"Die die uns folgen" - freie Sci-Fi-Geschichte

Die AAR der anderen Art...

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Brandark
Princeps Posterior
Princeps Posterior
Beiträge: 1128
Registriert: 5. Dezember 2010 21:35
Wohnort: Im heiligen Ländle... BAYERN!
:
Teilnahme an einem Contest Großspender

"Die die uns folgen" - freie Sci-Fi-Geschichte

Beitragvon Brandark » 18. August 2014 20:38

Hallo Zusammen,

da ich Lust auf schreiben hatte und ich mich schon lange mal an sowas versuchen wollte, hier meine Geschichte: "Die die uns folgen". Der Inhalt basiert allein auf meiner Fantasie und soll bitte nicht ohne meine Einverständnis weiter verbreitet werden.

Ich fürchte zwar, dass ich aufgrund Arbeit und Lernen nicht regelmäßig zum schreiben komme, aber trotzdem bemühe ich mich natürlich. :) Kommentare sind gerne gesehen.

Die die uns folgen


PROLOG

20. Mai 1927
„Steinige Tunguska“
Gouvernement Jenisseisk
Sowjetunion


Während die Sonne sich langsam im Osten erhob und ihre feurigen Strahlen über die Erde sandte, tauchte sie die Landschaft in ein kühles und gespenstisches Farbenspiel. Kühl weil es lediglich 3° hatte, gespenstisch da sie ihr Lager am Rande der Zone der umgeknickten Bäume aufgebaut hatten. Über einen Monat hatten Sie gebraucht um von dem kleinen Ort Vanavara hierher zu gelangen. Genau genommen war dies allerdings eine Kleinigkeit, bedachte man, dass mit Leonid der erste Mensch seinen Fuß in das Gebiet der umgeknickten Bäume setzen würde – 19 Jahre nach dem auslösenden Ereignis.
Während sich Leonid Kulik aus seinem Schlafsack und hinein in die morgendliche Frische kämpfte, sinnierte er wie so häufig darüber nach, was sie finden würden. Bereits vor fünf Jahren war Leonid zu einer Expedition aufgebrochen, musste jedoch 600 km vom vermuteten Epizentrum abbrechen. Eine Entscheidung die ihm damals sehr schwer gefallen war.
„Guten Morgen, Leonid. Wie war die Nacht?“
Leonid wandte sich dem Sprecher zu, ein kräftiger, hochgewachsener Mann der in einen schweren Mantel gekleidet war.
„Hart und kalt, Sergej. Wie jede Nacht.“
Sergej war der Anführer des kleinen Soldatentrupps den der örtliche Sowjet Leonid mit auf den Weg gegeben hatte. Es waren sechs wettergegerbte, stille und hartgesottene Männer. Auch wenn Leonid nach wie vor nicht wusste, warum die Genossen darauf bestanden hatten, dass Soldaten mit ihm kamen, so gestand er sich selbst ein, froh zu sein bewaffnete Männer bei sich zu haben. Für den Fall der Fälle.
„Ich weiß, es ist unsinnig, aber dennoch: Es ist gespenstisch.“
Dabei deutete der Soldat in Richtung der umgeknickten Bäume. Leonid folgte dem Arm des Soldaten und gab ihm Recht. In weniger wie 50 Meter Entfernung begannen die umgeknickten Bäume und zogen sich bis zum Horizont dahin. Ein ganzer Wald, der einfach umgeknickt war, wie Gras im Wind. Alle Bäume zeigten in dieselbe Richtung und schienen einen gigantischen Kreis um etwas zu bilden. Nur was, das war die Frage weswegen Leonid hier war.
„Glauben Sie wirklich dass dies ein Meteorit getan hat?“
Leonid riss sich aus den Gedanken und blickte zu Sergej.
„Natürlich. 1908 muss es hier einen gewaltigen Einschlag gegeben haben – Gott sei Dank ist das Gebiet unbewohnt. Sobald wir das Epizentrum gefunden haben, werden wir hoffentlich noch Teile des Meteoriten finden.“
Der Soldat nickte knapp und drehte sich dann zur Seite.
„Ich gehe die Männer vorbereiten. Wir brechen bald auf.“
Leonid wandte sich seinem Nachtlager zu und wollte dieses soeben zusammenpacken, als er einer gebückt sitzenden Gestalt, zwanzig Meter vor dem ersten gefallen Baum, gewahr wurde. Ilya. Ilya Potapovich, der einheimische Führer den Leonid im Dorf Vanavara abgeheuert hatte. Der Mann saß gebückt auf dem Boden und blickte in die Ferne. Seufzend wandte sich Leonid ihm zu und wappnete sich innerlich bereits auf eine neue Predigt.
Wie erwartet hatte ihn seine Vorahnung nicht getäuscht, kaum dass er Ilya erreichte, begann der Mann auch schon zu sprechen.
„Ogdy, wird uns alle strafen, sollten wir in sein Land eindringen.“
Leonid kniete sich neben den Mann und blickte ihm in die Augen. Harte, klare Augen erwiderten seinen Blick. Kein Schleier von Alkohol vernebelte die Sicht des Mannes. Umso mehr verblüffte Leonid der alberne Aberglaube.
„Ilya, Ogdy existiert nicht. Er ist nur ein Aberglaube. Ein Geist aus längst vergangenen Tagen, wenn du so willst.“
„Ogdy wird uns strafen.“
„Gott wird uns schützen.“
„Das hier ist Ogdys Land. Er versengte es vor 20 Jahren als Warnung für uns. Wir sollten ihn nicht erzürnen. Er wollte uns vor dem großen Krieg warnen, doch wir hörten ihm nicht zu.“
Leonid schüttelte den Kopf. Aussichtslos. Der Aberglaube mit der örtlichen Gottheit "Ogdy" auf den er in dem Ort Vanavara gestoßen war, nahm zeitweise die Züge einer gefährlichen Sekte an. Er fürchtete sich davor, aber er würde in der nächsten Stadt die Männer des Gouverneurs darauf hinweisen müssen – und damit alle Einwohner der Stadt zur Deportation verdammen.
„Ilya, folgst du uns in das Gebiet, oder weigerst du dich?“
Resignierend ließ der Mann den Kopf hängen und murmelte leise vor sich hin.
„Ich folge euch Herr Kulik. Es muss sein.“
„Gut, bereite dich vor, es wird gleich los gehen.“
Innerlich seufzend wandte sich Leonid von dem Mann ab und wollte sich zu seinen Sachen zurück begeben, allerdings sah er bereits von weitem, dass die Soldaten seine Dinge bereits eingepackt hatten. Mit schamhaft geröteten Wangen, wandte er sich an Sergej um sich zu bedanken. Der Soldat winkte jedoch nur ab.
„Hast du mit unserem Sektenspinner gesprochen?“
„Nenn ihn nicht so, Sergej. Er ist verblendet und glaubt an das Wissen seiner Vorväter.“
Der kräftige Mann spuckte geräuschvoll aus, bevor er fortfuhr.
„Ein russischer Heide im 20. Jahrhundert. Hätte ich vor 2 Monaten noch für unmöglich gehalten.“
Leonid nickte knapp, wohlwissend dass das Thema damit erledigt war. Was Ilya anging, war Sergejs Meinung klar.Dieser wandte sich auch ab ohne einen weiteren Kommentar abzugeben und brüllte laut.
„AUFBRUCH!“.
Der Tross bestehend aus 20 Menschen und einigen Lasteseln setzte sich in Marsch, einen Weg suchend durch die umgefallenen Baumstämme.
Bald verdrängte Leonid die Worte von Ilya und freute sich darauf den Krater zu sehen. Laut seinen Berechnungen waren es noch maximal 25 km.

Es war kurz nach 15 Uhr, als sie nach einem strapaziösen Marsch den Krater erreichten. Lediglich ein letzter Anstieg über den Aushub des Kraters war notwendig um den Einschlag in seiner ganzen Größe überblicken zu können. Leonid war aufgeregt. Das würde sein Lebensziel werden. Plötzlich schnarrte Sergej neben ihm los.
„Runter!“
Noch bevor Leonid reagieren konnte, wurde er bereits von dem Soldaten zu Boden gedrückt. Mit aufkeimender Verärgerung in sich, aufgrund des blödsinnigen Militärgetues wollte er den Sergeant schon anschnauzen, als er die erhobene Faust des führenden Soldaten sah. Das Zeichen für Gefahr. Der Mann kam zu ihm gekrochen und sprach leise zu Sergej.
„Ich höre Stimmen.“
„Unmöglich, wir sind im Umkreis von mindestens 50 Kilometern die einzigen Menschen!“
„Genosse, ich höre Stimmen. Leise und verzerrt.“
Leonid sah wie Sergej die Augenbrauen zusammenzog.
„Von wo?“
„Genau konnte ich sie nicht ausmachen. Aber ich würde sagen, der Krater.“
Nickend wandte sich der Sergeant an Leonid.
„Leonid, du bleibst hier. Keine Widerworte – das ist ein Befehl.“
Zähneknirschend nickte Leonid und blickte den beiden Soldaten nach, wie diese zum Rand des Kraters robbten und sich dann den Auswurf hocharbeiten. Oben lagen beide still und blickten in den Krater. Er konnte beobachten wie Leonid dem Soldaten zunickte und sich selbiger wieder auf den Weg zu Ihnen zurück machte.
Als er Leonid erreichte, wandte er sich an ihn.
„Bitte geht zum Sergeant.“
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich der Soldat dann an die anderen fünf Soldaten. Leonid erschauderte als er die nächsten Worte hörte.
„Macht die Waffen bereit. Ab sofort ist die Gegend als feindliches Gebiet einzustufen!“.
Sich fragend was hier los war, robbte er zu Sergej. Es war einfacher gesagt als getan den Aushub nach oben zu kommen, da die Erde relativ weich war. Etwas störte ihn daran, er konnte den Gedankengang jedoch nicht ganz fassen.
Neben Sergej angekommen blickte er diesen fragend an. Der Sergeant deutete Richtung Krater. Leonid überwand die letzten Zentimeter und spähte in den Krater.
Sein Mund wurde schlagartig trocken. Er musste träumen.
Der Krater war viel tiefer, wie er durch den Einschlag hätte sein dürfen. Er schätzte die Tiefe auf mindestens 700 Meter. Viel besorgniserregender war aber die Tätigkeit auf dem Boden des Kraters. Er sah viele Gestalten dort unten herumlaufen, mindestens ein paar hundert. Alle schienen silberne Kleidung zu tragen, in der sich die Sonne spiegelte. Leider konnte er nicht genau sehen, was die Menschen taten, dafür war er zu weit weg.
Auch konnte er gigantische Maschinen – viel größer als die größten Maschinen der ruhmreichen Sowjetunion – sehen, welche die Erde aufrissen und Schicht um Schicht abtrugen. Plötzlich blickte er auf die Erde unter sich. Der Aushub war weich. Das hatte das heraufklettern so erschwert. Aber der Aushub durfte nicht weich sein, da der Einschlag sich vor 20 Jahren ereignet hatte. Die Gestalten, wer auch immer sie waren, gruben und schafften die Erde nach oben. Und wer grub, der suchte etwas. Nur was und warum? Russen waren das auf alle Fälle keine... das hätte ihm der örtliche Sowjet doch gesagt.
Neben den menschlichen Gestalten und den Maschinen konnte Leonid auch noch ein großes silbernes Gebäude sehen, mit einem wartenden Hubschrauber direkt daneben. Auch wenn der Hubschrauber viel größer war, als die Maschinen die die Russen erst vor ein paar Jahren entwickelt hatten. Er hatte sechs Arme mit gigantischen Rotoren und wirkte eher wie in Luftschiff, als eine filigrane Flugmaschine.
Während er weiter den Kraterboden beobachtete und fasziniert feststellen musste, welche großen Mengen Erde die Maschinen mit jeder Bewegung abtrugen, merkte er aus dem Augenwinkel wie sich Sergej versteifte.
Er blickte zu dem Soldaten und was er sah ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Vor Ihnen stand eine der silbergewandeten Gestalten mit einem waffenähnlichen Gebilde im Anschlag. Eine Waffe wie sie Leonid noch nie gesehen hatte. Es wirkte wie ein länglicher silberner Stock. Der komplette Körper der Gestalt war von dem Anzug bedeckt, sie trug Handschuhe und schwere Stiefel. Den Kopf umschloss ein undurchsichtiger Helm ohne Visier. Kurz regte sich in ihm die Frage wie man damit etwas sehen konnte.
„HÄNDE HOCH UND KEINE BEWEGUNG.“
Die Stimme der Gestalt war mechanisch verzerrt und bar jeglicher Emotion.
Leonid hob die Hände und blickte hilfesuchend zu den anderen Gruppenmitgliedern. Doch auch dort waren die silbernen Gestalten aufgetaucht. Nicht weniger wie fünf von Ihnen umringten die restlichen Expeditionsteilnehmer. Wie hatten die Angreifer die Soldaten so übertölpeln können?
Plötzlich schien die Luft neben den restlichen Gruppenteilnehmern zu wabern und eine sechste Gestalt tauchte aus dem Nichts auf. Ihr Anzug war weiß, unterschied sich aber sonst nicht von den anderen Gestalten. Leonid atmete scharf ein, als er die Gestalt aus dem Nichts erscheinen sah.
Der Weiße begann zu gestikulieren und redete auf einen der Silbernen ein, bevor er auf sie zu kam. Leonid konnte keine erkennbare Bewaffnung ausmachen, war jedoch zu verwirrt und perplex um genauer darüber nachzudenken.
„DIE BEIDEN HIER UND DEN EINHEIMISCHEN MITNEHMEN UND IN SEKTION IIIC INTERNIEREN! BENACHRICHTEN SIE AUßERDEM DEN DOKTOR.“
Der silberne Mann neben Leonid und Sergej nickte knapp.
„WAS IST MIT DEN ANDEREN, SIR?“
Die weiße Gestalt wandte sich bereits ab und antwortete knapp über die eigene Schulter.
„ENTSORGEN SIE SIE.“
Leonid vergaß alle Vorsicht und fuhr auf.
„NEIN!“
Den Schlag auf den Hinterkopf spürte er nicht mehr, als alles um ihn schwarz wurde.

Zwei Monate später erreichten Leonid Kulik, Sergej und Ilya das Dorf Vanavara. Die drei Männer waren ausgezehrt und sichtlich erschöpft. Eine plötzlich auftretender Sturm und eine Muräne hatten die Leben der anderen 18 Männer gekostet. Eine Tragödie. Ums so mehr, da die Expedition den Krater nicht ausmachen konnte. Vermutlich war dieser inzwischen erodiert. Leonid musste sich damit abfinden, dass die 18 Männer für nichts und wieder nichts gestorben waren.

Leonid Kulik verfasste nach seiner Rückkehr in Moskau einen Bericht über die Reise in der hervorging dass das Epizentrum aufgrund der Witterung inzwischen nicht klar zu definieren sei. Überreste eines Meteoriten konnte nach wochenlanger Suche nicht gefunden werden, bis sie das Aufkommen des Sturms zur Abreise zwang.

1938 veranlasste Leonid Luftaufnahmen des Gebiets, auf den Fotos konnte man kein klares Epizentrum erkennen. Ein Krater war nicht zu sehen.

1941 schloss sich Leonid Kulik der Roten Armee an und starb 1942 in deutscher Kriegsgefangenschaft an Typhus.