Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Die AAR der anderen Art...

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Sarge
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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:06

Einige Stunden später wurde der Himmel immer noch von den unablässig herbei strömenden Frachtern erfüllt. Mittlerweile hatten sie zehntausende von Soldaten und Zivilisten ausgespuckt die überall in der Basis herum wuselten und damit beschäftigt waren die Gebäude wieder nutzbar zu machen.
„Sir, das hier sollten sie sich mal ansehen“, meldete sich Bolton in einem äußerst besorgten Tonfall über das Kom. „Wir sind unten bei den Kammern.“
Dan stapfte durch den Schnee über den Hof der Basis. Vor ihm schälten sich die großen Tore der Lagerkammern aus dem Fels. Die meisten wiesen schwere Schäden auf, waren aber immer noch intakt. Und sie waren geöffnet. Alle bis auf die letzten beiden. Das erste Tor war verbogen und aufgerissen, das zweite noch immer geschlossen.
„Sieht aus als hätten sie mit einer Schiffswaffe drauf gefeuert“, sagte er als er über die Überreste des gesprengten Tores hinweg stieg.
„Allerdings. Und dabei hatten sie wieder einmal mehr Glück als Verstand“, sagte Bolton der ihn gerufen hatte. Trotz der Kälte hatte er seinen Helm abgenommen, er war sichtlich verschwitzt und abgekämpft.
„Wieso?“
„Ich hab hier die Lagerbestände. Carrington war so freundlich sie zu besorgen. Wollen sie raten was hier drin war?“
Dan wurde noch kälter. „Wieder dieses komische Zeug.“
„Genau. Es lagerte genau hinter dem Tor. Und diese Schuppenköpfe blasen es einfach so in Tausend Stücke. Wenn eines davon nur aus Zufall einen der Zylinder getroffen hätte, dann wär hier alles in die Luft geflogen.“
„Das wäre böse geworden“, antwortete Dan nickend. „Haben sie noch andere Kammern geöffnet?“
„Augenscheinlich nicht“, sagte Bolton nachdenklich. „Aber schauen sie sich das hier an.“ Er wies auf einige Spuren im Schnee. „Sie passen genau zu den Ausmaßen der Tore. Ich denke das sie diese Kammer ordentlich geöffnet haben.“
„Was steht in den Lagerbeständen?“
„Betriebsmittel und Treibstoff. Aber das macht keinen Sinn. Es gibt bereits drei andere Kammern die voll davon sind. Immerhin ist das hier eine Ausbildungsbasis und keine Frontgarnison.“
„Richtig; es ist zumindest auffällig.“ Dan aktivierte sein Com. „Carrington?“
„Ja?“
„Wie weit bist du? Kannst du die letzte Kammern manuell öffnen?“
„Negativ Sir. Lewis hilft mir bereits aber es wird noch ein paar Minuten dauern und viel Energie kosten.“
„In Ordnung, beeilt euch.“
„Verstanden, wir sind dran.“
Er wandte sich wieder Bolton zu. „Habt ihr die anderen Kammern schon überprüft?“
„Wir sind gerade dabei die Listen abzugleichen“, antwortete Bolton zuversichtlich. „Ich hab nur ein paar kurze Blicke reingeworfen, aber ich glaube es sieht gut aus. Ich hab schwere Panzer gesehen, ein paar Jetbikes und Gleiter sowie jede Menge Waffen und Ausrüstung.“
Dan nickte zufrieden. Anscheinend hatte sich der hohe Preis gelohnt.
Hinter ihm rumpelte und klackte es plötzlich schwer. Die beiden fuhren herum. Das dicke Tor öffnete sich schwerfällig. Sofort quoll eine dicke, tiefschwarze Rauchwolke heraus und wurde vom Wind in lange dunkle Fäden zerrissen. Auf dem Boden vor dem Tor breitete sich eine zweite Staubwolke aus und legte sich über den weißen Schnee.
Dan und Bolton sahen sich an. „Ich hab ein ganz mieses Gefühl dabei, Sir“, raunte Bolton ihm in einem verbitterten Tonfall zu. Zusammen traten sie näher an die Kammer heran.
„Bei allen Sonnen“, entfuhr es Dan bitter.
Bolton schüttelte resigniert den Kopf. „Doch nicht schon wieder, oder?“
„Allerdings.“ Dan warf einen genaueren Blick in die Kammer. Die Wände waren tiefschwarz verkohlt und mit den Granatsplittern übersäht. Der Boden war mit einer unidentifizierbaren staubartigen Masse bedeckt. In der Mitte standen die Überreste von vier dünnen, meterlangen Zylindern. Er bekam die unheimliche Eingebung das das Zeug auf dem Boden wohl einmal lebendig gewesen war. Ihm lief es kalt den Rücken runter.
Bolton fischte ein Stück verkohltes Metall an einem Stofffetzen vom Boden. Er wischte mit dem Daumen den Dreck ab, dann erkannte er es. „Feuerleitung“, stellte er fest.
Dan fuhr neugierig herum. „Was sagst du?“
Bolton befingerte das Stück erneut. „Das ist ein Uniformteil mit dem Abzeichen eines Feuerleitoffiziers“, erklärte er. Unwillkürlich machte er ein paar Schritte rückwärts.
„Ich hatte mich bereits gewundert was sie mit der Garnison gemacht haben.“
„Diese kranken Schuppenköpfe“, fluchte Bolton wütend. Er zitterte am ganzen Körper. Eine Hand griff nach der Pistole an seiner Hüfte. „Dafür werden sie bezahlen. Ich reiß ihnen jede Schuppe einzeln aus.“
„Jetzt mal langsam“, beruhigte ihn Dan und griff nach Bolton´s Waffe. Dann sah er ihm ins Gesicht. „Natürlich werden sie das, und zwar für alles. Für das hier, für Thera und für Rothlen. Aber wir werden nichts überstürzen.“
Bolton beruhigte sich und nickte verstehend. „Hast ja Recht Cap. Bringt doch nichts.“
Das knacken des Coms brachte die beiden wieder zurück auf den Boden. „Lieutenant Miller?“, fragte eine unsichere Stimme.
„Was gibt es?“
„Sergeant Faulkner hier. Wir sind hier drüben bei den Wartungshallen Sir, und wir haben was gefunden was sie interessieren könnte.“
„Verstanden, wir sind unterwegs“, antwortete Dan knapp und bedeutete Bolton ihm zu folgen. Gemeinsam stapften sie über den Hof der Basis. Überall um sie herum herrschte Aufbruchstimmung. Das erste Mal seit Kriegbeginn formierten sich wieder Militäreinheiten. Das frisch zurückeroberte Gerät wurde ausgiebig inspiziert und begutachtet. Bemannt wurden die Fahrzeuge von den oftmals einzig Überlebenden ihrer alten Stammeinheiten. Schwere Panzer dröhnten, mobile Infantrie exerzierte mit schweren Kampfanzügen, Aufklärer flitzten auf flinken Jetbikes umher, schnelle Hornet Bodenangriffsjäger erhoben sich wieder in die Luft. In einem kleinen Ehrenhain an der Seite brannten einige Feuer. Sanitäter brannten die Namen der toten in die steinernen Wände.
„Ist lange her dass ich so was gesehen hab. Ich hoffe es bringt was“, sagte Dan leise. Dann standen die beiden vor der geöffneten Wartungshalle. Darin stand ein oranischer Transporter.
Der Sergeant winkte sie zu sich. „Schauen sie selber rein, sonst glauben sie´s eh nicht.“
Dan und Bolton sahen sich an und betraten den Laderaum des Transporters. Acht silberne, zylinderförmige Geschosse in stabilen Halterungen nahmen fast den kompletten Raum ein. Zwei von ihnen waren geöffnet.
„Torpedos“, erkannte Bolton und wich zurück.
„Keine Angst“, erklärte der Sergeant, „die Zünder fehlen.“
Dan trat näher heran. Im inneren erkannte er einen der wohlbekannten Zylinder wieder.
„Anscheinend wurden die hier zum Abtransport vorbereitet als sie ihnen heute Nacht dazwischengekommen sind.“
„Ich hab die schon mal gesehen“, erinnerte sich Bolton.
„Ich auch“, erklärte Dan. „Und zwar in den Aufzeichnungen die uns Admiral Douglas gegeben hat.“
Bolton verzog das Gesicht als die schlechten Erinnerungen wieder hoch kamen. „Von der Schlacht um Thera?“
„Richtig. Die Oranischen Bomber haben diese Torpedos benutzt.“ Er legte eine Hand auf das Geschoss. Eine unheimliche Kälte durchfuhr ihn. „Mit einer Waffe wie dieser hier wurde Thera verbrannt.“
Für einige Zeit lastete eine drückende Stille auf der Halle, dann ergriff der Sergeant wieder das Wort. „Da ist noch was Interessantes. Spüren sie es?“
„Das Schiff?“ versuchte Bolton zu raten.
„Richtig. Es ist noch in Bereitschaft, die Systeme laufen noch.
Dan stürzte ins Cockpit. Als er einen der Bildschirme berührte erwachten sie wieder zum leben. Ein Monitor interessierte ihn besonders. Er lud die Navkarte. „Das ist es“, rief er zufrieden.
Bolton sah ihn schräg an.
„Krenara“, sagte er entschlossen.
„Und das ist was?“
„Das ist der programmierte Zielort. Tief im Oranischen Raum, ziemlich abgelegen. Genau der richtige Ort um da eine Fabrik für so etwas zu bauen.“
„Warum bist du dir so sicher?“
„In der letzten Zeit gabs bereits mehrere Transporter die zu diesem System flogen. Das hier ist der vierte. Damit fliegen von allen Schiffen die wir gekapert haben viermal mehr ins Krenara System als in irgendein anderes.“
„Logik leicht gemacht. Klingt als wärs unser nächster Auftrag.“
„Zumindest wird ich es ihm vorschlagen. Los, ruf die anderen zusammen. Wir sind hier fertig. Denk dran dass wir noch die Transporter holen müssen.“ Er wandte sich wieder an den Sergeant. „Gute Arbeit. Aber holen sie auf jeden Fall noch jemanden vom Geheimdienst herbei, die können so was immer gebrauchen.“ Dann scheuchte er Bolton aus der Halle und stiefelte schnell hinterher. Draußen wartete der Rest bereits bei einem laufenden Raider.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:07

Teil IV: Higher than hope

System: Drenaban
Planet: Drenaban IV

20. 8. 493 nach Errichtung der theranischen Republik

Wäre das kleine Silberschiff ein lebendiges Wesen gewesen so wäre es wahrscheinlich glücklich und zufrieden. So aber registrierte es nur den erfolgreichen Abschluss seiner Reise. Das Signal das es hergeleitet hatte war so hier klar und deutlich das es fast die Skalen sprengte. Allerdings hatte das Schiff bereits festgestellt das sich sein Ursprung inmitten einer Basis der Biowesen befand. Irgendwo in diesem unkontrollierten Durcheinander musste sich sein Ziel befinden. Das Schiff reduzierte seine Triebwerksleistung bis das silbrigblaue Leuchten zu einem schwachen Glühen geworden war und schlich sich dann näher an die Basis heran. Zusätzlich bediente es sich eines weiteren Systems. Es bemerkte keine Veränderung an sich selbst, einzig eine kleine Diode zeigte an dass das optische Tarnsystem aktiviert war.
Geduldig und unerkannt stieß es in die Basis der Biowesen vor. Unterwegs analysierte es die gesamte Situation. Es zählte die vorhandenen Kampfschiffe, Jäger und Geschütze, berechnete die Ineffizienz der umherirrenden Konstruktionsschiffe und arbeitete sich durch das gesamte Signalspektrum der Basis. Auch wenn es dabei überrascht feststellte dass sich die meisten Einheiten in stillem Alarmzustand befanden berechnete es das es nicht mehr als fünf Standartminuten dauern würde um ihr Ziel zu erreichen.
Als es um einen weiteren Ausläufer der Basis herumflog schlugen plötzlich Unmengen von Informationen auf das Schiff ein. Direkt vor ihm, nur ein paar Klicks entfernt befand sich etwas Unglaubliches. Sofort richtete es sämtliche System darauf aus. Es war größer und Leistungsstärker als alles was as Kleine Schiff bislang gesehen hatte. Und es war eindeutig der Ursprungsort des Signals. Diese Erkenntnis überraschte das kleine Schiff wirklich. Erneut nahm es Messungen vor, doch die Ergebnisse waren identisch. Für ein paar Sekunden verfiel es in einen Prozess den Biowesen als Nachdenken bezeichnen würden, dann traf es seine Entscheidung. Immer noch getarnt fuhr es seine Antennen aus, packte sämtliche Informationen über diesen Ort zusammen und schickte die Nachricht auf die Reise. Dann suchte es vorsichtig nach der bestmöglichen Position und bezog sie. Anschließend begann es damit seine Systeme herunterzufahren. Jetzt brauchte es nur noch zu warten. Mit dem absenden der letzten Nachricht war seine Arbeit getan. Den Rest würden die anderen erledigen.

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Zufrieden lächelte Admiral Viljhe in die Dunkelheit seines Quartiers. Die Last der letzten Wochen löste sich von ihm. Endlich hatte sich für ihn die Möglichkeit eröffnet diesen nervigen und lächerlichen Widerstand der Theraner zu beseitigen. Und das Beste daran war das er sich nicht einmal bewegen musste. Er würde nicht mehr darauf angewiesen sein mit zu wenigen Schiffen ein zu großes Gebiet absuchen zu müssen.
„Sie wirken ausgesprochen fröhlich“, stellte Jinthsa fest der soeben sein Quartier betreten hatte.
„Lange habe ich versucht hinter die Winkelzüge der Theraner zu kommen, und dabei etwas anderes komplett übersehen“, antwortete Viljhe ruhig und nachdenklich. „Manchmal können sie so beleidigend sein.“
Jinthsa legte irritiert den Kopf schief.
„Die Theraner suchen die Entscheidung. Alles was sie in den letzten Monaten getan haben zielt genau auf einen Punkt ab. Ihre Strategie ähnelt der die sie bei der Verteidigung ihrer Heimatwelt angewandt haben.“
„Aber wie wir alle wissen war die nicht sehr erfolgreich.“
„Aber das Grundprinzip ist das gleiche. Sie suchen sich das größte, gefährlichste und wichtigste Ziel heraus und bekämpfen es mit aller Macht. Genau das tun sie jetzt auch.“
Jinthsa´s Gedanken rasten. „Das würde ja bedeuten...“
„Richtig. Sie zielen auf mich und den Kriegskreuzer. Sie haben uns zwar an vielen Orten gestochen, aber sie bereiten einen Hieb auf unseren Kopf vor.“
„Und was wollen sie dagegen unternehmen?“ fragte Jinthsa nach.
„Nichts“, antwortete der Admiral mit einem bösen Grinsen. „Außer dieses Wissen in eine tödliche Falle zu verwandeln. Sämtliche Schiffe die sich in den Werften befinden werden bereits gefechtklar gemacht. Sobald ich das Kommando über den Kreuzer übernehme, wird dass einen Theranischen Angriff geradezu erzwingen. Sie werden direkt in ihr Verderben stürmen ohne uns große Schwierigkeiten zu bereiten.“ Er griff nach einem Pad was auf seinem Schreibtisch lag. „Sie haben ihre Aufgabe hervorragend erfüllt, Captain. Jetzt müssen wir sehen ob sie Recht haben. Übernehmen sie das Kommando über die Hiryu und ihre Geleitschiffe. Sichern sie diese Rückzugsräume. Selbst wenn es den Theranern gelingt aus dieser Falle zu entkommen so sollen sie sich keinesfalls darüber freuen können. So oder so, sie werden verlieren.“
Jinthsa nahm das Pad entgegen und überflog es kurz. „Ein guter und ebenso simpler Plan.“
„Dann gehen sie nun.“
Er verbeugte sich kurz und wandte sich dann zur Tür.

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System: Acuan
Planet: Bonori

22. 8. 493 nach Errichtung der theranischen Republik

„Wir?“, fragte Douglas. „Warum wir?“
Cyn blickte verlegen zu Boden. „Das ist uninteressant.“
„Ich denke doch“, mischte sich Marcus ein. „Sie wollen unsere Hilfe, also sollten sie uns wenigstens sagen wofür.“
Sie schluckte hart als sie in die steinharten Mienen ihrer gegenüber sah. „Also gut“, sagte sie schwer nickend. „Meine Auftraggeber haben mich, und andere wie mich, ausgeschickt um die Galaxis nach Personen oder Gruppen abzusuchen.“
„Und wer sind ihre Auftraggeber?“ fragte Douglas nach.
„Unwichtig“, stieß sie hervor. Aber im selben Moment erkannte sie das sie so nicht weiterkommen würde. Die anderen musterten sie mit schweren Blicken. „Die Shadowguard“, presste sie hervor.
Douglas Augen weiteten sich kurz, dann wurde ihm einiges klar.
„Sagt mir nichts“, sagte Marcus Schulter zuckend.
„Mir dafür umso mehr“, sagte Douglas nachdenklich.
„Können sie ihn aufklären?“, warf Chris dazwischen.
„Es gibt viele Geschichten und noch mehr Gerüchte über sie. Das meiste ist weit hergeholt, aber ein Teil ist durchaus brauchbar. Zum Beispiel das sie zwar eine militärische Organisation sind, und das sie nicht offen auftreten. Wie ihr Name schon sagt agieren sie lieber im Verborgenen, und sie lassen sich nicht in irgendwelche Sachen hineinziehen. Und anscheinend haben sie keine eigenen Schiffe, jedenfalls hat man noch nie welche gefunden.“
„Sie haben ja keine Ahnung“, schnaubte Cyn.
„Dann erzählen sie es uns.“
„Sie wissen was vor Jahrhunderten mit unserer Galaxis passiert ist?“
„Das weiß jeder.“
„Aber kaum einer weiß wer dafür verantwortlich war. Die Shadowguard weiß es. Und seit damals kümmert sie sich darum das so etwas nie wieder geschieht. In der Vergangenheit hat sie immer wieder verheerende Kämpfe geführt um die Sicherheit der Galaxis zu erhalten, aber jetzt hat sich alles geändert. Mit dem Erwachen unseres alten Feindes sind selbst die besten Einheiten überfordert. Wir können es nicht allein schaffen, aber wenn wir es schaffen zuzuschlagen bevor unser Feind sich organisieren kann, desto geringer werden die Auswirkungen sein. Relativ natürlich.“
„Sehr schön gesprochen“, sagte Douglas ruhig. „Aber das sind ihre Motive. Und das bringt uns wieder zu Ausgangsfrage zurück. Warum wir?“
Cyn atmete tief durch. „Wie gesagt, wir wurden ausgeschickt um nach denen zu suchen denen wir die größten Erfolgsaussichten einräumten. Wir sollten sie als zusätzliche Streitkräfte für die Shadowguard gewinnen um unsere Lage zu bessern.“
„Und da kommen sie ausgerechnet auf uns?“ fragte Marcus scharf. „Sie vergessen da nur etwas. Wir kämpfen bereits einen Krieg. Wir kämpfen täglich ums Überleben.“
„Das weiß ich“, sagte sie überzeugt. „Und ich räume ihnen dabei die besten Chancen auf einen Sieg ein. Ihre Taktiken, Strategien und nicht zuletzt Motivation werden sie zum Sieg führen. Ich habe mir kurz nach der Schlacht um Thera die Orani angesehen. Damals erschienen sie mir viel versprechend. Aber ihre Operationen haben mir gezeigt dass sie nicht die richtigen sind. Sie dagegen hatte ich fast schon abgeschrieben, aber nachdem ich sie auf Repia gesehen hatte war mir klar das nur sie in Frage kamen.“
Marcus richtete sich auf. „Aber trotzdem können wir doch nicht einfach unseren Kampf beiseite legen und uns um was völlig anderes kümmern. Das ist wie ein Ritt auf zwei Kometen. Das geht zu schnell schief.“
„Ich verlange ja auch nicht dass sie ihren Kampf aufgeben. Vielmehr möchte ich dass sie, das wir, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“
Douglas runzelte die Stirn und sah sie aus schmalen Augen heraus an.
„Sie wissen es nicht?“ fragte sie halb entsetzt, halb enttäuscht. „Die Orani haben bauen einen Kriegskreuzer.“
„Das wissen wir“, antwortete Douglas ruhig.
„Und woher?“, fragte sie scharf.
„Aus dem Computerkern den wir von den Orani geborgen haben. Unsere Spezialisten arbeiten noch daran die Daten auszuwerten, aber ich konnte mir bereits einen Eindruck verschaffen. Es wird aber noch dauern bis sie alle Verbindungen geknackt haben, aber sobald wir ein genaues Bild haben werden wir angreifen. Die Orani schaffen so viel Material wie möglich in das Drenaban - System. Mehr als sie für gewöhnliche Schiffe brauchen würden. Das lässt nur den Schluss zu das sie etwas ganz großes bauen. Und das größte wozu die Orani im Stande sind ist nun mal ein Kriegskreuzer.“
„Analysieren sie die Daten komplett und gründlich“, mahnte Faith und zog eine Datacard aus ihrem Anzug. „Das hier wird ihnen dabei helfen.“
„Was ist da drauf?“, fragte Whiley skeptisch.
„Oranische Verschlüsselungscodes. Ich brauche sie nicht mehr und stelle sie ihnen zur Verfügung. Sozusagen noch ein Beweis meines gurten Willens.“
Douglas nahm die Karte und schob sie in den Schlitz. Die Daten erschienen auf seinem Monitor. Wenige Tastendrücke leiteten sie zu den Technikern weiter. „Danke, das wird unsere Arbeit vereinfachen.“
„Wissen sie auch wann der Kreuzer einsatzbereit sein wird?“
Douglas nickte. „Recht bald, wenn ich die Informationen richtig deute. Er wird jedoch niemals die Werft verlassen. Wir bereiten bereits den Angriff vor.“
„Er wird fehlschlagen“, stellte sie trocken klar.
Die anderen starrten sie sprachlos an.
„Mit ihren jetzigen Mitteln zumindest. Würden sie einen Angriff gegen einen normalen Kriegskreuzer planen hätten sie sehr gute Chancen damit durchzukommen. Aber dieses Schiff ist anders.“
„Inwiefern?“ fragte Douglas kühl.
„Es ist gefährlich. Es lebt. Natürlich nicht wirklich, aber vom Sinn her stimmt es.“
„Ein lebendes Schiff? Die Orani besitzen keine so fortschrittliche Biotechnologie.“
„Deswegen haben sie sich fremder Technik bedient“, erklärte Cyn. „Irgendwie ist es ihnen gelungen ein Luurianisches Schiff zu erbeuten.“
Auf den sprachlosen Gesichtern der anderen begann sich blankes Entsetzen abzuzeichnen.
„Luurianer“, echote Douglas mit tonloser Stimme.
„Ja. Sie haben es geschafft die beiden Technologien zu verbinden. Das Resultat ist ein grauenvolles etwas das in der Lage ist einen ganzen Quadranten zu entvölkern. Es muss zerstört werden bevor der Luurianische Suchtrupp es findet.“
„Für mich hört sich das wie ein Problem zwischen den Orani und den Luurianern an“, warf Marcus ein. „Sollen die das unter sich ausmachen. Warum sollen wir uns da einmischen? Kann uns doch nur Recht sein wenn die ein bisschen im Oranischen Hinterland Rumtreiben, damit nehmen sie nur den Druck von uns.“
„Ganz einfach“, fuhr sie fort. „Wenn die Luurianer herausfinden was die Orani mit ihrem Schiff gemacht haben werden sie die anderen informieren. Und dann werden die, die bislang noch schlafen aufwachen und wie ein Feuersturm über die Galaxis hinwegjagen wie es ihn noch nie gegeben hat. Wie damals werden sie nichts und niemand verschonen. Deswegen müssen wir uns darum kümmern. Die Orani sind dazu nicht in der Lage.“
„Sie wissen gut Bescheid über die Luurianer“, sagte Douglas anerkennend. „Haben sie sie studiert?“
Sie schluckte. „Die Archive der Organisation sind voll mit Berichten über sie. Es gab schon einige solcher Situationen, so dass wir uns mittlerweile ein Bild von ihnen machen können. Ein sehr gutes und genaues Bild sogar. Wir wissen wie sie reagieren. Wir wissen worauf es hinauslaufen wird wenn wir nichts unternehmen. Und wir wissen wie wir sie aufhalten können, aber alleine schaffen wir es nicht. Wir brauchen Hilfe. Ihre Hilfe.“
„Sie bitten da um nicht gerade wenig“, sagte Douglas ruhig. „Sie verstehen dass wir darauf nicht sofort antworten können.“
Sie nickte stumm.
„Ich werde nicht allein darüber entscheiden. Wir werden gemeinsam eine Lösung suchen. Entschuldigen sie uns. Ich habe ihnen ein Quartier bei den Piloten zugewiesen.“ Er hielt ihr die Datacard hin.
Faith nickte kurz und griff nach der Karte. „Aber lassen sie sich nicht zuviel Zeit“, sagte sie über ihre Schulter als sie den Raum verließ. „Davon haben wir am allerwenigsten.“
Danach schloss sich die Tür hinter ihr. Im Besprechungsraum warfen sich alle ratlose Blicke zu.

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System: Perna
Im Orbit über Perkiss

24. 8. 493 nach Errichtung der theranischen Republik

„Eine gute Idee“, stimmte Maynard nickend Dan´s Plan zu. „Damit können wir diesen lästigen Teil hoffentlich zu Ende bringen. Aber Krenara ist ziemlich weit in Oranischem Territorium. Sie nehmen nicht den Transporter.“
„Wieso nicht?“, fragte Dan.
„Sie haben niemanden der das Ding richtig fliegen kann. Außerdem ist mir die Gefahr zu groß das sie zufällig von einer unserer Patrouillen abgeschossen werden zu groß.“
„Dann nehmen wir unsere Transporter und schließen den oranischen Navcomputer an. Das geht auch.“
„Es gefällt mir nicht euch so weit rauszuschicken ohne Jagdschutz dabeizuhaben“, erklärte Norham sachlich. „Und im Moment kann ich kaum eine Maschine entbehren.“
„Und womit sollen wir dann fliegen?“
„Hab ich schon geklärt“, fuhr Maynard fort. „Ihr bekommt zwei Raider Truppentransporter von der Vierhundertvierzehnten Mobilen Infantrie. Damit solltet ihr genug Feuerkraft haben.“
„Wann sind sie startbereit?“, fragte Dan.
„Ihr solltet gerade noch genug Zeit haben um eure Sachen zu packen. Sie werden in ein paar Minuten hier sein.“
„Dann informiere ich die anderen.“
„Ja. Viel Glück da draußen.“
„Dan“, hielt ihn Norham auf al er bereits in der Tür stand.
„Ja?“
„Krenara könnte der Schlüssel zu allem sein. Bring diese Sache zu Ende. Sie hat schon zu viele Leute das Leben gekostet.“
Dan nickte ruhig. „Das werden wir.“ Dann verließ er das Büro und machte sich auf den Weg zurück zu ihren Quartieren.
„Hast du was erreicht Cap?“, fragte Lewis neugierig als er eintraf.
„Allerdings. Sammelt euer Zeug zusammen, unser Taxi ist schon unterwegs.“
„Wohin geht´s denn?“, wollte Hayman wissen.
„Dahin wohin die Orani ihre ganze Beute hinschaffen. Krenara.“
„Die Höhle des Löwen?“
„Eher wohl die Giftmischerei im Hinterhof.“
„Hört sich gut an. Wann geht´s los?“
„Genau jetzt. Bringen wir diese Sache zu Ende. Los jetzt.“

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System: Acuan
Planet: Bonori

„Also, was meint ihr?“, fragte Marcus irritiert.
„Wenn das stimmt“, sagte Chris mit schwerer Stimme, „dann sollten wir lieber zuschlagen bevor dieses Ding einsatzbereit ist. Allein die Vorstellung dass so was Seltsames existiert dreht mir den Magen um. Und ich meine nicht die Oranische Bosheit.“
„Sie hat uns nichts neues erzählt“, erklärte Whiley. „Wir wollten die Ergebnisse eurer letzten Mission zwar erst bei der nächsten Besprechung bekannt geben aber bis auf die Geschichte mit den Luurianern war nichts Neues dabei. Wir sollten eine Crow hinschicken um ein paar Daten zu sammeln. Danach sollte es einfacher sein eine Entscheidung zu treffen.“
Douglas straffte sich. Auf seinem Monitor flimmerte die Antwort der Techniker. „Meine Entscheidung steht immer noch“, erklärte er. „Selbst wenn sie; Nein, gerade wenn sie Recht können wir es uns immer noch nicht leisten die Gefahr zu ignorieren. Wir greifen an wie geplant. Einsatzbesprechung in zwei Stunden Wegtreten.“
Die vier standen auf, nickten kurz und verließen das Büro. Noch ehe sich die Tür geschlossen hatte war Douglas wieder in seine Daten vertieft.

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Zwei Stunden später war der Besprechungsraum der Crusader prall gefüllt. Sogar die Captains der restlichen Schiffe waren per Holoverbindung zugegen. Der einzig leere Platz im Raum war der des Jägerleitoffiziers, in dem normalerweise Whiley saß. Stattdessen bediente er eine Konsole daneben, Douglas hatte seinen Platz eingenommen.
„Zuerst einmal, euer letzter Auftrag war wieder mal hervorragende Arbeit“, sagte Douglas anerkennend. „Und es hat sich definitiv gelohnt, wie ich’s euch versprochen hatte. Die Jungs vom Geheimdienst haben sich gefreut wie kleine Kinder am Feiertag, und sie haben ihr neues Spielzeug auch gleich ausgiebig ausprobiert. Schon auf dem Rückflug haben die angefangen zu arbeiten. Die Verschlüsselung hat keine drei Stunden gehalten, danach ist für sie ein feuchter Traum in Erfüllung gegangen. In den letzten Stunden hat dieser verrückte Haufen eine Verbindung nach der anderen geknackt, und sie haben tatsächlich gefunden wonach wir gesucht haben.“ Er drückte ein paar Tasten und die holographische Sternenkarte im Raum verwandelte sich in die Darstellung eines Sektors. „Die meisten Oranischen Rohstofftransporte landen hier, im Drenaban System“, fuhr Douglas fort. „Die Daten die wir dazu haben sind nicht unbedingt die besten und aktuellsten, aber wir hätten es mit Sicherheit nicht sofort gefunden da es über keinen großen strategischen oder wirtschaftlichen Stellenwert verfügt und auch nur eine kleine Werftanlage besitzt. Das Schiff was sich dort im Bau befindet ist das größte zu dem die Orani in der Lage sind.“
Whiley drückte abermals eine Taste und die Karte machte einem schematischen Abbild eines gewaltigen Raumschiffes platz.
„Es ist gut doppelt so groß wie ein Schlachtschiff der Naginata Klasse, besser bewaffnet und gepanzert als diese und dennoch schneller. Es ist ein Monstrum.“ Douglas senkte seine Stimme. „Was jetzt folgt ist geheim und wird diesen Raum nicht verlassen. Anscheinend experimentieren die Orani damit fortschrittliche Biotechnologie in das Schiff einzubauen. Wenn das stimmt steigert das das Gefahrenpotenzial ins unermessliche. Das dürfen wir nicht zulassen.“ Er ließ seinen Blick durch die Menge der Piloten gleiten, einige Gesichter waren deutlich ernster geworden. Chris und Marcus raunten sich ein paar leise Worte zu. „Wir werden dieses Schiff angreifen“, erklärte er weiter, „denn es gibt auch gute Nachrichten. Der Kreuzer befindet sich noch im Dock, ist also noch nicht voll einsatzbereit. Ebenso ist er noch nicht vollständig bewaffnet, aufmunitioniert und bemannt. Und das bedeutet dass wir mit einem schnellen und entschiedenen Angriff gute Chancen haben dieses Ding zu besiegen. In unserer derzeitigen personellen und materiellen Lage können wir in einer offenen Raumschlacht nicht gegen dieses Schiff bestehen, also ist dieser Angriff im Moment unsere einzige Chance. Die Clanoberin hat ihre Freigabe für diesen Angriff erteilt und das werden wir voll ausnutzen. Captain.“ Er nickte Whiley zu der eine weitere Taste drückte. Das Drenaban System erschien in Großaufnahme. “Die Werft befindet sich im Orbit des fünften Planeten. Wir fallen in unmittelbarer Nähe aus dem Hyperraum, suchen den Kreuzer, bekämpfen ihn und ziehen uns wieder zurück bevor die Orani reagieren können. Keine großen Gefechte, lediglich ein schneller und gezielter Schlag.“ Douglas machte eine kurze Pause. „Wir haben noch eine gute Stunde. Diese Sache ist extrem gefährlich. Bereitet euch sorgfältig vor und bemannt eure Jäger. Viel Glück da draußen. Wegtreten.“

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:08

System: Perna
Im Orbit über Perkiss

Gebannt starrte Norham von seinem Fenster aus auf die Szene die sich unten im Hangar abspielte. Eskortiert von einer Gruppe Abfangjäger setzte der Mustang auf dem Deck auf. Professionell und schnell fuhr die Pilotin die Systeme herunter und öffnete dann die Cockpithaube. Kalte Nebelschwaden umspielten den Rumpf als sich die Atmosphären beider Schiffe vermischten. Elegant schwang sich die Pilotin aus seinem Sitz und sprang auf den Boden noch ehe die Techniker eine Leiter herbeischaffen konnten. Zwei Raumtruppler näherten sich ihr in ordentlichem Gleichschritt. Nach einem kurzen Wortwechsel drehten sie sich beide herum, nahmen die Pilotin in die Mitte und steuerten den Aufzug an. Dann verschwanden sie aus seinem Blickfeld. Norham wandte sich vom Fenster ab, strich noch einmal seine Uniform glatt und richtete seinen Blick dann auf die Tür. Jetzt würde es sehr interessant werden. Immerhin hatte er vorher eine weitere dieser Nachrichten erhalten die er nie hatte bekommen wollen. Dennoch war es eine besondere Situation, eine solche Gelegenheit hatte sich ihm bisher noch sie geboten.
Zischend öffnete sich die Tür. Die Pilotin trat ein während die beiden Soldaten vor der Tür Stellung bezogen.
„Guten Tag“, sagte er, vor allem um seine eigene Unruhe zu überwinden.
„Sparen sie sich die Floskeln“, antwortete ihm eine kalte, distanzierte Stimme als Sie etwa zwei Meter vor ihm stehen blieb. „Uns bleibt dafür nicht genug Zeit. Haben sie worum ich sie gebeten hatte?“
Die direkte Art überraschte Norham zugegebenermaßen, aber er schaltete schnell genug um es sich nicht anmerken zu lassen. „Ja natürlich. Ich habe hier alles Notwendige für sie zusammengestellt. Allerdings muss ich sagen das es nicht sehr gut aussieht.“
„Was meinen sie damit?“ schnauzte sie.
„Das bedeutet nichts anderes als wir nicht handlungsfähig sind“, mischte sich eine neue Stimme ein.
Der Pilot fuhr überrascht herum. „Admiral.“
„Es ist lange her“, sagte Maynard nachdenklich. „Ehrlich gesagt, ich hatte gehofft dass ich euch nie wieder sehen würde.“
„Die Lage ist leider anders. Auch wir haben es zuerst nicht geglaubt.“
„Und ihr braucht wieder Unterstützung?“ Es war mehr eine Feststellung als eine echte Frage.
„Wir brauchen jeden den wir kriegen können“, erklärte die Pilotin mit Endgültigkeit.
Maynard setzte sich und wies der Pilotin ebenfalls einen Stuhl zu. Sie blieb lieber stehen.
„Nun gut“, fuhr Maynard fort. „Allerdings hat der Captain Recht. Zurzeit sind wir nicht einsatzfähig. Die Whirlwind wird immer noch repariert, und viele unserer Begleitschiffe ebenfalls. Außerdem benötigen wir die wenigen intakten Schiffe dazu um uns die Orani vom Hals zu halten.“
„Das kann nicht ihr Ernst sein.“
„Allerdings.“
„Sie scherzen“, entfuhr es ihr eiskalt.
„Ich denke nicht dass wir uns in unserer Lage Scherze erlauben können“, erklärte Maynard trocken.
Die Pilotin stemmte die Hände in die Hüfte und starrte ihn an.
„Mir gefällt es ebenso wenig. Aber ein solcher Angriff muss gut durchdacht sein und mit den besten Verfügbaren Mitteln gefochten werden. Im Moment würde ich meine Schiffe nur verheizen.“ Er seufzte tief. „Auch wenn es bedeutet dass wir der Dunkelheit Zeit und Raum geben um sich auszubreiten, ich ziehe einen eine sorgsam geplante Attacke einem plumpen, reaktionären Gegenangriff vor. Es tut mir leid.“
Die Pilotin sagte nichts. Sie blickte zu Boden und scharrte mit dem Fuß. „Sie würden nicht alleine kämpfen“, sagte sie mit rauer Stimme.
„Was?“, entfuhr es Norham überrascht.
„Einige ihrer Kameraden waren entschlussfreudiger als sie. Im Moment dürften sie bereits auf dem Weg sein.“
„Walther!“ schimpfte Maynard lautstark.
„Sie meinen Admiral Douglas?“
Maynard zog eine wütende Miene. „Ich kann nicht glauben dass er sich auf so was eingelassen hat.“
„Tröstet es sie wenn ich ihnen sage das bereits über einen voll ausgearbeiteten Schlachtplan verfügt.“
„Was?“
„Anscheinend hat Douglas so oder so einen Angriff geplant.“
Maynard verdrehte die Augen. „Sie haben ihm doch alles erklärt oder?“
„Natürlich.“
„Und das hat ihn nicht dazu gebracht seine Lage zu überdenken?“
„Nein“, antwortete sie nachdenklich. „Er schien vielmehr noch bestärkt in seinen Absichten.“
Maynard verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Ich hätte nie gedacht dass er sich auf so etwas einlässt. Das ist nicht seine Art.“ Er sah die Pilotin an. „Was meinen Sie?“ fragte er nach.
Sie war durchaus überrascht. „Wie bitte“, fragte sie irritiert.
„Sie waren dabei. Was meinen sie, haben sie eine Chance?“
Die Pilotin senkte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, sagte sie leise. „Ich kann es nicht einschätzen. Auf jeden Fall haben sie eine gute Chance, sonst hätte ich sie nicht ausgesucht. Aber genaues kann ich nicht sagen.“ Sie schüttelte kurz den Kopf.
Maynard zog die Luft ein und dachte nach. Mit der Hand vor dem Mund betrachtete er grübelnd die Karte. So vergingen ein paar Minuten, ohne das jemand sprach.
„Also gut“, erklärte er schließlich. Norham und die Piloten sahen ihn gespannt an. „Ich tue das nur um uns vor einer größeren Gefahr zu schützen.“ Er blickte ihr direkt ins Gesicht. „Sie haben gewonnen.“
Die Pilotin entspannte sich deutlich, Norham wirkte entgeistert.
„Hauptziel ist aber“, fuhr Maynard fort, „Douglas und seine Flotte vor der Zerstörung zu bewahren. Ein solcher Verlust können wir uns nicht leisten. Alles andere ist zweitrangig. Das ist alles was ich ihnen anbieten kann.“
Die Frau nickte und kramte in ihren Taschen. Schließlich brachte sie eine Datacard zum Vorschein und reichte sie Norham. „Dann schlage ich vor das wir uns beeilen.“

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System: Tyrion
Planet: Tarennia

Liz Versteen saß am Kopfende der Ratstafel, schloss die Augen und wappnete sich gegen den Ausbruch der gleich kommen würde.
Es begann mit einem umfallenden Sessel. „Sie haben WAS getan?“, brüllte Rawlings aufgebracht. Er stand mit hochrotem Kopf hinter seinem Platz, seine Augen zu Schlitzen verengt.
„Ich bin nur ihrem Ratschlag gefolgt“, antwortete sie ruhig und gelassen.
„Was meinen sie?“
„Kommen sie vergessen sie etwa ihre eigene Arbeitsweise.“
Rawlings war kurzzeitig irritiert.
„Sie waren es doch der mich bat etwas langfristiger zu planen und umsichtiger zu handeln. In diesem Fall habe ich es gemacht.“
Rawlings schüttelte den Kopf und sah hilflos zur Decke. „Sie haben es schon wieder getan“, sagte er vorwurfsvoll. „Es ist nicht dass sie es tun, sondern wie sie es tun. Denn ich stimme ihnen sogar zu. Eine solche Gelegenheit darf man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Wir müssen die Orani treffen wo immer wir können.“ Er holte hörbar Luft. „Aber sie können uns das doch nicht ernsthaft erst hier am Tisch bekanntgeben. Die meisten hier sind nur mit leichtem Geleitschutz hier, eben weil sie darauf bauen das die vierte Flotte hier im Orbit für Sicherheit sorgt. Sie einfach neu einzuteilen und auf eine Angriffsmission zu schicken ohne jemandem darüber zu informieren ist einfach …“ Er rang nach Worten. „UNMÖGLICH!“ Er machte eine ausholende Geste. „ Sie lassen eine unsere wichtigsten Welten schutzlos zurück.“
„Wir verfügen hier noch über genügend Jagdmaschinen um uns zu schützen“, erklärte Liz ruhig. „Was den Angriff betrifft, so fehlte uns dafür einfach die Zeit um jeden einzelnen von ihnen direkt zu informieren.“
„Wie bitte? Sie hatten nicht die Zeit eine einfache Notiz über das Netzwerk zu schicken?“
„Waren sie es nicht der sich dafür ausgesprochen hat derartige Kommunikation auf das nötigste und minimalste zu beschränken?“
„Allerdings“, sagte Rawlings trocken. „Glauben sie aber nicht dass ein vielleicht Kriegsentscheidender Großangriff unter Aufbietung aller Kräfte genau so etwas Notwendiges und Minimales ist?“
„Offensichtlich nicht. Sind sie jetzt fertig?“, fragte sie kühl.
Rawlings fixierte sie mit einem funkelnden Blick.
„Ihre ganze Aufregerei hat ihnen nichts gebracht außer unseren Zeitplan durcheinander zu werfen. Sie können nichts mehr unternehmen. Die Schiffe sind bereits unterwegs. Unsere Hoffnungen ruhen auf ihnen und ihrem Erfolg.“
Rawlings war noch immer rot angelaufen, seine Stimme war aber wieder sachlich und kühl. „Sie beweisen mir wieder einmal dass sie mehr Macht in Händen halten als gut für uns alle ist. Für einige da draußen sind bereits so was wie ein Elementaravatar. Für mich nicht. Für mich sind sie eher eine Supernova. Ich würde jetzt am liebsten gehen und niemals wiederkehren, aber ich
weiß das dass für uns alle der Untergang wäre.“ Er hob den umgeworfenen Sessel auf und setzte sich wieder. „Ich werde bleiben und weitermachen wie bisher. Wir haben eine Republik zu retten.“

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Erste Theranische Trägerflotte
Auf Kurs zum Drenaban System

Eine weitere Stunde später bebte das Hangardeck unter der Last der Maschinen. Jeder verfügbare Jäger stand startbereit auf seiner Position. Techniker wieselten umher, erledigten letzte Wartungsarbeiten und entfernten die letzten Versorgungsschläuche.
Vor der großen Hangarluke zogen die blauweißen Streifen des Hyperraums vorbei. Nur wenige Meter von dem schützenden Kraftfeld entfernt standen die Jäger der Wolves. Ordentlich aufgereiht und eingeklinkt in die Startkatapulte warteten sie auf ihren Einsatz. Die letzten Cockpithauben senkten sich und verriegelten, der Cheftechniker salutierte.
Dann deaktivierte der Steuermann der Crusader die dröhnenden Hyperraumtriebwerke und ließ die Flotte wieder in den Realraum zurückfallen.
„Startfreigabe für alle Maschinen.“
„Verstanden.“ Chris nahm den Fuß von dem Pedal was die Antriebsdüsen verschlossen hielt. Mit einem Mal gab es für die dort drinnen gefangene Energie wieder einen Ausweg. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie den Jäger beschleunigt und ihn fauchend aus dem Hangardeck der Crusader ausgespuckt. Sogar durch die dicke Panzerung hatte er hören können wie sich das Fahrwerk mit einem hohlen Klirren aus dem Katapultschuh gelöst hatte.
„Alle Einheiten melden“, befahl Chris während er ihre Positionen abglich. Plötzlich fiel ihm etwas auf. Er fluchte „Wo ist Faith?“ fragte er ungläubig.
„War sie nicht bei dir?“ antwortete ihm Tessa.
„Nein. Ich dachte Douglas hätte sie bewachen lassen als sie den Besprechungsraum verlassen hat.“
„Offensichtlich nicht“, sagte Marcus trocken. „Aber ich hab ihren Jäger auch nicht mehr im Hangar gesehen.“
„Und wie ist sie dann von Bord gekommen?“ wollte Tessa wissen.
DasKom schnitt Chris die antwort ab. „Hier Whiley. Ist die Valyrie bei ihnen?“
„Nein, aber das ist uns auch schon aufgefallen.“
„Hat sie niemand gesehen?“
„Nein, auch ihr Jäger ist weg.“
„Verdammt. Wir waren alle so heiß drauf die Orani zu jagen das wir sie vollkommen aus den Augen gelassen haben.“
„Und wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Marcus.
„Na was wohl“, antwortete Chris. „Gefechtsformation beibehalten und vorbereiten auf Feindkontakt. Wir haben ja wohl kaum eine andere Wahl oder?“
„Fünf hier“, meldete sich Marcus. „Mann, da haben wir aber in was rein gestochen. Die Sensoren zeigen mehr als zwei Dutzend große feindliche Objekte in allen Richtungen, die Jäger will ich gar nicht zählen.“
„Hier Douglas“, meldete sich der Admiral. „Richten sie ihre Scanner auf die größte Energiequelle aus, damit sollten sie uns direkt zum Ziel führen.“
„Ich denke das wird nicht nötig sein, Sir“, antwortete ihm Tessa direkt.
„Erklären sie das?“
„Schaut mal auf zwei Uhr, Entfernung Neun Klicks.“
Douglas sah in die angegebene Richtung und keuchte. Selbst auf diese Entfernung konnte er das riesige Schiff erkennen das dort, umgeben von einem ganzen Schwarm kleiner Bauschiffe, im Halbdunkel lag. Ein Koloss von beinahe einem Kilometer Länge, gut vierhundert Metern Breite und zweihundert Metern Höhe. Der schlanke Bug heilte sich in zwei lange, dreieckige, zangenförmige Elemente in denen die Hauptkanonen untergebracht waren. Die Mittellinie der Bugzangen zog sich in einem langen Bogen hinauf zum Rückgrat am Heck des Schiffes und gab die Sicht auf Hangardecks und Antriebssegmente frei die nach hinten hinausragten. In der Mitte des Rückgrates befand sich der Brückenaufbau; direkt dahinter eine gepanzerte Kuppel. Von dort aus liefen Röhren zu den Kanonen und anderen Geschütztürmen an Deck. Selbst durch die dicke Panzerung in die das Schiff gehüllt war konnte man die hindurch pulsierende Energie erkennen. Es strahlte pure Verdorbenheit aus. Ein kalter Schauer lief Chris über seinen Rücken. Instinktiv traf er für sich die Entscheidung dass ein solches Ding überhaupt nicht existieren durfte.
„Also gut, fangen wir an. Wir schießen uns den Weg frei. Greifen sie nur die Ziele an die sich unmittelbar auf unserem Kurs befinden. Der Rest ist vorerst unwichtig. Konzentrieren sie sich auf den Kreuzer und die Schiffe in seiner Nähe.“

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:09

22. 8. 493 nach Errichtung der theranischen Republik

An der Konsole blinkte eine Lampe auf, Sekunden später öffnete sich die Verbindung. Am anderen Ende nahm der Kommandant der Werft Haltung an. „Admiral, die Theraner sind eingetroffen“, meldete er tonlos.
Viljhe bedachte ihn mit keinem Blick. Er starrte starr geradeaus durch die Sichtluke.
„Alle Einheiten sind bereit, Verteidigungsmaßnahmen sind eingeleitet“, fügte der Mann hinzu.
Viljhe´s Blick blieb immer noch starr. Nur wenig regte sich im Gesicht des Admirals, doch er war sichtlich angespannt.
„Wir können zuschlagen“, Fuhr der Mann fort, diesmal sichtlich unsicherer und nervös. „Sir?“, fragte er vorsichtig.
Viljhe sah ihn endlich an. „Ihre Meldung wurde zur Kenntnis genommen, Kommandant“, erklärte er kühl. „Ich möchte allerdings sicherstellen dass der Plan nicht durch diverse Inkompetenzen fehlschlägt. Warten sie auf meinen Befehl.“
Der Werftkommandant nickte knapp, dann endete die Verbindung.

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System: Elkoom

Erneut fand sich Jinthsa auf der Brücke der Hiryu wieder. Allerdings war diesmal einiges anders. Er sah den Hauptgrund dafür in dem neuen, jungen Captain der seit seiner Rückkehr das Schiff führte. Die Stimmung an Bord war wesentlich besser. Angesichts der langwierigen und trostlosen Wartezeit in der sich seine Flotte befand war das ein außerordentlich positiver Punkt.
Plötzlich geriet der Sensoroffizier in hektische Bewegung. Jinthsa schlenderte langsam zu ihm hinüber, der Captain folgte ihm.
„Sir, eine große Zahl an Schiffen durchquert soeben den Zielvektor“, meldete der Offizier.
„Können sie sie identifizieren?“, fragte der Captain.
„Sie sind zu weit entfernt um Einzelheiten zu erkennen, aber Kurs und Signaltyp deuten auf Theraner hin.“
Der Captain sah Jinthsa an. „Sie hatten Recht. Ihre Theorie war korrekt.“ Er wandte sich an den Steuermann. „Gehen sie auf Kurs, maximale Geschwindigkeit.“
„Immer mit der Ruhe“, warf Jinthsa ein.
„Aber wollen sie sie nicht verfolgen?“ fragte der Captain nach.
„Sicher doch. Aber wenn die Theraner merken dass wir ihnen auf den Fersen sind werden sie einfach wieder in den Hyperraum springen und verschwinden. Das wollen wir natürlich nicht“, sagte er grimmig. „Also warten wir so lange bis sie tief genug in unserer Falle stecken um nicht mehr entkommen zu können.“
Der Captain nickte gewinnend und bleckte die Zähne. „Steuermann, warten sie bis die Theraner unseren Sensorbereich verlassen haben. Anschließend verfolgen sie sie mit gleich bleibendem Abstand.“
Jinthsa nickte zufrieden als der Mann seine Arbeit aufnahm. Die Theraner hatten ihren Zug gemacht; jetzt war er dran.

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System: Drenaban

An Bord der Crusader begannen Alarmsirenen zu dröhnen.
„Jägerstarts“, meldete der Sensoroffizier. „Mindestens zwei Schwadronen Abfangjäger schwärmen aus.“
„So schnell?“, entfuhr es Douglas der sich auf das Hologramm vor seinem Sessel konzentrierte. „Sie sind verdammt schnell. Unsere Starcats sollen sich darum kümmern“, befahl er Whiley. Der gab die Anweisung sofort über das Com weiter. Zufrieden beobachtete Douglas wie Schiffe ihre Positionen änderten. „Gibt es schon was von den Schiffen oder der Station?“, fragte er.
„Keine Reaktion von den Dickschiffen“, antwortete der Soldat. „Allerdings eröffnen die Stationsgeschütze das Feuer.“
„Das soll uns nicht kümmern. Wir sind zu weit entfernt um effektive Treffer zu erzielen. Feuerkontrolle, wie ist ihr Status?“
„Ziel ist aufgeschaltet, alle Kanonen und Werfer bereit. Aber wir sind noch zu weit entfernt, optimale Entfernung frühestens in einer Minute.“
Douglas richtete seinen Blick wieder auf das Hologramm, er war angespannt. „Danke.“
„Bin ich der einzige der ein komisches Gefühl dabei hat“, fragte Whiley vorsichtig. „Nicht das ich mich beschweren möchte, aber die Orani sollten viel mehr Widerstand leisten.“
„Ich bin allerdings beunruhigt“, antwortete der Admiral trocken. „Sie könnten Recht haben, hier stimmt irgendwas nicht.“

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Zwei Klicks vor der Crusader jagten die Galaxys auf den Kriegskreuzer zu. Dunkel und bedrohlich füllte es ihr Sichtfeld.
„Aufpassen“, rief Marcus erstaunt. „Javelins auf zwo-sieben-zwo zu null-drei-vier. Sie sind Torrig durchgeschlüpft.“
„Ich seh sie. Kommen auf uns zu“, erklärte Chris. „Gruppe fünf, kümmert euch darum.“
„Hier Siebzehn. Verstanden wir sind gleich wieder da“, dröhnte die Stimme aus seinem Funk.
„Neun, hast du schon was Neues über dieses Ding?“, fragte er Tessa.
„Nicht viel“, antwortete sie hastig. „Ich hab ein paar Stellen gefunden die sich für einen Angriff eignen. Energieknoten, Verbindungsstücke und Luken.“
„Energieleitungen sind gewöhnlich abgeschirmt“, warf Menesco ein.
„Luken liegen kaum an wichtigen Stellen, da entstehen kaum große Schäden“, erklärte Marcus.
„Und für strukturelle Schwachstellen brauchen wir bei einem so großen Schiff mehr Feuerkraft“, beendete Chris den Satz. „Allerdings haben wir genug Torpedos um die Abschirmung einer Energieleitung zu brechen. Wo ist die größte?“
„Mittelsektion auf der oberen Hülle?“, erklärte Tessa.
„Also genau da wo auch die Hauptwaffen montiert sind. Das wird ja immer schöner“, murrte Marcus.
„Es ist unsere beste Chance, nutzen wir sie.“ Er tippte das neue Ziel in seinen Zielcomputer ein und richtete seinen Jäger neu aus. Ein weiterer Tastendruck aktivierte den Torpedowerfer. Die Zielmarkierung in seinem Display begann zu blinken. Der Entfernungsmesser fiel unter vier Klicks. „Auf Kurs bleiben, Doppelschuss bei zwo Klicks, dann sind die Torpedos schneller im Ziel als sie die Schilde aufbauen können“, wies er die anderen an. Plötzlich begann seine KI zu lärmen.
„Wir werden anvisiert“, rief Tessa alarmiert.
„Jetzt geht´s rund. Geschütze, Jäger, Dickschiffe. Die schießen mit allem was sie haben. Ich wusste das es zu einfach war“, sagte Marcus trocken.
Das All um sie herum wurde lebendig. Rote Strahlen zuckten umher und webten ein tödliches Netz. Auch die Abwehrgeschütze des Kriegskreuzers eröffneten das Feuer.
„Ausweichen“, befahl Chris und zog seinen Galaxy herum. „Aber bleibt auf Kurs, wir nutzen unsere Chance.“ Die KI lärmte erneut. Aus dem Hangar des Schiffes starteten Jäger, und auch die anderen Kampfschiffe begannen sich zu bewegen. Auf seiner Karte verblassten die Symbole die seine fünfte Gruppe darstellten.

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„Feuer befehlsgemäß eröffnet“, meldete der Werftkommandant.
Viljhe beachtete ihn erneut nicht sofort. Er konzentrierte sich darauf die angreifenden Theraner zu analysieren. Erste Schläge dröhnten durch das Schiff als die ersten Geschosse auf die Schilde des Kreuzers einschlugen. Viljhe fixierte ein Schiff an der Flanke des Trägerschiffes das sich im Zentrum des Angriffsverbandes befand. Er sah hinüber zu einer zusätzlichen Kontrollstation die die Techniker im hinteren Bereich der Brücke eingebaut hatten. „Alle Systeme bereit?“, fragte er den Bediener mehr obligatorisch als wirklich nötig, die Daten sämtlicher Konsolen wurden auf sein Sesseldisplay übertragen.
Der Mann nickte knapp.
„Zusatzsysteme freigegeben“, erklärte er.
An der Konsole wurden einige Tasten gedrückt. „Energieausstoß um fünfzig Prozent erhöht“, berichtete der Bediener. „Sensoreffizienz um vierunddreißig Prozent gestiegen, Waffenleistung ebenfalls um einunddreißig Prozent. Die Geschwindigkeit des Bordcomputers ist sogar um fünfundvierzig Prozent gestiegen.“
Viljhe fixierte wieder die angreifenden Theraner. „Zielen sie auf diese Fregatte an Steuerbord“, befahl er. Das Schiff begann sich zu bewegen. Schneller, sanfter und eleganter als jedes andere Schiff das er kannte. Es war kein stures Metall was sich in Bewegung setzte, das spürte er. Viel mehr war es wie ein hungriges Raubtier, wie ein wilder Gula auf seiner Heimatwelt. Eine Meldung leuchtete kurz auf, dann dröhnte das Schiff unter dem Feuern der Hauptgeschütze. Silbrige Strahlen jagten hinaus ins All, tasteten nach dem theranischen Schiff und zerteilten es sauber in zwei Hälften. Die übrigen Theraner mussten wilde Manöver fliegen um nicht von den beiden Rumpfteilen getroffen zu werden. Fasziniert von dieser gewaltigen Feuerkraft brauchte Viljhe einige Zeit bis er den Geruch verschmorter Kabel bemerkte. Feine Rauchfäden durchzogen die Brücke, ihr Ausgangspunkt war die Kontrollkonsole. Er sah den Bediener an der ebenso überrascht war wie er selbst.
„Anscheinend ist das Energieniveau zu hoch“, verteidigte sich der Mann gegen den kalten Blick des Admirals.
„Können sie es reparieren?“, fragte er tonlos.
„Es sind nur Kabel, das sollte nicht lange dauern.“
„Dann tun sie es. Und Anschließend feuern sie erneut.“

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„Sie haben die Legacy erwischt“, rief Whiley erschrocken als sich die Fregatte neben ihm in einen Feuerball verwandelte.
„Das ist eine schöne Falle in die du da reingetappt bist alter Mann“, schimpfte Douglas mit sich selbst als er die Lage erkannte.
„Die Orani nehmen Fahrt auf, sie werden in ein paar Minuten in Reichweite sein. Wir laufen Gefahr das sie uns einkesseln.“
„Sie reagieren wesentlich schneller als wir gedacht haben. Da hab ich uns in was Schönes reingeritten.“
„Sollen wir abbrechen?“
„Niemals“, sagte Douglas entschieden und richtete seinen Blick auf den Kriegskreuzer der vor ihnen immer größer wurde. „Wir machen dieses Ding fertig.“ Auf dem Hologramm vor ihnen begann das Bild des Kreuzers plötzlich zu blinken. Die Flotte war in Reichweite. „Feuer frei“, befahl er. “Wir ziehen das durch.“

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„Haben wir ihn erwischt?“, fragte Marcus als die Jäger über die Hülle des Kreuzers schossen. Hinter ihnen rauchte die Einschlagstelle der Torpedos.
„Ich weiß nicht recht“, antwortete Tessa hektisch als sie dem Abwehrfeuer auswich. „Wir haben auf jeden Fall seine Panzerung verbeult, wie tief allerdings kann ich nicht sagen.“
„Machen wir das noch mal?“
„Dafür ist keine Zeit“, mischte sich Chris ein. „Wir spielen hier noch ein Weilchen die Zielscheibe bis die Bomber ihren Angriff geflogen haben, danach kümmern wir uns um die Jäger.“ Dabei lenkte er seine Maschine so dicht unter dem Bauch des oranischen Riesenschiffes entlang das er sehen konnte wie dessen Schilde unter dem vereinten Feuer der Theraner aufleuchteten.
„Dann wird´s ja richtig voll hier“, merkte Marcus sarkastisch an. „Ich hab jetzt schon elf Schwadronen auf dem Schirm, und sie haben sicherlich noch Reserven.“
Über ihnen schlug eine Salve Torpedos mit gewaltiger Wucht gegen die Schilde. Das leuchten wurde erst sporadisch weniger, dann verschwand es völlig. Nur einen Moment später jagten die oranischen Geschütze ein gewaltiges Sperrfeuer in Richtung des Abschussortes.
„Ein guter Schuss, der Bugschild ist hin“, lobte Chris.
„Viel gebracht hat es uns trotzdem nicht“, antwortete ihm eine neue Stimme.
„Grün eins? Bomberführer, sind sie das?“, riet er.
„Allerdings, und ich mach´s kurz. Wir müssen Treffer landen solange der Schild unten ist. Aber wir können wegen des Abwehrfeuers nicht näher ran, ich hab grade schon eine komplette Gruppe verloren.“
„Wir kümmern uns um die Geschütze.“
„Das dauert zu lange. Ihr seid schön nah dran um ein paar Ziele zu markieren. Wir bleiben hier draußen.“
An der Funkkonsole des Galaxy leuchtete eine Lampe auf. Mit einem Tastendruck rief er die Informationen ab. Eine Risszeichnung des Kreuzers erschien auf seinem Monitor, leuchtende Markierungen stellten die Zielpunkte dar.
„Also gut“, sagte er tonlos. „Fertigmachen zum zweiten Anlauf, jede Gruppe nimmt sich ein Ziel vor. Aber bleibt schön dicht an der Hülle. Wir treffen uns hinter dem Kreuzer. Los.“ Er zog den Jäger an der Flanke des Kriegskreuzers hoch und beschleunigte. „Wir nehmen uns noch mal die Energieleitung vor. Tessa, du markierst, ich zieh ihr Feuer auf mich.“
Hälst du das für ne gute Idee?“, fragte sie skeptisch.
„Es ist nicht elegant, aber das einzige was wir in dieser kurzen Zeit machen können.“ Dann verschwand der Kreuzer unter ihm. Mit Vollschub schoss er die Höhe, gefolgt von seinem Flügelmann. Sofort drehten sich Abwehrtürme in ihre Richtung und deckten sie mit rotem Feuer ein. Ständig drückte und zog er am Steuerknüppel um den Kanonieren ein möglichst schwieriges Ziel zu bieten. In einem langen Bogen rasten sie zum Heck des Schiffes. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten hörte er wie die Kanonen ihre Tonlage veränderten. Ein schneller Blick über die Tragfläche verriet ihm den Herkunftsort. Neben ihm explodierte sein Flügelmann ohne einen einzigen Ton zu sagen.
Dann hatte er den Kreuzer hinter sich gelassen und zog eine lange Schleife. Während er auf die restlichen Jäger wartete beobachtete er gespannt die farbenprächtigen Einschläge der Torpedos.
„Besten Dank, das war gut“, bedankte sich der Bomberführer bei ihm.
„Hat das auch was gebracht?“
„Das sollte es besser. Das war ein dreifacher Feuerschlag, wir haben unsere gesamten Torpedos verbraucht. Wenn da noch was lebt weiß ich keine andere Möglichkeit mehr. Wir kehren zum Träger zurück.“
Tessa kam in einer langen Spirale herangeschossen. „Wir haben ihn voll erwischt, zumindest hat´s ne ordentliche Explosion gegeben“, rief sie triumphierend.
„Trotzdem ist dieses Ding noch einsatzfähig“, sagte Chris nüchtern. „Wir sind noch lange nicht fertig.“

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System: Krenara
Oranische Forschungsstation

„So, da wären wir“, sagte der Pilot des Raiders als sie in Sichtweite der Station aus dem Hyperraum fielen.
„Und wir sind nicht allein“, kam die Stimme seines Flügelmannes knackend über Funk.
„Er hat Recht“, merkte Dan an der auf dem Copilotensitz saß. „Da vorne sind zwei schwere Geschützplattformen.“
„Na toll. Das hat uns gerade noch gefehlt“, warf Bolton ein. „Funktioniert unsere Verkleidung?“
„Das sollte sie besser.“ Dan verzog das Gesicht. „Was ist das? Muli zwo, überprüfen sie diese Plattformen.“
„Ich sehe es auch“, antwortete der andere Pilot gespannt. „Und ich checke auch vorsichtshalber mal die Station. Interessant, dasselbe Ergebnis.“
„Allerdings; und das ist seltsam.“
„Was ist denn?“, fragte Bolton neugierig.
Dan erklärte es ihm „Es gibt keine Reaktionen auf unsere Ankunft. Station und Plattformen laufen auf Minimalleistung. Es gibt nicht mal Funkverkehr zwischen ihnen.“
„Wie gehen wir vor?“, fragte sein Pilot.
„Wir landen“, sagte Dan deutlich. „Aber sobald wir drin sind will ich dass ihr euch startbereit haltet. Ich hab keine Ahnung was uns hier erwartet. Ich hoffe nur es nicht allzu schlimm ist.“
Während sich die beiden Raider der Hangaröffnung näherten machte sich Dan auf in den Laderaum. Der Rest hatte sich bereits vorbereitet. Vollständig aufgerödelt saßen sie auf ihren Sitzbänken, die Waffen auf die sich öffnenden Ladeluken gerichtet.
Dan griff ebenfalls nach seiner Waffe, prüfte ihren Ladezustand und trat dann an die Luke. Mit einem hohlen, metallischen Klang setzten die beiden Schiffe auf. Im selben Moment schwangen die Luken auf. „Los geht’s“, rief Dan und sprang als erster auf das Hangardeck.
Im Hangar war es dunkel. Nur wenige Notlichter erhellten den leeren Raum. Dampfschwaden stiegen aus einigen Rohren empor.
„Sauber“, rief jemand von der anderen Seite.
„Ebenfalls sauber“, erklärte Bolton nachdem er seinen Blick durch die leere Halle schweifen ließ.
„Es ist ziemlich warm hier drin“, bemerkte Stoner. „Nicht nur für einen Hangar. Sondern auch für einen Orani.“
„Und wo geht’s jetzt hin?“, fragte Lewis.
Klickend aktivierte Dan seine Helmlampe und suchte die Wände ab. An einer großen Tür blieb er stehen. „Hier lang“, erklärte er kurzerhand und drückte den Öffnungsschalter.
„Scheint der einzige Weg zu sein“, bemerkte Bolton trocken. „Bei so was hab ich immer ein blödes Gefühl.“
Im Schein ihrer Lampen drangen sie tiefer in die verwinkelten achteckigen Gänge vor. Carrington, die direkt hinter Dan lief, war so tief in ihr Datapad vertieft das sie es erst bemerkte als es schon fast zu spät war. „Halt“, rief sie erschrocken.
Der Rest stand sofort still. Hayman´s schweres Disruptorgewehr schlug scheppernd gegen einen Stützträger als er Deckung suchte.
„Lichtschranken“, erklärte sie weiter. „Direkt vor uns.“
Dan wechselte zwischen sämtlichen Sichtmodi seines Helmes. „Ich sehe nichts“, sagte er Schulter zuckend.
„Zwei Meter vor dir. Linke Gangseite, auf Kniehöhe. Hinter dem vergitterten Paneel“, beschrieb sie ihm den Ort.“
Dan´s Lampe leuchtete die Wand aus. „Tatsächlich, da ist was“, sagte Dan erstaunt. Dann fuhr er mit trockener Stimme fort. „Scheinen Splitterminen zu sein.“
„Na toll“, stöhnte Lewis.
„Kannst du sie entschärfen?“, fragte ihn Dan.
„Dazu bin da oder?“ Vorsichtig griff Lewis unter das Paneel und befingerte den dosenförmigen Sprengsatz. Dann legte einen Schalter um.
„Eine entschärft“, erklärte Carrington. „Da sind noch zwei andere.“
Lewis atmete hörbar aus, legte den Kopf schief und schob sich weiter unter die Abdeckung. Eine Minute später waren die Sperren verschwunden.
„Woher wusstest du davon?“, fragte Dan neugierig nach. „Keiner von uns kann diese Dinger sehen.“
„Ich auch nicht“, entgegnete sie, „aber statische Energie stört mein Pad. Und in einem Gang wie diesem sind Lichtschranken die einzig sinnvolle Art von statischer Energie. Und ich weiß noch was.“
„Was?“, fragten Dan und Bolton gleichzeitig.
„Auf der ganzen Station arbeiten nur noch ein paar Computer und die Lebenserhaltung, die aber dafür mit doppelter Kraft.“
„Und was bedeutet das?“, fragte Hayman aus seiner Deckung.
Bolton antwortete als erster. „Zusammen mit diesen Minen würde ich sagen dass man uns bereits erwartet.“
„Allerdings“, brummte Dan trocken. „Beeilen wir uns besser. Gehen wir zur Kommandozentrale.“ Er hob seine Waffe und machte sich vorsichtig auf den Weg weiter den Gang entlang.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:10

System: Drenaban

23. 8. 493 nach Errichtung der theranischen Republik

„Bereit für den nächsten Schuss“, meldete der Bediener über den Lärm der einschlagenden Energieblitze hinweg.
„Zielen sie auf das Führungsschiff“, befahl Viljhe.
Erneut bewegte sich das Schiff bis sich der anrückende schwere Kreuzer direkt vor seinen Geschützrohren befand. Der Steuermann versuchte noch ein verzweifeltes Ausweichmanöver, dann rissen ihm Geschütze das Heck und den rechten Flügel ab. Brennend und Funken sprühend trudelte das Schiff ab und schied aus dem Kampf aus.
Viljhe lächelte zufrieden, doch es erstarb als ein Energieblitz die Brücke durchzuckte. Wieder bedachte er den Bediener mit einem bösen Blick. Der Mann riss abwehrend seine Hände hoch und schüttelte den Kopf. Erst als er wieder still hielt sah ihm Viljhe die Verletzungen an. Seine schuppigen Hände und die Brust waren komplett mit Brandblasen übersäht, seine Uniform und die Haare waren verkohlt. Dennoch hielt sich der Mann auf den Beinen, wenn auch nur zitternd.
„Treffer in der oberen Hauptenergieleitung“, meldete einer der Brückenoffiziere. „Die Panzerung hält, aber der Explosionsdruck hat die Leitungen beschädigt.“
„Das ist ein Problem“, stieß der Bediener plötzlich hervor. „Die Energie ist zu schwankend, zu impulsiv. Wir haben so schon einen Überdruck im System, wenn er zu weit steigt wird es uns zerreißen.“
Viljhe sah wieder auf sein Display. Etliche Warnmeldungen leuchteten für die Zusatzsysteme auf. „Umschalten auf Standartbewaffnung, volle Breitseiten“, befahl er trocken. „Die Flotte soll sich jeden Theraner einzeln vornehmen. Und bringen sie diese Systeme in Ordnung.“

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System: Krenara
Oranische Forschungsstation.

Auf dem Weg durch die dunklen Katakomben trafen sie noch zwei weitere Male auf Sprengfallen. Sie hielten sie zwar nicht sonderlich auf, doch sie kosteten Zeit. Schließlich endete der Korridor an einer großen Kreuzung. Geradeaus gab es eines ein schweres doppeltes Schott, die Gänge links und rechts führten hinunter in den Bauch der Station.
„Und wo jetzt lang“, fragte Hayman trocken.
„Erst mal sehen wir uns hier um“, sagte Dan und trat vorsichtig an das Schott heran. Doch nichts geschah. „Ich spreche kein oranisch, aber mit den ganzen Symbolen und diesen Warnhinweisen auf der Tür muss es irgendwas wichtiges sein.“
„Wie kriegen wir´s auf?“, fragte Stoner.
Plötzlich begann sich das Schott knarzend zu bewegen. Erschrocken und reflexartig rissen die Theraner ihre Waffen hoch, Hayman ließ sich lang auf das Deck fallen.
Bolton deutete auf ein Paneel an der Wand. „Ausnahmsweise mal auf die zivilisierte Art. Mit nem Schalter.“
Hayman funkelte ihn böse an. „Das trägt nicht dazu bei meine Lebenserwartung zu steigern.“
Vorsichtig betraten sie den Raum, ließen ihre Scheinwerfer über Konsolen und Arbeitsstationen schweifen.
„Jede Menge Monitore, scheint die Kommandozentrale zu sein“, stellte Bolton fest.
„Und auch wieder unbewacht“, raunte Stoner ihm zu. „Hat noch wer ein ungutes Gefühl dabei?“
„Also gut“, kam Dan einer Antwort zuvor, „Carrington, sieh mal was du machen kannst. Ein Lageplan wäre gut und ein bisschen Licht würde auch nicht Schaden.“
„Ich werd sehen was ich tun kann“, antwortete sie skeptisch. „Aber ich kann auch kein oranisch, und ich hab noch keinen Plan wie ich nen Zugang kriegen soll.“
„Du machst das schon“, sagte Dan vertrauensvoll, dann wandte er sich Hayman zu. „Und du bleibst hier und spielst den Babysitter. Schon dein schwaches Herz.“
Hayman grinste schief und rappelte sich auf.
„Der Rest kommt mit, wir gehen uns mal Umsehen.“
Vorsichtig schoben sie sich weiter die dunklen Gänge hinunter. Von der Kreuzung aus führte eine große Rampe hinunter ins innere. Auf dem Unterdeck bot sich ihnen ein völlig anderes Bild. An der linken Seite zogen sich in regelmäßigen Abständen schwere Frachttüren entlang. An der rechten Seite befanden sich mehrere gesicherte Türen, ebenfalls umgeben von mehreren Warnhinweisen.
„Die sind verstärkt“, stellte Bolton fest als er gegen die Tür klopfte. „Das Fenster genauso, die Wand sowieso.“
„Sprengtore“, erklärte Lewis. “Ich kenn so was von Munitionsfabriken.“
„Um einen Explosionsdruck abzuleiten, richtig?“, fragte Dan.
„Genau.“
„Recht sinnvoll in Bombenfabriken.“
Ein dumpfes pfeifen erfüllte den Korridor und wandelte sich in ein energetisches Knistern als plötzlich nach und nach die Leuchtpaneele wieder angingen.
„Hayman hier, Carrington sagt das dass Licht wieder geht.“
„Danke“, gab Lewis trocken zurück. „Hast mir nen ganz schönen Schrecken eingejagt.“
„Is ja gut. Und sie hat nen Lageplan für euch.“
„Der bringt uns aber nicht viel wenn wir nicht durch die Türen kommen“, warf Bolton ein.
„Sie arbeitet dran“, sagte Hayman nach einer kleinen Pause.
„Klasse, und wir machen so lange Pause.“
„Ich denke nicht“, entschied Dan. „Durchsuchen wir diese Frachträume. Lewis, mach sie auf.“
Lewis trat näher an das Tor heran, begutachtete die Verriegelung und besah die Laufschienen. Seine Finger tasteten über das Metall. Schließlich fand er eine kleine Vertiefung und drückte dagegen. In der Tür begann es zu klacken, dann begann sie sich langsam in Bewegung zu setzen.
„Ich denke das war nicht unbedingt die Art die dem Captain vorschwebte“, sagte Bolton trocken als er seine Pistole hochriss und auf die Tür richtete.
„Klar, ne unkontrollierte Explosion mitten in einer Bombenfabrik“, gab Lewis zurück. „Wir sind zwar alle todgeweiht, aber man muss es ja nicht provozieren.“
Ächzend schob sich das Tor weiter auf. Als es schließlich zur Ruhe kam traten die vier in den Lagerraum hinein.
„Ist es das was ich denke?“, fragte Stoner. Seine Stimme war kalt und tonlos.
„Ich fürchte ja“, sagte Dan genau so erstaunt und ging zu den Frachtcontainern hinüber. Er hockte sich ab und wischte mit der Hand Staub und Dreck beiseite. „Mastoryyl.“ Er untersuchte eine andere Kiste. „Depot elf-achtunddreißig; Hartria. Alles was sie geklaut haben ist hier drin, und ich wette die anderen Lager sehen genauso aus.“
„Finden wir es heraus.“
„Natürlich. Gehen wir.“
Gemeinsam gingen sie zum nächsten Tor.
„Nichts als Sigron-D. Von oben bis unten. Hätten wir das Tor gesprengt hätts ein schönes Feuerwerk gegeben“, erklärte Lewis als sie den Raum begutachteten.
„Auf zum nächsten“, sagte Dan trocken.
Auch das dritte Tor öffnete sich problemlos.
Als er den ersten Blick hineinwerfen konnte fiel Bolton die Kinnlade gegen den Helm. „Cap, ich sag´s ungern, aber sie haben verloren.“

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System: Drenaban

Als die Explosionswolke der Torpedos den Schild des Kriegskreuzers zum glühen brachte sprang Douglas jubelnd aus dem Sessel. „Das ist es. Wir haben einen Ansatzpunkt.“ Er wandte sich den anderen Kommandanten zu deren holographische Abbilder am Rand der Lagekarte schwebten. „Volle Breitseite auf den oberen Schild, konzentriertes Feuer“, befahl er knapp. „Formation auflösen. Admiral Mutchins, jetzt sind sie dran.“
Der im Gefechtshologramm äußerst rechts stehende Mann salutierte und drehte sich weg um Befehle weiterzugeben. Die angreifende Flotte begann sich zu teilen. Während die Schiffe der ersten Flotte weiter den Kriegskreuzer beschossen scherten die zugeteilten Teile der anderen Flotten aus und nahmen sich der anrückenden oranischen Kampfschiffe an.
Douglas Hoffte dass ihnen diese Aktion genügend Zeit bringen würde um den Kriegskreuzer endgültig zu vernichten. Auch die anderen Schiffe in seiner Flotte begannen jetzt damit ihre Positionen zu verändern. Sie waren nahe genug herangerückt um jetzt zum Nahkampf überzugehen. In den nächsten Minuten versuchte nun jedes Schiff seine eigenen Hauptwaffen in einen optimalen Schusswinkel zu bringen, doch der Kriegskreuzer beherrschte diese Taktik ebenso gut. Beide Seiten landeten mehr oder minder schwere Treffer, doch mit jedem Schlag den der Orani austeilte fiel eines der angreifenden Schiffe aus. Die Feuerkraft war gewaltig.
Dazu kamen noch die umherhuschenden Jagdmaschinen. In dem totalen Durcheinander hatte Whiley es aufgegeben die einzelnen Jäger zu koordinieren. Er beschränkte sich nur noch darauf gegen die Orani vorzugehen die momentan der Flotte am gefährlichsten waren.
Der Pilot riss die Crusader in eine enge Kehre. Douglas hatte Mühe nicht aus seinem Sessel zu fallen. Metall quietschte angesichts der Belastung doch es lohnte sich. Die ungeschützte Oberseite des Kriegskreuzer lag direkt vor ihren Kanonen. Douglas sprang auf. „Feuer!“
Volle Breitseiten schlugen auf der Hülle des oranischen Schiffes ein. Graue Panzerplatten verdampften, Geschütztürme verwandelten sich in Atomwolken. Weitere Salven durchstießen die zerstörte Hülle und drangen tief ins innere vor. Feuer brach aus den Rissen hervor und das Schiff begann mehrere Rauchfahnen hinter sich her zu ziehen. Der Kriegskreuzer legte sich hart auf die Seite und ging in seine Spirale um ihnen wieder die noch immer geschützte Unterseite zu präsentieren, doch die letzte Salve traf ihr Ziel. Sie schlug genau hinter der Brücke ein und verursachte einen gewaltigen Feuerball.

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System: Krenara
Oranische Forschungsstation

„Das ist echt gespenstisch“, sagte Bolton leise. „Und es macht mir echt Angst.“
„Allerdings“, antwortete Dan tonlos und trat in den Raum. „Das sind alles Uniformteile und persönliche Ausrüstung. Normalerweise behält man so was bei sich.“
Mit einem hohlen Klang öffnete sich hinter ihnen die verriegelte Tür.
„Carrington sagt die Türen sind offen“, meldete Hayman.
„Danke, wir werfen mal einen Blick darauf.“
„Noch was. Carrington sagt dass sie da drin Lebenszeichen geortet hat. Sie kann nicht sagen welche, aber es sind eine ganze Menge.“
„Verstanden“, antwortete Dan nickend. „Macht weiter.“ Dann beendete er die Verbindung. „Gehen wir.“
„Moment noch“, rief Bolton aufgeregt dazwischen.
Dan drehte sich zu ihm herum. Bolton stand inmitten des Uniformhaufens und zog an einem Kleidungsstück. Er hob es auf und präsentierte es den anderen. Es war die Schulterpanzerung eines Kampfanzuges. Auf ihr war das Einheitswappen abgebildet. Das der Rotlen Kompanie.
„Unsere Leute? Hier?“, stammelte Dan fassungslos. „Ich dachte sie wären alle tot.“
„Ich hab das ungute Gefühl das wir es herausfinden werden.“
„Ein Grund mehr herauszufinden was sie in diesem Ding gemacht haben. Gehen wir.“
Vorsichtig betraten sie den gepanzerten Innenteil der Station. Alles war besonders stabil gebaut und äußerst schlicht gehalten, beinahe klinisch. Wand und Boden waren aus dunklem, matt schimmerndem Metall, die Leuchtpaneele in der Decke hinter großen, klaren Metallglasscheiben. Aus dem selbem Material waren auch die gelegentlich angebrachten Fenster, die den Blick in die anliegenden Räume erlaubten. Hinter dem Eingang gab es Arbeits- und Besprechungszimmer, Bedarfsmittelräume und Nasszellen. Daran schlossen sich eine Reihe von Laboren an. Es gab kleine Labore der Stufe I bis hin zu den mächtigen, für äußerst aggressive Substanzen benötigte Stufe V Laboren, inklusive großer Dekontaminationsanlagen. Und es gab es eine ganze Menge Stufe V Labore.
„Messt ihr irgendwas?“, fragte Stoner vorsichtig.
„Nein“, antwortete Dan. „Keine Angst. Unsere Anzüge schützen uns bis zu einem gewissen Grad und sie werden uns vorher warnen.“
„Ich fühl mich trotzdem Unwohl hier drin.“
„Da bist du nicht alleine.“
Sie erreichten einen erhöht gebauten Raum voller Monitore und Computer.
„Scheint das Kontrollzentrum zu sein“, stellte Stoner fest. „Jede Menge Überwachungsmonitore und Steuerkonsolen.“
„Und wo sind die Testanlagen die sie überwachen?“, fragte Lewis.
„Leider ist alles abgeschaltet“, antwortete Stoner. Er wollte noch weiterreden als ihn Dan mit einem vernichtenden Blick bedachte.
„Leider abgeschaltet?“, fragte er sarkastisch. „Die bringen hier Theraner um und sie beklagen sich darüber das die Maschinen, welche sie auch immer dafür nutzen, abgeschaltet sind?“
Stoner versuchte Dans Blick auszuweichen und starrte zu Boden. „Tschuldigung, Sir. War wohl schlecht ausgedrückt.“
„Allerdings. Und jetzt suchen wir diese Testanlagen.“
„Das sollte nicht lange dauern“, rief Bolton vom anderen Ende des Raums. „Hier gibt’s einen Gang mit einer Dekontaminationsanlage und einem schweren Schott. Außerdem sind hier die ganzen Wände mit Warnschildern getäfelt, ich denke das heißt dass wir auf der richtigen Fährte sind.“
„Sehen wir uns das mal an“, sagte Dan trocken und kam zu ihm herüber.
Gemeinsam betraten sie die Schleuse. Lewis drückte einen Knopf. Zischend wurde der Druck ausgeglichen, dann öffnete sich das schwere Schott. Die vier traten in den Gang. An der rechten Seite waren in regelmäßigen Abständen vier große Schleusentore angebracht. Schwere mechanische Schlösser verhinderten ein schnelles Öffnen.
„Eure Signale werden unklar“, meldete sich Carrington wieder. „Da gibt es wohl eine Art Dämpfungsfeld oder so ähnlich. Jedenfalls seid ihr ziemlich nah an diesen Lebenszeichen dran.“
„Die werden wohl hinter diesen Schotten sein“, sagte Dan. „Kannst du sie aufmachen.“
„Sieht schlecht aus Cap“, antwortete sie nach einer kleinen Pause. „Der Bereich in dem ihr seid hat eine eigene Stromversorgung.“
„Verfügt die Station über einen Notenergieausgleich?“, fragte Stoner dazwischen.
„Gute Idee. Mal sehen ob ich die Energieversorgung irgendwie überstrapazieren kann.“
Plötzlich wurde es dunkel im Gang als auch die wenigen restlichen Lampen erloschen. Sofort aktivierten sich fahle, blaue Notleuchten und tauchten den Gang in ein kaltes und diffuses Licht. Von der Tür her kam ein schwerer, hohler Klang.
„Die Tür ist offen“, stellte Bolton fest.
„Wohl eher das Schloss“, berichtigte ihn Lewis. „Für den Rest musst du dich anstrengen.“
Gemeinsam griffen die vier nach einem der Türflügel. Knarzend setzte sich das schwere Metall in Bewegung und schon bald hatten sie die Tür so weit geöffnet das sich zumindest einer hindurchzwängen konnte.
„Großes schwarzes Loch“, stöhnte Bolton auf als er den Lichtkegel seiner Helmleuchte durch den Raum streifen ließ. „Cap!“
„Was ist denn?“, fragte Dan schnaufend als auch er sich durch den schmalen Spalt drückte. Dann richtete er seinen Blick auf Bolton´s Leuchte. Ein böser alttheranischer Fluch kroch über seine Lippen. „Eine Supernova wär mir lieber“, sagte er tonlos.
Der Raum war eng und dunkel, und er war voll mit Theranern. Insgesamt waren es etwa fünfzig zerlumpte Personen. Bereits auf den ersten Blick konnte er erkennen dass die meisten verwundet oder sonst wie verletzt waren. Alle wirkten stark geschwächt, kaum einer reagierte als er sie ansah.
„Cap?“, fragte Bolton unsicher. „Was machen wir mit ihnen?“
„Wir können sie doch nicht hier lassen oder?“, sagte Dan tonlos, dann hockte er sich neben einen der Verletzten. „Es ist vorbei“, sagte er ruhig. „Wir nehmen euch mit.“
Der Mann reagierte kaum.
„Wir bringen euch nach Hause.“ Vorsichtig half er dem ersten auf die Füße und führte ihn hinaus.
„Im Hangar warten Schiffe“, sagte Bolton zu einem anderen. „Die bringen euch hier weg. Vor den Orani braucht ihr euch nicht mehr zu fürchten, sie sind alle fort.“
Darauf reagierten einige der Männer. Unter großen Mühen machten sich einige auf den Weg, auch wenn sie beinahe wie Automaten durch den Gang marschierten. Doch die Angst stand ihnen noch immer im Gesicht. Er konnte sich nicht erinnern jemals einen Theraner gesehen zu haben der so tief verstört gewesen war. Lewis nahm sie auf und führte sie den Gang entlang.
„Cap?“ drang Hayman´s gehetzte Stimme dazwischen.
„Was ist?“, fragte er zurück.
„Hier passiert grade was. Carringtons Konsole ist explodiert, eine Plasmaladung hat sie erwischt. Sie ist zumindest Bewusstlos, mehr kann ich nicht sagen. Und hier hat sich eine Konsole angeschaltet auf der irgendein Programm abläuft. Sie blinkt und lärmt und ständig verändern sich die Symbole.“
„Ein Countdown?“
„Gut möglich. Außerdem steigt ein Temperaturregler immer weiter.“
„Sie sprengen den Reaktor. Schnapp dir Carrington und sieh zu das du da raus kommst. Wir kommen gleich nach.“
„In Ordnung Cap.“
Dan drehte sich wieder zu den Gefangenen um. „Also gut, wir müssen uns beeilen, dieses Ding verwandelt sich gleich in Sternenstaub.“ Er griff nach der nächsten Hand und schob sie in den Flur.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:11

System: Drenaban

Auf der Brücke des Kriegskreuzers breitete sich langsam aber sicher eine gewisse Unruhe aus. Immer wieder schüttelte sich das Schiff unter den schweren Einschlägen der vielen Feinde. Admiral Viljhe blieb trotz allem ruhig in seinem Sessel sitzen. Doch in seinem Kopf nagte etwas. Es gab Schwierigkeiten. Das Schiff war bei weitem nicht so stabil und leistungsfähig wie es hätte sein sollen. Dafür musste es einen Grund geben. Fieberhaft begann er damit die Unterschiedlichen Berichte zu vergleichen. Schnell machte er eine erschreckende Entdeckung. Er ging auch die Berichte seiner Kommissare durch die schon seit den ersten Tagen an Bord waren. Die Probleme begannen erst mit dem Zeitpunkt als der Doktor zum Projekt gestoßen war. Plötzlich kam Wut in ihm hoch, er hatte größte Mühe nicht vor versammelter Mannschaft die Fassung zu verlieren. Und er musste handeln bevor alles aus der Bahn lief. Mittels des Bordortungssystems machte er den Doktor ausfindig. „Legat! Zu mir“, befahl er scharf.
Der Mann nahm neben ihm Haltung an.
„Übernehmen sie die Brücke. Halten sie das Schiff zusammen. Beginnen sie mit systematischer Vernichtung.“
„Jawohl Admiral.“
Viljhe steuerte einen Turbolift an, dabei winkte er einen weiteren Orani heran. „Kommissar, folgen sie mir.“
Zu zweit machten sie sich auf den Weg zum Maschinenraum. Viljhe stürmte so schnell durch die Korridore das selbst der durchtrainierte Politoffizier Mühe hatte ihm zu folgen. Seine Krallen hinterließen tiefe Spuren im Metall als er nur knapp in die Abzweigung in den Maschinenraum passte.
„Wo ist er“, herrschte er den erstbesten Techniker an den er vorfand.
Still und mit einer ungesunden Hautfarbe wies der auf den Kernraum.
Viljhe stürzte weiter. Mit aller Kraft riss er die Tür auf, die krachend zu Boden fiel, und stampfte weiter in den Raum hinein.
Der plötzliche Lärm weckte die Aufmerksamkeit des Doktors der sich mit einem missbilligenden Gesichtsausdruck von seiner Arbeit erhob. Er wollte gerade zu einer neuen Tirade ansetzen als er die Situation vollkommen erfasste. Er brachte kein einziges Wort hervor bevor der wutschnaubende Admiral vor ihm ankam und ihm ungebremst einen gewaltigen Schwinger verpasste. Er drehte sich zweimal um sich selbst und fiel dann mit Knochenbrechender Wucht auf das Deck. Sekunden später war der Admiral über ihm, seine gewaltige Pranke packte ihn am Hals und riss den Doktor in die Höhe. Schmerz durchfuhr den benommen Wissenschaftler.
„Sie“, fauchte Viljhe wütend. „Ich habe es genau gewusst. Ich hätte sie noch am ersten Tag wieder von Bord werfen sollen.“
Der benommene Doktor versuchte etwas zu erwidern doch sein Körper streikte noch immer.
„Ich weiß nicht was sie gemacht haben“, fuhr der Admiral wütend fort. „Ich weiß nicht ob sie es bewusst oder unbewusst gemacht haben, um ehrlich zu sein ist es mir auch egal, aber sie haben etwas mit meinem Schiff getan was absolut falsch war. Ihr Eigensinn hat dieses Schiff verändert, und zwar nicht zum Guten. Sie haben Fehler gemacht, und zwar die größten und schwersten ihres Lebens.“
Langsam gewann der Doktor die Fassung zurück. Doch er kam immer noch nicht dazu etwas zu unternehmen.
„Ihretwegen werden wir alle sterben, Doktor. Aber ich werde dafür sorgen das sie noch vor uns zu Arah fahren.“
Viljhe wirbelte herum und schleuderte den Doktor in die Arme des Kommissars. „Werfen sie diesen Abschaum aus der Luftschleuse und lassen sie alle davon wissen. Ich würde es ja selbst tun aber ich habe eine Schlacht zu schlagen. Sie finden mich auf der Brücke.“ Damit stapfte er aus dem Maschinenraum und ließ den Doktor im eisernen Klammergriff des Kommissars zurück. Ungerührt vom schreien und zetern des Verwundeten schleppte der ihn zur Notablassschleuse des Maschinenraums, warf ihn hinein und versiegelte das Innenschott. Nur kurz sah er in das entsetzte Gesicht des Doktors ehe er seine Kamera aktivierte und den Öffnungsschalter drückte. Augenblicklich riss es ihn hinaus ins All wo er nur Sekunden später von einer Salve in eine Energiewolke verwandelt wurde. Zufrieden verriegelte der Kommissar die Luke wieder und machte sich auf den Rückweg zur Brücke.

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Die Crusader bockte als sie schwere Schläge mit dem Kriegskreuzer austauschte. Die oranische Besatzung hatte sich zwar darauf verlegt mit den Sekundärwaffen zu kämpfen. Diese waren zwar bei weitem nicht so tödlich, relativ gesehen natürlich, wie die Hauptwaffen, dafür aber Zahlreicher. Trotzdem bedeutete es das die Chancen der Theraner trotz all der Verluste die sie bislang hatten hinnehmen müssen gestiegen waren. Jetzt war es beinahe wie eine normale Raumschlacht.
Ein weiterer Treffer erschütterte das Schiff. Funken stoben über die Brücke, ein Teil der Beleuchtung fiel aus. Ein Stück Deckengitter fiel in das Schlachthologramm.
Whiley räumte es beiseite. „Der war heftig“, sagte er zu Douglas als er von seiner Station aufsah. „Hat unsere Recyclinganlagen auf Deck sieben zerstört. Das bringt uns noch zwei Wochen Werft ein.“
„Das ist es Wert“, versicherte ihm der Admiral nachdrücklich.
„Das muss es. Wir sollten nur dafür sorgen dass wir überhaupt noch in die Werft kommen.“
„Indem wir das hier so schnell wie möglich beenden?“
„Zum Beispiel.“
„Wie sie meinen.“ Douglas wandte sich an den Steuermann. „Fahrt null. Steigen um einhundertzwanzig Grad. Rollen über steuerbord vierzig Grad.“
Whiley blickte ein paar Sekunden verwirrt drein, dann erhellte sich sein Gesicht. Da die Crusader unter dem Kriegskreuzer durchgetaucht war befand sie sich jetzt unter ihm. Das oranische Schiff zog in einer langen Kurve nach steuerbord und aufwärts. Das steigen bei gleichzeitiger Vollbremsung würde einem Salto rückwärts nahe kommen. Die Drehung in der Längsachse würde dazu dienen die Crusader an die Lage des Kriegskreuzers anzugleichen. Zwar verlor die Crusader all ihre Geschwindigkeit, doch angesichts der Tatsache das es kaum feindliche Jäger oder Kampfschiffe in der Nähe gab die diesen Moment für Torpedoabschüsse nutzen konnten war es vertretbar. Schließlich war das Ergebnis beeindruckend. Zwei Klicks vor dem Schiff glitt das Heck in das Blickfeld der Brücke. Der Feuerleitoffizier ließ sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen. Ein derartiger Schuss gelang nur selten. Die Kanonen der Crusader eröffneten das Feuer. Torpedos rasten ihrem Ziel entgegen und schlugen in die hell leuchtenden Triebwerke ein. Eines explodierte in einem Feuerball der die ganze Sektion erschütterte. Das zweite brach einfach auseinander und zog eine lange Fahne brennenden Treibstoffs hinter sich her.
Sofort begann der Kreuzer beizudrehen, aber es war zu spät. Die letzten Schüsse trafen auch noch das dritte Triebwerk und verwandelten es in einen rot glühenden Schlackehaufen. Dann kippte das oranische Schiff auf die Seite und präsentierte ihnen die gepanzerte Oberseite. Doch mit nur noch einem Triebwerk war es kein echter Gegner mehr. Es schleppte sich mehr durchs All als das es flog.
Douglas verkleinerte den Ausschnitt des Hologramms und gab Befehle ein. Mehrere Schiffe der Flotte kreisten das wunde Schiff ein und bedeckten es mit vollen Breitseiten. Douglas nickte zufrieden.
„Das war´s für die“, sagte Whiley trocken und trat an seine Station. „Raider und Bomber, zum Angriff.“

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Fasziniert beobachteten Chris, Marcus und Tessa wie die Crusader die Triebwerke des Kriegskreuzers in Stücke schoss. Das leuchten der Feuer wechselte sich immer wieder mit den Farben der Bordgeschütze und der unendlichen Schwärze des Alls.
„Denen haben sie´s gegeben“, jubelte Marcus als der Kreuzer ausbrach.
„Noch ist er nicht zerstört. Er ist immer noch gefährlich“, erinnerte ihn Chris ruhig.
„Aber das können wir ändern oder?“
„Wenn ihr so nett wärt“, mischte sich die Stimme von Gold eins dazwischen. „Wir könnten etwas Begleitung gebrauchen.“
„War ja klar“, sagte Marcus sarkastisch. „Die alten Herren können nix mehr alleine.“
„Fünf!“, zischte Chris warnend.
„Bin ja schon unterwegs. Wo soll´s denn hingehen.“
„Ich denke dieses große, unförmige Ding da ist ein gutes Ziel.“
„Geht´s ein wenig genauer?“, fragte Chris.
„Wie wär´s mit diesem Loch hinter der Brücke?“
„Na dann los. Wolves, wir führen; zieht das Abwehrfeuer auf euch.“
Ohne weitere Nachfragen bildeten sich die einzelnen Formationen. Alle wussten was zu tun war, diese Arbeit hatten sie schon oft genug gemacht. Wild feuernd stürzten die Jäger von oben auf den Kriegskreuzer herab. Gezielt bearbeiteten sie die wenigen noch verbliebenen Abwehrwaffen. Einige schafften es sogar ein paar verirrte einzelne Jäger abzuschießen.
Direkt dahinter folgten die Raider. Sobald die Galaxys die ungeteilte Aufmerksamkeit der Orani besaßen eröffneten sie das Feuer. Welle und Welle von Raketen und Torpedos traf den Rücken des Schiffes. Hüllenplatten und Segmente flogen davon, Tragende Elemente verglühten. Große Teile des Schiffes wurden dunkel. Es begann zu schwanken und zu trudeln und geriet völlig außer Kontrolle.
„Das Ding ist hartnäckig“, meldete sich Gold eins. „Wir haben ihm alles gegeben was wir noch hatten, aber es hat nicht gereicht.“
„Wolf eins hat verstanden. Vier?“
„Laut den Sensoren ist der Krater bereits mehrere Decks tief. Eine weitere Salve sollte reichen.“
„Danke.“ Er wandte sich an die Bomberpiloten. „Fliegt zurück zur Crusader und ladet nach. Wir machen hier weiter. Besten Dank fürs weich klopfen, ich hoffe ihr seid uns nicht böse.“
„Keineswegs, denn das heißt das die Drinks auf euch gehen“, lachte Gold ein. „Raiders, zurück zum Schiff.“
„Wolves, ihr folgt mir“, sagte Chris und zog den Galaxy in eine lange Kurve die sie über den Kriegskreuzer brachte. Zwischendurch sah er schnell auf die Sensoranzeige. Von seinen zwanzig gestarteten Maschinen waren noch zwölf übrig. Angesichts dieser heftigen Schlacht war das noch gut. „Bringen wir diese Sache endlich zu Ende. Paarweise anfliegen, Doppelschuss. Und los.“ Er kippte den Jäger herum und stürzte wieder auf den Kreuzer herab. Der brennende Krater leuchtete hell als er seine Zielvorrichtung ausrichtete. Als der Entfernungsmesser weniger als einen halben Klick meldete feuerte er. Fast ohne Verzögerung schlugen die Torpedos ein.
Und diesmal tat sich etwas. Während er noch abdrehte rollte er den Jäger herum und sah auf sein Ziel hinab. Er konnte sehen wie unter der Hülle Explosionen wüteten. Der Brückenaufbau wurde komplett in leuchtendes Feuer gehüllt, dann riss es ihn in tausende Stücke. Nachdem die enorme Hitze wichtige tragende Teile verflüssigt hatte konnte er sehen wie das Heck des Kreuzers sich verdrehte. Das letzte Triebwerk arbeitete noch immer und unter der immer größer werdenden Spannung brach letztlich das Rückgrat. Die Hülle riss entlang der Flügelwurzeln und der Längsseiten auf und verdrehte sich. Im Bugteil explodierten Energieleitungen und Waffenlager. Am rechten Flügel durchbrach gleich eine ganze Reihe von kleinen Feuerbällen die Panzerung und die Flügelspitze trudelte ins All.
Chris zog den Galaxy herum und erlaubte sich einen normalen Blick auf den Augenblick. Das Heck schob immer noch vorwärts und stand jetzt schon fast rechtwinklig zum Rumpf.
Dann endlich detonierte der Reaktor. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verwandelte sich das Heck in ein grell leuchtendes Flammenmeer. Die verbaute Biotechnologie wirkte wie ein Multiplikator. Die Wucht zerstörte die gesamte Sektion und zerfetzte sie in eine Wolke aus Millionen von kleinsten Trümmerteilen. Dann verloschen alle Flammen. Alles was sie hinterließen war ein totes ausgeglühtes Metallgerippe.

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Der Rückweg zur Brücke war für Admiral Viljhe ein schwerer Hindernislauf. Überall im Schiff lagen Trümmerteile verteilt. Eigentlich sollte so etwas gar nicht möglich sein, aber es war unübersehbar. Sein stolzes Schiff verwandelte sich immer mehr in ein fliegendes Wrack. Er stieg über einen Herabgefallenen Träger. Er war einfach auseinander gebrochen. Viljhe hob ihn auf und begutachtete ihn schnell. Schon beim ersten Blick konnte er erkennen dass das Material keineswegs so hochwertig war wie es hätte sein sollen. Er sah sich die Sektion als ganzes an. Auch sie war erst gebaut worden nachdem der Doktor an Bord gekommen war. Mit dieser Maschine hatte er die Kontrolle über die theranischen Gebiete gehabt, jetzt aber fiel es noch in der Werft auseinander. Er stapfte weiter zur Brücke. Als sich die Tür vor ihm öffnete kam im eine Wolke übel riechender Gase entgegen. Niemand machte eine Meldung. Schnell suchte er den Legaten. Der Mann stand mit gezogener Waffe am Rand des Brückenpodiums und hielt die Steuermänner in Schach. Als er die Ankunft des Admirals bemerkte nickte er nur kurz. Seine Miene zeigte verbissene Entschlossenheit. Viljhe machte sich auf den Weg zu seinem Sessel. Auf dem Weg dorthin stolperte er fast über den toten Waffenoffizier. Dann fiel sein Blick auf das Schlachthologramm. Sein Kriegskreuzer befand sich im direkten Nahkampf mit den Theranern, doch irgendwie war es dem Führungsschiff gelungen sich hinter ihnen in Position zu bringen. Er sprang in seinen Sessel und überflog die Anzeigen. „Sofort ausweichen!“, befahl er.
Der Legat nickte dem Steuermann zu und das Schiff begann zur Seite zu gleiten. Dennoch erschütterten gewaltige Explosionen das Schiff. Die Anzeigen der Triebwerke wurden erst rot und danach schwarz. Viljhe schluckte als er feststellte dass sein Schiff bewegungsunfähig war. Auf dem Schlachthologramm erkannte er die nächste Angriffswelle der Theraner. „Hyperraumantrieb aktivieren“, entschied er. „Notsprung, egal wohin. Wir müssen das Schiff retten.“
Ehe der erste Steuermann die Schalter drücken konnte erschütterte eine weitere Serie von Detonationen das Schiff. Mit einem unheimlichen Ächzen brach das Brückenschott. Viljhe blickte auf die Tür die sich mit einem gewaltigen Knall aus ihrer Verankerung riss und über die Brücke flog. Damit war der Weg frei für die nachfolgenden Explosionen. Ein grell oranger Feuerball arbeitete sich den Korridor herauf und flutete schließlich auf die Brücke. Ungebremst raste die Hitzewelle durch die Türöffnung und durch den Raum, wobei sie alles was sich ihr ein den Weg stellte rücksichtslos zu Asche verbrannte.

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Als der Feuerball des explodierenden Kriegskreuzers die Werft erhellte war das wartende Silberschiff einem mechanischen Infarkt nahe. Schließlich hatte es sehr viel Zeit und Mühe investiert um es zu finden. Es so kurz vor einer erfolgreichen Bergung zu verlieren war mehr als nur ein Schock. Biowesen gaben sich solchen Momenten relativ häufig emotionalen Handlungen hin, aber das kleine Schiff blieb standhaft. Es überdachte die Lage und verglich sie mit den bereits gespeicherten Daten. Zuletzt glich es die Zeit ab. Für große Änderungen blieb keine Zeit mehr. Es packte die neuesten Informationen zusammen, fuhr seine Antennen aus und schickte die Botschaft hinaus. Dann wartete es weiter.
Nicht eine Minute nach der Übertragung flackerte das All grell auf. Inmitten des Schlachtgetümmels fielen fünf ebenfalls silberne Schiffe in das System. Genau zwischen dem Werftkomplex und den kämpfenden Schiffen. Schnell orientierten sie sich neu und eröffneten das Feuer. Eine kurze Übertragung traf ein. Das Führungsschiff, eine dreihundert Meter lange, Dolchartige Fregatte hatte sich doch zur Bergung entschlossen. Gegen den Widerstand der immer noch kämpfenden Theraner und Orani war das eine mutige Entscheidung. Doch als die ersten Salven der Bordgeschütze einen oranischen Kreuzer zu Atomen pulverisierten schätzte das kleine Schiff die Lage deutlich besser ein. Die anderen Silberschiffe begannen ebenfalls zu feuern. Die riesige Werftanlage in dessen Schutz sich das kleine Schiff gedrängt hatte fing an sich zu schwanken als die ersten grellweißen Lichtstrahlen der Photonenkanonen einschlugen. Eine Salve Torpedos schlug ein die Hecksektion einer oranischen Fregatte ein. Der anschließende Feuerball umfasste das gesamte Schiff und ließ es antriebslos abtrudeln. Das kleine Schiff aktivierte ein Programm und überprüfte das Funkspektrum. Nach nur wenigen Sekunden hatte es bereits die oranischen Kanäle gefunden und hörte mit. Als Aufklärungsschiff verfügte es zwar nicht über eine Analysemöglichkeit, aber auch ohne die konnte es die Angst und die Panik erkennen mit der manche Übertragung gemacht wurde. Zufrieden richtete das kleine Schiff seine Aufmerksamkeit wieder auf die Schlacht vor sich.

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Jubelschreie drangen aus den Kom als der Kriegskreuzer explodierte. Douglas lehnte sich in seinem Sessel zurück und atmete tief aus.
„Der ist hinüber“, sagte Whiley neben ihm. Auch er war ein wenig entspannter. „Aber wir sollten jetzt von hier verschwinden bevor die Sache noch schlimmer wird. Die Orani teilen immer noch gut aus.“
Douglas nickte. „Sprungkoordinaten berechnen.“
Der Navigator begann zu arbeiten.
Whiley öffnete einen Kanal. „Crusader an alle Schiffe. Angriffe einstellen, vom Feind lösen und Sprungvorbereitungen einleiten. Sammeln sie auf was sie können. Whiley Ende.“
Langsam begann sich das Schiff zu drehen. Der Bug entfernte sich von dem brennenden Wrack und peilte eine leere Stelle im Raum an. Die Station und die restlichen Orani ließ er links von sich liegen. Auch die anderen theranischen Schiffe begannen auf diesen Punkt zuzusteuern. Auf dem Hologramm erschien in einigen Klicks Entfernung ein blinkender Punkt. Der Sprungpunkt. Whiley wusste das sie den schnelleren Feindschiffen keinesfalls entkommen konnten, aber er hoffte dass die mächtigen Geschütze die Orani zumindest eine Zeitlang auf Abstand halten würden. Die Crusader nahm ebenfalls wieder Geschwindigkeit auf. Langsam begann der blinkende Punkt näher zu kommen. Sogar die verbliebenen Raumjäger kehrten zurück und bildeten einen Abwehrschirm. Ein wenig schockiert bemerkte er die hohen Verluste wobei er aber feststellte dass sie ausschließlich von dem Kriegskreuzer verursacht worden waren. Den restlichen oranischen Schiffen hingegen war es kaum gelungen nennenswerte Schäden anzurichten.
Grelle Lichtblitze ließen ihn aufschrecken. Leuchtendes Weiß erhellte das All vor ihnen. Es überstrahlte auch die Brücke und brachte ihn dazu die Augen zu schließen und sich abzuwenden.
„Was war denn das?“, fragte er nachdem seine Augen sich wieder beruhigt hatten. Er sah Douglas an. Auch der Admiral war irritiert, zeigte aber auf die Sichtluke. Ein paar Klicks vor ihnen befanden sich fünf Objekte. Sie waren tropfenförmig, übersäht mit Kuppeln und Knubbeln. Fließende, organische Kanten und Linien verzerrten ihre Form. Die fünf Schiffe waren komplett in Silber gehalten. Weiße Energie pulsierte durch Kanäle an der Oberfläche und bildete einen scharfen Kontrast zu dem grünen Leuchten der Triebwerke. Aus Dutzenden Öffnungen feuerten sie ebenfalls weiße Lichtlanzen auf die Orani. Zwei der Schiffe begannen sich auf die Theraner zu richten.
„Ist es das was ich vermute?“, fragte Whiley.
„Ich weiß nicht“, antwortete Douglas, „aber ich würde nicht wetten. Auf jeden Fall müssen sie da weg. Sensorik?“
Der Mann arbeitete hektisch an seiner Konsole. Er drückte Taste um Taste um das Gebiet vor ihnen zu untersuchen.
„Nun?“, fragte Douglas etwas schärfer.
Mit leerem Blick stand der Mann auf und schüttelte den Kopf. „Da ist nichts, Sir.“
„Was meinen sie damit?“, antwortete Whiley anstelle des Admirals.
„Ich habe keine neuen Anzeigen außer den Orani.“
„Aber diese Dinger sind doch direkt vor uns.“
„Trotzdem bekomme ich keine Signale, Sir. Ich habe die Sensoren schon überprüft, sie arbeiten einwandfrei.“
„Haben sie irgendeine Idee?“, fragte Douglas interessiert.
„Nein Sir.“ Der Mann ließ den Kopf hängen. „Vielleicht ein Dämpfungsfeld oder ein Störsignal, keine Ahnung, aber ich kriege nicht mal Massedaten.“
„Weitermachen. Dann muss es eben ohne Sensoren gehen.“
„Ohne Zieldaten können wir unsere Torpedos nicht einsetzen. Und die Bordgeschütze manuell zu zielen ist eine Herausforderung“, erklärte Whiley. „Da haben wir mit den Geschütztürmen die besten Chancen, aber ich denke nicht dass ihre Energie ausreicht um genügend Wirkung zu erzielen.“
„Das Beste wäre wenn wir uns ganz elegant dran vorbeischieben. Ein großes Gefecht am Tag reicht mir.“
„Darf ich darauf wetten das dass nicht eintreffen wird?“
„Nein, sie würden gewinnen.“ Er setzte sich in seinem Sessel auf, in seinem Blick zeigte sich Entschlossenheit. „Und jetzt sehen wir zu das wir nach Hause kommen. Energie auf Waffen und Schilde. Die Jäger sollen angreifen. Kurs halten.“

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:12

Auch Chris und die anderen Piloten waren durch das auftauchen der neuen Schiffe überrascht worden. Einige Sekunden lang tanzten bunte Lichter in seinen Augen, dann wurde sein Blick wieder klar.
„Alle noch da?“, erkundigte er sich. Während die anderen sich meldeten sah er auf die Sensoren. Blindflug war für Piloten ein absolut tödliches Problem, aber anscheinend war es noch mal gut gegangen.
„Was sind das für Dinger?“, fragte Golly unsicher.
„Was meinst du? Ich sehe nichts“, mischte sich Tessa dazwischen.
„Na diese Dinger da auf ein Uhr.“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Chris kühl. „Aber so wie die auf die Orani losgehen sind es keine Freunde. Ich kann nur raten, und das Ergebnis wollt ihr nicht hören.“
„Hey, zeigen eure Sensoren auch nichts an?“, rief Marcus plötzlich.
Chris sah hinunter zum Monitor. Er zeigte lediglich die Orani und die Theraner. „Du hast Recht, sie sind leer.“
„Was ist das?“
„Wahrscheinlich irgendeine Technologie. Was weiß ich“, sagte Tessa. “Bewegt sich da etwas? Da vorne, direkt zwischen den ersten beiden Dingern.“
Chris nahm den genannten Bereich in Augenschein. Tatsächlich konnte er einen kleinen verschwommenen Bereich erkennen.
„Sieht aus wie wenn man einen Fisch durch die Wasseroberfläche betrachtet“, versuchte Marcus zu erklären.
„Und es kommt direkt auf uns zu. Egal was es ist, es ist nicht freundlich“, sagte Chris entschieden, dann sah er weiße Punkte aufblitzen. „Ausweichen“, befahl er und riss den Jäger in einen harten Sturzflug. „Formation auflösen und angreifen!“
Im Moment hatte er allerdings mehr damit zu tun einem Hagel weißer Energie auszuweichen. Er wechselte in den Steigflug, zog eine Rolle und nahm dann allen Schub weg. Der Schwung riss seine Maschine herum, direkt vor den angreifenden Jäger. Allerdings blieb beiden in dem kurzen Moment keine Zeit für einen Schuss. Er konnte lediglich einen flüchtigen Blick auf das fremde Ding werfen. Dann gab er wieder Gas und ging in eine lange Kurve. Kurz kam ihm der Gedanke das er ihn losgeworden war, doch eine neue Salve Energie die in seine Schilde einschlug belehrte ihn eines besseren. Erneut schüttelte er den Galaxy hin und her, kippte ab und wieder herum. Doch kaum etwas schien gegen diesen Feind zu helfen. Dann erhellte eine Explosion hinter ihm das All.
Tessas Maschine flog an ihm vorbei. „Ich hab ihn“, verkündete sie glücklich. „Musste ihm aber einiges verpassen. Ist sehr stabil gebaut, aber von oben war ein leichtes Ziel.“
„Guter Schuss. Wie hast du ihn erfasst?“
„Mit meinen Augen. Die Sensoren sind nutzlos. Aber wenn du weißt wo drauf du achten musst ist es ganz einfach.“
„Trotzdem sieht es nicht gut aus. Wir müssen hier weg.“
Das Kom klickte und Whiley meldete sich. „Dann müsst ihr uns nur den Weg freimachen.“
„Wir haben hier schon jede Menge zu tun, Sir. Die Sensoren erkennen diese Jäger nicht, wir schießen ins Blaue.“
„Trotzdem. Wir müssen an diesen Schiffen vorbei.“
„Können sie sie nicht mit Sperrfeuer auf Abstand halten? Denn ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung wie das hier ausgeht. Wir versuchen am Leben zu bleiben und wenn wir was sehen schießen wir drauf aber mehr ist nicht drin.“
„Ihr müsst einen Korridor schaffen, dann kann ich Bomber schicken.“
„Sagen sie das doch gleich, das sollten wir hinkriegen.“ Chris dachte kurz nach und wechselte wieder den Kanal. „Alle herhören. Wenn ihr schon kuscht, dann wenigstens sinnvoll. Versucht rüber zu den Orani zu kommen, da kommt ihr erstens aus der Schusslinie der Kampfschiffe und macht den Bombern den Weg frei. Außerdem lenken wir vielleicht ein paar von diesen Dingern ab, so das es für die Flotte einfacher wird.“
In der Werft explodierte ein weiteres oranisches Schiff.
„Aber keine großen Kriege“, sagte Whiley. „Wir wollen von hier verschwinden.“
„Verstanden Crusader. Wolves; mir folgen.“ Chris zog seinen Galaxy in einen harten Rechtsbogen und gab Vollschub. Er raste direkt auf die Werft zu, hinter ihm folgte der Rest der Staffel. Dabei ließ er den Galaxy immer wieder ein bisschen schlingern um den nachfolgenden Jägern kein klares Ziel zu bieten.
„Arrows im Anflug“, meldete Tessa.
„Bereithalten. Die nehmen wir uns vor, dann werden wir hoffentlich diese Dinger los.“
Dann erreichten sie die ersten oranischen Jäger. Chris drückte den Feuerknopf und feuerte eine Salve ab die den Führungsjäger der Orani spaltete. Ein leichter Rechtsruck brachte ihn aus der Schusslinie seiner Begleitmaschinen und dicht vor die nächste Gruppe. Mit einem Reflexschuss traf er das Triebwerk eines weiteren Arrow der sich brennend und trudelnd aus dem Kampf verabschiedete. Nachdem sie so die erste Welle passiert hatten wendeten sie und jagten den Orani hinterher. Ein weiterer Arrow erschien in Chris´ Visier, aber der Pilot schaffte es den Jäger so hart abkippen zu lassen das sein Galaxy keine Chance hatte mitzuhalten. Er flog den Bogen so eng wie es die Maschinen hergaben, und suchte dann sein Ziel erneut. Nach einem kurzen Seitenblick fand er es wieder, gefolgt von einem stetigen Strom weißer Energie. Eine Handbewegung später kippte seine Maschine genau hinter den Ursprungsort. Eines der seltsamen Schiffe lag direkt vor ihm. Es war etwa so lang wie ein Galaxy, hatte aber eine ausgeprägte vierseitige Pfeilspitzenform. An jeder der vier scharfen Rumpfkanten war am Heck ein Triebwerk angebracht das genau so weiß leuchtete wie die Schüsse aus den Geschützen. Darauf war jeweils ein kleiner Stummelflügel angebracht, nicht länger als ein Meter, und an deren Ende eine Kanone.
„Klein, leicht, schnell und nicht zu orten, ich wette du kannst ganz schöne Schwierigkeiten machen“, sagte er halblaut zu sich selbst und wandte sich dann an die KI. „Zeichne alles auf was da passiert. Vielleicht können wir die Daten brauchen.“ Der Bordcomputer antwortete mit einem pflichtschuldigen tröten. Vor ihm explodierte etwas in einem roten Feuerball. Er sah auf und sah gerade noch die Reste des Arrows an sich vorbeifliegen. „Jetzt wollen wir mal sehen was du verträgst.“ Seine Finger drückten wieder den Feuerknopf. Eine lange Salve gelber Energie hagelte auf den Jäger ein, genug um zwei oranische Jäger zu zerlegen. Die ersten Schüsse wurden noch von den Schilden absorbiert, doch die nächsten brachen durch rissen große Löcher aus dem Heck und aus den Flügeln. Als er das Feuer einstellte flog die Maschine immer noch brennend weiter, allerdings waren ihr die gewaltigen Schäden anzusehen. Chris war erstaunt über diese Robustheit und stufte Tessas Treffer im Geist noch ein wenig weiter oben ein. Dann feuerte er eine weitere Salve ab. Dieser Schuss riss den Jäger in Stücke. Verkohlte, silbrige Trümmerteile schossen in alle Richtungen.
Als er aus dem Seitenfenster sah konnte er die anfliegenden Hurricane Bomber entdecken. Sie hatten bereits den halben Weg zwischen der Flotte und dem ersten der seltsamen Schiffe zurückgelegt. Er konnte auch erkennen das die Geschütze der Crusader auf schossen. Ohne Zielerfassung war es für die Kanoniere eher Glück als können wenn sie ihr Ziel trafen, aber Chris hatte dennoch den Eindruck das selbst diese Zufallstreffer Wirkung zeigten. Jetzt erschienen vor dem Bug der Bomberstaffel eine Menge blauer Streifen. Die abgesetzten Torpedos rasten auf ihr Ziel zu. Gold eins hatte seine Piloten gut im Griff, die Salve schlug komplett Gleichzeitig in das Schiff ein so das es keine Zeit hatte neue Energie auf die nun überlasteten Schilde zu lenken. Während die Bomber schon wieder abdrehten bedankten sich die Kanoniere der Crusader mit einigen schweren und heftigen Einschlägen. Zwar versuchte die Besatzung das Schiff noch herum zu rollen um den getroffenen Teil aus der Schusslinie zu bringen aber jetzt hatten die Theraner sich eingeschossen. Schuss um Schuss traf, jetzt mischten sich auch die verbliebenen Geleitschiffe ein, und letztlich war der Beschuss zu viel. Doch es explodierte nicht. Silbrige Blitze zuckten über die Hülle, dann wurde die Beleuchtung dunkel und es begann einfach auseinander zu brechen. Sofort rückte die Crusader nach und füllte die Lücke, sie strebte weiterhin direkt dem Sprungpunkt zu.
Ein Dröhnen neben ihm veranlasste Chris dazu auf die andere Seite zu sehen. Tessa hatte sich neben ihn gesetzt. „Sie sind nicht unzerstörbar“, sagte sie kühl und analysierend. „Aber man braucht viel Zeit und Energie. Und wir haben beides nicht.“

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Während Chris und Tessa einen etwas engeren Bogen durch die oranischen Schiffe flogen wählte Marcus einen deutlich weiteren. Einerseits brachte ihn das zwar tiefer in die Werft hinein, andererseits war die Chance dafür größer das seine Verfolger von ihm abließen und sich stattdessen mit den Orani einlassen würde. Doch er hatte kein Glück. Er war angespannt unter seinem Helm und das hieß dass er gerade keinen seiner Sprüche parat hatte. Es war heute schon ein paar Mal knapp gewesen. Eine der Bordkanonen des Kriegskreuzers hätte ihn beinahe erwischt, und ein oranischer Arrow war ihm auch gefährlich nahegekommen. Aber das war nichts gegen diesen kleinen, blitzschnellen Jäger der nun an seinem Heck klebte. Er zog die Maschine in eine enge Kehre um eines der zerstörten Kampfschiffe herum. Die KI trötete einen wilden Annäherungsalarm, aber das war ihm gerade egal denn er schaffte es seinem Verfolger kurz zu entkommen. Er nahm den Schub weg und aktivierte dann die Repulsoren. Anstatt jetzt weiter vorwärts zu fliegen wurde sein Galaxy wie von einem Sprungbrett vom zerstörten Rumpf der Fregatte weggedrückt. Donnernd schoss der kleine Jäger an ihm vorbei, direkt in sein Visier. Eine schnelle Salve traf ihn zwar direkt und ließ die Schilde zusammenbrechen, doch dann kippte sein Ziel ab und verschwand aus seinem Sichtfeld. Marcus gab wieder Vollschub und setzte nach obwohl er wusste dass er das Ding ohne Sensoren kaum wiederfinden würde. In den paar Sekunden relativer Ruhe erkannte er das ganze Ausmaß der Zerstörung unter den Orani. Von den beinahe zwanzig Kampfschiffen die die Werft verteidigt hatten waren gerade einmal drei noch übrig, und keines sah aus als könnte es noch großartig Kämpfen oder manövrieren. Er fragte sich kurz warum sie sie nicht wenigstens versuchten zu entkommen da die Schlacht für sie ja bereits vorbei war. Als er um den Bug eines immer noch kämpfenden Kreuzers herumflog bekam er seine Antwort. Die fremden Kanonen hatten ganze Arbeit geleistet, von den vier X-förmigen Triebwerken am Heck fehlte jede Spur. Das Nachbarschiff hatte auf der dem Feind zugewandten Seite die gesamte Hülle verloren. Er konnte bis tief in die Eingeweide des Riesen schauen. Das letzte Schiff war eine Fregatte. Es tauschte mit dem größten fremden Schiff volle Breitseiten aus, wirkte aber schon hart angeschlagen. Die Bugsektion fehlte bereits. Eine weitere Salve silberner Energie traf das Schiff. Es schüttelte sich und dann traf noch ein Schuss die Brücke. Die Atmosphäre wurde heraus geblasen und die Hülle aufgerissen. Dann senkte sich der Bug, relativ gesehen, nach unten und die Fregatte trudelte aus der Werft heraus. Marcus warf einen schnellen Blick auf die Sensoren, dann drehte er plötzlich hart bei und flog zurück zur Staffel. Er öffnete einen Kanal. „Crusader, hier ist Wolf fünf. Wir haben gerade das letzte oranische Schiff verloren.“
„Sollte das denn tragisch sein?“, fragte Whiley trocken.
„Nun, zumindest heißt dass das diese Dinger nur noch ein Ziel haben auf das sie schießen müssen. Und zwar uns. Und so wie die sich hier durchgearbeitet haben bedeutet das noch eine ganz schöne Tracht Prügel für uns.“
„Und wo ist das Problem?“
„Ich hasse Prügeleien Die enden immer hässlich..“

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System: Krenara
Oranische Forschungsstation

Die nächste Hand die Dan ergriff war anders als die anderen. Sie war zwar genauso geschunden wie die anderen, aber sie war nicht so apathisch. Und sie wurde mit großer Kraft geführt so das Dan sie nicht einfach zur Tür schieben konnte. Überrascht drehte er sich herum und blickte in zwei funkelnde Augen. Es dauerte gut eine Sekunde, dann schlug ihm seine Kinnlade gegen den Helm. „Beim großen schwarzen Loch“, stieß er hervor. „Was machst du hier, Matt?“
„Ist ne lange Geschichte.“
„Du kannst sie mir ja auf dem Nachhauseweg erzählen. Wir müssen hier weg ehe dieses Ding explodiert.“ Er zog an Matts Arm, doch der wehrte sich.
„Mich bekommst du hier nicht weg. Diesmal nicht.“
„Wie?“, fragte Dan irritiert. „Hier läuft ein Countdown.“
„Ich weiß. Du hast ihn schließlich aktiviert.“
Dan war verwirrt.
„Die Sitzbänke sind verkabelt. Als der erste aufgestanden ist wurde der Zünder umgelegt. Und er läuft immer schneller je weniger Gewicht auf ihm lastet. Wenn der letzte aufsteht zündet die Ladung sofort.“
Dan lief es kalt den Rücken runter. „Warum hat keiner was gesagt?“
„Die Jungs sind zu verstört. Die haben zu viel durchgemacht. Hättest du ihnen gesagt sie sollten in eine offene Luftschleuse springen hätten sie vermutlich auch das gemacht. Du solltest jetzt hier verschwinden.“
„Ich denk nicht dran“, gab Dan knapp zurück und zog wieder an Matts Arm. Doch der blieb sitzen. „Werd vernünftig“, schimpfte er.
„Das bin ich, im Gegensatz zu dir. Außerdem müsstest du mich den ganzen Weg tragen.“
Dan sah ihn verwirrt an.
„Hör zu“, fuhr Matt fort. „Ich weiß dass du mir helfen willst und ich weiß dass es dich bald zerreißt weil ich es nicht will.“
Dan wandte den Blick ab.
„Hör zu verdammt. Die Orani haben mich mehr tot als lebendig aus dem abgestürzten Transporter gezogen. Sie hätten mich da sterben lassen sollen, stattdessen haben sie mich hierher geschafft um sonst welchen Scheiß mit uns anzustellen. Ich hab keine Ahnung warum ich so lange überlebt hab, aber mir reicht es. Ich bin genauso fertig wie der Rest. Das sind Sachen die kein Medic versorgen kann. Und selbst wenn doch.“
Weiter kam er nicht, im nächsten Moment traf ihn Dan´s gepanzerte Faust. Matt sackte in sich zusammen. Dan legte seinen Rucksack ab und warf ihn auf die Bank auf der Matt saß. Dann ergriff er die schlaffen Arme und legte nahm ihn auf den Rücken. Mit einem Klicken aktivierte er sein Com. „Raider Piloten, starten sie sobald alle an Bord sind. Wir nehmen die Rettungskapsel.“
Die drei anderen starrten ihn wortlos an.
„Na los“, sagte er knapp. „Hier muss es doch irgendwo so ein Ding geben.“
„Garantiert nicht hier drin“, merkte Stoner an. „Wahrscheinlich draußen am Hauptkorridor.“
„Dann nichts wie los.“

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System: Drenaban

„Wir kriegen noch mehr Gesellschaft. Weitere Schiffe verlassen den Hyperraum.“
Instinktiv drückte er den Galaxy abwärts als sich das All über ihm verfinsterte. Die neuen Schiffe waren direkt über ihm in den Realraum zurückgefallen. „Es ist die Whirlwind.“
„Und sie hat Verstärkung dabei.“
„Whirlwind an Einsatzgruppe. Übernehmen sie diese Luurianer. Warten sie nicht auf Zielerfassung und feuern sie nach optischer Erfassung.“
Keine Sekunde später eröffneten sämtliche Geschütze das Feuer. Das farbenfrohe Feuerwerk war eines der spektakulärsten das er seit der Schlacht um Thera erlebt hatte.
„Hier ist Faith“, hörte er plötzlich die Valyrie. „Lassen sie ihre Sensoren nach synchronen Ionenspuren suchen, damit können sie sie zumindest erfassen.“ Ihr Mustang löste sich aus der Formation und stieß direkt in die Wolke der unbekannten Jäger hinein.
Die Kanonen der Whirlwind und ihrer Begleitschiffe leisteten ganze Arbeit. Das naheste der Silberschiffe erglühte unter dem konzentrierten Feuer. Flackernd brachen die Schilde zusammen, dann schmolzen die ersten Rumpfplatten. Schließlich brach es auseinander. Weiße Flammen zuckten über die Hüllenteile und ließen sie bersten. Innerhalb von wenigen Sekunden war von dem Schiff nichts mehr übrig.
„Guter Schuss Whirlwind“, lobte Whiley den Erfolg.
„Wir sind euch auch ein wenig voraus“, antwortete Norham. „Öffnet den Datenkanal, wir haben etwas für euch.“
„Erledigt.“
„Ich übertrage.“
Whiley pfiff durch die Zähne als er sah worum es sich handelte. „Genau was wir brauchen. Ich lade es sofort in den Computer.“ Er drückte ein paar Tasten und drehte sich zu Brückencrew um. „Sensorik, Feuerkontrolle. Aktualisieren sie ihre Zielpeilungen.“
„Ja Sir.“
Das Gefechtshologramm flackerte kurz auf, dann erschienen darauf die fremden Schiffe. Der Computer versah sie mit grundlegenden Daten und nahm dann eine Klassifizierung vor. Aus den einfachen roten Punkten formten sich die Symbole für den entsprechenden Schiffstyp.
„Reichlich spät, aber besser als gar nichts“, merkte Douglas an. „Sofort an die Flotte weiterleiten.“
Chris jagte gerade einen weiteren fremden Jäger als die KI tutend seine Aufmerksamkeit verlangte. „Wenn es nicht wirklich wichtig ist dann kann es warten.“ Die Antwort war ein weiteres beharrliches Tuten. „Also gut“, sagte er genervt. Im nächsten Moment flackerte der Hauptmonitor im Cockpit auf. Da er die Unbekannten bislang nicht mit den Sensoren hatte Orten können bedeutete auch dass er keine Zielerfassung gehabt hatte. Der Monitor der dafür eigentlich zuständig war blieb also schwarz. Bis gerade eben. Jetzt zeigte er bereits ein deutliches Abbild der Maschine die er gerade verfolgte. „Ok, ok es war wichtig. Danke.“ Im nächsten Moment leuchtete der Monitor auf als er den Jäger im Visier hatte. Eine lange Salve aus seinen Schnellfeuerkanonen hüllte das ganze Schiff in ein gelbes Glühen, dann platzte es auseinander. Chris hob den Kopf und sah sich um. In einiger Entfernung waren zwar noch einige Luurianische Jäger übrig doch im Moment war der Bereich in dem er und seine Staffel sich aufhielten relativ feindfrei. Lediglich die zwei leichten Kampfschiffe die die, von ihm aus gesehen, linke Flanke der Formation bildeten. Das vordere, der Computer identifizierte es als leichten Kreuzer, befand sich bereits im Schlagabtausch mit der Crusader während das hintere es als Deckung benutzte aus der es gelegentlich auftauchte um eine Salve abzugeben. Beide waren röhrenartig, etwa hundertfünfzig Meter lang, vierzig im Durchmesser und bestückt mit Photonenkanonen, Torpedowerfern und Geschütztürmen.
Chris war gerade dabei einen Kanal zur Crusader zu öffnen als Tessa sich meldete.
„Ich habe hier etwas. Sieht aus als bereiten sie eine Sendung vor. Sie leiten Energie auf ihre Langstreckenantennen.“
„Was? Welches der Schiffe?“, fragte Chris erstaunt, wobei er sich über den seltsamen Klang seiner Stimme wunderte.
„Elf hier“, meldete sich Menesco. „Es ist das hintere. Die Energie steigt weiter.“
„Das dürfen wir nicht zulassen“, hörte Chris seine Worte aus dem Kopfhörer. Doch er hatte noch gar nichts gesagt, aber er erkannte die Stimme. Sie passte zu dem seltsamen Klang ein paar Sekunden zuvor. Er blickte kurz auf seine Sensoren und dann über die rechte Tragfläche. Nur Bruchteile von Sekunden später schälte sich das Schiff der Valyrie aus der Dunkelheit. In einem harten Bogen setzte sie sich neben ihn.
„Schön dass sie auch noch kommen. Wir haben sie vermisst“, sagte Marcs spöttisch.
„“Klappe Fünf! Formiert euch, wir nehmen uns diesen Kreuzer vor.“
„Du willst ihn angreifen?“
„Natürlich. Diese paar Schiffe setzten uns schon gewaltig zu, was meint ihr passiert wenn die eine komplette Flotte schicken?“
Ein kurzes betretenes Schweigen folgte, dann hörte er die Stimme der Valyrie. „Gut mitgedacht Theraner. Sehr lobenswert, vielleicht wird aus euch doch mal was. Zerstören wir es bevor es Verstärkung rufen kann.“
„Ohne Torpedos wird das schwierig“, merkte Tessa an.
Sie seufzte. „Theraner, ihr schafft es immer wieder euch selber in ein schwarzes Loch zu katapultieren. Wenn man es richtig anstellt braucht man nicht einen einzigen. Bleibt bei mir und lernt etwas.“ Sie schob ihren Schubhebel vor und raste auf das Luurianische Schiff zu.
Chris gab ebenfalls Schub und setzte sich neben sie sie. „Haben sie das schon mal gemacht?“, fragte er als sie näher kamen.
„Ob ich das schon mal gemacht hab?“, wiederholte sie ungläubig, aber dann änderte sich ihr Tonfall zu einer eisigen Kälte. „Oft genug, denke ich. Mit Sicherheit öfter als mir lieb ist.“
„Wollte ja nur mal fragen“, sagte Chris ruhig als er ihre Reaktion bemerkte. Er nahm kurz Schub weg und brachte sich in die Position des Flügelmannes. Gemeinsam stürzten sie sich auf den Kreuzer. Sie flogen derart dicht über der Hülle das ihnen kaum Platz zum manövrieren blieb. Dennoch rollte sie ihren Jäger herum feuerte immer wieder kurze und präzise Salven auf das Schiff. Zuerst dachte Chris dass sie wahllos schießen würde aber die Explosionen die jeder Salve folgten war weitaus stärker als sie hätten sein dürfen. „Sie schießen auf Energieleitungen?“, erkannte er.
„Energiekonverter um genau zu sein“, antwortete sie konzentriert. „Die Leitungen sind wie Lebenslinien. Aber die Konverter sind wie Pumpen. Hoher Druck und viel Leistung.“
„Und die kann man sich zunutze machen.“ Inzwischen hatte er selbst einen der Konverter ausgemacht und feuerte. Zur Belohnung fetzte eine meterlange weiße Flamme aus dem Loch das er geschaffen hatte. „Alle zuhören. Nehmt euch diese Konverter vor. Aufteilen und angreifen. Los.“
Hinter ihm verteilten sich die Jäger.
„Die Energie in der Antennenanlage steigt weiter“, meldete Tessa.
„Wir übernehmen das. Gib mir die Daten.“
„Hier.“
Er überflog sie und orientierte sich dann an dem Schiff. Eine Serie langer, stabförmiger Antennen an der Backbordseite des Kreuzers war gerade noch mit bloßem Auge zu entdecken. „Komm mit“, befahl er ihr und riss den Galaxy herum. Vor ihm wurde die Sendeanlage größer.“
„Schießen sie auf die Konverter, nicht auf die Anlage selbst“, rief die Valyrie dazwischen.
Chris richtete seinen Jäger neu aus. „Du rechts“, wies er Tessa an die dicht neben ihm flog. Sie ging ein bisschen auf Abstand und feuerte sobald sie ein Ziel im Visier hatte. Chris schoss ebenfalls doch obwohl die KI mehrere Treffer bestätigte blieb der Konverter intakt. Allerdings verloschen sämtliche pulsierenden Lichter. „Wie lange brauchen die noch?“, fragte er als sie vorbeigeschossen waren und wendeten.
„Dreißig Sekunden, höchstens. Bis jetzt kein Energieab..“
Er wollte nicht unhöflich sein, aber wechselte abrupt den Kanal. Douglas´ Stimme war zu hören. „Was bei allen Sonnen machen sie da?“
„Wir greifen ihre Kommunikation an, aber ich weiß nicht ob es klappt. Wir brauchen die Crows! Breitbandstörung, volle Leistung.“
„Damit sind wir alle blind und taub.“
„Wenn wir nicht schaffen ihre Übertragung zu verhindern haben wir bald noch mehr von denen hier! Ich glaube nicht das dass eine Option ist, oder?“ Er bekam keine Antwort. Während er den nächsten Konverter unter Feuer nahm stieg ihm ein gewaltiges Rauschen in die Ohren. Die Crows hatten ihre Störfelder aktiviert. Seine Bemühungen waren erfolgreich. Diesmal platze sein Ziel in tausende von Splittern auseinander die quer durchs All schossen. Er musste bremsen um zumindest einem Teil zu entgehen. Dieser kurze Moment reichte. Sein Jäger befand sich fast genau über der Sendeanlage. Er drückte die Nase nach unten zur Hülle und drückte ab. Seine Kanonen zerfetzten zwei weitere Konverter. Eine Energieleitung brach auf und sandte weißes Feuer ins All. Erst als alle Batterien leergeschossen waren hörte er auf. Das Rumpfstück unter ihm war ein glühendes Inferno. Er drehte die Maschine leicht und konnte sehen wie Teile der Antennen abgetrennt durch den Raum trieben. Die anderen waren verbogen und standen in seltsamen Winkeln am Rumpf ab. Er nahm die die Nase wieder hoch und gab Schub. Nebenbei blickte er auf die Uhr. „Wie lange hab ich gebraucht?“, fragte er die KI. Eine trötende Antwort erschien auf dem Monitor. „Neunundzwanzig Komma vier Sekunden“, sagte er halblaut und atmete schwer durch. „Zu knapp für meinen Geschmack.“
Plötzlich machte der Kreuzer einen Satz und nur seine Erfahrung und Reflexe bewirkten dass er den Steuerknüppel in die richtige Richtung drückte. Eine Seitwärtsrolle über den linken Flügel und eine langer Bogen brachte ihn an das Heck. Während das Rauschen langsam nachließ erkannte er dass sich das ganze Schiff nach unten senkte. Grund dafür war die Valyrie und eine Gruppe Galaxys die gezielt die Triebwerke unter Beschuss nahmen. Er konnte erkennen wie sich an der Steuerbordseite Manöverdüsen bemühten die Position zu halten, doch letztlich kippte der Kreuzer ab. In einer Mischung aus Sturz und Rolle sackte er in Zeitlupe direkt in die oranische Werft unter ihm. Anfangs wurde sich berührendes Metall noch beiseite geschoben. Doch ein paar Sekunden später brachen einige kritische Teile und sowohl das Schiff als auch die Werft verschwanden in einem glühenden, sich ausbreitenden Feuerball.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:13

Das kleine Silberschiff hatte während der gesamten Schlacht seine Position unterhalb der Werft nicht verändert. Seine Sensoren zeichneten alles auf was um es herum geschah. Im inneren analysierte es alles und berechnete Chancen und Möglichkeiten. Das Auftauchen der Theraner war kein entscheidender Faktor gewesen, bis zu jenem Moment in dem es ihnen gelang den Kriegskreuzer zu zerstören. Der Augenblick veränderte alles. Natürlich hatte es sofort die veränderte Lage erfasst, aber die eigenen Schiffe waren bereits im Hyperraum und würden bald eintreffen. Es war fraglich wie sie auf diese unvorhergesehene Wandelung reagieren würden. Außerdem wollte es keine Übertragung riskieren die möglicherweise entdeckt werden konnte. So blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Als die Flotte dann endlich eintraf verbesserte sich seine Berechnung wieder. Auch wenn sie ihr verlorenes Schiff nicht mehr zurückbekommen würden, so würden sie doch jeden Hinweis darauf vernichten das es je hier gewesen war. Den Verlust des ersten kleinen Schiffes betrachtete es noch nicht einmal als besonders dramatisch, doch als plötzlich eine weitere Gruppe Theraner erschien und das zweite Schiff zerstörten läuteten sämtliche Alarmglocken. Die Flotte geriet immer mehr in Bedrängnis, auch unter den Jägern stiegen die Verluste. Als dann auch noch die beiden Kreuzer unter Beschuss gerieten war es zu viel. Entgegen seiner normalen Einstellung begann es Systeme und Programme zu starten um mit dieser misslichen Lage fertig zu werden. Doch noch bevor eines davon bereit war donnerte eine Welle aus Hitze und Trümmerteilen über es hinweg. Die Docks der Werft explodierten um es herum doch es kümmerte sich nicht darum. Die Hitze wurde von der Hüllenpanzerung abgeleitet. Im nächsten Moment traf etwas Scharfes seinen oberen Rumpf. Es war spitz und durchschlug ungebremst die überforderte Panzerung. Doch es stoppte nicht, stattdessen drang es tief in das innere vor. Es schlug sogar gegen die Panzerung der Unterseite. Viele kleine rote Lichter leuchteten auf. Schadensmeldungen. In diesem Moment bedauerte das kleine Schiff das es so klein war. Die größeren Schiffe konnten bei solchen Schäden einfach neue, unbeschädigte Verbindungen errichten, doch daran fehlte es ihm. Viele Systeme waren beschädigt, zu viele um einfach weg zu fliegen. Die untere Panzerung gab nach und brach, eine Anzeige zeigte einen dramatischen Verlust von Druck und Energie. Ausgefallene Sensoren und unterbrochene Datenkabel machten es blind und taub. Der Inhalt der letzten Leitungen ergoss sich durch die Löcher ins All von wo wiederum eisige Kälte in das Schiff eindrang. Die letzten Energiereserven gingen zur Neige, die wenigen verbliebenen Systeme hörten auf zu arbeiten. Der Bordcomputer hatte nicht einmal mehr Zeit für einen letzten Gedanken. Am Ende blieb nur eine kalte, aufgebrochene Hülle in dem Trümmerfeld der Werft zurück.

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System: Krenara
Oranische Forschungsstation

Dan schnaufte als er durch die Gänge der Station trabte. Matt war zwar noch nie ein Schwergewicht gewesen, aber die Tatsache dass er jetzt betäubt auf seinen Schultern lag änderte das ein wenig. Nachdem er ihn einige hundert Meter getragen hatte musste er feststellen dass ihm langsam aber sicher die Luft ausging. Er war echt nicht mehr der jüngste. Dennoch gestattete er sich nicht nachzugeben. Plötzlich erwachte eine Lautsprecherstimme zum Leben.
„Was ist das?“ rief Stoner der einige Meter vor ihm lief.
„Klingt als würde sie zählen“, vermutete Lewis.
„Dann ist der Countdown sicherlich bald zu Ende. Sucht die verdammte Kapsel“, stieß Dan schwer hervor.
Hayman meldete sich. „Wir sind alle an Bord.“
„Dann startet. Wartet vor der Station auf uns.“
„Verstanden. Beeilt euch. Ende.“
Endlich erreichte er den Hauptgang in dem die anderen bereits nach einer Fluchtmöglichkeit suchten.
„Hab alles durchgeguckt. Keine Kapsel weit und breit“, meldete ihm Stoner.
„Zurück können wir auch nicht, das Schott ist dicht und zu dick als das wir es aufsprengen könnten“, fügte Bolton hinzu. „Wir haben ein Problem.“
„Die Raider haben doch Plasmaschneider“, sagte Lewis. „Die können sich doch durch die Hülle schneiden.“
„Auf keinen Fall. Es ist hochexplosiv hier drin. Ein Funke reicht und es fliegt alles in die Luft.“
„Gibt es Luftschleusen? Oder Wartungsluken?“, fragte Bolton.
„Wozu?“
„Wir springen einfach ab. Unsere Anzüge sind dicht und unsere Transponder funktionieren. Die Raider haben uns in ein paar Minuten eingesammelt.“
Stoner schüttelte den Kopf. „Hier kommt nichts rein oder raus. Nicht eine Klappe. Keine Chance.“
„Aber die Idee ist gut“, pflichtete Dan ihm bei.
„Und was machen wir mit ihm?“, fragte Lewis und zeigte auf Matt.
„Der ganze Lagerraum da drüben ist doch voll mit Zeug. Einer von den Anzügen wird ihm passen. Los.“
„Aber wir brauchen immer noch einen Weg nach draußen“, stellte Lewis fest als sie den Lagerraum erreichten.
„Tja, dann musst du mal wieder ran.“
„Die Raider dürfen sich nicht durchschneiden, aber er soll sprengen?“, fragte Bolton verwirrt. „Du hast selber gesagt dass hier alles hochexplosiv ist.“
„Deswegen werden wir uns schützen“, erklärte Dan ruhig.
„Und womit?“
„Damit“, sagte Dan und trat gegen einen der Container. „Die Orani haben alles ordentlich gelagert. Diese Kästen sind druckfest. Wir steigen rein, Lewis sprengt die Außenwand und dann zieht uns entweder der Sog nach draußen oder die Druckwelle der Explosion. Außerdem löst das unser größtes Problem, nämlich weit genug von der Station wegzukommen bevor sie auseinander fliegt.“
Bolton, Lewis und Stoner sahen sich irritiert an, dann schüttelten sie resigniert die Köpfe.
„Du bist der Boss, Boss.“
„Also los.“
Organisierte Hektik brach aus. Während Lewis die Wand mit Haftladungen bestückte stieß Stoner die vollen Container um und prüfte die Schlösser. Dan und Bolton wuchteten Matt in einen der Anzüge. Als sie fertig waren sah Dan auf die Uhr. Erstaunt stellte er fest das seid dem Beginn des Countdown keine fünf Minuten vergangen waren. Doch die Stimme wurde immer durchdringender.
Hayman meldete sich wieder. Er klang nervös. „Ihr solltet euch beeilen. Wenn die Sensoren Recht haben bleib euch nur noch eine halbe Minute.“
„Macht euch keine Sorgen, wir sind gleich draußen. Ihr könnt uns dann aufsammeln.“ Dan beendete das Gespräch und nickte den anderen zu. „Verschwinden wir hier.“
Während Lewis und Stoner einen Container bestiegen zwängten sich Dan, Matt und Bolton in einen anderen.
„Irgendwann musst du mir mal erzählen wie man auf solche Ideen kommt“, presste Bolton hervor als er die Klappe schloss und verriegelte.
„Besondere Umstände schätze ich. Lewis, drück drauf.“
Der dumpfe Knall der Haftladungen dröhnte durch den Lagerraum. Dann hörte man das Pfeifen der entweichenden Atmosphäre. Die Container gerieten leicht in Bewegung. Weitere Explosionen drangen an ihre Ohren. Plötzlich rissen gewaltige Hände an den Behältern. Dan spürte wie sie die Bodenhaftung verloren. Der Container begann sich zu drehen und zu überschlagen. Er gab schon nach wenigen Momenten auf sich zu orientieren und versuchte sich statt dessen mit aller Macht so festzuhalten das sich nichts mehr bewegen konnte. Aber die unvorhersehbaren Bewegungen des Containers vereitelten sein Vorhaben. Die Schwerelosigkeit tat ihr übriges zu bei.

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System: Drenaban

Vor dem Feuerball der brennenden den Werft leuchtete der verbliebene Luurianische Kreuzer wie ein roter Diamant. Ein Stück dahinter schwebte die fremde Fregatte. Auf der Brücke der Whirlwind genoss Admiral Douglas eine Sekunde lang diesen faszinierenden Anblick.
„Es dreht bei“, sagte Whiley neben im. „Anscheinend will er sich zurückziehen.“
Douglas sah auf das Gefechtshologramm vor ihm. Der Kreuzer bewegte sich von ihnen weg.
„Das sollten wir verhindern.“
Neben dem Hologramm erschien ein verkleinertes Abbild Admiral Maynards. „Ich sehe das genau so, aber wir müssen es gründlich machen. Sie müssen hier vernichtet werden. Wir riegeln sie ab.“
„Einverstanden“, antwortete Douglas ruhig.
Maynards Blick ging zu seinem Brückenpersonal hinüber. „Sensorik, ermitteln sie den Sprungvektor und die Koordinaten; Steuermann, bringen sie uns mit Vollschub dorthin. Wir setzen beide Schiffe fest.“
Die beiden Offiziere nickten und machten sich an die Arbeit.
„Wir setzen sie fest, ihr erledigt sie.“
„Das ist gar nicht mal so einfach“, meldete sich Whiley zu Wort. „Für die Größe hat es eine beachtliche Feuerkraft. Natürlich hat es keine Chance gegen zwei Flotten, aber es ist ein schwieriges Ziel.“
„Es wäre doch Schade wenn es keine Herausforderungen gäbe.“
„Wir sollten es trotzdem schnell zerstören und uns um das andere Ding kümmern“, sagte Douglas ernst. „Wann seid ihr in Position?“
„In zwei Minuten steckt es in der Falle.“
„Bis dahin müssen wir es beschäftigen.“ Er wandte sich an die Waffenkontrolle. „Übergeben sie Zieldaten an unsere Begleitschiffe, es sind mehr als genug um mit einem Kreuzer fertig zu werden. Befehl an alle Kampfschiffe, sie sollen das Feuer auf die Fregatte konzentrieren. Auffächern und volles Vektorsperrfeuer.“
Der Soldat bestätigte und Sekunden später waren die Befehle ausgegeben. Die Formation löste sich auf. Links von der Crusader umringten eine Menge Kreuzer das Luurianische Schiff. Obwohl haushoch unterlegen feuerte es weiter. Schließlich platzte es in einem weißen Feuerball auseinander.
Auf der Brücke richtete Douglas seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn.
„Wir sind soweit“, berichtete Maynard.
„Dann sehen wir zu das wir endlich nach Hause kommen. Jäger zum Angriff, die Flotte hinterher.“

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Mit Vollschub jagten die Wolves dem letzten und größten Schiff entgegen. Von den Theranern eingekesselt schoss es auf alles es erfassen konnte. Weißes Geschützfeuer von Abwehrtürmen zuckte um die Jäger herum als sie sich schnell näherten. Ein gewaltiger Schlag erschütterte Chris´ Jäger. Die KI piepte protestierend als sich die riesige Energiemenge entlud.
„Ich bin getroffen“, rief er leicht nervös. „Das war kein Abwehrfeuer. Die Steuerung reagiert nicht, der ganze Jäger ist polarisiert.“ Hastig drückte er mehrere Tasten, doch nichts geschah. Die Maschine blieb unkontrollierbar und trudelte durch den Raum. Auch die restlichen Tasten zeigten keine Reaktion. Hastig probierte er alle Schalter durch, doch nicht mal die gewagtesten Neustartversuche fruchteten. Dann sah er kurz durch die Cockpitscheibe. Er trudelte zielsicher auf das größte der luuranischen Schiffe zu, das Silberschiff füllte bald sein gesamtes Sichtfeld. „Das ist gar nicht gut“, sagte er halblaut zu sich selbst. Ihm kam eine böse Idee. „Na warte. Wenn du denkst du mich erwischt muss ich dich leider enttäuschen.“ Er suchte den Sicherungskasten, schlug mit der Faust den Deckel ab und riss eine der Verbindungen heraus. Dann kramte er aus seinem Oberschenkelholster ein Magazin hervor. Mit den dicken Fingern des Raumanzugs führte er die beiden Kabel zusammen. Funken stoben und beißender Qualm breitet sich im Cockpit aus als sich überschüssige Energie entlud. Selbst mit fest zusammengekniffenen Augen schmerzten die hellen Blitze. Als sich alles wieder beruhigt hatte bediente er sich wieder des Magazins. Die Ladung würde zwar nicht ausreichen um alle Systeme zu betreiben, aber es sollte reichen um das Notstromaggregat anzuwerfen. Dann hatte er wenigstens wieder Funk und Steuerung. Während er versuchte die Kabel anzuklemmen ging draußen die Raumschlacht weiter. Ein Vampire jagte dröhnend an ihm vorbei, gefolgt von einem wild feuernden Raider. Eine Salve traf und verwandelte den Luurianer in einen Feuerball der seinen Jäger durchschüttelte.
Endlich schaffte er es die Kabel zusammenzuführen. „Na bitte, es geht doch“, murmelte er. Sofort begann seine Instrumententafel zu leuchten und die KI blökte protestierend. Die Kollisionswarnung blinkte hektisch.
„Eins hier, ich lebe noch“, meldete er sich schnell. Schnell griff er wieder nach dem Steuerknüppel. Bevor er ihn benutzen konnte wurde es wieder dunkel. Er fluchte, dann warf er das leere Magazin weg. Dann sah er auf und suchte den Grund für den Alarm. Als er ihn fand schluckte er hart. „Das ist auch nicht gut.“ Die Trümmer des zerstörten Venoms flogen direkt auf ihn zu; und ohne Schilde würden sie einen bösen Eindruck hinterlassen.
Lärmend bohrten sich die Trümmerstücke in seine Maschine. Der linke Flügel wurde komplett abgerissen, die Hülle durchlöchert und sogar eines der Triebwerke wurde herausgerissen. Einige Splitter trafen das Cockpit, aus einer Vielzahl von Löchern entwich Luft. Chris wurde hart herumgeworfen. Sein Kopf knallte hart gegen die Sitzlehne und verursachte böse Kopfschmerzen, aber auch andere Teile seines Körpers meldeten Verletzungen. Das einzig gute war das er jetzt nicht mehr genau auf das Kriegsschiff zutrudelte.
„Na toll“, zischte er verbissen, „ausgerechnet der letzte. Aber noch hast du mich nicht.“ Erneut machte er sich am Sicherungskasten zu schaffen. Er verband eines der Kabel fest mit dem Anschlussstecker, hielt das andere aber getrennt. Dann sah er wieder nach vorn. Er wartete kurz bis sich das Schiff in der besten Position befand und schloss dann den Stromkreis. Der Galaxy bockte kurz als er seine letzten Torpedos ausspuckte. Ohne eigene Zielsysteme jagt die Geschosse auf ihr Ziel zu. Die Luuranischen Geschütze kümmerten sich nicht um sie. Nach wenigen Sekunden trafen sie ungehindert ihr Ziel. Der Energiekonverter explodierte und riss eine Hüllensektion mit sich.
Ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht als er sah wie das große Schiff durchsackte und Schlagseite bekam. Allerdings geriet es somit wieder genau in seine Flugbahn. „Das ist erst recht nicht gut“, erkannte er zähneknirschend.
Der Galaxy entzog sich derweil jeglicher Kontrolle. Für einen kurzen Moment lärmten die KI und die Schadenanzeige schlimmer als in den meisten simulierten Abstürze auf der Akademie, dann wurde es dunkel. Das einzige Licht war die silbrige Hülle des Luuranischen Kriegsschiffs das vor ihm immer größer wurde. Trotz der Schäden feuerte es noch immer. Und Chris war bereits nah genug dran um von der gewaltigen Masse angezogen zu werden. Er fluchte. „Ich hab grad auch gar kein Glück oder?“, zischte er und streckte den Arm nach einem großen Schalter aus. Er musste gegen die Schwerkraft ankämpfen die ihn seit dem Ausfall der Kompensatoren in den Sitz drückte, doch er schaffte es. Gerade als er ihn drücken wollte tauchte der Rumpf des Kriegschiffes vor ihm auf. Größer und näher als es ihm lieb war. Alles in ihm spannte sich. Mit dem unverkennbaren, ohrenbetäubenden Krachen schlug der Galaxy auf die Hülle auf. Aber die erwartete Explosion blieb aus. Stattdessen kippte das Wrack auf die Seite und schlitterte, sich überschlagend, über den Rumpf. Im inneren stoben Funken aus dem Armaturenbrett. Chris wurde wild umhergeschleudert. Nach einer schier endlosen Zeit kam die Maschine zu einer relativen Ruhe. Sie rutschte nur noch. „Verdammtes Mistding“, fluchte er während er wieder versuchte den Schalter zu erreichen. Der drückte ihn. „Eins steigt aus!“, presste er hervor ehe der Raketenmotor das Cockpit vom Rumpf trennte. Der plötzliche Schub presste ihn hart in den Sitz ließ seinen Kopf erneut gegen die Kopfstütze schlagen. Er bekam noch mit wie der zerfetzte Jäger in das bereits geschlagene Loch krachte, dann forderte die Überbelastung ihren Tribut. Ihm fielen die Augen zu.

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Irgendwann begann das Taumeln abzunehmen, doch bis dahin hatte Dan sein Zeit- und Richtungsgefühl vollkommen verloren. Er erschrak als plötzlich metallisches Krachen den Container durchfuhr. Von außen hörte er ein deutliches surren. Dann wurde die Klappe geöffnet und Dan fiel rücklings hinaus. Er landete hart auf Deck, kam dabei aber noch gut weg, im Gegensatz zu Bolton der bäuchlings neben ihm landete und laut auf keuchte.
„Cap“, fragte er erschöpft.
„Ja?“
„Am Abgang müssen wir noch arbeiten.“
„Da sind wir einer Meinung.“
Eine Hand kam in sein Sichtfeld. Er folgte dem Arm und erkannte einen breit grinsenden Hayman. Dann wurde er auch schon hochgehoben. In seinem Kopf drehte sich immer noch alles.
„Ich weiß nicht wie ihr das hinbekommen habt, aber ihr habt einen der schönsten Feuerbälle des ganzen Krieges produziert und es ist echt schade dass ihr ihn verpasst habt. Zum Glück hat dieses Ding Kameras.“
Dan grinste schief. Ein Medi kam zu ihm herüber. Er schob ihn zu dem Container. „Mir geht’s gut, ihm kannst du helfen.“
Hayman´s Augen weiteten sich. „Sag bloß den hast du auch da drin aufgegabelt.“
Bolton nickte.
„Wie sieht´s aus?“, fragte Dan den Medi. Er hatte den immer noch betäubten Matt aus der Kiste gehoben und auf den Boden gelegt. Konzentriert arbeitete er an seinem Patienten, und er sagte kein Wort. „Hallo?“
Der Medi steckte seinen Scanner weg und drehte sich zu ihm herum. Er stand auf und nahm den Helm ab. Sein Gesichtsausdruck sagte alles.
Dan spürte wie er ein kleines bisschen in sich zusammensank während er auf den Boden starrte. Er musste viel Kraft aufbringen um zu reden. „Wie?“
Der Sani zuckte mit den Schultern. „Mehrere Faktoren. Er war stark geschwächt, dazu das Gas auf der Station. Dazu zu viel Action. Er ist an Überbelastung gestorben, wahrscheinlich schon als ihr noch drüben wart.“
Dan nickte schwer. Ein metallisch hohler Knall ließ ihn aufsehen. Bolton hatte seinen Helm gegen das Schott gehämmert. „Alles klar?“, fragte er ihn.
„Ist schon in Ordnung, jetzt geht’s mir wenigstens ein bisschen besser.“ Er sah den Sani an. „Wo ist Carrington?“
Der Mann zeigte auf eine in einem Haltenetz verschnürte Person. „Da drüben. Sie hat Verbrennungen und ist bewusstlos, aber sie wird’s schaffen.“
Ein Alarmton riss sie wieder in die Gegenwart zurück. Dan stürzte ins Cockpit des Raiders.
„Gerade sind oranische Schiffe aus dem Hyperraum gefallen“, meldete der Pilot.
„Ein Jagdgeschwader und ein leichter Kreuzer“, fügte der Copilot hinzu.
„Das ist eine Patrouille“, erkannte Dan. „Sie suchen also nicht direkt nach uns. Wir verschwinden. Hart beidrehen und Sprung vorbereiten. Wir sind hier weg noch bevor die bei uns sind.“
Der Pilot drückte den Steuerknüppel und die Maschine schwang herum. Das gewährte Dan einen langen Blick auf die zerstörte Raumstation. Außer einigen schweren Metallträgern schien nichts mehr übrig zu sein.
„Ganz schön übel“, sagte Bolton als er über Dan´s Schulter sah. „Wir waren nicht dabei als sie Thera mit dem Zeug zerstört haben, aber jetzt kann ich mir ne ungefähre Vorstellung machen wie das gewesen sein muss.“
„Aber sie werden so etwas nie wieder tun, dafür haben wir gesorgt“, erklärte Dan fest. „Und jetzt verschwinden wir. Ab nach Hause.“
Der Pilot drückte den Knopf. Die beiden Raider sprangen in Sicherheit.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:14

„Fünf für drei. Siehst du ihn irgendwo?“, meldete sich Tessa besorgt während sie versuchte einen Blick auf die abstürzende Maschine zu erlangen.
„Negativ“, antwortete Marcus gestresst. Mühsam kämpfte er gegen den Schock in seinem inneren an. Am liebsten wäre er sofort hinterher geflogen um seinem Freund zu helfen, aber er wusste dass so ein Verhalten unverantwortlich war. Er war vielleicht nicht immer ein Musterpilot, aber war vernünftig genug um sich nicht von der Situation beeinflussen zu lassen. Außerdem wurde er jetzt und hier gebraucht. Später würden sie nach ihm suchen. Er wusste dass Chris es genauso machen würde.
„Folgt mir“, befahl er den anderen. „Tun wir unseren Job.“ Er lenkte die Maschine erst in einen langen Bogen und dann in eine Spirale was sie über das luurianische Schiff brachte. Die KI piepste als sie ihr Ziel erfasste. „Das ist der letzte Konverter.“
„Wir haben keine Torpedos mehr“, warf jemand ein.
„Aber noch genügend Energie für die Kanonen. Und wenn wir dieses Ding mit nem Plasmaschneider zerlegen müssen, tun wir´s einfach.“ Mit einer Rolle über den rechten Flügel visierte er den Konverter an und feuerte. Gleichzeitig bremste er um sein Ziel länger im Visier zu haben. Erst als die Batterien leer geschossen waren beschleunigte er wieder. In einem langen Aufwärtsbogen gewann er genug Abstand vom Schiff und Zeit für die Generatoren um die Batterien wieder zu füllen. Gerade als er sein Ziel wieder ins Visier nahm bemerkte er etwas Seltsames. Weiße Blitze zuckten aus dem Konverter über die Hülle des Schiffes, die Geschütztürme drehten sich unkontrolliert und der Antrieb flackerte. Dann erlosch er ganz und das Schiff kippte über die Schlagseite hinweg. Sämtliche Lichter gingen aus, auch das pulsieren erstarb.
„Was bei allen Sonnen passiert da?“, fragte er.
„Es reagiert nicht mehr“, antwortete ihm Tessa.
„Haben wir es erwischt? Ist es tot oder wie?“
„Ich messe jedenfalls keine Energie mehr. Scheint als hätten wir es zerstört.“
„Und warum sind die anderen in die Luft geflogen?“
„Du fragst mich Sachen. Ich weiß es nicht. Wir haben nicht genug Informationen. Vielleicht haben wir es kurzgeschlossen.“
„In der eigenen Elektronik gebraten. Kein schönes Ende“, beendete er die Unterhaltung sarkastisch.
Das Kom klickte als ein Kanal geöffnet wurde. „Verdammt gute Arbeit, das gilt für alle“, hörte er Douglas sagen. Seine Stimme klang abgekämpft. „Aber wir sind noch nicht fertig. Atmen sie noch mal tief durch. Wir berechnen bereits den Rücksprung. Retten sie bis dahin so viele Rettungskapseln wie sie können. Und bleiben sie wachsam. Douglas Ende.“
Marcus beobachtete wie hier und dort Schiffe ausschwärmten und das Gebiet absuchten. Gedanken schossen durch seinen Kopf. Sorgen nagten an ihm.
Sein Kom knackte. „Fünf, hier ist sechs“, hörte er seinen Flügelmann sagen.“
„Ja?“
„Nun mach schon.“
„Was denn?“
„Ach komm, jeder kann es dir ansehen. Ich übernehm hier. Im Moment ist eh nichts los. Schnapp dir drei und such den Boss.“
Marcus zögerte nur kurz. Obwohl sechs Recht hatte kam es ihm falsch vor seinen Posten zu verlassen. Doch nachdem er den Galaxy bereits herumgerissen hatte war es für ihn das natürlichste auf der Welt.
„Gib mir eine geschlossene Verbindung zu drei“, befahl er der KI.
Tessa reagierte überrascht. „Was ist denn?“, fragte sie irritiert.
„Wir haben da noch etwas zu erledigen“, erklärte er.
„Ich wüsste nicht; oh warte; ja“, antwortete sie ihm schließlich, wobei ihre Stimme mit den letzten Worten deutlich kühler wurde. Sie sah zu dem rotierenden Wrack hinüber. „Denkst du er hat es geschafft?“
„Das werden wir nur Wissen wenn wir nachsehen. Ich weiß das er das gleiche tun würde.“
„Das hab ich ja auch nicht angezweifelt.“
„Außerdem hab ich was dagegen ihn hier bei den Orani zurückzulassen, ganz egal in welchem Zustand.“
„Na dann los.“ Sie zog den Galaxy in einen scharfen Bogen und jagte mit Höchstgeschwindigkeit hinüber. Marcus hatte größte Mühe ihr zu folgen und war immer noch weit hinter ihr als sie beide den brennenden Rumpf erreichten.
„Die Sensoren zeigen nichts an“, sagte Tessa mit kalter Stimme.
„Er ist ausgestiegen, also muss er hier irgendwo sein.“
„Ich fliege ein Suchmuster“, sagte sie und scherte aus der Formation aus.
Marcus sah ihr nach während sie ihren Jäger immer wieder neu ausrichtete. Er selbst versuchte nur mit den Augen etwas zu erkennen.
„Ich hab nur ein paar weit entfernte Signale“, sagte sie als schließlich wieder neben ihm flog.
„Hier ist Douglas. Wir transferieren Sprungkoordinaten. Sprung in einer Minute. Ende.“
„Nein, nein, nein“, fluchte er. „Das kann noch nicht sein. Jetzt noch nicht.“ Die KI blökte hektisch. „Nein ich werde den Kurs noch nicht ändern.“ Er wandte sich an Tessa. „Wir können doch nicht ohne ihn weg.“
„Wir müssen aber“, antwortete Tessa leise. „Es ist das vernünftigste.“
„Scheiß auf die Vernunft. Ich kann ihn doch nicht hierlassen!“
Die Antwort kam in Form eines weißen valyrischen Jägers der zwischen ihnen hindurch schoss. In einer langsamen Rolle zeigte er ihnen die Unterseite.
„Sie trägt eine Rettungskapsel“, erkannte Tessa
„Hat sie ihn?“
„Sprung in zehn Sekunden“, lärmte Douglas´ Stimme dazwischen.
Marcus tippte den Kurs ein. „Würde sie uns sonst jemanden auf diese Weise präsentieren? Staffel, es geht nach Hause.“
Dann stand die Uhr auf Null. Marcus drückte den Sprungknopf.

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Grün. Das erste was Chris sah nachdem er die Augen öffnete war eine dickflüssige, geleeartige grüne Masse. Sie schwappte langsam und gleichmäßig gegen die Maske die er trug. Durch das grün konnte er die Umrisse einiger Personen ausmachen die sich in dem Raum vor ihm bewegten. Er konnte wegen des grünen Zeugs nichts Genaues erkennen, aber er merkte wie zumindest zwei Personen sich ihm näherten. Plötzlich begann er sich zu bewegen. Das grüne Zeug fing an zu sprudeln, dann spürte er wie es durch eingelassene Ventile abgepumpt wurde. Schließlich war das ganze Zeug verschwunden. Mit einem Zischen öffnete sich über ihm eine Versiegelung, surrend hob sich der Deckel. Kalte Luft schoss herein und ließ ihn frösteln. Er zog sich die Maske vom Kopf und atmete wieder frische Luft.
„Na, gut geschlafen?“ begrüßte ihn eine bekannte Stimme.
„Willkommen in der Welt der Lebenden“, fuhr Tessa fort und streckte ihm eine Hand hin.
Er griff danach und setzte sich vorsichtig auf. Sein Kopf und Dutzende weitere Körperstellen protestierten schmerzhaft gegen die plötzliche Bewegung. Ein schneller Blick brachte dutzende von kleineren und größeren Narben zum Vorschein.
„Na guck mal einer an, unser Frosch hüpft wieder“, schallte eine weitere wohlbekannte Stimme durch den Raum.
„Wenigstens einer hat noch Spaß am Leben“, grummelte Chris. „Ich hasse diese Büchse.“ Er sah sich um. Er war auf der völlig überfüllten Krankenstation der Crusader. Überall lagen Verwundete, umringt von Medizinern. Einer bemerkte dass er aus seiner Wanne gestiegen war und kam zu ihm herüber.
„Ah, unser Meisterwerk. Schön sie in so einer Verfassung zu sehen.“
Chris verengte seine Augen zu Schlitzen und sah den Mann fragend an.
„Sie haben uns ganz schön Arbeit gemacht. Ich bin lange dabei und ich habe nur wenige Leute gesehen die man ebenfalls in einem derartigen Zustand aus ihrer Rettungskapsel gefischt hat.“
„Faith hat dich aufgesammelt nachdem du ausgestiegen bist“, warf Marcus ein.
„Noch weniger davon sind durchgekommen. Und ein noch geringerer Teil, und da gehören sie zu wird wieder fliegen können. Jetzt gucken sie nicht so, sie sind Pilot und das einzige was euch interessiert ist wann ihr wieder auf den Bock könnt. Aber nicht so schnell. Zuerst müssen die Eingriffe abheilen.“
„Eingriffe?“, fragte Chris leise.
„Ich sagte dass man sie in einem schlimmen Zustand geborgen hat und dass sie uns Arbeit gemacht haben. Sie lagen beinahe fünf Stunden auf dem Tisch. Wir hatten gut zu tun. Bewegen sie ihren rechten Unterschenkel.“
Leicht irritiert tat er es. Es war nichts Besonderes dabei, aber es war ein fremdes Gefühl.
„Nicht schlecht, finden sie nicht auch? Er war vollkommen zerstört, aber jetzt haben sie einen vollwertigen Ersatz. Glücklicherweise haben wir noch hochwertige biomechanische Prothesen, die sind teilweise besser als Originalteile.“
„Ihr habt mir ein neues Bein verpasst?“
„Unter anderem. Aber das ist noch nicht alles. Wir haben drei Finger ihrer linken Hand, ihr linkes Schulterblatt und ihr rechtes Auge ersetzt.“
Chris schluckte trocken, Marcus und Tessa blickten still zu Boden. „Na toll, ich bin ein Roboter.“
„Wäre es ihnen lieber wir hätten sie nicht behandelt?“
„Natürlich nicht, aber ich hab in der Wanne schön geträumt, und das hier ist nicht das passende Happy End.“
„Die Tatsache dass sie schon wieder meckern können zeigt doch dass es ihnen besser geht.“ Er gab Chris eine Datacard. „Wie gesagt, die Eingriffe müssen abheilen. Sie sind die nächste Woche nicht Dienstfähig. Bis dahin sollten sie sich an ihre neuen Körperteile gewöhnt haben. Und jetzt raus hier, wir brauchen den Platz für die anderen.“
Chris lächelte schief und griff nach der Uniform die Tessa ihm hinhielt. Als er sie fertig angezogen hatte stellte er sich hin und ging ein paar Schritte. Es ging ein wenig holperig, wie etwas da er schon lange nicht mehr gemacht hatte, aber besser als er erwartet hatte. Zusammen mit den anderen beiden verließ er die Krankenstation.
„Bei solchen Ärzten fühlt man sich doch gleich viel besser, oder?“, sagte Marcus als sie im Korridor waren.
„Sie halten einen auf Trab. Wie lange war ich da drin?“
„Zwei Tage ungefähr“, sagte Tessa. „Die Medis haben dich sofort behandelt nachdem wir wieder an Bord waren.“
„Wir haben die Zeit übrigens gut genutzt, fügte Marcus hinzu. „Und dir ein besonders schönes Trümmerteil aus der Rettungskapsel rausgesucht.“
„Ich nehme an es liegt unten im Besprechungsraum?“
„Siehst du, so krank ist er doch gar nicht“, sagte Marcus zu Tessa. „Er kann schon wieder klar denken.“
„Die Medis wird das gar nicht freuen. Am Ende nageln die dich in deiner Koje fest.“
„Ich will ja nicht lange bleiben. Und wenn ich eh grad auf dem Weg bin kann ich das gleich hinter mich bringen.“

-
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Nach der Schlacht war der Besprechungsraum ein einziges Durcheinander. Der Bartresen war zerstört, herausgerissene Kabel und Lampen hingen von der Decke. Stühle und Tische lagen überall verstreut. Doch zumindest ein Teil des Raumes war wieder in Ordnung gebracht worden. Die Computerkonsole und der Holoprojektor waren in einwandfreiem Zustand, ebenso ein paar Sitzreihen davor. Einige der Piloten waren bereits mit Aufräumen beschäftigt. Als die drei eintraten versammelten sie sich in einem lockeren Halbkreis, darunter auch Golly und Torrig. Chris sah sich um. Er sah eine ganze Menge bekannter Gesichter. Zwar lange nicht so viele wie er es sich gewünscht hatte, aber dennoch mehr als er nach so einer Schlacht erwartet hatte.
Marcus trat hinter die Theke und holte etwas aus einem der unbeschädigten Fächer hervor. Dann hielt er es Chris hin.
„Ein Steuerknüppel?“
„Richtig“, sagte Marcus breit grinsend. „Um damit auf dem rechten Kurs zu bleiben und um Gefahren rechtzeitig zu erkennen und zu umschiffen. Und natürlich um in Zukunft übereifrige Medis zu vermeiden.“
Chris lächelte schief als den Steuerknüppel entgegennahm und über der Bar befestigte.
„Normalerweise würden wir jetzt was trinken, aber leider hat ein Glückstreffer unser gesamtes Inventar zerstört.“
„Das reicht jetzt aber erst mal“, sagte Tessa obwohl auch sie grinste. „Du gehörst in die Koje.“
Chris sah sie fragend an.
„Hör zu, deine Aushilfe will dir was sagen.“
Seine Augen wurden größer.
„Ich mach deine Arbeit solange du flachliegst“, sagte sie ernst, „und ich will dass du wieder fit bist wenn wir zuhause eintreffen. Dann kannst du den Haufen gerne wiederhaben. Bis dahin aber gehörst du mir.“
„Ist ja gut, ist ja gut“, antwortet Chris leise. „Mal sehen wie euch die Woche ohne mich bekommt.“ Zusammen mit Marcus verließ er wieder den Besprechungsraum und machte sich auf den Weg zu seiner Kabine.“
„Tessa macht meinen Job?“ fragte er leicht ungläubig.
„Solange du nicht da bist, ja. Whiley hat ihr das aufgebrummt. Passt dir das nicht?“
„Vor ein paar Tagen hab ich mich drüber aufgeregt das ich euch herumkommandieren muss, und jetzt bin ich irgendwie ein bisschen sauer das ein anderer meinen Job macht. Ich schätze mir liegt wohl doch mehr an dem Posten als ich zugeben will.“
„Einsicht ist der erste Schritt zu Erkenntnis. Und wenn es nach Tessa geht hast du genug Zeit um noch mehr darüber nachzudenken. Wir schleppen uns gerade nach Hause zurück, da kann man ja auch nicht großartig was anderes machen.“
Zischend öffnete sich die Kabinentür. Chris ging hinein. Seine Koje schien ihn magisch anzuziehen.
„Es sei denn man ist im Dienst. Ich hab gleich Bereitschaft und helf den anderen noch beim aufräumen.“
„Ist schon gut, du hast mich lang genug bemuttert.“
Marcus grinste, dann schloss sich die Tür wieder.
Er war gerade eingenickt als jemand klopfte. Müde richtete er sich auf und stellte fest dass bereits ein paar Stunden verstrichen waren. „Herein.“ Die Tür glitt zur Seite. Er war milde überrascht als er seinen Besuch erkannte.
„Darf ich reinkommen?“, fragte die Valyrie leise.
„Sicher doch. Da ist ein Stuhl.“
Sie nahm Platz. Sie wirkte immer noch distanziert und kühl, aber lange nicht mehr so hart und gefährlich wie ein paar Tage zuvor. Vielleicht sogar etwas verlegen. „Ich wollte mich nur erkundigen wie es ihnen geht. Ich war heute Morgen auf der Krankenstation, bevor ich meine Patrouille geflogen bin. Als ich wiederkam waren sie bereits entlassen. Ihr Medi meinte ich sollte es hier versuchen.“
„Es geht schon. Sie haben ein wenig an mir rumgeschnippelt, ansonsten geht’s mir prima.“
„Sind sie nicht wütend?“
Die Frage überraschte ihn. „Wütend? Warum?“
„Nun, wenn wir die Rollen tauschen würden wäre ich ganz schön wütend.“
„Ich verstehe nicht ganz?“
Sie sah betrübt an ihm vorbei. „Sie liegen hier, schwer verwundet nach einem Einsatz zu dem ich ihnen geraten habe. Weil ich aber nicht gründlich gearbeitet habe sind wir in ein ganz schönes Schlamassel geraten. Ich habe zu diesem Angriff geraten weil ich dachte dass wir es nur mit dem Kriegskreuzer und maximal einem kleinen Aufklärungsschiff zu tun hatten. Mir ist niemals in den Sinn gekommen das wir es mit einer kompletten Luuranischen Kampfgruppe zu tun bekommen. Ich habe schon viele Schlachten geschlagen und oftmals Leute sterben sehen, das hat mich nicht gekümmert. Aber diesmal war es anders. Ich habe Leute in einen sinnlosen Tod geschickt. Unzählige sind gestorben bevor sie sich zur Wehr setzen konnten. Das wollte ich nicht, und ich fühle wie es mich belastet.“ Sie sah zur Decke. „Die Toten habe ich ja fast schon wieder vergessen, aber dieses Schiff, und die anderen auch, sind übervoll mit Verwundeten. Verwundete für die ich verantwortlich bin. Ich habe ihre Leben zerstört weil ich der Meinung war die Gefahr müsse besser schnell als gründlich beseitigt werden.“ Sie senkte den Blick wieder und sah ihn wieder an. „Und sie sind immer noch nicht wütend?“
Chris setzte sich auf die Bettkante und dachte kurz nach. „Was da draußen passiert ist ist nun mal passiert. Wir haben vor dem Angriff alle Faktoren besprochen. Wir haben uns darüber ausgelassen was alles passieren könnte, auch nachdem sie uns die neuen Informationen gebracht haben. Bei keiner Option sind uns die Luurianer auch nur in den Sinn gekommen. Weil sie keine Rolle spielten in unserem Plan. Unser Ziel war es immer nur die oranische Bedrohung zu minimieren. Klar ist es dann eine böse Überraschung wenn dann plötzlich diese komischen Dinger auftauchen und einem einen Strich durch die Rechnung machen. Aber das bedeutet keinesfalls dass wir schlecht geplant haben oder falsche Informationen genutzt haben. Niemand hat mit den Luurianern gerechnet weil keiner etwas von ihnen wusste. Außer vielleicht irgendwelche Schauergeschichten. Und trotzdem ist es uns gelungen die ganze Kampfgruppe zu zerstören und zu entkommen. Wir haben sie besiegt und überlebt. Die einzige Sache die mir Sorgen bereitete war diese Kommunikationsanlage. Das mich der letzte erwischt hat war reines Pech. Ich bin froh drum, ich konnte noch aussteigen. Hätte mich eine von den Orani erwischt wäre ich höchstwahrscheinlich tot. Genau wie die Jungs da auf der Krankenstation. Sie hatten nicht das Pech verwundet zu werden, sie hatten das Glück nicht zu sterben. So sollten sie das sehen, und nicht alles schwarzmalen. Ich für meinen Teil jedenfalls kann und werde bald wieder fliegen. Und wenn ich dann nochmal auf diese Dinger treffe dann zerleg ich die einzeln nach Strich und Faden, so wie die es mit mir gemacht haben.“
Ihre Miene helle sich auf. „Eine simple und naive Weltanschauung, Theraner. Aber anscheinend hilft sie euch. Auf diese Weise ist das Ergebnis tatsächlich positiv. Haben sie sich so auch mit der Fregatte auseinandergesetzt?
„Was meinen sie?“
„Die Fregatte, das große Kampfschiff. Das geht auf ihr Konto.“
„Wie kommen sie denn da drauf?“
„Ihr Beschuss und der einschlagende Jäger haben den Maschinenkern überlastet. Anscheinend haben sie Hauptenergieleitung getroffen was das Schiff lahmgelegt hat. Sie haben es quasi ausgeschaltet.“
„Ich habe auf nichts Bestimmtes gezielt, muss ein Glückstreffer gewesen sein.“
„Oder ein richtig guter Schuss. Er hat es uns erlaubt von dort zu verschwinden.“
„Werden sie das jetzt nicht auch tun?“
„Es ist nicht so einfach“, sagte sie nachdenklich. „Ich werde noch bleiben. Es gibt noch viel zu tun für mich. Wir legen Wert darauf im Verborgenen zu arbeiten, und jetzt befinden sich unsere Daten in hunderten von Jägern und Computersystemen. Das kann ich nicht zulassen.“
„Und wie wollen sie das anstellen? Ich denke nicht das sie irgendwer an unsere Computer lässt.“
„Das lassen sie mal meine Sorge sein.“ Sie stand auf. „Wir haben noch Zeit. Sie ruhen sich jetzt aus und sich habe eine Arbeitsreiche Nacht vor mir.“ Damit verschwand sie durch die Tür und ließ ihn allein zurück.

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Re: Chronica Theranis Buch 1 Live to tell the tale

Beitragvon Sarge » 15. Oktober 2022 15:15

An Bord der Hiryu wartete Captain Jinthsa auf seinen Einsatz. Um sie herum wirbelten die Mächte des Hyperraums. Sterne zogen, zu langen Streifen verzerrt, an ihnen vorbei. Der Bordcomputer an seinem Pult zählte die Zeit herunter die ihnen noch bis zum Rücksturz blieb. Er überprüfte noch einmal alle Stationen und Berichte. Dann wartete er weiter. Zum wiederholten Male ertappte er sich dabei wie er nervös mit der Krallenhand auf die Armlehne trommelte. Dieses unprofessionelle Verhalten ärgerte ihn, aber er hatte es nie ganz aufgeben können. Endlich kam die Uhr bei Null an. Die Sternstreifen um sie herum wurden wieder zu Punkten und das Leuchten wich der Dunkelheit des Alls. Deutlich konnte er vor sich die Werft erkennen. Innerhalb von Sekunden brachen an Bord Aktivitäten aus. Geschütze wurden ausgerichtet, Schilde hochgefahren und Jäger gestartet. Nach einem endlosen Augenblick erwachte auch die Sensoranzeige zum Leben.
„Wo sind die Theraner?“, rief Jinthsa fragend als das Display nur endlose Leere anzeigte. „Was ist mit dem Kriegskreuzer?“ Er stand auf und trat näher an das Display. Doch das blieb stumm. Die einzigen Anzeigen waren die eigenen Jäger.
Jinthsa war verwirrt. „Koordinaten kontrollieren. Wo sind wir? Haben wir uns versprungen?“ Bei dem Gedanken daran lief es ihm kalt den Nacken herunter, bis ihm der Steuermann die Koordinaten durchgab. Sie waren korrekt. „Wenn wir hier richtig sind, wo sind dann die ganzen Schiffe?“ Er nickte dem ersten Offizier zu. „Die Jäger sollen ausschwärmen. Ich will ein komplettes Suchmuster. Und eine vollständige Sensoranalyse.“ Schwer ächzend ließ er sich auf den Displaytisch fallen und sah hinaus zur Sichtluke. Die Werft lag deutlich sichtbar vor ihm, doch als er genauer hinsah bemerkte er dass etwas nicht stimmte. Die Lichter, die er für Positionslampen gehalten hatte waren gewaltige Feuer. Auch die riesigen Dockausleger waren nicht mehr so wie er sie in Erinnerung hatte. Irgendeine Macht hatte sie in eine krumme und klumpige Masse verwandelt. Erschüttert über diese Erkenntnis richtete er seinen Blick auf die anderen Lichtpunkte. Noch bevor der Sensoroffizier seine Meldung machen konnte wurde es ihm klar. „Vergessen sie´s. Suchen sie stattdessen nach Wrackteilen und Lebenszeichen.“
Der Mann nickte und machte sich an die Arbeit. „Ich bekomme jede Menge Anzeigen; Bislang über Dreißig.“
„Ausschließlich Kampfschiffe?“, fragte Jinthsa nach.
„Jawohl.“
„Gibt es irgendwelche besonderen Merkmale? Können sie das Größte identifizieren?“
„Es gibt da eine große Masse, zwanzig Grad an steuerbord, Entfernung etwa sieben LM.“
Jinthsa nickte dem Steuermann zu. “Bringen sie uns dorthin.“
Langsam gewann die Hiryu an Fahrt und schob sich durch den Friedhof. Nach wenigen Minuten erschien ein schwarz verbrannter und vollkommen deformierter Schiffskörper vor der Sichtluke. Jinthsa musste sich auf das Display stützen als er das Wrack erkannte. „Es ist der Kriegskreuzer“, entfuhr es ihm entsetzt. „Lebenszeichen?“
„Keine Sir. Ebenso wenig wie Rettungskapseln.“
Jinthsa starrte das Wrack immer noch an. Ihm fröstelte angesichts dieser Lage. „Gibt es Anzeichen von theranischen Schiffen?“, fragte er mit trockener Stimme.
„Es gibt unzählige Schiffsspuren in diesem System“, antwortete der Sensoroffizier vorsichtig. „Es ist schwer sie auseinander zu halten. Die zerstörten Schiffe sorgen für hohe Strahlung und Störungen.“
„Ich wollte keinen Lagebericht.“
„Es gibt mindestens fünfzehn Schiffe da draußen auf die theranische Beschreibungen passen.“
„Anzeichen von Hyperraumsprüngen?“
„Auf den ersten Blick gibt es drei Vektoren.“
Jinthsa nickte knapp und sah wieder nach draußen. Das ausgeglühte Wrack des Kriegskreuzers schwebte vor dem Bug der Hiryu. Er suchte nach einer Lösung. Jemand würde eine Erklärung für diese Katastrophe verlangen. Der Prinz wahrscheinlich, oder der Kaiser selbst. Er straffte sich und trat an seinen Sessel. Seine Befehle lauteten den Theranern den Rückweg abzuschneiden, aber die waren offensichtlich nicht mehr gültig. Er fasste einen Entschluss. „Sensorik, sammeln sie alle Daten und Proben die sie für eine Komplettauswertung brauchen. Steuermann, berechnen sie einen Kurs zur Imperiaos Basis auf Dralltir.“
Der Kommissar an seiner Seite sah ihn verwundert an.
„Es ist offensichtlich dass hier etwas falsch gelaufen ist. Wir werden es untersuchen und herausfinden. Aber nicht heute und nicht hier. Der Verlust der Reserveflotte und des Kriegskreuzers wiegt zu schwer um sie einfach hin zu nehmen. Hier gibt es nichts mehr von Wert für uns, also folgen wir der obersten Prämisse des Admirals. Wir halten unsere Flotte zusammen. Für eine neue Entscheidung, an einem anderen Ort.“

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System: Acuan
Planet: Bonori

Von einem Balkon zwischen zwei großen Bäumen betrachtete die Gruppe das Treiben in der Flüchtlingskolonie. Überall wurde fröhlich gefeiert. Große Feuer brannten an verschiedenen Orten um die sich die meisten Theraner versammelt hatten. Anderenorts wurden lange Tischen unter Bergen von Essen begraben. Lange und kostbar gehütete Vorräte kamen zum Vorschein. Von irgendwoher hörte man auch einige alte Lieder. Wenn man einmal von den überall geparkten und schwer mitgenommenen Raumschiffen absah wirkte die Szene beinahe friedlich. Tausende müde und abgekämpfte Männer und Frauen feierten ihren Sieg. Und damit feierten sie auch ihr Leben. Sie feierten ihren Widerstand gegen die Vernichtungsversuche der Orani, ihr Volk und ihre Zivilisation. Sie feierten all das was sie verloren hatten. Die Stimmung war mehr als gelöst.
„Wie können sie so feiern?“, fragte Marcus leicht irritiert.
„Lass sie, sie können es brauchen“, antwortete ihm Tessa gelassen.
„Sie haben heute einen großen Sieg gegen die Orani errungen, von dem sie sich nicht so leicht erholen werden. Ich denke schon dass das ein Grund zum Feiern ist“, fügte Douglas hinzu.
„Trotzdem müssen wir wachsam sein“, erinnerte Chris die anderen besorgt. Er hatte sich von der Fröhlichkeit noch nicht anstecken lassen.
„Du meinst wegen dem Signal?“ fragte Cyn.
„Ja.“
„Das haben wir blockiert. Darum solltest du dir keine Gedanken machen.“
„Aber was ist wenn nicht? Hatte schon zu senden begonnen bevor wir es störten? Wir haben keine Ahnung ob und wie viel davon durchgekommen ist“, sagte er mit ernster Stimme.
„Ich denke jetzt reicht es“, schnitt ihm Maynard sanft das Wort ab. „Du magst Recht haben, und glaub mir wir werden die Sache im Auge behalten, aber für heute ist es genug. Wir haben diesen Triumph hart und teuer erarbeitet und jetzt sollten wir ihn auch genauso feiern. Morgen können wir uns wieder mit frischen Energien darum kümmern. Bis dahin hab ich das Gefühl es könnte eine lange und lustige Nacht werden.“ Er scheuchte die Gruppe zu einer Treppe die zum nächstgelegenen Feuerplatz führte.
Als Cyn sich vorbei schob hielt er sie bei sich zurück bis der Rest ein paar Schritte voraus war.
„Das war ganz schön geschickt eingefädelt, Wächterin“, raunte er ihr zu. „Eines Tages werde ich dafür Revanche fordern.“
Cyn verzog das Gesicht zu einem gewinnenden Lächeln. „Ich freue mich darauf“, antwortete sie ruhig und gelassen. „Wirklich.“