23. Silber, Silber, Silberblätter
2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Linistien, irgendwo verloren in den EisenbergenAls Kyon es endlich schaffte, den Weg zum Lager zurückzufinden und diesen verfluchten Berghang hinaufzuklettern, wurde er als Held unter tosendem Beifall empfangen. Naja eigentlich nicht, aber er glaubte hinterher gerne, dass es so gewesen war. In Wahrheit stürzten sich alle auf diesen nutzlosen, stinkenden und verfressenen Bären, den wir aus irgendeinem Grund wohl bis in alle Ewigkeit mit uns herumschleppen müssen. Kyon überließ den Bergbären Haruhi und den starrenden, begehrlichen Blicken Yuzumis. Die Schützin aus Deadlien schien noch immer kurz davor zu stehen dieses seltsame Tier zu Tode zu drücken, was für ihre Gruppe eine deutliche Verbesserung wäre. Er seufzte und ließ sich neben Hattori Hanzo am Lagerfeuer nieder. Der vermummte Attentäter der Gilde schien sich von der Aufregung um ihn herum nicht stören zu lassen, sondern starrte gelangweilt in die Flammen.
„Hier, das soll ich dir geben.“ Kyon hielt ihm den Brief unter die Nase und als der Attentäter ihn mit hochgezogener Braue ratlos anstarrte seufzte er, warum hatte diese Irre ihm den Brief nicht selber geben können „Ich bin gerade Asakura von Nurc über den Weg gelaufen und wenn ich dir diese Nachricht nicht überbringe, dann wird sie mich in winzige Stücke schneiden. Also bitte, nimm den verdammten Brief.“
Hattori betrachtete den Umschlag, als wäre er eine gefährliche Waffe, die ihn jeden Moment töten könnte. Während er ihn mit einem kurzen, dankenden Nicken vorsichtig unter seinen Sachen verstaute, hoffte Kyon dass sich in dem Umschlag wirklich nichts gefährliches befand. Er traute dieser Irren alles mögliche zu, von seltsamen obskuren Flüchen bis hin zu irgendeinem schleichenden, qualvollen Gift oder sogar einem Dämon. Die letzte Zeit hatte dafür gesorgt, dass er deutlich besser darin wurde sich alle möglichen und vor allem unmöglichen schrecklichen Dinge vorzustellen. Er hielt den Stein, den er vorhin gefunden hatte, in das Licht der Flammen um ihn sich genauer anzusehen und ihm blieb der Atem weg, nein das durfte einfach nicht wahr sein. Er musste den Stein so schnell wie möglich verschwinden lassen. Denn wenn Haruhi das sah, dann...
„Was hast du da, Kyon?“ ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, als ihm plötzlich Haruhi über die Schulter sah und den Stein in seiner Hand interessiert betrachtete. Das würde mal wieder nicht gut enden.
„Ach nichts, rein gar nichts. Nur einen Klumpen Dreck. Nichts was du dir ansehen musst und ganz sicher nichts interessantes oder aufregendes.“ seine Stimme zitterte leicht, während er versuchte Haruhi unschuldig anzulächeln und den kleinen Stein verschwinden zu lassen, aber es war bereits zu spät für ihn.
„Das ist kein Dreck und auch kein einfacher Stein.“ ein seltsames, siegessicheres Grinsen stahl sich auf ihre Lippen und Kyon wusste in diesem Moment, dass er einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Ihr Arm schnellte vor und sie riss ihm den kleinen Klumpen Rohsilber aus der Hand, bevor er sich irgendeinen Ausweg überlegen konnte „Das ist Silber! Ich wusste es! Echtes Silber! Wir sind hier genau richtig! Habe ich es nicht gesagt, Kyon? Die Karte war kein Betrug! Sie hat uns sicher und auf direktem Weg zu unserem Ziel geführt!“
„Wuhu.“ kam es leise von einem erstaunlich bedrücktem Kyon „Du hast bisher noch kein einziges mal auf die Karte gesehen. Wir laufen seit Tagen einfach nur in den Bergen herum und rennen ziellos im Kreis.“
„Ziellos? Ziellos!?“ Haruhi starrte ihn entgeistert an, sie konnte anscheinend gar nicht fassen, dass er es überhaupt wagte an ihren Fähigkeiten als Anführerin zu zweifeln. Jeder Weg den sie auswählte, wurde nach Haruhis Meinung alleine dadurch richtig dass sie es so wollte, womit sie vermutlich nicht einmal unrecht hatte „Ich weiß genau wohin wir müssen, klar? Alles was ich nicht weiß, ist der Weg, aber wozu seid ihr überhaupt gut? Wenn du immer alles besser weißt, dann sag du mir doch was wir als nächstes machen sollen, Kyon. Na los ich warte.“
„Ähm. Wie wäre es wenn wir...“ es fiel Kyon schwer sich zu konzentrieren, solange sie ihn mit diesen fordernden, funkensprühenden Augen anstarrte „Ach keine Ahnung, mach einfach was du willst. Wir werden es schon irgendwie überleben.“
„Das dachte ich mir schon, keine Angst, ich habe sowieso nichts von dir erwartet. Also, da Kyon mal wieder keine Ahnung hat und nur heiße Luft von sich gibt, müssen wir die ganze Sache vollkommen anders angehen. Wer von euch überflüssigen Nebencharakteren kennt sich in diesen Bergen einigermaßen aus? Nicht so schüchtern, tretet vor. Ich brauche ein paar Führer, wenn ich mein Silber will und ja mein Silber, Kyon. Denn es steht mir zu, darüber wird nicht diskutiert.“ die Gruppe richtete stumm ihre Aufmerksamkeit auf Haruhi und die „überflüssigen Nebencharaktere“ warfen ihr verwirrte Blicke zu. Nach einer Weile traten Hattori Hanzo und Yuki stumm ein paar Schritte nach vorne. Hinter ihnen folgte eine äußerst nervöse Asahina, die sich nicht so recht sicher war ob sie sich auskannte oder nicht. Zwar war sie schon einmal hiergewesen, konnte sich aber kaum an etwas erinnern. Immerhin war sie zuversichtlich den Rückweg zu finden falls etwas schieflief. Was sollte daran auch so schwer sein? Man musste immerhin nur immer bergab gehen und irgendwann kam man schon wieder in den Republiken an „Gut, immerhin mehr als erwartet. Das heißt also dann wir bilden drei Gruppen. Jede wird sich auf eigene Faust tiefer in die Eisenberge vorarbeiten. Jeweils eine Gruppe nach Nordwesten, Norden und Nordosten. Wir teilen den Proviant auf und treffen uns in genau drei Tagen, vier Stunden und dreißig Minuten wieder an dieser Stelle. Jede Gruppe, die in den nächsten drei Tagen kein Silber findet, wird bestraft und zwar von mir persönlich. Die Strafen werden schrecklich sein, zerstörerisch, brutal und mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit tödlich, aber davon solltet ihr euch nicht unter Druck setzen lassen. Denkt immer daran, welch große und ehrenhafte Aufgabe euch zuteil wird, wenn ihr im Namen einer wahrhaftigen Göttin in die Schlacht zieht. Dies wird unser schwerster Kampf, doch ich weiß wir werden die ersten sein, die das schreckliche Geheimnis der Eisenberge lüften und... “
„Und was ist wenn du auch nichts findest? Wer bestraft dich dann für dein Versagen?“ fragte Kyon gelangweilt nach und verhinderte damit dass Haruhi sich weiter in Rage redete.
„Was redest du da? Es ist offensichtlich dass ich erfolgreich sein werde. Nichts und niemand in diesen Bergen ist der Macht einer Göttin gewachsen. Außerdem...“
„Ähm, Verzeihung.“ unterbrach sie diesmal die leise Stimme Asahinas vorsichtig und sie schrumpfte unter Haruhis bohrendem Blick augenblicklich in sich zusammen „Ähm, also...ich denke nicht, dass ich in der Lage bin eine der Gruppen anzuführen. Ich kenne mich nur ein bisschen im Süden der Berge aus. Was Ihr vorschlagt, wird uns aber über die Grenzen der Republiken hinaus bis nach Nordmar bringen und dort bin ich noch nie gewesen.“
„Na schön.“ seufzte Haruhi enttäuscht, vermutlich hatte sie sich bereits darauf gefreut Asahina zu bestrafen, irgendwie mochte sie es die rothaarige Mimir leiden zu sehen und ließ keine Gelegenheit aus sie zu belästigen „Dann bleibst du eben hier und bewachst das Lager. Da wir jetzt nur noch zwei Gruppen haben, ist es wichtig so schnell wie möglich voranzukommen und daher lassen wir den ganzen überflüssigen Kram hier. Beschütze unsere Sachen mit deinem Leben, ich zähle auf dich.“
„G-ganz a-alleine?“ fragte Asahina mit bleichem Gesicht nach, während sie ängstlich in die Dunkelheit um sie herum starrte. Sie befanden sich mitten in den Bergen. Selbst wenn das Monster der Eisenberge nicht existierte, gab es hier noch immer Wölfe und Banditen, das würde sie niemals überleben.
„Ja, ganz alleine. Sieh es einfach als große Ehre an, dass du diesen Posten übernehmen darfst. Ich werde mein kleines Heer nicht noch weiter schwächen und teilen nur weil Mikuru Angst im Dunkeln hat. Wir brauchen all unsere Kräfte für diese bedeutende Aufgabe, für die Suche nach den längst vergessenen Schätzen der Eisenberge. Im ganzen Königreich sind der Glanz und die Pracht dieser Schätze bekannt, sie...“
„Wie können die Schätze längst vergessen sein, wenn ihre Existenz überall bekannt ist?“ unterbrach sie mal wieder Kyon, der weiterhin mit gelangweilter und unbeteiligter Miene ins Feuer starrte und sich fragte, ob er wohl das Glück hatte in der Gruppe ohne Haruhi zu landen. Vermutlich nicht. Aber er würde dafür sorgen, dass auch noch ein oder zwei andere zurückblieben, um auf Lady Asahina aufzupassen und sie zu beschützen. Haruhi musste davon ja nicht unbedingt etwas erfahren. Sie regte sich einfach immer viel zu schnell über unwichtige Kleinigkeiten auf und würde sicher darauf bestehen mal wieder ihren Willen durchzusetzen. Am besten man ging einer Diskussion aus dem Weg und arbeitete hinter ihrem Rücken an einer besseren Lösung. Auf diese Weise waren am Ende alle glücklich, nicht nur Haruhi.
„Also, wie teilen wir die Gruppen ein?“ stellte Koizumi die erste wichtige Frage des ganzen Abends und klang dabei voller Enthusiasmus. Immerhin einer der erfolgreich Interesse an Haruhis seltsamer Suche heucheln konnte, dachte Kyon, während der Silberblatt ihn unschuldig anlächelte.
„Mhm...das ist eine gute Frage.“ Haruhi ließ ihren Blick nachdenklich über die Anwesenden schweifen. Der seltsame Attentäter war unheimlich und nicht besonders mitteilsam, außerdem hatte er fast sein ganzes Leben in diesen Bergen verbracht, ohne jemals ein Monster oder einen Schatz zu finden, er war also vollkommen nutzlos. Damit blieb ihr also nur noch eine Möglichkeit „Na schön, ich nehme Yuki und Kyon. Wir marschieren von hier aus direkt nach Norden. Der Rest kann manchen was er will, aber wehe ihr kommt ohne mein Silber wieder zurück!“
…Seit mehr als zwei Tagen irrten sie jetzt schon in diesen Bergen umher und langsam war Kyon sich ziemlich sicher, dass sie im Kreis liefen. Im Moment befanden sie sich aus irgendeinem Grund auf dem Grund einer Schlucht...fragt nicht wieso und wie sie dahingekommen sind, Kyon wusste es selber nicht mehr. Er wusste nur noch, dass sie Haruhi gefolgt waren und sich plötzlich von hohen Felswänden umgeben sahen. Immer wieder warf Kyon besorgte Blicke zu Yuki, die seit zwei Tagen kein Wort von sich gegeben hatte und gar nicht erst versuchte sie sicher durch die Berge zu führen. Mit unbeteiligter Miene starrte sie weiterhin geradeaus, den Blick immer auf Haruhis Rücken gerichtet und schien vollkommen sorglos zu sein. Warum sich auch Sorgen machen? Sie irrten ja nur mitten in einem tödlichen, kalten, kargen Gebirge umher und ihnen ging allmählich der Proviant aus, während sie von einem Idioten angeführt wurden, alles war in Ordnung.
„Nur mal so am Rande, Yuki.“ flüsterte er ihr zu und warf immer wieder misstrauische Blicke zu Haruhi, sie sollte am besten nichts von seinen Zweifeln bemerken, das letzte was sie in ihrer Situation brauchten war irgendein kindischer Wutanfall der launischen Silberblatt „Haben wir uns eigentlich verlaufen?“
„Ja, haben wir.“ erwiderte Yuki ruhig, ohne ihn auch nur anzusehen.
„Gut zu wissen.“ murmelte Kyon „Kannst du nicht irgendetwas dagegen unternehmen? Du hast damals im Lager doch noch gesagt, dass du dich in den Eisenbergen bestens auskennst.“
„Habe ich und es war nicht gelogen.“ erklang Yukis monotone Stimme, wenn sie mal für längere Zeit sprach, fiel es Kyon schwer wachzubleiben und den einschläfernden Worten auf Dauer aufmerksam zu folgen „Ich kenne jeden Winkel, jeden Berg und jeden Pfad in diesem Gebirge. Das und noch viel mehr Wissen wurde mir von meinem Meister verliehen, um Haruhi erfolgreich zu schützen.“
„Und willst du uns dann nicht helfen? Ich meine wenn Haruhi uns weiterhin führt, landen wir in irgendeiner Schlucht oder werden elendich verhungern. Vielleicht wäre jetzt einmal ein guter Zeitpunkt für dich und deine Magie.“ er fragte gar nicht erst danach wer ihr Herr war, generell hatte er es schon längst aufgegeben jemals zu verstehen was hier vor sich ging.
„Haruhi wird ihren Weg alleine finden. Es ist nicht ratsam sich einzumischen.“ schmetterte Yuki seine Idee sofort ab.
„Auch nicht wenn wir ansonsten sterben? Ich meine, nichts gegen Haruhis Orientierungssinn, aber sie schafft es sich in unserem eigenen Lager zu verlaufen. Willst du wirklich nichts dagegen unternehmen?“
„Nein. Wenn das unser Schicksal ist, dann soll es eben so sein. Aber ich denke nicht dass wir verhungern werden, Haruhi wird den richtigen Weg finden...hoffe ich.“
„Wir sollen blindlings auf Haruhi vertrauen? Meinst du das wirklich ernst? “
„Vielleicht. Aber wie auch immer, es ist wichtig dass Haruhis Plan Erfolg hat und wir...“ sie brach ab und packte Kyon und Haruhi plötzlich an den Schultern. Mit überraschend viel Kraft, zerrte sie die beiden von dem Weg runter und warf sich zusammen mit ihnen in eine Art natürliche Höhle. Kaum waren sie verschwunden, bogen ein Dutzend Männer in Kettenhemden und mit wild aussehenden Bärten in die Schlucht ein. Nordmarer, schoss es Kyon durch den Kopf. Sie mussten weiter im Norden sein als erwartet. Haruhi gab keinen Laut von sich, sondern presste sich angespannt gegen die Höhlenwand.
„Warum verstecken wir uns eigentlich?“ fragte Kyon verwirrt und machte sich dabei gar nicht erst die Mühe seine Stimme zu senken, seiner meiner Meinung nach waren Haruhi und Yuki mal wieder vollkommen überdreht „Die Nordmarer sind nicht gefährlich. Es herrscht seit vielen Jahren Frieden zwischen den Republiken und den Klans. Sie werden uns nichts tun. Sehen wilder aus, als sie eigentlich sind. Mit ihrer Hilfe kommen wir sogar am sichersten durch die Berge. Es sei denn Eure Göttlichkeit hat mal wieder etwas gegen meinen Vorschlag einzuwenden.“
„Ähm naja also, da gibt es vielleicht schon einen winzigen Haken an der Sache.“ antwortete Haruhi erstaunlich kleinlaut, was Kyon erst recht alarmierte.
„Ach spucks schon aus. Was immer es ist, ich werde es überleben. Es kann unmöglich schlimmer sein als hier zu verhungern.“
„Ich glaube mich daran zu erinnern, dass eine meiner Vorfahrinnen vielleicht, rein theoretisch, Zehntausende Nordmarer abschlachten ließ, ihr ohnehin schon trostloses Land in eine noch trostlosere Einöde verwandelte, ihre Burgen schliff und ihre Städte niederbrannte...aber nur rein theoretisch.“
„Großartig.“ stöhnte Kyon genervt auf, dass war ja mal wieder klar gewesen „Gibt es irgendein Volk, mit dem ihr Verrückten noch keinen Streit angefangen habt?“
„Ich glaube nicht. Das Familienmotto der Silberblätter lautet nicht umsonst `wir hassen jeden´ danach leben und handeln wir seit hunderten von Jahren.“ er konnte den vollkommen unbegründeten Stolz, der in Haruhis Stimme mitschwang, nicht ganz verstehen, aber anscheinend war es das höchste Ziel eines Silberblattes sich so viele Feinde wie möglich zu machen, was so einiges erklärte.
„Ja, und habt damit großen Erfolg wie ich sehe.“ erwiderte er murmelnd und ignorierte Haruhis vernichtenden Blick „Warum hat diese Vorfahrin von dir eigentlich in Nordmar gewütet? Also, rein theoretisch natürlich.“
„Es kam damals entlang der Grenze immer wieder zu Überfällen der Nordmarer und kleineren Scharmützeln in den nördlichen Sümpfen von Neidea. Die damalige Matriarchin, Francesca, war des ständigen Kleinkrieges mit unseren Nachbarn überdrüssig und so handelte sie ein vertrauliches Treffen mit dem Anführer der Klans aus. Doch die feigen Bastarde haben sie betrogen und ihre kleine Leibwache wurde hinterhältig abgeschlachtet. Während ihrer Gefangenschaft, wurde sie von den Nordmarern geschändet und gefoltert. Als ihre Ritter sie endlich befreien konnten, schwor sie sich Nordmar in einem Meer aus Blut und Feuer untergehen zu lassen und genau das tat sie dann auch.“
„Wirklich? Ich hätte eher gedacht ihr war einfach nur langweilig.“ das würde zumindest sehr viel besser zu dem passen, was er bisher über die Herrscherinnen von Vanidarien wusste.
„Das ist auch sehr gut möglich, aber ich mag meine Version lieber. So oder so, ich kann mich ihnen nicht zeigen. Sie sind sicher noch immer voller Hass und dazu kommt dass sie stinkende Wilde sind.“
„Dann verraten wir ihnen eben nicht wer du bist. Was ist daran so schwer? Mach doch nicht immer alles schwerer als es ist.“
„Bist du wahnsinnig? Ich bin eine Göttin! Es ist unmöglich das zu übersehen, selbst wenn man so ein zurückgebliebener, stinkender, aufgeblasener Nordmarer ist. Sie werden es herausfinden und mich in ihre windschiefen Burgen schleppen, um mir noch schlimmere Dinge anzutun als damals Francesca. Willst du das etwa? Wenn du jetzt zu ihnen gehst, dann bist du für alles verantwortlich was folgt.“
„Das ist mir alles zu dumm. Ich geh jetzt und frag diese Krieger nach dem Weg. Es gibt keinen Grund zur Panik, du benimmst dich lächerlich.“ Kyon wandte sich von ihr ab und wollte aus ihrem Versteck verschwinden, um diesen Unsinn endlich zu beenden. Die Nordmarer waren inzwischen nicht mehr oder weniger wild als der Rest des Königreiches.
„Warte!“ zischte Haruhi und ihre Finger bohrten sich in einen seinen Oberarm, während sie ihn grob zurückriss „Was ist wenn sie nach uns suchen? Die Nordmarer verehren das Königshaus und inzwischen dürfte selbst den idiotischen Agenten des Vizekönigs aufgefallen sein, dass wir verschwunden sind und unsere königlichen Begleiter auch. Das Feuer in dem Gasthaus wird für einiges Aufsehen gesorgt haben, vor allem mit den paar Dutzend verbrannten Leichen der Soldaten. Es ist gut möglich, dass man Boten an die südlicheren Klans der Nordmarer geschickt hat.“
„Das ist ein Scherz oder? Das ganze ist so weit hergeholt, selbst der idiotischste Geschichtenerzähler in ganz Nurc hätte es sich nicht ausdenken können. Glaubst du wirklich dass...“
„Ich gehe.“ erklang Yukis leise, monotone Stimme hinter ihnen. Kyon und Haruhi sahen sie überrascht an. Sie hatten vollkommen vergessen, dass die Deadlierin noch immer anwesend war.
„Meinetwegen.“ stimmte Haruhi schulterzuckend zu und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Nordmarer, indem sie ab und zu den Kopf aus der Höhle streckte, sie kamen immer näher an ihr unsicheres Versteck und wenn Haruhi so weiter machte, würden sie sie sicher bald entdecken.
„Warte. Bist du dir ganz sicher?“ flüsterte er Yuki zu.
„Ja. Ach ja, und wenn sie angreifen, lauft am besten so schnell ihr könnt weg.“
„Was? Aber wir können dich nicht einfach zurücklassen...Moment, was meinst du mit angreifen?“ er versuchte nicht panisch zu klingen, aber das gelang ihm eher schlecht als recht „Ich dachte die sind harmlos?“
„Nein sind sie nicht, aber ich komme zurecht. Diese Menschen können mich nicht besiegen. Aber Haruhi sollte es nicht sehen. Sie ist leicht erregbar und wenn sie sieht dass Magie wirklich existiert, kann es zu gewissen...Komplikationen kommen. Das Risiko sollten wir nicht eingehen.“ mit diesen Worten stand sie einfach auf und ging auf die Männer zu. Die Nordmarer grunzten sich in ihrer primitiven Sprache etwas zu und deuteten auf das plötzlich auftauchende Mädchen. Plötzlich spannte einer von ihnen seinen Bogen, legte einen Pfeil auf die Sehne und ließ ihn in Richtung Yuki fliegen. Das Geschoss bohrte sich in ihren Oberschenkel, doch sie ging vollkommen gelassen weiter und irgendetwas sagte Kyon, dass es an der Zeit war zu verschwinden, bevor die Nordmarer alle einen äußert seltsamen Tod fanden. Er packte Haruhi an der Schulter, ignorierte ihr wütendes Aufbegehren und zerrte sie hinter sich her, tiefer in den Berg hinein.
…Haruhi hatte kein Wort mehr gesagt, nachdem er ihr mehrfach versicherte dass Yuki in Ordnung war. Sie schien nicht weiter nachfragen zu wollen, woher Kyon das so genau wusste. Vielleicht, dachte Kyon, bewahrt ein gewisser Teil ihres Unterbewusstseins sie davor diese ganzen seltsamen Dinge zu bemerken, immerhin würde es ihre Welt mehr als nur ein bisschen auf den Kopf stellen. Sie folgten dem unbehauenen und anscheinend natürlich entstandenen Gang jetzt seit gefühlt mehreren Stunden. Kyon hatte eigentlich vorgehabt umzukehren, nachdem einige Zeit verstrichen war. Yuki sollte inzwischen mit den Nordmarern fertig sein. Allerdings hatte Haruhi nur einen Blick auf die seltsame Karte geworfen und ab da gab es kein Halten mehr für sie. Anscheinend waren die dem vermeintlichen Silberschatz ganz Nahe. Er hatte bisher noch nie so viel Zeit mit ihr alleine verbracht und sie war erstaunlich umgänglich. Inzwischen jagte sie ihm auch kaum noch Angst ein. Die langen Haare, mit denen sie damals in Benjii aufgetaucht war, standen ihr zwar deutlich besser, aber sie hatte damit eine trotzige Überlegenheit und Unnahbarkeit ausgestrahlt, die vermutlich selbst den König einschüchtern könnte. Mit den schulterlangen Haaren, kam sie ihm irgendwie weniger autoritär und dafür fast schon...süß vor, falls so ein Wort jemals auf Haruhi zutreffen konnte. Anduin hat schon irgendwie recht gehabt, sinnierte Kyon nachdenklich, während er sich dabei ertappte, wie er Haruhi aus den Augenwinkeln immer wieder beim Laufen betrachtete. Sie bewegte sich geschmeidig und trittsicher durch den felsigen Gang. Ihr haftete etwas katzenartiges, elegantes an wenn sie sich schneller bewegte. Ihre ganze Haltung strahlte Stolz und Kraft aus, verglichen damit wirkten die Adelstöchter, die er aus Benjii kannte, wirklich wie gackernde Hühner.
„Kyon?“ riss ihn Haruhis fragende Stimme aus seinen seltsamen Gedanken und er starrte in ihr genervtes, aber gleichzeitig wunderschönes Gesicht, naja so etwas in der Art „Kyon? Ist alles in Ordnung?“
„Ja, klar mit geht’s gut. Ich war nur etwas in Gedanken.“ erwiderte er ausweichend und beeilte sich weiterzugehen.
„Was fällt dir eigentlich ein!“ rief sie und plötzlich war jedes Anzeichen von Niedlichkeit wieder spurlos verschwunden und sie war einfach nur noch eine schrecklich laute Nervensäge „Wir versuchen einen der größten Schätze unserer Zeit zu finden und du verlierst dich in Tagträumereien! Reiß dich etwas zusammen! Wir können uns keine Ablenkung leisten, wenn wir unser Ziel erreichen wollen. Vielleicht schleichen hier noch mehr Nordmarer herum und vergiss nicht das Monster von dem wir gehört haben. Uns kann alles mögliche erwarten, je weiter wir diesem Tunnel folgen und...warum lächelst du so bescheuert?“ fragte Haruhi verwirrt, als sie nichts mit seinem plötzlichen, ziemlich dämlichen Lächeln anzufangen wusste.
„Ach nur so.“ antwortete Kyon noch immer lächelnd, während der daran denken musste dass sie bei den Heißen Quellen alles andere als gefasst und überlegen gewirkt hatte, als er plötzlich vor ihr stand.
„Du hast nicht zufällig an den Zwischenfall bei den Heißen Quellen gedacht, oder?“ fragte sie misstrauisch nach und er konnte sehen wie sie bedrohlich die Fäuste ballte. Kurz fragte Kyon sich, ob er es wohl überleben würde, wenn er mit „Ja natürlich“ antwortete. Letztendlich entschied er sich aber dafür, dass die Wahrheit manchmal etwas überbewertet wurde, vor allem wenn es um das eigene, nackte Überleben ging.
„Nein natürlich nicht, so etwas würde mir nicht einmal im Traum einfallen.“ als Haruhi bereits zu einer zornigen Antwort einsetzte, würgte er sie ab indem er einfach dass Thema wechselte, wahrscheinlich das einzige worin er wirklich gut war „Da hier im Moment sowieso nichts spannendes passiert, möchte ich dich etwas fragen. Ich wollte dass eigentlich schon zu Beginn der Reise erwähnen, aber irgendwie ist immer etwas dazwischengekommen.“ ihr Kopf ruckte zur Seite und sie starrte ihn neugierig an, hoffentlich dachte sie nicht seine Frage hätte mit dem Quellenvorfall zu tun „Es geht um Aleyandra Silberblatt, deine Tante. Sie war vor langer Zeit in den Republiken und ich weiß, dass die Mimir gerne mehr über ihr Schicksal erfahren würden. Was ist aus ihr geworden nachdem sie nach Vanidos zurückkehrte?“
„Was soll auf einmal diese dämliche Frage? Noch dazu in so einem Moment! Uns sind blutrünstige Berserker auf den Fersen, während wir uns auf der bedeutenden Suche nach einem gewaltigen Schatz befinden! Du machst die ganze aufregende Stimmung kaputt mit so einem nutzlosen und unpassenden Thema!“
„Wir könnten auch darüber reden, was für eine dämliche Idee es war überhaupt erst hierherzukommen, aber ich glaube dieses Thema würde dir auch nicht viel besser gefallen.“
„Was geht es dich überhaupt an?“
„Aratarn, hat mir vor unserer Abreise aus Benjii aufgetragen, mehr über ihr Schicksal in Erfahrung zu bringen und ich bitte dich darum mir die Wahrheit zu sagen. Ich selber habe Aleyandra nie kennengelernt, aber viel über sie gehört. Aratarn fühlt sich selbst jetzt noch schuldig, weil er sie nach Vanidarien zurückgebracht hat, anstatt sie zu überreden in den Republiken zu bleiben. Seitdem hat man nichts mehr von ihr gehört, außer Gerüchte und laut diesen Gerüchten, wurde sie von Tegara für ihren angeblichen Verrat hingerichtet. Es würde Aratarn Frieden schenken, zu wissen dass sie in Sicherheit ist und diese Gerüchte nichts weiter sind als Gerüchte.“
„Aratarn Silberblatt, oder meinetwegen auch Mimir...er war nicht so wie ich ihn mir vorgestellt habe.“ murmelte Haruhi, tief in Gedanken versunken „Ich kenne ihn nur aus den Aufzeichnungen meines Onkels, er hat viel über die Republiken geschrieben, aber ich habe zumindest den Teil über Aratarn nie geglaubt. Laut meinem Onkel, sollte er ein wahrer Ritter von edlem und sanftem Gemüt sein, was so gar nicht zu dem eigentlichen Bild passt dass man in meiner Heimat von ihm hat. Er gilt als einer der hinterhältigsten Verräter an der Matriarchin die es jemals gab, fast als eine Art Bestie. Da er anscheinend aber in Ordnung ist und mit seinem Verrat etwas so niedliches wie Mikuru zeugen konnte...könnte ich dir vielleicht sogar auf deine Frage antworten.“
„Also? Ist sie noch am Leben oder nicht? Koizumi hat nichts weiter als ein paar schwammige Andeutungen gemacht, wie immer eigentlich wenn er mal den Mund öffnet. Es fühlt sich wirklich so an, als würde nur selten etwas brauchbares herauskommen wenn man mit ihm spricht.“
„Ich weiß was du meinst.“ sie nickte bestätigend, es war manchmal wirklich schwer aus dem Sohn des Herzogs schlau zu werden, selbst für sie „Meine Mutter hat sie damals, für ihre Verhältnisse, milde behandelt. Aleyandra wurde an irgendeinen Ritter verheiratet, der Besitztümer im Norden des Landes besaß. Der Name seiner Burg war Rubinus, oder so. Soweit ich weiß, hat sie ihr Schicksal halbwegs akzeptiert, zumindest ist nichts von irgendwelchen Fluchtversuchen bekannt. Sie wurde kurz nach ihrer Vermählung mit Zwillingen schwanger und ich glaube man betrachtet sie eher als Reserve, falls mir und meiner Mutter etwas zustoßen sollte.“
„Ist sie noch immer auf dieser der Burg? Weißt du wie es ihr geht?“
„Nein, meine Mutter wollte nie darüber reden. Allerdings kommt es im Norden oft zu Überfällen der Plünderer vom Festland und ich glaube Rubinus wurde ein oder zwei mal geschliffen. Einen der Zwillinge habe ich aber ab und zu von Weitem gesehen, doch ich durfte nie mit ihm sprechen. Er schien für die Brut einer Verräterin ganz in Ordnung zu sein und wurde in Vanidos zum Ritter ausgebildet, viel mehr weiß ich nicht. Sein Name war Haru oder so, seine Schwester habe ich allerdings nie zu Gesicht bekommen. Ich habe die beiden immer irgendwie beneidet.“ Haruhis Stimme wurde immer leiser, bis er sie am Ende kaum noch verstehen konnte. Hatte er sich gerade verhört? Sie war neidisch auf die Kinder einer Verräterin, die in ganz Vanidarien gehasst und verachtet wurde? „Der König und seine Männer wissen nichts von ihrer Existenz, sie können einfach ihr Leben leben, ohne in diese ganzen lächerlichen Intrigen und kleinlichen Spielchen hineingezogen zu werden. Sie mussten nichts von dem wahnsinnigen Bürgerkrieg mitbekommen, sondern hatten eine ruhige Kindheit auf ihrer kleinen, friedlichen Burg. Die Kämpfe konzentrierten sich zum Großteil auf die größeren Städte und während ich wegen dem Wahnsinn meiner Mutter von einem heruntergekommenen Versteck zum nächsten flüchten musste, konnten sie...“
„Du hasst gar nicht den König, sondern die Matriarchin.“ entfuhr es Kyon verblüfft und sie zuckte überrascht zusammen, als seine laute Stimme plötzlich durch den Gang hallte und sie unterbrach.
„Natürlich! Aus verletztem Stolz hat sie einen vollkommen sinnlosen Krieg begonnen! Sie hat meinen Vater in eine Schlacht geschickt, die er unmöglich gewinnen konnte! Sie hat ihn in den Tod geschickt!“ natürlich hatte Kyon sie schon vorher aufgebracht gesehen, aber nicht so. Es war das erste Mal, dass er Haruhi so richtig wütend erlebte, fast so als wären all ihre bisherigen Wutanfälle nur gespielt gewesen „Drei Mal, stellte sie sich gegen den König und zog mit ihren Fanatikern gen Süden. Sie löschte in ihrem Wahn alles aus was sich in ihrem Weg befand. Sie brannte Städte nieder, tötete die Frauen, die Kinder und ließ Salz über ihr ohnehin schon verbranntes Land streuen. Die ganze Zeit über ging sie der königlichen Armee mit ihren wenigen Truppen aus dem Weg und konzentrierte sich auf die kleineren Siedlungen, die sie bis auf den letzten Einwohner ausradierte. Doch jedesmal stellte sie der König letztendlich und besiegte sie in der Schlacht. Dann kam sie geschlagen wie ein geprügelter Hund zurück nach Hause gekrochen. Im Schlepptau die königlichen Soldaten, rasend vor Zorn über ihre abgeschlachteten Familien. Dann begann die Suche. Wir mussten aus der Festung fliehen. Egal wohin wir gingen, überall verfolgten uns die Schreie der Gefolterten. Als Konstantin uns nicht fand, ließ er unser Volk leiden und während wir uns in irgendwelchen Kellern oder Erdlöchern verkrochen, tötete er sie zu Hunderten. Irgendwann fanden sie uns dann und führten uns vor den siegreichen König. Ich war noch ein Kind, als wir eine breite Straße durch dass zerstörte Vanidos entlanggingen. An den Seiten flankierten uns die Toten, gehäutet, verstümmelt und alles nur um uns zu finden. Eine ganze Weile mussten wir gefesselt vor ihm knien und ich werde niemals den Abscheu in seinen Augen vergessen, mit denen er meine Mutter betrachtete. Doch aus irgendeinem Grund...verschonte er uns.“ ungläubig schüttelte Haruhi den Kopf und Kyon fragte sich was er getan hatte damit sie plötzlich so vertraulich mit ihm redete, vielleicht lag es ja an der Sache mit den Quellen, andererseits war sie wie immer unberechenbar mit ihren Launen, vermutlich sprang sie ihm in fünf Minuten an die Kehle „Ich weiß bis heute nicht warum. Wieso hat er das getan? Wir waren seine Todfeinde! Und trotzdem habe ich ihn gehasst, voller Leidenschaft, so wie ich es als zukünftige Matriarchin tun sollte. Erst viel später begriff ich, dass der König nicht von sich aus grausam war. Meine Mutter hatte ihn mit ihren brutalen Aktionen dazu gezwungen. Er musste sie um jeden Preis festsetzen, um weiteres Leid unter seinem Volk zu vermeiden und so gerne ich das auch würde, ich kann ihn dafür nicht mehr hassen. Deswegen muss ich diese Reise machen. Wenn ich nicht in Sicherheit bin, kann meine Mutter keinen Krieg anfangen. Solange die Soldaten des Statthalters bei uns waren, befand ich mich immer in Reichweite ihrer Schwerter und damit war es unmöglich für sie, den König wieder gegen sich aufzubringen.“
„Warum ausgerechnet jetzt?“ fragte Kyon und eine Weile sagte sie gar nichts, sondern ging nur stumm neben ihm her. Als Kyon schon dachte ihre gesprächige Phase wäre endgültig wieder vorbei, fuhr sie plötzlich mit gedämpfter Stimme fort.
„An der Küste, nahe der kleinen Stadt Morganit, wartete ein Schiff auf mich. Es sollte mich nach Süden bringen, zu der angeblich uneinnehmbaren Rebellenfestung von Ceicla, dem Adlerfelsen. Auf der Insel sollte ich in Sicherheit sein, damit meine Mutter in der Zwischenzeit einen neuen Krieg anfangen könnte, ohne Rücksicht auf mich nehmen zu müssen.“ ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte wie ihre Mutter getobt hatte als sie nichts von diesen Plänen wissen wollte „Das konnte ich nicht zulassen, nicht schon wieder. Ich habe versucht, sie zu einer Reise in die Republiken zu überreden, um ihre Pläne zu verzögern und mich vielleicht sogar heimlich abzusetzen. Als sie sich nicht überzeugen ließ, musste ich mir etwas anderes einfallen lassen und es war erstaunlich einfach. Alles was ich tun musste, war dieses Thema vor dem königlichen Statthalter anzusprechen. Sobald er auch nur ein Wort von sich gibt, sieht meine Mutter Rot und ihr Hass vertreibt jeden klaren Gedanken aus ihrem Kopf.
„Aber wir haben keine Wachen mehr bei uns!“ rief Kyon, als ihm plötzlich klar wurde was der verräterische Angriff der Soldaten in Nurc für Auswirkungen hatte „Sie sind alle tot und wir sind damit aus dem Sichtfeld des Königs verschwunden.“ auch wenn es nicht schwer sein dürfte eine so seltsame Gruppe zu finden, fügte er in Gedanken hinzu.
„Ja und seitdem frage ich mich, ob ich mit meinem Plan nicht nur noch mehr Schaden angerichtet habe. Der Angriff der königlichen Soldaten auf mich, hat vermutlich bereits alles zunichte gemacht. Der König muss gedacht haben, ich würde diese Reise nutzen um mich einfach abzusetzen und seinem Einfluss zu entziehen. Ich hoffe Zuhause ist alles in Ordnung. Der Frieden tut meiner Heimat gut, das kann nicht einfach alles wieder zerstört werden.“
„Vielleicht,“ begann Kyon langsam und versuchte es nicht so aussehen zu lassen, als wollte er sie bloß loswerden „vielleicht solltest du dann nach Vanidarien zurückkehren. Das Ziel deiner Reise ist gescheitert, du musst versuchen den Schaden zu begrenzen und wenn du durch die Berge kriechst, wirst du niemals einen Krieg verhindern können. Du...“
„Das weiß ich alles selber!“ fauchte Haruhi ungehalten und mal wieder hatte sie wieder ihre kalte Maske aus Überheblichkeit und Verachtung aufgesetzt „Hör auf mich auf die offensichtlichsten Dinge hinzuweisen. Ich weiß was ich tue.“
Obwohl Kyon das bezweifelte ließ er es dabei bewenden und sparte sich eine Antwort. Schweigend folgten sie dem Gang noch eine ganze Weile und gerade als Kyon etwas sagen wollte, sahen sie vor sich ein helles, geradezu gleißendes Licht am Ende des Tunnels und hielten direkt darauf zu.
2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, VanidosNaroko stieß die Tür auf und musste ihren Enthusiasmus bremsen, um ihm nicht sofort um den Hals zu fallen, als sie ihn neben dem Bett sitzen sah. Sei einer mehr als einer Woche, bekam sie ihn kaum noch zu Gesicht. Trotzdem beruhigte sie sich wieder und ging langsam auf das Bett zu. Darauf lag der Grund für Harus schlechte Laune, Sora. Seit sie bei einem Ausflug in der Stadt zusammengebrochen war, war sie noch nicht wieder aufgewacht. Dabei hatte sie sich in letzter Zeit so gut gefühlt. Zuerst dachte man, sie hätte vielleicht dasselbe erwischt wie Tegara und den Herzog. Terrin war noch am selben Tag ebenfalls zusammengebrochen und sofort tot gewesen, sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Aber es sah nicht so aus als schwebte sie im Moment noch immer in Lebensgefahr.
„Wie geht es ihr heute?“ fragte sie leise, während sie sich neben den deprimierten Silberblatt setzte.
„Besser, denke ich. Sie wird hier deutlich besser versorgt als Zuhause. Erst heute Morgen, ist sogar der Leibarzt des königlichen Statthalters dagewesen um sie sich anzusehen.“ auch wenn er es schaffte sich ein Lächeln abzuringen, konnte sie ihm ansehen dass ihm etwas auf der Seele lastete und er sich dadurch kaum über ihren Besuch freuen konnte.
„Können sie denn mehr für sie tun, als die Heiler die ihr in der Burg euer Familie hattet? Damit meine ich nicht nur jetzt im Moment, sondern dauerhaft natürlich.“ versuchte sie ihm mit einem aufmunternden Lächeln etwas mehr Informationen zu entlocken. Er konnte sehr verschlossen sein, wenn es um den Zustand seiner Schwester ging und normalerweise vermied er dieses Thema, um nicht daran denken zu müssen.
„Nein.“ er verzog dass Gesicht, schon zu oft hatte er von irgendwelchen Wunderheilmitteln gehört um solchen Geschichten noch zu glauben „Unsere Eltern haben damals nicht nur die Heiler auf Rubinus zur Rate gezogen, sondern so ziemlich jeden angeblichen Heilkundigen, der sich für Gold in Bewegung setzen ließ. Es gab nie jemanden der ihr helfen konnte und ich denke nicht, dass es diesmal anders sein wird. Der Arzt des Statthalters, ist als erster ehrlich zu mir gewesen, auch wenn...“
„Was ist? Was hat er gesagt?“ fragte sie beunruhigt, als er nicht weitersprach.
„Auch wenn ich es nicht hören wollte.“ fuhr Haru leise und mit brüchiger Stimme fort „Er hat gesagt, dass man ihre Schmerzen und Leiden mit den richtigen Kräutern und Tränken lindern kann, aber dass sie trotzdem immer schwerer erkranken wird. Ihr Körper scheint nicht in der Lage zu sein sich selbst gegen leichteste Krankheiten zu wehren. Die Heiler können nicht viel für sie tun, außer zuzusehen wie sie von Jahr zu Jahr schwächer wird. Er,“ der Silberblatt brach ab „er gibt ihr vielleicht noch drei oder vier Winter, danach wird sie zu schwach sein um sich noch wehren zu können. Wenn er recht hat dann...“
„Keiner der anderen Heiler hat so etwas jemals behauptet, oder?“ unterbrach Naroko ihn energisch „Was weiß so ein Quacksalber aus dem Süden schon über uns? Sie ist eine Silberblatt. Der Norden hat uns stärker gemacht als die Königlichen und anderen Südlinge, sie wird nicht einfach so an einer Krankheit zugrunde gehen. In euch fließt das Blut der Matriarchinnen, das Blut von Göttern.“
„Wen interessieren schon diese albernen Märchen und Sagen? Wir sind genauso sterblich und verletzlich, wie jeder andere Mensch auch. Ich weiß, dass du mich aufheitern willst, aber dieses lächerliche Gerede von Göttlichkeit hilft niemandem. Es weckt höchstens falsche Hoffnungen.“ seine Antwort fiel schärfer aus als er eigentlich wollte, um ehrlich zu sein hatte er im Moment nicht die geringste Lust mit jemandem zu reden „Es tut mir leid. Ich musste nur daran denken, dass ich mehr Zeit mit ihr hätte verbringen sollen, anstatt Jahre damit zu verschwenden mit dem Schwert herumzufuchteln.“
„Du redest so als wäre sie bereits tot. Du konntest nicht die ganze Zeit auf Rubinus bleiben, du musstest deine Ausbildung zum Ritter abschließen, ansonsten hätte man dich niemals als Burgherr akzeptiert.“
„Ach ja? Und was habe ich in der ganzen Zeit geleistet mit meiner ´Ausbildung`? Ich war hier in Vanidos und habe Knappe gespielt, während sie zusehen musste wie unsere Eltern von diesen Barbaren abgeschlachtet wurden.
„Du warst damals erst dreizehn. Ein Schwert mehr hätte nicht nicht ausgereicht um die Mauern zu halten, selbst wenn der mächtigste Ritter aller Zeiten es geschwungen hätte. Gibt es eigentlich etwas neues über den Tod des Herzogs?“ versuchte Naroko das Thema zu wechseln, leider fiel ihr kein fröhlicheres Thema ein, wohin man gerade auch blickte, überall schien einen der Tod zu verfolgen. Sie hatte einfach kein Talent für so etwas.
„Nein. Es sieht nach einem natürlichen Tod aus, aber ich habe mich auch nicht wirklich damit beschäftigt, wofür ich mich nur noch schlechter fühle.“
„Ich sage das nicht gerne, aber es ist das Beste gewesen. Er hing noch immer zu sehr an Tegara und lebte nur für seine Rache und den Krieg. Mit ihm als Herzog wäre der Frieden nicht von Dauer gewesen.“
„Du hast vermutlich recht, trotzdem habe ich ihm nicht den Tod gewünscht. Er war einer von uns, auch wenn er mich und meine Schwester verachtet hat. Sobald es ihr besser geht, werde ich ihr einige gute Männer für den Titel des Herzogs vorschlagen. Am besten einen meiner Ritter aus Rubinus, jemanden dem sie vertrauen kann. Durch Terrins Tod wird Sora keine Probleme mehr haben sich in ihrer neuen Position zu behaupten und die Ritter an sich zu binden.“
„Es sei denn Tegaras Tochter taucht wieder auf.“ warf Naroko ein, froh ihn zumindest für einen Moment von Soras Zustand abgelenkt zu haben.
„Ja, aber ich hoffe Sora ist klug genug um zu erkennen, dass sie gegen Haruhi nicht gewinnen kann. Wenn Tegaras Tochter noch immer am Leben ist und endlich zurückkommt, werden wir wieder nach Rubinus gehen.“
„Hast du von dem Zwischenfall in der Nähe von Diamantius gehört?“ wechselte sie das Thema mal wieder und diesmal schwangen Unruhe und Nervosität in ihrer Stimme mit, vielleicht sogar eine Spur Panik wie er überrascht feststellte.
„Einer der Ritter hat mich heute früh darüber informiert. Ich hoffe er hat übertrieben, ansonsten wäre diese Geschichte mehr als Grund genug den Krieg weder gen Süden zu tragen und wäre Tegara noch am Leben, hätte sie diesen Umstand auch schon längst ausgenutzt.“
„Denkst du es ist wahr, was die Dorfbewohner behaupten? Sie sagten die Soldaten des Königs wären in das Dorf gekommen um neue Abgaben einzutreiben und fingen dabei einen Streit mit den Bauern an. Weil sie es wagten zu widersprechen, wurden sie aus Rache in einem Wald nahe des Forts zu Tode gefoltert. Ich kann mir das nicht vorstellen, die Soldaten hier sind keine brutalen Veteranen, sondern Jünglinge aus der Hauptstadt, die noch nie Blut gesehen haben.“
„Ich wüsste nicht warum die Königlichen so etwas überhaupt tun sollten. Egal wie man es auch dreht und wendet, es ergibt alles einfach keinen Sinn für mich. Die königliche Garnison hat sich noch nie zuvor an uns vergriffen. Zumindest nicht seit Tegara so ruhig geworden ist und meine Schwester steht auf gutem Fuß mit dem Statthalter, er hat wie gesagt sogar seinen Leibarzt vorbeigeschickt und sich besorgt nach ihrem Zustand erkundigt. Ich schätze, er ist froh endlich einmal mit einer Matriarchin reden zu können, die ihn nicht jeden Moment beim Essen abstechen würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis Tegara ihn in einem ihrer Wutanfälle erschlagen hätte. Aber ist es nicht ein seltsamer Zufall, dass ausgerechnet kurz vor so einem schrecklichen Zwischenfall ein Abgesandter aus dem Süden auftaucht, der uns gegen den König aufhetzen will?“
„Du meinst diesen Naruz Mimir? Er ist unheimlich, schleicht die ganze Zeit durch die Festung und um die anderen Dienerinnen herum. Seine Blicke jagen einem Schauer über den Rücken, furchtbar diese Republikaner.“ das war noch nicht einmal übertrieben, sie fühlte sich wirklich unwohl wenn er in der Nähe war. Unbewusst fuhr sie sich mit der Hand durch die kurzen, schwarzen Haare. Sie hatte von den anderen Dienerinnen gehört, dass er kurze Haare mochte, vielleicht sollte sie ihm lieber aus dem Weg gehen.
„Ja, genau. Er hängt noch immer irgendwo in der Stadt herum und immer wenn sich ihm einer meiner Männer an die Fersen heften soll, verschwindet er spurlos. Ich habe keine Ahnung was er die ganze Zeit macht und dass bereitet mir Sorgen. Wenn er mit diesem Massaker zutun hat, müssen wir vorsichtig sein. Es würde bedeuten dass noch mehr von seiner Sorte in unserem Land umherstreifen und alles daran setzen uns gegen den König aufzubringen.“
„Da kann ich dir vielleicht helfen.“ als er ihr überraschte Blicke zuwarf, lächelte sie spöttisch „Was? Im Gegensatz zu dir schließe ich mich nicht den ganzen Tag hier ein. Alles was er macht ist mit den Dienerinnen zu reden und zu scherzen, das habe ich von ihnen gehört, sie tratschen in letzter Zeit immer mehr über den seltsamen Fremden. Wenn er verschwindet, dann nur weil er sich mit ihnen oder irgendwelchen hübschen Adelstöchtern trifft. Er scheint bisher aber nicht zu versuchen Unfrieden zu säen. Soweit ich weiß ist er ziemlich ruhig und belästigt weder Sora, noch irgendwelche Fanatiker, die für einen Aufstand gegen den König wettern.“
„Wollen wir hoffen dass es dabei bleibt und er wie geplant so schnell wie möglich wieder verschwindet. Bis dahin müssen wir ihn noch fast eine Woche in Vanidos ertragen, ich kann einen Abgesandten der südlichen Fürsten nicht einfach rauswerfen wie einen dahergelaufenen Köter, zumindest nicht ohne die Zustimmung der Matriarchin. Es tut mir leid, aber solange er hier ist, würde ich Sora nur ungern alleine lassen.“
„Ich weiß. Damit habe ich kein Problem, wir haben genug Zeit.“ sie legte den Kopf auf seine Schulter und lehnte sich an ihn „Du würdest sowieso nicht abreisen, solange Sora noch in diesem Zustand ist. Ich kenne dich gut genug, Haru. Du hast dich schon immer viel zu sehr in alles hineingesteigert. Hast du diesen Teil der Festung in den letzten Tagen überhaupt ein einziges mal verlassen?“ fragte sie und drehte den Kopf um ihn fast schon vorwurfsvoll anzusehen.
„Nein und das weißt du ganz genau. Aber vielleicht hast du recht und ich verbringe zu viel Zeit hier. Sie wird nicht schneller aufwachen nur weil ich hier herumsitze.“
„Weiß sie es eigentlich schon?“ fragte Naroko plötzlich unruhig nach und blickte besorgt in Soras Richtung, die schnell ihre halbgeöffneten Augen wieder zusammenkniff, damit man nicht erkennen konnte dass sie schon halbwegs wach war. Auch wenn sie es nicht sah, runzelte Naroko kurz verwirrt die Stirn.
„Ich wollte es ihr an diesem Tag sagen, aber dann hat die Stadtwache sie so gefunden und seitdem war sie noch wieder nicht ansprechbar.“ als er ihren besorgten Blick sah, musste Haru anfangen zu grinsen, manchmal machte sie sich einfach zu viele Sorgen um Kleinigkeiten „Keine Angst. Sie wird es überleben und sich über die Neuigkeiten genauso sehr freuen wie ich, zumindest nach einer Weile.“
„Sie mag mich nicht. In ihren Blicken liegt sogar fast schon so etwas wie Hass, wenn sie jetzt noch erfährt, dass wir uns verlobt haben...“
„Dann wird sie darüber hinwegkommen, es ist ja nicht so dass ich für immer verschwinde.“ er küsste sie sanft und legte den Arm um ihre Schulter „Wir verbringen den Herbst in Achat und noch ehe der Winter einbricht, sind wir wieder hier“
„Bisher sieht es eher so aus, als würdest du sowieso nie wieder diesen Raum verlassen.“ neckte sie ihn lächelnd.
„Keine Angst, sobald sie aufwacht und es ihr wieder gut geht, können wir los.“
„Ich kann warten, aber vielleicht sollte man dir gleich ein Bett ins Zimmer stellen lassen, es kann doch auf Dauer nicht angenehm sein so zu schlafen.“
„Das ist nicht nötig. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt auf dem Boden zu liegen, es ist gar nicht mal so übel. Immerhin liegen hier genug Decken herum und es ist noch immer fast Sommer, ich werde also nicht erfrieren.“
„Wenn du meinst.“ Naroko löste sich von ihm und stand auf „Ich hoffe sie wacht bald wieder auf.“
„Danke.“
...Mitten in der Nacht, schlug Sora blinzelnd die Augen auf. Sie schob die Decke zurück und richtete sich auf. Benebelt sah sie sich in dem Zimmer um und musste anfangen zu Lächeln, als sie sah dass Haru neben dem Bett saß. Er war eingehüllt in mehrere Decken und lehnte an den Bettpfosten, währender schlief. Vorsichtig kroch sie aus dem Bett. Kaum berührten ihre Füße den Boden, gaben sie auch schon unter ihr nach. Das ganze Zimmer begann sich vor ihren Augen zu drehen. Sie fror in ihrem dünnen, schweißgetränkten Nachthemd, obwohl sie gleichzeitig vor Fieber verglühte. Rasch ließ Sora sich ungelenk neben ihn fallen. Sie war vor etwa einem Tag zum ersten mal aufgewacht und traute sich seitdem nicht es sich anmerken zu lassen. Wenn er merkte, dass es ihr schon wieder etwas besser ging, würde er sie nur wieder ignorieren und verlassen. Müde legte sie den Kopf auf seine Schulter und stellte sich vor, dass er jetzt seinen Arm um sie legen würde, genau wie bei Naroko. Sora war kurz davor wieder einzuschlafen, als er plötzlich die Augen aufschlug und sofort aufsprang, als er sah dass sie neben ihm saß. Er verhedderte sich in den Decken und belustigt sah Sora zu wie er fast wieder zu Boden fiel, während er versuchte sich aus den Decken zu befreien.
„Du bist wach! Endlich, ich dachte schon...egal, Hauptsache du bist wach! Was machst du eigentlich da unten, Sora?“ er umfasste eilig ihren Arm und half ihr aufzustehen „Du solltest das Bett noch nicht verlassen, leg dich wieder hin und ruhe dich aus.“
Doch die Matriarchin dachte nicht im Traum daran, sondern ließ sich mit einem, nur fast gespielten, Schwächeanfall in seine Arme fallen. Während er sie verblüfft auffing, vergrub sie ihr Gesicht in seiner Brust und presste sich an ihn.
„Ähm...was?“ hilflos unternahm er halbherzige Versuche sich zu befreien, gab es aber auf, als er bemerkte, dass Sora anfing zu schluchzen und ihr Tränen über die Wangen rannen.
„I-ich dachte, wir würden endlich mehr Zeit miteinander verbringen, sobald wir in Vanidos sind.“ schluchzte sie und ihre Finger krallten sich fast schon schmerzhaft in seine Arme und verhinderten damit jeden Befreiungsversuch des verwirrten Silberblatts „Aber stattdessen ist alles nur schlimmer geworden. Mein Leben lang habe ich mir gewünscht Rubinus mit dir zu verlassen und dann...dann ist es so ein schrecklicher Ort, an dem ich alleine zugrunde gehe.“
„Es tut mir Leid. Ich hätte mich nach unserer Ankunft mehr um dich kümmern sollen.“ er legte die Arme um sie und versuchte sie zu beruhigen, er hatte sie noch nie so aufgelöst erlebt. Plötzlich und ehe er wusste was überhaupt vor sich ging, zog sie ihn zu sich herunter und küsste ihn. Sofort löste er seine Umarmung und stieß sie erschrocken von sich weg. Sora stolperte rückwärts und fiel schwach zu Boden, als sie nicht mehr festgehalten wurde und die Erschöpfung sie wieder fest umklammert hielt. Schockiert starrte er sie an, während sie seinem Blick auswich.
„Wider ich dich wirklich so sehr an?“ fragte sie leise und versuchte die Kraft zu finden um alleine aufzustehen.
„W-was sollte das werden?“
„Sie hast du nicht weggestoßen.“ entgegnete sie flüstern und stemmte sich endlich hoch. Schwankend ging sie wieder ein paar Schritte auf ihn zu. Dieses verdammte Fieber, dachte sie genervt, ohne ihre Krankheit wäre das alles viel einfacher „Ja, ich habe es gehört. Du willst wirklich diese widerliche Frau heiraten? Womit hat sie dich verhext und getäuscht, damit du auch nur an so etwas denken kannst? Sie ist eine Fremde, keine von uns. Vergiss sie. Ich ernenne dich zum Herzog und dann können wir zusammen herrschen, als Paar.“
Haru starrte sie noch immer an als hätte er kein Wort verstanden „Was redest du da? Hat das Fieber sich in deinen Verstand gefressen? Wir sind Geschwister!“
„Na und? Als Matriarchin ist das vollkommen unwichtig, ich kann tun und lassen was ich will. Alles ist besser als dich mit ihr zu sehen. Niemand würde etwas dagegen einwenden oder auch nur schlecht darüber reden. Es gab früher schon Matriarchinnen die ähnliche Dinge taten, es interessiert niemanden hier wen ich auserwähle.“
„Man sieht ja, was dabei alles herausgekommen ist.“ fast wäre er unter ihrem kalten Blick zusammengezuckt. In ihren Augen lag derselbe Ausdruck mit dem Tegara ihre Untergebenen Befehle zugebrüllt hat und ohne zu zögern aus einer Laune heraus Leben beendete „Du bist nur Matriarchin, weil Tegaras Tochter weg ist, wenn sie wieder auftaucht dann...“
„Wenn Haruhi zurückkehrt, wird sie sich einfach damit abfinden müssen, dass ich auf dem Thron sitze. Sie wird irgendeine andere Stellung erhalten, vielleicht handhabe ich es auch so wie Tegara einst mit unserer Mutter und verheirate sie irgendwo aufs Land, wo sie dahinvegetieren kann.“
„Denkst du wirklich, sie wird sich so einfach damit zufriedengeben?“ fuhr er sie an, was war nur auf einmal in sie gefahren?
„Dann töte ich sie halt!“ rief Sora und diese Worte ließen ihn wirklich zusammenzucken „Ich lasse sie von meinen Rittern einfangen und hinrichten! Wen interessiert Tegaras Tochter? Was zählt sind wir, alles andere ist unwichtig.“
„Ich verstehe. Letztendlich bist du also nicht besser als Tegara oder alle anderen Matriarchinnen vor ihr.“ flüsterte er und schüttelte schockiert den Kopf, verbittert sah er sie an, als wäre sie irgendein widerliches Insekt „Genauso voller Brutalität, Egoismus und Wahnsinn. Vielleicht hätte ich wirklich mehr Zeit mit dir verbringen sollen, aber nur um früher herauszufinden wie du wirklich bist. Dann hätte ich gemerkt, dass du als Herrscherin eine noch schlechtere Wahl bist als Tegaras Tochter.“
„Bin ich das, ja?“ der harte Ausdruck in ihrem Gesicht verschwand, so schnell wie er aufgetaucht war und stumme Tränen rannen ihr über die Wangen, während sie ihn hilflos ansah „Ich weiß genau, wie es um mich steht. Habe ich es denn nicht verdient, die paar Jahre die mir bleiben glücklich zu sein? Sie so zu leben wie ich es will?“
Es zerriss ihm das Herz sie so zu sehen, aber dann erinnerte er sich wieder daran wie kalt und berechnend sie noch vor wenigen Augenblicken gewirkt hatte und riss sich zusammen „Es tut mir leid, aber du kannst noch so sehr versuchen mir ein schlechtes Gewissen einzureden, es wird nichts ändern.“
„Wir gehören zusammen! Wir sind Eins. Tief in deinem Herzen weißt du das auch. Niemals könnte sie dich so lieben wie ich. Ich liebe dich. Bitte, du darfst mich nicht verlassen!“
„Ich...“ er sah sie kurz mit verklärten Augen fassungslos an und rang noch immer nach Worten, um Sora zu verdeutlichen wie verrückt sich das alles anhörte was sie von sich gab, doch stattdessen gab er auf und wandte sich zur Tür um „Ich reise morgen ab, nach Achat. Vielleicht komme ich zurück, wenn du wieder normal geworden bist, bis dahin bleibe ich im Osten. Und mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht zwingen zu meiner Hochzeit zu erscheinen.“
…Sora wusste nicht mehr, wie sie den ganzen Weg hinab in die Gewölbe bewältigen konnte. Vor dem Streit mit ihrem Bruder war sie zu schwach gewesen um überhaupt aufzustehen und trotzdem stand sie jetzt in der Halle aus Marmor, gesäumt mit unverzierten Säulen. Dienerinnen wie Leana kümmerten sich darum diesen Ort sauber zu halten und zu beleuchten. Eigentlich eine ziemliche Verschwendung von Zeit und Lampenöl, da dass Heiligtum nur in Kriegszeiten genutzt wurde und ansonsten leer vor sich hingammelte. Zu Beginn eines Krieges, empfing die Matriarchin hier die Segnungen der Priester, vererbbare Posten unter den Silberblättern, die normalerweise absolut nichts zu tun hatten. Ihre einzige Aufgabe bestand darin die Asche des Weißen Baumes zu bewahren und sie in die Farbe für die Kriegsbemalung der Matriarchinnen zu mischen. In früheren Zeiten durften sie auch noch verrückte Fanatiker oder männliche Kinder der Herrscherinnen auf diesem Altar opfern, aber diese Zeiten waren schon lange vorbei und heute ruhten die Opferdolche friedlich in irgendwelchen Vitrinen.
Der Altar indes, war eigentlich nichts weiter als ein rechteckiger Block aus Stahl, den man stellenweise mit einigen silbernen Intarsien verziert hatte. Darauf lagen die größten Schätze von ganz Vanidos, was ein ziemliches Armutszeugnis für die Stadt darstellte. Es waren die traditionellen Waffen der Matriarchinnen. Falls die Göttinnen in den Krieg zogen, dann nur damit, ansonsten trugen sie nur zu Übungszwecken niedere Waffen oder wenn sie aus der Not heraus dazu gezwungen waren sich überraschenderweise zu verteidigen. Sora konnte an ihnen jedenfalls nichts besonderes entdecken, aber sie kannte sich mit solchen Dingen sowieso nicht aus. Zu ihrer Linken lag ein einfaches Beil, mit schlichter und abgenutzt aussehender Klinge und einem kurzen Stil aus hellem, weißem Holz. Dass Kurzschwert, welches direkt daneben ruhte, sprang Sora schon eher ins Auge. Die Klinge war poliert und das Licht der Laternen umspielte den blanken Stahl. Der Griff bestand aus Silber und zeigte damit, dass die Waffe noch aus ihrer altem Heimat weit im Norden stammte. Es war zwar auch alles andere als aufwendig verziert, aber trotzdem bildete es einen starken Kontrast zu dem heruntergekommenen Beil.
Vorsichtig schlossen die Finger ihrer rechten Hand sich um den schlanken Griff des Schwertes. Und sie hob es, ohne einen Funken Ehrfurcht vor der alten Waffe, vom Altar an. Sora ließ ihre Augen langsam über die scharfe Schneide gleiten, das Schwert hatte schon viel zu lange kein Blut mehr gesehen. Es wird auch sicher nicht zum erstenmal Matriarchinnenblut kosten, dachte Sora. Auch in der Vergangenheit, hatte es immer wieder Matriarchinnen gegeben die im Angesicht einer unentrinnbaren Niederlage lieber den einfacheren Ausweg gewählt hatten, anstatt sich ihrer Niederlage und den Konsequenzen zu stellen. Auch sie hatte eine Schlacht verloren, nein nicht nur eine einzige Schlacht, eher gleich den ganzen Krieg. Ein kurzer Schnitt und alles wäre vorbei. Sie müsste keine Schmerzen mehr spüren, müsste nicht mehr ertragen wie ihr Körper langsam und jämmerlich zugrunde ging. Vor allem aber müsste sie ihn nie wieder in den Armen dieser Frau sehen. Er würde diese Entscheidung sicher anfangs nicht verstehen, aber hoffentlich einsehen dass es besser für sie beide war. Noch immer könnte Sora sich selber Ohrfeigen für das was passiert war. Das verdammte Fieber vernebelte ihre Sinne, sie hatte zu viel gesagt, zu viel preisgegeben was eigentlich für immer ein Geheimnis hätte bleiben sollen. Ohne sie, könnte er in Frieden sein Leben leben, ohne dass ihr drohender Schatten auf ihm lastete. Wenn sie es nicht tat, würde sie irgendwann der Versuchung erliegen ihre Ritter auf Naroko anzusetzen, schon jetzt stellte sie sich vor diese widerliche Kreatur in das tiefste Verließ von Vanidos zu werfen und auf Ewig zu vergessen. Doch das würde ihren Bruder zerbrechen.
Sora streckte ihren linken Arm aus und legte die Klinge an die Pulsader. Sie musste nur noch zudrücken, und alles hätte endlich ein Ende. Was für einen Unterschied machte es ob sie langsam dahinvegetierte oder es schnell beendete? Trotzdem zögerte sie noch. Je länger sie das Schwert betrachtete, desto schlechter wurde ihr. Sie wandte ruckartig den Blick ab und heftete ihre Augen auf den Altar. Noch bevor sie ihren Plan wirklich in die Tat umsetzen konnte, geschah etwas, was zumindest für den Augenblick all ihre düsteren Gedanken verdrängte. Der Altar brannte lichterloh! Helles, blaues Feuer hüllte ihn ein und schlug ihr entgegen, doch sie spürte keinerlei Hitze oder Schmerz. Die Flammen umkreisten den Altar und formten die Gestalt eines hochgewachsenen Menschen, der sich auf dem Stahlblock niederließ. Das Wesen aus Feuer besaß kein Gesicht und trotzdem begann es zu sprechen.
„Was hast du vor, meine Tochter? Willst du einfach so das Leben wegwerfen, dass ich dir einst schenkte, als ich deine Seele formte?“ Sora wusste nicht von wo genau die Stimme kam, sie konnte in den, sich ständig bewegenden, Flammen keinen Mund ausmachen und doch erklang die wohltuend, machtvolle Stimme laut und deutlich in ihrem Kopf. Es streckte seinen Arm in ihre Richtung aus. Noch bevor Sora zurückschrecken konnte, berührte die brennende Hand ihr Gesicht und strich ihr sanft über die Wange. Sie stand kurz davor, vor lauter Schreck aufzuschreien, aber der erwartete Schmerz blieb aus, als die hellen Flammenzungen über ihre Haut leckten. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so wohl gefühlt, wie in diesem kurzen Augenblick. Das Fieber entschwand aus ihrem gepeinigten Körper, der Schmerz in ihrem Kopf und ihren Gliedern verflog und zum erstenmal in ihrem Leben konnte sie frei atmen. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Kaum zog das Wesen seine Hand wieder zurück, stürzte alles wieder auf sie ein und drückte sie nieder „Es tut mir leid, meine Tochter. Zu mehr reichte meine Kraft im Moment nicht aus.“
„W-was bist du?“ Sora starrte ihn aus großen Augen an, sämtliche Angst war verschwunden, als sie selber auf die Antwort kaum, so unglaublich und verrückt es sich auch anhörte. Niemals hatte sie an seine Existenz geglaubt, an den Geist von Varos, den Erschaffer der Matriarchinnen und der Beweis dafür, dass all die alten Geschichten und Sagen wahr waren. Sie ließ das Kurzschwert sinken und widerstand geradeso dem Drang vor ihm auf die Knie zu fallen.
„Ja, du liegst richtig, meine Tochter.“ erklang die Stimme wieder und sie bildete sich ein irgendwo in dem blauen Feuer ein freundliches Lächeln ausmachen zu können „Ich bin der Geist des Weißen Baumes, der unter diesen Hallen ruht. Einst reichten meine Wurzeln tief und erstreckten sich über den ganzen Norden. Doch jetzt, sind sie verbrannt, herausgerissen und verstümmelt, genau wie meine Kinder. In alten Tagen, hätte ich niemals zugelassen, dass eine meiner Töchter krank wird oder leidet. Doch meine Macht schwindet und verwelkt, so wie unser Volk.“
„Die Königlichen, sind sie das Problem? Liegt es an ihren Garnisonen? Ich kann den Statthalter bitten einen Teil der Männer abzuziehen und...“
„Nicht nur sie. Auch die Siedler aus dem Süden, die sich wieder immer näher und näher an die Grenzen Vanidariens heranwagen und das Land bevölkern in dem einst meine Kinder lebten. Sie reißen alles heraus was ich in Jahrtausenden erschuf und verdrängen meinen Geist und meine Anhänger. Die Menschen erinnern sich nicht mehr, an diejenigen die sie einst erschufen, an die Göttinnen von Varos, die allmächtigen Matriarchinnen die diese Welt aus dem Nichts formten. Die Menschen müssen wieder glauben, meine Tochter. Die Göttlichkeit der Matriarchinnen muss wieder den Geist aller erfüllen und das Joch des Königs abgeschüttelt werden. Kein weltlichen Herrscher soll über den Göttinnen von Varos stehen, selbst wenn Krieg die einzige Antwort auf die Ignoranz der Südlinge ist.“
„Das...das kann ich nicht.“ sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um einem leibhaftigen Gott zu widersprechen „Ich verstehe nichts vom Kämpfen oder vom Krieg, aber ich weiß dass nichts als Leid daraus erwachsen würde. Wir sind zu wenige um zu siegen und am Ende würde das ganze Land wieder brennen. Unser Volk würde sinnlos sterben und ich wäre nicht besser als Tegara.“ sie biss sich auf die Lippen, als sie daran denken musste, wie ihr Bruder sie mit der früheren Matriarchin verglichen hatte.
„Der Kampf um die Freiheit des Nordens, würde weit im Süden ausgetragen werden und du bist nicht Tegara. Du kannst als Befreierin und gütige Göttin in die Städte der Königlichen einziehen, nicht als blutrünstiges Monster. Unser Volk wird nicht leiden, so viel kann ich dir versprechen. Der Krieg wird nicht in unseren Häusern und auf unseren Feldern stattfinden und es wird keine Niederlage sein. Am Ende, gibt es nur eine Frage die du dir selbst stellen musst. Willst du leben?“
„Ich...“ Sora wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Sie könnte gesund werden, wenn der Geist seine alte Macht zurückerlangte, aber durfte sie nur deswegen einen Krieg anfangen? Sie schluckte ihren Stolz und all ihre Bedenken hinunter, am Ende würde sich das ganze sowieso nur als seltsamer Fiebertraum herausstellen. Wenn sie aufwachte, würde es keine Rolle mehr spielen wie sie sich entscheiden hatte „Wenn Ihr mir versprecht, dass wir gewinnen und kein Leid über meinen Untertanen hereinbricht, dann...dann werde ich den Wunsch des heiligen Geistes erfüllen.“
„Natürlich. Ich werde dir zwei meiner treuesten Diener zur Seite stellen, um dich bei deiner heiligen Aufgabe zu unterstützen. Einen unendlich mächtigen, starken und intelligenten Geist, der all deine Wünsche erfüllen wird und eine übellaunige, zurückgebliebene und ehrlich gesagt ziemlich dumme grünhaarige Frau, sie ist unausstehlich und nervtötend, aber dafür in bestimmten Situationen ausgesprochen nützlich. Sie wird die Heerscharen des Weißen Baumes zum Sieg über die Tyrannei des Südens führen, während er dir dabei hilft Harus Herz im Sturm zu erobern.“ die Stimme verlor jegliche Härte und Macht, die sie ausgestrahlt hatte während es um den Krieg ging, stattdessen klang sie eher besorgter und mitfühlender als alles was sie je in ihrem Leben gehört hatte „Jetzt geh und sorge dich nicht mehr. Ruh dich aus, bis meine Diener eintreffen.“
Und tatsächlich löste sie ihre Augen von den gleißenden Flammen und rannte aus dem Heiligtum, zurück in ihre Gemächer. Nachdem sie verschwunden war, ließ das Flammenwesen sich auf dem Altar nieder und das Feuer erlosch augenblicklich. Zurück blieb eine nicht besonders beeindruckend aussehende schwarze Masse mit rotglühenden Augen. Er stieß einen erschöpften Seufzer aus und fragte sich mal wieder, womit er es verdient hatte in dieser schrecklichen Welt zu sein. Es fiel ihm noch immer schwer hier seine Magie zu wirken. Selbst diese einfachen Illusionen, hatten ihn vollkommen ausgelaugt. Für menschliche Hexer, wie diese Shion war es vermutlich deutlich einfacher auf die Winde des Chaos zuzugreifen, aber bei ihm war es etwas anderes. Diese ganze Welt sträubte sich alleine gegen die Existenz von Dämonen und zerrte seine Macht auf ein Niveau herunter, das sogar noch weit unter dem dieser lästigen grünhaarigen Landplage lag. Immerhin existierte direkt hinter dem Altar ein Warpportal. Unsichtbar für das einfache, menschliche Auge, aber von unschätzbarem Wert für ihn. Ohne wäre er vermutlich nicht einmal zu diesem bisschen Hokuspokus im Stande gewesen. Mit einem weiteren Seufzer, rappelte sich die dämonische Gestalt mühsam auf. Am liebsten würde er sich jetzt einfach wieder in diesen hässlichen Hasen verwandeln und in Soras Armen einschlafen. Sobald die Chaoshexerin erst einmal hier eintraf, würde er sicherlich keine Gelegenheit mehr dazu erhalten. Sie war so furchtbar ungeduldig und für eine Anhängerin Slaaneshs noch dazu schrecklich prüde. Zum Glück hatte sich vor Ablauf seiner zweiwöchigen Frist doch noch eine Gelegenheit ergeben etwas offensiver vorzugehen, ansonsten würde er jetzt in ziemlich großen Problemen stecken. Aber wie auch immer, noch war es ihm nicht vergönnt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, leider musste er sich vorher noch um eine andere Kleinigkeit kümmern. Müde ließ er sich in die Luft steigen und schwebte langsam durch das Heiligtum auf den Ausgang zu. Alles was er jetzt noch erledigen musste, war dieser Naroko etwas Gift zu injizieren, damit sie für eine Weile nicht reisen konnte. Damit lieferte er sich und Shion vielleicht genug Zeit ihre Pläne in die Tat umzusetzen...oder erst einmal Pläne zu schmieden, denn von hier an wusste Vani noch nicht so recht wie es weitergehen sollte.