Hexenkönig hat geschrieben: Dabei hab ich mir gedacht, dass sich die Rhetorik von amerikanischen Politikern sehr von deutschsprachigen (egal ob Deutschland oder Österreich) Redenschwingern unterscheidet, die amerikanische reisst viel mehr mit und wirkt kräftiger und impulsiver, während die Rhetorik von deutschsprachigen Politikern im Allgemeinen langweilig, hölzern und einschlaffördernd wirkt. Egal über welche Themen sie reden, amerikanische Rhetoriker inspirieren und motivieren ihre Zuhörer, während mir das bei deutschsprachigen nicht aufgefallen ist, dort handelt es sich meist eher um die Aufzählung verschiedener Punkte und das wars dann.
Wie seht ihr das so? Habe ich Recht mit meiner Beobachtung? Und hat es einen Grund, dass sich nicht auch deutschsprachige Politiker um einen lebendigeren Redestil bemühen wollen (ich meine wenn man nur wollte, könnte man sich das ohne weiteres aneignen, ist ja theoretisch alles per Internet verfügbar zum lernen und abschauen...)?
Ich gebe dir da durchaus recht! Ich verfolge die US-Wahlen dieses Jahr bereits seit März 2015, als mit Ted Cruz der erste Kandidat aus seiner Deckung hervorkam. Ich muss sagen, ich habe da ganz ähnliche Beobachtungen gemacht. Mein spezielles Interesse für US-Politik rührt daher, dass die USA einfach zu meinen liebsten Ländern gehören und ich mich generell sehr für Politik interessiere. Zusätzlich finde ich das politische System in den USA viel transparenter und ''benutzerfreundlicher'' als hierzulande.
Ich habe mir seit August letzten Jahres, alle Fernsehdebatten angesehen und auch viele Veranstaltungen und Reden nebenbei (YouTube sei Dank!). Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass die US-Politiker - für ihre Anhänger zumindest - nahezu Popstar-Image erreichen. Die Reden und das drumherum gleichen da ja richtigen Events (zB die rallies) und sind wirklich ganz imposanter aufgebaut, als es im deutschsprachigen Raum der Fall ist.
Egal, ob man das gesagte inhaltlich auch wirklich teilt, aber es kommt dabei jedenfalls immer weit mehr Spannung auf. Ich habe mir mal eine Rede von Marco Rubio auf einem town hall meeting in Iowa angesehen. Der hat da minutenlang über seine Familiengeschichte philosophiert und ich muss sagen, das war durchaus interessant für mich. Normalerweise interessieren mich eher die politischen Fakten oder Statistiken, anstatt die Familiengeschichten, aber trotzdem war die Art wie er das vorgetragen hat richtig gut in meinen Augen. Dann kam halt auch oft die schon angesprochene typische Vision für Amerika. Auch das findet man hier eher selten.
Wieso sich deutschsprachige Politiker das nicht aneignen, kann ich nicht sagen. Gut wäre es in meinen Augen aufjedenfall, damit man auch das politische Desinteresse endlich ein wenig aufbricht. Politik ist interessant und wichtig und genau das müssten die (jungen) Leute auch erkennen.
Des Weiteren resultiert mein Eindruck darin, dass die Politiker in den USA und damit meine ich nicht nur den Präsidenten auch viel bekannter unter der Bevölkerung sind. Seine Senatoren oder den Repräsentanten kennen, glaube ich zumindest, doch viele Menschen. Da ist auch mehr klar, wer wofür zuständig ist weil man die Leute ja direkt wählt. Gerade in Österreich wählt man ja nur Listen und hat auf die Auswahl der Leute kaum Einfluss...
Mit dem Obersten Gerichtshof verhält es sich ja ganz ähnlich. Die Richter dort sind landesweit bekannt. Hier in Österreich kennt man die kaum - ich vermure für Deutschland gilt ähnliches.
So das waren meine groben Gedanken zu dem Thema.
Beste Grüße,
General Lee 2