mit dem König.“
„Sie ist schon tot.“ meinte Raphael, und erhob sich von seinem Stuhl.
„Sehr gut, ich wusste, ich kann mich auf dich...“
„Nein, ich meine; sie ist schon tot. Ich habe sie bereits umgebracht.“
Der Marquise stutzte, diese Antwort hatte er nicht erwartet. „Woher wusstest du, was sie vorhat? Und wann hast du sie umgebracht? Ich habe erst Gestern davon erfahren, dass sie es auf mich abgesehen hat.“
„Ihre Tante ist übrigens auch tot, genauso wie dein Bruder.“ sagte Raphael, und ignorierte die Fragen seines Vaters.
„Du... du hast sie auch umgebracht? Bei Gott! Was hast du dir dabei gedacht?!“ entfuhr es dem Fürsten, der vor Wut rot anlief. „Wie wäre es, wenn du dich einmal mit mir absprichst, bevor du solchen Blödsinn machst?! Ahnst du eigentlich, was ich jetzt alles tun muss, um...“
„Ich war noch nicht fertig, Vater.“ Erneut unterbrach Raphael seinen Vater, dieses mal jedoch mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
„Wie bitte? Was fällt dir eigentlich ein, mich dauernd zu unterbrechen?! Gott, wenn deine Mutter erfährt, was du getan hast, wird sie dich umbringen!“
„Nein, wird sie nicht.“ meinte Raphael, und wandte kurz den Blick zur Decke, als es erneut polterte. „Denn sie ist auch tot.“
Der Marquise wurde schlagartig bleich im Gesicht, und riss die Augen auf. „Was... was soll das heißen?“
„Ach ja, das hätte ich vielleicht erwähnen sollen.“ sagte Raphael, und seufzte. „Weißt du, ich bin es ziemlich leid, für dich den Handlanger zu spielen. Es war einfach... langweilig. Also dachte ich mir, ich versuche mal etwas neues, und übernehme die Kontrolle über die Familie, in der Hoffnung, dass das mal eine Herausforderung wird, aber nein. Es war leicht, so leicht, dass ich an der Kompetenz der Idioten zweifle, die es nicht geschafft haben das selbe zu tun wie ich.“
„Soll das ein Scherz sein?“ fragte der Marquise ungläubig.
„Keinesfalls. Wir zwei sind die letzten aus der Familie, die noch am Leben sind. Und zusammen mit deinem Leibwächter hinter mir, leben nur noch vier Leute in dieser Villa.“
Der Fürst fing an zu lachen. „Das glaubst du doch selber nicht! Ich...“ Plötzlich erklang vor der Tür ein lauter Schrei, dann war ein Scheppern zu hören, dicht gefolgt von einem Krachen.
„Ah, Verzeihung Vater.“ sagte Raphael lächelnd. „Jetzt sind wir nur noch zu viert in der Villa.“ Ehe der Marquise, oder dessen Leibwächter etwas tun konnten, schwang die Tür zum Zimmer auf, und eine junge Frau trat ein. Sie hatte lange, braune Haare, welche die linke Seite ihres Gesichts bedeckten, und grüne Augen. Gekleidet war sie in eine Lederrüstung und eine dazu passende Hose, in ihren Händen hielt sie zwei leicht gekrümmte Dolche, von denen Blut auf den teuren Teppich des Zimmers troff. Der Leibwächter wirbelte herum, um sich der Frau entgegenzustellen, bevor er jedoch etwas tun konnte, stand die Attentäterin direkt vor ihm, und rammte einen ihrer Dolche in die Kehle des Mannes. Während der Soldat gurgelnd zu Boden ging, und der Marquise einfach nur schockiert und ungläubig auf die Szene blickte, die sich vor ihm abspielte, ging die Frau in die Knie und richtete ihren Blick auf den Teppich.
„Auftrag ausgeführt, Lord Raphael.“ sagte sie, mit ruhiger Stimme.
„Gut gemacht, Levi... Vater? Du erinnerst dich doch noch an Levi, oder?“ Das tat der Marquise tatsächlich. Sein Sohn hatte das Mädchen vor knapp zehn Jahren in den Straßen Barcelonas gefunden, und als seine Dienerin aufgenommen. Der Fürst hatte nie viel mit ihr gesprochen, und sie auch kaum gesehen, aber sie war nie weit von Raphael entfernt, und mit der Zeit hatte der sie zu einer äußerst talentierten Attentäterin ausgebildet. Seit über einem halben Jahr hatte er das Mädchen nicht mehr gesehen, und langsam ging ihm auf, dass ihr Verschwinden wohl das erste Anzeichen, auf die Rebellion seines Sohnes gewesen war.
„Raphael... du wirst mich doch wohl nicht etwa umbringen wollen, oder? Du wirst hiermit nicht davonkommen, der König wird es nicht gerne sehen, wenn einer seiner...“ weiter kam der Marquise nicht, denn Raphael brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm ein Wurfmesser in die Kehle schleuderte. Von diesen trug er immer ein halbes Dutzend mit sich herum, und neben dem Bogen waren es seine Lieblingswaffen. Seufzend ging Raphael zur Leiche des Marquise, und zog ihm das Messer aus der Kehle.
Eine Weile lang hockte Raphael schweigend über seinem Vater, dann richtete er sich auf, und ging in Richtung Tür. Als er Levi erreichte, stand diese auf, und hob ihren Blick. „Was machen wir jetzt, mein Lord?“
„Gute Frage.“ meinte Raphael gähnend. „Jedenfalls können wir nicht hierbleiben. Mein Vater hat recht, dem König wird das hier nicht gefallen. Ich finde, es ist an der Zeit, Spanien zu verlassen, ich war noch nie in einem der anderen Länder Europas.“ Der Attentäter dachte eine Weile lang nach, dann lächelte er Levi an. „Lass uns nach Rom gehen. Wenn es einen Ort gibt, wo sich meine Langeweile vertreiben lässt, wird es die Ewige Stadt sein, meinst du nicht auch?“
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 7. Januar 2015 19:50

Kapitel 2 - Etwas ist im Busch! (von Georgios) (Öffnen)
Kapitel 2 - Etwas ist im Busch!


Rom, 1493

Erica ließ ihre Beine über der Straßenkante knapp über dem Wasser baumeln. Die warme Sonne wärmte ihren ganzen Körper und die leichte, aber frische Brise die vom Meer hinaufkam passte ganz gut. Ihre langen, schwarzen Haare reichten hier fast auf das Straßenpflaster und sie musste dann und wann aufpassen, das keiner der ungeduldigen, stürmenden Herren darauf trat. Es dauerte immer so lange sie danach wieder sauber bekommen, außerdem bekam sie immer dafür Ärger. Erleichtert atmete sie auf, als der Ansturm der Massen aufhörte, denn die Mittagszeit brach an. Perfekt, jetzt würden die Hafenarbeiter endlich verschwunden sein und würden sie nicht bei der Suche nach dem Krebs stören, der sie außerordentlich interessierte. Sie hatte ihn heute Morgen gesehen und es schien so, als ob er, im Gegensatz zu allen anderen Krebsen, vor heißen Wasser keine Angst habe musste, da er aus einem kochenden Topf voll mit Wasser herauskletterte und zum Fluss floh, sie immer hinterher. Doch dann kamen die ganzen Menschen und ein Haufen Übellauniger Matrosen, die sie immer wieder hin und her geschubst hatten, bis sie schließlich beschlossen hatte erst einmal Pause zu machen. Ihr fehlte jemand, der ihr bei den ganzen Sachen half...zu Hause hatte ihr Bruder ihr manchmal...also nie geholfen, aber hier hatte sie nicht einmal jemanden den sie damit nerven konnte. Außer Fremde Leute und das war doch nur halb so spannend. Sie sprang wieder auf ihre Füße und trippelte schnell an den Rand des Tibers, wo sie sofort den Kopf in die Duschbepflanzung steckte und einen Haufen Krebse entdeckte, aber sie sahen alle gleich aus. Sie überlegte kurz einen Topf zu holen, um sie alle zu testen, doch entschied sich dagegen: So einen großen Topf hatte sie dann doch auch wieder nicht. Erica konzentrierte sich noch einmal und überlegte was ihr an dem Krebs noch so aufgefallen war...er sah ganz gewöhnlich aus, aber...ja, genau er hatte doch eine interessante Rille auf seinem Rückenpanzer. Die hier hatten das alles nicht, also die, die noch nicht weggerannt war. Doch davon ließ sie sich nicht entmutigen, schließlich würde sie den Krebs noch finden, denn sie war Erica, Erica Bladelli.

Zwei Stunden später hatte sie viele erreicht, nur den Krebs nicht gefunden. Ein paar Freche Wesen hatten sie sogar gekniffen und sie könnte jetzt wirklich ein gutes Wort gebrauchen. Doch der erste Mann dem sie nach langer Zeit begegnete pflaumte sie an, was sie auf seinem Acker zu suchen hätte. Ihre vielfache Entschuldigen halfen ihr auch nicht, nach ein paar Schlägen beschloss sie einfach wegzurennen und der Bauer gab es schnell auf sie zu verfolgen und schwankte zurück zu seinem Schattenplatz, wo auch eine Weinkarave lag. Ehe Erica sich wieder versah war sie wieder im Hafen wo gerade ein stolzes Schiff anlegte und die Ladung löschte. An Bord stand ein Mann mit interessanten Gelangweilten Gesicht, was sie doch eindeutig interessierte. Der Krebs musste warten. Lieber sah sie ihm zu, wie er sich Rom ansah und überhaupt nicht von der Hauptstadt der Welt entzückt war. Sie war es auch nicht gewesen. Hinter ihm erschien eine junge Frau, die sich scheinbar auch nichts aus der Stadt machte und nur kurz einen Satz zu ihrem Kollegen sagte, worauf beide über Bord gingen und in der Menge verschwand. Erica verfluchte sich, einen Moment der Unaufmerksamkeit und schon entglitten ihr die gesamten Mysteriösen Personen! Dann sollte sie wohl mal lieber den Krebs suchen, vielleicht war er viel lieber an der anderen Seites des Tibers.Klar, ein so besonderer Krebs würde sich doch nicht sofort auf die Seite begeben, wo sie sich hin begeben würde! Außerdem hatte er schon so einen Drall zu dem anderen Ufer gehaubt. Gut gelaunt begann sie loszurennen und stieß gegen Mann der Stadtwache. Unsanft fiel sie auf den Boden und der Mann drehte sich zu ihr um und hob die Augenbrauen. Erica rappelte sich wütend wieder auf und diese Reaktion verwirrte die Wache anscheinend. Normalerweise versuchten Leute so unauffällig wie Möglich zu verschwinden, wenn sie ihn angerempelt hatten. Er versuchte es nun mit einem bösen Gesicht, doch erreichte damit nichts, außer das Erica plötzlich einen brennenden Hass auf ihn verspürte und ehe sie sich versah hatte sie ihren Dolch gezogen und in den Kopf des Mannes gerammt, der vollkommen arglos viel zu spät reagierte. Sie zog ihn wieder heraus und ihr dämmerte es bei dem ersten Schrei von einer Markplatz, das es nicht unbedingt das schlauste war was sie getan hatte. Ihre Neugier auf das Innere des Kopf war zwar stark, doch ihr Überlebenswille noch mehr. Schnell wie eine Katzte huschte sie in die Menge und hielt erst inne als sie die Stadtmauern verlassen hatte. Da fiel ihr wieder Krebs ein. Wenn sie schon einmal hier war, würde es doch ohnehin keinen Unterschied machen. Sofort rannte sie begeistert wieder zum Tiber und als die Sonne schon versank fand sie ihn endlich: Es war...ein wenig enttäuschend. Sie hatte sich mehr vom Wunderkrebs erhofft und nicht einen vollkommen gewöhnlichen, der ihr in die Hand kniff und schleunigst im Wasser verschwand. Heute Morgen hätte sie ihn noch verfolgt, doch dazu war sie jetzt zu müde. Demotiviert schlich sie zurück nach Rom, wo die Stadtwachen gerade die Tore schlossen, sie huschte noch eben so in die Stadt hinein.

Dort streunte sich noch ein wenig herum, fand jedoch nichts wirklich interessantes, überhaupt nichts und beschloss zu ihrer Herberge zurückzukehren. Irgendwann sollte sie ihren Auftrag erfüllen, aber den fand sie bei weitem nicht so interessant wie als das, was ihr immer wieder über den Weg lief. Während sie so zurück in ihr Gasthaus ging, entdeckte sie den gelangweilten Mann mit seiner Begleiterin wieder. Sie gingen direkt vor ihr die Straße entlang und schnell huschte Erica in eine kleine Seitengasse, um sie ihm Auge zu behalten und verfolgte sie von den Schatten eine ganz Weile. Irgendwie schien es ihr, dass die beiden kein wirkliches Ziel hatten und eher kreuz und quer durch die Straßen liefen. Nun leerten sich die Straßen schon bedrohlich, was nur heißen konnte, dass ihre Deckung bald auffliegen würde, doch das ganze interessierte sie dermaßen, das es ihr einfach egal war. Wegrennen konnte man immer noch hinterher und es war doch auch kein Verbrechen interessanten Leuten hinterher zuschleichen. Erica huschte um die nächste Ecke und spürte plötzlich einen eisernen Griff um den Hals und wie sie ein Stückchen hochgehoben wurde. Wie wild strampelten ihre Beine plötzlich in der Luft. Wieso musste sie nur so klein sein, das war doch eindeutig unfair?
„Wer bist du?“ fragte der Mann und sie stellte das Strampeln für einen Moment ein, während sie ihren Kopf ihm zu drehte.
„Ich bin Bladelli. Erica Bladelli.“ gab sie freimütig bekannt und die Frau wandte sich nun an sie.
„Was machst du hier?“
„Es hat mich interessiert!“ Die beiden tauschten einen Verständnislosen Blick aus, bevor er sich wieder an sie wandte.
„Was hat dich interessiert? Und wieso verfolgst du uns?“
„Du hast mich interessiert. Ein fremder mit gelangweilten Gesicht in einer großen Stadt, das ist doch merkwürdig!“
„Finde ich nicht. Und die Zweite Frage?“
„Habe ich doch schon gesagt. Wenn einen etwas interessiert geht man dem doch auf den Grund.“
Wieder wurden Blick ausgeteilt und Erica finde wieder an zu strampeln, als sie plötzlich fallen gelassen wurde und hart auf dem Pflaster aufkam.
„Aua.“ beschwerte sich Erica, doch anscheinend wollten sie sie ab sofort ignorieren, sodass sie sich schnell auf eine andere Taktik verlegte:
„Was macht ihr hier in Rom?“ Erkundigte sie sich und der Mann stockte.
„Abwechslung suchen.“ meinte er vage und sofort war sie dran.
„Oh, da kann ich helfen!“ erwiderte sie munter und ein geringe Interesse zeigte sich in seinen Zügen.
„Das da wäre?“
„Ich habe eine Wunderbare Abwechslung für euch, ich suche eigentlich jemanden der mir bei einer geringen Sache, die jedoch interessant ist, ein wenig helfen könnte.“
„Und was wäre das für eine Geringe Sache?“ erkundigte der Mann sich interessierter und sie wich ein wenig aus.
„Das sage ich euch besser später. Wo schlaft ihr denn?“
„Nun, wir suchten eigentlich noch einen Platz.“ bemerkte die Frau, die Erica auch gleich wieder ignorierte. Die war unwichtig und uninteressant.
„Ich könnte mein Gasthaus empfehlen, es liegt nicht weit von hier und ist einigermaßen günstig. Ich würde euch gerne dahin leiten.“
„Wieso nicht.“ gab der Mann schließlich nach und ihr Herz machte einen Sprung. „Ich heiße Übrigens Raphael und das ist Levi.“ Er zeigte auf seine Begleitung.
„Ich bin Erica, Eric...“
„Das hatten wir schon.“ unterbrach er sie ein wenig unfreundlich und Erica fuhr leicht zusammen. Zorn sammelte sich in ihr... Oh, stimmte ja, sie hatte sich ja schon vorgestellt. Sie schluckte ihn herunter und lächelte wieder freundlich.
„Gut, dann folgt mir doch, ich bringe euch dahin.“
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 7. Januar 2015 19:50

Kapitel 3 - Herrscher der Nacht (Öffnen)
Kapitel 3 – Herrscher der Nacht:


„Also... ähm...“ Raphael, Levi und das seltsame, schwarzhaarige Mädchen, dass ihnen über den Weg gelaufen war, saßen in einem recht kleinen Zimmer, in einem der billigeren Gasthäuser Roms. Genau genommen war die Fremde die einzige, die saß, und zwar auf einem kleinen Stuhl, in der Nähe der Eingangstür. Raphael lag auf einem der zwei Betten, die es im Zimmer gab, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und den Blick auf das Mädchen gerichtet. Levi hingegen stand regungslos und stumm in einer Ecke, und beobachtete ihren Gast mit wachsamen Blick. Eigentlich hatte Raphael fragen wollen, was dieses Mädchen denn nun für eine interessante Sache für ihn hatte, bei der er ihr helfen sollte... leider hatte er ihren Namen vergessen, und versuchte nun schon seit knapp zehn Minuten sich daran zu erinnern, während sie einfach nur geduldig auf ihrem Stuhl saß und die Beine baumeln ließ. Wenn er schätzen müsste, würde Raphael sagen, dass das Mädchen vier, oder vielleicht fünf Jahre jünger war als er, ihm war jedoch auch aufgefallen, dass sie einen Dolch bei sich trug, auch wenn sie versuchte, ihn zu verstecken. Schließlich seufzte der junge Attentäter, und drehte den Kopf zu Levi. „Levi? Wie hieß sie noch gleich?“
„Ihr Name war Erica Bladelli, mein Lord.“
„Ah ja, genau. Also, Erica...“ Die Angesprochene verzog das Gesicht, als ihr aufging, dass Raphael tatsächlich ihren Namen vergessen hatte. Dieser kümmerte sich jedoch nicht wirklich um ihre Reaktion, und fuhr einfach fort. „Du hast mir eine interessante Abwechslung versprochen, zumindest wenn ich dich richtig verstanden habe. Was ist das für eine Abwechslung?“
Ericas Miene hellte sich schlagartig auf, als Raphael auf dieses Thema zu sprechen kam. „Natürlich! Also, es gibt da ein paar böse Männer, hier in Rom! Die sind wirklich unhöflich, gemein, und eigentlich nur ein Haufen übergroßer Barbaren! Die haben mir etwas gestohlen, dass mir sehr wichtig ist, und ich möchte es zurückhaben! Außerdem gibt es da etwas, dass mich sehr neugierig macht!“
„Oh? Und das wäre?“ fragte Raphael, war jedoch kurz davor, das Interesse zu verlieren. Hätte er es sich doch gleich denken können, er sollte einem kleinen Mädchen dabei helfen, ein verlorenes Spielzeug zu suchen. Warum hatte er überhaupt etwas anderes erwartet? Er war zwar erst einen halben Tag in Rom, aber die Stadt war bereits eine riesige Enttäuschung gewesen. Im Prinzip unterschied sie sich nicht von den Städten, die er in Spanien besucht hatte, und auch die Menschen hier waren nicht wirklich interessanter.
„Es ist eine Gruppe von Söldnern, und ich habe gehört, dass sie von sich behaupten, vollkommen furchtlos zu sein!“ rief Erica begeistert, und starrte Raphael aus unnatürlich großen Augen an.
„Aha, schön für sie. Was macht dich jetzt so neugierig?“
„Das musst du noch fragen? Ich will natürlich wissen, ob das stimmt! Und wenn es stimmt, will ich herausfinden, was sie so furchtlos macht! Ich meine, macht dich das überhaupt nicht neugierig? Willst du nicht auch herausfinden, ob sie so furchtlos sind, wie sie behaupten?“
„Nicht wirklich.“ meinte Raphael, allerdings zeichnete sich zum ersten mal so etwas wie Interesse auf seinem Gesicht ab. „Aber... das könnte durchaus lustig werden.“ fügte er hinzu, und fing an zu lächeln. Irgendetwas an diesem Lächeln gefiel Erica überhaupt nicht, als sie es sah, lief es ihr kalt den Rücken herunter, und auch Levi schluckte nervös. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Das letzte mal, als sie ihn gesehen hatte war, als einer von Raphaels Cousins großspurig behauptet hatte, er sei der bessere Attentäter von ihnen, woraufhin Raphael ihn zu einem Duell herausgefordert hatte. Als sie an das Duell zurückdachte, bekam Levi eine Gänsehaut, es wurde vor einigen der mächtigsten Familienmitglieder ausgetragen, und dauerte eine ganze Stunde, auch wenn Raphaels Cousin bereits nach fünf Minuten angefangen hatte um Gnade zu winseln und aufgeben wollte. „Wie viele Söldner sind es? Und wo befinden sie sich?“ fragte Raphael, und richtete sich ein wenig auf.
„Ähm... ich glaube es sind zwölf, vielleicht dreizehn. Nicht besonders viele, aber sie sahen alle ziemlich stark aus, und behaupten, schon an vielen Kämpfen teilgenommen zu haben. Momentan befinden sie sich in einem Gasthaus, hier in Rom, nicht allzu weit von unserem entfernt.“
„Dreizehn also... sind Nachts viele Leute in Rom unterwegs?“ fragte Raphael, woraufhin Erica den Kopf schief legte.
„Ich bin mir nicht sicher... ich denke nicht, aber warum?“
„Oh, nur so. Levi?“
„Ja, mein Lord?“
„Bleibe mit Erica hier, ich werde mich ein wenig in der Stadt umsehen, und suchen.“ mit diesen Worten stand Raphael auf, und verließ das Zimmer, ohne eine weitere Erklärung.
„Hey! Warte!“ rief Erica und sprang auf, um ihm zu folgen, kam jedoch nicht dazu. Denn kaum hatte Raphael das Zimmer verlassen, baute Levi sich vor der Tür auf, schloss sie, und warf Erica einen strengen Blick zu, zumindest mit dem Auge, dass Erica sehen konnte. „Ähm... hallo. Lässt du mich bitte durch? Ich war noch nicht fertig.“
„Nein, du würdest Lord Raphael nur ablenken.“
„Ablenken? Wovon?“
„Bei seiner Suche nach einem geeigneten... Schauplatz.“ sagte die Attentäterin, was bei Erica jedoch nur auf Unverständnis traf.
„Was für ein Schauplatz?“
„Lord Raphael würde es anders nennen, für ihn ist es eher ein... Jagdgrund.“
„Er will jagen gehen? Was will er denn jagen? In der Stadt gibt es doch keine Tiere.“
Levi blinzelte kurz ungläubig. War dieses Mädchen so naiv, oder tat sie nur so? Was auch immer es nun war, sie machte Levi nervös. Die lockere, ungezwungene Art... dass sie sich einfach so zwei vollkommen Fremden angeschlossen hatte... war sie vielleicht sogar eine Attentäterin, die Lord Raphael umbringen sollte? Sie musterte Erica kurz, und kam dann zu dem Schluss, dass letzteres wohl nicht der Fall war. Wahrscheinlich war sie nur ein verrücktes Mädchen, was sie aber nicht unbedingt ungefährlicher machte. „Er wird die Söldner jagen, von denen du geredet hast.“ sagte sie schließlich, als Erica sie mit ihrem fragenden Blick beinahe zu durchbohren schien.
„Oh... wie macht er das denn?“
„Das... kommt drauf an, ich weiß es nicht genau.“
„Ich bin neugierig! Darf ich zugucken?“
„Wie bitte?“ die Frage brachte Levi vollkommen aus dem Konzept. Wusste das Mädchen eigentlich, worauf sie sich damit einlassen würde? „Das dürfte schwierig werden, Lord Raphael arbeitet meistens alleine. Vielleicht könnten wir uns auf ein Dach in der Nähe setzen, und von dort zumindest halbwegs zusehen, wenn du unbedingt willst.“ sagte sie. „Aber versprechen kann ich dir nichts, da musst du Lord Raphael selber fragen, wenn er wieder da ist.“
„Warum nennst du ihn Lord? Ist er ein Adliger?“
„Er ist der Marquise von Santillana... zumindest ist er das für mich, auch wenn er den Titel gewissermaßen aufgegeben hat.“
„Oh, ihr kommt also aus Spanien?“
„Du weißt, wo Santillana liegt?“
„Natürlich, warum sollte ich das nicht wissen?“ fragte Erica, ehrlich überrascht. Bevor Levi darauf jedoch antworten konnte, stellte das Mädchen schon die nächste Frage. „Woher kommt eigentlich dein Name? Der klingt ziemlich ungewöhnlich.“
„Das geht dich nichts an.“ meinte Levi, und warf Erica einen eiskalten Blick zu, der diese jedoch nicht abzuschrecken schien.
„Ach komm schon, sag es mir! Ich will es wissen! Ich bin neugierig! Neugierig! Neugierig!“ rief Erica begeistert, schob ihr Gesicht praktisch direkt in das von Levi, und strahlte sie förmlich an.
„Sie ist vollkommen verrückt.“ schoss es Levi durch den Kopf, ehe sie Erica von sich schob. „Wie gesagt, es geht dich nichts an. Und jetzt lass mich in Ruhe, und warte bis Lord Raphael zurückkommt.“ damit war das Gespräch für sie beendet, und sie ging dazu über, das Mädchen zu ignorieren. Die warf Levi zwar missbilligende Blicke zu, schien jedoch vorerst zu akzeptieren, dass sie keine Antworten erhalten würde. Also setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl, und wartete darauf, dass Raphael zurückkehren würde...

Als der Attentäter zurückkam, saß Erica noch immer auf ihrem Stuhl, und starrte die Tür an, während Levi schlafend auf dem zweiten Bett lag.
„Oh! Willkommen zurück!“ rief Erica begeistert, schlug sich jedoch die Hände vor den Mund, als Raphael ihr einen strengen Blick zuwarf, und sie anzischte. „Verzeihung.“ murmelte sie, und sah zu wie Raphael zu Levi hinüber ging. Der ehemalige Adlige seufzte, und strich der Attentäterin durchs Haar, ehe er sich an Erica wandte.
„Wie lange schläft sie schon?“
„Keine Ahnung... eine Stunde vielleicht?“ meinte Erica, und zuckte mit den Schultern. Sie hatte sich ziemlich gewundert, als die Attentäterin plötzlich einfach zusammengesackt, und eingeschlafen war. Zuerst hatte sie gedacht, dass sie vielleicht gestorben war, als jedoch feststand, dass sie nur schlief, hatte sie Levi aufs Bett gelegt und zugedeckt.
„Ah... vielleicht war das ganze doch anstrengender für sie, als ich gedacht habe.“ meinte Raphael, und richtete den Blick wieder auf Levi, ehe er nach einer Weile die Stirn runzelte. „Was machst du noch hier?“ fragte er, mit einer Kälte in der Stimme, die Erica zusammenzucken ließ.
„Ich... wollte noch etwas fragen.“ begann sie, und wurde immer begeisterter, je länger sie sprach. „Levi hat gesagt, dass du die Söldner jagen willst, und ich wollte fragen, ob ich da zugucken kann! Immerhin haben sie mich ja bestohlen, und ich will ja auch wissen, ob sie wirklich keine Furcht kennen! Oh! Und wie sie kämpfen möchte ich auch beobachten, ich habe noch nie Söldner kämpfen sehen! Wie das wohl aussieht? Und wie kämpfst du? Oder Levi, wie steht es mit ihr?“
„Du redest zu viel.“ meinte Raphael seufzend. „Hast du dich mit Levi unterhalten?“
„Nicht wirklich, sie wollte mir nichts sagen.“
„Nicht? Das ist ungewöhnlich, normalerweise redet sie recht viel... obwohl, mit Fremden eher weniger.“ sagte Raphael, lächelte, und wandte dann den Blick von Levi ab, ehe er zu seinem Bett ging. „Sie kommt aus Valencia. Dort haben wir uns getroffen, und seither ist sie meine Dienerin und Leibwächterin.“
„Du hast sie gefunden?“
„Ja, in den Straßen Valencias. Sie sah so... hilflos und einsam aus, ich musste ihr einfach helfen.“
Erica blinzelte ungläubig. Raphael klang so, als wenn er über ein kleines Kätzchen oder so reden würde, und nicht über einen Menschen. „Hast du sie Levi genannt?“ fragte sie interessiert.
„Ja, habe ich. Es ist eine Abkürzung für 'Leviathan'.“
Das Mädchen runzelte die Stirn. „Leviathan? Wie das Seeungeheuer?“
„Richtig.“
„Warum hast du ihr so einen Namen gegeben?“
„Muss ich dafür einen besonderen Grund haben? Vielleicht gefiel es mir einfach, oder ich wollte mir einen Spaß erlauben.“
„Nein!“ rief Erica, mit einer Überzeugung, und Ernsthaftigkeit in der Stimme, die Raphael stutzen ließ. „Das kann ich nicht akzeptieren! So ein simpler Grund ist nicht gut genug! Es steckt mehr dahinter, und ich werde herausfinden, was es ist!“
„Du steigerst dich leicht in etwas hinein, kann das sein?“
„Was meinst du?“
„Nichts, vergiss es.“ meinte Raphael, und schüttelte mit dem Kopf. Erica war seltsam... aber zumindest nicht so langweilig, wie so viele andere Menschen. „Ach ja, du wolltest doch bei der Jagd zusehen, nicht wahr?“
„Ja! Darf ich?“ fragte Erica begeistert, und Raphael nickte.
„Ja, darfst du. Ich habe einen netten Stadtteil gefunden, der sich sehr gut dafür eignet. Du kannst mit Levi auf einem Dach Stellung nehmen, da könnt ihr mir vielleicht zusehen, garantieren kann ich aber für nichts.“
„Oh... schade.“
„Aber du darfst mir helfen.“
„Wirklich? Wie denn?“
„Ich brauche jemanden, der die Söldner zu mir bringt, und da kommst du ins Spiel...“

Der folgende Tag verging praktisch wie im Fluge. Raphael hatte letzte Vorbereitungen getroffen, und Levi alles über seinen Plan erzählt. Dann hatte er sich noch zwei lange Dolche besorgt, die er brauchen würde. Er bevorzugte es zwar seine Ziele mit Wurfmessern, oder Bögen zu töten, aber das hier war ja kein richtiges Attentat. Es war eine Freizeitbeschäftigung, mehr nicht. Inzwischen war es wieder Nachts, und die ganze Stadt lag im dunkeln, nur hier und dort erhellte das Licht der Sterne, oder des Mondes, die Straßen Roms. Raphael stand in einer vollkommen dunklen Seitengasse, in einem besonders verwinkelten Teil der Stadt. Hier kreuzten sich dutzende enge Straßen und Gassen, so dass man leicht die Orientierung verlieren konnte, wenn man sich nicht auskannte, weshalb Raphael die letzten Stunden vor Anbruch der Dunkelheit damit verbracht hatte, sich das ganze einzuprägen, so dass er sich mittlerweile recht gut hier zurecht fand. Das konnten die Söldner leider nicht von sich behaupten.
„Verdammt! Wo ist sie hin?“ fluchte eine laute Männerstimme, nur ein paar Schritte von Raphael entfernt. Der Attentäter trug eine pechschwarze Lederrüstung, und hatte sein Gesicht mit einer ebenso dunklen Maske verdeckt. In seinen Händen ruhten die beiden Dolche, die er am Nachmittag gekauft hatte. Unter seiner Maske lächelte er. Erica hatte ihren Auftrag fehlerfrei erledigt, und die Söldner mit dem Versprechen, sie für die Rückgabe der Halskette, welche sie ihr gestohlen hatten, zu bezahlen, aus dem Gasthaus gelockt, bis in diese Gegend der Stadt, die den Männern vollkommen unbekannt war. Danach war sie spurlos verschwunden, und jetzt irrten die Söldner orientierungslos durch die Gassen, während sich immer mehr Wolken am Himmel sammelten, und die Sterne verdeckten. Als eine besonders große Wolke den Mond verdeckte, setzte Raphael sich in Bewegung. Er huschte aus der Gasse, und stieß direkt mit einem der Söldner zusammen.
„Hey! Vorsicht! Pass doch auf, wo du...“ der Rest des Satzes ging in einem Schrei unter, als Raphael dem Mann einfach einen der Dolche in den Oberschenkel rammte. Der Söldner ließ seine Waffe fallen, woraufhin der Attentäter die nun freie Hand des Mannes packte, und ihm mit einem schnellen Schlag seines anderen Dolches ein paar Finger von der Hand trennte, ehe er den Dolch aus dem Bein des Gegners zog, und wieder in der Seitengasse verschwand.
„Was ist passiert?“ fragte einer der anderen Söldner, als der verletzte Mann anfing, noch lauter zu schreien.
„Wir werden angegriffen!“
„Wo? Ich sehe nichts?“
„Ich weiß auch nicht, was hier los ist! Er ist einfach blutend zusammengebrochen!“
„Es ist verdammt dunkel hier... seid vorsichtig! Bildet einen Kreis, behaltet alle Gassen im Auge!“ Ein großer, blonder Mann, mit einem schweren Zweihänder bewaffnet, gab die Befehle in der Gruppe. Raphael war ein klein wenig beeindruckt davon, wie schnell der Mann auf den Angriff reagiert, und seine Männer geordnet hatte... aber das würde ihm leider nicht weiterhelfen. Der Attentäter war bereits auf ein nahes Vordach geklettert, und hüpfte von dort in die Mitte des Kreises, den die Söldner gebildet hatten. Beinahe lautlos landete er direkt hinter dem Anführer, und könnte sein Leben jederzeit mit einem Dolchstoß beenden... aber wo wäre denn da der Spaß? Dieser Mann schien ein stolzer, erfahrener Krieger zu sein, der schon viele Scharmützel und Schlachten gesehen hatte. Er war von sich, und seinen Männern überzeugt, Raphael konnte sich tatsächlich vorstellen, dass er von sich behauptete, furchtlos zu sein. Und genau das, machte den Reiz an der ganzen Sache aus. Solche stolzen, starken, mutigen Menschen, wie diesen Söldner hier, zu finden, ihnen im Kampf gegenüber zu stehen, und sie letztendlich zu brechen... Raphael konnte sich nichts besseres vorstellen, als genau das. Seine liebsten Ziele waren zwar eingebildete und stolze Adlige, aber abgehärtete Kriegsveteranen, waren auch ganz nett. Also ging Raphael einen Schritt auf den Hauptmann zu.
„Der Herrscher der Nacht ist gekommen, um dich zu holen.“ flüsterte er dem Hauptmann ins Ohr, der alarmiert herumwirbelte, und mit seinem Schwert in Raphaels Richtung hieb. Doch der war schon gar nicht mehr dort, sondern hatte den Mann umrundet, und einem der Söldner seinen Dolch in den Nacken getrieben. Somit brach er den Kreis auf, und verschwand wieder in einer Gasse.
„Gilés? Gilés! Gilés ist tot, Hauptmann!“ rief einer der Söldner, und ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen.
„Ruhe behalten, Männer! Wer auch immer die Angreifer sind, sie wollen, dass wir unsere Formation aufgeben! Bleibt zusammen, und rückt langsam vor, in Richtung Gasthaus!“
„In welche Richtung liegt das Gasthaus?“
„Ich... weiß es nicht... Hauptmann? Wo ist das Gasthaus?“ Ehe einer der Männer antworten konnte, huschte Raphael schon aus einer anderen Gasse hervor, und trieb einem der Soldaten seine Dolche in die Brust.
„Es gibt kein Entkommen für euch, das müsst ihr einsehen.“ sagte er, wich dem Angriff eines Söldners aus, und fing dann an, leise zu lachen. „Erbärmlich, ihr werdet hier alle sterben, einer nach dem anderen. Die Dunkelheit wird euch verschlingen.“ Während Raphael das sagte, schlitzte er seinem Angreifer den Bauch auf, ging in die Knie, und durchtrennte die Achillessehne eines weiteren Söldners, ehe er wieder in einer Gasse verschwand. Ein Blick in den Himmel zeigte ihm, dass er sich vorerst zurückziehen sollte, denn die Wolken gaben langsam den Mond und die Sterne frei, wodurch die Straße ein wenig heller wurde. Aber das machte nichts, die Jagd hatte gerade erst begonnen, und er hatte mehr als genug Zeit.

Die Söldner hielten ganze zwei Stunden aus, und nachdem diese vergangen waren, lebte nur noch ein einziger von ihnen, nämlich der Mann, dem Raphael am Anfang die Finger abgetrennt hatte. Nur er konnte von den Stadtwachen gerettet werden, die viel zu spät am Ort des Geschehens eintrafen. Als sie schließlich dort waren, fanden sie nur einen Haufen verstümmelter Leichen vor, die in den vielen Gassen verteilt lagen. Am Ende einer besonders dunklen Gasse fanden sie den Hauptmann der Söldner, dessen Gesicht vor Furcht verzerrt war, und der sich augenscheinlich in sein eigenes Schwert gestürzt hatte. Keine der Wachen konnte sich erklären, was hier vorgefallen war, und auch der Überlebende war keine große Hilfe. Er stammelte lediglich sinnloses Zeug vor sich hin, das einzig halbwegs Vernünftige, was sie aus ihm herausbekommen konnten, waren folgende Worte:
„Sie kommen... sie kommen um uns zu holen...“ Auf die Frage hin, wer 'Sie' denn seien, hatte er die Wachen lediglich aus großen Augen angestarrt und dann geflüstert „Die Schatten.“ Und dies sollte auch der einzige Hinweis zu den Geschehnissen bleiben, den die Stadtwache jemals erhalten sollte, denn von den Tätern war nicht die geringste Spur zu sehen. Es schien tatsächlich so, als wenn die Schatten sich erhoben hatten, um die Söldner niederzumetzeln, nur um sich dann wieder zur Ruhe zu legen, und auf ein neues Opfer zu warten...
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Nachtgiger » 9. Januar 2015 13:26

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Şehzade Korkut Paşa


Schon Stunden bevor sie anlegen konnten, wurde die „Fliegende Maid“ von den Möwen des Festlandes freudig begrüßt. Immer wieder ließen unendliche der fliegenden Geschöpfe ihr Krächzen über dem Schiff hören und spielerisch flogen sie im Sturzflug auf das Wasser zu um mit einem Fisch im Maul sich auf eine der zwei kleinen Masten des Handelsschiffes zu setzten. Aufmerksam und mit einigen Aberglauben betrachteten einige der Seemänner die Möwen, dass sie ihr Ziel bald erreichen würden war klar und es würde ein Erfolg werden, davon waren einige der Seefahrer durch den Ton des Gekrächzes der Möwen vollkommen überzeugt. Auch der Kapitän des Schiffes zeigte sich erfreut endlich die lange Reise vom schwarzen Meer über den Bosporus bis hin zum Hafen von Ostia fast schon abgeschlossen zu haben. Zufrieden fasste er sich an den langen, schon grauen Bart und beobachtete die Möwen bei ihrem Spiel, während die Mannschaft damit beschäftigt war das Schiff wieder in den Wind zu drehen um die Winterbrisen auf den letzten Metern ihrer Reise nochmal richtig ausnutzen zu können. Wie ein Pfeil machte das kleine Schiff ihrem Namen alle Ehre und schoss über die vollkommen glatte Wasseroberfläche, teilte diese mit ihrem Bug in zwei Hälften, so dass das Wasser nur so nach oben spritzte und die Sonne reflektierende Wassertropfen sich überall auf dem Bug des Schiffes verteilten. Die Sonne war es auch, welche die kalte Winterbrise erträglich machte und einige der Männer nahmen sich sogar die Freiheit sich zu den Möwen auf die Masten zu gesellen um nach der Hafeneinfahrt Ausschau zu halten und diesen wunderschönen Tag zu genießen. Ihr Lagerraum war voll mit Fellen, aber dies war nicht mal die Haupteinnahme, welche der Kapitän mit dieser Reise machte.

Der Kapitän der „Fliegenden Maid“ lächelte versonnen über sein ganzes Gesicht. Er hatte wohl das beste Glück auf der weiten Welt, irgendein hoher Beamter des Paschas hatte ihn darum gebeten auf seinem Schiff mit nach Ostia reisen zu dürfen. Der Kapitän selbst war bekannt und auch sein Schiff, er schmierte den Hafenmeister schon seit langem, dass dieser hin und wieder wegsah und der Beamte wollte irgendetwas dort regeln. Was auch immer es war, es interessierte den Kapitän nicht. Das einzige was ihn interessierte, war die astronomische Summe, welche er für die Überfahrt dieses Mannes und vielleicht zwei Hände voll anderer Männer übernommen hatte. Diese lagen nun gemeinsam mit einigen schweren Truhen im Bauch des Schiffes umgeben von den Fellen. Während der Reise hatten seine Gäste die meiste Zeit auf Deck verbracht, sich untereinander auf der ihm fremden Sprache unterhalten, nun wo die Einfahrt in den Hafen kurz bevor stand hatten sie sich alle wieder auf dem Deck des Schiffes versammelt um dieses Schnell verlassen zu können. Die Ladung würde erst am nächsten Tag gelöscht werden und noch davor würden die Männer das Schiff verlassen, bezahlt hatten sie für ihren Auftrag schon und noch an dem Tag an welchem die Ladung gelöscht wurde würde die „Fliegende Maid“ den Hafen wieder verlassen. Solange galt für die Matrosen und Seemänner eine Ausgangssperre vom Schiff, welche sie erst murrend, dann aber mit großen Zuspruch aufgenommen hatte, als sie von dem Extrasold für diese Reise erfuhren. Niemand hatte danach mehr gemeckert. Über das in der Sonne glitzernde Meer kam auch schon der Hafen in Sicht und mit gewohnten Befehlen gab der Kapitän das Signal zum Anlegen. Ostia war mit feinen Schnee bedeckt, welcher sich nur schlecht in der Sonne hielt und die Dächer der Häuser wie kleine Bergspitzen erschienen ließ. Im Hafenbecken konnte man vereinzelt Eis sehen, aber ansonsten war die Fahrt frei an diesem sonnigen Tag. Über den meisten Häusern stieg eine Fahne schwarzen Rauches um die Kälte dieser Tage zu vertreiben und wie immer war der Hafen voller geschäftiger Leute, welche feilschten, Ware löschten oder einfach nur die See betrachteten.

Eine kleine Gruppe von Männern stach auch so gar nicht in diesem regen Treiben heraus, es schien als ob sie auf etwas warten würden. Einer der Männer in den einfachen Lederrüstungen und mit fast schon rostig wirkenden Schwertern an den Gürteln zeigte auf die „Fliegende Maid“ und erntete dafür ein Nicken von ihrem anscheinenden Hauptmann, welcher durchaus Adlige Züge im Gesicht hatte, hohe Wangenknochen und einen Blick wie ihn nur der Adel Roms hatte und von allen auch die teuerste Ausrüstung aufwies. Dabei hatten sie mehr Pferde als sie eigentlich brauchten und eine kleine Lastkutsche. Erst verließ eine Hand voll Männer die Maid und blickten mit ihren geschulten Blicken und langen unaufälligen Gewändern, unter welchen Mann im Schein der Sonne als aufmerksamker Betrachter glänzende Panzer und teure Säbel an den Seiten der Männer hätte sehen können, durch die mit Kapuzen und Schals verhangenen Gesichter. Nach einer kurzen militärisch wirkenden Geste folgten dann weitere vier mit jeweils einer Kiste in der Mitte und dann eine Person in einen teures Seidengewand mit schützenden Fellen zum Schutz vor der Kälte gehüllt „Mein Prinz. Wir haben noch höchstens eine Stunde zum Anwesen Savelli.“ sprach der Mann auf Italienisch mit den Adligen Gesichtszügen zu den Mann in dem Seidengewand, an dessen Seite ganz offen ein Krummsäbel baumelte, dessen Griff mit silbernen Kaligraphien verziert worden war und selbst bei aller Heimlichkeit verzichtete der Italiener auf eine einahe bis zum Boden reichende demütige Verbeugung. Bevor er dem Prinzen die Zügel seines eigenes Pferdes, des besten Pferdes aus der ganzen Truppe zur Hand reichte und sich danach die Kolonne langsam auf den Weg von Ostia, vorbei an der Ewigen Stadt in das Umland Roms aufmachte.

Ungewohnt schnell fuhr die Lastenkutsche auf ihren zwei Rädern durch den wenigen Schnee und hinterließ zwei Streifen, umgeben von dutzenden Hufabdrücken, welche durch den langsam fallenden Schnee aber wieder verdeckt wurde. Ohne viele weitere Worte zu wechseln kam die Gruppe zeitgemäß an dem alten Anwesen der Familie Savelli an „Willkommen im bescheidenen Anwesen der Familie Savelli.“ begrüßte Giacomo, das Mitglied einer veramten römischen Adelsfamilie, die Ankömmlinge ein weiteres Mal, als sich das Tor der kleinen Umfassung um sie herum geschlossen hatte. Mit einer Hand deutete auf das leicht baufällige, innen aber durchaus gut ausgestattete Anwesen „Meine Männer werden weiterhin die äußere Mauer schützen, ansonsten werde ich jeglichen vertrauenswürdigen Mann nach Rom schicken um Euren Wunsch zu entsprechen.“ woraufhin er wieder nur ein knappes Nicken bekam und dann mit dem Großteil seiner eigenen Männern sich auf den Weg in die Ewige Stadt machte um seinen Auftrag zu erfüllen. Giacomo war das Herz der osmanischen Informanten in der Ewigen Stadt, welche von dem alten Anwesen einer Familie die sogar mal den Papst gestellt hatte operierten. Das Anwesen war ein mal der ganze stolz eines dicken Kardinalcarmalengos, welcher leider in der See ertrunken war und nach dieser Generationen ging es mit der Familie und dem Anwesen bergab, bis der Spion der Osmanen das Anwesen mit osmanischen Geld zu kaufen. Seitdem war dies der Unterschlupf allerhand Spione des Padischas und eben für seinen Sohn. Die typische römische Villa bestand aus drei Gebäuden, welche verbunden waren und in ihrer Mitte ein kleiner Garten lag, weiterhin gab es einen Stall als alleinstehendes Gebäude und ein beheiztes Bad im Garten.

Zwei Tage voller Schnee und Langeweile waren für den Prinzen des Padischah schon vergangen, bisher hatten sie keinen Erfolg erzielt. Die Janitschare nahmen es mit ihrer bekannten Gleichgültigkeit hin und ließen sowohl den Prinzen, als auch die Bezahlung keine Sekunde aus den Augen. Während dieser immer unruhiger und ungehaltener wurde, Giacomo hatte ihm bisher nur zweu Nulpen geschickt, welche das Anwesen nicht mal mehr lebend verlassen hatten. Sie hätten es nicht mal geschafft eine römische Dirne umzubringen. In seiner typischen protzigen Kleidung, allerdings diesmal ohne jegliche Hoheitszeichen betrat Korkut wieder den Garten und was seine braunen Augen dort sahen entsprach nicht seinen Vorstellungen. Eingepfercht zwischen zwei seiner Bergen von Janitscharen hatten ein unscheinbarer Mann den Garten betreten, wieder jemand der für diesen Auftrag in Frage kam – wobei natürlich der explizite Auftrag noch nicht genannt wurde, nur eine ungeheure Summe „Der Mann?“ fragte Korkut auf Türkisch und in einem ziemlich abwertenden Tonfall einen der Janitschare, welcher selber nur mit den Schultern zuckte, daraufhin aber sofort demütig sein Haupt neigte, obwohl er drei Köpfe größer und doppelt so breit wie der Prinz war „Giacomo hat ihn geschickt Eure Herrlichkeit.“ gab der Janitschar zurück und blickte dann wieder auf. Ohne ein weiteres Wort auf Türkisch zu sprechen biss Korkut in den Apfel in seiner Hand und warf ihm dem Mann zu, dieser zeigte nicht mal die geringste Reaktion den Abfall aufzufangen und beobachtete aus trüben Augen wie der Apfel im Schnee landete „Maschallah! Tötet diesen Narren.“ gab Korkut gleichgültig auf Türkisch von sich und in nicht mal einem Augenzwinkern hatte einer der Janitschare seinen Säbel gezogen und den Mann mit einem Hieb dem Kopf abgeschlagen.

Noch während das rote Blut literweise auf den weißen Schnee strömt drehte sich Korkut wieder um und ging in Begleitung von zwei seiner Leibwächter wieder in das Anwesen. Sichtlich genervt von der ganzen Situation setzte er sich auf die extra für ihn bereitgestellten orientalischen Sitzpolster und blickte hin und wieder durch das Fenster in den Garten um die Schneeflocken fallen zu sehen. Langsam brach auch schon wieder die Nacht ein und bald schon würde der dritte Tag anbrechen, dieser verdammte Giacomo, so schwer konnte es doch nicht sein ein paar vernünftige Schwerter für einen solchen Auftrag anzuheuern. Der Prinz bereute es schon keine seiner Ehefrauen oder eine der Frauen aus seinem Harem mitgenommen zu haben, die einzige Ablenkung war der Weinkeller, welcher extra auf seinen Wunsch hin bis oben mit den feinsten in Italien erhältlichen Weinen gefüllt worden war. Auch jetzt saß Korkut in dem für seine Verhältnisse einfach eingerichteten Raum auf einer leichten Erhöhung oder eher lag er gemütlich in den orientalischen Kissen und setzte von Zeit zu Zeit einen Silberkelch an seine Lippen. Während die zwei Janitschar stur wie Säulen in dem Raum standen und die Hände immer an ihren Säbeln hatten. Der Schnee hatte scho wieder zugenommen und die Sicht durch das Fenster wurde immer schlechter, so dass selbst diese Ablenkung nicht mehr gegeben war. Selbst die guten Bordelle in Rom konnte er nicht besuchen, klagte der Prinz in seinen Gedanken und machte es sich in dem Haufen von orientalischen Kissen gemütlicher, schloss die Augen. Die Wärme einer Frau, genau das brauchte er jetzt, nicht die Wärme dieses offenen Kamins. Aber er war kein Narr und würde den Plan nicht verraten, nur weil er durch einen dummen Zufall in der Stadt gesehen und erkannt wurde. Nur langsam und müde öffnete er wieder seine Augen um aus dem Fenster zu blicken. Mit einmal saß er senkrecht in den Kissen und sofort hatten die beiden Berge von Janitschare ihre Hände an ihre Säbelgriffe gelegt. Korkut aber winkte ab „Sicherlich einer von Giacomos Männern.“ und ließ sich wieder in den Haufen der Kissen fallen.
„For Sale:
Baby shoes. Never Worn.“
E. Hemingway

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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 9. Januar 2015 19:36

„Also, ich frage nochmal. Du weißt wirklich nicht, worum es bei diesem Auftrag geht, für den der Osmane so dringend nach fähigen Leuten sucht?“ Raphael saß in einem dunklen Bad, welches lediglich von einer Kerze ein wenig erhellt wurde. Er saß auf dem steinernen Boden, und wischte mit einem Stofftuch Blut von seinen Dolchen. Neben ihm lag die Leiche einer Wache, vor ihm saß ein gefesselter, zitternder Mann, der als Spion für die Osmanen arbeitete. Der Gefangene schüttelte hastig mit dem Kopf, mehr konnte er ohne Zunge, und mit den Tüchern, die in seinem Mund gestopft worden waren, auch nicht tun. Hin und wieder ließ er noch ein leises Wimmern hören, auf Grund der Wunden die seinen Körper bedeckten, aber es war nicht laut genug, um weitere Wachen auf sich aufmerksam zu machen. Raphael seufzte. „Wäre auch zu schön gewesen. Weißt du, ich habe da eine... Bekannte in Rom, und die ganze Sache interessiert sie ungemein, und macht sie ziemlich neugierig. Ich muss zugeben, auch meine Neugier wurde geweckt.“ sagte Raphael, wobei er eher ein Selbstgespräch führte, der Spion konnte ihm immerhin nicht antworten, und selbst wenn hätte er nicht zugelassen, dass er unterbrochen wurde. Seit seiner kleinen Jagd auf die Söldner, war er so glücklich und aufgeregt wie schon seit Jahren nicht mehr. Es hatte einfach so unglaublich viel Spaß gemacht, die schreienden Männer durch die dunklen Gassen und Straßen zu hetzen, und sie in den Wahnsinn zu treiben, bis sie sich letztendlich lieber selbst das Leben nahmen, anstatt noch weiter in dem Albtraum gefangen zu bleiben, in dem Raphael sie heimsuchte. Leider war seitdem schon zu viel Zeit vergangen, in der nichts passiert ist, zumindest wenn es nach Raphael ging. Da kamen ihm die Osmanen gerade recht. Vom Auftrag zu erfahren war nicht sonderlich schwer gewesen, die Diener des Prinzen suchten schon seit Tagen nach Männern, und es ließ sich nicht verhindern, dass Gerüchte darüber an Raphaels Ohren drangen. Wann immer etwas interessantes geschah, dauerte es nicht lange, bis er davon hörte und versuchte, an der Sache teilzuhaben, oder zumindest herauszufinden worum es eigentlich ging. In das Anwesen hier einzudringen war jedoch schwieriger gewesen, als er gedacht hatte. Es war relativ gut bewacht, und die Wachen waren aufmerksame Männer, welche durch die Anwesenheit des Prinzen wohl nur noch beflissener ihrer Arbeit nachgingen. Trotzdem hatten sie Raphael nie entdeckt. Sie waren gut, aber bei weitem nicht gut genug, um ihn zu bemerken, oder aufzuhalten, das waren die wenigsten. Abgesehen von Levi kannte Raphael niemanden, der besser darin war sich irgendwo unbemerkt einzuschleichen, als er. Einmal im Anwesen hatte es dann auch nicht lange gedauert, bis Raphael jemanden gefunden hatte, den er befragen konnte, auch wenn die Befragung nicht viel half. Der Spion wusste rein gar nichts, außer dass der Osmane ein Prinz war, und von einigen Janitscharen begleitet wurde. Das war alles, was der Spion ihm sagen konnte, oder besser gesagt, was er mit seinem eigenen Blut auf den Boden des Bades gekritzelt hatte. Raphael erhob sich vom Boden, und ging mit langsamen Schritten zum Spion hinüber, während er nachdachte. Er könnte versuchen, sich in die Gemächer des Prinzen zu schleichen, und ihn dort zu wecken. Die Überraschung, in den Augen des Osmanen wären es bestimmt wert gewesen... aber es gab da eine Sache, die Raphael noch weit mehr reizte. Er hatte viel über die Janitscharen gehört, angeblich sollten sie die Elite des Osmanischen Reiches sein, die besten Kämpfer, die es dort gab, zumindest erzählte man es sich so, in seiner Heimat. Raphael grinste. Es war an der Zeit herauszufinden, ob die Geschichten stimmten, und herauszufinden, wie gut die Janitscharen wirklich waren. „Danke für deine Hilfe, mein Freund.“ sagte er, an den Spion gewandt, ehe er ihn mit einem Tritt in ein Becken voll Wasser beförderte, und seinen Fuß auf den Hinterkopf des Mannes setzte um zu verhindern, dass dieser wieder über die Oberfläche kam. Nachdem der Spion ertrunken war, wandte Raphael sich ab und verließ das Bad, um die Jagd zu eröffnen.

Die ersten beiden Soldaten, keine Janitscharen, sondern Wachen des Anwesens, starben, bevor sie ihn überhaupt bemerkten. Insgesamt waren es fünf Männer, welche das Innere der Villa patrouillierten, in der sich die Gemächer des Prinzen befanden. Raphael erschien wie aus dem Nichts hinter ihnen, schnitt dem ersten die Kehle durch, und rammte dem zweiten seinen Dolch in den Nacken. Als die beiden Männer tot zu Boden fielen reagierten die anderen Wachen, sie wirbelten herum, stießen Warnrufe aus, und zückten ihre Schwerter. Sie ließen sich nicht von ihren gefallenen Kameraden beeindrucken, sondern gingen direkt zum Angriff über, sehr zu Raphaels Freude. Er wich einem Schwert aus, und schlängelte sich mit einer schnellen Drehung zwischen zwei der Wachen hindurch, woraufhin er direkt vor der dritten Stand, und ihr einen Dolch in die Kehle jagte. Der Mann brach gurgelnd zusammen, und noch bevor die Leiche auf dem Boden aufschlug, hatte Raphael seine Waffe aus der Wunde gezogen, und sich seinen verbliebenen Gegnern zugewandt. Diese hielten geradewegs auf ihn zu und hoben ihre Waffen zum Angriff, waren jedoch zu langsam. Einem von ihnen rammte Raphael seinen Dolch direkt ins Herz, ehe er dem Angriff des zweiten auswich indem er sich duckte, und mit seinem zweiten Dolch das Knie des Mannes durchbohrte. Der Wächter ging schreiend zu Boden, ein Tritt gegen die Kehle des Mannes brachte ihn jedoch zum schweigen. Raphael seufzte. Bislang war das ganze nicht sonderlich beeindruckend, blieb also nur zu hoffen, dass die Janitscharen bessere Gegner abgeben würden. Drei Wachen und vier Janitscharen, mehr dürfte sich in diesem Teil des Anwesens nicht mehr befinden, wenn er Levis Bericht trauen konnte. Sie hatte die Villa die letzten Tage beobachtet, und ihm alles wissenswerte erzählt. Plötzlich schwang eine Tür zu Raphaels rechten auf, und zwei Janitscharen stürmten in den Gang. In ihren Händen hielten sie Krummsäbel und kleine Lampen. Als sie Raphael sahen stutzten sie kurz, kaum bemerkten sie jedoch das Blut an seinen Dolchen, und die Leichen hinter ihm, gingen sie zum Angriff über. Den ersten beiden Hieben wich Raphael problemlos aus, dann war er jedoch gezwungen, einen dritten Angriff zu parieren. Als das Säbel auf seine gekreuzten Dolche schlug, und ein Klirren den Gang erfüllte, zeichnete sich ein Grinsen auf Raphaels Gesicht ab, dass manch einer wohl 'wahnsinnig' nennen würde. Es war schon zu lange her gewesen, dass er einen Gegner hatte, dessen Angriff er parieren musste, alleine aus diesem Grund war der Angriff auf das Anwesen die beste Idee, die er seit langem gehabt hatte. Er lieferte sich einen Schlagabtausch mit den Janitscharen, und eine Weile lang konnte sich keine der beiden Seiten durchsetzen. Dann ertönte hinter Raphael plötzlich ein Ruf, als ein weiterer Janitschar, und die verbliebenen Wachen zu ihnen stießen. Nun vollkommen unterlegen beschloss Raphael, dass er lange genug nach den Regeln der Janitscharen gekämpft hatte, es wurde Zeit das zu tun, was er am besten konnte, nämlich auf schmutzige Tricks zurückgreifen. Er täuschte einen Angriff auf das Gesicht eines Janitscharen an, woraufhin dieser mit dem Kopf zurückwich, aber Raphael hatte es nie auf ihn abgesehen. Noch in der selben Bewegung wirbelte der Attentäter herum, und schleuderte einen seiner Dolche gegen die Neuankömmlinge, die auf das Handgemenge zu rannten und den Janitscharen helfen wollten. Die Waffe flog durch die Luft und bohrte sich direkt in die Schulter des Janitscharen, der mit den Wachen aufgetaucht war. Der Mann schrie auf und ließ seine Waffe fallen, ging jedoch nicht zu Boden. Raphael achtete jedoch nicht weiter auf ihn, er hatte einen kleinen Beutel von seinem Gürtel genommen, geöffnet, und schleuderte dessen Inhalt nun gegen die beiden Janitschare, gegen die er kämpfte. Diese hatten augenscheinlich nicht mit etwas derartigem gerechnet und wurden vollkommen überrascht. Feiner Sand kam aus dem Beutel geflogen, und traf die beiden Männer direkt in den Augen. Die beiden Leibwächter fluchten, und versuchten zurückzuweichen, während sie den Sand aus ihren Augen rieben, aber es half nichts. Der Attentäter gelang nun problemlos in den Rücken der beiden Männer, und setzte sie mit ein paar schnellen Stichen und Schnitten außer Gefecht. Er tötete sie nicht, sondern machte sie lediglich kampfunfähig. Um auf Nummer sicher zu gehen, verdrehte er den Beiden noch die Knie, während sie zu Boden gingen, und widmete sich dann den letzten Gegnern.

Keine zehn Minuten später öffnete Raphael die Tür zum Zimmer des Prinzen. Dieser saß auf einer Art großen Kissen, und schien darauf zu warten dass seine Leibwächter ihm Bericht erstatteten. „Nun, darauf kann er noch eine ganze Weile warten.“ dachte Raphael lächelnd. Neben dem Prinzen stand ein letzter Janitschar, die Waffe in der Hand, und musterte den Attentäter mit berechnendem Blick. „Ich wünsche Euch eine wunderschöne Nacht, Prinz Korkut.“ begrüßte Raphael den Osmanen, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, und deutete eine Verbeugung an, während er seine Dolche wegsteckte. „Eure Leibwachen sind wahrlich beeindruckend, ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß.“ fügte er hinzu. Der Janitschar warf seinem Herren einen fragenden Blick zu, dieser schüttelte jedoch mit dem Kopf. Er wollte erst wissen, was der Fremde wollte, bevor er seinem Leibwächter befahl, den Eindringling zu töten. Raphael würdigte den Janitscharen keines Blickes, stattdessen ging er durch das Zimmer, und ließ sich auf einem Stuhl nieder, einige Schritte vom Prinzen und dessen Leibwächter entfernt. „Ich habe gehört, Ihr sucht nach fähigen Männern für einen Auftrag mit einer unglaublich hohen Belohnung.“ sagte Raphael, und breitete die Hände aus. „Nun, hier bin ich. Ich würde gerne hören, was es für ein Auftrag ist. Ach ja, ich möchte mich auch schon einmal dafür entschuldigen, dass ich Eure Wachen hier dermaßen in Mitleidenschaft gezogen habe, aber das, was meine Leibwächterin mir berichtet hat, ließ mich ein wenig vorsichtig werden. Angeblich wurden in den letzten Tagen bereits drei Männer, die sich hier für den Auftrag gemeldet haben, getötet. Ich wollte ungern der vierte sein, also habe ich ein paar Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Das stört Euch doch hoffentlich nicht, oder?“
Zuletzt geändert von Mimir am 11. Januar 2015 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Nachtgiger » 11. Januar 2015 13:15

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Şehzade Korkut Paşa


Die Müdigkeit war jedenfalls aus den Augen des Sohns des Padischahs verschwunden als der Mann mit blutigen Dolchen plötzlich in das Zimmer eintrat und schon wollte der Janitschar den ersten Angriff ausführen, da hob Korkut nur seine Hand und betrachtete aus seinen brauen Augen aufmerksam den Mann, der die Dreistigkeit, den Mut und das Können besaß einfach in diesem Raum aufzutauchen und das nachdem er sogar zugab seine Männer angegriffen zu haben. Grade eine Sekunde nachdem der fremde Mann geendet hatte öffnete sich mit einem Knall eine der weiteren Türen des wohl größten Raumes im Anwesen und die restlichen fünf Janitaschare, der insgesamt zwei Hände voll die Korkut mit nach Italien genommen hatte stürmten mit erhoben Säbel und ansonsten in vollkommener Stille den Raum, die ersten wollten schon wieder einen Angriff auf den Attentäter vornehmen und in einer rasenden Schnelle verteilten sich die Elitekrieger in einem Halbkreis um den Mann, als Korkut wieder eine Hand hob „Hat er einen von uns getötet?“ fragte er auf Türkisch, eine Sprache die der Mann wohl nicht verstand und der älteste und am kriegerisch aussehenste Janitschar mit einer Narbe über sein komplettes Gesicht antwortete kurz und militärisch, ohne jegliche formelle Anrede in dieser Situation „4 sind verletzt, von Giacomos Männern sind welche gestorben.“ gab der Angesprochene also zurück ohne seine Augen von dem Attentäter zu lassen, die Hand immer noch fest um den Säbel geschlossen und in der anderen Hand ein kleines Rundschild, während ein anderer der grade in das Zimmer gestürmten Kämpfer einen langen gefiederten Pfeil auf seinen riesigen schwarzen Bogen legte und damit auf den Mann, welcher eben das Anwesen gestürmt hatte anlegte.

Kurz legte Korkut seine Hand an das Kinn und beobachtete nachdenklich den Mann, welcher unverhohlen über einen möglichen Auftrag sprach. Eigentlich hatte er immer gedacht, dass er perfekt Italienisch beherrschte, aber das der Mann von einer LeibwächterIN sprach ließ ihn doch ein wenig an seinen Sprachkünsten zweifeln. Vielleicht ein einheimischer Dialekt? Mehrere gespannte Sekunden blickte der Luxus gewöhnte Prinz den Attentäter an und tippte dabei mit seinem Finger gegen seine eigene Wange, wobei er für einen kurzen Augenblick immer den massiven goldenen Ring an seiner Wange spürte, auf welchem ziemlich auffällig und von geübter Hand das Wappen des Reiches seines Vaters eingearbeitet war. Nach dem Gürtel mit seinem Säbel, welcher irgendwo auf dem mit Kissen ausgelegten leicht erhöhten Podest lag hatte er gar nicht gegriffen. Wenn dieser Mann ihn Tod sehen wollte, wäre er wohl schon Tod gewesen, jetzt war dieser Moment eigentlich vergangen und was sich auch schon in Ungarn gezeigt hatte, eine Todesverachtung des jungen Zweitgeborenen, zeigte sich in aller deutlich auch hier „Ihr scheint mit der richtige Mann für diesen Auftrag zu sein.“ wand sich Korkut nach einiger Zeit dann mit einem Grinsen an den Ankömmling und erhob sich von seinem Platz um einige Schritte auf diesen zuzumachen, was bei seinen Wachen deutliche Schweißtropfen auf ihrer Stirn hevorrief. Er selbst war aber wie immer die Ruhe selbst, hätte Raphael einen seiner Leibwächter getötet, so hätte er handeln müssen und ihn für die Moral seiner Männer und ihrer Treue hinrichten, aber die Männer des Italieners waren ihm vollkommen egal. Sie konnten sterben wie die Fliegen, er würde Giacomo ein Teil der eigentlichen Belohnung, welche immer noch fürstlich war, überlassen und damit wäre auch dieser zufrieden.

„Diese Männer gaben allesamt vor mehr zu sein als sie wirklich waren. Ihr Tod wird der Welt keinen Schaden sein und Ihr müsst Euch vor einem solchen Schicksal nicht fürchten.“ sprach Korkut schon fast gönnerhaft und ließ dabei den Attentäter nicht aus den Augen. Diesem würde er das Ziel offenbaren, sollte er scheitern, dann scheiterte er, sollte er es schaffen, dann war es nur umso besser. Eine Vereinbarung von welcher der Prinz nur profitieren konnte. „Ihr kennt meinen Namen, der Eurige interessiert mich nicht.“ gab Korkut wahrheitsgemäß an und drehte dem Attentäter den Rücken zu um sich wieder in halb liegender, halb sitzender Position auf die dutzenden mit Samt bezogenen Kisten zu bequemen, wobei er auch fortfuhr als er sich umdrehte „Ihr habt richtig gehört, ich suche einen fähigen Mann und habe ihn anscheinend mit Euch gefunden. Der Auftrag ist kein einfacher, aber simpel vom Befehl her. Cem Sultan, der Bruder des Padischahs, alle möge ihn frei von Sünde halten und seinen Bruder in die ewige Hölle verdammen, muss sterben. Sein Leben ist eine Beleidigung für den Padischah.“ kurz und knapp gab er den Grund an warum er sterben müsste, es war eher eine Sache der persönlichen Rache seines Vaters, als dass es irgendeinen Nutzen haben würde. Es galt Cem zu töten und ihm noch im Tode zu demütigen „Er befindet sich in der Obhut des Papstes und wird von diesem gut bewacht. Ich will seinen Kopf über dem größten Tor Roms baumeln sehen mit einer Ratte in dem Mund.“ führte Korkur die Bedingungen des Auftrages aus, sollte es jemand schaffen Cem zu töten, wäre dies nur ein Kinderspiel „Mein Onkel soll sterben wie er gelebt hat, als Ratte, als Hund den man erschlägt, wenn er nach der Hand beißt die ihn füttert. Ihr würdet als Belohnung 10,000 Altun erhalten, sie im Wert der venezianischen Zecchine gleichen wie Ihr sicherlich wisst.“ die Summe war geeignet um sich ein riesiges Anwesen im teuersten Stadtteil der Stadt zu kaufen, es einzurichten und die Diener dafür ein Jahr lang zu bezahlen, aber dies war es dem Sultan anscheinend wert „Sobald der Auftrag abgeschlossen ist.“ ergänzte Korkut mit einem vielsagenden Lächeln.
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 11. Januar 2015 20:49

Ein breites Grinsen zeichnete sich auf Raphaels Gesicht ab, als er vom Prinzen hörte, was für einen Auftrag es da für ihn gab. Oh, es war eine sehr gute Idee gewesen, sich auf die Sache hier einzulassen. Jemanden umzubringen, der unter direktem Schutz des Papstes stand... gab es überhaupt etwas interessanteres, oder eine schwierigere Aufgabe? Wahrscheinlich, aber es war zumindest das schwerste, was man ihm in den letzten Jahren aufgetragen hatte. Der Blick des Attentäters wanderte zu den Janitscharen.
„Wie ich sehe, werde ich mit Levi noch ein Wörtchen reden müssen, sobald ich wieder zurück bin.“ meinte er seufzend, und breitete die Hände aus. „Es ist wirklich peinlich zu sehen, dass sie sich dermaßen in der Zahl Eurer Leibwächter geirrt hat... oder vielleicht wollte sie mir auch nur nicht die Überraschung verderben.“ fügte er murmelnd hinzu, und kratzte sich am Kinn. „Nun, verzeiht mir, Prinz, wenn ich gewusst hätte, dass noch so viele Eurer Leibwächter hier sind, um unser kleines Gespräch zu stören, hätte ich vorher noch dafür gesorgt, dass sie nicht aus ihren Betten kommen.“ sagte er lächelnd an den Prinzen gewandt, und dachte nach. Ob er es wohl schaffen würde, dem Bogenschützen mit seinem Wurfmesser zu töten, bevor dieser schießen konnte? Wahrscheinlich. Und sollte das geschafft sein, wären die restlichen Janitscharen kein Problem, zumindest nach dem zu urteilen, was er bislang von ihnen gesehen hatte. Raphael leckte sich kurz mit der Zunge über die Lippen, und dachte einen winzigen Augenblick darüber nach, alle in diesem Zimmer umzubringen, und danach ins Gasthaus zurückzukehren... allerdings war der Auftrag einfach zu verlockend. Weit verlockender, als ein Kampf mit den Janitscharen und dem Prinzen. „Ich...“ Raphael wurde davon unterbrochen, dass sich die Tür hinter ihm öffnete, und eine weitere Person den Raum betrat. Es war Levi. Die Attentäterin würdigte die Janitscharen keines Blickes, ging auf Raphael zu, und kniete sich neben ihn auf den Boden.
„Mein Lord, ich bin fertig.“ sagte sie, ohne den Blick zu heben.
„Ah, sehr gut, Levi. Auch wenn ich leicht enttäuscht bin, dass du mir die Janitschare hier vorenthalten hast.“ sagte Raphael auf Spanisch.
„Verzeiht mir, mein Lord.“ antwortete die Attentäterin, ebenfalls in Spanisch. „Aber ich dachte, wenn Ihr wüsstet wie viele es gibt, würdet Ihr ein paar von ihnen umbringen, und somit den Prinzen gegen Euch aufbringen.“
„Schon gut.“ Raphael sprach nun wieder Italienisch, und wandte sich an den Prinzen. „Ah, Verzeihung, Prinz. Das ist meine Leibwächterin, sie ist gerade mit ihrem Auftrag fertig geworden. Ich hoffe, es ist kein Problem für Euch, dass die normalen Wachen dieses Hauses die nächste Zeit mit gebrochenen Beinen und Armen leben müssen, aber wie ich bereits sagte, wollte ganz sicher gehen, nicht in eine Falle zu laufen. Aber lassen wir das, und kommen zu den zwei wichtigsten Fragen, bei der ganzen Sache. Erstens; wo befindet sich dieser Cem Sultan? Solltet Ihr seinen direkten Aufenthaltsort nicht kennen, reicht mir die Stadt, ich werde ihn schon finden. Zweitens, und das ist die wichtigere Frage; wie viel Blut darf vergossen werden?“ fragte Raphael, und beugte sich gespannt nach vorn, während er innerlich betete, dass dem Prinzen nicht viel an den Leben der Leute des Papstes lag.
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Nachtgiger » 16. Januar 2015 17:01

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Als er das Glimmern in den Augen des Attentäters sah, da wusste Korkut, dass er jemanden für den Auftrag gefunden hatte, nicht nur jemand der die nötigen Fähigkeiten besaß, sondern auch jemand der den nötigen Ehrgeiz hatte einen solchen schwierigen Auftrag anzunehmen. Er wollte grade etwas zu der Assassine sagen, als plötzlich dessen Leibwächterin – er hatte sich in seinen Sprachkenntnissen nicht geirrt – eintrat. Mit neugierigen Augen verfolgte er die Prozedur zwischen den beiden und konnte gar nicht glauben was dort ablief, eine Frau als Leibwächterin, dass war wirklich eine Sache die er in seinem noch jungen Leben noch nicht gesehen hatte und er hatte in seinem Leben schon mehr gesehen als ein riesiger Teil der restlichen Menschheit auf dem gesamten Planeten. In irgendeiner Geschichte oder einer Sage hatte er mal etwas von Amazonen gehört, ob diese Frau dieser unbekannten Gruppe der Menschheit wohl angehörte und wie gut sie wohl kämpfen konnte, fragte sich der Prinz aus dem osmanischen Reich. Zwar hörte er heraus, dass es sich um Spanisch handelte, in welcher Sprache sich beide unterhielten, allerdings konnte er es nicht übersetzten, was ihm aber auch keine Sogen machte. Sollten sie sich ruhig besprechen, er war sich sicher den Assasssinen von dem Auftrag schon überzeugt zu haben, was blieb ihm auch in dieser Situation anderes übrig? Sollte er nicht einstimmen würde er auf andere Art für seine Anmaßung zahlen müssen und das dies mit der Übermacht seiner Leibwache gelang, da war sich der junge Mann mit den braunen Augen vollkommen sicher. Sie stammten aus der besten Kriegerkaste im Reich seines Vaters, es gab zwar noch bessere unter den Janitscharen, aber diese dienten dann direkt dem Padischah.

Als der Attentäter mit den Dolchen dann bekannt gab, dass sie noch mehr Wachen von Giacomo „kampfunfähig“ gemacht hatten, schüttelte Korkut den Kopf. Er war im Grunde ein Freund davon Menschen Schmerzen zuzufügen, in ihren Augen zu sehen wie sie ab einem bestimmten Zeitpunkt brachen, zu sehen wie sie sich in Schmerzen krümmten. Aber er fügte kaum selbst Schmerzen zu, nur wenn es etwas persönliches war. Ansonsten dirigierte er das Schauspiel des Schmerzes wie ein guter Regisseur. Aber im Gegensatz dazu war er nicht Freund von etwas, dass gegen die eigentliche Handlung lief und dies lief gegen die eigentliche Handlung. Es würde den Attentäter einen weiteren Teil der sich eigentlich auf 15.000 Goldstücke belaufenden Prämie für das Attentat kosten, wieder müssten die Männer und Giacomo für ihre Dienste belohnt werden, es ging kein Weg daran vorbei die Männer ordentlich zu bezahlen um das Netzwerk ihrer Dienste in Rom weiter aufrechtzuerhalten. Korkut machte sich da keine Fantasien, sie strebten nicht danach seinem Vater, dem Reich seines Vaters oder einer gerechten Sache zu dienen, sie dienten einfach nur dem Gold, von dem es unglaublich viel in den geheimen Schatzgängen unter dem Tobkapi-Palast gab. Auch diesen tiefen Gänge stammte auch das Gold, welches er persönlich hatte in der tiefen Nacht im Garten vergraben. Sicher war sicher und so sehr er seinen Männern auch traute, so sicher wusste er um die Methode der Folter und wenn die apostolische Garde ihn hier entdecken sollten, dann sollten sie wenigstens nicht auch noch das Gold in den Händen halten. Wenigstens einen kleinen Sieg würde er also auch in der Niederlage noch erringen und das Edelmetall würde auch Ewigkeiten in dem dunklen Nass tief unter der Erde sein Dasein fristen ohne die Möglichkeit jemals ausgegeben zu werden.

„Die Belohnung ist soeben auf 8.000 Sultani gesunken.“ gab Korkut bekannt, der davon überzeugt war die Attentäter trotzdem an der Angel zu haben und zwar mit der Herausforderung, welche er sofort im nächsten Satz in das Spiel brachte. Seelenruhig ging er zu dem Kamin und nahm dort zwei kleine Kohlenstücke mit einer Zange raus, während er unter den aufmerksamen Gäste seiner Blicke mit den glühenden Kohlen zu seinem Platz zurückkehrte sprach er weiter „Cem Sultan ist Gast seiner Heiligkeit im Apostolischen Palast. Tötet jeden der Euch in den Weg kommt, niemand muss geschont werden.“ langsam legte Korkut die Kohlen auf eine große reich verzierte Wasserpfeife und mit einem fast schon brodelnden Geräusch des Wassers in der Pfeife nahm er einen langen Zug. Gekonnt verließen daraufhin langsam Ringe, die sich ineinander ablösten, aus dem wohlriechenden Rauch seinen Mund und der Geruch nach Trauben verbreitete sich sofort in dem ganzen Raum. Zufrieden mit den Ringen und mit dem Geschmack der Pfeife, welcher er sich sonst nicht hätte selber anstecken müssen, aber die Dienerschaft war zu diesem kleinen Ausflug nicht mitgenommen worden, lehnte er sich wieder in seine Kissen zurück und nahm einen weiteren langen Zug auf den wieder Ringe folgten. Wie bei einer plötzlichen Eingebung erhob er sich wieder aus seinem Podest voller Kissen und blickte den Attentäter an „Vergisst es den Kopf irgendwo zur Schau zu stellen, bringt mir seinen Kopf.“ sagte er quasi nebenbei, im Winter war es möglich den Kopf bis nach Konstantinopel zu bringen ohne das er verweste, er würde ihm sein Vater zum Geschenk machen und man konnte ihn symbolträchtig einsetzten „Nehmt Ihr den Auftrag an Attentäter?“ fragte der Prinz des osmanischen Reiches dann sein Gegenüber und ruhig lagen seine braue Augen auf der Leibwächterin, nicht auf dem Attentäter selbst.
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 17. Januar 2015 21:44

Als der Prinz geendet hatte, und seinen Blick auf Levi richtete, wurde Raphaels Gesichtsausdruck merklich kälter. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass der Osmane den Blick von ihm abwandte, nur um Levi im Auge zu behalten. Er war hier der gefährlichere von ihnen! Er hatte es verdient, dass sämtliche Anwesenden im Zimmer ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkten! Wie konnten dieser Prinz es wagen, ihn auch nur einen winzigen Augenblick lang nicht zu beachten? Ein beinahe fanatisches Funkeln trat in Raphaels Augen, und er hatte sein Wurfmesser bereits einsatzbereit im Ärmel, als Levi ihre Hand auf die seine legte, den Blick noch immer auf den Boden gerichtet.
„Mein Lord, er meint es sicherlich nicht so.“ murmelte sie leise, woraufhin Raphael kurz den Kopf schüttelte, dann jedoch ein leichtes Lächeln aufsetzte.
„Keine Sorge, ich hätte schon nichts gemacht.“ sagte er, an seine Leibwächterin gewandt, allerdings wussten sowohl er als auch sie, dass es gelogen war. Sie kannte ihn zu gut, ihn und seine Stimmungsschwankungen. Ohne Levi hätte er wahrscheinlich in genau diesem Moment einen Streit angefangen, mindestens. Andererseits... ohne Levi gäbe es das Problem hier auch gar nicht erst. Raphael seufzte. Warum dachte er überhaupt darüber nach? Er hatte seinen Auftrag bekommen, und fertig. Oh, und was für ein Auftrag es doch war.

„Der Apostolische Palast also.“ murmelte Raphael, eher zu sich selbst, als zum Prinzen, und ein großes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Allerdings war es ein kaltes, bösartiges Lächeln, genau die Art von Lächeln, das der Attentäter aufsetzte, wann immer er ein besonders großes Blutbad geplant hatte. „Ich wollte mir dieses wunderbare Bauwerk schon immer einmal genauer ansehen.“ sagte er, ein wenig lauter, und mit glänzenden Augen. „Oh... ich frage mich, wie weit man die Schreie der Sterbenden hören kann, ob sie durch das ganze Gebäude zu hören werden? Und die päpstliche Garde... ich bin mir sicher, zumindest ein paar von ihnen werden das Ziel bewachen. Wie sie wohl ihrem Tod entgegengehen? Ehrenvoll, und wie ein echter Krieger? Weinend und flehend? Levi! Was meinst du, wie lange hält einer von ihnen aus? Länger, als es mein lieber Onkel tat? Ach... das ganze ist einfach zu aufregend.“ plapperte Raphael vor sich hin, während sein Gesichtsausdruck immer fanatischer wurde, er sich immer wieder kurz mit der Zunge über die Lippen leckte und seine Hände vor Vorfreude zuckten.
„Ich weiß es nicht, mein Lord... allerdings solltet Ihr vielleicht darüber nachdenken, sobald wir allein sind, meint Ihr nicht auch?“
„Was? Oh... ja, natürlich.“ Raphael wurde schlagartig ruhiger, lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und musterte den Prinzen eingehend. Es war nicht schwer zu erraten, was er dachte, es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er in gerade diesem Moment darüber nachdachte, wie lange der Prinz wohl während einem seiner 'Experimente' aushalten würde. Nach einer Weile stand Raphael auf, und streckte sich, ehe er erneut sprach. „Also gut, Prinz Korkut. Ich nehme Euren Auftrag an, mit Freuden sogar. Ich bin äußerst erfreut darüber, dass Ihr mir so eine wundervolle Möglichkeit bietet. Der Auftrag wird Euch 700 Goldstücke kosten, und innerhalb der nächsten Woche ausgeführt werden. Habt Ihr noch Fragen? Falls nicht, werden wir jetzt gehen, und uns auf die Jagd vorbereiten.“
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Nachtgiger » 20. Januar 2015 15:30

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Mit seinen undurchsichtigen braunen Augen lag die ganze Aufmerksamkeit des Prinzen aus dem Osmanischen Reich immer noch auf der Leibwächterin. Für ihn war es ein größeres Rätsel wie es überhaupt eine Frau als Leibwächterin geben konnte, als wie der Attentäter so viele seiner und der Männer von Giacomo augeschaltet hatte. Begabte, auch überbegabte, Kämpfer waren mit Sicherheit eine Seltenheit, aber sie waren wohl auch nicht einzigartig in der Welt und wenn der Vater über die wohl schlagkräftigste Armee der Welt verfügte, so sah man zwangsläufig Talent in der Leibtruppe, aber eine Leibwächterin? Erst als der Attentäter anfing fast schon zusammenhangloses Zeug zu brabbeln und sich dabei mehr mit sich selbst, als mit jemanden anderen unterhielt, gingen die Augen des Prinzen zurück auf die eigentliche Hauptperson der Truppe. Auch dieser schien nach ein paar kurzen Worten seiner Begleiterin zu bemerken, dass er immer noch von Janitscharen umgeben in einem Raum stand und grade über einen wichtigen und mehr als interessanten Auftrag verhandelt wird. Ob der Mann vor ihm ein wenig geisteskrank war?Definitiv, schrie es laut in dem Kopf seiner königlichen Hoheit, natürlich war er verrückt. Aber diese Verrückheit war es wohl auhc, warum er so gut war, wie er eindrucksvoll bei seinem Eindringen in das Anwesen dargestellt hatte. Es war schon eine Leistung für die man ein wenig verrückt sein musste, die Gefahr auf sich zu nehmen und dabei noch gar nicht wissen worum es geht, jemanden feindlich zu begegnen obwohl man die Reaktion dessen nicht abschätzen konnte. All dies war ein klares Zeichen gegen die geistige Gesundheit des Attentäters, aber selbst wenn es so sein sollte, die Hauptsache war eine andere. Er würde den Auftrag ausführen müssen, nicht mehr und nicht weniger wurde von ihm erwartet.

Als er dann den Preis hörte, welchen der Attentäter unsinnigerweise fordert stand jedenfalls eines für Korkut fest, er war verrückt und dazu noch ein miserabler Verhandlungsführer. Er hatte ihm mehr als das zehnfache dieser Summe angeboten und dieser Mann forderte nun nicht mal 10% seines eigentliches Lohnes? Nicht das es Korkut interessiert hätte, wie viel man für diesen Auftrag zahlen würde, die Schatzkammern waren gut gefüllt und dieser Betrag würde kaum auffallen, außer in den akribischen Rechnungen der Verwaltungsbeamten, welche als einzige noch Zugang zu den wichtigen Gewölben hatten. Es gab wirklich nur wenige Männer, die es geschafft hätten die Summe auf so wenig Geld zu drücken. Auf der einen Seite unterstützte dies die These des Prinzen, dass der Mann einfach verrückt war, auf der anderen Seite würde es auch einfach ein Zeichen sein können, dass dieser nichts auf Geld gab und sogar nichts auf eine solche riesigen Summe gab. Es könnte durchaus auch eine Mischung aus beiden sein, kein Interesse an Geld und ein wenig Verrücktheit. Das restliche Geld würde er dann Giacomo überlassen, bis auf einen kleinen Teil mit welchem er es sicher in der Woche die er würde warten müssen bequemer machen würde. Eine ganze Woche in diesem langweiligen Loch würde er wohl auch so kaum aushalten lassen. Er durfte nicht in die Stadt, obwohl es ihn wirklich reizte und sonst war nichts interessant in dem Anwesen. Mochte es für manche schon Luxus sein ein solches Anwesen zu besitzen, so war es für Korkut das mindestens, was er von einer Unterkunft erwartete. Kamine, Bäder, große geräumige Räume und gute Unterkünfte für die Pferde und seine Leibgarde erwartete er mindestens, darunter würde er nicht absteigen und mit Sicherheit auch keine Woche verbringen.

„Ihr findet mich wieder hier, aber verzichtete doch bitte darauf meine Männer wieder zu Krüppeln zu machen.“ kam es dem Mund des Prinzen, nachdem er einen Moment lang nachgedacht hatte. Ganz nebenbei griff seine freie Hand, mit der anderen hielt er immer noch den Schlauch der Wasserpeife, griff er in den Stapel von Kissen auf welchem er sich aufgesetzt hatte und holte einen gut gefüllten Beutel mit Sultani hervor. Einen kurzen Augenblick hielt er den Beutel hoch an sein Ohr und schüttelte ihn dabei kaum merklich, so dass man die massiven Goldtaler dort klimpern hören konnte „Dies sind mindestens 1000 Sultani. Ich gebe Euch die Belohnung schon jetzt, falls Ihr etwas für die Vorbereitung oder wofür auch immer braucht.“ für Geld hatte er schon immer ein gutes Ohr gehabt und hatte sogar gegen die beste Beamten seines Vaters die Wettkämpfe gewonnen, wer besser den Inhalt der Beutel schätzen konnte. Es kam sogar nicht selten vor, dass er auf den Punkt genau die Anzahl der Münzen in einem Beutel schätzen konnte. Es war eher ein nutzloses Talent, eine Art des Zeitvertreibes, welchem Korkut damit anhing, wenn er sich nicht grade anderweitig vergnügte konnte man so einige Stunden umherschlagen. So verbrachte er dann seine Zeit im Palast, aber auch mit Jagen in seinem eigenen Harem, in den unglaublichen Gärten oder in einem der prunkvollen Hallen des Palastes. Es gab immer etwas das er machen oder neu entdecken konnte, anders als in diesem Loch, welches sich einige Kilometer vor der Ewigen Stadt befand. Ewige Stadt, welch ein Name für ein eher größeres Dorf! Unerwartet ließ sich Korkut wieder komplett in die Kissen fallen und nur noch seine Stimme konnte man hören „Viel Glück muss ich Euch wohl nicht wünschen.“ sprach er und sein Arm erschien kurz aus dem Kissenhaufen, aus welchen wie aus einem Vulkan der Rauch der Wasserpfeife gepustet wurde und die Janitschare schafften immer noch mit ihren nervösen Händen an den Waffen eine Gasse, durch welche der Attentäter den Raum würde verlassen können.
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Mimir » 21. Januar 2015 13:47

Raphael erhob sich aus seinem Stuhl, streckte sich und verneigte sich leicht vor dem Sultan, während Levi den Beutel mit dem Gold entgegennahm.
„Glück braucht Ihr mir wirklich nicht wünschen, eher eine gute Jagd.“ meinte der Attentäter lächelnd. Dann machten er und Levi sich auf den Weg das Zimmer zu verlassen. Kurz vor der Tür hielt Raphael an und wandte sich an einen der Janitscharen. „Übrigens, richtet den Männern gegen die ich gekämpft habe meinen Dank aus, ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß. Sollte einer von ihnen Lust auf eine weitere Runde haben, lasst es mich wissen, ich würde zu gerne noch einmal gegen sie kämpfen.“ Ohne sich noch einmal umzudrehen ging er aus dem Zimmer, hob eine Hand zum Abschied in die Luft und sagte: „Ich werde in spätestens einer Woche wieder da sein.“
Als sie das Gebäude verlassen hatten wandte Levi sich an den Attentäter. „Und was machen wir jetzt, mein Lord?“
Raphael grinste. „Na was wohl? Das was wir immer machen, wir suchen, jagen und vernichten.“ sagte er, während er eine Hand auf den Kopf der Attentäterin legte und sie streichelte. „Ich verlasse mich darauf, dass du den Palast für mich ausspionierst.“
„Natürlich, mein Lord.“ antwortete Levi, und lächelte.
„Ach ja, Levi?“
„Ja, mein Lord?“
„Solltest du mir noch einmal vorenthalten, dass es mehr Leute zum töten gibt, werde ich böse, verstanden?“
„Ja... mein Lord, es wird nicht wieder vorkommen.“
„Sehr gut, dann lass uns jetzt zum Gasthaus zurückgehen. Ich habe das Gefühl, dass dieses seltsame Mädchen sonst noch irgendetwas anstellt, wenn wir sie zu lange alleine lassen...“
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Re: [DiK] Raphaels wandernde Attentäter

Beitragvon Georgios » 21. Januar 2015 14:18

Erica faltete den Brief ordentlich zusammen, den sie soeben von ihrem Bruder erhalten hatte. Sein Inhalt versetzte sie in tiefes Erstaunen und erst die Summe die mit geschickt hatte. Es war nicht wirklich wenig Geld, genügend um damit locker nach Venedig zu kommen und dort einige Tage zu leben, bis man den Dogen endlich hatte. Wieso ihr Bruder so unbedingt den Dogen tot sehen wollte verstand sie nicht, aber glücklicherweise interessierte sie das nicht. Was sie vielmehr interessierte war der Fakt wie ein solch alter Mann wie der Doge noch leben konnte…er müsste eine Art Mutant sein. Sie würde ihn gut untersuchen müssen, Stück für Stück und die Wahrheit herausfinden! Sie musste sich nur beeilen bevor der Doge nach einem Festmahl starb, wo er mal zu viel gegessen hatte. Er war bestimmt Dick. Dick und Pervers. Ein Doge eben. Erica strich noch einmal über das Papier und steckte es dann weg, als gerade die Tür aufging und Levi herein schlich. Sie sah so aus wie immer und verschwand sofort wieder aus ihrem Fokus des Interesse, während Raphael nicht gelangweilt aussah. Das machte sie noch viel aufgeregter als sein gelangweilter Zustand. Sofort sprang sie auf und hüpfte auf ihn mit derartiger Wucht zu, dass er einen Schritt zurück zu der Wand machte.
„Ah, Raphael!“ begann sie und machte einen Schritt weiter nach vorne, er stieß gegen die Wand und sah sich kurz um. „Ich bin neugierig!“
„Worauf?“
„Wieso lebt er noch? Wie kann ein solch Alter Mann noch leben?“ Er verstand nichts. Wieso denn? Sie hatte doch alles klar gesagt…
„Wen meinst du?“ fragte er ahnungslos nach und sie ging einen weiteren Schritt. Nun konnte er nicht mehr weg und sie konnte immer näher kommen.
„Den Dogen! Er ist so alt und scheint dennoch zu leben, wie kann das nur sein? Das Interessiert mich!“
„Äh…keine Ahnung….Magie?“
„Ich muss es untersuchen! Wir müssen nach Venedig, ihn finden, töten und untersuchen! Sofort!“ Sie steigerte sich immer mehr herein, ergriff sie seine Hand und legte sie ihn ihre beiden, während sie ihn mit großen Augen ansah.
„Ähm…gerne.“ Er schob sie sanft von sich. „Aber vorher muss ich noch kurz etwas erledigen in Rom.“ Erica ließ enttäuscht die Schultern sinken und bevor sie es verhindern konnte bildeten sich so etwas wie Tränen in ihren Augen. „Aber danach bestimmt. Sobald ich kann, also spätestens in einer Woche, gehen wir dann nach Venedig und…untersuchen den Dogen.“ Er ließ sich auf das Bett fallen. „Aber erst mal brauche ich einen Plan…hm….“
„Wofür denn?“ interessierte sich Erica, deren Laune sich wieder schlagartig verbessert hatte. „Wo wart ihr überhaupt? Das ist doch sicherlich auch interessant!“
„Das geht dich ni…ach.“ Setzte er an und brach mitten im Satz ab, als er in ihren Augen blickte. Er seufzte und grinste leicht. „Es hätte ja ohnehin wahrscheinlich keinen Sinn. Ich werde jemanden töten.“
„Und wen?“
„Cem Sultan.“
„Kenne ich nicht. Naja, egal. Du kriegst das schon hin.“ Meinte sie und er sah sie kurz verblüfft an, bevor er mit den Schultern zuckte und sich wieder zu Levi umwandte und irgendetwas auf Spanisch zu ihr sagte. Erica setzte sich wieder auf ihren Stuhl, holte den Brief heraus und betrachtete ihn erneut nachdenklich. Sie hatte irgendwie das Gefühl das an der ganzen Sache etwas faul war…aber nur was? Aber das würde sie noch herausfinden! Raphael und Levi beendeten ihre Unterhaltung und der Spanier verließ wieder das Zimmer.
„Wo geht der hin?“ fragte Bladelli Levi, die zurückgeblieben war und sich gelangweilt im Zimmer um sah.
„Er macht das gleiche, was er das letzte Mal gemacht hat.“
„Ah, den Jagdgrund auskundschaften.“
„So könnte man es nennen, ja.“ Antwortete sie knapp und Erica hüpfte von ihrem Stuhl.
„Ob ich diesmal zusehen kann?“
„Nein.“
„Wieso nicht? Es interessiert mich wie er einen Osmanen tötet! Die ganzen Wachen, das muss doch sicher schwer sein.“
„Nein.“
„Letztes Mal hat es doch auch geklappt! Dieses Mal wird es doch bestimmt einfacher, ich kann den Palast doch einfach besuchen.“
„Nein…Moment. Du willst den Palast einfach besuchen? Wie willst du bitte da reinkommen?“
„Hmhm.“ Erica strahlte sie fröhlich an. „Ich habe da meine Wege.“
„Und wie sehen die Aus?“
„Hm…ich gehe zu der Wache, stelle mich vor und er lässt mich dann rein. So war es auf jedenfall letztes Mal.“
„Du warst schon einmal im Palast?“ wunderte sich Levi und Erica nickte so heftig, dass ihre schwarzen Haare ihr quer über das Gesicht flogen.
„Natürlich.“ Antwortete sie so als ob es das normalste der Welt war. „Mein Vater hat mich mit rein genommen als er Rom besucht hat.“ Darauf antwortete Levi nicht, sondern sah so aus als ob sie überlegte.
„Vielleicht interessiert das ja Lord Raphael.“ Beschloss sie schließlich. „Aber du kommt trotzdem nicht mit. Deine Augen können so groß wie Teller werden. Du wirst nur im Weg stehen.“
„Aber…“
„Nein.“
„Bi…“
„Nein.“ Nun gab Erica es endgültig auf und fiel frustriert auf den Stuhl. Das Leben war eindeutig unfair, immer wenn etwas interessant war dann durfte sie nicht hin. Wahrscheinlich würde der Doge jetzt auch noch sterben bevor sie hin kamen. Das würde sie nicht wirklich überraschend. Und etwas in ihr sagte ihr, dass sein Erbe kein neuer so alter Mann wäre. Aber gut, an alten Männern herrschte keinen Mangel. Sie konnte auch den Neapolitanischen König töten. Und es musste ja auch kein alter sein. Der Roi war auch interessant…wer brandschatzend in Italien einfiel musste ein Interessanter Mensch sein. Irgendwie war es dem Roi gelungen seinen natürlichen Fluchtinstinkt zu unterdrücken…das musste auch untersucht werden! Ein Franzose der dem Feind entgegen marschierte anstatt zu fliehen! Eine Weltneuheit! Genauso wie ein Geheimnisvolles Projekt der Französischen Krone was etwas mit einem Turm zu tun hatte, der die Moral der Soldaten stärken sollte…bislang hatte sie nur Gerüchte darüber gehört, aber da musste es was geben! Und in Norditalien würde die Lösung dafür sein.
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

"Ich sterbe gerne, ich bin ja schon in Versailles gestorben"