[Morrowind-AAR] Vermächtnis

Die AAR der anderen Art...

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[Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 24. August 2013 18:26

Prolog


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„A Redoran's duty is first to the Tribunal Temple, second to the Great House Redoran, and third to one's family and clan.“



Am Ende der ersten Ära wurde Turala Morano, die Geliebte des Herzogs von Mournhold und Königs von Morrowind Hlaalu Brindisi Dorom, voller Schmach und schwanger aus der Stadt verbannt. Ihre hoher Vater aus dem Fürstenhaus Redoran selbst brannte ihr das Zeichen der Verbannung auf ihre zarte Hand ein, gebrandmarkt für den Rest ihres Lebens als Ausgestoßene. Seine Pflicht galt zuerst seinem Fürstenhaus Redoran und danach seiner Familie, eine Lüge hätte die Schwangere vor ihrem Schicksal gerettet, aber das der Vater aus dem Haus Hlaalu stammte besiegelte ihr Schicksal. Als sie vor den schwarzen Toren der Stadt stand und auf die winterliche Ebene blickte, ahnte noch niemand welche Rolle sie in der Geschichte Tamriels noch spielen würde. Die verbannte Tochter aus dem Fürstenhaus Redoran empfing ihre Tochter nach wochenlangen Marsch ohne ein Gesicht zu erblicken durch die Hilfe eines Ayleid, eines Waldelfs, hinter der Grenze von Morrowind und Cyrodil. Zum Dank und Andenken an ihren Retter bei der Empfängnis nannte sie ihr Kind Bosriel, Herz des Waldes. Die Freudentränen über die Geburt des Kindes aber würden nicht ewig währen, ebenso wie seine verstoßene Mutter würde auch Bosriel eine gewichtige Rolle in der Zukunft Tamriels spielen, eine tragische Rolle. Eher zufällig wurden Turala und ihre Tochter für kurze Zeit Begleiter des Cassyr Funkler eines ehemaligen bretonischen Spionen, welcher nicht sehr erfolgreich für die Gottheit des Tribunals Vivec in dem 80 jährigen Krieg zwischen Morrowind und dem Kaiser Reman III. Spionierte.

Es war eine Jagdgesellschaft der Orks, welche Turala in die Hände eines runzligen Weibes mit feuerroten Haar trieb. Mynista Skeffington war die Anführerin des Skeffington-Zirkels eines berühmt berüchtigten Zirkels von Hexen, welche auf dem Gut des alten Barbyns lebten und wirkten. Die ehemalige Adlige aus dem Hause Redoran wurde Teil der Skeffington Familie und ihre Tochter bekam ein ruhiges Heim. Schon nach einem Monat und einem Tag war sie in der Lage einen Deadroth zu beschwören. Die reptilartige Kreatur, welche wie ein Mann auf zwei Hinterbeinen stand konnten nicht mal die fortgeschrittenen der Hexen nach jahrelanger Übung ohne Gefahr beschwören. Fünf Monate lebten Bosriel und Turala behütet von ihrer neuen Familie auf dem alten Gut, dann ritt Turala mit zwei Begleiterinnen in die Stadt um einige Edelsteine für ihre Hexerei zu besorgen, der Abschiedskuss ihres Kindes sollte der letzte Kuss für die liebende Mutter werden. Auf dem Rückweg zum Zirkel trafen sie wieder auf Cassyr, welcher sie vorher verlassen hatte. Durch sein Versagen bei der Spionage vor der Schlacht von Ald Marak war sein Leben ruiniert, seine stümperhafte Geheimdienstarbeit kostete ihn seinen Ruf und er wurde noch ausgelacht, nur noch verspottet. Rache trieb ihm zum Zirkel der Hexen. Sotha Sil, ein weiterer Gott des Tribunals und großer Hexenmeister hatte mit den sieben mächtigsten Deadra Fürsten verhandelt, sie konnten nur noch von Hexen und mächtigen Zaubermeistern gerufen werden.

Wieder spielte Cassyr ein Zufall in die Hände, ein grausiger Zufall kam ihm für seine Rache grade recht. Schon von weitem konnte die kleine Reisegruppe schwarzen Rauch über dem Gut aufsteigen sehen, sofort trieben sie ihre Tiere zu Höchstleistungen an. Verzweiflung und Verwirrung konnte man auf dem Gesicht von Turala erkennen, ihre offenen Haare wurde vom Wind gepackt und flatterten durch die Geschwindigkeit des Ritts. Sie kam als erst am ehemaligen Heim ihrer Familie an, das Gut war abgebrannt und die toten Körper ihrer Schwestern lagen verstreut und fürchterlich entstellt auf dem Boden. „Bosriel!“ Ihre Stimme hallte über den stillen Kampfplatz, aber sie erhielt keine Antwort. Niemals sollte sie ihr Kind wiedersehen. Cassyr erkannte sofort den Angreifer, Orks hatten das Gut überfallen. „Ich lege einen Eid ab, dass ich die mächtigsten Flammen des Reichs des Vergessens beschwören werde! Was haben sie mit meinem Kind gemacht?“ Ruhig stieg der Bretone von seinem Pferd ab und ohne verräterischen Zeichen begann er zu sprechen. „Dies ist das Werk von Attentätern, die im Auftrag des Herzogs von Gramfeste handeln. Ich erkenne die Waffen wieder.“ Turalas Augen begannen zu leuchten, grausame Kälte hatte sich in ihre Augen gefressen und mit einem Wink holte sie ihre Schwestern zu sich. Dem Spion war seine Lüge geglückt, nun würden die Hexen beginnen einen Deadra zu beschwören um Morrowind zu vernichten.

Die drei übrigen Hexen bildeten eine Kreis, mitten in der Szenerie des Kampfes. Der Boden war schwarz von dem Flammen des Gutes, überall lagen ihre Schwestern mit offenen Augen voller Entsetzten und einem stillen Fluch auf den Lippen. Mit aufrechten Oberkörper knieten sich die drei Hexen hin, in ihrer Mitte begann ein Feuer zu lodern. Vor einem Moment strahlte noch die Sonne über diesen Teil Cyrodils, doch schon im nächsten Moment schien dich die Lichtung um das Gut herum zu verdunkeln. Tiere suchten das Weite und jedes Leben schien zu flüchten, mit Genugtuung in den Augen wand sich auch der Lügner ab und suchte so schnell wie es geht das weite. Mit glühenden Blick begann Turala leise, beinahe zischend, eine Formel zu rezitieren. Ihre Augen dabei stur auf die Flamme gerichtet. Sie streckte ihre Hände aus und beide Schwestern legten ihre Hände in Turalas und fielen in die Rezitation mit ein. Mit jedem Wort aus dem Mund der drei Hexen schien die Dunkelheit zuzunehmen, nur die Flamme in ihrer Mitte strahlte Licht aus, kaltes Licht. Turalas Schatten wuchs in der Flamme immer weiter an, eine der Hexen stoppte in der Rezitation und blickte ängstlich auf den Schatten ihrer begabten Schwester. Verzweifelt versuchte sie den Griff ihrer Hand zu lösen, doch schon im nächsten Moment wich das Leben aus den anderen beiden Schwestern. Doch ihre Körper verharrten noch immer aufrecht kniend in dem Kreis und ihre Lippen schienen die Rezitation leicht geöffnet zu vollenden.

Der riesige Schatten füllte nun die ganze Fläche des ehemaligen Gutes aus und schien das Licht zu fressen, die kleine Flamme nahm an Intensität immer weiter zu und die Bewegung der Flamme ließ den Schatten sich wie von selbst bewegen, als ob er lebendig wäre und nicht an die Beschwörerin gebunden. Die Rezitation wurde flehentlich, nur noch ein paar Sekunden begannen mit diesem Schauspiel. Dann erstarb die Flamme und die Dunkelheit zog sich wieder zurück, die Körper der anderen beiden Hexen brachen nun leblos zusammen und auch Turala selbst sackte erschöpft in sich zusammen, ein Deadra hatte ihr Flehen erhört. Rache, wenn auch aus falschen Motiven, hatte ihr die Kraft gegeben ihr Flehen zu verstärken, das Leben ihrer Schwestern war eine Opfergabe gewesen um den Deadra milde zu stimmen. Noch am selben Tag zog über Mournhold ein roter Nebel, Blitze zuckten über der Stadt und der Herzog schickte zum Tribunal nach Hilfe. Am fünfte Tag verwandelte sich der Haupthof des Schlosses in Mournhold zu einem Meer aus Flammen. Geflügelte, fledermausartige Wesen trieben die Menschen aus ihren Häusern. Mehrunes Dagon lächelte beim Anblick des zerfallenden Schlosses. Der Herzog lag in Einzelteile zerteilt in den Trümmern seines Schlosses, nach einer erbarmungslosen wochenlangen Schlacht besiegten die lebenden Götter des Tribunals den Prinzen aus dem Reich des Vergessens. Das Zweite Zeitalter, das Zeitalter des Chaos, hatte begonnen.
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 24. August 2013 18:27

I. Rückkehr einer Familie


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„Wenn Ihr im Schlaf redet, dann sprecht Ihr zu mir. Wenn Ihr schweißgebadet erwacht, habt Ihr gerade mein Haus verlassen. Ich lebe in Euren Träumen. “



Zwielichtes Licht warf der Mond auf die Erde, Nebel strömte über eine unbekannten Region. Schwarze Gesteinsbrocken lagen auf dem Boden und der Boden war grau vor Asche, wie über allem zu thronen schien der Mond am Himmel. Eine sanfte Stimme sprach bei diesen verzerrten Bildern versprach Schutz. Mit rasenden Herzen wachte Aleria auf, ihr schmaler Körper zitterte in Erinnerung an den Traum von eben. War es überhaupt wirklich ein Traum? Bevor sie darüber nachdenken konnte wurde sie von einem Mitgefangen angesprochen, Jiub war genauso wie sie in Cyrodiil verhaftet worden, wofür wusste sie nicht. Er schien ihren Traum bemerkt zu haben. „Nicht mal ein Sturm konnte dich aufwecken, du bewegst deinen Mund im Schlaf. Wir müssten jetzt gleich an unserem Ziel anlegen.“ Sie waren mit einer Kutsche zu einem Hafen gebracht worden, von dort aus wurden sie mit anderen Gefangen auf ein Schiff verfrachtet und nach Morrowind gebracht. Die Gefangenen waren alle ausnahmslos Dunmer, warum wie aber dort hin gebracht wurden wusste niemand von ihnen. Man sah deutlich den Unterschied zwischen den magisch begabten und den einfachen Kriminellen, die magisch begabten hatte leuchtende Fesseln angelegt bekommen. Auch um die schmerzenden Handgelenkt von Aleria waren leuchteten ihre Fesseln, am Anfang hatte sie noch probierte sich zu wehren, mehrmals hatte sich versucht ihren Wärter in Brand zu stecken, aber nie die Konzentration dafür aufgebracht.

Auf dem Schiff hatte sie es dann aufgegeben, Jiub hatte ihr dann mitgeteilt, dass ihre Fesseln magisch waren und dadurch das Zaubern verhinderten. Mit einem Fluch auf den Lippen hatte die Dunmerin sich dann in eine Ecke des Schiffes gesetzt und während der ganzen Reise kein Wort mehr gesprochen, jedenfalls nicht bei wachen Zustand. Schon nach dem ersten Tag begann es fürchterlich im Bauch des Schiffes zu stinken, die Wachen ließen sich nur selten blicken und an ihrem angewiderten Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass der Geruch für sie wahrscheinlich noch schlimmer war. Aleria setzte sich eben auf, als Schlafplatz diente nur eine Decke und ansonsten die harten Dielen des Schiffes, als die Luke zum Deck des Schiffes geöffnet wurde und eine vor sich hin murmelnde Wache den Teil der Gefangenen betrat. „Verflucht, jetzt habe ich gegen diesen Skoomasüchtigen verloren und muss die Gefangen holen, sowas passiert aber auch nur mir.“ Ohne lange zu überlegen griff die Wache grob die neben der Luke sitzende Aleria und zog sich am Arm auf das Deck des Schiffes. Ihre leuchtend roten Augen kniff sie zusammen, als sie die Treppe zur Luke erklomm und das erste Mal seit langen wieder Tageslicht sah. Sofort an der frischen Luft sog sie die Luft gierig ein, die Wache schubste sie unsanft in Richtung eines Stegs, wo eine weitere Wache wartete. Hasserfüllt blickte die Gefangene auf den Wärter zurück, am liebsten hätte sie ihn sofort angegriffen.

Ihre Fesseln leuchteten leicht auf und die Wache zeigte nur ein spöttisches Grinsen auf ihrem Gesicht. Erst nach dieser kleinen Episode nutzte Aleria die Gelegenheit und ließ ihre Blick über den Steg und die Landschaft gleiten. Zu ihrer linken konnte sie einen Leuchtturm sehen, die Gegend kam ihr überhaupt nicht bekannt vor. Auch die Fauna und Flora war ihr vollkommen unbekannt, sie hatte trotz ihrer Herkunft noch nie Morrowind betreten. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben und ihren Vater hatte sie nie kennengelernt, über das Land ihrer Vorväter wusste sie also nur aus Büchern und Erzählungen. Sie fühlte auch keine Verbundenheit mit dem Land, langsam bewegte sich Aleria über den Steg. Eine weitere Wache nahm sie dort in Empfang, zog aber schnell die Hand zurück als er ihren Blick sah. Als ihr erster Fuß den Boden von Morrowind berührte blieb Aleria wie von Geisterhand stehen, ihr Herz begann wieder zu pochen. Sie würde übermannt von einem unnatürlich Groll, einer tausendjährigen Wut welche im Inneren ihrer Familie immer versteckt gewesen war. Keuchend von den Gefühlen übermannt ging sie beinahe in die Knie, konnte sich aber noch auf den wackligen Beinen halten. Erst als die Wache ungeduldig wurde und ihren Arm packen und ziehen wollte, fing sie sich wieder. Sofort traf ein ärgerlicher Blick die Wache und immer noch nicht ganz auf der Höhe setzte sie ihren Weg fort.

Unmissverständlich zeigte die Wache auf eine Tür, der kleine Hof hatte nur diesen Ausgang. Von innen aus würde die Wache von einer weiteren Wache in kaiserlicher Uniform geöffnet. In dem Raum ohne Fenster, welcher durch Kerzen hell erleuchtet war, standen außer der Wache noch ein kaiserlicher Beamter und ein Schreiber. Einen kaiserlichen Beamten erkannte man sofort, dieser hatte eine Halbglatze und seine Haare waren schon ergraut. Sein Blick glitt eben noch über ein Stück Papier, welches er dann dem Schreiber reichte.„Du bist Aleria?“ Mit offener Verachtung im Blick sprach der Beamte sie an und der Schreiber begann das Protokoll zu führen, auf seine Antwort bekam der Mann nur einen Blick der Dunmerin mit ebensoviel Verachtung und einem leichten angedeuteten Nicken. „Angeklagt und verurteilt wegen eines Opferrituals, ich würde euch nicht mehr auf freien Fuß lassen, höchstens eure Köpfe würden rollen. Aber der Kaiser wollte gegenüber dem König von Morrowind eine Geste der Gnade zeigen.“ Wieder machte Alerias Herz einen Aussetzer und die Verachtung wich aus ihrem Gesicht, verblüffte blickte sie den Magistraten an. Sie sollte freigelassen werden? Ein garstiges Lächeln voller Genugtuung zog sich von einer Wange zur anderen. Ihr Meisterin hielt auch jetzt noch ihre schützende Hand über ihre Anhängerin. Ihr Werk würde sie in dem Land ihrer Vorväter in ihrem Namen weiterführen.

Sofort änderte sich die Stimmung des Magistraten, die Freilassung schien ihn wirklich zu verärgern. Schnell und tonlos begann er die abzufragenen Daten herauszupressen. „Geborene am 10. Tag der Sonnenhöhe?“ Ein wissendes Lächeln tat sich auf dem Gesicht der Deadra Anhängerin auf, sie war an dem Tag der Anrufung ihrer Herrin geboren. Schon seit ihrer Geburt schien ihr ein Pfad bestimmt worden zu sein, als Antwort erhielt der Beamte wieder nur ein knappes Nicken und der Schreiber notierte alles fleißig. Als letztes holte der Magistrat dann einen kleinen Beutel aus seiner Truhe, lächelnd kippte er die Draken aus dem Beutel und beließ nur zwei Münzen in diesem. Dann drückte er den so gut wie leeren Beutel und die Papiere Aleria in die Hand. Diese betrachtete seine Handlung nur kühl und blickte starr auf ihn, die paar Draken waren die Freiheit wert. Die Fesseln klickten wie automatisch, als sich die Papiere in der Hand der Dunkelelfin befanden. Die zweite Tür in dem Raum öffnete sich und Aleria betrat ihre Freiheit. Wieder blendete sie die Sonne hoch am Himmel über Morrowind, genießerisch schloss sie die Augen und rieb sich dann die schmerzenden Handgelenke, dabei fuhr sie mit ihren Fingern über das Mal, welches sie schon seit ihrer Geburt an der linken Hand unter dem Daumen trug. Es hatte auf der Schiffsfahrt angefangen zu pulsieren und erschien in dem Sonnenlicht Morrowinds irgendwie rötlicher als sonst.
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 25. August 2013 15:38

II. Der erste Tag


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„A dark castle one moment, a den of ravening beasts the next, a moonlit swamp, a coffin where she was buried alive.“



Einen Moment verharrte Aleria in dieser Position und fuhr sich über das Mal an ihrer Hand, dann öffneten sich ihre Augen wieder und sie blickte sich um. Nur eine kleine Ansammlung von Gebäuden stellte die Stadt dar, wo sie freigelassen wurde. Kaiserliche, Altmer und eine Dunmerin eilten durch die Straßen. Bis auf die Wachen schien sie niemand wirklich zu beachten, das einzig interessante für sie an dieser Stadt war ein Schild mit der Aufschrift „Arielles Handelshaus“. Nachdem sie nichts interessantes außer dem Handelshaus gesehen hatte, machte sie sich langsam dahin auf. Von dem Büro des Magistraten aus waren es kaum mehr als 10 Meter zu dem Handelshaus. Eine kleine Treppe führte zu einem Holzweg hoch, welcher einen Bogen um das Haus machte. Der Eingang war hinten am Haus ausgewiesen, eben als sie um die Ecke gehen wollte vernahm Aleria deutlich zwei Stimmen, welche sich vor der Tür des Handelshauses stritten und das nicht eben leise. „Du Sohn eines kopflosen Klippenläufers, wo ist der Rest der Beute von gestern Abend?“ Eine andere Stimme antwortete stotternd und mit deutlicher Panik auf die wahrscheinlich an ihn gerichtete Frage. Auf das Gesicht der Dunkelelfin schlich sich ein kleines Lächeln. „Wir wurden verfolgt, ich musst die Beute in einen hohlen Baumstumpf am Leuchtturm werfen, ansonsten wären wir erwischt worden.“ Darauf folgte ein klatschender Laut, als wenn jemand einer anderen Person auf den Hinterkopf schlägt.

Die Herrin lobend beeilte sich Aleria in ihrer verdreckten Robe vom Holzweg zu kommen, eben war sie die Treppe wieder hinabgestiegen und hinter einer Hausecke verschwunden, als die beiden Diebe ihre offensichtlich nicht so hellen Köpfe um die Ecke steckten. Die Diebe schienen das Diebesgut nicht bei Tageslicht holen zu wollen, der Leuchtturm lag in westlicher Richtung und die beiden Helden machten sich auf den Weg in nördliche Richtung. Die Gelegenheit wollte Aleria natürlich nutzen, selbst irgendwelche Gegenstände zu stehlen war unter ihrer Würde, aber die Situation erforderten besondere Maßnahmen redete sie sich ein. Sie kannte niemanden im ganzen Land, ein Rückweg nach Cyrodiil war aufgrund fehlender Mittel auch nicht möglich, jedenfalls nicht auf die herkömmliche Art. Solch dummdreisten Diebe zu bestehlen war also eine gute Möglichkeit wenigstens ein paar Draken zu erhalten. Auf dem Weg zum Leuchtturm gewöhnte sich ihre Augen auch langsam wieder an die Sonne, sie schlenderte wie der Kaiser persönlich durch die engen Gassen. Ihr Weg führte sie ein kleines Stück aus der Stadt, vorbei an einem offensichtlichen Armenviertel mit billigen Katen aus Holz. Dabei fiel ihr auf, dass sie nicht mal eine Unterkunft für die Nacht hatte. Ihr Blick ging sofort zur Sonne, erleichtert stellte sie fest noch genug Zeit zu haben um eine Unterkunft zu suchen. Schon nach wenigen Minuten Fußmarsch erreicht sie ohne große Vorkommnisse den Leuchtturm.

Direkt neben dem Eingang sah sie sofort den hohlen Baumstamm, allerdings war dieser höher als erwartet und für die nicht sehr akrobatische oder athletische zierliche Frau alles andere als einfach zu erreichen. Einen Moment überlegte sie den Baum einfach durch eine Berührung ihrer Hände in Brand zu setzten und so an die Beute zu kommen, aber diesen Gedanken legte sie schnell wieder ab, zu aufwändig, zu auffällig und vielleicht die Beute zerstörend. Auch das Umrunden des Baumstammes brachte keine weitere Erkenntnis, nachdem sie sich ein weiteres mal vergewisserte unbeobachtet zu sein legte Aleria ihre kleinen Hände an die oberste Kante des hohlen Stammes. Nach der Gefangenschaft wollten ihre Arme sie im ersten Moment einfach nicht hochziehen und sie hing dort einen Augenblick, dann schnaubte sie wütend und zog sich mit einem Kraftakt über den Rand des Baumstammes, sofort sank ihr Oberkörper in den leeren Baumstamm, ihre Beine hingen nach draußen. In ihrer alten Heimat war sie Priesterin ihrer Herrin gewesen und nun? Nun hing sie kopfüber in einem leeren Baum. Wenigstes sah sie die Beute im Baumstamm, einige Draken lagen dort verstreut und Silbergeschirr, jetzt werde ich auch noch zur Krämerin waren die ersten Gedanken der Dunkelelfin. Mit einem Seufzen auf den Lippen probierte sie sich erstmal die Draken zu angeln. Da spürte sie einen durchdringenden Blick auf ihrem Rücken oder besser etwas unterhalb des Rückens.

Sofort hörte ihr Zappeln auf und die magische Energie sammelte sich, ihre Gedanken kreisten schon um eine Flamme, als sie dann eine belustigte Stimme hinter sich vernahm. „Kann ich Euch aus eurer misslichen Lage befreien?“ Es war keiner der beiden Diebe, soviel konnte sie an der Stimme vernehmen. Immer noch spürte sie den Blick auf sich lasten, höhnisch antwortete sie dem Unbekannten. „Mir geht es prima, niemand muss mich befreien. Scher dich fort!“ Anscheinend reichte diese Antwort dem Unbekannten, murmelnd setzte er seinen Weg in den Leuchtturm fort. Erst als sich Aleria sicher war nun unbeobachtete zu sein holte sie die Draken und den Rest der Beute mühsam aus dem Baumstumpf. Ihre schon angegriffene Robe schien jetzt noch mehr gelitten zu haben, überall war Moos und der am Leuchtturm allgegenwärtige Schlamm klebte an ihrer Kleidung. Skeptisch betrachtete sie ihre Beute, ein bisschen Silbergeschirr und 30 Draken hatte sie gefunden. Insgesamt war ihr Fund vielleicht 200 Draken wert, es war einfach zum Weinen. So würde sie kaum wieder zu Geld kommen um eine vernünftige Ausrüstung zu erhalten, wenn es hier bloß in der Nähe einen Schrein ihrer Herrin geben würde, aber das war nichts wonach man einfach die erst beste Wache fragte und sofort eine Antwort erhielt. Nachdem sie ihre magere Beute verstaut hatte, klopfte Aleria sich mit beiden Händen den Dreck ihrer Robe so gut es ging ab. Zufrieden sah sie dennoch nicht aus.

Auf dem Rückweg stand ihr Entschluss fest, sie würde sobald wie mögliche eine Rückkehr auf einem besonderen Weg wagen. Es gab keinen Grund in diesem Loch zu bleiben, ihr Kult würde schon auf sie warten und die nächste Anrufung ihrer Herrin stand kurz bevor, ihr Geburtstag stand kurz bevor. Nach der kurzen Episode am Leuchtturm kehrte sie um einige Draken reicher zu Arielles Handelshaus zurück, wieder nutzte sie den Holzweg aus Planken und bog um die Ecke. Von dort aus konnte man auf die armen Katen am Rande der Stadt blicken, Elend und Dreck sprangen einem sofort ins Gesicht. Ohne sich um das Bild des Viertels zu kümmern betrat Aleria in ihrer immer noch verdreckten Aufmachung das Handelshaus. Das erste was sie erblickte war ein hochgewachsener Altmer hinter einer Theke, welche sie zwar verwundert, aber nicht unfreundliche anschaute. Zur ihrer Linken stand ein Tisch mit allerlei Waren drauf und von einer Etage über dem Verkaufsraum konnte sie laute Gespräche und Gelächter hören, das Handelshaus schien auch eine Taverne zu sein. Im Hintergrund prasselte ein Kaminfeuer und verströmte eine wohlige Wärme im ganzen Haus. Freundlich begrüßte der Altmer hinter der Verkaufstheke seine Kundin. „Seid gegrüßt, wie kann ich helfen?“ Leichte Skepsis konnte man aus der Stimme des Altmers hören, bei einer solchen Kundin auch kaum verwunderlich, Aleria holte die paar Silberteller aus ihrer Robe und legte sie auf die Theke.

„Ich habe einiges zu verkaufen, wie hoch würdet ihr den Wert schätzen?“ Mit der rechten Hand zeigte sie auf dem Haufen von Teller auf der Theke, der Hochelf nahm jeden davon nacheinander in die Hand und prüfte die Verarbeitung, sowie ob es sich um echtes Silber handelte. Nachdem der letzte Teller auch durch die Hände des Krämers gegangen war blickte er Aleria direkt an „Eine gute Qualität hat eure Ware, aber sie weist Beschädigungen auf.“. Kein Wunder, wenn irgendein Idiot sie in den Baumstumpf geworfen hatte, dachte sich die Kultistin und wartete ab wie der Preis ausfallen würde. „Ich kann Euch dafür 120 Draken geben.“ Die Hexe verzog ihr Gesicht, viel weniger als sie erwartete hatte. Im Verhandeln war sie noch nie eine Könnerin gewesen, das Spiel des Feilschen beherrschte sie kaum. Eine Strähne ihres feuerroten Haares fiel ihr in das Gesicht, mit einer schnellen Handbewegung strich sie ihr Haar wieder zurück. Während sie sprach deutete sie auf einen Trankmischerbeutel und einen Eisendolch auf dem Tisch links neben der Theke. „110 Draken und ihr gebt mir den Dolch und den Beutel.“ Der Altmer schnalzte mit seiner Zunge, schien aber nun interessierte und der prüfende Blick ging nochmal über die verschmutzte Robe seiner Kundin. Wider ihres Erwartens ging der Besitzer des Handelshauses nicht auf ihre Offerte ein, stattdessen fragte er sie etwas. „Ihr seid eine Trankmischerin?“ Ein kurzes verächtliches Schnauben ließ sich von Alieras Seite aus hören.

„Trankmischerin? Ich bin eine Meisterin der Alchemie.“ Einen Moment stoppte sie und verkniff sich die Frage ob sie den aussah wie eine dahergelaufene Panscherin, was sie in diesem Augenblick wohl tat. Dennoch kannte ihr Hochmut auf diesem Gebiet keine Grenzen, sie war sich ganz sicher die beste lebende Alchemisten auf ganz Nirn zu sein. Diese Fähigkeit gepaart mit dem heiligen Wissen ihrer Herrin würden sie wieder zurückbringen. Die Überzeugung der Frau vor ihm schien den Altmer zu belustigen, mit einem abschätzenden Lächeln auf dem Gesicht fuhr er fort.„Das trifft sich gut Meisterin.“ Für Alerias Geschmack war bei der besonderen Betonung des Wortes Meisterin deutlich zu viel Spott in der Stimme des Altmers, doch unterdrückte sie ihren Ärger, nur ihre Augen blitzten einen Moment kurz auf. „Ich brauche jemanden der mir Pilze sammelt, 5 leuchtende Russula und 5 Häckselblatt brauch ich für Tränke.“ Sofort verstand Aleria das Ansinnen des Händlers, sie sollte für ihn Tränke herstellen, mit denen man kurze Zeit unter Wasser atmen konnte. Sie wurden für ungeheure Summen verkauft, die Schwierigkeit lag nicht an ihren Zutaten, sondern an der Zubereitung selber. Man musste Wasser aus einem stehenden Gewässer nehmen und es genau im richtigen Augenblick aus der Hitze eines Feuers nehmen, verpasste man den Moment nur um ein Zwinker, so konnte der Trank den Tod bringen.

Aleria schnalzte kurz mit der Zunge, sollte der Altmer auf einen Trankmischer vertrauen der nichts konnte, so würden seine Kunden ersticken. „Wasseratmung also, natürlich kann ich das für Euch erledigen. Dafür bekomme ich jetzt 120 Draken, den Dolch und den Trankmischerbeutel. Sobald ich Euch die Zutaten gebracht habe erhalte ich weitere 100 Draken und diese Robe, dafür braue ich Euch die Tränke auch.“ Nachdenklich legte Arielle die Hand an sein Kinn, nach einiger Zeit kam keine Zustimmung, sondern ein Gegenangebot. „80 Draken und die Robe, außerdem probiert Ihr die Tränke vorher.“ Genervt von dem ganzen Handeln schlug Aleria in die dargebotene Hand ein, schnell wechselten der Beutel, der Dolch und die Draken den Besitzer. Mit einem zufriedenen Grinsen verließ Aleria das Handelshaus, hinter ihr konnte man auch den Besitzer grinsen sehen. Beide dachten ein gutes Geschäft gemacht zu haben, aber nur der erfahrene Händler hatte ein wirklich gutes Geschäft gemacht. Von dem Holzweg vor der Tür des Handelshauses aus ließ Aleria ihren Blick über den nahe gelegenen Sumpf schweifen. Wahrscheinlich würde sie die Zutaten in der Nähe des Weges finden, so schwierig kann das schon nicht sein. Schnellen Schrittes ging sie über eine kleine Brücke und stand schon am äußersten Rand der Siedlung, ein Wegweiser zeigte in zwei verschiedene Richtungen zu Städten von denen sie noch nie gehört hatte.

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Diesen Hinweis ignorierend ging sie zügig einfach weiter aus der Stadt hinaus, schon bald hatten sie die Bäume ganz eingeschlossenen und nur ein kleiner Weg führte durch den Sumpf, nur wenig Licht kam durch die geschlossene Decke der Bäume und ließ es dunkler als noch in der Stadt erscheinen. Nordseite der Tremor-Eiche murmelte Aleria und schaute sich um, eben als sie den Weg verlassen wollte hörte sie einen Schrei. Sofort begann sie sich zu konzentrieren und ihre Hände erhitzten sich, der Schrei schien sich zu nähern. Vom Himmel aus, schnell richtete sie ihren Blick nach oben in Erwartung eines Angriffes. Aber durch die geschlossene Decke der Baumkronen krachte nur ein Bosmer, ein Waldelf, schreiend krachte er gegen den ersten Ast und konnte sich beinahe festhalten, sein Griff löste sich dennoch und mit einem gut vernehmbaren Knacken seines Rückens landete der Bosmer auf dem harten Boden des Weges. Vollkommen verwunderte blieb Aleria erst einen Moment stehen ohne sich zu regen, der Bosmer gab keinen Laut mehr von sich. Noch immer lies ihre Konzentration nicht nach, langsam ging sie auf den Elf der eben durch die Baumdecke gekracht war zu. Immer bereit einen möglichen Angriff abzuwehren. Aber es kam kein weiterer Schrei, kein Angriff und niemand flog mehr aus unerklärlichen Gründen vom Himmel. Ihr erster Gedanken war sofort ein fehlgeschlagener Versuch eines Levitationstrankes, in einer der Hände umklammerte der Elf eine Schriftrolle versehen mit Zeichen.

Ohne ihre Augen von dem toten Körper des Elfen zu lassen, löste Aleria die Schriftrolle aus seiner Hand und steckte sie in ihre Tasche. Dieses Rätsel galt es später noch zu lösen, ohne jegliche Skrupel durchsuchte sie dann die Taschen des Bosmers und fand sowohl ein Tagebuch, als auch ein Schwert. Als sie das Schwert in die Hand nahm, wurde sie sofort von der magischen Wirkung der Klinge erfüllt. Sie spürte die Hitze des Schwertes und sein Verlangen etwas in Brand zu setzten, sie war noch nie gut mit einer langen Klinge gewesen, aber das Schwert würde im Kampf sicherlich hilfreicher sein, als der kleine Dolch an ihrer Seite. Es würde sie nicht stören, wenn jetzt weitere Bosmer mit verschiedener Ausrüstung vom Himmel fallen würden. Der Zauberer muss ein Narr oder lebensmüde gewesen sein, ansonsten hätte er den Zauber nie ohne Hilfe ausprobiert, auch nicht auf Papier gebannt. Erst jetzt lies ihre Konzentration nach und die Wärme wich aus ihren Händen, das Schwert band sie sich unter der Robe und setzte ihren Weg dann fort. Das Unterholz war dicht und das vorankommen war nicht einfach, aber sie wusste wo sie zu suchen hatte. Die Häckselblätter hatte sie schon einige Meter abseits des Pfades gefunden, die Tremor-Eiche aber brauchte viel Wasser und würde tiefer in dem Sumpf stecken. Andauernd versank sie im Morast, es war kräfteraubend sich immer wieder zu befreien.

Aber nach einiger Zeit fand sie endlich einen passende Baum, knieftief im Wasser begann sie vorsichtig den Pilz an einer kaum sichtbaren Linie von dem Stamm zu trennen. Der Schnitt durfte nicht zu hoch oder zu niedrig angesetzt werden. Während sie sich auf den Schnitt konzentrierte, spürte sie plötzlich einen Schmerz an ihrer Seite. Sofort verrutschte der Dolch und zerstörte somit einen der Pilze, eine braune Flüssigkeit verätzte den Baum an der Stelle wo der Schnitt falsch angesetzt war. Sofort drehte sich Aleria um, immer noch mit dem Messer in der Hand. Ein Schlachterfisch hatte sich in ihrer Seite verbissen, seine kleinen Zähnen hatten sich in das Fleisch gebohrt und der Fisch schien seine Beute nicht mehr hergeben zu wollen. Sofort fing die freie Hand der Hexe an sich zu erwärmen, der Trick bei einem Feuerzauber war es nicht sein Gespür für das Feuer auzuschalten, sondern die Furcht vor dem Feuer zu unterdrücken, dann tat es einem selber nichts, dass hatte sie schon früh gelernt. Die Wärme der Hände entfuhr sich in einem Strahl, der Schlachterfisch hatte noch immer sein Opfer nicht losgelassen. Dampf trat an der Stelle auf wo der kleine Strahl ins Wasser traf, der Schlachterfisch lies schlaff von seiner Beute ab und versank auf dem sumpfigen Boden des Gewässers. Mit einem Fluch auf den Lippen begann Aleria wieder mit Schmerzen und deutlichen Bissspuren an der Seite den Pilz vom Baum zu trennen. Die Arbeit ging nur langsam voran, als sie das Dorf dessen Name sie immer noch nicht kannte erreichte, versank die Sonne schon am Horizont.

In unendliche Ferne schien der große Feuerball am Himmel einfach im Meer zu versinken, seine rötlichen Strahlen färbten das Wasser und verliehen dem ganzen Sumpf einen rötlichen Glanz. Beeindruckt von dem Schauspiel der untergehenden Sonne betrat Aleria wieder das Handelshaus, ihre Robe war nun vollkommen verdreckt und nicht mehr zu gebrauchen. Aber sie hatte die erforderlichen Zutaten für den Händler, dieser begrüßte sie mit einem wissen Lachen. „Probleme mit einem Schlachterfisch gehabt?“ Mit einem langen Armen deutete er auf die Bissspuren an der Robe und erhielt sofort eine kühle Antwort. „Ich habe alles was Ihr braucht, wo kann ich die Tränke brauen?“ Der Altmer Arielle deutete auf eine komplizierte Apperatur hinter der Theke des Handelshauses, mit einer verächtlichen Handebewegung lehnte Aleria diese ab. Die Magiergilde hatte die Alchemie zur Wissenschaft erhoben, sie probierten die Magie der Zutaten mit Hilfe von Apperaten und komplizierten Formel zu binden. Aber die Alchemie war so alt wie die Magie selber, ihre volle Wirkung entfaltete sie nur bei besonderen Ritualen. Nur wenige beherrschten nur noch die reine Alchemie, die Alchemie der Hexen und Diener der Daedra Fürsten. Im Traum hatte die Herrin selbst das Wissen der Rituale in ihre treue Dienerin weitergegeben. Das hatte sie noch in Cyodriil berühmt für ihr Können gemacht, nun würde es auch hier helfen.

Aleria ging auf den Ofen zu, sie legte ihr neues Schwert an ihre Seite und erntete dabei einen verwunderten Blick des Händlers. Die Zutaten legte sie in einem Kreis vor sich, in der Mitte zwei Scheite aus Tremor-Eiche. Aus der ersten Etage konnte man immer noch den Betrieb der Taverne vernehmen, Gelächter und laute Gesprächen drangen störend an das Ohr der Hexe. „Schließt die Tür, dann geht oder schweigt.“ Der Altmer wollte seine Ware nicht alleine mit der Unbekannten in dem Raum lassen, daher schloss er die Tür und lehnte sich dann an diese, aufmerksam betrachtete er was die Hexe tat. Diese nahm ein Scheit der besonderen Eiche und warf sie in das loderne Feuer des Kamins, dabei fing sie flüsternd an Worte in einer dem Altmer fremden Sprache zu rezitieren. Der Kamin der eben noch Wärme und Geborgenheit spendete verlor diese Eigenschaft in dem Augenblick, als das Feuer mit den Worten von Aleria gefüttert wurde. Die Taverne konnte man nicht mehr vernehmen, trotz der geschlossenen Türen und Fenster schien ein Windzug vom Kamin auszugehen. Die Fackeln warfen tänzelnde Schatten an die Wand, dem Altmer lief es eiskalt dem Rücken runter, seine Augen blickten wie gebannt auf Aleria und den Karmin. Die Worte wurden immer eindringlicher und das Feuer veränderte sich immer weiter, es verlor seinen rötlichen Ton und erschien schwarz. Die Augen des Altmer wurden immer größer, seine anfängliche Skepsis wandelte sich langsam in Panik.

Aleria spürte die Verbindung mit dem Feuer, es wusste genau was es nun zu tun hatte. Ein kleiner Kupferkessel stand über dem Kaminfeuer, eine Zutat nach der anderen warf Aleria nun in den Kessel. Als sie den letzten Pilz zu dem Gemisch gab nahm das klare Wasser eine braune Farbe an, es brodelte und zischte. Das Flüstern der Hexe hatte sich verstärkt, eindringlich wie eine Mutter die ihrem Kind etwas beibrachte, sprach sie mit dem Feuer. Erstarrt blickte Ariel aus das Schauspiel. So schnell wie es begonnen hatte, wurde die Situation aber auch wieder normal. An einem Henkel nahm Aleria den Kessel vom Feuer und stellte ihn vor sich auf dem Boden. Das Feuer nahm wieder seine normale Farbe an und strahlte wieder Wärme aus, der Windzug schien zu verschwinden und das Licht kehrte wieder in die Stube ein. Mit dem noch dampfenden Gebräu in einer Hand stand die Hexe wieder auf, mit Genugtuung im Blick stellte sie fest, dass der Besitzer des Handelshauses sie nun anderes betrachtete. Seine Augen waren ängstliche geworden, seine Hände verkrampften sich an der Griff der Tür zur ersten Etage und die goldene Farbe seiner Haut schien vollkommen gewichen zu sein. „Ihr betreibt eine Taverne?“ Fragte Aleria unbekümmert und deutete nach oben, jetzt konnte man wieder die gedämpften Geräusche der Taverne hören. Der Altmer lies die Türklinke los und stütze sich wieder auf einer Theke ab, mehr als ein schwaches Nicken bekam er nicht mehr raus.

„Ich werde heute bei Euch nächtigen, meine Draken hole ich dann morgen ab.“ Mit einem belustigten Lächeln auf dem Gesicht drückte Aleria die Klinke der Tür und Leben schien wieder in die Stube zu gelangen, wieder Gelächter von oben. Schnell befestigte sie ihr Schwert wieder unter ihrer Robe und nahm sich dann die neue Robe von der Auslage des Händler, ohne dass dieser sich beschwerte. Sie hielt ihren Zeigefinger kurz vor den zum grausamen Lächeln verzogenen Mund und betrat dann die Schenke. Ihre Erscheinung wurde erst skeptisch betrachtet, aber dass bemerkte sie gar nicht mehr. Ohne auf die Leute zu achten betrat sie ihr kleines Zimmer, bestehend aus einem kleinen Tisch, einer Kerze und einem Bett. Müde von den Anstrengungen ihres ersten Tages in Freiheit legte sie die gefundene Schriftrolle auf dem Tisch mit der Kerze. Im schwachen Schein der Lichtquelle schaffte sie es aber nicht die Rolle zu entziffern, es war kein üblicher Spruch wie ein Gewitter, eine Beschwörung oder eine Veränderung auf dem Blatt gebannt. Es war etwas vollkommen neues, etwas das sie noch nie gesehen hatte. Erst als draußen der Morgen schon graute, löschte Aleria die Kerze und legte sich in das ziemlich unbequeme Bett. Der Traum, der Schlaf war das Reich ihrer Herrin, sie hatte heute gezeigt, dass sie Aleria nicht würde im Stich lassen. In Erwartung eines aufschlussreichen Traumes schlief die Hexe in ihrer alten Robe sofort ein, es sollte kein geruhsamer Schlaf werden.
„For Sale:
Baby shoes. Never Worn.“
E. Hemingway

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Nachtgiger
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 26. August 2013 18:19

III. Unerwartete Hilfe


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„Ein Diamant ohne Markel, so rein wie das Herz eines Säuglinges, härter als Ebenerz und strahlend wie eine Goldene Heilige im Licht der Sonne von Nirn.“



Schneller, immer schneller rannte Aleria. Die Robe der Hexe war aufgerissen und blutige Kratzer waren überall an ihrem Körper verteilt, panisch suchten ihre Augen einen Ausweg. Die Äste der dunklen Bäume schienen nach ihr zu greifen und die bestialischen Schreie der verzerrten Mäuler ihrer Verfolger schienen sich immer weiter zu nähern. Sie wagte es nicht einmal über ihre Schulter zu blicken, mit elender Furcht in den Augen rannte sie einfach weiter. Sie hatte kein Ziel, keine Richtung, es galt einfach nur den Schreien zu entkommen. Immer wieder ertönten die Schreie der Bestien wie höhnische Rufe hinter ihr, riefen nach ihr und verlangten ihr Blut. Mit einem kleinen Sprung setzte sie über einen gefällten Baum hinweg, gelbes Blut schien aus den Stellen zu triefen wo die Axt den Baum getroffen hatte. Es schien als verhöhnten die Bäume jeden ihrer Schritte, tausende Augen schienen sie aus der Dunkelheit des furchtbaren Waldes zu betrachten, die knorigen toten Ästen ließen ihr nur einen Weg. Sie führen die Hexe direkt in ihr Verderben. Stundenlang wurde sie schon von den unbekannten Wesen durch den Wald gehetzt, getrieben von ihren Schreien und dem Willen der Bäume. Eine schwarze Wurzel versperrte der Daedrapriesterin den Weg, erst zu spät bemerkte sie das Hindernis und mit einem vernehmlichen Knacken brach nach dem Sturz ihr Knöchel. Sofort nährten sich triumphierend die Schreie, so gut es ging rappelte sich Aleria wieder auf.

Doch den Fuß konnte sie nicht mehr belasten, die Schreie verstummten. Um ihr herum raschelten die Blätter im Wald, der Geruch des Todes hüllte sie ein. Rote Augen wie die Ihren blickten gierig aus den Büschen auf sie. Auf einem Fuß humpelnd ging sie weiter, die Bestien schienen mit ihrer Beute zu spielen. Jegliche Farbe war aus dem Gesicht der Dunmerin gewichen, ihr sonst so stolzer Blick ging jetzt ängstlich immer wieder zur Seite. Plötzlich schien der Wald sich zu lichten, wie Wegweiser zeigten die Äste der Bäume auf den Ausweg. Zwei Meter konnte man noch den schwarzen aufgewühlten Boden sehen, dann gab es nichts mehr. Nur noch einen tiefen schwarzen Abgrund. Humpelnd ging Aleria aus dem Dickicht auf den Abgrund zu, ihren Verfolger schien es überhaupt nicht zu gefallen. Sofort erhob sich ein wütendes Geschrei hinter ihr, doch die Verfolgte blickte sich nicht mehr um. Hinter sich konnte sie die Äste des Dickichts knacken hören. Ein Alptraum von einer Bestie sprang aus dem Unterholz, eine verzerrte von gelbem Blut triefende Schnauze, vierbeinige Kreatur mit schuppiger Haut und gierigen roten Augen sprang auf sie zu, ohne dass sie es bemerkte. Mit Wahn in den roten leuchtenden Augen setzte Aleria ihren kaputten Fuß über die Klippe, im Flug drehte sie auf den Rücken und sah den wütenden Blick ihrer Verfolger am Rande der Klippe. Mit einem grausam verzerrten Lächeln auf ihrem Gesicht schlossen sich die roten Augen wieder.

Die Schenkende schloss genießerisch ihre Augen, jede Gunst hatte einen Preis, neben ihr klatsche ein gut gekleideter Mann langsam in seine Hände und klemmte sich dabei seinen Stab unter die Arme. Ein Blitz zuckte durch ihr Reich, es veränderte sich. Laut hämmerte es an der Tür. Aleria erwachte aus ihrem Schlaf, schwer ging ihr Atem, ihre alte Robe war schweißgebadet und ihre Glieder schienen zu schmerzen. Ihre Erinnerungen an die Nacht waren ausgelöscht. Vorsichtig setzte sie sich auf, wieder klopfte es an der Tür, diesmal mit noch mehr Nachdruck. „Öffne die Tür verdammt!“ Konnte Aleria eine ziemlich kräftige Stimme hören, ohne zu antworten entriegelte die Hexe die Tür und eine Rothwardonin mit einem Knüppel stand vor ihr. Überrascht blickte Aleria sie an, sie hatte bei dem Klopfen und der Stimme keine Frau erwartete, auch machte die Frau wirklich keinen weiblichen Eindruck, so wie sie aussah konnte sie eher die Rauswerferin der Taverne sein. Die braunen Augen der kräftigen Frau gingen an Aleria vorbei in das Zimmer, welches keine Beschädigungen aufwies. „Ihr habt geschrien als ob ihr Todesqualen leidet.“ Noch immer mit einem pochenden Herzen antwortete Aleria kühler als eigentlich angedacht sofort und zuckte mit den Schultern. „Wahrscheinlich ein schlechter Traum.“ Aleria wollte die Tür wieder schließen, da stellte die Rothwardonin ihren riesigen Fuß in die Tür.

Unbeeindruckt von dem wütenden Blick den die kräftige Frau sich davon von ihrem zierlichen Gegenüber einfing sagte sie nur noch einen Satz bevor sie den Fuß wieder aus der Tür nahm und diese zufallen ließ. „Wir erwarten neue Gäste, in einer Stunde müsst ihr das Zimmer verlassen haben.“ Mit Schwung pfefferte Aleria die Tür hinter der Frau, knallend fiel sie wieder zu. Erschöpft setzte die Dunkelelfin sich auf die Kante des Bettes blickte starr auf die Tür. Ihre Herrin gab und ihre Herrin nahm, war sie gütig so löschte sie die Erinnerung aus ihrem Reich. Es war ein gutes Zeichen, dass sie sich nicht an den Traum erinnerte. Schauderhafte Momente hatte sie schon erlebt, wenn etwas nicht zu der Zufriedenheit ihrer Herrin verlaufen war. Wieder klopfte es an die Tür, diesmal deutlicher leise und weniger kräftig. Vor der Tür stand eine noch junge Hochelfin, sie sah dem Besitzer des Handelshauses deutlich ähnlich. In der einen Hand hielt sie einen Beutel und in der anderen eine Schale mit frischen Wasser, zaghaft begann sie aufgeregt zu sprechen. „Papa, ähm, Arielle meinte ihr dürft so lange bleiben wie es euch genehm ist. Hier die Bezahlung für die Tränke, mit einem kleinen Aufschlag und eine Schale mit Wasser zum Waschen.“ Das Kind mit goldenen Haaren stellte nach einer bestätigenden Geste von Aleria die Schale auf den kleinen Tisch und verschwand dann wieder kichernd hinter der Tür.

Ein kleines Lächeln hatte sich bei dem Anblick des lebenslustigen Kindes auf das sonst so kühle Gesicht der Dunkelelfin geschlichen, noch immer mit einem Lächeln begann sie ihre alte Robe abzulegen und sich mit dem frischen Wasser frisch zu machen. Ohne jegliche Eile packte sie danach die Rolle wieder in ihre Tasche, verstaute den Dolch unter ihrer Robe und das verzauberte Schwert band sie an den Gürtel der Robe. Den Beutel mit ihrer Bezahlung zählte sie nicht nach, der Besitzer des Handelshauses würde sie nicht betrügen. Dann setzte sie sich auf ihr Bett, für die ganze Prozedur hatte sie nur wenige Minuten gebracht, aber jetzt würde sie extra bis über eine Stunde noch im Zimmer bleiben um dieses Mannsweib ein wenig auf die Palme zu bringen. Sie zog das Tagebuch des Bosmers, welcher vom Himmel gefallen war, aus ihrer Tasche und begann es zu lesen. Aber auch dort fand sie keine Auskunft über die Zauberrollen welche sie in seiner Hand gefunden hatte, nur den ominösen Hinweis, dass es sich um eine Möglichkeit zur Fortbewegung handelte. Achtlos warf sie das Tagebuch auf das Bett, nachdem sie dort nichts interessantes gefunden hatte, es die ganze Zeit nun zu tragen wäre unsinnig. Nachdem sie auch noch, zwar ohne jeden Erfolg, die Schriftrollen ein weiteres Mal studiert hatte, öffnete sie die Tür. Hinter der Theke der Taverne stand schon das Mannsweib und blickte sie mit funkelnden Augen an, Aleria lächelte so freundlich wie es ihr möglich war zurück und stieg dann die Treppen zum Handelshaus hinab.

Der Besitzer des Handelshauses war eben damit beschäftigt ein Regal wieder mit Ware zu füllen, hielt mit einer Tätigkeit aber sofort inne als er Aleria auf der Treppe erblickte. Er wich ein kleines Stück nach hinten und wand seinen Blick nicht wieder ab, dafür beeilte er sich zu versichern. „Ich hoffe Ihr Verzeiht das kleine Missverständnis mit meiner Bardame, dafür habt Ihr einen Aufschlag auf die 80 Draken bekommen. Kosten für die Nacht sind natürlich keine entstanden.“ Mit einem spitzen Lächeln auf dem Gesicht winkte Aleria ab, ihre roten Augen lagen ruhig auf dem Besitzer. Mit einer Hand am Geländer schlenderte sie die Treppe komplett hinab und sprach dabei. „Zu gütig von Euch, wärt Ihr so freundlich noch zwei Fragen zu beantworten?“ Eifrig nickte der Altmer, jetzt hatte er sich wieder hinter seine Theke zurückgezogen und Aleria stand nun davor. Ihre neue Robe schimmerte in ähnlichen Ton wie ihre Haare im Sonnenlicht, welches durch die Fenster in den Raum gelang. Der Kamin war aus. „Ich möchte eine größere Stadt aufsuchen, wie gelange ich dort hin? Welchen Weg muss ich wählen?“ Der Altmer schnippte mit den Fingern, über den einfachen und gefahrlosen Charakter der Fragen erfreut, schnell begann er zu erzählen. „Heute morgen kam ein Schlickreiter in der Stadt, erst ist auf dem Weg nach Balmora und macht noch eine Stunde Rast hier.“ Arielle öffnete eine Fenster und zeigte hinter das nördlichste Haus der Stadt.

Ein Schlickreiter? Fragte sich die Dunkelelfin, nahm aber die Antwort so hin. Der Besitzer des einzigen Handelshauses in Seyda Neen verabschiedete sie noch überschwenglich, nachdem die Tür hinter ihr zugefallen war, konnte man seine Erleichterung mit einem großen Seufzer auch durch die geschlossene Tür noch hören. Leicht lächelnd machte sich Aleria auf dem Weg über die kleine Brücke, hinter dem Haus führten sie ihre Füße dann nach links und dort sah sie das erste Mal in ihrem noch jungen Leben einen Schlickreiter. Das riesige Tier stand auf lange Tentakel, welche ähnliche wie Beine aus dem gepanzerten Oberkörper des Tieres hingen. Es erreichte die Höhe eine Hauses und konnte nur über eine Holzkonstruktion auf einem Felsen bestiegen werden. Das riesige Maul des Tieres klappte friedlich nach oben und wieder nach unten. Eine Reihe stumpfer riesiger Zähne bedeckten die Unterkiefer des Tieres, an dem Tier stand eine Frau und schauffelte mit einer Heugabel Gras in das Mund des Monstrums. Beeindruckt von der Größe des Tieres und dem Umgang der Frau mit dem riesigen Vieh trat Aleria an dieser heran. Die Frau bemerkte ihr Zögern und sprach sie sofort mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht an. „Ihr seid nicht von hier nicht wahr?“ Die Hexe schüttelte den Kopf und fasste vorsichtig an den panzer der Kreatur, diese schien die Berührung gar nicht zu bemerken und wog im Wind leicht hin und her.

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„Es sind ganz friedliche Kreaturen, sie dienen hier als Last- und Transporttiere. Sie sind ausdauernder als Pferde und können Hindernisse einfacher überwinden als die anderen Lasttiere. Sie können mit ihren riesigen Beinen die Hindernisse einfach so überwinden, du wirst es sehen, sie heißen Schlickreiter und ich bin eine Schlickreiterin, lustig nicht wahr? Übrigens, mein Name ist Darvarme Hleran, aber alle nennen mich nur Darva. Wie kann ich die helfen?“ Überrascht von dem Redeschwall der Dunmerin ihr gegenüber zog Aleria ihre Augenbrauen hoch. Plappermäuler konnte sie gar nicht leiden, aber dies war wohl die beste Möglichkeit ein größere Stadt zu erreichen ohne tagelang durch die Wildnis zu laufen, daher sparte sie sich ihre Frage ob sie zuviel Mondzucker genommen hatte und erwiderte das übertrieben freundliche Lächeln der Schlickreiterin, lustig. „Mir wurde gesagt Ihr seid auf dem Weg nach Balmora...“ Viel weiter kam die Hexe auch nicht mit ihren Worte, begeistert blickte die Schlickreiterin sie an und der ihr Redefluss durchbrach wieder den instabilen Damm. „Ja, ich bin dort aufgewachsen! Die Reise dauert einige Stunden, aber wir sollten schnell vorankommen. Das Wetter scheint zwar ein wenig nebelig, aber hier ist es an den meisten Tagen des Jahres schlimmer. Wir haben also Glück mit dem Wetter, ich reise auch ungern alleine. Zu zweit ist es immer schöner, daher würde ich Euch die Reise für 10 Draken anbieten.“ Mit offenem Mund betrachtete Aleria die Dunmerin.

Mehr als Nicken bekam sie nicht heraus, Darva deutete auf zwei Kerben im dicken Panzer des Schlickreiters welche als Einstieg in eine Art Loch in der Panzerung diente, welches mit Kissen ausgefüllt war. Man konnte dort bequem sitzen und trotzdem die Außenwelt beobachte. Kurz nachdem Aleria Platz genommen hatte, war die Fährfrau auch schon mit einem breiten Lächeln natürlich neben ihr. Selbst beim Aufstieg auf das Tier hatte sie geredet. Keine Minuten auf der langen Reise war Aleria still, sie wandten sich von Seyda Neen aus nach Norden, bis sie einen Fluss erreichten der nach dem Redeschwall der Führerin Odai hieß und sie diesem nun bis in die Stadt Balmora folgen würden. Desinteressiert blickte Aleria auf die Welt hinunter, das Gequatsche versuchte sie so gut wie es geht auszublenden. Erst als Darva auf die Stadt selbst zu sprechen kam, hörte sie wieder aufmerksam zu. „Balmora ist die größte Stadt auf Vvardenfell, außer Vivec natürlich. Sie ist Sitz der Ratsversammlung des Fürstenhauses Hlaalu. Der Odai teilt die Stadt in zwei Teile, im Norden befindet sich die Hohe Stadt mit den Häusern der einflussreichen Familien und den teuren Läden, ebenso auf der nördlichen Seite befindet das Marktviertel. Balmora ist eine wichtige Handelsstadt und viele Reisende findet ihr dort, wir ihr es seid. Auf der südlichen Seite der Stadt sind eher befindet sich das Arbeiterviertel. Des Nachts sollte man dort einige Gassen eher meiden, wisst ihr, als ich damals dort aufgewachsen bin...“

Gelangweilt blickte Aleria wieder auf die Welt unter ihnen, Darva redete und redete einfach immer weiter. Einmal fragte die Hexe noch was den das Fürstenhaus Hlaalu wäre, danach erhielt sie über die restlichen Stunden der Reise einen Vortrag über die Geschichte Morrowinds, welcher auch der kaiserliche Universität in der Kaiserstadt hätte so gelehrt werden können. Sie behielt auch davon nur das wichtigste und Darva begann ausführlich über eine gescheiterte Beziehung zu einem Telvanni Aspiranten zu reden, der Zeitpunkt war für Aleria wieder gekommen in die Ferne zu blicken und das nervende Geräusch neben ihr so gut wie es ging auszublenden. Endlich kam die Erlösung in Sicht! Im dichter gewordenen Nebel konnte man die Mauern einer Stadt erkennen. In einem seltenen Moment der Stille zeigte die Schlickreiterin auf die Mauern und sagte nur ein einziges Wort. „Balmora!“ Dann klopfte sie dem Tier lobend auf den Panzer und strahlte um die Wette, während Aleria ein Gesicht zog als ob sie eben den Albtraum den sie hatte wirklich erleben musste. Doch die Stille währte nicht lange, sofort fing Darva die Schlickreiterin wieder zu erzählen. Wie konnte bloß ein Mensch so viel reden? Mit einem Kopfschütteln betrachtete die Hexe die Stadt welche nun direkt vor ihnen lag, der Odai trennte die Stadt in zei Hälfte. Auf den Straßen herrschte geschäftiger Betrieb. Vom Schlickreiter aus konnte man die Hohe Stadt sehr gut sehen und die Aufteilung der wurde sofort klar.

Sofort als sie an dem Platz des Schlickreiters ankamen, sprang Aleria ohne auf die Aufforderung der Reiterin zu warten aus dem riesigen Tier auf den steinernen Steg. Die 10 Draken warf sie von da aus in das Tier, Darva guckte sie verwundert an, zuckte dann aber mit den Schultern und brüllte ihr liebe Grüße hinterher. Ohne sich nochmal umzudrehen verließ Aleria den Platz der Schlickreiter und stand nun in der Stadt selbst. Schon seit dem letzten Tag hatte sie beschlossen nicht in Morrowind zu verweilen, sie wollte wieder zurück zu ihrem Kult in Cyrodiil. Mit diesem Land verband sie nichts außer vor hunderten Jahren die Herkunft als Dunmerin. Dafür hatte sie vor ein Geschenk ihrer Herrin zu nutzen, den Trank der Traumreise. Es gab nur ein Problem, die Beschaffung der Zutaten war alles andere als ein Kinderspiel. Außerdem konnte man den Trank nur an einem Tag im ganzen Jahr zubereiten und man musste ihn dann in dem gleichen Licht des Mondes in dieser Nacht noch zu sich nehmen. Am 10. Tag der Sonnenhöhe, dem Tag der Beschwörung ihrer Herrin und ihrem Geburtstag, konnte man den Trank brauen. Bis dahin hatte sie noch gut zwei Monate Zeit, ansonsten würde ein Jahr vergehen bevor es wieder eine Chance auf diesen Trank geben würde. Die erste Zutat war ein Diamant, ein reiner Diamant in perfekter Form und Größe. Ein solches Kleinod konnte schon mal so viel kosten wie ein Anwesen, daher war schon die erste Zutat nicht sehr einfach zu besorgen. Obwohl sie immer noch die am einfachsten zu beschaffende Zutat von allen sechs war.

Die Treppe runter vom Schlickreiterplatz führte zu einer engen Gasse, ein Gasthaus stand direkt vor ihr. Der Nebel schien sich zu lichten und die Sonne brach aus die Decke aus Nebel, an dem Stand der Sonne konnte sie erkennen in welche Richtung die Hohe Stadt Balmoras gelegen war. Dort würde sie wohl am ehesten einen gut sortierten Juwelier oder Alchemisten finden. Mit zügigen Schritten wand sich die Hexe nach Links und stand dann auf einem großen Platz. Mehrere Läden grenzten an den Platz und einige kleine Gruppen standen unter den wachsamen Augen einiger in Knochenrüstungen gehüllten Stadtwachen der Hlaalu, wie Aleria nun von ihrer geschwätzigen Schlickreiterin wusste, auf dem Platz herum. Außer einem Schlitz im Helm konnte man von den Gesichtern der Wachen nichts entdecken. Am anderen Ende des Platzes entdeckte Aleria eine Treppe, diese führte schnurstracks zur Hohen Stadt. Sofort fiel ihr zu ihrer Linken das wohl größte Gebäude der Stadt auf. Der Ratssitz der Hlaalu, wie es die Fahnen und die vielen Wachen davor ausschilderten. Eine der Wachen löste sich aus einer der kleinen Gruppen und sprach Aleria an, welche etwas orientierungslos nun auf dem Platz vor dem Ratshaus stand. „Muthsera, wie kann ich Euch behilflich sein?“ Die Wache nutzte eine formelle Anrede, welche in höheren Kreisen weit verbreitet war gegenüber weiblichen Dunmern.

„Ich suche einen guten Juwelier oder einen sehr guten Alchemisten, könnt Ihr mir den Weg weisen?“ Die Wache deutete mit der ausgestreckten und natürlich auch von einem Knochenpanzer verhüllten Hand auf ein Haus durch eine Gasse auf der anderen Seite des Platzes.„Ihr findet den Laden von Nalcarya von Weißhafen direkt dort, sie ist die beste Alchemistin der Stadt und führt auch einige Edelsteine hoher Qualität.“ Mit einem knappen Nicken bedankte sich Aleria nicht sehr höflich bei der Stadtwache und machte sich auf dem Weg, schon von weitem konnte sie das Banner des Ladens vor dem Haus erkennen. Um sich eine solche Lage und ein solchen Laden zu leisten musste sie wirklich sehr gut sein, gespannte öffnete die Hexe die Tür des Ladens. Ihre Stimmung verfinsterte sich sofort, das erste was sie erkannte waren die von der Magiergilde verbreiteten Apperaturen zur Herstellungen von Tränke. Also doch keine wirkliche Alchemistin, traurig schüttelte sie den Kopf. Sie näherte sich dem Regal mit den Apperaturen und ließ ihren Blick einen Moment dort ruhen, einige Kisten standen auf dem Regal. Dann wurde sie von der Seite angesprochen. „Großmeister Apperaturen, die besten welche in ganz Tamriel zu finden sind.“ Skeptisch blickte Aleria von den Apperaturen auf, sie unterdrückte wie so oft eine bissige Antworte und blickte stattdessen freundlich in die Augen einer großen Altmerin.

„Beeindruckend, wohl wahr.“ Presste sie mehr oder weniger freundlich raus und kam dann sofort zur Sache. „Führt Ihr eine Auswahl von Diamanten Nalcarya?“ Die Besitzer des Ladens blickte kurz an ihr herunter, die Robe war zwar von exzellenter Qualität, aber weder trug Aleria Auffällig Schmuck oder Erkennungszeichen eines der großen Häuser. Dennoch nickte die Alchemistin ihr freundlich zu. „Würdet Ihr mir folgen?“ In einer weiteren Ecke stand noch ein Regal mit verschlossenen Kisten drauf, wie Aleria erst jetzt bemerkte stand in dieser Ecke auch eine der typischen Stadtwachen von Balmora. Durch den Schlitz konnte sie zwar sie Augen der Wache nicht sehen, spürte aber doch den durchdringenden Blick auf ihr. „Ich habe einige zur Auswahl.“ Beim Reden öffnete die Besitzerin des Ladens mit einem Schlüssel einer der kleinen Truhen und entnahm diesen mit aller Vorsicht drei kleine Diamanten mit ihrer behandschuten Hand. „Famose Steine, sie eigenen sich nicht nur für die Alchemie, wo sie beinahe Verschwendung wären, auch für Schmuck eigenen sie sich hervorragend.“ Missmutig schüttelte Aleria beim Anblick der Diamanten den Kopf, ihr Leben würde von der Qualität der Zutaten abhängen und an allen drei Steinen konnte sie Makel erkennen. Am ersten war eine kleine Stelle rausgebrochen, er hatte keine perfekte Form. Der andere war beinahe mickrig und eignete sich nicht für ihr Vorhaben. Lange betrachtete sie den dritten in der Hand Verkäuferin. Schüttelte aber dann wieder den Kopf.

Eine kaum wahrnehmbare Verfärbung befand sich im inneren des Diamanten und machte auch diesen für ihre Zwecke wertlos. Nalcarya betrachtete Aleria wortlos, aber diese Reaktion hatte sie nicht erwartete, Begeisterung oder Freude wären eher angebracht gewesen. Zuckersüß fragte sie nach ob den etwas mit den Steinen nicht stimmen würde, worauf Aleria die Makel erklärte und ihre Ansprüche preisgab. „Ich suche einen Diamanten ohne Makel, er muss perfekt geschliffen sein, er muss komplett rein sein und mindestens die Größe wie Eure drei Diamanten zusammen haben.“ Jetzt entglitten auch der Verkäuferin ihre Gesichtszüge, ungläubig betrachtete sie Aleria. Blickte auf Ihre Diamanten in der Hand und wieder in das ernsthafte Gesicht der Dunmerin. Dann schüttelte nun sie ihrerseits den Kopf und verstaute die Diamanten wieder sich in der kleinen Truhe. „Mir ist nur ein Stein bekannt, der eure Anforderungen erfüllt. Ich glaube kaum, dass das Fürstenhaus Venim von Redoran diesen Stein verkaufen wird.“ Die Tür wurde geöffnet und ein weitere Kunde trat ein, sofort beeilte sich Nalcarya diesen Kunden zu begrüßen. Die rätselnde Aleria lies sie einfach unter den aufmerksamen Blicken der Wache stehen. Schon bei den Ausführung ihrer Begleiterin auf dem Schlick war ihr ein komisches Gefühl bei der Erwähnung der Redoran gekommen, jetzt kam genau dies wieder auf. Ohne sich zu verabschieden verließ Aleria wieder die Alchimisten.

Als sie die Tür nach draußen öffnete hatte sich eine Nebeldecke über die Stadt gelegt, man konnte kaum mehr als einen Meter weit gucken. Wie sie von Darva wusste, war es nicht selten in der Stadt. Mit dem Nebel kam die Kälte nach Balmora, in der Sonne waren die Temperaturen für die zweite Saat angenehm zu ertragen. Aber durch den Nebel kühlte die Stadt sich wie auf Temperaturen zum Abendstern ab. Aleria zog ihre Robe enger um ihren Körper, ihre Hand wanderte zum Schwert an ihrem Gürtel und ihre Konzentration erhöhte sich sofort, sie hatte schon immer ein gewisses Gespür für solche Situationen gehabt. Irgendetwas schien ihr an der Situation zu passen, ein schlechtes Gefühl beschlich sie wie eine böse Vorahnung. Zwei weitere Schritte setzte sie nach vorne und blickte sich dann blitzartig um, aber hinter ihr war niemand. Außer dem Nebel konnte sie niemanden sehen, Aleria atmete auf und blickte dann wieder nach vorne. Da sah sie schon eine Faust auf sich zufliegen. Es blieb weder Zeit nach dem Schwert zu greifen, noch einen Zauber heraufzubeschwören oder auszuweichen. Ziemlich missraten probierte sie dem Schlaf auszuweichen, was ihr aber überhaupt nicht gelang. Mit voller Wucht traf sie die Faust am Kopf. Sofort dämmerte ihr Bewusstsein weg, das letzte was sie sah war die typische Knochenrüstung der Stadtwache als die auf den Boden sackte und nun ganz das Bewusstsein verlor.

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Wie ein Schmied der immer wieder auf ein garstiges Stück Eisen schlug um es zu verformen, so hämmerte es im Kopf von Aleria. Langsam kam sie wieder zu Bewusstsein, verschiedene Stimmen hörte sie direkt neben sich sprechen. Trotz der Schmerzen am und im Kopf verzog sie keine Miene und blieb mit geschlossenen Augen auf der Matte liegen, wo sie anscheinend abgelegt worden war. Ihre Hände waren gefesselt, ihren Mund hatte man mit einem Tuch verbunden, wohl um sie am schreien zu hindern. Es dauert einige Zeit bis das Pochen ihres Kopfes zuließ, dass sie Stimmen nicht nur vernahm, sondern auch verstand. „Was hast du gemacht Tappius? Warum hast du sie hier hergebracht?“ Die erste Stimme war eine typische Khajiit Stimme, an dem Fauchen konnte man deutlich eine Ungehaltenheit über die nicht ganz freiwillige Anwesenheit Alerias raushören. Die nächste Stimme die sprach war eine einfältige Stimme, stammelnd, man wusste sofort der Besitzer dieser Stimme konnte nicht der schlauste Mensch auf Nirn sein. Jetzt wand sich die Stimme mit jedem Wort welche sie rausbrachte. „Sie hat nach dem Diamanten gefragt, ich dachte Sie wäre eine Agentin der Redoran und würde uns verfolgen.“ Von dem Khajiit kam ein Fauchen, leicht zischend meldete sich aber auch eine weitere Stimme zu Wort. Ein Argonier wie man an der Aussprach erkannte. Wo war sie hier bloß reingeraten? Ein Khajiit, ein Argonier und ein Dummkopf.

„So unrecht hat Tappius nicht Habasi, dieses Schwert ist magisch und ihr Beutel ist voll von Zutatenresten, außerdem haben wir bei ihr diese Schriftrollen gefunden, wobei ich nicht weiß wozu der Zauber dienen soll. Vielleicht hat Tappius richtig gehandelt.“ Man konnte hören wie das Metall des Schwertes kurz über eine hölzerne Oberfläche gezogen wurde und dann durch die Luft schnitt. Einen Moment herrschte Ruhe im ganzen Raum und die komische Gruppe schien sich die Gegenstände aus ihren Taschen anzugucken. Wieder meldete sich die fauchende Stimme des Khajiit, diesmal aber schon wieder weicher und versöhnlicher gegenüber den anderen. „Wir können uns jetzt streiten ob es richtig oder falsch war, es ist nun mal passiert und wir müssen damit umgehen.“ Jetzt meldete sich wieder die Stimme des etwas dümmlichen Mannes, dieses mal schien er von seiner Idee überzeugt und stammelte nicht wie bei seiner Rechtfertigung vor noch einem Moment. „Lasst uns sie einfach wieder freilassen, sie weiß doch von nichts und es wird aussehen wie ein normaler Überfall.“ Jetzt mischte sich eine weitere Stimme in das Gespräch, welche sie nicht ganz zuordnen konnte. Was gesagt wurde aber gefiel Aleria ganz und gar nicht. „Sie ist wach, spätestens jetzt weiß sie worum es geht. Die Möglichkeit gibt es nicht mehr.“ Sofort spürte die Hexe das alle Blicke auf ihr lagen, die Maskerade machte keinen Sinn mehr. Sie öffnete ihre roten Augen.

Als erstes erblickte sie einen Tisch worauf alle ihre Sachen lagen, davor stand ein Argonier mit einer blauen Robe der seinen Blick jetzt auf sie gerichtete hatte. Die Hand des Argoniers lag noch auf der Zauberrolle, welche Aleria dem fliegenden Bosmer abgenommen hatte. Wahrscheinlich ein Magier dachte sie sich. Als zweites erblickte sie eine Khajiit, die Sprecherin von eben. Ihre Augen gespannt auf Aleria und in ihrer Hand lag ein kleiner Dolch, sie trug eine einfache Chitinrüstung. Der dritte im Bunde war ein Kaiserlicher mit einer Glatze, in ihm erkannte sie sofort ihren Angreifer. Der Kaiserliche trug die Knochenrüstung der Hlaalu Wachen, nur seinen Helm hatte er abgelegt. Der letzte in dem kleinen Raum mit einer Matratze, der sonst aussah wie ein Lager für eine Taverne, war ein Bosmer. Er hatte bemerkt, dass die Dunmerin nicht schlief und immer noch beobachtete er jede ihrer Bewegungen aufmerksam. Im Kopf ging Aleria die Möglichkeit eines Kampfes durch, ihre Fesseln würde sie abbrennen können, kein Problem. Vielleicht würde ihr nächster Zauber dann den Argonier ausschalten, sollte dieser nicht übermäßig magisch begabt sein. Aber spätestens nach diesem würde ihr wohl der Dolch des Khajiit oder des Bosmer Löcher in die neue und ihren wohl geformten Leib stechen. Sollte sie zuerst den Khajiit oder den Bosmer ausschalten, hätte wiederum der Zauberer freie Bahn und spätestens der Kaiserliche in der Knochenrüstung würde ihr dann wohl den gar aus machen.

„Wer bist du und warum fragst du nach dem Diamanten der Venims?“ Fragte der Khajiit mit einem Fauchen in der Stimme, wahrscheinlich war Habasi die Anführerin der Gruppe. Dabei fuhr die Fragenstellerin ihre Krallen aus und wirkte trotz ihrer zierlichen Gestalt ziemlich bedrohlich, auch die Ohren des Khajiit waren nach hinten aufgestellt. Ein deutliches Zeichen höchster Aufmerksamkeit. „Aleria ist mein Name, ich bin erst seit kurzem auf Vvardenfell.“ Die Priesterin der Schenkenden war ganz offen mit ihren Antworten, niemand kannte sie wohl auf diesem Teil von Nirn und es gab keinen anderen Grund den Namen nicht zu nennen. Ebenso offen sprach sie über den angesprochenen Diamanten des Fürstenhauses der Redoran. „Ich brauche diesen Diamanten.“ Der Bosmer ließ einen anerkennenden Pfiff hören. „Entweder sie ist die beste Lügnerin die ich jemals kennengelernt habe oder sie sagt uns einfach offen die Wahrheit.“ Kurz glitt der Blick des Waldelfen auf die Khajiit neben ihm. Die Krallen waren schon wieder in die Hand zurückgefahren, ihre Augen lagen aber immer noch kritisch auf Aleria. „Wenn du keinen Ärger machst, lassen wir dich nach einer Woche wieder frei.“ Sagte die mutmaßliche Anführerin der Truppe, der Argonier aber flüsterte ihr kurz etwas ins Ohr und beide zogen sich etwas tiefer in den Lagerraum zurück.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis sie wieder zurück bei den anderen waren und in das Licht der kleinen Fackel über Aleria traten. Diesmal fing der Argonier an zu sprechen, seine zischende Lauten enthielten einen Hauch von Freundlichkeit. „Mein Name ist Nur-Er-Steht-Hier, ich weiß du bist magisch begabt. Du willst wirklich diesen Diamanten haben? Ich sagt dir, er liegt in der Schatzkammer der Redoran in Vivec, noch niemand ist eine der Schatzkammern der Fürstenhäuser eingebrochen. Bisher. Wir brauchen jemanden der im Notfall für ein wenig Ablenkung sorgen kann, bist du dazu in der Lage?“ Diese Truppe wollte eine Schatzkammer plündern? Aleria unterdrückte ein lautes Lachen und versuchte so ernst wie möglich zu bleiben. „Natürlich kann ich das Nur-Er-Steht-Hier, eine einfache Beschwörung oder ein magisches Feuer wird wohl genug Ablenkung erzeugen.“ In Alerias roten Augen lag ein wenig Schadenfreude, waren sie wirklich so dämlich und ließen sie so einfach laufen? Ihr Vorhaben würde sicherlich scheitern, aber wenigstens würde die Gruppe sie aufjedenfall am Leben lassen. „Sie nimmt uns nicht ernst!“ Meinte der etwas langsamere Tappius und traf damit den Kern der Sache. Auch der Bosmer nickte und zog aus seinem Gürtel einen feinen Silberdolch, ein leichtes schimmern verriert Aleria das auch dieser magische Fähigkeiten hatte.

Die Hexe schloss ihre Augen, die einzige Fackel in dem Raum verlor ihre Flamme und es herrschte für einen Augenblick vollkommene Dunkelheit. Alle Stimmen begannen durcheinander zu schreie. Im selben Augenblick verglühten die Fesseln Alerias sofort, im kurzen Aufflackern des Lichtes sah sie schon den Bosmer mit Dolch vor sich. Auf allen Vieren krabbelte sie im dunklen Vorwärts. Bis sie einen Dolch an der Kehle spürte, verdammt! Verdammt! Verdammt! Verdammt! Sie hatte die Infravision der Khajiit vergessen, diese konnte in der Nacht ebenso gut sehen wie am Tage. Damit war wohl ihre einzige Fluchtmöglichkeit gescheitert. Der Bosmer stand sofort neben ihr und hielt seinen Dolch immer noch in der Hand. Mit dem Dolch führte Habasi Aleria auf die Füße, Nur-Er-Steht-Hier klatsche anerkennend in die Hände und ein Zischen wie bei einem Jubel kam aus seiner Schnauze. „Ihr könnt wirklich für Ablenkung sorgen, eure Fähigkeiten entsprechen genau dem was wir brauchen.“ Tappius hatte sich den Kopf in der Dunkelheit an einem der Regale gestoßen und trat erst jetzt wieder zu der Gruppe vor, mit einer roten Beule auf dem Kopf. Jetzt holte der Bosmer mit der freien Hand einen Lageplan aus seiner Lederrüstung und deutete auf einige Stellen mit seinem Dolch. Er schien diesen nie gezückt zu haben um ihre Gefangen zu verletzen. Zähneknirschend und immer noch den Dolch an der Kehle spürend betrachte Aleria den Plan.

„Wie du siehst ist alles schon bis auf das kleinste Detail geplant, es fehlt nur noch eine passende Ablenkung für diesen Teil.“ Der Elf deutete auf eine rot umkreiste Stelle auf dem Lageplan, Aleria konnte dort magische Zeichen erkennen. An anderen Stellen waren schon Anmerkungen geschrieben, sie schienen wirklich schon fortgeschritten in der Planung zu sein. Der Bosmer fuhr mit seinen Erläuterungen fort. „Es ist ein Zauber gesprochen von einem der wenigen fähigen Magier der Redoran, jeder der durch diese Barriere geht und nicht aus einem der Fürstenhäuser stammt zerfällt zu Staub. Die anderen Hindernisse sind alle Lächerlich und wir können sie leicht umgehen, die Redoran verlassen sich zu sehr auf diesem Zauber.“ Ohne eine Pause entstehen zu lassen fuhr Nur-Er-Steht-Hier mit der Erläuterung fort. „Hier brauchen wir dich, ich habe einen Zauber geschrieben welcher die Barriere für wenige Momente außer Kraft setzten kann. Dafür brauchen wir aber eine Ablenkung, ich muss voll konzentriert sein um den Zauber zu sprechen, außerdem sollte dabei niemand umkommen. So wollen es die Regeln. Du würdest von der Beute den Diamant kriegen und noch ein bisschen mehr, nach unserem Erfolg werden wir reicher sein als es sich je einer würde erträumen können.“ Der Argonier schnalzte mit der Zunge.

Aleria kannte die Redoran nicht, sie kannte die Stadt Vivec und auch nicht die Sicherheitsvorkehrung der Schatzkammer der Redoran, aber dieser Plan konnte Erfolg haben. Eine bessere Möglichkeit an einen solchem Diamanten zu gelangen gab es wohl für sie nicht, der Druck an ihrer Kehle machte die Entscheidung auch um einiges einfacher. „Ich werde meinen Anteil zum Gelingen beitragen.“ Meinte die Dunmerin dann nüchtern und der Dolch löste sich von ihrer Kehle, alle stellten sich nochmal vor und so erfuhr sie, dass der Bosmer Arathor hieß und alle Mitglieder der Diebesgilde in Balmora waren. Ihre Anführerin und der Kopf hinter dem ganzen Plan war die Khajiit mit dem Namen Honigmund Habasi. Tappius entschuldigte sich für sein Angriff und alle lachten gemeinsam über die ausgleichende Beule am Kopf des riesigen Kaiserlichen. Sie wechselten vom Lager in die leere Stube der Taverne, noch war der Tag nicht fortgeschritten genug und die Gäste schienen noch zu arbeiten oder wie es die Mitglieder des Diebesgilde um diese Uhrzeit taten, sie schliefen. Trotzdem setzte die Gruppe sich an einen abgelegenen Tisch der im Schatten lag, Tappius verließ sie sofort wieder und machte sich in der Knochenrüstung wieder auf in die Stadt, der Rest erläuterte Aleria den kompletten Plan in aller Ruhe. Nach einigen Stunden füllte sich auch die Taverne mit zwielichtigen Gestalten, Aleria blieb nur noch übrig eine Frage zu stellen. „Wann schlagen wir los?“ Worauf alle in der Runde sie nur wissend anlächelten.
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 27. August 2013 19:16

IV. Sprung in das Ungewisse


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„Night among strangers. Secrets in the dark. Nocturnal is here.“



Das letzte Licht der versinkenden Sonne traf die Stadt des Kriegerpoeten und hüllte sie in einen geheimnisvollen Glanz, wie einzelne Festungen ragten die künstlichen Stadtteile der Stadt aus dem Wasser und warfen ihren riesigen Schatten auf den See. Zwischen den kleinen Kanälen der Stadt konnte man schon vom weiten die Gondeln erkennen, welche als Transportmittel zwischen den Inseln dienten. Schon der erste riesige Stadtteil der Fremdenviertel schien eine uneinnehmbare Festung. Nur eine Brücke verband den Komplex mit dem Festland der Ascadia Inseln, insgesamt war die Stadt nur über drei Brücken mit dem Festland verbunden. Wie ein Schiff bei seichten Seegang wippte der Schlickschreiter im lauen Wind auf und ab, Mittags waren sie in der Stadt der Hlaalu aufgebrochen und jetzt erreichten sie am Abend die Stadt des Tribunals, den Wohnort des lebenden Gottes Vivec. Aleria saß neben Honigmund Habasi im vorderen Teil des Schlickschreiters, Nur-Er-Steht-Hier saß alleine im hinteren Teil und und wiederholte immer wieder eine bestimmte Geste. Erst schnitt sein linker Arm durch die Luft, dann senkte er sich wieder langsam ab. Sein rechter Arm hielt er dabei in die Luft und genau an dem Zeitpunkt, an welchen der linke Arm wieder an seinen Körper angelegt war, machte der rechte Arme eine ausladene Geste und dann wiederholte sich das Schauspiel fünf mal hintereinander. Dabei schien der argonische Illusionist immer so konzentriert wir möglich.

Nur zwei weitere Tage waren nach dem Überfall auf Aleria vor dem Laden der Alchemistin vergangen, einen Tag hatte sie damit zugebracht Zaubersprüche auf Schriftrollen zu bannen. Dafür benötigte es nicht nur die Kenntnis des Zauberspruchs, sondern für jede Rolle auch eine dem Spruch entsprechende Seele. Es war eine anstrengenden Arbeit, denn jedesmal wenn man einen Zauber auf Papier bannte kostete es den Bannenden die Kraft als ob er diesen wirken würde. Dafür konnte jeder die Schriftrolle dann mit einem einfachen Codewort oder einer Bewegung nutzen, wie es auch in ihrem Fall wichtig wäre. Dagegen war der zweite Tag entspannter gewesen, an diesem Tag suchte Aleria nur einen Schneider und einen Juwelier auf, dort musste ein kleines Vermögen für die Gegenstände welche sie brauchte hinlegen, aber die Diebesgilde schien über genügend Mittel zu verfügen um die benötigten Sachen für den Coup zu bezahlen, sollte ihr Plan aufgehen würden die Ausgaben nur einen kleinen Teil ihres Gewinns darstellen. So saß die Hexe aus dem fernen Cyrodiil jetzt auch in einem edlen Gewand purpurnen Gewand, mit Edelsteinen verzierten Ringen an den Händen und einer goldenen Smaragdkette um den Hals. Habasi hatte über ihren Chitinpanzer eine einfache Robe gezogen unter welcher sie auch ihren Dolch versteckte, auch Nur-Er-Steht-Hier hatte seine teure Robe gegen eine einfachere getauscht. In der ersten Phase ihres Planes würde ihre Aufmachung eine entscheidende Rolle spielen.

Arathor, der Bosmer und Tappius Esdrecus, der Kaiserliche in der Knochenrüstung der Hlaalu Wache, waren schon am gestrigen Tag von Balmora nach Vivec aufgebrochen. Beide hatten jeweils einige von Alerias Spruchrollen mitbekommen und würden so ihren Teil zum Gelingen des Plans beitragen. Mit einem kleinen Ruck stoppte der Schlickschreiter und der Fährmann deutete nach draußen. Die Dunmerhexe stieg von dem Schlickreiter ab, gefolgt von der Anführerin der Diebesgilde in Balmora und dem begabten Argonier. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen des Tages auf Vivec, die Zeit der Diebe brach an und Dunkelheit umhüllte die Stadt. Die ersten Fackeln wurden schon entzündet und die meisten Menschen hatten in der Nacht Fackeln in der Hand. „Möge Nocturnal die Nachtherrin über uns wachen.“ Flüsterte Honigmund Habasi leise und schnurrte dabei wie eine Katze die man eben streichelte, der Argonier schien immer noch abwesend zu sein nickte ihrer Bekundung aber zu und fasste sich dabei an die Tasche seiner Robe, dort bewahrte er die wohl wichtigste Schriftrolle für den gesamten Raubzug auf, ohne ihn und seine Rolle wäre ein Versuch des Einbruchs sinnlos. Aleria bat eine andere Prinzessin der Daedra um Beistand für die kommende Nacht. Die Khajiit und der Argonier hielten sich respektvoll hinter Aleria, wie es ihre Tarnung auch verlange. Ohne in Eile zu wirken setzte Aleria ihren ersten Fuß auf die Brücke zum Fremdenviertel in Vivec.

Eben als der Fuß den Boden der Stadt berührte, verschwand das Bild des festungsartigen Viertels vor ihren Augen. Von einem Augenblick auf den anderen saß sie plötzlich an einer langen Tafel, ein Stiller Schrei entfuhr Aleria, doch niemand schien es zu bemerken. Sie schien die Kontrolle über ihren Körper verloren zu haben, in einem der silbernen Teller spiegelte sich kurz das Gesicht der Frau in welchem Körper die Hexe steckte. So ähnlich, aber doch verschieden war diese Frau. Feuerrot waren ihre Haare, ihre Gesichtszüge glichen Alerias. Schienen aber ausgelassener zu sein. Am Ende der Tafel erhob sich ein Mann, halb Dunmer, halb Chinmer. Aleria stockte das Herz, aber die Frau in welchem Körper sie gefangen war hatte keine Augen für den Gottkönig Vivec. Während der langwierigen und spirituellen Rede verwies Vivec immer wieder auf die beiden Männer neben sich, Hlaalu Brindisi Dorom und Ethes Morano. Der eine war ein Mann in den besten Jahre und von kräftiger Statur, der andere war ein alter Krieger mit einem mürrischen Gesichtsausdruck. Immer wieder streifte der Blick des Herzogs von Mournhold die Frau durch welchen Augen Aleria blickte, er lächelte ihr zu und sie lächelte voller jugendlicher Liebe zurück. Dann spürte sie eine schwere Hand auf ihrer Schulter, die Frau drehte sich um und Aleria blickte in das besorgte Gesicht von Honigmund Habasi, im Hintergrund konnte sie erkennen die ihr Schlickschreiter von eben ausgeladen wurde.

„Ist alles in Ordnung Aleria?“ Schnurrte Habasi und blickte sich vielsagend zum Argonier um. Dieser zuckte mit den Schulter und kehrte dann wieder in seine eigene Welt aus Konzentration zurück. Die Hexe atmete einmal schwer durch bevor sie wieder sprechen konnte, in ihren Augen hatte sich ihr fast identisches Spiegelbild eingebrannt und der Ausdruck auf dem Gesicht der Frau als sie den ehemaligen Herzog erblickte, so voller Liebe und Bewunderung. Was war eben passiert? Trotzdem nickte sie schwach mit dem Kopf, jetzt galt es sich wieder auf das hier und jetzt zu fokussieren. Über das Geschehene würde sie in aller Ruhe nach dem Ende dieser Nacht nachdenken können. Ihr Mal schmerzte. „Keine Sorge, mir war eben nur als ob...“ Aleria beendete den Satz nicht mehr, auf der einen Seite wollte sie es nicht, auf der andere Seite trat eben eine kleine Gruppe Bosmer mit Fackeln über die Brücke um die Stadt zu verlassen. Mit einem ärgerlichen Gesichtsausdruck befreite sie sich mit einem Zucken ihrer Schulter von Habasis Hand und fuhrt sie dann in einem arrogant giftigen Tonfall an, wie wohl nur sie ihn beherrschte. „Wage es nicht nochmal Hand an mich zu legen Sklagenabschaum.“ Mit einem leichten Fauchen auf dem Gesicht trat Habasi einen Schritt zurück, als ob nichts passiert wäre ging Aleria dann mit einer hochgezogenen Nase und einem abwertenden Blick gegenüber den Bosmer über die Brücke zur Stadt.

Als sie die Brücke zum Fremdenviertel überquert hatten, kam sofort einer der wartenden Gondoliere auf sie zu. Er verbeugte sich vor Aleria und schien die beiden anderen gar nicht zu beachten. „Muthsera, womit kann ich euch dienen?“ Dabei machte der Dunmer eine Verbeugung und wählte die Anrede höchstens Respekts auf Vvardenfell um seine mögliche Kundschaft zu begrüßen. Aleria blickte auf den Mann herab wie auf ein lästiges Insekt was um sie herum schwebte und ging gar nicht auf seine Respekterweisung ein, sie sprach wie an ihm vorbei zu Habasi. „Bezahle den Mann für die Überfahrt in die Redoran Enklave.“ Ohne den Gondoliere weiter zu betrachten stieg sie in das kleine Boot und hörte hinter sich einige Münzen den Besitzer wechseln, dann stiegen auch die restlichen drei Personen in das kleine Boot und der Mann nahm ein kleines Paddel zur Hand. Trotz einiger Fackeln die an den Wänden der einzelnen Stadtteile angebracht waren herrschte tiefe Dunkelheit in den Kanälen. Schneller als normal hatte die Nacht ihre Fänge über die Stadt gelegt und das Licht der Sonne schien beinahe geflüchtet zu sein. Als sie einen weiteren Kanal passierten erhaschte Aleria einen Blick auf die beiden Monde von Nirn, nur sie spendeten in der Dunkelheit der Nacht ein wenig Licht, sie schienen ihr Treiben wohlwollend zu beobachten. Die Fürstin der Nacht schien ihnen ihre dunkle Gunst zu senden.

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Bei der nächsten Kreuzung der Kanäle wechselten sie die Fahrspur, zu ihrer linken konnte man den Redoran Distrikt erkennen. Überall waren die stolzen roten Fahnen des Fürstenhauses angebracht und ihr Wappen in den Stein der künstlichen Insel gemeißelt. Bei dem Anblick des schattenhaften Kolosses kam Aleria ihre Idee einfach in das Redoran Schatzhaus einzubrechen ziemlich dämlich vor, lebensmüde sogar. Ihr Puls begann schneller zu schlagen, ihr Herz erhöhte die Taktzahl der Schläge. Äußerlich aber lies sie sich nichts anmerken, Aleria stieg als erste aus dem kleinen Kahn als wenn es das normalste der Welt wäre. Kurz stoppte sie, als sie den ersten Ordinator vor sich sah. Honigmund Habasis Worte klangen in ihren Ohren nach, kaiserliche Wachen, die Wachen der Fürstenhäuser konnte man bestechen oder im schlimmsten Fall konnte man die Kerkerwachen bestechen. Die Wachen des Tempels, die Ordinatoren aber waren Fanatiker. Unbedingten Gehorsam hatten sie gegenüber dem Tribunal geschworen, alle anderen betrachteten sie als Abschaum. Ihr Leben widmeten sie der Durchsetzung der kaiserlichen Gesetzte und der Gesetzte des Tribunals. Einen Ordinator konnte man nicht bestechen. Hinter der Gesichtsmaske spürte Aleria einen Augenblick zwei Augen auf sich liegen, dann lief der Ordinator weiter. Am Gürtel über seiner schweren Ganzkörperpanzerung hing ein Streitkolben mit einer Kugel aus puren Ebenerz, woran noch Stacheln befestigt waren.

Hatte sie sich eben getäuscht? Oder hatte der Ordinator eben scum zu ihr gesagt? Einen kurzen Moment wackelte ihr Maske aus Arroganz, doch dann wurde sie leicht von Habasi angestupst und Aleria setzte wieder einen Fuß vor den anderen. Nach einem prüfenden Blick zu beiden Seiten wählte sie den ersten Hochweg der Links von ihr erschien. Das Schatzhaus war auf dem großen Platz, genau an der Spitze der Pyramide der Redoran. Eine Gruppe junger Redoran, erkennbar an den eingestickten Wappen auf ihrer Kleidung, kam eben den Weg vom Platz runter. Ihre Blicke hefteten sich sofort auf Aleria, aber niemand sagte ein Wort. Ihr stattdessen Blick ging einfach wie durch sie hindurch, wie ein Windhund der einen Gruppe Straßenköter niemals eines Blickes würdigen würde. Die Tore zum Platz waren offen, auf der einen Seite stand ein Ordinator und auf der andere Seite ein ziemlich gelangweilt aussehender Krieger der Redoran. Während der Redoran eine kurze Verbeugung vor Aleria andeutete, stand der Ordinator dar wie eine Kriegerstatue. Er bewegte sich kein kleines bisschen, aber seine Augen schienen die Neuankömmlinge genau im Blick zu haben. Die Ordinatoren waren ihr einfach nicht ganz geheuer, besonders weil ihr Orden des Krieges auf die Bekämpfung von Daedraanhängern spezialisiert war. Also ihre Bekämpfung. Ein Knoten bildet sich in Alerias Bauch, mit diesmal schnellen Schritten durchschritt sie das Tor und betrat den nicht mehr so belebten Platz.

Ein einzelner Händler baute noch seine Waren ab, ansonsten war in dieser späten Stunde fast niemand mehr auf dem Platz zu sehen. In einer schattigen Ecke konnte Aleria die listigen Grünen Augen von Arathor, dem Bosmer erkennen, aber außer zwei Ordinatoren und einer Wache der Redoran war der Platz menschenleer. Dabei kam ihnen aber auch eine anstehende Ratssitzung der Redoran in ihrer Ratsstadt Ald´ruhn zu Gute. Die meisten wichtigen Personen waren mit ihrem gesamten Haus in dieser Zeit nicht in Vivec, sondern im Zentrum der Geschehnisse in Ald´ruhn. Das hieß für sie weniger Wachen und weniger Leute die ihren Plan würden durchkreuzen würden, alles war bis auf das kleinste Detail geplant, natürlich auch der Zeitpunkt ihres kleinen Eingriffes. Mit einem klopfenden Herz überschritt Aleria mit ihren zwei "Sklaven" im Rücken den leeren Platz. Ihre Augen starr auf den Eingang zum Schatzhaus gerichtet, obwohl der Platz nicht sehr groß war, kam ihr jeder Schritt wie eine kleine Ewigkeit vor und der ganze Weg wie die Unendlichkeit. Dabei lagen die Augen der Ordinatoren die ganze Zeit auf ihr, nur die Wache der Redoran schien sich überhaupt nicht für sie zu interessieren und betrachtete die ganze Zeit den Händler durch die Schlitze seines Helmes. Ohne die Ordinatoren auch nur einmal anzublicken hatte Aleria den Platz überschritten, über der großen Tür zum Schatzhaus prangerte das Wappen der Redoran. Sie setzte das arroganteste Gesicht auf was sie sich nur denken konnte und öffnete mit klopfenden Herzen die verstärkte Tür.


Jeweils zu ihrer linken und zu ihrer rechten standen zwei Ordinatoren, ein weiterer stand einen Meter von ihnen entfernt. Sofort richteten sich alle acht Augen im Raum auf Aleria und ihre beiden Begleiter. Die Schatzmeisterin des Hauses Redoran begrüßte sie mit einer leichten Verbeugung. „Muthsera, ich heiße Euch im Schatzhaus willkommen. Welche Dienste kann ich Euch anbieten?“ Aleria winkte kurz mit dem Finger und der Argonier holte ein teures Geschmeide aus seiner Robe und legte es der Hexe untertänig in die Hände, die glänzenden Rubine an dem Geschmeide leuchteten leicht magisch. Erst gestern hatte die Hexe einen kleinen Zauber auf die Rubine gelegt, welcher sie nur leuchten lies, um sie wertvoller erscheinen zu lassen.„Beneve Venim.“ Stellte sich Aleria mit dem Namen einer entfernten Verwandten des Ratsvorsitzender der Redoran Bolvyn Venim vor, welche außerhalb der Stadt Ald´ruhn lebte und sich von jeglichen Trubel entfernt hielt. Wodurch so gut wie niemand ihr Gesicht kannte, schon gar nicht jemand in Vivec. Die Schatzmeisterin verbeugte sich wieder ein kleines Stück. „Ich möchte diese Kette hier aufbewahren, nichts spricht dagegen oder?“ Die Schatzmeisterin beeilte sich mit dem Kopf zu schütteln und deutete mit einem Lächeln auf den offenen Durchgang rechts von ihr. Keine Tür schützte die Reichtümer dahinter, nur zwei kleine leuchtende Kristalle flimmerten am den oberen Ecken des Rahmens.

Es galt dieses Hindernis zu überwinden, den Zauber der schon seit Jahren den Schatz der Redoran schützte. Langsam setzte Aleria einen Schritt auf den Rahmen zu, immer noch unter dem lächelnden Blick der Schatzmeisterin und der drei Ordinatoren. Dann endlich kam die erlösende Explosion, viel kräftiger als erwartet brach auf dem Platz vor dem Schatzhaus die Hölle los. Knochenläufer strömten aus den dunklen Ecken und griffen die Ordinatoren an, die Waren des Händlers fingen Feuer, welches rasch auf einer der Anwesen übersprang. Sofort ging der Kampf außerhalb des Gebäudes los, die drei Ordinatoren innerhalb des Schatzhauses zückten ihre Waffen und blickten sich alle drei an. Dann wurde die Tür geöffnet und die Wache der Redoran trat mit einem blutigen Schwert in der Hand ein. „Jemand muss den Ordinatoren helfen, es sind einfach zu viele Knochenläufe!“ „Abschaum Feigling.“ Sagte einer der Ordinatoren zu der Wache der Redoran und seine beiden Kollegen folgten ihm dann auf dem Platz. Hinter ihnen warf die Redoran Wache die Tür zu und verkeilte sie mit seinem Schwert. Wie gelähmt stand die Schatzmeisterin immer noch da, als die Ordinatoren den Raum verließen war der Argonier schon an die Barriere rangetreten und vollführte seine Geste. Aleria stand neben ihm und betrachtete nervös die Tür, Habasi hatte im selben Augenblick der Schatzmeisterin den Knauf ihres Dolchs über den Kopf gezogen.

Eine weitere, weitaus stärkere Explosion erschütterte den Platz. Die Waren des Händlers hatten Feuer gefangen und anscheinend transportierte dieser einige explosive Stoffe mit sich rum. Mitten auf dem Platz war nun ein großes Loch, um welches die Ordinatoren gegen die Knochenläufer kämpften. Natürlich hatten die Knochenläufer keine Chance auf einen Sieg, aber sie hielten viel aus und kämpften wirklich bis auf den letzten Tropfen ihres Blutes. Sie waren nur da zum Zeit zu schaffen. Nach der zweiten, nicht intendierten, Explosion erzitterte die ganze künstliche Insel. Nur-Er-Steht-Hier brachte seine ganze Fertigkeit auf um nicht aus dem Takt seiner Bewegungen zu kommen, aber Aleria konnte sich nicht auf den Beinen halten. Rückwärts fiel sie auf den leeren Türrahmen zu, die Redoranwache hatte währendessen ihren Helm abgenommen und Tappius war darunter erschienen in seiner nächsten Verkleidung. Seine Augen weiteten sich und Habasi schrie, als sie die Hexe durch den Rahmen fallen sah. Die Kristalle blitzten blau auf, Aleria lag halb schon im Schatzraum, aber nichts passierte. Nach einigen bangen Sekunde erst beendete Nur-Er-Steht-Hier seine Formel und die Beweungen, Aleria stand wieder auf. Habasi jubelte. „Wir haben es geschafft, schnell jetzt und bleibt nicht mehr viel Zeit.“ Der Argonier betrachtete Aleria mit einem skeptisch Blick und reicht ihr dann seine schuppige Hand, aus seinen Augen aber sprach Misstrauen.

Der große kaiserliche in der Rüstung der Redoran holte vier große Säcke, wie sie zur Ernte genutzt werden, aus seiner Rüstung und begann sofort Draken und Juwelen dort reinzuschauffeln. Der Argonier machte sich daran die dort gelagerten Schriftrollen zu plündern und Habasi half Tappius. Alerias Augen suchten sofort nach dem einem Diamant den sie brauchte, das Licht der Fackeln in dem Raum brach sich in seiner Perfektion. Geblendet von der Schönheit des Steines stand die Hexe einen Moment mit offenem Mund da, einen solchen Diamanten gab es wohl nur einmal auf ganz Nirn und genau das machte ihn für die Diebe wertlos. Ihre zierlichen Hände griffen nach dem Stein und nahmen ihn langsam aus seiner Fassung, behutsam verstaute sie ihn in ihrer edlen Robe und schaute sich dann im Schatzhaus um. Obwohl sie zu viert waren, würden sie nur einen Bruchteil der Beute mitnehmen können. Alerias Blick fiel auf einen Dolch aus Vulkanglas. Mit einem Zucken ihrer Schultern nahm sie den Dolch und steckte diesen in ihren Gürtel. Dann hörte sie wieder die Stimme der Khajiit. „Schnell, Arathor wird mit den Kähnen auf uns warten.“ Jetzt kam die Flucht, Nur-Er-Steht-Hier hatte Aleria erklärt, dass man sich weder in die Stadt hinein, noch aus der Stadt wegteleportieren konnte. Alle Sprüche verloren ihre Wirkung im Stadtgebiet aufgrund von Vivecs Schutzzaubern.

Wieder mit dem Helm der Redoranwache auf dem Kopf und zwei der vier Säcke in der Hand trat Tappius aus dem Schatzhaus, dicht gefolgt von dem Argonier, dann Aleria und als letztes Habasi. Auf dem Platz war die Hölle los, mitten im Platz war ein großes Loch durch die Explosion der Ware des Händlers entstanden, das Feuer hatte auf eines der Anwesen übergegriffen und dies brannte lichterloh. Ein Ordinator erwehrte sich eben gegen die letzten beiden Knochenläufer, sein Streikolben hämmerte gegen den Kopf des Knochenläufer und vermatschte sein schon so nicht ansehnliches Gesicht. Aber dieser schien den Angriff nicht zu bemerken und griff blind weiter an, mit einem Schildschlag wurde er dann durch das Loch befördert. Aus den anderen Anwesen strömten die zurückgebliebenen Diener und Wachen, einige beteiligten sich am Kampf, andere rannten den Weg hinunter zum Löschen. Eben in dem Augenblick als Habasi als letzte die Tür hinter sich hatte, stand plötzlich ein Ordinator vor ihnen. „Bleibt stehen Abschaum, ich glaube wir haben etwas zu klären.“ Seine Hand griff nach Tappius Beutel und dieser wurde zerrissen. Draken und Edelsteine plumpsten auf den Boden. Geistesgegenwärtig, was wohl niemand Tappius zugetraut hatte, landete sein Schwert mit der breiten Seite schmerzhaft auf dem Helm des Ordinators. Trotz der Rüstung schien ihn der Schlag in das Reich der Träume geschickt zu haben.

Vom Platz aus näherten sich weitere Ordinatoren, jetzt natürlich rennend, dem Ort des Geschehens. Während die Mitglieder des Hauses Redoran eher mit Löschen beschäftigt waren. Auch die kleine Gruppe rannte los, sie nahmen den anderen Ausgang des Platzes und sparten sich so diesen nochmal ganz überqueren zu müssen. Auf dem Weg hinunter zu den Kähnen kamen ihnen immer wieder Leute mit Wassereimern entgegen und ihre Bemühungen schnell zum Wasser zu kommen würde nicht weiter auffallen, wenn, ja wenn hinter ihnen nicht ein dutzend wütende Ordinatoren her wären. Der Bosmer stand schon unten am Wasser, als er die Ordinatoren sah löste er die Leinen der beiden Kähne und setzte sich schon mal in einen, der größere der beiden war für Tappius, den Bosmer und die Beute ausgelegt. Sofort hinter der Stadtgrenze würden sie sich dann mit Hilfe der Beute und einer Schriftrolle zur Südwalltaverne teleportieren, der kleinere Kahn war für den Argonier, Aleria und Habsi gedacht. Diese sollten von dem größeren Kahn ablenken und sich dann mit Hilfe des Argoniers am Ziel mit den anderen Treffen. Die Ordinatoren in ihrem Rüstungen blieben immer weiter zurück, zwischen ihnen erkannte Aleria die wütende Schatzmeisterin der Redoran mit einer großen roten Beule am Kopf wo Habasis Dolch sie getroffen hatte. Tappius sprang sofort in den größeren Kahn und alle warfen nacheinander ihre Beutesäcke diesem zu. Die Ordinatoren waren nun nur noch wenige Meter von ihnen entfernt.

Eben als der letzte Sack in die Hände des riesigen Kaiserlichen gefolgen war und dieser die Ruder in die Hand nahm, flog ein Feuerball auf den anderen Kahn. Sofort ging dieser in Flammen auf, die Schatzmeisterin stand mit einem triumphierenden Grinsen noch auf den Treppen zum Wasser und warf einen weiteren Feuerball auf den schon beladenen Kahn. Die Ordinatoren hielten triumphierenden inne und bildeten einen Halbkreis um die restlichen drei Anwesenden, welche den Rücken zum Wasser hatten. Zuspät konnte Aleria reagieren, ihre Hände entzündeten sich und ihr Feuerball traf die Schatzmeisterin erst nachdem sie ihren geworfen hatte, mit einem furchtbaren Schrei verging sie zu Asche. Doch der findige Bosmer hatte eine Idee, einen der Beutesäcke warf er dem Feuerball entgegen und rettete so sein Boot. Für einen kurzen Moment wackelten alle Gesichter der Diebe, mit zwei gewaltigen Ruderschlägen von Tappius verschwand das erste Boot in der schützenden Dunkelheit Nocturnals. Mit dem Rücken zum Wasser standen nun der unbewaffnete Argonier, Habasi mit ihrem Dolch und Aleria mit einem Dolch in der Hand zwei Händen voll Ordinatoren mit gezogenen Streitkolben gegenüber. Unter ihren Masken erahnten wohl alle drei das Grinsen ihrer Angreifer. Der erste Ordinator griff an, fing sich dafür aber einen Feuerstrahl der Hexe. Sein Schild hielt der Ordinator vor seine Maske um sich vor den Flammen zu schützen, sofort gingen alle seine Ordensbrüder zum Angriff über.

Die Zeit schien sich zu verlangsamen, eine Stimme wisperte in Alerias Kopf. Eindrücklich sagte diese nur ein Wort. „Die Rolle.“ Dann schien der wundersame Augenblick auch wieder vorbei. Sofort fasste Aleria in ihrem Robe und holte den Zauberspruch des Bosmers, welcher vor Seyda Neen vom Himmel gefallen war hervor. „Ikarus Flug!“ Rief sie so laut sie konnte aus. Soweit sie die Rolle verstanden hatte, war das der Auslöser dieser. Aber nichts passierte, die Rolle verpuffte in ihrer Hand und löste sich in Fetzen auf. Unter der Maske eines Ordinators konnte sie ein heiseres Lachen hören, in welches seine Ordensbrüder sofort einfielen. Nun blieb nur noch der Sprung in das kalte Wasser, Aleria setzte einen Schritt auf das Wasser zu. Der Argonier und die Khajiit neben ihr hatten auch schon das gleiche getan. Die Ordinatoren begriffen was sie vorhatten und drängten sofort zum Angriff, gleichzeitig sprangen alle drei los. Aleria ließ ihren neuen Dolch fallen, sie fühlte sich so leichtfüßig, als wäre sie eine Wolke. Noch eben schaffte sie es die Arme des Argoniers und der Khajiit zu greifen. Dann tat die Rolle ihre Wirkung, ihre Sprungkraft schien sich in das unendliche zu steigern. Anstatt das Wasser immer näher, konnten die drei Vivec immer fernen sehen. Bis die riesigen Distrikte der Stadt nur noch wie kleine Steine in einer Pfütze wirkten. Sie flogen über den Wolken und kam den roten Mond und dem weißen Mond über Nirn immer näher.

Habasi jubelte laut auf! Sie waren entkommen, Aleria allerdings dämmerte schon das nächste Problem. Sie ahnte woran der Bosmer, welcher diese Rolle kreiert hatte gestorben war, warum er durch die Walddecke damals gefallen war. Levitation war in Cyodriil nicht weit verbreitet und auch sie hatte es nie gelernt, ihr Blick ging zum Argonier. In diesem Augenblick veränderte sich das Aussehen des Illusionisten, Aleria wusste, dass auch ihr Gesicht nun wieder in seine alte Form zurückgekehrt war. Nur-Er-Steht-Hier schloss seine Augen, mit einer unglaublichen Geschwindigkeit senkten sie sich und rasten nun, immer noch mit einer Beschleunigung nach vorne, auf den Boden zu. Umso näher die dem Boden kamen, umso angestrengter erschien das Murmeln des Argoniers. Jetzt hatte Habasi auch das Problem erkannt und ihre Augen weiteten sich, Aleria blickte einfach nur noch in den Himmel. Die Landung hatte der Bosmer nicht bedacht, was für ein Idiot! Wenigstens würden sie mit einer schönen Aussicht sterben, unter ihren Füßen veränderte sich das Land von den grünen Ascardia Insel mit seinen Flüssen und Seen, zu einer trostlosen schwarzen Landschaft, bis nur noch schwarze Bäume mit knorigen Ästen aus dem aschgrauen Boden ragten. Umso näher sie dem Boden kamen, umso weniger wurde die Vegetation und umso grauer das Land. So rauschten die drei immer näher auf den Boden zu, den unvermeidlichen Aufprall erwartend.
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 29. August 2013 14:44

V. Eine unbequeme Passage


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„Land von Feuer und Rauch.“



Unweigerlich näherten die drei sich weiter dem Boden, die Monde von Nirn schienen immer kleiner zu werden, aber der tiefschwarze Abgrund auf welchen sie zuflogen wurde immer größer. Ein kleines Licht, wie es von noch einigen Kilometern höher erschien, entpuppte sich als ein Lavasee. Noch immer schien sich ihr Fall kaum zu verlangsamen, Honigmund Habasi hatte sich in Alerias Robe festgekrallt und der Argonier schien wieder vollkommen mit sich beschäftigt zu sein. Die trügerischen Augen des Illusionisten waren geschlossen und er schien seelenruhig immer wieder eine Formel zu wiederholen, wobei er jeweils nur ein bestimmtes Wort in der Sprache seiner Rasse anders betonte, immer und immer wieder. Dabei war der Spruch durch den Zug des Windes kaum wahrzunehmen, es fühlte sich an als ob jemand die Haut nach hinten zog und es dröhnte durch die Geschwindigkeit ihres jetzt freien Falls. Die Roben des ungleichen Trios flatterten im Wind und schienen ihren eigenen Willen zu entwickeln, während sie auf den dunklen Abgrund zurasten. Der See aus flüssigem Gestein lag ohne jegliche Bewegung dar und warf ein rötliches Licht auf seine triste Umgebung. Das Einzige was es dort zu sehen gab waren schwarze Bäume mit knorigen, unwirklichen Ästen die in die Dunkelheit wuchsen und an ihrer Spitze mit der Dunkelheit zu verschmelzen schienen. 50 Meter, 30 Meter, 10 Meter. Habasi fauchte, der Argonier öffnete seine schuppigen Augenlieder und sprach denselben Spruch wie schon die ganze Zeit.

Ihr Fall verlangsamte sich kaum merklich, das nächste mal schrie der Argonier förmlich den Spruch und übertönte damit die Geräusche des Windes. Seine Stimme wuchs zu einer Kakophonie des Schreckens, verzerrt und kraftvoll hallte sie über die schwarzen Baumkronen. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten in die Dunkelheit der Nacht, als ob sie dort eine helfende Hand entdecken würde. Doch Aleria sah dort niemand, sie hörte nur die Stimme welche nicht die des Argoniers war. Etwas oder jemand sprach aus ihm, wie ein Puppenspieler mit seiner Marionette sprach. Auf den letzten beiden Metern vor dem Boden bremste sich dann plötzlich ihr Fall, sanft wie eine Feder glitten auf den schwarzen Boden, grauer Staub wurde aufgewirbelt und verschwand in der dunklen Nacht. Nur-Er-Steht-Hier brach zusammen und auch Aleria, sowie Habasi konnten sich nicht auf den Beinen halten. Trotz der wahrlich weichen Landung zitterten die Beine der Dunmerhexe und sie landete ausgestreckt im Staub. Der zischende Atem des Argoniers ging schwer und in seinen Augen lag ein unendlicher Schrecken, welcher auch jetzt nicht wich. Die Khajiit hingegen ließ ein wohliges Schnurren hören. Aleria lag auf dem Rücken und ihr Blick ging starr in den Himmel, ihre Hand fühlte an ihrer Robe entlang und sie atmete hörbar auf, als sie dort einen Faustgroßen Gegenstand erspürte. Es hatte sich alles gelohnt, die erste Zutat war in ihren Händen.

Als sich Aleria aufrichtete, war ihr Herzschlag immer noch beschleunigt und ihr Atem ging nur schwer. Erst jetzt ließ sie ihren Blick in die Dunkelheit umher schwenken, einige Meter entfernt warf der Lavasee sein rötliches Licht in die Schwärze, doch auch dieser schaffte es nicht die Tristes der Nacht zu durchbrechen. Schon wenige Meter neben dem See konnte man nichts mehr erkennen, man sah den Unterschied zwischen der Nacht und den schwarzen Bäumen nicht. Wie eine unüberwindbare Wand hatte sich die Dunkelheit in dieser dunkelsten aller Nächte vor ihnen aufgebaut. Das fahle Licht des Mondes schien nicht in die kleine Schlucht zu dringen, in welche sie unfreiwillig gefallen waren. Alles war bedeckt mit Staub und Asche, nichts, nicht mal die Bäume schienen in diesem Teil Vvardenfells am Leben zu sein. „Molag Amur.“ Meinte Habasi dann mit fauchender Stimme, ihre Augen gingen durch die Dunkelheit und blieben nie langen an einem Punkt. „Gar niemand lebt in diesem Teil von Vvardenfell, außer den Stämmen. Die meisten durchqueren die Region so schnell wie es geht und gucken sich dann nicht mehr um. Kreaturen gezeugt in Schande von Vivec und dem Seelenernter Molag Bal sollen in dieser Gegend ihr Unwesen treiben.“ Zum Abschluss kam noch ein Fauchen von Habasi, die feinen Haare an ihrem Körper stellten sich bei dem Erzählten auf.

Aleria hatte als Priesterin der Herrin der Träume schon viel Schrecken erlebt, sie wurde mit Grauen geplagt welche kaum ein lebendes Wesen sich vorstellen konnte, Grauen welches über jegliche Vorstellungskraft ging. Immer wieder hatte sie Prüfungen zum Gefallen ihrer Herrin bestanden und hatte durch die Gunst der Schenkenden ihre Anhängerschaft stetig erhöht, aber auch ihr ging bei dem Gedanken an die Region in welcher sie gelandet waren ein unbehagliches Gefühl durch den gesamten Körper. Die dritte Säule des Chaos, der Blutschänder der Dunmer, der Vater aller Monster Molag Bal war die größte Pein der Dunkelelfen und kein Freund der Herrin der Träume. Worauf die Feindschaft der beiden Daedraprinzen zurückging konnte Aleria nicht mit Sicherheit sagen, nur das es was mit den verunreinigten Nachkommen des Schänders zu tun hatte. Schon für die Erwähnung seines Namens in einem der Schreine der Traumherrin zog man sich deren Unmut zu. Jetzt auf Land zu wandeln auf welchem die Kinder missgebildeten Kinder des Vater aller Monster wandelten behagt ihr nicht grade. Alerias Blick ging zu ihrer rechten, Nur-Er-Steht-Hier saß dort mit angezogenen Knien, sein Blick hatte sich vollkommen in den Flammen der Lava verloren und spiegelten sie wieder. Die Arme hatte er um die Beine geschlungen und seine Lippen formten wortlos Sätze. Als er die roten Augen der Dunmerin bemerkte, welchen ihn durch die Dunkelheit betrachteten, stoppten seine Lippen ihre Bewegungen kurz. Dann blickte er sofort wieder auf den Lavasee, seine Stille Beschwörung begann erneut.

Die Khajiit und die Dunmerin tauschte einige besorgte Blicke aus, immer noch auf dem Boden sitzend erhob Habasi dann schnurrend ihre Stimme. „Nur, kannst du uns mit einem Zauber schnell wieder in eine Stadt bringen?“ Der Argonier blickte immer noch wie gebannt auf den Lavasee, seine Stimme war nicht mehr als ein leises flüstern als er antwortete. „Ich brauche Ruhe, es war...“ Dann verließ ihn seine Stimme, als sich seine Augen zu Habasi und Aleria drehten konnte man unaussprechlichen Schrecken in diesen lesen. „Ich brauch Ruhe, nur Ruhe.“ Wiederholte der Illusionist ein weiteres Mal mit kaum wahrnehmbarer Stimme. Habasis Augen durchblickten die Dunkelheit, durch ihre Eigenschaft welchen allen Khajiit angeboren war. Dann war sie flott auf den Beinen und verschwand in der Dunkelheit, Aleria blickte ihr nach, konnte sie aber schon nach den ersten Metern nicht mehr erkennen. Einen kurzen Moment später tauchte Habasi dann auch wieder aus der Dunkelheit auf. „Wir dürfen nicht mitten auf dem Weg lagern, einige Meter östlich des Lavasees befindet sich eine Baumkette bei welcher wir die Nacht verbringen können. Morgen kann uns Nur dann in die nächste Stadt bringen. Aleria hilfst du mir?“ Die Khajiit packte den Argonier unter einen Arm und Aleria unter dem anderen, wie ein Kind nach einem anstrengenden Tag, so schien auch der Argonier in den Armen seiner ungleichen Eltern eingeschlafen zu sein.

An einen der schwarzen Bäume gelehnt, abseits des Lavasees legten die beiden dann den Argonier ab. Habasis besorgter Blick lag einen Moment auf Nur, als auch sie beinahe flüstern anfing mit ihrer schnurrenden Stimme zu sprechen. „Es war nicht seine Stimme.“ Meinte sie dann und blickte Aleria an. „Irgendetwas sprach aus ihm, er hatte die wilde Levitation noch nie beherrscht.“ Die Angesprochene zuckte nur mit den Schultern, ihr gingen so viele durch Kopf nach diesem Tag, da war die Rettung durch den Argonier oder was auch immer aus ihm gesprochen hatte nur eines von vielen Rätseln. Ihr Verstand war nach diesem turbulenten Tag nicht so scharf wie sonst. „Wer oder was auch immer es war, wir wurden gerettet. Es scheint wir stehen in irgendeiner Gunst.“ Müde lehnte sich auch Aleria gegen denselben Baum, ihre Augen fielen ihr schon beinahe zu. Da erhob Habasi wieder ihre schnurrende Stimme. „Die erste Wache halte ich, ich wecke dich dann für die Zweite wenn es soweit ist.“ Mit geschlossenen Augen nickte Aleria nur kurz und fiel dann in einen Schlaf. In dieser Nacht träumte sie wie in den Nächten davor nichts, ihre Gedanken blieben schwarz und leer, voller rätselhafter Fragen. Doch die Herrin erwies ihr keine Gunst, keinen Einblick welchen nur ein unsterbliches Wesen in die Geschehnisse von Nirn hatte. Ihre Träume blieben still wie Nurs Lippen, welche auch im Schlaf weiter Wörter formten.

Wie wenige Minuten kam der Hexe ihr ereignisloser Schlaf vor, eben schien sie eingeschlafen zu sein, da wurde sie auch schon von der Tatze der Khajiit am den Schulter berührt. Verschlafen öffnete sie ihre Augen. „Die Hälfte der Nacht ist um, ich werde jetzt schlafen.“ Aleria blieb nichts anderes übrig als zu nicken und schon lehnte auch Habasi am Baum und schlief sofort fest ein. Die komplette edle Robe der Hexe war nun über und über mit Asche und Staub bedeckt, der Staub schien sich jede kleine Ritze in der Kleidung zu suchen und setzte sich dann erbarmungslos überall fest. Die Hände der Dunmerin waren auch schon schwarz vor Staub und ihr Rücken schmerzte, ein verfluchter Ast hatte sich im Schlaf gegen ihren Rücken gebohrt. Aber jedenfalls war dies die bessere Alternative als von einem Ebenerzstreitkolben zerschmetter zu werden oder als Mousse auf dem staubigen Boden zu landen. Sie hatten den Diamanten, jetzt mussten sie nur noch lebend wieder die Zivilisation erreichen. Um nicht einzuschlafen stand Aleria von ihrem Platz auf, sie ging zwei Meter aus dem trügerischen Schutz der Bäume und scheute dabei auch die Dunkelheit nicht. Als sie wieder in das provisorische Lager kam, saß Nur grade an einen der Bäume gelehnt und seine Augen starrten apathisch in die Dunkelheit. Er schien niemanden wahrzunehmen, trotz erhob er mit einem ängstlichen Zischen seine Stimme als Aleria wiederkehrte.

„Du müsstest tot sein. Mein Zauber, er war nicht nicht vollendet. Zwei der vier Siegel waren intakt.“ Die Dunmerin tat noch einen Schritt auf den Argonier zu, in ihrer Erinnerung blitzte der Moment dieses Abends wieder vor ihr auf. Die Explosion, die Erschütterung und dann war sie einfach durch die Tür gefallen. Die Kristalle hatten geleuchtet, aber nichts war passiert. Nur schien ein besserer und schnellerer Zauberer zu sein als er selbst von sich behauptet, ansonsten wäre dies zuviel der komischen Zufälle. Ihre roten Augen folgten dem apathischen Blick des Argoniers in die Dunkelheit. „Dein Zauber war einfach besser als du selbst angenommen hast.“ Als sie ihren Blick wieder zum Argonier wand, hatte der seine Augen schon wieder geschlossen und ein leises Zischen entwich regelmäßig seiner Schnauze. Welch ein merkwürdiger Abend, Aleria schüttelte den Kopf und setzte sich auf einen der großen Steinsbrocken welche überall verteilt lagen. Ihre rechte Hand griff in die Tasche der Robe und zog den Venim-Stein hervor. In der tiefen Dunkelheit Molag Amurs schien der Stein einen leuchtenden Glanz zu verbreiten, aus seinem inneren gingen Lichtstrahlen aus, erleuchteten kurz die Dunkelheit und verloren sich dann in der tiefen schwärze der Nacht. Unter der harten Schale des Diamanten, unter seiner geschliffenen Form konnte die Hexe einen Puls von Magie spüren, alte unbekannte Magie.

Vorsichtig tastete sich Aleria mit ihrem magischen Geist immer wieder an den Diamanten heran, spürte seine enorme Energie, aber auch das Unbekannte welches dieser Stein ausstrahlte. Wie in einem Zwiegespräch versuchte sie diesem magischen Phänomen auf den Grund zu gehen, pirschte sich ran und zog sich bei der Energie des Steines wieder zurück. Aber sie konnte auch dieses Rätsel nicht entschlüsseln. Genervt wand sie sich dann von dem Stein ab, erschrocken stellte sie dann fest, dass die Sonne schon langsam über den schwarzen Hügeln Molag Amurs aufgegangen war, was sie gar nicht bemerkt hatte. Vorsichtig verstaute sie den Diamanten wieder und weckte dann Habasi und Nur. Aus dem Blick des Argoniers war auch im Sonnenlicht über Molag Amur jeglicher Glanz gewichen, seine Augen waren getrübt wie ein See voller Algen. Die ersten Worte des Morgens sprach dann Honigmund Habasi. „Schaffst du es uns in die nächste Stadt zu bringen?“ Woraufhin Nur sich schwerfällig von dem Baum erhob und trostlos den Kopf schüttelte, es schien als wären alle Lebensgeister aus seinem Gesicht gewichen. Leichtfüßig erklomm Habasi einen der schwarzen Bäume und blickte sich um, als sie die Spitze des Baumes erreicht hatte ging ihr Blick einmal durch die Runde. Mit einer Hand vor dem Gesicht, um sich vor der Sonne zu schützen, blickte Aleria nach oben. Ebenso leichtfüßig wie sie den Baum erklommen hatte, sprang sie auch wieder von Ast zu Ast runter.

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Wieder auf dem Boden teilte sie den beiden dann ihre Entdeckung mit. Es schienen gute Neuigkeiten zu sein, denn Habasi zeigte ihre spitzen Zähne bei ihrer Mitteilung. „Wir sind von Vivec aus nach Norden geflogen, westlich von uns liegt der Nabia. Dessen Lauf müssen wir folgen bis zum gleichnamigen See, von da aus müssen wir dann strikt nach Westen. Die Foyada Mamaea überqueren wir dann bei der Mondfalterfestung. Von dort aus wird es ein Spaziergang wieder nach Balmora zu kommen.“ Alles hörte sich so einfach an, nach Norden, nach Westen und schon waren sie wieder in Balmora. Aber es gab mehr als ein Problem, durch den Fluss hätten sie was zutrinken was zu Essen würde in dieser Einöde aber sicherlich schwer zu finden sein. Mal abgesehen von den Angriffen von wilden Tieren, Molag Bals Kreaturen oder den hier häufigen Aschestürmen. Allen Aussichten nach würde der Weg nach Balmora nicht so einfach werden, wie es sich anhörte. „Wie lange werden wir brauchen bis wir wieder in der Stadt sind?“ Fragte Aleria also, nachdem sie alle Szenarien im Kopf durchgegangen war. Gespannt wartete sie auf eine Antwort, statt Habasi antwortete aber Nur-Er-Steht-Hier überraschender Weise in einer völlig emotionslosen Tonlage. „Vielleicht sind wir in zwei Tagen in Balmora, vielleicht brauchen wir aber auch 3 Wochen, vielleicht werden wir hier sterben.“ Er zuckte mit seinen Schultern und fuhr dann fort.

„Nie kann ein Reisender im Molag Amur sagen wie lange er für sein Ziel brauchen wird. Es wäre ebenso zwecklos wie töricht.“ Habasi nickte bestätigend, Geschichten über hier verlorene Reisende, Kämpfer und Händler waren überall in Morrowind präsent. Molag Amur galt neben den Aschelanden als die gefährlichste Gegend auf ganz Vvardenfell. „Eine Stunde müssen wir dem Weg wohl folgen, dann biegen wir zum Flussufer ab. Vielleicht erreichen wir heute noch den Nabia See.“ Habasi gab ab da an das Schritttempo an, ihre Schritten beinahe hüpfend war sie schneller als ein normaler Dunmer und Aleria war nicht die beste Läuferin, in Cyrodiil hatte sie ein Pferd besessen, hier hatte sie bisher nicht mal eines gesehen. Wie eine Hülle lief Nur ihnen hinterher, obwohl seine argonische Physiognomie durchaus erlaubt hätte mindestens mit Habasi Schritt zu halten. Sein Blick ging nicht rechts und nicht links von der Straße, sondern immer nur auf den Rücken der beiden vor ihm. Wenn sich jemand umdrehte schien der Argonier es kaum zu bemerken. Ebenso starr wie der Blick von Nur war die Landschaft, sie hätten auch im Kreis gehen können. Überall standen dieselben ausgedörrten schwarzen Bäume, immer wieder kamen sie an kleinen und großen Lavaseen vorbei. Nach etwas mehr als einer Stunde Laufen über den staubigen Boden tat sich eine Lücke in den Erhebungen zu ihrer Rechten auf und der Blick der Gruppe fiel auf den Fluss Nabia.

Sofort erhöhte Habasi das Tempo und fiel bei dem Wasser auf die Knie um etwas aus dem Fluss zu trinken, Aleria blieb stehen und ihr Blick ging gen Norden. Bis zum Horizont schien sich der Fluss durch das Ödland zu schlängeln, diesen Weg sollten sie heute noch zurücklegen? Zweifelnd ging auch sie zum Wasser und schöpfte sich das leicht bitter schmeckende Flusswasser in den Mund. Nur nahm nur einen kurzen Schluck und stand dann wieder aufrecht am Fluss. Sein Blick galt den Himmel, trotz eines klares Himmel prophezeite er eine Wetteränderung an diesem Tag. Habasi zog das Tempo daraufhin noch weiter an, schon nach der ersten Stunde des Laufens zog sich der Himmel über ihnen zu. Ohne jegliche Warnung herrschte plötzlich ein furchtbarer Aschensturm. Die andauernde Stille wurde durch das Pfeifen des Sturms unterbrochen, an ein weiterkommen war so gar nicht mehr zu denken. „Wir müssen irgendwo Schutz suchen!“ Schrie Aleria, ihre Augen blickten nur noch bis zu ihren Handspitzen und diese hatte sie vor das Gesicht gehalten um die Augen zu schützen. Von überall schien der Wind zu kommen und die feine Asche die er mit sich trug legte sich wie ein Totentuch über das Land was er durchquerte. Spätestens jetzt wurde Aleria klar warum auf diesem Land kein Leben herrschte. Habasis Stimme klang wie ein fernes Grollen, welches von Kilometer Entfernung an sie herangetragen wurde. „Rechts, du musst rechts Aleria!“ Die Dunmerin vernahm die Stimme, aber wo war rechts? Sie hatten im Aschesturm vollkommen die Orientierung verloren.

Ein Hand griff sie unsanft am Arm, Habasi hockte in einer kleinen Einbuchtung in einem großen Felsen. Nur konnte sie nirgendwo entdecken. „Ich gehe nochmal raus und suche Nur.“ Meine die Khajiit dann, noch eher Aleria Einspruch erheben konnte war sie schon draußen und im Aschesturm verschwunden. Erst konnt Aleria ihre Rufe nach Nur-Er-Steht-Hier noch vernehmen, dann wurden sie immer leiser. Nachdem der Sturm schon eine Stunde gewütet hatte, trat plötzlich Honigmund Habasi wieder durch den Schleider aus Asche. Alleine. Sie spuckte Asche und war über und über mit dem Staub des Sturmes bedeckt. In ihren Augen stand Verzweiflung. „Er ist weg, ich konnte ihn nicht finden.“ Erschöpft und traurig ließ Habasi sich auf den staubigen Boden fallen. Ihr Gesicht vergrub sie in ihren Händen. „Er wird auch einen Unterschlupf gefunden haben.“ So einfühlsam wie sie nur konnte sprach Aleria beruhigend mit der Khajiit, diese legten ihren Kopf auf die Schulter der Hexe. Eine Stunde verharrten sie so schweigend, bis draußen der Sturm ebenso schnell wieder abklang wie er angefangen hatte. Sofort sprang Habasi auf und mit zwei großen Sätzen stand sie mitten auf der Straße. Alles war mit einer mehrere Zentimeter dicken Schicht aus Staub belegt und auch der Fluss schien nur noch aus einer schlammigen Masse von Asche und Staub zu bestehen. „Nuuuur!“ Fauchte Habasi so laut sie konnte, doch niemand antwortete auf ihr verzweifeltes Rufen.

Bis der Abend graute schrien und suchten die Dunmerin und die Khajiit den vermissten Argonier. Aber sie fanden weder eine Spur von ihm, noch ein Lebenszeichen oder ein Anzeichen das er gestorben war. Er schien wie von dem Sturm weggetragen worden zu sein. Als die Sonne langsam am Horizont verschwand und die Monde über Nirn aufgingen, brachen sie die Suche endgültig ab. Aleria entzündete ein kleines magisches Feuer am Wegrand und Habasi suchte einige tote Schlachterfische aus der Brühe, welche ehemals noch der Fluss gewesen war heraus. Stumm saßen sie nebeneinander und aßen den geschmacklosen Fisch. Aleria durchbrach als erstes die Stille. „Er hat uns das Leben gerettet, mir sogar zwei mal an dem letzten Tag.“ Habasi nickte und nahm den Gesprächsfaden danked an. „Dutzende Male hat er mich schon davor bewahrt geschnappt zu werden, aber noch gebe ich ihn nicht auf. Nachdem wir in Balmora angekommen sind werde ich die Ressourcen der Gilde nutzen und ihn suchen.“ Meinte sie dann entschlossen und ihr Blick ging zu den Monden Nirns und wieder zu dem kleinen Feuer über welchem noch zwei große Schlachtfische gebraten wurden. Geschickt trennte sie mit einem Messer das Schuppengeflecht des Fisches ab und löste das Fleisch von den Gräten. Nachdem die Khajiit einen weiteren Bissen vom Fisch genommen hatte sprach sie wieder. „Ich übernehme die Wache, könnte heute eh nicht schlafen.“ Dann drehte sich Habasi weg.

Wieder verging ein Schlaf ohne Träume, Aleria erwachte ohne das Zutun der Khajiit bei den ersten Strahlen der Sonne. Habasi bemerkte es und drehte sich kurz um, dabei deutete sie auf die Reste des Fisches vom gestrigen Abend. Ihre Züge waren traurig, aber auch eine kalte Entschlossenheit zeigte sich. „Wir müssen heute viel Weg wiedergutmachen, iss du den restlichen Schlachterfisch und dann gehen wir wieder los.“ Ohne es sich zweimal zu überlegen aß Aleria den restlichen Schlachterfisch, ohne sich groß zu unterhalten machten sich beiden wieder nordswärts auf. Dabei setzte Habasi mit ihren großen Schritten ein so schnelles Tempo vor, dass Aleria immer ein kleines Stück hinterher hing und schon nach dem ersten Kilometer ihre Beine kaum mehr spürte. Als sie schon fünf Meter hinter Habasi war stoppte diese und ihre Augen suchten den Horizont ab. Dann schüttelte sie den Kopf, 100 Meter weiter hörte Aleria ein Krächzen im hinter ihnen. Wieder blieb Habasi stehen, Aleria schloss auf. „Schon seit unserem Aufbruch heute morgen werden wir verfolgt, bis zum Abend werden sie uns eingeholt haben.“ Aleria machte große Augen, bevor sie fragen konnte was und wer sie verfolgte war Habasi schon wieder losgelaufen, mit einem noch schnelleren Tempo. Die Dunmerin musste alle ihre Kräfte aufbieten um nicht wieder so weit zurückzubleiben. „Verdammt Habasi, wer verfolgt uns?“ Fragte die Hexe dann hechelnd und hielt Habasi kurz am Arm fest.

Beide blieben stehen. Der Blick der Khajiit ging wieder nach hinten. Mit ihrer Hand deutete sie auf ein paar schwarze Punkte über einer Erhebung noch weit entfernt von ihnen. „Klippfenläufer, die größte Plage auf ganz Nirn. Sie greifen alleine oder in Schwärmen an, aber immer wenn es grade unpassend ist. Sie müssen schon seit unserer Ankunft in Molag Amur auf eine richtige Gelegenheit gewartet haben. Nun sind wir nur noch zu Zweit und ihre Zahl wird immer größer. Wir müssen uns beeilen, bevor die Nacht anbricht müssen wir den See erreicht haben.“ Ohne eine weitere Erklärung zu verlangen ging Aleria weiter, sie fiel wieder einige Meter hinter die Khajiit zurück. Erstaunlicherweise schaffte sie es doch bis zum Abend auf den Beinen zu bleiben, nur eine kurze Pause hatte Habasi Aleria gegönnt und dann waren sie auch schon weiter gelaufen. Als sie nun den See erreichten und Aleria sich umblickte, konnte sie die am morgen noch kleinen Punkte jetzt genauer betrachten. Flügel und Schnäbel konnte sie jetzt erkennen mit zwei listigen Augen in der Mitte. Insgesamt zählte sie sechs Klippenläufer. „Wir haben vielleicht noch eine halbe Stunde bis sie angreifen, wir ruhen uns jetzt aus und müssen uns dann verteidigen, wir werden es nicht mehr schaffen sie abzuhängen.“ Aleria nickte nur und setzte sich dann auf den staubigen Boden, ihre Füße im Wasser des Sees entspannend.

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Aber an Entspannung war nicht zu denken, das Gekreische der Klippenläufer kam immer näher, bis es unerträglich wurde. Aleria stand vom Wasser auf und stellte sich neben Habasi, die ihren Dolch in der einen Hand hielt und bei der anderen ihre Krallen ausgefahren hatte. Seelenruhig klopfte sich die Hexe den Staub von ihrer Robe, sie hatte ihren Dolch bei der Flucht verloren. Aber Zauber würden wohl auch die effektivste Waffe sein. Mit einem Sturzflug, begleitet von dem allgegenwärtigen Schrei griffen die sechs Klippenläufer ihre Beute an. Die Hexe reckte ihre Hand nach oben und ein Feuerball fuhr mitten in die Angreifer, zwei der Klippenläufer fingen an ihren Flügeln Feuer, schmerzhaft schlugen beide unter irrem Gekreische auf den Boden auf. Der Rest der Meute setzte ihren Angriff weiter fort, bevor Aleria sich wieder gesammelt hatte hatte einer der Klippenläufer sie mit seinen Krallen an den Schultern gepackt und begann mit seinem Schnabel auf ihren Kopf einzuhacken. Eine schmerzhafte Platzwunde erhielt sie über ihrem rechten Auge, sofort störte das Blut ihre Sicht. Mit dem Linken Auge sah sie neben sich wie Habasi ihre Sprungkraft nutzte und einen der Angreifer noch im Flug ihren Dolch in die weiche Haut unter dem Schnabel rammte. Der nächste Klippenläufer attackierte allerdings auch den Khajiit und traf mit seinem Schnabel ihren Arm. Wieder erwärmte sich Alerias Hand und ein Feuerstrahl traf genau zwischen die Augen des Klippenläufers, welcher sie an ihre Schulter gepackt hatte.

Sofort fing das Tier Feuer, wie ein glühender Feuerball knallte der Klippenläufer neben ihr auf die staubige Erde Molag Amurs. Habasi hatte währendessen auch den vorletzten Klippenläufer erledigt, der letzte der Angreifer schien seine verzweifelte Lage zu bemerken und hob mit einem kräftigen Schwingen seiner Flügel in die Lüfte, aber er war nicht schnell genug genug. Die Khajiit warf ihren Dolch nach dem Klippenläufer und verletze einen Flügel so schwer, dass dieser auf den Boden trudelte, wo der Khajiit ihm dann den Rest gab. Am Ende des Kampfes waren sowohl die Anführerin der Diebesgilde, als auch die Priesterin der Herrin der Träume von Kratzern überseht und blutete aus verschiedenen Wunden. Schwer atmend blickten sie sich gegenseitig an. Habasi begann dann wieder zu schnurren. „Gut gekämpft! Für heute haben wir genug verkohlten Klippenläufer zum Essen, wir suchen und einen Schlafplatz und werden morgen dann den See umrunden.“ Aleria stimmte der Khajiit zu, sie übernahm die erste Wache und später in der Nacht wurde sie dann wieder von Habasi geweckt. Sofort setzte sie sich auf einen der Steine und holte den Diamanten wieder aus der Tasche, sofort begann sie sich wieder magisch an das Innere des Stein heranzutasten, seine magischen Geheimnisse zu erkunden. Es kam ihr wie wenige Minuten vor, da begann auch schon wieder der Morgen über Vvardenfell zu grauen.

Einem ausreichenden Frühstück vom Klippenläuferfleisch, machten sich die beiden übrigen des Trios auf dem Weg den See zu umrunden. Ihr Tempo war deutlich langsamer als noch am vorherigen Tag, aber dennoch liefen sie schnell und sie kamen gut voran. Durch den Nebel, welcher sich über den See an diesem Morgen gelegt hatte, konnte Aleria eine Festung auf der anderen Seite wahrnehmen. „Warum überqueren wir den See nicht und suchen Hilfe in dieser Festung?“ Die Khajiit blieb einen Moment stehen und blickte sie zweifeln an, diesesmal nebeneinander gingen dann beide weiter an dem Ufer des Sees entlang. „Das ist Marandus, die Festung wurde noch zu Zeiten Resdayns gebaut, zur Überwachung der Pilger und Händler in Molag Amur. Heute gibt es hier weder Pilger, noch Händler. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Redoran die Festung besetzt halten und jeden Angreifer der nicht zu ihrem Haus gehört und dort herumstöbert. “ Aleria nickte und schweigend setzten die beiden ihren Weg fort, die Zeit verging nur zäh und für jeden Kilometer den sie zurücklegten schien ein weiterer Kilometer am Ufer des Sees zu folgen. Erst nach einer kurzen Pause, wo wieder Klippenläufer verzehrt wurde, von welchen Fleisch sie noch reichlich hatte, änderte Habasi ihren Weg. „Wir haben heute viel Zeit gutgemacht, wenn wir die Nacht dieses mal nicht rasten und durchlaufen können wir Balmora noch heute erreichen.“ Fragend blickte sie zu Aleria, welche ein kleines Seufzen hören ließ.

Ihre Füße taten weh, ihre Beine spürte sie schon seit dem ersten Schritt des Tages nicht mehr. Aber sie nickte und zeigte ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Aufmunternd klopfte Habsi ihr mit ihrer Tatze auf die Schulter und die beiden liefen einfach weiter. Dabei begannen sie sich überalles möglich zu Unterhalten, so verging die Zeit ein wenig schneller. Spät in der Nacht überquerten sie dann die alte Brücke der Dwemer über die Foyada Mamaea, einem leeren Lavafluss, welcher direkt vom Roten Berg aus bis nach Hla Od im Süden Vvardenfells ging. Zu ihrer Linken sahen sie direkt hinter der Brücke die hellerleuchtete Mondfalterfestung der kaiserlichen Legion. Ihre Umgebung verändert sich mit dem Überschreiten der alten Brücke, die Landschaft wurde wieder grüner und der Bewuchs üppiger, Leben schien wieder in die Welt eingekehrt zu sein und das Land durch welches sie in den letzten Tagen gezogen waren erschien beiden wie ein böser Albtraum, ein Albtraum der Nur verschlungen hatte und ihnen beide Schmerzen zugefügt hat. Mit dem Land veränderte sich auch die Stimmung der ungleichen Reisenden, bei dem Anblick ihrer Heimatstadt Balmora lies Habasi ein feines Schnurren hören und auch Aleria zeigte ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Habasis Schnurren verstarb aber sofort und ihr Blick glitt zu Aleria. „Morgen werde ich wieder aufbrechen und Nur suchen.“ Auch Alerias Lächeln verstarb, gemeinsam gingen beiden den Hügel hinunter zum Eingang der Stadt.
„For Sale:
Baby shoes. Never Worn.“
E. Hemingway

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Nachtgiger
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 26. Januar 2014 19:34

VI. Des Rätsels Lösung


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„The blood is the life!“



Ein einzelner Lichtstrahl fiel durch die Seidenvorhänge, welche den kleinen Balkon von dem Schlafgemach des Herzogs von Mournhold und Königs von Morrowind Hlaalu Brindisi Dorom trennten. Vor den Vorhängen schimmerte das, in dem Licht der untergehenden Sonne getauchte, Mittelmeer. Langsam aber mit absoluter Gewissheit versank der glühende Riese hinter dem Horizont und hüllte die See in seine wärmenden Strahlen. Verlieh ihr dabei einen einzigartigen Glanz. Einige Vögel schienen der Sonne zu folgen, es schien als baten sie die Sonne mit ihrem Geschrei das unausweichbare Weichen noch weiter hinauszuzögern, so dass die glänzende Küste ewig in ihrem Licht erstrahlen möge. Während unter den schreienden Vögeln einige Fischer, wie Sagengestalten vor der untergehenden Sonne, ihren letzten Fang einholten und lange Schatten auf die sonst unendliche See warfen. Traf hinter der Sicherheit der Vorhänge ein einzelner glücklicher Strahl des sinkenden Sterns hell graue, beinahe alabasterfarbene Haut, dessen samtig weicher Glanz durch den einzelnen Strahl noch bestärkt wurde. Die leichte Meeresbrise bewegten die beide Seidenvorhängen und der Lichtstrahl tanzte, wie in einem Ewigkeiten andauernden Moment, an der Seite der jungen Frau hoch. In spielerischer Bewegung erreichte der Lichtstrahlen ihren Hals, wo eine feingliedrige Kette aus Silber funkelte. Mit langsamen Schritten bewegte sich das anmutige Wesen weg von den Vorhängen des Balkons und der Lichtstrahl schwand beinahe wehmütig von ihrer vollkommenen Haut, nur ein leichtes Glitzern auf den silbernen Gliedern der Kette hinterlassend. Kühlend wehte die Meeresluft durch die Vorhänge und ließ unmerklich die Hitze des heißen Sommertages schwinden.

Ebenso wie die silberne Kette um den schlanken Hals des engelsgleichen Wesens, glitzerte auch ihr strahlendes weißes Lächeln, welches von schmalen rötlichen Lippen eingerahmt wurde. Jeder Schritt ihres perfekten Körpers brachte die Verheißung ein Stück näher, ein kleines Stück. Sie hatte ihn in einen Bann geschlagen, er konnte seine dunkelroten Augen nicht von ihr abwenden. Die Zeit, Alles schien vergessen, als sie immer weiter auf ihn zuschritt und trotz dieser Ewigkeit konnte er keinen Makel an ihrem perfekten Körper entdecken. Sie genoss jeden ihrer kleinen Schritte sichtlich, während die Meeresbrise eine Strähne ihres langen feuerroten Haares packte und sie ihr zärtlich in das Gesicht strich. Ohne ihre Schritte auf dem edlen Teppich, welcher ihre Füße sanft streichelte, zu unterbrechen strich sie mit einer kurzen Bewegung ihrer zierlichen Händen die Strähne wieder über die unbedeckten Schulter. Dann hatte sie verheißungsvoll das Ende des Teppichs und damit das Bettende erreicht, sanft schmiegte sich die von dem Sonnenstrahl erhitzt alabasterfarbene Haut an seinen Körper. Haut an Haut übertrug sich allmählich die Wärme der untertauchenden Sonne, ein erregtes Kribbeln zog sich durch seinen Körper als sie sich an ihn lehnte. Zärtlich streifte seine Hand über ihren Rücken, unwillkürlich folgte die Hand der Bewegung des Strahles. Dem warmen Pfad von ihrer schmalen Hüfte, den Rücken an der Seite, hin zu ihrer Schulter. Kurz verharrte die Hand auf ihrer warmen zarten Haut, ein kurzes Streicheln und sie zog weiter. Am Ende ihrer Reise lag die Hand an dem Hals der Frau, zwischen den Gliedern der feinen silbernen Kette, welche die Dunmerin als Mitglied des Hauses Redoran auswies.

Während die Hand sich den Weg hinauf zum Hals suchte, schienen seine beinahe schwarzen Augen wie verzaubert. Nicht der perfekte Körper hatten ihn gebannt, nicht die silbrige Kette oder ihr Lächeln. Der leuchtende Spiegel der Seele hatte seine Augen gebannt, die Augen schienen ebenso innig zu sein wie die verschlungenen Körper. Ihr vor Kraft strotzendes Rot hatte seine Schwärze gefangen. Nie mehr wollte das Schwarz dem Rot weichen, immer tiefer schien es in die unendlichen Weiten des höllischen Rot zu dringen, immer weiter schien das Schwarz sich von dem Rot einfangen zu lassen. Das Glühen der Augen war eine einzige Versprechung, begleitet von einem koketten Lächeln, eine Versprechung zu allem was der Betrachter sich wünschen konnte. Wie die tiefste Hölle seine Opfer, so hielt das Rot ihrer Augen ihren geliebten Betrachter fest, die Welt würde in einem Feuersturm untergehen können, brennend würden sich das Schwarz doch nicht von diesen roten Augen lösen können. Gemeinsam würden sie vergehen, die Erinnerung an die Tiefen des Rot aber würden unendlich bewahrt bleiben. Immer näher kamen sich Schwarz und Rot, dann verschloss sich das ewige Rot und auch die gebannten Augen schlossen ihre Lieder. Spielerisch trafen sich Zungen, die Tiefe des Rot schien getauscht mit einem zärtlichen Spiel. Leidenschaftlich brannte bei ihnen das Feuer, es schien sie zu verzehren wie ein Brand eine ausgedörrte Steppe. Als sich das Spiel der Zungen löste und die Tiefe des Rot wieder erschien, lag auf ihrem Gesicht ein verlockendes Lächeln. Nach einer kurzen sanften Berührung ihrer Lippen, schmiegte sie sich weiter an ihn. Die Sonne sank am Horizont unter das Meer.

Ein wohliger Schauer durchlief Aleria beim Erwachen. Ihre für eine Dunmerin ungewöhnlich helle Haut, war im Gesicht errötet. Ihr Herz ging in schnellen Stößen, obwohl sie eben erst erwacht war. Der Blick ihrer rot leuchtenden Augen wand sich zur Seite in dem geräumigen Bett, beinahe erwartete sie die Person aus ihren Träumen dort liegen zu sehen, welcher ihr ein liebendes Lächeln schenkte. Ein ungewöhnliches Gefühl von Leere beschlich sie, als das Wunder ausblieben und niemand neben ihr lag. Leicht enttäuscht verzog Aleria ihre schmalen Lippen zu einer Grimasse, dann wanderten ihre Augen in dem Zimmer herum. Das gesamte Bett war mit Staub bedeckt, als sie am gestrigen Tag in der Nacht ankamen, hatte sie keine Zeit mehr gefunden ihre Robe abzulegen, geschweige den sie zu wechseln. Der Dreck und Staub mischte sich mit ihrem Blut, immer noch schmerzten unzählige Kratzer an ihrem gesamten Körper. Entstellten den makellosen Leib in welchem ihre unsterbliche Seele hauste. Ehemals prachtvoll hatte ihre Robe gewirkt, Purpur behangen mit Geschmeide und Formen aus Gold. Der Glanz war vergangen, so wie die Monde von Nirn jede Nacht ihren Kampf mit der Sonne verloren, zerrissen war die Robe von den grausamen Krallen der Plage an Morrowinds Himmel. Beim Aufstehen schmerzte jeder Knochen im Körper der Dunmerin, am Ende des Bettes stand eine Schale mit Wasser und eine einfache neue Robe. Jeder Prunk fehlte. Erst die Berührung des kalten Nass holte sie wieder vollkommen in die Wirklichkeit zurück, nicht wie man eine Geliebte sanft weckte, sondern wie ein Beutetier, welches von einem unerbittlichen Räuber geweckt wird.

Das Wasser formte die Realität wieder zu Konturen, Bilder drangen auf die Hexe ein und erst in diesem Moment konnte sie den Traum abstreifen und die Realität übermannte sie. Außer der Bilder von ihren letzten Meter durch das dunkle Balmora drangen nun auch Stimmen zu ihr. Bekannte Stimmen. „Wir müssen Nur finden, darum geht es, die Mutter der Nacht steht uns bei.“ Das Fauchen in der Stimme von Habasi Honigmund war deutlich herauszuhören, das tierisch der Khajit artikulierte sich überaus deutlich wenn sie irgendwie emotional erregt war. „Er wird nicht mehr unter den Lebenden weilen.“ Eine kühle Stimme schnitt durch die Raum, welcher unter Alerias Quartier lag und zu dieser Zeit eigentlich verlassen sein sollte. Der Bosmer, Arathor, hatte natürlich alles wieder rational überblickt und dabei sein Einfühlungsvermögen auf der Strecke gelassen. Anscheinend bemerkte er dies auch selbst und fuhr mit ein wenig mehr Einfühlungsvermögen fort. „Die Levitation wird ihn zu viel Kraft gekostet haben, wahrscheinlich hat er den Sturm nicht überlebt Habasi. Du musst beginnen es zu akzeptieren.“ Obwohl die Dunmerin mit dem feuerroten Haar nicht in der Schankstube der Südwalltaverne stand, welche unter ihrem Quartier lag, so sah sie doch deutlich das Gesicht der Khajit vor sich. Aufgestellte Ohren, die feinen Haare an der Schnauze aufgestellt und die Zähne gebleckt. Diesen Anblick, wenn der Anführerin der Diebesgilde etwas nicht passte, hatte Aleria auf ihrem Weg durch Molag Amur zu genüge gesehen. Ohne viel Aufwand schlüpfte die Dunmerhexe aus ihrer Robe, das ausgefranste Kleidungsstück glitt von ihren Schulter und fiel unachtsam zu Boden. Dann bedeckte sie ihre Blöße mit der bereitliegende Robe, welche überraschend gut passte.

Schmerzend setzte sie einen Fuß vor den anderen, noch immer spürte sie den tödlichen Marsch durch das Land von Rauch und Feuer in jedem ihrer Knochen, ihren ewigen Begleiter den Staub hingegen war sie losgeworden. Habasis nächsten Ausbruch bekam Aleria nicht mehr mit, ihre Stoffschuhe berührten die Dielen der ersten Etage und verließen das Zimmer. Den Weg zum Schankraum kannte sie, diesen hatte sie gemeinsam mit Habasi schon am vorherigen Abend beschritten, als sie in Balmora endlich angekommen waren. Nach einer kurzen Wiedersehensfreude und einer wirklich verkürzten Version ihrer Geschichte war sie dann sofort ins Bett gefallen und Habasi hatte ihr Zimmer gegenüber genutzt. Nun musste es schon spät am Mittag sein, denn nur zu dieser Zeit war der Schankraum in der Südwalltaverne eigentlich leer. Diebe scheuten das Licht und sammelten sich meistens in tiefer Nacht oder am frühen Morgen in dem Establishment. Umso näher Aleria ihrem Ziel kam, umso lauter wurden auch wieder wieder die Stimmen, es war Arathor der redete. „Wenn wir nun durch Molag Amur ziehen um Nur zu suchen könnten wir weitere Leute verlieren, natürlich trauere ich um ihn, aber hätte er ein solches Todeskommando gewollt?“ Eine Sekunde blieb die Dunmerin an der Tür stehen und beobachtete die Szenerie, anscheinend hatten sich alle Größen der Diebesgilde in Balmora eingefunden und waren zu einer Art Rat zusammengetroffen, für die losen Strukturen der Gilde schon ein bemerkenswerter Vorgang. Arathor saß mit einem weiteren Bosmer an einem kleinen Tisch und redete beruhigend auf Habasi ein. Diese konnte keine Sekunde still stehen.

In ihrer Chitinrüstung ging sie andauernd und pausenlos immer um einen der Tische rum. Die wenigen Kerzen in der Taverne, die Diebe mochten einfach kein Licht, tauchten den großen Dolch an ihrem Gürtel in ein schummriges Licht und ließen ihren Schatten noch nervöser als sie selbst durch den Raum tanzen. Einige andere Diebe saßen mehr oder weniger teilnahmslos an den anderen Tischen verteilt und ein Kaiserlich an dem Tresen wischte jetzt schon zum fünften Mal über die gleiche Stelle. Trotz des Widerspruchs, den Habasi erfuhr, waren alle anscheinend schon für eine anstrengenden Reise gewappnet. „Bei den Müttern der Clans, er ist seit Jahrzehnten einer von uns! Der beste Illusionist den wir haben und...“ Habasis wütendes Fauchen wurde kurz unterbrochen und ihre Augen blickten traurig in die Runde. „...ein guter Freund.“ Ihr Blick ging dabei beinahe flehend in eine kaum beleuchtete Ecke des Raumes, Aleria nahm dort nur ein leichtes Glimmen eines Feuer war und dann strömte ein ziemlich süßlicher Geruch durch den Raum. Mit einer reich verzierten Pfeife in der Hand trat ein Rothwardon aus dem Schatten, welchen sie bisher nicht in der Südwalltaverne gesehen hatte. Seine ganze Erscheinung, sein Auftreten und seine Sprache schien nicht an diesen Versammlungsort des Gesindels zu passen. Er trug ein Hemd mit goldenen Intarsien und einen Gürtel an welcher von einer Spange aus Gold gehalten wurde. Besonders auffällig an diesem Mann war das Schwert an seiner Seite, die Dunmerin schaffte es nicht ihre Augen von dieser Waffe abzuwenden. Ein Deadra Kurzschwert, kaum zu bezahlen, hing dort wie selbstverständlich an dem Gürtel aus feinster Seide. Trotz der aufpuschenden Wirkung der Skoomapfeife redete der Rothwardon mit einer montonen emotionslosen Stimme, dabei fuhr er sich über die grauen Haare seiner Halbglatze und musterte jedem im Raum.

Es war klar, es gab kein Widerspruch, als sich seine Stimme durch den Raum erhob. Mit einer Hand hielt er die Pfeife, die andere lag wie zufällig auf dem Griff seiner Klinge. Seine Bewegungen schienen die eines Mannes zu sein, der keinen Widerspruch kannte. „Wir alle kannten Nur, haben ihn geschätzt. Er war unser Freund und einer der Besten unter uns.“ Der Unbekannte nahm einen weiteren tiefen Zug aus der Skoomapfeife und hinterließ eine Rauchschwade im Raum, während er langsam auf Habasi zuschritt, welche erstarrt an einem Ort stehen blieb und wie gebannt auf den Redner starte. „Aber auch wir haben unser Geschäft, es ist einfach unmöglich alle unsere ehrenwerten Mitglieder aus Balmora abzuziehen und sie nach Molag Amur zu schicken.“ Nun stand der Mann direkt vor Habasi und seine Hand regte sich nicht von dem Griff seiner Waffe, seine Augen waren vollkommen emotionslos als er die Hand langsam von Griff nahm und auf ihre Schulter legte. „Vivec, Ald´ruhn und Caldera werden die Suche unterstützen. Ihr habt zwei Wochen Zeit, Habasi du übernimmst die Führung der Truppe. Die Geschäfte werden aber auch hier weitergeführt.“ Die Augen der Khajit leuchteten dankbar auf und ihr Blick ging kurz über ein paar der Anwesenden. Erst dann bemerkte sie Aleria, welche locker an den Türrahmen lehnte und die Szenerie im Auge hatte. Der Rothwardon klopfte seine Pfeife an einem der Tische aus und ging an Aleria vorbei aus dem Raum, wobei er sie aufmerksam musterte. Mit einem kurz angebunden viel Glück folgten ihm zwei weitere Vertreter der Diebesgilde, wohl aus den angesprochenen Städten.

Nach einigen knappen Anweisungen an die restlichen Anwesenden konnte man ein zufriedenes Schnurren von Honigmund Habasi vernehmen, eilig verließen auch die restlichen Leute den Raum um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Aleria drückte sich von dem Türrahmen der Taverne ab und schritt langsam auf Habasi zu, welche versunken über eine der Karten stand. Als die Hexe nur noch einen Schritt hinter Habasi war konnte man ihre Stimme vernehmen, ohne dass die Khajit sich umdrehte. „Wirst du Habasi auf der Suche nach Nur begleiten?“ Mit einem weiteren Schritt stand Aleria neben der Anführerin der Diebesgilde in Balmora und betrachtete die Karte, auf welcher ihr mühevoller Weg der letzten Tage eingezeichnet war. Erst jetzt erkannte sie, welch erstaunlich weiten Weg sie in dieser Zeit zurückgelegt hatten. Der Ort wo der Sturm sie überraschte war mit einem kleinen weißen Punkt markiert, welcher verdächtig nach Mondzucker aussah. Der Illusionist Nur hatte ihnen zuvor das Leben gerettet, aber war er es wirklich gewesen? Seine Zauber hatten versagt und etwas hatte von ihm Besitz ergriffen, dieses etwas hatte sie gerettet, nicht Nur. Außerdem rückte der Tag ihrer Geburt, Vaerminas Tag immer näher und damit die einzige Chance den Trank zu brauen. Es war einfach nicht im Rahmen ihrer Möglichkeiten sich an der Suche zu beteiligen, ohne den Druck der nimmer stoppenden Zeit vielleicht, aber so. Wahrscheinlich hatte sie schon zu lange nachgedacht, den Honigmund Habasi drehte ihren Kopf von der Karte weg und blickte Aleria direkt in ihre tiefen roten Augen. Resignierend schüttelte Aleria langsam den Kopf und wand ihren Blick von den Augen der Khajit ab.

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Der Abschied von den Dieben der Gilde in Balmora war herzlich gewesen, niemand hatte es ihr übel genommen, dass sie sich nicht an der Suche beteiligen wollte. Dank ihres genialen Coups war sie fast sowas wie eine von ihnen geworden. Honigmund Habasi, der Bosmer Arathor und Tappius hatten sie noch bis zum Schlickreiter gebracht und ihr vorher ihren Anteil der Beute ausbezahlt. Mit den Taschen voller Draken, einem faustgroßen Diamanten und ihrem gefunden Schwert an der Seite war Aleria fast ein wenig wehmütig auf den Schlickreiter gestiegen und hatte dann den Steinwald, wie Balmora bei den Dunmer genannt wurde, verlassen. Aber noch immer war die Hexe, welche zum ersten Mal im Land ihrer Vorväter weilte, beseelt von dem Gedanken wieder nach Cyrodill zurückzukehren. Wie immer glitt der Schlickreiter beinahe ohne den Boden zu berühren, fast schwebend, über die Länder. Der letzte Sonnenstrahl des Tages berührte das helle Gesicht der Dunmerin, genießerisch schloss sie die Augen und begann in Gedanken bei ihrem Traum leicht zu schlummern. Der Schlaf war frei von Träumen, als der erste große Tropfen auf ihr Gesicht fiel erwachte Aleria. Es fühlte sich an als ob sie eben erst eingeschlafen war, aber die Gegend hatte sich schon komplett verändert. Die Heidefelder vor Balmora, welche sie beim Einschlafen noch gesehen hatte, waren nun zu einer Küstenlinie zu ihrer Linken geworden. Eine Steilküste ging tief hinunter und man konnte die Wellen gegen die Steine peitschen hören. Der erste große Tropfen schien ein Vorbote für etwas größeres gewesen sein, denn schnell wuchs der Regen an und Blitze zuckten über den Himmel. Obwohl es mitten am Tag war, hatte sich der Himmel in windeseile schwarz gefärbt.

In sekundenschnelle war die Robe der Hexe durchgeweicht und ihre rote Haare hingen in langen Strähnen durchnässt von ihrem Kopf. Der Schlickreiter hatte keinen Schutz vor dem Wasser geboten, zum Glück war das kleine Dorf schon in Sicht, welches sie zu erreichen gedachten. Khuul war nicht mehr als eine kleine Ansammlung von ärmlichen Fischerhütten und einem auffälligen Steinbau. Das hatte Habasi also gemeint mit, man kann das Ziel in dieser Stadt nicht verfehlen. Als Aleria nach der nächsten benötigten Zutat gefragt hatte, war sie von den Mitgliedern der Diebesgilde in Balmora nur komisch angeguckt worden. Vampirstaub war kaum aufzutreiben, an Draken mangelte es Aleria allerdings nicht, aber das war auch nicht das Problem. Vampirstaub war einfach selten, einmal gab es nur wenige Vampire und diese waren dann auch noch verdammt schwer zu töten. Nach kurzen Nachdenken hatte dann Arathor einen Einfall, in Khuul lebten nämlich nicht nur Fischer, sie solle sich mal in das Fischerdorf bewegen und dort nach Thongar fragen, einem Nord der das örtliche Handelshaus betrieb und ganz nebenbei auch noch ausgezeichnete Beziehung zur Diebesgilde unterhielt. Wenn einer Vampirstaub hatte oder auftreiben konnte dann, hatte Arathor behauptet, würde er es sein . Nachdem Aleria vom Schlickreiter an einer Leiter hinunter geklettert war, hatte sie sofort das einzige Gebäude aus massiven Stein in dem ganzen Dorf aufgesucht. Völlig durchnässt stieß sie die stabile Tür zu dem Handelshaus auf und betrachtete das Innere mit interessierten Blicken.

Sowohl ihre Haare, als auch ihre Robe hinterließe auf dem steinernen Boden eine Pfütze. Hinter Aleria prasselte der Regen durch die offene Tür, ein Blitz zuckte vom Himmel. Sekunden später folgte das unvermeidliche Grollen des Donners, wie als Antwort auf die grelle Energie des Himmels. Bevor noch mehr des kalten Nass die Schwelle zum Handelshaus überwinden konnte, schloss Aleria die Tür hinter sich. Sofort fiel ihr Blick auf das wärmenden Feuer, welches in der Mitte des Raumes prasselte und von welchem aus Wärme in dem ganzen Raum verteilt wurde. Drumherum saßen vier Personen, wie sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Ein hochgewachsener Nord mit rötlichen Haar, harten Augen und einem Vollbart. Diesem gegenüber hockte ein Altmerin in einer einfachen braunen Robe und eine eher kleine Nord in einer Rüstung und eine Khajit, welche bis auf das braune Fell eine entfernte Ähnlichkeit mit Habasi aufwies. Das Gespräch der kleinen Gruppe verstummte und der Nord wand sich in einem nicht sehr freundlichen Ton an Aleria. „Das Handelshaus hat heute geschlossen.“ Kurz angebunden, dachte sich Aleria und betrachtete kurz die nun schweigsame Runde welche sie ausnahmslos anblickte. Von den Worten des Nord ließ sie sich nicht beirren und ging einen Schritt auf das wärmenden Feuer zu. Sofort spürte sie seine verzehrende Kraft, welche in diesem Augenblick aber viel deutlicher ein Segen, den eine Gefahr war. Erst nachdem sie die Wärme des Feuers einen Moment gekostet hatte, wand sie ihre Augen wieder auf den Nord, welcher sie erwartungsvoll anblickte. „Ein gemeinsamer Freund aus Balmora hat mir dein Handelshaus empfohlen, Arathor der Bosmer.“ Mit einer etwas freundschaftlicheren Miene erhob sich dann der Nord von seinem Platz.

„Thongar mein Name, ihr befindet euch in meinem Handelshaus.“ Damit deutete er auf den einen geräumigen Raum, welcher sein Handelshaus bildete und deutete dann auf eine Stelle etwas abseits vom Feuer und beide bewegten sich langsam vom Feuer weg auf eine große Ansammlung von Kisten und Fässern zu. Leise begannen die Gespräche am Feuer wieder. „Sagt Arathor die Lieferung ist auf dem Weg, es wird nicht mehr lange dauern.“ Verdutzt blickte Aleria den Nord an, als dieser sein Fehler bemerkte war er im ersten Augenblick ein wenig perplex und lachte dann laut auf, seine Augen aber blieben bei dem Lachen kühl und durchdringend. „Womit kann ich einer Freundin meines Freundes helfen?“ Die komische Betonung des Wortes Freund ließ die Hexe einen Moment innehalten, einen kurzen Moment ging ihr Blick sehnsüchtig zum Feuer. In der Ecke in welcher sie standen kam kaum Wärme des Feuers an und noch immer waren ihre Kleidung und Haare durchnässt. Kam es ihr nur so oder strahlte auch der Nord eine gewisse Kälte aus? Seine blauen Eisaugen jedenfalls schienen nichts gutes erahnen. „Ich suche eine seltene Zutat, den Staub eines Vampirs.“ Mit einer Hand fuhr sich der Nord über seinen staatlichen Bart bevor er zu einer Antwort ansetzte. Er schien nicht über seine Antwort nachdenken zu müssen, er schien über die Ernsthaftigkeit ihrer Anfrage nachzudenken. Einen kurzen Moment lang vernahm Aleria nur das Knistern des Feuers und leises Murmel am Feuer, dann hatte Thongar wohl genug über die Art ihrer Frage nachgedacht und war zum Schluss gekommen, dass sie es ernst gemeint hatte. Denn er schüttelte beflissenlich den Kopf.

„Ich hatte schon lange kein Vampirstaub mehr.“ Begleitet von einem verschmitzten Lächeln, welches auch die Augen erreichte und einem dröhenden Lacher sprach Thongar dann weiter. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass im Osten hinter den Bergen ein Vampirclan in einer alten Dwemer Ruine haust. Wenn ihr den Staub also unbedingt braucht holt ihn euch.“ Als die Dunmerin mit dem feuerroten Haar nicht in das Lachen miteinstieg und einen überlegenden Gesichtsausdruck zeigte, wurden die Augen des Nord mit jeder Sekunde in welcher sie überlegte, immer größer. Bis seine Eisaugen komplett aufgerissen waren. Als Aleria dann endlich antwortete, war sein Mund ungläubig geöffnet und seine Augen vollkommen entsetzt. „Wie komme ich am schnellsten über die Berge?“ Sie brauchte den Vampirstaub, mit ein wenig Glück würde sie es mit einigen schwachen jungen Vampiren zu tun bekommen. Solche hatte sie im Auftrag ihrer Herrin schon erledigt, allerdings immer mit genügend Unterstützern. Außerdem waren die meisten dieser Blutsauger ziemlich anfällig für Feuer und somit ihren Zerstörungszaubern so gut wie hilflos ausgeliefert. Sie war bereit dieses Risiko in Kauf zu nehmen. „Sheogorath scheint euer persönlicher Freund zu sein was?“ Der Nord zuckte kurz mit seinen breiten Schultern und rief dann einen Namen in Richtung des Feuers, worauf sich die Nord in der Rüstung erhob und auf die beiden zustapfte. Dann deutete Thongar mit seinen Pranken auf Aleria, die Frau in der Rüstung warf ihr dabei einen abschätzigen Blick zu. Nachdem Thongar sie in Alerias "Plan" eingeweiht hatte zuckte auch sie mit den Schultern.

„Ihr wollt also euer Leben riskieren? Solange ich im voraus bezahlt werde.“ Das waren die letzten Worte der Nord gewesen, bevor sie gemeinsam rasch aus dem Handelshaus augebrochen waren. Natürlich nicht ohne das einige, für eine solche kurze Überfahrt viel zu viele, Draken den Besitzer gewechselt hatten. Mit gekonnten Hangriffen brachte die Nord das kleine Segel des noch kleineren Bootes, welches wohl auf Schmuggel ausgelegt war, in die richtige Position und sofort griff der unnachgiebige Wind nach dem Segel und beschleunigte das Schiff in einem wahnwitzigen Tempo. Noch immer zuckten grelle Blitze über den Himmel und die See war aufgepeitscht von Wind und Regen. Ein kleiner Regenschutz, unter welchem man nur hocken konnte, befand sich am hinteren Ende des Schiffes und dort kauerten nun Aleria und die Schmugglerin. Außer den beiden befanden sich nur unzählige Fässer an Bord, welche normalerweise wohl mit einem nicht legalen Gut befüllt worden waren. Die See hatte Aleria noch nie gemocht, es war so unberechenbar auf dem Wasser. Sie konnte in einem Moment ganz ruhig darliegen und wie eine stürmische Geliebte im nächsten Moment toben, ohne dass ein einfacher Bewohner Nirns etwas hätte dagegen unternehmen können. In den blauen Augen der Nord konnte Aleria eine wilde Freude über das Toben der See sehen, unter ihrem Panzer spannten sich die sehnigen Muskeln der kleinen Frau und erst im letzten Moment riss sie das Ruder rum und sie umschifften eine Reihe von Felsen im Osten von Khuul, die Ausläufer der Berge hinter welchen die Vampire hausen sollten. Mit geschlossenen Augen sand die Priesterin ein Gebet zu ihrer Herrin, auf dass sie die See unbeschadet überstehen sollten.

Immer noch viel zu nah an der felsigen Küste schien das kleine Schiff wieder an Fahrt aufzunehmen, beide Insassen konnten deutlich spüren welche Kräfte an den anscheinend stabilen Segeln zurrten und die Taue bis zum Bersten spannten. Es war als ob das Meer selbst verhindern wollte, dass diese Überfahrt gelang. Als sich ein kleines Loch in der Felswand zu ihrer Linken auftat, riss die Seefahrerin wieder das Ruder rum und begann mit aller Kraft an dem Seil zu ziehen, welches das Segel einholen wollte. Ein Blitz zuckte am Himmel empor und Aleria konnte ein Wrack sehen, an der Stelle wo man an Land gehen konnte. Dies schien die Nord aber nicht weiter zu beeindrucken, einen Moment sah es so aus, als ob die geübte Schmugglerin den Kampf gegen den Wind verlieren würde, doch dann riss sie das Segel mit einem Kampfschrei nach unten und endlich verlor das Schiff an Fahrt. „Kyne war heute nochmal gnädig mit uns.“ Fast sanft landete das Boot an der Küste zwischen zwei Felswänden an, neben sich ein großbäuchiges Handelsschiff, welches schon vor Jahren dort gestrandet sein muss und einen riesigen Schlitz im Bauch hatte. Noch bevor einer der in leichte Schuhe gehüllten Füße der Dunmerin den Boden berührte waren die schweren Stiefel der Nord schon in dem nassen Sand eingesunken und sie zog das Schiff komplett an Bord. „Ich warte auf Euch bis der Tag komplett um ist. Sobald es Dunkel ist lege ich ab und komme am Morgen noch einmal wieder. Viel Glück.“ Wie auf Kommando ebbte die See ab und ein Sonnenstrahl durchbrach die Decke der dunklen Wolken, wie ein kleiner Hoffnungsschimmer für das Selbstmordkommando welches Aleria geplant hatte.

Mit einem Sonnenstrahl im Rücken setzte Aleria vorsichtig im schlammigen schwarzen Sand zwei Schritte vorwärts. Der Weg nach Druscashti würde einfach werden, am Tag konnten sich Vampire nicht aus ihrem Versteck wagen, auch war er nicht sehr anstrengenden. Einfach wenige Kilometer dem Pfad vor dem Gebirge nach Süden folgen. Bei dem schwarzen Staub an ihren Füßen kamen Aleria unschöne Erinnerung an den Ausflug in Molag Amur zurück. Unwillkürlich blickte sie zu dem kleinen Boot zurück, welches nur noch klein hinter ihr erschien, mit einer noch kleineren Gestalt welche sich dort ein kleines Feuer entzündete. Der Sonnenstrahl blendete sie einen Augenblick und spendete gleichzeitig eine wohlige Wärme auf ihrem Gesicht. Noch immer war ihre Kleidung vollkommen durchgeweicht von dem übernatürlich scheinenden Sturm an der Küste, in langen Strähnen hingen Alerias Haare bis zu ihren Schultern und der schwarze Sand, der dauerhafte Begleiter in Molag Amur, fing schon an sich an Beinen und den Schuhen fest zusetzten. Entschlossen wand sich Aleria wieder ihrem Ziel zu, im schummrigen Licht der Sonne konnte sie die Spitzen der Dwemertürme sehen. Den Blick fest auf diese Spitzen gerichtet schritt sie weiter vorwärts, war ihr Gang eben noch zögernd und unsicher, so war sie sich nun bewusst, dass dies wohl die einzige Möglichkeit war die benötigte Ingredienz zu erhalten. Nur ein Vampir, nur ein gut gesetzter Zauber und das Überraschungsmoment auf ihrer Seite und sie würde in die sichere Sonne zurückkehren und diesen Ort für ein und alle Male hinter sich lassen. Wie erwartet war es ein einfacher Weg und die Sonne hatte sich kaum weiterbewegt, als sie vor einer großen mit reichlich Intarsien verzierter Rundtür stand.

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Noch immer hatte die Sonne nicht gereicht um die Kleidung wieder vollkommen zu trockenen. Ein kurzer Moment des Zögerns, ein beeindruckter Blick der roten Höllenaugen auf die Handwerkskunst der Dwemer und Alerias linke Hand fasste an die Kurbel, während sie mit der rechten ihr gefundenes Schwert in den Händen hielt, Feuerbiss so hatte sie das Schwert aufgrund seiner Wirkung getauft. Es würde gegen die feueranfälligen Vampire eine gute Wirkung entfalten. Ein letzter Atemzug im Schutze der Sonne, dann drückte sie die Kurbel und sofort gab die schwere Tür ihrer kurzen Berührung nach. Auffällig geräuschlos für eine solche steinernen Tür begann der versteckte Mechanismus der Dwemer seiner Arbeit und die Tür verschwand im Bollwerk. Kälte strömte aus dem dunklen Gemäuer und ein modriger Geruch, der Korridor war komplett mit Intarsien an den Seiten verziert und Streben hielten die Konstruktion zusammen. In einiger Entfernung schimmerte schwach das Licht einer einzelnen Fackel, welche nur das nötigste Licht spendete. Eine Sekunde horchte Aleria in die Dunkelheit und ihre roten Augen gewöhnten sich nur langsam an das fehlende Licht. „Möge Vaermina mir beistehen.“ Mit diesen geflüsterten Worten setzte Aleria den ersten Fuß in das Gemäuer, nur um dann in der Dunkelheit zu verschwinden. Sofort schien es ihr, als ob die Dunkelheit sie willkommen heißen würde. Wie eine Mutter einem Kind eine schützende Decke gab, so umgab die Dunkelheit sie sofort vollkommen. Plötzlich kam es ihr vor, als ob die Fackel in unendliche Reichweite schwinden würde. Hinter ihr schluckte das rollende Tor auch noch den letzten Lichtstrahl der von außen in die Dwemerruine drang.

Mit pochenden Herz begann Aleria sich weiter hin zu dem Licht zu bewegen. Durch das Licht der Fackel konnten sich ihre roten Augen nur schlecht an das Dunkel des Gangs gewöhnen, aber ihre andere Sinnen schienen sich zu schärfen. Nach drei Schritten hatte Aleria auch schon die Fackel hinter sich gelassen, zwanghaft umklammerte ihre rechte Hand den Griff ihres Schwertes, welches erwartungsfroh in der Dunkelheit glänzte. Die andere Hand hatte sie auch zur Abwehr erhoben, aber ohne jegliche Bewaffnung, so schien es jedenfalls. Schon der nächste Raum brachte ihr ein Erkenntnis, in diesen Gemäuern lebten Vampire. In der Dunkelheit saß einer schlafend von ihnen auf einem Stuhl, in seiner Hand noch ein menschliches Herz und das Gesicht voller Blut verschmiert. Das bösartige Grinsen auf seinem Gesicht noch verstärkt durch das metallische Leuchten des Blutes. Mit zwei schnellen Schritten war Aleria vor dem Vampir und stach sofort mit ihrem Feuerschwert zu. Die Flammen leckten schon beinahe an der Brust des Vampirs als ein Schlag von unglaublicher Kraft auf das Schwert ausgeführt wurde und es Aleria laut klirrend vor dem Vampir auf dem Boden fiel. Aus dem Hintergrund konnte sie ein tadelndes Geräusch hören. Sofort drehte sich die Hexerin um, ihre Augen weitete sich bei dem Anblick welcher sich ihr bot. Ein hochgewachsener weiblicher Nord stand hinter ihr, einen Kolben aus purem Ebenerz wieder zum Schlag erhob. Im Licht der einzigen Fackel in diesem Raum konnte Aleria die Konturen einer fein gearbeiteten Rüstung aus dem gleichen Material wie dem Kolben erkennen und das typische Leuchten der grauen Vampiraugen. Beinahe mitleidig blickte der Vampir sie mit ihren Augen an. Dies war mit Sicherheit nicht das einfach erwartete Opfer, sondern ein jahrhunderte Alter Vampir!

Schneller als sie es von sich selbst erwartet hätte reagierte Aleria. Ihre linke Hand erhitzte sich und der Vampir, welcher eben noch geschlafen hatte, bekam eine brennende Hand in das Gesicht gedrückt. Ein stummer Schrei entfuhr dem Vampir und dieser ging wimmernd auf dem Boden nieder. Das Schwert Feuerbiss war verloren, es aufzuheben hätte wertvolle Zeit gekostet. Mit der rechten Hand schleuderte Aleria einen Feuerball auf ihre Angreiferin, diese machte nicht mal Anstalten sich zu wehren. Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Feuerball und Rauch nahm Aleria kurz die Sicht. Was hatte eben dort aufgeblinkt? Im letzten Moment begriff die Hexe und sprintete zum Ausgang zu. Der verdammte Vampir hatte ein Schild um sich gezaubert, wenn nicht mal ihr Feuerball das Schild durchschlug, so war Flucht nun die beste Wahl. Aber schon nach zwei großen Schritten scheiterte auch die Flucht. Unmenschlich schnell hatte der Vampir ihr den Ausgang abgeschnitten und blickte sie mit einer Mischung aus Tadel und Beeindruckung an, anscheinend hatte ihr Feuerball das Schild kurzzeitig aufgezehrt, den der Nord-Vampirin fehlten die Augenbrauen. „Feuer, gut. Aber nicht gut genug.“ Die komplizierte Bewegung des Nords versuchte Aleria mit zwei weiteren Feuerbällen schnell hintereinander zu durchbrechen. Doch diesmal hatte die Vampirin ihr Schild verstärkt und nach einem knappen Schnitt durch die Luft mit der freien Hand der Nord spürten sie auch schon ihren Zauber einsetzten. Paralyse. Erst begannen ihre Beine ihren Dienst zu versagen und dann versagten ihre Arme, vom Hals abwärts war es ihr nicht mehr möglich Magie abzurufen oder Bewegungen auszuführen.

Im Hintergrund konnte sie immer noch den wohl jüngeren Vampir wimmern hören, während die Ältere nun ohne den Ebenerzkolben in ihrer Hand langsam auf sie zuschritt. „Ich weiß nicht was mich mehr beeindruckt, eure unendliche Dummheit zu meinen uns, dem Quarra Clan, schaden zu können oder eure Fähigkeit mit dem Feuer umzugehen.“ Aleria drehte langsam ihren Hals und suchte verzweifelt einen Ausweg aus der Situation, als sie nichts entdeckte setzte der für sie so typische Trotz wieder ein. „Erlöst mich von meinen Fesseln und ich werde euch etwas beeindruckendes zeigen.“ Einen überheblichen Feind am Stolz packen war schon immer eine Art Fehler zu produzieren, wahrscheinlich würde sie bei einer Lockerung ihrer Fessel einige Scheinangriffe auf das Schild der Nord durchführen und dann das weite suchen. Voller Trotz blickte Aleria nun dem uralten Vampir direkt in die Augen. Dieser ließ ein leises Lachen hören. „Ich habe schon dutzende Jäger besiegt, hunderte. Mein Stolz hängt von mehr ab als eurem Schicksal Dunmerin. Es gibt zwei Gründen warum ihr noch nicht gestorben seid. Erstens, etwas Altes erkennt etwas Altes. In euch schlummern Kräfte, von denen ihr selbst nicht mal ansatzweise ahnt.“ Der Trotz wich wieder aus dem Gesicht der Dunmerin, Verwunderung stand in ihre roten Augen geschrieben. Der Vampir musste über die Jahrhunderte verrückt geworden sein, vollkommen verrückt. Aber noch bevor sie eine dementsprechende Antwort abgeben konnte, erhob die Nord ihre Hand und fuhr sie unterbrechend wieder fort. „Zweitens.“ Fuhr sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht wieder fort. „Die Langeweile.“

„Ich gebe euch eine Chance euer Leben zu retten Dunmerin, erratet zwei Rätsel und ihr bekommt euer Leben und was immer ihr hier begehrt, ihr habt mein Wort.“ Dabei zeigte der Vampir seine spitzen Eckzähne und formte ein siegessicheres Lachen. Die Adligen vertrieben sich mit einem solchen Scharm die Zeit, für Aleria waren Rätsel nie etwas gewesen. Hätte sie gewusst, dass ihr Leben mal an diesem Zeitvertreib hängen würde, so hätte sie wohl mehr Zeit in dieses Hobby investiert. Dennoch nickte sie schwach, eine andere Wahl hatte sie ja wohl kaum. Noch immer hielt die Paralyse ihren Griff erbarmungslos um sie geschlossen. Beinahe strahlend begann die Nord-Vampirin dann ihr erstes Rätsel.

„Es'ist der größte Weiberheld
Auf der ganzen weiten Welt,
Denn, ob viele er verdorben,
Keiner wird wie er umworben!
Jede zeigt dem faden Wicht
Stets ihr freundlichstes Gesicht,
Doch der Lümmel darf es wagen,
Manche Grobheit ihr zu sagen!“

„Dabei kann die Kraft des Frechen
Schon der kleinste Anstoß brechen!
Hauchst du ihn gehörig an,
Wird er matt, der starke Mann!“


Alerias Augen wurden glasig und verloren ihren roten Glanz von einem Moment auf den anderen, hatte sie eben noch gedacht so schwer konnten diese Rätsel nicht sein. So war sie in diesem Moment von dem Gegenteil überzeugt worden. In ihrem Kopf begann es heftig zu hämmern und ihre Augen suchten verzweifelt den Raum ab, um dort vielleicht irgendwelche Hinweise zu erhalten. In Gedanken wiederholte sie langsam und immer wieder die Worte. Sie ergaben einfach keinen Sinn. Weiberhelden gab es mehr als man zählen konnte, aber der Größte und dann noch ein fader Wicht? Immer weiter verging die Zeit, ohne das Aleria eine Lösung fand und eine kleine Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht der Nord-Vampirin breit. Sie hatte wohl mehr erwartet. „Schon am Ende Hexe? Ich habe mehr von euch erwartet.“ Ein strafender Blick traf die Vampirin von Aleria. „Einen Moment, einen Moment. Verdammt.“ Ihr Blick suchte wieder den Raum ab, dabei blieben ihre Augen wie von selbst an ihrem polierten Schwert hängen, welches vor dem immer noch wimmernden Vampir auf dem Boden lag. Ihre Augen lagen unschlüssig einen Moment lang auf ihrem Spiegelbild auf der Klinge. Dann konnte man von ihr eine Antwort hören, erst beinahe nur unsicher gefragt, dann etwas lauter und danach als siegessicherer Schrei. „Der Spiegel? Spiegel. Der Spiegel!“ Langsam klatschte die Nord-Vampirin in ihre Hände und nickte dabei ebenso langsam. „Der Spiegel.“ Meinte sie leise. „So höret mein zweites Rätsel.“

„Kennst du das Bild auf zartem Grunde?
Es gibt sich selber Licht und Glanz.
Ein andres ist's zu jeder Stunde,
und immer ist es frisch und ganz.
Im engsten Raum ist's ausgeführet,
der kleinste Rahmen fasst es ein;“

„doch alle Größe, die dich rühret,
kennst du durch dieses Bild allein.
Und kannst du den Kristall mir nennen?
Ihm gleicht an Wert kein Edelstein;
er leuchtet, ohne je zu brennen,
das ganze Weltall saugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
in seinem wundervollen Ring;
und doch ist, was er von sich strahlet,
noch schöner, als was er empfing.“


Wieder suchten Alerias Augen im Raum nach Hinweisen, während sie gleichzeitig im Kopf die einzelnen Zeilen auf Hinweise überprüfte. Jede ihrer Ideen war wahnwitzig, jede ihrer Kausalketten absurder, von Mal zu Mal verloren ihre Gedanken den Bezug zur Wirklichkeit und schwebten einfach im Raum ohne an irgendetwas zu denken. Wieder spiegelte sie sich in der Klinge, doch der erhoffte Geistesblitz blieb diesmal aus. Noch bevor sie es selbst spürte, hatten der feuerrote Spiegel ihrer Seele das Entsetzten festgeschrieben. Eine Endgültigkeit lag in ihren Augen. Sie hatte an dieser Stelle versagt. Die Nord-Vampirin blickte sie triumphierend an, im Hintergrund konnte man noch immer das Wimmern des Vampirs hören. Plötzlich schien es, als würde Aleria den Boden unter den Füßen verlieren. Etwas riss sie mit purer Gewalt aus ihrem Körper und in einem immerdrehenden Strudel fort. Die Zerflossene Realität begann sich umzuformen, die Intarsien der Dwemer verschwanden, der Triumph in den Augen der Vampirin verschwand, das Wimmern verschwand aus ihrem Ohren. Es machte zwei treuen rötlichen Dunmeraugen eines älteren Mannes platz und mit Teppich reich verzierten, ähnlich der Verzierungen im Schatzhaus der Redoran. Das Wimmern wich einer liebenden Vaterstimme. „Überlege nochmal meine Tochter, was ist der größte Glanz eines Menschen?“ Demonstrativ klimperte der mürrische Anführer des Hauses Redoran mit seinen Augen. Woraufhin sich seine Tochter, noch im Kindesalter, ihm lachend in die Arme warf. „Du machst es mir zu einfach Vater, die Augen natürlich.“ So schnell wie das Bild gekommen war, so verschwand es auch wieder Aleria spürte wieder ihre noch leicht nassen Füße auf dem Boden und die Paralyse in welcher sie gefangen war. Die Vampirin hatte von ihrer, was auch immer es war, nichts mitbekommen. Noch immer hing Aleria in den Augen des Alten Mannes und spürte seine väterliche Wärme, war es derselbe Mann, welchen sie bei dem Überschreiten nach Vivec gesehen hatte? Mit einem schwachen Lächeln antwortete sie grade heraus und ohne weiteres Zögern auf das Rätsel der Vampirin.

„Dies zarte Bild, das, in den kleinsten Rahmen
gefasst, das Unermessliche uns zeigt,
und der Kristall, in dem dies Bild sich malt,
und der noch Schönres von sich strahlt -
er ist das Aug, in das die Welt sich drückt,
dein Auge ist's, wenn es mir Liebe blickt. “


Verwundert über ihre eigenen Worte blickte Alerias roter Glanz in die eiskalten grauen Augen der Vampirin, diese keuchte vor Überraschung, löste aber zu Alerias Erstaunen sofort die Paralyse. „Vampirstaub, ihr habt mir alles versprochen was ich verlangen, ich brauche Vampirstaub.“ Erstaunt blickte die Vampirin Aleria an und zuckte dann nur kurz mit den Schultern, mit unglaublicher Schnelligkeit, so dass Aleria den Angriff nicht mal ansatzweise kommen sah, zerschmetterte der Ebenerzkolben das Gesicht des wimmernden Vampirs auf dem Boden. Sofort erstarb die Geräuschkulisse und Ruhe kehrte in die altehrwürdigen Gemäuer. „Ich halte meine Versprechen.“ Kam es nur vollkommen ruhig von der Mutter des Quarra Clans.
„For Sale:
Baby shoes. Never Worn.“
E. Hemingway

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Nachtgiger
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Re: [Morrowind-AAR] Vermächtnis

Beitragvon Nachtgiger » 11. September 2014 13:07

XII. Das Ende vor dem Anfang


Bild



„And thus did Sheogorath teach Vaernima that without madness, there are no dreams, and no creation. Vaernima will never forget this lesson.“



Nur ein Tage waren vergangen, nachdem die Diener der Vaernima sich mit den Kreaturen ihres Erzfeindes Molag Bal gemessen hatte. Zwei Tage in denen sie nicht den Weg eingeschlagen hatten, auf welchem sie gekommen war. Sie hatte mächtige alte Kreaturen, in Schande gezeugt von Vivec und dem verstörenden Fürst der Vergewaltigung besiegt, wenn auch nicht auf die klassische Weise, sondern durch einen Wettbewerb der Rätsel. Sie hatte überlebt, aber nun stellte sie sich eine Frage: Zu welchem Preis hatte sie überlebt? Sie hatte alles was sie brauchte an diesem Tag in ihren Taschen, sie hatte überlebt. Aber dennoch spürte sie das Leben langsam aus sich weichen. Am Tag nach ihrem Sieg war alles wie immer gewesen und überzeugt von diesem Ereignis war sie in das Handelshaus der Diebesgilde in Khuul zurückgekehrt mit dem Vampirstaub und einer unglaublichen Geschichte im Gepäck. Sie hatte im Schein der Flamme des Feuer diese Geschichte immer wieder zum Besten gegeben und nur durch den Staub an sich, glaubten die Diebe, Schmuggler und Piraten ihre Ausführungen, manche flüsterten sogar respektvoll hinter ihrem Rücken und niemand dachte auch nur im geringsten daran sie zu bestehlen. Sie respektierten sie für ihre Fähigkeiten und dafür, in einer solchen Situation einen ruhigen Kopf behalten zu haben. Von ihrer plötzlichen Eingebungen, welche selbst die erfahrene Daerdrapriesterin vor ein Rätsel stellten, erzählte sie natürlich nicht ein Wort. Es war und bleib ihr ein richtig Rätsel, sie konnte es sich einfach nicht erklären, es war als ob jemand ihr geholfen hatte und nicht ihre Meisterin. Es war als ob weitere noch ältere Seelen als die Vampire ihre Finger um sie gelegt hatten und sie wie eine schwarze Schachfigur von Feld zu Feld schoben um den gegnerischen König Schach zu setzten.

Ein Gefühl was ihr gar nicht gefiel. Rot. Rote Schleier zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, sie gierte nach der Farbe und folgte einem Strom, welcher sich vor ihren plötzlich krallenartigen Händen immer wieder im letzten Moment verschlossen und zu Wasser wandelte. Wasser, welches die Glut in ihrer Kehle und das Feuer in ihrem Inneren nicht mehr stillen konnte. Wieder schossen die mit langen Krallen besetzten ehemals zierlichen Finger der Daedrapriesterin in unglaublicher Geschwindigkeit nach vorne um etwas von der roten Flüssigkeit zu erhaschen, doch wieder färbte sich die Flüssigkeit in dem Bruchteil von wenigen Sekunden wieder zu seiner klaren Form. Ein bestialischer Schrei entfuhr ihrer sonst so melodischen Stimme, fauchend grollte ihr Mund und wütend ballten sich die Krallen zu Fäusten, schlugen auf das Wasser bis sie vor Schmerz wiederaufheulte. Aretias rote Augen leuchteten Dunkel im Schatten des abstrusen Waldes, welcher sich sie um sie und das Rot gebildet hatte. Die Bäume schienen ihre Fänge nach ihr auszustrecken und mit einem weiten Satz landete die zierliche Frau wieder mitten in der Quelle, welche sich um sie herum sofort wieder klar färbte und das Rot verblasste wie einer der Monde von Nirn verblasste, wenn sich die Sonne wieder blicken ließ und mit ihrem strahlenden Antlitz die Nacht mit ihren Schrecken verdrängte. Aber sie Sonne ließ sich nicht blicken, die Schrecken blieben. Wie durch einen roten Schleier spürte sie zierliche Dunkelelfin plötzlich etwas, schneller als sie je dazu in Stande gewesen wäre drehte sie sich mit ihren unbekleideten und von Wasser triefenden Körper um. Leben! Freudig pulsierte es etwas abseits von ihr und sofort sprangen ihre Füße wieder los, sofort setzte sich ein Jagdfieber in ihrem Körper ein.

Es war als vergingen Tage, ihre Kehle brannte immer mehr und ihre Füße waren schon voll von Schwielen, ihr ehemals makelloser Körper nun übersäht mit Kratzern, Narben und Macken. Die Sonne kam nicht um die Schatten der Nacht zu verdrängen und Aretia konnte nicht stoppen, ihre Füße wollten nicht stoppen, ihre Gier wollte nicht stoppen und ihr Kopf hatte schon lange die Kontrolle verloren. Das blasse Mondlicht ließ ihre helle Haut in seinem glänzenden Licht schimmern und durch ihr Lauftempo flogen ihre Haare wie lange Schlangen durch den Wind, wie ein roter Blitz jagte sie immer noch dem pulsierenden Leben hinterher. Sie konnte nicht aufhören, nicht denken, sie lechzte nach dem Leben, lechzte nach dem roten Wasser und bekam beides nie in ihre krallenartigen Hände. Mit den Zähnen knirschend sprang sie wieder über ein wie aus dem Nichts auftauchendes Hindernis, blieb mit ihren Fuß an einem Ast hängen und fauchte vor Schmerz auf, nur um die Schmerzen zu ignorieren und einfach weiter zu hetzten. Auf einer Anhöhe standen zwei Personen und beobachten Aretia, wie sie in einem ewig währenden Kreis immer dem Leben hinerherjagte „Wahnsinn.“ zwei mal pochte der Stab des älteren Herren auf den Boden und ein freundliches Lächeln zierte sein Gesicht „Wahnsinn.“ wiederholte er in einem alltäglich Ton und blickte zu der Frau an seiner Seite, aus welchem Blick nur noch Hass spross. Diese Frau schüttelte den Kopf, ihre Figur in diesem Spiel schien verloren und jemand anderes schien die Kontrolle übernommen zu haben „Nein, der Herr der Korruption.“ erwiderte die eisige Stimme der Frau und mit einer kurzen wegwerfenden Handbewegung löste sich die ganze Szenerie wieder auf. Erschöpft hoben sich die Augenlieder der Dunmerin und schwach ging ihr Blick im Handelshaus umher, ihre Kehle brannte. Leben!
„For Sale:
Baby shoes. Never Worn.“
E. Hemingway