Entgeistert blickte Taceta durch das Loch auf das fremde, gigantische Schiff, welches kleinen Laserstrahlen ganze Wohnblöcke in Asche verwandelte. „Wo ist die Hexe?“ fragte eine ihm vollkommen unbekannte Stimme. Er drehte den Kopf zu ihr und erkannte D’Ani, der mit einer stark lädierten Rüstung die Treppe wiederhochgekommen war. Elektrische Blitze zuckten noch leicht um ihn herum.
„Entschuldigung, der Helm ist schrott.“ Ergänzte er zwei Oktaven höher als sonst.
„Aber die Hexe, wo ist sie?“ Taceta drehte sich um und zeigte in die Mitte. Doch da war nichts mehr, nur ein großer Blutfleck und dieses Blut war nicht mal rot, sondern Lila.
„Sie war Tod, oder?“
„Ich glaube.“ Meinte Taceta.
D’Ani bemerkte das Loch in der Decke und erstarrte förmlich, als er das Chaos sah.
„Verdammte Scheiße…Dinge werden auch niemals einfach…“
Der Turm erbebte.
„Wo ist Mimir?“ fragte er plötzlich und Taceta sah sich schnell um, entdeckte sie aber immer noch auf der Stelle liegend, wo sie zusammengebrochen war.
„Sieht nicht lebendig auf.“
D’Ani ging zu ihr hin, legte kurz einen Finger auf den Hals und sagte dann:
„Taceta, ein Glück das sie kein Arzt sind. Die lebt noch. Mitnehmen.“
„Wie? Ich soll die tragen?“
„Die wird doch nicht schwer sein. Los, oder wollen sie in den Ruinen eines Turms sein?“
„Nein, das hatte ich schon. Aber die Hexe…“
„Die ist nicht mehr hier. Wenn sie ein Ritual vollführen kann, was uns alle töten würde, dann kann sie sich bestimmt auch teleportieren.“
„Das macht ja Hoffnung.“ Kommentierte Taceta die Aussage sarkastisch und warf Mimir über seine Linke Schulter. Sie war erstaunlich leicht, trotz ihrer Größe. So schnell wie möglich rannten sie die Wendeltreppe wieder herunter, um in dem großen Saal auf Imperiale Soldaten zu treffen. Sie waren natürlich verdreckt und sahen genauso scheiße aus wie immer, unterschieden sich von anderen Soldaten aber dadurch, dass sie blaue Rüstungen trugen. Himmelsblau um genau zu sein. Kaum sahen sie sie, schon richteten sie ihre Plasmagewehre auf sie und ein Sergeant fragte laut:
„Wer sind sie?“
„Freunde. Soldat Tesar und meine Wenigkeit, Lordoberst D’Ani.“
„Und die da?“ Der Soldat deutete auf Mimir.
„Präsidentin Mimir.“
„Oh, Präsidentin Mimir.“ Interessierte sich der Seargent und musterte sie.
„Sie sind?“
„ Sergeant Marrik vom 101. Windspieler.“
„Ah, viel gehört von euch Jungs. Habt ihr noch den Kopf des Himmlischen?“
„Nur auf der Flagge. Das Original war ein wenig…verschimmelt. Und unsere „Freunde“ sehen so etwas auch nicht gerne.“
„Ja, ich weiß. Nun aber machen sie hier?“
„Gehen sie runter und reden sie mit dem Oberst. Er kann es besser erklären.“
„Gut, Soldat.“ Verabschiedete sich D’Ani und ging an ihnen vorbei die nächste Treppe herunter. Taceta lud Mimir auf einen Stuhl im Raum ab, wandte sich an den nächsten Soldaten:
„Passen sie auf.“
„Ok.“ Meinte der nur und reinigte weiter seine Waffe. Dann sprintete Taceta dem Lordoberst hinterher, der schon unten war und mit dem Oberst redete.
„Also wir stießen gegen diese Käfer vor und waren auf einen guten Weg. Dann kam das Schiff und lud…diese Dinger, Roboter, ab. Ihre Waffen sind…monströs. Wir verschanzten uns hier, hoffen die Flotte im Orbit.“
„Gut…haben sie Meldungen rein bekommen?“
„Nein, kein Kontakt. Unser Funker ist auch drauf gegangen.“
Das Gebäude erbebte erneut und Schutt fiel von der Decke.
„Scheiße Mann.“ Fluchte der Oberst und sah besorgt zur Decke.
„Oberst Behrond!“ schrie einer der Soldaten, der am Eingang stand, und sofort reagierte der gerufene.
„Was?“
„Feinde im Anmarsch, die neuen Dinger!“
Rote Energieblitze schlugen in die Wände ein und einer traf den Mann, er brach sofort zusammen.
„Auf geht’s Jungs!“ rief der Oberst und die Männer fassten ihre Waffen fester.
„Banes, Granaten.“
„In Arbeit.“ Der angesprochene Soldat fasste seinen Granatenwerfer, stopfte eine herein und schoss gerade als der erste Feind durch den Eingang schritt ab. Das Geschoss explodierte in Tausend Fragmente und wirbelte die ersten fünf Gegner ordentlich durcheinander. Es waren Menschenähnliche Konstrukte, aber schienen sie aus Metall zu bestehen. Anstelle eines Kopfes saß dort ein rot glühender Stein, der durch eine Totenkopfmaske geschützt war.
„Warum sagt mir etwas, dass der Kopf ihre Schwäche ist?“ meinte D’Ani und nahm seine Pistole aus dem Halfter.
„Los schießt doch!“ forderte der Oberst seine Leute auf und diese folgten dem Befehl auch sofort. Eine zweite Granate von Banes folgte und die Feinde lagen erneut auf den Boden und bei manchen explodierte der Kopf sogar.
„Das sind doch gar nicht so harte Gegner.“
„Es sind viele. Seargent! Wie siehts aus?“ schrie der Oberst nach oben, von wo zurückgebrüllt wurde:
„Eisern. Es sind schier unendliche. Wir haben Kontakt zur Flotte.“
„D’Ani?“
„Ja, Oberst?“
„Halten sie die Jungs kämpfend.“
„Verstanden.“
Die Eisernen Legionen marschierten immer weiter in das Gebäude, wurden aber immer noch fast genauso schnell zerstört, wie sie nachrückend. Von draußen drang infernalischer Lärm heran und der Turm erbebte erneut in seinen Grund und für einen Moment war gleißendes Licht zu sehen, bevor er wieder zitterte. Die Soldaten des 101. Windspieler hatten sich währenddessen gut auf den Feind eingestellt und trafen zielsicher ihre Schwachstellen – aber Banes gingen die Granaten aus und beinahe sofort mit dem Ende des Beschusses verwandelte sich das verlustfreie Gefecht in ein Blutbad. Die Laserkanonen flackerten auf und dezimierten in ungeheurer Geschwindigkeit die Verteidiger. Nichts schien sie aufzuhalten, Rüstungen waren vollkommen sinnlos und selbst die Barrikaden wurden einfach durchlöchert. Vor dem Eingang stapelte sich mittlerweile ein ganzer Altmetallhaufen, doch rückten noch mehr der Roten Augen nach.
„D’Ani, kommen sie mit den Leuten hoch!“ schrie Behrond von oben und D’Ani schob Taceta sofort zur Treppe.
„Los! Hoch, ihr beide deckt!“
D’Ani zeigte auf zwei Soldaten, die den Beschuss aufrecht erhielten, während die anderen so schnell ihre Beine sie trugen die Treppe hochrannten. Einer der Roboter drehte seine Optiken zu einem der Soldaten und beinahe augenblicklich schoss ein Laserstrahl aus der Waffe und hinterließ ein Handtellergroßes Loch in der Brust des Soldaten, der es sich nur kurz unglaubwürdig ansah und dann umkippte.
„Kommen sie!“ rief D’Ani zu dem verbliebenen und begann auch die Treppe hochzusprinten. Der Soldat war eine Sekunde zu langsam, wurde ebenfalls von einem Strahl durchbohrt. Im oberen Stockwerk warteten bereits die Überlebenden der Kompanie, ein kleiner Haufen, auf ihn.
„Lord Ionas hat versprochen ein Thunderhawk für uns zu schicken. Bis dahin müssen wir hier nur die Stellung halten.“ Erklärte der Oberst und sah durch das Fenster nach draußen. „Das könnte schwierig werden.“
Taceta tat es ihm gleich und erkannte Roma nicht wieder: Schon vorher hatte der Krieg unglaublich gewütet, aber nun sah es wirklich wie der Anfang der Apokalypse aus: Überall brennende Häuser, Asche und der Himmel erst…
„Er hat gesagt er schickt es so schnell wie möglich. Aber das heißt ja nichts.“ Von unten drang das Geräusch Tausender Metallener Stiefel nach oben.
„Nein, das heißt nichts. Greift die Flotte an?“
„Sie sind dabei, bislang wurden sieben Schiffe vernichtet und nichts erreicht. Aber gleich sind die Taros-Lanzen in Reichweite, die Kreuzer sind zwar ansonsten vollkommener Schrott, aber diese Lanzen haben bislang noch alles in Asche verwandelt.“
„Admiral! Wir haben die Hammer Odinas verloren!“ rief ein Offizer und Lord Ionas beneidete die Bodentruppen beinahe – als Soldat konnte man noch aktiv zum Sieg beitragen, aber als Admiral war man auf seinen Stuhl gefesselt und konnte nur hoffen, dass seine Leute den Sieg erreichen konnten – aber er konnte nichts tun. Zurückziehen? Unmöglich. Weiter angreifen? Höchstwahrscheinlich aussichtslos. Sterben? Immer gewiss.
„Angriff fortsetzen. Wo bleiben die Taroner-Kreuter?“
Das Schlachtschiff erzitterte unter einem Seitlichen Treffer des Feindes.
„Sie sind in ein paar Sekunden in Reichweite, Sir.“
„Sie sollen sofort feuern. Taktischer Jägerführer! Wo bleibt der Bombenangriff?“
„Die Jäger sind in Einzelkämpfe verwickelt! Sie können froh sein, dass es sie überhaupt noch…“
„Angriff der Taroner beginnt, Sir.“
„Verdammt, wir haben die Hälfte verloren.“ Riefen die Offiziere durcheinander und die gigantischen Laserlanzen am Bug der drei Taronerkreuzer leuchteten auf und gaben jeweils einen vernichtenden Impuls ab, der es schaffte die Schilde des Feindes zu durchschlagen.
„Schilde sind unten.“
„Gehen sie mit allem drauf was sie haben!“ befahl der Admiral und betrachtete zu seiner Zufriedenheit wie ein Hagel von Geschossen auf den Feind niedergingen und gewaltige Explosionen hervorrief. Die Laserlanzen der Taroner feuerten erneut und das Feindschiff explodierte in tausend kleine Teilchen. Jubel ertönte auf der Brücke und Ionas atmete erleichtert auf.
„Gut gemacht, Leute. Weiter so.“ lobte er die Crew, und der Lärm legte sich wieder, als alle wieder an ihre Arbeit zurückkehrten.
„Sir, Commander. Sieben andere Schiffe nähern sich unserer Position.“ Schrie ein Sensoroffizier panisch über die Brücke.
„Wie groß?“
„Gleiche Größe.“
„Schnell, evakuieren sie unsere Leute! Wir können nicht mehr lange durchhalten.“
„Thunderhawks unterwegs. Wir empfangen Hilferufe anderer Streitkräfte, sollen wir ihnen entsprechen?“
„Ja, wenn sie sonst nichts zu tun haben. Jeder Mensch ist ein Freund.“
„Sir, wir erhalten eine Prioritätsmeldung von Tielastan.“ Meldete der Kommunikationsoffizier.
„Der Imperator?“ erkundigte sich der Lord General-Admiral.
„Scheint so.“
„Durchstellen.“
Das Holobild des Imperators, eines vom Alter doch gezeichneten Mannes, erschien auf der Holoplattform.
„Mein Imperator.“ Begrüßte ihn der Lordadmiral respektvoll und neigte den Kopf.
„Lord Ionas, wie ich sehe sind sie auf Schwierigkeiten gestoßen.“
„Dies ist wahr, Sir.“
„Ich ermahne sie dringend die Truppen zu evakuieren.“
„Wir sind dabei, Sir.“
„Die Berichte über die Wesen die sie mir gesendet haben, sind äußerst beunruhigend, besonders da diese Spezies, Taqur, uns schon bekannt sind.“
„Woher?“
„Vor ein paar Tausend Jahren ausgestorben. Etwas ging oder geht immer noch Italica vor sich und die Nähe des Ereignisses zu Tielastan macht mir Angst.“
„Hatten die Taqur Raumschiffe?“
„Nein, sie besaßen so gut wie keine Technik – sie benutzten ihre unglaublichen Psi-Kräfte, um ,nun ja, zu leben.“
„Gut, Mein Imperator, dann sind wir wahrscheinlich auf einen neuen Feind gestoßen. Wir schicken ihnen die Daten.“
„Danke, viel Glück da draußen, Commander. Und seien sie sich sicher – der Gott-Imperator führt uns alle.“
„Danke, Sir.“ Das Holobild verblasste und der Admiral wandte sich wieder den wichtigeren Dingen zu.
„Wie läuft die Evakuierung?“
„Problematisch, Sir. Unsere Schiffe werden von abgesetzten Bodentruppen stark beschossen. Es konnten bis jetzt nur zweitausend Mann gerettet werden.“
„Wie viele von uns sind dort unten?“
„Den letzten Berichten zufolge nur 25.000.“
„Wir haben über 15 Millionen losgeschickt…es ist ein Massaker.“ Konstatierte der Admiral und wandte sich wieder dem Panorama zu.