[BAR] God is a Girl

Die AAR der anderen Art...

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Mimir
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 4. September 2013 12:48

Kapitel 14: Tzeentch erhebt sich


Ja, ja. So sah es zu diesem Zeitpunkt also in unserem geliebten Reich aus. Haruhi war mit uns auf Wanderschaft, Vanidarien bekam eine neue Göttin zum anbeten und... ach ja, stimmt. Unsere Welt war so ziemlich erledigt weil ein Haufen übertrieben mächtiger Dämonen und Götter etwas hübsches in Almodozasra gefunden hatten und es unbedingt haben wollten. Ein dreifaches Hoch dafür! Wisst ihr, es gibt Zeiten wo ich mich frage wie ich das damals überlebt habe. Verrückte Killer die hinter mir her sind, Dämonen die unsere Lande überschwemmen und Intrigen in sämtlichen Höfen des Reiches. Ach ja, und ich war mit jemandem unterwegs der gefährliche Sachen auf keinen Fall umgehen wollte, sondern regelrecht danach suchte. Natürlich meine ich Haruhi, ich meine, sie will nach Nurc! Jedem kleinen Kind wird in den Republiken eingebläut sich von der Stadt fernzuhalten, aber Haruhi marschierte natürlich direkt darauf zu. Natürlich sieht alles recht unspektakulär aus, ein kleines Wegschild an der Straße zeigte in Richtung Nurc und gut war es. Für einen Republikaner, und die meisten Reisenden, war dieses Schild jedoch abschreckender als eine Reihe mit gepfählten Menschen es gewesen wäre. Genaugenommen war es eigentlich Tradition dass diverse Fürstentümer die eher nervigen und unwichtigen Mitglieder ihres Hofstabs auf eine diplomatische Mission nach Nurc sandten, falls der Diplomat zurückkam hatte er bewiesen dass er zumindest etwas konnte, kam er nicht zurück war man ihn los und er war irgendwo in den Bergen verschollen, wahrscheinlich einen Abhang heruntergerutscht und dabei verstorben. Tragische Geschichte, falsche Tränen, beruhigende Worte für die Familie und die Sache war erledigt, so lief die Sache meistens ab. Aber gut, ich war nicht der einzige der es schwer hatte, es gab durchaus noch andere Menschen mit Problemen. Bestes Beispiel waren die Mitglieder des Scharlachroten Kreuzzuges. Mittlerweile waren zwei Wochen vergangen seit die Priesterin Christine auf einer Lichtung Zeuge der Beschwörung eines der mächtigsten Dämonen wurde die jemals existierten. Zwei Wochen in denen die restlichen Mitglieder des Kreuzzuges Vorbereitungen trafen, Hilfe im Rest des Herzogtums suchten und ihr Möglichstes taten um die Männer von Lord Fordring auf einen Kampf mit Dämonen vorzubereiten. Im Laufe der letzten Jahre hatte Tzeentch, besser gesagt seine Diener, viele Diener in Almodozasra gesammelt und viele Dämonen beschworen. Nun da ihr Anführer da war, der Herrscher des Wandels welcher den Namen Kawaii trug, fühlten sie sich stark genug um offener vorzugehen.

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, die Einöde

Abbendis ritt an der Spitze einer kleinen Gruppe von Männern welche aus Stratholme entsandt worden waren. Sie sollten die Hauptstraße, falls man diese überhaupt Straße nennen konnte, nach Süden entlang reiten und sich mit den Truppen eines Lord Eldrik treffen. Dieser hatte sich nach einem Treffen mit Lord Fordring dazu bereit erklärt den Kreuzzug gegen die Dämonen zu unterstützen und wollte sich persönlich mit 300 seiner Soldaten auf den Weg machen um Stratholme zu verstärken. Abbendis war recht zufrieden mit den Fortschritten die der Kreuzzug machte, innerhalb von zwei Wochen waren beinahe alle kampffähigen Männer und Frauen die gegen die Dämonen ins Feld ziehen wollten vernünftig bewaffnet worden, beinahe alle. Einige liefen noch immer mit alten Äxten, Sensen oder Mistgabeln herum. Außerdem wurde die Burg selber erweitert, Gräben wurden ausgehoben und Erdwälle errichtet, man wollte mehr Platz für alle Neuankömmlinge schaffen und zudem die Burg besser auf Angriffe vorbereiten. Denn die mysteriösen Plünderer welche Christine als 'Chaosbarbaren' bezeichnet hatte kamen immer näher an die Burg heran und plünderten jetzt selbst Gehöfte welche nahe an den Mauern lagen. Abbendis hoffte dass der Priesterin nichts passiert war, sie war bereits eine Weile fort und hatte nichts von sich hören lassen. Allerdings war sie weit besser für einen Kampf gegen die Dämonen gerüstet als irgendein anderer Mensch in Almodozasra, das sorgte zumindest für ein wenig Beruhigung bei Abbendis. Zusammen mit ihr ritten Sir Varimathras, einer der Ritter von Lord Fordring, zwei Priester der Bruderschaft des Lichts welche in ihre roten Roben gehüllt waren und Streitkolben an ihrer Seite trugen, und knapp 25 berittene Männer, vier davon waren Ritter welche Lord Fordring dienten, der Rest bestand aus Söldnern denen man Pferde besorgt hatte. Abbendis blickte nach links und nickte zu einem Hügel der sich am Wegesrand erhob.
„Hinter diesem Hügel müsste das Lager sein wo wir Lord Eldrik treffen sollten. Ich hoffe seine Männer sind bereit zum Abmarsch, ich will hier nicht so viel Zeit verschwenden.“ Varimathras rief einen Befehl und die Reiter wandten sich nach rechts um den Hügel zu erklimmen, Abbendis fiel zurück und reihte sich neben den Priestern ein. Sir Allistair, einer der Ritter von Lord Fordring, war als erster auf dem Hügel. Er war auch der erste der starb, eine Axt bohrte sich durch seinen Brustpanzer und warf ihn von seinem Pferd. Keine drei Sekunden später war Abbendis auf dem Hügel und sah den Mann welcher die Axt geworfen hatte. Der Übeltäter war knapp zwei Meter groß, trug lederne Hosen und Stiefel und hatte ein Kettenhemd ohne Ärmel angelegt, äußerst seltsam, Abbendis wusste von niemandem der solche Rüstungen benutzte. Der Mann trug keinen Helm, hatte eine Glatze und eine leuchtend blaue Tätowierung auf der Stirn die eine Art Komet darstellte. Er brüllte laut, zog eine weitere Axt und verstummte als ihn ein Bolzen im Kopf traf, einer der Söldner hatte schnell reagiert und dem Barbaren mit seiner Armbrust ein Ende gesetzt. Nun fiel Abbendis' Blick den Hügel hinab in ein kleines Tal wo einst das Lager von Lord Eldrik war. Das gelbliche Gras dort unten war getränkt vom Blut und es wimmelte von brennenden Zelten. Überall lagen Leichen von Soldaten in den Farben Belundas, aber auch einige Barbaren und, wie Abbendis unschwer erkennen konnte, auch einige Dämonen. In der Mitte des Lagers waren vielleicht 100 Mann, die Überreste von Lord Eldriks Truppen, und kämpften gegen einen Feind der ihnen zahlenmäßig fast zwei zu eins überlegen war. Abbendis traf schnell eine Entscheidung, sie riss ihr Schwert in die Höhe und gab den Befehl zum Angriff. Die verbliebenen Kreuzfahrer ritten hinter ihr den Hügel hinab, direkt auf die Reihen des Feindes zu. Abbendis' Plan war simpel, durch die Linien des Feindes brechen und zu den Überlebenden gelangen, danach würde man zusammen mit diesen die restlichen Feinde niedermachen. Idealerweise war der Feind schon tot bevor die Kreuzfahrer ihre Verbündeten erreichten. In diesem Moment wünschte sich Abbendis das sie bereits ihre neue Rüstung angelegt und nicht darauf bestanden hätte damit zu warten bis Christine zurückkehrte. Ihre alte Rüstung war zwar gut, aber auch schon recht angeschlagen durch die vergangenen Begegnungen mit Dämonen und Banditen.


Der erste Feind der sich Abbendis entgegenstellte war ein großer und kräftiger Mann mit einem rostigen Schwert in der Hand. Bei weitem nicht kräftig genug um ein Schlachtross Belundas in voller Rüstung aufzuhalten, er wurde einfach in den Boden getrampelt. Den Barbaren welcher hinter ihm stand enthauptete Abbendis während sie an ihm vorbei ritt. Ein dritter Feind starb mit gespaltetem Schädel, einem vierten wurde der Hals aufgeschlitzt. Dem fünften Feind hackte sie den Arm ab, dieser ignorierte das jedoch und packte mit der linken Hand ihren Schwertarm. Zwar wurde er von Sir Varimathras getötet, brachte Abbendis damit jedoch aus der Balance was dazu führte dass sie den nächsten Feind nicht sah. Dieser knallte ihr ein Schwert gegen die Brustplatte. Zwar konnte die Klinge ihn nicht durchdringen, die Wucht warf Abbendis jedoch aus dem Sattel. Sie rollte sich zur Seite hin ab und kam mühsam auf die Beine. Der Großteil ihrer Männer ritt weiter, lediglich Sir Varimathras und einer der Priester kamen zu ihr geeilt. Der Priester bot ihr sein Hand an und es gelang ihm tatsächlich sie hinter sich in den Sattel zu ziehen. Leider hatten sie zu lange gebraucht. Eine Wurfaxt traf Varimathras' Pferd am Kopf woraufhin das Tier zu Boden fiel, zusammen mit dem Ritter. Das Pferd des Priesters wurde von einem Feuerschwall erfasst. Abbendis und der Priester blieben nur deshalb verschont weil sie sich im letzten Moment vom Pferd fallen ließen. Erneut rappelte sich Abbendis auf und sah sich um. Neben ihr standen Varimathras und der Priester, der Rest ihrer Soldaten war voraus geritten und weit davon entfernt ihnen helfen zu können. Abbendis hatte außerdem einige Schwierigkeiten zu atmen, der Schlag mit dem Schwert schien ihre Rüstung eingedrückt zu haben und diese presste nun ziemlich hart gegen ihren Brustkorb. Außerdem waren die drei von einem halben Dutzend Feinden umzingelt. Fünf Barbaren und ein Dämon. Dieser war anders als die Kreaturen welche Christine 'Horrors' nannte und gegen die Abbendis schon oft gekämpft hatte. Diese Kreatur hatte eine Art Schnabel und keine Beine, die Kreatur schien einfach zu schweben. Aus ihrem Körper wuchsen außerdem zwei Arme welche ebenfalls Schnäbel an Stelle von Händen hatten, und in diesen loderte das tödliche Feuer welches sie und den Priester vom Pferd geholt hatte. Die Barbaren sprangen vorwärts und gingen auf die kleine Gruppe los, der Dämon wartete. Varimathras begegnete den ersten beiden Barbaren mit erhobenem Schwert und Schild. Er blockierte den Schlag des ersten Feindes und stach sein Schwert in den nackten Brustkorb des zweiten. Dann drängte er den anderen Feind zurück und... schrie auf als in ein weiterer Barbar mit seinem Speer den Oberschenkel durchbohrte. Abbendis entledigte sich ihres Gegners während der Priester seinen mit drei Hieben seines Streitkolbens tötete, die Bruderschaft mag eine religiöse Organisation sein, doch ihre Mitglieder konnten kämpfen. Abbendis hatte mit einigen von ihnen gesprochen und einige Dinge herausgefunden. Die Männer meinten es sei ihre heilige Mission gegen die Dämonen zu kämpfen, dass sie immer wussten dass diese Kreaturen eines Tages aufkreuzen würden. Außerdem beteten sie eine Gestalt an die sie A'dal nannten. Dies war ein uraltes Wort, es stammte noch von den ursprünglichen Bewohnern dieser Insel, lange bevor die Vanidaren oder gar Christen hier herrschten. Die simple Übersetzung dieses Wortes war einfach 'Licht'. Und sie hatten ein Geheimnis, ein Geheimnis welches sie nicht einmal der Priesterin Christine verraten hatten. Die Bruderschaft betete zum Licht, und das Licht erhörte ihre Gebete.

Bruder Antios wandte seinen Blick von dem verletzten Ritter ab der sich mühsam zweier Gegner erwehrte, Abbendis würde dem Mann schon helfen, er selber hatte eine weit wichtigere Aufgabe. Er blickte direkt zu dem Dämonen welcher vor ihm stand und aus einem seiner Hände einen Feuerstrahl auf den Priester schoss. Dieser warf sich zur Seite, rollte sich ab und entging somit dem zweiten Flammenstoß. Schnell erhob sich der Priester und ging auf den Dämon zu während er ein Gebet sprach, ein Gebet so alt wie Almodozasra selbst, übersetzt aus der uralten Sprache der Völker die es einst benutzten.
„A'dal, Vater der Menschheit, erhöre mich! Ich bin eines deiner Kinder, ich befinde mich in tiefster Dunkelheit und benötige deine Hilfe! A'dal, Vater der Menschheit, erhöre mich! Vor mir liegen die Ausgeburten der Finsternis, die welche dein Licht verschlingen wollen! Hilf mir, A'dal, hilf mir und reinige diese Welt von diesen Ausgeburten des Finsternis! Reinige sie, vernichte sie! Vernichte sie damit deine Kinder wieder ruhig schlafen können!“ Antios merkte wie seine Worte Wirkung erzielten, der eben noch so aggressive und siegessichere Dämon schwebte plötzlich unsicher zurück, weg vom Priester. Dieser merkte wie ihm Blut aus Nase, Augen und Ohren lief. A'dal mochte zwar der Vater der Menschheit sein, aber er konnte auch nicht jedem beliebigen seiner Kinder zuhören, es brauchte Auserwählte um seine Macht zu erwecken. Und von diesen gab es nur zwei Dutzend in ganz Almodozasra, namentlich bekannt als die Bruderschaft des Lichts. Und selbst wenn der Allvater ein Gebet erhörte konnte er noch immer nicht seine Kraft entfalten, die Finsternis in dieser Welt war groß, weit vorangeschritten. Es brauchte Kraft um die göttlichen Kräfte des Allvaters zu manifestieren. Und was Antios von ihm verlangte kostete viel Energie. Der Priester merkte wie ihm nun auch Blut aus dem Mund lief und er sank auf die Knie. Seine Gedanken schweiften ab, zu dieser Priesterin Christine. Sie behauptete selber eine Art Gebet nutzen zu können. Ihrer Beschreibung nach funktionierte dies jedoch ohne Nebenwirkung für den betenden. Antios zweifelte an ihrer Geschichte, viele seiner Brüder auch. Aber was wenn es stimmte? Was wenn diese Frau nicht nur eine Priesterin war? Was wenn sie gar eine Auserwählte von A'dal war? Wenn dies wirklich der Fall war könnte doch noch die Möglichkeit bestehen diese Welt zu retten. Antios blickte zum Himmel empor. Ein Dutzend goldene Strahlen fuhren aus dem Himmel auf die Erde herab, Antios folgte einem von ihnen mit dem Blick. Er bohrte sich durch den Schnabel des Dämonen vor ihm und tötete ihn auf der Stelle. Antios lächelte. Er lächelte auch dann noch als sein toter Körper vornüber in das blutige Gras fiel. Es hatte ihn das Leben gekostet, aber mit seinem Gebet hatte Antios über ein Dutzend Dämonen erschlagen.


Abbendis enthauptete den Barbaren mit dem Speer während Varimathras den letzten regelrecht in Stücke hackte. Plötzlich fuhren gleißende Lichtstrahlen vom Himmel herab. Abbendis sah sich um und staunte. Vor ihren Augen fiel einer der Priester auf den Boden, mit einem Lächeln auf den Lippen. Gleichzeitig bemerkte sie dass der Dämon welcher eigentlich hier sein sollte tot war, durchbohrt von einer Lanze aus Licht welche sich langsam auflöste. Von der Mitte des Lagers her ertönten Jubelrufe. Abbendis stütze den verwundeten Ritter und gemeinsam begaben sie sich zu den Überlebenden. Sie fanden noch ein wenig mehr als vier Dutzend Männer vor, dazu kamen noch ein Dutzend der Reiter die Abbendis gefolgt waren, außer Varimathras war keiner der Ritter mehr am Leben. Die restlichen Dämonen waren durch die Lichtlanzen getötet worden, die Barbaren wurden allesamt erschlagen. Der zweite Priester der Bruderschaft war ebenfalls tot, erschlagen von einem Barbaren. Abbendis wandte sich an einen der Soldaten.
„Wo ist Lord Eldrik? Und wie konnte dass hier passieren?“ Der Soldat sah ziemlich erschöpft und durcheinander aus, nichts desto Trotz antwortete er
„Lord Eldrik ist tot, gefallen im Kampf gegen diese Bestien hier. Wir hatten unser Lager aufgeschlagen und mehrere Stunden auf euch gewartet als auf den Hügeln ringsum diese Krieger und... Monster auftauchten. Sie hatten die Wachposten niedergemacht und uns überrascht. Viele Zelte brannten bevor wir etwas unternehmen konnten, dann stürmten sie auf uns zu. Es war ein brutaler Kampf, viele von uns sind gefallen, wie ihr ja sehen könnt. Wenn ihr nicht gewesen wärt hätten wir das nicht überlebt.“ Abbendis nickte, fühlte jedoch wie sich in ihr Wut breitmachte. Sie war gekommen um 300 neue Krieger für den Kreuzzug zu holen. Stattdessen würde sie nicht einmal mit einem Sechstel von ihnen zurückkehren. So konnte das nicht weitergehen. Sie brauchten ein Mittel gegen diese Dämonen, ein Mittel welches den Nutzer nicht sofort umbrachte, dachte sie und blickte in die Ferne wo sie wusste dass die Leiche von Bruder Antios lag. Sie brauchten die Magie oder Gebete des Sigmar, sie brauchten Christine. Abbendis hoffte dass die Priesterin bald zurückkehren würde, ansonsten würde die Sache für den Kreuzzug ziemlich düster enden.


Woran Sir Abbendis damals natürlich nicht gedacht hatte war was dieser massive Überfall auf die Truppen des Lords eigentlich bedeutete. Zum ersten mal zeigten sich die Dämonen offen und in großer Zahl, sie gingen nicht mehr so heimlich vor wie bisher. Der Gott des Wandels erhob sich und machte sich daran das Land zu erobern, und die Kreuzfahrer waren nicht wirklich bereit sich ihm entgegenzustellen. Noch blieb ihnen Zeit, aber nicht mehr viel. Der Gott des Wandels sammelte die Dämonen aus allen Winkeln Belundas und der Republiken nahe Lordaeron um von dort aus das Herzogtum zu überrennen. Aber damit war unser Problem ja noch nicht am Ende, nein! Es mussten sich ja noch hunderte andere Götter auf unsere schöne, ruhige Welt konzentrieren und ihre Diener senden. Einer dieser Diener hatte zu diesem Zeitpunkt einen eher schlechten Tag, aber seht selbst.

2105, Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, Fort Herdweiler

Shion träumte, und was sie träumte gefiel ihr überhaupt nicht. Sie sah den Tod, ihren eigenen Tod. Zwar hatte sie bereits zuvor vage Visionen gehabt, aber dieses mal war alles viel deutlicher. Und das gefiel ihr nicht. In ihrem Traum stand sie auf einem Hügel, unter ihr tobte eine gewaltige Schlacht und an ihrer Seite standen zwei Ritter mit Wappen die ihr seltsam bekannt vorkamen... waren dies nicht die Wappen der Nathrezim, ihrer persönlichen Leibgarde? Warum waren es nur zwei von ihnen? Wo immer sie hinging hatte sie mindestens ein halbes Dutzend dieser Männer und Frauen bei sich. Sie hatte die letzten Wochen genutzt um ganze zehn von ihnen nach Almodozasra zu holen, wieso waren also nur zwei dort? Die Nathrezim waren Dunkelfen aus Naggaroth, rekrutiert aus dem Kult des Slaanesh welcher dort noch immer existierte. Sie waren unglaublich gute Krieger, präzise Armbrustschützen und noch bessere Schwertkämpfer, schneller als irgendein Mensch je sein konnte und zäher als man ihrem Aussehen nach vermuten könnte. Und loyal, zumindest solange ihre Herrin sie zufrieden stellen konnte mit neuen Akten der Brutalität und neuen Einfällen wie man anderen Schmerz zufügen konnte. Shion war gut darin, bei ihr konnten selbst die ältesten Krieger ihrer Leibgarde noch neues lernen. Abgesehen davon wäre niemand so dumm sich gegen sie zu wenden, sie alle wussten das Shion eine viel zu mächtige Magierin war, es war das Risiko einfach nicht wert sie zu verraten. Aber zurück zum Traum. Shion war beunruhigt, zum einen weil in ihrem Traum nur zwei ihrer Wachen anwesend waren, zum anderen weil es auf dem Schlachtfeld unter ihr nur Menschen gab, keine Dämonen. Außerdem war da noch etwas anderes, ein Banner auf dem gegenüberliegendem Hügel kam ihr ebenfalls bekannt vor, es erinnerte an das Wappen der Silberblätter von Vanidarien, aber das war unmöglich. Ihr Tod erwartete sie in einer anderen Welt, nicht in der in welcher sie momentan war. Die Traum-Shion fuhr herum als jemand den Hügel erklomm. Sie schluckte, es war eine Frau. Eine Frau in schwarzer Rüstung, schwarzem Umhang und kurzen, schwarzen Haaren. Neben der Frau standen Männer in seltsamen Rüstungen, fünf von ihnen. Sie hatten es geschafft sich durch die Kultisten bis zu dem Kommandohügel zu metzeln und standen nun der Hexe gegenüber. Shion gab einen Befehl und die Nathrezim stürmten vor, sie kämpften gegen die Ritter in den seltsamen Rüstungen, konnten die Frau jedoch nicht aufhalten als diese an ihnen vorbei stürmte. Traum-Shion stand wie gelähmt da als die Frau auf sie zu rannte. Sie war unbewaffnet, für einen Zauber blieb keine Zeit, sie probierte es dennoch. Sie streckte die Hand aus und schrie vor Schmerz auf als das Schwert der Frau sie durchbohrte. Die Frau zog das Schwert aus der Wunde und trat einen Schritt zurück während sie sah wie Shion zurückwich, schockiert, gelähmt, verängstigt. Sie öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus, nur einen Schwall aus Blut. Die Frau hatte ihr den Brustkorb durchbohrt. In dem Moment in dem ihre Mörderin das Schwert hob um ihr den Kopf abzuschlagen wachte Shion auf und setzte sich ruckartig in ihrem Bett auf.

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Es war bereits der achte Traum in genau so vielen Tagen gewesen. Jeder Traum spielte sich anders ab, es gab nur drei konstante Dinge in ihren Träumen. Erstens, sie starb. Zweitens, es war eine in schwarz gerüstete Frau mit kurzen, schwarzen Haaren die Shion tötete. Drittens, jedes mal tobte eine Schlacht und Shion war am Rande eben jener. Es trieb Shion langsam aber sicher in den Wahnsinn, jede Nacht sah sie ihren Tod und je mehr sie sah desto sicherer war sie dass es auch eintreffen würde. War dies die Rache des Tzeentch? Schickte er ihr diese Visionen um sie dafür zu bestrafen dass sie ihn verraten hatte? Falls ja war es eine äußerst effektive Art der Bestrafung. Shion stand auf, wusch sich und zog ihre Robe an ehe sie aus ihrem Zimmer ging. Vor der Tür warteten bereits ihre Nathrezim auf sie. Alle trugen schwarze, stachelige Rüstungen und Helme mit schwarzen Federbüschen. Auf dem Rücken hatten sie eine Armbrust und an ihrer Hüfte einen Köcher mit Bolzen, dazu noch ein Schwert. Sie verbeugten sich vor Shion und nahmen dann stumm ihre Plätze an Shions Seite ein. Diese begab sich auf direktem Wege in die unterirdischen Teile von Fort Herdweiler. Shion war äußerst erfreut gewesen als sie entdeckte dass die Vorbesitzer der Festung bereits eine Folterkammer unter der Erde errichtet hatten, das ersparte ihr einige Zeit. Die Jägerinnen des Slaanesh wurden regelmäßig aus der Festung entsandt um die umliegenden Dörfer und Gehöfte zu überfallen und Gefangene nach Herdweiler zu bringen. Hier wurden sie eingesperrt, entweder als Futter für die Dämonen oder um später als 'Schmerzquelle' für Shions Magie zu dienen, daher war sie äußerst dankbar für die Folterkammer, welche außerdem recht gut ausgerüstet war. In den letzten zwei Wochen war es ihr gelungen ihre Nathrezim zu rufen, zusätzlich zu einer weiteren Slaaneshbestie, drei Dutzend Dämonetten und fünf weiteren Jägerinnen. Das Portal war schwach, erfüllte jedoch seinen Zweck. Es war jedoch nicht genug. Shion hatte es gespürt, ein mächtiger Diener des Tzeentch hatte diese Welt betreten, ein Diener von dem sie glaubte dass sie ihn kannte, allerdings war sie sich nicht sicher. Wie dem auch sei, es war dringender als jemals zuvor ein großes, stabiles Portal zu finden, am besten eines mit vielen Menschen in der Nähe die geopfert werden konnten. Wenn sie so etwas finden könnte wäre es gut möglich dass sie einen der mächtigeren Dämonen beschwören könnte. Zwar war ihre Herrin äußerst mächtig, aber sie war auch in der Unterzahl. Wünschen und hoffen half jedoch nicht und daher musste sich Shion mit dem begnügen dass sie hatte, und das war ein schwaches Portal und ein paar Dutzend Menschen aus denen sie Kraft ziehen konnte. Als sie die Folterkammer betrat waren einige Kultisten bereits eifrig dabei einen der Gefangenen auf das Ritual... vorzubereiten. Shion seufzte genervt, es gefiel ihr nicht dass ihre einzige Aufgabe darin bestand Nachschub aus dem Warp zu holen. Aber sie hatte keine Wahl. Shion schloss die Augen und konzentrierte sich, dann begann sie mit ihrem Singsang während hinter ihr der Gefangene anfing zu schreien.

Hatte ich bereits erwähnt dass unsere Welt Probleme hatte? Und mit Probleme meine ich richtig große Probleme, so groß wie halt nur eine Invasion von streitlustigen und blutgierigen Dämonen sein konnte. In den Republiken bekamen wir davon freilich nichts mit, meine größte Sorge galt zu diesem Zeitpunkt Nurc und die Frage die ich mir stellte war 'Wie komme ich da lebend rein und wieder raus?' Die erste Antwort die mir einfiel lautete 'Gar nicht.' und eine bessere konnte ich nicht wirklich finden, egal wie sehr ich darüber nachdachte. Haruhi nahm das ganze recht locker, wie immer eigentlich. Allerdings hatte sie nach zwei Wochen in denen wir uns langsam durch das Gebirge nahe Nurc quälten äußerst schlechte Laune. Doch nun war es endlich soweit, wir waren vielleicht noch einen Tag von Nurc entfernt, in der Ferne konnte man die Stadt bereits sehen die ruhig an der Küste lag, fast schon zu ruhig. An diesem Abend war die Stimmung am Lagerfeuer gemischt. Selbst Lady Asahina und Lady Tsuruya, ja sogar Koizumi schienen ziemlich nervös zu sein da wir uns der Stadt der Attentätergilde näherten. Gut, bei Koizumi kann man es nie sehen ob er nervös ist oder nicht, aber ich sage einfach mal er war es, er musste es einfach sein! Ansonsten wäre er noch verrückter als ich dachte. Yuki schien das ganze eher nicht zu interessieren, Mampfi war glücklich solange er etwas zu fressen hatte und Haruhi... nun ja, es ist halt Haruhi. Sie legte eine Euphorie an den Tag wie ich sie damals seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Ja, ja. Sie war wirklich ganz versessen darauf uns in unser Verderben zu reiten. Und natürlich kam es am nächsten Morgen auch direkt dazu, gerade ist die Sonne aufgegangen und schon reiten wir mitten in die gefährlichste Stadt der Republiken, vielleicht sogar Almodozasras.

2105. Jahr der Sonne, Republik Linistien, Nurc

Nurc war bei weitem nicht so wie Kyon es sich vorgestellt hatte. Er war nie hier gewesen und in den anderen Republiken sprach man nicht viel von der Stadt der Mörder. Kyon hatte immer gedacht bei Nurc handle es sich um eine kleine Ansammlung heruntergekommener Häuser hinter einer kleinen Palisade. Weit gefehlt. Bereits aus weiter Entfernung konnte man die großen Steinmauern der Stadt sehen und überall prangten die Banner der Linda, eine schwarze Kobra auf gelb-rotem Hintergrund. Vor den Toren der Stadt gab es keine Ansammlung von Menschen wie vor Gurilia, die meisten Menschen mieden die Stadt und es gab daher nur wenige Besucher. Trotz allem stand ein halbes Dutzend Männer am Tor und kontrollierte jeden der in die Stadt wollte. Nurc war die Heimat der Attentätergilde und sie mochten keine Konkurrenten, daher wurde jeder doppelt und dreifach überprüft. War er ein gewöhnlicher Bürger gewährte man ihm Einlass, war er ein Auftragsmörder der nicht für die Gilde arbeitete gab man ihm eine Stunde sich bei der Gilde zu melden bevor diese die Jagd auf ihn eröffnen würde. Trotzdem war Nurc eine vergleichsweise ruhige Stadt. Es gab zwar jeden Monat mindestens sieben Tote zu beklagen, dafür hielt sich die Kriminalität in Nurc in Grenzen, besser gesagt sie existierte nicht. Denn wer auch immer Ärger machte musste mit sofortigem, und meistens tödlichem, Besuch von der Gilde rechnen. Niemand sollte behaupten dass die Gilde sich ihre Sonderrechte in den Republiken nicht verdiente. Natürlich gab es auch einige Probleme mit der Gilde, nicht immer hielten sich alle Mitglieder an die Abmachungen. In so einem Fall musste die Stadtgarde einspringen. Die Stadtgarde bestand aus den Elitesoldaten der Häuser Linda, Rist und Thule. Selbst Aratarn Silberblatt, der mit Abstand erfahrenste Kämpfer in den Republiken, musste zugeben dass diese Männer es ohne Probleme mit den Berufssoldaten von Reichsteilen wie Belunda oder Synkrien aufnehmen konnten. Sie alle trugen Wappenröcke in den Farben der Linda, mit einem kleinen Wappen mitten auf der Brust welches ihr Haus symbolisierte. Sie alle waren mit Kettenhemd, Speer, Schild und Schwert ausgerüstet, als Helm diente ihnen ein Barbuta. Außerdem hatte jeder von ihnen mindestens zwei Dolche irgendwo versteckt und kannte wohl mehr schmutzige Tricks als die Männer von Bulldoz, und das sollte etwas heißen. Als Kyons Gruppe an der Reihe war rechnete er schon halb damit von den Wachen einfach niedergemacht zu werden, die Lindas waren nicht gut auf Vanidarien zu sprechen seit ein Fürst des Herzogtums der Gilde vor einigen Jahren mehrere lukrative Angebote weggeschnappt hatte. Aber nein, sie wurden nur gründlich kontrolliert und dann durchgewunken. Alle warfen seltsame Blicke auf Haruhi, oder besser gesagt auf ihr Pferd. Verständlich, wann sah man schon einmal einen Bergbären der friedlich auf dem Kopf eines Pferdes döst? Bessere Frage, wann sieht man jemals einen Bergbären?

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Die Stadt selbst entsprach schon eher Kyons Erwartungen, überall standen kleine, heruntergekommene Häuser und abgerissene Gestalten durchstreiften die Straßen, hielten sich jedoch von der großen, bewaffneten Gruppe fern um nach leichteren Zielen Ausschau zu halten. Meistens waren diese Ziele andere abgerissene Gestalten. Es gab jedoch ein paar Gebäude die sich von dem ganzen abhoben, alle standen in den Vierteln der Adelshäuser. Die Linda hatten sogar einen Burgfried errichten lassen, er stand mitten auf einem Hügel im Westen der Stadt, nahe dem Hafen. Dies war auch der einzige Hafen der Republiken und war eigentlich nur für den Handel gedacht, in den letzten 500 Jahren liefen gerade einmal 20 Kriegsschiffe aus dem Hafen von Nurc aus, sieben davon gehörten den Republiken. Nein, die Republiken waren bei weitem keine Seemacht.
„Wo sollen wir uns hier eine Unterkunft besorgen? Mir gefällt die ganze Sache überhaupt nicht.“ murrte einer der königlichen Soldaten. Haruhi sah ihn nicht einmal an als sie antwortete
„Natürlich im Viertel der Linda, wo denn sonst?“
„Du glaubst auch wirklich dass du das schlauste Mädchen der Welt bist, oder?“ fauchte der Soldat und wurde daraufhin von sämtlichen Vanidaren wütend angefunkelt und angeknurrt, obwohl letzteres eher auf den mittlerweile erwachten Mampfi zurückzuführen ist.
„Natürlich, ich bin immerhin die Tochter einer Göttin, da muss ich ja wohl alles wissen, oder? Und jetzt sei still, du nervst.“ bevor der Soldat etwas sagen erhob Yuki das Wort
„Viertel der Linda ist eine gute Idee. Bessere Gasthäuser. Einige gehören der Gilde, für kleinen Aufschlag auf den Übernachtungspreis kriegt man den Schutz der Attentäter.“ woher Yuki das wusste interessierte niemanden, alle interessierten sich lediglich dafür dass man dort vor der Gilde in Sicherheit wäre. Gut, für Haruhi war der Fakt dass das Gasthaus einem Mörder gehörte weit interessanter. Es dauerte eine gute Stunde bis die Gruppe ein vielversprechendes Gasthaus erreichte, es gehörte einem recht bekannten Mörder der Gilde und sah sogar recht ordentlich aus, beinahe so luxuriös wie die Gasthäuser in Benjii und Gurilia.


Ja, wir hatten unser Gasthaus gefunden. Ich war recht überrascht als ich herausfand dass die Wirtin eine recht nette, junge Frau aus dem Hause Thule war. Sie empfing uns ganz herzlich und ließ sofort genug Zimmer für alle einrichten. Lady Asahina musste zwar ein kleines Vermögen für alle bezahlen, aber immerhin wären wir so vor der Gilde sicher. Was außer Haruhi und Asahina niemand wusste war der Fakt dass nur die Vanidaren, Lady Asahina, Lady Tsuruya, Mampfi und meine Wenigkeit versichert wurden. Für Bulldoz' Männer und die Königlichen wollte Haruhi kein Gold verschwenden. Besser gesagt, sie wollte kein Gold der Mimir verschwenden. Somit saßen wir also in einem Gasthaus welches einem Mörder gehörte, mitten in der Stadt der Mörder und hatten einen schönen Abend. Nun gut, so schön wie ein Abend sein konnte wenn man die ganze Zeit befürchten musste vergiftet zu werden...
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
viewtopic.php?f=782&t=16584

Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 13. September 2013 12:57

15. Eine Göttin in einer Stadt voll Abschaum



2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, Nurc

Sie saßen an einem großen Tisch in irgendeiner Ecke des Schankraums und zu Kyons bedauern redete Haruhi noch immer viel zu laut. Sie konnte wirklich nicht gut unauffällig sein. Er selbst saß ausversehen leider neben ihr und ihnen gegenüber unterhielten sich Koizumi und Asahina. Yuki las irgendwas und rührte das Essen nur ab und zu mal an. Kyon hatte keine Ahnung woher sie dauernd die ganzen Bücher nahm, sie besaß ja nicht einmal Gepäck! Trotzdem schaffte sie es jeden Tag ein anderes Buch in Händen zu halten. Die königlichen Soldaten und der Großteil der republikanischen Wachen, befand sich noch immer irgendwo vor dem Gasthaus. Es gab nicht genug Platz für sie und den Männern war nicht wohl dabei in Nurc ohne Schutz zu schlafen. Haruhi interessierte das recht wenig. Ihrer Meinung nach sollten die Soldaten auf der Straße schlafen, damit die Gilde ihnen aus Langeweile die Kehlen durchschnitt. Für Haruhi waren die Männer des Königs vollkommen unwichtig. Sie würden wohl im Stall des Gasthauses oder wirklich draußen übernachten müssen. Im August eigentlich nicht besonders schlimm, aber Nurc galt nicht umsonst als die gefährlichste Stadt der Republiken. Haruhi wollte sogar schon Wetten darauf abschließen wie viele der Soldaten die erste Nacht überleben würden. Haruhis Bergbär kroch irgendwo unter dem Tisch herum, Kyon konnte noch immer nicht glauben dass sie dieses Ding so lange mit sich rumschleppte. Für das Fell könnte man ein kleines Vermögen bekommen und das Fleisch dieser Tiere galt als Delikatesse.
„Wir sollten Nurc so schnell wie möglich hinter uns lassen.“ begann Kyon, während er in seinem Essen herumstocherte. Nurc war nicht unbedingt für seine gute Küche bekannt, meistens würzte man hier mit tödlichen Giften. „Bei der Gilde weiß man nie. Sie können manchmal sehr aggressiv auf Besucher reagieren, vor allem auf so eine große Gruppe. Es kann sogar passieren, dass sie als Training einige ihrer Schüler auf uns loslassen. Es ist besser wenn wir morgen oder spätestens übermorgen weiter in die Eisenberge ziehen.“
„Träum weiter Kyon.“ Haruhi verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust „Wir werden so lange hier bleiben, bis wir die ganze Stadt auf den Kopf gestellt haben und dazu werden wir uns ab morgen aufteilen. Jede Gruppe kann einen Teil der Leibwachen mitnehmen, wenn Kyon weiterhin rumjammert.“
„Und wonach suchen wir?“ fragte er misstrauisch nach.
„Weißt du denn nicht in welcher der vier Republiken wir gerade sind!?“
„Ähm. Linistien, wieso?“
„Bist du wirklich so dumm? Wofür ist Linistien bekannt?“ noch bevor Kyon etwas erwidern konnte, sprach sie begeistert weiter „Für seine Dämonenkulte natürlich! In dieser Republik soll es schon seit Jahren einen Kult geben der Menschen opfert und grausame Rituale abhält. Sie beten angeblich eine Kreatur namens Tzeentch an und genau dieses Wesen will ich finden. Wo kann man besser Ritualopfer finden als in Nurc? Ein Leben ist hier wenig wert, die Stadt muss ein Paradies für jeden wahnsinnigen Kultisten sein. Wir werden diesen Kult aufspüren, das ist unsere Mission hier in Nurc. Hast du das verstanden Kyon?“
„Das ist die dümmste Idee die ich je gehört habe.“ murmelte Kyon mürrisch.
„Es gibt absolut keinen Grund besorgt zu sein.“ der Unterton in Haruhis Stimme sagte leider das genaue Gegenteil aus.
„Ich bin besorgt.“
„Ach was, ich habe alles unter Kontrolle. Es kann absolut nichts schief gehen.“ sagte Haruhi in ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung.
„Jetzt bin ich richtig besorgt. Wie willst du die Gruppen einteilen?“ er ahnte schlimmes, falls er Haruhi auch nur eine Sekunde mit Asahina alleine ließ.
„Ganz einfach.“ sie streckte den Arm aus und in ihrer Faust waren plötzlich fünf Zahnstocher aufgetaucht „Na los. Guckt nicht so dumm aus der Wäsche! Zieht einfach einen.“
Seufzend machte Kyon sich gemeinsam mit den drei anderen daran jeweils eines der kleinen Holzstäbchen zu ziehen. Mit dem Ergebnis war Kyon ausnahmsweise einmal voll und ganz zufrieden. Koizumi und Haruhi hatten die längsten Zahnstocher gezogen, während man an Asahinas und seinem unten ein Stück abgebrochen hatte, so dass sie ein bisschen kürzer waren. Yuki zog den kürzesten, schien aber kein großes Problem damit zu haben alleine durch Nurc zu wandern. Sie wirkte ausdruckslos wie eh und je, als sie wieder in ihrem Buch zu blättern begann. Haruhi dagegen betrachtete ihren Zahnstocher mürrisch und ihre gute Laune schien mit einemmal verflogen zu sein „Wir ändern die Gruppen einfach jeden Tag schätze ich. Es wird eh eine Weile dauern bis wir hier fertig sind.“ damit wandte sie sich wieder ihrem Essen zu und aß schweigend weiter. Von ihrem Enthusiasmus war nicht mehr allzu viel zu sehen, aber Kyon traute dieser Stille nicht. Nach einer ganzen Weile, in der es leider wirklich einfach zu ruhig gewesen war, bemerkte Kyon wie Haruhi plötzlich etwas in der Hand hielt. Als er es erkannte, wollte er schon aufspringen, aber Haruhi war schneller. Plötzlich richtete sie locker und lächelnd eine Pistole direkt auf Asahina, die bis eben noch vollkommen friedlich gegessen hatte. Kyon hatte so etwas erst ein oder zweimal gesehen, die Deadlier hatten sie erfunden, kamen aber nicht mehr wirklich weiter mit der Entwicklung ihrer Waffen. Sie waren zu ungenau, ließen sich zu langsam nachladen und die Durchschlagskraft ließ bereits auf mittlere Entfernung sehr zu wünschen übrig. Alles in allem waren diese ganzen Schusswaffen aus Deadlien nicht viel mehr als besonders teure Accessoires, mit denen man aber wenigstens gut angeben konnte.
„Nicht bewegen Mikuru. Los stell ihr dein Glas auf den Kopf, Yuki! Ich wollte so was schon immer mal ausprobieren!“ rief Haruhi begeistert.
Mikuru versuchte sich möglichst klein zu machen und ihre Augen wanderten panisch zwischen den restlichen Leuten am Tisch hin und her. Yuki streckte ganz automatisch die Hand nach ihrem Glas aus um Haruhis Befehl zu befolgen und Koizumi schien das alles nicht wirklich zu interessieren, er lächelte nur vor sich hin.
„W-wo hast du das her!?“ rief Kyon entsetzt.
„Von Bulldoz. Er meinte ich kann sie für eine Weile haben. Ist das nicht Klasse? Die ist aus Deadlien und war angeblich richtig teuer! Ein Dutzend Adlige musste er töten um genug Geld dafür zu verdienen. Leider sind diese Waffen nicht besonders präzise und ich habe keine Ahnung wie man sie nachlädt. Aber auf die kurze Entfernung wird es schon gut gehen, denke ich und ein Schuss ist mehr als ich brauche, also halt still Mikuru!“ begeistert zielte sie weiterhin auf die arme Asahina und legte schon mal den Finger an den Abzug. Kyon versuchte gar nicht erst auf sie einzureden, Verrückte konnte man nicht umstimmen. Entschlossen packte er ihr Handgelenk, umschloss es so fest er konnte und drückte ihren Arm nach oben. Erschrocken drückte Haruhi tatsächlich ab und unter einem lauten Donnern bohrte die Kugel sich in die Balken der Decke des Gasthauses. Schnell entwand er ihr die rauchende Waffe und pochte mit dem hölzernen Griff der Pistole auf Haruhis Kopf. „Was stimmt bloß nicht mir dir?“
„Mit mir? Was ist denn dein Problem? Wie kann man nur die ganze Zeit so mies gelaunt sein! Wir sind in Nurc! Nurc!“ schrie sie ihn fast schon an.
„Ja, danke habe ich auch schon gemerkt. Aber das ist noch lange kein Grund mit diesem Ding herumzufuchteln und was soll diese dämliche Idee mit den Kultisten? Wir können auch ein ganzes Jahr suchen, du wirst hier nichts außergewöhnliches finden. Außer vielleicht deinen Tod, wenn die Gilde von dem Kopfgeld erfährt. Es gibt hier keine geheimen Kulte die Dämonen oder seltsame Götter anbeten. So etwas gibt es nirgends, wann geht das endlich in deinen Kopf rein?“
Plötzlich schob Haruhi den Stuhl zurück, stand ruckartig auf und drehte sich um „Ich geh ins Bett.“ und mit dieser, für sie erstaunlich wortkargen Erwiderung, verschwand Haruhi die Treppe hinauf in die Unterkünften.
„Du solltest besser aufpassen was du sagst, Kyon.“ meinte Koizumi, nachdem Haruhi sie allein gelassen hatte.
„Koizumi hat recht, wenn ihre Laune noch schlechter wird dann...“ Asahina brach ab und wand sich unwohl unter Kyons fragendem Blick, wollte aber offensichtlich nicht mehr sagen.
„Dann was? Und wie um alles in der Welt kommt es, dass Ihr euch damit auskennt Lady Asahina? Hat Koizumi Euch irgendwelchen Unsinn erzählt?“ Kyon starrte den Silberblatt finster an, wenn er jetzt schon anfing Asahina mit seinen Märchen zu belästigen, müssten sie sich einmal ernsthaft unterhalten.
„Ich habe damit nichts zu tun.“ wehrte Koizumi lächelnd ab „Asahina ist ganz von alleine zu mir gekommen und hat bereits alles über Haruhis Fähigkeiten und so weiter gewusst.“
„Woher wusstet ihr das alles Lady Asahina?“ das Misstrauen in Kyons Stimme wa noch stärker geworden, war er hier der einzige der nichts mitbekam?
„Das...das kann ich nicht sagen.“ flüsterte Asahina, lief rot an und senkte sofort wieder den Kopf um so zu tun als würde sie weiter essen. Kyon seufzte genervt, gab aber vorerst auf. Was solls, dachte er resigniert, nur noch Nurc, die Eisenberge und Juliues, danach könnten sie endlich wieder nach Hause gehen und er müsste nie wieder etwas mit Haruhi zu tun haben.




Während die Reste der Reisegruppe noch in Ruhe fertig aßen, saß nicht weit entfernt am Tresen Roger. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und unternahm nicht mehr als still dazusitzen und zu lauschen. Ab und zu nippte er an seinem Glas, der Wirt hier verlangte unverschämte Preise. Wenn das so weiter ging würde das Gold, was der Herzog ihm mitgegeben hatte, nicht mehr lange reichen. Als ausversehen ein Schuss losging, war ihm kurz das Herz stehengeblieben und er hätte sich fast umgedreht. Aber Haruhi war zum Glück nichts passiert. Trotzdem, die Kugel hätte auch gerne einen ihrer Begleiter treffen können, letztendlich müsste er sie sowieso alle umbringen. Selbst den Sohn seines Herzogs und die vanidarischen Ritter. Seine Pläne hatten sich geändert. Er würde Haruhi nicht mehr beschützen weil der Herzog es ihm befahl, sondern weil er es so wollte. Mehrere Wochen beobachtete er die Gruppe jetzt schon und nach einer Weile war es ihm klar geworden, er wollte auch einfach zu ihr herüber gehen und mit ihr reden, ihr nahe sein. Kurz huschte ein verträumter Ausdruck über Rogers Gesicht. Wenn er erst all ihre Wachen und Begleiter ausgeschaltet hätte, würde er sie überreden mit ihm zu kommen. Sie beide könnten im Süden ein neues Leben anfangen, gemeinsam. Was er tun würde, falls sie zurück nach Vanidarien wollte wusste er nicht. Nur eins wusste er sicher, er würde nicht mehr ohne ihr Strahlen leben können.
Stellte sich nur noch die Frage, wie er ihre ganzen Leibwachen loswerden konnte. Wenn er jetzt einfach so zuschlug, könnte Haruhi im allgemeinen Durcheinander vielleicht etwas passieren. Während er dabei war Pläne zu schmieden wie er die Gruppe um Haruhi verkleinern konnte, setzte sich jemand neben ihn. Gelangweilt drehte er den Kopf zur Seite. Seine roten Augen weiteten sich, als er sie erkannte. Schnell starrte er wieder in sein Glas, das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet die Verrückte. Schon wieder. Auf der Reise nach Nurc waren sie dauernd aneinandergeraten, erstaunlicherweise ohne sich ernsthaft zu verletzen. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht die Attentäterin umzubringen, aber keine seiner Fallen hatte sie wirklich beeindrucken können. In manche war sie sogar absichtlich gelaufen, vermutlich um sich über ihn lustig zu machen. Sie schien ihren Spaß daran zu haben ihn zu nerven. „Willst du es zu Ende bringen?“
„Nein, eigentlich wollte ich mich nur einmal in Ruhe unterhalten, ohne dass du versuchst mich umzubringen.“ ihre Stimme klang freundlich, allerdings auf eine unglaublich nervtötende Art und Weise. Ihre dunkelblauen Haare waren unter einer Kapuze verborgen und sie trug einen weiten, dunklen Mantel. Wüsste er nicht, dass sie mit unsichtbaren Stimmen redete und ohne Grund Leute erdolchte, hätte er sie nicht einmal wirklich wahrgenommen. „Wie ist dein Name?“
„Nenn du mir doch erstmal deinen Namen, dann verrate ich ihn dir vielleicht.“ Roger fühlte sich unwohl in ihrer Nähe. Er wusste dass sie deutlich schneller war als er und ihn töten konnte wenn sie nur wollte.
„Das hier ist meine Heimatstadt, sollte der Gast sich nicht eigentlich zuerst vorstellen?“
Roger seufzte entnervt „Meinetwegen, Gilbert Beilschmied.“ sein Blick auf zwei gekreuzten Äxte die an der Wand hingen, blieb ihr natürlich nicht verborgen und er konnte sehen dass sie ihm kein Wort glaubte, aber damit konnte er leben.
„Ein besserer Name fällt dir nicht ein? Ihr Silberblätter seid nicht besonders kreativ, oder?“
„Für dich ist der Name so gut wie jeder andere.“
Sie sah ihn eine Weile nachdenklich und schweigend an. Ihre geradezu prüfenden Blicke gingen ihm schon nach wenigen Sekunden auf den Geist, vielleicht sollte er einfach verschwinden? Anderseits war die Vorstellung dass sie ihm folgte und sie sich in irgendeiner dunklen Gasse wiedertrafen nicht besonders beruhigend. Es war vielleicht doch besser sich anzuhören was sie überhaupt von ihm wollte.
„Asakura.“ sagte sie und riss ihn damit wieder aus seinen Gedanken.
„Mhm? Was?“
„Das ist mein Name. Ich heiße Asakura.“
„Schön für dich.“ murmelte Roger, mit so viel Desinteresse wie er aufbringen konnte.
„Wir hatten gar keine Gelegenheit uns mal zu unterhalten und die Stimmen sind nicht besonders glücklich über deine Anwesenheit. Deine ständigen Versuche mich zu töten, hindern mich daran Haruhi vernünftig zu schützen.“ beschwerte sich Asakura.
„Die Stimmen...“ Ah gut, dachte Roger, sie war also wirklich wahnsinnig „Und warum sollte ich eine Verrückte in Haruhis Nähe dulden? Du redest davon sie zu beschützen, was für ein Blödsinn. Es ist meine Aufgabe während dieser Reise auf sie aufzupassen und um ehrlich zu sein bist du es die mich behindert.“
Asakura seufzte entnervt, die Stimmen hatten ihr gesagt das Roger so reagieren würde. Die Stimmen waren der einzige Grund warum sie hier war, sie fanden Asakura ließe sich zu sehr von dem Silberblatt ablenken. Was irgendwie auch stimmte, seine Versuche sie zu töten machten Asakura unheimlich viel Spaß. Es erinnerte sie irgendwie an ihre Ausbildung in Nurc. Aber die Stimmen duldeten keine Ablenkung von ihrer Aufgabe. Haruhis Leben war zu wichtig. Sie musste Roger zur Zusammenarbeit bewegen, oder ihn töten. „Findest du es nicht auch langweilig? Wir schleichen hinter Haruhi her und warten darauf sie im Ernstfall heldenhaft zu retten. Aber es passiert bisher einfach gar nichts!“ jammerte Asakura.
„Worauf willst du hinaus?“
„Nun ja, ich denke wir könnten beide mal wieder etwas Spaß gebrauchen.“
„W-was?“ Roger ließ seinen Blick ungewollt über ihren Körper schweifen. Eigentlich unnötig, er hatte sie während ihrer ganzen Kämpfe deutlich genug gesehen, um zu wissen dass sie ihr Aussehen eigentlich nicht unter diesem dunklen, unförmigen Kapuzenmantel verstecken musste. Die seltsame Haarfarbe störte vielleicht etwas, aber nur ein bisschen. „Ich denke nicht...also ich, ähm. Ein sehr... wir haben keine Zeit für, für so was und so.“ plötzlich lief Roger rot an und versuchte irgendwie in eine andere Richtung zu sehen.
„Wovon redest du?“ Asakura legte den Kopf schief und sah ihn vollkommen verwirrt an.
„Wovon redest DU!?“ zischte Roger zurück.
„Von Kyon Trellik natürlich. Was dachtest du denn was ich meine?“
„Ich...ach egal, nicht so wichtig. Kyon war doch dieser mürrische, nervige Kerl mit den kurzen braunen Haaren oder?“
„Ja, genau der. Findest du ihn nicht auch unendlich lästig?“
„Ich weiß was du meinst.“ murrte Roger und seine Miene verdüsterte sich wenn er auch nur an diesen Narren dachte „Er behandelt Haruhi vollkommen respektlos, dieser schmierige kleine Bastard. Ich hätte ihn schon längst erschlagen, aber er bleibt immer in der Nähe der Gruppe und bei Haruhi. Vor allem letzteres ist besonders nervtötend.“
„Dir ist es auch aufgefallen. Er ist der einzige mit dem Haruhi sich unterhält. Allen anderen schreit sie nur Befehle zu und kommandiert sie herum. Aber mit ihm redet sie tatsächlich, sie hört ihm zu und auch wenn sie es nur selten anmerken lässt, seine Meinung interessiert sie sogar.“
„Und was willst du dagegen unternehmen?“
„Ganz einfach, wir töten ihn, gemeinsam.“ und auf einmal genoss sie seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.



2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

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chiisana sonna kibou sae
omou dakeno kiseki

Sie setzte einen Fuß vor den anderen, während sie mit kleinen Schritten immer tiefer in den See watete. Es war mitten in der Nacht, aber der Vollmond schenkte Sora trotzdem genug Licht um das volle Ausmaß des großen, dunklen Bergsees zu erkennen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas in Vanidarien gab, genauso wenig wie sie wusste warum sie noch immer au die Mitte des Sees zuhielt. Nebel kroch zwischen den dichten Bäumen am Ufer hervor und schob sich über den ruhigen See. Als das eisige Wasser ihr bereits bis zum Hals reichte, spürte sie bei ihrem nächsten Schritt keinen Boden mehr unter den Füßen. Verzweifelt versuchte sie sich über Wasser zu halten, aber sie hatte keine Ahnung wie das ging. In Rubinus hatte es nicht gerade viele Gelegenheiten gegeben schwimmen zu lernen. Hilfesuchend blickte sie zum Ufer hinüber. Aber dort stand niemand. Der Stoff sog sich mit Wasser voll und zog Sora nach unten.
Schlechte Träume waren zurzeit irgendwie in Mode, fragt mich bitte nicht warum, ich habe selber nur eine Theorie dazu. Wie alles was in dieser Zeit in unserer Welt schief läuft, schiebe ich auch das ganz einfach mal auf Haruhi. Jap. Damit liege ich allerdings vermutlich falsch. Aber meine Theorie gefällt mir besser, es ist immer gut sämtliche Schuld auf Haruhi zu schieben. Wahrscheinlich war es auch einfach nur ein ganz gewöhnlicher Traum. Wahrscheinlich ist dieses ganze Traumzeug als stilistisches Mittel auch schon deutlich abgenutzt, nachdem ich es bereits viel zu oft benutzt habe...aber mir fällt halt gerade nicht besseres ein, also lebt damit. Vielleicht habe ich es auch nur erfunden? Ich muss hier nun mal auch ein gewisses Soll an Wörtern erfüllen. Ach ja und ein Hoch auf die Vocaloiden!
Im ersten Moment sah sie sich panisch um, doch dann atmete sie erleichtert auf. Sie befand sich noch immer in der gemütlichen kleinen Kutsche und zwar alleine. In Vanidos würde sie neue Dienerinnen bekommen, es gab also keinen Grund diese eitlen Gänse mitzunehmen, welche ihr schon in Rubinus nur auf die Nerven gingen. Vorsichtig schob sie mit dem Finger einen der schwarzen Vorhänge aus dickem Stoff zur Seite und kniff sofort die Augen zusammen, als das strahlende Sonnenlicht schmerzhaft in ihre Augen fiel. Der Sommer wollte wohl kurz vor seinem Ende noch einmal zeigen was er so alles drauf hatte. Mit fast geschlossenen Augen sah sie gerade so wie Haru noch immer neben der Kutsche ritt. Er hatte nicht mit ihr drin sitzen wollen, sondern ritt lieber an der Seite der Ritter, die sie nach Vanidos begleiteten. Auch wenn sie darüber ein wenig enttäuscht war, konnte Sora ihn gut verstehen. In dieser verdammten Kutsche war es stickig und um ehrlich zu sein kaum auszuhalten. Aber sie konnte nicht wirklich gut reiten, eigentlich ungewöhnlich für einen Vanidaren. Ihre Schlachtrösser waren so ziemlich das einzig wertvolle im ganzen Fürstentum.
Durch das beruhigende Rattern der Kutsche und die drückende Wärme, schlief sie während ihrer Reise oft ein, nur um dann die ganzen Nächte wenn sie lagerten wachzuliegen. Zum erstenmal in ihrem Leben verließ sie die Ländereien ihrer Familie. Die Reise erschöpfe sie bisher weniger als erwartet, anderseits war es aber auch nicht besonders anstrengend tagein tagaus in einer Kutsche zu sitzen und ganz einfach nichts zu tun. Nachdem sie sich endlich an das Sonnenlicht gewöhnt hatte, konnte sie zu ihrer Überraschung erkennen, dass sie sich bereits mitten in Vanidos befanden. Sie hatte die ganze Ankunft in der Stadt vollkommen verschlafen! Sie hatten sogar schon den Großteil der Stadt hinter sich gelassen und näherten sich der Zitadelle im Zentrum. Diese Festungswerke hatten schon vor der Ankunft ihres Volkes hier gestanden, auch wenn sie im Laufe der Zeit oft erneuert, ausgebessert und erweitert werden mussten. Als die Silberblätter hier landeten, gab es nur die Zitadelle von Varos, die Stadt drumherum war erst im Laufe der Zeit entstanden. Die meisten Häuser bestanden aus Holz, aus Stein baute man hier lieber neue Türme oder Mauern um die Verteidigungsanlagen zu verstärken. Noch nie wurde die Festung von Feinden erobert. Selbst während der Rebellionen gegen den König war sie nicht gefallen. Aber das war auch nicht nötig gewesen. Die Soldaten des Königs schlachteten sich damals einfach solange durch ihr Volk, bis die Matriarchin aufgeben musste bevor nichts mehr von Vanidarien übrig blieb.
Sora stieg vorsichtig aus der Kutsche aus, sie starb gleich vor Durst. Hier in Vanidos war es ja sogar noch heißer als zu Hause, in Rubinus hatte man wenigstens immer angenehm kühlen Wind vom Meer. Die Leibwache löste sich auf und die Ritter verschwanden alle spurlos irgendwo in dem grauen Klotz, den zum Glück niemand jemals als Palast bezeichnen würde. Es war eine Festung und sollte sich nur einfach verteidigen lassen, nicht besonders prachtvoll aussehen. Sie thronte hier im Zentrum über der restlichen Stadt, die wild vor sich hinwucherte. Als Sora sich zur eigentlichen Stadt umdrehte, wusste sie nicht recht ob sie beeindruckt oder enttäuscht sein sollte. Irgendwie löste der Anblick ein bisschen von beidem aus. Vanidos war größer als sie es sich vorgestellt hatte. Vorher konnte sie Haru nie wirklich glauben, wenn er davon sprach dass mehr als 50.000 Menschen in der vanidarischen Hauptstadt lebten. Aber trotz der Größe wirkte sie recht düster und vor allem schmucklos. Man legte hier nirgends viel Wert auf Zurschaustellung von Prunk und Glanz, vielleicht hatte man bei den ganzen Mitteln die für das Heer verwendet wurden, auch einfach nur kein Geld mehr für Tand übrig. Als sie sich wieder zur Festung wandte, stand von ihrer kleinen Leibgarde nur noch Haru neben ihr.
„Ich kenne den Weg zu den Gemächern der Matriarchin, zumindest so halbwegs. Die Festung ist größer als man vielleicht denkt und vor allem verwirrender. Bei meinem ersten Besuch hier, war ich froh den Ausgang wiederzufinden bevor ich verhungert bin.“ scherzte er und setzte sich in Bewegung. So folgte sie Haru in die Festung, abgesehen von ein paar Wachen trafen sie niemanden. Ihr erster offizieller Auftritt sollte erst am nächsten Tag stattfinden, von daher gab es keinen großen Empfang. Nach einer Weile merkte er, dass Soras Hand sich hinter ihm an seinem Hemd festgekrallt hatte und sie einfach nur auf seinen Rücken starrte. Gut, viel gab es in den engen, grauen Gängen auch nicht zu sehen.
„Wie weit noch?“ fragte Sora nach etwa zehn Minuten „Ich will nicht mehr laufen.“
„Ähm, ich glaube es ist gleich da vorne. Nur noch um diese Biegung hier und wir sind...“ vor ihnen erstreckten sich nur ein weiterer schier endloser Gang „noch immer nicht da.“ schloss er verwirrt.
„Ja, du kennst dich hier wirklich gut aus.“ Sora lehnte sich erschöpft an die Wand und starrte ihn genervt an. Bevor sie ihren Bruder weiter für seinen, offensichtlich schlechten, Orientierungssinn maßregeln konnte, kam eine Frau durch den Gang hastig auf sie zu. Harus Miene hellte sich auf als er sie sah, er hätte es alleine tatsächlich geschafft sich endgültig zu verlaufen.
„Haru! Du begleitest deine Schwester?“ Die junge Frau war sicher schon ein oder zwei Jahre älter als Haru und fast genauso groß wie er. Sie trug ihr schwarzes Haar kurz, es reichte ihr kaum bis zu den Schultern und ihr Körper war bereits deutlich fraulicher als Soras. Sie hatte ein freundliches, offenes Gesicht mit einem gutmütigen Ausdruck darin. Alles in allem sah sie wirklich gut aus, aber Sora gefiel der Ausdruck in ihren grünen Augen nicht. Sie starrte Haru an, als wäre er ein strahlender Ritter in weißer Rüstung oder der Held aus irgendeinem kitschigen Märchen.


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„Wer ist das, Haru?“ fragte Sora mit vor Abneigung nur so triefender Stimme.
„Sie ist die Tochter des Grafen von Achat, Naroko Silberblatt.“ Haru freute sich sichtlich sie zu sehen „Ich nehme an der Herzog hat dich geschickt, damit du dich um Sora kümmerst?“
Naroko verneigte sich respektvoll und begann aufgeregt und mit freundlicher Stimme drauflos zu reden „Es ist eine große Ehre der Matriarchin als Zofe dienen zu dürfen. Außerdem kümmere ich mich um Eure Garderobe. Ich wollte schon seit langem Harus Schwester kennenlernen. Er hat viel von Euch erzählt.“
„Naroko macht wirklich gute Kleider, sie ist bereits in der ganzen Stadt berühmt dafür. Ich bin sicher ich habe dir davon erzählt. Sie ist schon seit mehr als zehn Jahren hier am Hof und wir kennen uns seit Ewigkeiten. Hörst du mir eigentlich nie zu, Sora?“ fragte er lächelnd.
„Ich möchte jetzt in meine Gemächer...“ murmelte Sora ohne jeglichen Enthusiasmus. Sie war müde und diese Frau war ihr jetzt schon unsympathisch. Während sie die Beiden zu den ehemaligen Gemächern Tegaras führte, verstärkte sich ihre Abneigung gegen ihre neue Dienerin nur noch. Sora lief hinter ihnen her und musste missgelaunt ihr Gespräch mit anhören. Sie versuchte allerdings es so gut es ging auszublenden, dieser Unsinn interessierte Sora kein bisschen. Haru hatte in seinem Leben bisher mehr Zeit in Vanidos oder Myst verbracht als in Rubinus, er kannte die Leute hier also bereits. Trotzdem, die Beiden gingen schon fast zu vertraut miteinander um. Ihr neues Leben in Vanidos fing ja großartig an.




Etwa eine Stunde später, stand Sora inmitten eines überraschend kleinen und beschaulich eingerichteten Raums. Abgesehen von einem einfachen Bett und einem Wandschrank war er leer. Tegara hatte nicht viel von übertriebenem Luxus gehalten, was wohl auch das Aussehen der Stadt erklärte. Würde es in dieser Welt den Begriff „spartanisch“ geben, träfe er wohl auf den Geschmack der meisten früheren Matriarchinnen zu. Obwohl Sora diese Ansicht teilweise teilte, war es für ihren Geschmack dann doch viel zu karg und grau. Aber etwas anderes als ihre neuen Gemächer raubten ihr im Moment den letzten Nerv. Sie trug ein dunkelgraues, fast schwarzes Kleid, das vermutlich recht gut aussehen könnte, allerdings nur wenn es irgendjemand anders tragen würde. Sora fühlte sich, als hätte man sie gezwungen einen Sack anzuziehen. Alles an diesem Kleid war zu groß, lang oder weit. Naroko sprang um sie herum und machte Dinge die Sora nicht verstand. Hier und da platzierte sie eine Stecknadel oder schüttelte entnervt den Kopf. Sora hatte keine Ahnung vom Nähen, es war ihr immer zu langweilig gewesen. Dieses Kleid allerdings, war eine einzige Katastrophe. Das konnte selbst sie ohne Probleme erkennen.
„Es passt leider nicht ganz, aber fürs erste müsste es reichen. Ich musste es, nach der Abreise der Boten nach Rubinus, anfertigen ohne Eure Maße zu kennen und wusste auch nicht wie Ihr genau ausseht. Also habe ich mich eher an Euren Bruder gehalten und dachte daher Ihr seid ein ganzes Stück größer. Ich werde versuchen bis morgen noch ein paar Anpassungen vorzunehmen, aber es wird bis zu Eurem ersten offiziellen Auftritt leider nicht ganz perfekt werden, egal was ich mache.“
„Ah.“ Es würde schon irgendwie gehen? Sie sah darin aus wie ein Kind das die Kleider ihrer älteren Schwester abtragen musste. Vielleicht wäre es doch besser morgen eines ihrer einfachen Kleider aus Rubinus zu tragen. „Was ist das?“ fragte Sora, als sie gelangweilt durch das Zimmer blickte und an etwas hängen lag, das auf ihrem neuen Bett lag.
„Ein Kleid, ich habe die letzten Tage hier gearbeitet weil es so schön ruhig ist. Außerdem wollte ich es Euch bei Eurer Ankunft gerne zeigen und Eure Meinung dazu hören. Oder sagen wir, es soll einmal ein Kleid werden. Ich habe damit noch nicht wirklich angefangen, sondern nur ein paar Vorbereitungen getroffen. Im Gegensatz zu diesem hier, soll es nämlich genau auf Euch angepasst werden, Herrin. Tegara trug auch immer am liebsten ein Kleid aus schwarzer Seide. Leider handeln nur die Leute aus Nika mit diesem Stoff und man sieht ihre Händler nur noch selten hier in Vanidos. Die silbernen Muster sind bereits fertig wie Ihr sehen könnt. Ich dachte zuerst an einen Baum, aber das erschien mir dann doch etwas zu aufwendig und vor allem zu groß. Schwarz und Silber wirken einfach großartig zusammen, aber man sollte es nicht mit dem Silber übertreiben sonst ist es zu hell. Vor allem da Eure Haare bereits hell genug sind. Ihr werdet darin wirklich aussehen wie eine Göttin. Vielleicht könnt Ihr es übermorgen bereits tragen. Eure genauen Maße habe ich ja jetzt endlich, damit wird es nicht mehr lange dauern.“ Während Narokos Redeschwall weiterging, ließ Sora ihre Augen über den feinen Stoff wandern, das Kleid schien sogar schon fast fertig zu sein und sah besser aus als alles was sie je getragen hatte. Naroko musste schon sehr viel mehr Zeit darin investiert haben als sie zugab.
„Ich mag kein Schwarz. Es sieht grässlich aus. So etwas würde ich niemals freiwillig tragen.“ Sie wusste nicht warum genau sie das sagte, eigentlich gefiel ihr das Kleid wirklich gut, es würde fantastisch aussehen wenn es fertig war.
„Oh. Das...das wusste ich nicht. Dann werde ich wohl noch einmal von vorne anfangen.“ Naroko lächelte unsicher und begann vollkommen zerstreut mit ihrer Arbeit fortzufahren. Wahrscheinlich ging sie gerade in Gedanken durch wie lange sie brauchen würde wenn sie wieder von vorne Anfangen musste. Alleine an passenden Stoff zu kommen dürfte schwierig werden, Tegara hatte nie weiße oder hellere Sachen getragen. „Dann wird es leider noch eine ganze Weile dauern bis...“
„Nein.“ unterbrach Sora sie schroff „Ich möchte es trotzdem in ein paar Tagen haben. Es ist nicht mein Problem wenn du deine Arbeit falsch und unsauber erledigst. Ich kann nicht die ganze Zeit in diesem Sack rumlaufen und meine Sachen aus Rubinus sind wohl eher nicht vorzeigbar für den Thronsaal.“
„Natürlich.“ murmelte Naroko und bei ihrem enttäuschten Gesichtsausdruck, bekam Sora gegen ihren Willen ein schlechtes Gewissen. Diese Frau hatte ihr nichts getan, im Gegenteil, sie war sogar erstaunlich freundlich und schien sich mit ihrer Arbeit wirklich Mühe zu geben. Naroko verdrängte ihre Enttäuschung und wechselte das Thema. „Ich hätte nicht gedacht, dass Euer Bruder Euch begleitet. Aber es passt zu ihm, er kümmert sich gerne um die Sorgen und Probleme anderer. Ich habe selten jemanden getroffen der so hilfsbereit und fürsorglich ist. Eigentlich wollte er erst Mitte Herbst wieder nach Vanidos kommen und dann den ganzen Winter über bleiben. Er ist...“
Mehr hörte Sora gar nicht mehr. Ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet und sie hätte diese Lügnerin am liebsten von sich weggestoßen. Das konnte nicht sein. Haru hätte sie niemals im Winter alleine in Rubinus gelassen. Erfand Naroko diese Lügen um sich für die Sache mit dem Kleid zu rächen? So etwas schien nicht zu ihr zu passen, aber es musste gelogen sein. Haru wusste doch ganz genau wie sehr die Wintermonate ihr zusetzen konnten. Vor allem, warum sollte er so viel Zeit in Vanidos verbringen? Im Winter gab es keinen Grund für längere Zeit die Burg zu verlassen. Sora wurde aus ihren geradezu panischen Gedanken gerissen, als sie plötzlich spürte wie jemand an dem Stoffhasen zog und versuchte ihn ihr aus der linken Hand zu winden.
„Lass los.“ fuhr sie Naroko kalt an.
„Verzeiht, aber ihr wollt doch nicht, dass der Herzog und seine Ritter Euch für ein Kind oder ein kleines Mädchen halten. Es ist besser wenn Ihr es nicht die ganze Zeit mit Euch herumtragt. Ihr seid jetzt für die Menschen hier eine Göttin. Sie erwarten ein gewisses Verhalten von Euch. Die Matriarchinnen sollen Erhabenheit und Macht ausstrahlen.“ sprach sie ruhig und ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
„Ich sagte, lass los.“ unter Soras wütendem Blick zog sie unsicher die Hand zurück. Seufzend warf Sora den schwarzen Hasen auf das Bett, irgendwie hatte diese schreckliche Frau ja sogar recht. Es würde lächerlich wirken, wenn sie so im Thronsaal auftauchte. „Hast du noch mehr an mir zu kritisieren?“
„Nun ja...“ begann sie vorsichtig, war sich aber nicht sicher wie ihre neue Herrin auf noch mehr Ratschläge reagieren würde.
„Was? Spuck es schon aus.“
„Das Kreuz, um Euren Hals.“
Soras Hand legte sich auf das Kreuz aus Silber, welches an einer Kette um ihren Hals hing. „Was ist damit?“
„Es, nunja es ist ein wichtiges Zeichen in der Religion aus Nika.“ antwortete Naroko, verwundert darüber dass sie das nicht selber wusste.
„Wirklich?“ Sora betrachtete es überrascht, sie hatte es bisher nur für irgendein Schmuckstück gehalten „Haru hat es mir vor zwei Jahren mitgebracht. Er sagte es hat ihn ein Vermögen gekostet es einem Soldaten abzukaufen. Silber ist überall im Reich selten.“
„Der Soldat war vermutlich bei einem der Überfälle auf Nika dabei. Es ist besser, wenn Ihr es nicht tragt.“
„Ach? Und warum? Was geht mich der Glaube dieser Wüstenratten an?“
„Es könnte in der Öffentlichkeit vielleicht keinen besonders guten Eindruck machen. Nika hat vor sechzehn Jahren sämtliche Städte und Dörfer an unserer Küste überfallen und niedergebrannt, seitdem sind sie hier nicht mehr besonders beliebt. Eine Matriarchin, die ganz offen eines ihrer heiligen Symbole trägt?“ sie schüttelte entschieden den Kopf „Das wäre keine gute Idee. Nika würde es als Spottgeste oder sogar Herausforderung ansehen und Eure eigenen Leute könnten denken, dass Ihr mit den Südlingen sympathisiert.“
Was Naroko sagte klang alles logisch und richtig, aber trotzdem kam es Sora so vor als wollte sie ihr nur alle Geschenke Harus wegnehmen. Noch an diesem Abend, spätestens morgen früh, würde sie den Herzog um eine andere Zofe bitten. Diese Frau machte sie nervös, vor allem aber missfielen ihr die Blicke, die Haru und Naroko sich vorhin andauernd zugeworfen hatten. Trotzdem schob sie das Kreuz unter ihre Kleidung und verbarg es, auch wenn sie es lächerlich fand. Wen kümmerte es schon was sie trug? Sie würde schon keinen Krieg heraufbeschwören, nur weil sie sich falsch anzog oder den falschen Schmuck trug.
„Was war meine Tante für eine Herrscherin?“ fragte Sora nach einer Weile angespannten Schweigens.
„Ich bin zwar schon seit meiner Kindheit hier in Vanidos, aber ich hatte nur wenig mit ihr zu tun. Tegara wirkte immer sehr kalt und hart auf mich. Zumindest nach Außen hin. Der Krieg ließ ihr keine andere Wahl als so zu werden. Es heißt der einzige gegenüber dem sie je ein wenig freundlicher gewesen ist war Roger, aber der Herzog wurde von den Soldaten des Königs umgebracht. Ich glaube sie hat seinen Tod nie überwunden, vermutlich konnte Tegara ihre Halbschwester deswegen nicht für ihren Verrat bestrafen.“
„Meine Mutter hat niemanden verraten!“
„Natürlich, verzeiht mir, Herrin. Der Herzog hat bereits anordnen lassen, sie wieder in den Stammbaum der Silberblätter aufzunehmen und ihr...“
„Sie ist tot, ich glaube nicht dass sie dieser Unsinn jetzt noch interessiert.“ Sora unterdrückte die in ihr aufsteigende Wut, aber etwas anderes hatte sie hellhörig werden lassen „Halbschwestern?“ Ihre Mutter hatte nie über Tegara geredet und um ehrlich zu sein hatte Sora sich in den Büchern immer lieber die älteren Zweige des Stammbaums angesehen. Die Silberblätter der Gegenwart fand sie zum Großteil sowieso nur nervig.
„Ja, natürlich. Aleyandras Vater war der damalige Herzog, Roger. Tegara dagegen wusste nie wer ihr Vater war, es muss wohl einer der Ritter am Hof gewesen sein, vielleicht auch ein Fürst aus einem anderen Reichsteil. Eine Zeitlang hieß es sogar der damalige König selbst wäre ihr Vater, weil er in seiner Jugend einige Nächte hier in Vanidos verbrachte. Aber Roger kommt wohl nicht in Frage. Er war zur Zeit ihrer Zeugung an der Küste im Norden und schlug mehrere heftige Schlachten gegen die Nordmänner, die damals zum erstenmal in ihren Drachenbooten auftauchten und den Norden terrorisierten. Haruhi dagegen ist seine Tochter, auch wenn er bei ihrer Geburt nicht mehr am Leben war.“
„Haruhi.“ flüsterte Sora nachdenklich und Naroko konnte die Verwirrung deutlich aus ihrer Stimme heraushören „Ich verstehe noch immer nicht, warum ich jetzt an ihrer Stelle herrschen soll.“ Sie wusste nicht viel über Haruhi, aber nach dem bisschen zu urteilen was sie wusste, wäre Haruhi als Matriarchin deutlich besser geeignet, vor allem könnte sie vermutlich sogar die Ritter in einen Krieg gegen den König zu führen. Nach allem was sie wusste, war Haruhi im Gegensatz zur ihr viel eher eine Göttin und Herrscherin.


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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 1. November 2013 14:37

Kapitel 16: Die Geheimnisse von Nurc


Von all den dummen Ideen die Haruhi zu diesem Zeitpunkt hatte und jemals haben würde zählte diese hier gewiss zu den drei dümmsten. In einer Stadt in welcher es vor Mördern, Dieben und anderem Abschaum nur so wimmelte hatte sie die fantastische Idee unsere kleine Gruppe aufzuteilen und somit zu leichterer Beute zu machen. Natürlich hatten wir für den Schutz der Gilde bezahlt, allerdings gab es noch anderes Gesindel außer ihren... 'Angestellten' in Nurc. Die Vanidaren würden sich natürlich niemals von Haruhi trennen, die Königlichen ebenfalls nicht, dies würde nur noch Bulldoz und seine Leute zum Schutz von mir und Lady Asahina übrig lassen, und denen traute ich auch nicht weiter als ich sie werfen konnte. Mit anderen Worten, überhaupt nicht. Natürlich war es sinnlos gegen Haruhis 'tolle' Ideen zu protestieren und somit mussten ich und Lady Asahina alleine durch die Stadt streifen um irgendwas interessantes zu finden. Und das schlimmste war, es würde sich jeden Tag wiederholen! Seht selbst welch wunderbare Abenteuer uns in Nurc erwarteten.

2105. Jahr der Sonne, Republik Linistien, Nurc, Haruhis Spezialmission Tag 1:
„Ich finde noch immer dass wir einfach in der Nähe des Gasthauses bleiben sollten. Lass doch Haruhi ihren Hals riskieren wenn sie unbedingt will! Ich würde meinen Aufenthalt in dieser Stadt liebend gerne überleben!“ Kyon versuchte verzweifelt Asahina davon zu überzeugen dass es eine äußerst dumme Idee war zu tun was Haruhi verlangte, aber keine Chance.
„Das wäre ziemlich... schlecht, glaube ich. Wenn ihr etwas geschieht werden schlimme Dinge passieren.“
„Woher wisst ihr das? Ihr könnt doch nicht in die Zukunft gucken! Und Gestern meinte Koizumi dass ihr von Haruhis so genannten Kräften wisst, woher?“
„Das... darf ich nicht sagen.“
„Warum dürft ihr das nicht sagen? Wer hat es euch verboten?“
„Das... darf ich auch nicht sagen.“ Kyon seufzte, es war zwecklos.
„Gut, dann machen wir halt was Haruhi gesagt hat und gucken uns ein wenig um. Ich bezweifle trotzdem dass wir etwas finden werden.“ Nachdem Kyon sich also geschlagen gab brachen die beiden endgültig auf und schlenderten seelenruhig durch die Stadt. So ruhig wie man sein konnte wenn man an jeder Ecke von feindseligen Blicken durchlöchert wurde. Letztendlich entschied Kyon sich dafür dass es leichter und, das war am wichtigsten, sicherer wäre wenn man einfach einem der Adelshäuser einen Besuch abstatten und sich dort ein wenig umhören würde zum Thema Dämonenkulte in Linistien.
Klar, als ob die Adligen Linistiens etwas wüssten. Selbst wenn sie etwas wüssten würden sie uns wohl nichts sagen. Egal, zurück zur Geschichte. Und das Glück war Kyon und Lady Asahina in diesem Augenblick sogar hold. Aus einem Haus an dem das Banner der Rist befestigt war kam in diesem Augenblick jemand, ein junger Mann den sowohl Lady Asahina als auch Kyon kannten.
„Hey, Anduin!“ rief Kyon und ging auf ihn zu. Der Angesprochene sah sich kurz verwirrt um bis er erkannte wer ihn angesprochen hatte.
„Kyon? Und Lady Asahina? Was für eine Überraschung! Was führt euch denn nach Nurc?“ Anduin Linda war ein alter Freund von Kyon. Vor zehn Jahren hatte er zusammen mit seiner Familie in Benjii gelebt und sich dort mit dem Trellik angefreundet. Vor zwei Jahren war er dann nach Nurc gezogen und sollte dort das Geschäft seines Vaters übernehmen. Seit ein paar Monaten war er nun mit einer Rist verlobt welche er gerade besucht hatte. Er nahm die beiden mit zum Gasthaus seines Vaters und auf dem Weg erzählte Kyon ihm wie es dazu kam dass die beiden hier waren, nun den wichtigsten Teil. Gerade als sie beim Gasthaus angekommen waren und sich an einem Tisch niederließen beendete Kyon seine Geschichte.
„Und jetzt sollen wir also diese Stadt durchstreifen und nach einem Dämonenkult suchen. Wenn ich gewusst hätte dass dein Vater ein Gasthaus betreibt wären wir natürlich zu ihm gekommen und hätten dich besucht. Es ist schon zu lange her dass wir uns gesehen haben!“ Die drei unterhielten sich noch eine Weile bevor Anduin schließlich sagte
„Also sucht ihr nach Dämonenkulten. Damit kann ich leider nicht dienen, allerdings könnte ich euch vom Monster der Eisenberge erzählen. Ich wette dass würde diese Haruhi auch interessieren, oder was meinst du Kyon?“
„Alles was gefährlich und unwirklich ist würde sie interessieren. Ich bin mir sicher dass ich diese Geschichte vom Monster auch schon einmal gehört habe, nur wo?“
„Wahrscheinlich von Tsuruyas Vater. Der kennt viele alte Geschichten und ich glaube er hatte sie uns früher mal erzählt.“ meinte Asahina und lächelte.
„Ah ja, jetzt wo ihr es sagt. Könntest du mein Gedächtnis noch einmal auffrischen, Anduin? Ich kann mich an nichts genaues erinnern.“ Und so fing Anduin an die Legende des Monsters zu erzählen.


Ich könnte jetzt auch noch schreiben wie er davon erzählt, aber dann müsstet ihr das ganze zwei oder dreimal hören und das will ich euch ersparen. Lasst euch lieber gesagt sein dass es eine Geschichte ist die Haruhi lieben würde. Nachdem Anduin uns die Geschichte erzählt hatte haben ich und Lady Asahina uns auf den Rückweg gemacht. Ich konnte sie immerhin dazu überreden Haruhi vorerst nichts davon zu erzählen. Ich wollte lieber im Laufe der nächsten Tage versuchen eventuell doch etwas über Dämonenkulte zu erfahren und erst mit der Monstersache rausrücken wenn mir keine andere Wahl mehr blieb. Es war bereits recht spät als wir das Gasthaus erreichten, die anderen waren bereits dort und Haruhi starrte mich wütend an.

„Ihr seid zu spät! Strafe!“ meinte Haruhi mit ernstem Gesichtsausdruck und deutete auf Kyon.
„Aha, und was meinst du mit 'Strafe'?“ fragte Kyon und war schon wieder deutlich schlechterer Laune.
„Du musst das Abendessen bezahlen! Und jetzt lasst uns reingehen, Mampfi ist hungrig.“
„Ich muss das Abendessen bezahlen? Tu nicht so als wenn du irgendwann mal das Essen bezahlt hast auf dieser Reise!“ Natürlich war der Protest sinnlos, niemand hörte Kyon zu woraufhin dieser laut seufzte und sich den anderen anschloss. Während des Essens fragte Haruhi die anderen darüber aus was sie gefunden hatten. Wie es sich herausstellte hatte niemand von den anderen etwas interessantes rausgefunden, das einzige was Haruhi erfahren hatte war dass der Schwarzmarkt hier in der Stadt ziemlich viel Gold für das Fell eines Bergbären zahlen würde. Laut Koizumi hatte man ihr einen Haufen Gold für Mampfi angeboten, was sie jedoch schnell abgelehnt hatte. Also musste Kyon vorerst auch noch den Bergbären durchfüttern. Mit anderen Worten, das Gold der Mimirs wurde noch weiter reduziert, denn Mampfi fraß erstaunlich viel, weit mehr als Yuki zu sich nahm. Allerdings war die ja eh nicht ganz normal. Schließlich war es an der Zeit Stäbchen zu ziehen um die Gruppen des nächsten Tages festzulegen.


Dieses mal kam ich mit Koizumi in eine Gruppe. Lady Asahina würde mit Yuki herumlaufen weshalb ich ein wenig beruhigt war, immerhin habe ich gesehen dass Yuki auf Leute aufpassen kann. Haruhi würde alleine mit Mampfi aufbrechen und sah erneut ein wenig ungehalten aus, auch wenn ich nicht ganz weiß warum. Wie auch immer, kurze Zeit später gingen wir schlafen und brachen dann allesamt früh am nächsten Morgen auf.

2105. Jahr der Sonne, Republik Linistien, Nurc, Haruhis Spezialmission Tag 2:

„Tja, so ein Pech aber auch! Bei solchem Wetter kann man sich nicht vor die Haustür wagen. Schade, versuchen wir es morgen noch einmal!“ meinte Kyon gut gelaunt und deutete aus dem Fenster wo heftiger Regen den Blick auf die Straße beinahe gänzlich verschleierte. Natürlich wurde er ignoriert. Haruhi hatte nicht einmal gewartet bis Kyon seinen Satz beendet hatte und war nach draußen marschiert, dicht gefolgt von Yuki und Asahina.
„Wollen wir dann?“ meinte Koizumi und lächelte Kyon an. Dieser grummelte nur etwas vor sich hin, folgte dann aber dem Vanidaren nach draußen. Dieses mal ging Kyon in eine andere Richtung, und zwar zum Hafen. Wenn Haruhi unbedingt irgendwelche Märchen über Dämonen oder sonstige Dinge hören wollte dürfte man bei Matrosen ja wohl an der richtigen Adresse sein. Als er und Koizumi jedoch vollkommen durchnässt beim Hafen angekommen waren erwartete sie eine ziemliche Überraschung, die Straße welche zum Hafen führte wurde von der Stadtwache gesperrt. Zwei Dutzend Männer mit grimmigem Gesichtsausdruck standen mitten im Weg und warfen jedem vernichtende Blicke zu der sich in die Nähe wagte. Kyon sah einige Männer welche auf der gegenüberliegenden Seite standen und ihrerseits den Wachen böse Blicke zuwarfen.
„Was ist denn hier los?“ fragte Koizumi und sah zu den Wachen herüber.
„Keine Ahnung, ich denke wir sollten jemanden fragen, sieht jedenfalls nicht so aus als wenn die uns einfach so durchlassen würden. Es muss irgendwas passiert sein.“ Kyon warf einen misstrauischen Blick zu den Männern herüber, kam dann jedoch zu dem Schluss dass diese wohl freundlicher sein würden als die Wachen. Daher ging er mit einem gezwungenem Lächeln auf die Gruppe zu welche sich unter dem Dach einer Taverne versammelt hatte um zumindest ein wenig dem Regen entgegenzuwirken. Bevor Kyon auch nur ein Wort sagen konnte fuhr in einer der Männer auch direkt an.
„Was denn noch? Haben euch die Schiffe nicht gereicht? Was wollt ihr gierigen Bastarde denn jetzt noch?“ Kyon stutzte kurz, merkte dann aber sofort woher dieses Missverständnis kam, immerhin trugen sowohl er als auch Koizumi Schwerter und zumindest in Kyons Fall einen Wappenrock.
„Ich glaube ihr missversteht, wir sind nicht von der Stadtwache. Ich bin Kyon Trellik, Leibwächter von Asahina Mimir. Ich und mein... Bekannter hier wollten eigentlich zum Hafen. Allerdings scheint der Weg versperrt zu sein, könntet ihr uns vielleicht sagen was hier los ist?“
„Du bist ein Trellik? Dann könntest du vielleicht uns sagen was das alles soll! Wir sind Matrosen auf einem der größten Handelsschiffe dass die Republiken haben. Vor gerade mal ein paar Stunden waren wir noch auf dem Schiff und haben Waren verladen als zwei Dutzend Schiffe in den Hafen eingelaufen sind. Keine Ahnung woher die kamen, sahen aber aus wie Kriegsschiffe. Kaum hatten die angelegt ist auch schon die Stadtwache angetanzt und hat uns alle rausgeschmissen. Natürlich nicht ohne uns mitzuteilen dass sämtliche Schiffe im Hafen konfisziert wurden, auf Befehl des Rates!“ der Matrose spuckte aus und sah wütend zu den Soldaten hinüber.
„Ihr habt keine Begründung bekommen weswegen?“
„Natürlich nicht, die halten es doch nicht nötig uns irgendwas zu sagen!“
„Und wie lange sitzt ihr jetzt hier fest?“
„Keine Ahnung, auch das haben wir nicht erfahren. Alles was ich weiß ist dass ich in einer Stadt voller Verrückter und Mörder festsitze! Und zwar länger als mir lieb ist! Wie auch immer, was wolltet ihr zwei eigentlich im Hafen? Anheuern? Ihr seht mir nicht danach aus.“
„Nicht ganz, wir suchen eher jemanden der weit gereist ist und in den verschiedensten Teilen Almodozasras war.“ meinte Koizumi ehe Kyon etwas sagen konnte.
„So, so. Und warum?“
„Nun die Wahrheit ist, ich bin verrückt nach Mythen und Legenden, vor allem bin ich an einer Sache interessiert, den Ereignissen in Linistien vor einigen Jahren. Kennt ihr zufälligerweise jemanden der mehr darüber weiß?“ Kyon rechnete nicht wirklich damit, was sollte man schon groß über die Situation wissen? Eines Nachts ist die gesamte Bevölkerung gestorben, fertig. Umso überraschender war die Antwort des Matrosen.
„Ich kenne da wirklich jemanden, na ja, ich kenne ihn nicht wirklich. Es ist nur eine alte Frau die behauptet damals in Linistien gewesen zu sein als es geschah. Wenn ihr wollt kann ich euch zu ihr führen, allerdings erst Morgen und gegen eine kleine Belohnung.“ Natürlich, was auch sonst?


Koizumi und ich feilschten noch eine Weile mit dem Matrosen. Letztendlich erklärte er sich dafür bereit mich am nächsten Tag, im Tausch gegen nicht allzu viel Gold, zu dieser Frau zu führen. Er würde uns in aller Früh vor dem Gasthaus treffen und mich durch die Stadt führen. Nachdem alles geklärt war machten wir uns auf den Weg zurück da ich es für unnötig hielt noch weiter durch die Stadt zu schlendern. Als ich einen letzten Blick in Richtung Hafen warf sah ich wie Anduin Linda aus einem Haus in der Nähe der Wachposten kam, anscheinend war er die ganze Zeit dort gewesen. Er redete kurz mit den Wachen und sah dann zu uns hinüber. Während er mir zuwinkte fiel mein Blick auf die offene Tür aus der gerade die Leiche eines Mannes mittleren Alters gezerrt wurde. Ich entschied mich damit nichts zu tun haben zu wollen und lächelte Anduin nur nervös an bevor Koizumi und ich endgültig das Weite suchten. Dieses mal waren wir früher als am Tage zuvor da, doch ratet mal wer schon auf uns wartete...

„Ihr seid zu spät! Strafe!“ meinte Haruhi mit ernstem Gesichtsausdruck und deutete auf Kyon.
„Aha, und was meinst du mit 'Strafe'?“ fragte Kyon und war schon wieder deutlich schlechterer Laune.
„Du musst das Abendessen bezahlen! Und jetzt lasst uns reingehen, Mampfi ist hungrig.“
„Ich muss das Abendessen bezahlen? Tu nicht so als wenn du irgendwann mal das Essen bezahlt hast auf dieser Reise! Moment, hatten wir dieses Gespräch nicht schon einmal gehabt?“
„Wenn wir das wirklich schon einmal hatten dann nur weil du zu spät warst. Und jetzt sei still und komm rein, hier draußen ist es viel zu nass.“ Kyon seufzte einfach nur und machte sich auf den Weg ins Trockene. Wieder einmal stellte sich heraus dass niemand etwas konkretes gefunden hatte, daher strahlte Haruhi förmlich als Kyon und Koizumi sagten dass sie jemanden gefunden hatten der sie möglicherweise zu jemanden führen konnte der damals in Linistien dabei war.
„Außerdem scheint am Hafen irgendwas seltsames los zu sein. Das ganze Gebiet scheint abgesperrt zu sein und Anduin hatte da auch irgendwas gemacht.“ meinte Kyon mehr an Asahina gewandt als an die anderen.
„Wer ist Anduin?“ platzte es direkt aus Haruhi heraus.
„Ein alter Freund von Kyon und Mikuru.“ meinte Tsuruya fröhlich lächelnd. Weiß Gott was sie gemacht hatte während der Rest der Gruppe auf der Suche nach Haruhis Dämonenkult war.
„Fängst du jetzt auch schon an Lady Asahina so zu nennen?“ fragte Kyon, am Boden zerstört.
„Achso, ich dachte schon er ist jemand interessantes.“ meinte Haruhi leicht enttäuscht.
„Nun ja, er ist ein Linda. Von daher dürfte er durchaus deiner Definition von interessant entsprechen. Sein Namensgeber ist jedenfalls mehr als interessant. Hast du wirklich noch nie die Geschichte vom berühmten Gildenmeister Anduin Linda gehört?“ Kyon konnte sich das nicht wirklich vorstellen wo Haruhi doch sonst alles aufgesaugt zu haben schien was mit der Gilde zu tun hatte.
„Nein, erzähl!“ Ihre Augen strahlten förmlich als sie sich halb über den Tisch beugte und Kyon so beinahe eine Kopfnuss verpasste. 'Sie ist wie ein kleines Kind' dachte Kyon. Dann fing er an zu erzählen.
„Vor Theron von Nurc war Anduin Linda der Gildenmeister der das höchste Alter im Dienst erreicht hat. Er wurde ganze 44 Jahre alt bevor er starb. Im Laufe seiner Karriere hat er so einiges geschafft, am berühmtesten ist er jedoch für den letzten Auftrag den er durchgeführt hatte. Er sollte einen Händler Aratars erledigen der sich zu weit in das Territorium republikanischer Händler gewagt hatte. Für diesen Auftrag nahm er seine fünf besten Schüler mit in die Hauptstadt Aratars. Es gelang ihnen ohne Probleme in die Villa des Händlers zu gelangen. Keine drei Stunden später waren in der Villa nur noch die sechs Gildenmitglieder am Leben. Damit fing das ganze jedoch erst richtig an. Anduin erklärte seinen Schülern nun weshalb er sie mitgenommen hatte, für diesen Auftrag hätte es nicht einmal den Meister der Gilde gebraucht wenn man es nüchtern betrachtete. Er hatte sie alle dort versammelt um festzustellen wer sein Erbe werden würde. Die fünf Schüler sollten sich gegenseitig bekämpfen und der letzte Überlebende würde zum Nachfolger Anduins ernannt werden. Dieser Wettkampf zwischen den Schülern zog sich ganze drei Wochen hin und versetzte die gesamte Stadt in Angst und Schrecken, denn keiner der Teilnehmer an diesem... 'Wettkampf' schreckte vor Kollateralschäden zurück. Schließlich war es nur noch ein Mann der am Leben war, ein Mann namens Theron. Er traf sich mit seinem Meister in der nun verlassenen Villa des aratischen Händlers. Dieser gratulierte ihm zu seinem Sieg und ging sofort zum Angriff auf seinen Schüler über. Anduin wusste dass seine fünf Schüler zusammen ihn ohne Probleme hätten töten können, also ließ er sie gegeneinander kämpfen um sie zu schwächen und sich dann des letzten Rivalen zu entledigen. Er hatte jedoch Theron unterschätzt. Nachdem die beiden sich drei weitere Tage lang durch die Stadt gehetzt hatten schaffte Anduin es letztendlich seinen Schüler schwer zu verwunden und ließ seine Leiche vor den Toren der Stadt liegen. Dachte er zumindest, noch heute fragt man sich in der Gilde wie Anduin, einer der besten Mörder aller Zeiten, solch einen Fehler machen konnte. Man weiß lediglich dass er tief und fest daran glaubte Theron getötet zu haben. Er bemerkte seinen Fehler erst als er auf dem Boden lag, vom Gift einer Schlange gelähmt und über sich das grinsende Gesicht seines Schülers sah. Dieser hatte es nicht nur geschafft zu vertuschen dass er noch lebte, nein. Er hatte sich unbemerkt in das Hauptquartier der Gilde geschlichen und es geschafft den privaten Weinvorrat seines Meisters zu vergiften ohne dass dieser Verdacht schöpfte. Am nächsten Morgen wurden die Einzelteile Anduins in das Hafenbecken geworfen und Theron übernahm die Führung der Gilde.“ Erst als Kyon endete merkte er dass Haruhi wirklich an seinen Lippen hing. Anscheinend konnte sie wirklich nicht genug von solchen Geschichten kriegen.
„Mit anderen Worten, dieser Anduin ist so berühmt weil der derzeitige beste Mörder der Gilde ihn umgebracht hat.“ fragte Koizumi.
„Wenn du es unbedingt so einfach darstellen willst, ja. Aber nicht nur, er hatte es immerhin geschafft vier seiner Rivalen auszuschalten indem er sie aufeinander gehetzt hatte und er hatte beinahe geschafft besagten Mörder zu töten. Viele Attentäter glauben bis heute noch dass Theron nur durch Glück überlebt hatte. Das war es dann aber auch für heute, ich gehe ins Bett. Euch allen wünsche ich eine gute Nacht.“


Mit diesen Worten verabschiedete ich mich also vom Rest der Gruppe. Wie sich am nächsten Morgen herausstellte hatte ich ganz vergessen mein Hölzchen zu ziehen, weshalb mir einfach das zugeteilt wurde das übrig blieb. Das Ergebnis besagte dass ich mit Yuki gehen sollte, Haruhi und Lady Asahina waren eine Gruppe und Koizumi würde alleine durch die Gegend streifen. Ich glaube in meinem gesamten Leben hatte ich noch nie so viel Angst um Lady Asahina. Nicht wegen den Mördern, nein. Haruhis Leibwache wäre immer in der Nähe um auf die beiden aufzupassen. Das Problem war eher Haruhi selber. Allerdings konnte ich daran nicht viel ändern. Aus irgendeinem Grund sah Haruhi an diesem Morgen recht griesgrämig aus, warum auch immer. Vielleicht war ihr einfach nur wieder langweilig. Wie auch immer, der nächste Tag dieses spannenden Abenteuers in Nurc begann!

2105. Jahr der Sonne, Republik Linistien, Nurc, Haruhis Spezialmission Tag 3:

Der Matrose wartete bereits auf Kyon als dieser zusammen mit Yuki das Gasthaus verließ. Glücklicherweise regnete es an diesem Tag nicht, auch wenn noch immer alles nass vom Tag zuvor war. Der Mann sah verdutzt zu Kyon herüber als dieser mit Yuki auf ihn zu kam.
„Ähm, wo ist denn der andere von gestern? Ich dachte er war so interessiert an der Geschichte, und jetzt kommt er nicht mit?“
„Ich werde es ihm später erzählen, Yuki hier ist auch ziemlich interessiert an Mythen und Legenden. Außerdem wollte mein Bekannter es noch einmal beim Hafen versuchen, das der ganze Hafen abgesperrt wurde lässt ihm keine Ruhe und er ist sich sicher dass da eine interessante Geschichte zu finden ist.“
„Na dann wünsche ich ihm viel Glück, ich durfte da heute noch nicht hin, das ist noch immer alles abgeriegelt und ich bezweifle dass sich das demnächst ändern wird. Wie auch immer, hast du das Gold dabei? Gut, du kannst mich bezahlen sobald du dir die Geschichte angehört hast, und jetzt folgt mir.“ Danach verfiel die kleine Gruppe in Schweigen. Sie waren gerade eine halbe Stunde unterwegs als der Matrose anhielt und einen Dolch zückte.
„Hier ist es, irgendwas stimmt aber nicht.“ Ich denke der größte Hinweis dafür war die aufgebrochene Tür des Hauses vor dem wir stehen geblieben waren. Eventuell auch noch die Blutspritzer an eben jener, aber vielleicht waren es auch nur die übernatürlichen Sinne unseres Reiseführers. Kyon zog sofort sein Schwert und Yuki... nun, Yuki sah weiter desinteressiert nach vorne. Als die drei sich der Tür näherten stürmten fünf Gestalten aus dem Haus. Sie alle waren in schwarz gekleidet und trugen eine Maske die ein wenig an einen Vogelkopf erinnerte. Jedoch nicht an einen Vogel den Kyon jemals gesehen hatte. Alle waren mit zwei Kurzschwertern bewaffnet und sie verloren keine Zeit. Bevor irgendwer reagieren konnte durchbohrte einer der Maskierten die Brust des Matrosen. Drei weitere stürmten auf Kyon zu, der letzte griff Yuki an.
„Vorsicht.“ kam es von Yuki während sie blitzschnell zur Seite sprang und sich vor Kyon aufbaute. Nun, so gut wie sie es konnte wenn man bedachte dass Kyon einen Kopf größer war. Dieser dachte sich dass er auch etwas tun müsste und ging auf den verbliebenen, einzelnen Gegner los. Trotz seines langen Trainings schaffte Kyon es nicht wirklich einen Vorteil im Kampf gegen diesen Gegner zu erringen, sein größter Erfolg blieb dass er nicht sofort gestorben war. Jeder seiner Schläge wurde von seinem Gegenüber blockiert. Währenddessen murmelte Yuki wieder etwas in ihrer seltsamen Sprache, keine Sekunde später zuckten dutzende Metallspieße durch die Körper ihrer Angreifer und ließen diese zu Boden fallen. Plötzlich griff sich Kyons Gegner an die Kehle und brach zusammen. Ein Wurfmesser steckte in seinem Hals und als Kyon sich verwirrt umsah bemerkte er dass der letzte Feind bereits tot war. Hinter Kyon standen Anduin Linda, eine Frau und zwei Männer, höchstwahrscheinlich alle von der Gilde.
„Das war knapp, was Kyon?“ meinte Anduin und lächelte ihn an.
„Anduin? Was machst du denn hier?“
„Das selbe könnte ich dich fragen. Ich mache hier nur meinen Job. Und du?“
„Ich war eigentlich hier um mit...Augenblick, dein Job? Ich dachte du arbeitest im Gasthaus deines Vaters.“
„Habe ich nie behauptet. Ich habe mal erwähnt dass ich irgendwann sein Geschäft übernehmen werde, bis dahin arbeite ich für die Gilde und jage abtrünnige Angestellte. Und jetzt erkläre mir, was machst du hier?“ Es dauerte eine gute halbe Stunde bis Kyon alles erklärt hatte. Er hätte gedacht dass es länger dauern würde zu erklären wie Yuki die Gegner getötet hatte, allerdings schien Anduin es für irgendeinen Trick oder eine ausgeklügelte Falle zu halten. Sollte er das ruhig glauben, Kyon würde ihn gewiss nicht davon überzeugen wollen dass es Magie war.
„Interessant. Wie du dir bestimmt schon denken kannst sind diese Typen hier abtrünnige Gildenmitglieder. Sie haben uns den Rücken gekehrt und sind mit einem großen Teil Gold abgehauen, sowie einigen Gildengeheimnissen. Daher machen wir Jagd auf sie. Es ist allerdings wirklich interessant dass sie scheinbar an der Überlebenden von Linistien interessiert waren. Ich werde mal gucken ob ich was genaueres herausfinden kann, wenn ich es schaffe lasse ich es dich wissen. Man sieht sich, Kyon!“ und mit diesen Worten ließen Anduin und seine Begleiter Yuki und Kyon zurück. Dieser wandte sich an die Deadlierin.
„Yuki?“
„Hm?“
„Danke dass du mich gerettet hast.“
„Kein Problem.“
„Ich weiß was, komm mit. Ich muss dir was zeigen.“
„In Ordnung.“


Ach ja, immer wieder eine Freude mit ihr zu reden. Den Rest des Tages habe ich mit Yuki in der Bibliothek der Lindas verbracht. Diese hatten in ihrer Hauptvilla eine recht ordentliche Sammlung an Büchern und da ich mit Anduin befreundet war wurden wir sogar reingelassen. Yuki hatte nach einer Weile vier Bücher gefunden die ihr gefielen, daher habe ich diese den Lindas einfach abgekauft. Es hat zwar einiges gekostet aber mein Leben ist ja wohl auch wertvoll! Gut, ich kenne da jemanden der das vielleicht anders sieht. Yuki und ich haben beschlossen nicht die ganze Wahrheit zu sagen wenn es um den Überfall vom Morgen ging. Yuki weil sie nicht wollte dass Haruhi unbewusst ihre Göttlichen Kräfte benutzt, ich weil... gut, vielleicht wollte ich es einfach auch nicht riskieren. Ich meine, ich habe gesehen wie drei Männer von Spießen durchlöchert wurden die aus dem Nichts kamen! Ein klein wenig darf man da wohl doch an Magie glauben, oder? Wo ich gerade von Haruhi sprach, ratet mal wer schon auf uns wartete als wir Abends zum Gasthaus zurückkehrten...

Spoiler (Öffnen)
Ihr seht richtig! Ich habe es endlich geschafft mal nicht unendlich faul und demotiviert zu sein und habe das neue Kapitel zu dieser Geschichte geschrieben! Ein Hoch auf mich! Dieses mal ohne Bilder weil mir alle passenden Bilder ausgegangen sind. Dafür gibt es dann in Vanidars nächstem Kapitel umso mehr Bilder!
Bild

Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
viewtopic.php?f=782&t=16584

Die Goldene Faust, Thera AAR
viewtopic.php?f=782&t=20573&p=580368#p580368

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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 18. Dezember 2013 16:11

17. M-m-m-m-m-m-m


2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, Nurc

Kyon blinzelte verschlafen. Unentschlossen stand er in der Tür des Gasthauses und betrachtete die aufziehenden schwarzen Wolkenberge am Himmel. Das Wetter heute ließ sich mit einem einzigen einfachen Wort beschreiben, scheiße. Eiskalter Wind schlug Kyon entgegen und sofort trat er ein paar Schritte zurück, um wieder in die schützende Wärme des Hauses zu fliehen, aber es gab kein Entkommen. Schlanke Hände packten ihn von hinten an den Schultern und drückten ihn energisch vorwärts, nach draußen in die wohl unfreundlichste Stadt des Landes.
„Steh hier nicht rum wie angewachsen, Kyon! Du blockierst den Ausgang.“ fuhr ihn Haruhi an, während sie sich energisch an ihm vorbei drückte und ohne zu zögern nach draußen rannte.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das der schlimmste Tag meines Lebens wird.“ brummte Kyon ungehalten vor sich hin, bevor er sich daran machte der stürmischen Silberblatt nach draußen zu folgen. Heute war er also dran mit leiden, alle anderen aus ihrer kleinen Gruppe mussten in den letzten Tagen bereits mit ihr Nurc nach angeblichen Kultisten und eingebildeten Dämonen durchsuchen. Ausgerechnet heute musste der Wind von Norden her wehen und die eisige Kälte der Eisenberge mitbringen, zusätzlich zu dem aufziehenden Gewitter natürlich. Jeden anderen hätte Kyon sicher ohne Probleme überzeugen können im Gasthaus zu bleiben und es sich im Warmen gemütlich zu machen, aber Haruhi scherte sich nicht um solche Kleinigkeiten wie das Wetter oder Attentäter die durch die Straßen zogen oder verrückte Magier oder was auch immer sonst noch dort draußen lauern mochte. Die letzten Wochen hatten ihm gezeigt dass er immer mit dem Schlimmsten rechnen musste, er musste vorsichtig sein, musste jedes noch so kleine Detail beachten, musste...Kyon wurde unsanft aus seinen düsteren Gedanken gerissen, als Haruhi ihn am Arm packte und versuchte vorwärts zu ziehen. „Hey, Kyon! Wach endlich auf, wir wollen los. Beweg dich.“
Mit einem letzten, fast schon verzweifelten, Seufzer setzte er sich in Bewegung. Zuerst merkte er es gar nicht aber während er neben der aufgeregten Haruhi herlief hatte er das ungute Gefühl beobachtet zu werden. Langsam, und in dem Versuch möglichst keine potentiellen Verfolger zu alarmieren, sah Kyon sich um.
„Was macht ihr denn alle hier?“ fragte er verwirrt, hinter ihnen marschierten die restlichen zwei Ritter von Haruhis Leibwache, dieser Bulldoz und einige seiner angeheuerten Möchtegernleibwachen/Schurken. Als sie sahen dass er sie bemerkt hatte, versuchten sie sich unauffällig an die Menschen auf der Straße anzupassen, was ihnen nicht besonders gut gelang. Alleine die Ritter waren schon auffällig genug und Bulldoz würde mit seiner gewaltigen Masse aus jeder Menschenmenge hervorstechen.
„Ach ja, das ist natürlich meine Leibwache. Anfangs fand ich sie noch lästig, aber manchmal können sie recht nützlich sein.“
„Zum Beispiel?“ fragte Kyon verwirrt nach, erregten sie damit nicht nur unnötig viel Aufmerksamkeit?
„Falls jemand nicht mit mir reden will können sie ihm Angst einjagen und falls einer dieser Kultisten wegläuft können sie ihn wieder einfangen. Alles in allem ist es besser ein paar starke Schwertarme dabei zu haben wenn man bei der Informationsbeschaffung etwas, nunja grober vorgehen möchte.“
„Wichtigere Frage...warum durfte Lady Asahina nie ihre Leibwachen mitnehmen wenn sie durch die Stadt ziehen musste?“
„Mikuru kann gut auf sich aufpassen, außerdem ist sie so unglaublich süß. Es wird ihr leichter fallen Informationen mit einem Lächeln und einem Augenaufschlag zu sammeln, ein Dutzend grimmiger Leibwächter würde dabei nur stören.“
„Aber...ach was solls.“ gab Kyon auf, es brachte eh nichts mit ihr zu diskutieren, immerhin war Koizumi bei Asahina, der junge Silberblatt war vielleicht undurchschaubar und manchmal kalt wie Eis aber er würde sicher auf sie aufpassen. Außerdem war die letzten Tage auch nichts schlimmes passiert, also was sollte schon schiefgehen?
Das darf man übrigens niemals niemals niemals sagen oder auch nur denken. „Wo gehen wir überhaupt hin?“
Sie befanden sich schon wieder in einer Gegend der Stadt welche Kyon lieber gemieden hätte, andererseits gab es kaum einen Ort in Nurc der besonders einladend oder sicher war. Ob er hier von irgendeinem verrückten Lehrling der Gilde abgestochen wurde oder am anderen Ende der Stadt machte wohl keinen großen Unterschied.
„Genau hieher.“ erwiderte sie breit grinsend und verschwand durch eine Tür in einem der Gebäude am Straßenrand. Da er keine große Wahl hatte folgte Kyon ihr, die Leibwache bewachte inzwischen „unauffällig“ den Eingang. Schon wieder standen sie mitten in einer schäbigen Taverne, gab es in den Republiken auch noch andere Gebäude als schäbige Tavernen? Vermutlich nicht. Allerdings war diese hier deutlich besser besucht als die letzte Taverne.
„Ich hoffe du bist nicht hier um zu trinken oder Streit anzufangen...oder beides.“
„Mach dich nicht lächerlich, wir haben wichtigeres zu tun.“ Haruhi sprang wie verrückt am Eingang herum, sie schien nach jemandem zu suchen und anscheinend fand sie ihn nach einer Weile auch, denn sie winkte eindeutig jemandem zu. Ein älterer Mann mit bereits ergrauten Haaren und Dreitagebart schob sich durch die anderen Gäste durch und baute sich missgelaunt vor ihnen auf „Hier und jetzt lass mich in Frieden.“ mehr sagte er nicht, als er Haruhi einen Pergamentfetzen überreichte. Kyon versuchte einen Blick darauf zu werfen. Man hätte das ganze vielleicht als sehr sehr schlampig gezeichnete Karte bezeichnen können, vielleicht war es aber auch nur das Gekritzel eines Dreijährigen. Oben rechts, direkt am Kartenrand befand sich ein seltsames Symbol, welches Kyon nicht zuordnen konnte. Es war für ihn ein genauso großes Rätsel wie die seltsamen Striche darauf, dabei war er eigentlich gar nicht so schlecht im lesen von Karten.

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„Was ist das für ein Zeichen? So etwas habe ich noch nie gesehen.“
„Ist doch egal, Hauptsache wir haben es endlich!“ Haruhi drückte die Karte fest an sich und ließ Kyon keine Zeit einen genaueren Blick darauf zu werfen.
„Und was genau ist `es´? Sieht für mich aus wie ein wertloser Fetzen Pergament, vielleicht etwas dreckig und es stinkt.“
„Das sind mein Blut, Schweiß und meine Tränen die ich vergossen habe während diese Verrückte mich bedroht hat.“ erwiderte der Mann ungehalten „Und jetzt entschuldigt mich, aber ich will nichts mehr mit diesem Mädchen zu tun haben, ich hoffe sie bricht sich in den Eisenbergen den Hals.“ Mit diesen mürrischen letzten Worten verschwand der Mann wieder im Gewirr der Taverne und war bald im Gedränge verschwunden.
„Seltsamer Kerl, was meinte er mit bedroht und was ist das für eine Karte?“
„Du stellst wirklich viel zu viele dumme Fragen, weißt du das eigentlich?“ seufzte Haruhi.
„Ja, aber trotzdem hätte ich gerne eine Antwort.“
„Meinetwegen, langsam gewöhne ich mich daran dass man dir immer alles dreimal erklären muss.“ sie hielt ihm den Fetzen stolz unter die Nase, bevor er wirklich etwas erkennen konnte zog sie ihre Hand auch schon wieder hastig zurück, anscheinend hatte sie Angst er würde ihr diese blöde Karte stehlen „Das hier ist eine Karte zu einer gewaltigen Silberader mitten in den Eisenbergen.“
„Natürlich, und ich bin in Wahrheit Yuki, du erkennst mich nur nicht weil ich mich mithilfe von Magie verwandelt habe, Abrakadabra Krötenlaich und Froschgehirn hex hex.“
„Es gibt keinen Grund meine Worte ins Lächerliche zu ziehen! Ich habe mich gestern den ganzen Tag mit diesem Mann unterhalten. Er stammt aus den Eisenbergen und ist dort ausversehen in einer gewaltigen Höhle ganz aus Silber gelandet, das ist nicht nur eine Silberader, das ist der ultimative Schatz. Sein Wissen über diesen Ort wollte er hier in Nurc verkaufen, ich bin sicher er sucht jetzt gerade nach irgendeinem Adligen mit zu viel Freizeit dem er ebenfalls eine Karte andrehen kann. Wir müssen uns beeilen, so etwas bleibt sicher nicht lange geheim und ich will als Erste dort sein.“
„Ah ja, das klingt absolut...schwachsinnig.“ als Haruhi ihn anfunkelte fügte er hastig hinzu „Ähm ich meinte natürlich, wie toll, fantastisch. Aber wieso hat er dir diese Karte gegeben? Du hast immerhin kaum Geld oder hast du schon wieder jemandem das ganze Vermögen der Mimir versprochen?“
„Als ich gestern mit Mikuru hier war hat er sie belästigt und als Wiedergutmachung schenkt er mir diese großartige Karte. Ist das nicht freundlich von ihm? Siehst du das? Dort ist eine Gegend in den südlichen Eisenbergen eingezeichnet, angeblich werden wir dort das Silber finden. Außerdem will ich sowieso in die Eisenberge, ich habe Gerüchte und Legenden über ein Monster in den Bergen gehört. Eine schreckliche Bestie, der selbst die Männer der Gilde nicht gewachsen sind.“
„M-moment, er hat Asahina belästigt?“ hakte Kyon nach, Bestie und Silber waren ihm gerade vollkommen egal.
„Ja, das sagte ich doch gerade oder? Hör mir besser zu, dann musst du nicht immer dämliche Fragen stellen.“
„Wir lassen ihn einfach so gehen!? Er hat die Ehre einer der größten Familien in den Republiken beleidigt und Lady Asahina! Na warte, gleich gibt es Ärger du mieser...“ Kyon wollte sich bereits umdrehen und zurück zur Taverne stürmen um diesem lüsternen, alten Mistkerl eine Abreibung zu verpassen. Bevor er weit kommen konnte hielt Haruhi ihn mal wieder am Arm fest, sie war erstaunlich stark für so eine Nervensäge.
„Ach beruhig dich, er hat es ja nicht mit Absicht getan. Um ehrlich zu sein habe ich da vielleicht sogar ein klein wenig nachgeholfen.“ sagte sie leichthin und ging weiter die Straße hinunter.
„Was meinst du damit?“ fragte er scharf nach und versperrte ihr den Weg. Lady Asahina hatte nach ihrem Tag mit Haruhi zumindest nach Außen hin recht ruhig gewirkt, also konnte es wenigstens nichts schlimmes gewesen sein. Trotzdem, irgendwann würde dieses Mädchen ihn noch in den Wahnsinn treiben mit ihren seltsamen Aktionen.
„Naja, der Mann war sehr sehr uneinsichtig und ich wollte ihn nicht verprügeln, dadurch hätte ich nur Aufmerksamkeit erregt und deine arme, unschuldige Mikuru vielleicht in Gefahr gebracht. Stell dir nur vor sie wäre in eine ausgewachsene Kneipenschlägerei geraten, am Ende hättest du mir wieder die Schuld dafür gegeben.“ antwortete sie scheinheilig und frei von jeglichen Schuldgefühlen.
„Tu nicht so als würde es dich interessieren was mit ihr passiert.“
„Na schön, ich dachte einfach Mikuru zu benutzen wäre der schnellste und leichteste Weg um zu bekommen was ich wollte. Damit lag ich auch richtig.“
„Also hast du was getan...? Sprich ruhig weiter, ich bin ganz gelassen.“ wie um seine Worte Lügen zu strafen wanderte Kyons Hand an den Griff seines Schwertes und er funkelte sie finster an.
Eine Weile starrte sie nur wütend zurück, bevor sie schicksalsergeben seufzte und sich doch noch dazu herabließ ihm zu antworten „Also gut. Während ich versuchte ihn zu überreden, merkte ich dass er nicht nachgeben würde. Egal was ich versuchte, er wollte mir das Geheimnis der Eisenberge nicht verraten. Also habe ich Mikuru zu mir herangezogen und dann die Hand des Mannes gepackt und damit Mikurus Br...oh sieh nur es fängt an zu regnen. Ich liebe Regen. Wurde auch Zeit dass dieser furchtbare Sommer endlich ein Ende findet, die restliche Reise wird viel angenehmer sein ohne diesen ständigen Sonnenschein. Hoffentlich ist es nicht wieder nur so ein kurzer Schauer wie Vorgestern.“ tatsächlich begann es bereits leicht zu tröpfeln, aber das war Kyon im Moment ziemlich egal.
„Lenke nicht vom Thema ab! Du kannst nicht einfach Lady Asahina, die Erbin der Mimir, missbrauchen um an so einen wertlosen Fetzen zu kommen!“
„Aber es geht um Silber! Da ist jedes noch so große Opfer gerechtfertigt! Ich hätte eine ganze Armee von Mikurus in den sicheren Untergang geschickt, nur um an diese wundervolle Karte zu kommen.“ es fiel selbst Kyon schwer seine Wut aufrecht zu erhalten solange Haruhi vor Freude strahlte und das Stück Pergament wie einen kostbaren Schatz an sich drückte. Man konnte über sie sagen was man wollte, aber sie hatte eine Art die andere Leute einfach mitriss, ganz egal wie dumm ihre Ideen und Pläne auch sein mochten irgendwie schaffte sie es dann doch andere dafür zu begeistern. „Jedenfalls, als ich dem Mann daraufhin erklärte wer wir waren und dass die Mimir sicher eine ganze Meute Attentäter von der Gilde anheuern würden, nur um Mikurus Ehre wiederherzustellen, wurde er einsichtiger. Meine Ritter und Bulldoz Männer haben ihm auch ganz schön Angst eingejagt und er versprach mir bis zum nächsten Tag eine Karte von der Position des Silbers zu zeichnen. Zum Glück hat er sein Wort gehalten, ansonsten müsste ich ihn bis ans Ende der Welt jagen.“
„Silber hin oder her, du kannst sie nicht die ganze Zeit wie ein Spielzeug behandeln.“ wie lange musste er sich diesen Unsinn eigentlich noch gefallen lassen?
„S-I-L-B-E-R.“ sie sprach so langsam wie irgend möglich und betonte jeden Buchstaben als würde sie ihm gerade den Sinn des Lebens oder sämtliche Geheimnisse der Welt erklären „Bisher hat noch niemand welches auf dieser Insel gefunden! Vanidarien wäre das reichste Fürstentum im ganzen Königreich. Ich bin sicher Mikurus Familie wird das Silber für uns abbauen und nach Vanidos schicken, kostenlos und mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen natürlich. Immerhin ist Silber göttlich und wo wäre es besser aufgeben als in den Händen der silbernen Gottkönigin des silbernen Nordens im silbernen Vanidos mit seinen silbernen Rittern in ihren silbernen Rüstungen und silbernen Mauern und silbernen Blättern und Silber Silber Silber.“
„Ist Vanidos nicht eher grau und trist als silbern?“ fragte Kyon nachdenklich, bevor er weiter darüber nachdenken konnte, merkte selbst er dass Haruhi gerade nur versuchte ihn mit einem schier endlosen Schwall aus vollkommen sinnlosen Worten einzulullen „Moment, darum geht es gar nicht! Warum sollten die Mimir oder irgendeine andere Familie in den Republiken euch dabei helfen unser Silber zu stehlen?“
„Hast du mir nicht zugehört? Silber gehört den Silberblättern, wenn wir Gold finden könnt ihr das gerne haben. Aber du brauchst keine Angst zu haben dass ihr kleinen Republikaner leer ausgeht, wenn wir das Monster und das Silber finden, dürfen die Mimir natürlich ihren Anteil daran behalten. Zum Beispiel den linken Arm des Monsters oder ein paar von seinen Klauen, klingt das nicht großartig?“
„Und wenn wir nur das Silber finden?“ Kyon fand dass er erstaunlich gelassen blieb, immerhin sprach Haruhi gerade davon die Republiken zu bestehlen. Anderseits war es unwahrscheinlich überhaupt auf dieses angebliche Silber zu stoßen, die Eisenberge hatte man schon seit langem gründlich erkundet, eine gewaltige Höhle voller Silber wäre sicher niemandem entgangen.
„Dann schenken wir den Mimir und den Republiken für das Silber unsere aufrichtige Dankbarkeit.“ Haruhi deutete eine nicht ernstgemeinte Verbeugung an.
„Die will niemand haben!“ fuhr Kyon sie an, Haruhi machte sich über ihn lustig, sie schien keinen einzigen Gedanken daran zu verschwenden dieses mysteriöse Silber mit irgendwem zu teilen. Vielleicht war es wirklich am besten dieses Thema vorerst ruhen zu lassen und einfach davon auszugehen dass sie sowieso niemals irgendwelche Schätze entdecken würden und erst recht keine Monster. Wahrscheinlicher war dass sie alle beim klettern in den Eisenbergen unter Haruhis Führung draufgingen. „Also willst du nicht länger in Nurc bleiben?“
„Mhm es ist hier nicht so aufregend wie ich es mir vorgestellt habe.“ sie legte nachdenklich den Zeigefinger an ihren Mund und schien zu überlegen ob es sich lohnte noch mehr Zeit in Nurc zu verschwenden und zum erstenmal seit sie sich kannten waren Haruhi und Kyon mal einer Meinung „Es hat niemand versucht uns umzubringen und zur Gilde lässt man keine Besucher durch. Ich hatte eigentlich fest mit einem spannend Kampf auf Leben und Tod zwischen uns und den Attentätern der Gilde gehofft, aber niemand scheint Lust zu haben uns zu töten...“
„Wie furchtbar traurig.“ murmelte Kyon,
„Ja das ist es...“ überging Haruhi seinen Sarkasmus voller Enttäuschung.
Danach sprachen sie eine Zeitlang kaum noch miteinander, während Haruhi sie scheinbar planlos immer tiefer in die Stadt hineinführte. Inzwischen irrten sie irgendwo durch ein Gewirr aus schmalen Gassen. Sie befanden sich gerade in einer kleinen Seitenstraße, als aus dem leichten Regen ein richtiges Unwetter wurde. Der strömende Regen verwandelte die ungepflasterte Straße in einen kaum begehbaren Pfad aus Schlamm und Unrat. Jeder vernünftige Mensch war bei diesem Wetter Drinnen, nur sie liefen weiter und da Haruhi das Tempo vorgab kamen sie nicht sehr schnell voran. Kyon hatte angefangen zu zittern, er war bis auf die Knochen durchnässt. Wie lange würde Haruhi noch weitergehen, immer in der schwachen Hoffnung auf irgendetwas außergewöhnliches zu stoßen?
„Vielleicht sollten wir uns langsam auf den Rückweg machen.“ versuchte er es vorsichtig.
„Du wärst wirklich lieber an jedem anderen Ort als hier mit mir nicht wahr? Ich verstehe nicht warum, ist der Regen denn nicht wunderbar?“ fragte sie und blieb stehen, das Gesicht in den Himmel erhoben während der eiskalte Regen auf sie niederging. Alleine beim Anblick ihrer dünnen, vollkommen durchnässten Kleidung wurde ihm noch kälter, wie hielt sie das ohne Probleme aus? Sie zitterte nicht einmal leicht. „Willst du eigentlich wissen warum ich Mikuru zu meiner Reiseführerin gemacht habe und euch beide mitschleppe?“
„Weil sie niedlich ist?“
„Auch. Du musst wissen, diese Reise ist sehr wichtig für mich, nein nicht nur für mich, auch für meine Heimat. Aber nur mit Koizumi und den Rittern hätte ich es nicht ausgehalten, ich brauchte Reisegefährten die nicht wissen wer oder was ich bin. Mikurus unschuldige Art war genau das was ich gesucht habe. Aber ich habe mich in ihr getäuscht.“ sie legte eine kurze Pause ein und schien nachzudenken wie sie es am besten ausdrücken sollte „Auch in ihren Augen kann ich es inzwischen erkennen. Sie betrachtet mich genau wie die anderen, wie diese Yuki die du aufgesammelt hast und Koizumi. Fast so als wäre ich ein gefährliches Tier, eher ein Monster, als könnte ich jeden Augenblick mit einer einzigen falschen Handbewegung die ganze Welt auslöschen. Es sind diese Blicke die ich nicht mehr ertragen kann, sie warten darauf das etwas passiert und ich komme einfach nicht drauf was es ist. Aber was immer es ist, sie haben Angst davor und vor mir.“
„Und, was siehst du in meinen Augen?“ er hätte nicht gedacht dass sie hinter ihrer Fassade tatsächlich so viel mitbekam, vielleicht war sie doch nicht so dumm wie er dachte. Nein, daran dass sie dumm war glaubte er schon lange nicht mehr, sie musste einen Grund für ihr Verhalten haben.
„Sag du es mir.“
„Ich würde sagen ich bin einfach nur genervt. Außerdem ist es hier einfach nur nass, kalt und unangenehm. Wir verschwenden mit dieser Suche nur unsere Zeit, um genauer zu sein ist die gesamte Reise eine einzige große Zeitverschwendung. Wir werden hier niemals Dämonenkulte oder Monster finden, weil es so etwas nicht gibt. Wir holen uns höchstens den Tod. Lass uns zurückgehen.“
„Weißt du was?“ begann sie leise und noch immer ohne ihn anzusehen „Mir reichts. Wenn du und Asahina zurück nach Benjii wollt, dann nur zu.“
„Wo willst du hin?“ fragte Kyon verwirrt nach als sie sich einfach umdrehte und daran machte davon zueilen.
Sie ignorierte seine Worte und wandte sich stattdessen im Vorbeigehen an Bulldoz „Ihr bleibt hier, sucht mit diesem Idioten weiter, wenn nötig den ganzen Tag. Ich gehe zurück zum Gasthaus.“
„Wisst Ihr überhaupt wo wir sind Herrin? Das Gasthaus ist fast am anderen Ende Stadt.“ versuchte Bulldoz halbherzig sie aufzuhalten als sie an ihm vorbeikam.
„Ich finde den Weg alleine.“ war alles was sie dazu sagte, dann war sie auch schon hinter der dichten Wand aus Regentropfen verschwunden.
„Solltest du ihr nicht nach und sie beschützen?“ wandte Kyon sich an den, angeblich, ehemaligen Verbrecher.
„Sie hat gesagt ich soll hierbleiben.“ antwortete Bulldoz langsam.
„Du bist ihr Leibwächter, ist es dir egal wenn sie alleine durch die gefährlichste Stadt der Republiken rennt?“
„Sie hat gesagt ich soll hierbleiben.“
„Schon, aber hat der Vizekönig nicht ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt? Wir sind hier in einer Stadt voller Attentäter, außerdem kennt sie sich nicht aus.“
„Sie hat gesagt ich soll hierbleiben.“
„Na schön, meinetwegen, macht doch alle was ihr wollt.“ murrte Kyon genervt, Haruhi war vermutlich nur abgehauen um aus dem Regen rauszukommen und nicht länger durch die verschlammten Straßen irren zu müssen.
„Sie hat gesagt ich soll hierbleiben.“
„Ja! Ich habe es verstanden!“
„Sie hat gesagt ich soll hierbleiben.“
„Machst du dich über mich lustig?“
„Ja, wie fühlt sich das an?“ fragte der große Leibwächter mit einem angedeuteten Lächeln, er war irgendwie seltsam seit er auf Haruhi gestoßen war. Gut, Kyon konnte nicht unbedingt behaupten dass sie sich vorher gekannt hatten, aber er kannte Geschichten über diesen Mann. Er war für seine Brutalität und Launenhaftigkeit berühmt gewesen, aber gegenüber Haruhi verhielt er sich zahmer und treuer als der dümmste Hund.
„Ich bin von Verrückten und Idioten umgeben.“ murmelte Kyon verdrossen, andererseits ging ihm Haruhis Gesichtsausdruck nicht aus dem Kopf, er hatte sie gelangweilt erlebt aber noch nie wirklich bedrückt.
„Du weißt gar nicht wie richtig du damit liegst, Kleiner.“ aus den Schatten der angrenzenden Gassen schälte sich eine hagere, vermummte Gestalt in einem dunklen Umhang hervor. Immer mehr von seiner Sorte tauchten um die kleine Gruppe herum wie aus dem Nichts auf „Zumindest was die Verrückten angeht.“

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Ein Wurfmesser bohrte sich in Bulldoz massige Schulter und weitere Geschosse gingen zwischen seinen Männern nieder. „Die Gilde!“ Ohne sich um die Wunde zu kümmern hob er seine Kriegskeule und rannte den Angreifern entgegen. Innerhalb eines Augenaufschlags verwandelte sich die schlammige Straße in ein blutiges Schlachtfeld, als inzwischen ein gutes Dutzend dieser Gestalten angriff.
„Junger Herr!“ einer der Ritter und packte ihn mit seinen schweren Panzerhandschuhen unsanft an der Schulter und zog ihn von Bulldoz Männern weg „Wir müssen hier weg!“
„Aber Bulldoz...“ begehrte Kyon auf.
„Der kommt schon zurecht. Meine Herrin hat mir befohlen auf Euch aufzupassen. Bitte folgt mir, im Kampf gegen die Gilde seid Ihr nur im Weg.“
Kyon schluckte eine Erwiderung herunter, das war vielleicht nicht der perfekte Zeitpunkt für falschen Heldenmut. Die Männer der Gilde waren kaltherzige Schlächter, wenn jemand eine Chance gegen sie hatte dann anderer Abschaum und man konnte über Bulldoz und seine Männer sicher viel schlechtes sagen, aber darin Abschaum zu sein waren sie wirklich gut. Kyon folgte dem Ritter durch die verschlammten Straßen und hatte schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren. Endlich hielten sie vor einem einfachen Lagerhaus nahe des Hafenviertels. „Schnell, wir wissen nicht ob sie uns noch immer verfolgen, hier sind wir denke ich sicher bis der Aufruhr sich wieder gelegt hat.“ Der Ritter öffnete ihm die Tür zu dem Lagerhaus. Kaum war Kyon eingetreten, als auch schon die Tür hinter ihm zufiel. Er versuchte sie wieder öffnen, aber als er merkte dass der Ritter sie irgendwie verriegelt haben musste begann er wutentbrannt dagegen zu hämmern.
„Hey! Was soll der Unsinn?“
„Er war mir noch einen Gefallen schuldig.“ Kyon fuhr erschrocken herum. Zwischen den gestapelten Kisten, nicht weit von ihm entfernt, stand ein junger Mann mit silbernen Haaren. Durch die Fenster nahe der Decke fiel gerade genug Licht herein um ihn halbwegs zu sehen. Er hatte ein breites Schwert geschultert und rote Augen funkelten Kyon bedrohlich an. „Wir haben zusammen in den Sümpfen Nordmars gekämpft.“
„Was...?“ Kyon zog sein eigenes Schwert, welches ihm plötzlich lächerlich klein vorkam. War das ein Silberblatt? Er sah nicht so aus wie die Vanidaren die Kyon bisher gesehen hatte. Das Rot seiner Augen leuchtete kraftvoller und sein Haar wirkte heller. Er sah genauso aus wie man sich die geisterhaften Krieger aus dem Norden vorstellen würde.
„Hier haben wir alle Zeit der Welt, um uns einmal in Ruhe über dein Verhalten zu unterhalten, Kyon. Kyon...was für ein hässlicher Name, ihr habt in den Republiken wirklich keinerlei Sinn für Ästhetik und wahre Perfektion, vor allem du.“ langsam kam er ein paar Schritte näher, ohne sich von Kyons Waffe im geringsten beeindrucken zu lassen.
„Wer um alles in der Welt bist du?“ fragte Kyon, verwirrt wanderte sein Blick zu einer Kiste, dort hockte ein Küken und zwitscherte fröhlich vor sich hin, vollkommen unpassend zur eigentlichen Dramatik der Situation „Und warum sitzt dort ein Vogel?“
„Erkennst du wenigstens mich wieder?“ erklang eine Mädchenstimme von rechts. Als hätte er diese Stimme jemals vergessen können, so voller übertriebener Freundlichkeit und doch lief es ihm kalt den Rücken herunter als er sie hörte. Hinter einem Kistenstapel trat das verrückte Mädchen mit den langen, blauen Haaren hervor das versucht hatte ihn in Guerilla umzubringen. „Oh gut, die Furcht in deinen Augen zeigt dass du dich erinnerst. Ich hoffe diesesmal unterbricht niemand unsere gemeinsame Zeit. Ich habe vor das hier zu genießen, niemand entkommt mir, das kann ich einfach nicht auf mir sitzen lassen.“
„Hat der Vizekönig euch angeheuert um bei der Vernichtung von Haruhis Leibwache zu helfen?“ Ein anderer Grund für diesen seltsamen Angriff fiel ihm spontan nicht ein. Sie mussten hinter Haruhi her sein, aber warum hatten sie dann ausgerechnet ihn in eine Falle gelockt? Fragen die er sich vielleicht nicht gerade jetzt stellen musste, wichtiger war diese Situation zu überleben. Er konnte zwar nicht sagen wie gut dieser Weißhaarige kämpfen konnte, aber die Mörderin war stärker und schneller als sie aussah, so viel wusste er noch von ihrem kurzen Kampf in Guerilla.
„Haruhi? Ich könnte ihr niemals etwas antun, wie sollte ich auch?“ plötzlich wurde sein eben noch harter Gesichtsausdruck ganz verträumt „Wir sind hier um sie zu beschützen, meine Göttin, meine einzige Lichtgestalt, mein einsamer Stern am weit entfernten Nachthim...“
„Aber warum greift ihr dann ihre Leibwache an?“ das ganze ergab keinerlei Sinn.
„Unterbrich mich nicht!“ fuhr ihn Roger unwirsch an „Und es ist natürlich wegen dir. Du bist schuldig eine Göttin beleidigt zu haben, du hast die Ehre der Silberblätter und der Matriarchinnen beschmutzt mit deinem unangemessenen Verhalten. Abschaum wie dir sollte es nicht einmal erlaubt sein eine Göttin anzusehen, geschweige denn mit ihr zu reden.“
„Mir ist einfach nur langweilig.“ fügte Asakura schulterzuckend hinzu. Als sie sah dass der Silberblatt sich bereit machte anzugreifen wurde sie plötzlich unruhig „Warte, was soll das werden Roger?“
„Ich töte ihn? Das war immerhin unser Plan, oder hast du das vergessen? Vielleicht solltest du weniger oft deinen seltsamen Stimmen zuhören, dann bekommst du mehr mit.“
„Wenn ihn jemand tötet dann bin ich das. Du kannst zusehen, aber es wird mein Dolch sein der sein Leben beendet.“
„Warum? Es war mein Ritter der ihn hierhergebracht hat. Misch dich da nicht ein Asakura“
„Und es sind meine Kollegen von der Gilde welche die Leibwache beschäftigen.“
„Mag sein, aber im Gegensatz zu dir habe ich einen Grund ihn umzubringen. Er hat Haruhi beleidigt, schlecht behandelt und geht mir mit seiner Arroganz gewaltig auf den Geist.“ warum diskutierte er überhaupt mit ihr? Er war der einzige der das Recht hatte diesen Kyon zu vernichten.
„Ich habe auch einen Grund ihn zu töten!“
„Ach und welchen?“
„Mir ist langweilig.“
„Das ist kein guter Grund!“ begehrte Roger entnervt auf.
„Muss ich dich erst umbringen?“ fragte sie freundlich nach „Du weißt das ich stärker und schneller bin als du.“
„Träum weiter, du bist ziemlich arrogant nur weil ich dich bei unserem ersten Kampf freundlicherweise am Leben gelassen habe.
„Du hast mich verschont? Ich bin sicher es war andersrum.“ erwiderte sie nachdenklich.
„Das musst du dir eingebildet haben, frag doch deine Stimmen wenn du mir nicht glaubst.“
„Ich warne dich, das ist meine Beute, misch dich da nicht ein Rotauge.“
„Wer hat dir den Kampf mit dem Schwert beigebracht?“ wandte Roger sich plötzlich wieder an Kyon und beschloss das Mädchen vorerst zu ignorieren. Erst würde er diesen Kyon töten, mit Asakuras Rache würde er schon irgendwie fertig.
„Aratarn von Benjii, aus dem Haus der Mimir.“ antwortete Kyon, auch wenn er noch immer vollkommen verwirrt war von dem Verhalten der Beiden. Vielleicht konnte er sie ja gegeneinander ausspielen? Sie schienen sich nicht besonders zu mögen und gaben keine guten Verbündeten ab.
„Aratarn Silberblatt.“ er nickte zustimmend „Ein Verräter, aber ein großartiger Kämpfer. Zumindest habe ich das gehört, jetzt sitzt er ja nur noch herum und schwafelt in eurem Rat über sinnlosen Müll.“ er hatte kaum ausgeredet, als er auch schon ohne Vorwarnung vorwärts stürmte. Kyon hob gerade noch rechtzeitig sein Schwert und der schwere Zweihänder krachte dagegen. Sein ganzer Körper erzitterte unter dem Schlag und er taumelte benommen zurück. Reflexartig duckte Kyon sich unter einem seitwärts geführten Schlag weg und schwor sich im Stillen niemals wieder so dumm zu sein und einen Schlag dieses Monsters zu parieren. Leider konnte er seinen Schwur nicht halten, die Lagerhalle war mit Kisten vollgestopft und zu beengt um dem großen Schwert auf Dauer zu entgehen. Es dauerte nicht lange bis seine Waffe unter den wuchtigen Schlägen einfach zerbrach. Schnell zog er sich vor dem grinsenden Silberblatt zurück. Asakura war in der Zwischenzeit immer nähergekommen, sie wartete nur noch auf den richtigen Moment um zuzuschlagen und den tödlichen Streich selber zu landen. Als Kyon sich panisch nach einer Fluchtmöglichkeit oder wenigstens einer Ersatzwaffe umsah, erklang hinter ihm ein lautes Krachen. Die Tür flog aus den Angeln und raste an ihm vorbei durch die ganze Lagerhalle um dann an der gegenüberliegenden Wand zu zersplittern. Im Türrahmen stand Yuki, mit ausgestreckter Hand und ausdruckslosem Gesicht. Wie immer wirkte sie nur wie eine Puppe, eine unglaublich mächtige Puppe. Langsam, ohne ein erkennbares Zeichen von Eile, betrat sie die Lagerhalle und stellte sich schützend vor Kyon. Ihr folgte ein lächelnder Koizumi mit gezücktem Schwert und baute sich neben Yuki auf.
„Was macht ihr denn hier?“
„Magie.“ war alles was Yuki sagte, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Gegner konzentrierte.
„Yuki hat mich mitgeschleift.“ Koizumis Lächeln verblasste als er den anderen Silberblatt sah „Wer bist du? Du siehst aus wie einer von uns, aber ich kenne dich nicht.“
„Natürlich erkennst du mich nicht, Sohn des Herzogs.“ Roger schnaubte verächtlich „Du hast schließlich noch niemals in einer Schlacht gekämpft oder deine sichere Festung verlassen. In dir fließt nichts weiter als schwaches Blut, das Blut dieser Narren aus dem Süden. Deine Haare und Augen verraten jedem dass du niemals ein wahrer, reiner Silberblatt sein wirst, erbärmlicher Mischling.“
„Wie ist dein Name? Sag ihn mir, damit ich deine Seele nach deinem Tod von der Matriarchin verfluchen lassen kann, Verräter.“
„Roger Talien Silberblatt.“
„Ich habe von dir gehört, und auch dass du es wagst den Namen meines heldenhaften Großvaters zu tragen. Damit entehrst du mich und meine ganze Familie.“ Koizumi umfasste sein Schwert fester und machte sich bereit jederzeit einen überraschenden Angriff abzuwehren „Dieser Republikaner hinter mir ist ein Freund der Silberblätter und ein Vertrauter Haruhis, unserer...“
„Sieh dich nur an! Du siehst aus wie ein Jüngling aus dem Süden, du redest sogar wie sie. Du hast kein Recht dich ein Silberblatt zu nennen.“ Roger musste einfach anfangen zu lachen „Es wird kein Verlust für die Silberblätter sein dich auszuradieren.“

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„Beantworte mir nur eine Frage. Stimmen die Gerüchte? Bist du der Sohn des wahren Roger Talien Silberblatt, der Sohn meines Großvaters und der damaligen Matriarchin?“
„Ja, in mir fließt das Blut der Silberblätter und der göttlichen Matriarchinnen. Nur ich bin auserwählt Haruhi vor den Dämonen dieser und jeder anderen Welt zu schützen.“ Wahnsinn leuchtete in den rubinroten Augen auf, er schien von seinen Worten voll und ganz überzeugt zu sein.
„Ich verstehe.“ Koizumi hob sein Schwert und reckte die Spitze Roger entgegen „Ein Grund mehr dich zu vernichten und die Silberblätter von der Schande deiner Existenz zu befreien.“
Die seltsamen Familienfehden der Silberblätter interessierten Kyon recht wenig, er verstand sowieso kein Wort davon. Aber es sah immerhin so aus als würde er doch nicht sterben. Der Dialog zwischen den anderen beiden Kontrahenten war dagegen ein klein wenig kürzer und lief deutlich weniger hitzig ab.
„Kämpfen?“ fragte Yuki ausdruckslos.
„Natürlich und diesmal wird es nicht so leicht für dich.“ Asakura zog einen unscheinbaren Dolch hervor. Aber Kyon hätte schwören können dass Yuki kurz blinzelte als sie sah wie kurz Blitze um die Schneide zuckten. Bei einem Mädchen das normalerweise die Mimik eines Steines besaß könnte man das fast schon als so etwas wie Furcht ansehen, aber nur fast, vielleicht freute sie sich auch auf den Kampf.
„Moment!“ rief Kyon, auch wenn es ihm leidtat allen den Spaß zu verderben „Stopp! Niemand rührt sich von der Stelle!“
„Was ist los republikanischer Abschaum? Angst dass deine niedliche, kleine Rettungstruppe verletzt wird?“ knurrte Roger ungeduldig, er wollte endlich kämpfen.
„Nein, aber wenn ihr hier seid um mich zu töten und Yuki und Koizumi hier sind um mich zu retten...“ Kyon machte eine bedeutungsschwere Pause, die vermutlich nur dazu diente seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen und ansonsten keinerlei sinnvollen Zweck erfüllte „wer beschützt dann gerade Haruhi?“
Roger blinzelte verwirrt und ließ tatsächlich langsam sein Schwert sinken „Wenn wir alle hier sind und Asakuras Attentäter die restliche Leibwache beschäftigt, dann bleiben nur noch...“
„Die Soldaten des Königs.“ beendete Koizumi den Satz des anderen Silberblattes.



Asahina Mimir hatte sich noch nie so unwohl gefühlt, na gut das stimmte nicht ganz, im Grunde fühlte sie sich so seit ihrer ersten Begegnung mit Haruhi. Erst gestern hatte die seltsame Silberblatt sie benutzt um an irgendeine Karte zu kommen. Aber sie ertrug die aufdringliche und sprunghafte Art Haruhis, auch wenn sie selber nicht genau wusste wie. Im Moment befanden sie sich im wie ausgestorbenen Schankraum des Gasthauses und Haruhi versuchte sie gerade wieder zu irgendeinem Unsinn zu überreden. Koizumi hatte Asahina hier abgesetzt und sich dann so schnell er konnte mit Yuki auf den Weg gemacht, die Magie des ausdruckslosen und schweigsamen Mädchens musste etwas aufgeschnappt haben. Asahina machte sich Sorgen um Kyon, er schien sich noch immer zu weigern so vorsichtig wie möglich mit Haruhi umzugehen. Wenn er so weitermachte würde er in etwas hineingeraten das er nicht mehr kontrollieren konnte.
„Glaub mir Mikuru, das funktioniert wirklich.“ redete Haruhi begeistert auf sie ein.
„A-aber wie soll das gehen? Ich bin doch keine Magierin oder so.“
„Ganz einfach. Also, du nimmst deine linke Hand und spreizt Zeigefinger und Mittelfinger voneinander ab.“ Haruhi hielt sich die Hand genauso vor das linke Auge „Dann musst du nur noch dein anderes Auge schließen und ganz laut `Mikuru Beam!` rufen. Das ist alles.“
„Ich weiß nicht, das klingt so...gefährlich und vielleicht verletzt sich jemand.“
„Ach Unsinn, du musst einfach nur aufpassen wohin du zielst.“
„Ich glaube nicht dass ich über so eine Fähigkeit verfüge.“
„Das macht nichts, ich glaube für dich daran.“ erwiderte Haruhi vollkommen von sich und ihren eigenen Worten überzeugt.
Asahina lief es eiskalt den Rücken runter, im Gegensatz zu Kyon wusste sie das man jedes Wort von Haruhi fürchten musste, vor allem wenn es um solche Dinge ging. Auch wenn es seltsam und vollkommen absurd klang, aber sie selbst hatte sich vor Haruhi gewarnt. Kurz vor Haruhis Ankunft in Benjii hatten sie sich zum erstenmal getroffen, ihr älteres Ich aus der Zukunft. Seit diesem Zeitpunkt glaubte sie bereitwillig an Magie und auch daran dass Haruhi gefährlich war, oder zumindest ihre Fähigkeiten. Diese Sache mit dem Feuerstrahl würde sie lieber nicht ausprobieren, wenn Haruhi wirklich daran glaubte würde es am Ende sogar noch funktionieren „Ich weiß nicht...das klingt noch immer so...was ist?“
Sie schrumpfte unter Haruhis prüfendem Blick zusammen, plötzlich begann Haruhi zu grinsen „Du hast recht. Für so eine tolle Fähigkeit brauchst du sowieso erstmal bessere Kleidung, oder um genau zu sein, ein Kostüm.“ Asahina traute sich gar nicht nachzufragen und die Antwort wollte sie erst recht nicht hören. „Ja genau das ist es was du brauchst, ich weiß nur noch nicht was, wir sollten uns morgen mal auf dem Markt umsehen. Ich bin sicher es gibt irgendwo einen Stand mit deadlischer Mode.“
„Ich...“
„Da bist du ja endlich.“ unterbrach sie die Stimme von Garon, dem Hauptmann der königlichen Soldaten in Haruhis Wache, die rund zwei Dutzend Männer strömten hinter ihm in den Schankraum „Wir haben schon auf deine Rückkehr gewartet, wo sind denn deine neuen Leibwachen?“
„Durchkämmen die Stadt.“ antwortete Haruhi knapp und wollte an den Soldaten vorbei nach oben auf ihre Zimmer verschwinden.
„Gut, das macht die Sache deutlich leichter.“ er nickte einem seiner Männer zu und der packte Haruhi am Arm und hielt sie fest.
„Was soll das? Lass mich sofort los.“ sie funkelte den Soldaten wütend an.
„Im Namen des Königs, werden die Matriarchin von Vanidarien und ihre Erbin des Verrates angeklagt, für schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.“ sagte Garon grinsend und der Soldat verstärkte daraufhin seinen Griff noch „Wir lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet, es ist an der Zeit die Hexen von Vanidos endgültig auszulöschen und dieses arme Reich von eurem verfluchten Geschlecht zu befreien.“
„Was? Was redest du da? Sieh zu das du Land gewinnst du Absch...“ weiter kam sie nicht, denn der Soldat rammte ihr die Faust in den Magen. Sie krümmte sich vor Schmerzen, aber nur kurz, dann blickte sie mit Hass in den Augen wieder auf. Während der Königliche noch lachte, raste Haruhis anderer Arm nach vorne und ihre Finger bohrten sich mit voller Wucht direkt in die Augen des Soldaten, gleichzeitig biss sie mit aller Kraft in die Hand die sie festhielt. Schreiend vor Zorn und Schmerz ließ er sie los und taumelte zurück. In Haruhis Händen tauchte irgendwoher ein langer, gefährlich gebogener Dolch auf und mit einer schnellen und fast schon beiläufigen Bewegung schnitt sie dem Mann die Kehle durch. Ein anderer Soldat hatte in der Zwischenzeit sein Schwert gezogen und versuchte seinen Kameraden zu rächen. Haruhi unterlief den eilig geführten Schwertreich. Plötzlich stand sie direkt vor dem überraschten Soldaten. Der ungewöhnlich scharfe Dolch durchschnitt den roten Wappenrock und sogar das Kettenhemd darunter ohne Probleme und schlitzte ihm letztendlich den Bauch auf. Noch bevor der Königliche sich von seiner Überraschung und dem Schmerz erholen konnte, bohrte sich die Spitze in seine Kehle. Rasch sprang Haruhi wieder zurück und brachte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und die restlichen Soldaten, welche sie langsam einkreisten.
„Seid vorsichtig ihr Idioten! Versucht nicht sie alleine anzugreifen!“ rief Garon seinen Männern zu, er hatte in den Kriegen gegen Vanidarien gekämpft und wusste wie seltsam die Kampfweise der Matriarchinnen war. Die Silberblätter kleideten sich normalerweise in schwere Rüstungen und zogen auf dem Rücken eines Pferdes in die Schlacht, doch die Matriarchinnen hatten ihre eigene Art zu kämpfen. Sie überließen sich ganz ihren Instinkten, sie dachten nicht nach und scherten sich kein bisschen um ihre Verteidigung. Sie kämpften als wären sie unverwundbar. Die Vanidaren behauptet ihr göttliches Blut würde ihre Bewegungen leiten und sie zu nahezu unüberwindbaren Kriegerinnen machen, aber zumindest letzteres stimmte nicht. Solange man vorsichtig und in der Gruppe vorging war die Gefahr relativ gering. Asahina konnte nichts anderes machen als von der Seite aus zuzusehen. Sie wusste nicht wovor sie gerade mehr Angst hatte, vor den Männern des Königs oder vor Haruhi. Ihrer Haltung haftete etwas fast schon animalisches an. Sie stand unbeweglich da, den Rücken leicht gekrümmt und den blutüberströmten Dolch weit von sich gestreckt. Unbeeindruckt vom schnellen Tod ihrer zwei Kameraden schlossen die Soldaten den Kreis um Haruhi immer enger. Ohne Vorwarnung schnellte sie vor und sprang auf einen der Männer zu. Aber bevor sie Gelegenheit erhielt ihn genauso schnell wie die anderen zu töten, schrammte eine Schwertklinge von der Seite über ihren Arm und sie musste weiteren Angriffen ausweichen. Die Königlichen ließen ihr keine weitere Gelegenheit mehr zum Angriff. Schläge hagelten auf sie nieder und immer öfter konnte sie kaum noch ausweichen. Schon nach kurzer Zeit gelang es einem der Männer sie von hinten niederzuschlagen während sie mit dem Rest beschäftigt war.
„Ich hätte nicht gedacht das wir sie lebend kriegen. Wir nehmen sie erstmal so mit, falls sie Ärger macht reicht dem König sicher auch ihr Kopf.“ schwer atmend steckte Garon sein Schwert weg, er deutete auf einen seiner Männer „Kümmer dich um das andere Mädchen. Schneid ihr die Kehle durch und dann zünden wir dieses Gasthaus an. Ihr Tod sollte nach einem Unfall aussehen, wir können keinen Ärger mit den Republiken gebrauchen.“
Asahina drückte sich ängstlich an die Wand. Aus irgendeinem Grund hob sie ihre linke Hand an und hielt sie sich vor ihr Auge, genauso wie Haruhi es ihr vorhin gezeigt hatte „M-m-m...“ stotterte sie.
„M-m-m-m“ äffte der Soldat sie grinsend nach, während er näherkam „Was soll das werden?“
„Mikuru Beam!“ sie legte ihre ganze Angst in diesen Schrei und tatsächlich passierte etwas. Sie spürte wie ihr Kopf heißer wurde, es fühlte sich an als hätte man sie mit Öl übergossen und angezündet. Der Soldat ließ sich davon nicht beeindrucken und stand jetzt direkt vor ihr. Aber noch bevor er irgendetwas tun konnte, schoss ein Feuerstrahl aus dem linken Auge der schreienden Asahina. Alleine die Wucht des Strahls reichte aus um dem Mann den Kopf wegzureißen und ließ nichts zurück als einen rauchenden Stumpf. Ein weiterer Flammenstrahl fraß sich durch die Brust eines weiteren Soldaten. Entsetzt wichen die Männer zurück. Asahina wand sich unter Schmerzen hin und her. Unaufhörlich schoss weiter Feuer aus ihrem Auge, verbrannte die Königlichen und schmolz sie teilweise sogar zu unförmigen Klumpen zusammen. Das Feuer verfolgte die panisch fliehenden Soldaten, jagte sie durch den Schankraum und selbst als einigen die Flucht nach draußen gelang wurden sie von den Flammen noch eingeholt. Endlich hörte es auf. Schluchzend und mit den Händen auf ihr Auge gepresst brach Asahina in sich zusammen. Rauch quoll zwischen ihren Fingern hervor und langsam wurde ihr selbst vor ihrem anderen Auge schwarz. Um sie herum fraß sich das seltsame Feuer durch das Holz des Gasthauses. Nachdem die Soldaten vernichtet waren verhielt es sich wie ganz gewöhnliches Feuer und machte sich jetzt unkontrolliert daran das ganze Haus zu verschlingen. Schwankend versuchte sie wieder aufzustehen, aber es gelang ihr nicht, die aufflammenden Schmerzen in ihrem Auge rissen sie sofort wieder nach unten. Sie spürte schwach wie jemand sie am Arm packte, aber davon wie sie aus dem Haus herauskam, bekam sie kaum noch etwas mit.



Als Koizumi, Yuki und Kyon das Gasthaus erreichten brannte es bereits lichterloh. Zum Glück regnete es noch immer, aber selbst dieser starke Regen konnte das Feuer kaum eindämmen, geschweige denn löschen. Und dort auf der regenüberströmten Straße lagen sie, vollkommen regungslos. Neben ihnen hockte der vollkommen unbeeindruckte, kleine Bergbär von Haruhi und knabberte sorglos an einem Apfel. Koizumi und Yuki rannten sofort zu Haruhi. Nur Kyon ging neben Asahina auf die Knie, sie hielt ihr linkes Auge bedeckt und oberflächliche Brandwunden bedeckten ihre Arme. Er atmete erleichtert auf, sie schien nicht schwer verletzt zu sein.
„Kyon...“ mehr als dieses schwache Flüstern, begleitet von schmerzerfülltem Wimmern, brachte die junge Mimir nicht über die Lippen bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor. Sanft umfasste er ihre Hand und hob sie vorsichtig an. Beißender Gestank schlug ihm entgegen und Kyon wandte das Gesicht rasch ab. Von ihrem Auge war nichts weiter als eine geschmolzene, undefinierbare Masse übrig.
„Haruhi hat Rauch eingeatmet und einige Schläge und Schnitte abbekommen, aber ich denke es geht ihr gut, die Verletzungen sind alle nur oberflächlich. Was ist mit Asahina?“ Koizumis Stimme drang nur schwach zu ihm durch, das Toben der Flammen und die Angst um Asahina übertönten alles um ihn herum „Yuki kann ihr vielleicht helfen, aber wir müssen hier weg. Wir wissen nicht ob noch Feinde in der Nähe sind, oder was genau passiert ist. Ich weiß nicht wo wir hin können, haben die Mimir irgendwelche Gebäude oder Freunde in Nurc? Kyon. Kyon!“
Endlich rissen Koizumis Worte ihn aus seiner angsterfüllten Starre, der Silberblatt hatte sich Haruhi auf den Rücken gepackt und wartete nur noch auf ihn. „Ja...ja ich denke schon.“ Vorsichtig hob er Asahinas zerbrechlich wirkenden Körper an und sie rannten an den Schaulustigen und eintreffenden Löschhelfern vorbei.

In einer Seitengasse standen Asakura und Roger und betrachteten die Szene mit gemischten Gefühlen „Ich hasse Unterbrechungen, wir hätten sie alle töten sollen anstatt panisch hieher zu rennen. Haruhi hätten wir danach selber retten können, warum hast du mich zurückgehalten?“ sie blickte zu Roger, dessen Hände schon die ganze Zeit den Griff seines Schwertes umklammerten. Erst als sie Haruhi gesehen hatten war er wieder in der Lage gewesen sich etwas zu entspannen, doch sein Gesicht blieb weiterhin eine ausdruckslose, bleiche Maske „Hey, ich rede mit dir Rotauge.“
„Sie ist am Leben.“ flüsterte Roger und atmete endlich erleichtert auf, beinahe hätte seine kleine persönliche Fehde mit diesem Kyon das einzige vernichtet was ihn noch am Leben erhielt, was ihn antrieb und sein ganzes Sein erfüllte „Das Risiko war zu groß, was wenn ihr etwas passiert wäre?“
Asakura wollte zu einer Erwiderung ansetzen, aber die stechenden Schmerzen in ihrem Kopf erinnerten sie daran dass die Stimmen genauso dachten wie das Rotauge. Wenn Haruhi starb, würden die Stimmen Asakura zermalmen und restlos vernichten. Also entschied sie sich lieber seine leise gemurmelten Worte zu ignorieren „Na schön, meinetwegen. Aber was machen wir jetzt? Wir können nicht zuschlagen solange er bei Haruhi ist und wir haben gerade erlebt was passiert wenn wir versuchen ihn wegzulocken, dann tauchen diese Beiden auf und Haruhi ist wieder ungeschützt.“
„Es wird sich schon noch eine Gelegenheit ergeben, spätestens wenn sie aus der Stadt heraus sind. Am wichtigsten ist es Haruhi nicht weiter zu gefährden. Der Arm des Vizekönigs ist lang, es gibt nur wenige Orte im Reich an denen sie sicher ist und er wird weitere Männer schicken, vielleicht beauftragt er sogar die Gilde.“
„Also dasselbe wie die letzten Wochen, verfolgen und beobachten.“
„Ja, aber am besten getrennt voneinander, du bist mir nämlich noch immer verdammt unheimlich und ich will nicht dass du mich freundlich lächelnd abstichst nur weil deine seltsamen Stimmen verrückt spielen.“ mit diesen Worten verschwand er einfach in dieselbe Richtung in die Kyons Gruppe gelaufen war.
„Ich bin unheimlich? Ich!?“ fragte sie verwundert, sie sollte unheimlich sein? Vielleicht sollte sie bei Gelegenheit mal eines ihrer nächsten Opfer fragen, die würden ihr sicher recht geben dass sie viel zu freundlich lächelte um unheimlich zu sein „Unheimlich...wer redet denn die ganze Zeit davon Haruhi zu entführen und führt sich auf wie ein liebeskranker Irrer?“


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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 18. Dezember 2013 21:46

18: Schiffe in Nurc


2105. Jahr der Sonne, Nurc in der Republik Linistien:
„Wohin gehen wir eigentlich?“ fragte Kyon nachdem die Gruppe eine Weile durch die Straßen gegangen war. Er warf immer wieder besorgte Blicke auf die bewusstlose Asahina in seinen Armen.
„Irgendwohin wo es sicher ist, wir können uns nicht sicher sein dass alle Königlichen tot sind.“ antwortete Koizumi. Vor einer halben Stunde war Haruhi endlich aufgewacht und hatte den anderen erzählt was passiert war, wie es dazu kam dass ihre Angreifer tot waren und dass Gasthaus brannte wusste sie jedoch nicht.
„Wir können nicht ewig durch die Gegend laufen, Lady Asahina braucht dringend Hilfe.“
„Dann nehme ich an dass du eine Idee hast?“ fragte Koizumi während er sich zum jungen Trellik umdrehte. Dieser seufzte, es gab in der Tat eine Möglichkeit, zwar war sie ihm alles andere als lieb aber etwas besseres wollte ihm einfach nicht einfallen.
„Ja, ich habe eine Idee. Folgt mir.“ Die anderen sahen sich kurz verwundert an folgten ihm dann aber als er in eine Seitengasse einbog. Als sie die Gasse durchquert und eine größere Straße betreten hatten war die Gruppe sofort umzingelt. Koizumis Hand legte sich sofort auf seinen Schwertgriff während Haruhi ihren Dolch zückte und Yuki ihre Hand ausstreckte. „Halt, halt, halt!“ rief Kyon und stellte sich vor die Gruppe. „Das sind die Leute nach denen wir suchen!“
„Was meinst du damit, Kyon?“ fragte Haruhi während sie die Männer und Frauen die um sie herum standen misstrauisch beobachtete.
„Sind das deine Freunde, Kyon? Moment, ist das Lady Asahina? Was ist passiert?“ zwischen den Gestalten welche um die kleine Gruppe herumstanden trat Anduin Linda hervor. „Was steht ihr hier noch dumm rum? Bringt sie zur Villa und sorgt dafür dass die besten Ärzte des Hauses sich um Lady Asahina kümmern!“ fuhr er die Leute um sich herum an welche sich sofort in Bewegung setzten und Kyon Asahina abnahmen.
„Kyon? Würdest du das bitte erklären?“ fragte Haruhi während sie ihren Dolch wegsteckte.
„Natürlich, das ist Anduin Linda, ein alter Freund von mir und Lady Asahina. Er ist Teil der Gilde und dafür verantwortlich abtrünnige Attentäter zu jagen. Ich hatte ihn das letzte mal getroffen als ich hier in der Nähe war und hatte gehofft dass es wieder der Fall sein würde. Anduin, kannst du uns bitte bei den Linda unterbringen? Auf dem Weg dahin werde ich dir erzählen was passiert ist.“
„Natürlich, folgt mir. Ich werde euch zur Villa führen, dort könnt ihr dann mir und Davian alles erzählen.“
„Davian?“ Haruhi sah fragend zu Kyon herüber.
„Davian Rist, Oberhaupt von Haus Rist. Solange Jeanette Linda in Gurilia sitzt ist er für Nurc verantwortlich.“ Nach dieser Erklärung schwieg die Gruppe und folgte Anduin.

Nach einigen Minuten wurde das Schweigen unterbrochen als urplötzlich eine Gestalt neben Anduin erschien.
„Was zum?“ entfuhr es Kyon vor Überraschung, selbst Yuki und Koizumi sahen ziemlich überrascht aus.
„Wow, das war fantastisch! Wie hat der das gemacht?“ brach es aus Haruhi heraus, anscheinend hatte sie den Angriff auf ihr Leben bereits hinter sich gebracht und konnte sich wieder voll und ganz auf die interessanten Dinge des Lebens konzentrieren. Die Person neben Anduin war ein junger Mann mit schwarzen Haaren und kalten Augen welche eine seltsame Farbe zu haben schienen. Der Rest seines Gesichts war von einem Tuch bedeckt und in seiner Hand ruhte eine seltsame Waffe die Kyon noch nie zuvor gesehen hatte, es war eine Art Sichel welche an einer Kette befestigt war, außerdem hatte er mehrere Wurfmesser an seinem Gürtel befestigt.
„Ah, Hattori. Wie ist es gelaufen?“ fragte Anduin und blieb stehen. Der angesprochene kniete vor dem Linda während er antwortete.
„Ich war erfolgreich, mein Lord. Die Abtrünnigen sind tot, sie waren in einem Kampf mit Bulldoz und seinen Kumpanen verwickelt. Ich habe sie am Leben gelassen als sie meinten dass sie mit einer Silberblatt und einer Mimir reisten. Ich habe sie zur Villa geschickt, sie dürften dort auf euch warten. Ich habe auch zwei Ritter aus Vanidarien gefunden und sie ebenfalls zur Villa geschickt, die ganze Sache ist allerdings ziemlich merkwürdig. Ich glaube nicht dass es einfach ein Konflikt zwischen zwei Gruppen von Abtrünnigen war.“
„Mhm, gute Arbeit, Hattori. Ich glaube meine Freunde hier können uns näheres erzählen sobald wir in der Villa sind. Geh schon einmal vor und benachrichtige die anderen Gäste von unserer Ankunft.“
„Jawohl, mein Lord.“ mit diesen Worten betrat Hattori eine Seitengasse und verschwand.
„Das ist wirklich beeindruckend. Glaubst du der kann mir das beibringen?“ fragte Haruhi voller Begeisterung.
„Wahrscheinlich nicht, was wichtiger ist, Anduin. Warum nennt er dich 'mein Lord'?“ fragte Kyon und ignorierte Haruhi.
„Lange Geschichte, ich erzähle sie dir ein anderes Mal, jetzt sollten wir erst einmal zusehen dass wir zur Villa kommen.“


Und somit waren wir Gäste in der Villa der Linda. Davian Rist wollte uns am liebsten sofort über das Geschehene ausfragen, aber Anduin hatte es geschafft ihn davon zu überzeugen eine Weile zu warten. Nach unserer Ankunft in der Villa marschierte Yuki direkt in das Zimmer wo sich die Ärzte der Lindas um Lady Asahina kümmerten und jagte sie hinaus. Sie hatte sich drei lange Tage in dem Zimmer eingeschlossen bevor sie mich reinließ. Lady Asahina war wieder bei Bewusstsein und hatte einen Verband um ihr rechtes Auge befestigt, schien jedoch keinerlei Schmerzen mehr zu haben. An dem Tag berieten wir uns mit Anduin und sagten ihm dass wir uns in zwei Tagen mit Davian Rist treffen würden um ihm und Anduin alles zu erzählen. Währenddessen geschah etwas in Nurc was später als eines der berühmtesten Duelle der Attentätergilde in die Geschichte eingehen würde...

Asakura saß in dem Zimmer des alten Gasthauses in dem sie sich eingemietet hatte und starrte aus dem Fenster zur Villa der Linda hinüber welche über die restlichen Häuser aufragte. Sie war noch immer ziemlich wütend auf diesen verdammten Roger der ihr die Chance genommen hatte Kyon umzubringen. Wenn die Stimmen ihr nicht andauernd sagen würden dass er ein Verbündeter ist hätte sie ihn schon lange umgebracht. Aber seine Augen hatten eine interessante Farbe, ob sie die Farbe wohl behalten würden wenn man sie ihm rausschneidet?
„Denke nicht einmal dran!“ meinte eine der Stimmen in ihrem Kopf, es war die eines kleinen Mädchens das nach jedem Satz kicherte. Asakura hatte den Stimmen in ihrem Kopf inzwischen auch Namen gegeben, es waren insgesamt drei.
„Warum denn nicht Maria? Ich würde ihm nur das eine Auge rausschneiden, davon würde er nicht sterben... vermutlich.“
„Weil er dann Haruhi nicht mehr so gut beschützen könnte!“ antwortete die Kinderstimme namens Maria.
„Hm, bist du dir da sicher? Ich bin mir sicher er würde noch immer nützlich sein, und ich muss zugeben dass ich die Augen recht hübsch finde. Man könnte bestimmt irgendwie Schmuck oder Dekoration daraus machen.“ dieses mal war es die Stimme eines alten Mannes die sprach.
„Ich wusste du würdest mich verstehen, Alfred! Also, darf ich? Darf ich ihm sein Auge rausschneiden? Darf ich? Darf ich?“ fragte Asakura und hüpfte aufgeregt auf dem Bett auf und ab.
„Nein!“ ertönte die Stimme einer Frau und Alfred seufzte.
„Tut mir leid Asakura, überstimmt.“
„Och, schade. Du bist eine Spielverderberin Anja!“
„Hör auf mich Anja zu nennen! Mein Name ist...“
„Ach sei still, Anja!“ meinte Maria und fing an zu lachen.
„Nenne mich nicht so! Ist es dir egal dass sie dich Maria nennt?“
„Ja, ich mag den Namen! Und Alfred ist auch weit besser als sein richtiger Name“
„Ich bin von verrückten umgeben! Hätte ich das gewusst...“
„Du wärst trotzdem mit uns gekommen, du liebst mich zu sehr um mich alleine zu lassen, Anja!“
„Träume weiter, Alfred!“ fuhr Anja die andere Stimme an. Asakura lächelte fröhlich vor sich hin. So lange sie mit ihren Freunden zusammen war kümmerte es sie nicht dass dieser Kyon noch lebte. Wenn diese schönen Zeiten doch nur für immer dauern würden. Noch während sie dies dachte ertönte Marias Stimme in ihrem Kopf.
„Nach rechts, sofort!“ instinktiv gehorchte Asakura und warf sich von ihrem Bett, nur kurze Zeit danach hörte sie Glas zerbrechen und sah wie ein Wurfmesser sich in die Tür bohrte. Sofort stand sie auf und kletterte aus dem Fenster auf das Dach des Gasthauses. Nur zwei Meter entfernt, auf dem gegenüberliegenden Dach stand eine Gestalt mit bedecktem Gesicht und zwei Wurfmessern in der Hand, am Gürtel hing außerdem ein Kusarigama.
„Oh! Diese Waffe! Du bist aus einem der Clans in den Eisenbergen!“ mit diesen Worten sprang Asakura zum anderen Dach hinüber und landete direkt vor ihrem Gegner, dieser sprang zurück und warf die beiden Messer nach ihr denen Asakura mit Leichtigkeit auswich.
„Du bist gut, auf jeden Fall keine normale Abtrünnige. Wie ist dein Name?“ fragte der Mann während er sein Kusarigama zückte und anfing die Kette der Waffe kreisen zu lassen.
„Du bist auch nicht schlecht, immerhin hast du es geschafft mich zu finden. Aber hast du denn keine Manieren? Als Mann solltest du dich als erstes Vorstellen, findest du nicht?“ antwortete Asakura und lächelte ihr Gegenüber an während sie ihren Dolch in die Hand nahm.
„Natürlich, entschuldige mich. Mein Name ist Hattori, ich komme aus dem Hanzo Clan im Eisengebirge und diene unter meinem Lord Anduin Linda.“


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„Freut mich dich kennen zu lernen! Ich bin Asakura, wollen wir dann anfangen uns gegenseitig umzubringen?“ Unter seinem Tuch fing Hattori an zu grinsen, dieses Mädchen war ein interessanter Gegner. Ohne ein weiteres Wort ließ Hattori seine Kette nach vorn schnellen und zielte mit dem Gewicht an ihrem Ende auf Asakuras Knie, diese drehte sich jedoch nur auf der Stelle und wich dem Angriff damit aus bevor sie blitzschnell auf Hattori zu rannte. Dieser schlug mit der Sichel seiner Waffe nach ihr welche von ihrem Dolch blockiert wurde, im selben Moment zog er jedoch die Kette des Kusarigamas zurück und traf Asakura mit dem Gegengewicht im Rücken wodurch sie kurzzeitig das Gleichgewicht verlor und anfing zu stolpern. Sie ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und verwandelte ihre Stolperaktion einfach in eine Rolle nach vorne mit der sie in Hattoris Rücken gelangte und dem Mann einen Schnitt am Oberschenkel verpasste. Asakura richtete sich mit einem siegessicheren Lächeln auf und holte zu einem Stich gegen Hattoris Lunge aus, stutzte dann jedoch. Ihr Gegner war nicht mehr da! Hattori hockte knappe zwei Meter entfernt und verband seine Wunde mit Stoff den er von seinem Hemd abgeschnitten hatte.
„Oho! Der Typ ist gar nicht mal schlecht!“ meinte Anja während Asakura ihren Gegner beobachtete.
„Was ist denn das? Bist du etwa verliebt, Anja?“ kicherte Maria vor sich hin.
„Kann man hier nicht einmal in Ruhe seinem Gegner ein Kompliment machen ohne dass gleich diverse Gerüchte herumschwirren? Oh, aufgepasst!“ Während die Stimmen in Asakuras Kopf noch diskutierten war Hattori plötzlich aufgesprungen und schleuderte die Kette erneut nach Asakura. Diese wich wiederum aus, taumelte dabei aber direkt in ein Wurfmesser ihres Gegners. Sofort beuget Asakura ihren Oberkörper zurück und endete in einer Position die wohl selbst den besten Akrobaten der Republiken den Körper verrenkt hätte. Sie wartet gar nicht erst darauf was ihr Gegner wohl machen würde sondern rollte sich schnell zur Seite ab und entging somit der Sichel die sich in das Dach bohrte wo sie eben noch war. Der Kette entkam sie dieses mal jedoch nicht, das Gegengewicht krachte gegen ihre Schulter und ließ sie noch weiter zurücktaumeln, zum ersten mal seit ihrem Training stöhnte Asakura vor Schmerz auf, Schmerz der von etwas anderem als den Stimmen in ihrem Kopf verursacht wurde.

Auf einmal fing Asakura an zu lachen.
„Das macht Spaß! So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr! Du bist viel besser als dieser lächerliche Trellik oder dieses dämliche Rotauge!“ Hattori antwortete nicht sondern versuchte weiterhin ruhig zu atmen obwohl er langsam erschöpft war. Die Wunde an seinem Oberschenkel fing langsam an eine Belastung zu werden, er würde nicht mehr lange kämpfen können.
„Dein Name war Asakura?“
„Genau, sagt er dir was?“ Hattori dachte kurz nach, dann riss er die Augen auf.
„Asakura... doch nicht etwa Asakura von Nurc, die Künstlerin des Todes? Die Erbin der Attentätergilde?“
„Genau die! Freut mich dass du mich zu kennen scheinst.“ Hattori sprang auf und versuchte in Richtung der Villa der Linda zu entkommen. „Nicht so schnell! Wir sind noch nicht fertig!“ meinte Asakura lachend und rannte ihm hinterher, auf Grund der Wunde welche sie Hattori zugefügt hatte gelang es ihr auch langsam ihn einzuholen. Kurz bevor sie ihn erreicht hatte ertönte auf einmal ein lauter Knall und Asakura blieb instinktiv stehen. Es gab ein zischendes Geräusch und etwas sauste direkt an ihrem Gesicht vorbei und schlug in das Dach ein. Sie sah sich nach ihrem neuen Angreifer um fand jedoch nichts, und auch von Hattori war weit und breit nichts zu sehen. Asakura sah ein wenig enttäuscht aus, rief dann jedoch noch etwas in die Nacht hinaus „Es hat mich gefreut mit dir zu spielen, Hattori! Ich hoffe wir treffen uns irgendwann mal wieder!“ dann verschwand auch sie in der Nacht.


Zur selben Zeit gab es eine etwas größere Auseinandersetzung in einem Wald nur wenige Kilometer von Stratholme entfernt, allerdings war der Kreuzzug ausnahmsweise mal nicht beteiligt.

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda in einem Wald nahe Stratholme:

Auf einer Lichtung mitten im Wald war ein Lager aufgeschlagen welches einst Spähern der Menschen in Stratholme gehörte, nun stapften um die zwanzig Chaosbarbaren zwischen den Erschlagenen umher und durchsuchten das Lager nach Dingen die man gebrauchen konnte. Während sie sich angrunzten und sich gegenseitig auf diverse Sachen aufmerksam machten die herumlagen wurden sie vom Waldrand aus beobachtet. Dort hockten drei Gestalten in schwarzen, dornigen Rüstungen und sahen sich die Lage an. Es waren Mitglieder der Nathrezim, der persönlichen Leibwache der Hexe Shion. Sie waren ausgesandt worden um herauszufinden was Tzeentch hier in diesem Herzogtum plante. Nach nur wenigen Tagen Beobachtung war die Situation vollkommen klar, der Herr des Wandels versammelte einen großen Teil seiner Streitkräfte in diesem Herzogtum und marschierte auf die größte Stadt der Gegend zu, Stratholme. Anscheinend schienen die Heerführer des Wandlers der Wege die Stadt und ihre Einwohner als eine Gefahr einzustufen, warum wussten die Nathrezim jedoch nicht.
„Mein Lord, was machen wir jetzt?“ flüsterte die einzige Frau in der Gruppe dem Mann der neben ihr hockte zu. Dieser verzog das Gesicht und antwortete
„Wir führen unsere Befehle aus, auch wenn es mir nicht gefällt. Unsere Herrin will dass wir dafür sorgen dass was auch immer der Wandler der Wege plant fehlschlägt, also helfen wir diesen Menschen so gut wir können.“ Er wandte sich an den Mann zu seiner Rechten „Nym, du gehst in die Stadt und warnst die Menschen vor den anrückenden Dämonen.“
„Warum ich? Wäre es nicht besser wenn Malice...“
„Kommt gar nicht in Frage! Du durftest schon beim letzten Auftrag zusammen mit dem Lord Leute niedermetzeln! Dieses mal bin ich dran!“
„Schon gut, schon gut. Ich hasse es nur mich als Mensch auszugeben, und ich muss auch noch diese hässliche Sprache... schon gut, schon gut. Bin ja schon weg!“ unter den wütenden Blicken von Malice entfernte sich der Dunkelelf und ließ die beiden alleine zurück.
„Hast du die Gegner gezählt, Malice?“
„Ja, mein Lord! Es sind genau zweiundzwanzig Chaosbarbaren.“
„Gut, wer als erster bei zwölf angekommen ist hat gewonnen, los geht’s!“ Mit diesen Worten stürmten die beiden Nathrezim aus ihrem Versteck und hielten direkt auf das Lager zu. Bevor die Barbaren reagieren konnten fuhren die beiden Gestalten in ihre Mitte und hielten ihre blutige Ernte. Malice schwang ihren Drannach, einen großen Speer mit scharfen Klingen an der Spitze, durch die Gegend und trennte gleich zwei Barbaren die Beine ab bevor sie einem dritten die Spitze des Speeres durch die Brust bohrte. Sofort wirbelte sie herum und enthauptete mit den Klingen an der Seite der Speerspitze den vierten Gegner, sofort sah sie sich nach dem nächsten um, jedoch vergebens. Einige Meter von ihr entfernt stand Lord Malek, Anführer der Nathrezim, und benutzte die Kleidung eines toten Barbaren um seine beiden Klingen vom Blut zu säubern.
„Das war unfair, Lord Malek! Ich konnte nur vier töten!“
„Oh, tut mir leid. Nächstes mal lasse ich dir ein paar mehr übrig. Wie auch immer, wir sollten zurück zur Herrin und ihr sagen was hier vor sich geht.“ Mit diesen Worten verschwanden die beiden auch schon wieder von der Lichtung und ließen nur die Leichen der Menschen zurück.


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Ich schwöre, jeden Tag mischten sich mehr Leute in die Geschehnisse unserer Welt ein! Irgendwann muss es dann aber auch gut sein! Und obwohl ich das so schreibe muss ich gleich noch eine neue Person vorstellen, aber ich schwöre sie ist die letzte die in diese Geschichte eingeführt wird... vermutlich. Wie auch immer, es war zwei Tage nachdem Lady Asahina ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte. Koizumi, Haruhi, Lady Asahina, Yuki, Anduin, Davian Rist und ich saßen an einem Tisch in den Privatgemächern Davians und ich erzählte den Anwesenden von dem Anschlag auf mein Leben. Danach war es an Haruhi und Lady Asahina von den Geschehnissen im Gasthaus zu erzählen. Koizumi, Yuki und mir hatte sie die ganze Wahrheit erzählt, dass ein Feuerstrahl aus ihrem Auge kam und die Königlichen getötet hatte. Zum Glück sagte sie das nicht vor den anderen Anwesenden, hier behauptete sie einfach dass sie das Bewusstsein verloren hatte als der Anführer der Königlichen den Befehl gab sie zu töten.

Obwohl er die Geschichte schon vorher gehört hatte sprang Kyon aus seinem Stuhl auf und fing an wutentbrannt im Raum hin und her zu laufen.
„Unerhört! Einfach unerhört! Wenn der Rat herausfindet was diese Königlichen gemacht haben kann der König froh sein wenn die Republiken nur Wiedergutmachung fordern! Wahrscheinlicher wäre dass die Republiken offen gegen den König rebellieren!“ Kyon stoppte als er merkte wie Anduin und Davian sich nervöse Blicke zuwarfen. „Anduin! Du weißt etwas! Was ist los?“
„Hm, ich weiß nicht ganz wie ich das sagen soll. Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel Lady Asahina, aber der Angriff auf euer Leben war eines der besten Dinge die uns passieren konnten.“
„Was sagst du da? Anduin du verdammter...!“ Kyon griff nach seinem Schwert wurde jedoch von Asahina zurückgehalten.
„Warte Kyon! Wir kennen Anduin! Wenn er so etwas sagt muss er einen guten Grund haben! Stimmts, Anduin? Du hast bestimmt einen guten Grund dafür!“ Anduin zögerte bevor er antwortete
„Ja, ich habe einen guten Grund. Aber bevor ich euch dass sage habe ich noch eine Frage. Kyon, du meintest das Mädchen dass dich angegriffen hat hatte lange, blaue Haare und eine freundliche Stimme?“
„Ja, kennst du sie?“ Kyon lief ein Schauer den Nacken herunter als er sich an die Stimme erinnerte.
„Vielleicht, wie war ihr Name?“
„Öhm, Asakura oder so ähnlich, warum?“
„Asakura? Unmöglich!“
„Ich fürchte es ist nicht ganz unmöglich, mein Lord.“ Alle Anwesenden fuhren zur Tür herum. Dort stand Hattori, sein Oberschenkel war verbunden und er stützte sich auf die Person die neben ihm stand. Es war ein Mädchen, vielleicht drei oder vier Jahre älter als Kyon mit kurzen, schwarzen Haaren. In ihrer Hand hielt sie einen seltsamen Gegenstand. Er erinnerte ein wenig an eine Pistole, war allerdings viel länger und sah deutlich schwerer aus. Bevor irgendein Anwesender etwas sagen konnte erhob Yuki sich von ihrem Stuhl und ging auf die Neuankömmlinge zu.
„...“
„...“
„...“
„...“
„Yuzumi.“
„Yuki.“
„Ich verstehe.“
„Gut.“ mit diesen Worten nickten die beiden sich zu und Yuki setzte sich wieder auf ihren Stuhl während das andere Mädchen Hattori zum Tisch half.
„Was war dass denn? Haben die beiden sich etwa gerade unterhalten? Und was versteht Yuki denn bitte?“ flüsterte Kyon den anderen zu.
„Keine Ahnung, aber die Waffe da sieht interessant aus, glaubt ihr ich kann mir die mal ausleihen?“ fragte Haruhi begeistert. Anduin räusperte sich und Stille trat ein.
„Lady Yuzumi, ihr scheint das Mädchen namens Yuki zu kennen?“
„Ja.“ Anduin seufzte.
„Gut, ich denke wir haben keine Wahl Lord Rist. Wir wollten sie alle Einweihen.“
„Selbst die Vanidaren?“ Anduin überlegte eine Weile bevor er antwortete
„Ich denke besonders die Vanidaren, ich bezweifle dass gerade sie uns verraten werden.“
„Gut, du hast meine Erlaubnis, Anduin.“
„Wunderbar, aber vorher, Hattori! Was meinst du mit 'es ist nicht ganz unmöglich'?“
„Damit meine ich dass ich sie getroffen habe, Asakura von Nurc, die Künstlerin des Todes. Sie war es die die Abtrünnigen angeheuert hat die Sir Kyon angegriffen hatten. Ich bin mit ihr in einen Kampf geraten und konnte nur dank Lady Yuzumi hier entkommen.“
„Verdammt! Ich nehme an du hast die Schlange schon benachrichtigt?“
„Natürlich, mein Lord.“
„Gute Arbeit Hattori, oh entschuldigt.“ meinte Anduin als er die fragenden Gesichter der anderen Anwesenden sah. „Ihr wisst es natürlich nicht, aber Asakura ist die meistgesuchte Abtrünnige in den gesamten Republiken. Trotz ihres jungen Alters war sie eine der besten Attentäterinnen der Gilde, eines Tages ist sie jedoch... ein wenig durchgedreht. Sie hat fünf ihrer alten Lehrer getötet und ein Geheimversteck der Gilde in Nordmar abgefackelt bevor sie abgehauen ist. Um es kurz zu machen, du hast Glück dass du am Leben bist, Kyon. Bisher ist ihr noch niemand entkommen.“
„Das wollte ich nicht wissen, überhaupt nicht!“
„Schön und gut, aber was ist diese andere Sache worüber ihr sprechen wolltet? Das womit ihr uns Vanidaren ganz besonders vertrauen könnt?“ fragte Haruhi und blickte misstrauisch zu Davian Rist hinüber.
„Was wisst ihr über die fünfte Deadlische Flotte die vor zwei Monaten aus dem Hafen in Dresden ausgelaufen ist?“ Anduins Frage erntete ratlose Blicke, nur Koizumi antwortete
„Die fünfte Flotte wurde von Admiral Guilford geführt und sollte den Überfällen der Piraten im Norden Einhalt gebieten. Sie wurde jedoch geschlagen und restlos versenkt, ein Zwischenfall der das gesamte Königreich verwundert hatte. Allerdings glaube ich gerade dass dies nur die offizielle Geschichte ist, nicht wahr Lord Anduin?“
„Genau. Wie ihr bestimmt wisst ist der Hafen von Nurc momentan vollkommen abgeriegelt. Der Grund ist folgender, im Hafen liegt momentan die fünfte Deadlische Flotte. Seit fünf Monaten ist die Gilde nun schon vollauf damit beschäftigt Agenten des Vizekönigs in den vier Republiken aufzuspüren und mundtot zu machen. Wenn der Vizekönig herausfindet dass die Flotte noch existiert wird es die ganze Sache etwas komplizierter machen. Lady Yuzumi hier war Teil der Flotte. Die Deadlier haben viele Soldaten nach Nurc gebracht und noch etwas weitaus wertvolleres.“
„Und was soll das sein?“ fragte Koizumi
„1.000 Musketen.“ meinte Anduin und deutete auf die Waffe die Yuzumi in der Hand hielt. „Lady Yuzumi bringt einigen von unseren Männern bei wie man diese Waffen benutzt während alles vorbereitet wird.“
„Vorbereitet?“ Kyon warf einen nervösen Blick zu Anduin. „Ich hoffe du wirst nicht das sagen was ich denke.“ Anduin lächelte schwach
„Tut mir leid, Kyon. Aber es ist genau wie du denkst. Die Republiken und Deadlien sind eine Allianz mit dem Herzog von Ceicla eingegangen um gegen den König und seine Schoßhunde in Nordmar, Aratar, Belunda und Nika vorzugehen. Besser gesagt mit dem neuen Herzog Ceiclas, Herzog Georgios.“
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Vanidar » 12. Januar 2014 14:49

Da Mimir ein ganz übler und bösartiger Sklaventreiber ist, muss ich ab jetzt meine Kapitel selber posten...



19. Sora, Sora und noch viel mehr Sora


2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

„Tegara hat letzte Nacht endgültig aufgehört zu atmen.“ eröffnete ihm der Herzog mit versteinerter Miene. Haru konnte nicht sagen dass er darüber jetzt wirklich traurig oder schockiert war. Anderseits wäre es besser gewesen, wenn die Matriarchin wieder aufgewacht wäre, dann hätte er mit Sora wieder nach Hause gekonnt „Die Nachricht scheint dich nicht besonders zu interessieren.“
„Das stimmt, denn es macht dass worüber ich reden wollte nur noch dringender.“ Haru war nicht umsonst in die Gemächer des Herzogs gekommen, er musste wissen ob er mit Terrin richtig lag, oder ob er sich umsonst Sorgen machte „Ich habe mehr als genug Zeit hier verbracht um dich zu kennen.“ begann Haru und versuchte seine Worte möglichst sorgfältig zu wählen, wenn er falsch lag wollte er den Herzog nicht unnötig gegen sich aufbringen „Du würdest niemals, niemals, meine Schwester zur Matriarchin machen solange Haruhi noch lebt. So weit wir wissen ist sie zwar weit weg und vielleicht sogar in Gefahr, aber bei bester Gesundheit.“
„Natürlich ist sie das, immerhin ist Koizumi bei ihr, mein Sohn wird sie schon beschützen. Aber warum sollte ich Sora nicht auf dem Thron sehen wollen? Haruhi ist immerhin nicht hier und sie ist damit die einzig mögliche Wahl.“
„Du hasst uns, du hast uns schon immer gehasst. In deinen Augen sind wir nichts weiter als die Kinder einer feigen Verräterin die vor dem Krieg und Tegara flüchtete. Wäre es nach dir gegangen, hätte Tegara unsere Mutter damals mit dem Tod bestraft.“
„Es ist kein Geheimnis dass ich Aleyandra für schwach und überflüssig hielt. Worauf willst du hinaus?“ antwortete der Herzog genervt, das hier war Zeitverschwendung.
„Ich bin nicht dumm und im Gegensatz zu Sora weiß ich dass die Welt außerhalb unserer kleinen Burg brutal und hart ist. Du willst sie als Köder benutzen. Du hoffst dadurch Tegaras Mörder aus seinem Versteck zu locken und auf frischer Tat stellen und töten zu können.“
„Und wenn es so ist?“ Terrin hatte keine Lust auf dieses sinnlose Gerede, er würde tun was immer nötig war um Tegara zu rächen.
„Dann hoffe ich für dich, dass dein Plan nicht vorsieht das Sora in Gefahr gerät.“
„Lockvögel und Köder sind immer in Gefahr, das ist leider ein notwendiger Nebeneffekt solcher Pläne. Meine Ritter schützen sie rund um die Uhr, wenn der Mörder meiner Herrin erneut zuschlägt, werden wir ihn kriegen. Mit etwas Glück sogar bevor er ihr etwas antun kann.“
„Dieser Mörder ist schon einmal vollkommen unsichtbar und ohne jede Spur in die Festung eingedrungen, wir wissen nicht einmal wie ihm das gelungen ist. Es gibt keinen Weg wie du für ihre Sicherheit garantieren kannst und ich denke das kümmert dich auch kein bisschen.“
„Warum bist du überhaupt hier in Vanidos, wenn du es von Anfang an wusstest?“
Haru stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus „Hatten wir denn eine andere Wahl!? Hätte ich mich geweigert sie nach Vanidos zu bringen, wärst du ganz einfach mit deinen Rittern angerückt. Ich bin mir inzwischen sicher, dass es sogar zu deinem Plan gehört, dass Sora etwas zustößt. Du kannst meine Schwester nach Haruhis Rückkehr nicht wieder vom Thron verjagen. Es sei denn sie dankt freiwillig ab.“
„Das sollte sie, zumindest wenn sie weiß was gut für sie ist.“ der bedrohliche Unterton in Terrins stimme ekelte Haru eher an, als dass es ihm wirklich Angst einjagte. Trotzdem sollte er Sora schon einmal darauf vorbereiten dass ihre Herrschaft als Matriarchin zeitlich begrenzt war „Und was jetzt? Wirst du es Sora erzählen damit sie mir auch damit auf den Geist gehen kann?“
Nein, er wollte es ihr nicht sagen. Das hätte er schon in Rubinus tun können, oder während der kurzen Reise. Ein paarmal war er sogar kurz davor gewesen, aber Sora blühte alleine schon bei dem Gedanken daran, aus ihrer eintönigen Burg zu entkommen, auf. Haru schluckte seinen Ärger herunter, er musste auch an ihre Gesundheit denken, der Sommer war vorbei und er wusste wie sehr sie im Winter litt, hier in Vanidos würde es ihr besser gehen „Nein, das kann ich ihr nicht antun. Aber wenn Sora etwas passiert, wenn dieser Mörder oder die Soldaten des Königs ihr auch nur ein Haar krümmen, dann ist es egal wie viele Ritter und Soldaten dir folgen oder welche Titel du trägst, dann töte ich dich.“ damit stürmte er noch immer wutentbrannt aus dem Raum und ließ den Herzog alleine. Sollte er nur toben, dachte Terrin gelassen, Haruhi war seiner Meinung nach die einzig wahre Herrscherin. Nur sie besaß die nötige Stärke sich gegen den Usurpator zu behaupten. Wenn Tegaras Tochter auf dem Thron saß, würde es vielleicht sogar ein bisschen so sein wie früher. Sie war ihrer Mutter sehr ähnlich. Ihr gehörte der Thron von Vanidarien und nicht der kränklichen Tochter einer Verräterin. Aber zumindest in einem hatte Haru Recht, man konnte eine Matriarchin nicht so einfach wieder absetzen. Nach dem Ende von Tegaras Mörder, könnte er sich nicht einfach vor die Menschen stellen und ihnen sagen „Tut mir Leid, war nur ein Trick und jetzt schmeißen wir Sora raus damit für Haruhi Platz wird“. Nur eines würde Soras Herrschaft wieder beenden, ihr Tod.



Nervös zupfte Sora an ihrem hellgrauem Kleid herum, es sah schrecklich aus. Es war kitschig, aufgeblasen, vollkommen übertrieben und albern. Gut, um ehrlich zu sein war es das wundervollste was sie in ihrem Leben je getragen hatte, aber das würde sie niemals zugeben. Diese Naroko ging ihr auch so schon genug auf den Geist mit ihrer selbstgefälligen Art. Unruhig stand die neue Matriarchin in dem Gang herum, der sie direkt in den Thronsaal führte, in den mit Menschen vollgestopften Thronsaal, mit Menschen die nur hier waren um sie zu sehen und das machte sie fertig. Am liebsten hätte sie sich ganz einfach umgedreht und irgendwo verkrochen, aber leider gab es da etwas dass ihre Fluchtpläne schon den ganzen Morgen über vereitelte, ihr Bruder. Noch immer stand er neben ihr und redete beruhigend auf sie ein.
„Das Kleid sieht schrecklich aus...“ suchte sie noch immer nach einem Grund um zu verschwinden.
„Ich finde es steht dir hervorragend. Naroko hat gute Arbeit geleistet, du solltest versuchen netter zu ihr zu sein.“ erwiderte Haru und lächelte ihr aufmunternd zu.
„Natürlich, warum war mir nur klar dass du das sagen würdest?“ murmelte Sora schlechtgelaunt vor sich hin, er verbrachte viel zu viel Zeit mit dieser Fürstentochter aus dem Norden. In Rubinus hatte sie ihn wenigstens für sich alleine gehabt.
„Gib mir den Hasen, ich pass solange auf ihn auf, einverstanden?“ versuchte er nicht zum erstenmal ihr das schwarze, einfache Stofftier abzunehmen bevor sie den Thronsaal betrat.
„Meinetwegen.“ antwortete Sora kleinlaut und übergab es ihm zögerlich. Als er an ihr vorbeigehen und sich unter die Wartenden im Thronsaal einreihen wollte, hielt sie ihn plötzlich von hinten an seiner Kleidung fest und sah ihn fast schon panisch an „W-warte! Was genau soll ich machen? Ich...ich dachte es gibt erst eine Art Krönungszeremonie, aber niemand hat mir gesagt wie genau ich mich jetzt verhalten soll.“
„Eine Matriarchin wird nicht gekrönt, von wem auch? Als Göttin steht es dir zu, dir einfach zu nehmen was immer du willst. Da Haruhi nicht da ist, gibt es niemanden hier der dir auch nur annähernd gleichgestellt ist, geschweige denn dir Befehle erteilen könnte, vergiss das nicht. Jedes deiner Worte ist ab jetzt Gesetz. Du gehst einfach schnurgerade auf den Thron zu, setzt dich und versuchst möglichst unnahbar und herrschaftlich dreinzublicken. Viel mehr hast du heute nicht zu tun.“
„Klingt, einfach.“ und tatsächlich merkte sie wie ihr Puls sich wieder beruhigte, ob es wohl auch reichte wenn sie ängstlich und verwirrt dreinblickte? Darin war sie gut.
„Was immer du auch tust, hör nicht auf Terrin. Du kannst dem Herzog nicht vertrauen, ihm ist nicht an deinem Wohlergehen gelegen. Verstehst du das?“
„Ich denke schon.“ antwortete Sora unsicher, bisher hatte sie noch nicht mit dem Herzog gesprochen und wusste nicht was ihr Bruder für ein Problem hatte, aber sie vertraute ihm „An wen soll ich mich sonst halten? Der Herzog ist...“
„Der Herzog ist vor allem eines, machtlos. Es ist nichts weiter als ein leerer, bedeutungsloser Titel, letztendlich sind die Herzöge von Vanidarien nicht mehr als die Anführer der Leibwache der Matriarchin. Was immer er sagt, ignoriere es einfach. Wenn du eine bessere Matriarchin bist als Tegara, wird seine Gefolgschaft unter den Rittern schnell dahinschmelzen. Deine wahren Unterstützer sind diejenigen die noch immer an die alten Sagen und Geschichten glauben. Diejenigen die die Matriarchinnen noch immer für leibhaftige Göttinnen halten und für dich ohne zu zögern in den Tod gehen würden.“
„Dein Rat ist also dass ich mich Verrückten und Fanatikern anvertrauen soll, die mich aus irgendeinem Grund für eine Art übernatürliches Wesen halten, dass sie in ihren Wahnvorstellungen als Göttin verehren?“ jetzt war sie erst recht verunsichert.
„Ganz genau, solange du das machst wird nichts schiefgehen. Außerdem wirst du heute einige Leute treffen müssen, am wichtigsten ist dabei natürlich der königliche Statthalter. Er hielt nicht viel von Tegara, also behandle ihn am besten freundlich, vielleicht ist er ein nützlicher Verbündeter. Vermutlich wird er versuchen ein paar Forderungen zu stellen um zu sehen ob du auch sein Feind bist. Die anderen sind eher unwichtig, versuch einfach niemanden zu sehr zu verärgern, lächle viel und sei höflich. Also dann, viel Glück.“
„Nein, danke. Jetzt will ich nicht mehr.“ erwiderte sie und spürte wie ihre Nervosität zurückkehrte, sie musste noch nie wirklich wichtige Entscheidungen treffen, normalerweise lag sie nur krank herum und wartete auf ihn, aber diese Strategie würde ihr hier nicht weiterhelfen.
„Hör mir zu, Sora.“ er umfasste von hinten ihre Schultern und drückte sie sanft in Richtung Thronsaal „Es ist alles in Ordnung. Du bist jetzt schon eine bessere Matriarchin als Tegara jemals hätte werden können. Sie hat unser Volk von einer schmachvollen Niederlage zu nächsten geführt und trotzdem wurde sie verehrt. Wie eine leibhaftige Göttin. Wenn selbst sie dazu in der Lage war die Herzen unserer Leute zu gewinnen, dann solltest du erst recht kein Problem damit haben. Glaube einfach an dich selbst, dann wirst du eine gute Vorstellung abliefern. Und du brauchst nicht nervös zu sein, die haben sehr viel mehr Angst vor dir als du vor ihnen.“
„A-aber...“
„Und los!“ mit diesen Worten schubste er sie einfach vorwärts, mitten hinein in den überfüllten Thronsaal. Stolpernd kam Sora zum Stillstand und fühlte sofort die Blicke sämtlicher Anwesenden auf sich haften. Anscheinend war jeder verdammte Silberblatt der Stadt hier versammelt. Sora schluckte ihre Aufregung herunter und setzte langsam einen Fuß vor den anderen, während sie den Blick immer auf den schlichten, steinernen Thron richtete. Ungelenk ließ sie sich darauf nieder und suchte unter den Anwesenden hilfesuchend nach ihrem Bruder. Bevor sie dazu kam ihn zu finden, versperrte Herzog Terrin ihr den Blick auf die Adeligen.
„Herrin.“ er verneigte sich respektvoll, von den angeblich verräterischen Gedanken vor denen Haru sie gewarnt hatte war nichts zu sehen „Der ehrenwerte Statthalter Terias wünscht eine Audienz bei der neuen Matriarchin. Wenn Ihr wünscht kann ich ihn fortschicken, oder seinen Kopf auf eine Lanze setzen, je nachdem was Euch lieber ist.“
„Nein.“ antwortete sie vorsichtig „Nein, ich...ich möchte ihn anhören.“
„Wie Ihr wünscht, Herrin.“ Terrin zog überrascht eine Augenbraue hoch, ihm wäre es am liebsten wenn Sora so wenige Besucher wie möglich empfing und einfach nur still dasaß und nichts tat. Trotzdem trat er zur Seite um Platz zu machen für einen frühzeitig gealterten Mann mit lichtem Haar, der sich unruhig umsah und sich anscheinend nicht weniger unwohl fühlte als Sora. Er verbeugte sich steif, bevor er das Wort an sie richtete
„Zuerst möchte ich Euch mein Beileid ausdrücken, für den Verlust Eurer Tante und geliebten Matriarchin.“ ihm war deutlich anzumerken dass er für diese einfache Floskel keinerlei Begeisterung aufbringen konnte, er war einfach nur froh Tegara los zu sein, genau wie der ganze Rest des Königreiches.
„Habt Dank, Statthalter. Doch es gibt keinen Grund für Trauer. Ihre Seele ruht jetzt unter den Ästen des Weißen Baumes und wird doch hoffentlich den Frieden finden der ihr im Leben versagt blieb.“
„Ich teile Eure Hoffnung aus vollem Herzen, Matriarchin und dennoch muss ich vielleicht schlecht über eben jene Tote sprechen.“ Terias lief kalter Schweiß den Nacken herunter, als er das wütende Summen der Anwesenden hörte und musste kurz seinen, unter der Last der Jahre vergrabenen, Mut suchen um seine nächsten Worte herauszubringen. Tegara hätte ihn schon längst hinrichten lassen, wenn er es gewagt hätte so zu reden „Unter der Herrschaft Eurer Tante, haben die Vanidaren sich einen Spaß, oder eher fast schon eine Art Sport, daraus gemacht die Dörfer und Garnisonen in den königlichen Grenzlanden anzugreifen. Immer wieder kam es zu Scharmützeln, die unser König zum Wohle des Friedens bisher übersehen hat. Doch es kann nicht länger hingenommen werden dass eure Ritter den Reichsfrieden bei jeder sich bietenden Gelegenheit brechen.
„Vanidarien ist ein Land der Krieger, Reiter und Ritter. Im Gegensatz zu den Fürsten des Südens halten wir es in friedlichen Zeiten nicht lange aus. Um Mord und Totschlag untereinander zu verhindern, mussten wir einen Weg finden das heiße Blut der Silberblätter abzukühlen. Wen kümmern schon diese paar Dörfer? Ihr Südlinge seid doch eifrig wie Ameisen und genauso zahlreich, in einem halben Jahr leben dort doppelt so viele Menschen wie zuvor.“ erwiderte der Herzog mit eiskalter und unbeteiligter Stimme, doch bevor er weiterreden konnte, nahm Sora auf dem Thron all ihren Mut zusammen und Antwortete an seiner Stelle. Anfangs klang ihre Stimme noch ein wenig zittrig und schwach, aber je länger Sora sprach desto sicherer und fester wurde sie.
„Es schmerzt mich zu erfahren, was meine Vorgängerin Euren Landsleuten an Leid zugefügt hat, Statthalter. Seid versichert dass es keine weiteren Überfälle entlang der Grenzen mehr geben wird. Wir werden für unsere jungen, werdenden Ritter eine andere Beschäftigung und Mutprobe finden und uns auf den Kampf gegen die Plünderer der Nordmänner konzentrieren. Als Ausgleich werden wir Siedlern aus dem Süden, beim Aufbau neuer Dörfer und Städte in den Grenzlanden unterstützen und vor echten Banditen verteidigen.“
Der Statthalter war in seinem Leben noch nie so verwirrt gewesen. Nach fast zehn Jahren, in denen er den furchtbaren Launen Tegaras ausgesetzt gewesen war, hätte er niemals auch nur im Traum damit gerechnet dass die Matriarchinnen Vanidariens in der Lage waren zu lächeln. Das musste eine Falle sein, aber nichts deutete darauf hin dass dieses Mädchen nur mit ihm spielte. Respektvoll verneigte Terias sich und zum erstenmal konnte er tatsächlich darauf hoffen seine Zeit als Statthalter in diesem gottverlassenen Land zu überleben.
Als Sora den Thronsaal einige Stunden später mit zittrigen Beinen verlassen hatte, konnte sie endlich erleichtert aufatmen. Hoffentlich hatte sie nicht zu viel falsch gemacht. Nach der Miene des Herzogs zu urteilen hatte sie da so ihre Zweifel, aber ihr Bruder hatte gesagt sie sollte nicht auf den Herzog hören.
„Das hast du gut gemacht.“ Haru war grinsend neben sie getreten und widerstand gerade so dem Drang sie zu umarmen „Hast du das Gesicht des Herzogs gesehen? Er ist fast durchgedreht, als du dem Statthalter mehr und mehr Versprechungen gemacht hast.“
„Ich weiß nicht ob es so eine kluge Idee war.“ gestand sie unsicher.
„Ach was, wir haben seit fast zehn Jahren Frieden und abgesehen von ein paar Spinnern sind alle sehr zufrieden damit. Ich denke du hast einen Großteil der Leute auf deiner Seite, wenn du versuchst unsere Beziehungen zum König wieder zu normalisieren und sie...“
„Wie auch immer, bist du bereit dein Versprechen einzulösen?“ unterbrach sie ihn und lächelte erwartungsvoll.
„Was meinst du damit?“
„Du hast gestern versprochen mir am Nachmittag die Stadt zu zeigen. Wir sind jetzt seit zwei Wochen hier und ich habe noch nichts weiter gesehen als diese langweilige Festung.“
„Wirklich? Ich kann mich nicht daran erinnern. Bist du dir ganz sicher dass ich das gesagt habe?“
„Ja, absolut.“ log Sora, natürlich hatte er das nicht, aber diese unwichtige Kleinigkeit musste sie ihm ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Vielleicht reichte sein schlechtes Gedächtnis ja aus um ihn zu überzeugen.
„Es tut mir leid Sora, aber ich habe bereits Naroko versprochen etwas mit ihr zu unternehmen. Vielleicht Morgen, ja?“ versuchte er sich rauszureden und als sie nichts mehr erwiderte verabschiedete er sich lächelnd. Sora sah ihm nach wie er irgendwo in dem Gewirr aus grauen Gängen verschwand, je länger sie in Vanidos blieben desto weiter würde er sich von ihr entfernen und das jagte ihr mehr Angst ein als alles andere auf der Welt. Falls sie jemals den Weg zurück zu ihren Gemächern finden könnte, würde sie immerhin eine neue Dienerin erwarten. Damit war sie wenigstens diese Naroko los und musste sie nie wieder sehen. Na ja, nie wieder war vielleicht etwas zu viel Wunschdenken, schließlich würde sie weiterhin für Soras Garderobe zuständig sein. Mit einem resignierten Seufzer machte sie sich auf den Weg, wer hatte nur die dumme Idee gehabt so eine bescheuerte Festung zu bauen? Sie würde sich hier niemals zurechtfinden.


2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, Grenzfestung Herdweiler

Im ehemaligen Speisesaal der Grenzbefestigung nahe der Republiken, lehnte Shion missgelaunt an der Wand und beobachtete wie ihre Herrin, die schwarze Lady, in der Mitte des leergeräumten Saales stand und einen einfachen Zauber wirkte. Als sie Tegara ermordet und deren zerschmettertem Verstand Haruhis Aufenthaltsort entrissen hatte, war ein Stück von ihrem dämonischen Diener in Vanidarien geblieben. Sie hatte ihn in der Nähe von Rubinus abgeworfen, um ein Auge auf die neue Matriarchin zu haben. Dadurch, dass der Großteil seines Körpers nach wie vor bei der Dämonenprinzessin weilte, war seine Macht in Vanidos stark eingeschränkt. Dafür konnte er ihr aber jederzeit berichten was am anderen Ende des Königreiches vor sich ging. Um genau zu sein, war es der einzige Teil dieser schmutzigen kleinen Welt die ihren Gott interessierte. Leider war dieser Dämon in Shions Augen nichts weiter als eine wertlose Nervensäge und sie hasste es ihn auch nur in der Nähe zu wissen. Nach einer Weile kam plötzlich Bewegung in die schwarze Lederkleidung ihrer Herrin und verwandelte sich in eine dickflüssige, sich ständig bewegende Masse in deren Zentrum zwei große, rote Augen auftauchten.
„Ah, da ist dieses nutzlose Vieh ja endlich.“ begrüßte ihn Shion und fühlte sich jetzt schon genervt.
„Sei lieber still du grünhaarige Missgeburt.“ erwiderte der Dämon bissig und lange, weiße Reizzähne erschienen in der schwarzen Masse.
„Bitte um Erlaubnis ihn vernichten zu dürfen, Herrin.“ wandte Shion sich zornig an die schwarze Lady, während sie sich mit der Hand durch die giftgrünen, langen Haare fuhr. Dieser bedauernswerte Unfall war während ihres Wechsels in diese Welt passiert und regte sie noch immer furchtbar auf, sie sah lächerlich aus.
„Wie oft habe ich euch beiden schon gesagt, dass ihr endlich lernen sollt miteinander auszukommen?“
„Ich muss mich nicht mit einer Hexe Tzeentchs vertragen, vermutlich verrät sie uns sowieso bei der erstbesten Gelegenheit. Man kann den Anhängern des Wandlers nicht trauen, selbst wenn sie behaupten die Seiten gewechselt zu haben.“ antwortete der Dämon trotzig und uneinsichtig.
„Ach Vani, wann wirst du endlich erkennen, dass von Shion keinerlei Gefahr ausgeht? Lass diesen ganzen Unsinn und berichte mir lieber ob unsere Pläne wie geplant voranschreiten.“
„Natürlich oh größte und wundervollste aller Dämonenprinzessinnen.“ begann er mit einem schmeichlerischen Unterton in der Stimme „Wie geplant, habe ich mich durch geschickte Verwandlungen, wie sie nur ein einzigartiger und übermächtiger Dämon wie ich vollbringen kann, in der Nähe der neuen Matriarchin, Sora Silberblatt, eingenistet und überwache jeden ihrer Schritte. Ich folge ihr 24 Stunden am Tag, was immer sie auch tut ich bin dort und...“
„Als was hast du dich eigentlich getarnt?“ fragte Shion interessiert nach „Ich kenne dich und deine, nun ja, bezeichnen wir es einmal harmlos als ´Eigenarten`.“
„Wovon redest du?“ fragte der Dämon ungehalten, über dieses Thema wollte er wirklich nicht reden.
„Ach nichts, ich musste nur daran denken, dass du dich sehr wahrscheinlich in ihr Kleid verwandelt hast um ihr möglichst nahe zu sein, zumindest wenn sie gut aussieht.“
„Nein habe ich nicht!“ fuhr er sie eingeschnappt an.
„Oh, dann ist es also etwas noch viel schlimmeres, richtig? Sag mir bitte nicht dass du dich in ihr Höschen verwandelt hast. Ich meine, ist das nicht selbst für dich etwas zu gewagt? Von da unten bekommst du doch gar nichts mit.“
„So etwas würde ich niemals...Moment, das ist eigentlich keine schlechte Idee. Aber nein, du liegst wieder falsch, du verrückte Hexe.“ zischte er und war versucht die eingebildete Magierin mit Haut und Haaren zu verschlingen.
„Ist sie so hässlich, dass selbst ein Dämon Slaaneshs sie verabscheut?“ fragte Shion verwirrt.
„Sie ist himmlisch, einzigartig und wunderschön. Eine wahre Göttin in Menschengestalt, ein perfektes, zierliches, wunderbares Wesen mit silbernen Haaren und einem Gesicht dass selbst...“

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„Dann spucke endlich aus in was du dich verwandelt hast.“
„Sag es uns, es würde mich auch interessieren.“ mischte sich jetzt auch die schwarze Lady ungeduldig ein, dieses langweilige Geplänkel zwischen ihren Dienern fing an ihr auf die Nerven zu gehen.
„Müsst Ihr mir auch noch in den Rücken fallen Herrin? Wenn es unbedingt sein muss, ich habe die Gestalt eines schwarzen Stoffhasen angenommen, sie trägt ihn fast immer mit sich herum und...“ er brach ab, als Shion nicht mehr an sich halten konnte und in schallendes Gelächter ausbrach.
„Nicht wirklich oder? Das passt so gar nicht zu dir, seit wann bist du so anständig? Du bist ein Dämon Slaaneshs! Des Gottes der Lust, der Schmerzen und der Begierde und du...du...du verwandelst dich in ein niedliches kleines Stofftier!?“ sie konnte nicht mehr aufhören zu lachen.
„Ich würde es niemals wagen Soras einzigartige Perfektion zu entweihen indem ich mich in ihre Kleidung verwandle.“ erklärte Vani gekränkt, es gab nichts wofür er sich schämen musste. Sora trug diesen Hasen fast immer mit sich herum, seit ihr Bruder ihn ihr geschenkt hatte. Zugegeben, manchmal warf sie ihn an eine Wand oder kickte ihn einfach durch den Raum, weil Haru sie mal wieder ignorierte, aber wenn sie schlief drückte sie ihn immer ganz fest an sich und...
„Hey!“ riss ihn Shions Stimme aus seinen wundervollen Gedanken und holte ihn zurück in das Hier und Jetzt „Hör auf zu träumen Dämon, wir haben zu arbeiten.“
„Lassen wir diese albernen Streitereien.“ unterband die schwarze Lady eine bissige Antwort von des Dämons „Wie weit bist du damit, diese Sora für Slaanesh zu gewinnen? Gibt es wenigstens irgendeinen Punkt an dem wir ansetzen können? Die Macht unseres Gottes ist in dieser Welt noch schwach, aber falls sie in jemanden verliebt, oder auch nur ein klein wenig vernarrt ist, würde es unsere Arbeit deutlich vereinfachen.“
„Vielleicht.“ antwortete Vani ausweichend, ihm war nicht entgangen wie Sora an ihrem Bruder hing, sie würde alles tun um ihn niemals zu verlieren. Es wäre ein leichtes für ihn dort anzusetzen und ihre Besessenheit noch weiter zu verstärken, aber er wollte nicht.
„Erwidert dieser Jemand ihre Gefühle?“ hakte die Dämonenprinzessin nach „Verdammt lass dir nicht jede noch so kleine Information aus der nicht vorhandenen Nase ziehen.“
„Nein, nicht im geringsten. Er würde höchstens durchdrehen wenn er davon wüsste und nie wieder mit ihr reden.“
„Gut, das ist doch etwas. Sorge dafür dass sie ihm ihre Gefühle gesteht und sobald sie alleine und verzweifelt ist, schlag zu. Hilf den Beiden zusammenzukommen und verlange als Gegenleistung dass sie sich auf ewig Slaanesh verschreibt, das funktioniert immer.“
„Muss das unbedingt sein? Ich bin sicher sie hat etwas besseres verdient als diesen nervtötenden Hanswurst. Vielleicht kann ich sie für uns gewinnen ohne diesen ganzen Unsinn.“
„Höre ich da etwa Eifersucht heraus?“ fragte ihn Shion verblüfft.
„Nein.“ erwiderte Vani kurz und man musste sagen, dass er für einen Dämon manchmal einen schrecklich schlechten Lügner abgab „Absolut nicht, kein bisschen, niemals.“
„Herrin, es tut mir leid Eure Entscheidungen in Frage zu stellen,“ wandte sich Shion leise lachend an die Dämonenprinzessin „aber war es wirklich eine kluge Idee diesen perversen Dämon zu schicken? Es ist ein Wunder dass er noch nicht aufgeflogen ist und ich bezweifle, dass er in der Lage ist Vanidarien ganz alleine für uns zu gewinnen. Eher entführt er diese Sora und brennt mit ihr durch.“
„Deswegen wirst du auch heute noch mit deinen Nathrezim nach Vanidos aufbrechen. Haltet euch bedeckt bis er mit seiner Arbeit fertig ist und die neue Matriarchin um den Finger gewickelt hat. Wenn es so weit ist, möchte ich dass ihr den Streitkräften der Silberblätter dabei helft die Armeen des Königs zu zerschlagen. Du solltest in der Lage sein diesen Krieg leicht zu gewinnen, Shion. Ich bin sicher deine Druchii werden keine Probleme gegen die menschlichen Soldaten dieses albernen Königs haben.“

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„Ich denke nicht dass die neue Matriarchin große Lust auf einen Bürgerkrieg gegen den König hat.“ widersprach der Dämon.
„Dann überzeuge sie!“ zischte ihn Shion genervt an „Seit wann muss ich dir denn erklären wie du deine Arbeit zu erledigen hast?
„Ja, aber...“
„Moment, können sich Dämonen eigentlich verlieben?“
„Nein, aber sie können Wahnsinnig vor Besessenheit werden.“ die Dämonenprinzessin beäugte ihn misstrauisch „Ganz sicher dass mit dir alles in Ordnung ist, Vani? Du kennst doch sonst keinerlei Skrupel. Könnte es sein dass du einen Narren an dieser Sora gefressen hast?“
„Es ist alles in bester Ordnung.“ zischte er aufgebracht „Können wir jetzt bitte endlich über Haruhi reden?“
„Keine Sorge, sobald ich in Vanidos ankomme, werde ich deiner neuen Freundin schon noch beibringen, was es heißt ein echter Anhänger Slaaneshs zu sein und dem Prinzen des Chaos mit jeder Faser seines Körpers zu verfallen.“ meinte Shion mit einem anzüglichen Grinsen und ignorierte das bedrohliche Starren der roten Dämonenaugen „Aber meinetwegen, sprechen wir darüber wie wir unsere kleine Göttin in die Finger kriegen.“
„Ganz einfach, wir werden gar nicht erst nicht versuchen sie zu fangen. Wir werden sie töten.“ eröffnete ihnen die schwarze Lady plötzlich.
„Was?“ fragte Shion entgeistert „Aber Haruhi ist die einzige Verbindung zum Warp! Wenn wir sie umbringen...“
„Sorgen wir dafür dass sie Tzeentch nicht in die Hände fällt.“ schloss die Dämonenprinzessin
„Aber dann schließt sich die Verbindung zum Warp und wir sitzen hier fest!“
„Nur für eine Weile, sie ist immerhin nicht die letzte vom Blut der Matriarchinnen. Denkst du ich habe meinen kleinen Diener umsonst nach Vanidos geschickt?“
„Verfügt diese Sora denn über die Macht ein Warpportal zu öffnen?“ fragte Shion misstrauisch nach.
„Nein. Sie trägt sie aber irgendwo tief in sich, genau wie alle aus der Linie der Matriarchinnen vor ihr. Ihre Gabe ist unbedeutend und praktisch nicht existent, kein Vergleich zu den Fähigkeiten von Haruhi. Selbst wenn ihre eigenen Kräfte unbrauchbar sind, wird vielleicht eines ihrer Kinder an Haruhi heranreichen, oder ihre Enkel, oder deren Enkel. Ein paar Jahre zu warten wird uns nicht umbringen, wir sind immerhin unsterblich Shion, vergiss das nicht.“
„Ja, und während wir warten sitzen wir in dieser langweiligen Welt fest.“
„Wir wissen, dass Tzeentch bereits viele Diener in dieser Welt hat, er wird versuchen die Kontrolle über dieses Almodingsda an sich zu reißen, indem er die dummen Sterblichen gegeneinander ausspielt und im Geheimen mehr und mehr seiner Dämonen herüberholt. Tzeentch hat diese Welt vor uns entdeckt, er ist hier im Moment ganz einfach stärker als wir. Eine offenen Auseinandersetzung mit seinen Dämonen würden wir nicht überstehen, also müssen wir versuchen seine Pläne zu vereiteln. Töten wir Haruhi und bringen Sora unter unsere Kontrolle, dann gewinnen wir. Mehr müssen wir nicht unternehmen, um die Kontrolle über den Warp und damit über unzählige Welten zu erlangen und wenn wir dafür einige Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hier ausharren müssen, dann soll es eben so sein.“
„Ein wunderbarer Plan Herrin.“ schleimte Vani, jeder Plan bei dem Sora am Leben blieb war ganz einfach wunderbar „Ich bitte übrigens um Erlaubnis meine Magie einsetzen zu dürfen. Sora ist sehr schwach und verfügt über keinerlei eigene Abwehrkräfte. Wenn ich nicht selber ein wenig eingreife, kann es passieren dass sie den kommenden Winter nicht übersteht.“
„Tu was du tun musst um sie am Leben zu halten, aber geh nicht zu weit. Solange sie so schwach bleibt ist es leicht sie zu kontrollieren, ihre Schwäche ist der einzige Grund weshalb wir sie überhaupt brauchen. Wenn sie genauso Willensstark und gefestigt wäre wie Haruhi, müssten wir sie auch töten.“ schärfte die schwarze Lady ihrem Diener ein, er hatte sich schon immer viel zu sehr in solche Dinge hineingesteigert, vielleicht war es wirklich keine ihrer besten Ideen gewesen ihn in Vanidos zu lassen „Gibt es sonst noch etwas womit wir dir deine Aufgabe erleichtern können?“
„Ja, das gibt es tatsächlich. Die Erlaubnis den derzeitigen Herzog aus dem Weg zu schaffen, wäre überaus hilfreich. Er benutzt Sora nur als Lockvogel, weil er denkt dass Ihr wiederkehrt um auch diese Matriarchin zu töten und wird nicht davor zurückschrecken sie aus dem Weg zu räumen, falls es ihm in den Kram passt.“ außerdem hatte er Sora beleidigt, fügte Vani in Gedanken hinzu, dieses furchtbare Verbrechen würde er nicht ungesühnt lassen, jeder einzelne Sorahasser auf dieser Welt musste ausgelöscht werden.


2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, nahe Stratholme

„Wie steht es um die Burg?“ fragte Christine den Soldaten, während sie ihm seinen Wasserschlauch wiedergab. Sie stand neben ihrem Pferd am Rand einer breiten, ungepflasterten Straße die aus einem kleinen Dorf Richtung Norden führte. Die Einwohner waren gerade dabei ihre wenigen Habseligkeiten zu sammeln und sollten von dem Dutzend Soldaten bis nach Stratholme eskortiert werden.
„Nicht so schlecht. Innerhalb der Mauern ist es sicher, nur das Umland verlieren wir nach und nach an diese wahnsinnigen Krieger und ihre Dämonen. In letzter Zeit haben ihre Angriffe aber etwas nachgelassen, wir versuchen diese kurze Atempause zu nutzen um uns so gut wie möglich vorzubereiten.“
„Verstehe.“ die Priesterin befand sich gerade auf dem Rückweg in die Burg, um zu sehen was diese seltsamen Ritter in der Zwischenzeit so erreicht hatten, vermutlich nicht allzu viel. Noch immer versuchte sie aus den Bildern schlau zu werden, die dieses Mädchen ihr geschickt hatte. Sie wusste nicht ob sie dem großen Dämonen Tzeentchs in einem richtigen Kampf gewachsen war, vermutlich nicht. Also musste sie diesem Hinweis folgen, sie musste dieses Mädchen mit den braunen Haaren und dem gefährlichen Lächeln finden. Vielleicht könnten die Ritter mehr aus diesen Bildern herauslesen wenn Christine sie ihnen beschrieb, immerhin war dass hier deren Welt, sie kannten sich sicher deutlich besser aus.
Erschöpft von der Reise, durch die trostlosen Ebenen Belundas, ließ sie ihren Blick über die sich versammelnden Dorfbewohner schweifen und obwohl alles so friedlich wirkte, konnte sie dieses eigenartige Gefühl nicht abschütteln. Sie spürte, dass sich irgendwo in der Menge etwas versteckte, irgendjemand gab sich sehr viel Mühe der Priesterin so wenig wie möglich aufzufallen und versagte dabei kläglich. Jemand, oder vielleicht auch etwas, aus ihrer eigenen Welt war hier, das wusste sie ganz einfach. Langsam ging sie auf die Dorfbewohner zu und betrachtete sie genauer. Einer von ihnen versuchte sich durch die drängelnden Bewohner hindurchzuschlängeln und zwar mit einer Eleganz die ihn auf der Stelle verriet. So bewegte sich kein Mensch, erst recht keiner von diesen Bauerntrampeln aus Belunda. Mit schnellen Schritten überwand Christine die Distanz zwischen ihnen und drängte sich durch die Menge. Sie packte den dünnen Mann mit dem braunen, schlichten Kapuzenumhang am Kragen und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kam ein edles, ebenmäßiges Gesicht in dem violette Augen aufleuchteten. Unter den langen seidigen, schwarzen Haaren ragten spitze Ohren hervor.
„Nathrezim!“ schrie sie überrascht auf und wich instinktiv zurück, so dass die Klinge des Dunkelelfen nur leere Luft durchschnitt. Die verwirrten Menschen um sie herum konnten konnten mit ihrem Ausruf natürlich herzlich wenig anfangen, aber selbst sie merkten dass dieser seltsame Fremde ihnen nicht wohlgesonnen war, vor allem als sich sein schlankes Schwert in die Kehle eines Soldaten fraß „Haltet euch zurück!“ rief sie den anderen Soldaten zu, keiner von ihnen würde dem Dunkelelfen standhalten. Die Priestern zog die unförmige und simple Kriegskeule aus der Halterung an ihrem Gürtel, baute sich breitbeinig vor dem Elfen auf und begann leise ein Gebet an Sigmar zu flüstern. Blitzartig stürmte er auf sie zu und versuchte ihr seine Klinge in die Brust zu rammen. Goldenes, grelles Licht erstrahlte und sein Schwert prallte wirkungslos von dem leuchtenden Hammer in ihren Händen ab. Göttliche Magie umspielte die Keule und verwandelte das klobige Ding in eine Waffe die selbst einem König würdig wäre. Immer wieder schnellte der Druchii vor und versuchte an dem goldenen Kriegshammer vorbeizukommen, aber jeder seiner Angriffe wurde von Christine ohne Probleme und mit ruhiger Hand abgewehrt. Nachdem sie erneut einen Schlag des Elfen abgewehrt hatte, zuckte der Hammer nach vorne und krachte gegen sein rechtes Knie. Sie hörte das splittern seiner Kniescheibe und den überraschten Aufschrei, als er merkte dass sie sich tatsächlich schneller bewegen konnte als er. Ein weiterer Hammerschlag zertrümmerte dem Druchii die rechte Schulter und benommen ließ er das Schwert fallen, bevor ein letzter Schlag gegen die Brust ihn endgültig zu Fall brachte. Christines Hände umschlossen den schlanken Hals des schwer verletzten Elfen und hoben ihn an, als wäre er leicht wie eine Feder. Freudig lächelnd starrte sie ihm in die hasserfüllten, violetten Augen.
„Ich weiß was du und deine Kameraden sind.“ flüsterte sie, mit vor Erregung zitternder Stimme „Ihr seid die Wächter dieser Hexe Shion. Wer hätte gedacht dass ich meine Rache ausgerechnet an diesem Ort in einer fremden Welt erhalte? Ich dachte sie wäre ins Imperium geflüchtet oder vielleicht noch weiter in den Süden. Immerhin hat sie ihren Meister, Tzeentch, betrogen und ist den Verführungen Slaaneshs erlegen. Schade, dass man aus euch Dunkelelfen keine Informationen rauspressen kann, abgesehen davon lag mir Folter noch nie, im Gegensatz zu eurer Herrin.“ Christine schnaubte abfällig und ließ den röchelnden Elfen zu Boden fallen. Ohne eine Gefühlsregung zu zeigen, ließ sie den goldenen Hammerkopf niederkrachen und zerschmetterte den Schädel des Druchii „Shion ist also wirklich hier, das ist die beste Nachricht die ich seit langem gehört habe.“ plötzlich waren alle Gedanken an eine schnelle Rückkehr in ihre Welt wie weggeblasen und sie freute sich wie ein kleines Kind auf die kommenden Schlachten gegen die Anhänger Slaaneshs und Tzeentchs, aber vor allem freute sie sich auf ihre Rache an der Hexe.


2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, Nurc

Kyon saß auf einem Stuhl neben dem Bett von Lady Asahina und versuchte schon seit Stunden zu zur Heimreise zu überreden. Yuki und Koizumi saßen ebenfalls dort herum, steuerten aber keinerlei hilfreiche Kommentare bei, wie immer eigentlich. Das Zimmer war erstaunlich prächtig ausgestattet und groß. Die Unterkünfte für Kyon und Koizumi waren deutlich einfacher gestaltet, als die der Mädchen, aber er hatte nichts anders von Anduin erwartet und regte sich gar nicht erst darüber auf.
„Sobald Ihr euch dazu in der Lage seht werden wir nach Benjii aufbrechen, diese sinnlose Reise hat lange genug gedauert und es wird Zeit dass wir uns aus dem Staub machen.“ wiederholte er seine Worte verzweifelt, vielleicht würde sie ja irgendwann einwilligen wenn er es nur oft genug sagte.
„Nein.“ widersprach Asahina ihm mit erstaunlich fester Stimme „Bitte, wir müssen weiter.“
„Aber...“ Kyon brach ab, er hatte es immerhin versucht, aber wenn es wirklich ihr eigener Wille war musste er sich als ihr Leibwächter beugen, auch wenn er nicht verstand wieso sie nicht endlich abreisten, zurück nach Benjii „Seid Ihr euch sicher Lady Asahina? Ihr seid verletzt und wer weiß in welche Schwierigkeiten Haruhi uns noch mit hineinzieht.“
„Trotzdem werden wir sie weiter begleiten.“ sie lächelte ihn aufmunternd an und er wusste nicht wie so ruhig bleiben konnte, ihr geschmolzenes Auge war noch immer unter dem Verband verdeckt und auch wenn Yuki ihr angeblich die Schmerzen genommen hatte, sollte Asahina nicht so gelassen bleiben „Beruhig dich Kyon, es wird alles gut werden.“
„Dann müssen wir also wirklich in die Eisenberge um Silber und Monster zu suchen?“ fragte Kyon wenig begeistert in die Runde hinein.
„Wir werden größere Probleme haben als Monster, wenn wir die Sicherheit dieses Anwesens verlassen.“ warf Koizumi ein „Vergesst nicht, dass noch immer dieser Roger und Asakura von Nurc hinter uns her sind. Alleine sind sie schon gefährlich genug, aber falls sie wirklich zusammenarbeiten, könnten sie uns vielleicht überwältigen.“
„Ach ja, dieses Rotauge. Vielleicht haut er ja einfach ab?“ erwiderte Kyon hoffnungsvoll, auch wenn er nicht daran glaubte dass es so einfach werden würde.
„Er wird garantiert noch einmal versuchen dich zu töten, aber ich denke für Haruhi stellt er keine Gefahr dar.“
„Schön für sie.“ entgegnete Kyon zynisch „Aber nur damit ich es auch verstehe, warum um alles in der Welt will dieser Verrückte mich überhaupt umbringen?“
„Weil du Haruhi in seinen Augen nicht angemessen behandelst schätze ich, vielleicht ist er auch schrecklich eifersüchtig weil Haruhi dir erlaubt mit ihr zu reden. In seinen Augen leuchtete mehr als genug Wahnsinn, ich denke er wird sich in Haruhi verliebt haben und dich als Gefahr betrachten, warum auch immer.“
„Den letzten Teil hättest du dir sparen können, Koizumi. Lassen wir das Thema über deinen verrückten Verwandten lieber ruhen.“ damit wandte Kyon sich an die schweigsam dasitzende Yuki „Wer ist diese Yuzumi überhaupt? Sie schien dir recht ähnlich zu sein. Sind in Deadlien alle so?“
„Sie ist Yuzuhara Yuzumi.“

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„Ja...?“ versuchte Kyon sie zum weiterreden zu bewegen, als sie still blieb hakte er verzweifelt noch einmal nach „Und weiter?“
„Wir sind uns nicht ähnlich. Sie ist zu Emotionsgeladen.“
„Ja, genau das war auch mein erster Eindruck.“ Kyon hatte ehrlich gesagt keinen großen Unterschied bemerkt, außer vielleicht die Haarfarben „Sie schien ihre Muskete sehr zu mögen, ist sie eine gute Schützin?“
„Die Beste.“
Kyon wartete kurz, ob Yuki sich vielleicht doch noch dazu herablassen würde etwas mehr zu erzählen, gab dann aber mit einem letzten verzweifelten Seufzer auf.
„Wir sollten uns auf die Reise in die Eisenberge konzentrieren, jetzt da wir durch die letzten Ereignisse nur noch so Wenige sind, wird es einfacher sein unterzutauchen, aber gleichzeitig sind wir auch angreifbarer.“ gab Koizumi zu bedenken.
„Was ist überhaupt Haruhis Ziel? Sie erwähnte mir gegenüber, dass diese Reise wichtig wäre, was hat sie vor?“
„Diese Frage wird nur sie dir beantworten können, fürchte ich. Allerdings könnte ich einige Vermutungen anstellen was das betrifft, Kyon. Ich denke...“ in diesem Moment öffnete sich die Tür und Anduin trat ein. Da es sein Anwesen war, hielt er es anscheinend nicht für nötig anzuklopfen oder höflich zu sein.
„Geheimnisse?“ fragte er, als er merkte wie alle ihn anstarrten und verstummten.
„Vielleicht.“ erwiderte Koizumi merkwürdig verschlossen und warf Kyon einen seltsamen Blick zu, anscheinend waren ihre Gespräche über Haruhis Wahnsinn damit erst einmal vorbei...hurra.
„Oh keine Angst, ich bin nicht wütend dass ihr plötzlich aufgehört habt zu reden. Wir haben alle unsere Geheimnisse zu wahren, vor allem in diesen seltsamen Zeiten.“
„Danke Anduin und keine Sorge, wir werden deine Gastfreundschaft nicht mehr lange in Anspruch nehmen müssen.“
„Meinetwegen könnt ihr so lange bleiben wie ihr wollt, Kyon. Es ist immer schön, wenn so viel hübsche Mädchen sich in meinem Haus aufhalten.“ er zwinkerte der errötenden Asahina zu „Übrigens, ich war gerade bei eurer Lady Haruhi, sie langweilt sich schrecklich.“
„Das ist nichts Neues, sie langweilt sich ständig. Ich hoffe sie hat nichts verrücktes oder gefährliches angestellt, oder beides.“
„Keine Sorge, sie hat sich einwandfrei benommen. Wenn jemand etwas zu aufdringlich war, dann vielleicht eher ich, aber du kennst mich ja Kyon, in Anwesenheit von solcher Schönheit kann ich einfach nicht still bleiben.“
„Ich kann mir gut vorstellen wie sie reagiert hat.“ meinte Kyon grinsend „Erstaunlich dass dein Kopf noch dran ist Anduin.“
„Sie verfügt wirklich über eine scharfe Zunge.“ gab der Linda ihm nachdenklich recht.
„Es tut mir leid, ich werde versuchen mit ihr darüber zu reden und verhindern dass sie unserem Gastgeber weiterhin auf die Nerven geht.“
„Oh du missverstehst mich, ich kassiere gerne ein paar nett gemeinte Beleidigungen, um dafür die Aufmerksamkeit von Lady Haruhi auf mich zu ziehen. Alleine wie anmutig sie sich bewegt, es ist fast als würde sie schweben, wundervoll. So etwas findest du hier in den Republiken nicht so leicht, Kyon. Verglichen mit ihr wirken die Adelstöchtern mit denen ich mich Tag für Tag abgeben muss wie plumpe Trolle. Sie ist wie eine betörende Sirene aus den Geschichten über die blutigen Buchten von Ceicla, wie eine Dryade aus den Wäldern Vanidariens oder eine Göttin gesandt vom Licht des Mondes. Ihre Beleidigungen waren nichts weiter als der Abwehrmechanismus eines schüchternen, freundlichen und hilflosen Mädchens, da bin ich mir absolut sicher.“
„Tatsächlich? Sei lieber vorsichtig dass Haruhi dich nicht so reden hört.“ Kyon bezweifelte dass Anduin damit richtig lag, Haruhi hatte mit ziemlicher Sicherheit jedes einzelne Wort ernstgemeint.
„Ach, gib mir noch ein paar Tage und sie wird sich unsterblich in mich verlieben.“ entgegnete Anduin voller Überzeugung.
„Falls wir so lange bleiben werden, vielleicht. Allerdings planen wir so schnell wie möglich weiterzuziehen, in die Eisenberge.“
„Die Eisenberge? Dort oben gibt es doch nichts.“ antwortete der Linda überrascht „Ich hatte eigentlich angenommen ihr wollt zurück nach Benjii. Anderseits ist es im Moment vielleicht besser sich etwas abseits zu halten.“
„Wegen dieser angeblichen Rebellion?“
„Nicht nur angeblich, sie wird kommen. Gemeinsam mit der deadlischen Flotte ist es uns möglich Aratar von hier aus ohne Probleme unter Druck zu setzen und die Armeen des Königs sind keine Bedrohung. Die königlichen Pikenierhaufen würden von den deadlischen Musketen einfach in Stücke gerissen werden, sobald sie versuchen bei uns einzumarschieren. Also können wir uns ganz in Ruhe um die nördlichen Unterstützer des Königs kümmern.“

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„Was ist wenn er mit Reitern angreift? Musketen sind ja gut und schön, aber ihr habt nicht sehr viele und eine größere Anzahl Kavallerie würde alles zunichte machen.“ warf Koizumi desinteressiert ein, dieser ganze Aufstand schien ihn vor einen Silberblatt erstaunlich wenig zu kümmern. Dabei waren sie sonst die ersten, die dabei waren wenn es gegen den König ging.
„Diese Masse an Reitern kann er nur an zwei Orten des Reiches finden, in Belunda und in Vanidarien. Die Vanidaren hassen den König, wie Ihr als Vertreter dieses seltsamen Volkes sicher selbst am besten wisst. Und was Belunda angeht, wir haben noch immer Herzog Georgios.“

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„Georgios der Verräter.“ korrigierte ihn Koizumi.
„Wie auch immer man ihn nennen will, er verfügt über eine große Flotte und mit dem Adlerfelsen auch über eine gute Position für einen Angriff auf Belunda.“
„Wenn Ihr meint.“ war alles was Koizumi noch dazu sagte, bevor er sich verabschiedete und irgendwas davon murmelte dass er noch packen wollte. Damit löste sich die kleine Gruppe nach und nach auf und der Zeitpunkt ihres Aufbruchs zu den Eisenbergen und damit auch zu vollkommen neuen Problemen rückte immer näher und näher.

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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 13. Januar 2014 22:26

Kapitel 20: Yuki zeigt Emotionen, fliegende Schweine in Deadlien gesichtet


2105. Jahr der Sonne, Nurc in der Republik Linistien:
Zwei weitere Tage waren verstrichen ehe sowohl Ärzte, Yuki als auch Kyon mit Asahinas Zustand zufrieden waren und meinten sie sei fähig die Reise fortzusetzen. In diesen Tagen geschah nicht viel, Koizumi ließ den Vanidaren der Kyon verraten hatte vorerst in Nurc einkerkern und meinte er würde sich mit der Situation befassen sobald die Reise durch die Republiken vorbei war. Abgesehen davon versuchte Anduin sich noch einige male sich an Haruhi ranzumachen, stellte diese Versuche jedoch eines Tages ein nachdem ein Geräusch das deutlich nach einer Ohrfeige klang aus dem Zimmer ertönte in dem Haruhi und er sich alleine befanden. Am Tage der Abreise versammelte Anduin die Gruppe um Haruhi im Speisesaal des Hauses. Anwesend waren Haruhi, Koizumi, Asahina, Yuki, der verbleibende Vanidarische Ritter, sowie ein Deadlier den Kyon nicht kannte. Während sie alle aßen eröffnete Anduin das Gespräch.
„Ihr werdet also Morgen in aller Frühe aufbrechen, ja?“
„Allerdings, das werden wir.“ meinte Haruhi und warf Anduin einen vernichtenden Blick zu den dieser mit einem Lächeln ignorierte.
„Darf ich fragen wann ihr wieder zurückkehren werdet? Die Eisenberge befinden sich nahe zur Grenze Nordmars und könnten somit schnell zu einem Schlachtfeld werden sobald der Krieg beginnt.“
„Und wann wird der Krieg beginnen?“ fragte Koizumi und sah leicht misstrauisch aus.
„Sobald das Fest in Juliues beendet wurde. Der Rat will den Bürgern der Republiken das Fest der Unabhängigkeit nicht verderben, daher wird alles was mit der Rebellion zu tun hat erst nach dem Fest öffentlich gemacht.“
„Dann dürfte es keine Probleme geben, wir wollten eh am Fest teilnehmen. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.“ meinte Haruhi mit einer Kälte in der Stimme die Jeanette Linda alle Ehre machte, Anduin schien dies jedoch nicht zu kümmern.
„Um euch mache ich mir keine Sorgen, Lady Haruhi. Ich bin mir sicher ihr könnt gut auf euch selbst aufpassen, ich mache mir eher Sorgen um Kyon.“
„Um mich? Warum?“ fragte Kyon leicht besorgt, wenn Anduin sich Sorgen machte könnte die Situation durchaus ernst sein.
„Weil es so scheint als wenn es Asakura auf dich abgesehen hat, das allein ist schon ein Grund zur Sorge. Wenn sie zudem noch mit einem Vanidaren zusammenarbeitet...“
„Ich verstehe worauf du hinaus willst, danke. Was schlägst du also vor?“
„Ihr solltest noch ein wenig Unterstützung mitnehmen, um Asakura etwas entgegenzusetzen wäre es am besten wenn ihr Männer der Gilde mitnehmt.“
„Darf ich dich daran erinnern dass Männer der Gilde dieser Verrückten das letzte mal geholfen haben?“
„Das waren Abtrünnige! Keine richtigen Gildenmitglieder... zumindest die meisten von ihnen. Ach, keine Sorge Kyon! Wenn es dich zufrieden stellt schicke ich eben nur meinen loyalsten Attentäter mit, der würde mich nie betrügen!“
„Und wer ist dieser jemand?“
„Hattori aus dem Hanzo Clan, die Eisenberge sind außerdem seine Heimat, somit hättet ihr auch einen ortskundigen Führer zusätzlich zu Lady Asahina.“
„Hattori war dieser Typ mit dem Tuch der einfach so im Schatten verschwinden kann, oder?“ platzte es aus Haruhi heraus bevor Kyon etwas sagen konnte.
„Genau der.“
„Wir nehmen ihn mit.“ und damit war die Sache beschlossen. Bevor Anduin fortfahren konnte räusperte sich der Deadlier der mit ihnen am Tisch saß.
„Entschuldigt bitte, aber als Zeichen unserer Unterstützung würde ich euch darum bitten ebenfalls jemanden als Wache mit euch zu schicken.“ meinte er an Haruhi gewandt. „Ich würde euch darum bitten Lady Yuzumi mitzunehmen, sie ist die beste Schützin die Deadlien hat und kann sicherlich nützlich sein.“
„Meint ihr sie könnte mir etwas über Musketen erzählen wenn ich sie frage?“ Haruhis Frage schien den Deadlier zu verwirren.
„Ähm, ich denke schon, ja.“
„Sie kommt auch mit.“ Kyon machte sich nicht einmal die Mühe zu protestieren und aß einfach weiter.
„Sehr gut.“ meinte Anduin zufrieden und lächelte den Deadlier an „Ich werde Hattori und Lady Yuzumi noch heute voraus schicken, sie werden am alten Gasthaus warten dass ihr während eurer Reise bereits benutzt habt, Sir Johan. Könntet ihr Lady Haruhi und ihre Gruppe Morgen zu diesem Gasthaus führen? Ich brauche alle meine Leute hier um ein paar Sachen vorzubereiten.“
„Natürlich, Lord Anduin.“ meinte der Deadlier.
„Sehr gut, und hört auf mich Lord zu nennen, ich bin nicht wirklich Teil des oberen Adels wie Lady Asahina hier.“ Nach diesen Worten verlor der Inhalt des Gespräches an Bedeutung und endete eine knappe Stunde später als alle in ihr Bett gingen. Während Haruhi fröhlich und aufgeregt in ihr Bett ging und zusah wie Mampfi sich in den mit Kissen vollgestopften Korb kuschelte der neben eben jenem Bett stand saß Kyon in seinem Zimmer und starrte auf die Wand, er konnte das Gefühl einfach nicht loswerden dass ihm noch schreckliches bevorstand.


2105. Jahr der Sonne, Republik Benjii in einem Wald nahe der Vanidarischen Grenze
Shion tobte vor Wut, man sah es ihr nicht wirklich an wenn man sie nicht gut kannte aber ohne Zweifel war sie so wütend wie seit langem nicht mehr. Sie stand etwas von ihren Leibwachen entfernt und starrte in den Wald, neben ihr kniete ein Dutzend menschlicher Diener die ihr vor einigen Minuten eine Nachricht überbracht hatten, Malice war sich nicht ganz sicher was es für eine Nachricht war, aber sie schien nicht gerade gut gewesen zu sein. Mittlerweile befanden sich ganze 58 Nathrezim in dieser fremden Welt, etwas mehr als die Hälfte von Shions Leibwache, und sie alle hielten mehrere Meter Abstand von ihrer Herrin und warteten geduldig. Neben Malice befanden sich ihr Anführer, Lord Malek, und ein relativ neues Mitglied der Leibgarde, eine weibliche Elfin namens Morrigan die gerade einmal drei Dekaden Mitglied der Nathrezim war. Diese war es auch die sich an den Lord wandte und ahnungslos fragte.
„Sollten wir vielleicht zu ihr gehen und fragen was los ist?“
„Wenn du unbedingt sterben willst, nur zu.“ antwortete Malice und warf einen nervösen Blick zu Shion.
„Sterben? Was meinst du damit?“
„Du bist erst seit einigen Jahrzehnten bei uns, daher kann ich verstehen dass du die Situation nicht ganz begreifst. Guck auf die Hände der Herrin, siehst du wie sie leicht zittern?“
„Ja, und?“
„Sie ist wütend.“
„Wütend? Wie kannst du das so genau wissen?“
„Wütend ist das falsche Wort, Malice.“ mischte sich Malek ein. „Ich würde eher sagen sie ist völlig außer sich, das letzte mal als ich sie so gesehen habe war als sie... oh. Wenn die Menschen schlau gewesen wären hätten sie sich sofort nach ihrem Bericht von der Herrin entfernt, andererseits wenn sie schlau wären würden es keine normalen Menschen sein.“ meinte Malek während er beobachtete wie die Diener um Shion herum von schwarzen Blitzen vernichtet wurden.
„Das war doch... die Herrin kann die Magie unserer Zauberinnen benutzen?“ fragte Morrigan deutlich überrascht.
„Natürlich kann sie das, weißt du überhaupt etwas über die Frau der du dienst?“ frage Malice mit einem überheblichen Unterton in der Stimme.
„Ich weiß nur dass sie eine menschliche Hexe ist die aus irgendeinem Grund den Respekt von Lord Malek verdient hat.“
„Diese menschliche Hexe von der du sprichst ist wahrscheinlich drei mal so alt wie du, Morrigan. Und mindestens die Hälfte dieses Lebens hat sie unsere Magie studiert, allerdings ist studieren so gut wie das einzige was sie je gemacht hat, bisher war sie nicht allzu oft an kämpfen beteiligt. Ach ja, du solltest ihr Alter nie erwähnen, die Herrin ist da ein wenig empfindlich.“
„Wie empfindlich?“
„Du bist hier weil dein Vorgänger ihr Alter erwähnt hatte. Ah, Herrin. Was hat der Abschaum euch berichtet?“ fragte Malek als Shion näher kam. Diese ignorierte die Frage ihres Dieners vorerst und fing an vor den drei Dunkelelfen auf und ab zu gehen und vor sich hin zu murmeln.
„Erst provoziert mich dieser nutzlose Stofffetzen, dann werde ich zur Unterstützung eben jener Kreatur abkommandiert und soll mich zudem vorerst bedeckt halten! Und jetzt wagt es jemand meine Diener anzugreifen! Unfassbar, einfach nur unfassbar! Wer könnte solche Dreistigkeit besitzen? Wenn es dieser verfaulte Idiot war wird er dafür bluten! Ich wusste ich hätte ihm nicht trauen sollen als er meinte die Situation sei unter Kontrolle! Verflucht sei dieser Tephus!“
„Hat diese Sache etwas mit Nyms Verschwinden zu tun?“ wagte es Morrigan ihre Herrin zu unterbrechen und erntete dafür einen Blick der ihr einen äußerst schmerzvollen Tod versprach sollte sie es erneut wagen.
„Ja, hat es! Diese nutzlosen Dinger...“ Shion wedelte mit ihrem Arm dahin wo die wenigen Überreste der Menschen lagen „... haben mir berichtet dass seine Leiche gefunden wurde! Irgendwer hat ihn umgebracht! Und ich gehe stark davon aus dass es keiner von Tzeentch's Dienern war. Ich will wissen was da los war. Außerdem scheint es so als wenn die Truppen des Wandlers stärker sind als angenommen, es könnte sein dass die Menschen in dieser Burg... wie hieß sie noch gleich?“
„Stratholme, Herrin.“ meinte Malice mit einer Verbeugung.
„Genau, jedenfalls kann es sein dass die Menschen da alle sterben werden. So ungern ich es auch sage, auf eine Art sind sie unsere Verbündeten gegen den Wandler, je länger sie den Wandler beschäftigen können desto besser. Malice! Nimm dir ein Dutzend Nathrezim und gehe in das Land dass die Leute hier Belunda nennen! Störe die feindlichen Truppen so gut es geht, aber haltet euch von den Dämonen fern, ich will nicht dass Tzeentch merkt dass ich hier bin wenn es sich vermeiden lässt. Vielleicht weiß er es schon und ich treffe unnötige Vorkehrungen, aber das kann ich nicht ändern. Ach ja, finde raus wer Nym umgebracht hat, er mag im Vergleich zu dir und Malek ein Schwächling gewesen sein, aber er war trotzdem mein Diener und ich habe es ihm nicht erlaubt zu sterben. Finde raus wer ihn umgebracht hat und erstatte mir Bericht, unter keinen Umständen greifst du den Feind selber an, verstanden?“
„Jawohl, Herrin.“ mit diesen Worten verneigte sich Malice und wandte sich um sie rief einigen Kriegern etwas zu und brach kurze Zeit später mit ihrer Truppe auf.

Nachdem Malice verschwunden war und Shion sich einigermaßen beruhigt hatte fuhr sie fort.
„Naruz!“ kurz nachdem sie gerufen hatte trat auch schon einer der Dunkelelfen die sich bisher zurückgehalten hatten vor und verbeugte sich.
„Ihr habt gerufen, Herrin?“
„Ja, ich vertraue diesem verfluchten Stofffetzen nicht. Er führt sich noch merkwürdiger auf als sonst. Du gehst als erster von uns nach Vanidarien, besser gesagt direkt nach Vanidos. Für jemanden der so talentiert ist wie du wird es doch wohl ein Kinderspiel sein nicht von den Menschen entdeckt zu werden, oder?“
„Ihr beleidigt mich, Herrin. Einzig und alleine Va... ich meine der Dämon könnte in der Lage sein meine Anwesenheit zu bemerken.“
„Und das ist auch gut so, sorge dafür dass er seinen Auftrag erledigt, sobald er auch nur den kleinsten Fehler macht hast du meine Erlaubnis dieser neuen Matriarchin ein bisschen wehzutun, wir brauchen sie lebend, nicht unverletzt. Sage das bitte diesem nutzlosen Dämon.“
„Jawohl, Herrin!“ ohne ein weiteres Wort zu verlieren machte sich der Dunkelelf auf den Weg.
„Sehr gut, nun zu dir Morrigan. Du wirst dir drei Krieger nehmen und Vanidarien auskundschaften, ich will wissen wie viele Soldaten dieser König hat und wo sie stehen, außerdem sollst du herausfinden ob es da irgendwo Warpportale gibt, Portale die groß und stabil genug sind um Morgana zu beschwören.“ Bei den letzten Worten Shions schluckte Malek, Morgana war der Name den Shion ihrer gefährlichsten Waffe gegeben hatte, einer Königshydra die vor knapp 100 Jahren in den Besitz der Hexe gelangt war.


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„Herrin, entschuldigt meine Einmischung, aber die schwarze Lady würde es niemals gutheißen wenn ihr einfach so Morgana beschwört. Ich meine, wir sind trotz allem noch auf Geheimhaltung angewiesen und eine Hydra...“
„Hältst du mich etwa für dumm, Malek?“ fragte Shion mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme der Morrigan dazu veranlasste sich schnellst möglich von ihrer Herrin zu entfernen, im Gegensatz zu den menschlichen Dienern hatte sie einen recht starken Überlebenswillen.
„Natürlich nicht Herrin, verzeiht mir.“ meinte Malek der merkte dass es selbst für ihn nicht sicher wäre eine Diskussion zu beginnen.
„Das will ich auch nicht hoffen. Um dich zu beruhigen, ich habe nicht vor Morgana zu holen, noch nicht. Aber ich will mir zumindest die Möglichkeit offen halten falls es nötig wird. Sollte es Tzeentch gelingen die Menschen dieser Welt unter seine Kontrolle zu bringen könnte es selbst für euch schwierig werden gegen ihre vereinten Armeen zu bestehen, allerdings bezweifle ich dass es auch nur einen Mann in dieser Welt gibt der nicht beim Anblick einer Hydra wegrennen würde. Da wir die Sache nun geklärt haben kannst du den anderen sagen dass wir hier unser Lager für die Nacht aufschlagen werden, wo ist Morrigan?“
„Sie ist gerade eben mit drei Kriegern aufgebrochen.“ erstattete ihr einer der Nathrezim Bericht.
„Sehr gut, jetzt bleibt mir nur zu hoffen dass dieser elende Dämon seine Arbeit gut macht und ich nicht zu lange warten muss.“


Und wenn es nach mir ginge hätte sie den Rest ihres Lebens dort in diesem Wald gehockt und gewartet dass etwas passiert, leider geht es nur selten nach mir, aber das habt ihr wahrscheinlich bereits mitbekommen. Währenddessen traf die Priesterin Christine in Stratholme ein wo sie auch sogleich von Abbendis begrüßt wurde. Wo wir gerade bei der Priesterin sind, wer hätte gedacht dass sie und diese Hexe sich kennen? Woher genau sie sich kennen? Diese Geschichte gehört nun wirklich nicht hier her! Das könnt ihr in den Aufzeichnungen eines verrückten Schreiberlings lesen der irgendwelche Chroniken über ein seltsames Land namens Kislev schrieb, so genau weiß ich es nicht mehr.

2105. Jahr der Sonne, Burg Stratholme im Herzogtum Belunda

„Ihr seid wieder zu uns zurückgekehrt!“ rief Abbendis fröhlich und winkte der leicht verwirrt wirkenden Priesterin zu. „Ihr wart so lange weg, ich dachte schon ihr seid irgendwo auf diese Dämonen getroffen und gestorben!“
„Ich bin tatsächlich auf Dämonen getroffen, gestorben bin ich jedoch nicht. Ich muss euch etwas fragen, etwas über ein Mädchen dass hier auf diesem Kontinent lebt, zumindest hoffe ich dass sie es tut.“
„Ein Mädchen? Ist dieses Mädchen wichtig?“
„In der Tat, ich glaube sogar dass sie sehr wichtig ist. Ich kann es nicht genau erklären, ihr werdet mir wohl vertrauen müssen.“ bevor Abbendis antworten konnte ertönte die wütende Stimme Dathrohan's hinter ihr.
„Lady Christine! Da seid ihr ja, bitte folgt mir sofort zu Lord Fordring, es gibt da etwas dass wir euch fragen müssen! Huch, Abbendis? Du bist auch hier? Gut, du kannst gleich mitkommen!“ mit diesen Worten wandte sich der Mann auch schon um und stapfte voraus in Richtung Thronsaal.
„Es ist wohl besser wenn wir ihm vorerst folgen und später auf das Mädchen zu sprechen kommen, irgendwas scheint ihn ziemlich wütend gemacht zu haben.“ meinte Abbendis mit einem entschuldigendem Lächeln. Während die beiden Frauen hinter Dathrohan herliefen sah Christine sich um. Wo sie auch hinsah waren die Menschen am arbeiten, manche schleppten Baumaterial an um die Mauer weiter zu befestigen, andere waren damit beschäftigt Erdwälle und Palisaden vor der Steinmauer zu errichten. Auf einer Plattform welche zwei Mauerstücke miteinander verband sah die Priesterin wie einige Männer sich daran machten drei Torsionsgeschütze aufzubauen.
„Die wenigen Baumeister die wir hier haben taten ihr möglichstes um die Geschütze zu verbessern die uns zur Verfügung standen. Sie haben es geschafft sie ein wenig genauer zu machen und sie haben das Neuspannen der Geschütze vereinfacht, somit dürften sie nun ein wenig öfter feuern, nicht viel aber hoffentlich genug um einen kleinen Unterschied zu machen.“ Christine sagte nichts, sie war sich ziemlich sicher dass ein paar extra Geschosse nicht gegen die Horden Tzeentch's helfen würden, wollte die Moral der Menschen hier jedoch nicht unnötig verschlechtern. Nach einer Weile passierten sie die Trainingsfelder der Burg wo die Bauern der Umgebung eine schnelle Ausbildung für den Kampf gegen die Dämonen erhielten, falls man einen Menschen für so etwas überhaupt ausbilden konnte. „Seit ihr uns verlassen habt haben wir insgesamt ein wenig mehr als 700 neue... Soldaten erhalten.“ Abbendis zögerte bevor sie das Wort benutzte und Christine verstand sofort weshalb.
„Und wie viele von ihnen sind tatsächlich Soldaten?“ Abbendis seufzte bevor sie antwortete und sah ein wenig niedergeschlagen auf den Boden.
„Vielleicht etwas mehr als 200 von ihnen, der Rest besteht aus Bauern der Umgebung und Bürgern von Stratholme die sich freiwillig gemeldet haben, es wurde sogar Frauen gestattet sich den Kämpfern anzuschließen, dies ist noch nie zuvor in der Geschichte des Herzogtums geschehen, wenn man von meiner Familie absieht.“ Da sie bereits den Saal erreicht hatten verstummte ihr Gespräch und die beiden Frauen traten ein. Dort warteten bereits Lord Fordring, Dathrohan, Morgraine, Sir Wrynn und Sir Varimathras auf sie.
„Willkommen zurück, Lady Christine.“ begrüßte Lord Fordring die Priesterin. „Es tut mir leid dass ihr so kurz nach eurer Rückkehr schon zu mir kommen musstet allerdings habe ich etwas dass mir Sorgen bereitet, und zwar euer Kampf gegen... was auch immer es war dass sich unter die Flüchtlinge gemischt hatte. Würdet ihr mir bitte erklären was es damit auf sich hatte?“ Christine überlegte kurz, der Lord brauchte nicht die ganze Geschichte zu wissen, das ging weder ihn noch einen der anderen Anwesenden etwas an also entschied sich die Priesterin dafür die Erklärung so kurz wie möglich zu halten.
„Mein Gegner war etwas dass man in meiner Heimat als Dunkelelf bezeichnet. Sie erinnern ein wenig an Menschen, sind jedoch weit dünner und athletischer gebaut. Sie bewegen sich recht elegant und haben spitze Ohren. Außerdem sind sie sehr schnell und stärker als man ihnen zutraut. Sie sind gefährliche Gegner und einer von ihnen könnte den besten Schwertkämpfer eures Herzogtums töten ohne sich auch nur anzustrengen. Dunkelelfen sind von Natur aus bösartige Wesen die es lieben Leid und Schmerz zu verbreiten, diese hier sind jedoch noch weit schlimmer.“ Christine machte eine Pause während vor ihrem inneren Auge das Bild einer Frau mit langen, dunklen Haaren und einem höhnischen Grinsen auftauchte.


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„Dann gehe ich davon aus dass dieser... ihr nanntet sie Dunkelelfen? Dass dieser Dunkelelf einer besonderen Gruppe angehört?“
„Ja, seine Gruppe trägt den Namen Nathrezim, ich habe gehört dass der Name einer alten Sprache aus der Heimat ihrer Herrin entstammt und so viel bedeutet wie 'Die Herren des Schreckens'. Die Nathrezim dienen als Leibwache der Chaoshexe Shion. Ihr erinnert euch noch daran was ich euch über Chaoshexer gesagt habe?“ Die Anwesenden nickten. „Shion ist selbst verglichen mit anderen Hexen ein verdammtest Miststück, muss sie auch sein um von Dunkelelfen als Herrin akzeptiert zu werden. Einst war sie eine Dienerin des Tzeentch, jedoch verfiel sie den Versuchungen des Prinzen der Dunkelheit, dem Chaosgott Slaanesh. Ich hatte bereits mit ihr zu tun, ich habe noch eine Rechnung mit ihr offen... eine ziemlich persönliche Rechnung.“ meinte Christine mit einem finsteren Blick, niemand wage zu fragen worum es ging, nicht einmal die sonst so neugierige Abbendis.
„Mit anderen Worten, mehr als nur einer dieser Chaosgötter hat sein Auge auf uns geworfen. Meint ihr dass sie zusammenarbeiten?“ Christine brauchte nicht lange nachzudenken bevor sie antwortete.
„Das wage ich ernsthaft zu bezweifeln, es ist nicht undenkbar dass Tzeentch und Slaanesh zusammenarbeiten, aber wenn sie wirklich gemeinsame Sache machen würden wäre Shion nicht hier, sie fürchtet sich zu sehr vor ihrem Herrn den sie verraten hat als dass sie sich freiwillig seinen Dienern ausliefern würde.“
„Seid ihr euch sicher dass sie hier ist?“
„Glaubt mir, wo die Nathrezim sind ist Shion nicht weit.“

Nach diesen letzten Worten der Priesterin kehrte eine Pause ein. Schließlich war es Varimathras der sprach.
„Nun, ich will euch keine Vorwürfe machen, da ich nun die Situation kenne denke ich dass ihr durchaus richtig gehandelt habt. Allerdings finde ich es bedauernswert dass ihr diesen Dunkelelfen nicht lebendig fangen konntet, ich hätte zu gern gewusst was er hier wollte. Um auf etwas anderes zu sprechen zu kommen, die Hauptstreitmacht des Feindes ist nicht einmal mehr eine Woche von hier entfernt, wir sollten von nun an unsere Anstrengungen verdoppeln um die Burg zu befestigen. Mir ist es gelungen Kontakt zu einem alten Freund von mir aufzunehmen, er ist der Anführer einer Abteilung von Bogenschützen in der Armee Belundas die sich 'die Windspieler' nennt. Es sind 300 Mann und sie zählen zu den besten Schützen der Armee. Ich habe ihn dazu überredet hierher zu kommen, er wird uns helfen. Außerdem habe ich einen Lord der mir einen Gefallen schuldet dazu gebracht ein Dutzend seiner Ritter zu uns zu schicken, sie dürften im Laufe der nächsten drei Tage eintreffen.“ Diese Nachricht sorgte zumindest für ein wenig mehr Hoffnung in den Gesichtern der anwesenden Belunder, Christine kannte sich selbstverständlich überhaupt nicht mit den verschiedenen Einheiten und Abteilungen der belundischen Armee aus, aber es schien so als wenn die Ritter große Hoffnungen für diese Windspieler hegten. Die nächsten zwei Stunden besprachen alle Anwesenden noch einige Dinge die wichtig für die Verteidigung Stratholmes schienen. Schließlich brach Lord Fordring die Versammlung ab und schickte sie alle auf ihre Zimmer. Erst als Christine auf ihrem Bett lag und kurz davor war einzuschlafen ging ihr durch den Kopf dass sie ganz vergessen hatte nach dem Mädchen zu fragen. Jetzt noch einmal aufzustehen und nach den Rittern zu suchen erschien ihr jedoch mehr als sinnlos, wahrscheinlich schliefen sie bereits und daher beschloss die Priesterin das ganze auf den nächsten Tag zu verschieben.


2105. Jahr der Sonne, Pfad zu den Eisenbergen in der Republik Linistien
Es war bereits Nachmittag als Sir Johan der Gruppe um Haruhi eröffnete dass es nicht mehr weit bis zum Gasthaus sei dass für sie vorbereitet worden war. Sie waren früh am Morgen aufgebrochen und eine ganze Weile geritten bis sie den Pfad fanden der sie unweigerlich in die Eisenberge und zu den heißen Quellen dort führen würde. Leider schien Haruhi sich wie immer mehr für Monster als für die natürlichen Wunder der Republiken zu interessieren. Lady Tsuruya, niemand wusste wo sie während des ganzen Aufstands in Nurc eigentlich war, hatte beschlossen bei Anduin zu bleiben, nachdem sie sah wie schwer Asahina verletzt wurde verging selbst ihr die Lust an dieser Reise und sie meinte dass sie als erste nach Juliues reisen würde um bei den Vorbereitungen zum Fest der Unabhängigkeit zu helfen. Asahina stützte sich an Kyons rechtem Arm ab während sie den steiler werdenden Bergpfad erklommen, dieser war für Pferde ungeeignet weshalb sie den Rest des Weges zu Fuß bewältigen mussten. Kyon war ungemein froh darüber dass sie das Gasthaus bald erreichen würden, er bezweifelte dass Lady Asahina noch viel weiter gehen konnte. Der Gruppe um einiges voraus ging natürlich Haruhi, an ihrer Seite watschelte ein fröhlicher Mampfi, vielleicht war dies ja seine Heimat, dachte Kyon, undenkbar war es immerhin nicht. In aller Stille überlegte er wie lange es wohl dauern würde bis die Umgebung für Haruhi uninteressant wurde und sie anfangen würde sich zu beschweren. Überraschenderweise war die Antwort dass sie sich überhaupt nicht beschwerte, etwas womit Kyon niemals gerechnet hätte. Sie blieb tatsächlich ausnahmsweise still, bis zehn Minuten später das Gasthaus in Sicht kam. Dort warteten bereits Yuzumi und Hattori. Yuzumi hatte ihre Muskete auf dem Rücken und hob ihre rechte Hand als Gruß, und das war der Augenblick in dem eine wahre Kette von ungewöhnlichen Dingen geschah. Es begann damit dass Yuki sprach, ohne vorher etwas gefragt zu werden.
„Wir sind da, Johan.“ meinte sie an den Deadlier gewandt und dachte nicht einmal im Traum daran seinen Titel zu benutzen, etwas dass den Mann jedoch nicht zu stören schien, nicht zum ersten mal fragte Kyon sich wer sie eigentlich war. Vielleicht sollte er einfach mal diesen Johan fragen.
„Ja, das sind wir, Lady Yuki. Lady Yuzumi wartet bereits auf uns.“ meinte der Angesprochene leicht verwirrt. Lady Yuki? Wer war dieses Mädchen?
„Allerdings. Du hast einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler.“ Kyon musste ganz genau hinhören, aber er war sich sicher. Yukis Stimme hatte tatsächlich für einen winzigen Augenblick... amüsiert geklungen. Der Deadlier war ein lebendiges Fragezeichen, solange bis sein Blick auf Mampfi fiel und er seine Augen aufriss.
„Oh verdammt! Schnell, ihr müsst...“
„Zu spät.“ unterbrach Yuki ihn und deutete mit dem Finger nach vorn. Die Gruppe hielt an. Nur wenige Meter von Haruhi entfernt stand Yuzumi, die Augen weit aufgerissen und hell leuchtend, ihr Blick war auf einen Punkt neben Haruhis Beinen fokussiert, genaugenommen der Punkt an dem Mampfi sich befand. Die Deadlierin trat einen Schritt vor und öffnete den Mund.
„K-k-k...“
„Hm? Bitte was?“ meinte Haruhi und sah ernsthaft verwirrt zu Yuzumi herüber.
„K-k-k-k-k... Kawaiiiiiiiiiiii!“ schrie die Deadlierin so laut dass selbst Haruhi zusammenzuckte und raste auf die Silberblatt zu. Der letzte Ritter ihrer Leibwache stellte sich sofort schützend vor seine Herrin... und wurde komplett ignoriert. Yuzumi stürmte mit extremer Geschwindigkeit an ihm vorbei und hielt direkt auf Mampfi zu in dessen Gesicht sich reines Entsetzen spiegelte, falls das bei einem Bergbären möglich war. Sofort ließ sich der Bär auf alle vier Beine fallen und raste mit einer Geschwindigkeit die Kyon ihm niemals zugetraut hätte den Pfad wieder hinunter in Richtung Nurc mit Yuzumi dicht auf den Fersen. Die gesamte Gruppe schwieg für ganze zehn Minuten, selbst Haruhi fiel nichts ein. Schließlich war es Kyon der sich an Yukis Kommentar über Yuzumi erinnerte und es leise vor sich hinmurmelnd wiederholte.
„Sie ist zu Emotionsgeladen... ich glaube ich verstehe was Yuki damit meinte.“ er ließ seinen Blick zu Yuki herüber schweifen während der Rest der Gruppe, noch immer schweigend, einfach nur nickte. Und was Kyon da sah schockierte ihn beinahe noch mehr, es war nur ein winziger Augenblick, aber Kyon könnte schwören dass Yuki gelächelt hatte! Zumindest hatte sie ihre Mundwinkel leicht bewegt und einen Blick aufgesetzt der zu sagen schien 'Ich habe es dir doch gesagt'. Letztendlich brach Koizumi das Schweigen endgültig mit einer Frage.
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir gehen ins Gasthaus und warten, mehr können wir nicht tun. Lady Yuzumi wird schon zurückkehren, zusammen mit eurem Haustier.“ meinte Sir Johan an Haruhi gewandt. „Ich bitte euch um Verzeihung, ich hatte ganz vergessen wie Lady Yuzumi reagiert wenn sie ein Tier sieht dass sie niedlich findet. Aber seid unbesorgt, sie wird ihn nicht töten! Ihr könnt beruhigt sein, es ist wirklich am besten wenn wir einfach nur warten.“ Haruhi schien damit einverstanden zu sein, sie nickte und ging auf das Gasthaus zu. Drinnen wurden sie vom Gastwirt und zwei Frauen begrüßt die ihnen als die Köche und Diener vorgestellt wurden, das Gasthaus sah normalerweise nicht viel betrieb weshalb hier nur wenige Leute arbeiteten. Nachdem das Gepäck der Reisegruppe auf ihren Zimmern verstaut war setzte sich die Gruppe in den Gemeinschaftsraum des Gasthauses.
„Ich hätte da noch eine Frage.“ meinte Lady Asahina und sah zu Yuki hinüber. „Was hat Lady Yuzumi da vorhin gerufen?“
„Alt-deadlisch. Heutzutage kaum noch benutzt. Kawaii, kann mit 'niedlich' oder 'süß' übersetzt werden.“ Kyons Augen trafen die von Koizumi und in dessen Blick konnte der Trellik erkennen dass er und der Silberblatt sich ausnahmsweise einig waren, Deadlier waren vollkommen verrückt.

Es war bereits spät am Abend als sich die Tür zum Gasthaus öffnete und alle Blicke auf sich zog. Haruhi und Asahina saßen auf einem Sofa wo die Silberblatt gerade dabei war Asahina von einem neuen Stück deadlischer Mode zu überzeugen dass sie irgendwann in Nurc erworben hatte. Hattori und der letzte Ritter der Vanidaren saßen in einer Ecke und schwiegen sich an während Yuki ein Buch las. In der Mitte des Raumes saßen sich Kyon und Koizumi bei einer Partie Schach gegenüber während Johan ihnen interessiert zusah. Yuzumi betrat den Raum während sie Mampfi fest an ihre Brust drückte und ihre Wange an das weiche Fell des Bergbären schmiegte, ihre Arme wiesen diverse Biss- und Kratzspuren auf was die Deadlierin allerdings nicht weiter zu stören schien. Der entsetzte Bergbär warf einen Blick durch den Raum zu dem kein Tier fähig sein dürfte, es war der Blick eines traumatisierten Wesens dass viel zu viel durchgemacht hatte, es war ein flehender, panischer Blick der verzweifelt um Hilfe bat. Dieser Blick traf den des Trelliks und Kyon schluckte. Der Bergbär hatte gelitten, das stand außer Frage. Kurz überlegte Kyon ob er helfen sollte, besann sich jedoch eines besseren als er sich an die Muskete erinnerte. In Gedanken entschuldigte er sich bei Mampfi und wandte den Blick ab was dem Bergbären ein entsetztes Quietschen entlockte. Kyon beschloss die Sache zu ignorieren und konzentrierte sich ganz auf das Schachspiel und er merkte dass Koizumi es ihm gleichtat. Die beiden sahen erst wieder auf als sie Yukis Stimme hörten.
„Yuzumi, du tust ihm weh.“ Die Angesprochene reagierte sofort und setzte den Bergbären auf den Boden ehe sie leicht rot anlief und zu Haruhi hinüber sah.
„... Entschuldigung.“ murmelte sie ehe sie in ihr Zimmer verschwand. Der traumatisierte Mampfi taumelte mittlerweile unbeholfen zu Haruhi und klammerte sich an ihr Bein woraufhin sie ihn auf ihren Schoß hob und anfing ihn zu streicheln. Sie ließ eine der Dienerinnen einen Korb voll Äpfel holen und bot ihn Mampfi an. Dieser aß jedoch nicht mehr als drei von ihnen eher er sich in Haruhis Schoß zusammenrollte und einschlief. In diesem Moment kam Kyon zum ersten Mal der Gedanke dass diese bedauernswerte Kreatur es vielleicht noch schlimmer erwischt hatte als Lady Asahina, was Kyon sah war ein gebrochener Bergbär, er konnte nur hoffen dass er sich im Laufe des Aufenthaltes bei den heißen Quellen wieder erholte.
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Vanidar » 20. Januar 2014 16:38

21. Die Gärten des Chaos


2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Da saß sie und betrachtete Sora still. Vor ein paar Tagen war sie endlich eingetroffen, ihre neue Zofe. Ihrer eigenen Göttlichkeit sei Dank, musste sie endlich nicht mehr diese Naroko ertragen. Ihre Dienerin war ein aufgewecktes Mädchen mit kurzen, hellbraunen Haaren und grünen Augen. Sie hatte sich vorher um das Heiligtum der Matriarchinnen unterhalb der Festung gekümmert und war damit wohl so eine Art Tempelwächterin, eine Aufgabe die seit jeher eher nutzlosen Bastarden zufiel, auch wenn sich das vielleicht etwas hart anhörte.

Bild

Ihr Name war Leana und sie schien immer guter Dinge und fröhlich zu sein, womit sie in letzter Zeit den perfekten Kontrast zu Sora bildete. Ansonsten war es recht leicht das eher unscheinbare Mädchen zu übersehen, wenn sie nicht gerade redete vergaß man praktisch ihre Anwesenheit. Sie war außerdem noch die Bastardtochter irgendeines Grafen oder Barons aus dem Südosten ihres kleinen Reiches. So genau hatte Sora nicht zugehört und es war auch nicht wichtig, denn im Moment beschäftigte sie eine sehr viel wichtigere und dringendere Frage. Was sollte sie anziehen? Sie stand in ihrer Unterwäsche vor ihrer neuen Dienerin und hielt ihr zwei Kleider entgegen „Was meinst du, das Graue oder das Weiße?“
„Wie wäre es mit keinem von Beiden? Ich finde Euch würde etwas stehen dass ein wenig farbenfroher ist. Vielleicht etwas Rotes oder auch ein dunkles, tiefes Blau mit etwas Grün. Immer nur Grau und Weiß ist auf Dauer langweilig.“ versuchte Leana nicht zum erstenmal die Matriarchin zu etwas mehr Abwechslung was ihre Garderobe anging zu überreden.
„Grau oder Weiß.“ wiederholte Sora unbeeindruckt, sie würde sich ganz bestimmt nicht anziehen wie ein Hofnarr. Haru hatte gestern immerhin einmal mit einem ausweichenden „vielleicht“ geantwortet, als sie ihn erneut fragte ob er ihr nicht endlich einmal die Stadt zeigen wollte. Das war zwar noch keine feste Zusage gewesen, aber immerhin deutlich mehr Begeisterung als er bisher gezeigt hatte. Sora rechnete fest damit dass sie morgen endlich einmal die Stadt sehen würde, vielleicht ritten sie sogar gemeinsam aus und er zeigte ihr das Umland. Sie musste endlich raus aus dieser stickigen, grauen Festung.
„Dann Weiß, schätze ich.“ antwortete die Dienerin unsicher. Bevor Sora sie zufrieden loben konnte, klopfte es sacht an der Tür und Harus leise Stimme erklang „Darf ich eintreten?“
„Nein, darfst du nicht. Wir sind gerade beschäftigt. Aber du kannst von dort aus mit mir reden, ich wollte sowieso noch wegen morgen mit dir sprechen. Ich habe überlegt ob wir uns vom Herzog Pferde bereitstellen lassen sollten.“ Sora lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und musste einfach anfangen zu lächeln, wenn ihre Dienerin nicht gewesen wäre, hätte sie ihn vermutlich trotzdem hereingelassen, auch wenn er dann zu verlegen gewesen wäre um überhaupt noch mit ihr zu reden.
„Deswegen bin ich hier, Sora. Es tut mir leid, aber ich habe etwas wichtiges vor. Ich weiß, wir schieben dass jetzt schon eine Weile immer wieder auf, aber ich war lange nicht mehr hier und muss mich um einige Dinge kümmern. Ich hoffe wirklich dass...“
Ihr fröhliches Lächeln verblasste nach und nach, während er redete. Enttäuscht berührte sie die Tür mit dem Hinterkopf, schloss die Augen und hörte ihm gar nicht mehr zu, wie er weitere Entschuldigungen vorbrachte, vermutlich waren die allesamt nur gelogen und er traf sich mit Naroko. Seit sie nach Vanidos gekommen waren, ließ er sich kaum noch bei ihr blicken. Stattdessen traf er sich mit allen möglichen Leuten, die er von seinen früheren Besuchen hier kannte. Vor allem wenn er sich in der Nähe dieser Naroko befand, wirkte er wie ausgewechselt. Er lachte und strahlte und alleine die Blicke die sich die Beiden zuwarfen nagten an ihrer Seele. Sora schluckte ihren Ärger herunter, als sie daran denken musste dass er in ihrer Nähe selten so fröhlich und unbeschwert war. Meistens war er eigentlich nur besorgt oder mitfühlend, mehr nicht. Sie hätten niemals hierherkommen sollen. In Vanidos gab es zu viele Dinge die ihn von ihr ablenkten und weiter entfernten. Ja, in Rubinus war es sterbenslangweilig gewesen und sie hatte oft davon geträumt von dort zu verschwinden, aber gleichzeitig waren sie auch alleine gewesen. Ein melancholisches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. In der Einsamkeit von Rubinus hatte sie sich nie so verloren gefühlt wie hier unter all diesen Menschen die sie nicht kannte und auch gar nicht kennenlernen wollte.
„Ist schon in Ordnung.“ unterbrach sie Haru und versuchte ihre fröhliche Stimme vom Anfang irgendwie beizubehalten, was ihr mehr schlecht als recht gelang „Wir verschieben es einfach, das ist kein Problem.“
„Danke und es tut mir wirklich leid, aber ich mache es wieder gut, versprochen.“ damit verschwand er auch schon und Sora warf genervt die beiden Kleider zurück aufs Bett.
„Vielleicht,“ begann Leana vorsichtig, als sie die schlechte Laune ihrer neuen Herrin bemerkte, was auch nicht besonders schwer war denn sie kochte förmlich über vor lauter Zorn und Enttäuschung „vielleicht könnte ich Euch die Stadt zeigen. Ich kenne mich in Vanidos gut aus, immerhin bin ich hier aufgewachsen. Ich denke wir bräuchten nicht einmal Wachen mitnehmen, es ist einfach die schlimmeren Gegenden zu meiden und kein Silberblatt könnte Euch und Eurer Göttlichkeit etwas antun.“
„Du hast Recht!“ rief Sora begeistert, auch wenn ein großer Teil dieser Begeisterung nur gespielt war, diese Dienerin bot höchstens einen mittelmäßigen Ersatz für Haru „Vergessen wir diesen übellaunigen Narren, du wirst mir die Stadt zeigen und zwar gleich morgen.“
„Ähm, ich weiß allerdings ehrlich gesagt nicht ob das ohne die Erlaubnis des Herzogs oder Eures Bruders so eine gute Idee ist. Wir sollten sie vorher fragen.“ antwortete sie auf einmal erstaunlich unsicher, anscheinend bereute sie ihren voreiligen Vorschlag bereits wieder „Mir wurde aufgetragen auf Eure Gesundheit zu achten und auch wenn ich Euch nicht aufhalten möchte, muss ich...“
„Ach was, es geht mir großartig!“ rief Sora laut und es war nicht einmal gelogen, körperlich fühlte sie sich so gut wie noch nie in ihrem Leben. Seit sie in Vanidos waren schien es ihr von Tag zu Tag besser zu gehen. Eigentlich hätten die Reise und die ungewohnte Umgebung ihr noch mehr zusetzen müssen, aber stattdessen fühlte sie sich wirklich einfach nur großartig. Andererseits machte sie dass ganze auch ein wenig traurig. Wenn sie krank war, schien Haru ihr deutlich mehr Aufmerksamkeit entgegenzubringen und verbrachte viel Zeit damit sich um sie zu kümmern. Seit er allerdings gemerkt hatte dass es ihr in Vanidos erstaunlich gut ging, musste er sich keine Sorgen mehr um sie machen. Ein erneutes Klopfen an der Tür riss Sora aus ihren trüben Gedanken. Konnte man sie denn nicht einfach in Ruhe lassen, dachte sie genervt.
„Sora.“ erklang die Stimme des Herzogs, es schien dringend zu sein, was Sora aber nicht wirklich interessierte, er sollte nur weggehen „Es ist ein Bote aus dem Süden eingetroffen, er möchte mit der Matriarchin sprechen.“
„Schickt ihn weg. Er kann mich übermorgen im Thronsaal finden wenn er unbedingt mit mir sprechen muss. Jetzt habe ich keine Zeit.“
„Ich fürchte es ist dringend Herrin.“ Terrin senkte die Stimme so weit wie möglich und sie musste sich anstrengen um ihn durch die Tür noch zu verstehen „Außerdem sind die Nachrichten nicht für die vielen Ohren im Thronsaal bestimmt. Ich bitte Euch, es duldet keinen Aufschub.“
Sora seufzte genervt auf und stand kurz davor erneut bissig zu antworten, entschied sich dann aber dagegen und ließ sich von Leana beim ankleiden helfen. Sobald sie fertig war öffnete sie die Tür und unter ihrem missgelaunten Blick humpelte der Herzog in ihr Zimmer hinein. Ihm folgte ein Mann mit noblen Gesichtszügen, langen schwarzen Haaren und seltsamerweise violetten Augen. Er bewegte sich mit einer raubtierartigen Eleganz und seine ungewöhnlichen Augen hefteten sich sofort auf Sora und ihre Dienerin.
„Du darfst dich zurückziehen.“ wandte der Herzog sich kurz an Leana und scheuchte das Mädchen mit einem genervten Blick hinaus.
„Herzog.“ Leana verbeugte sich respektvoll, bevor sie verschwand.
„Wen bringt Ihr mir, Herzog? Er sieht merkwürdig aus, ist er aus einem anderen Reichsteil?“
„Mein Name ist Naruz Mimir, Gesandter der vereinten Republiken, zu Euren Diensten ehrenwerte Matriarchin.“ verbeugte sich der Mann und der schmeichlerische Unterton in seiner Stimme erinnerte sie jetzt schon an eine Schlange.
„Ein seltsamer Name. Zumindest für uns, ich kenne mich mit dem restlichen Reich nicht wirklich aus.“ misstrauisch betrachtete sie die violetten Augen, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Andererseits, ihr eigenes Volk sah zum Großteil auch seltsam aus mit den rubinroten Augen und weißen Haaren und der Herzog schien sich nicht weiter daran zu stören.
„Ein seltsamer Name, für ein seltsames Völkchen. Wir Republikaner und vor allem natürlich wir Mimir, sind eben ein wenig seltsam, aber gerade deswegen sind wir so interessant.“
„Tatsächlich?“ erwiderte Sora gelangweilt, sie interessierte sich nicht für die Republiken „Seid Ihr eigentlich nur hier um mich anzustarren?“
„Natürlich, ich habe schon viel gehört über den Mut, die Unerschrockenheit und die Schönheit der Matriarchinnen gehört und bin wahrlich gesegnet Euch einmal von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen zu dürfen.“ aus irgendeinem Grund, blieb sein Blick an dem schwarzen, unscheinbaren Stoffhasen in ihren Armen heften und ein belustigtes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Lachte er sie etwa gerade wegen dem Stofftier aus? Dieser Gedanke ließ Sora rot anlaufen, sie hatte den Hasen eher unbewusst aufgenommen und nicht daran gedacht wie lächerlich sie damit aussah. So schnell sie konnte, warf sie das Plüschtier auf ihr Bett. Trotzdem fühlte sie sich weiterhin unwohl in der Gegenwart dieses Mannes. In seinen Augen lag etwas lüsternes, während er sie anstarrte und sie hatte das Gefühl er versuchte sie mit den Augen auszuziehen. Sahen alle Mimir aus wie Perverslinge? Vermutlich, die Menschen außerhalb Vanidariens waren eben einfach nur seltsam „Aber wie Ihr sicherlich schon bemerkt habt, ist es nicht nur Eure Perfektion die mich in den ansonsten so trostlosen Norden führt. Ich bin im Auftrag der Fürsten von Deadlien, Ceicla und der vier Republiken hier. Die Fürsten des Südens haben sich verbündet um die unrechtmäßige Herrschaft Konstantins und seiner Speichellecker aus Aratar und Belunda zu brechen. Wie Ihr sicher wisst, erhielt Eure Tante Tegara, bei der Königswahl vor fast siebzehn Jahren die Hälfte der Stimmen. Sie hätte es verdient gehabt zu herrschen, doch stattdessen überfiel Konstantin sie feige und erstickte jeglichen Widerstand im Keim. Wo könnte man besser mit der Suche nach neuen Verbündeten für unsere Sache beginnen als hier im Norden? Niemand sonst hat so unter der Tyrannei Konstantins gelitten und...“
„Ja ganz genau, und niemand sonst ist damals bereit gewesen an unserer Seite in die Schlacht zu ziehen. Vanidarien hat sich alleine gegen den König gestellt und wurde überrannt, während Eure ach so großen Fürsten aus Ceicla, Deadlien und den Republiken tatenlos zusahen. Wir haben bereits unseren Teil beigetragen, jetzt dürfen die Fürsten des Südens zeigen was sie können und ich werde von hier aus zusehen, genau wie meine Ritter. Seid froh, dass ich Euch nicht sofort wegen Hochverrates festnehmen lasse und an den königlichen Statthalter übergebe. Verlasst mein Land, auf der Stelle. Wir möchten nicht in euren sinnlosen Aufstand hineingezogen werden und bieten Verrätern an der Krone keinen Unterschlupf.“ sie hatte ganz andere Probleme als diesen albernen Bürgerkrieg, der König hatte ihr nie etwas getan und solange sie den Frieden nicht brach würde es ihrer Heimat auch weiterhin gut gehen.
„Sora.“ begann der Herzog leise aber eindringlich auf sie einzureden „Weißt du eigentlich wie lange Tegara auf so eine Chance gewartet hat? Mit der Hilfe der südlichen Reichsteile, könnten wir in der Lage sein die Armeen des Königs abzuwehren. Ein Großteil seiner Streitmacht wird im Süden gebraucht, er wird nicht viel mehr zur Verfügung haben als die Garnison hier in Vanidarien und die können wir besiegen. Selbst jemandem wie dir, Sora, sollte klar sein dass wir vielleicht nie wieder so eine gute Gelegenheit erhalten und...“
„Es heißt nicht Sora, sondern Herrin.“ unterbrach sie ihn mit einem kalten Lächeln, sie hatte Harus Worte nicht vergessen, man konnte Terrin nicht trauen, er hing noch immer zu sehr an Tegara und träumte von den Schlachten vergangener Tage „Verzeiht Terrin, wenn ich auf Eure Meinung in dieser Angelegenheit nicht viel gebe. Allerdings werde ich mich mit meinem Bruder beraten, aber ich glaube dass er meine Ansichten teilen wird. Der Krieg hat unserem Land noch nie etwas gutes gebracht. Habt Ihr vergessen wie sehr Vanidarien unter dem Bürgerkrieg litt den Tegara anzettelte? Eigentlich solltet Ihr euch daran erinnern, immerhin habt Ihr die sinnlose Raserei meiner Vorgängerin noch selber erlebt. Meine Mutter tat gut daran, sich aus den Fehden ihrer Schwester herauszuhalten und genauso werde ich es ebenfalls halten. Es wird Zeit, dass endlich dauerhaft Frieden und Ruhe im Königreich einkehren.“ damit wandte sie sich wieder an den seltsamen Boten und musterte ihn noch einmal, er war wirklich unheimlich und sie hoffte er verließ die Stadt noch heute „Ich fürchte ich muss Eure Bitte ablehnen. Allerdings möchte ich Euch dafür einen anderen Gefallen erweisen und Euch raten von diesem unsinnigen Plan abzulassen. Den Reichsfrieden zu brechen, wird Euch nichts einbringen als Tod und Leid. Außerdem solltet Ihr Vanidos so schnell wie möglich verlassen wenn Euch etwas an eurem Leben liegt.“
„Oh, ich denke ich kann ganz gut auf mich aufpassen.“ erwiderte Naruz und lächelte sie unerschrocken an „Ich danke Euch, dass Ihr Euch Zeit mir mich genommen habt Matriarchin.“
Zu ihrer Überraschung, versuchte er nicht sie zu überreden oder zu verhandeln. Stattdessen verabschiedete er sich mit einer tiefen Verbeugung und verschwand gemeinsam mit dem finster dreinblickenden Herzog. Was für ein seltsamer Besucher. Ob in den Republiken alle so waren? Es war immerhin das Land der Attentäter, also vermutlich schon. Als sie endlich alleine war, ließ Sora sich müde auf ihr Bett fallen. Gereizt ließ sie ihren Arm auf den schwarzen Hasen niedersausen und schlug ihm auf den Kopf. Er sollte hier sein und nicht dieses dumme Plüschtier. Wütend packte sie den Hasen und warf ihn quer durch den Raum, wo er am anderen Ende gegen die Wand klatschte und auf dem Boden liegenblieb.



Mitten in der Nacht, erwachte der arme, kleine schwarze Hase aus Stoff urplötzlich zum Leben und begann zu einer zähflüssigen, dunklen und undefinierbaren Masse zu zerlaufen. Rote Augen leuchteten in dem dunklen Zimmer auf und schoben sich langsam das Bett hinauf. Kurz betrachtete er Sora, sie sah so friedlich aus wenn sie schlief. Leider hatte er diese acht eine dringendere Aufgabe zu erledigen als sie zu betrachten. Ich wünschte nur sie würde aufhören mich wie ein Spielzeug zu behandeln, dachte Vani genervt, bis ihm wieder einfiel dass er selber Schuld daran war, wenn er sich in ein Stofftier verwandelte. Lautlos schwebte er auf die Tür zu und glitt durch sie hindurch, es war so leicht sich in dieser Welt unbemerkt zu bewegen. Hier gab es keine Magier oder Priester vor denen man sich fürchten musste, nur gewöhnliche Wachen und die würden ihn niemals bemerken. Vani fand dass es an der Zeit war diesen Herzog loszuwerden, er ging ihm auf die Nerven und seine ständige Kriegstreiberei erleichterte seine eigene Arbeit nicht wirklich...gut eigentlich schon, aber Terrin stellte eine Gefahr für Sora dar und musste daher beseitigt werden. Er war nichts weiter als ein verbitterter, gebrochener Mann, der seinen Plänen im weg stand. Bei den Gemächern des Herzogs angekommen, schwebte er einfach durch die Tür und auf das Bett zu und ließ sich neben dem rechten Arm Terrins nieder. Seine langen, spitzen Fangzähne ritzten die Haut nur leicht an. Er wollte nicht zu viel Gift verwenden und ihn auf der Stelle töten. Stattdessen würde diese geringe Menge eine Weile brauchen um tödlich zu wirken, vielleicht einen Tag oder auch zwei. Er wollte Soras Ausflug am morgigen Tag nicht mit einem unerwarteten Todesfall vermiesen. Noch immer vollkommen lautlos, schwebte er davon und verließ dass Zimmer. Doch bevor er zurück zu Sora gelangen konnte, schälte sich aus einem Nebengang eine Gestalt die ihm leider viel zu vertraut vorkam.
„Ah da bist du, Naruz.“ zischte er dem überheblich lächelnden Dunkelelfen zu „Seit ich dich in Soras Zimmer gesehen habe, liegen mir zwei sehr wichtige Fragen auf der Zunge. Erstens, was machst du eigentlich hier Spitzohr? Und dann natürlich die viel wichtigere Frage...bist du endgültig verrückt geworden!? Das hier ist meine Mission!“
„Ab jetzt nicht mehr. Es ist jetzt unsere Mission. Die Herrin hat mich geschickt, weil ich am meisten Erfahrung mit Menschen habe. Vielleicht kannst du noch einiges von mir lernen.“
„Danke, aber deine `Erfahrungen´ was Folter und Entführung angeht brauche ich hier nicht wirklich. Was ist eigentlich mit dem echten Boten passiert?“
„Tot. Keine Ahnung in welchem Straßengraben er gerade liegt, ich verliere in einer fremden Welt immer so schnell die Orientierung. Die Papiere und Ringe die er dabei hatte, haben ausgereicht um den Herzog zu überzeugen, allerdings war dass auch nicht besonders schwer. Er begrüßt jede Gelegenheit sich gegen den König zu verschwören, vielleicht hättest du ihn noch eine Weile am Leben lassen sollen.“
„Dass ging nicht. Er hat geplant Sora loszuwerden sobald sie nicht mehr macht was er sagt und dank dir hat er eindrucksvoll bewiesen bekommen dass sie einen Dreck auf seine Befehle gibt.“ fuhr Vani den Elfen an, diese Aktion mit dem Bürgerkrieg hatte den Herzog nur endgültig davon überzeugt dass es eine schlechte Idee gewesen war Sora zur Matriarchin zu machen. Vani war sich sicher dass Terrin schon längst einen Plan gehabt hatte um Sora zu töten ohne dass der Verdacht sofort auf ihn fiel.
„Ach ja, Sora. Sie ist schon irgendwie niedlich, findest du nicht auch?“
„Lass deine dreckigen Finger von ihr, Naruz.“ er mochte nicht wie der Druchii grinste, diese Verrückten mochten es Perfektion zu zerstören, Soras Schönheit forderte ihn nur heraus „Ich weiß, dass selbst andere Druchii auf dich herabsehen, weil du dich so sehr für menschliche Frauen interessierst.“
„Beruhig dich, deswegen bin ich nicht hier. Sora ist nicht mein Typ. Außerdem habe ich hier eine ganze Stadt zu meinem Vergnügen. Damit werde ich beschäftigt sein, bis meine Herrin und meine Brüder und Schwestern eintreffen.“
„Oh ja, das wird wirklich großartig, ich kann es kaum erwarten.“ murmelte Vani mit einem gravierenden Mangel an Begeisterung, wenn Shion und ihre Schar von Schlächter erst einmal hier waren, würde Vanidos in einem Meer aus Blut untergehen „Also dann, viel Spaß. Ich verschwinde und hoffe dass du mir nicht in die Quere kommst nutzloser Druchii.“
„Nicht so schnell Dämon.“ hielt ihn Naruz auf und auf einmal lag etwas bedrohliches in der Stimme des Elfen „Du wolltest doch wissen warum ich hier bin oder etwa nicht? Shion hat mich geschickt, um dafür zu sorgen dass wir hier endlich Fortschritte machen und nach allem was ich bisher gesehen habe, kannst du ein bisschen Unterstützung gut gebrauchen.“
„Nein kann ich nicht! Krieche zurück zu deiner Herrin und störe mich gefälligst nicht.“ erwiderte der Dämon bissig, das letzte was er brauchte war ein nervtötender Druchii, dessen Lösung für alles eh nur Folter war.
„Warum? Du kommst doch eh nicht voran. Ich habe gesehen was du bisher so geleistet hast und bin alles andere als beeindruckt. Hast du überhaupt schon irgendwas erreicht?“
„Doch, doch, sie wird bald in den Krieg gegen den König ziehen. Das ist gar keine Problem für mich. Sie steht kurz davor sich vom Königreich loszusagen, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Vanidarien explodiert.“ log Vani dreist.
„Ja, das habe ich gesehen.“ erwiderte Naruz verächtlich, dieses Mädchen würde im Moment nicht einmal einer Fliege den Krieg erklären „Da gibt es noch etwas dass tatsächlich etwas mich überrascht hat.“
„Dass ich dich nicht sofort getötet habe? Ja, das hat mich auch verwundert und ich bereue es bereits.“
„Nein, etwas ganz anders und zwar diese Sora. Sie strahlt förmlich vor Gesundheit. Sollte sie nicht kränklich, unsicher und schwach sein? Leichte Beute für die Einflüsterungen Slaaneshs? Stattdessen schien sie mir gegenüber vollkommen gesund und bei klarem Verstand zu sein. Ich glaube fast irgendjemand hat dabei nachgeholfen, ich frage mich nur wer dass wohl gewesen sein könnte?“
„Das musst du dir einbilden, sie ist fürchterlich fürchterlich krank und sogar schwächer als einer von euch verweichlichten Dunkelelfchen. Vielleicht hättest du genauer hinsehen sollen, sie war kurz davor vor lauter Schwäche umzukippen.“
„Ich glaube dir nicht und wenn wir schon dabei sind, ich traue dir auch nicht. Dämonen sind unberechenbar, bestenfalls. Ich weiß nicht welche Pläne du hier hast, aber du kommst zu langsam voran. Was ist wenn Tzeentch in der Zwischenzeit das restliche Reich überrennt? Denkst du wir können ihn dann noch aufhalten? Uns läuft die Zeit davon und du behinderst unsere Arbeit auch noch!“
„Und? Was willst du jetzt dagegen machen Spitzohr?“
„Ach nichts besonderes, ich habe nur gehört, sie wird Morgen einen kleinen Ausflug durch die Stadt machen und zwar sicher ohne ihr geliebtes kleines Plüschtier. Wer weiß was alles so passieren kann, wenn sie ohne Wachen und ohne ihren dämonischen Aufpasser durch die Straßen marschiert. Die Menschen hier verehren die Matriarchinnen und könnten ihr niemals etwas tun, aber ein Fremder dagegen, oder sagen wir ein Fremder mit einem scharfen Messer und etwas Freizeit da der Bürgerkrieg auf den er sich so sehr gefreut hat leider ins Wasser gefallen ist.“
„Du kannst sie nicht töten! Wir brauchen Sora. Selbst Shion ist nicht dumm genug um so einen Befehl zu geben.“
„Ich habe nichts von töten gesagt, oder? Wenn es etwas gibt, worin wir Druchii es zu wahrer Perfektion gebracht haben, dann ist es unsere Fähigkeit Schmerzen zuzufügen...falls nötig auch ohne dabei zu töten. Wenn du sie also nicht bald in Einzelteilen vorfinden willst, dann sorge lieber dafür dass ich bis Morgen keinen einzigen Funken Magie mehr an ihr spüren kann.“ an dem grausamen, gnadenlosen Ausdruck in seinen Augen, konnte er erkennen dass der Druchii es ernst meinte mit seinen Drohungen und dass beunruhigte ihn, die verdammten Dunkelelfen dieser Hexe waren unberechenbar. Vielleicht sollte er Naruz einfach umbringen, aber Shion drehte durch wenn man ihre Vertrauten anrührte und er wollte nicht dass dieses grünhaarige Miststück sich hier noch mehr einmischte, also beschränkte er sich darauf den Elfen stumm und hasserfüllt anzustarren.



Es war bereits Nachmittag, als Sora und Leana sich wieder auf den Rückweg zur Festung machten. Irgendwie war Sora enttäuscht von der Stadt, abgesehen vom Marktplatz war es eigentlich nur ein großer, grauer Klotz. Missmutig ging Sora schwer atmend neben Leana her, die sie schon den ganzen Tag neugierig betrachtete. Auf einmal schien die aufgeweckte Dienern einen Geistesblitz zu haben.
„Ich habs! Warum ist mir dass nicht früher aufgefallen?“ rief Leana laut und sah sie dann mit einem verschwörerischen Lächeln an „Seid Ihr etwa verliebt?“ neckte sie Sora plötzlich und wurde damit erstaunlich frech, anscheinend steckte unter der Fassade der Dienerin mehr als nur eine unterwürfige Persönlichkeit.
„I-ch...a-also...was?“ Sora war vollkommen überrascht von dieser plötzlichen Frage und starrte verlegen zu Boden „W-woher...“
„Ach, Euer Verhalten erinnert mich nur etwas an mich selbst von vor etwa einem Jahr. Damals war ich in einen der Ritter verliebt, aber er hat meine Gefühle leider nicht erwidert. Genau wie bei Euch nehme ich an. Seit ich Eure Dienerin geworden bin, seid ihr bei schlechter Laune und nur wenn Ihr von dem Ausflug geredet habt sah man Euch lächeln. Ihr habt sicher gehofft ihm heute zu begegne, nicht wahr?“
„Ja...ja ganz genau.“ antwortete Sora langsam und versuchte von sich selbst abzulenken „Von wem redest du eigentlich? In wen warst du verliebt? Vielleicht ist es ja derselbe, dann könntest du mir zeigen wie man darüber hinwegkommt.“
„Das bezweifle ich stark. Es war nämlich Euer Bruder, aber leider ist er bereits in die Tochter des Grafen von Achat verliebt und mit einer echten Grafentochter konnte ich nicht mithalten.“ kurz huschte ein melancholischer Schatten über ihr fröhliches Gesicht, der zeigte dass sie anscheinend doch noch nicht vollkommen über Haru hinweg war, derselbe Schatten der auch auf Soras Gesicht lag, selbst wenn sie sich immer wieder bemühte in zu vertreiben „Aus Eurem Blick schließe ich, dass Euer Traumprinz auch schon vergeben ist, aber im Gegensatz zu mir solltet Ihr trotzdem nicht aufgeben! Ihr seid die Matriarchin! Ihr könnt Euch jederzeit nehmen was oder wen immer Ihr wollt. Es gibt niemanden der Eure Befehle in Frage stellen würde, falls Ihr wünscht dass eine gewisse Person verschwindet, gäbe es dutzende Ritter und Silberblätter die sich darum reißen würden. Ich weiß, es ist nicht gerade der romantischste Weg, aber hätte ich damals Eure Möglichkeiten gehabt...ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich getan hätte und wie weit ich gegangen wäre.“ Leanas Stimme wurde immer leiser und leiser, je länger sie sprach.
„Nein, ich werde mein bisschen Macht sicher nicht missbrauchen.“ antwortete Sora mit fester Stimme, auch wenn sie in Wahrheit jeden Tag über genau diese Möglichkeit nachdachte, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen. Leise sprach sie weiter „Wenn...wenn er glücklich ist, dann bin ich es auch.“
„Erstaunlich. Ihr seid so anders als Tegara, sie hätte keine Sekunde gezögert sich zu nehmen was sie verlangt und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.“ Leana sah Sora auf einmal fast schon mit etwas Bewunderung in den Augen an, bevor sie erneut eine viel zu nervtötende Frage stellte, auf die Sora lieber nicht antworten wollte „Und? Wer ist es in den Ihr euch verguckt habt?“
„Das geht dich nichts an.“ erwiderte Sora scharf und bereute im selben Moment so bissig zu reagieren.
„Verzeihung Herrin, es stand mir nicht zu Euch mit Fragen zu löchern.“ murmelte sie kleinlaut und verstummte. Sora bereute ihren scharfen Tonfall sofort wieder, sie hatte die offene Art ihrer neuen Dienerin eigentlich gemocht, aber es gab Dinge über die sie mit niemandem reden wollte. Eine Weile gingen sie schweigend durch die Straßen von Vanidos, bis Leana plötzlich von ihrer Seite wich und auf etwas kleines, schwarzes zulief. Zurück kam sie mit einer vanidarischen Katze im Arm. Diese Tiere waren hier in der Hauptstadt weit verbreitet, aber Sora hatte sie noch nie gesehen. Es waren Katzen mit seidigem, schwarzen Fell in dem sich goldene Muster abzeichneten. Die roten Augen der Katze musterte sie neugierig, während Sora lächelnd anfing sie zu streicheln.
„Da fällt mir ein, Ihr müsst unbedingt einmal das Heiligtum unter der Festung besuchen.“ begann Leana, während Sora begeistert damit beschäftigt war die Katze zu streicheln.
„Warum? So weit ich weiß gehen Matriarchinnen nur dorthin um sich auf die Schlacht vorzubereiten und ich plane in nächster Zeit keinen Krieg.“ erwiderte Sora wenig begeistert von dieser Idee. Der Untergrund der Festung war sicher genauso öde wie der ganze Rest.
„Da unten gibt es viel mehr als nur die Waffen der Matriarchinnen.“ entgegnete Leana geheimnisvoll „In den uralten Marmorgängen und weitläufigen Hallen sind Geheimnisse versteckt die Eure Vorstellungskraft sprengen würden. Zum Beispiel lebt dort der heiligen Geist des Weißen Baumes. Als unsere Feinde den Baum verbrannten, entfloh sein Geist in die tiefsten Tiefen der Festung und zeigt sich nur noch selten.“
„Er existiert wirklich?“ fragte Sora überrascht und ungläubig nach, Leana versuchte wohl sie auf den Arm zu nehmen, diese ganzen Legenden über Geister und Göttinnen waren nichts weiter als Aberglaube.
„Ja! Und genau deswegen glaube ich auch daran dass die Matriarchinnen göttlich sind, dass Ihr eine Göttin seid. Die Tochter des Weißen Baumes und Herrin des Nordens. Ich bin oft dort unten und habe ihn schon gesehen als ich noch ein Kind war.“
„Wie sieht er aus?“ fragte Sora neugierig nach.
„Mhm, dass ist unterschiedlich. Manchmal ist er eine Gestalt aus weißem Dunst, dann ein reines Wesen aus grellem, hell leuchtendem Licht. Meistens jedoch nimmt er eine niedlichere Gestalt an um Besucher nicht zu verschrecken.“
„N-niedlich?“ Sora fiel es schwer sich den Geist eines allmächtigen Gottes besonders niedlich vorzustellen, vielleicht erhaben, majestätisch oder prächtig...aber niedlich? Jetzt war sie sich endgültig sicher, dass Leana sie nur auf den Arm nahm.
„Ja, es ist ein kleines, blassrosa Wesen, das durch die Hallen schwebt und jeden mit einer vollkommenen inneren Ruhe erfüllt. Manchmal lässt es sich sogar auf einem nieder und schläft. So in etwa.“ sie setzte sich ohne Umschweife die Katze auf den Kopf und strahlte Sora an. Die vanidarische Katze rollte sich davon unbeeindruckt zusammen, gähnte kurz und schloss die Augen. Aus irgendeinem Grund fand Sora den Anblick unheimlich komisch und sie musste einfach anfangen zu Lachen. Vielleicht sollte sie auch so eine Katze „tragen“ wenn sie wieder auf dem Thron sitzen musste, dann müsste sie dem Herzog immerhin nicht ständig alleine gegenübertreten.
„Es fängt an zu regnen, Herrin. Wir sollten uns so schnell wie möglich auf den Rückweg machen.“ sagte Leana besorgt und riss sie damit wieder aus ihrer guten Stimmung, während tatsächlich die ersten Tropfen auf sie herabprasselten. Die Katze miaute genervt auf und sprang von Leanas Kopf um sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Sie rannte zwischen Soras Beinen hindurch, die über sie stolperte und strauchelnd nach hinten umfiel. Überrascht fand sie sich plötzlich auf dem Boden wieder. Irgendwie fühlte sie sich heute nicht so besonders, dachte Sora und versuchte sich ein schwaches Lächeln abzuringen. Vielleicht hatte sie ihren Zustand der letzten Wochen überschätzt und jetzt rächte ihr Körper sich dafür. Sora wollte aufzustehen, doch stattdessen fiel sie schwach wieder nach hinten, als ihre Beine einfach unter ihr nachgaben. Verwirrt versuchte sie es noch einmal, ohne Erfolg.

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„Ist alles in Ordnung mit Euch, Herrin?“ Leana näherte sich Sora und streckte ihr die Hand entgegen um ihr aufzuhelfen „Hier, nehmt meine Hand.“
Mühsam gelang es Sora diesmal aufzustehen, auch wenn das ausschließlich an Leanas Hilfe lag. Schwankend schaffte Sora es auf den Beinen zu bleiben. Bevor sie allerdings auch nur versuchen konnte zu gehen, wurde sie von einem heftigen Hustenanfall überrascht. Sie hielt sich die Hände vor den Mund und konnte nicht mehr aufhören, während ihr Körper sich unter den Hustenkrämpfen schüttelte. Leana stand hilflos neben ihr und wusste nicht recht was sie tun sollte. Als ihr Körper sich wieder beruhigt hatte, betrachtete Sora ängstlich ihre zitternden Hände, Blut. Ihr ganzer Mund war erfüllt von dem metallischen Geschmack und während die Welt sich vor ihren Augen zu drehen begann, floss dass Blut ihre Lippen hinab und tropfte auf ihr weißes Kleid. Es war, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen und ohne einen Laut von sich zu geben, stürzte Sora hart auf die Steine der Straße. Die Stadt verschwamm vor ihren Augen und alles zerlief zu einem Meer aus Tränen und Blut. Im Hintergrund hörte die junge Matriarchin noch immer die panische Stimme ihrer Dienerin, aber sie konnte kein Wort verstehen. Es war nichts weiter als ein weit entferntes Rauschen, während alles um sie herum Schwarz wurde und sie undurchdringliche Dunkelheit einhüllte.


2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, nördlich von Nurc

Kyon sah sich verwirrt in dem kleinen Raum um „Wo ist Koizumi bloß geblieben?“ murmelte er genervt vor sich hin, während er sich auszog und ein Handtuch um die Hüften schwang. Aus irgendeinem Grund hatte Haruhi ihre ach so wichtige Reise unterbrochen, um an diesen Heißen Quellen Rast zu machen und dass schon seit Tagen. Das Gasthaus mit den Quellen war über die Eisenberge und die Grenzen der Republiken hinaus berühmt und hatte schon viele bedeutende Gäste angezogen. Vom Vizekönig, über Herzöge bis hin zur Schwester der Matriarchin von Vanidarien. Eigentlich hätte es Kyon nicht überraschen sollen dass sie hier Halt machten. Aber anderseits hatte es auch seine guten Seiten. Nur wenige Meter entfernt von hier müsste Lady Asahina baden, alleine der Gedanke daran wärmte sein Herz. Kyon schüttelte den Kopf, um an etwas anderes zu denken und ging zur Tür, doch bevor er sie öffnen konnte hielt er plötzlich inne. Seine Augen richteten sich verwirrt auf die Tür, als eine seltsame schwarze Masse sich durch das grobe Holz hindurchschob als wäre es bloßes Wasser. Verwirrt starrte Kyon auf einmal in große, rotglühende Augen, die aus der Schwärze heraus ebenfalls verwirrt zurückstarrten.
„Wah!“ schrie Kyon erschrocken auf, als lange, weiße Fangzähne in der Masse auftauchten und stolperte ein paar Schritte zurück.
„Wah!“ erklang es aus dem lippenlosen Mund und der Dämon schwebte an die Decke, anscheinend war er genauso erschrocken wie Kyon.
„Verflucht was bist du!?“ schrie er dem Wesen an der Decke zu, da es anscheinend Angst vor ihm hatte, konnte es immerhin nicht allzu gefährlich sein.
„Verflucht wer bist du!?“ zischte es von oben zurück.
„Moment, ich habe zuerst gefragt.“
„Meinetwegen. Mein Name ist Vani, Dämon des Sla...ähm ich meinte, der wundervolle Liebesgeist der Heiligen Quellen des Nordens. Ich bin hier um dir deinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen, da du so ähm brav warst, oder so.“ sofort stieg das schwarze Etwas zu ihm herab und verwandelte sich in ein unscheinbares schwarzes Handtuch, dass sich vor Kyon ausbreitete.
„Ach? Und wie willst du mir als Handtuch helfen? Abgesehen davon, was genau ist denn deiner Meinung nach mein sehnlichster Wunsch?“
„Ganz einfach, dein Wunsch ist natürlich jetzt in diesem Moment bei Lady Asahina zu sein und genau dabei werde ich dir helfen oh großer, weiser und mutiger Trellik. Ich kann dich unsichtbar machen. Alles was du tun musst ist dieses Handtuch hier zu nehmen“
„Ja...nein danke. Ich lege dich bestimmt nicht um.“ woher wusste der Geist überhaupt seinen Namen?
„Dann hänge mich halt über deine Schulter oder trag mich! Sei nicht so unkreativ. Was könnte es wundervolleres auf dieser Welt geben als Lady Asahina beim Baden zu betrachten ohne dabei erwischt zu werden? Du brauchst mich und genau deswegen bin ich erschienen, man lehnt ein Geschenk des Geistes der Quellen nicht einfach so ab, das wäre eine Sünde.“ behauptete er mit schleimiger und nicht gerade sehr vertrauenerweckender Stimme.
„Klingt irgendwie seltsam...anderseits sind mir in letzter Zeit schon seltsamere Dinge passiert und wenn Göttinnen, Dämonen und Hexen existieren, warum dann nicht auch hilfreiche Geister?“ immerhin würde ihm diesmal endlich etwas gutes passieren, dachte Kyon, während der Gedanke an Asahina sich wieder in den Vordergrund schob und alle Bedenken auf der Stelle verdrängte. Ohne weiter zu zögern, schnappte er sich das Handtuch, warf es sich über die Schulter und machte sich voller Zuversicht auf zu dem Becken in dem Asahina sein müsste. Da ihn niemand vom Betreten abhielt, nahm er an der Zauber dieses Geist würde funktionieren, wie sehr sollte er sich doch irren.
In dem von Steinen umrandeten Becken, saßen drei weibliche Charaktere, denen er noch nie zuvor begegnet war, von Asahina dagegen fehlte jegliche Spur. Von den Heißen Quellen stieg Dampf auf, der alles in einen feinen Nebel tauchte. So langsam schien Kyon zu begreifen, dass dieses seltsame Wesen ihn nur ausgenutzt hatte. Vor allem sollte er unsichtbar sein! Aber auch das war anscheinend nichts weiter als eine dreiste Lüge gewesen. Sie starrten ihn nämlich alle überrascht an, bis Eine sich dazu herabließ ihn erstaunlich gelassen zu begrüßen „Ah da ist er ja endlich. Kyon Trellik, nicht wahr?“
Am linken Beckenrand ließ ein zierliches Mädchen in seinem Alter, mit langen wundervoll glänzenden, weißen Haaren, die Beine im Wasser baumeln und starrte ihn mit hochrotem Kopf und erschrockenem Gesicht an. Sie schien kurz davor zu stehen zu fliehen, falls er auch nur noch einen Schritt näherkommen sollte. Ein Stück entfernt davon saß eine Frau mittleren Alters mit langen schwarzen Haaren und strengem aber exotischem Gesicht. Im Gegensatz zu den anderen Beiden war ihr Blick stoisch gen Himmel gerichtet und sie gab vor seine Anwesenheit, oder eher seine bloße Existenz, vollkommen zu ignorieren. Mit ihrer arroganten Art erinnerte sie ihn etwas an eine ältere Version von Haruhi. Zwischen ihnen starrte ihn diejenige an die gesprochen hatte. Es war eine junge, unnatürlich schöne Frau mit stechenden Augen. Nur die leuchtend grünen Haare passten irgendwie nicht in das Gesamtbild. Trotzdem war es schwer nicht allzu oft unbewusst in ihre Richtung zu blicken, vor allem da er sich aus irgendeinem Grund nicht von der Stelle rühren konnte. Sie alle waren unbekleidet in dem Becken, was die Situation nicht weniger peinlich machte. Allerdings waren sie anscheinend allesamt Meisterrinnen darin ihre Brüste und anderen Blößen vollkommen perfekt und unauffällig mit Wasser und Dampfschwaden zu verdecken. Hauptsächlich beherrschten sie diese seltene und schwer zu perfektionierende Kunst allerdings nur, damit Mimir mir nicht auf den Geist gehen kann.
„W-wer um alles in der Welt seid ihr!?“ platze es aus ihm heraus, es hatte keine anderen Gäste gegeben, zumindest keine die ihm aufgefallen wären und diese drei Schönheiten hätte er wohl kaum übersehen.
„Eine Göttin muss dir nicht antworten, du dummer kleiner Sterblicher.“ antwortete die Schwarzhaarige mit vor Arroganz triefender Stimme und sah ihn an als wäre er irgendein ekelhaftes Insekt „Aber falls du es unbedingt wissen willst, unsere Namen sind Sora, Shion und Tegara. Zufrieden? Gut, dann verschwinde endlich und stürze dich von irgendeiner Klippe, bevor ich meine Ritter rufe um dich für diese Unverschämtheit in Stücke hacken zu lassen, erbärmlicher Sterblicher.“
„Ach ignoriere sie einfach. Sie ist sowieso schon tot und deswegen etwas schlecht gelaunt. Im Gegensatz zu mir, spielt sie eh keine wichtige Rolle mehr in der weiteren Geschichte.“ unterbrach sie die Grünhaarige unwirsch und lächelte Kyon verführerisch an.

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„Eine Göttin ist nicht tot. Eine Göttin ist unsterblich. Eine Göttin würde niemals vergehen, sie wird auf ewig herrschen, bis die Welt um sie herum untergehen und sterben wird. Hör nicht auf Shion junger Sterblicher, sie erzählt nur Unsinn.“
„Ja ja, was auch immer Tegara, sei am besten still.“ unterbrach diese Shion sie erneut, diesmal bereits etwas genervt.
„Außerdem, selbst wenn ich tot bin, immerhin weiß er mit meinem Namen etwas anzufangen, schließlich reist er mit meiner Tochter. Von dir weiß er nicht einmal dass es dich überhaupt gibt.“ entgegnete die ehemalige Matriarchin hochnäsig.
„Da hast du ausnahmsweise einmal Recht, vielleicht ist es dann an der Zeit, dass er von meiner Existenz erfährt und ich mich ihm angemessen vorstelle. Immerhin werde ich noch eine Weile in dieser lächerlichen Welt bleiben müssen und ich könnte einen kleinen Haussklaven gut gebrauchen.“ mit diesen Worten tat sie genau dass, womit Kyon in diesem Moment am wenigsten gerechnet hatte, sie stand einfach auf. Rasch wandte er den Blick ab, als sie sich aus dem Wasser erhob und ohne ein Anzeichen von Schamgefühl direkt auf ihn zuging.
„Mein Name ist Shion, man nennt mich auch die zirpende Zikade.“ sie stand direkt vor ihm und machte noch immer keinerlei Anstalten peinlich berührt zu sein, ganz im Gegensatz zu Kyon. Langsam legte sie ihre Arme um seinen Nacken und presste sich an ihn „Aber vor allem, bin ich eine Hexerin des Chaos. Eine Dienerin des Gottes Slaanesh, dem größten und mächtigsten aller Wesen des Warp. Weißt du wer Slaanesh ist?“
„Ä-ähm.“ mehr als das brachte er im Moment nicht heraus. Wie sollte er in dieser Situation vernünftig nachdenken? Er konnte mit dem Namen Slaanesh nichts anfangen, vor allem nicht solange sie so Nahe war. Ihr Anblick, ihre Berührungen, ihr Duft und ihre ganze Erscheinung löschten alles in seinem Kopf aus und hinterließen nur stumpfe Leere.
„Ich bin enttäuscht von dir und deinem mangelnden Wissen. Er ist der Gott der Begierde, der Lust und der Schmerzen. Er ist der Herr über die dunkelsten und gleichzeitig wundervollsten Abgründe der menschlichen Seele.“ ihre Hand strich sanft über seine Brust und sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange „Als seine Dienerin, ist es meine Aufgabe seine Herrlichkeit in der ganzen Welt zu verbreiten. Sag mir, soll ich dir die himmlischen Gärten des Chaos zeigen?“
Kyon konnte sich nicht bewegen, aber er war sicher sicher dass es nicht an dieser Shion lag, hoffte er zumindest „Lass mich gehen.“ zischte er dem schwarzen Handtuch panisch zu, dieser verdammte Dämon wollte ihn zwingen hier zu bleiben und lähmte jede seiner Bewegungen. Damit erregte er allerdings das Misstrauen der Chaoshexerin, die das Handtuch argwöhnisch betrachtete.
„Moment mal Kleiner, wir machen gleich weiter. Aber erst einmal etwas wichtigeres...dieses hässliche Handtuch da kommt mir seltsam bekannt vor.“ sie streckte die Hand danach aus, aber noch ehe sie es berühren konnte sprang es in die Höhe und flog zufrieden lachend in Richtung Becken davon „Was machst du hier, du kleiner nutzloser Dämon?“ rief sie ihm zornig hinterher, doch er warf ihr nicht einmal einen kurzen Blick zu.
„Ach beruhig dich Shion, niemand ist deinetwegen hier. Wer weiß wie viel Magie du in diesen Körper pumpen musstest, damit man dir deine Jahrhunderte nicht ansieht, widerlich. Wenn ich nur daran denke wird mir schon schlecht.“ der Dämon aus purer Finsternis war bei seinem Ziel angekommen, fast wie eine große schwarze Schlange, wand er sich um Soras schmale Schultern, die ihn nur ängstlich anstarrte „Ah, da ist sie ja. Mein wundervoller Engel. Sora, die schönste Blume dieser ansonsten so trostlosen und langweiligen Welt.“
„Ähm, k-kennen wir uns?“ Sora versteifte sich und wich seinen roten Augen verlegen aus, die sie begierig musterten.
„Oh ja, ich bin der heilige Geist des Weißen Baumes, der Erschaffer der Matriarchinnen und dein einzig wahrer Verbündeter in dieser kalten, brutalen Welt.“ log er eiskalt und schlängelte sich weiter um ihre Schultern.
„A-aber der Geist des Weißen Baumes...“ sie brach verwirrt ab, was wusste sie schon darüber? Wenn er wirklich ihr Gott war, wollte sie ihn nicht verärgern.
„Sieh mir in die Augen, Sora. Hab keine Angst vor mir, ich bin ganz harmlos und werde dir dabei helfen all deine geheimsten Träume und Wünsche zu erfüllen.“
„Ähm, g-gut.“ unsicher sah sie den Dämon an und wurde sofort gefangen von den leuchtenden roten Augen die sich in ihre Seele bohrten. Seine Stimme war auf einmal sanft und wohltuend. Alleine bei dem Klang wurde Kyon bereits schläfrig und fühlte wie sein Körper sich entspannte, dabei war er noch nicht einmal derjenige auf den sich die Magie konzentrierte.
„Hör auf mich, glaube mir, vertraue mir. Lausche meiner Stimme, lausche meinen Worten. Lass die Lasten hinter dir die dich niederdrücken. Schwebe hinfort, Träume süß und sanft.“ Sora fielen die Augen zu und die Stimme des Dämons wurde immer leiser und freundlicher „Langsam hüllt dich wohliges Vergessen ein, doch das spürst du nicht. Du spürst nichts weiter als eine wundervolle tiefe Zufriedenheit. Du vergisst diesen Narren Haru und alles was mit ihm zu tun hat, blende seine gesamte Existenz einfach aus. Ignoriere deine Vergangenheit, vergesse wer du bist, vergesse was dich mit diesem Narren verbindet und dann, dann wirst du erkennen, dass du nur einem wirklich trauen kannst, dass du nur einen wahren Herren kennst und dessen Name ist, Vani.“
„Widerlich, findest du nicht auch? Ich kümmer mich um ihn, aber nicht weglaufen, ja?“ seufzte Shion entnervt, als sie endlich von Kyon abließ und sich auf den Weg zu der inzwischen vollkommen weggetretenen Sora machte. Ohne Umschweife griff sie nach dem Dämon und diesmal war sie schnell genug um ihn zu packen zu kriegen. Andererseits war er auch von Soras Anblick vollkommen abgelenkt und merkte erst im letzten Moment wie sich die Finger der Hexe um ihn schlossen und von dem Mädchen wegzerrten.
„Lass mich los du ekelhafte alte Hexe! Ich will zurück zu Sora! Soraaaaaaa!“ quängelte der Dämon lauthals und wand sich erbärmlich in ihrem festen Griff, unfähig sich zu befreien.
„Benimm dich gefälligst, Vani und führ dich nicht auf wie ein Perversling, das ist ja peinlich. Selbst als Dämon Slaaneshs solltest du etwas Selbstachtung bewahren, reiß dich zusammen oder ich...“
„Das ist mir doch egal! Ich will zurück zu Sora! Geh weg! Oder ich beiß dir die Hände ab und verfluche dich!“
„Muss ich dich erst vernichten du nutzloser, dämlicher Dämon?“ sie verstärkte ihren Griff und stand kurz davor dieses nervtötende Wesen einfach zu zermalmen. Plötzlich gab Vani seine Fluchtversuche auf und starrte sie stattdessen einfach nur an. Seine glühenden Augen bohrten sich direkt in ihren Schädel und sie konnte spüren wie er all seine Macht sammelte „Was soll das werden?“
„Du bist ein Wildschwein.“ begann er langsam und voller Überzeugung, während er seine Magie auf die Hexe kanalisierte „Du bist ein Wildschwein. Du bist ein Wildschwein. Du bist ein Wildschwein. Du bist...hey! Was soll das werden!?“ schrie er panisch auf und versuchte nach der Hexe zu beißen, vergeblich. Genervt holte Shion aus und legte all ihre Macht und ihren Abscheu gegenüber ihrem nervtötenden Verbündeten in diesen einen Wurf. Noch ehe der Dämon weiter protestieren oder jammern konnte, flog er auch schon in Richtung Wolken. Damit verschwand der Dämon auf ewig in den weiten Tiefen des Warp und ward nie wieder gesehen. Happy End, naja fast.
Denn in diesem Moment, tauchte plötzlich eine weitere Person auf, nämlich niemand anderes als Haruhi. Ohne die Anwesenden eines Blickes zu würdigen, ließ sie ihr Handtuch fallen und ging mit kleinen Schritten auf den Beckenrand zu. Bevor sie ins Wasser gehen wollte, sah sie sich kurz um. Erst jetzt bemerkte Haruhi sie, anscheinend nahm sie alles was sie für gewöhnliche Menschen hielt gar nicht erst wahr. Gelangweilt ließ sie ihren Blick über die Anwesenden schweifen, bis sie plötzlich erstarrte als sie Kyon sah. Ihr Gesicht ließ rot an, als sie ihn erkannte und sich bewusst wurde dass sie nichts anhatte. Mit einem erschrockenen, spitzen Schrei krachte ihre Faust gegen seinen Kopf.

„Kyon?“ riss ihn eine Stimme aus der Dunkelheit die ihn umfangen hielt „Kyon!“
„Mhm? Was? Ist irgendwas passiert?“ blinzelnd öffnete er die Augen und sah in das besorgte Gesicht von Koizumi. Zusammen mit Haruhi saßen sie gerade im Schankraum des Gasthauses und aßen Frühstück.
„Ja, du bist beim Essen eingenickt, ist alles in Ordnung?“ fragte der Silberblatt noch immer besorgt nach.
„Oh tut mir leid, war etwas weggetreten. Ich leide wohl noch immer unter den Nachwirkungen der Gehirnerschütterung, die Haruhi mir gestern verpasst hat.“ fügte er mit einem mürrischen Blick auf Haruhi hinzu.
„Pff.“ ließ Haruhi vom anderen Ende des Tisches aus vernehmen und starrte ihn zornig an, während sie ihr Besteck beim Essen schwang als wäre es eine Streitaxt. Anscheinend war sie noch immer nicht darüber hinweg, dass er gestern ausversehen hereingeplatzt war, als sie sich für die Heißen Quellen um oder eher ausgezogen hatte. Kyon seufzte genervt, er hatte sich schon gut tausendmal bei ihr entschuldigt, auch wenn er nicht genau wusste warum. Er war es doch der verletzt und von der Silberblatt ohnmächtig geprügelt wurde! Vollkommen unerwartet war sie auf ihn losgegangen und hatte dem Trellik keine Zeit gegeben auch nur daran zu denken sich zu verteidigen oder zu fliehen.
„Wie oft soll ich denn noch sagen dass es nur ein Versehen war? Glaube mir, wenn ich bei jemandem Spannen würde dann nur wenn es sich auch lohnt, zum Beispiel bei der wundervollen Lady Asahina. Aber niemand interessiert sich für so ein nervtötendes und flachbr...“
Er brach ab, als er merkte dass er gerade dabei war sich um Kopf und Kragen zu reden. Sein ansonsten recht gut ausgeprägter Überlebensinstinkt schien in letzter Zeit vollkommen zu versagen. Haruhi schlug mit beiden Händen auf den Tisch und ließ ihn erbeben, während sie aufstand und ihn anfunkelte „Was wolltest du gerade sagen? Sprich dich ruhig aus, Kyon. Was willst du mir sagen und keine Angst, ich werde schon nicht deine gesamte jämmerliche Existenz auslöschen.“ irgendetwas an ihrer Stimme verriet ihm dass der letzte Teil gelogen war, vielleicht war es auch dieses grausame unberechenbare Funkeln in ihren Augen, so oder so, er hatte auf einmal eine scheiß Angst.
„I-ich meinte, ähm...“ hilfesuchend sah er zu Koizumi, der sich große Mühe gab die Deckenarchitektur des Gasthauses zu bewundern. Es musste eine sehr schöne Decke sein, denn er schien alles andere um sich herum vollkommen zu vergessen. Stotternd versuchte Kyon die Situation und vor allem sein Leben irgendwie vor der zornentbrannten Göttin zu retten „Ich meinte so ein wundervolles, nettes und ähm äh tolles Wesen wie dich, dass ähm...“ Hilfe!
Da die Stimmung damit endgültig am Boden angelangt war, kann von hier an auch wieder Mimir übernehmen.

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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 21. Januar 2014 21:15

Kapitel 22 - Die Belagerung von Stratholme:


Während ich also versuchen musste die Situation mit Haruhi irgendwie ins Reine zu bringen, vorausgesetzt ich wollte die Reise doch noch überleben, und gleichzeitig von seltsamen Träumen geplagt war spielte sich etwas weiter südlich im Königreich etwas gänzlich anderes ab. Um genau zu sein war eine riesige Horde Dämonen und Verrückter dabei die einzigen Menschen, die wussten dass Dämonen existierten und etwas dagegen unternahmen, abzuschlachten.

2105. Jahr der Sonne, Burg Stratholme im Herzogtum Belunda

Christine stand gemeinsam mit Abbendis auf der Mauer direkt über dem Haupttor von Stratholme. Drei Tage waren vergangen seit die Verstärkungen von denen Varimathras gesprochen hatte die Burg erreichte hatten, drei Tage in denen man nichts getan hatte außer zu warten und sich so gut es ging auf die anrückenden Dämonen vorzubereiten, als ob dies überhaupt möglich wäre. Immerhin zählten die Truppen des Kreuzzuges mittlerweile knappe 2.500 Soldaten, wobei 'Soldaten' ein äußerst großzügiger Ausdruck war wenn es nach Christine ging. Abgesehen von den sogenannten Windspielern, den knapp 300 Rittern welche von diversen Fürsten auf Bitten von Lord Fordring entsandt wurden und einigen hundert Berufssoldaten bestand die Armee des Kreuzzuges aus bewaffneten Bauern und Städtern, mit anderen Worten war es alles andere als eine Streitmacht mit der man sich einer Horde Dämonen entgegenstellen wollte. Leider blieb Christine keine Wahl, immerhin hatten die Bauern Lordaerons schon ein wenig Erfahrung im Kampf gegen die Kreaturen des Chaos gesammelt und versucht das wenige Wissen dass sie hatten mit den anderen Soldaten zu teilen. Nicht allzu weit von den Erdwällen und Palisaden entfernt welche die Männer und Frauen in den letzten Wochen errichtet hatten erstreckte sich die Streitmacht des Feindes. Christine schätzte dass sie sich zumindest von den Zahlen her ebenbürtig waren, was allerdings nicht viel heißen mochte. Hunderte Dämonen befanden sich unter den menschlichen Truppen des Feindes und kreischten laut aus Vorfreude auf das bevorstehende Blutbad. Ein Fünftel der Truppen des Kreuzzuges, angeführt von Sir Wrynn und einigen seiner Ritter, bemannten die Erdwälle und sollten den Feind solange wie möglich von den Stadtmauern fernhalten. Ein Dutzend Torsionsgeschütze befanden sich auf den Erdwällen und waren bereit ihre tödlichen Geschosse in die dichtgedrängten Feinde zu schleudern, der Großteil der Truppen bestand jedoch aus Nahkämpfern, die meisten Bogenschützen die dem Kreuzzuge zur Verfügung standen befanden sich auf der Stadtmauer. Christine und Abbendis hatten den Befehl über diesen bestimmten Mauerabschnitt, was die Priesterin nicht gerade beruhigte, denn unter den Männern unter ihrem Befehl befanden sich die Windspieler. Christine zweifelte nicht einen Moment daran dass sie vollkommen verrückt waren, jeder einzelne von ihnen. Alleine ihre Kleidung verriet es, die Männer trugen himmelblau gefärbte Lederrüstungen und farblich dazu passende Kapuzenumhänge. Die Bögen der Männer waren zudem schwarz gefärbt und hatten Muster eingeritzt die an Falkenköpfe erinnerten. Allerdings konnten verrückte Menschen auch nützlich sein und immerhin waren diese hier diszipliniert, das musste Christine ihnen lassen. Sie gehorchten ihrem Anführer, einem Mann namens Taven, aufs Wort und zeigten zudem keinerlei Anzeichen von Panik während sie seelenruhig die Ansammlung von Chasobarbaren und Dämonen vor sich beobachteten.

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Der Mauerabschnitt zu ihrer Rechten wurde von Lord Fordring persönlich kommandiert der dort mit seinen besten Rittern, unter ihnen auch Sir Varimathras, und hunderten Bogenschützen leicht nervös zu den Feinden hinüber sah. Der linke Mauerabschnitt wurde von Abbendis' Freunden Sir Dathrohan und Sir Morgraine befehligt und war mit Abstand der schwächste. Zwar stand dort beinahe die Hälfte der verbliebenen Soldaten, jedoch waren die meisten von ihnen die neuesten Rekruten denen man geradeso noch einen Speer in die Hand gedrückt hatte bevor die Armee der Dämonen aufgetaucht war. Ein weiterer Grund zur Besorgnis für Christine waren die Männer der Bruderschaft des Lichts, diese hatten sich über die gesamte Mauer verteilt und waren im Gebet auf die Knie gesunken. Bereits seit über einer halben Stunde knieten sie auf der Mauer und murmelten Gebete an ihren Gott des Lichtes. Abbendis hatte Christine alles erzählt was sie während der Rettungsaktion von Lord Eldriks Truppen gesehen hatte, aber die Priesterin konnte es noch immer nicht ganz glauben dass diese Priester tatsächlich eine Art der Lichtmagie nutzen konnten, auch wenn diese anscheinend die Kräfte des Benutzers aufzehrte. Die Priesterin seufzte und dachte sich dass sie sich darum auch noch Gedanken machen konnte falls sie diese Schlacht hier überlebte, selbst wenn die Chancen nicht gerade gut standen. Zumindest konnte sie nirgendwo den Herrscher des Wandels sehen dessen Übertritt in diese Welt sie beobachtet hatte.
„Was meint ihr wie unsere Chancen stehen?“ fragte Abbendis so ruhig wie sie nur konnte während sie sich nervös über das rote 'L' auf ihrer Brustplatte strich. Die neuen Rüstungen welche die Schmiede Stratholmes angefertigt hatten passten perfekt und waren gut gearbeitet worden, Christine war auch mit der Rüstung zufrieden die man ihr angefertigt hatte. Diese unterschied sich in einigen Punkten von der Rüstung der Ritterin. Diese hatte eine komplette, silberne Plattenrüstung an mit rot gefärbten Schulterplatten und, wie bereits erwähnt, einem roten 'L' mitten auf der Brustplatte. Auf einen Helm verzichtete Abbendis, ebenso wie Sir Dathrohan und Sir Morgraine, diese hatten Rüstungen an welche der Abbendis' ähnelten, lediglich Sir Morgraines war ein wenig protziger und war komplett rot gefärbt, das 'L' auf seiner Brust war stattdessen golden. Christines Rüstung hingegen war tatsächlich exakt nach ihren Worten gearbeitet worden, eine einfache Brustplatte mit hohem Kragen und Armschienen über der sie ihre Robe trug. Die Priesterin ließ ihren Blick kurz über die Belunderin in der neuen Rüstung wandern ehe sie antwortete.
„Das kommt ganz darauf an. Wenn diese Priester hier wirklich so mächtig sind wie sie glauben dann könnten wir sogar auf einen Sieg hoffen. Außerdem sehe ich da drüben nur Horrors und einige Feuerdämonen, die niedersten Diener des Tzeentch. Mit ihnen dürften wir es aufnehmen können, selbst mit diesen untrainierten Truppen die uns zur Verfügung stehen.“
„Und was ist wenn mächtigere Dämonen auftauchen?“ fragte Abbendis, bemüht ruhig zu bleiben.
„Dann haben wir ein Problem.“ meinte Christine knapp. Noch bevor Abbendis antworten konnte ertönte ein Horn in der Ferne dessen Ruf sofort von anderen seiner Art beantwortet wurde. „Jetzt ist keine Zeit sich den Kopf darüber zu zerbrechen was sein könnte!“ sagte Christine laut und ihre Stimme wurde sogar bis zu den Männer bei den Erdwällen getragen. „Die Dämonen kommen und wir werden entweder siegen oder sterben, eine andere Möglichkeit gibt es nicht!“
„Wie aufmunternd.“ murmelte Abbendis, straffte sich jedoch und rief „Für Belunda und den Herzog!“ während sie ihr Schwert in den Himmel reckte, dieser Ruf wurde sofort von den Soldaten aufgenommen und kurze Zeit später auch von den Bauern und Milizen. Dann kehrte wieder Stille ein und alle Blicke richteten sich auf die heranrückende Armee.


Wrynn blockierte den Hieb einer rostigen Axt mit seinem Schild und stach dem Barbaren mit seinem Schwert in die ungeschützte Brust woraufhin diesem Blut aus dem Mund lief und er zusammensackte. Die Situation sah überhaupt nicht gut aus. Der Plan war gewesen die Dämonen und ihre Diener so lange es ging aufzuhalten und den Bogenschützen auf der Mauer Zeit zu geben die Reihen des Feindes auszudünnen. Jedoch konnten er und die Männer unter seinem Kommando schon jetzt dem Ansturm kaum standhalten und bisher hatten sie noch nicht einmal einen einzigen Dämonen zu Gesicht bekommen. Die Feinde waren weit stärker als Wrynn gedacht hätte. Sie kämpften mit einem Eifer den kein normaler Mensch in einem Kampf aufbringen konnte, es war als wenn es sie nicht im Geringsten kümmerte ob sie verletzte wurden, wahrscheinlich tat es dass auch nicht. Dutzende Barbaren waren bereits durch die Verteidiger des Erdwalls gebrochen und bildeten eine eigene Schlachtlinie zwischen der Mauer Stratholmes und dem Erdwall, wenn die Windspieler nicht in atemberaubendem Tempo und unnatürlicher Genauigkeit Pfeile in die anstürmende Masse der Feinde schießen würden wären die Erdwälle schon lange gefallen. Trotzdem waren die Feinde in ihrem Rücken ein Problem, eigentlich war es geplant dass sich die Männer nach einer Weile aus den Kämpfen lösen und in die Burg zurückziehen sollten, dies schien nun jedoch nicht mehr möglich zu sein. Während Wrynn darüber nachdachte tauchten auch schon drei weitere Feinde vor ihm auf. Er fluchte und wich einige Schritte zurück um zu verhindern dass die Feinde ihn flankieren konnten. Gerade als der erste Feind sich in Bewegung setzte zischte etwas an Wrynns Ohr vorbei und brachte den Barbaren dazu zurück zu zucken. Der Schaft eines Pfeils steckte im rechten Auge des Kriegers, kurze Zeit später fielen auch die beiden anderen Barbaren zu Boden, jeder mit einem Pfeil im Hals. Während er stumm Varimathras dafür dankte zusätzliche Bogenschützen nach Stratholme gebracht zu haben ertönte hinter Wrynn ein Schlachtruf.
„Für Lordaeron!“ Als sich der Ritter umdrehte sah er knapp vier Dutzend Bauern die sich todesmutig auf die Barbaren warfen die den Weg zur Burg versperrten. Es gelang den Männern tatsächlich eine Lücke in die Reihen des Feindes zu schlagen und die Position zu halten, zumindest fürs erste. Der Ritter warf einen Blick über den Erdwall und sah dass bereits weit mehr als die Hälfte seiner Männer hier gefallen war, der Rest würde ihnen bald folgen wenn sie sich nicht zurückzogen. Die Torsionsgeschütze auf den Wällen hatten sich als unglaublich ineffektiv erwiesen da sie beinahe zu Beginn des Ansturms von purpurnen Feuerbällen zerschmettert worden waren. Inzwischen zischten weitere dieser Bälle aus Feuer auf die Mauern Stratholmes zu, die Dämonen hatten nun endgültig in die Schlacht eingegriffen. Jedoch prallte das Feuer an der Mauer ab ohne eine Spur zu hinterlassen, die Priester schienen der Magie der Dämonen wirklich standhalten zu können.
„Alle Männer zu mir! Wir lassen uns in die Burg zurückfallen! Los, kommt schon!“ schrie Wrynn seinen Männern zu. Kurze Zeit später hatte er alle Überlebenden um sich geschart und eilte in Richtung Tor wo sich die Männer Lordaerons welche zuvor die Linie der Barbaren durchbrochen hatten bereits aufgestellt hatten um das Tor zu sichern während die Truppen hereingelassen wurden. Erstaunlicherweise war der Großteil der Barbaren der sich durch die Verteidiger schlagen konnte tot, niedergestreckt von den Pfeilen der Windspieler. Das Tor war bereits geöffnet und die Männer strömten hinein während auf der anderen Seite einige Dutzend Männer mit Speeren standen und aufpassten dass kein Barbar sich durch das Tor schieben konnte. Gerade als Wrynn den Männern folgen wollte ertönte in entsetzter Schrei hinter ihm. Er wandte sich vom Tor ab und sah sogleich was diesen Schrei verursacht hatte. Inmitten der Barbaren befand sich einer der die anderen um mindestens einen Kopf überragte. Dieser Mann trug eine blaue Rüstung auf der seltsame Runen gezeichnet waren, deren bloßer Anblick Wrynn schwindelig machte und ein Gefühl der Übelkeit verursachte. Auf dem Kopf trug dieser neue Feind einen gehörnten Helm... nein, das war nicht ganz richtig. Der Helm schien viel eher mit dem Kopf dieser Kreatur verschmolzen zu sein. In der rechten Hand hielt der Barbar eine riesige Axt und in der linken Hand... er hatte gar keine linke Hand! Der komplette Arm war ein dicker, blauer Tentakel der vor und zurück peitschte. Wrynn wandte sich um und sah dass auch die letzten Männer durch das offene Tor in die Burg gelangt waren.
„Schließt die Tore!“ rief er während er so schnell er konnte auf die Burg zulief. Hinter ihm setzten sich die Barbaren ebenfalls in Bewegung und stürmten zur Mauer. Wrynn war gerade einmal drei Meter von den Toren entfernt als ihn plötzlich etwas heißes umhüllte und er aufschrie. Er fiel auf den Boden und wälzte sich hin und her während er mit ansah wie sich das Tor vor seinen Augen schloss. Dem Ritter gelang es nicht einmal mehr sich aufzurappeln, daher drehte er sich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Kurze Zeit später schob sich das hämisch grinsende Gesicht des Monsters in der blauen Rüstung in sein Sichtfeld. Die Axt des Barbaren sauste auf Wrynns Gesicht zu und alles wurde dunkel.


„Was ist das für eine Bestie?“ fragte Lord Fordring an Christine gewandt. Er hatte das Kommando seines Mauerabschnitts an Varimathras übergeben und war zu der Priesterin geeilt als er gesehen hatte wie Wrynn von dem Feuer eines Dämonen erwischt wurde. Unter ihnen hielt der Barbar in der blauen Rüstung den Kopf des Ritters empor und schrie unverständliche Wörter in den Himmel. Christines Blick verfinsterte sich.
„Das ist ein Champion des Chaos, ein Barbar der von den Chaosgöttern als ein Anführer auserwählt wurde. Er ist es der diese Horde hier anführt. Diese Veränderungen an seinem Körper weisen ihn ohne Zweifel als einen Champion des Tzeentch aus. Ihr solltet vorsichtig sein falls ihr ihm im Kampf begegnet, er wird bei weitem kein leichter Gegner sein.“
„Mein Lord! Die Barbaren kommen mit Sturmleitern! Die ersten haben es bereits bis fast an die Mauer geschafft, irgendwas stimmt da nicht!“ rief Taven von den Windspielern ihnen zu.
„Was meint ihr damit?“ fragte Christine den Mann, etwas bissiger als beabsichtigt. Dieser deutete einfach nach unten und die Priesterin sah sofort was er meinte. Ein Dutzend Barbaren die eine Leiter trugen hatten beinahe die Mauer erreicht, sofort wurde jeder von ihnen von mehreren Pfeilen durchlöchert woraufhin sie einfach verschwanden. „Verdammt!“ fluchte sie und wandte sich wieder ab. „Holt die Nahkämpfer auf die Mauer! Wir werden uns ihnen stellen müssen und damit leben dass sie schneller als erwartet auf die Mauern kommen!“
„Was ist da los?“
„Magie, irgendwo da draußen muss sich ein mächtiger Magier oder Dämon befinden der Illusionen entstehen lässt um uns zu täuschen! Leider können wir nicht viel dagegen machen, also los jetzt!“ Lord Fordring ignorierte den eher unhöflichen Ton den die Priesterin ihm gegenüber benutzte und entschied dass es besser wäre auf sie zu hören. Während er den Befehl gab dass die Bogenschützen sich auf den Nahkampf vorbereiten sollten und weitere Nahkämpfer auf die Mauer befahl erreichten die ersten richtigen Leitern die Mauer und die ersten Barbaren machten sich daran ihren Fuß ihn Stratholme zu setzen.


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Weit vom Kampfgeschehen entfernt saß Taroz der Ewige auf seinem Pferd und lächelte vor sich hin. Er war ein Hexer des Tzeentch der erst vor kurzem in diese Welt gelangt war, und er war es der vom Herrscher des Wandels den Befehl über diese Armee bekommen hatte. Gut, er musste sie mit diesem Pharot teilen, einem Vollidioten der mit seiner verdammten Blutlust eher zu Khorne gehören sollte, aber er hatte zumindest einen Teil des Kommandos. Es war ein leichtes für ihn Illusionen zu erschaffen um die Menschen auf der Mauer zu verwirren. Alles lief bisher nach Plan. Obwohl die menschlichen Truppen über die er verfügte durchaus schwere Verluste erlitten hatten waren beinahe keine seiner Dämonen gefallen und diese fuhren damit fort magische Geschosse gegen die Burgmauer zu schicken. Dass diese Geschosse keinerlei Wirkung hatten war das einzige dass den Ewigen überraschte, ihm wurde gesagt dass es in dieser Welt keine Magier gab daher wunderte es ihn dass irgendwer die Macht hatte die Magie seiner Dämonen abzuwehren. Neben Taroz bewegte sich etwas, dies führte dazu dass der Hexer sich kurz ablenken ließ und zu seinen Leibwachen blickte. Ein Dutzend von Pharots stärksten Kriegern waren hier um ihn zu beschützen, auch wenn das nicht wirklich nötig sein sollte.
„Was gibt es?“ fragte er leicht genervt bevor er verstummte. Der Leibwächter zu seiner Rechten war tot, das Geräusch welches der Hexer gehört hatte war der Kopf des Barbaren der auf den Boden fiel. Panisch blickte Taroz sich um und merkte dass keiner seiner Leibwächter mehr am Leben war. Etwas traf sein Pferd am Kopf und brachte es zu Fall, der Ewige konnte sich gerade noch abrollen und verhindern dass er unter seinem Reittier zerquetscht wurde. Taroz rappelte sich auf und sah sich verwirrt um, er stand alleine zwischen den Leichen seiner Beschützer. Plötzlich tauchte vor ihm eine Gestalt auf, eine Gestalt die ihm äußerst bekannt vorkam. Der Hexer öffnete den Mund um etwas zu sagen, kam jedoch nicht dazu. Eine Klinge bohrte sich in seinen offenen Mund und beendete das Leben des Ewigen. So schnell wie sie aufgetaucht war verschwand die Gestalt auch wieder und ließ nur die toten Anhänger des Tzeentch zurück.


Die Verteidiger der Burg bekamen davon freilich nichts mit, sie alle waren in heftige Kämpfe gegen die Barbaren verwickelt welche inzwischen die Mauer erklommen hatten. Abbendis führte ihr Schwert mit zwei Händen und blockierte den brutalen Schlag einer Kriegskeule woraufhin sie in die Knie ging. Bevor ihr Gegner zu einem zweiten Schlag ausholen konnte wurde sein Kopf von einem leuchtenden Kriegshammer zerschmettert und Christine tauchte vor ihr auf. Abbendis nickte ihr dankend zu ehe sie auf den nächsten Gegner losging. Dem Hieb seiner Axt konnte Abbendis ausweichen und hackte ihrem Feind kurzerhand den linken Arm ab woraufhin der Barbar nach hinten taumelte und von der Mauer fiel. Abbendis schlitzte einem weiteren Feind den Bauch auf und sah wie Christine sich gleich zweier Gegner entledigte. Weiter hinten erhoben sich drei Priester der Bruderschaft des Lichts und stimmten ein Gebet an. Kurze Zeit später erschien eine riesige Kugel aus Licht vor der Burgmauer und fing an zu pulsieren, dutzende Dämonen die sich unter der Kugel befanden wurden einfach so zu Asche verwandelt ehe das Licht immer schwächer wurde und schließlich komplett erlosch. Abbendis und Christine blickten gleichzeitig zu den Priestern herüber die keuchend zusammenbrachen und nicht mehr aufstanden. Abbendis wandte sich an einige Soldaten in ihrer Nähe und befahl ihnen die Priester in Sicherheit zu bringen. Nur wenig später wurde sie von einem Schrei abgelenkt und wandte sich nach rechts. Dort stand die Kreatur welche Christine als einen 'Champion' bezeichnet hatte. Die Kreatur ließ ihre Axt kreisen und erschlug gleich drei Männer die zu nahe beieinander standen, ihr Tentakelarm traf einen Mann der Bürgerwehr eines der umliegenden Dörfer und zerteilte ihn ohne weiteres in zwei Hälften. Abbendis sah wie Varimathras auf den Anführer des Feindes zu rannte. Er wich dem Schlag der Axt aus und stach gegen den Brustpanzer des Champion. Dieser leuchtete kurz auf und ließ die Klinge des Ritters harmlos abschrammen. Varimathras war gezwungen zurückzuweichen um einem erneuten Schlag der Axt zu entgehen, wurde dabei jedoch vom mutierten Arm des Champions erwischt wodurch er mehrere Meter nach hinten geschleudert wurde und nur durch Zufall nicht von der Mauer in seinen Tod stürzte. Wenig später stand der Feind vor Lord Fordring der plötzlich ganz alleine war. Abbendis wollte zu ihm hinüber rennen, ihr Weg wurde jedoch von einem Barbaren in Kettenhemd versperrt, Christine wurde gleich von drei Feinden aufgehalten. Lord Fordring hielt sich ganze vier Sekunden gegen den Champion des Chaos ehe dessen Axt sich in den Brustpanzer des Lords fraß und diesen aufschreien ließ. Christine enthauptete ihren Feind und sah zu wie Christine sich ihres letzten Gegners entledigte indem sie ihn mit einem Schlag ihres Hammers von der Mauer beförderte. Die beiden Frauen hielten gemeinsam auf den Champion des Tzeentch zu der sich leicht interessiert seinen neuen Gegnern zuwandte. Hinter ihm schwangen sich andauernd neue Gegner auf die Mauer, wenn nicht bald etwas geschah würden sie diesen Mauerabschnitt verlieren. Abbendis nickte Christine zu und die beiden machten sich dazu bereit den Champion anzugreifen.

Soweit kam es jedoch nicht. Wie aus dem Nichts erschienen ein halbes Dutzend schwarz gerüsteter Gestalten auf der Mauer. Christine schrie verwundert auf als sie erkannte was sich da vor ihr befand.
„Nathrezim!“ Abbendis reagierte auf ihren Ruf und griff die Neuankömmlinge an ehe Christine sie davon abhalten konnte. Einer dieser Dunkelelfen würde reichen um die Belunderin zu töten, von einem halben Dutzend ganz zu schweigen. Der männliche Elf den Abbendis angegriffen hatte blockierte ihren hieb ohne Mühe und schlug der Ritterin die Waffe aus der Hand. Dann geschah jedoch etwas dass Christine zutiefst überraschte. Anstatt der schutzlosen Ritterin sein Schwert in die Kehle zu stoßen kam ein wütendes zischen unter dem Helm des Elfen hervor eher er Abbendis am Arm packte und zu Christine schleuderte, diese fing Abbendis auf bevor sie noch durch ein Unglück von der Mauer stürzte. Der Dunkelelf verlor keine Zeit und ging sofort zum Angriff auf die Barbaren über, er metzelte sich ohne Probleme durch die einfachen Krieger, vermied es jedoch den Champion anzugreifen. Diesem stellte sich eine Frau gegenüber. Sie trug keinen Helm, lediglich ein Haarband um ihre langen, schwarzen Haare ein wenig im Zaum zu halten. In ihren Händen hielt sie den für Dunkelelfen typischen Speer, welcher mehr eine Mischung aus Schwert und Speer zu sein schien. Die Elfe hielt direkt auf den Champion zu. Bevor dieser überhaupt richtig mit seiner Axt ausholen konnte war die Elfe schon direkt vor ihm und hackte mit einer schnellen Bewegung den Tentakelarm von der Schulter des Champions. Dieser kreischte wütend auf und schlug mit der Axt nach seinem Gegner, diesem wich die Kämpferin jedoch ohne Probleme aus und versetzte ihrem Gegner einen Schlag mit der flachen Seite der Speerspitze der ihren Feind zurücktaumeln ließ. Ein Stich durchbohrte die Rüstung des Champions an dessen Schulter und brachte diesen dazu seine Axt fallen zu lassen ehe die Elfe ihn mit einem Hieb aus einer Drehung geführt enthauptete.
Stille kehrte auf der Mauer ein. Die wenigen Barbaren die noch nicht von den Dunkelelfen erschlagen worden starrten ungläubig auf den kopflosen Torso ihres Anführers. In diesem Moment erschienen Dathrohan und Morgraine von ihrem Mauerabschnitt.
„Lady Christine! Wir haben die Barbaren auf unserer Seite zurückgeschlagen, sie sind dabei zu fliehen! Der Grund dafür ist eine neue Streitmacht die den Barbaren in den Rücken gefallen ist, irgendwer scheint uns Verstärkung geschickt zu haben! Huch, wer ist dass denn?“ fragte Dathrohan als er die Dunkelelfen bemerkte. Die letzten Barbaren die noch nicht von der Mauer geflohen waren wurden inzwischen von den Dunkelelfen erschlagen womit nur noch die verbliebenen Verteidiger des Abschnitts und das halbe Dutzend Nathrezim auf der Mauer standen. Die Elfe welche den Champion erschlagen hatte stützte sich gelangweilt auf ihren Speer und ließ ihren Blick über Christine wandern.
„Das sind Nathrezim.“ meinte Christine und hob ihren Kriegshammer, sie machte sich bereit bei der kleinsten Bewegung der Elfe zuzuschlagen. „Und wenn mich nicht alles täuscht ist diese Frau dort Malice, die rechte Hand von Lord Malek, dem Anführer der Nathrezim.“
„Ich bin noch viel mehr als seine rechte Hand.“ meinte die Dunkelelfe mit einem Lächeln. „Ich bin die beste Kämpferin die er hat und seine engste Vertraute. Die einzige Frau die mein Lord wirklich liebt und...“
„... noch immer so verwirrt wie eh und je. Das letzte mal als ich euch gesehen habe wirkte es nicht gerade so als wenn er dich wirklich liebt.“ unterbrach Christine die Elfe.
„Das letzte mal? Wir kennen uns bereits?“ meinte die Elfe misstrauisch und zog die Augenbrauen zusammen als sie angestrengt versuchte sich an diese Frau zu erinnern.
„Wir sind uns in Kislev begegnet!“ fauchte Christine die ziemlich wütend zu sein schien dass die Elfe sich nicht an sie erinnerte.
„Hm...“ Malice tippte mit ihrem Finger auf die Spitze ihres Speers „Ach ja, jetzt weiß ich es wieder! Diese Sigmarpriesterin von damals. Wie bist du denn hierhergekommen? Aber gut, ich denke ich weiß jetzt was mit Nym passiert ist. Wie bösartig von dir den armen einfach so zu töten, er sollte nur zu euch gehen um euch vor den Dämonen zu warnen! Gut, auch egal. Ich habe meinen Auftrag erfüllt, wir werden uns bestimmt nochmal wiedersehen!“ mit diesen Worten wandte Malice sich ab und hielt auf die Leitern zu. Christine stürmte sofort vor um die Elfe am abziehen zu hindern, jedoch bohrte sich sofort ein Bolzen in ihren Oberschenkel was die Priesterin zum anhalten brachte. Malice drehte sich mit einem lächeln zu ihr um. „Mach das nicht noch einmal! Ich würde dich zu gerne töten, Priesterin. Aber leider lauten meine Befehle anders. Keine Sorge, ich werde schon noch früh genug dein Blut vergießen!“ ohne ein weiteres Wort zu verlieren kletterte Malice die Leiter hinab gefolgt von den anderen Nathrezim. Christine schleppte sich zur Mauer und blickte nach unten, die Nathrezim waren bereits verschwunden. Dafür stand vor den Toren der Burg eine Streitmacht aus mehreren hundert Soldaten, von den Barbaren und Dämonen war keine Spur zu sehen.
„Bringt den Lord in die Burg, wir müssen ihn für sein Begräbnis vorbereiten.“ meinte Morgraine plötzlich mit rauer Stimme und sah zu Lord Fordring hinüber der mit leeren Augen in den Himmel starrte. „Irgendeiner von euch soll sich um Varimathras kümmern, helft ihm aus der Rüstung, das Ding ist vollkommen verbeult. Und öffnet die Tore, ich will wissen wer unsere Retter sind und woher sie kommen! Ach ja, Abbendis! Hilf Lady Christine zur Burg, ich werde mich dort mit euch und dem Anführer der Männer da unten treffen.“ Abbendis nickte und legte ihren Arm um Christine um sie zu stützen. Diese protestierte erst, merkte aber bald dass sie es nie im Leben bis zur Burg schaffen würde mit ihrem verletzten Bein. Schließlich nahm sie die Hilfe der Ritterin an und gemeinsam gingen sie zur Burg, vorbei an den erleichterten Gesichtern der Einwohner Stratholmes. Überall konnte man den Jubel hören, sie alle glaubten dass die Dämonen besiegt waren. Christine jedoch machte sich sorgen. Der Herrscher des Wandels war nicht aufgetaucht und hatte seine Armee einfach so sterben lassen. Christine bezweifelte daher dass diese Armee allzu wichtig für die Pläne des Herren des Wandels waren und fragte sich erneut im Stillen was sie tun sollte falls sie dem großen Dämonen Tzeentch's im Kampf begegnen würde.


2105. Jahr der Sonne, ein Wald in Vanidarien nahe Fort Diamantius
Shion sah sich gelangweilt die Leichen an die ihre Nathrezim an die Bäume genagelt hatten. Bei ihnen handelte es sich um ein halbes Dutzend Einwohner eines kleinen, unbedeutendem Dorfes in der Nähe die sie hatte entführen lassen. Shion hatte sich zurückgehalten und die Menschen nicht zu sehr gefoltert ehe sie sie umgebracht hatte, eine zu grausame Tat würde die ganze Sache eher unglaubwürdiger machen. Ihr Ziel war es immerhin die ganze Sache den königlichen Soldaten anzuhängen die ein Fort in der Nähe besetzten. Da das Waldstück in dem Shion sich mit ihren Nathrezim befand öfters von Holzfällern des Dorfes betreten wurde bezweifelte sie nicht dass man die Leichen bald finden würde, im Dorf selber hatte sie einige wenige Kultisten rekrutieren können welche behaupten würden die toten Dörfler haben Streit mit einigen Wachen des Forts gehabt die vor kurzem im Dorf waren. Das Ziel der Chaoshexe war es Misstrauen und Hass zu schüren so dass es dem Stofffetzen in Vanidos leichter fallen würde eine Rebellion der Vanidaren zu starten, allerdings langweilte diese plumpe Art der Folter sie viel zu sehr. Es war schon lange her dass sie nach Herzenslust experimentieren konnte, die Einwohner dieser Welt hielten einfach viel zu wenig aus als dass sie sich als Testobjekte eigneten. Während Shion darüber nachdachte vielleicht einen Ork fangen zu lassen und ihn in diese Welt zu bringen kamen zwei ihrer Dunkelelfen auf sie zu. Bei ihnen handelte es sich um Malek und Morrigan, welche gerade zurückgekommen war.
„Ah, du bist wieder da Morrigan. Und, gab es irgendwas interessantes?“ Die Dunkelelfe verbeugte sich ehe sie antwortete.
„Nicht wirklich viel, Herrin. Diese königlichen Soldaten sind recht zahlreich, aber sie dürften keine Herausforderung für uns sein, schon gar nicht wenn ihr uns mit eurer Magie unterstützt. Allerdings gibt es keine wirklich großen Warpportale im Land, das größte liegt in Vanidos selbst, die restlichen sind kaum mächtig genug um eine Dämonette zu beschwören, geschweige denn eine Hydra.“
„Tz, wäre auch zu schön gewesen. Sonst noch was?“ Die Laune der Chaoshexe hatte sich noch weiter verschlechtert weshalb es Morrigan schwer fiel ihren Bericht fortzusetzen.
„Nun...ähm...also ich weiß nicht ganz ob es sooo wichtig ist, Herrin.“
„Raus mit der Sprache, Morrigan, oder ich werde dich als Testobjekt benutzen.“
„Meint ihr das ernst, Herrin? Ihr würdet neue Foltermethoden an mir ausprobieren?“ Shions Worte bewirkten eher das Gegenteil von dem was sie wollte. Ganz schwach konnte Shion sich daran erinnern dass Morrigan Schmerz noch weit mehr genoss als jeder andere Dunkelelf den sie kannte, selbst wenn sie diejenige war der Schmerzen zugefügt wurden. Shion seufzte einfach nur.
„Vergiss es Morrigan. Sag mir einfach was du noch bemerkt hast.“ Die Dunkelelfe klang leicht enttäuscht als sie antwortete.
„Jawohl, Herrin. Ich bin eine Weile mit Naruz gereist ehe wir uns trennten und zu unseren jeweiligen Missionen aufbrachen. Naruz hat einen Mann getötet, einen Boten der aus diesen komischen Republiken kam. Der Bote sollte nach Vanidos und die Matriarchin dazu überzeugen gegen den König zu rebellieren. Naruz hat seinen Platz eingenommen und gibt sich momentan höchstwahrscheinlich als Bote aus.“
„Du willst mir sagen dass er, anstatt die Burg heimlich zu infiltrieren, frei herumspaziert und sich mit den Leuten da unterhält?“ fragte Shion mit einem scharfen Unterton in der Stimme.
„Ja, Herrin.“
„Ich wusste ich hätte jemand anderen schicken sollen. Dieser verfluchte Trottel ist fast so schlimm wie dieser nutzlose Dämon! Wie konnte ich die beiden nur alleine in eine Stadt der Menschen lassen, ich muss vollkommen verwirrt gewesen sein! Bringt mir Papier und was zum schreiben! Ich werde Naruz einen Brief schicken, das wird dafür sorgen dass er seine Mission nicht vergisst.“ Während Morrigan sich entfernte um die Schreibutensilien zu finden trat Malek einen Schritt vor.
„Herrin, ich habe einen Bericht von einem der Männer erhalten die mit Malice nach Belunda gezogen sind. Zum Zeitpunkt an dem er hierhin aufbrach bereiteten sich die Truppen Tzeentch's darauf vor die Burg Stratholme zu stürmen, ihr Anführer ist... Taroz der Ewige.“ In diesem Moment kam Morrigan mit dem verlangten Papier, Tinte und Feder zurück.
„Taroz? Er hat Taroz hierhin geschickt?“ fragte Shion ungläubig. Auf einmal weiteten sich ihre Augen vor entsetzen. „Oh nein. Nein! Verdammt, ist es zu spät Malice zurückzurufen?“
„Ich fürchte ja, Herrin.“ meinte Malek mit einem finsteren Gesichtsausdruck. Zum ersten mal sah Morrigan ihre Herrin aufrichtig niedergeschlagen.
„Schön, so sei es! Ich werde mich dann an den Brief für Naruz setzen.“ in ihrer Stimme schwang nicht die Begeisterung von zuvor mit als sie sich einen Platz zum schreiben suchte. Eine starke, depressive Aura hing um die Chaoshexe herum in der Luft.


Verwirrt wandte sich Morrigan an ihren Anführer.
„Lord Malek? Wer ist dieser Taroz? Ist er etwa so mächtig dass er Malice töten kann?“
„Stimmt, du warst damals noch nicht bei uns. Taroz ist ein alter Bekannter von unserer Herrin, die beiden und eine Hexe namens Beatrice bildeten das sogenannte Hexer Triumvirat als unsere Herrin noch Tzeentch diente. Taroz war immer der schwächste, er ist sogar verglichen mit anderen Hexern eher schwach und war nur zur Belustigung von unserer Herrin und Beatrice Teil des Triumvirats. Es amüsierte die beiden wie er ständig dachte dass er auf einer Stufe mit ihnen stehen würde.“
„Warum wirkt die Herrin dann so niedergeschlagen?“
„Malice wird Taroz töten, daran gibt es keinerlei Zweifel. Das Problem ist dass die Chancen gut stehen dass der Wandler der Wege danach Beatrice in diese Welt holen lässt. Und die ist schon um einiges mächtiger als Taroz. Außerdem ist ihre Beziehung zu unserer Herrin ein wenig... speziell.“
„Sie mögen sich nicht?“
„Hast du schon einmal einen Streit zwischen unserer Herrin und dem Dämon Vani miterlebt?“ Morrigan nickte. „Dann lass mir dir eines sagen; wenn es etwas gibt dass unsere Herrin noch wütender macht als dieser Dämon dann ist es diese blonde Hexe mit ihren ziegenköpfigen Dienern.“ Mit diesen Worten wandte Malek sich ab um sich mit einigen anderen Nathrezim zu unterhalten und ließ eine Morrigan zurück die versuchte sich das Ausmaß an Zerstörung vorzustellen dass ihre Herrin wohl verursachen würde wenn sie noch wütender war als nach einem Streit mit Vani.


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Zur selben Zeit in Vanidos:
Drei Tage befand Naruz sich nun schon in Vanidos. Am zweiten Tag seines Aufenthalts wurde Sora, welche sich in der Stadt herumtrieb und dort anscheinend einen ihrer Anfälle hatte, von ihrem Bruder in ihr Zimmer getragen wo sich die besten Ärzte die zur Verfügung standen sogleich um sie kümmerten. Sie war seitdem nicht aus dem Zimmer gekommen, jedoch war Vani dort bei ihr weshalb Naruz sich keine Sorgen um ihr Überleben machte. Er hatte die letzten Tage dazu genutzt halbherzig beim Herzog und dem Bruder der Matriarchin vorzusprechen um zumindest den Schein aufrechtzuerhalten dass er versuchte Vanidarien als Verbündete zu gewinnen. Dem Herzog selber ging es allerdings nicht besser als Sora, seit gestern war er todkrank in seinem Zimmer geblieben und war nicht ansprechbar. Was Haru, den Bruder der Matriarchin, anging war die Sache nicht besser, er machte sich zu große Sorgen um seine Schwester um den Nathrezim zu beachten, was diesem allerdings ziemlich willkommen war. So war es leichter gewesen ihm seinen Willen aufzuzwingen, Naruz hatte behauptet dass er die Matriarchin nicht unnötig belasten wollte und sich bereiterklärt zwei Wochen in der Festung zu verweilen. In zwei Wochen, so hatte er dem Jungen gesagt, würde er die Matriarchin erneut nach einer Antwort zum Thema Aufstand gegen den König fragen und dann ihre endgültige Entscheidung dem Rat der Republiken mitteilen. Mit anderen Worten, er gab Vani zwei Wochen Zeit um die Matriarchin auf die Seite Slaaneshs zu ziehen ehe er in Aktion treten würde. Seine freie Zeit in Vanidos hatte Naruz bisher recht gut genutzt, bei den Mägden und Dienerinnen der Burg war er bereits äußerst bekannt und bei vielen recht beliebt. Er hatte weit mehr mit den weiblichen Dienern hier geredet als mit dem Herzog oder irgendeinem der Adligen. Naruz war äußerst zuversichtlich dass es ihm nicht schwerfallen würde einen Teil der Frauen hier zu verführen, Menschen wurden vom Aussehen seiner Rasse einfach immer wieder aufs neue verzaubert. Und hier in Vanidos gab es einige Frauen die sich, zumindest Naruz' Meinung nach, durchaus nicht vor den Frauen seiner eigenen Rasse zu verstecken brauchten. Momentan saß er in der eher bescheidenen Bibliothek der Burg an einem Schreibtisch und fertigte eine Liste an. Diese bestand aus den Namen der Frauen die ihm bisher ganz besonders aufgefallen waren, bisher zählte sie ein gutes Dutzend Namen. Naruz seufzte, er würde wohl oder übel noch den ein oder anderen streichen müssen. Während er über dem Papier brütete und verzweifelt überlegte welche Namen er streichen sollte sprach ihn jemand an, als er sich umdrehte merkte er dass zwei Dienerinnen hinter ihm standen und ihm über die Schulter sahen.
„Hallo Sir Naruz. Was schreibt ihr da?“ fragte die eine von ihnen. Ihr Name war Marlene, einer der Namen auf der Liste des Nathrezim, genauso wie der ihrer Begleiterin.
„Guten Morgen Marlene, Alesia. Wie geht es euch?“ innerlich fluchte Naruz, er hatte seine Liste mit den Buchstaben der Dunkelelfen geschrieben, er sollte sie am besten davon ablenken. Alesia strich sich ihr schulterlanges, braunes Haar hinter das Ohr und lächelte den Nathrezim an während Marlene, die ihr langes, silbernes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, sich an Naruz vorbei beugte und einen Blick auf das Blatt warf.
„Das ist aber eine seltsame Schrift! Was bedeutet das?“ fragte sie interessiert.
„Das ist... ein Brief an den Rat. Leider darf ich euch nicht sagen worum es darin geht, tut mir wirklich leid. Bei den Buchstaben da handelt es sich um... Alt-Republikanisch, die Menschen aus Gurilia benutzten diese Sprache lange bevor die Republiken gegründet wurden.“ antwortete der Dunkelelf mit einem bezauberndem Lächeln. Alesia sah ihn erstaunt an als sie neugierig fragte:
„Aber Sir Naruz, ihr seid doch ein Mimir, oder nicht? Eure Familie stammt doch aus Benjii und das seit Anbeginn der Zeit!“
„Stimmt, du bist wirklich schlau Alesia.“ meinte Naruz mit einem beeindruckten Unterton in der Stimme. 'Viel zu schlau für eine verfluchte Dienerin, was soll das? Hier weiß doch sonst kein Schwein so viel über die anderen Fürstentümer!' fügte er in Gedanken hinzu. Alesia lächelte fröhlich als Naruz ihr das Kompliment machte und ihre Wangen wurden ein wenig röter.
„Ich habe einiges aufgeschnappt, mein Vater war ein Mimir müsst ihr wissen. Er wurde nach einem Zwischenfall jedoch aus den Republiken verbannt und ist nach Vanidarien gekommen.“
„Ich verstehe, nun, ich bin nur zur Hälfte Mimir. Meine Mutter kam aus Gurilia.“ Schnell ging Naruz in seinem Kopf die Liste der Adelshäuser durch die ihm bekannt waren und versuchte sie den verschiedenen Republiken zuzuordnen.
„Ach so? Aus welchem Adelshaus kam denn eure Mutter?“ fragte Marlene interessiert, auch wenn Naruz bezweifelte dass sie überhaupt eines der Häuser vom Namen her kannte. Naruz spielte bereits mit dem Gedanken ihren Namen von der Liste zu streichen, selbst wenn er sich mit Menschenfrauen einließ hatte auch er seine Ansprüche!
„Meine Mutter war eine... Raan.“ antwortete er ihr und es gelang ihm gerade so es nicht wie eine Frage klingen zu lassen. Alesia nickte verständnisvoll.
„Natürlich, das hätte ich mir fast denken können. Die Raan sind immerhin eine der ältesten Familien in Gurilia und eine der wenigen die selbst heute noch die alte Sprache benutzen.“ Naruz gelang es geradeso nicht den Mund aufklappen zu lassen, es gab wirklich eine alte Sprache in Gurilia die niemand mehr benutzte? Wie auch immer, die Situation war gerettet so wie es aussah.
„Entschuldigt mich kurz.“ meinte Naruz und beugte sich über seine Liste, er strich den Namen 'Marlene' durch und setzte einen kleinen Kreis hinter 'Alesia' ehe er sich wieder an die Dienerinnen wandte.
„Marlene, könntest du mir einen Gefallen tun?“
„Aber natürlich, Sir Naruz.“
„Bringe bitte diesen... Brief in die Gemächer die mir der Herzog freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.“ Die Dienerin nahm den Brief freudig an und machte sich sogleich auf den Weg. Naruz seufzte innerlich, warum hatte er sie überhaupt auf die Liste gepackt? Sie war augenscheinlich dumm wie ein Brot!
„Ich werde mich dann auch entfernen, Sir Naruz. Ich will euch nicht weiter stören.“ begann Alesia und machte Anstalten zu gehen.
„Natürlich, wartet nur kurz! Ich möchte euch etwas geben.“ Naruz steckte die Hand in einen kleinen Beutel an seinem Gürtel und zog einen flachen, glattpolierten, schwarzen Stein heraus. In der Mitte des Steines war eine Rune eingefügt worden. „Hier, nehmt ihn.“ Alesia nahm den Stein in die Hand und sah ihn sich an.
„Ich danke euch, aber was ist das für ein Stein?“
„Das ist etwas dass in meiner Familie üblich ist, also nicht der großen Mimir- Familie sondern nur unter meinen nächsten Verwandten. Er bringt Glück. Falls ihr außerdem mal irgendwann jemanden aus meiner Familie trefft braucht ihr ihm oder ihr nur den Stein zeigen und sie werden euch so freundlich wie nur möglich behandeln. Bitte nehmt diesen Stein an.“ Alesia zögerte ein wenig, der Stein sah nicht gerade gewöhnlich aus, eher sah es aus als wenn er recht wertvoll wäre. Außerdem fühlte er sich mehr an wie Metall, vielleicht war er auch daraus gefertigt.
„Seid ihr euch sicher dass ich ihn haben darf? Er sieht recht wertvoll aus.“
„Gefällt er euch etwa nicht?“
„Doch! Er sieht äußerst hübsch aus!“ beeilte sich Alesia zu versichern was Naruz ein freundliches Lachen entlockte.
„Dann ist es kein Problem! Ich kann mir zuhause einen neuen anfertigen lassen! Aber wenn ihr euch besser fühlt wenn ich ihn euch nicht einfach so schenke... wie wäre es wenn ihr mir die Burg genauestens zeigt? Vielleicht sogar die Stadt? Bisher habe ich nicht viel gesehen und ich fange an mich zu langweilen. Was sagt ihr dazu?“ Alesias Miene hellte sich auf und sie lächelte fröhlich.
„Aber gerne, Sir Naruz! Ich habe heute keine besonderen Pflichten. Wenn ihr wollt kann ich euch gleich heute herumführen.“
„Sehr gut. Ich werde nur kurz auf mein Zimmer gehen und mir passendere Kleider für eine Stadtbesichtigung anziehen. Kommt einfach in ein paar Minuten zu mir, in Ordnung?“ Die Dienerin nickte und verließ das Zimmer während sie immer wieder Blicke auf den 'Stein' warf den Naruz ihr gegeben hatte. Dabei handelte es sich um ein Stück seiner Rüstung dass er umgeschmolzen hatte und in dass er seinen Namen eingraviert hatte. Es war dafür da Menschen zu markieren die er zu seinen persönlichen Sklaven machen wollte und würde andere Dunkelelfen davon abhalten sich an diesen Menschen zu vergreifen. Normalerweise hatte Naruz immer ein gutes Dutzend dieser Runen dabei wenn er auf Erkundungsmissionen ging um sich seine Sklaven schon einmal 'vorzumerken' was des öfteren einen Proteststurm bei den anderen Nathrezim entfachte. Dieses mal hatte Morrigan ihm bevor er aufbrach alle seine Runen abgenommen um 'das ganze nicht ungerecht werden zu lassen'. Zumindest dachte sie das, Naruz war es gelungen eine der Runen vor ihr zu verstecken und hatte schon überlegt wem er sie nun geben sollte. Während er zu seinem Zimmer ging und an die kurzhaarige Dienerin dachte nickte er zufrieden, sie war hübsch und zudem ungewöhnlich gebildet, er hatte eine gute Wahl getroffen. Der Nathrezim freute sich bereits auf den kleinen Ausflug in die Stadt und dachte nicht einmal im Traum daran dass ein äußerst bösartiges Schriftstück bereits auf dem Weg zu ihm war.


2105. Jahr der Sonne, Gebirgspfad in Linistien
Es war bereits Abend und die Gruppe hatte ihr Lager am Rande des Gebirgspfades aufgeschlagen. Eigentlich hätten sie noch heute das nächste Gasthaus erreichen sollen, allerdings wurde daraus nichts. Während des schweigsamen Marsches den Pfad hinauf musste Kyon immer wieder wütende Blicke von Haruhi einstecken und dachte nach einer Weile dass sie einfach auf ihn losgehen und ihn noch einmal verprügeln würde. Nachdem sie gute zwei Stunden gelaufen waren verlor Yuzumi schließlich die Kontrolle über sich und sie rannte mit einem lauten „Kawaiiiiiii!“ auf den armen Mampfi zu der neben Haruhi hertrottete. Zwar gelang es Kyon, Koizumi und Hattori mit vereinten Kräften die Deadlierin aufzuhalten und zu beruhigen, allerdings war Mampfi durchgedreht und abgehauen. Seitdem hatte die Gruppe ihn gesucht, jedoch ohne Erfolg. Sie alle saßen mittlerweile am Lagerfeuer und keiner sagte etwas, Kyon war äußerst schockiert als er sah dass Haruhi sogar ziemlich traurig aussah, bisher war ihm nicht bewusst gewesen dass sie traurig sein konnte, geschweige denn dass sie so sehr an dem kleinen Bären hing. Yuzumi wirkte ebenfalls äußerst niedergeschlagen, sie hatte sich bereits mehrfach bei Haruhi entschuldigt und saß nun unter einem nahen Baum und starrte auf den Boden vor ihren Füßen.
Nach einer Weile hatte Kyon genug von der miserablen Stimmung am Lagerfeuer und erhob sich.
„Wohin willst du?“ fragte Koizumi ihn und machte Anstalten sich ebenfalls zu erheben.
„Ich will nur einen kleinen Spaziergang machen, alleine wenn es geht.“ meinte Kyon und schlenderte davon ohne auf eine Antwort zu warten. Nachdem er gute zehn Minuten vom Lager entfernt war hielt Kyon an und starrte einen kleinen, steilen Abhang hinunter der vollkommen von Büschen und Bäumen verwachsen war.
„Ist dir auch langweilig?“ ertönte eine Stimme hinter ihm.
„Nicht ganz, die Stimmung am Feuer war mir einfach viel zu...“ Kyon erstarrte. Ganz langsam drehte er sich an und blickte direkt in das Gesicht Asakuras. Diese lächelte ausnahmsweise mal nicht sondern hatte ihren Kopf ein wenig schräg gelegt und einen fragenden Gesichtsausdruck aufgesetzt. Kyon schluckte. „W-w-was willst du?“ fragte er so entspannt wie nur möglich und verfluchte sich dafür sein Schwert nicht mitgenommen zu haben.
„Haruhi ist traurig. Ich habe sie noch nie traurig gesehen!“ meinte Asakura und hatte auf einmal ihr Lächeln wieder aufgesetzt. „Du bist dafür verantwortlich, oder? Bestimmt wollte dich das Rotauge deshalb töten, danke! Dank dir konnte ich endlich was interessantes beobachten!“ Kyon war sich nicht ganz sicher, jedoch vermutete er dass es eine sehr dumme Idee war zu sagen dass er nicht verantwortlich war, bisher schien diese Asakura ihn nicht umbringen zu wollen.
„Ähm ja, gern geschehen, glaube ich. Also, was wolltest du von mir?“
„Du hast mir was interessantes gezeigt, jetzt werde ich dir was zeigen.“ mit diesen Worten verpasste sie Kyon einen Tritt der diesen rücklings den Abhang hinunter schickte. Unter lauten Flüchen rollte Kyon hinunter und kam wie durch ein Wunder halbwegs unbeschadet am Fuße des Abhangs an. Er rappelte sich auf und klopfte den gröbsten Dreck von seinen Sachen ehe er sich so gut es ging untersuchte. Abgesehen von ein paar Schürfwunden war er unverletzt. „Das sah richtig witzig aus!“ sagte Asakura in einem lobenden Ton während sie sich vom Ast eines nahen Baumes fallen ließ.
„Was wolltest du mir zeigen? Etwa den Himmel? Ich wäre fast gestorben!“
„Natürlich, du weißt doch dass ich dich töten will.“ antwortete Asakura und sah verwirrt aus. Das hatte Kyon doch tatsächlich für einen Augenblick vergessen. „Aber keine Sorge, für heute lasse ich dich am Leben, dafür wirst du mir aber einen Gefallen tun müssen! Aber dazu später mehr, guck mal da drüben.“ meinte sie und deutete zu einem Baum in der Nähe. Kyon blickte dorthin und sah einen gewaltigen Apfelbaum, und unter diesem Baum... saß Mampfi! Der kleine Bergbär sah ziemlich mitgenommen aus und hatte kleine Äste in seinem zerzausten Fell zu stecken, allerdings schien er schon weit fröhlicher zu sein als an dem Tag an dem er Yuzumi zum ersten mal begegnet war. Er knabberte fröhlich an einem riesigen Apfel als sein Blick auf Kyon fiel. Sofort stand der Bergbär auf und rannte auf allen Vieren zu Kyon während er den Apfel mit seinen Zähnen festhielt. Geschickter als man erwarten mochte kletterte der Bergbär an Kyons Bein hinauf und ließ sich auf seiner Schulter nieder wo er weiter an seinem Apfel arbeitete.
„Woher wusstest du...“
„Nachtara hat ihn gefunden.“ antwortete die Mörderin und deutete auf eine schwarze Katze die sich im Schatten des Baumes versteckt hatte. „Wie auch immer, kommen wir nun zu meinem Gefallen dafür dass ich dich am Leben lasse.“ Sie zog etwas aus einer kleinen Tasche die an ihrer Hüfte hing, es war ein Brief.
„Was ist das? Ein Liebesbrief?“
„Ja.“ bestätigte Asakura die Frage des Trellik mit einem Lächeln.
„Bitte was?“ platzte es aus Kyon heraus.
„Natürlich nicht für dich. Gib diesen Brief an Hattori Hanzo weiter, wenn du mir das versprichst lasse ich dich leben, fürs erste. Also?“ Kyon brauchte nicht lange zu überlegen.
„Ich verspreche es! Ich werde ihm diesen Brief geben!“
„Sehr gut, bis zum nächsten mal, aber dann werde ich dich wirklich umbringen!“ mit diesen Worten verschwand Asakura im Wald und ließ Kyon alleine zurück. Dieser schob den Brief in seine Hosentasche und wollte gerade zurückgehen als sein Blick auf etwas fiel dass einige Meter entfernt von ihm glänzte. Es war ein Klumpen Erz wenn Kyon sich nicht täuschte, hier in den Bergen gab es die größten Eisenerz vorkommen der Republiken und wenn man Glück hatte konnte man scheinbar etwas davon finden. Der Erzklumpen war ungefähr so groß wie Kyons Faust und würde bei einem Schmied einen ganz guten Preis bringen. Zufrieden hob Kyon ihn auf und machte sich auf den Weg zurück zum Lager, unwissend was er da wirklich aufgehoben hatte.
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Vanidar » 5. Februar 2014 15:44

23. Silber, Silber, Silberblätter



2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, irgendwo verloren in den Eisenbergen

Als Kyon es endlich schaffte, den Weg zum Lager zurückzufinden und diesen verfluchten Berghang hinaufzuklettern, wurde er als Held unter tosendem Beifall empfangen. Naja eigentlich nicht, aber er glaubte hinterher gerne, dass es so gewesen war. In Wahrheit stürzten sich alle auf diesen nutzlosen, stinkenden und verfressenen Bären, den wir aus irgendeinem Grund wohl bis in alle Ewigkeit mit uns herumschleppen müssen. Kyon überließ den Bergbären Haruhi und den starrenden, begehrlichen Blicken Yuzumis. Die Schützin aus Deadlien schien noch immer kurz davor zu stehen dieses seltsame Tier zu Tode zu drücken, was für ihre Gruppe eine deutliche Verbesserung wäre. Er seufzte und ließ sich neben Hattori Hanzo am Lagerfeuer nieder. Der vermummte Attentäter der Gilde schien sich von der Aufregung um ihn herum nicht stören zu lassen, sondern starrte gelangweilt in die Flammen.
„Hier, das soll ich dir geben.“ Kyon hielt ihm den Brief unter die Nase und als der Attentäter ihn mit hochgezogener Braue ratlos anstarrte seufzte er, warum hatte diese Irre ihm den Brief nicht selber geben können „Ich bin gerade Asakura von Nurc über den Weg gelaufen und wenn ich dir diese Nachricht nicht überbringe, dann wird sie mich in winzige Stücke schneiden. Also bitte, nimm den verdammten Brief.“
Hattori betrachtete den Umschlag, als wäre er eine gefährliche Waffe, die ihn jeden Moment töten könnte. Während er ihn mit einem kurzen, dankenden Nicken vorsichtig unter seinen Sachen verstaute, hoffte Kyon dass sich in dem Umschlag wirklich nichts gefährliches befand. Er traute dieser Irren alles mögliche zu, von seltsamen obskuren Flüchen bis hin zu irgendeinem schleichenden, qualvollen Gift oder sogar einem Dämon. Die letzte Zeit hatte dafür gesorgt, dass er deutlich besser darin wurde sich alle möglichen und vor allem unmöglichen schrecklichen Dinge vorzustellen. Er hielt den Stein, den er vorhin gefunden hatte, in das Licht der Flammen um ihn sich genauer anzusehen und ihm blieb der Atem weg, nein das durfte einfach nicht wahr sein. Er musste den Stein so schnell wie möglich verschwinden lassen. Denn wenn Haruhi das sah, dann...
„Was hast du da, Kyon?“ ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ihm plötzlich Haruhi über die Schulter sah und den Stein in seiner Hand interessiert betrachtete. Das würde mal wieder nicht gut enden.
„Ach nichts, rein gar nichts. Nur einen Klumpen Dreck. Nichts was du dir ansehen musst und ganz sicher nichts interessantes oder aufregendes.“ seine Stimme zitterte leicht, während er versuchte Haruhi unschuldig anzulächeln und den kleinen Stein verschwinden zu lassen, aber es war bereits zu spät für ihn.
„Das ist kein Dreck und auch kein einfacher Stein.“ ein seltsames, siegessicheres Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und Kyon wusste in diesem Moment, dass er einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Ihr Arm schnellte vor und sie riss ihm den kleinen Klumpen Rohsilber aus der Hand, bevor er sich irgendeinen Ausweg überlegen konnte „Das ist Silber! Ich wusste es! Echtes Silber! Wir sind hier genau richtig! Habe ich es nicht gesagt, Kyon? Die Karte war kein Betrug! Sie hat uns sicher und auf direktem Weg zu unserem Ziel geführt!“
„Wuhu.“ kam es leise von einem erstaunlich bedrücktem Kyon „Du hast bisher noch kein einziges mal auf die Karte gesehen. Wir laufen seit Tagen einfach nur in den Bergen herum und rennen ziellos im Kreis.“
„Ziellos? Ziellos!?“ Haruhi starrte ihn entgeistert an, sie konnte anscheinend gar nicht fassen, dass er es überhaupt wagte an ihren Fähigkeiten als Anführerin zu zweifeln. Jeder Weg den sie auswählte, wurde nach Haruhis Meinung alleine dadurch richtig dass sie es so wollte, womit sie vermutlich nicht einmal unrecht hatte „Ich weiß genau wohin wir müssen, klar? Alles was ich nicht weiß, ist der Weg, aber wozu seid ihr überhaupt gut? Wenn du immer alles besser weißt, dann sag du mir doch was wir als nächstes machen sollen, Kyon. Na los ich warte.“
„Ähm. Wie wäre es wenn wir...“ es fiel Kyon schwer sich zu konzentrieren, solange sie ihn mit diesen fordernden, funkensprühenden Augen anstarrte „Ach keine Ahnung, mach einfach was du willst. Wir werden es schon irgendwie überleben.“
„Das dachte ich mir schon, keine Angst, ich habe sowieso nichts von dir erwartet. Also, da Kyon mal wieder keine Ahnung hat und nur heiße Luft von sich gibt, müssen wir die ganze Sache vollkommen anders angehen. Wer von euch überflüssigen Nebencharakteren kennt sich in diesen Bergen einigermaßen aus? Nicht so schüchtern, tretet vor. Ich brauche ein paar Führer, wenn ich mein Silber will und ja mein Silber, Kyon. Denn es steht mir zu, darüber wird nicht diskutiert.“ die Gruppe richtete stumm ihre Aufmerksamkeit auf Haruhi und die „überflüssigen Nebencharaktere“ warfen ihr verwirrte Blicke zu. Nach einer Weile traten Hattori Hanzo und Yuki stumm ein paar Schritte nach vorne. Hinter ihnen folgte eine äußerst nervöse Asahina, die sich nicht so recht sicher war ob sie sich auskannte oder nicht. Zwar war sie schon einmal hiergewesen, konnte sich aber kaum an etwas erinnern. Immerhin war sie zuversichtlich den Rückweg zu finden falls etwas schieflief. Was sollte daran auch so schwer sein? Man musste immerhin nur immer bergab gehen und irgendwann kam man schon wieder in den Republiken an „Gut, immerhin mehr als erwartet. Das heißt also dann wir bilden drei Gruppen. Jede wird sich auf eigene Faust tiefer in die Eisenberge vorarbeiten. Jeweils eine Gruppe nach Nordwesten, Norden und Nordosten. Wir teilen den Proviant auf und treffen uns in genau drei Tagen, vier Stunden und dreißig Minuten wieder an dieser Stelle. Jede Gruppe, die in den nächsten drei Tagen kein Silber findet, wird bestraft und zwar von mir persönlich. Die Strafen werden schrecklich sein, zerstörerisch, brutal und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tödlich, aber davon solltet ihr euch nicht unter Druck setzen lassen. Denkt immer daran, welch große und ehrenhafte Aufgabe euch zuteil wird, wenn ihr im Namen einer wahrhaftigen Göttin in die Schlacht zieht. Dies wird unser schwerster Kampf, doch ich weiß wir werden die ersten sein, die das schreckliche Geheimnis der Eisenberge lüften und... “
„Und was ist wenn du auch nichts findest? Wer bestraft dich dann für dein Versagen?“ fragte Kyon gelangweilt nach und verhinderte damit dass Haruhi sich weiter in Rage redete.
„Was redest du da? Es ist offensichtlich dass ich erfolgreich sein werde. Nichts und niemand in diesen Bergen ist der Macht einer Göttin gewachsen. Außerdem...“
„Ähm, Verzeihung.“ unterbrach sie diesmal die leise Stimme Asahinas vorsichtig und sie schrumpfte unter Haruhis bohrendem Blick augenblicklich in sich zusammen „Ähm, also...ich denke nicht, dass ich in der Lage bin eine der Gruppen anzuführen. Ich kenne mich nur ein bisschen im Süden der Berge aus. Was Ihr vorschlagt, wird uns aber über die Grenzen der Republiken hinaus bis nach Nordmar bringen und dort bin ich noch nie gewesen.“
„Na schön.“ seufzte Haruhi enttäuscht, vermutlich hatte sie sich bereits darauf gefreut Asahina zu bestrafen, irgendwie mochte sie es die rothaarige Mimir leiden zu sehen und ließ keine Gelegenheit aus sie zu belästigen „Dann bleibst du eben hier und bewachst das Lager. Da wir jetzt nur noch zwei Gruppen haben, ist es wichtig so schnell wie möglich voranzukommen und daher lassen wir den ganzen überflüssigen Kram hier. Beschütze unsere Sachen mit deinem Leben, ich zähle auf dich.“
„G-ganz a-alleine?“ fragte Asahina mit bleichem Gesicht nach, während sie ängstlich in die Dunkelheit um sie herum starrte. Sie befanden sich mitten in den Bergen. Selbst wenn das Monster der Eisenberge nicht existierte, gab es hier noch immer Wölfe und Banditen, das würde sie niemals überleben.
„Ja, ganz alleine. Sieh es einfach als große Ehre an, dass du diesen Posten übernehmen darfst. Ich werde mein kleines Heer nicht noch weiter schwächen und teilen nur weil Mikuru Angst im Dunkeln hat. Wir brauchen all unsere Kräfte für diese bedeutende Aufgabe, für die Suche nach den längst vergessenen Schätzen der Eisenberge. Im ganzen Königreich sind der Glanz und die Pracht dieser Schätze bekannt, sie...“
„Wie können die Schätze längst vergessen sein, wenn ihre Existenz überall bekannt ist?“ unterbrach sie mal wieder Kyon, der weiterhin mit gelangweilter und unbeteiligter Miene ins Feuer starrte und sich fragte, ob er wohl das Glück hatte in der Gruppe ohne Haruhi zu landen. Vermutlich nicht. Aber er würde dafür sorgen, dass auch noch ein oder zwei andere zurückblieben, um auf Lady Asahina aufzupassen und sie zu beschützen. Haruhi musste davon ja nicht unbedingt etwas erfahren. Sie regte sich einfach immer viel zu schnell über unwichtige Kleinigkeiten auf und würde sicher darauf bestehen mal wieder ihren Willen durchzusetzen. Am besten man ging einer Diskussion aus dem Weg und arbeitete hinter ihrem Rücken an einer besseren Lösung. Auf diese Weise waren am Ende alle glücklich, nicht nur Haruhi.
„Also, wie teilen wir die Gruppen ein?“ stellte Koizumi die erste wichtige Frage des ganzen Abends und klang dabei voller Enthusiasmus. Immerhin einer der erfolgreich Interesse an Haruhis seltsamer Suche heucheln konnte, dachte Kyon, während der Silberblatt ihn unschuldig anlächelte.
„Mhm...das ist eine gute Frage.“ Haruhi ließ ihren Blick nachdenklich über die Anwesenden schweifen. Der seltsame Attentäter war unheimlich und nicht besonders mitteilsam, außerdem hatte er fast sein ganzes Leben in diesen Bergen verbracht, ohne jemals ein Monster oder einen Schatz zu finden, er war also vollkommen nutzlos. Damit blieb ihr also nur noch eine Möglichkeit „Na schön, ich nehme Yuki und Kyon. Wir marschieren von hier aus direkt nach Norden. Der Rest kann manchen was er will, aber wehe ihr kommt ohne mein Silber wieder zurück!“



Seit mehr als zwei Tagen irrten sie jetzt schon in diesen Bergen umher und langsam war Kyon sich ziemlich sicher, dass sie im Kreis liefen. Im Moment befanden sie sich aus irgendeinem Grund auf dem Grund einer Schlucht...fragt nicht wieso und wie sie dahingekommen sind, Kyon wusste es selber nicht mehr. Er wusste nur noch, dass sie Haruhi gefolgt waren und sich plötzlich von hohen Felswänden umgeben sahen. Immer wieder warf Kyon besorgte Blicke zu Yuki, die seit zwei Tagen kein Wort von sich gegeben hatte und gar nicht erst versuchte sie sicher durch die Berge zu führen. Mit unbeteiligter Miene starrte sie weiterhin geradeaus, den Blick immer auf Haruhis Rücken gerichtet und schien vollkommen sorglos zu sein. Warum sich auch Sorgen machen? Sie irrten ja nur mitten in einem tödlichen, kalten, kargen Gebirge umher und ihnen ging allmählich der Proviant aus, während sie von einem Idioten angeführt wurden, alles war in Ordnung.
„Nur mal so am Rande, Yuki.“ flüsterte er ihr zu und warf immer wieder misstrauische Blicke zu Haruhi, sie sollte am besten nichts von seinen Zweifeln bemerken, das letzte was sie in ihrer Situation brauchten war irgendein kindischer Wutanfall der launischen Silberblatt „Haben wir uns eigentlich verlaufen?“
„Ja, haben wir.“ erwiderte Yuki ruhig, ohne ihn auch nur anzusehen.
„Gut zu wissen.“ murmelte Kyon „Kannst du nicht irgendetwas dagegen unternehmen? Du hast damals im Lager doch noch gesagt, dass du dich in den Eisenbergen bestens auskennst.“
„Habe ich und es war nicht gelogen.“ erklang Yukis monotone Stimme, wenn sie mal für längere Zeit sprach, fiel es Kyon schwer wachzubleiben und den einschläfernden Worten auf Dauer aufmerksam zu folgen „Ich kenne jeden Winkel, jeden Berg und jeden Pfad in diesem Gebirge. Das und noch viel mehr Wissen wurde mir von meinem Meister verliehen, um Haruhi erfolgreich zu schützen.“
„Und willst du uns dann nicht helfen? Ich meine wenn Haruhi uns weiterhin führt, landen wir in irgendeiner Schlucht oder werden elendich verhungern. Vielleicht wäre jetzt einmal ein guter Zeitpunkt für dich und deine Magie.“ er fragte gar nicht erst danach wer ihr Herr war, generell hatte er es schon längst aufgegeben jemals zu verstehen was hier vor sich ging.
„Haruhi wird ihren Weg alleine finden. Es ist nicht ratsam sich einzumischen.“ schmetterte Yuki seine Idee sofort ab.
„Auch nicht wenn wir ansonsten sterben? Ich meine, nichts gegen Haruhis Orientierungssinn, aber sie schafft es sich in unserem eigenen Lager zu verlaufen. Willst du wirklich nichts dagegen unternehmen?“
„Nein. Wenn das unser Schicksal ist, dann soll es eben so sein. Aber ich denke nicht dass wir verhungern werden, Haruhi wird den richtigen Weg finden...hoffe ich.“
„Wir sollen blindlings auf Haruhi vertrauen? Meinst du das wirklich ernst? “
„Vielleicht. Aber wie auch immer, es ist wichtig dass Haruhis Plan Erfolg hat und wir...“ sie brach ab und packte Kyon und Haruhi plötzlich an den Schultern. Mit überraschend viel Kraft, zerrte sie die beiden von dem Weg runter und warf sich zusammen mit ihnen in eine Art natürliche Höhle. Kaum waren sie verschwunden, bogen ein Dutzend Männer in Kettenhemden und mit wild aussehenden Bärten in die Schlucht ein. Nordmarer, schoss es Kyon durch den Kopf. Sie mussten weiter im Norden sein als erwartet. Haruhi gab keinen Laut von sich, sondern presste sich angespannt gegen die Höhlenwand.
„Warum verstecken wir uns eigentlich?“ fragte Kyon verwirrt und machte sich dabei gar nicht erst die Mühe seine Stimme zu senken, seiner meiner Meinung nach waren Haruhi und Yuki mal wieder vollkommen überdreht „Die Nordmarer sind nicht gefährlich. Es herrscht seit vielen Jahren Frieden zwischen den Republiken und den Klans. Sie werden uns nichts tun. Sehen wilder aus, als sie eigentlich sind. Mit ihrer Hilfe kommen wir sogar am sichersten durch die Berge. Es sei denn Eure Göttlichkeit hat mal wieder etwas gegen meinen Vorschlag einzuwenden.“
„Ähm naja also, da gibt es vielleicht schon einen winzigen Haken an der Sache.“ antwortete Haruhi erstaunlich kleinlaut, was Kyon erst recht alarmierte.
„Ach spucks schon aus. Was immer es ist, ich werde es überleben. Es kann unmöglich schlimmer sein als hier zu verhungern.“
„Ich glaube mich daran zu erinnern, dass eine meiner Vorfahrinnen vielleicht, rein theoretisch, Zehntausende Nordmarer abschlachten ließ, ihr ohnehin schon trostloses Land in eine noch trostlosere Einöde verwandelte, ihre Burgen schliff und ihre Städte niederbrannte...aber nur rein theoretisch.“
„Großartig.“ stöhnte Kyon genervt auf, dass war ja mal wieder klar gewesen „Gibt es irgendein Volk, mit dem ihr Verrückten noch keinen Streit angefangen habt?“
„Ich glaube nicht. Das Familienmotto der Silberblätter lautet nicht umsonst `wir hassen jeden´ danach leben und handeln wir seit hunderten von Jahren.“ er konnte den vollkommen unbegründeten Stolz, der in Haruhis Stimme mitschwang, nicht ganz verstehen, aber anscheinend war es das höchste Ziel eines Silberblattes sich so viele Feinde wie möglich zu machen, was so einiges erklärte.
„Ja, und habt damit großen Erfolg wie ich sehe.“ erwiderte er murmelnd und ignorierte Haruhis vernichtenden Blick „Warum hat diese Vorfahrin von dir eigentlich in Nordmar gewütet? Also, rein theoretisch natürlich.“
„Es kam damals entlang der Grenze immer wieder zu Überfällen der Nordmarer und kleineren Scharmützeln in den nördlichen Sümpfen von Neidea. Die damalige Matriarchin, Francesca, war des ständigen Kleinkrieges mit unseren Nachbarn überdrüssig und so handelte sie ein vertrauliches Treffen mit dem Anführer der Klans aus. Doch die feigen Bastarde haben sie betrogen und ihre kleine Leibwache wurde hinterhältig abgeschlachtet. Während ihrer Gefangenschaft, wurde sie von den Nordmarern geschändet und gefoltert. Als ihre Ritter sie endlich befreien konnten, schwor sie sich Nordmar in einem Meer aus Blut und Feuer untergehen zu lassen und genau das tat sie dann auch.“
„Wirklich? Ich hätte eher gedacht ihr war einfach nur langweilig.“ das würde zumindest sehr viel besser zu dem passen, was er bisher über die Herrscherinnen von Vanidarien wusste.
„Das ist auch sehr gut möglich, aber ich mag meine Version lieber. So oder so, ich kann mich ihnen nicht zeigen. Sie sind sicher noch immer voller Hass und dazu kommt dass sie stinkende Wilde sind.“
„Dann verraten wir ihnen eben nicht wer du bist. Was ist daran so schwer? Mach doch nicht immer alles schwerer als es ist.“
„Bist du wahnsinnig? Ich bin eine Göttin! Es ist unmöglich das zu übersehen, selbst wenn man so ein zurückgebliebener, stinkender, aufgeblasener Nordmarer ist. Sie werden es herausfinden und mich in ihre windschiefen Burgen schleppen, um mir noch schlimmere Dinge anzutun als damals Francesca. Willst du das etwa? Wenn du jetzt zu ihnen gehst, dann bist du für alles verantwortlich was folgt.“
„Das ist mir alles zu dumm. Ich geh jetzt und frag diese Krieger nach dem Weg. Es gibt keinen Grund zur Panik, du benimmst dich lächerlich.“ Kyon wandte sich von ihr ab und wollte aus ihrem Versteck verschwinden, um diesen Unsinn endlich zu beenden. Die Nordmarer waren inzwischen nicht mehr oder weniger wild als der Rest des Königreiches.
„Warte!“ zischte Haruhi und ihre Finger bohrten sich in einen seinen Oberarm, während sie ihn grob zurückriss „Was ist wenn sie nach uns suchen? Die Nordmarer verehren das Königshaus und inzwischen dürfte selbst den idiotischen Agenten des Vizekönigs aufgefallen sein, dass wir verschwunden sind und unsere königlichen Begleiter auch. Das Feuer in dem Gasthaus wird für einiges Aufsehen gesorgt haben, vor allem mit den paar Dutzend verbrannten Leichen der Soldaten. Es ist gut möglich, dass man Boten an die südlicheren Klans der Nordmarer geschickt hat.“
„Das ist ein Scherz oder? Das ganze ist so weit hergeholt, selbst der idiotischste Geschichtenerzähler in ganz Nurc hätte es sich nicht ausdenken können. Glaubst du wirklich dass...“
„Ich gehe.“ erklang Yukis leise, monotone Stimme hinter ihnen. Kyon und Haruhi sahen sie überrascht an. Sie hatten vollkommen vergessen, dass die Deadlierin noch immer anwesend war.
„Meinetwegen.“ stimmte Haruhi schulterzuckend zu und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Nordmarer, indem sie ab und zu den Kopf aus der Höhle streckte, sie kamen immer näher an ihr unsicheres Versteck und wenn Haruhi so weiter machte, würden sie sie sicher bald entdecken.
„Warte. Bist du dir ganz sicher?“ flüsterte er Yuki zu.
„Ja. Ach ja, und wenn sie angreifen, lauft am besten so schnell ihr könnt weg.“
„Was? Aber wir können dich nicht einfach zurücklassen...Moment, was meinst du mit angreifen?“ er versuchte nicht panisch zu klingen, aber das gelang ihm eher schlecht als recht „Ich dachte die sind harmlos?“
„Nein sind sie nicht, aber ich komme zurecht. Diese Menschen können mich nicht besiegen. Aber Haruhi sollte es nicht sehen. Sie ist leicht erregbar und wenn sie sieht dass Magie wirklich existiert, kann es zu gewissen...Komplikationen kommen. Das Risiko sollten wir nicht eingehen.“ mit diesen Worten stand sie einfach auf und ging auf die Männer zu. Die Nordmarer grunzten sich in ihrer primitiven Sprache etwas zu und deuteten auf das plötzlich auftauchende Mädchen. Plötzlich spannte einer von ihnen seinen Bogen, legte einen Pfeil auf die Sehne und ließ ihn in Richtung Yuki fliegen. Das Geschoss bohrte sich in ihren Oberschenkel, doch sie ging vollkommen gelassen weiter und irgendetwas sagte Kyon, dass es an der Zeit war zu verschwinden, bevor die Nordmarer alle einen äußert seltsamen Tod fanden. Er packte Haruhi an der Schulter, ignorierte ihr wütendes Aufbegehren und zerrte sie hinter sich her, tiefer in den Berg hinein.



Haruhi hatte kein Wort mehr gesagt, nachdem er ihr mehrfach versicherte dass Yuki in Ordnung war. Sie schien nicht weiter nachfragen zu wollen, woher Kyon das so genau wusste. Vielleicht, dachte Kyon, bewahrt ein gewisser Teil ihres Unterbewusstseins sie davor diese ganzen seltsamen Dinge zu bemerken, immerhin würde es ihre Welt mehr als nur ein bisschen auf den Kopf stellen. Sie folgten dem unbehauenen und anscheinend natürlich entstandenen Gang jetzt seit gefühlt mehreren Stunden. Kyon hatte eigentlich vorgehabt umzukehren, nachdem einige Zeit verstrichen war. Yuki sollte inzwischen mit den Nordmarern fertig sein. Allerdings hatte Haruhi nur einen Blick auf die seltsame Karte geworfen und ab da gab es kein Halten mehr für sie. Anscheinend waren die dem vermeintlichen Silberschatz ganz Nahe. Er hatte bisher noch nie so viel Zeit mit ihr alleine verbracht und sie war erstaunlich umgänglich. Inzwischen jagte sie ihm auch kaum noch Angst ein. Die langen Haare, mit denen sie damals in Benjii aufgetaucht war, standen ihr zwar deutlich besser, aber sie hatte damit eine trotzige Überlegenheit und Unnahbarkeit ausgestrahlt, die vermutlich selbst den König einschüchtern könnte. Mit den schulterlangen Haaren, kam sie ihm irgendwie weniger autoritär und dafür fast schon...süß vor, falls so ein Wort jemals auf Haruhi zutreffen konnte. Anduin hat schon irgendwie recht gehabt, sinnierte Kyon nachdenklich, während er sich dabei ertappte, wie er Haruhi aus den Augenwinkeln immer wieder beim Laufen betrachtete. Sie bewegte sich geschmeidig und trittsicher durch den felsigen Gang. Ihr haftete etwas katzenartiges, elegantes an wenn sie sich schneller bewegte. Ihre ganze Haltung strahlte Stolz und Kraft aus, verglichen damit wirkten die Adelstöchter, die er aus Benjii kannte, wirklich wie gackernde Hühner.
„Kyon?“ riss ihn Haruhis fragende Stimme aus seinen seltsamen Gedanken und er starrte in ihr genervtes, aber gleichzeitig wunderschönes Gesicht, naja so etwas in der Art „Kyon? Ist alles in Ordnung?“
„Ja, klar mit geht’s gut. Ich war nur etwas in Gedanken.“ erwiderte er ausweichend und beeilte sich weiterzugehen.
„Was fällt dir eigentlich ein!“ rief sie und plötzlich war jedes Anzeichen von Niedlichkeit wieder spurlos verschwunden und sie war einfach nur noch eine schrecklich laute Nervensäge „Wir versuchen einen der größten Schätze unserer Zeit zu finden und du verlierst dich in Tagträumereien! Reiß dich etwas zusammen! Wir können uns keine Ablenkung leisten, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Vielleicht schleichen hier noch mehr Nordmarer herum und vergiss nicht das Monster von dem wir gehört haben. Uns kann alles mögliche erwarten, je weiter wir diesem Tunnel folgen und...warum lächelst du so bescheuert?“ fragte Haruhi verwirrt, als sie nichts mit seinem plötzlichen, ziemlich dämlichen Lächeln anzufangen wusste.
„Ach nur so.“ antwortete Kyon noch immer lächelnd, während der daran denken musste dass sie bei den Heißen Quellen alles andere als gefasst und überlegen gewirkt hatte, als er plötzlich vor ihr stand.
„Du hast nicht zufällig an den Zwischenfall bei den Heißen Quellen gedacht, oder?“ fragte sie misstrauisch nach und er konnte sehen wie sie bedrohlich die Fäuste ballte. Kurz fragte Kyon sich, ob er es wohl überleben würde, wenn er mit „Ja natürlich“ antwortete. Letztendlich entschied er sich aber dafür, dass die Wahrheit manchmal etwas überbewertet wurde, vor allem wenn es um das eigene, nackte Überleben ging.
„Nein natürlich nicht, so etwas würde mir nicht einmal im Traum einfallen.“ als Haruhi bereits zu einer zornigen Antwort einsetzte, würgte er sie ab indem er einfach dass Thema wechselte, wahrscheinlich das einzige worin er wirklich gut war „Da hier im Moment sowieso nichts spannendes passiert, möchte ich dich etwas fragen. Ich wollte dass eigentlich schon zu Beginn der Reise erwähnen, aber irgendwie ist immer etwas dazwischengekommen.“ ihr Kopf ruckte zur Seite und sie starrte ihn neugierig an, hoffentlich dachte sie nicht seine Frage hätte mit dem Quellenvorfall zu tun „Es geht um Aleyandra Silberblatt, deine Tante. Sie war vor langer Zeit in den Republiken und ich weiß, dass die Mimir gerne mehr über ihr Schicksal erfahren würden. Was ist aus ihr geworden nachdem sie nach Vanidos zurückkehrte?“
„Was soll auf einmal diese dämliche Frage? Noch dazu in so einem Moment! Uns sind blutrünstige Berserker auf den Fersen, während wir uns auf der bedeutenden Suche nach einem gewaltigen Schatz befinden! Du machst die ganze aufregende Stimmung kaputt mit so einem nutzlosen und unpassenden Thema!“
„Wir könnten auch darüber reden, was für eine dämliche Idee es war überhaupt erst hierherzukommen, aber ich glaube dieses Thema würde dir auch nicht viel besser gefallen.“
„Was geht es dich überhaupt an?“
„Aratarn, hat mir vor unserer Abreise aus Benjii aufgetragen, mehr über ihr Schicksal in Erfahrung zu bringen und ich bitte dich darum mir die Wahrheit zu sagen. Ich selber habe Aleyandra nie kennengelernt, aber viel über sie gehört. Aratarn fühlt sich selbst jetzt noch schuldig, weil er sie nach Vanidarien zurückgebracht hat, anstatt sie zu überreden in den Republiken zu bleiben. Seitdem hat man nichts mehr von ihr gehört, außer Gerüchte und laut diesen Gerüchten, wurde sie von Tegara für ihren angeblichen Verrat hingerichtet. Es würde Aratarn Frieden schenken, zu wissen dass sie in Sicherheit ist und diese Gerüchte nichts weiter sind als Gerüchte.“
„Aratarn Silberblatt, oder meinetwegen auch Mimir...er war nicht so wie ich ihn mir vorgestellt habe.“ murmelte Haruhi, tief in Gedanken versunken „Ich kenne ihn nur aus den Aufzeichnungen meines Onkels, er hat viel über die Republiken geschrieben, aber ich habe zumindest den Teil über Aratarn nie geglaubt. Laut meinem Onkel, sollte er ein wahrer Ritter von edlem und sanftem Gemüt sein, was so gar nicht zu dem eigentlichen Bild passt dass man in meiner Heimat von ihm hat. Er gilt als einer der hinterhältigsten Verräter an der Matriarchin die es jemals gab, fast als eine Art Bestie. Da er anscheinend aber in Ordnung ist und mit seinem Verrat etwas so niedliches wie Mikuru zeugen konnte...könnte ich dir vielleicht sogar auf deine Frage antworten.“
„Also? Ist sie noch am Leben oder nicht? Koizumi hat nichts weiter als ein paar schwammige Andeutungen gemacht, wie immer eigentlich wenn er mal den Mund öffnet. Es fühlt sich wirklich so an, als würde nur selten etwas brauchbares herauskommen wenn man mit ihm spricht.“
„Ich weiß was du meinst.“ sie nickte bestätigend, es war manchmal wirklich schwer aus dem Sohn des Herzogs schlau zu werden, selbst für sie „Meine Mutter hat sie damals, für ihre Verhältnisse, milde behandelt. Aleyandra wurde an irgendeinen Ritter verheiratet, der Besitztümer im Norden des Landes besaß. Der Name seiner Burg war Rubinus, oder so. Soweit ich weiß, hat sie ihr Schicksal halbwegs akzeptiert, zumindest ist nichts von irgendwelchen Fluchtversuchen bekannt. Sie wurde kurz nach ihrer Vermählung mit Zwillingen schwanger und ich glaube man betrachtet sie eher als Reserve, falls mir und meiner Mutter etwas zustoßen sollte.“
„Ist sie noch immer auf dieser der Burg? Weißt du wie es ihr geht?“
„Nein, meine Mutter wollte nie darüber reden. Allerdings kommt es im Norden oft zu Überfällen der Plünderer vom Festland und ich glaube Rubinus wurde ein oder zwei mal geschliffen. Einen der Zwillinge habe ich aber ab und zu von Weitem gesehen, doch ich durfte nie mit ihm sprechen. Er schien für die Brut einer Verräterin ganz in Ordnung zu sein und wurde in Vanidos zum Ritter ausgebildet, viel mehr weiß ich nicht. Sein Name war Haru oder so, seine Schwester habe ich allerdings nie zu Gesicht bekommen. Ich habe die beiden immer irgendwie beneidet.“ Haruhis Stimme wurde immer leiser, bis er sie am Ende kaum noch verstehen konnte. Hatte er sich gerade verhört? Sie war neidisch auf die Kinder einer Verräterin, die in ganz Vanidarien gehasst und verachtet wurde? „Der König und seine Männer wissen nichts von ihrer Existenz, sie können einfach ihr Leben leben, ohne in diese ganzen lächerlichen Intrigen und kleinlichen Spielchen hineingezogen zu werden. Sie mussten nichts von dem wahnsinnigen Bürgerkrieg mitbekommen, sondern hatten eine ruhige Kindheit auf ihrer kleinen, friedlichen Burg. Die Kämpfe konzentrierten sich zum Großteil auf die größeren Städte und während ich wegen dem Wahnsinn meiner Mutter von einem heruntergekommenen Versteck zum nächsten flüchten musste, konnten sie...“
„Du hasst gar nicht den König, sondern die Matriarchin.“ entfuhr es Kyon verblüfft und sie zuckte überrascht zusammen, als seine laute Stimme plötzlich durch den Gang hallte und sie unterbrach.
„Natürlich! Aus verletztem Stolz hat sie einen vollkommen sinnlosen Krieg begonnen! Sie hat meinen Vater in eine Schlacht geschickt, die er unmöglich gewinnen konnte! Sie hat ihn in den Tod geschickt!“ natürlich hatte Kyon sie schon vorher aufgebracht gesehen, aber nicht so. Es war das erste Mal, dass er Haruhi so richtig wütend erlebte, fast so als wären all ihre bisherigen Wutanfälle nur gespielt gewesen „Drei Mal, stellte sie sich gegen den König und zog mit ihren Fanatikern gen Süden. Sie löschte in ihrem Wahn alles aus was sich in ihrem Weg befand. Sie brannte Städte nieder, tötete die Frauen, die Kinder und ließ Salz über ihr ohnehin schon verbranntes Land streuen. Die ganze Zeit über ging sie der königlichen Armee mit ihren wenigen Truppen aus dem Weg und konzentrierte sich auf die kleineren Siedlungen, die sie bis auf den letzten Einwohner ausradierte. Doch jedesmal stellte sie der König letztendlich und besiegte sie in der Schlacht. Dann kam sie geschlagen wie ein geprügelter Hund zurück nach Hause gekrochen. Im Schlepptau die königlichen Soldaten, rasend vor Zorn über ihre abgeschlachteten Familien. Dann begann die Suche. Wir mussten aus der Festung fliehen. Egal wohin wir gingen, überall verfolgten uns die Schreie der Gefolterten. Als Konstantin uns nicht fand, ließ er unser Volk leiden und während wir uns in irgendwelchen Kellern oder Erdlöchern verkrochen, tötete er sie zu Hunderten. Irgendwann fanden sie uns dann und führten uns vor den siegreichen König. Ich war noch ein Kind, als wir eine breite Straße durch dass zerstörte Vanidos entlanggingen. An den Seiten flankierten uns die Toten, gehäutet, verstümmelt und alles nur um uns zu finden. Eine ganze Weile mussten wir gefesselt vor ihm knien und ich werde niemals den Abscheu in seinen Augen vergessen, mit denen er meine Mutter betrachtete. Doch aus irgendeinem Grund...verschonte er uns.“ ungläubig schüttelte Haruhi den Kopf und Kyon fragte sich was er getan hatte damit sie plötzlich so vertraulich mit ihm redete, vielleicht lag es ja an der Sache mit den Quellen, andererseits war sie wie immer unberechenbar mit ihren Launen, vermutlich sprang sie ihm in fünf Minuten an die Kehle „Ich weiß bis heute nicht warum. Wieso hat er das getan? Wir waren seine Todfeinde! Und trotzdem habe ich ihn gehasst, voller Leidenschaft, so wie ich es als zukünftige Matriarchin tun sollte. Erst viel später begriff ich, dass der König nicht von sich aus grausam war. Meine Mutter hatte ihn mit ihren brutalen Aktionen dazu gezwungen. Er musste sie um jeden Preis festsetzen, um weiteres Leid unter seinem Volk zu vermeiden und so gerne ich das auch würde, ich kann ihn dafür nicht mehr hassen. Deswegen muss ich diese Reise machen. Wenn ich nicht in Sicherheit bin, kann meine Mutter keinen Krieg anfangen. Solange die Soldaten des Statthalters bei uns waren, befand ich mich immer in Reichweite ihrer Schwerter und damit war es unmöglich für sie, den König wieder gegen sich aufzubringen.“
„Warum ausgerechnet jetzt?“ fragte Kyon und eine Weile sagte sie gar nichts, sondern ging nur stumm neben ihm her. Als Kyon schon dachte ihre gesprächige Phase wäre endgültig wieder vorbei, fuhr sie plötzlich mit gedämpfter Stimme fort.
„An der Küste, nahe der kleinen Stadt Morganit, wartete ein Schiff auf mich. Es sollte mich nach Süden bringen, zu der angeblich uneinnehmbaren Rebellenfestung von Ceicla, dem Adlerfelsen. Auf der Insel sollte ich in Sicherheit sein, damit meine Mutter in der Zwischenzeit einen neuen Krieg anfangen könnte, ohne Rücksicht auf mich nehmen zu müssen.“ ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte wie ihre Mutter getobt hatte als sie nichts von diesen Plänen wissen wollte „Das konnte ich nicht zulassen, nicht schon wieder. Ich habe versucht, sie zu einer Reise in die Republiken zu überreden, um ihre Pläne zu verzögern und mich vielleicht sogar heimlich abzusetzen. Als sie sich nicht überzeugen ließ, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen und es war erstaunlich einfach. Alles was ich tun musste, war dieses Thema vor dem königlichen Statthalter anzusprechen. Sobald er auch nur ein Wort von sich gibt, sieht meine Mutter Rot und ihr Hass vertreibt jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf.
„Aber wir haben keine Wachen mehr bei uns!“ rief Kyon, als ihm plötzlich klar wurde was der verräterische Angriff der Soldaten in Nurc für Auswirkungen hatte „Sie sind alle tot und wir sind damit aus dem Sichtfeld des Königs verschwunden.“ auch wenn es nicht schwer sein dürfte eine so seltsame Gruppe zu finden, fügte er in Gedanken hinzu.
„Ja und seitdem frage ich mich, ob ich mit meinem Plan nicht nur noch mehr Schaden angerichtet habe. Der Angriff der königlichen Soldaten auf mich, hat vermutlich bereits alles zunichte gemacht. Der König muss gedacht haben, ich würde diese Reise nutzen um mich einfach abzusetzen und seinem Einfluss zu entziehen. Ich hoffe Zuhause ist alles in Ordnung. Der Frieden tut meiner Heimat gut, das kann nicht einfach alles wieder zerstört werden.“
„Vielleicht,“ begann Kyon langsam und versuchte es nicht so aussehen zu lassen, als wollte er sie bloß loswerden „vielleicht solltest du dann nach Vanidarien zurückkehren. Das Ziel deiner Reise ist gescheitert, du musst versuchen den Schaden zu begrenzen und wenn du durch die Berge kriechst, wirst du niemals einen Krieg verhindern können. Du...“
„Das weiß ich alles selber!“ fauchte Haruhi ungehalten und mal wieder hatte sie wieder ihre kalte Maske aus Überheblichkeit und Verachtung aufgesetzt „Hör auf mich auf die offensichtlichsten Dinge hinzuweisen. Ich weiß was ich tue.“
Obwohl Kyon das bezweifelte ließ er es dabei bewenden und sparte sich eine Antwort. Schweigend folgten sie dem Gang noch eine ganze Weile und gerade als Kyon etwas sagen wollte, sahen sie vor sich ein helles, geradezu gleißendes Licht am Ende des Tunnels und hielten direkt darauf zu.


2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Naroko stieß die Tür auf und musste ihren Enthusiasmus bremsen, um ihm nicht sofort um den Hals zu fallen, als sie ihn neben dem Bett sitzen sah. Sei einer mehr als einer Woche, bekam sie ihn kaum noch zu Gesicht. Trotzdem beruhigte sie sich wieder und ging langsam auf das Bett zu. Darauf lag der Grund für Harus schlechte Laune, Sora. Seit sie bei einem Ausflug in der Stadt zusammengebrochen war, war sie noch nicht wieder aufgewacht. Dabei hatte sie sich in letzter Zeit so gut gefühlt. Zuerst dachte man, sie hätte vielleicht dasselbe erwischt wie Tegara und den Herzog. Terrin war noch am selben Tag ebenfalls zusammengebrochen und sofort tot gewesen, sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Aber es sah nicht so aus als schwebte sie im Moment noch immer in Lebensgefahr.
„Wie geht es ihr heute?“ fragte sie leise, während sie sich neben den deprimierten Silberblatt setzte.
„Besser, denke ich. Sie wird hier deutlich besser versorgt als Zuhause. Erst heute Morgen, ist sogar der Leibarzt des königlichen Statthalters dagewesen um sie sich anzusehen.“ auch wenn er es schaffte sich ein Lächeln abzuringen, konnte sie ihm ansehen dass ihm etwas auf der Seele lastete und er sich dadurch kaum über ihren Besuch freuen konnte.
„Können sie denn mehr für sie tun, als die Heiler die ihr in der Burg euer Familie hattet? Damit meine ich nicht nur jetzt im Moment, sondern dauerhaft natürlich.“ versuchte sie ihm mit einem aufmunternden Lächeln etwas mehr Informationen zu entlocken. Er konnte sehr verschlossen sein, wenn es um den Zustand seiner Schwester ging und normalerweise vermied er dieses Thema, um nicht daran denken zu müssen.
„Nein.“ er verzog dass Gesicht, schon zu oft hatte er von irgendwelchen Wunderheilmitteln gehört um solchen Geschichten noch zu glauben „Unsere Eltern haben damals nicht nur die Heiler auf Rubinus zur Rate gezogen, sondern so ziemlich jeden angeblichen Heilkundigen, der sich für Gold in Bewegung setzen ließ. Es gab nie jemanden der ihr helfen konnte und ich denke nicht, dass es diesmal anders sein wird. Der Arzt des Statthalters, ist als erster ehrlich zu mir gewesen, auch wenn...“
„Was ist? Was hat er gesagt?“ fragte sie beunruhigt, als er nicht weitersprach.
„Auch wenn ich es nicht hören wollte.“ fuhr Haru leise und mit brüchiger Stimme fort „Er hat gesagt, dass man ihre Schmerzen und Leiden mit den richtigen Kräutern und Tränken lindern kann, aber dass sie trotzdem immer schwerer erkranken wird. Ihr Körper scheint nicht in der Lage zu sein sich selbst gegen leichteste Krankheiten zu wehren. Die Heiler können nicht viel für sie tun, außer zuzusehen wie sie von Jahr zu Jahr schwächer wird. Er,“ der Silberblatt brach ab „er gibt ihr vielleicht noch drei oder vier Winter, danach wird sie zu schwach sein um sich noch wehren zu können. Wenn er recht hat dann...“
„Keiner der anderen Heiler hat so etwas jemals behauptet, oder?“ unterbrach Naroko ihn energisch „Was weiß so ein Quacksalber aus dem Süden schon über uns? Sie ist eine Silberblatt. Der Norden hat uns stärker gemacht als die Königlichen und anderen Südlinge, sie wird nicht einfach so an einer Krankheit zugrunde gehen. In euch fließt das Blut der Matriarchinnen, das Blut von Göttern.“
„Wen interessieren schon diese albernen Märchen und Sagen? Wir sind genauso sterblich und verletzlich, wie jeder andere Mensch auch. Ich weiß, dass du mich aufheitern willst, aber dieses lächerliche Gerede von Göttlichkeit hilft niemandem. Es weckt höchstens falsche Hoffnungen.“ seine Antwort fiel schärfer aus als er eigentlich wollte, um ehrlich zu sein hatte er im Moment nicht die geringste Lust mit jemandem zu reden „Es tut mir leid. Ich musste nur daran denken, dass ich mehr Zeit mit ihr hätte verbringen sollen, anstatt Jahre damit zu verschwenden mit dem Schwert herumzufuchteln.“
„Du redest so als wäre sie bereits tot. Du konntest nicht die ganze Zeit auf Rubinus bleiben, du musstest deine Ausbildung zum Ritter abschließen, ansonsten hätte man dich niemals als Burgherr akzeptiert.“
„Ach ja? Und was habe ich in der ganzen Zeit geleistet mit meiner ´Ausbildung`? Ich war hier in Vanidos und habe Knappe gespielt, während sie zusehen musste wie unsere Eltern von diesen Barbaren abgeschlachtet wurden.
„Du warst damals erst dreizehn. Ein Schwert mehr hätte nicht nicht ausgereicht um die Mauern zu halten, selbst wenn der mächtigste Ritter aller Zeiten es geschwungen hätte. Gibt es eigentlich etwas neues über den Tod des Herzogs?“ versuchte Naroko das Thema zu wechseln, leider fiel ihr kein fröhlicheres Thema ein, wohin man gerade auch blickte, überall schien einen der Tod zu verfolgen. Sie hatte einfach kein Talent für so etwas.
„Nein. Es sieht nach einem natürlichen Tod aus, aber ich habe mich auch nicht wirklich damit beschäftigt, wofür ich mich nur noch schlechter fühle.“
„Ich sage das nicht gerne, aber es ist das Beste gewesen. Er hing noch immer zu sehr an Tegara und lebte nur für seine Rache und den Krieg. Mit ihm als Herzog wäre der Frieden nicht von Dauer gewesen.“
„Du hast vermutlich recht, trotzdem habe ich ihm nicht den Tod gewünscht. Er war einer von uns, auch wenn er mich und meine Schwester verachtet hat. Sobald es ihr besser geht, werde ich ihr einige gute Männer für den Titel des Herzogs vorschlagen. Am besten einen meiner Ritter aus Rubinus, jemanden dem sie vertrauen kann. Durch Terrins Tod wird Sora keine Probleme mehr haben sich in ihrer neuen Position zu behaupten und die Ritter an sich zu binden.“
„Es sei denn Tegaras Tochter taucht wieder auf.“ warf Naroko ein, froh ihn zumindest für einen Moment von Soras Zustand abgelenkt zu haben.
„Ja, aber ich hoffe Sora ist klug genug um zu erkennen, dass sie gegen Haruhi nicht gewinnen kann. Wenn Tegaras Tochter noch immer am Leben ist und endlich zurückkommt, werden wir wieder nach Rubinus gehen.“
„Hast du von dem Zwischenfall in der Nähe von Diamantius gehört?“ wechselte sie das Thema mal wieder und diesmal schwangen Unruhe und Nervosität in ihrer Stimme mit, vielleicht sogar eine Spur Panik wie er überrascht feststellte.
„Einer der Ritter hat mich heute früh darüber informiert. Ich hoffe er hat übertrieben, ansonsten wäre diese Geschichte mehr als Grund genug den Krieg weder gen Süden zu tragen und wäre Tegara noch am Leben, hätte sie diesen Umstand auch schon längst ausgenutzt.“
„Denkst du es ist wahr, was die Dorfbewohner behaupten? Sie sagten die Soldaten des Königs wären in das Dorf gekommen um neue Abgaben einzutreiben und fingen dabei einen Streit mit den Bauern an. Weil sie es wagten zu widersprechen, wurden sie aus Rache in einem Wald nahe des Forts zu Tode gefoltert. Ich kann mir das nicht vorstellen, die Soldaten hier sind keine brutalen Veteranen, sondern Jünglinge aus der Hauptstadt, die noch nie Blut gesehen haben.“
„Ich wüsste nicht warum die Königlichen so etwas überhaupt tun sollten. Egal wie man es auch dreht und wendet, es ergibt alles einfach keinen Sinn für mich. Die königliche Garnison hat sich noch nie zuvor an uns vergriffen. Zumindest nicht seit Tegara so ruhig geworden ist und meine Schwester steht auf gutem Fuß mit dem Statthalter, er hat wie gesagt sogar seinen Leibarzt vorbeigeschickt und sich besorgt nach ihrem Zustand erkundigt. Ich schätze, er ist froh endlich einmal mit einer Matriarchin reden zu können, die ihn nicht jeden Moment beim Essen abstechen würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Tegara ihn in einem ihrer Wutanfälle erschlagen hätte. Aber ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet kurz vor so einem schrecklichen Zwischenfall ein Abgesandter aus dem Süden auftaucht, der uns gegen den König aufhetzen will?“
„Du meinst diesen Naruz Mimir? Er ist unheimlich, schleicht die ganze Zeit durch die Festung und um die anderen Dienerinnen herum. Seine Blicke jagen einem Schauer über den Rücken, furchtbar diese Republikaner.“ das war noch nicht einmal übertrieben, sie fühlte sich wirklich unwohl wenn er in der Nähe war. Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand durch die kurzen, schwarzen Haare. Sie hatte von den anderen Dienerinnen gehört, dass er kurze Haare mochte, vielleicht sollte sie ihm lieber aus dem Weg gehen.
„Ja, genau. Er hängt noch immer irgendwo in der Stadt herum und immer wenn sich ihm einer meiner Männer an die Fersen heften soll, verschwindet er spurlos. Ich habe keine Ahnung was er die ganze Zeit macht und dass bereitet mir Sorgen. Wenn er mit diesem Massaker zutun hat, müssen wir vorsichtig sein. Es würde bedeuten dass noch mehr von seiner Sorte in unserem Land umherstreifen und alles daran setzen uns gegen den König aufzubringen.“
„Da kann ich dir vielleicht helfen.“ als er ihr überraschte Blicke zuwarf, lächelte sie spöttisch „Was? Im Gegensatz zu dir schließe ich mich nicht den ganzen Tag hier ein. Alles was er macht ist mit den Dienerinnen zu reden und zu scherzen, das habe ich von ihnen gehört, sie tratschen in letzter Zeit immer mehr über den seltsamen Fremden. Wenn er verschwindet, dann nur weil er sich mit ihnen oder irgendwelchen hübschen Adelstöchtern trifft. Er scheint bisher aber nicht zu versuchen Unfrieden zu säen. Soweit ich weiß ist er ziemlich ruhig und belästigt weder Sora, noch irgendwelche Fanatiker, die für einen Aufstand gegen den König wettern.“
„Wollen wir hoffen dass es dabei bleibt und er wie geplant so schnell wie möglich wieder verschwindet. Bis dahin müssen wir ihn noch fast eine Woche in Vanidos ertragen, ich kann einen Abgesandten der südlichen Fürsten nicht einfach rauswerfen wie einen dahergelaufenen Köter, zumindest nicht ohne die Zustimmung der Matriarchin. Es tut mir leid, aber solange er hier ist, würde ich Sora nur ungern alleine lassen.“
„Ich weiß. Damit habe ich kein Problem, wir haben genug Zeit.“ sie legte den Kopf auf seine Schulter und lehnte sich an ihn „Du würdest sowieso nicht abreisen, solange Sora noch in diesem Zustand ist. Ich kenne dich gut genug, Haru. Du hast dich schon immer viel zu sehr in alles hineingesteigert. Hast du diesen Teil der Festung in den letzten Tagen überhaupt ein einziges mal verlassen?“ fragte sie und drehte den Kopf um ihn fast schon vorwurfsvoll anzusehen.
„Nein und das weißt du ganz genau. Aber vielleicht hast du recht und ich verbringe zu viel Zeit hier. Sie wird nicht schneller aufwachen nur weil ich hier herumsitze.“
„Weiß sie es eigentlich schon?“ fragte Naroko plötzlich unruhig nach und blickte besorgt in Soras Richtung, die schnell ihre halbgeöffneten Augen wieder zusammenkniff, damit man nicht erkennen konnte dass sie schon halbwegs wach war. Auch wenn sie es nicht sah, runzelte Naroko kurz verwirrt die Stirn.
„Ich wollte es ihr an diesem Tag sagen, aber dann hat die Stadtwache sie so gefunden und seitdem war sie noch wieder nicht ansprechbar.“ als er ihren besorgten Blick sah, musste Haru anfangen zu grinsen, manchmal machte sie sich einfach zu viele Sorgen um Kleinigkeiten „Keine Angst. Sie wird es überleben und sich über die Neuigkeiten genauso sehr freuen wie ich, zumindest nach einer Weile.“
„Sie mag mich nicht. In ihren Blicken liegt sogar fast schon so etwas wie Hass, wenn sie jetzt noch erfährt, dass wir uns verlobt haben...“
„Dann wird sie darüber hinwegkommen, es ist ja nicht so dass ich für immer verschwinde.“ er küsste sie sanft und legte den Arm um ihre Schulter „Wir verbringen den Herbst in Achat und noch ehe der Winter einbricht, sind wir wieder hier“
„Bisher sieht es eher so aus, als würdest du sowieso nie wieder diesen Raum verlassen.“ neckte sie ihn lächelnd.
„Keine Angst, sobald sie aufwacht und es ihr wieder gut geht, können wir los.“
„Ich kann warten, aber vielleicht sollte man dir gleich ein Bett ins Zimmer stellen lassen, es kann doch auf Dauer nicht angenehm sein so zu schlafen.“
„Das ist nicht nötig. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt auf dem Boden zu liegen, es ist gar nicht mal so übel. Immerhin liegen hier genug Decken herum und es ist noch immer fast Sommer, ich werde also nicht erfrieren.“
„Wenn du meinst.“ Naroko löste sich von ihm und stand auf „Ich hoffe sie wacht bald wieder auf.“
„Danke.“

...

Mitten in der Nacht, schlug Sora blinzelnd die Augen auf. Sie schob die Decke zurück und richtete sich auf. Benebelt sah sie sich in dem Zimmer um und musste anfangen zu Lächeln, als sie sah dass Haru neben dem Bett saß. Er war eingehüllt in mehrere Decken und lehnte an den Bettpfosten, währender schlief. Vorsichtig kroch sie aus dem Bett. Kaum berührten ihre Füße den Boden, gaben sie auch schon unter ihr nach. Das ganze Zimmer begann sich vor ihren Augen zu drehen. Sie fror in ihrem dünnen, schweißgetränkten Nachthemd, obwohl sie gleichzeitig vor Fieber verglühte. Rasch ließ Sora sich ungelenk neben ihn fallen. Sie war vor etwa einem Tag zum ersten mal aufgewacht und traute sich seitdem nicht es sich anmerken zu lassen. Wenn er merkte, dass es ihr schon wieder etwas besser ging, würde er sie nur wieder ignorieren und verlassen. Müde legte sie den Kopf auf seine Schulter und stellte sich vor, dass er jetzt seinen Arm um sie legen würde, genau wie bei Naroko. Sora war kurz davor wieder einzuschlafen, als er plötzlich die Augen aufschlug und sofort aufsprang, als er sah dass sie neben ihm saß. Er verhedderte sich in den Decken und belustigt sah Sora zu wie er fast wieder zu Boden fiel, während er versuchte sich aus den Decken zu befreien.
„Du bist wach! Endlich, ich dachte schon...egal, Hauptsache du bist wach! Was machst du eigentlich da unten, Sora?“ er umfasste eilig ihren Arm und half ihr aufzustehen „Du solltest das Bett noch nicht verlassen, leg dich wieder hin und ruhe dich aus.“
Doch die Matriarchin dachte nicht im Traum daran, sondern ließ sich mit einem, nur fast gespielten, Schwächeanfall in seine Arme fallen. Während er sie verblüfft auffing, vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust und presste sich an ihn.
„Ähm...was?“ hilflos unternahm er halbherzige Versuche sich zu befreien, gab es aber auf, als er bemerkte, dass Sora anfing zu schluchzen und ihr Tränen über die Wangen rannen.
„I-ich dachte, wir würden endlich mehr Zeit miteinander verbringen, sobald wir in Vanidos sind.“ schluchzte sie und ihre Finger krallten sich fast schon schmerzhaft in seine Arme und verhinderten damit jeden Befreiungsversuch des verwirrten Silberblatts „Aber stattdessen ist alles nur schlimmer geworden. Mein Leben lang habe ich mir gewünscht Rubinus mit dir zu verlassen und dann...dann ist es so ein schrecklicher Ort, an dem ich alleine zugrunde gehe.“
„Es tut mir Leid. Ich hätte mich nach unserer Ankunft mehr um dich kümmern sollen.“ er legte die Arme um sie und versuchte sie zu beruhigen, er hatte sie noch nie so aufgelöst erlebt. Plötzlich und ehe er wusste was überhaupt vor sich ging, zog sie ihn zu sich herunter und küsste ihn. Sofort löste er seine Umarmung und stieß sie erschrocken von sich weg. Sora stolperte rückwärts und fiel schwach zu Boden, als sie nicht mehr festgehalten wurde und die Erschöpfung sie wieder fest umklammert hielt. Schockiert starrte er sie an, während sie seinem Blick auswich.
„Wider ich dich wirklich so sehr an?“ fragte sie leise und versuchte die Kraft zu finden um alleine aufzustehen.
„W-was sollte das werden?“
„Sie hast du nicht weggestoßen.“ entgegnete sie flüstern und stemmte sich endlich hoch. Schwankend ging sie wieder ein paar Schritte auf ihn zu. Dieses verdammte Fieber, dachte sie genervt, ohne ihre Krankheit wäre das alles viel einfacher „Ja, ich habe es gehört. Du willst wirklich diese widerliche Frau heiraten? Womit hat sie dich verhext und getäuscht, damit du auch nur an so etwas denken kannst? Sie ist eine Fremde, keine von uns. Vergiss sie. Ich ernenne dich zum Herzog und dann können wir zusammen herrschen, als Paar.“
Haru starrte sie noch immer an als hätte er kein Wort verstanden „Was redest du da? Hat das Fieber sich in deinen Verstand gefressen? Wir sind Geschwister!“
„Na und? Als Matriarchin ist das vollkommen unwichtig, ich kann tun und lassen was ich will. Alles ist besser als dich mit ihr zu sehen. Niemand würde etwas dagegen einwenden oder auch nur schlecht darüber reden. Es gab früher schon Matriarchinnen die ähnliche Dinge taten, es interessiert niemanden hier wen ich auserwähle.“
„Man sieht ja, was dabei alles herausgekommen ist.“ fast wäre er unter ihrem kalten Blick zusammengezuckt. In ihren Augen lag derselbe Ausdruck mit dem Tegara ihre Untergebenen Befehle zugebrüllt hat und ohne zu zögern aus einer Laune heraus Leben beendete „Du bist nur Matriarchin, weil Tegaras Tochter weg ist, wenn sie wieder auftaucht dann...“
„Wenn Haruhi zurückkehrt, wird sie sich einfach damit abfinden müssen, dass ich auf dem Thron sitze. Sie wird irgendeine andere Stellung erhalten, vielleicht handhabe ich es auch so wie Tegara einst mit unserer Mutter und verheirate sie irgendwo aufs Land, wo sie dahinvegetieren kann.“
„Denkst du wirklich, sie wird sich so einfach damit zufriedengeben?“ fuhr er sie an, was war nur auf einmal in sie gefahren?
„Dann töte ich sie halt!“ rief Sora und diese Worte ließen ihn wirklich zusammenzucken „Ich lasse sie von meinen Rittern einfangen und hinrichten! Wen interessiert Tegaras Tochter? Was zählt sind wir, alles andere ist unwichtig.“
„Ich verstehe. Letztendlich bist du also nicht besser als Tegara oder alle anderen Matriarchinnen vor ihr.“ flüsterte er und schüttelte schockiert den Kopf, verbittert sah er sie an, als wäre sie irgendein widerliches Insekt „Genauso voller Brutalität, Egoismus und Wahnsinn. Vielleicht hätte ich wirklich mehr Zeit mit dir verbringen sollen, aber nur um früher herauszufinden wie du wirklich bist. Dann hätte ich gemerkt, dass du als Herrscherin eine noch schlechtere Wahl bist als Tegaras Tochter.“
„Bin ich das, ja?“ der harte Ausdruck in ihrem Gesicht verschwand, so schnell wie er aufgetaucht war und stumme Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie ihn hilflos ansah „Ich weiß genau, wie es um mich steht. Habe ich es denn nicht verdient, die paar Jahre die mir bleiben glücklich zu sein? Sie so zu leben wie ich es will?“
Es zerriss ihm das Herz sie so zu sehen, aber dann erinnerte er sich wieder daran wie kalt und berechnend sie noch vor wenigen Augenblicken gewirkt hatte und riss sich zusammen „Es tut mir leid, aber du kannst noch so sehr versuchen mir ein schlechtes Gewissen einzureden, es wird nichts ändern.“
„Wir gehören zusammen! Wir sind Eins. Tief in deinem Herzen weißt du das auch. Niemals könnte sie dich so lieben wie ich. Ich liebe dich. Bitte, du darfst mich nicht verlassen!“
„Ich...“ er sah sie kurz mit verklärten Augen fassungslos an und rang noch immer nach Worten, um Sora zu verdeutlichen wie verrückt sich das alles anhörte was sie von sich gab, doch stattdessen gab er auf und wandte sich zur Tür um „Ich reise morgen ab, nach Achat. Vielleicht komme ich zurück, wenn du wieder normal geworden bist, bis dahin bleibe ich im Osten. Und mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht zwingen zu meiner Hochzeit zu erscheinen.“



Sora wusste nicht mehr, wie sie den ganzen Weg hinab in die Gewölbe bewältigen konnte. Vor dem Streit mit ihrem Bruder war sie zu schwach gewesen um überhaupt aufzustehen und trotzdem stand sie jetzt in der Halle aus Marmor, gesäumt mit unverzierten Säulen. Dienerinnen wie Leana kümmerten sich darum diesen Ort sauber zu halten und zu beleuchten. Eigentlich eine ziemliche Verschwendung von Zeit und Lampenöl, da dass Heiligtum nur in Kriegszeiten genutzt wurde und ansonsten leer vor sich hingammelte. Zu Beginn eines Krieges, empfing die Matriarchin hier die Segnungen der Priester, vererbbare Posten unter den Silberblättern, die normalerweise absolut nichts zu tun hatten. Ihre einzige Aufgabe bestand darin die Asche des Weißen Baumes zu bewahren und sie in die Farbe für die Kriegsbemalung der Matriarchinnen zu mischen. In früheren Zeiten durften sie auch noch verrückte Fanatiker oder männliche Kinder der Herrscherinnen auf diesem Altar opfern, aber diese Zeiten waren schon lange vorbei und heute ruhten die Opferdolche friedlich in irgendwelchen Vitrinen.
Der Altar indes, war eigentlich nichts weiter als ein rechteckiger Block aus Stahl, den man stellenweise mit einigen silbernen Intarsien verziert hatte. Darauf lagen die größten Schätze von ganz Vanidos, was ein ziemliches Armutszeugnis für die Stadt darstellte. Es waren die traditionellen Waffen der Matriarchinnen. Falls die Göttinnen in den Krieg zogen, dann nur damit, ansonsten trugen sie nur zu Übungszwecken niedere Waffen oder wenn sie aus der Not heraus dazu gezwungen waren sich überraschenderweise zu verteidigen. Sora konnte an ihnen jedenfalls nichts besonderes entdecken, aber sie kannte sich mit solchen Dingen sowieso nicht aus. Zu ihrer Linken lag ein einfaches Beil, mit schlichter und abgenutzt aussehender Klinge und einem kurzen Stil aus hellem, weißem Holz. Dass Kurzschwert, welches direkt daneben ruhte, sprang Sora schon eher ins Auge. Die Klinge war poliert und das Licht der Laternen umspielte den blanken Stahl. Der Griff bestand aus Silber und zeigte damit, dass die Waffe noch aus ihrer altem Heimat weit im Norden stammte. Es war zwar auch alles andere als aufwendig verziert, aber trotzdem bildete es einen starken Kontrast zu dem heruntergekommenen Beil.
Vorsichtig schlossen die Finger ihrer rechten Hand sich um den schlanken Griff des Schwertes. Und sie hob es, ohne einen Funken Ehrfurcht vor der alten Waffe, vom Altar an. Sora ließ ihre Augen langsam über die scharfe Schneide gleiten, das Schwert hatte schon viel zu lange kein Blut mehr gesehen. Es wird auch sicher nicht zum erstenmal Matriarchinnenblut kosten, dachte Sora. Auch in der Vergangenheit, hatte es immer wieder Matriarchinnen gegeben die im Angesicht einer unentrinnbaren Niederlage lieber den einfacheren Ausweg gewählt hatten, anstatt sich ihrer Niederlage und den Konsequenzen zu stellen. Auch sie hatte eine Schlacht verloren, nein nicht nur eine einzige Schlacht, eher gleich den ganzen Krieg. Ein kurzer Schnitt und alles wäre vorbei. Sie müsste keine Schmerzen mehr spüren, müsste nicht mehr ertragen wie ihr Körper langsam und jämmerlich zugrunde ging. Vor allem aber müsste sie ihn nie wieder in den Armen dieser Frau sehen. Er würde diese Entscheidung sicher anfangs nicht verstehen, aber hoffentlich einsehen dass es besser für sie beide war. Noch immer könnte Sora sich selber Ohrfeigen für das was passiert war. Das verdammte Fieber vernebelte ihre Sinne, sie hatte zu viel gesagt, zu viel preisgegeben was eigentlich für immer ein Geheimnis hätte bleiben sollen. Ohne sie, könnte er in Frieden sein Leben leben, ohne dass ihr drohender Schatten auf ihm lastete. Wenn sie es nicht tat, würde sie irgendwann der Versuchung erliegen ihre Ritter auf Naroko anzusetzen, schon jetzt stellte sie sich vor diese widerliche Kreatur in das tiefste Verließ von Vanidos zu werfen und auf Ewig zu vergessen. Doch das würde ihren Bruder zerbrechen.
Sora streckte ihren linken Arm aus und legte die Klinge an die Pulsader. Sie musste nur noch zudrücken, und alles hätte endlich ein Ende. Was für einen Unterschied machte es ob sie langsam dahinvegetierte oder es schnell beendete? Trotzdem zögerte sie noch. Je länger sie das Schwert betrachtete, desto schlechter wurde ihr. Sie wandte ruckartig den Blick ab und heftete ihre Augen auf den Altar. Noch bevor sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen konnte, geschah etwas, was zumindest für den Augenblick all ihre düsteren Gedanken verdrängte. Der Altar brannte lichterloh! Helles, blaues Feuer hüllte ihn ein und schlug ihr entgegen, doch sie spürte keinerlei Hitze oder Schmerz. Die Flammen umkreisten den Altar und formten die Gestalt eines hochgewachsenen Menschen, der sich auf dem Stahlblock niederließ. Das Wesen aus Feuer besaß kein Gesicht und trotzdem begann es zu sprechen.
„Was hast du vor, meine Tochter? Willst du einfach so das Leben wegwerfen, dass ich dir einst schenkte, als ich deine Seele formte?“ Sora wusste nicht von wo genau die Stimme kam, sie konnte in den, sich ständig bewegenden, Flammen keinen Mund ausmachen und doch erklang die wohltuend, machtvolle Stimme laut und deutlich in ihrem Kopf. Es streckte seinen Arm in ihre Richtung aus. Noch bevor Sora zurückschrecken konnte, berührte die brennende Hand ihr Gesicht und strich ihr sanft über die Wange. Sie stand kurz davor, vor lauter Schreck aufzuschreien, aber der erwartete Schmerz blieb aus, als die hellen Flammenzungen über ihre Haut leckten. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so wohl gefühlt, wie in diesem kurzen Augenblick. Das Fieber entschwand aus ihrem gepeinigten Körper, der Schmerz in ihrem Kopf und ihren Gliedern verflog und zum erstenmal in ihrem Leben konnte sie frei atmen. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Kaum zog das Wesen seine Hand wieder zurück, stürzte alles wieder auf sie ein und drückte sie nieder „Es tut mir leid, meine Tochter. Zu mehr reichte meine Kraft im Moment nicht aus.“
„W-was bist du?“ Sora starrte ihn aus großen Augen an, sämtliche Angst war verschwunden, als sie selber auf die Antwort kaum, so unglaublich und verrückt es sich auch anhörte. Niemals hatte sie an seine Existenz geglaubt, an den Geist von Varos, den Erschaffer der Matriarchinnen und der Beweis dafür, dass all die alten Geschichten und Sagen wahr waren. Sie ließ das Kurzschwert sinken und widerstand geradeso dem Drang vor ihm auf die Knie zu fallen.
„Ja, du liegst richtig, meine Tochter.“ erklang die Stimme wieder und sie bildete sich ein irgendwo in dem blauen Feuer ein freundliches Lächeln ausmachen zu können „Ich bin der Geist des Weißen Baumes, der unter diesen Hallen ruht. Einst reichten meine Wurzeln tief und erstreckten sich über den ganzen Norden. Doch jetzt, sind sie verbrannt, herausgerissen und verstümmelt, genau wie meine Kinder. In alten Tagen, hätte ich niemals zugelassen, dass eine meiner Töchter krank wird oder leidet. Doch meine Macht schwindet und verwelkt, so wie unser Volk.“
„Die Königlichen, sind sie das Problem? Liegt es an ihren Garnisonen? Ich kann den Statthalter bitten einen Teil der Männer abzuziehen und...“
„Nicht nur sie. Auch die Siedler aus dem Süden, die sich wieder immer näher und näher an die Grenzen Vanidariens heranwagen und das Land bevölkern in dem einst meine Kinder lebten. Sie reißen alles heraus was ich in Jahrtausenden erschuf und verdrängen meinen Geist und meine Anhänger. Die Menschen erinnern sich nicht mehr, an diejenigen die sie einst erschufen, an die Göttinnen von Varos, die allmächtigen Matriarchinnen die diese Welt aus dem Nichts formten. Die Menschen müssen wieder glauben, meine Tochter. Die Göttlichkeit der Matriarchinnen muss wieder den Geist aller erfüllen und das Joch des Königs abgeschüttelt werden. Kein weltlichen Herrscher soll über den Göttinnen von Varos stehen, selbst wenn Krieg die einzige Antwort auf die Ignoranz der Südlinge ist.“
„Das...das kann ich nicht.“ sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um einem leibhaftigen Gott zu widersprechen „Ich verstehe nichts vom Kämpfen oder vom Krieg, aber ich weiß dass nichts als Leid daraus erwachsen würde. Wir sind zu wenige um zu siegen und am Ende würde das ganze Land wieder brennen. Unser Volk würde sinnlos sterben und ich wäre nicht besser als Tegara.“ sie biss sich auf die Lippen, als sie daran denken musste, wie ihr Bruder sie mit der früheren Matriarchin verglichen hatte.
„Der Kampf um die Freiheit des Nordens, würde weit im Süden ausgetragen werden und du bist nicht Tegara. Du kannst als Befreierin und gütige Göttin in die Städte der Königlichen einziehen, nicht als blutrünstiges Monster. Unser Volk wird nicht leiden, so viel kann ich dir versprechen. Der Krieg wird nicht in unseren Häusern und auf unseren Feldern stattfinden und es wird keine Niederlage sein. Am Ende, gibt es nur eine Frage die du dir selbst stellen musst. Willst du leben?“
„Ich...“ Sora wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Sie könnte gesund werden, wenn der Geist seine alte Macht zurückerlangte, aber durfte sie nur deswegen einen Krieg anfangen? Sie schluckte ihren Stolz und all ihre Bedenken hinunter, am Ende würde sich das ganze sowieso nur als seltsamer Fiebertraum herausstellen. Wenn sie aufwachte, würde es keine Rolle mehr spielen wie sie sich entscheiden hatte „Wenn Ihr mir versprecht, dass wir gewinnen und kein Leid über meinen Untertanen hereinbricht, dann...dann werde ich den Wunsch des heiligen Geistes erfüllen.“
„Natürlich. Ich werde dir zwei meiner treuesten Diener zur Seite stellen, um dich bei deiner heiligen Aufgabe zu unterstützen. Einen unendlich mächtigen, starken und intelligenten Geist, der all deine Wünsche erfüllen wird und eine übellaunige, zurückgebliebene und ehrlich gesagt ziemlich dumme grünhaarige Frau, sie ist unausstehlich und nervtötend, aber dafür in bestimmten Situationen ausgesprochen nützlich. Sie wird die Heerscharen des Weißen Baumes zum Sieg über die Tyrannei des Südens führen, während er dir dabei hilft Harus Herz im Sturm zu erobern.“ die Stimme verlor jegliche Härte und Macht, die sie ausgestrahlt hatte während es um den Krieg ging, stattdessen klang sie eher besorgter und mitfühlender als alles was sie je in ihrem Leben gehört hatte „Jetzt geh und sorge dich nicht mehr. Ruh dich aus, bis meine Diener eintreffen.“
Und tatsächlich löste sie ihre Augen von den gleißenden Flammen und rannte aus dem Heiligtum, zurück in ihre Gemächer. Nachdem sie verschwunden war, ließ das Flammenwesen sich auf dem Altar nieder und das Feuer erlosch augenblicklich. Zurück blieb eine nicht besonders beeindruckend aussehende schwarze Masse mit rotglühenden Augen. Er stieß einen erschöpften Seufzer aus und fragte sich mal wieder, womit er es verdient hatte in dieser schrecklichen Welt zu sein. Es fiel ihm noch immer schwer hier seine Magie zu wirken. Selbst diese einfachen Illusionen, hatten ihn vollkommen ausgelaugt. Für menschliche Hexer, wie diese Shion war es vermutlich deutlich einfacher auf die Winde des Chaos zuzugreifen, aber bei ihm war es etwas anderes. Diese ganze Welt sträubte sich alleine gegen die Existenz von Dämonen und zerrte seine Macht auf ein Niveau herunter, das sogar noch weit unter dem dieser lästigen grünhaarigen Landplage lag. Immerhin existierte direkt hinter dem Altar ein Warpportal. Unsichtbar für das einfache, menschliche Auge, aber von unschätzbarem Wert für ihn. Ohne wäre er vermutlich nicht einmal zu diesem bisschen Hokuspokus im Stande gewesen. Mit einem weiteren Seufzer, rappelte sich die dämonische Gestalt mühsam auf. Am liebsten würde er sich jetzt einfach wieder in diesen hässlichen Hasen verwandeln und in Soras Armen einschlafen. Sobald die Chaoshexerin erst einmal hier eintraf, würde er sicherlich keine Gelegenheit mehr dazu erhalten. Sie war so furchtbar ungeduldig und für eine Anhängerin Slaaneshs noch dazu schrecklich prüde. Zum Glück hatte sich vor Ablauf seiner zweiwöchigen Frist doch noch eine Gelegenheit ergeben etwas offensiver vorzugehen, ansonsten würde er jetzt in ziemlich großen Problemen stecken. Aber wie auch immer, noch war es ihm nicht vergönnt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, leider musste er sich vorher noch um eine andere Kleinigkeit kümmern. Müde ließ er sich in die Luft steigen und schwebte langsam durch das Heiligtum auf den Ausgang zu. Alles was er jetzt noch erledigen musste, war dieser Naroko etwas Gift zu injizieren, damit sie für eine Weile nicht reisen konnte. Damit lieferte er sich und Shion vielleicht genug Zeit ihre Pläne in die Tat umzusetzen...oder erst einmal Pläne zu schmieden, denn von hier an wusste Vani noch nicht so recht wie es weitergehen sollte.

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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 6. Februar 2014 22:44

Kapitel 24: Suzume ist da, nin, nin!


2105. Jahr der Sonne Herzogtum Vanidarien, Vanidos:
Es war spät am Abend, als Naruz durch den Ostflügel der Burg schlenderte und nach ein wenig Ablenkung suchte. In seiner Tasche befand sich ein Brief den er erst an diesem Morgen erhalten hatte, ein Brief von Shion. Dessen Inhalt hatte es geschafft selbst dem Nathrezim einen Schauer über den Rücken zu jagen, und ihn einigermaßen zu deprimieren. Allem Anschein nach hatte Morrigan ihn verrraten und seiner Herrin einen Floh ins Ohr gesetzt, von wegen er würde sich nur mit den Frauen in Vanidos vergnügen und seinen Auftrag ignorieren. Dies entsprach zwar halbwegs der Wahrheit, aber was sollte er denn noch machen? Immerhin war es der Dämon der für den Aufstand Vanidariens sorgen sollte, er selber war nur als Aufpasser da! Während der Nathrezim darüber nachdachte, wie er sich wohl am besten an Morrigan rächen konnte, hörte er ein merkwürdiges Geräusch aus einem Zimmer zu seiner Rechten. Neugierig, gelangweilt und, das war das wichtigste, in der Hoffnung etwas halbwegs interessantes vorzufinden dass ihn ein wenig ablenken würde, öffnete er kurzerhand die Tür und betrat das Zimmer.
„Oh.“ entfuhr es ihm überrascht als er die Szene sah, die sich vor ihm abspielte. Das Zimmer gehörte anscheinend irgendeinem der niederen Adelsleute die hier in der Burg lebten, zumindest war es ähnlich gut ausgestattet wie die Zimmer der Adelstöchter die Naruz bisher gesehen hatte. Auf einem großen Bett in der Mitte des Raumes lag ein recht junger Mann mit silbernen Haaren und roten Augen, die sich jedoch vor Qualen verdreht hatten, auf dem Mund des Mannes bildete sich Schaum, der auf das Bett hinab tropfte. Über dem, offensichtlich, toten Vanidaren gebeugt war eine Frau und sah zu Naruz hinüber. Sie hatte lange, schwarze Haare und eine bräunliche Hautfarbe. Die Frau warf dem Dunkelelfen kurz einen verdutzten Blick zu, dann sprang sie auf, lief zu ihm hinüber und küsste ihn stürmisch. „Mhm?!“ kam es von Naruz der nicht ganz begriff was vor sich ging, zwar fühlten sich Menschenfrauen durchaus von seinem Äußeren angezogen, das ging dann jedoch ein wenig zu weit. Als die Frau sich von ihm löste und schnell einige Schritte zurückwich wurde dem Nathrezim schwindlig, und er verstand sofort was los war. „Eine ziemlich fiese Art jemanden umzubringen.“ meinte er lächelnd während er gleichzeitig versuchte seinen Atem zu kontrollieren, das Luft holen fiel ihm mit jedem Atemzug schwerer. Die Frau legte den Kopf schief und sah ihn verwirrt an.
„Seltsam, eigentlich solltest du schon längst tot sein. Kein Mensch auf dieser Welt kann die Menge an Gift überleben die ich dir verabreicht habe, nun jedenfalls nicht wenn er oder sie nicht darauf trainiert wurde Resistent gegen Gifte zu sein.“ 'Wie gut dass ich weder ein Mensch, noch von dieser Welt bin' schoss es Naruz durch den Kopf. Diese junge Frau war also eine Attentäterin, und wenn sein Körper auch nur ein wenig mehr von einem Menschen hätte würde er jetzt ebenso tot auf dem Boden liegen wie der Vanidare dort auf dem Bett.
„Bist du eine Attentäterin aus den Republiken? Du solltest wissen dass ich ein Botschafter vom Haus Mimir bin! Das wird noch ernste Konsequenzen für dich haben.“
„Stimmt, würde es. Wenn ich denn aus den Republiken kommen würde.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zuckte die rechte Hand der Frau nach vorne und stieß mit einem kleinen Messer nach Naruz' Kehle. Dieser wich mit einer schnellen Drehung nach links aus und hieb mit seiner Faust nach dem Kopf der Attentäterin. Zum Erstaunen des Dunkelelfens gelang es der Frau jedoch den Schlag abzufangen, sie packte seinen Arm und trat gleichzeitig gegen sein Standbein um ihn über sich hinüber, und auf den Boden zu werfen. Bevor er jedoch aufschlug stützte Naruz sich mit seiner anderen Hand am Boden ab und katapultierte sich mit einer Art Salto direkt neben das Bett, und in den Rücken der Attentäterin. Schnell zückte er einen Dolch, den er immer mit sich herumtrug, wirbelte herum, und erstarrte. Seine Klinge schwebte nur wenige Millimeter vor der Kehle der Fremden, jedoch befand sich ihr Messer nicht viel weiter von seinem linken Auge entfernt. 'Was, bei Slaanesh, ist diese Frau?' fragte sich Naruz leise. Er war zwar noch von ihrem Gift geschwächt, aber dies sollte eigentlich kein Grund dafür sein dass es ihm nicht gelingen wollte einen einfachen Menschen zu töten.
„Willst du vielleicht dein Messer von meinem Auge entfernen?“ fragte Naruz und lächelte so freundlich und charmant wie es ihm nur möglich war.
„Natürlich, sobald du deinen Dolch von meiner Kehle genommen hast, nin, nin!“ lautete die fröhliche Antwort der Frau. 'Nin, nin? Was soll das denn wieder bedeuten?' Naruz beschloss, sich bei nächster Gelegenheit bei Alesia nach diesem Wort zu erkunden. Laut sagte er jedoch, mit einem dramatischen Seufzen:
„Dann haben wir wohl ein Problem, wenn ich meine Waffe zurückziehe wirst du mich ohne zu zögern umbringen, und darauf habe ich keine Lust.“
„Geht mir ebenso, nin, nin. Also schlage ich folgendes vor; du steckst deinen Dolch weg.“
„Moment, das ist dein Vorschlag?“
„Nin.“ die Attentäterin nickte leicht zur Bestätigung. Naruz wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als etwas seine Aufmerksamkeit erlangte, und auch die der Attentäterin wie es schien, denn ihre Blicke wanderten gleichzeitig zu einem Punkt an der Decke, direkt über sich.

„Naruz, da bist du ja. Ich habe schon nach dir... störe ich?“ fragte Vani, offensichtlich überrascht von der Situation. Der Blick des Dämons wanderte zur Leiche auf dem Bett. „Wer hat ihn umgebracht?“ Naruz deutete sofort auf die Attentäterin, diese wiederum wies mit dem Finger direkt auf sein Gesicht.
„Bitte was? Was bist du denn für eine lausige Attentäterin? Sei gefälligst stolz auf deine Arbeit, und übernehme die Verantwortung dafür! Augenblick, verstört dich das Ding da gar nicht?“ meinte der Dunkelelf und nickte ganz vorsichtig in Richtung Vani.
„Nein, ist doch nur ein Dämon, und ein recht niedlicher noch dazu.“ Naruz wusste nicht was ihn mehr erstaunte, dass die Fremde von Dämonen wusste, oder dass sie Vani tatsächlich als 'niedlich' bezeichnete.
„Wie auch immer, werdet endlich fertig, am besten bevor irgendeine Wache hier rein stolpert.“
„Dann sei doch so gut und helfe mir.“ knurrte der Dunkelelf Vani an und warf einen leicht nervösen Blick auf die Messerspitze vor seinem Auge.
„Wie bist du eigentlich in dieser Situation gelandet? Hätte nicht gedacht dass du derart schwach bist.“ Der Dämon ignorierte Naruz vollständig. Dieser biss sich auf die Unterlippe, die ganze Sache war ihm ziemlich peinlich.
„Gift.“ murmelte er. „Sie hat mich vergiftet und mich dadurch langsamer gemacht.“
„Aha, und wie hat sie dich vergiftet?“
„Es war ein... kleiner Wurfpfeil der in Gift getränkt...“
„Ich hatte eine Giftkapsel im Mund, die habe ich ihn durch einen Kuss gegeben, eigentlich sollte er tot sein.“
„Das habe ich mir auch schon öfters gedacht.“
„Du bist ein lustiger Dämon, nin, nin. Wie heißt du?“
„Ich bin Vani, und wie darf ich dich nennen?“
„Entschuldigung? Vani? Vergisst du nicht etwas?“ unterbrach Naruz das Gespräch der Beiden.
„Hm, was denn?“
„Diese Frau hier versucht mich umzubringen!“
„Ich weiß, was glaubst du warum ich wissen will wie sie heißt? Ich muss doch wissen an wen ich die Blumen liefern lassen soll.“
„Ich schwöre dir, wenn du mich hier einfach so verrecken lässt wird Shion dich...“
„Shion?“ fragte die Attentäterin und unterbrach den Dunkelelfen, dieser fühlte sich langsam wie eine Witzfigur.
„Ja, Shion. Meine Herrin und Heroldin des Slaanesh, falls dir das was sagt.“
„Oh.“ kam es von der Frau während sie kurz nachzudenken schien. „Oooooooooh! Oh, tut mir leid, tut mir leid!“ rief sie dann plötzlich und zog ihr Messer zurück, während sie gleichzeitig einige Schritte nach hinten sprang um aus der Reichweite des Dolches zu kommen. „Dann bist du also ein Dunkelelf, ja?“
„Wer bist du?“ fragte Naruz aufgebracht, diese Frau tat so als wenn es das normalste auf der Welt wäre hier in Vanidos einem Dämon und einem Dunkelelfen über den Weg zu laufen.
„Ach ja, erlaubt mir mich vorzustellen, mein Name ist Suzume, und ich bin auf der Durchreise. Freut mich euch kennenzulernen, nin, nin.“

Eine knappe Stunde später befanden sich Naruz und Vani in dem Zimmer das dem Nathrezim zugeteilt worden war, die Attentäterin namens Suzume war kurz nachdem sie sich vorgestellt hatte verschwunden, und Naruz hielt es für eine gute Idee es ihr gleichzutun ehe die Wachen ihn im Zimmer des ermordeten Vanidaren fanden. Glücklicherweise hatte ihn niemand während seines Spaziergangs gesehen, ansonsten hätte er ganz schöne Schwierigkeiten gehabt. Jedoch hatte sich der Dunkelelf vorgenommen bei nächster Gelegenheit nach dieser Frau zu suchen und herauszufinden um wen es sich bei ihr handelte, es hatte seinen Stolz zutiefst verletzt dass es ihr beinahe gelungen war ihn zu töten.
„Was hat dich eigentlich zu einem nächtlichen Spaziergang bewegt? Etwa eine neue Liebhaberin?“ fragte der Dämon spöttisch, woraufhin Naruz ihm den Brief übergab. Aus dem Schattenkörper des Dämons formten sich zwei Hände die das Papier entgegennahmen und er überflog es kurz.
„Hübsche Liste von Foltermethoden.“
„Ja, nicht wahr?“
„Die drei hier kannte ich noch gar nicht.“ murmelte der Dämon vor sich hin, und Naruz warf einen Blick auf die Stelle des Briefs die der Dämon gerade las.
„Ah ja, die waren mir auch neu.“
„Bitte was? Hast du dass hier nicht geschrieben?“
„Nein, der Brief ist nicht von mir, sondern für mich. Von meiner Herrin, eine kleine Erinnerung daran dass ich meine Arbeit machen soll.“
„Sie hat sich ziemlich Mühe gegeben.“
„Allerdings, hier.“ sagte Naruz und reichte dem Dämon ein weiteres Blatt, dieses war voller Zeichnungen von seltsamen Konstruktionen, aber auch von Gestalten die an Dunkelelfen erinnern konnten die vor lauter Qualen schrien.
„Wie nett. Moment, ist dass hier...?“
„Ja, ist es.“
„Und was ist dass hier?“
„Mein Arm.“
„Kriegt man den überhaupt in so einen Winkel?“
„Ich hege keinerlei Zweifel daran dass meine Herrin es schafft.“
„Oho, eine äußerst... interessante Anwendung von Minotaurenhörnern, wo will sie die her bekommen?“
„Wolltest du eigentlich irgendwas bestimmtes? Immerhin hast du nach mir gesucht.“ fauchte Naruz, das Gespräch wurde ihm langsam viel zu unangenehm.
„Ach ja. Ich denke es ist mir gelungen Sora einen Schritt auf den richtigen Weg zu lenken. Leider muss ich zugeben dass ich nicht wirklich weiß wie es nun weitergehen soll, da dachte ich dass ich auch gleich diesen nutzlosen Druchii fragen kann der hier in der Burg rumlungert und sich mit den Dienerinnen eine schöne Zeit macht. Soll ich Shion eigentlich davon erzählen?“
„Vani! Mein lieber, alter Freund! Du mächtigster aller Dämonen! Wie kann ich dir helfen?“
„Fang am besten damit an nicht mehr so zu reden, das ist mir unheimlich. Ich wollte nur wissen ob du vielleicht einen Vorschlag hast wie es mir gelingen soll Sora mit Haru zu verkuppeln.“ Der Dunkelelf dachte ernsthaft darüber nach, wenn er dem Dämon half und dafür sorgte dass er sich bei der Schwarzen Lady einschleimen konnte standen die Chancen gut dass Vani ganz vergessen würde Shion von Naruz' Abenteuern zu erzählen.
„Als erstes müssen wir uns natürlich um die Verlobung zwischen diesem, wie hieß er noch gleich? Haru? Bestimmt, also, die Verlobung zwischen Haru und Naroko muss aufgelöst werden.“ Vani entging nicht dass Naruz keinerlei Probleme damit hatte sich den Namen der Dienerin zu merken.
„Ach ja? Aber nicht zufällig deswegen weil Naroko damit frei werden würde, oder?“
„Ich versuche nur zu helfen! Ehrenwort! Wie auch immer, ich bin müde und will schlafen. Lass mich für heute einfach in Ruhe, und ich werde dir Morgen dabei helfen einen Weg zu finden wie wir beide unsere Haut und die von Sora vor meiner Herrin retten können.“



2105. Jahr der Sonne Herzogtum Belunda, Burg Stratholme
Dathrohan sah sich im Zimmer um, in dem sich die Anführer des Kreuzzuges versammelt hatten. Es war zwei Tage nach der Schlacht gegen die Dämonen und Barbaren, erst Gestern hatte man Lord Fordring bestattet. Außer Dathrohan befanden sich Abbendis, Morgraine, Christine von Rauken, Sir Varimathras, Bruder Isoldar von der Bruderschaft des Lichts und General Campione im Raum. Der General war es der die Truppen angeführt hatte die dem Kreuzzug so unerwartet zur Rettung gekommen waren. Er hatte vom Herzog den Befehl erhalten mit seinen Männern an die Grenze der Republiken zu ziehen, da diese Gerüchten zufolge zum Krieg rüsteten. Auf dem Weg ist der General auf eine große Abteilung Barbaren und Dämonen getroffen, diese waren eigentlich als Verstärkung für die Belagerer von Stratholme gedacht und waren auf dem Weg dorthin. Die Truppen von Campione wurden auf knapp eintausend Mann reduziert, jedoch gelang es ihnen die Feinde zu vernichten. Daraufhin entschied Campione sich nach Stratholme zu ziehen um zu sehen ob dort alles mit rechten Dingen zuging, zum Glück für die Männer und Frauen die in der Burg eingeschlossen waren. Bruder Isoldar räusperte sich, und alle Blicke wanderten zu ihm.
„Wie einigen von euch sicherlich bewusst ist ließ Lord Fordring vor wenigen Tagen eine Änderung in der Erbfolge seiner Ländereien vornehmen. Seitdem die Bedrohung durch die Dämonen als durchaus real eingestuft wurde, und unsere Freunde hier aus Lordaeron kamen, hat der Lord sich überlegt dass es besser wäre Burg Stratholme und seine Ländereien an jemanden zu übergeben der den Kampf gegen die Dämonen weiterführen würde, falls er selber sterben sollte. Er hat mir die Befugnis erteilt zu entscheiden wer denn nun der neue Lord von Stratholme werden soll, und ich habe mich mit einigen von euch unterhalten, sowie mit meinen Brüdern. Letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen dass Sir Morgraine zum Anführer des Kreuzzugs ernennen sollten, mit Sir Abbendis, Sir Dathrohan, Sir Varimathras und General Campione als Berater und Generäle die ihm dabei helfen sollen die Dämonenplage in den Griff zu bekommen. Gibt es irgendwelche Einwände?“ Niemand sagte etwas. „Gut, dann ernenne ich Sir Morgraine hiermit zum Lord von Stratholme und ersten Hochgeneral des Scharlachroten Kreuzzuges!“ Die Anwesenden klatschten. Morgraine erhob sich von dem Stuhl auf dem er gesessen hatte und bedeutete ihnen still zu sein.
„Ich nehme diese Titel dankend an, Bruder Isoldar. Und als meinen ersten Akt, als Hochgeneral des Kreuzzuges, werde ich Sir Abbendis, Sir Dathrohan, Sir Varimathras und General Campione zu Generälen des Kreuzzuges ernennen.“ Die Angesprochenen nahmen alle dankend an und neigten das Haupt vor ihrem neuen Lord. „Gut, dann will ich auch gleich zum wichtigsten Thema kommen. Lady Christine, wir haben das Heer der Dämonen und Barbaren zurückgeschlagen, allerdings bezweifle ich dass wir von jetzt an in Frieden und Ruhe leben können, sehe ich das richtig?“ Die Priesterin nickte.
„Während meiner Abwesenheit bin ich einigen Sachen nachgegangen die mit den Dämonen zu tun hatten, und ich habe den Anführer der Dämonen gesehen. Die Kreaturen des Chaos werden von einem großen Dämon des Tzeentch angeführt, eine Kreatur die man Herrscher des Wandels nennt. Sie sind groß und ihre Körper sind eine Mischung aus Vogel und Mensch, so kann man es noch am ehesten beschreiben. Diese Kreaturen sind außerdem mächtige Magier. Um ehrlich zu sein, hätte dieser Dämon sich den Truppen die gegen Stratholme zogen angeschlossen wäre es nicht so gut für uns ausgegangen. Da er aber nun mal nicht dar war gehe ich davon aus dass irgendwas anderes in dieser Welt seine volle Aufmerksamkeit verlangt, und ich denke es hängt mit Shion und ihren Nathrezim zusammen.“
„Mit anderen Worten, wir werden uns noch eine ganze Weile mit den Dämonen rumschlagen müssen.“ meinte Dathrohan bitter. Niemand antwortete. Schließlich setzte Morgraine das Treffen fort, die Anwesenden berieten sich Stunden darüber wie man die Schäden, welche von den Dämonen verursacht worden waren, am besten beheben könnte. Weiterhin überlegte man an welche Fürsten, egal ob diese aus Belunda oder einem anderen, nahen Fürstentum kamen, man Hilfeschreiben schicken könne. Schließlich löste sich die Versammlung auf und alle begaben sich auf ihre Zimmer.

Als Christine ihr Zimmer erreicht hatte bemerkte sie Abbendis hinter sich, die Ritterin schien ihr den ganzen Weg gefolgt zu sein.
„Kann ich Euch irgendwie helfen?“ fragte die Priesterin.
„Nun, ich dachte ich könnte vielleicht helfen. Ihr hattet doch gesagt dass ihr ein Mädchen gesehen habt, ein Mädchen dass äußerst wichtig sein könnte.“
„Ja, habe ich.“
„Falls Ihr irgendwas gesehen habt dass auf die Herkunft des Mädchens, oder auf ihren Aufenthaltsort deuten könnte, nun, es wäre mir vielleicht möglich Euch zu helfen. Fällt Euch irgendetwas ein?“ Christine seufzte, sie hatte wirklich nicht allzu viel gesehen, eines fiel ihr dann aber doch ein.
„Ich habe ein Banner im Hintergrund gesehen, es war schwarz und rot, und in der Mitte befand sich ein silberner Baum. Könnt Ihr damit etwas anfangen?“ Abbendis biss sich auf die Unterlippe.
„Ja, kann ich. Das Banner welches ihr gesehen habt gehört zu Vanidarien... ein kleines Herzogtum im Nordosten.“ fügte sie hinzu als sie sah dass die Priesterin nicht allzu viel mit dem Begriff anfangen konnte.
„Wie weit ist es bis zu diesem Herzogtum?“
„Wollt Ihr etwa dorthin reisen? Ich muss euch sagen, dass halte ich für keine gute...“
„Sir Abbendis!“ Die beiden Frauen wandten sich um, ein Windspieler rannte durch den Korridor zu den Beiden hinüber.
„Was gibt es?“
„Sir Morgraine schickt mich, ich soll Euch und Lady Christine sofort in den Thronsaal bringen.“
„Warum? Ist etwas passiert?“
„Ja, ein Bote ist soeben eingetroffen, Lord Kelth hat ihn geschickt. Der Lord wird bald mit seinem Heer hier in Stratholme eintreffen.“ Christine sah fragend zu Abbendis hinüber.
„Lord Kelth ist der Fürst von Scholomance, eine Burg die weiter im Süden Belundas liegt. Die Burg ist um einiges größer als Stratholme, und er verfügt über weit mehr Truppen. Er ist einer der Fürsten denen wir Hilfeschreiben geschickt hatten als die Dämonen auf dem Weg nach Stratholme waren, und er hat einige Männer geschickt. Aber warum kommt er hierher? Normalerweise verlässt er seine Burg doch nicht.“
„Genau das ist das Problem.“ der Windspieler bekam einen finsteren Gesichtsausdruck. „Burg Scholomance ist gefallen.“


Zur selben Zeit in Scholomance
Eine Gestalt stapfte mit schweren Schritten durch die Gänge der Burg, überall lagen die Leichen der Krieger die versucht hatten die Burg zu verteidigen, und ihrem Fürsten dadurch genug Zeit zu geben zu fliehen. Die Gestalt überragte einen gewöhnlichen Menschen wohl um mehr als einen Kopf, außerdem endete der menschliche Körper dieser Kreatur in einem gewaltigen Ziegenkopf mit schwarzem Fell und roten Augen, zwei lange, dunkle Hörner wuchsen zudem aus ihrer Stirn. Sie trug ein schwarzes Hemd aus Seide über ihrem muskulösen Oberkörper und eine farblich dazu passende Hose, außerdem trug sie weiße Handschuhe und hatte ein Schwert an ihrer Hüfte befestigt. Die Kreatur warf einen kalten Blick auf zwei Barbaren die gerade damit beschäftigt waren eine der Waffenkammern zu plündern, als sie den Blick bemerkten zuckten die Beiden zusammen und versuchten so unauffällig wie nur möglich zu sein. Als die Kreatur an der Tür ankam die zum Zimmer des Fürsten dieser Burg führte, wurde sie von zwei ihrer Artgenossen erwartet. Die drei Kreaturen nickten sich kurz gegenseitig zu, ehe sie anklopften und den Raum betraten. In der Mitte des Raumes saß eine scheinbar junge Frau mit blonden Haaren und einem schwarz-roten Kleid. Sie saß auf einem Stuhl und las in einem dicken Buch welches sie, nachdem die Kreaturen eingetreten waren, zuklappte und auf ihren Schoß packte.
„Ah, da seid ihr ja. Ist ein Bote von Kawaii eingetroffen?“ Die Kreaturen nickten zur Antwort. „Dann gehe ich davon aus dass er bestätigen konnte wessen Diener sich eingemischt haben und Taroz töteten?“ Erneutes Nicken. „War es Shion?“
„Ja, Herrin.“ flüsterte die Kreatur in der Mitte mit einer kalten, emotionslosen Stimme. Die Frau fing an zu lachen.
„Wer hätte gedacht dass ich Shion noch einmal begegnen würde? Aber die Situation scheint wirklich ein wenig außer Kontrolle zu geraten, nicht nur Kawaii sondern auch ich wurde hierher gesandt. Dem Wandler der Wege muss wirklich viel daran liegen hier Erfolg zu haben wenn er Magnus dazu bringt sogar mich zu schicken.“
„Herrin? Kawaii hatte noch etwas zu berichten. Er ist nicht gerade erfreut darüber was ihr hier getan habt, er meint ihr erweckt viel zu viel Aufmerksamkeit. Taroz' Angriff gegen Stratholme wurde von ihm schließlich auch nicht gutgeheißen.“ Dieses mal kam das Flüstern von ihrem linken Diener.
„Schon gut, ich weiß. Ich werde mich fortan zurückhalten, nicht dass es wirklich nötig ist. Der Herzog wird eh nichts gegen uns unternehmen. Dafür hat Levon ja gesorgt. Ich muss zugeben, für einen gewöhnlichen Menschen ist er ziemlich nützlich. Also gut, was will Kawaii von mir?“
„Er meint Ihr sollt Euch etwas wegen den Dienern Slaanesh's einfallen lassen, Herrin.“
„Das habe ich schon befürchtet. Haben wir noch immer Diener innerhalb dieser seltsamen Gilde? Oder wurden die alle bereits ausgeräuchert?“
„Einige sind noch übrig, Herrin.“
„Gut, dann beauftragt sie damit Shion zu finden, aber sie sollen vorsichtig sein. Sie hat bestimmt ihre lästigen Druchii dabei.“
„Jawohl, Herrin.“ Die drei Kreaturen verbeugten sich, und als sie ihre Köpfe wieder hoben flüsterten sie alle gleichzeitig: „Für Lord Magnus und die Herrin. Staub und Asche.“ Die Chaoshexe Beatrice und ihre Diener hatten soeben die Bühne betreten.


Während also Haruhi und ich in einer Höhle nach Silber suchten, Yuki gegen wilde Nordmarer kämpfte, sich in Vanidos Dämonen, Hexen, Dunkelelfen und Attentäterinnen sammelten, die Welt im Allgemeinen den Bach runterging und Lady Asahina mit Mampfi und dem verbliebenen Ritter aus Haruhis Leibwache auf unser Lager aufpasste, befanden sich Koizumi, Hattori und Yuzumi auf ihrem Weg zu einem ganz besonderen Treffen in den Eisenbergen.

2105. Jahr der Sonne Republik Linistien, die Eisenberge

Die kleine Gruppe ging stumm durch den kleinen Wald der sich neben dem Pfad zur Heißen Quelle erstreckte. Als Kyon ihm den Brief übergeben hatte war Hattori sich noch nicht ganz sicher gewesen ob er ihn überhaupt lesen wollte, als er jedoch Kyon danach fragte und dieser meinte es sei ein 'Liebesbrief' war der Attentäter neugierig geworden. Allerdings schien sich Asakuras Definition eines Liebesbriefes ein wenig von der normalen zu unterscheiden. Im Prinzip sagte sie in ihrem Brief nur dass sie seit ihrem Kampf in Nurc ständig an ihn denken musste, und dass sie sich gerne in den Eisenbergen mit ihm treffen würde um 'uns näher kennenzulernen'. Hattori hatte sich schließlich dazu entschlossen sich mit der Attentäterin zu treffen um zu sehen was genau sie wollte, zu seiner Erleichterung hatten Yuzumi und Koizumi sich dazu entschlossen ihn zu begleiten, falls es sich um einen weiteren Überfall wie damals in Nurc handeln sollte. Nach einer Weile erreichten sie eine kleine Lichtung, und inmitten dieser stand die blauhaarige Attentäterin.
„Da bist du ja!“ rief sie fröhlich als sie den vermummten Mann bemerkte. „Ich dachte schon Kyon hat vergessen dir den Brief zu geben.“
„Hat er nicht. Was wolltest du von mir?“ fragte Hattori misstrauisch und nahm sein Kusarigama in die Hand, für den Fall dass Asakura plötzlich angreifen würde.
„Eigentlich wollte ich nur ein wenig mit dir reden.“
„Du wolltest mich nicht umbringen?“
„Doch, doch. Aber noch nicht jetzt, erst einmal wollte ich nur mit dir kämpfen. Wenn ich dich sofort töten würde wäre mir ja wieder so schrecklich langweilig.“
„Würde es etwas nützen dir zu sagen dass du uns in Ruhe lassen sollst? Vor allem den Trellik.“
„Du meinst Kyon?“ Asakura überlegte kurz, dann hellte sich ihre Miene auf. „Wie wäre es damit, wir kämpfen gegeneinander, nur wir beide, deine Freunde halten sich raus.“ Sie zog ihren Dolch und deutete auf Koizumi und Yuzumi, diese hatten ihre Waffen in der Hand und sahen ein wenig unsicher zu Hattori hinüber. „Wenn du gegen mich gewinnst lasse ich Kyon eine Weile in Ruhe.“
„Und wenn du gewinnst?“
„Hm...ihr würdet mich Kyon ja eh nicht töten lassen. Ah, ich weiß! Wenn ich gewinne musst du mit mir auf das Unabhängigkeitsfest gehen.“ Schweigen. Asakura sah fröhlich lächelnd zu Hattori hinüber.
„...Einverstanden, wenn du gegen mich gewinnst gehe ich mit dir auf das Fest, wenn du versprichst dort niemanden umzubringen.“
„Einverstanden, dann lass uns anfangen!“ mit diesen Worten schoss Asakura nach vorn und stach mit ihrem Dolch nach Hattoris Kehle. Dieser duckte sich unter dem Stich hindurch und versuchte Asakura die Beine wegzutreten, diese sprang jedoch einfach in die Luft und führte noch im Landen einen Stich gegen die Schulter des Attentäters. Hattori rollte sich ab und entging dem Stich, einen nachfolgenden Tritt konnte er geradeso mit seinem Arm abblocken. Asakura wirbelte herum und trat mit dem anderen Bein nach Hattoris Kopf. Dieser ließ kurzerhand seine Waffe fallen und packte den Fuß seines Gegners. Asakura sah ziemlich erstaunt darüber aus dass es ihm gelungen war ihren Tritt noch rechtzeitig abzufangen, diesen Moment der Verwirrung nutzte Hattori und zog ruckartig an ihrem Bein, woraufhin die blauhaarige Attentäterin auf den Boden fiel. Schnell packte Hattori seine Waffe und schlug mit dem Teil der eine Sichel war nach Asakuras Oberschenkel, immerhin hatte sie es ebenfalls vermieden Angriffe zu führen die getötet hätten, zumindest wenn man von ihrem ersten Angriff absah. Die Attentäterin zog jedoch die Beine ein und entging somit dem Hieb, nur kurze Zeit später trat sie Hattori gegen den Brustkorb, was diesen zurücktaumeln ließ. Um ihm keine Atempause zu geben sprang Asakura sofort auf und stach erneut nach der Schulter ihres Gegners. Erneut ließ Hattori sein Kusarigama fallen, und griff mit seiner linken Hand nach Asakuras Waffe. Der Dolch bohrte sich durch die Hand des Attentäters, was diesen kurz zusammenzucken ließ, jedoch hatte er so den Angriff seines Gegners geblockt und diese hier festgesetzt. Ehe Asakura reagieren konnte rammte Hattori ihr seine Faust in den Bauch, woraufhin sie sich vor Schmerz krümmte. Zu Hattoris Überraschung war der Kampf damit jedoch nicht zu Ende. Anstatt, wie von Hattori erwartet, durch den Schlag kampfunfähig zu sein richtete Asakura sich blitzschnell wieder auf. Ohne zu zögern zog sie ihren Dolch aus der Hand des Attentäters und schlug ihm mit dem Knauf gegen den Brustkorb, ehe sie die Waffe an seine Kehle setzte.

„Ich habe gewonnen.“ meinte Asakura schließlich mit einem fröhlichen Lächeln. Hattori nickte sachte zur Bestätigung, woraufhin die Attentäterin tatsächlich ihren Dolch zurückzog und einige Schritte zurückwich. Koizumi und Yuzumi eilten sofort zu Hattori hinüber. Während Yuzumi aus einer Tasche die sie bei sich trug etwas Verbandszeug nahm, und sich um die Wunde an der Hand des Attentäters kümmerte hielt Koizumi sein Schwert vor sich und sah misstrauisch zur Attentäterin hinüber. „Versprochen ist versprochen! Du musst mit mir zum Fest gehen.“ Hattori seufzte, wieso hatte er sich darauf eingelassen? Aber ein Hanzo stand nun einmal zu seinem Wort, ihm würde also nichts anderes übrig bleiben als auf diese Sache einzugehen. Bevor jedoch irgendjemand etwas sagen konnte raschelte es im Gebüsch am Rande der Lichtung. Alle Blicke wanderten dorthin und zur Überraschung aller trat eine Gestalt aus dem Wald. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters mit kurzen, schwarzen Haaren und der selben, seltsamen Augenfarbe die auch Hattori hatte. „Ist das einer deiner Freunde?“ fragte Asakura während sie auf den Neuankömmling zuging. Als Hattori nicht antwortete drehte sie sich um und sah wie Hattori leicht zu zittern schien. „Stimmt etwas nicht?“
„Das ist unmöglich!“ rief er und nahm zwei kleine Wurfsterne in seine unverletzte Hand. Er ging ebenfalls auf den Fremden zu und blieb neben Asakura stehen. Koizumi und Yuzumi gesellten sich ebenfalls zu ihnen, die Deadlierin zielte mit ihrer Muskete direkt auf die Brust des Fremden.
„Was ist unmöglich?“ fragte Koizumi.
„Der Name dieses Mannes ist Sekai, er ist aus meinem Clan, besser gesagt er war aus meinem Clan.“
„War?“
„Wir haben seine Leiche vor zwei Monaten im Gebirge gefunden und ihn begraben.“
„Oh, du bist also ein Hanzo. Ich habe aber auch wirkliches Pech.“ meinte der Fremde mit einem Seufzen. „Gut, dann kann ich mir das ganze freundlich sein auch sparen und mir gleich eure Gesichter holen.“
„Unsere was?“ Koizumi dachte dass er sich verhört hatte. Anstatt zu antworten begann der Fremde sich zu verändern. Sein Gesicht schien sich in Blut aufzulösen und floss an ihm hinunter, gleichzeitig hörte man das Geräusch von reißendem Fleisch, und Yuzumi ließ ein schockiertes Keuchen hören als sie sah wie gewaltige Knochen in Form von Klauen aus dem Handrücken des Fremden wuchsen. „Was ist das für eine Kreatur?“ fragte Koizumi. Nachdem der Blutfluss zu einem Ende kam konnten die vier Anwesenden einen Blick auf das Gesicht der Kreatur werfen. Dieses war jedoch nur eine leere Fläche in einem Weißton der an Knochen erinnerte, mit einem schwarzen Loch mitten auf der Stirn.
„Kennt ihr die Legende über das Monster der Eisenberge?“
„Ja, angeblich ist es eine Kreatur die in den Bergen lebt und jagt auf einsame Wanderer macht. Der Legende nach kann es die Gestalt seiner Opfer annehmen.“ antwortete Asakura auf Hattoris Frage.
„Es sieht so aus als wenn es nicht nur eine Legende ist.“ stellte Koizumi nüchtern fest. Ohne ein weiteres Wort schleuderte Hattori seine Wurfsterne in Richtung der Kreatur und zückte ein kurzes Schwert welches er auf seinem Rücken trug. Die Wurfsterne bohrten sich in die Kehle der Kreatur, was diese jedoch nicht wirklich zu kümmern schien. Sie schnellte nach vorn und hieb mit ihren Klauen nach Hattori, dieser konnte den Schlag geradeso mit dem Schwert blockieren, musste jedoch zu seinem Entsetzen feststellen dass ein großer Teil der Klinge durch den Angriff einfach abbrach. Er ließ sein Schwert fallen und sprang nach hinten während er gleichzeitig weitere Wurfsterne gegen den Feind schleuderte. Noch immer hatte dieser nicht einen einzigen Ton von sich gegeben, er reagierte auch nicht als Koizumi ihm sein Schwert durch den Brustkorb stieß. Die Kreatur verpasste dem Vanidaren lediglich einen Schlag mit der Rückseite der Hand, die den jungen Ritter durch die Luft fliegen ließ. Hattori zog eines seiner Wurfmesser und stürmte erneut auf die Kreatur zu, mit Asakura an seiner Seite. Hattori entging einem Schlag der Kreatur und verpasste ihr einen Schnitt am Arm, die Wunde begann jedoch nicht einmal zu bluten. Asakura hatte jedoch mehr Erfolg, sie stieß ihren Dolch in den Brustkorb der Kreatur woraufhin diese ein entsetzliches Kreischen hören ließ. Die Freude über diesen Erfolg währte jedoch nicht lange, als Asakura versuchte ihren Dolch aus der Brust der Kreatur zu ziehen musste sie feststellen dass er vollkommen feststeckte. Auf einmal hörte sie jemanden einen Warnruf ausstoßen, und als sie sich umdrehte sah sie die Klauenhand ihres Feindes direkt auf sie zuschnellen. Was nun geschah bekam sie nicht ganz mit, sie sah nur etwas auf sich zurasen und wurde daraufhin nach hinten gestoßen, wo sie hart auf dem Boden aufschlug und Blut auf ihr Gesicht spritzte.

Verwirrt sah sie sich um, stand auf und erstarrte. Direkt vor ihr stand Hattori, mit dem Rücken zu ihr, und aus diesem ragten die Klauen der Kreatur. Der Attentäter hatte sie aus der Gefahrenzone gestoßen und den Angriff abgefangen, in seinen Händen hielt er sein Kusarigama, die Kette war um den Arm der Kreatur gewickelt und hinderte sie daran sich vom Republikaner zu lösen. Plötzlich stand Yuzumi neben Asakura. Mit geübten Bewegungen legte sie ihre Muskete an und schoss noch im selben Atemzug. Der Kopf der Kreatur zuckte zurück, die Kugel der Muskete hatte direkt in das schwarze Loch auf der Stirn der Kreatur getroffen und war auf der anderen Seite des Kopfes wieder ausgetreten. Rosafarbener Nebel waberte aus dem Loch, während die Kreatur am Boden lag und unkontrolliert zuckte. Asakura eilte schnell zur Kreatur hinüber und riss, mit einiger Anstrengung, den Dolch aus dem Brustkorb des Monsters, ehe sie ihn mit voller Kraft durch das Loch in seiner Stirn stieß. Ein letztes mal zuckte und kreischte die Kreatur, dann löste sie sich vollkommen in rosafarbenen Nebel auf. Als die Kreatur verschwunden war sackte Hattori in sich zusammen, er blutete stark aus der Wunde welche die Kreatur verursacht hatte, und krümmte sich vor Schmerzen am Boden.
„Hattori? Hattori? Hattori!“ rief die Attentäterin ungläubig während sie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zu ihm hinüber ging. Koizumi hatte sich inzwischen ebenfalls wieder aufgerappelt und sich zu Yuzumi gesellt, diese kniete neben dem verwundeten Attentäter und kümmerte sich um dessen Verletzung. Der Vanidare war aus zweierlei Gründen ziemlich verwundert, zum einen konnte er es nicht fassen dass Hattori sein Leben riskiert hatte um die meistgesuchte Attentäterin der Republiken zu schützen. Zum anderen war er ehrlich erstaunt darüber dass dessen Verletzung eben jene Attentäterin dermaßen zu entsetzen schien. Asakura stand einige Schritte von ihnen entfernt, und in ihrem Kopf ertönten auf einmal die Stimmen.
„Lass uns von hier abhauen, wir haben schon viel zu viel Zeit verschwendet. Wer weiß was mit Haruhi los ist.“
„Aber Hattori...“
„Sieht recht übel aus, ja. Kannst du aber auch nichts dran ändern.“
„Alfred! Er hat mir das Leben gerettet!“
„Schön für ihn, er interessiert uns aber nicht, Haruhi ist das einzige das zählt.“
„Aber...“
„Was ist denn los mit dir? Seit wann bist du so streitlustig? Lass uns endlich gehen und Haruhi...“
„Nein.“ flüsterte Asakura und unterbrach die Stimme des jungen Mädchens.
„Wie bitte?“ ertönte die Stimme der Frau, sie hörte sich ziemlich überrascht an.
„Ich sagte 'nein'. Ich will nicht gehen.“ sagte Asakura, ein wenig lauter. Als Resultat schossen extreme Schmerzen durch ihren Kopf, die Attentäterin keuchte auf und sank zu Boden.
„Da wir dies nun geklärt hätten können wir ja nach Haruhi suchen.“
„Nein! Ich will nicht gehen. Wenn ihr unbedingt nach Haruhi gucken wollt geht alleine!“
„Was sagst du da? Hast du etwa vergessen...“
„Verschwindet!“ schrie Asakura so laut sie konnte, woraufhin die anderen drei Anwesenden zusammenzuckten, doch darum kümmerte sich die junge Attentäterin nicht. In ihrem gesamten Leben hatten die Mitglieder der Gilde versucht sie umzubringen, egal ob während des Trainings oder einfach so, schlicht und ergreifend weil sie sich vor ihr fürchteten, oder besser gesagt vor dem was sie eines Tages werden würde. Dies hatte dazu geführt dass Asakura ihr Leben lang alleine war, nur die Stimmen in ihrem Kopf waren so etwas wie ihre Freunde gewesen. Dass es auch nur einen Menschen in den Republiken gab der tatsächlich ihr Leben retten würde hatte Asakuras gesamte Welt auf den Kopf gestellt.
„Weißt du eigentlich was du da sagst?“ zischten die Stimmen, alle zur gleichen Zeit. „Wenn wir erst einmal weg sind wirst du wieder alleine sein, es wird keine Möglichkeit für uns geben wieder zurückzukommen. Vergiss nicht, wir sind es die dir geholfen haben, wir...“
„Ihr habt mir nur geholfen weil ihr mich brauchtet!“ fauchte Asakura. „Wenn Haruhi nicht leben würde hättet ihr mich einfach alleine gelassen, oder nicht?“ Die Stimmen schwiegen. „Verschwindet einfach, sucht euch jemand anderen der auf Haruhi aufpasst, ich bleibe hier!“
„Was redest du da eigentlich die ganze Zeit?“ Koizumi sah ein wenig besorgt zu Asakura hinüber.
„Nichts...ich...“ sie brach ab als erneut Schmerzen durch ihren Kopf schossen, schlimmer als alles zuvor.
„Vergiss nicht, wir haben dich gewarnt!“ hörte Asakura die Stimmen fauchen, dann wurde alles um sie herum schwarz.


Ab hier darf Vanidar dann wieder übernehmen, bevor ich noch vollkommen den Verstand verliere, nin, nin.
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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Vanidar » 16. März 2014 18:35

25. Was ist noch niedlicher als Sora? Genau, Sora mit Wolfsohren!
Mhm schön, das ist offiziell meine dümmste Kapitelbezeichnung aller Zeiten.



2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Sora blinzelte verschlafen, als sie vorsichtig die schmerzenden Augenlider anhob. Es waren nicht nur ihre Augen, sondern ihr ganzer Kopf dröhnte, während Schmerzen durch ihren Körper zuckten. Es war nicht mehr ganz so schlimm wie in den letzten Tagen und langsam gelang es ihr sich mühsam aufzusetzen. Sie hätte nich mitten in der Nacht in ihrem dünnen Nachthemd durch die kalten, grauen Gänge streifen sollen, schon gar nicht bis hinunter in die Gewölbe und das Heiligtum aber der Ort hatte sie in ihrer lethargischen Verzweiflung beinahe magisch angezogen. Langsam gewöhnte sie sich an das Tageslicht und das Hämmern in ihrem Kopf ließ nach. Ihr ging es schon wieder besser, allerdings bei weitem nicht so gut wie direkt nach ihrer Ankunft in Vanidos als sie sich praktisch gesund gefühlt hatte, zum erstenmal seit sie zurückdenken konnte.
Plötzlich schob sich alles was letzte Nacht passiert war zurück an die Oberfläche ihre Verstandes und verdrängte in Windeseile jegliche Müdigkeit. Entsetzt warf Sora die Decke zurück und sprang so schnell sie konnte unbeherrscht auf. Erst als sie schwankend auf wackligen Beinen neben dem Bett stand, merkte sie wie schwach sie noch immer war. Das ganze Zimmer schien sich um sie zu drehen, den Wänden gelang es sogar irgendwie sich vor ihren Augen zu verschieben und sie konnte nicht einmal sagen welche der vielen Türen die gerade um ihren Kopf herum schwirrten die richtige sein sollte. Das Fieber war abgeklungen, aber es hatte trotzdem schwer in ihrem Körper gewütet und sie stark geschwächt. Dennoch versuchte die junge Matriarchin sich nicht von ihrem Zustand abhalten zu lassen und genug Kraft zu sammeln um das Zimmer zu verlassen.
Sie musste sofort zu ihrem Bruder und sich für alles entschuldigen, was sie letzte Nacht im Fieberwahn getan und gesagt hatte. Zwar meinte sie jedes einzelne Wort davon vollkommen ernst und wenn er positiver auf ihre, zugegeben sehr plumpen, Annäherungsversuche reagiert hätte, würde sie es nicht auf ihren Zustand schieben, aber das hatte er nicht. Im Gegenteil, er hasste sie für diese Gefühle die sie nicht haben sollte, aber er war alles was sie noch hatte. Er durfte nicht wegen ihrer Dummheit aus Vanidos fliehen. Sie würde jedes ihrer Worte zurücknehmen, um Verzeihung bitten, das Fieber vorschieben und versuchen ihn davon zu überzeugen, dass sie ihn keinesfalls liebte. Vielleicht gelang es ihr sogar nett zu seiner neuen Verlobten zu sein. Verlobte...alleine bei diesem widerlichen Wort drehte sich Sora voller Unbehagen der Magen um und ein gequältes, maskenhaftes Lächeln stahl sich auf ihre blassen Lippen. Das würde sie niemals zulassen! Er durfte noch nicht heiraten, nicht jetzt nachdem man sie zur Matriarchin ernannt hatte. Endlich sah sie eine gute Chance ihr größtes Ziel zu erreichen, für immer mit ihm zusammen zu sein. Jetzt besaß sie die Macht, um all ihre geheimsten Wünsche zu erfüllen. Sie konnten endlich ein richtiges Paar werden, wenn es ihm nur gelang seine eigenen Gefühle zu akzeptieren. Sora war sich sicher, dass er sie mehr liebte als diese Naroko, er hatte nur Angst es sich einzugestehen, das war sein einziges Problem und sie konnte es ihm im Moment nicht einmal verübeln. Ihr Liebesgeständnis wirkte eher wie ein Überfall, aber sie gab ihm eine zweite Chance oder sogar tausend Chancen wenn nötig, Hauptsache am Ende waren sie zusammen. Alles was er dafür tun musste, war seine Ernennung zum Herzog zu akzeptieren. Als Herrscherin konnte sie mit ihm zusammen sein und als Herzog würde er sie beschützen müssen, die perfekte Ausgangslage um näher zueinander zu finden. Für gewöhnliche Menschen waren Verbindungen zwischen Geschwistern verboten, aber nicht für Göttinnen und angeblich war sie jetzt eine Göttin, also durfte sie machen was immer sie wollte und sie wollte Haru. Ihre Tante Tegara hatte auch nicht gezögert sich den damaligen Herzog zu schnappen nur weil es ein paar Gerüchte gab nach denen er ihr Vater sein könnte. Zugegeben, an Tegara wollte Sora sich lieber nicht messen aber ein besserer Vergleich fiel ihr gerade nicht ein.
Strauchelnd versuchte sie inzwischen nicht mehr wegzugehen sondern eher verzweifelt das Gleichgewicht zu halten. Sie spürte wie ihre zittrigen Beine jeden Moment unter der Last ihres leichten Körpers nachgeben konnten, wenn sie nur nicht so verdammt schwach wäre, dachte Sora den Tränen nahe. Sie musste ihren Bruder finden bevor er die Festung verlassen konnte. Erschöpft gab sie ihre sinnlosen Bemühungen vorerst auf und ließ sich mit einem bedrückten Seufzer zurück auf das Bett fallen. Selbst wenn sie es wie durch ein Wunder bis zur Tür schaffte, würde sie nicht weit kommen. Außerdem musste sie sich vorher noch ankleiden, wenn sie nur in dem dünnen, weißen Nachthemd bei ihm auftauchte dachte er nur wieder dass sie versuchte ihn zu verführen. Das konnte einfach nicht wahr sein, dachte sie verzweifelt. Alles was ihr noch in diesem trostlosen, grauen Leben geblieben war, war dabei zu verschwinden, einfach abzureisen wegen all dem Unsinn den sie von sich gegeben hatte ohne nachzudenken. Noch viel schlimmer, sie konnte wegen ihrer Krankheit nicht zu ihm gehen und alles zurücknehmen. Bis es ihr endlich gelingen würde genug Kraft zu sammeln, wäre er schon längst auf halbem Weg nach Achat, zu seiner Hochzeit mit dieser unausstehlichen Fürstentochter. Vielleicht sollte sie ihre Wachen rufen und einen von ihnen mit einer Botschaft zu Haru schicken? Würde er zur ihr kommen um sie anzuhören? Sora stand kurz davor voller Eifer diesen Plan weiterzuverfolgen, als sein Gesicht von letzter Nacht vor ihrem inneren Auge auftauchte. Er würde nicht zu ihr kommen, niemals. Er würde ihren Boten ignorieren und abreisen.
Während sie nachdachte was sie jetzt tun sollte, kamen langsam ihre Erinnerungen an die letzte Nacht mehr und mehr zurück. Nicht nur an ihren Streit mit ihrem Zwillingsbruder, an dessen Ende er geradezu panisch vor ihr geflohen war, sondern auch das was danach passiert war. Sie hatte ihr Zimmer in einer eigenartigen, depressiven Stimmung verlassen und war hinunter in das Heiligtum der Matriarchinnen gegangen. Anfangs nur um an dem Altar einmal diese Sache mit dem Beten auszuprobieren und ihre Ahnen um Rat zu fragen. Es hatte sicherlich schon Matriarchinnen in einer ähnlichen Situation gegeben. Doch einmal dort angekommen, hatte sie nur regungslos vor dem Altar gestanden, unfähig ein einziges Wort rauszubringen. Die Augen starr auf die Waffen auf dem Altar gerichtet. Das schlichten Kurzschwert hatte es ihr angetan und sie in seinen Bann gezogen und sie war nähergetreten um es zu betrachten. Und dann...und dann hatte sie versucht sich damit umzubringen, fiel es Sora wieder ein und sofort machte sich Panik in ihr breit. Sie hatte kurz davor gestanden sich mit der Klinge aus Verzweiflung die Pulsadern aufzuschneiden und dann war etwas passiert, was ein Traum sein musste. Vermutlich war sie einfach nur wieder zur Besinnung gekommen und hatte das Schwert weggelegt. Ihr Verstand versuchte mehr daraus zu machen als es letztendlich war.
Es musste einfach ein Traum gewesen sein. Der Geist des Weißen Baumes existierte nicht. Es handelte sich bei diesem angeblichen Gott nur um einen ungewöhnlich aussehenden Baum, der schon seit mehr als Dreihundert Jahren von ihren Feinden zu Asche verbrannt wurden war. Sora hielt nichts von diesen albernen Märchen und erst recht nicht von den Legenden um die Matriarchinnen. Sie war keine Göttin und fühlte sich auch nicht so, aber das war unwichtig. Wichtig war im Moment nur, dass es in Vanidarien noch immer mehr als genug Menschen gab die bereit waren voller Inbrunst an diesen Schwachsinn zu glauben und die Matriarchinnen zu verehren. Bei manchen konnte Sora das sogar verstehen. Es hatte weise und mächtige Matriarchinnen gegeben in der Geschichte ihres kleinen eigenbrötlerischen Landes. Allerdings gehörten meistens nur diejenigen zu dieser Sorte die sich nicht selbst für unbesiegbare Göttinnen hielten. Wer den Legenden und dem eigenen Personenkult verfiel, endete eher so wie Tegara, die eine sinnlose und erfolglose Rebellion nach der anderen startete. So oder so, es hatte keinen Sinn diesen Legenden Glauben zu schenken.
„Ja.“ sagte Sora zu sich selbst mit möglichst fester Stimme, fast als müsste sie sich selber von der Wahrheit ihrer Worte überzeugen. Immerhin hatte es sich so echt angefühlt. Die Berührung des Gottes würde sie nur vergessen, auch wenn es nicht real gewesen war hatte es sie trotzdem ergriffen wie leicht er sie für kurze Zeit von allem befreien konnte und wie viel freier sie sich ohne diese Krankheit fühlte. „Ja, es war alles nur ein Traum. Der Geist des Weißen Baumes existiert nicht, mein Verstand hat mir einen Streich gespielt. Als würde ich an diese Kindermärchen und albernen Geschichten glauben, kein Wunder dass er mich nicht als Frau sieht wenn ich von so etwas träume.“ Sie durfte nicht noch weiter hinter der deutlich älter wirkenden Naroko zurückbleiben, mit kindischem Verhalten kam sie erst nicht weit. „Ich muss...“
„Guten Morgen, meine Göttin.“ erklang plötzlich eine schleimige aber gleichzeitig erstaunlich angenehme und vor allem aufgeregte Stimme. Verwirrt wurde Sora aus ihren düsteren Gedanken gerissen und sah sich zum erstenmal seit sie aufgewacht war in dem Zimmer um. Am anderen Ende des Raumes, standen der unheimliche republikanische Botschafter, Naruz Mimir, und das merkwürdigste Wesen was sie je gesehen hatte. Die beiden schienen sie und ihr verzweifeltes, stummes Ringen mit sich selbst schon seit einer ganzen Weile zu beobachten. Wie war es ihr nur gelungen sie zu übersehen? Das Wesen schien eine Art pure, formlose Dunkelheit zu sein die entweder an der Wand klebte oder dort schwebte. Große, geschlitzte rote Augen starrten sie mit einer Gier an die sie sofort die Decke bis zum Hals ziehen und ängstlich zurückstarren ließ. Die Augen und der mit spitzen Zähnen gespickte Mund, verschlugen ihr die die Sprache und sie konnte einfach nicht um Hilfe schreien. Doch sie spürte, wie der seltsame Bann der sie beim Anblick des Dämons befallen hatte, langsam wieder von ihr abfiel. Noch ein bisschen und sie würde in der Lage sein die Wachen zu rufen, hoffentlich taten sie ihr bis dahin nichts.
„Spart Euch die Kraft, meine Göttin. Es wird niemand kommen egal wie laut Ihr ruft, aber Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben.“ fuhr das seltsame Wesen schnell fort, als er merkte wie sehr er sie mit seinen Worten und vor allem seinem Aussehen verängstigte. So hatte er sich ihre erste richtige Begegnung nicht vorgestellt. Vielleicht hätte er eine andere Gestalt annehmen sollen, aber er sollte seine Macht lieber etwas sparsamer einsetzen. „Erinnert Ihr euch nicht an letzte Nacht? An die Begegnung mit dem Geist des heiligen Weißen Baumes der Euer Geschlecht erschuf und an dessen Wurzeln Eure Seele einst ruhte? Er versprach Euch seine Hilfe und hier ist diese Hilfe. Mein Name ist Vani von ähm Vanidarien, ein Geist eigens aus einem silbernen Blatt des Weißen Baumes erschaffen um Euch mit fanatischer Hingabe zu dienen.“
„W-was?“ fragte Sora verwirrt, beruhigte sich aber zu ihrer eigenen Verwunderung sofort wieder. Ah, ihr Traum von letzter Nacht ging also weiter, großartig. Das Fieber musste mehr Schaden angerichtet haben als sie dachte, jetzt plagte sie dieser Wahnsinn also auch schon tagsüber. Vielleicht sollte sie diese Kreatur einfach ignorieren? Aus dem mit Reißzähnen bewehrten Mund kam sowieso nur Unsinn heraus. Wie konnte man so viel Schwachsinn von sich geben?
„Der Geist des Weißen Baumes, versprach Euch zwei Diener die bei der Erfüllung Eures neuen Auftrags und der Eroberung von Haru Silberblatt behilflich sein sollen.“ antwortete er ohne sich um ihre Verwirrung zu kümmern. Er hielt seinen Auftritt von der vorherigen Nacht anscheinend für überzeugend genug um sich nicht lange erklären zu müssen. Womit er sich irrte. „Ihr habt Eurem Schöpfer versprochen das Herzogtum und Euer Volk wieder zu alter Größe zu führen, habt Ihr das vergessen?“
„Er sagte er schickt mit einen mächtigen, weisen Geist und eine launische, leicht durchgedrehte junge Frau mit grünen Haaren. Ich sehe keine grünhaarige Wahnsinnige, nur einen Geist auch wenn das vermutlich am Fieber liegt und du gleich wieder verschwindest.“ erwiderte Sora erstaunlich selbstsicher und gefasst. Vor einer Halluzination musste sie sich nicht fürchten. Die beiden Gestalten würden einfach verschwinden wenn sie nicht mehr ganz so müde war.
„Ja, die Grünhaarige ist leider noch nicht hier sondern befindet sich mit ihren Kriegern außerhalb der Stadt, aber sie wird bald eintreffen und dann solltet Ihr bereit sein den Willen des Weißen Baumes zu erfüllen.“ Aber auch diese Worte ließen Sora unbeeindruckt und langsam verwirrte ihre widerspenstige Art den Dämon. Naruz schmunzelte neben ihm und sah ihn abfällig, aber wenigstens stumm, von der Seite aus an. Das letzte was ihm jetzt noch gefehlt hatte, war dass er noch einmal versuchen musste die Silberblatt zu überzeugen.
„Verzeihung, wenn ich euch beiden nicht glaube aber das klingt alles viel zu seltsam. Aber gut, ich spiele vorerst mit. Was genau habt ihr Halluzinationen jetzt vor?“ fragte die junge Matriarchin, während ihre Begegnung mit dem Geist des Weißen Baumes immer klarer und deutlich wurde. Hatte sie das wirklich nur geträumt? Es fühlte sich so echt an, viel zu echt um ehrlich zu sein. Außerdem konnte sie sich noch immer daran erinnern wie die kühle Klinge des Schwertes kurz davor stand sich in ihr Handgelenk zu fressen. Sie sollte den Halluzination eine Chance geben, schlimmer konnte ihre Situation sowieso nicht mehr werden und vielleicht gelang es ihr nebenbei genug Kraft zu sammeln um zu ihrem Bruder zu laufen. Falls es noch nicht zu spät dafür war.
„Keine Sorge, er ist noch nicht weg.“ unterbrach der Geist ihre Überlegungen und sie zuckte erschrocken zusammen. Konnte er ihre Gedanken lesen? Vermutlich nicht, so etwas würde sie doch bemerken. Wahrscheinlicher war, dass er ihren bedrückten Gesichtsausdruck gesehen und sich zusammengereimt hat woran sie dachte. So schwer war das auch nicht zu erraten, vor allem da er vermutlich sowieso nur in ihrem Kopf existierte. „Haru wird die Festung nicht so schnell verlassen. Seine hübsche, neue Verlobte ist bedauerlicherweise krank und nicht in der Lage zu reisen.“
„Was?“ Sora überhörte den Stolz in der Stimme des Dämons, der mit seiner Leistung ziemlich zufrieden zu sein schien. Wenn das stimmte, dann hatte sie endlich einen Weg herauszufinden ob diese Illusionen echt waren oder ihr Verstand sie nur weiterhin austricksen wollte. Sie musste nur eine ihrer Wachen zu Naroko Silberblatt schicken um sich nach ihrem Zustand zu erkundigen, war sie wirklich krank, existieren diese Stimmen nicht nur in ihrem Kopf. „Nehmen wir kurz an das wäre wahr und ich glaube euch, was genau habt ihr dann vor um mir zu helfen? Wenn Haru in Vanidos bleibt, habe ich noch immer genug Zeit und ihr sollt mir angeblich helfen.“ damit wartete Sora darauf, dass die Stimmen in ihrem Kopf ihr weiterhalfen. Die Halluzination konnten sich ruhig nützlich machen wenn sie schon hier herumschwirren mussten.
„Als erstes, werden wir Euch dabei helfen Euren Bruder zu verführen, um den Krieg kümmern wir uns später. Wozu ich einen Experten auf diesem Gebiet dabei habe, Naruz den Elf. Er gehört zu den Dienern der grünhaarigen Frau und ist eine ähm Elfe, die im Schatten des Weißen Baumes tanzen und fröhliche Liedchen singen. Seine Flügel und Anmut hat er leider vergessen, da er halbwegs menschliche Gestalt annehmen musste, aber liebreizend kann er trotzdem noch sein. Ihr solltet ihn Tanzen sehen, er ist ein richtiges aufgewecktes, kleines Kerlchen, nicht wahr Naruz? Er brennt darauf dir alles beizubringen was er weiß.“ der Blick den Vani für diese Worte von dem Dunkelelfen erntete, hätte ausgerechnet um einem Dämonenprinzen das Fürchten zu lehren und der Dämon nahm sich vor sich etwas zurückzuhalten. In dieser Welt funktionierte seine dämonische Magie nur schwach und der verdammte Druchii war ihm vermutlich haushoch überlegen. Gleichzeitig brauchte er den Elfen vielleicht. Vani hatte keine Ahnung wie man jemanden ohne die Macht der Magie verführte, normalerweise brauchte er keine normalen Wege für diese Dinge zu gehen. Naruz dagegen machte sich gerne einen Spaß daraus menschlichen Frauen auf gewöhnliche Art und Weise den Kopf zu verdrehen, was er wusste ließ sich sicher auch auf menschliche Männer anwenden, mit etwas Glück.
„V-verführen? A-aber er ist mein Bruder! Ich weiß, ich habe gesagt dass ich ihn liebe, aber geht das nicht zu weit? I-ich meine...“ Sora brach stammelnd ab und lief augenblicklich hochrot an, ein seltener Anblick bei ihr und der Dämon fand die Verlegenheit stand ihr gut. Sora teilte diese Meinung aber sicher nicht im Geringsten. Sie war von dem Vorschlag vollkommen verwirrt. Wäre sie noch immer in der selben Stimmung wie gestern Abend, würde sie sofort begeistert zustimmen und alles tun um sein Herz zu gewinnen aber jetzt wusste sie nicht was sie davon halten sollte. Konnte sie das wirklich tun? Sie hatten sich zwar nie viel gesehen, aber letztendlich war er trotzdem ihr Bruder, sie würde eher vor lauter Verlegenheit sterben als jemals sein Herz zu gewinnen. „V-vielleicht, sollten wir es langsamer angehen. Es reicht mir schon fürs erste wenn er in Vanidos bleibt und seine Verlobung mit dieser Naroko löst. Danach sehen wir weiter was das...das Verführen angeht.“ die letzten Worte flüsterte sie fast schon und ihr Kopf fühlte sich immer heißer an. Wie sollte sie es überhaupt anstellen ihn zu verführen? Verglichen mit der sehr viel fraulicher wirkenden Fürstentochter aus Achat wirkte sie doch lächerlich wenn sie so etwas versuchte. Alles was die damit erreicht war dumm dazustehen
„Hast du mir nicht gesagt, du hättest sie schon rumgekriegt? Dass sie vollkommen aufgewühlt und praktisch durchdrungen ist von unvorstellbarer Lust? Dass sie es kaum erwarten kann sich auf ihn zu stürzen und ihm die Kleider vom Leib zu reißen, ob er jetzt will oder nicht? Was sie gesagt hat, klingt für mich nicht so, als hättest du deine Arbeit vernünftig gemacht.“ zischte Naruz Mimir den Dämon leise an, der nicht einmal schuldbewusst wirkte als seine Lügen aufflogen. Wie konnte man nur so unfähig wie Vani sein? Er hatte eine vollkommen einfache und leichte Aufgabe erhalten, Sora Silberblatt mithilfe der Macht Slaaneshs auf ihre Seite zu ziehen. Naruz hatte erwartet eine begeisterte und schamlose Matriarchin vorzufinden die sich diesem Haru ohne zu zögern um den Hals werfen würde aber stattdessen sah er ein verlegenes Mädchen, dass alleine bei dem Gedanken daran vor Scham starb. Damit konnte er nicht arbeiten!
„Naja, sagen wir sie ist kurz davor Slaanesh zu verfallen, in Ordnung?“ korrigierte der Dämon hastig seine bisherigen Versprechungen von einer leichten Aufgabe. Danach hob er wieder die Stimme an, damit die verwirrt wartende Sora wieder mithören konnte und betrachtete sie dabei nachdenklich. Ihm wollte nichts einfallen weswegen dieser Silberblatt sich nicht in sie verlieben sollte. Sie sah hinreißend aus. Die langen, hellgrauen fast silbernen Haare, die sanften braunen Augen, die helle Haut und die zierliche Gestalt, dazu eine perfekte Stimme. Wenn sie nicht gerade krank im Bett lag, bewegte sie sich mit unvorstellbarer Anmut und Perfektion, er würde sich sofort in sie verlieben, also fiel es ihm schwer einen Weg zu finden sie attraktiver zu machen. „Was genau, könnten wir verändern damit er sich in dich verliebt?“
„Wir könnten ihr die Haare abschneiden.“ schlug Naruz sofort vor und in seiner Stimme schwang aufeinmal grenzenlose Begeisterung mit. Die Enttäuschung über Soras zurückhaltende Art bei diesem ganzen Thema war verflogen. Er schien plötzlich Feuer und Flamme für Vanis Idee zu sein und das bedeute nichts gutes. Er hatte seine eigenen Vorstellungen von einer perfekten Menschenfrau. „Was sind die zwei größten Unterschiede zwischen Euch und dieser Naroko? Warum ist er ihr verfallen und nicht Euch? Das ist es was wir uns als erstes fragen müssen.“
„Ähm...“ begann Sora und blinzelte verwundert über die Frage des angeblichen Elfen. Die Antwort darauf war doch wirklich offensichtlich und einfach. „Weil sie nicht seine Schwester ist?“
„Falsch. Ganz falsch.“ wehrte Naruz sofort entschieden ab und ließ sie nicht noch einmal zu Wort kommen. Er hatte ihr Problem erkannt und würde es lösen. Wenn er mit ihr fertig war, würde sie keine Schwierigkeiten mehr dabei haben diesen Haru um den Finger zu wickeln. „Ich habe seine Verlobte während meines Aufenthalts in der Festung einige Male gesehen und weiß woran es liegt. Zwei einfache Dinge und zumindest an einem können wir arbeiten. Erstes hat sie größere Brüste, woran wir nicht viel ändern können und zweitens, hat sie kurze Haare. Sie reichen ihr nicht einmal bis zu den Schultern! Und genau da setzen wir an. Wir schneiden dir die Haare und dann wird alles wunderbar. Die Frisur dieser Verlobten ist nicht ganz perfekt, ich denke also ich könnte etwas besseres hinkriegen.“
„Ist das dein Ernst? Der Weiße Baum schickt mir keine allmächtigen Magier, weisen Geister oder großen Krieger sondern jemanden der mir...die Haare schneidet? “ fragte sie und blinzelte nervös, aber vor allem war ihr unbehaglich zumute bei seinen dreisten Worten. Was bildete sich dieser Naruz eigentlich ein, dachte sie aufgebracht. Sie konnte nichts für ihre Brüste, die waren bei den Matriarchinnen noch nie besonders groß gewesen und sie sollte damit ja auch niemanden erschlagen sondern gut aussehen. Ihr gefiel ihr Aussehen, die meisten Silberblätter mochten die zierlichere Figur der Matriarchinnen mehr als irgendwelche vollbusiges Nervensägen. Aber ihr Bruder war da vielleicht anders. Konnten ihre neuen Diener Magie wirken um das zu ändern? Vermutlich nicht, aber die Sache mit den Haaren war einen Versuch wert.
Vani sah von der Seitenlinie aus zu wie Naruz versuchte wahre Perfektion mit seinen seltsamen Ideen zu zerstören. Der Dämon dagegen würde nicht zulassen, dass der Elf Soras wundervolle, lange Haare anrührte und ihr noch andere dämliche Vorschläge machte, also entwickelte sich in ihm eine eigene Idee. Während der Dunkelelf inzwischen neben der eingeschüchterten Sora am Bett stand und sich die Haare näher ansah um „Verbesserungsvorschläge“ von sich zu geben, versuchte der Slaaneshdämon das bisschen Macht zu sammeln was er in dieser Welt besaß und einen Zauber zu wirken den er mehr als alles andere liebte. Er persönlich hatte ihn erfunden, auch wenn es selten bis gar nicht eine sinnvolle Verwendung dafür gab, leider. Er nannte es seinen Niedlichkeitszauber, denn nichts anderes tat er gerade mit seiner Magie, er verwandelte Sora in ein noch niedlicheres Wesen als sie ohnehin schon war. Ihr Bruder würde ihr auf der Stelle verfallen und sich unsterblich in sie verlieben wenn er die Veränderung sah. Zumindest Vani wusste ganz genau, dass er es tun würde. Langsam und unbemerkt von dem aufgeregten Naruz und der planlosen Matriarchin, benutze er seine Magie um sie zu verändern. Der Zauber brauchte nur sehr wenig Energie, da Vani Jahrtausende an seiner Verfeinerung gearbeitet hatte. Er konnte ihn im Schlaf wirken falls nötig, warum auch immer das jemals nötig sein sollte.
„Also, wir müssten einfach hier...“ plötzlich hielt Naruz verdutzt inne und seine Begeisterung verwandelte sich schlagartig in etwas das verdammt stark an Entsetzen grenzte.
„Was ist denn? Warum hast du aufgehört zu reden?“ fragte sie und sah den Druchii erwartungsvoll an. Sie wollte endlich damit anfangen ihren Bruder aus den Händen seiner unwürdigen Verlobten zu reißen. Wenn nötig konnte sie verführerisch sein oder es zumindest versuchen. Sie hatte die Macht des Weißen Baumes hinter sich! Es gab keine Möglichkeit wie sie versagen konnte und aus irgendeinem Grund hatte sie gerade das dringende Bedürfnis den nächstbesten Vollmond anzuheulen.
„Ähm, naja wie soll ich es ausdrücken? Ihr habt da etwas auf Eurem Kopf, Herrin.“ der Druchii warf dem unschuldig im Raum schwebenden Dämon einen finsteren Blick zu, Vani war anscheinend endgültig durchgedreht. „Versucht Euch nicht zu sehr zu erschrecken, aber ähm...der Geist dort drüben hat vielleicht ein bisschen Magie auf Euch angewendet.“
„W-was hat er getan!?“ rief Sora panisch und fuhr sich hastig mit der Hand durch die langen Haare. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie plötzlich auf flauschigen, weichen Widerstand stieß. Sofort flog die andere Hand an die Seite ihres Kopfes, sie waren weg. Ihre Ohren waren weg! Dafür saß irgendetwas auf ihrem Kopf und noch mehr hatte sich verändert, wie sie entsetzt feststellte. Neben ihr lugte ein heller, weißer Wolfsschwanz unter der Decke hervor. Vorsichtig versuchte sie ihn zu bewegen und als er kurz zuckte, hätte sie fast aufgeschrien. Was hatte dieser dämliche Geist mit ihr gemacht? Sie strich mit ihrem Zeigefinger über einen ihrer Eckzähne. Er war etwas länger und spitzer geworden. Außerdem fühlte sie sich seltsam. Am liebsten würde sie aufspringen, die Festung verlassen und am besten auch gleich die Stadt. Irgendwie verspürte sie das Verlangen nach rohem, blutigem Fleisch. Sie wollte in den nächstbesten Wald und auf die Jagd gehen. „Ob es hier irgendwo einen Hirsch zu reißen gibt?“ überlegte Sora ernsthaft und bleckte unwillkürlich ihre neuen Fangzähne, dann schreckte sie aus ihren Gedanken über wundervolles Jagen, Beute reißen und Kehlen zerfetzen auf. Ihr Hunger war hier gar nicht das Problem! Sie war ein Wolf! Oder zumindest so etwas in der Art.
„W-was...was hast du...“ Sora brach ab und zu Vanis Überraschung stand sie den Tränen nahe anstatt ihm vor lauter Freude um den nicht vorhandenen Hals zu fallen wie eigentlich erwartet. Wie sollte sie denn mit Haru zusammenkommen wenn sie aussah wie ein Monster? Er würde sie nur noch mehr hassen. Wölfe waren bei den Menschen Vanidariens nicht besonders beliebt. Zu viele von den ausgehungerten Kreaturen trieben in den Wäldern ihr Unwesen weil man sie genau wie Soras eigenes Volk aus dem Süden vertrieben hatte. Wer wollte schon eine Matriarchin die wie ein halber Wolf aussah? Ihre eigenen Wachen würden sie vor lauter Schreck vermutlich ohne nachzudenken erschlagen.
„Ist sie nicht hinreißend?“ erklang es von dem Dämon voller Begeisterung, während er in ihrem wundervollen Anblick versunken war. Das war die beste Idee gewesen die er jemals gehabt hatte. Zugegeben, der Schwanz und die Zähne waren vielleicht etwas viel, aber hauptsächlich ging es auch nur um die Ohren. Ob er sie einmal anfassen durfte sobald sie sich wieder beruhigt hatte? „Jetzt wird es keinerlei Probleme mehr geben. Der große, mächtige Däm...äh Geist Vani hat sich um alles gekümmert. Also, gehen wir zu diesem Holzkopf und zeigen ihm dein neues Ich.“
„Hör auf dich hier aufzuspielen und antworte lieber auf ihre verdammte Frage! Was um alles in der Welt hast du getan!?“ schrie ihn Naruz Mimir an, er schien genauso wenig von ihrem neuen Aussehen begeistert zu sein wie Sora selber. „Warum sieht sie aus wie ein verdammter Wolf!?“
„Warum denn nicht?“ fragte Vani verwirrt, er fand sie war jetzt erst richtig perfekt. Vielleicht musste sie sich nur selber einmal in ihrer gesamten neuen Pracht bewundern. Wenn sie sah wie viel besser alles mit Wolfsohren war, dann würde sie sich schon wieder beruhigen. Im Moment sah sie sich eher gehetzt in dem Zimmer um, was er nur noch niedlicher fand. Sie wirkte wie ein Wolf dem eine ganze Horde von Jägern und Hunden auf den Fersen war, er hatte keine Ahnung warum er so etwas toll fand, er tat es einfach.
Vani ließ mitten in der Luft vor Sora einen frei schwebenden Spiegel entstehen und sah voller Solz zu, wie sie sich unsicher darin betrachtete. Beinahe wäre er vor lauter Niedlichkeit gestorben als sie kurz ihr eigenes Spiegelbild anknurrte und fauchte. Haru Silberblatt hatte sie gar nicht verdient, aber wenn er sie so sah würde selbst dieser Holzkopf ihr verfallen.
„Und? Was sagt Ihr zu Eurer neuen Gestalt? Einzigartig und einer wahren Göttin würdig, wie ich finde.“ kommentierte der Dämon stolz, als sie sich eingehend in dem Spiegel musterte. Auf ihrem Kopf lugten zwischen den weißen Haaren zwei Wolfsohren mit weißem Fell hervor und zuckten immer leicht wenn sie sich bei diesem Anblick noch mehr aufregen musste. Langsam öffnete sie den Mund um sich die kleinen Fangzähne anzusehen und biss prüfend in die Luft, was den Dämon an einer Überdosis Niedlichkeit beinahe sterben ließ und Naruz dazu brachte genervt zu seufzen.
„Nein.“ antwortete sie nach gründlicher Prüfung. Es stimmte, sie sah irgendwie süß aus, das musste selbst sie zugeben aber niedlich war nicht unbedingt der Eindruck den sie erwecken wollte.
„Nein?“
„Auf gar keinen Fall. Mach das sofort rückgängig und dann fangt besser an gute Ideen zu haben, bevor ich das alles doch wieder für einen furchtbar schrecklichen Traum halten und vergessen muss.“ trotz ihrer verärgerten Worte, nahm sie instinktiv den flauschigen weißen Schwanz und strich sanft darüber, während sie sich müde das Gesicht rieb und gähnte. Sie zurückzuverwandeln, war das schwerste, was der Slaaneshdämon in seinem ganzen Leben tun musste und es brauch ihm beinahe sein nicht vorhandenes Herz.


2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, irgendwo verloren in den Eisenbergen

Kyon und Haruhi verließen den unbehauenen Gang und fanden sich in einem gewaltigen Gewölbe wieder. Es sah fast so aus, als hätte irgendeine unnatürliche Macht den gesamten Berg über ihren Köpfen ausgehöhlt und ihn mit genau dem gefällt was Haruhi suchte, Silber. Und davon nicht wenig. Kyon musste die Augen zusammenkneifen, um nicht durch das plötzliche Strahlen zu erblinden. Die Wände wirkten als wären sie in strahlendstes, flüssiges Silber getaucht worden. Woher das Licht kam, dass von dem Silber reflektiert wurde wusste Kyon nicht, aber es verlieh der weitläufigen Höhle einen mystischen Glanz, dem selbst er schwer widerstehen konnte. Auf Haruhi hatte es eine noch viel stärkere Wirkung, denn sie lief bereits aus dem Ganz hinaus und es gab kein Halten mehr für die junge Silberblatt. Kyon folgte ihr langsam, noch immer mitgenommen davon dass Haruhi tatsächlich recht gehabt hatte. In dem Gewölbe verteilt ragten unförmige Blöcke und Gebilde aus Silber aus dem ebenfalls silbernen Boden heraus, manche klein wie ein Kieselstein und andere größere als ein Mensch.
„Wir haben es geschafft! Ich sagte dir doch hier gibt es eine Silberader! Von wegen Eisenberge.“ Haruhi stellte ein Bein auf einen großen Silberblock und hob den Kopf an um die versilberte Decke anzustarren und dabei einen möglichst eingebildeten Ausdruck im Gesicht zu haben. Kyon wünschte sich bei dem Anblick ein Stück der Decke würde ihr auf den Kopf fallen und sie etwas Demut lehren, aber leider erfüllte sich sein Wunsch nicht. „Als baldige Göttin des Nordens, nehme ich diese Berge im Namen des Herzogtums Vanidarien und des uralten Gottkönigreiches von Varos in Besitz und taufe sie auf den Namen, Silberberge.“
„Moment, was?“ ihre Worte lenkten ihn tatsächlich für einen Moment von dem überwältigenden Anblick ab. Kyon kannte sich zwar nicht mit Bergbau aus, war sich aber sicher, dass eine Silberader nicht so aussah. Das hier musste nicht mehr abgebaut werden, es lag einfach in großen und kleinen Klumpen überall verteilt. Selbst der Boden schien mit Silber verkleidet zu sein, es war einfach überall. Es wirkte eher so, als hätte man sämtliches Silber der Welt genommen, es geschmolzen und dann in diesen Berg gekippt wo es wieder erstarrte und eine ganze Landschaft aus Silber entstehen ließ. „Du kannst die Berge nicht annektieren, sie gehören bereits jemandem.“ Wem genau wusste Kyon gerade nicht, wenn der Tunnel sie weiter nach Süden geführt hatte, konnten sie bereits wieder auf republikanischem Boden sein und nicht in Nordmar.
„Ich kann alles annektieren, solange es dort Silber gibt.“ erwiderte Haruhi großspurig und vollkommen ernst.
„Was habt ihr Vanidaren eigentlich immer mit Silber? Ich weiß es ist selten, aber wäre ein Berg voller Gold letztendlich nicht trotzdem, nunja, beeindruckender?“
„Eines der ersten Gesetze, das meine Mutter nach dem Tod meiner Großmutter erließ, war das Verbot mit Goldmünzen zu handeln. Das Gesetz artete im Laufe der Zeit immer weiter aus und am Ende war eigentlich alles verboten was auch nur einen winzigen Goldanteil enthielt. Ich glaube im Moment steht die Todesstrafe auf den Besitz von Gold. Selbst Reisenden wird an den Grenzen sämtliches Gold abgenommen, es ist etwas albern aber die Vanidaren befolgen die Worte der Matriarchinnen wie nette, kleine Lemminge. Gehandelt wird bei uns hauptsächlich mit Kupfer und Bernstein, seltener auch mit Silbermünzen oder Edelsteinen aber die wandern meistens direkt an meine Mutter in die göttliche Schatzkammer unter der grauen Festung.“
„Hasst sie Gold wirklich so sehr?“ fragte Kyon mit einer Verwirrung in der Stimme, die neue Dimensionen annahm. Bisher hatte er immer geglaubt Haruhi wäre der Gipfel der vanidarischen Evolution, aber vielleicht nahmen sich die Matriarchinnen generell nicht viel.
„Oh ja und ich muss ihr zustimmen, Gold ist widerlich. Dieses gelbe, glänzende, ekelhafte Zeug. Bäh.“ Haruhi verzog angewidert das Gesicht, als sie auch nur an diesen Müll denken musste. Sie konnte nicht verstehen warum die Leute im Süden dieses hässliche Metall so sehr liebten, in Vanidarien war es wertlos. „Es gab immer Matriarchinnen die es verboten haben, aber unter manchen war Gold auch erlaubt. Meine Großmutter zum Beispiel gehörte zu denen die diese Gesetze abschafften. Allerdings erlässt jede Matriarchin ihre eigenen Gesetze und was frühere Herrscherinnen erließen hat keinerlei Gewicht. Was zählt sind die Worte der Lebenden.“
„Wie handelt ihr überhaupt mit anderen Reichsteilen? Bewerft ihr Händler aus dem Süden mit Tonnen an Kupfer? Das ist doch Wahnsinn.“
„Ja, Wahnsinn...damit triffst du den Charakter der Matriarchin erstaunlich gut. Sie ist einfach ein wenig...eigen.“ damit verstummte Haruhi augenblicklich und ließ es bei einigen Andeutungen bleiben. Es gab Dinge über die sie nicht reden wollte. Ihre Kindheit im zerstörten Vanidos gehörte nicht unbedingt zu ihren schönsten Erinnerungen. Die Matriarchin hatte immer von ihr verlangt eine würdige Erbin zu sein, die ihr Volk eines Tages rächen würde. Ihre Mutter war davon überzeugt gewesen, dass Haruhi als Tochter des großen Roger Talien Silberblatt und mit dem Blut der göttlichen Linie von Varos zur größten Herrscherin aller Zeiten werden könnte. Eine Vorstellung, von der Haruhi selber nie viel gehalten hatte. Sie war inmitten von Krieg, Ruinen und Tod aufgewachsen, sie wollte nicht noch mehr davon sehen. Tegara interessierte das herzlich wenig, also war sie letztendlich genau das geworden was die Matriarchin sehen wollte. Eine Göttin. Zumindest war sie gut darin sich so aufzuspielen und manchmal glaubte sie es sogar wirklich, aber nur manchmal. Haruhi verdrängte die Erinnerungen an ihre Kindheit und spielte mit dem Gedanken sich neben einem der gewaltigen Silberhaufen niederzulassen und zu schlafen. Hier könnte sie den Rest ihres Lebens verbringen! „Am besten du verschwindest und holst die anderen. Koizumi soll eine Nachricht nach Vanidos schicken und genug Männer zusammentrommeln um es abzutransportieren. Ich bleibe so lange hier bei meinem Silber und werde es keine Sekunde aus den Augen lassen. Du kannst machen was du willst.“
Kyon wollte gerade zu einer bissigen Erwiderung ansetzen und Haruhi klarmachen, dass sich dieser wundersame Schatz in den Republiken befand und damit den Republiken gehörte, als ein deutlich größeres Problem als Haruhis Besessenheit auftauchte. Der Boden begann unter ihren Füßen zu beben und das plötzliche Ruckeln hätte Kyon beinahe von den Beinen gerissen, Haruhi und ihrer katzenhaften Gewandtheit machte das ganze natürlich wie immer nichts aus. Bevor Kyon sich von dem Schock erholen konnte, krachte neben ihm ein Stein auf den versilberten Höhlengrund. Immer mehr Brocken flogen nach unten und verwandelten sich in tödliche Geschosse. Risse liefen die Wände entlang und das Silber brach einfach auf. Es sah so aus, als wollte der ganze Berg über ihnen zusammenbrechen und sein kleines Geheimnis mit ihnen unter sich begraben. Kyon hatte keine Ahnung was los war, während er mühsam versuchte sich trotz des schwankenden Bodens auf seinen Beinen zu halten. Er wusste nur eines, irgendetwas lief hier gerade ganz gewaltig schief.
„Sieht aus, als sollten wir Silber Silber sein lassen und von hier verschwinden.“ wandte er sich hastig an Haruhi, die keinerlei Probleme damit zu haben schien das Erdbeben zu ignorieren. Sie stand fest und sicher auf dem glänzenden Boden und kümmerte sich weder um ihn, noch um das was gerade dabei war sie zu töten.
„Nein, ich bleibe genau hier.“
„Oh, gut das wir gerade über Wahnsinn gesprochen haben.“ murmelte Kyon und fuhr dann so schnell er konnte lauter fort. „Über uns stürzt ein ganzer, verdammter Berg ein! Vergiss das dämliche Silber und lass uns verschwinden.“
„Ich weigere mich das zu akzeptieren. Ich weigere mich, dem Berg meinen Schatz zu überlassen.“ beharrte Haruhi und verschränkte trotzig die Arme, während sie nebenbei ohne große Anstrengung einem massigen Stein auswich der von der zerbröckelnden Decke herab gesegelt kam. Überheblich und mit funkelndem Silber in den Augen, starrte sie ihn an. „Siehst du? Kein Problem. Wenn der Berg runterkommt, weiche ich ihm einfach aus und throne am Ende siegreich über ihm. Nichts leichter als das.“
„Bist du endgültig durchgedreht!? Du kannst keinem ganzen Berg ausweichen! Lass uns von hier verschwinden, zurück in den Gang und vergiss das dämliche Silber!“ langsam wurden Kyons Blicke zur Decke verzweifelter. Wenn sie nicht bald verschwanden, würde alles über ihnen zusammenbrechen. Was immer hier gerade passierte, es passierte langsam genug um leicht entkommen zu können, wenn man nicht gerade einen Sturkopf wie Haruhi dabei hatte.
„Nein! Ich werde mich nicht von hier wegbewegen! Das ist mein Silber und niemand wird...“ Plötzlich verdrehte sie die Augen und ein überraschtes Keuchen entwich Haruhis Lippen, bevor sie in sich zusammenbrach und auf dem Boden der Höhle liegen blieb. Hinter ihr stand eine etwas ramponiert aussehende Yuki mit erhobener Hand, sie hatte die Silberblatt tatsächlich einfach so niedergeschlagen. In Yukis deadlischer und damit zugegeben sehr merkwürdiger Kleidung, waren Löcher und Risse. Kyon hatte gesehen wie ein Pfeil sie durchbohrte und sie schien von noch mehr Geschossen getroffen worden zu sein. Doch er kannte kein Blut und keine Wunden an ihr entdecken. Ehrlich gesagt hätte ihn das auch überrascht, sie schien gut auf sich aufpassen zu können. Yuki schloss ihren Arm um die leblose Haruhi und hob die Silberblatt an als wäre sie leicht wie eine Feder. Vollkommen unbeeindruckt von dem drohenden Weltuntergang um sie herum und dem einstürzenden Berg, wandte sie sich langsam und mit ruhiger Stimme an den verwirrten Kyon „Gehen wir.“
Eine ganze Weile später, standen sie noch immer vor dem inzwischen verschütteten Höhleneingang. Haruhi war inzwischen wieder wach und vollauf damit beschäftigt den Berg anzuschreien und ihm schreckliche Strafen anzudrohen weil er es gewagt hatte ihren Schatz unter sich zu begraben. Sie glaubte die Geschichte dass sie ein herabfallender Stein am Kopf getroffen hatte. Generell glaubte sie erstaunlich leicht ziemlich viel. Laut Koizumi wollte ihr Unterbewusstsein sie damit vor all den seltsamen Dingen beschützen die ihre Welt ansonsten erschüttern würden. Mit etwas Glück glaubte sie bald sogar sich die ganze Sache mit dem Silber nur eingebildet zu haben. Kyon und Yuki standen etwas abseits um nicht doch noch von herabfallendem Geröll erschlagen zu werden, eine Sorge die Haruhi in ihrem derzeitigen Zustand eher nicht mit ihnen teilte. Sie sprang vor dem verschlossenen Eingang umher und wich immer wieder beiläufig kleineren Gesteinsbrocken aus. Kyon seufzte verzweifelt. Wie lange musste sie das denn noch mit ansehen?
„Und was wird jetzt aus dem ganzen Silber? Verschwindet es einfach wieder?“ wandte er sich gelangweilt an Yuki, die das Schauspiel mit ausdrucksloser Miene betrachtete.
„Nein, es wird hier bleiben und niemand wird es jemals finden können. Ich frage mich wie es dort hingekommen ist. Das und das Einstürzen der Höhle ist beides seltsam. Jemand der die Matriarchinnen und ihre Liebe zu Silber kennt, muss diese Falle gestellt haben.“ mehr sagte Yuki nicht dazu, es war eh eine ihrer längsten Antworten aller Zeiten. Sie musste besser auf Haruhi achtgeben, nahm sie sich vor. Eine Falle eines anderen Chaosgottes hatte sie nicht in diesen Bergen erwartet. Hier gab es keine Risse die in den Warp führten, zumindest noch nicht. Und trotzdem waren es einem Widersacher ihres Meisters gelungen die Silberblatt beinahe zu töten. Aber wer würde sie tot sehen wollen? Tzeentch trachtete danach sie zu kontrollieren, die Motive der anderen dagegen lagen noch immer im Dunkeln für sie.
„Toll. Also ein nutzloser Schatz den wir da gefunden haben. Aber was ist wenn wir zurückkehren würden um es doch noch zu holen? Haruhi weiß immerhin wo es sich befindet und vor allem weiß sie sicher auch einen anderen Weg. Ich meine, sie hat es doch angeblich erschaffen oder? Ich will ja nicht gierig wirken, aber wir reden hier von so ziemlich dem größten Schatz von dem ich jemals auch nur gehört habe. Silber ist in Almodozasra immerhin deutlich mehr wert als Gold und man muss es dort praktisch nur aufsammeln. Wer weiß wie weit diese Höhlen noch gehen, dort kann ein Schatz liegen mit dem ein ganzes Königreich kaufen kann. Was würde passieren wenn wir, oder eher Haruhi, das Silber nutzen um reicher als der König zu werden? “
„Ich weiß es nicht.“ antwortete Yuki tonlos und sah ihn an. Obwohl sie noch immer keinerlei Gefühlsregung zeigte konnte man irgendwie spüren wie wenig sie von seiner Idee hielt. „Vielleicht würde einfach nichts passieren wenn man das Silber von hier wegbringt. Aber viel wahrscheinlicher wäre, dass wir damit das gesamte Universum auslöschen.“
„Ähm...aha.“ mehr brachte Kyon kurz nicht raus, als sie ihm von dieser Variante erzählte. Vielleicht war es dann wirklich besser das Silber nicht anzurühren, auch wenn er ehrlich gesagt kein Wort verstand, aber das ging ihm in letzter Zeit öfter so. „Und was genau sollen wir jetzt unternehmen? Ich habe keine Ahnung wo wir sind und du willst dein Wissen über diese Berge ja aus irgendeinem Grund leider nicht einsetzen. Also, wie finden wir das Lager und die anderen?“
„Hey!“ erklang plötzlich ein Ruf hinter ihnen und ein erstaunlich gut gelaunter Koizumi näherte sich ihnen langsam und lächelnd. „Habe ich euch endlich. Der Rest ist schon wieder im Lager, wo bleibt ihr denn so lange?“
„Gefunden.“ flüsterte Yuki leise neben ihm und er fragte sich, ob das ihre Version eines Scherzes sein sollte, ließ den Gedanken dann aber schnell wieder fallen. Er hatte es aufgegeben über dieses seltsame Mädchen zu rätseln.
„Koizumi. Wie hast du uns überhaupt entdeckt?“ fragte er stattdessen überrascht davon, dass der Silberblatt sie selbst mitten im tiefsten Gebirge aufspüren konnte. Damit wurde der Sohn des Herzogs ihm langsam aber sicher unheimlich.
„Ich hatte nur Glück.“ wiegelte Koizumi sofort ab, aber Kyon war sich sicher ein kurzes, weniger freundliches Lächeln über seine Lippen huschen zu sehen. Ein seltener Anblick, normalerweise gelang es dem Silberblatt eine vollkommen undurchschaubare Miene aufzusetzen. Aber diesmal war es anders, diesmal verschwieg er nicht nur einfach etwas, er log sie offen an. Das konnte selbst Kyon erkennen und der bekam sonst nie etwas mit. Doch bevor der Trellik etwas dazu sagen konnte, fuhr Koizumi auch schon hastig fort. „Ihr könnt mir später erzählen was passiert ist, wir hatten auch ein paar kleine Schwierigkeiten auf unserer Suche, waren aber ansonsten leider erfolglos was Silber angeht. Wie auch immer, verschwinden wir von hier. Sobald Lady Haruhi sich beruhigt hat, natürlich.“ fügte der Silberblatt mit einem stirnrunzelnden Blick auf Haruhi hinzu, die gerade mit voller Wucht gegen die Felsen getreten hatte.
„Das alles war also nichts weiter als eine gewaltige, große Zeitverschwendung? Wir sind umsonst in diese Berge gereist? Kein Monster? Kein Schatz? Einfach nur gar nichts.“ seufzte Kyon enttäuscht. Er hatte gehofft es würde endlich etwas passieren was ihm alles erklärte und offenbarte, aber stattdessen wurde er wieder nur vertröstet und nichts schien voranzugehen.
„Und das sollte dich freuen.“ erwiderte Koizumi ernsthaft, er schien mit der Situation mehr als zufrieden zu sein, sich sogar selber darüber zu freuen.
„Sollte es das denn? Wir rennen sinnlos in der Gegend herum und erreichen damit letztendlich absolut Nichts. Seit Wochen schon.“
„Ja. Es ist genau das was wir wollen. Nichts.“
„Muss ich das jetzt wieder verstehen?“ fragte der Trellik müde, diese Reise wurde ihm inzwischen wirklich zu dumm. Aber dann musste er an Haruhis Worte denken als sie alleine in den Höhlen waren. Vielleicht steckte wirklich mehr dahinter als er dachte. Sie selber war nicht nur hier um etwas spannendes zu erleben, sie wollte einen Krieg verhindern, was ihr vermutlich nicht gelungen war. Doch es gab sicher noch andere Gründe für diese Reise. Nicht umsonst tauchten um sie herum mehr und mehr seltsame Gestalten auf. Irgendetwas ging hier vor sich und langsam wollte Kyon sogar wissen was es war.
„Das solltest du, zumindest wenn du die nächsten Monate überleben willst.“ plötzlich schwang ein bedrohlicher Unterton in Koizumis Stimme mit. Er hatte sich Sorgen darüber gemacht Haruhi nur mit diesem Trellik durch das Gebirge ziehen zu lassen, er war unzuverlässig. Yuki dagegen konnte er vertrauen, sie diente zwar nicht ihm oder Vanidarien aber er wusste dass ihr Haruhis Schutz genauso sehr am Herzen lag wie ihm. „Hast du es wirklich noch immer nicht verstanden? Wir wollen, dass absolut Nichts passiert. Das ist unser einziges Ziel während dieser gesamten Reise. Solange wir Problemen und Aufregung aus dem Weg gehen, verläuft alles nach Plan, also hör bitte auf dir mehr Aufregung, Reichtum, Kämpfe oder was auch immer zu wünschen denn es ist das letzte was wir gebrauchen können, Kyon.“
„Ich mag auch keine Aufregung.“ murmelte Kyon und spürte, dass er sich damit ein wenig selbst anlog. Es machte schon irgendwie Spaß vor wild gewordenen Nordmarern zu fliehen, verrückten Mörderinnen zu entgehen und er wollte zu gerne noch mehr Magie sehen. Trotzdem, Koizumi hatte vermutlich recht, es wurde Zeit dass sie diese Reise zu einem friedlichen Abschluss brachten.
„Gut, dann sind wir einer Meinung. Haruhi möchte diese Reise nutzen um ungewöhnliche Dinge zu entdecken und wir sind dazu da, genau das so lange wie möglich zu verhindern. Wir alle, jeder Einzelne von dieser seltsamen Truppe und damit meine ich auch dich, ist nur aus diesem einen Grund hier. Es ist wichtig Haruhi beschäftigt zu halten, aber gleichzeitig darf sie nicht zu viel von dem mitbekommen was um sie herum vor sich geht, ansonsten würde sich alles nur noch verschlimmern.“ Was genau schlimmer werden würde ließ der geheimnisvolle Silberblatt wie immer offen, was Kyon noch an den Rand der Verzweiflung trieb aber er hielt sich trotzdem damit zurück nachzufragen. Vermutlich bekam er nur wieder das drohende Ende der Welt prophezeit oder die Vernichtung allen Lebens. Also eigentlich nur das Übliche, woran er sich langsam erstaunlich gut gewöhnte. „Wir sammeln jetzt erst einmal alle ein und dann werden wir diese Berge verlassen, um wieder in die Republiken zurückkehren. Danach ziehen wir auf direktem Weg nach Juliues zum republikanischen Fest, dem hoffentlich letzten Ziel unserer gemeinsamen Reise.“

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Re: [BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 26. April 2014 16:26

Kapitel 26 – Der Graue Wald von Vanidarien:


Die Vereinten Republiken, irgendwo in den Eisenbergen – 2105. Jahr der Sonne:
Als sie das Lager erreichten fiel Kyon sofort auf, dass etwas fehlte, besser gesagt dass jemand fehlte, gleich zwei Personen waren abwesend. Der Trellik konnte weder Hattori noch Yuzumi ausfindig machen, was er auch sogleich Koizumi gegenüber erwähnte. Dieser zuckte lediglich mit den Schultern und meinte:
„Die Republiken stecken mitten in Kriegsvorbereitungen, Hattori meinte er könne nicht länger warten, deswegen ist er zusammen mit Lady Yuzumi gegangen. Es gab einen kleinen Zwischenfall, der erforderte, dass sie umgehend Hattoris Dorf aufsuchen.“ Worum genau es sich dabei handelte wollte Koizumi jedoch nicht sagen, und seltsamerweise gab Haruhi sich mit einer vagen Erklärung zufrieden, was Kyon als noch weit merkwürdiger empfand. „Ach ja ehe ich es vergesse, Lady Yuzumi hat einen Brief für dich hiergelassen.“ meinte Koizumi an Yuki gewandt, und überreichte der Deadlierin einen versiegelten Umschlag.
„Kyon!“ erklang Haruhis Stimme, gerade als Yuki sich daran machte den Brief zu lesen, und entlockte dem Trellik ein verzweifeltes Seufzen. Zweifellos würde Haruhi ihm jetzt wieder mit irgendwas auf die Nerven gehen, und irgendetwas vollkommen unmögliches, oder dämliches von ihm verlangen. „Mir ist langweilig.“
„Das ist nichts neues, auch wenn ich mich frage, wie du nach dem, was wir eben...“
„Du kanntest eine halbwegs interessante Geschichte über die Attentätergilde, erzähl mir noch eine.“
„Bitte was? Was bin ich? Dein persönliches Märchenbuch?“
„Wenn du dich dann besser fühlst, von mir aus. Und jetzt sag mir bloß nicht, dass du keine weiteren Legenden, oder Geschichten kennst.“
„Warum sollte ich welche kennen? Ist das eine weitere, vollkommen verrückte Vorstellung, die du von Republikanern hast? Dass jeder von uns ein Dutzend Märchen kennt, die er auf Abruf erzählen kann?“
„Ja, also was ist jetzt?“
„Weißt du, es würde dir nicht schaden, hin und wieder ein wenig freundlicher zu sein, wenn du jemanden um etwas bittest.“
„Sollte ich dich jemals um etwas bitten, werde ich mich an deinen Rat erinnern.“ verkündete Haruhi, mit vollkommen ernster Miene, und starrte Kyon direkt in die Augen.
„Bei den Göttern, warum musst du mich immer mit so etwas nerven?“ Haruhi murmelte etwas halblautes, dass Kyon nicht verstehen konnte, weshalb er fragend eine Augenbraue hochzog. „Was hast du da gerade gesagt?“
„Nichts besonderes, also, was ist nun?“ Erneut seufzte Kyon, er würde wohl erst seine Ruhe haben, wenn er Haruhis Forderung nachgab, oder ihr eine so langweilige Geschichte erzählte, dass sie einschlief. Also musste Kyon sich sein Hirn zermartern, um eine Geschichte für Haruhi zu finden. Er kannte zwar noch so einige, allerdings handelten sie alle von riesigen Schätzen, und Reichtümern, die irgendwo in den Republiken versteckt sein sollen, und davon würde er Haruhi nie im Leben etwas erzählen, sonst würde diese Reise sich noch länger hinziehen. Schließlich entschied er sich dazu Haruhi eine alte Legende zu erzählen, in welcher die Kriegsgöttin der Republiken, Aynaeth, eine Frau aus Juliues zu ihrer Auserwählten gemacht, und sie im Kampf unbesiegbar gemacht hatte. Der Legende nach geschah dies im zweiten Krieg gegen Nordmar, zu dessen Beginn die Nordmarer beinahe die gesamten Republiken erobert hatten, lediglich Juliues konnte sich gegen den Feind behaupten. Dann eines Tages, erschien die Auserwählte der Kriegsgöttin, in einer silbernen Rüstung, in der Stadt, nahm das Kommando über die Truppen an sich, und führte sie gegen Nordmar ins Feld. Jede Schlacht an der sie teilnahm, endete in einem Sieg für die Republiken, und nach drei Monaten war der Krieg vorüber. Nicht einmal einen Tag nachdem der Friedensvertrag unterzeichnet wurde, verschwand die Frau in der silbernen Rüstung, und wurde nie wieder gesehen, man kannte nicht einmal ihren Namen, alles was man wusste war, dass sie sagte, sie würde zurückkehren, sollten die Republiken jemals wieder in Gefahr sein. Dass dies vollkommener Blödsinn war, zeigte sich gerade einmal fünfzig Jahre später, als Nordmar erneut die Republiken angriff, aber von der Auserwählten jede Spur fehlte. Keine zehn Sekunden, nachdem Kyon die Geschichte beendet hatte, fiel sein Blick auf Haruhi, die es sich in der Zwischenzeit in ihren Decken gemütlich gemacht hatte, und eingeschlafen war.
„Wenn die Geschichte dich sowieso nicht interessiert, warum diskutierst du dann erst stundenlang mit mir?“ murmelte Kyon, mehr zu sich selbst, als zu der schlafenden Vanidarin.
„Vielleicht, weil sie einfach nur mit dir reden will?“ Kyon zuckte zusammen, als er Yukis Stimme hinter sich hörte, als er sich umdrehte war die Deadlierin jedoch bereits damit beschäftigt, sich in ihre Decken zu wickeln, und ein wenig zu schlafen.
„Lady Haruhi war wahrscheinlich nur müde, nimm es nicht ganz so ernst.“ meinte Koizumi, mit seinem gewöhnlichen Lächeln im Gesicht. „Ich werde die erste Wache übernehmen, du solltest auch ein wenig Schlaf finden.“ fügte er hinzu, ehe er sich an den Rand des Lagers begab, und sich dort auf einen Stein setzte. Kyon beschloss diesem Rat zu folgen, und legte sich hin, fand jedoch kaum Schlaf. Die ganze Zeit dachte er über das nach, was er in den letzten Tagen erlebt hatte. Als er endlich einschlief kam es ihm vor, als hätte er nur ein paar Minuten die Augen zugehabt, ehe er von einer fröhlichen Haruhi geweckt wurde, erstaunlicherweise auf eine Recht normale Art. Nachdem er aufgestanden war, aß die Gruppe Frühstück, und machte sich dann endlich auf den Weg nach Juliues, um dem Unabhängigkeitsfest beizuwohnen.

Herzogtum Vanidarien, ein Wald nahe Vanidos – 2105. Jahr der Sonne:
Während die Gruppe um Haruhi also auf der Reise nach Juliues war, fand in einem Wald, in der Nähe von Vanidos, ein Ereignis statt, welches noch Jahrzehnte später die Landschaft kennzeichnen sollte. Alles begann damit, dass Shion, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit in Vanidarien verbracht hatte, ohne dass es irgendwelche nennenswerte Fortschritte gab, schließlich der Geduldsfaden riss, und sie den Großteil ihrer Nathrezim aussandte, um einige der wichtigsten Forts der Königlichen zu infiltrieren, Hauptmänner zu ermorden, Sabotage zu betreiben, und überhaupt Unruhe zu stiften. Lediglich ein Dutzend Nathrezim, unter ihnen Malek, Morrigan und Malice, waren bei ihr geblieben, letztere war erst vor wenigen Tagen aus dem Süden eingetroffen, und litten unter der schlechten Laune ihrer Herrin. Selbst Malek hatte es bereits zwei mal geschafft die Hexe mit unbedachten Worten zu reizen, was ihm sonst nie passierte, und konnte nur durch eine altbewährte Taktik sein Leben retten; einfach den Mund halten und warten, bis Shion sich beruhigt hatte. Am heutigen Tage war Shion mal wieder besonders mies drauf, was durch die Schmerzensschreie eines Nathrezims, der sich vor seiner Herrin auf dem Boden krümmte, deutlich gemacht wurde. Der Dunkelelf hatte es gewagt sich im Flüsterton bei einem seiner Kameraden zu erkundigen, wann sie denn nun endlich in die Hauptstadt dieses Herzogtums eindringen würden, zu seinem Pech war er nicht leise genug gewesen, und wurde für seine dämliche Frage mit einem Fluch belohnt, den Shion selbst entwickelt hatte und auf den sie, durchaus zurecht, ziemlich stolz war. Jeder der bereits einmal das zweifelhafte Vergnügen hatte Opfer dieses Zaubers zu werden kann bestätigen, dass es weitaus angenehmer ist, sich einer Horde wild gewordener Trolle in den Weg zu stellen, als sich dem Fluch der Chaoshexe auszusetzen. Shion hatte sämtliche Nathrezim versammelt, damit diese sich vor Augen führen konnten wie die Strafe für 'dumme Fragen' fortan aussehen würde. Die meisten Dunkelelfen sahen einfach stumm und regungslos dabei zu, wie ihr Kollege sich unter seinen Schmerzen krümmte, lediglich Morrigan hatte einen begehrlichen Gesichtsausdruck, und schien innerlich mit der Frage zu ringen, ob es das Risiko wert wäre zu sterben, um solche Schmerzen einmal selber zu erfahren. Als ihrem Kollegen allerdings nach einer Weile Blut aus Augen, Ohren und Mund lief, und sogar seine Schreie verstummten, entschied Morrigan, dass sie noch viel zu jung war, um aus Versehen von ihrer Herrin umgebracht zu werden. Diese hob nun auch endlich den Zauber auf, und wies zwei ihrer Untertanen an, den mittlerweile ohnmächtigen Elfen, in eine Ecke zu schleifen, damit dieser sich dort erholen konnte.
„Wie ich sehe hast du noch immer die schlechte Angewohnheit deine eigenen Diener kampfunfähig zu machen. Das habe ich immer an dir gehasst, diese geschmacklose Art der Bestrafung, diese stumpfsinnige Brutalität... man könnte meinen du dienst Khorne, und nicht dem dunklen Prinzen.“ erklang plötzlich eine Stimme hinter Shion, eine Stimme die ihr nur allzu bekannt war und von der sie sich innerlich gewünscht hatte, sie nie wieder hören zu müssen. Als Shion herumwirbelte, bestätigten sich ihre Befürchtungen. Vor ihr stand Beatrice, Hexe des Tzeentch, und Mitglied des Hexer Triumvirats, zu dem auch Shion einst gehört hatte. Beatrice hatte blonde Haare, und sah nur ein wenig älter aus als Shion, gekleidet war sie in ein rotes Kleid, mit schwarzen Streifen, und in ihrer Hand hielt sie eine lange, dünne Pfeife, aus deren Spitze ein kleiner Rauchfaden drang. Begleitet wurde sie von dreien ihrer Diener, widerwärtigen Ziegenmenschen, in seltsamer Kleidung, und mit Kurzschwertern an ihren Hüften.
„Mich nennst du geschmacklos? Während du mit solchen... Kreaturen rumläufst? Moment... ist das nicht der Fürst von Pfeildorf? Du hast wirklich keinerlei Ansprüche, wenn es darum geht Wirtskörper für diese Dinger zu suchen, oder?“
„Höre ich da etwa Neid aus dir sprechen? Eventuell, weil es dir nie gelungen ist, solche wunderbaren Diener zu kreieren?“
„Ich bitte dich! Wenn ich wollte, könnte ich mir ohne Probleme ein paar Kreaturen erschaffen, Kreaturen die weit nützlicher sein würden, als diese Dinger, die du mit dir rumschleppst. Wie nennst du sie noch gleich? Die Tausend Misslungenen?“
„Die Tausend Söhne!“ zischte Beatrice, und zum ersten mal spiegelte sich blanker Hass in ihrem Gesicht.
„Ziemlich hässliche Söhne, aber bei dir kann man wohl nichts anderes erwarten.“
„Das soll ich mir von dir bieten lassen, du alte Hexe? Und was meinst du mit 'hässlich'? Die ganzen Jahrhunderte sind dir anscheinend nicht gut bekommen, wenn du jetzt schon nicht mal mehr echte Perfektion erkennst!“
„'Die ganzen Jahrhunderte'? 'Alte Hexe'? Wie kannst du es wagen! Ich bin gerade einmal zweihundert Jahre alt, meine besten Jahre liegen noch vor mir!“
„Ich bitte dich, deine besten Jahre liegen schon mindestens fünf Jahrhunderte zurück! Zweihundert Jahre, das ich nicht lache! Wärst du wirklich noch so jung, bräuchtest du dich nicht mit...“
„Wie lange wird das noch so weitergehen?“ fragte Morrigan, so leise wie möglich, an Malek gewandt. Der zuckte mit den Schultern, während er Beatrices Diener nicht aus den Augen ließ.
„Manchmal streiten sie sich ein paar Minuten, manchmal mehrere Stunden, eines ist aber sicher, es wird in einem Kampf enden. Sobald es soweit ist solltest du dich an eine einfache Regel halten.“
„Die wäre?“
„Halte dich von den beiden fern. Ich erinnere mich an eine Schlacht gegen die Heerscharen des Nurgle, mitten im Kampf haben die beiden angefangen sich zu streiten, und begonnen sich zu duellieren. Jeder der in ihre Nähe gekommen ist, wurde zerfetzt, egal ob sie Nurgle oder Tzeentch dienten, sogar ein paar von uns Nathrezim sind dabei gestorben.“
„Und du bist nur ein kleines Miststück, dass erwachsener wirken will, indem es mit einer bescheuerten Pfeife durch die Gegend läuft!“ fauchte Shion gerade, als Morrigan ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Hexen lenkte.
„Ach ja? Immerhin bin ich nicht so unfähig, dass ich aus Versehen meine Haarfarbe ändere!“
„Wer sagt, dass es aus Versehen war? Vielleicht mag ich diese Farbe lieber?“
„Du hasst grün! Du meintest immer, es erinnert dich zu sehr an Nurgle!“
„Und? Man darf ja wohl mal seine Meinung ändern, oder?“
„Natürlich, wenn ich dir jetzt also sagen würde, dass ich einen Zauber kenne, der die ganze Sache rückgängig macht, würdest du nicht alles in deiner Macht stehende tun, um ihn mir zu entreißen?“
„Ich... also... aber...“
„Na also, habe ich es mir doch gedacht!“
„...“
„Willst du noch etwas sagen?“
„Ich... du...“
„Ja?“
„Kennst du... kennst du wirklich so einen Zauber?“
„Nein, bis vor kurzem wusste ich nicht einmal, dass der Übertritt solche Folgen haben kann.“
„Genau wegen so etwas hasse ich dich! Tu mir doch einfach einen Gefallen, und geh sterben!“
„Wenn dir so viel daran liegt, versuche doch mich umzubringen.“
„Oh, mit größtem Vergnügen.“ Während sie dies sagte, zeichnete sich auf Shions Gesicht ein bösartiges, manche würden sagen wahnsinniges, Lächeln ab, und in der Luft um sie herum begannen kleine, schwarze Blitze aufzuzucken.

„Wir sollten uns jetzt zurückziehen.“ flüsterte Malek noch in Morrigans Ohr, ehe er sich, so schnell er konnte, in die entgegengesetzte Richtung der beiden Hexen flüchtete. Die junge Dunkelelfe überlegte nicht lange, wenn Malek schon das Heil in der Flucht suchte, würde sie bestimmt nicht stehen bleiben. Als sie den Anführer der Nathrezim wieder eingeholt hatte, stoppte sie, und wandte sich wieder zu ihrer Herrin um. Es war, als wenn die beiden Hexen nur darauf gewartet hätten, dass sich ihre Diener entfernten um anzufangen, denn auch die Ziegenmenschen, welche Beatrice begleitet hatten, hatten eine recht große Distanz zwischen sich und den beiden Frauen gebracht. Shion war schließlich die erste, die zuschlug. Ein großer, schwarzer Blitz, zuckte aus dem Himmel herab, direkt auf die Stelle, wo ihre Rivalin sich befand. Diese zuckte jedoch nicht einmal mit der Wimper, während der magische Angriff, keine Fingerbreite von ihrem Kopf entfernt, durch eine Art goldenen Schild abgefangen, und in den nahen Wald geschleudert wurde, wo er einen Baum entzweite. Ein halbes Dutzend weiterer Blitze hagelte nun auf die blonde Hexe ein, welche jedoch allesamt zur Seite gefegt wurden, ohne nennenswerten Schaden an Beatrice zu verursachen, lediglich die nahen Bäume mussten dran glauben.
„Wie ich sehe, hast du ein paar neue Tricks gelernt, seit du dem Wandler den Rücken gekehrt hast.“ kommentierte Beatrice, mit geheuchelter Bewunderung in ihrer Stimme. Sie wollte gerade noch etwas sagen, als eine Art violette Peitsche aus Shions Stirn schoss, und direkt auf sie zuhielt. Der Angriff kam für Beatrice gänzlich unerwartet, und sie konnte sich ihm nur entziehen, indem sie ihre Hand, welche noch immer die Pfeife hielt, nach vorn streckte, woraufhin sich ein ganzer Schwarm goldener Schmetterlinge materialisierte, und sich zu einer Art Schild zusammensetzte, welcher den violetten Strahl im letzten Moment blockierte. Die Antwort der Hexe des Tzeentch ließ nicht lange auf sich warten, und eine Wand aus blauem Feuer hielt direkt auf Shion zu. Diese rollte jedoch nur gelangweilt mit den Augen, führte eine herrische Bewegung mit der Hand aus, und sprengte die Wand in hunderte kleine Feuerkugeln, welche sich verstreuten, und den nahen Wald in Brand setzten. Die grünhaarige Hexe streckte nun beide Hände nach vorn, woraufhin dutzende, rosafarbene Splitter auf ihre Gegnerin zu schossen, um sie in Stücke zu reißen. Erneut erschien der Schild aus goldenen Schmetterlingen, dieses mal wurde er jedoch von den Splittern zerfetzt, welche wohl auch Beatrice erwischt hätten, wenn nicht plötzlich einer ihrer Diener aufgetaucht wäre, und sich in die Bahn der Projektile geworfen hätte. Nachdem er sämtliche Splitter abgefangen hatte, sackte der Körper zu Boden, und zerfiel zu Staub. Zur gleichen Zeit schlängelte sich eine Linie aus blauem Feuer über den Boden, und erreichte Shion. Das Feuer begann ihr Bein hinaufzuklettern, und steckte ihr Kleid in Brand, welches Shion notgedrungen mit Hilfe ihrer Magie zerschnitt und von sich warf, um nicht einen feurigen Tod zu sterben.
„Jetzt reicht es mir, stirb endlich!“ fauchte Shion, und in ihren Augen funkelte der Wahnsinn auf, während sie eine Hand in den Himmel streckte. Zuerst lächelte Beatrice noch überheblich, als sie jedoch erkannte, was Shion da für einen Zauber zu wirken versuchte, verblasste ihr Grinsen, und sie riss panisch die Augen auf.
„Bist du vollkommen verrückt geworden? Willst du uns alle umbringen? Das ist... unmöglich! Du hast diese beiden Zauber kombiniert?“ Die einzige Antwort, die Beatrice erhielt, war ein wahnsinniges Lachen ihrer Kontrahentin, während sich im Himmel über ihnen ein riesiger, schwarzer Wirbel bildete, welcher von purpurnen, schwarzen und silbernen Blitzen umspielt wurde. Während der Wirbel immer weiter wuchs, begann sich die Umgebung zu ändern, das blaue Feuer des Tzeentch, welches den Wald angezündet hatte, erlosch, die Bäume und das Gras färbten sich grau, an den Stellen, wo das Feuer die Erde freigelegt hatte, konnte man sehen, dass selbst diese eine graue Farbe annahm. Einer der silbernen Blitze fuhr plötzlich nieder, spaltete sich, und traf einen der Ziegenmenschen, sowie zwei Nathrezim, welche einfach verschwanden, nicht einmal Staub oder Asche blieb zurück. „Tch, das reicht mir, wir verschwinden!“ verkündete Beatrice. Nur wenige Augenblicke danach, erschien ein blaues Pentagramm unter ihr, und ihrem verbliebenen Diener. Als das Zeichen wenige Sekunden später erlosch, waren die Hexe und der Ziegenmann, verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Shion ließ ein enttäuschtes 'Pff' hören, ehe sie ihren Arm senkte, und der schwarze Wirbel langsam anfing sich aufzulösen. Die Bäume und das Gras in der Nähe, waren jedoch weiterhin grau, und würden es wohl noch einige Jahrhunderte bleiben, wenn Shion ihren Zauber richtig einschätzte. Schwer atmend wandte die Hexe sich an ihre Untergebenen, und schien sich überhaupt nicht daran zu stören, dass sie auf Grund von Beatrices Feuer, vollkommen nackt vor ihren Dienern stand.
„Packt zusammen, wir hauen von hier ab! Wer weiß, wann jemand kommt um zu gucken, was hier passiert ist. Ihr drei, packt die Zelte zusammen! Malek, Malice, macht euch auf den Weg, und findet einen neuen Lagerplatz. Ihr zwei da, guckt nicht so blöd in der Gegend rum, und macht euch nützlich, informiert alle, die nicht mit der Infiltration der Forts beauftragt worden, dass sie zurückkommen sollen! Morrigan!“
„Ja, Herrin?“
„Hör auf mich so anzustarren, und hole mir ein neues Kleid aus meinem Zelt, und zwar sofort!“
„Natürlich, Herrin.“ meinte die Elfe, riss ihren Blick von der Hexe los, und machte sich auf den Weg, ihren Auftrag zu erfüllen, ehe Shion noch auf die Idee kam, sie mit einem ihrer tödlicheren Zauber bekannt zu machen. Vor dem Zelt der Herrin stand Malek, und schien auf Malice zu warten, welche in einiger Entfernung stand, und sich mit einem der anderen Nathrezim unterhielt. „Lord Malek? Ich hätte eine Frage, wie ist es dieser Beatrice gelungen, unbemerkt zu uns zu kommen?“
„So wie sie auch entkommen ist, mit ihrer eigenen Art der Magie.“ antwortete Malek ihr, und seufzte. „Man nennt sie auch 'Die Hexe der Leere', auf Grund ihrer Fähigkeit, ohne große Probleme gewaltige Distanzen zu überbrücken, indem sie ihre Magie benutzt, um Zeit und Raum zu manipulieren. Jedes Mitglied des Triumvirats hatte seine besonderen Stärken, Taroz' Spezialität, so schwach er auch war, waren Illusionszauber, zu mehr war er eigentlich nie zu gebrauchen. Unsere Herrin hat sich auf offensive, zerstörerische Zauber konzentriert, während die Hexe der Leere praktisch ihr genaues Gegenstück ist, Beatrice verfügt über mächtige, defensive Magie, zum Beispiel ihre seltsamen, goldenen Schilde, oder die Fähigkeit, sich ohne Mühe, große Distanzen zu bewegen.“
„Was meint Ihr, wo befindet sie sich jetzt?“
„Ich habe keine Ahnung, aber eines weiß ich, sie wird uns noch weit mehr Probleme machen.“ mit diesen Worten wandte Malek sich von ihr ab, schloss sich Malice an, und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, um ihren Auftrag zu erfüllen, während Morrigan über das eben gehörte nachdachte, und sich daran machte, ihrer Herrin ein neues Kleid zu besorgen.

Zur gleichen Zeit in Vanidos:
„Ich kann so nicht arbeiten!“ fauchte Naruz wütend, als er in sein Zimmer zurückkehrte, wo Vani bereits auf ihn wartete. Der Dunkelelf war eben bei der Matriarchin gewesen, um sein Möglichstes zu tun, und sie in eine waschechte Dienerin des Slaanesh zu verwandeln, bislang jedoch ohne wirklichen Erfolg.
„Ach was, du übertreibst maßlos. Sie ist doch schon kurz davor alles zu tun, was wir ihr sagen.“
„Bist du eigentlich vollkommen verblödet? Ich habe ihr einige der simpelsten Mittel erklärt, mit denen sie ihren Bruder verführen kann, und hast du gemerkt, wie sie reagiert hat?“
„Sie ist ein wenig schüchtern...“
„Schüchtern? Schüchtern? Das nennst du schüchtern? Sie ist knallrot angelaufen, und konnte fünf Minuten lang kein vernünftiges Wort herausbringen! Was soll ich da machen?“
„Du könntest zum Beispiel anfangen, kleine, harmlose Ratschläge zu geben.“
„Hey! Ich wollte ihr die Haare schneiden, und hatte sie sogar schon soweit, aber da musste sich ja ein gewisser Dämon einmischen!“
„Was auch gut so war, wer weiß, was du sonst angerichtet hät...“ der Dämon verstummte, als Naruz ihm ein Blatt Papier vor die nicht existente Nase hielt. Auf dem befand sich eine Zeichnung, welche eine äußerst hübsche und niedliche, junge Frau zeigte, mit ziemlich kurzen Haaren. „Nettes Bild, hast du das gemalt?“
„Ja! So könnte sie aussehen Vani! Überlege es dir doch nochmal! Sieh nur, wie einzigartig der Haarschnitt ist, wie perfekt sie aussieht! Was gäbe es wundervolleres auf dieser Welt, als...“ Vani ignorierte die weitere Schwärmerei des Dunkelelfen einfach, während er das Bild betrachtete. Der Dämon hasste es, sich so etwas einzugestehen, aber die Frau auf dem Wild sah wirklich wunderschön aus, trotzdem konnte es nicht mit Soras Perfektion mithalten, und er würde den verrückten Elfen ganz bestimmt nicht in die Nähe ihrer Haare lassen, jedenfalls nicht ohne Aufsicht. Außerdem wurde es mittlerweile sogar dem Dämon unheimlich, zu welchen Mitteln der Dunkelelf griff, um ihn dazu zu überreden, Sora die Haare zu schneiden. Niemals hätte er erwartet, dass der Elf seine Zeit damit verschwenden würde, ein Bild zu malen, nur um ihn zu überzeugen.
„Ja, ja, wunderbar.“ meinte Vani schließlich, und unterbrach damit Naruz' Schwärmerei über kurze Haare. „Wie läuft es eigentlich mit dieser kleinen Magd? Aleya oder so ähnlich.“ fragte er, um das Thema zu wechseln.
„Was? Meinst du Alesia? Alles in bester Ordnung, erst gestern haben wir zusammen etwas gegessen, und ein paar Runden Schach gespielt... warum guckst du mich so dämlich an?“
„Nichts, nichts. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass du verliebt bist.“
„Sehr witzig. Ich mag es nun einmal, Dinge aus der Sicht eines einfachen Menschen zu sehen, man erlebt Sachen, die einem entgehen würden, wenn man überall als Dunkelelf auftritt. Zum Beispiel diese netten Abende, mit...“
„Schon gut, du brauchst gar nicht so ins Detail gehen. Hast du in deiner Zeit, als 'einfacher Mensch', denn nichts darüber herausgefunden, wie man Leute ohne Magie verführen kann?“
„Ich bin ein Dunkelelf! Viele Menschen fühlen sich alleine wegen des Aussehens von meiner Rasse angezogen, ich musste mir nie viel Mühe machen, um jemanden zu verführen. Um ehrlich zu sein verzweifle ich bald an dieser Matriarchin, bislang erscheint es mir am besten, wenn wir diesen Haru einfach niederknüppeln, an ein Bett fesseln, und ihn mit Sora alleine in einem Zimmer lassen.“
„Und du glaubst wirklich, sie würde sich dann über ihn hermachen?“
„Notfalls flößen wir ihr vorher ein paar Substanzen ein, die... nicht? Du machst es mir nicht leicht, Vani.“ Naruz ließ sich auf sein Bett sinken, und seufzte. „Weißt du, manchmal glaube ich, dass ich in meinem Leben viel zu viele falsche Entscheidungen getroffen habe, oder dass ich vielleicht als die falsche Rasse geboren wurde.“
„Toll, und warum erzählst du mir das?“
„Keine Ahnung, vielleicht weil ich nicht weiß, worüber ich sonst reden soll. Oder vielleicht, weil es meine letzten Worte sein könnten, sobald meine Herrin hier ist, geht es uns an den Kragen, falls wir keine Ergebnisse vorzeigen können. Wir sitzen also praktisch im selben Boot, weil du unfähig bist.“
„Weil ich unfähig bin?“
„Ja, muss ich dich daran erinnern, dass die ganze Sache hier ursprünglich dein Auftrag war? Ich wurde nur geschickt, um dich zu unterstützen, ich soll dir helfen, nicht für dich alles durchplanen.“ Schweigen kehrte ein, und wurde erst ein paar Minuten später gebrochen, als dem Dämon etwas einfiel, dass er Naruz schon vor einer ganzen Weile fragen wollte.
„Was ist eigentlich mit dieser seltsamen Frau, die du vor ein paar Tagen getroffen hast? Suzume, oder wie auch immer sie hieß, hast du mehr über sie herausgefunden?“ Der Dunkelelf antwortete nicht, sondern starrte einfach stur geradeaus, während er seine Lippen fest zusammenpresste. „Gar nichts? Du hast überhaupt nichts erfahren?“
„Nein.“ presste Naruz hervor, und es schien so, als ob ihm die ganze Sache äußerst peinlich war. „Die Dienerschaft kennt sie nicht, und auch in der Stadt hat niemand eine Frau gesehen, die auf ihre Beschreibung passt.“
„Und selber konntest du sie auch nicht finden?“
„D... nein, nein konnte ich nicht.“ Vani horchte auf, als er den nervösen Unterton in Naruz' Stimme hörte.
„Bist du dir sicher, dass du sie nicht finden konntest?“
„Ziemlich sicher, ja, seit diesem einen Abend, habe ich sie nicht mehr gesehen. Das ist die Wahrheit.“
„Reden wir auch vom selben Abend?“
„Ich weiß nicht, von welchem Abend redest du denn?“ Vani starrte den Elfen fassungslos an.
„Du hast sie gefunden, du hast dich noch einmal mit ihr getroffen.“ Naruz schwieg beharrlich, und in Vani keimte ein Verdacht auf. „Du hast sie getroffen, und versucht sie umzubringen, stimmts?“ Noch immer keine Antwort. „Und da du hier sitzt, und nicht damit prahlst, sie erledigt zu haben... du hast verloren, oder?“ Naruz blickte in eine andere Richtung, und gab sein bestes, um den Dämon zu ignorieren. „Du hast gegen eine Menschenfrau verloren! Wie hast du das geschafft?“ Ausnahmsweise schwang in der Stimme des Dämons kein Spott oder Hohn mit, sondern aufrichtiges Interesse, und Fassungslosigkeit.
„Sie hat mich überrumpelt.“ meinte Naruz kurz angebunden. „Ich hatte keine Chance zu reagieren, und konnte nichts gegen sie tun.“
„Ich glaube dir kein Wort, als du vergiftet warst, vielleicht, aber sonst... oh nein. Du hast mit Absicht verloren, oder?“ Naruz' Gesichtsausdruck sagte dem Dämon, dass er richtig lag.
„Du hättest sie sehen sollen, Vani.“ hauchte der Dunkelelf, mit glasigem, fast sehnsüchtigen Blick. „Diese großen, unschuldigen Augen, das freundliche Lächeln, ihre niedlichen Bewegungen, während sie versucht hat mir die Kehle durchzuschneiden, der süße Schmerz, als ihr Dolch sich in meine Schulter gebohrt hatte...“ Vani starrte den schwärmenden Dunkelelfen entgeistert an. War es also doch soweit, eines von Shions Spielzeugen war kaputt gegangen. Zwar wusste Vani schon immer, dass Dunkelelfen vollkommen verrückt waren, aber Naruz war eine Nummer für sich. Es wäre für alle das beste, nicht zuletzt für sich, und für Naruz selbst, wenn er Shion hierüber informieren würde, es wurde eindeutig Zeit, dass dieser Nathrezim ausgewechselt wurde, durch einen frischen. Wenn Vani sich richtig erinnerte, war Naruz einer derjenigen, die am längsten unter der Hexe gedient hatten. Vielleicht sollte er sich mal erkundigen, wer von den Elfen wie lange bei Shion gewesen ist, und dann herausfinden, ab wann der durchschnittliche Nathrezim den Verstand verliert. Fürs erste jedoch, ließ er Naruz weiter vor sich hin schwärmen, und versuchte krampfhaft eine Möglichkeit zu finden, seinen Auftrag zu erfüllen, bevor diese verrückte Hexe in Vanidos einmarschiert. Denn in einer Sache hatte Naruz, so verrückt er auch sein mochte, recht, wenn Shion hier ankam, und nicht alles zu ihrer Zufriedenheit geregelt war, würde es gewaltige Probleme geben.

Herzogtum Belunda, Burg Stratholme – 2105. Jahr der Sonne:
Mehrere Tage waren vergangen, seit die Nachricht vom Fall der Burg Sholomance den Kreuzzug erreicht hatte, Tage in denen es nicht wirklich vorangegangen war. Augenzeugen berichteten von seltsamen Mischwesen aus Mann und Ziege, angeführt von einer jungen, blonden Frau, welche die Burg gestürmt hatten, aber selbst Christine hatte mit den Beschreibungen nichts anzufangen gewusst, und sie war immerhin so etwas wie die Expertin, wenn es um das Chaos ging, auch wenn sie nie müde wurde zu behaupten, sie wisse selber kaum etwas darüber. Erst heute erreichte ein weiterer Hilferuf Stratholme, in der Nähe eines kleinen Dorfes, nur zwei Tage von Stratholme entfernt, war eine kleine Schar Dämonen gesichtet worden. Dathrohan und Varimathras waren mit einigen Truppen entsandt worden, um die Kreaturen zu vertreiben, und eventuelle Helfer aus dem Dorf zu rekrutieren. Morgraine selbst konnte nicht aufbrechen, da er seit einigen Tagen recht krank war, ständig hustete er, hatte Fieber, und lag in seinem Bett, weshalb es an Abbendis lag, die Treffen zu leiten, und die wichtigen Entscheidungen zu fällen, und jetzt wo Dathrohan auch abwesend war, ruhte umso mehr Verantwortung auf ihren Schultern. Es war bereits spät in der Nacht, aber Abbendis konnte einfach nicht schlafen, viel zu viele Dinge gingen ihr durch den Kopf. Aus diesem Grund war sie eine Weile ziellos durch die Burg gewandert, ehe sie sich auf einem der Türme wiederfand, bei den Zinnen stand, und hinaus in die Nacht starrte, während der Mond und die Sterne den Turm hell erleuchteten. Erst, als Abbendis hinter sich ein Geräusch hörte und sich umdrehte, merkte sie, dass sie nicht alleine hier oben war. Vor ihr stand Christine, und sah ebenfalls recht überrascht darüber aus, dass sich zu dieser Stunde noch jemand hier eingefunden hatte. Die Priesterin hatte die letzten Tage genutzt um mit der Bruderschaft des Lichts zusammenzuarbeiten, und hatte zumindest einige Erfolge erzielen können. Weder Abbendis, Morgraine noch Dathrohan war es gelungen, diese seltsame Lichtmagie zu nutzen, über welche die Bruderschaft und Christine verfügten, dafür hatten Varimathras, und einige andere Ritter, deutlich mehr Erfolge erzielen können, die meisten von ihnen konnten die Magie zumindest dazu nutzen, einen kleinen Schild aus Licht zu errichten, welcher eine Weile vor sämtlichen Angriffen schützte, und zumindest die Bruderschaft war zuversichtlich, dass sie schon bald weiterer Fortschritte machen würden.
„Hallo Lady Christine, wie ich sehe konntet Ihr auch nicht schlafen?“ Die Priesterin nickte müde.
„Es tauchen immer wieder neue Probleme auf, auch wenn ich für das letzte noch immer keine Erklärung habe. Die Kreaturen von denen die Überlebenden berichten könnten Bestienmenschen sein, wenn sie sich nicht viel zu diszipliniert verhalten hätten. Ich kann mir das einfach nicht erklären.“ Christine trat an Abbendis' Seite, und ließ ihren Blick über die dunkle Landschaft unter ihnen schweifen. Plötzlich bemerkte Christine, wie die Belunderin sie anlächelte, mit einem seltsam melancholischen Ausdruck in ihren Augen. „Ist etwas?“ fragte sie leicht verwirrt.
„Hm? Oh, nein, nichts. Entschuldigung, Ihr habt mich nur an jemanden erinnert.“ meinte Abbendis, und schüttelte den Kopf. „Ihr ähnelt einer alten Freundin von mir, nun, abgesehen von dem Fakt, dass Ihr gut über Dämonen informiert seid, und Magie wirken könnt.“ fügte sie mit einem Lächeln hinzu.
„Wo ist diese Freundin jetzt?“ Abbendis' biss sich auf die Unterlippe, als sie die Frage hörte, und Trauer spiegelte sich in ihrem Gesicht.
„Sie ist tot, vor fünf Jahren im Kampf gegen ceiclanische Deserteure gestorben. Aber damit könnt Ihr natürlich nichts anfangen... Ceicla ist ein Reichsteil weit im Süden, und war in den letzten Jahren immer wieder ein Unruheherd, seit vor über fünfzehn Jahren ein Herzog namens Georgios eine Rebellion gestartet hatte. Noch heute ist der verräterische Herzog nicht gefasst worden, denn er verschanzt sich auf einer kleinen Insel, beschützt von einer mächtigen Flotte. Wie auch immer, vor fünf Jahren erhielten wir Berichte, dass eine Gruppe von ceiclanischen Soldaten sich dem Verräter angeschlossen hatte, und plündernd im Süden unseres Herzogtums ihr Unwesen trieb. Cecilia, so hieß meine Freundin, und ich wurden mit einigen Soldaten in den Süden geschickt, um die Plünderer zu stoppen. Alles verlief nach Plan, die Deserteure wurden aufgerieben, und die wenigen Überlebenden wurden gefangengenommen, jedoch fand während der Kämpfe ein Bolzen seinen Weg in m... er traf Cecilia im Rücken und tötete sie.“ Nachdem Abbendis geendet hatte, kehrte für eine Weile schweigen ein. Verluste waren Christine nicht fremd, wurde ihr gesamter Orden doch ausgelöscht, und alle ihre Schwestern ermordet. Die Priesterin war sich nicht sicher was sie dazu sagen sollte, oder ob sie überhaupt etwas sagen sollte. Anscheinend war still sein die richtige Alternative gewesen, denn Abbendis begann wieder zu sprechen. „Zum Zeitpunkt ihres Todes kannten wir uns bereits über sechzehn Jahre, wir sind praktisch zusammen aufgewachsen. Sie war ein wenig jünger als ich und, als wir beide noch klein waren, war sie eher schüchtern und ängstlich. Ich musste ständig auf sie aufpassen, weil sie es trotz ihrer Schüchternheit ständig schaffte, sich irgendwelche Probleme aufzuhalsen.“ Auf dem Gesicht der Belunderin zeichnete sich ein bitteres Lächeln ab, als sie fortfuhr. „Wie sich die Situation doch innerhalb von ein paar Jahren geändert hatte, dann war plötzlich ich es, die von Cecilia beschützt...“ sie riss die Augen auf, als ob sie gerade erst jetzt merkte, was sie da eigentlich gesagt hatte, und verstummte. Dies weckte in Christine den verdacht, dass sie gerade etwas gehört hatte, das Abbendis nicht gerade jedem erzählte. „Ähm, am besten vergesst Ihr, was ich gerade gesagt habe. Es ist nicht so wichtig, und...“
„Ihr standet euch sehr nahe, nicht wahr?“ fragte Christine, und hätte sich im selben Moment am liebsten auf die Zunge gebissen. Abbendis drehte sich von Christine weg, und ließ ihren Blick erneut in die Nacht wandern.
„Ja... sehr nahe.“ antwortete sie schließlich mit brüchiger Stimme, ehe sie sich umdrehte, an Christine vorbeirauschte, und zur Treppe gelangte. Dort wandte sie sich noch einmal kurz an die Priesterin, deutete eine Verbeugung an, und meinte: „Entschuldigt, dass ich so viel Eurer Zeit in Anspruch genommen habe, Lady Christine. Vergesst einfach, was ich gesagt habe, es war nichts wichtiges. Ich wünsche Euch noch eine gute Nacht.“ ohne auf eine Antwort zu warten, ging Abbendis die Treppe hinunter, und ließ Christine alleine auf dem Turm zurück, die sich gerade fragte, ob sie vielleicht irgendetwas falsches gesagt hatte.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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