Und so werde nun ich, Cynnon, Sohn des Cynneus, die Aufgabe haben, die Chronik fortzuführen. Tagsüber wurde ich auf dem Übungsplatz gedrillt, denn ich wollte unbedingt am zu erwartenden Feldzug gegen die Griechen teilnehmen. Hierfür wurde mit einer neuen Armeezusammensetzung experimentiert, nämlich mit verbesserten Speerträgern, Dorytai Apollonioi, sowie Pferden. Als Doryte Apollonios war es extrem schwer, im vollen Lauf in voller Rüstung nicht seinen Speer zu verlieren! Soweit ich sehen konnte, funktionierte auch die Ausbildung der Pferde nicht so recht. Rannten die Pferde in Richtung einer geschlossenen Kampfformation, brachen sie zur Seite aus und blieben einfach stehen, mehrfach segelten die Reiter über die Köpfe ihrer Gegner davon...So sehr die Ausbilder auch versuchten, diese Probleme in den Griff zu bekommen, es gelang ihnen nur ungemein schleppend, so daß unser Abmarsch wohl durchaus noch ein wenig auf sich warten lassen würde.
Abends informierte mich Cynneus über die neuesten Ereignisse. So erfuhr ich von ihm, daß die Lydier irgendwie schon wieder eine Lücke genutzt hatten und Pessinos erobern konnten.
Diese Nachricht war natürlich höchst lästig, extrem unwillkommen, allerdings keineswegs überraschend. Viel schlimmer war jedoch die Information, daß die Thebaner nun Myrina belagerten und uns somit offiziell den Krieg erklärt hatten.
Paris marschierte in der Zwischenzeit von Gazara nach Südwesten gen Mazaka. Auf dem Weg dorthin wurde er von Kalbum gestellt, den er jedoch problemlos schlagen konnte. Kalbum konnte jedoch in die Stadt entkommen, so daß sich beide noch einmal auf dem Schlachtfeld begegnen mußten.
Kalbum hatte nur halb so viele Soldaten und konnte sich von seinen Fähigkeiten nicht mit Paris messen. So gewann Paris seine letzte Schlacht. Wenige Tage später starb Paris, den die Aleshier den Eroberer nannten - bezog sich das auf Städte oder Frauen? - in Mazaka. Hektor, Cynnor, Paris...sie alle starben innerhalb eines Jahres. In tiefer Trauer veranstalteten wir die Leichenspiele für die drei Männer, die in ganz unterschiedlicher Art und Weise am Trojanischen Großreich gestrickt hatten. Vielleicht war es kein Zufall, daß wir ausgerechnet jetzt Kunde von der Vernichtung der Thessaler erhielten.
Nachfolger als General dieser Armee wurde Rhesos, der sich südwestlich nach Lystra begeben sollte, um endlich ein Ende mit den Lydiern zu machen. Erstaunlicherweise gelang es ihm ohne größere Probleme, die vereinigte lydische Armee unter Nimrud und Tmolos aufzureiben. Nimrud konnte sich von der Stadt absetzen, Tmolos jedoch starb unter den Mauern. Die verbliebenen Reste der lydischen Garnison waren unserer Armee dann nicht mehr gewachsen.
Orpheos hatte in der Zwischenzeit in Gewaltmärschen Hattusha verlassen, war durch das Gebirge an Nenassah vorbei westwärts gen Pessinos gezogen und tauchte nun zum Entsetzen der Lydier, und ihres Königs Molonis, vor Pessinos auf.
Unsere Männer wußten nur zu genau, worum es in dieser Schlacht ging: Konnte Pessinos zurückerobert werden, verfügten die Lydier - nach unserer Eroberung von Lystra, die chronologisch kurz nachher erfolgte - über lediglich eine einzige Stadt, nämlich Ikonion. Von Lystra aus konnte Ikonion jedoch innerhalb innerhalb kürzester Zeit erreicht werden, es wäre also selbstmörderisch, sollten die Lydier noch Expeditionen starten wollen.
Der Kampf um Pessinos selbst war mörderisch, aber wie so häufig entschied unsere Überzahl.