Kapitel 8 – Von Geistern und Höhlen:
Luciel sah seiner kleinen Schwester eine Weile lang in die Augen, ehe er sie beruhigend anlächelte, und ihr erneut seine Hand auf den Kopf legte.
„Keine Sorge, ich werde nicht wieder verschwinden, versprochen.“ sagte er, woraufhin Teleya erst zögerte, ihn dann jedoch losließ und sich ein wenig von ihm entfernte. „Übrigens, glaube nicht, dass ich dich anlügen wollte.“ fügte er hinzu und kratzte sich am Hinterkopf. „Als ich den Brief geschrieben habe, hatte ich wirklich vor nach Prismania zu gehen... aber darüber können wir später reden. Lass uns zum Pokemoncenter gehen, ich habe da ein Zimmer gemietet.“
„In Ordnung.“ sagte Teleya, nickte fröhlich und rieb sich die letzten Tränen aus den Augen. Als sie zusammen mit ihrem Bruder in Richtung Center ging, hatte sie jedoch das Gefühl, dass sie irgendetwas vergaß, sie wusste nur nicht was. Die Antwort darauf erhielt sie jedoch nur wenige Augenblicke später, als sie hinter sich jemanden rufen hörte.
„Hey! Ihr werdet mich doch wohl nicht einfach so hier stehen lassen!“ Die beiden Geschwister wandten sich gleichzeitig um, und schienen sich erst jetzt wieder an Akari zu erinnern. Die grünhaarige Trainerin stand inzwischen direkt hinter ihnen und warf den beiden vorwurfsvolle Blicke zu.
„Oh, hallo Akari.“ meinte Luciel und lächelte sie an. „Schön dich zu sehen.“
„Das ist alles? Das ist alles, was du zu sagen hast, nachdem du einfach so verschwunden bist und uns alleine gelassen hast? Ich habe mir Sorgen gemacht! Ich dachte, ich wäre verrückt geworden, du warst einfach weg, und deine Schwester hat so getan, als wenn du nie existiert hättest! Es hätte nicht mehr viel gefehlt, und ich hätte angefangen zu glauben, was sie mir erzählt hat! Dass ich aus Prismania komme, und dass wir seit Jahren beste Freundinnen sind, und...“ Akari verstummte, als Luciel auf sie zu ging, seine Hände auf ihre Schultern legte und ihr tief in die Augen sah.
„Es tut mir wirklich leid, was ich getan habe, Akari. Aber bitte sei nicht so laut, noch sind wir nicht in Sicherheit, warte, bis wir in meinem Zimmer sind, dann können wir uns unterhalten.“ sagte Luciel, ehe er sich wieder von Akari entfernte und in Richtung Pokemoncenter ging.
„Was? Wovon redest du?“ fragte die Trainerin aus Johto und drängte sich an Luciels linke Seite, während Teleya rechts neben ihm lief.
„Das frage ich mich auch, du siehst irgendwie so ernst aus, Luciel.“ meinte sie, und warf ihrem Bruder einen besorgten Blick zu.
„Spürst du es denn nicht, Teleya? Konzentriere dich, und du wirst es merken... sie war hier.“ sagte Luciel, und bei seinem Tonfall wurde Teleya sofort klar, von wem er redete. Sie schluckte und sah sich nervös um.
„W-wann war sie hier?“
„Sie hat die Stadt vor zwei Stunden verlassen, also ist sie noch immer nah genug, dass wir vorsichtig sein müssen.“ flüsterte Luciel und Teleya nickte zustimmend.
„Von wem redet ihr eigentlich?“
„Der Hexe von Prismania.“ meinte Luciel.
„Der Herrin der Finsternis.“ fügte Teleya hinzu.
„Der Dämonin von Kanto.“
„Der Mörderin der Träume.“
„Dem Schrecken der Nacht.“
„Zähmerin der Bestie.“
„Ihr zwei seid wirklich gut darin, wisst ihr das eigentlich?“ meinte Akari, und sah die beiden vollkommen verwirrt an. Sie stritten sich zwar oft und schienen meistens unterschiedliche Meinungen zu haben, aber trotzdem ergänzten die Geschwister sich in solchen Situationen vollkommen perfekt. „Und ich habe noch immer keine Ahnung, von wem ihr redet.“ fügte sie hinzu.
„Wir reden natürlich von unserer Mutter.“ sagten Luciel und Teleya gleichzeitig, woraufhin Akari stehen blieb und sie ungläubig anstarrte.
„Warte... was? Ihr bezeichnet eure Mutter als...“
„Psssst! Nicht hier! Warte, bis wir in Sicherheit sind!“ zischte Luciel sie an und ging einfach weiter, dicht gefolgt von Teleya. Akari sah ihnen kurz hinterher, zuckte dann jedoch mit den Schultern, seufzte, und folgte den Geschwistern. Sie hatte ja Zeit, trotzdem fand sie die ganze Aktion hier ziemlich seltsam. Eine Viertelstunde später saßen die drei in einem kleinen Zimmer im Pokemoncenter der Stadt. Es gab zwei Betten, die praktisch direkt nebeneinander standen, sowie einen Kleiderschrank der den Großteil des Raums einnahm, und eine kleine Küche, dazu noch ein winziges Fenster an der Wand über den Betten, mehr nicht.
„Also, was ist jetzt mit eurer Mutter?“ fragte Akari. Sie saß auf einem der Betten, die beiden Geschwister auf dem anderen.
„Nun... verstehe uns nicht falsch, wir mögen unsere Mutter, sehr sogar.“ begann Luciel. „Es ist nur so, dass... na ja... ähm...“ er zuckte mit den Schultern und warf Teleya einen hilfesuchenden Blick zu.
„Sie ist ein wenig... ähm, seltsam.“
„Ah ja, und was bedeutet 'seltsam'?“ Dank den Ereignissen der letzten Tage war Akari inzwischen der Meinung, dass Teleya und Luciel selber nicht ganz normal waren.
„Seltsam bedeutet, dass sie vollkommen verrückt ist.“ murmelte Luciel, zog seine Beine dicht an seinen Körper, schlang seine Arme um sie und fing an, langsam vor und zurück zu wippen. „Ich weiß noch, zu meinem zehnten Geburtstag hat sie mich auf eine Arkaniranch mitgenommen, zum Arkani reiten... so viele Arkanis... so viele Fukanos. Das Bellen... das endlose Bellen... wuff...wuff...wuff...wuff...“
„Luciel? Hallo? Luciel, alles in Ordnung?“ Akari sah ihn besorgt an, während er weiterhin einfach nur vor sich hin wippte und hin und wieder ein 'Wuff' hören ließ. „Teleya? Was ist mit... Teleya?!“ wie Akari feststellen musste, war Teleya selber nicht gerade ansprechbar, sie zitterte am ganzen Körper und starrte auf den Boden zu ihren Füßen.
„Bitte nicht... ich bin kein Fukano... ich bin kein Fukano... ich bin kein Fukano...“ murmelte Teleya beinahe schon panisch vor sich hin. Akari sah die beiden eine Weile lang ungeduldig an, ehe sie sich vom Bett erhob, und den Geschwistern kräftig an den Ohren zog.
„Au!“ riefen sie gleichzeitig, rieben sich am Ohr, schienen aber wieder halbwegs bei Sache zu sein.
„Na also, geht doch.“ sagte Akari und seufzte. „Würdet ihr mir jetzt bitte sagen, was das ganze soll? Und was meint Teleya mit 'Ich bin kein Fukano'?“
„Unsere Mutter liebt Cosplay und macht es ziemlich oft... ich weiß noch, vor ein paar Jahren lief sie die ganze Zeit als ein Vulnona verkleidet rum und...“ Luciel brach ab und schüttelte den Kopf. „Nein, das ist unwichtig... und vor allem nie passiert. Wie auch immer, sie hat Teleya ab und zu gezwungen, beim cosplayen mitzumachen. Da fällt mir ein... Teleya? Mama hat sich mal wieder die Haare gefärbt, sie ist jetzt blond, also sei vorsichtig. Solange eine blonde Person in der Nähe ist, solltest du dich nicht zu sicher fühlen, verstanden?“ Teleya nickte.
„Ihr habt wirklich Probleme in der Familie, oder? Was macht eure Mutter eigentlich? Also, außer als ein Vulnona verkleidet rumzulaufen.“
„Sie arbeitet bei der Silph Company, in Safronia City.“ sagte Teleya und zuckte mit den Schultern. „Was genau sie macht weiß ich aber nicht.“
„Außerdem kann man sie zu den fünf besten Trainern der Welt zählen.“ fügte Luciel hinzu, und zum ersten mal hörte Akari so etwas wie Bewunderung in seiner Stimme. „Sie hat dreimal an der Silberkonferenz teilgenommen, zwei mal hat sie den zweiten Platz erlangt, und einmal hat sie gewonnen.“ Eine Weile lang schwiegen sie, dann ergriff Luciel wieder das Wort. „Wie dem auch sei... ich wollte mich bei dir entschuldigen, Teleya, und auch bei dir, Akari. Ich wollte wie gesagt nicht lügen, und hatte wirklich vor nach Prismania zu gehen, als ich den Brief geschrieben habe. Aber dann habe ich einen Anruf von Janina bekommen, sie hat mich dazu gebracht, hierher zu kommen.“
„Ach ja? Wie denn das?“ fragte Teleya verwundert.
„Ihr Vater war vor kurzem hier, und nach allem, was er Janina gesagt hat scheint es so, als wenn Anya auch hier war, und das erst vor ein paar Tagen!“ meinte Luciel, und schien schlagartig vollkommen begeistert zu sein.
„Anya? Das Mädchen, gegen das du in diesem Schachturnier verloren hast?“ fragte Akari und Luciel nickte.
„Teleya hat dir also davon erzählt.“
„Und du willst sie unbedingt wiedersehen?“
„Ja! Ich werde sie finden, und sie wird erneut gegen mich antreten!“
„Warte... was?“
„Und wenn ich sie an einem Stuhl festbinden und dazu zwingen muss, sie wird gegen mich spielen, und dieses mal werde ich sie fertigmachen! Vernichten! Zerstören!“
„Kann es sein, dass dein Bruder ein ziemlich schlechter Verlierer ist?“ flüsterte Akari an Teleya gewandt, während Luciel weiterhin mit sich selbst redete. Teleya nickte.
„Das hat er von unserer Mutter... auch wenn er deutlich seltener verliert als sie. Luciel?“ meinte sie, an ihren Bruder gewandt, woraufhin dieser sich zu ihr drehte.
„Ja? Ähm... ist was?“ fragte er, als er den ernsten Blick bemerkte, den Teleya ihm zuwarf.
„Ist das die Wahrheit? Du wolltest... du wolltest wirklich nur nach Lavandia, um Anya zu finden und gegen sie anzutreten? Nicht, weil du mich hasst und mich... und mich loswerden willst?“ Luciel antwortete nicht sofort, stattdessen lächelte er und drückte Teleya fest an sich.
„Natürlich nicht, ich würde dich nie hassen. Du bist meine Schwester und egal was du machst, ich weiß, dass du es nur gut mit mir meinst.“
„Also... also werden wir fortan wieder zusammen reisen?“ fragte Teleya und strahlte Luciel an.
„Ja, werden wir. Ich bin sowieso nur abgehauen, weil ich dachte, dass du mich hasst, und ich dich nicht belästigen wollte.“ sagte Luciel und umarmte Teleya. Akari saß einfach nur auf dem Bett und beobachtete die beiden Geschwister, die Arm in Arm ihr gegenüber saßen, und so glücklich aussahen wie nie zuvor.
Sie wusste nicht ganz, wie sie darauf reagieren sollte, zumal sie nicht wirklich Lust hatte, die beiden zu stören. In diesem Augenblick erhob Teleya wieder das Wort.
„Also bist du hierher gekommen, um Anya zu suchen... hast du niemanden gefunden, der dir etwas über sie sagen konnte?“ fragte sie an ihren Bruder gewandt.
„Was? Oh, doch, doch. Schon an meinem ersten Tag hier wurde mir gesagt, dass sie in Richtung Azuria City weitergereist ist, zusammen mit einer Freundin.“
„Ähm, und warum bist du dann noch hier?“ fragte Akari, und fing sich fragende Blicke von den Geschwistern ein. „Also, versteht mich nicht falsch, ich bin natürlich froh, dass du noch hier warst, vor allem um Teleyas Willen, aber warum warst du noch hier, wenn du doch schon vor ein paar Tagen herausgefunden hast, wo Anya hin ist?“
„Weil... ich Geld brauchte!“ meinte Luciel, mit einem gezwungenen Lächeln im Gesicht. „Ich hatte Teleya ja meine Geldkarte dagelassen... da fällt mir ein, könnte ich sie zurück haben?“ fragte Luciel seine Schwester. Diese nickte, kramte ein wenig in ihrer Tasche und gab ihm die Karte zurück. „Danke... also wie ich bereits sagte; ich brauchte Geld und habe deswegen mit ein paar Einwohnern hier Glücksspiele gespielt, bis ich genug für die Reise...“
„Du hattest Angst und wolltest nicht alleine durch den Felstunnel gehen, stimmts?“ unterbrach Akari ihn und ein breites Grinsen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Luciel sah sie eine Weile lang an, ehe er den Kopf hängen ließ und seufzte.
„Ja.“ murmelte er kleinlaut. Sowohl Teleya, als auch Akari, waren ziemlich überrascht, dass Luciel einfach so zugab Angst zu haben, allerdings hatten sie nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken. Denn in diesem Moment bemerkte Akari, wie sich etwas neben ihr bewegte, und als sie ihren Blick dorthin wandte sah sie Plinfa. Der Pinguin hatte anscheinend die ganze Zeit über neben ihr geschlafen, während sie sich mit den Geschwistern unterhalten hatte, und wachte nun langsam auf.
„Guten Morgen, Plinfa.“ begrüßte Akari den Pinguin, woraufhin der sie schläfrig anblinzelte, dann jedoch mit dem Kopf nickte.
„Oh, hallo Plinfa.“ sagte Teleya, als auch sie das Pokemon bemerkte, woraufhin der Pinguin sie fröhlich anlächelte.
„Gut geschlafen, Plin...“ begann Luciel, verstummte jedoch, als er den vernichtenden Blick bemerkte, den Plinfa ihm zuwarf. „Ach komm schon, du bist doch wohl nicht immer noch wütend, oder?“ fragte er, wurde jedoch ignoriert. Der Pinguin wandte sich von ihm ab, kletterte auf Akaris Schoß und machte es sich dort bequem, bevor er wieder dazu überging Luciel feindselig anzustarren.
„Ähm... ist etwas zwischen euch beiden vorgefallen?“ fragte Akari, und ließ ihren Blick von Plinfa zu Luciel, und wieder zurück wandern.
„Eigentlich nicht, Plinfa ist einfach nur eifersüchtig.“ murmelte Luciel, woraufhin Plinfa ein verächtliches Schnauben hören ließ.
„Eifersüchtig auf was?“ fragte Teleya und beugte sich nach vorn, um Plinfa genauer zu betrachten. Luciel seufzte.
„Die ganze Sache ist einfach so dämlich... hier.“ meinte er, zog sein Handy hervor und zeigte Akari und Teleya ein Bild. Dort saß ein Mädchen auf dem Boden, ungefähr in Teleyas Alter, mit kurzen, rosafarbenen Haaren und violetten Augen, und lächelte fröhlich in die Kamera.
„Wer ist das?“ fragte Akari, woraufhin Luciel einfach nur mit den Schultern zuckte.
„Irgendeine Trainerin auf Durchreise, sie kommt aus der Hoenn-Region. Aber es geht ja auch gar nicht um sie, sondern um das Pokemon vor ihr.“ Vor der Trainerin saß ein Pokemon, dass wie eine weit kleinere Version eines Relaxos aussah. In seinen Händen hielt es einen Apfel, und schien fröhlich daran zu knabbern, die Kamera ignorierte es vollkommen.
„Ich habe sie hier in Lavandia getroffen und wir haben uns ein wenig unterhalten, und da habe ich erwähnt, wie niedlich ich ihr Mampfaxo finde. Seither spielt Plinfa den beleidigten Pinguin und ignoriert mich... oder starrt mich feindselig an.“
„Warte, warte, warte! Ich weiß, dass die Sache mit Plinfa wichtig ist, aber... du findest das... Ding da niedlich?“ fragte Akari ungläubig, woraufhin Plinfa zustimmend piepste, und auf ihrem Schoß auf und ab hüpfte.
„Natürlich! Ich meine, siehe es dir doch einfach mal an! Diese großen, niedlichen Augen! Die hinreißenden Zähnchen, das flauschige Fell! Man kann Mampfaxo einfach nur als 'niedlich' bezeichnen!“ meinte Luciel, und warf dann einen Blick zu seinem Pokemon. „Aber natürlich bei weitem nicht so niedlich wie ein Plinfa.“ fügte er hinzu, lächelte den Pinguin an und kniete sich vor Akari auf den Boden, um auf Augenhöhe mit Plinfa zu sein. Dieser warf Luciel einen misstrauischen Blick zu, sah jedoch nicht mehr ganz so wütend aus, wie noch kurz zuvor. „Es tut mir leid Plinfa, ich wollte dich nicht beleidigen... es ist mir einfach so herausgerutscht! Und ich wollte ganz gewiss nicht andeuten, dass du nicht niedlich bist! Für mich wirst du immer das niedlichste Pokemon der Welt sein, also... also kannst du mir verzeihen, Plinfa?“ flüsterte Luciel, während Tränen in seinen Augenwinkeln schimmerten, und die beiden Mädchen ihn und Plinfa fassungslos anstarrten. Der Pinguin zögerte ein wenig, ließ dann jedoch ein Piepsen hören und hüpfte von Akaris Schoß in die Arme seines Trainers.
„Ich glaube Plinfa hat dir gerade deinen Auftritt gestohlen, Teleya.“ sagte Akari und schüttelte den Kopf. Teleya konnte einfach nicht anders, als ihren Bruder ungläubig anzustarren. Irgendwie war sie ziemlich wütend darüber, dass Plinfa ihre Wiedervereinigung mit ihrem Bruder störte und die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog... aber andererseits war sie auch einfach nur froh, wieder bei ihm zu sein, also würde sie schon damit zurechtkommen. Eine Weile lang war es still im Zimmer, bis Luciel schließlich aufhörte Plinfa an sich zu drücken, und den Pinguin stattdessen auf seine Schulter setzte.
„Habt ihr zwei eigentlich Hunger?“ fragte er, und die beiden Mädchen nickten. Teleya wurde erst jetzt, wo sie sich beruhigt hatte und alles wieder in Ordnung war, wirklich bewusst, dass sie die letzten Tage nicht besonders viel gegessen hatte, und sie fühlte sich, als würde sie verhungern.
„Gibt es hier in Lavandia ein Restaurant?“ fragte Akari interessiert, woraufhin Luciel jedoch nur mit dem Kopf schüttelte.
„Nein, aber ich habe genug gekauft, um für ein paar Tage zu überleben.“ antwortete Luciel und deutete auf den Kühlschrank, der sich in der Küche befand.
„Oh! Sehr gut, dann kann ich ja etwas zu Essen kochen!“ rief Teleya begeistert und sprang vom Bett auf, und bemerkte dabei zum Glück nicht, wie sowohl Luciel als auch Akari das Gesicht verzogen.
„Ähm, weißt du Teleya... in den letzten Tagen, in denen ich alleine hier in Lavandia war, habe ich nicht die ganze Zeit gefaulenzt.“
„Was willst du damit sagen? Übrigens fällt es mir ziemlich schwer, das zu glauben.“
„Es ist ihre Schuld.“ sagte Luciel und deutete auf Akari.
„Meine? Was habe ich damit zu tun?“ fragte sie verwirrt.
„Ganz einfach, du hast behauptet, dass ich nicht mit Tricks oder Verwirrung gegen Sabrina gewinnen kann!“
„Und weiter?“
„Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, also habe ich die letzten Tage nachgedacht, Bücher gelesen und Nachforschungen über Psychopokemon angestellt, um einen Weg zu finden, es doch zu schaffen!“
„Was hat das jetzt mit dem Essen zu tun?“ fragte Teleya, die ihrem Bruder nicht ganz folgen konnte.
„Was? Oh, natürlich. Also, da ich sowieso schon meine kostbare Freizeit mit lesen verschwendet habe, hatte ich mir auch gleich ein paar Kochbücher geliehen und sie durchgelesen... um es kurz zu machen, von jetzt an werde ich für uns kochen.“
„Das brauchst du nicht, jetzt bin ich ja wieder bei dir, und kann das übernehmen.“ meinte Teleya, und war bereits auf dem Weg zur Küche. Luciel zögerte, atmete dann jedoch tief ein und beschloss, seine Trumphkarte auszuspielen. Wenn das nicht funktionierte, würde er wohl oder übel fortan wieder Teleyas Kochkünste über sich ergehen lassen müssen.
„Warte, Teleya.“ sagte er und ging auf seine Schwester zu.
„Ist etwas?“
„Ja, allerdings. Ich wollte dir sagen, dass ich dir äußerst dankbar dafür bin, dass du die ganze Zeit für mich gekocht und mir damit geholfen hast, deswegen habe ich beschlossen, das fortan für dich zu tun.“
„Ich habe doch gesagt, dass du nicht...“
„Bitte, Teleya, es würde mir sehr viel bedeuten.“ sagte Luciel, legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr tief in die Augen. Er log nicht einmal, es bedeutete ihm wirklich unglaublich viel, Teleya von der Küche fernzuhalten, vor allem, da er jetzt herausgefunden hatte, dass es bei weitem nicht so nervig und anstrengend ist Essen zu machen, wie er immer gedacht hatte.
„Aber ich...“
„Bitte, Teleya. Tue mir den Gefallen, und lass mich kochen... wir könnten natürlich auch hin und wieder zusammen kochen, was hältst du davon?“ 'Dann kann ich immerhin das schlimmste verhindern, außerdem wollte ich schon immer mal sehen, wie du es hinkriegst das Essen dermaßen zu vergiften' fügte Luciel in Gedanken hinzu. Teleya zögerte eine Weile, nickte dann jedoch.
„In Ordnung... wenn es dir wirklich so viel bedeutet, dann werde ich es dir überlassen.“
„Vielen Dank Teleya, du ahnst gar nicht, wie sehr mich das freut.“ meinte Luciel, ehe Teleya sich wieder auf das Bett setzte, und er selber in die Küche ging. Während er mit kochen beschäftigt war, warf er hin und wieder einen Blick zu Teleya und Akari, die sich unterhielten, und lächelte. Es war eine äußerst dumme Idee von ihm gewesen, einfach so abzuhauen, umso erfreuter war er darüber, dass Teleya ihn dafür nicht zur Rechenschaft ziehen wollte. Seine kleine Schwester hatte viel für ihn getan... oder es zumindest versucht, also war es vielleicht an der Zeit, einmal etwas für sie zu tun. Luciel nickte sachte vor sich hin und beschloss, Teleya dabei zu helfen, es bis zur Silberkonferenz zu schaffen. Er würde ihr helfen, in den Arenen von Kanto und Johto zu gewinnen, und wusste auch schon ganz genau, womit sie anfangen mussten.
Gegen Abend des selben Tages standen Luciel, Teleya und Akari im Eingangsbereich des Pokemon Turms. Selbst hier standen bereits mehrere Grabsteine, was Luciel vermuten ließ, dass dem Turm langsam die Plätze ausgingen, an denen man diese aufstellen konnte. In der Nähe stand eine Gruppe junger Mädchen, gekleidet in ein weißes Kimonohemd und einen roten Hosenrock. Bei ihnen handelte es sich um die angehenden Priesterinnen, welche hier im Turm arbeiteten um die Seelen der verstorbenen Pokemon zu beruhigen. Die Schülerinnen waren meistens hier unten tätig, wenn es keine erfahreneren Priesterinnen gab, die sie mit nach oben nahmen. Diese wurden 'Exorzistinnen' genannt und arbeiteten in den oberen Etagen, wo es mehr Gräber und folglich mehr Geister gab. Aus irgendeinem Grund war es nur Frauen möglich diese Arbeit auszuführen und die Seelen zu beruhigen, weshalb es keinerlei Männer gab, die im Turm arbeiteten, mit Ausnahme von einem Mr. Fuji, dem einzigen Mann, der die Aufgabe der Exorzistinnen übernehmen konnte. Soweit Luciel wusste, war er auch der Grund dafür, dass die Bande namens 'Team Rocket' den Turm angegriffen hatte, warum genau wusste er jedoch nicht, und es interessierte ihn auch nicht wirklich.
„Warum genau sollten wir jetzt hierher kommen?“ fragte Teleya plötzlich, an ihren Bruder gewandt. Sie war ihm einfach gefolgt, als er sagte, sie müssten zum Pokemon Turm, wusste jedoch nicht wirklich warum. Es wirkte nicht wirklich wie eine richtige Sehenswürdigkeit, und soweit sie wusste hatte Luciel zwar keine Angst vor Geistern, war jedoch auch nicht der Typ, der sogenannten 'Geisterhäusern', oder andere Orte an denen angeblich Geister leben sollten, hinterherjagte.
„Wegen dir.“ erklärte Luciel und lächelte sie an. „Ich sagte doch, dass ich dir helfen möchte, und ich gehe davon aus, dass du noch immer an der Silberkonferenz teilnehmen möchtest... oder irre ich mich da?“ Teleya zögerte kurz mit ihrer Antwort. Die Silberkonferenz war ihr nicht so wichtig, wie Luciel es sich vermutlich gerade vorstellte, aber wenn es bedeutete, dass er mehr Zeit mit ihr verbringen würde, wonach es momentan aussah, dann würde es nichts geben, dass ihr wichtiger war als dieses dämliche Turnier.
„Natürlich.“ sagte sie schließlich. „Aber was hat der Turm damit zu tun?“ fügte sie hinzu, während Akari mit hinter dem Rücken verschränkten Händen durch den Raum lief, und sich neugierig einige der Grabsteine ansah.
„Nun, in der Arena von Safronia City wirst du Psychopokemon begegnen. Und es gibt nur drei Typen, deren Attacken besonders starke Wirkung bei diesen zeigen; Käfer, Unlicht und Geist. Die meisten Käferpokemon sind allerdings äußerst schwach, weshalb wir das am besten gleich wieder vergessen... und in Kanto gibt es nicht besonders viele Unlichtpokemon. Also bleiben noch die Geister. Und hier im Pokemon Turm gibt es einige von ihnen, ich bin mir sicher, wenn wir eine Weile hier sind, wird uns schon ein Geisterpokemon über den Weg laufen, dass du fangen kannst. Sei aber vorsichtig, die Geisterpokemon hier, sind auch vom Typ Gift, also können sie noch immer von den Psychopokemon besiegt werden, du darfst also nicht davon ausgehen, dass sie unbesiegbar sind.“ erklärte Luciel, und Teleya nickte.
„W-warte... hier gibt es wirklich Geister? Ich dachte, dass wäre nur irgendein dummes Gerücht, dass man sich erzählt, um Fremden Angst einzujagen.“ kam es plötzlich von Akari, und sie lief zu den Geschwistern herüber.
„Was? Nein, hier gibt es Geisterpokemon, wusstest du das wirklich nicht? Ich dachte, du warst schon einmal hier.“ meinte Luciel überrascht.
„War ich ja auch, aber ich hatte den Turm nicht besucht, weil... na ja, weil es nicht wirklich ein Ort ist, den man einfach so besuchen sollte, oder? Wie kommt es eigentlich, dass hier wirklich Geister sind? Wurden hier etwa wirklich Pokemon begraben?“ fragte Akari, und sie warf einen schockierten Blick zu den Gräbern.
„Nein, nicht ganz.“ erklang eine belustigte Stimme in der Nähe, und als die Gruppe sich umwandte, sahen sie ein junges Mädchen mit braunen Haaren, zu einem Pferdeschwanz gebunden, in den Kleidern der Priesterinnen. Sie kam auf die drei Reisenden zu, und als sie Luciel bemerkte fing sie an zu strahlen und rannte zu ihnen hinüber. „Luciel! Ich wusste gar nicht, dass du Heute den Turm besuchen wolltest, du hättest mir doch Bescheid sagen können!“ sagte sie, und fiel ihm um den Hals, was ihr missbilligende Blicke von Akari und Teleya einbrachte. „Wer sind die beiden?“ fragte sie, als sie die Mädchen bemerkte.
„Das ist Teleya, sie ist meine kleine Schwester. Und das nette, grünhaarige Mädchen ist Akari, eine... ähm...“ Luciel zögerte und musterte Akari eine Weile. „Eine... Freundin von Teleya? Unsere Reiseführerin? Meine Stalkerin?“ fragte er unsicher, und zuckte mit den Schultern.
„W-was? Ich bin keine Stalkerin! Ich bin eine ganz normale Trainerin, auf einer Weltreise und folge dir und Teleya, um dich zu verführen und dazu zu bringen, mir auf ewig zu dienen!“ rief Akari empört. Als ihr bewusst wurde, was sie gerade gesagt hatte lief sie rot an, und wandte den Blick auf den Boden, während die anderen sich unsichere Blicke zuwarfen.
„Ähm... ja... wie auch immer...“ erhob schließlich Luciel wieder das Wort, und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. „Das hier ist übrigens Ellis, eine angehende Priesterin hier im Turm. Außerdem ist sie eine Teilnehmerin an meinen Glücksspielrunden.“
„Zumindest war ich das, bis ich gemerkt habe, dass man gegen Luciel nicht gewinnen kann... das wurde nach einer Weile ziemlich frustrierend.“ murmelte Ellis und warf Luciel einen misstrauischen Blick zu. „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass er nicht schummelt, so viel Glück kann doch kein Mensch haben.“
„Du sagst es.“ meinte Teleya und seufzte. Anscheinend war alles beim Alten. Luciel hatte so viel Glück wie immer, auch wenn es vielleicht besser für Teleya war, dass das sich nicht geändert hatte. Wer weiß, was passieren könnte, wenn Luciels Glück plötzlich aufgebraucht wurde... allerdings schien es nicht wirklich so, als wenn das bei Luciel jemals der Fall sein würde.
„Aber gut, um auf deine Frage von vorhin zu antworten...“ sagte Ellis an Akari gewandt, und verhinderte somit, dass Luciel seine Schwester fragen konnte, was sie mit ihrer Bemerkung meinte. „Begraben sind hier keine Pokemon, das wäre ja auch Unsinn. Wir brechen doch nicht einfach so den Fußboden auf, um da ein Fukano, oder Pikachu zu bestatten.“
„Wo kommen denn dann die Geister her?“ fragte Akari, die nicht ganz überzeugt zu sein schien, und sich weiterhin von den Grabsteinen fernhielt.
„Manche Trainer stellen Urnen an die Gräber ihrer verstorbenen Freunde, gefüllt mit der Asche der Pokemon.“ erklärte Ellis, mit traurigem Unterton in der Stimme. „Die meisten Geister kommen daher. Manche fühlen sich auch einfach nur von der Atmosphäre hier angezogen, und lassen sich im Turm nieder, obwohl sie hier eigentlich nichts verloren haben.“
„I-ich verstehe...“ murmelte Akari, die immer nervöser zu werden schien, was weder Teleya noch Luciel entging, jedoch wollte keiner von ihnen nach dem Grund fragen. Teleya, um Akari nicht möglicherweise irgendwie zu verärgern, und Luciel, weil es ihn eh nicht wirklich interessierte.
„Ach ja, Ellis, wir müssten zu den oberen Etagen, könntest du uns zu den Umkleideräumen bringen?“
„Umkleideräume?“ fragten Akari und Teleya im Chor. Luciel nickte.
„Ja, Umkleideräume. Man muss die traditionellen Kleider der Priesterinnen tragen, wenn man als Frau den Pokemon Turm besuchen will.“ erklärte Luciel, woraufhin Ellis ihn verwirrt ansah.
„Was? Die Umkleideräume sind eigentlich nur für...“ begann sie, verstummte jedoch, als Luciel ihr eine Hand auf den Mund legte.
„Also... die Umkleideräume Ellis!“ rief Luciel, und zog die Priesterin hinter sich her. Akari und Teleya warfen sich einen misstrauischen Blick zu, zuckten dann jedoch mit den Schultern und folgten den beiden anderen. An der ganzen Sache war zwar etwas faul, aber es hätte keinen Sinn, jetzt mit Luciel zu streiten. Kurze Zeit später standen die beiden Mädchen nebeneinander in der Umkleide und betrachteten die Kleider, die vor ihnen auf einer Bank lagen, und die Ellis ihnen rausgesucht hatte, ehe sie mit Luciel verschwunden war, um eine der Exorzistinnen zu rufen, welche die Gäste auf die oberen Etagen begleiten sollte. Teleya war gerade fertig damit, sich umzuziehen, als sie Akari hinter sich rufen hörte.
„Teleyaaaaa...“ sagte die Trainerin, mit frustrierter Stimme.
„Ist etw... wie hast du das geschafft?“ fragte Teleya, nachdem sie sich umgedreht, und Akari gesehen hatte. Die Trainerin aus Johto stand mit wässrigen Augen vor ihr, die Arme vollkommen im Kimonohemd verfangen, die sich zudem irgendwie hinter ihrem Rücken verknotet hatten. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Teleya, dass Akari es auch geschafft hatte, sich irgendwie im Hosenrock zu verheddern, weshalb sie kurz davor stand einfach hinzufallen.
„Weiß ich auch nicht... ich habe so etwas noch nie getragen, und beim umziehen ist irgendwie... dass hier passiert.“ meinte sie, und wedelte hilflos mit den Armen, oder versuchte es zumindest. Viel konnte sie dank des Knotens nicht tun.
„Akari kann es sein, dass du... verdammt tollpatschig bist?“ fragte Teleya, und sah das andere Mädchen mitleidsvoll an.
„Was soll dieser Blick? Gucke mich nicht so an, das hilft hilft mir nicht gerade dabei, mich besser zu fühlen... und wo ich gerade bei helfen bin, bitte hilf mir endlich!“ rief Akari, und sah Teleya so mitleiderregend an, dass diese gar nicht anders konnte, als die andere Trainerin anzulächeln und zu lachen.
„Schon gut, schon gut, bin ja schon dabei.“ meinte sie, und machte sich daran, Akari aus ihrer Kleidung zu befreien. Während sie den Knoten in den Ärmeln löste, kam ihr der Gedanke, dass es nicht nur Akaris Tollpatschigkeit sein konnte, die dafür verantwortlich war. Irgendjemand musste diesen Knoten gebunden haben... ob Geister wohl gerne Streiche spielten? Teleya wollte Akari gerade davon erzählen, als sie sich daran erinnerte, wie nervös die Trainerin gewesen war, als sie hörte, dass es richtige Geister hier im Turm gab. Nach kurzem Zögern beschloss sie, das alles vorerst für sich zu behalten. Noch gab es keinen Grund, Akari weiter zu beunruhigen.
„Danke.“ murmelte Akari, nachdem Teleya sie befreit hatte, und sie sich endlich, mit deren Hilfe, richtig anzog.
„Kein Problem... aber ich muss sagen, es wundert mich wirklich, dass ein Tollpatsch wie du ganz alleine durch die Welt reist. Sind deine Eltern nicht beunruhigt, dass du...“
„Ich bin nicht tollpatschig! Ich... gerate nur hin und wieder in seltsame Situationen, so wie eben gerade.“ verteidigte Akari sich, zögerte dann jedoch eine Weile, ehe sie weitersprach.
„Was ist?“ fragte Teleya, und setzte sich neben Akari auf die Bank. Luciel und Ellis waren noch immer nicht zurück, also konnte sie sich auch ein wenig mit Akari unterhalten, zumal dieser ihre nächste Frage recht wichtig zu sein schien.
„Ich... warum mag Luciel mich nicht?“ fragte Akari, und hob ihren Blick, um Teleya in die Augen zu sehen.
„W-wie bitte?“ entfuhr es Teleya, die nicht wirklich wusste, wie sie auf diese Frage reagieren sollte. Niemand hatte ihr jemals so eine Frage gestellt... gut, Teleya fragte sich selbst noch immer, warum Luciel nicht an Akari interessiert zu sein schien, aber abgesehen davon, war so etwas noch nie vorgekommen. Und sie hatte noch immer keine wirkliche Antwort auf diese Frage gefunden. Teleya hatte Luciel und Ellis deutlich angesehen, dass die beiden in den letzten Tagen deutlich mehr gemacht hatten, als Karten oder Würfelspiele zu spielen, darin war sie im Laufe der Jahre ziemlich gut geworden. Das bedeutete also, dass Luciel sich nicht gebessert hatte, und noch immer mit so ziemlich jedem hübschen Mädchen ins Bett sprang. Eben jene Besserung, war jedoch die einzige, halbwegs plausible Theorie, die Teleya zu Luciels Desinteresse an Akari hatte, die nun jedoch unbrauchbar war.
„Warum mag Luciel mich nicht?“ fragte Akari erneut. „Ich meine, ich sehe toll aus, bin niedlich, attraktiv, charmant und lustig, was gibt es an mir nicht zu mögen?“
„Tollpatschig und eingebildet.“ murmelte Teleya und schüttelte den Kopf. „Eine wunderbare Kombination.“
„Ich bin nicht eingebildet! Nur selbstbewusst!“
„Ja... selbstbewusst. Wie war das noch gleich? Deine Fetzen in denen du sonst immer rumläufst sind... niedlich?“
„S-sei still, d-darum geht es jetzt nicht!“ stotterte Akari und lief rot an, was Teleya erneut lächeln ließ. Es war lange her, dass sie sich mit einem anderen Mädchen so unterhalten hatte... oder überhaupt mit jemandem. So musste es sich anfühlen, eine richtige Freundin zu haben, ein Gefühl, dass Teleya schon fast vergessen hatte. „Ich habe dir geholfen, Luciel zu finden, da kann ich doch wenigstens darauf hoffen, dass du mir diese kleine Frage beantwortest, oder?“ Teleya zögerte kurz, seufzte dann jedoch.
„Gut, du hast mir wirklich geholfen. Aber ich kann dir nicht besonders viel sagen, ich weiß auch nicht, warum Luciel so... seltsam zu dir ist. Vielleicht mag er deine Haarfarbe nicht?“ versuchte Teleya eine Lösung zu finden, und legte den Kopf schief. „Ich glaube, bislang hatte er nicht viele Freundinnen mit grünen Haaren, das könnte ein Problem sein.“
„M-meinst du? A-aber grüne Haare sehen doch toll aus, sie...“
„Hallo! Entschuldigt die Wartezeit!“ erklang auf einmal Ellis' Stimme vom Eingang der Kabine her, und die beiden Mädchen zuckten zusammen. In der Tür standen Ellis, Luciel, und eine Frau die Mitte zwanzig zu sein schien, ebenfalls in die Kleidung der Priesterinnen gehüllt. Zu Teleyas und Akaris Überraschung, trug auch Luciel ähnliche Kleidung, nur dass sein Hemd und Hosenrock schwarz waren.
„Hat es wirklich so lange gedauert eine Exorzistin zu finden?“ fragte Teleya misstrauisch, und wie sie erwartet hatte, wandten sowohl Luciel, Ellis, als auch die Exorzistin den Blick ab.
„Ähm, ja. Es gab... Verzögerungen.“ meinte Luciel, und die Exorzistin nickte zustimmend.
„Verzögerung ist das falsche Wort, ich würde eher sagen, es hat länger gedauert, als erwartet.“ meinte Ellis.
„Wo ist der Unterschied?“ fragte Akari verwirrt.
„Unwichtig!“ rief Teleya, ehe jemand etwas sagen konnte, und Luciel nickte zustimmend.
„Teleya hat recht, viel wichtiger ist, passen die Sachen, die Ellis euch rausgesucht hat? Es gab leider nur noch eine Größe.“
„Ja, es passt perfekt.“ meinte Teleya, und drehte sich um die eigene Achse. „Ich muss sagen, ich hätte nicht erwartet, dass es so bequem ist.“ fügte sie hinzu und lächelte.
„Alles in Ordnung, auch wenn es ein wenig eng an der Brust ist.“ meinte Akari und lächelte ebenfalls. „Ist etwas?“ fragte sie, als sie bemerkte wie sowohl Teleya, als auch Ellis ihr finstere Blicke zuwarfen.
„Nein, alles bestens.“ kam es von beiden gleichzeitig, mit monotoner Stimme.
„Übrigens, warum hast du auch so etwas an, Luciel?“ fragte Teleya, der anscheinend erst jetzt bewusst wurde, was ihr Bruder eigentlich trug.
„Hm? Oh... als wir die Exorzistin gesucht haben, gab es einen Unfall mit einer Flasche voll Weihwasser, die auf einem Tisch rumstand, meine Sachen sind dadurch nass geworden und...“
„Danke, das reicht auch schon.“
„Wie auch immer, die Kleider passen euch jedenfalls perfekt. Ihr seht toll aus.“ meinte Luciel, woraufhin sowohl Akari, als auch Teleya lächelten.
„Danke.“ sagte Teleya, hörte jedoch gleichzeitig das knipsende Geräusch einer Handykamera. „Was war das?“ fragte sie verwirrt und sah sich um, konnte jedoch nirgendwo ein Handy sehen.
„Hm? Was war was?“ fragten Akari und Luciel gleichzeitig.
„Habt ihr nicht auch... egal, vergesst es, es ist nichts.“ murmelte sie, sah sich jedoch noch immer misstrauisch um.
„Gut, dann lasst uns loslegen, wir haben immerhin nicht den ganzen Tag Zeit!“ rief Luciel, ungewöhnlich motiviert, und folgte der Exorzistin und Ellis in die oberen Etagen des Turms, wo sie hoffentlich ein Geisterpokemon für Teleya finden würden.
Als sie den siebten Stock erreicht hatten, wandte die Exorzistin sich an die Gruppe.
„Auf dieser Etage gab es in den letzten Wochen immer mehr Nebulaks.“ erklärte sie, und sah sich aufmerksam um. „Der Versuch, sie zu beruhigen und zu verhindern, dass sie Schaden anrichten hat ein ganzes Dutzend von uns, und zwei volle Tage in Anspruch genommen. Wenn ihr irgendwo ein Nebulak findet, dann hier.“
„Sehr gut, ich danke dir.“ meinte Luciel, holte einen Pokeball hervor, drückte auf den Knopf, und rief Plinfa hervor. Der Pinguin reckte sich, gähnte, und sah Luciel dann fragend an. „Hallo Plinfa, ausgeschlafen?“ fragte er, woraufhin das Pokemon nickte. „Sehr gut, dann habe ich eine Bitte an dich, helfe Teleya damit ein Geisterpokemon zu fangen. Teleya? Ich leihe dir Plinfa, um dir zu helfen ein Nebulak zu fangen.“
„Was? Warum? Ich habe selber Pokemon.“
„Ja, aber... wie soll ich es sagen? Sie sind nutzlos gegen Nebulak.“
„W-was?“
„Die meisten, physischen Attacken helfen nicht, gegen Geisterpokemon, vor allem die vom Typ Normal und Kampf nicht. Leider sind diese so ziemlich das einzige, was deine Pokemon können. Evoli kann vielleicht noch Sandwirbel... was dir ohne Sand in der Nähe nicht viel nützt. Und dein Nidoran kann zwar Giftstachel, aber das hilft auch nicht besonders viel, gegen ein Nebulak.“ Teleya hörte ihrem Bruder aufmerksam zu, während er erklärte, und nickte.
„Also gut... wenn du meinst, dass es so besser ist, werde ich Plinfa benutzen.“ meinte sie, und hob den Pinguin hoch. „Du hast doch nichts dagegen mir zu helfen, oder?“ fragte sie ihn, woraufhin Plinfa fröhlich piepste. „Danke, ich schulde dir was.“ sagte Teleya und lachte. Während Luciel ihr erklärte, welche Attacken Plinfa überhaupt benutzen konnte, wandte Akari sich an Ellis.
„Ich hätte da mal eine Frage, wie kommt es eigentlich, dass die meisten Einwohner in der Stadt hier so unfreundlich sind? Oder bessere Frage, wie kommt es, dass du, und die anderen Frauen hier so nett und hilfsbereit sind? Als wir hier angekommen sind, wollte uns keiner helfen Luciel zu finden, oder auch nur mit uns reden.“
„Ah, das liegt daran, dass es sich bei den meisten von ihnen um Leute handelt, die nicht mit dem Tod ihrer geliebten Pokemon zurechtgekommen sind. Sie sind daher ziemlich distanziert, und dauernd mies drauf, was auch erklärt, warum es hier keinen vernünftigen Supermarkt, oder Bar gibt.“ meinte die angehende Priesterin und seufzte. „Jedenfalls, wir Priesterinnen und die Exorzistinnen sind meist nicht von hier, sondern kommen aus anderen Städten. Nicht alle, aber viele. Daran wird es liegen. Ich selber komme zum Beispiel aus Azalea City, in Johto.“
„Oh, du bist auch nicht aus Kanto?“ Ellis nickte.
„Ursprünglich wollte ich eine Trainerin werden, und in der Arena von Azalea arbeiten. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass das nichts für mich war. Eine Freundin von mir, die vor ein paar Jahre nach Kanto gereist war, um die Arenaleiter hier herauszufordern, hat mir dann gesagt, dass sie in Lavandia immer mal wieder Frauen suchen, die als Priesterinnen hier arbeiten, also habe ich beschlossen, es einfach mal zu versuchen.“
„Ah, ich verstehe. Ich komme auch aus Johto, allerdings bin ich nur auf der Durchreise... da fällt mir ein, hast du schon einmal von einem Pokemon gehört, dass ungefähr so groß ist...“ meinte Akari, und hielt eine Hand auf Höhe ihrer Hüfte, ehe sie fortfuhr. „... weißes Fell, und eine Art schwarzes Horn hat? Das Horn wächst ihm aus dem Kopf, und dann hat es noch einen kleinen, schwarzen Schwanz.“ Ellis überlegte eine Weile, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Tut mir leid, von so einem Pokemon habe ich noch nie gehört. Allerdings kenne ich mich in Kanto nicht wirklich aus. Aber in der Nähe von Azuria lebt ein Pokemonsammler namens Bill. Er ist ziemlich berühmt, wenn du ihn fragst, kann er dir vielleicht mehr sagen.“
„Ein Pokemonsammler also? Gut, danke Ellis. Das ist besser als nichts.“ meinte Akari und lächelte.
„Luciel?“ fragte Teleya derweil an ihren Bruder gewandt.
„Ja?“
„Also... du hast gesagt, dass du mir helfen willst, aber... aber wäre es nicht besser, wenn du selber auch in den Arenen antrittst?“
„Das Thema schon wieder?“ fragte Luciel und seufzte. „Wie oft soll ich noch sagen, dass Arenakämpfe zu anstrengend und nervig sind, als dass ich...“
„Das stimmt nicht.“ murmelte Teleya, woraufhin Luciel sie verwirrt ansah.
„Was meinst du damit?“
„Als du gegen Janina gekämpft hast, sah es so aus, als wenn du ziemlich viel Spaß haben würdest. Um genau zu sein, hatte ich dich seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen, wie beim Kampf in der Arena.“
„Du musst was falsches gesehen haben.“ meinte Luciel, und wandte den Blick ab, allerdings nicht, weil Teleya ihn mit ihren Worten verärgert hatte, sondern weil er sich ertappt fühlte. Sie hatte nämlich recht, beim Kampf in der Arena von Fuchsania, hatte er zum ersten mal seit langer Zeit, so etwas wie Motivation verspürt. Konnte es sein, dass er langsam wirklich gefallen an der ganzen Trainersache fand? Er schüttelte den Kopf, das war einfach nur unsinnig. Vielleicht sollte er mal zum Arzt gehen, er fing schon an, seltsame Dinge zu denken.
„Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es dir eigentlich richtig Spaß macht, ein Trainer zu sein, und ich...“ Was genau Teleya noch sagen wollte, hörte Luciel nicht mehr, weil auf einmal ein lauter Schrei ertönte, und die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zog. Akari saß auf dem Boden, und starrte in die Luft vor sich, wo eine Art... Gaswolke mit Gesicht zu schweben schien, die grünhaarige Trainerin angrinste, und dann seinen Blick weiter durch den Raum wandern ließ.
„Ah, gut gemacht Akari, du hast eins gefunden.“ kommentierte Luciel, allerdings schien Akari ihn gar nicht wirklich zu hören. Sie saß noch immer auf dem Boden, und starrte das Nebulak mit einem beinahe panischen Gesichtsausdruck an. Luciel runzelte die Stirn.
„Teleya? Das ist deine Chance, fange das Nebulak, bevor es abhaut.“ meinte er, an seine Schwester gewandt.
„Was? Aber Akari...“
„Ich kümmere mich um sie, konzentriere du dich auf das Nebulak. Und vergiss nicht, was ich dir über Plinfas Attacken gesagt habe.“ Teleya zögerte noch kurz, nickte dann jedoch.
„Komm, Plinfa!“ rief sie, plötzlich voller Begeisterung, und rannte zum Geisterpokemon hinüber, dass seine Aufmerksamkeit nun von der, am Boden sitzenden, panischen, Akari, auf Teleya richtete.
„Akari? Hey, Akari!“ rief Luciel, und hockte sich neben Akari. „Hallo? Hörst du mich?“ fragte er, und legte eine Hand auf ihre Schulter, woraufhin Akari zusammenzuckte, ihren Blick jedoch endlich auf Luciel richtete.
„L-luciel?“ fragte sie, und sah ihm in die Augen.
„Richtig, ich bin es, gut erkannt.“ meinte er, mit sarkastischem Unterton in der Stimme, verstummte jedoch, als er sah, dass Akari zu zittern schien. „Warte... du hast wirklich Angst vor Geistern?“ fragte er überrascht. Er hatte zwar gemerkt, dass sich die Trainerin nicht allzu wohl zu fühlen schien, seit sie im Turm waren, hätte jedoch nicht erwartet, dass ein harmloses Nebulak eine derartige Panikattacke verursachen könnte. Die Trainerin senkte den Blick, und eine Weile lang sagte sie nichts. Dann schloss sie jedoch die Arme um ihre Schultern und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen.
„I-ich habe schlechte Erfahrungen mit Geisterpokemon.“ sagte sie plötzlich, als Luciel schon anfing zu glauben, sie würde nichts anderes mehr tun, als auf dem Boden zu sitzen. „Es ist einfach lächerlich...“ fügte sie dann murmelnd hinzu. „Ich bin in Theak City aufgewachsen, praktisch die Stadt der Geister in Johto, und habe trotzdem Angst vor ihnen.“
„Deswegen hast du Unlichtpokemon, stimmts?“ meinte Luciel, woraufhin Akari den Blick hob und ihn überrascht ansah. Sie sah so aus, als wenn sie kurz davor stand in Tränen auszubrechen, was Luciel ziemlich überraschte. Er hätte niemals erwartet, dass ein Geist sie dermaßen verstören konnte.
„W-woher weißt du das?“ fragte sie, mit schwacher Stimme.
„Was glaubst du, warum mein erstes Pokemon ein Plinfa war?“ fragte Luciel und lächelte sie an. „Weil ich mir ein Wasserpokemon gewünscht habe, deshalb.“ fügte er hinzu, als Akari ihn fragend ansah, und jetzt schien auch ihr aufzugehen, woraufhin Luciel hinauswollte.
„Du wolltest ein Plinfa, weil du Angst vor Arkanis hast?“ meinte sie, und Luciel nickte.
„Richtig. Übrigens... warum hast du nicht einfach gesagt, dass du Angst vor Geisterpokemon hast? Du hättest nicht mit reinkommen müssen, und einfach draußen warten können.“
„Ähm...“ begann Akari und zögerte mit einer richtigen Antwort, beschloss dann jedoch, die Wahrheit zu sagen. „I-ich hatte befürchtet, dass du die Situation nutzen könntest, um mit Teleya abzuhauen, und mich einfach alleine hier zu lassen.“ gestand sie murmelnd.
„Wie bitte? Glaubst du wirklich, Teleya würde so etwas machen? Oder so einem Vorschlag zustimmen?“
„N-nein, natürlich nicht. A-aber du warst von Anfang an dagegen, dass ich mitkomme, also... autsch!“ rief Akari, als Luciel ihr gegen die Stirn schnippte, und sie damit unterbrach. „Was sollte das?“
„Ich war vielleicht dagegen, dich mitzunehmen, aber alleine aus diesem Grund würde ich niemals jemanden irgendwo zurücklassen.“ meinte Luciel mit ernster Miene, ehe er lächelte, aufstand und Akari eine Hand hinhielt, um ihr hoch zu helfen. „Außerdem habe ich meine Meinung geändert.“ fügte er hinzu, während er Akari aufhalf. „Ich denke, es ist ganz gut für Teleya, wenn du mit uns reist. Sie scheint sich wirklich darüber zu freuen, dich dabei zu haben. Übrigens, danke, dass du auf sie aufgepasst und sicher bis nach Lavandia gebracht... was ist?“ fragte Luciel, als er merkte, wie Akari ihn ungläubig anstarrte.
„Luciel... du bist in Wahrheit... nett?“
„Weißt du, die Überraschung in deiner Stimme ist irgendwie verletzend.“ meinte Luciel und seufzte, woraufhin Akari lachte.
„Schon gut, tut mir leid... und danke für deine Hilfe.“ meinte sie, und umarmte Luciel.
„Das ist wieder einer deiner seltsamen Verführungsversuche, oder?“ fragte Luciel, als sie ihn zwei Minuten später noch immer nicht losgelassen hatte.
„Funktioniert es?“
„Ja, es könnte jederzeit passieren, dass ich über dich herfalle, und dir die Kleider vom Leib reiße.“ Bei diesen Worten lief Akari hochrot an, und löste sich von Luciel, wodurch es nun an ihm war zu lachen. „Freut mich zu sehen, dass meine Theorie stimmt.“ meinte er lächelnd, während Akari zu Ellis und der Exorzistin torkelte, welche die ganze Zeit Teleyas Kampf mit dem Nebulak beobachtet hatten, und dabei irgendetwas vor sich hin murmelte. Er lag also richtig mit seiner Vermutung, Akari gab sich zwar gerne erfahren und verführerisch, sobald jemand ihre Annäherungsversuche jedoch tatsächlich erwiderte, wusste sie nicht mehr weiter und wurde unsicher und nervös. Mit dieser Entdeckung, dürfte die weitere Reise mit Teleya und Akari durchaus unterhaltsam werden... wo er gerade an Teleya dachte...
„Lucieeeeeel, hilfeeeeee!“ rief sie, während sie im Kreis vor dem Nebulak wegrannte, welches wiederum von Plinfa verfolgt wurde. In Teleyas Gesicht glänzte etwas feuchtes, wahrscheinlich der Speichel des Nebulaks, das noch immer versuchte Teleyas Gesicht abzuschlecken. Anscheinend hatte das Geisterpokemon keinerlei Interesse daran, einen gewöhnlichen Pokemonkampf abzuhalten, sondern griff direkt die Trainerin an, anstatt des anderen Pokemons, auch wenn 'angreifen' vielleicht nicht der richtige Ausdruck war. Eine ganze Weile lang tat Luciel nichts anderes, als das seltsame Schauspiel zu beobachten. Das ganze hatte einfach etwas unglaublich faszinierendes an sich. Nach einer Weile wandte Akari sich an ihn.
„Meinst du nicht, dass du ihr helfen solltest?“ fragte sie, und Luciel nickte.
„Das ist wahrscheinlich am besten. Hey, Teleya!“ rief er, woraufhin Teleya ihren Blick zu ihrem Bruder wandte.
„Ja?“ fragte sie, und wich einem weiteren 'Angriff' des Nebulaks aus.
„Wirf einen Pokeball.“
„Was? Aber ich habe es noch nicht wirklich geschwächt.“ meinte Teleya verwirrt.
„Ich denke, das spielt keine Rolle. Das Nebulak scheint dich zu mögen, ich glaube du musst nicht wirklich gegen es kämpfen.“
„W-was? Hättest du das nicht gleich sagen können?“ fragte Teleya, holte einen Pokeball hervor, und warf ihn gegen das Nebulak, welches nicht einmal versuchte dem Ball auszuweichen, und sich auch sonst nicht großartig zu wehren schien. Der Ball blieb einfach still auf dem Boden liegen. „Hat es... hat es funktioniert?“ Teleya ging ungläubig auf den Ball zu, und hob ihn hoch. Als er jedoch nicht aufbrach und das Nebulak freigab, sprang Teleya in die Luft und jubelte. „Ja! Ich habe es geschafft, ich habe ein... Nebulak? Ich habe ein Nebulak gefangen!“ rief sie fröhlich, woraufhin sowohl Akari als auch Luciel lächelten.
„Gut gemacht...“ begann Luciel, sein Lächeln verstarb jedoch, als die freudestrahlende Teleya direkt vor ihm stand, und ihn erwartungsvoll anstarrte.
„Also... was kann mein Nebulak? Und was ist es überhaupt für ein Pokemon?“ Luciel seufzte, er hätte eigentlich nichts anderes erwarten sollen. Bevor er antwortete, nahm er jedoch seinen Pokeball hervor, und rief Plinfa zurück.
„Gute Arbeit, Plinfa.“ murmelte er, ehe er sich wieder Teleya zuwandte. „Nebulak ist ein Pokemon vom Typ Geist und Gift. Es ist mit physischen Angriffen kaum zu besiegen, und auch viele andere Angriffe zeigen kaum Wirkung. Es ist allerdings schwach gegenüber Psychoattacken, Unlichtattacken, und gegen die Angriffe von anderen Geistpokemon. Was es kann... nun, da bin ich mir nicht sicher.“ Luciel musterte Teleyas Gesicht, nahm dann den Ärmel seines Hemds und wischte ihr damit den Speichel von der Wange. „Zumindest scheint es Schlecker zu können.“ kommentierte er, während Teleya ein wenig rot wurde.
„Ich verstehe... und was noch?“
„Hm... vielleicht Nachtnebel und Horrorblick, aber das müsstest du in einem Kampf testen.“
„Wunderbar, wenn ihr jetzt fertig seid, dann können wir diesen unheimlichen Ort ja auch verlassen, oder?“ meinte Akari, und sah sich nervös um. „Wer weiß, wann noch mehr von den Dingern auftauchen.“
„Gut, wie du meinst. Ellis? Wir würden dann gerne wieder gehen, wenn du so nett wärst...“
Der Rest des Tages verging wie im Flug. Die Gruppe verabschiedete sich am Ausgang des Turms von Ellis und der Exorzistin, und kehrte zum Pokemoncenter zurück, wo Luciel sich sein Zimmer besorgt hatte. Gemeinsam verabredeten sie, wann sie sich am nächsten Tag treffen würden, um die Reise nach Azuria fortzusetzen, ehe Akari zur Pension ging, in der sie und Teleya ein Zimmer gemietet hatten. Teleya selbst blieb bei Luciel im Pokemoncenter, sie hatte es geschafft ihren Bruder dazu zu überreden, in seinem Zimmer zu schlafen, was auch besser so war, zumindest für sie. Wenn sie mit Akari in der Pension schlafen würde, hätte sie wahrscheinlich die ganze Nacht kein Auge zugekriegt, aus Angst, dass Luciel wieder einfach so verschwinden könnte. Selbst so konnte sie kaum schlafen, weil sie immer wieder unruhige Blicke auf Luciel warf, der jedoch keinerlei Anstalten zu machen schien, sich in Luft aufzulösen. So kam es, dass die Geschwister und Akari am nächsten Nachmittag vor dem Eingang des Felstunnels standen, Luciel vollkommen angespannt, Teleya unglaublich müde, und Akari voller Energie. Obwohl die Sonne so hell schien, wie sie es in den letzten Tagen nicht getan hatte, konnte man nicht weiter als einen Meter in den Felstunnel sehen, bevor alles in Dunkelheit verschwamm.
„Also dann... seid ihr bereit?“ fragte sie die beiden Geschwister. Diese warfen sich einen nervösen Blick zu, schluckten, und nickten dann. „Gut, dann kann es ja losgehen. Und macht euch keine Sorgen, der Felstunnel ist vollkommen ungefährlich, und...“ ehe Akari ihren Satz beenden konnte, ertönte ein lauter Schrei aus dem Dunkel der Höhle, dicht gefolgt von einem knirschendem Geräusch und einem furchterregendem Brüllen.
„Tschüss, viel Spaß noch im Felstunnel. Ich gehe nach Fuchsania und werde Angler.“ meinte Luciel.
„Ich werde als Parkwächterin in der Safari Zone arbeiten.“ sagte Teleya, dann wandten die beiden Geschwister sich ab, und schickten sich an, so schnell sie konnten vom Eingang des Tunnels wegzurennen. Akari hatte jedoch schon seit dem Schrei damit gerechnet und reagierte schneller, als die Geschwister erwartet hatten. Die Trainerin aus Johto packte Luciel und Teleya am Kragen, und verhinderte so ihren Fluchtversuch.
„Stellt euch nicht so an, der Tunnel ist harmlos.“ meinte sie, und schleifte die Geschwister hinter sich her, in Richtung Eingang.
„Sag das dem Mann, der da gerade von einem riesigen Monster ermordet wurde!“ rief Teleya und ruderte mit den Armen in der Luft, in dem Versuch sich aus Akaris Griff zu befreien.
„Niemand wurde ermordet, das bildet ihr euch nur ein. Ich bin selber schon durch den Tunnel gereist, und mir ist nichts passiert.“
„Dann bist du vielleicht die Herrin der Monster in der Finsternis... das würde auch erklären, warum du uns unbedingt da rein locken willst. Nein danke, ich gehe wieder!“ meinte Luciel, und versuchte, sich so schwer wie möglich zu machen, allerdings schien Akari weit stärker zu sein, als Luciel erwartet hatte, denn sie schaffte es noch immer, sich langsam aber sicher auf den Eingang zuzubewegen. Plötzlich vibrierte Teleyas Handy, und Akari hielt an, während Teleya es aus ihrer Tasche zog.
„Ist etwas?“ fragten Akari und Luciel gleichzeitig. Akari ließ sogar die Geschwister los und wandte sich um, um zu sehen was los war.
„Eine SMS... von Mama.“ meinte Teleya, ehe sie kreidebleich wurde, und das Handy so drehte, dass Luciel die Nachricht lesen konnte.
„Hi Teleya! Ich war vor kurzem in Lavandia, und muss noch einmal zurück, weil ich etwas wichtiges vergessen habe, ich bin so schusselig l o l
Bist du in der Nähe? Falls ja, können wir uns ja treffen, ich freue mich, dich mal wieder zu sehen.
- Mama
PS: Ich habe ein tolles Flegmonkostüm gefunden, es würde dir perfekt stehen ; )Die Geschwister sahen sich eine Weile lang an, dann wanderte ihr Blick zum Eingang des Tunnels, dann in Richtung Lavandia, und letztendlich wieder zu einander. Die beiden nickten gleichzeitig.
„Na los, worauf wartest du noch, Akari?“ fragte Luciel, und packte die Trainerin an einer Schulter, während Teleya die andere nahm.
„Wie bitte?“
„Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, ich will heute Abend noch den Tunnel hinter mir gelassen haben!“ rief Teleya voller Enthusiasmus, und gemeinsam schoben die beiden Akari in Richtung Felstunnel.
„Habe ich irgendetwas verpasst? Was hat eure Mutter denn geschrieben? Und warum habt ihr plötzlich keine Angst mehr vor der Höhle?“
„Keine Angst mehr? Du überschätzt uns.“ meinte Luciel, und erst jetzt bemerkte Akari, dass die Geschwister sich an den Händen hielten, zitterten und nervös zu schwitzen schienen.
„Aber wenn man zwischen zwei tödlichen Bedrohungen wählen muss...“ begann Teleya.
„... dann nimmt man die, bei der man weniger seelischen Schaden nimmt.“ beendete Luciel den Satz. Kurz darauf waren sie auch schon im dunkeln Tunnel, und Akari kramte in ihrer Tasche herum, bis sie eine Taschenlampe fand, womit sie zumindest den Weg vor sich ein wenig beleuchten konnte.
„Tut mir leid, besser geht es nicht.“ meinte sie, und ging vor den beiden Geschwistern, die sich inzwischen aneinander klammerten und ständig nervös umsahen, dabei hatten sie sich nicht einmal zwei Meter in den Tunnel hinein gewagt.
„K-kannst du nicht ein wenig mehr Licht anmachen?“ fragte Luciel, und sah sich um. „N-nur damit Teleya keine Angst kriegt, natürlich.“
„Ha! W-wer hat schon A-angst vor einem kleinen Tunnel, v-voller Monster u-und unsichtbaren Gefahren?“ stotterte Teleya, mit hohler Stimme.
„Ja, ja, ich habe es verstanden. Ihr zwei seid unglaublich mutig, und habt vor gar nichts Angst. Wie auch immer, mehr Licht wäre eher kontraproduktiv, in diesem Tunnel wimmelt es von Zubat, wenn ich das Licht aufdrehe, wird das sie nur verschrecken und auf uns hetzen, und das wollen wir ja nicht, oder?“ fragte Akari, und die beiden Geschwister schüttelten energisch den Kopf. „Dann bleibt uns keine andere Wahl, als mit dem auszukommen, was wir jetzt haben.“ Nach diesen Worten herrschte eine Weile lang schweigen in der Gruppe, was vor allem Akari ziemlich auf die Nerven ging. Wenn niemand etwas sagen, oder sich mit ihr unterhalten wollte, konnte sie ja auch gleich wieder alleine reisen! „Ach ja, Luciel?“ sagte sie daher, nach einer Weile, als ihr etwas einfiel, worüber sie reden konnten.
„J-ja? Was ist? H-hast du ein Onix gesehen? Oder etwas anderes, gefährliches?“
„Nein, nein, nichts dergleichen. Mir ist nur eingefallen, dass Teleya meinte, du magst den Pokedex nicht. Ich wollte fragen, warum dem so ist. Die meisten Trainer mögen die Dinger ja, und finden sie praktisch. Manche sind sogar richtig neidisch, weil sie selber keinen haben.“
„Ah, erlaube mir, es dir zu demonstrieren.“ sagte Luciel, und gemeinsam mit Teleya wühlte er in den Taschen und Rucksäcken, bis er den Pokedex seiner Schwester fand. „Mal sehen... Tragosso ist immer ein gutes Beispiel.“ murmelte er, und kurz darauf kam die blecherne Stimme aus dem Pokedex.
„Tragosso, das Knochenpokemon. Es trägt immer den Schädel seiner verstorbenen Mutter. Darum weiß niemand, wie sein Gesicht aussieht.“
„Ja... und?“ fragte Akari verwirrt. Sie wusste nicht ganz, was Luciel ihr damit sagen wollte.
„Der Eintrag ist vollkommen nutzlos, und zweideutig gehalten!“ meinte dieser, und schien wirklich wütend zu sein, jedoch nicht auf Akari, sondern auf den Pokedex. „Ich meine, alleine dieser Satz 'Es trägt immer den Schädel seiner verstorbenen Mutter', was soll der Blödsinn? Viele Trainer glauben, dass Tragosso seiner toten Mutter den Kopf abhackt, und daraus eine Maske macht, aber das ist natürlich vollkommen bescheuert.“
„Ähm... ja... genau...“ murmelte Akari, und wandte den Blick ab.
„Warte... du dachtest das auch?“
„N-nein... nein, überhaupt nicht. Aber nur so aus Interesse... wie interpretierst du diesen Satz?“ Luciel seufzte.
„Tragosso und Knogga leben in großen Gruppen zusammen, in Stämmen, oder Clans, nenne es wie du willst. In der freien Natur machen sie mit ihren Knochenkeulen Jagd auf Kangamas, ich schätze, es ist eine Art Übergangsritual, zum erwachsen werden. Manche Professoren und Forscher vermuten, dass Pokemon spüren können, wenn ein anderes Pokemon kurz davor steht, sich zu entwickeln. Die Tragosso, die kurz davor sind sich zu einem Knogga zu entwickeln, versammeln sich alle und machen gemeinsam Jagd auf Kangamas... vielleicht auch alleine, aber das spielt jetzt keine Rolle. Jedenfalls, sobald sie das Kangama erlegt haben, nehmen sie sich dessen Schädel, und machen eine neue Maske daraus, die sie dann als Knogga tragen. Sollte ein Knogga ein Kind bekommen, geht seine alte Schädelmaske an das Kind über. Da Pokemon natürlich auch an Altersschwäche sterben, wird jedes Tragosso irgendwann einmal seine Mutter verlieren, also 'tragen sie den Schädel ihrer verstorbenen Mutter', auch wenn man es nicht ganz wörtlich nehmen sollte.“
„Du hast dir ziemlich viele Gedanken darüber gemacht, kann das sein?“ fragte Akari, woraufhin Luciel lediglich mit den Schultern zuckte.
„Mir war mal langweilig, also habe ich in einem Forum etwas zu dem Thema geschrieben. Der anschließende Streit, hatte recht katastrophale Ausmaße angenommen. Ich wurde für immer aus dem Forum gebannt.“
„Was? Weil du deine Meinung gesagt hast?“
„Eher weil mein Bruder manchmal eine... fragwürdige Wortwahl hat, wenn jemand nicht seiner Meinung ist, vor allem im Internet.“ meinte Teleya und lächelte.
„Das stimmt doch gar nicht! Ich...“ Luciels Stimme erstarb, und die beiden Mädchen mussten gar nicht erst fragen, um rauszufinden warum. Ganz langsam wandten alle drei den Blick nach rechts, und erstarrten. Direkt neben ihnen, hatte sich ein gigantisches Onix aufgebaut und musterte die Gruppe aus kalten, bösartig glitzernden Augen.
„Ganz ruhig, es wird uns schon nichts tun, und wird gleich...“ begann Akari beruhigend auf die Geschwister einzureden, zu ihrer Überraschung, waren diese jedoch schon verschwunden, und rannten so schnell sie konnten tiefer in den Tunnel hinein. „H-hey! Lasst mich nicht einfach so alleine!“ rief Akari. Plötzlich schnaubte das Onix, ließ ein Brüllen hören, und raste mit seinem gewaltigen Körper direkt auf die grünhaarige Trainerin zu, die es nun ebenfalls für das beste hielt, die Beine in die Hand zu nehmen, und zu verschwinden. So schnell sie konnte, sprintete sie den Geschwistern hinterher, und hatte sie nach ein paar Sekunden eingeholt.
„'Der Tunnel ist vollkommen harmlos, ihr braucht euch keine Sorgen zu machen.'“ meinte Luciel, und imitierte Akaris Stimme.
„'Ganz ruhig, es wird uns schon nichts tun'. Warum rennst du dann auch weg?“ fügte Teleya hinzu, als sie die Trainerin bemerkte.
„Jeder kann sich mal irren! Außerdem bin ich mir sicher, dass eure Flucht das Onix erst angestachelt hat!“
„Weniger reden, mehr rennen!“ rief Luciel, nachdem er einen Blick nach hinten geworfen hatte und sah, dass das Onix immer näher kam.
„Ich renne schon so schnell ich kann!“ rief Teleya panisch.
„Warte mal... Luciel! Du hast ein Plinfa!“ meinte Akari.
„Ja, und?“
„Onix ist ein Gestein/ Bodenpokemon!“
„Oh.“ kam es von Luciel, und er hielt an, woraufhin auch Akari und Teleya zum stehen kamen. „Stimmt, das hatte ich ganz vergessen.“ sagte er, und er nahm einen Pokeball in die Hand. „Los Plinfa, schnell! Wir brauchen deine Hilfe!“ rief er, und holte Plinfa aus seinem Ball... nur leider hieß das noch lange nicht, dass der Pinguin auch wach war. Plinfa saß mit geschlossenen Augen auf dem Boden, und döste vor sich hin. „Hey! Plinfa! Wach auf!“ rief Luciel, und tatsächlich öffnete der Pinguin schläfrig ein Auge. Dadurch sah er gerade noch rechtzeitig den riesigen Körper des Onix, das direkt auf ihn zuraste. Plinfa piepste panisch auf, und warf sich zur Seite, wodurch des dem Angriff des Onix entging, auch wenn der Angriff aus einfachem geradeaus laufen bestand. Kaum war Plinfa wieder auf die Beine, oder besser gesagt Flossen, gekommen, begann er wütend vor sich hin zu zetern, und warf Luciel empörte Blicke zu. „Nicht jetzt Plinfa! Das können wir später noch klären, jetzt musst du uns erstmal retten, benutze Blubbstrahl!“ rief Luciel, woraufhin Plinfa in die Luft sprang und einen Schwall Blasen auf das Onix niederregnen ließ. Der Angriff sah zwar nicht nach viel aus, aber da Onix besonders schwach gegen Wasserattacken war, reichte dieser einfache Angriff, um die riesige Steinschlange zu Boden zu werfen, und einige Meter durch den Tunnel schlittern zu lassen. Mit einem wütenden Schrei richtete sich das Onix wieder auf, und richtete seinen Blick auf Plinfa. Der Pinguin ließ sich jedoch nicht beeindrucken, und funkelte das Onix bedrohlich an. Eine ganze Minute lang tat sich nichts, dann schnaubte das Onix erneut auf, wandte sich ab, und verschwand in der Dunkelheit. Plinfa nickte stolz mit dem Kopf, wandte sich zur Gruppe um, und stieß erneut einen panischen Schrei aus, als sowohl Luciel, als auch Teleya und Akari sich auf den Pinguin stürzten, und ihn umarmten.
„Plinfa! Du hast uns das Leben gerettet!“ rief Teleya, und drückte das Pokemon an sich, wodurch es langsam keine Luft mehr bekam.
„Du bist das beste Plinfa auf der ganzen Welt!“ fügte Akari hinzu.
„Versprich mir, dass du für immer bei mir bleibst!“ sagte Luciel, und streichelte Plinfas Kopf, was dem Pinguin ein zufriedenes Piepsen entlockte. Nach einer Weile ließen sie schließlich von Plinfa ab, und Luciel rief ihn zurück in seinen Pokeball. Die Onixkatastrophe hatten sie überstanden, jedoch gab es nun ein neues Problem. „Ähm... weiß einer von euch, wo wir sind?“ fragte Luciel, woraufhin das erleichterte Lächeln in Akaris und Teleyas Gesichtern versteinerte.
„Wir... sind im Felstunnel?“ versuchte Akari es, während sie sich umsah, und versuchte den Weg wiederzufinden.
„Ich glaube, wir sind aus der Richtung gekommen.“ meine Teleya, und deutete in die Richtung, entgegengesetzt von der, in der das Onix verschwunden war.
„Sagst du das nicht nur, um dem Onix nicht mehr zu begegnen?“ fragte Akari.
„W-was? Ich weiß nicht wovon du redest, das würde mir doch niemals im Leben einfallen! Das wäre ja ein lächerlicher Grund, und würde bedeuten, dass ich Angst vor Onix habe!“
„Ja... natürlich.“ murmelte Akari. Luciel zuckte lediglich mit den Schultern.
„Was solls, ich habe keine Ahnung, also können wir genauso gut Teleyas Weg ausprobieren.“ meinte er, und die Gruppe setzte sich wieder in Bewegung. Wie es sich herausstellte, führte Teleyas Weg lediglich in eine Sackgasse, auch wenn es ganze zwei Stunden dauerte, zu eben jener Sackgasse zu kommen. Also mussten sie den ganzen Weg zurückgehen, und dann erneut versuchen, den richtigen Pfad zu finden. Es dauerte ganze acht Stunden, aber letztendlich fanden sie dann doch noch den Weg, der sie aus dem Felstunnel führen sollte. Als sie den Ausgang erreichten, war es bereits stockfinster, und alle waren müde, weshalb sie nicht einmal ein großartiges Lager aufbauten, sondern lediglich ihre Schlafsäcke ausrollten, und sich im Gras, nahe des Höhleneingangs schlafen legten. Kurz bevor er einschlief, kam Luciel der Gedanke, dass er irgendwie dafür sorgen musste, dass Teleya in der Arena von Azuria gewann... ansonsten wäre die ganze Reise ziemlich sinnlos. Leider war er zu müde, jetzt darüber nachzudenken, und mit einem Schulterzucken beschloss er, dass ihm schon noch rechtzeitig zum Arenakampf, etwas einfallen würde.