Prolog: Die Schöpfung
- Kapitel III: Formung einer Welt -
Als erstes landete Amophia auf der zerklüfteten Oberfläche der jungen Welt und sah sich aufmerksam um. Ohne den Schutz einer Atmosphäre gelang es einer ganzen Armee von Meteoriten auf dem Planeten einzuschlagen. Überall waren Krater und die Landschaft war unordentlich, zerrissen und verklüftet. Den größten Schaden hatte jedoch Heridia angerichtet, als sie die junge Felskugel in ihre jetzige Position befördert hatte. Dort wo sie mit ihrem Körper die Welt berührt hatte erstreckte sich nun über hunderte Kilometer ein gewaltiger Canyon. Wie ein gewaltiger Riss zog er sich durch die feste Gesteinskruste und an seinem Grund brodelte kochend heiße Lava. Überall dampfte es, denn der Boden war durch die vielen Einschläge stark erhitzt und die starke Strahlung seines jungen Sterns trug nicht gerade zur Abkühlung bei. Abgelenkt vom Anblick dieser apokalyptischem und zerstörten Welt, bemerkte Amophia nicht wie Heridia ihr nun folgte. Jedoch war auch diese von dem Panorama abgelenkt und krachte so mit voller Wucht in ihre in der Luft schwebende Schwester. Praktisch sofort entstand ein dichtes Knäuel aus Gliedmaßen aus dem sich beide gleichzeitig befreien wollten. Dies führte jedoch nur zu weiteren Verstrickungen und ließ die Schwestern wie Steine vom glutroten Himmel fallen. Zum Glück für den Planeten hatten sich inzwischen beide in ihrer Größe angepasst, so dass kein zweiter Canyon entstand, sondern nur ein großer Einschlagkrater. Einige Zeit rangen die beiden Miteinander und ihre Schwänze peitschten aus dem Krater heraus, wodurch weitere Löcher in der Kruste aufrissen. Dann gelang es Heridia sich zu lösen und in den Himmel zu entkommen, wo sie nun vorwurfsvoll auf ihre Schwester blickte und zu dieser meinte: "Pass doch auf!"
Amophia machte sich nicht die Mühe eine Antwort zu geben, ehe sie sich zu ihrer Schwester gesellte. Neben ihr schwebend stellte sie dann nüchtern fest: "Welt beschädigt. Anpassungen für Leben notwendig." Ohne ein weiteres Wort konzentrierte sich Amophia kurz und stießt dann einen gewaltigen Schrei aus, dunkel und voller wilder Drohungen und Energie. Wie eine Welle reiner Dunkelheit fegte der Schrei über die Welt, löschte Feuer aus und bedeckte die von den Meteoriten gerissenen Wunden mit einer dicken Schicht tiefschwarzer Erde. Wie eine Hülle legte sich der Schrei und dessen Nachhall um den Planeten und dehnte sich immer weiter aus. Je größer diese Kuppel wurde, desto höher wurde der Ton, bis er schließlich unhörbar war, ohne jedoch vollständig zu verklingen. Innerhalb des Bereichs der vom Schrei abgeriegelt wurde bebte und vibrierte alles vor überschüssiger Energie, die sich schließlich mit den eingeschlossenen Dämpfen verband. Die meisten Gase wurden einfach zerrissen und vernichtet, weil sie die ungeheure Menge an Macht nicht vertragen konnten, doch einige nahmen diese auch auf und begannen sich unkontrolliert zu reproduzieren, bis sie schließlich alles innerhalb der Klangkuppel ausfüllten, die sie vom luftleeren Raum des Alls trennten. Die sich enorm schnell ausbreitende Atmosphäre drängte die restlichen Dämpfe, die zwar nicht zerrissen wurden, jedoch ihre Ladung und Struktur nur Mühsam aufrecht halten konnten immer weiter zusammen, bis diese schließlich in einem unendlich scheinendem Regen explodierten. Wasser stürzte überall vom himmel auf die lose Erde und trieb gewaltige Schlammmassen vor sich her, die restliche Unebenheiten ausmerzten, ehe sie in die tiefe Schlucht stürzten und diese teilweise auffüllten. Doch nicht alles wurde fort getrieben, viel bliebt auch wie von einer unsichtbaren Macht gehalten liegen und wurde nur überspült, andere Überreste des Bombardements waren geschützt und blieben offen. Doch immer mehr Wasser fiel und dort wo es nicht mehr von der Erde aufgenommen werden konnte bildeten sich schließlich gewaltige Ozeane und Seen. Die größten Seen waren der Schauplatz des Absturzes der beiden Schwestern, der größte Fluss war die ehemalige Schlucht, die sich über hunderte Kilometer über den langsam entstehenden Kontinent erstreckte. Rund um diese gewaltige Landmasse, die aus immer weiter steigenden Wassermassen herausragte, erhoben sich rasch nur noch sehr viel kleinere Gebiete. Als der Regen schließlich nachließ war ein Großteil des Planeten von Wasser bedeckt, mit Ausnahme eines gewaltigen, zentralem Kontinents, vor dessen Westküste tausende größerer und kleinerer Inseln lagen.
"Anpassung abgeschlossen. Planet für Besiedelung bereit." "Ui, sehr schön! Ich weiß wie das geht, pass auf, ich kann das wirklich! Schau doch nicht so skeptisch! Wirklich, also, so... eins, zwei, drei!" Heridia schwang sich im Süden des Kontinents weit in die Luft und entfaltete sich zu ihrer vollen aktuellen Größe. Ihre Flügel öffneten sich und die Sonne ließ ihre Silhouette leuchten. Dann, ohne Vorwarnung verwandelte sich der feste Körper aus Fleisch und Blut zurück, wurde wieder der Wirbel reinen Lichts. Wie aus einem unendlichem Reservat ergoss sich dessen Energie nun über den Süden des Kontinents, drang in die fruchtbare Mutter Erde ein und brachte Leben in tausend Formen und Farben hervor. Immer farbenprächtigere Formen und Farben entstanden. Pflanzen und Tiere, sogar intelligente Wesen entstanden in einem einzigen Augenblick in millionen unterschiedlichen Formen. Doch Heridia übertrieb es. Immer mehr Energie floss und die gewaltigen Mengen an Leben, Licht und Wärme laugten das Land aus. Das Leben erreichte seine höchste Blüte, ohne diese bewusst zu erleben und begann zusammen mit dem land wie eine Blüte in der Sonne zu verwelken. Alles Wasser, alle Mineralien wurden aus dem Süden des Kontinents gezogen. Das Klima wurde rauer, die Landschaft eintöniger, Pflanzen und Tiere starben, die Muttererde wurde matt und leblos, bleichte aus und verwandelte sich schließlich in Sand. Während die Atmosphäre, die ja aus dem Element Dunkelheit hervorgegangen war, langsam ausdünnte und die gefährlichen Strahlen der Sonne immer weniger aufhalten konnte, die nun noch mehr Wärme und Energie in dieses Gebiet warfen. Ebenso schnell wie er dicht besiedelt war starb der Süden nun wieder aus. Knochen und Überreste der Lebensformen trockneten aus und zerfielen zu Sand, bis jede Spur davon verschwunden war. Als der Energiestrom aber weiterhin nicht abriss, begann die Wüste auszugreifen und in alle Richtungen zu wachsen.
Als nun auch der Rest des fruchtbaren Nordens bedroht wurde, schritt Amophia ein. Weit im Norden des Kontinents hatte sie die Tat ihrer Schwester verfolgt, nun musste sie einschreiten. Endlose Schwärze brach sich ihren Weg durch die Hülle Amophias und auch sie verwandelte sich wieder in einen Wirbel. Reine Dunkelheit verharrte über dem Norden und griff mit spitzen Spiralarmen hinunter in die Erde, die sich, als hätte sie einen natürlichen Widerwillen, sofort nach Süden flüchtete. Die tief im Gebein der Erde ruhende Energie wurde angezapft und begann auf die schwarze Kugel zuzueilen, die sie aufsaugte wie ein Schwarzes Loch. Doch so einfach wollte der Planet seine Essenz nicht hergeben und so erhoben sich, dem Energiestrom folgen gewaltige Gesteinsmassen und fuhren, im versuch die Energie zu halten in den Himmel. Gewaltige Gebirge entstanden an Orten wo ursprüngliche gewaltige Mengen macht geruht hatten, an anderen Stellen entstanden nur kleinere Hügel. Durch die Nähe zu einer unendlichen Quelle der Finsternis verdichtete sich im norden die Atmosphäre nun noch weiter und ließ immer weniger Licht und Energie durch, es wurde dunkler. Doch Amophias Plan ging auf. Bemüht ein natürliches Gleichgewicht zu halten begann der Planet selber seinen Energiehaushalte auszugleichen. Überschüssige Energie aus dem Gestein des Südens wanderte nach Norden. Dadurch sickerte die von Heridia ausgestrahlte Macht nun wieder in das vorher übersättigte Gestein und das Wachstum der Wüste wurde langsamer, bis es schließlich ganz zum stehen kam. Ein Kreislauf entstand und weder die Gebirge des Nordens, noch die Wüste des Südens wuchs weiter, bis Heridia schließlich wie aus einer Art Bewusstlosigkeit aufwachte und wieder eine fleischliche Gestalt annahm. Amophia, die die ganze zeit die Kontrolle über sich selbst hatte, stellte daraufhin auch ihre Bemühungen ein und verwandelte sich ebenfalls wieder in die geflügelte Echse zurück.
"Ups", stellte Heridia unschuldig fest, während ihr Blick über das scheinbar endlose Sandmeer unter ihren Füßen glitt, in dem sich inzwischen leichte Dünen bildeten. Dann kicherte sie niedlich und sah zu ihrer Schwester, um unbedarft festzustellen: "Das hätte auch schiefgehen können. Aber dafür bist du ja da große Schwester. Also. Nachdem das ja nun nicht so gut lief, wie machen wir es?" Amophia kam nun langsam zu ihr geflogen, wobei sie nun auch ihre Flügel nutzen konnte, da sie ja endlich in einer Atmosphäre waren. Auf dem Weg schien sie nachzudenken, wobei sie das Geschehen praktisch sofort abhakte und ihrer Schwester keinen Vorwurf machte. Bei dieser angekommen, begann sie direkt zu sprechen: "Zu schnell. Langsamer vorgehen. Erster Schritt. Pflanzen" Nach dieser Feststellung begann Amophia auch direkt mit der Arbeit und ließ die Krallen ihrer Füße leicht klackern, während sie sich auf die fruchtbare Erde unter sich konzentrierte, beziehungsweise deren Reste die sich zwischen den schnell zufrierenden Gebirgen im Norden und der Wüste im Süden gesammelt hatten. Praktisch sofort begann dort unten Gras zu sprießen, das sich rasch ausbreitete und schließlich die gesamten Mittellande bedeckte.
"Fertig" "Was? Das ist ein Scherz oder? Laaangweillig. Schau mal, alles sieht gleich aus. Das ist doch öde!", beschwerte sich die inzwischen auf dem Rücken durch die Luft treibende Heridia, die den Kopf in einem unmöglichen Winkel nach hinten gelegt hatte um das Werk ihrer Schwester zu begutachten. Mit einem leichten Puster verscheuchte sie eine kleine Wolke die in ihren Weg trieb, dreht sich dann um und blickte hinunter auf die weite Grasebene. Diesmal konzentrierte die jüngere der Beiden sich stark und stellte sich genau vor was sie schaffen wollte. Gerade als auch sie mit ihren Klauen klackern wollte, trieb sie in eine weitere Wolke und musste über das Gefühl kichern, das sich dadurch einstellte. Ihre Konzentration verrann und als sie trotz besseren Wissens aus Ungeduld dann doch klackerte begannen unten Bäume zu sprießen, in allen Größen, Farben und Formen. Zuerst erschien es als wäre das Wachstum kontrolliert, kleinere Wälder bildeten sich, vor allem im Osten des Kontinents. Als jedoch immer mehr dieser Wälder zusammenwuchsen, wurde klar das Heridia die Kontrolle wieder verloren hatte. Ehe Amophia wieder eingreifen konnte, war ein gewaltiges Waldgebiet entstanden und sogar im Norden waren einige Berge vollständig mit Bäumen bedeckt. "Ups", meinte Heridia unbekümmert, wobei sich eine Art unschuldiges Lächeln auf ihre Schnauze legte und ihre brennenden Augen blinzelten, als könnte sie keiner Fliege etwas zuleide tun. Amophia blickte ihre Schwester kalt an, sagte jedoch nichts. Sie hatte eine Vorstellung was diese ursprünglich vorgehabt hatte und ließ ihre Klauen kurz klackern, worauf sich Gebüsche und zusätzliche Arten von Gräsern entwickelten und das Bild nun endgültig auflockerten. Damit rief sie bei Heridia totale Begeisterung hervor, die sie direkt vor Freude in der Luft überschlug. Unglücklicherweise geriet dabei wieder ihr Schwanz ins Blickfeld und eine neue Jagd auf diesen begann. Diesmal jedoch war Heridia cleverer, zumindest dachte sie das, als sie ihre fleischliche Form einfach streckte und erneut ihre Zähne in ihrem Schwanz versenkte. Erneut durchfuhr sie Schmerz und schimpfend ließ sie los. Schluchzend suchte sie diesmal Zuflucht an der Flanke ihrer Schwester und kuschelte sich in der Luft an diese, während Blutstropfen von ihrem Schwanz auf die Erde fielen. Wo sie auftrafen entstanden Meere. Blumenmeere. Wie Farbtupfer entfalteten sie sich binnen Sekunden und breiteten sich weit aus, ohne dabei jedoch andere Arten zu verdrängen. Dabei schillerten sie in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Selbst in der Wüste entstand Leben dort wo die Blutstropfen aufschlugen. Wasser begann dort zu sprudeln, Gras und Bäume entstanden. Sand wandelte sich zu fruchtbarer Erde zurück. Zufrieden nickte Amophia. Diese Welt war lebensfreundlich. Eine gewaltige Nebelbank hatte sich inzwischen im Westen aufgebaut. Ausgelöst wurde sie durch gewaltige Vulkane, welche sich unter der Meeresoberfläche gebildet hatten. Sie waren durch die enormen Spannungen entstanden die die Welt aushalten musste, als ein extremes Energieungleichgewicht hatte ausgeglichen werden müssen. Und so übersah Amophia die tausenden kleinen Inseln aus fruchtbarer Erde vorerst.