"Mensch Dalen, wo bleibst du?" fluchte Corvus und spähte durch das Blätterwerk nach seinem Jagdfreund.
"Hier." kam die Antwort und Dalen tauchte urplötzlich aus einem Gebüsch auf, wo Corvus eben noch hingesehen hatte. Er seufzte erleichtert auf, als er ihn wieder sah.
"Wir sollten uns nicht trennen. Hier läuft zu viel rum was uns töten könnte: Kroot, Orks, und Gerüchten zufolge sollen auch Eldar hier sein."
"Du hast zu viel Angst. Und trau den Gerüchten nicht! Freu dich lieber an unserer reicher Beute. Ich habe es dir gesagt, in den Vealischen Hügeln machen wir reiche Beute. Wo die anderen doch im Krieg sind..."
"Ich weiß nicht recht. Wäre es nicht besser gewesen auch unsere Heimat zu verteidigen?"
"Ach was! Hier leisten wir mehr, als in irgendeiner Schlacht. Unsere tapferen Brüder wollen doch auch Fleisch essen. Wie viele Patronen hast du noch?"
"Sieben."
"Gib mir eine, dann haben wir gleich viel."
Corvus setzte seinen Rucksack ab und grub in ihm eine Weile herum. Dalen stellte sich an den Rand der Klippe und genoss die Aussicht auf das Tal des Cecen, einem malerischen Fluß, der von den ewigen Polkappen gespeist wurde und immer eiskalt war. Was im Sommer nicht unbedingt von Nachteil sein musste. Am Horizont zeichneten sich die anderen Klippen ab, die das Delta ostwärts begrenzten. Die Sonne stand hoch im Zenit und Dunst verschlechterte die Sicht auf alles, was sich im Osten befand. Die Sicht nach Westen versperrte die Waldwand, die einen Meter hinter ihm begann. Im Osten blitzte es einmal kurz. Dalen hatte in seinem Leben schon viele Blitze gesehen, aber das war es auch nicht, was ihn so sehr daran verwunderte, sondern die Tatsache das der Blitz grün gewesen war. Und er hatte keine Drogen genommen.
"Ah!" stieß Corvus einen Triumphgeschrei aus und gab ihm seine Reservepatrone.
"Hast du den Geist von Tilastes gesehen?" fragte er ihn verwundert, als er das schockierte Gesicht seines Partners sah.
"Nein, einen Grünen Blitz."
"Bist du sicher, dass du nicht ausersehen heute..."
"Hör auf! Ich bin vollkommen nüchtern und das habe ich wirklich gesehen."
"Wir könnten hingehen." bot er ihm an.
"Ich weiß nicht wirklich..."
"Ach komm, Kroot machen so etwas nicht, Orks sind hier nicht und Eldar nur Spukgeschichten. Was soll uns schon passieren?"
"Es ist gemein, meine Argumente gegen mich zu verwenden!"
"Gemein? Nein, fies."
Er setzte seinen Rucksack wieder auf und begann den Abstieg in das Delta.
"Ein Wenig Öl und das Baby läuft wieder." prophezeite der Cheftechniker Fabio und der Kommandant lachte kurz und grimmig.
"Das sagst du immer."
"Ich hatte auch immer recht." antwortete der Techniker bewußt und wandte sich wieder den Reperaturen zu. "Wenn ich meine Frau auch so leicht wieder flott machen könnte..." murmelte er ihn seinen Bart.
"Hier Feuerleitstelle, wo bleibt der Kaffee?" drang es aus der Lautsprecheranlage.
"Thoms, hier gibt es keinen Kaffee!" erwiderte genervt der Pilot.
"Ich weiß doch wenn ich Kaffee rieche - und außerdem ist es im Gegensatz zu der Kippe unseres ehrenwerten Kommandanten nicht verboten."
Der Kommandant zuckte bei seiner Erwähnung vor Empörung so zusammen, dass seine Zigarre aus dem Mund auf den Boden fiel.
Er beugte sich vor und aktivierte die Sprechanlage:
"Der Ehrenwerte Kommandant schlägt vor, dass sie ihren Hintern aus dem Panzer schwingen, die dreihundert Meilen nach Tiestay laufen, eine Packung Kaffee holen und zurückkommen und dies alles in einer halben Stunde."
"Hören heißt gehorchen!"
Es war ein Quietschen zu hören, als die Luke geöffnet wurde. Sofort wurde es um ein paar Grad kühler im Baneblade.
"Der Idiot macht das doch nicht wirklich..." fluchte der Kommandant, sprang auf und zeitgleich wurde die Luke wieder zu geschlagen.
"WEG VON HIER!" schrie Thoms entsetzt, der mehr in den Panzer fiel, als einstieg.
"Wieso, weshalb, warum?" fragte der Pilot verwirrt.
"Orks! Überall! Und wir sind beschädigt."
Der Kommandant blieb ruhig, setzte seine Mütze auf und befahl mit ruhiger und kräftiger Stimme:
"Alle Mann auf Gefechtsstationen, Feuerfreigabe erteilt, Erster Pilot Gargarin, bringen sie uns hier raus."
"Jawohl, Sir." wurden die Befehle auf allen Kanälen bestätigt und sofort wurde das Aufschlagen von Äxten gegen die gepanzerten Außenwände vernehmbar. Der gesamte Koloss schüttelte sich heftig, als er von einer Bazooka-Salve getroffen wurde.
"Thoms! Was macht ihr oben da?" schrie der Kommandant in das Komm, als das Gegenfeuer ausblieb.
"Äh, Sir, äh, wir haben ein paar Ladehemmungen..."
"Bei allen Waffen?" hackte er ungläubig nach.
"Ähm...äh, ja, äh..."
"Wenn sie nichts wissen, seien sie ruhig." Er beugte sich zum Piloten vor und sagte ihm: "Bringen sie uns so schnell wie möglich heraus."
"Zu Befehl....könnten sie mir einen Schluck Wasser geben?"
"Nein, sie brauchen einen Anreiz um am Leben zu bleiben." Er sah sich um und schrie dann: "FABIO! Wenn in dreißig Sekunden die Waffen nicht donnern, laufe ich Amok!"
Das verusste Gesicht des Technikers erschien aus einer Luke und antwortete:
"Bin dabei, aber der Geist hat keine so rechte Lust."
"Dann bläuen sie ihm an, dass er zu funktionieren hat. Bestechen sie ihn oder was auch immer sie sonst machen, aber sorgen sie dafür das die Waffen feuern!"
Der Kopf verschwand wieder und dafür tauchte der von Thoms von oben auf.
"Sir, sollen wir wirklich auf alle schießen?"
"Was soll die blöde Frage?"
"Wir haben auf unseren Ortungssensoren merkwürdige Daten, das sollten sie sich mal ansehen."
"Moment mal...sie haben gefragt ob sie auf alles schießen sollen - soll das heißen sie könnens und tun es nicht?"
"Ja..."
"Sofort Feuer eröffnen! Aber zuerst nur auf das, was wirklich Ork ist."
In Sekundenschnelle begab er sich in den Feuerleitstand und bekam noch mit, wie das große Geschütz abgeschossen wurde. An den Metallwänden waren diverse Bilder festgeklebt: Karten, Aquilia, Flagge Tielastans, Familienmitglieder und ein Abzeichen für alle Schlachten, die dieser Panzer schon hinter sich gebracht hatte. Thoms hatte sich auf seinen Stuhl gesetzt und zeigte auf den Bildschirm.
"Hier, sehen sie Sir, es deutet auf hochentwickelte Waffen hin...das können keine Orks sein."
Wieso hatte eine Granate nur den Großteil der früheren Besatzung, gestählte Veteranen jahrelanger Feldzügen, getötet? Jetzt musste er sich mit Anfängern herumschlagen, aber zum Glück konnten sie den Energieoutput von Orkwaffen und Tauimpulsgewehren unterscheiden. Aber ein guter Teil der Signale kam von etwas anderem.
"Es sind Tau...schießen sie auf uns?"
"Kann sein."
"Was hießt hier kann sein? Ja oder nein?"
"Nein, Kommandant." rief von unten der Pilot hoch.
"Dann lassen wir es auch sein. Wir sollten uns nicht noch mehr Feinde machen."
"Ja, Sir. Wo wir gerade bei Feinden sind, da draußen sind keine mehr."
"Laut ihrer Aussage waren das doch viele Orks?"
"Ja, Kommandant."
"Und die wurden innerhalb einer Minuten von Tau und unbekannten Xenos abgeschlachtet."
"Ja, Kommandant."
"Ich bin beeindruckt." meinte der Kommandant und bedeutete ihm die Luke zu öffnen.
"Sir?" fragte Thoms verwundert.
"Nach dem Krieg schließt Bündnisse." seufzte der Kommandeuer.
"Hä?"
"Mach die Luke auf, du Vollidiot."
Thoms stand auf und öffnete die Luke, aus der der Kommandant gleich herausstieg. Das erste was ihm auffiel, als er draußen war, war etwas grauenvolles:
"FABIO! Komm hier hoch und behebe den Lackschaden."
Dann hob er den Blick und sah in das grinsende Gesicht von einem alten Bekannten: Erster Offizier Arlin von der PVS.
"Arlin! Was zum Teufel machst du den hier?"
"Dir den Arsch retten. Die 101. musste zwei Tage einen Gewaltmarsch zurücklegen, die sie ihren Kindern noch erzählen können."
"Seit wann bist du Boss des 101.?"
"Seit unsere...neuen Freunde." Mit diesen Worten zeigte er auf Tau und Menschen ähnlichen Xenos...Eldar. "Den Alten...degradiert haben."
"Ich glaube wir müssen uns viel erzählen."
"Ich auch, ich auch. Ist es bei dir im Panzer warm?"
"Ja."
"Gut, ich hol schnell den Schnaps."
"Wovor hattest du eigentlich Angst?" fragte Corvus seinen Kameraden als sie durch die unberührten Wälder östlich des Stromes gingen.
"Ich weiß nicht. Etwas hat mir gesagt ich sollte hier nicht her kommen...aber egal."
"Psst!" machte Corvus plötzlich und legte einen Finger an die Lippen. "Hörst du das?"
"Ja, ein Hirsch." flüsterte Dalen zurück und entsicherte sein Gewehr. Leise schlichen sie sich zu dem Rand der Lichtung, auf dem einige Rehe und ein Hirsch ästen. Dalen stütze einen Fuß auf einen Baumstamm und legte an. Er schoss und er kugelte den leichten Abhang runter. Corvus sprang hinter ihm her und half ihm auf. Sämtliches Wild hatte sich verflüchtigt.
"Mensch, was war das denn?" fragte er ihn.
"Der...der Baumstamm hat sich bewegt!" brachte Dalen hervor und sah wieder zu dem Baumstamm herüber. Und wurde noch blasser. Der Baumstamm, wenn es je einer gewesen war, war nun eine glänzende im Abendlicht zuckende Metallhand und Corvus wurde es ganz bang ums Herz. Es blitzte. Grün.
"Nicht gut." sagte Dalen und drückte sein Gewehr fest an sich. Immer panischer werden sahen die beide zu, wie auf allen Rändern der Lichter das gleiche geschah: Geisterhafte Maschinenarme griffen aus dem Boden und richteten sich auf. Der Boden selbst fing an grün zu leuchten und langsam zu beben.
"Weg von hier!" fiel es Corvus ein und er rannte so schnell wie er konnte. Dalen war langsamer, aus einer der "Arme" entlud sich ein Blitz und er wurde getroffen. Und löste sich zu einer Dampfwolke auf. Corvus drehte sich nie wieder um und rannte weiter, weiter und noch weiter. Er fiel die Klippen herunter, kam unter einigen Schmerzen auf einem Dornengebüsch auf und rappelte sich sofort wieder auf. Er blutete an seinen Armen und Beinen, aber den Schmerz spürte er nicht mehr, er wollte einfach nur noch weg von hier. Die Sonne versank malerisch in den großen Wäldern, aber der Nachthimmel wurde von einem geisterhaften Grünen Schleier erleuchtet. Er sprang in die kalten Fluten des Flusses und mit kräftigen Schwimmzügen schwamm er an die andere Seite des Ufers. Von dort aus würde er zu seinem Heimatort laufen und dann....dann würde er es dem Kommandanten melden, der wusste doch so viel.
"Wo genau war das?" fragte die Frau in einem scharfen Tonfall.
So hatte er sich das nicht vorgestellt.
"Am östlichen Cecen-Canyon."
"Meines Wissens ist der ein Wenig Größer. Herrimperatornochmal! Sie müssen es doch genauer wissen!"
Er hätte es nicht dem Kommandanten sagen sollen, nur seiner Frau und seinen beiden Kindern. Aber jetzt saß er hier seit einem halben Tag und wurde wie ein Schwerverbrecher verhört.
"An der dritten Flußbiegung der 19 Uhr Sonne hinterher."
"Danke. Wann haben sie zum ersten Mal etwas ungewöhnliches Gesehen?"
"Ähm, mein Freund hat es gesehen."
"Der verdampfte?"
Er nickte nur.
"Was hat er gesehen?"
"Einen Grünen Blitz am Himmel, im Osten."
"Wo und wann?"
"Zwei Uhr, Westlicher Rand. Ein kurzes Aufflackern, dann sahen wir eine lange Zeit nichts mehr, bis dann..."
"Gut. Sie werden uns dorthin führen."
"WAS?" fuhr es ihm Entsetzt heraus.
"Sie haben schon gehört."
"Ich mache gar nichts, bis sie mir sagen, wer sie sind."
"Sie haben hier gar nichts zu melden. Entweder ich exekutiere sie hier wegen Hochverrat oder sie werden von Necrons verdampft. Aber das eine Mal sterben sie ihn Schande, das andere Mal in Ehren."
"Ja gut, ich mache es."
"Wunderbar. Der Kommandant wird sie ausstatten." Sie verließ den Verhörraum durch den Hinterausgang.
Dort stand schon jemand und sprach sie sofort an.
"Und?"
"Wie wir es befürchteten. Sie sind hier."
"Das wussten wir schon vorher."
"Ich hatte die Hoffnung...aber was solls. Schlimmer ist der Punkt, dass sie es gerade jetzt tun."
"Sie sollten Verstärkung rufen." riet die Wache ihr. "Lassen sie uns zur Tatica gehen."
Sie setzten sich in Bewegung.
"Wo ist Tiran?"
"Ein paar "Besorgungen" machen."
"Ich verstehe."
Er hielt ihr eine Tür auf. In Kommunikationsraum saßen ein paar Imperiale Offiziere, die sofort aufstanden und salutierten, als sie den Raum betrat.
"Weitermachen, weitermachen." sagte sie noch, bevor sie richtig aufgestanden waren. "Sie!" Sie zeigte auf einen Offizier.
"I...ich?"
"Wer sonst? Eine Leitung zum HQ."
"Die ist belegt..."
Sie tippte blitzschnell einen Code in das Terminal ein und sagte dann:
"Versuchen sie es noch mal."
"Ja, Ma'am." Er hantierte an den Kontrollen herum und dann reichte er ihr den Hörer. "Verbindung steht."
Sie nickte und befahl:
"Alle raus hier."
Ein Mann zögerte, da zog sie ihre Pistole und schon rannte er heraus.
"Was ist, Außenposten 3?" fragte ein gelangweilter Mann.
"Schicken sie alle Imperialen Einheiten, die nichts wichtiges zu tun haben hierher."
"Wer spricht dort? Nennen sie ihre Dienstnummer."
"Ich habe nicht viel Zeit. Aber wenn sie die Nummer sehen wissen sie es eh."
Sie warf den Hörer achtlos weg und eilte aus dem Raum, gefolgt von dem Leibgardisten. Draußen auf dem Hof hatte der Örtliche Kommandant eine kleine Gruppe von Soldaten antreten lassen.
"Ma'am?" fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen die Frau, als sie aus dem Haus eilte.
"Jeder folgt mir. Und vergesst den Führer mir nicht."
"Wie?"
"Im Namen der Inquisition, übernehme ich das Kommando."