Wie der Erzbischof nach Perugia gelangt und warum es kein lombardischer oder deutscher Gesandter geschafft hat.
Die Nacht ist schon hereingebrochen, als endlich eine größere Gruppe von Geistlichen aus dem gesamten heiligen römischen Reich in Perugia eintraf.
Unter ihnen Anselm von Rho, der Erzbischof von Mailand*, der den Ruf eines unabhängigen, mutigen und nicht selten starrköpfigen Mannes hatte, der auch vor einer Konfrontation mit Päpsten oder Kaisern nicht zurückschreckte. In der jüngsten Vergangenheit hatte er unter anderem auf Anordnung des Papstes das Edictus Insulae umgesetzt, indem er über mehr als ein Jahrzehnt die Ausrottung heidnischer und ketzerischer Glaubensrichtungen auf der Insel Korsika vorantrieb.
Als er schließlich vom Papst in dessen Audienzsaal empfangen wurde, ging er, vom Alter erschöpft, mit sehr langsamen und kleinen Schritten auf diesen zu, die die Geduld mancher der anwesenden Gesandten noch weiter auf die Probe stellte.
Nachdem er dem Papst den Ring geküsst und ihm als Geschenk eine Reliquie überbracht hatte**, schaute Anselm ihn freundlich an, und seine Augen strahlten eine innere Kraft aus, die angesichts der körperlichen Gebrechlichkeit des Greises erstaunte."Heiliger Vater"
, begann er mit einer überraschend klaren und festen Stimme zu sprechen: "Bitte verzeiht mir die Verspätung. In unserem Alter geht alles einen langsameren Gang.
Ich bin in meiner kirchlichen Amt als Erzbischof angereist, und nicht als Abgesandter des Königs von Italien und Burgund. Meine Treue dient dem Herrn und der Kirche, und nicht einem weltlichen Herrscher.
Und so ist es meine Pflicht, euch nach meinem besten Wissen und Gewissen zu beraten."
Er räusperte sich und fuhr dann fort:"König Albert, den ich vor meiner Abreise in Mailand getroffen habe, richtet euch seinen Gruß aus.
Es war ihm nicht möglich, selbst anzureisen, ist er doch mehr denn je durch seine Regierungsgeschäfte in Mailand gebunden, denn welch finstere Tage durchlebt das Imperium romanum!
Seinen einzigen vertraulichen Abgesandten, Frolio Carcano, vermochte er ebenfalls nicht zu schicken.
Die Westfranken haben zu keinem anderen Zweck als jenes, sein Erscheinen auf diesem Konzil zu verhindern, mit ihrer Flotte jene Galeeren angegriffen, welche ihn von seinem letzten diplomatischen Auftrag in Iberia zu diesem Konzil zurück nach Italien bringen sollte.
Um das Regnum Teutonicum steht es, wie euch sicherlich bekannt ist, ebenfalls nicht besser. Die traurige Schickung des Kaisers wird euch durch zahlreiche Boten schon bekannt sein. In seinen letzten Lebensjahren unversehens von französischen, englischen und dänischen Wegelagerern umzingelt, die jeden Boten abfingen, den er zu euch zu schicken gedenkte, machten die Vertretung des heiligen römischen Reiches an diesem Konzil unmöglich.
Die niederträchtigen Pläne der Westfranken sind aufgegangen und haben eine eigene Vertretung des Imperium Romanum verhindert.
Doch da ich als Erzbischof von Mailand König Albert sowohl als Berater in den geistlichen Fragen behilflich bin und außerdem sein Beichtvater bin, so glaube ich, dass ich in eurer Beratung euch vor allem die Lage des Königs von Italien-Burgund, aber in weiterem Sinne auch die des gesamten Reiches erklären kann, sofern ihr mir dies erlaubt. Und da er meinen Rat so zu schätzen weiß wie ihr hoffentlich auch, werde ich mich nach diesem Konzil auch bemühen, ihm euer Urteil nahezulegen. Ich hoffe daher, dass ihr meine Ratschläge hören möchtet."
Er lächelte dem Kirchenvater abermals freundlich zu und wartete eine sehr kurze Weile.
Welche Gedanken auch zu diesem Zeitpunkt dem Papst durch den Kopf gingen mochten, ob er dies guthieß oder lediglich genügend verwirrt war um schnell genug zu antworten und gegebenenfalls noch immer nicht den Schlaf aus den Augen gewischt hatte, jedenfalls kam von ihm keine Antwort, was der Erzbischof als schweigende Zustimmung auffasste und fortfuhr, indem er sich den anwesenden französischen, englischen, dänischen, und schottischen Gesandten zuwandte und insbesondere den französischen anstarrte, beide Arme hebte und ausrief:"O Tempora O Mores! Quo usque tandem abutere, Philippe, patientia nostra? Quam diu etiam furor iste tuus nos eludet? Quem ad finem sese effrenata iactabit audacia?"
Als créme de la créme der mittelalterlichen Oberschicht habt ihr natürlich jahrzehntelangen Lateinunterricht überlebt und wisst sicher was ich meine.
Aber nur um sicher zu gehen:
Das ist ein direktes Zitat der einleitenden Sätze von
Ciceros ersten Anklagerede gegen Catilina, nur der Name wurde halt noch angepasst.
Übersetzung:
"Wie lange noch, Philipp, möchtest du noch unsere Geduld missbrauchen? Wie lange noch soll uns deine Tollheit verspotten? Wann wird die zügellose Frechheit, die sich so trozig brüstet, ihr Ende finden?"Der Titel übrigens bezieht sich
ebenfalls auf Catilina.
Die angesprochenen, oder eher angebrüllten Gesandten starrten nur verdutzt zurück. Ehe sie sich zu einer Antwort bereit finden konnten, hatte der Erzbischof sich auch schon von ihnen ab- und dem Papste wieder zugewandt, und sprach, auf den französischen Gesandten weisend:"Wie lange, heiliger Vater, wollt ihr euch diese mendacia perpetua francorum occidentalis, diese ununterbrochenen Lügen der Westfranken, die eine Beleidigung der Intelligenz einer jeden anwesenden, und nicht zuletzt eures Amtes und eurer Person ist, noch dulden? Wie lange soll der westfränkische König seine niederträchtigen Taten fortsetzen dürfen?
Wie Frankreich seinen Vertrag brach, seine Bündnispartner verriet und zum wiederholten Male uns angriff.
Blicken wir auf den Anfang dieser Geschichte zurück:
Das HRR hatte von 1077 bis 1080 einen schweren Bürgerkrieg ausgefochten, der mit dem Tod des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden endlich sein Ende fand. Allerdings waren noch weite Teile des Reiches, einschließlich Lothringens und Burgunds, noch immer nicht befriedet. Diesen Chaos nutzte Philipp aus, forderte plötzlich ganz Lothringen und Burgund,
OHNE zu irgendeinem Zeitpunkt irgendeine Legitimation für diese Ansprüche vorzulegen. Stattdessen entschied er sich, den Krieg mit einer Farce zu eröffnen, indem er Reichstruppen in Lothringen überfiel und später behauptete, ihm sei ein Hinterhalt gestellt worden. Diese Behauptung hat er später zurückgezogen. Er erklärte damals, dass der Krieg um ganz Lothringen (Antwerpen & Metz) sowie ganz Burgund (Dijon, Lausanne [=Bern] & Marseille) geführt werde.
Nachdem er zuerst durch seinen Angriff Überraschungserfolge erzielen konnte, war die Gegenwehr des Reiches schließlich erfolgreich.
Das Reich entschied sich, den unterlegenen Gegner mit Respekt zu behandeln.
Philipp sah lange Zeit wenig ein. Eine Wiedervereinigung des Westfrankenreiches mit dem Imperium Romanum wäre in Reichweite gewesen, dennoch waren die Gespräche schwierig.
Lange versuchte Philipp auch, die Reichstruppen dadurch in eine Falle zu locken, dass er einerseits zwar in den Geheimverhandlungen sich mit dem Frieden einverstanden erklärte, andererseits aber die Kampfhandlungen weiterführte und wiederholt darauf hoffte, dass wir unsere Truppen rauslocken lassen würden. Seine Versuche scheiterten und schließlich hatte er auch keine andere Wahl mehr, und der Frieden wurde geschlossen.
Frankreich und das Reich hatten endlich Frieden geschlossen, und zumindest König Albert war naiv genug, davon auszugehen, dass Philipp diesen halten würde. Doch während die Reichstruppen sich aus dem Westfrankreich zurückzogen und auf ihrem Rückweg sogar als freundschaftliche Geste den Westfrankenreich gegenüber Rebellionen niederschlugen, schmiedete Frankreich dunkle Pläne.
Schließlich forderte Frankreich das Reich auf, England anzugreifen.
Sowohl das Reich, als auch Dänemark hatten guten Grund, teilzunehmen.
König Wilhelm der Eroberer von England, der selbst seine Legitimation darauf fußt, ihm sei das Königreich versprochen worden, hatte das Chaos der fränkischen Bruderkriege ausgenutzt und Niederlothringen [Antwerpen] annektiert, obschon er selbst es ausdrücklich dem Kaiser zugesprochen hatte.
Auch hatte Frankreich sehr geschickt den Eindruck erwecken können, England plane einen Überfall auf Dänemark.
Das Reich sah sich hierdurch genötigt, gemeinsam mit seinem Vasallen und dem vermeintlichen französischen Bündnisgenossen vorzugehen, und König Albert von Italien und Burgund und Kaiser Heinrich IV. der Streiter gingen mit König Philipp auf dessen Aufforderung hin mit ihm ein Bündnis ein.
Weder Kaiser noch die Könige ahnten von dem Verrat, der schon längst im Gange war.
Frankreich begann nun, mit Truppen den Vormarsch der Reichstruppen auf Antwerpen zu blockieren.
Gleichzeitig begannen Philipps Schergen die Mordserie, die über einem Jahrzehnt später immer noch nicht abgerissen hat.
In der Bibel steht geschrieben:
Quicumque effuderit humanum sanguinem, fundetur sanguis illius: ad imaginem quippe Dei factus est homo.
Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll auch durch Menschen vergossen werden; denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht.
1. Buch Mose, Kapitel 9, Vers 6
Die Liste jener Morde, die ihm nachgewiesen werden können, ist lang.
Sie schließt unter anderem ein: Mehrere Sonderabgesandte, als das Imperium Romanum noch mit dem Regnum Francorum Occidentalum verbündet war, über deren Aufenthaltsort der französische König ordnungsgemäß unterrichtet worden war, mehrere Hauptmänner, die sich ebenfalls fern jeglicher Feinde wähnten, und die meisten dieser Morde wurden außerhalb des Herrschaftsgebietes von Phillip dem Mörder begangen. Nicht wenige davon auf dem Territorium von Burgund.
Die Spur des vergossenen Blutes von Burgundern, Italienern, Deutschen und
Dänen einschließt, führt direkt zu Philipp.
Das Reich hat darauf besonnen reagiert, trotz des vergossenen Blutes. Trotz der zum Himmel schreienden Ungerechtigkeit hat König Albert nicht sofort den Kriegszustand ausgerufen, sondern ein um das andere Mal Frankreich zur Einhaltung des Friedens aufgerufen. Zunächst noch in freundlichen Worten, die dann mit immer schärferen Warnungen intensiviert wurden.
Die vergangenen Monate haben leider besonders hochrangige Opfer gefordert, aber dazu später mehr.
Keine Niedertracht war ihm zu boshaft, als dass Philippe nicht darauf zurückgriff. Er scheute zwar weiterhin offene Kampfhandlungen, doch die zunehmend schärferen Warnungen ignorierte er.
So setzte er unter anderem Gesandte, denen der freie Zugang durch Reichsgebiet gewährt worden war, dafür ein, die mit Frankreich
verbündeten Reichstruppen zu bestechen:
Ja, solche Traits bekommt man nur durch erfolgreiche Bestechungen. Und ja, er hat wirklich Truppen von uns bestochen.
Als schließlich lombardische Truppen Rennes belagerten, sah er endlich seine Stunde gekommen, den Krieg offen zu führen. Französische Truppen traten der lombardischen Belagerungsarmee bei und wurden von dieser freundlich empfangen. Doch als die Lombarden tags darauf aufwachten, mussten sie feststellen, dass über der Stadt französische Banner wehten. Die Engländer hatten ihnen die Burg in der Nacht übergeben. Den Lombarden, die bei der Belagerung schon zahlreiche Opfer zu beklagen hatten, wurde der Eintritt in die Stadt verwehrt, deren Fall maßgeblich ihnen zu verdanken war.
Stattdessen blieben sie vor den Elementen schutzlos ausgeliefert.
Schlimmer aber noch, den Engländern, die nun das kleinere lombardische Heer arg bedrängten, welches aber tapfer Widerstand leistete, in der Erwartung, die westfränkische Ritterschaft würde sich hier einschalten und die Entscheidung bringen.
Philipp erfüllte diese Erwartungen in unheilvoller Weise: Er befahl nun der angevinischen Ritterschaft, sich dem englischen König anzuschließen, und übergab diesem Anjou kampflos.
Die angevinische Ritterschaft rückte nun unter englischen Bannern vor, und fiel den lombardischen Truppen in der Schlacht vor Rennes in den Rücken.
Wie hätten die Lombarden auch von den Intrigen wissen können, die sich hinter französischen Mauern abspielten?
Wir schrieben das Jahr des Herrn 1110, und Frankreich hatte hiermit den
Nichtangriffspakt direkt gebrochen und auch den letzten Rest des Friedensvertrages zerrissen.
Groß waren die Opfer, die die Lombarden in jener Schlacht ob des Verrates zu beklagen hatten, doch ihr Feldherr Dego de Sancia erwies sich als kompetent genug, seine Truppen einigermaßen intakt in den Zipfel der Bretagne zurückzuziehen. Die englischen Truppen indes zogen sich fürs erste aus der Bretagne zurück, obschon Rennes ohne weitere Schwierigkeiten zu erobern gewesen wäre. Stattdessen entschied sich England, den französischen Truppen erst den Abzug zu ermöglichen.
Die lombardischen Truppen unter Dego de Sancia standen nun alleine da, leisteten, obschon an Truppen deutlich unterlegen, noch mehrere Jahre lang in der Bretagne verzweifelten Widerstand, während jeder Hilferuf nach Paris und Mailand unbeantwortet blieb. Philipp ließ alle Boten abfangen und an die Galgen knüpfen, mit denen Frankreich seit Beginn seiner Terrorherrschaft geradezu überschwemmt worden ist.
Schließlich hatten die lombardischen Truppen in der Bretagne keine andere Wahl mehr, als sich über die See abzusetzen und nach Süden zu segeln. Über die iberische Halbinsel, wo es noch nicht mit französischen Schergen wimmelte, gelang es den Truppen auch endlich, Kontakt mit der Hauptstadt herzustellen.
In der Zwischenzeit waren König Albert und Kaiser Heinrich dazu übergegangen, Philipp Ultimaten zu stellen. Das Westfrankenreich müsse sofort seine feindlichen Handlungen einstellen und den Frieden einhalten, sonst sei das Reich gezwungen, sich zu verteidigen.
Als Frankreich nun begann, gemeinsam mit einem englischen Heer unter dem Befehl von Wilhelm dem Eroberer gegen die Armee unter dem Befehl des Kaisers vorzurücken, welches zu keinem Zeitpunkt westfränkisches Gebiet betreten hatte, und sämtliche Informationen einen baldigen Mordversuch durch das französische Heer andeuteten, hatte der Kaiser schließlich keine andere Wahl mehr.
Sein eigenes Leben war bedroht. Und so war er gezwungen, die westfränkischen Truppen zurückzuschlagen. In einer Reihe heldenhafter Schlachten gelang ihm dies, und auch, Beweise zu sichern, die das Komplott bewiesen. Danach teilten sich die Truppen auf. Hugo von Salza bekam den Auftrag, Cambrai [Reichsstadt nördlich von Reims] samt der gesamten Streitmacht des Reiches gegen Engländer und Franzosen zu sichern und ihre Vereinigung möglichst zu verhindern. In der Annahme, der Mordanschlag sei verhindert worden, zog sich der Kaiser wiederum in Richtung Frankfurt zurück, um dort als Vorbereitung für das Konzil in Perugia Hoftag zu halten, doch ihm ward keine Ankunft vergönnt.
Attentäter stellten ihm nach, Spione und Truppen. Und wie hätte er auch wissen können, dass sich nun bereits auch die dänischen Waffenbrüder, für deren Schutz er kämpfte, die er mit dem Herzogtum Sachsen belehnt hatte und die ihm dafür Gefolgschaft geschworen hatten, diesen Schwur brechen würden und an seinem Mord mitwirken?
Bei Liege wurde er schließlich von westfränkischen Truppen überfallen, die ihm nachgestellt hatten.
Von einer Komplizenschaft Englands und Dänemarks wird ausgegangen.
Nachweislich hat dieser Überfall für Frankreich keinerlei strategische oder taktische Bedeutung gehabt. Philipp hat diesen Mord um des Mordes selbst angestiftet und nicht, weil er sich in Kriegszeiten dazu gedrängt sah. Der Überfall wurde mit viel Planung durchgeführt, und beweist, dass die Kriegserklärung seitens des Reiches berechtigt war und die Begründung durch diesen abscheulichen Mord bewiesen wurde.
Währenddessen ließ er auch die Feldherren Hugo von Salza und Dietrich von Sachsen ermorden. Seine jüngsten Behauptungen, diese seien im Kampf getötet worden, sind eindeutig Lügen.
Desweiteren hat Frankreich mehrfach behauptet, lombardische Attentäter hätten im Dienst von König Albert irgendwelche Morde begangen, unter anderem an einer angeblichen portugiesischen Prinzessin, deren Namen wir ebenso wenig kennen wie ihren Todeszeitpunkt oder den Ort ihres Todes, über die aus Portugal keine einzige Nachricht der Wehklage eingetroffen ist, und wo wir deshalb davon ausgehen können, dass sie wahrscheinlich eine reine Erfindung des kranken Geistes von Philipp ist.
Es ist wahr, dass die Lombardei
in letzter Zeit endlich angefangen hat, Gegenmaßnahmen gegen die Mordserie zu ergreifen.
Die angebliche Behauptung, Argometto Monetario sei verhaftet, verhört und schließlich hingerichtet worden, ist gleichermaßen eine Lüge. Argometto hielt sich im von Burgund kontrollierten Aquitanien auf. Es gab keinerlei Autoritäten im Dienste des französischen Königs über dieses Gebiet, um eine solche Verhaftung durchzuführen. Vielmehr war es ein Mord, ausgeführt durch jenen französischen Attentäter, zu dessen Jagd Argometto ausgesandt worden war. Das angebliche Geständnis ist daher gleichfalls eine Lüge. Andernfalls sollte die Kirche überlegen, Argometto heilig zu sprechen. Wie der Mann, dessen Leichnahm in einer Schenke in Aquitanien mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden worden war, es geschafft haben soll, ein Geständnis abzulegen, wäre nämlich ohne Wunder nicht zu erklären."
Im Gegensatz zur Ursache sei das, was seit der Kriegserklärung durch das Reich erfolgt sei, recht leicht zusammenzufassen:
Über die Rolle Schottlands in diesem Krieg.
Erzbischof Anselm atmete erstmal kurz durch, ehe er fortfuhr.
Seiner Hoheit dem König sei, so der Erzbischof, es eigentlich immer relativ gleichgültig gewesen, was so fernab im Norden passiere, aber der Blutrünstigkeit des schottischen Königs sei auch diesem nicht entgangen. An die Macht gekommen war dieser, indem er gegen seinen Vorgänger Macbeth, der sogar eine Pilgerreise nach Rom unternommen hatte und sicherlich der Nachwelt als ein guter christlicher König in Erinnerung bleiben würde, intrigierte und diesen schließlich ermordete. Durch Gewalt und Heimtücke an sein Reich gekommen, habe er dieses seit dem Jahre 1080 auch auf gleiche Weise beständig ausgeweitet, und seiner Grausamkeit und Ruchlosigkeit wegen reiche allein die Erwähnung seines Namens aus, um viele gestandene Männer in Angst und Schrecken zu versetzen."15 gegen 0!", rief Anselmo aus, das unsinnige Herumgeschreie des schottischen Gesandten im Konzil imitierend: 15 Königreiche habe Malcolm seit dem Jahre 1080 ausgelöscht; das Königreich Alba, in welchem er durch das Verbrechen des Regizids unrechtmäßig und auf abscheuliche Weise an die Macht gekommen, sei dabei noch nicht einmal mitgezählt.
Im schottischen Highland und auf den Inseln seien es die 5 Königreiche von
Strathclyde
Galloway
Kgr. der Inseln
Moray
Rhinns
In Wales seien es die 4 Reiche:
Gwynedd
Powys
Deheubarth
Morgannwg
In Hibernia schließlich seien es die 5 Königreiche:
Ulaid
Connacht
Laighin
Mumhan
Mide
ALLE diese Reiche seien gute und aufrechte christliche Länder gewesen, Gott und der Kirche treu ergeben!
Zu keinem Zeitpunkt habe Malcolm auch nur einen seiner Vernichtungszüge begründet, auch nicht den jüngsten nach Northhumbria!
Umgekehrt habe Albert kein einziges Königreich ausgelöscht, keinen einzigen Quadratfuß Boden unrechtmäßig in seinen Besitz gebracht, umgekehrt die altehrwürdigen Königreiche Italien und Burgund wie Phönixe aus der Asche auferstehen lassen.
Wenn also schon von Invasion und Vormachtsbestrebungen die Rede sei, dann doch bitte von der Schottlands.
Malcolm habe seine Gier noch immer nicht gestillt, und werde dies wohl auch nicht eher tun, als dass alle vier Enden der Welt sein wären.
Nun, wo keine leichten Opfer mehr in Sicht seien, habe der Schotte wie ein Aasgeier auf Nordhumbria gestarrt und auf den rechten Moment gewartet, diesen allzu verführerischen Apfel zu pflücken.
Dieser Moment sei Malcolm mit dem englischen Kriege gekommen, und wie ein Dieb in der Nacht habe er sich entschlossen, dieses ohne vorherige Kriegserklärung zu stehlen. Den Dänen waren die Vorbereitungen dennoch nicht entgangen, der Schotte hatte selbst in seinen Schriftverkehren von seinen Kundschaftern und der möglichen Einnahme Yorks geprahlt, und so hatten die Dänen sich schon zum Gegenschlag ins dänisch/walisische Grenzland begeben.
Keiner außer den Kaisern, Königen und Adeligen des Reiches stehe es zu, über dessen Grenzziehungen zu bestimmen, erst recht nicht einem schottischen Vagabunden.
Es sei zwar verständlich, dass dieser es dennoch versuche, schließlich habe der von Legitimation keine Ahnung, sonst hätte er zu irgendeinem Zeitpunkt seine aggressive expansionistische Politik begründet, die er mit seinen maßlosen Forderungen der halben Christenheit gegenüber, die nach seinem Willen gefälligst jahrhundertealte Grenzen neu zu ziehen haben, zu vertuschen suche, aber König Albert werde diese lächerlichen Aussagen eines kranken Geistes bestenfalls ignorieren.
König Albert sei als gutmütiger Herrscher von vielem zu überzeugen, aber schwerlich davon, dass dieser schottischen Saatkrähe auch nur ein Zoll Boden zu überlassen sei.
Vielmehr schlage der König vor, dass man Schottland auf jene Gebiete reduzieren solle, die wahrlich schottisch seien. Malcolm hätte dann immer noch von seinen Verbrechen in den 6 Königreichen Alba, Strathclyde, Galloway, Moray, Rhinns und dem der Inseln profitiert. Auf die irischen und walisischen Königreiche, auf die nun schon rein gar keine Ansprüche bestehen, sollte er aber verzichten.
Der König gebe dem schottischen Gesandten noch folgendes Zitat aus der Bibel für die Heimreise mit:Taceant ad me insulæ, et gentes mutent fortitudinem.
Die Inseln sollen von mir schweigen und die Völker sich erholen!
Jesaiah, 41
Über die Rolle Dänemarks in diesem Krieg.
König Knut von Dänemark hat sich entschlossen, seinen Lehnsherrn den Kaiser zu verraten und auf Seiten der Gegner des Reiches zu kämpfen.
Hierduch gäbe es zwei Wortbrüche: Erstens habe Dänemark das Herzogtum Sachsen als Lehen im Gegenzug dafür erhalten, dass es sich zur Waffenfolge dem Kaiser gegenüber verpflichte, durch den Verrat sei das Lehen verwirkt.
Zweitens habe Dänemark dem Reich Antwerpen zugesprochen, genauso wie Frankreich und England auch. Und genauso wie Frankreich und England habe Dänemark dieses Versprechen gebrochen. Dies werde nicht geduldet.
Umgekehrt aber sei es wohl dennoch ratsam, vorerst auf Flandern [=Brügge] für Dänemark zu bestehen. Prinz Karl sei der Sohn von Adela von Flandern, und könne hierdurch Anspruch auf die Grafschaft erheben. Auf Antwerpen hingegen keinen einzigen, und auf Sachsen einzig durch die Gnade des Kaisers, die Dänemark mit seinem Eidbruch verwirkt habe.
Eine eventuelle dänische Mittäterschaft an der Ermordung des Kaisers müsse noch untersucht werden.Über die Rolle Englands in diesem Krieg.
König Wilhelm fußt seinen Anspruch auf die englische Krone darauf, dass sein Vorgänger ihm dieses Königreich versprochen hatte.
Ob wahr oder nicht, Tatsache ist, dass Wilhelm genau den gleichen Fehler begeht wie sein Vorgänger. Wilhelm hat Antwerpen dem Reich zugesprochen, und dieses Versprechen gebrochen.
Mit welchem Recht kann er sich dann überhaupt noch König von England nennen?Die gerechte Aufteilung der Welt.
- Frankreich hat England Bordeaux zugesprochen. Nicht, weil Frankreich dazu in einem Verliererfrieden gedrängt worden sei, nein, sondern weil dies seine Bezahlung an seinen Komplizen ist, in seinem Bestreben, dem Reich Marseille, Dijon, Lausanne [= Bern] und Metz zu entreissen. Das Reich werde sein Bestes geben, dies zu verhindern. Aber was der französische König über Bordeaux, Rennes und Caen entschieden hat, ist nunmehr rechtskräftig. Somit muss Bordeaux an England gehen.
- Frankreich hat bewusst verhindert, dass Welf, der älteste Sohn von König Albert, auf einen Kreuzzug gehen konnte. Der Kreuzzug hatte neben einem Kreuzfahrerstaat Jerusalem unter päpstlicher Verwaltung auch vorgehabt, dem Königreich Sizilien Antiochia zu verschaffen. Im Gegenzug hierfür sollte Venedig Ragusa wiedererhalten. Dieses edle Vorhaben habe Frankreich, das hiervon gewusst habe, absichtlich torpediert. Da Frankreich sich dem gerechten christlichen Glauben wissentlich in den Weg gestellt hat, und sowohl Sizilien, als auch Venedig auf ihr Recht beharren, so sei es nur fair, dass Sizilien Toulouse erhält, und Venedig Ragusa.
- Dänemark sollte Flandern [=Brügge] erhalten, da es auf diese Region gerechte Ansprüche erheben kann.
- Das HRR sollte Antwerpen erhalten, denn Antwerpen wurde ihm von allen relevanten Beteiligten [Fra, Eng, DK] zugesprochen, zumal das Reich als einziges einen legitimen Anspruch auf dieses Gebiet zu erheben vermag.
- Schottland verzichtet in Gottes Namen auf Dublin und Caernarvon! Erhält Entschädigung und Garantien von England.
- ALLE französischen Attentäter und Spione, sowie alle Diplomaten, die sich an zwielichten Aktionen beteiligt haben, Philippe und sein Sohn Ludwig müssten alle hingerichtet werden. Dies verlangt das Recht. Sämtliche Institutionen, mit denen Frankreich seine Mörder verdinge, müssten ebenfalls ausgelöscht werden.
Was dem König Albert und dem Regnum Teutonicum nicht zu vermitteln sei, so Erzbischof Anselm, sei nach all diesem Verrat und Blutvergießen ein Status quo ante. Das Westfrankenreich hat sich dermaßen als hinterhältig erwiesen, dass das Reich, auch wenn für sie der Krieg momentan nicht all zu gut laufen mag, es bevorzugt, den Krieg lieber jetzt auszutragen, als jeden Moment zum dritten Male von den Kapetingern überfallen zu werden. Auch wenn die Kräfteverhältnisse eindeutig zugunsten der Nordallianz stünden, so sei es für das Reich besser, jetzt zu kämpfen und notfalls kämpfend unterzugehen, als einen Frieden einzugehen mit einer Partei, deren Wortbruch längst schon garantiert ist. Auch sei es unbedingt nötig, dass die Republik Venedig wieder auf die Beine käme.
König Albert habe keinerlei expansive Ziele, sondern fordere nur das, was ihm sowohl durch Abstammung, als auch durch Verdienst zustehe: Die Krone Italiens und Burgunds in ihrer Gänze. Eine Neuziehung derer Grenzen sei nicht akzeptabel, denn diese seien bekanntlich jahrhundertealt.
Gleichermaßen tue das Regnum Teutonicum keinerlei aggressive Ziele verfolgen. Auch König Heinrich habe lediglich die Pflicht und das Recht, das teutsche Königreich in seinen rechtmäßigen Grenzen wiederherzustellen, in denen es bis vor 18 Jahren auch bestand.