Europa Futura

Die AAR der anderen Art...

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Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 9. November 2011 17:07

Tach zusammen!
Ich weiß, ich weiß: Ich sollte vielleicht lieber erstmal mein erstes AAR fertigschreiben, bevor ich hier eine neue Erzählung anfange, aber irgendwie hat´s mir in den Fingern gejuckt ( wenn ihr versteht was ich meine ). Die Grundstruktur dieser Geschichte steht schon länger, die feinere Ausarbeitung wird wohl erst im Verlaufe meines Schreibens folgen lol. Aber bevor ich hier anfange lasst mich erstmal grad die Geschichte der Entstehung der Geschichte erzählen:
Es war vor ca. eineinhalb Jahren, während einer seeehr langweiligen Deutschstunde. Vor lauter Langeweile, und weil ich schon eine ganze Zeichenblockseite vollgekritzel hatte, nahm ich mir mein Hausaufgabenhäfft, in dem sich vorne eine Karte von Europa befand. Nunja und während mein Deutschlehrer immer noch ( seit Beginn der Stund vor 35 Minuten ) damit beschäftigt war Epochalnoten zu vergeben, hab ich einfach irgendwelche Grenzen in diese Karte eingetragen ohne mir groß was dabei zu denken. Meine beiden Banknachbarn reagierten darauf jedoch ( wahrscheinlich auch aus Langeweile ) schockiert ( warum auch immer ) bis interessiert. Und einer von ihnen, nennen wir ihn einfach mal Bubi, hat mich gefragt wie denn die Geschichte zu diesen Grenzverschiebungen sei. Als ich antwortete, dass es keine Geschichte dazu gäbe, forderte er meine Fantasie ziemlich plump mit "Na dann musst du dir eine ausdenken!" zum Arbeiten auf.
Zuerst hielt ich das zugegebenermaßen für eine bescheuerte Idee. Aber weil er die nächsten Tage noch mehrmals nachgefragt hatte begann ich mir so langsam ne Story auszudenken. Bubi verlor nach ca. 2 Wochen so langsam das Interesse und wir redeten wieder mehr über Dinge wie Games oder die Folgen, die der Verzehr alkoholischer Getränke mit sich brachte, worüber ich überaus dankbar war.
Aber irgendwie hatte mich die Idee meiner eigenen dystopischen und utopischen ( ja beides gleichzeitig ) für Europa und den Rest der Welt gepackt. In der Folgezeit entstanden eine Art Zeitleiste, Karten, Flaggen, Banner und kurze wikipediaartikelartige Texte über Personen und ( vor allem ) Nationen. Nun ja und da ich sonst keinen damit zuspammen kann seit ihr eben meine Opfer ^^
Lange Rede kurzer Sinn hier kommt. In deutscher Erstausstrahlung: Europa Futura.
KOMMENTARE

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Sie Sortierung erfolgt nach den Vornamen/ Alle Personen sind geistiges Eigentum von mir/ eventuelle Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind ( meistens ) rein zufällig

Personenregister A-E (Öffnen)
Aleskander Beljakov *2001 in Woronesch als Sohn eines Verwaltungsbeamten und einer Näherin. Er wuchs in einfachen aber gesicherten Verhältnissen auf und begann früh sich für Arme zu engagieren. Später wurde seine Tätigkeit zunehmend politischer. Dabei lernte er 2021 Natascha Kusnezow kennen. Er arbeitete seit 2023 als Beamter im Öffentlichen Dienst, wie sein Vater vor ihm. Dabei kommt bei ihm zu inneren Konflikten zwischen seiner politischen Einstellung und seiner Arbeit für die Regierung. Tatsächlich verliert er Anfang 2027 seinen Beruf. 2028 landet er wegen des gescheiterten Putschversuchs, den er zusammen mit Natascha begangen hat im Gefängnis.


Bernhard "Borsti" Siebenbach *2000 in Berlin. Sein Vater war Werkstoffprüfer und seine Mutter, die aus Polen stammt, arbeitete als Krankenpflegerin. Als er 2013 eine Klasse wiederholen muss lernt er Patrick kennen, da er in dessen Parallelklasse kommt. Seinen Spitzname Borsti, hat er von seinem Irokesen-Haarschnitt, den er seit seinem 12. Lebensjahr trägt. 2011 verlässt er das Gymnasium nach der 10. Klasse. Er praktiziert eine alternativen Lebensstile nimmt nur Gelegenheitsjobs an und arbeitet des öfteren schwarz. Nebenher betreibt er eine, wie er sagt "Bazillen-Druckerei", in denen er Plakate, Buttons und ähnliches für Mitglieder der Linken Szene drucken lässt - natürlich auf schwarz. Er half Patrick bei seiner "Aufklärungskampagne" und stellte ihm seiner Bekanntschaft "Kudda Kalle" vor. Seit Anfang des Jahres 2028 hat er die Druckerei aufgegeben.

Brian Kilroy *1967 in Tralee in einer Bauernfamilie. Er hatte 4 Geschwister, von denen die jüngste Schwester jedoch 1972 im Alter von 2 Jahren an Gelbsucht. 1999 emigrierte Brian nach Deutschland, dort zuerst nach Frankfurt am Main, wo er als Bauarbeiter arbeitete. 2006 zog er nach Berlin, wo er zwei Jahre später seinen Traum verwirklichte und eine Bar, das "Fiddler&Shamrock", eröffnete. Er ist ein langjäriger Freund von Patrick Dahlheim und kannte auch dessen Grovater.

Conor Donovan *2000 in Berlin. Seine Eltern sind beide Iren, die 1998 nach Deutschland gezogen sind. Im Jahre 2011 lernte er auf der Schule Patrick Dahlmann kennen. Nachdem er nach der 10. Klasse vom Gymnasium abgegangen war versuchte er sich zunächst als professioneller Hockeyspieler, machte aber parallel eine Lehre zum Physiotherapeut. Nachdem der große Erfolg bis 2025 ausgeblieben war hörte er mit dem Profisport auf. Bis heute trifft er sich regelmäßig mit Patrick.

Personenregister F-J (Öffnen)
Gregor Iljin *2000 in Moskau. Seine Eltern betrieben zusammen einen kleinen Eisenwarenladen. Gregors leben verlief ohne besonderte Vorkommnisse, bis er 2020 nach Woronesch zog. Da der Fremdenhass in Woronesch zu dieser Zeit sehr stark und Gregor schon zuvor eher dem Linken Spektrum zugetan war radikalisierte er sich bald. Das merkte man auch an der Kellerbar, die er 2022 eröffnete und die er "Oktober-Klub" taufte. Im Jahre 2028 geriet er zusammen mit Natascha Kusnezow in Haft.

George Jacobson *1971 in Bowling Green, Kentucky. Sein Vater war Rinderzüchter und seine streng gläubige Mutter Hausfrau. Sie starb 1979 an Lungenkrebs und hinterließ ihrem Sohn zwei kleine Schwestern. Sein Vater, William Jacobson, heiratete 1982 die Bankangestellte Emma Teese, von der er einen weiteren Sohn hat. Das Verhältnis zwischen George und seinen Halbbruder war stets eisig. In dern späten 90ern des 20. Jahrhunderts entdeckte William den Börsenmarkt für sich. Während er selbst noch hauptsächlich Farmer war, war sein Sohn durch und durch Börsianer. Dies war einer der Gründe, warum er die Farm und allen Landbesitz 2002 an seinen Sohn überschrieb. Der machte jedoch kurzen Prozess und verkaufte alles nach wenigen Wochen, was sein Vater ihm nie verzieh. Von dem Geld kaufte er Aktien mehrer Agrarbetriebe und verdiente sich mit Getreidespekulationen eine goldene Nase. Als sein Vater 2013 verstarb war das Verhältnis zwischen den beiden sehr schlecht. Auf der Beerdigung sah er seiner Stiefmutter und seinen Halbbruder zum ersten Mal seit 4 Jahren - und zum letzten Mal. Seit den 20ern arbeitet Jacobson vermehrt in Europa. Im Juni 2028 wurde er Sonderbeauftragter in Großbritannien.

Iraklis Pantagiota *1970 in Verdikússa. Sein Vater war Metzger und seine Mutter Hausfrau. Er wuchs in beschaulichen Verhältnissen im kleinen Städtchen auf. Schon mit 16 trat er der Jugendorganisation der Nea Democratia bei und 3 Jahre später der eigentlichen Partei bei. 1994 zog er ach Larissa und arbeitete dort als Lehrer. 2000 gab er diesen Beruf jedoch zu Gunsten seiner politischen Karriere auf. Nachdem er 2016 ins Parlment gewählt worden war zog nach Mégara. Er setzte sich für den Wiedereinstieg Griechenlands zur Eurozone ein und war nicht unmaßgeblich daran beteiligt, dass dieses Vorhaben auch schließlich glückte. 2025 wurde er Mitglied des europäischen Parlaments und stimmte auf dessen letzter Tagung am 26.02.2028 gegen die Auflösung der EU, war mit seiner Meinung jedoch in der Minderheit.

Jacopo Mirazzo *1973 in Bari als Sohn eines Kneipenbesitzers und einer Gärtnerin. Er hatte zwei ältere Schwestern mit denen er sich jedoch nie sonderlich gut verstand. Auch deshalb zig er schon 1990 nach Beendigung seiner Schulausbildung von zu Hause aus, blieb jedoch in Bari. Er organisierte sich in mehreren Heimat und rechts Gesinnten Bürgerbewegungen. Vor allem begeisterte er sich für monarchistische Ideen, war jedoch der Ansicht, dass man die wahre Macht im Staat einem nicht Adeligen Diktatur geben müsse, da dieser besser unpopuläre Entscheidungen treffen könne. Der Monarch solle hingegen die Nation möglichst positiv vertreten. 2024 Schließlich gründete er seine eigene Partei die Fronte nazionalista. Bei deren raschen Aufstieg halfen vor allem Informationen, die Jacopo vom mysteriösen Wioretsch bekommen hatte.

Joachim Stähle * 1968 in Trier als zweiter Sohn eines Fabrikbesitzers. Seine Mutter war Hausfrau, nicht zuletzt deshalb hatte er eine wohlbehütete Kindheit zusammen mit seinem großen Bruder Bernd und seiner kleinen Schwerter Sabine. 1987 verließ er die Schule mit Bestnoten und trat in die CDU ein. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften trat er jedoch 1993 der FDP bei. Nach dem Tod seines Vaters 2009 übernahm er die Hälfte von dessen Firma. 2018 folgte wieder ein Parteiwechsel zu der damals frisch gegründeten PFM. 2020 war er zunächst Oberbürgermeister in Trier und zwei Jahre später in Bremen. 2023 wurde er zum Parteivorsitzenden gewählt. Und errang bei der Bundestagswahl im selben Jahr einen Sieg für die PFM. Seit dem ist er Bundeskanzler der BRD. Bei der Wahl 2027 wurde er im Amt bestätigt.

Joshua O'Harris *1999 in Dublin. 2011 zog er mit seinem Eltern aus dem damals konjunkturschwachem Irland nach Berlin. Dort bereitete im zunächst die Sprachbarrie große Schwierigkeiten, doch er fand schnell Gelegenheit sich imoörtlichen Rugbyteam Anerkennung zu verschaffen. Ein Sport, den er schon in seiner Heimat mit Begeisterung ausgeübt hat. 2018 begann er seine Lehre zum KFZ-Mechatroniker. 2020 lernte er Patrick im "Fiddler&Shamrock" kennen. Auch wenn es zwischen ihnen öfters zu Kabbeleien kommt verbindet die beiden doch eine Freundschaft, die bis heute anhält.

Juri Petuchow *2001 in Orjo als Sohn aus einer Arbeiterfamilie. Er wuchs im entsprechenden Milieu auf und wäre der Gewerkschaft beigetreten, wäre diese nichr im Jahr 2017 endgültig verboten worden. Daraufhin wollte Juri studieren gehen und zog dafür 2020 nach Woronesch. Warum er ausgerechnet diese Stadt wählte, konnte er sich später auch nicht mehr erklären. Die Tatsache, dass dort das "Zentralstadion der Gewerkschaften" stand wird allerdings sicher nicht allein ausschlaggebend gewesen sein. Er schloss sich schnell der linken Szene in Woronesch an und geriet zusammen mit Natascha Kusnezow 2028 in Gefangenschaft.



Personenregister K-O (Öffnen)

[b]Karl Ossenbach
*1965 in Essen. Schon als Karl noch ein kleiner Junge war, wurde klar, dass er den Betrieb seines Vaters eines Tages übernehmen würde. Er besuchte eine Privatschule und lebte in seiner Jugend sehr zurück gezogen. Mit 17 unternahm er einen Versuch von zu Hause wegzulaufen, kehrte jedoch nach nicht einmal einem Moment aufgrund finanzieller Probleme wieder Heim. Seine Erziehung wurde daraufhin noch strenger und glich beinahe einem Gefängnis. Als Ossenbachs Vater 2011 starb übernahm Karl d die Firma, die Konserven herstellte. Er konnte den Gewinn durch rabiate Firmenpolitik rasch maximieren. Dennoch verkaufte er 2017 den Betrieb und kaufte sich bei Heckler&Koch ein. 2023 war er zum Firmenchef aufgestiegen. In der großen Finanzkrise wurde er - zusammen mit dem Tschechen Meletij Maraticz - im März 2028 Sonderbeauftragter in Russland. Seitdem zog er immer mehr Macht zu sich heran.

"Kudda" Kalle Blomkvist[/b] - nein nicht die Romanfigur *1998 in Esbjerg. Seine Eltern leiteten zusammen eine kleine Spedition. Von 2018 bis 2021 lebte er bei seinem Onkel in Hamburg. Dort lernte er den Berliner Borsti kennen. 2022 heuerte er auf einem Greenpeace-Schiff an, dass in der Nordsee eine Art Piratensender vor der niederländischen Küste betrieb. Auf diesem Schiff lernte er auch Holländisch. Die Idee eines Piratensenders auf einem Schiff in internationalen Gewässern begeisterte ihn so sehr, dass er sich ein Jahr später zusammen mit 2 Freunden entschied selbst einen solchen Sender aufzubauen. Im selben Jahr erwarb in Kopenhagen einen alten Krabbenkutter und stattete ihn mit dem nötigen Equipment aus, was die gesamten Ersparnisse der drei auffraß. 2025 sendete das "Guerilla Radio" ( die Idee zu dem Namen stammt von einem gleichnamigen Lied der Gruppe Rage against the Machine ) zunächst in der Nordsee, vor der Küste Hamburgs auf Dänisch, Deutsch und Holländisch. In dieser Zeit erhielt Kalle auf den Spitznamen "Kudda Kalle". Nachdem der Niederländer Arjen Waadeswalt jedoch nach nur 9 Monaten ausstieg und dafür der Schwede Einar Petersen an Bord geholt wurde schiffte man 2026 in die Ostsee über. Von setzt an sendete Kalle auf Deutsch, Dänisch und Schwedisch. Hin und wieder gibt es Gastauftritte in Polnisch oder nachrichten und Interviews in Englisch. Die meisten Zuhörer stammen jedoch aus Deutschland. Ende das Jahres 2027 hatte Patrick Dahlheim seinen ersten Auftritt in einer von Kalles Shows. Der Sender und seine 3 Betreiber ( Kalle Blomkvist, Einar Petersen und Martin Schäfer ) leben fast ausschließlich von Spenden und selbst gefangen Fischen ( Martin ist begeisterter Angler ) und werden in 31 Ländern gegen massiver Urheberrechtsverletzung gesucht.

Leonard Quincy *2009 in Manchester, als einziger Sohn einer Bürokauffrau und eines Postbeamten. Besuchte bis 2028 die Schule, in der er sich durch Bestnoten und vor allem durch eine ausgeprägte Begabung für Computer auszeichnete. Noch im selben Jahr warb ihn der MI5 an. Da Quincy sich sehr für Geheimdienst und alles was damit zusammenhing begeistere nahm er die Stelle an.

Margit Averloue *1982 in Ramsey auf der Isle of Man. Sie ist die älteste lebende Muttersprachlerin der ursprünglichen Inselsprache Manx. Schon früh hat sie eine sehr lokalpatriotische Ader entwickelt. Seit 2018 ist sie Mitglied des House of Keys. Als dann in Folge der Wirtschaftskrise ab 2026 der Pfund immer mehr schwächelte und die britische Ökonomie immer schlechter wurde man Margit es zum Anlass ihre Unabhängigkeitsbemühungen in die Tat umzusetzen. Jedoch zunächst mit eher wenig Erfolg.

Matthias Oppeln *2001 in Potsdam. Sohn eines Chemielaboranten und einer Architektin. 2005 zog Matthias mit seinen Eltern und seiner kleinen Maike Schwester nach Berlin. Auf der Grundschule lernte er Patrick Dahlheim kennen, zu dem er bald ein innige Freundschaft entwickelte. Sie verließen die Schule im selben Jahr, doch während Patrick eine Karriere als Journalist anstrebte begann Matthias 2022 ein Geschichtsstudium, das er jedoch 2024 abbrach. Sein Traum ist es Schriftsteller zu werden und tatsächlich reichten die Verkäufe seiner ersten Bücher zusammen mit Diversen Minijobs aus um sich über Wasser zu halten. Ab Mitte 2027 verschlechterte sich seine finanzielle Situation jedoch zusehends.

Natascha Kusnezow* 2003 in Woronesch ist die älteste Tochter eines Polizisten und einer Sekretärin. Sie lebte mit ihren ihrem kleinen Bruder und ihren Eltern am Westrand von Woronesch bis ihre Mutter 2018 starb. Ihr Vater ließ die beiden verwaist zurück. Natascha suchte sich in dieser eine eigene Wohnung und verdiente sich ihr Geld mit vielen Handlangerarbeiten. Ihren Bruder schob man ins Waisenhaus ab. Dennoch schloss Natascha ihre Schullaufbahn erfolgreich ab. In dieser Zeit begann sie sich für die Ideen des Kommunismus zu begeistern. Ihr großes Vorbild ist die Deutsch-Polin Rosa Luxemburger. 2022 holte sie ihren Bruder aus dem Waisenhaus und ließ ihn bei sich einziehen. Trotz der ärmlichen Verhältnisse in der sie lebten, fand Natascha weiter die Zeit sich politisch zu engagieren, wobei sie mehr als einmal mit der Obrigkeit in Konflikt kam. Vorläufiger Höhepunkt stellte der Putschversuch Anfang des Jahres 2028 dar.

Personenregister P-T (Öffnen)
Patrick Dahlheim *2001 in Berlin. Seine Mutter ist Irin, seinen Vater hat er nie wirklich kennen gelernt, da der seine Mutter verließ, als Patrick gerade 2 Jahre alt war. Nach einem eher mittelmäßigem Abitur, dass er 2021 absolvierte er ein Jahr den Bundesfreiwilligendienst da dieser in ein Voluntariat beim rbb verschaffte. Ab Februar 2024 arbeitete er dann als freier Journalist für mehrere Zeitungen davor er Mitte 2026 eine Festanstellung bei einem Lokalblatt erhielt. Zu der vielleicht schicksalshaftesten Begegnung seines Lebens sollte ein Treffen mit dem geheimnisvollen "Wioretsch" werden, der heiße Informationen über einen bevorstehenden Staatsstreich an ihn weitergab. Seitdem organisiert Patrick einen eher sporadischen Widerstand

Peter Borobjow *1977 in Woronesch als einziger Sohn eines Maurers. Wie sein Vater lernte er schnell, dass man im sowjetischen Russland am besten durch Anpassung überleben konnte. Darum trat er mit 10 der Jugendorganisation der KPdSU bei. In den 1990ern wechselte er dann problemlos die Seiten und arbeitete zunächst als Privater Sicherheitsmann für Gazprom, bevor er 2001 in den Staatsdienst eintrat und Polizist wurde. Dort lernte er die Sekretärin Ljuda Kusnezow kennen. Im Jahre 2003* heirateten die beiden. Wenige Wochen später kam das Mädchen Natascha zur Welt. 2006 wurde der Borislaw geboren. Als Ljuda im Jahre 2018 bei einem Autounfall starb brach Peter den Kontakt zu seinen Kindern komplett ab und zog ans andere Ende der Staats. Er arbeitet weiterhin im Staatsdienst

Phillip Becker *1998 in Unna als einziges Kind eines Privatpädagogen und einer Zahnarztassistentin. Ein Jahr Nach dem Abschluss am Geschwister-Scholl Gymnasium Unna zog er 2018 nach Berlin, wo er bis 2023 BWL studierte. Von März 2024 bis April 2027 arbeitete er als Marketingberater für eine Berliner Firma. Im November 2027 lernt er durch Zufall Patrick Dahlheim kennen. Dieser verschafft ihm eine Stelle als ungelernter Angestellter einer Backfirma und regte ihn erstmals zur politischen Beteiligung an.

Sean Snow *2007 in Berlin. Nach der Scheidung seiner Eltern 2014 entschied sich Sean bei seiner Mutter zu wohnen, die ihn sehr prägte ( an etwas weibisch machte, wie sein Freund Joshua anzumerken pflegte ) Tatsächlich begann er 2025 die selbe Lehre sie zum "Kaufmann für Bürokommunikation". Patrick Dahlheim lernte er bei Treffen im irischen Heimatclub kennen. Obwohl ( oder vielleicht gerade weil ) er sich manchmal ein wenig von ihm bemuttert fühlt hat er sich Patricks irischer Gang angeschlossen.

Simon Ignatius Fisher *1970 in Bath, England. Über seine Kindheit ist nicht viel bekannt. Jedoch fing er im Jahre 1994 beim britischen Pharmakonzern Glaxo Wellcome an. Er stieg rasch in der Firma auf. 2017 übernahm er den Konzern, der mittlerweile GlaxoSmithKline hieß. Durch Fusionen mit anderen Konzernen schuf er 2019 den Großkonzern Company for Medical and Nuclear Chemestry, kurz CMNC. Nach der er anfangs erfolgreich versucht hatte eine Monopolstellung in Bolivien zu erreichen, zeigte er seit spätestens 2023 auf vermehrtes Interesse am deutschen Markt. Er gilt als Unterstützer der Partei PFM . Seit dem 17.03.2028 ist er Sonderbeauftrager der Bundesregierung von Deutschland.

Sven Neffgen *1974 in Bremen. Sein Vater war Werftarbeiter seine Mutter versuchte mit verschiedene Jobs ein wenig in die Familienkasse zu spülen. Nachdem er 1993 das Gymnasium abschloss widmete er sich schnell seinen Jurastudium. Seine Eltern konnten und wollten ihn darin nicht unterstützen, trotzdem beendete er das Studium 1999 mit guten Noten. 2001 zog er zunächst nach Lübeck und arbeitete dort als Rechtsanwalt. 2005 trat er der FDP bei ohne sich jedoch allzu sehr an den Geschäften der Partei zu beteiligen. Das änderte sich jedoch als er 2018 zu der neuen und ungleich radikaleren PFM übertrat. 2023 gewann er in die Bürgermeisterwahl in Wismar. 2025 wurde er Mitglied des Bundestages. Letztlich kamen ihn jedoch Zweifel an seiner Partei, die durch die Radioshows von Patrick und Kalle, die er eher zufällig mithörte, noch bekräftigt wurden.

Personenregister U-Z (Öffnen)
William Mountbutton-Windsor *1982 in London als Prinz von Großbritannien und Nordirland und Duke of Cambridge. 200 absolvierte er seinen Schulabschluss am Eton College. Nach dem Tod seiner Großmutter im Jahre 2021 verzichtete sein Vater zu Gunsten seines Sohnes auf die Thronfolge. Seitdem ist William König von Großbritannien und Nordirland.

Vitali Leer *2001 in Woronesch. Als Nachfahre deutscher Kriegsgefangener hatte er es lange Zeit nicht leicht in Woronesch. Da er in der Schule gemobbt wurde schaffte er den Schulabschluss nicht und hatte daher Probleme eine Anstellung zu finden. Um ein Haar wäre in die Obdachlosigkeit abgefallen, wurde jedoch an Angehörigen der linken Szene aufgefangen. Nicht zuletzt deshalb wandte auf er sich bald dieser Gruppe zu. 2028 nahm er sogar gemeinsam mit Natascha Kusnezow an einem Putschversuch gegen die Regierung von Woronesch teil. Während der daraus resultierenden Gefangenschaft distanzierte er sich allerdings wieder mental von diesen Leuten.

"Wioretsch" Dieser Mann ist ein Mystherium. Wo er herkommt. Was seine Beweggründe sind, weiß niemand. Fakt ist jedenfalls, dass er mehrere Personen unter dem Decknamen "Wioretsch" mit heißen Informationen über die Pläne verschiedene Großkonzerne die Macht in Europa zu übernehmen informiert hat.

Yrjö Turunen *1971 in Helsinki als ältester von drei Brüdern. Er studierte von 1993 - 1998 Jura in Helsinki. War bereits 1994 der sozialdemokratischen Partei Suomen Sosialidemokraattinen Puolue beigetreten. Seit 2020 sitzt er im finnischen Parlament und ist seit 2025 Mitglied im europäischen Parlament
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 9. November 2011 19:17

Prolog


Phillip verzog das Gesicht als ihm die kalte, stinkende Stadtluft entgegen wehte. Zugegeben: In der U-Bahnstation hatte es noch viel erbärmlicher gerochen, aber immerhin war es warm gewesen. Ein kurzer Blick auf sein I-Phone 11 sagte ihm, dass er noch etwas Zeit bis zum Meeting hatte. Also ging erstmal zum nahe gelegenen Starbucks Coffee. Ein Klassiker, diese Kette, doch er besuchte sie immer wieder gern, auch wenn die Filiale hier am Alexanderplatz schon eindeutig bessere Tage erlebt hatte. Auch I-Phones waren ja Klassiker. Nachdem vor 15 Jahren ein alter Firmenchef des damaligen Produzenten Apple gestorben war, war die Marke fast 13 Jahre lang in der Versenkung verschwunden. Mittlerweile war sie wieder beliebt geworden, allerdings unter der Firma MedCom
Phillip blätterte seinen Newsticker durch: Pff. Sozialisten besetzen das Denkmal im Treptower Park. Stinkende Bastarde. Das Grundstück war ganz korrekt von Koch&Hegel gekauft worden, um eine Shopping-Male dort bauen zu lassen. Was auch immer diese Versager, die offenbar glaubten das Gebiet würde ihnen gehören, zu erreichen glaubten, die Polizei würde sicher schnell für Ruhe sorgen.
Mit gewisser Befriedung betrachtete er die große, runde Aktienkurstafel, die da stand, wo vorher die Weltzeituhr gewesen war. Vor 2 Jahren hatte sich der Staat endlich dazu durchgedrungen sie abreißen zu lassen und durch ein nützliches Bauwerk zu ersetzen. Die alte Regierung hatte sie doch tatsächlich unter Denkmalschutz stellen wollen. Weltverbesserer, pah! Die Devisen müssen stimmen soviel war ja wohl schonmal klar. Er konnte sich noch an die "schwarzen Jahre" erinnern, wie er sie bei sich nannte. Als tatsächlich eine Rot-Rote Koalition an der Macht war. Steuererhöhungen und Eingriffe in den Freien Markt waren die einzigen Folgen gewesen. Von Altschulden hatten die lamentiert. Diese verlogenen Hunde. Doch als dann Blau-Gelb mit PFM und FDP an der Macht war, ja da ging es schon nach wenigen Wochen wieder schlagartig bergauf, da war das Geld endlich wieder da.
Phillip warf noch einen Blick auf die Kurstafel und genehmigte sich einen Schluck Kaffee, bevor er die Bahn Richtung Potsdamer Platz würde nehmen müssen. Doch als er den Kaffee zum Mund führte, verschluckte er sich fast daran. Er blickte erneut auf die Anzeige und was er da sah ließ ihn mehr erschaudern als der Gestank in den U-Bahnen und die Kälte im novemberlichen Berlin: Der DAX, der ultimative Indikator seines Lebensstandards, fiel gerade ins Bodenlose.
Erst dachte es handle sich nur um ein kleines Tief, doch der Index fiel und fiel und fiel. Um ihn herum standen noch weitere Leute, die wie gebannt zusahen, wie der DAX gerade dabei war seinen eigenen Tiefflugrekord um einiges zu unterbieten. Mittlerweile hatte sich eine regelrechte Menschentraube um die Kurstafel versammelt. Alle starrten gebannt, viele auch verzweifelt, auf die Kurve, die sich an ihrem Ende in eine Veritakle zu verwandeln drohte. Den Termin hatte Phillip mittlerweile komplett vergessen. Doch auf einenmal meldete sich sein Live-Ticker wieder zu Wort und er hatte Erschreckendes mitzuteilen: "Der große Wirtschaftsschwindel. Deutsche Ökonomie vor dem Aus ?"
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 9. November 2011 20:42

1. Akt: Der Abend Europas
1. Szene


Simon Fisher saß wie immer gönnerhaft und gelangweilt in seinem schwarzen Ledersessel. Nun ja vielleicht nicht ganz so gelangweilt wie sonst. Die Dinge liefen auf einmal nicht mehr ganz so wie er es wollte. Um ehrlich zu sein, liefen sie sogar ausgesprochen scheiße. Doch für einen Mann von Simons Kaliber, der Chef bei dem Pharma- und Chemie Konzern CMNC war, waren die Dinge in der Welt da draußen zu etwas geworden, dass es mit heiterer Geringschätzung zu betrachten galt. "Stefany !", schnurrte er durch die Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch. Sag doch bitte den Herren von der EU ich werde mich um 5 Minuten verspäten, wegen ... wichtiger Angelegenheiten. "Sehr wohl, Sir!", ließ seine Sekretärin hören. Lächelnd lehnte sich Fisher noch weiter in seinem Sitz zurück, wenn das überhaupt möglich war, und nahm einen tiefen Zug von der "wichtigen Angelegenheit", einer 2019er Havanna. Wohl eine der letzten, die Raúl Castro verkauft hat. dachte er bei sich. Fast schade, dass wir mittlerweile die Pestizide für diese Felder liefern. Da kann ich die Zigarren ja gar nicht mehr ohne ernste gesundheitliche Bedenken genießen..
Fisher ließ sich Zeit mit der Zigarre, die Gründe für sein Fehlen würde nicht in Frage gestellt werden, nicht von einem Haufen Politikern. Als nur noch die halbe Havanna übrig war drückte er sie mit einem Seufzen aus und begab sich in seinen Konferenzraum. In der Mittel der Raumes stand ein eichengetäfelter Tisch, und auf ihm ein Bildschirm mit einer Webcam. Außer ihm war nur noch seine Sekretärin Stefany da, die mit Headset in der Ecke saß, bereit dem Computer zu diktieren. "Nun gut Herr Sciutto! Herr Sarkozy! Sie wollten mich sprechen ?" "In der Tat!", antworteten die Regierungschefs von Italien und Frankreich, wie aus einem Munde. "Nun, denn meine Herren, worum geht es?" "Ich vermute sie wissen sehr genau worum es geht Herr Fisher!", antwortete Pierre-Oliver Sarkozy. "Dann würde ich vermutlich nicht fragen." Fisher langweilte das Gespräch schon jetzt über alle Maßen. "Die sogenannte "Deutsche Krise" weitet sich aus. Auch Polen, Tschechien und Portugal sind betroffen." "So? Und was kann ich dafür, wenn Bermel nicht ordentlich wirtschaften kann?", fragte Fisher und betrachtete seine Fingernägel. "Uns liegen Informationen vor.", begann jetzt Sciutto. "Informationen, wonach die Bundesregierung systematisch mit gefälschten Quartalszahlen beliefert worden war, und zwar von mehreren Unternehmen." "Und weiter?" "Der Name Companie for Medical & Nuclear Chemistry fand sich ebenfalls auf der Liste, das ist ihre Firma Fisher!" "Meine Herren, meine Herren!", beschwichtigte Fisher mit einem gekünstelten Lachen. "Von solchen Verschwörungstheorien hab ich ja das letzte mal etwas gehört, als Dan Brown noch Bücher geschrieben hat." Er ließ erneut ein falsches Lachen hören; ein kurzes, trockenes Haha. Innerlich tobte in ihm eine Schlacht zwischen rasender Wut auf die Schlampigkeit seiner Leute und Belustigung über die beiden Staatsmänner. Ha! Gefälschte Quartalszahlen, wenn die wüssten!
"Nun meine Herren, die Pflicht ruft. Ich habe leider keine Zeit dieses sehr ... erheiternde Gespräch weiter fortzuführen.", verabschiedete sich Fisher und verließ den Konferenzraum. Hinter sich konnte er durch die Lautsprecher die Protestrufe Sciuttos und Sarkozys hören.
Das Gespräch hatte er als sehr anstrengend empfunden. So viel Dummheit und Naivität auf einmal. Also zündete er sich erneut eine Zigarre an. Wenn die Dinge weiter so liefen wäre es vielleicht bald an der Zeit offener zu agieren, und er sich noch nicht sicher ob ihm der Gedanke gefiel.
Zuletzt geändert von Guerillonist am 1. Mai 2012 14:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 10. November 2011 20:31

1.Akt
2.Szene


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In Brüssel herrschte an diesem Nachmittag Hochbetrieb. Vertreter der 33 EU-Mitgliedsstaaten waren zusammengetreten, um über die jüngste Krise zu beraten. Den Vorsitz hatten an diesem Tag Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten. Vor 2 Wochen hatte ein Land nach dem anderen begonnen zusammenzubrechen.
"Leerverkäufe, gefälschte Zahlen, Kreditvergaben an nicht-existierende Personen und Firmen. Meine Damen und Herren wir haben die ganze Bandbreite." eröffnete Finnlands Finanzminister Turunen seine Rede. "Neben der Tatsache, dass dadurch die europäischen Länder komplett den Überblick über ihre Finanzen verloren haben, kommen massive Verluste verschiedener Banken durch fehlerhafte Ratings, und Spekulationen hinzu. In dieser Zeit ist es besonders wichtig mit denen die Krise am schlimmsten trifft solidarisch<" Bermel merkte wie seine Aufmerksamkeit für die Worte seines finnischen Kollegen abnahm. Diese Krise war natürlich mal wieder ein gefundenes Fressen für die Opposition. Bermel verzog das Gesicht bei dem Gedanken wie die übrigen 5 Bundestagsparteien sich über ihn und die PFM, die Partei des Freien Marktes, herfallen würden. Naja wenigstens ihr Koalitionspartner, die FDP stand noch zu ihnen.
Auf die Rede des Finnen folgte eine, eine ins selbe Horn stoßende des spanischen Außenministers, ein Österreicher erzählte etwas über arme Familien und ein Moldawe bettelte in einer Art um Almosen für sein Volk, die bei Bermel Brechreiz hervorrief. Dann war er an der Reihe. Langsam stand er von seinem Platz auf, schritt die Reihen der Sitze entlang.
Am Rednerpult angelangt warf er noch einen flüchtigen Blick auf die Flagge und Karte der EU bevor er, mit einem leichten Lächeln, seine Rede begann: "Meine Damen und Herren! Ich gebe meinen Kollegen recht. Wir, und damit meine ich Europa, stecken in einer neuerlichen Kriese.", er blätterte das Deckblatt um. "Nun wurde ja bereits nach den Ursachen dieser Krise geforscht, und es wurden auch Vermutungen angestellt." Von vielen Stellen kam entrüstetes Gemurmel, ein Ire rief etwas Unverständliches. "Eine Theorie, die ich allerdings nicht gelten lasse, und ich denke, dass jeder vernünftige Mensch mir zustimmen wird ist die, das die Märkte an alledem schuld seien." Applaus von vorne-rechts, wütende Proteste von links. " Wir sollten gerade in dieser Zeit auf die Märkte hören. Dort sitzen die Profis in Sachen Wirtschaft, während Politiker nicht zwingend über Fachkompetenz verfügen müssen." Bermel zwinkerte smart, seine Partei- und Gesinnungsgenossen lächelten höflich, der Protest auf der anderen Seite des Saals nahm zu. "Nun meine Damen und Herren, damit es uns allen gut gehen kann brauchen wir nun mal Geld. Das ist so und ich denke diesen Fakt wird niemand von uns abstreiten." Ein kurzer Seitenblick nach links - noch waren sie ruhig "Und je mehr wir davon haben desto besser geht es dem Volk. Aber", Bermel blätterte erneut um "damit wir auch Geld einnehmen muss es zuallererst den Märkten gut gehen und das ist im Moment nun mal nicht der Fall." Erneut regte sich Protest. " Wissen sie, meine Damen und Herren, die Märkte sind wie ein scheues Reh. Sie mögen keine Einmischung und sind sehr misstrauisch. Am besten für uns alle ist es wohl, wenn wir ihnen einfach freie Hand geben." Der Protest von der linken Seite strahlte langsam ins Zentrum aus. Bermels Stimme wurde lauter: "Das wilde Monstrum, das die Sozialisten und Nationalisten erfunden haben und das sie entfesselte Märkte nennen", er blätterte wieder "existiert schlicht und ergreifend nicht! Warum bitteschön sollte eine Baufirma falsche Angaben über ihre Wirtschaftsleistung machen, oder ohne einen Auftrag bauen? Das wäre doch vollkommen widersinnig." "Staatliche Provisionen!" rief ein österreichischer Sozialist so laut, dass Bermel nicht so tun konnte als hätte er nichts gehört. Auch von Rechts witterten nun Populisten ihre Chancen.
Ein wilder Disput brach los. Finanzminister Stefan Bermel, blieb als einziger ruhig. Ihm war es im Grunde egal ob das Europaparlament ihm zustimmte oder nicht. Die Hauptsache war, dass es vorerst nicht gegen ihn arbeitete, die Zeit war noch nicht ganz reif. Er schlich wieder auf seinen Platz fürs erste war sein Soll erfüllt. Vertreter aller Lager heizten die Stimmung in den nächsten Minuten weiter auf. Nur ein kleiner Teil der Liberalen blieb gesittet auf ihren Plätzen während sich ringsum Konservative, Sozialdemokraten, Grüne, Nationalisten, Sozialisten und Christ-Demokraten und ihren Sitzen erhoben und im Plenarsaal eine Rangelei, ja eine Prügelei ausbrach. Und so was schimpft sich Volksvertreter... Lumpenpack!, dachte Bermel bei sich "Ich denke es ist Zeit den Sicherheitsdienst zu rufen", sagte er zu einem italienischen Parteigenossen, der grinste schmierig und nahm ein Handy aus der Tasche.
Eine halbe Stunde später musste die Sitzung aufgelöst werden. Eine neue wurde erst für nächste Woche anberaumt. Und Bermel lachte sich ins Fäustchen. Wieder hatte er Zeit gewonnen für den Masterplan.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 12. November 2011 17:13

1. Akt
3. Szene


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Phillip saß in seinem Zimmer und versuchte verzweifelt sich zu konzentrieren. Doch es war unmöglich für ihn. Von wegen beste Lage!, dacht er säuerlich und ging zum Fenster. 3 Stockwerke unter ihm zog ein Protestzug entlang. Es waren gut und gerne 3000 Menschen, die meisten mit Spruchbannern die Slogans wie "Gerechte Arbeit - Gerechter Lohn" oder "Wohnraum für Alle!" zeigten. "Hey, ihr Punks! Schwingt eure hohlen Phrasen wo anders!", brüllte Phillip aus dem Zimmer. Von unten kam keine Reaktion, er war sich nicht einmal sicher ob sie ihn hörten. Genervt zog er sich wieder ins Haus zurück und schnallte sich das Headset auf um seinem Computer einen Text zu diktieren. Er war nicht weit gekommen da knallte etwas mit einem einem lauten Schlag gegen seine Fensterscheibe. "Was zum..." die Zeile erschien auf dem Bildschirm direkt hinter "...um 4% zu erhöhen". "Nein!", sagte Phillip unwillig "Rückgängig machen!", die Worte verschwanden. "Also gut ihr habt es nicht anders gewollt!" Phillip stand auf und betrachtete sich die Scheibe genauer. Er schien eine Wasserflache oder etwas in der Art gewesen zu sein. Jedenfalls hatte sie einen großen feuchten Fleck hinterlassen. Hinter dem Fenster konnte er immer noch Demonstranten auf der Straße sehen. Er bedachte die Menge der Bannerträger und Protestler mit einem düsteren Blick. Er war sich vollkommen sicher, dass einer von ihnen das was auch immer geworfen hatte. "Jetzt reicht´s! Von so einem Haufen ungewaschener Penner lass ich mir nicht die Scheibe ruinieren!" Aus der Hosentasche zog er sein Handy und wählte die Nummer der Polizei. "Guten Morgen Herr Kommissar"... "Ja ich würde gern einen Fall von Vandalismus melden"... " Becker, mit e"... "Phillip; P-H-I-Dopel-L-I-P" "Genau!" " Leipziger Straße 19 "... "Anscheinend irgendein Demonstrant, der sich hier wegen was weiß ich was glaubt beschweren zu müssen." ... "Ja bei mir vor der Haustür!" ... "Ach die ist gar nicht angemeldet. Das ist ja hoch interessant!" ... "Ja"..."Ja gut aber bitte schnell ehe hier noch etwas zu Bruch geht!"... "Ja danke, auf Wiederhören!"
Phillip setzte sich wieder hin und lehnte sich zufrieden im Stuhl zurück. Der Polizist hatte im versprochen, dass die unangemeldete Demonstration sofort aufgelöst werden würde. Und Tatsächlich kam nur 2 Minuten später Mannschaftswagen und brachten Polizisten, die die Demonstranten auseinander trieben. Phillip beobachtete das Spektakel durch sein Fenster. Viele der Demonstranten flohen bereits als sie die Polizisten kommen sahen. Die meisten anderen ließen sich von den Beamten zerstreunen und zogen geknickt wirkend von dannen. "Ja trollt euch!", murmelte Phillip mit grimmigen Lächeln. Er hatte sich mittlerweile eine Tüte Chips als Snack geholt. Vereinzlet wehrten sich dich die Demonstranten jedoch auch heftiger und mussten von den Beamten überwältigt und abgeführt werden.
Phillip nahm den Lift zum Erdgeschoss und gesellte sich zu den Polizisten, vielleicht brauchten sie ja seine Zeugenaussage. Tatsächlich ließ sich einer von ihnen den "Tathergang" schildern und machte sich gelegentlich Notizen, auch wenn er dabei ziemlich gelangweilt wirkte. Schließlich sagte er zu ihm "Nun Herr äh..." "Becker!" "Ja genau. Sie haben uns jedenfalls heute sehr geholfen. Stellen sie sich vor was noch alles hätte passieren können hätten wir diese illegale Demonstration nicht aufgelöst... Naja jedenfalls vielen Dank im Namen der Polizei Berlin, Herr Becker." Phillip war sich nicht sicher ob er sich über dieses Lob freuen oder es als ein wenig peinlich empfinden sollte. Wie auch immer jedenfalls hatte er jetzt seine Ruhe und er konnte weiter an dem Bericht über seine Optimierungsmaßnahmen arbeiten.
Ungefähr eine Woche später erfuhr Phillip, dass die Demonstration mehr oder weniger spontan - mit circa 4 Stunden Vorlaufzeit - zu Stande gekommen war. Weil eine alleinstehende, ältere Dame aufgrund der drastisch steigenden Grundstückspreise ihre Miete nicht mehr hatte zahlen können und vor die Tür gesetzt worden war. Und hätte er, als er wieder ins Haus ging, den toten, vom Nieselregen nassen, Vogel gesehen, der neben der Tür lag, dann hätte er vielleicht auch gewusst was an diesem Tag gegen sein Fenster geknallt war.
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Zuletzt geändert von Guerillonist am 2. Mai 2012 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 13. November 2011 23:38

1. Akt
4. Szene


Mittlerweile waren 2 Monate vergangen seitdem die Demonstration vor Phillips Haus aufgelöst worden war. Aber natürlich hatte Patrick davon keine Ahnung. Das war eher Monicas Aufgabenbereich. Er jedoch war Journalist für bundesweite Themen und auch manchmal für die darüber hinaus. Jedenfalls verstand sich Patrick als ein solcher Journalist. Er arbeitete bei einem deutschlandweit erscheinenden Magazin und im Moment saß er an einer Reportage über den Verlauf und die Ursachen der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise. Vor allem die Ursachenforschung bereitete im Kopfschmerzen: Einerseits weil er bei begriffen wie Hedgefond , Bad Bank und Ratings drauf und dran war zu kapitulieren und andererseits weil ihm allmählich das Gefühl beschlich sich ein eine Art gesellschaftlich akzeptieren Verbrechersumpf zu begeben. Finanzminister Bermel und Bundeskanzler Stähle hatten noch dieses Wochenende mit Aussagen wie "Wenn ein Haus brennt, dann muss man es löschen und nicht überlegen warum es brennt!", für schnelles Handeln geworben. Doch Patrick wurde das Gefühl nicht los, dass den beiden Politikern von der PFM es auch gar nicht wäre wenn man erführe wieso das Hause denn nun brennt. Nach tagelanger Internetrecherche und nicht enden wollenden Gesprächen mit Oppositionspolitikern, jedoch hatte der langsam aber sich eine konkrete Vorstellung der denn nun das Feuer gelegt hatte. Tatsächlich war es ein recht befremdlicher Anblick gewesen wie von Linkspartei bis CDU sich die Leute aus den selben Gründen über die Regierung aufregten. Und zu recht, wie Patrick fand, auch wenn er bei den meisten von ihnen bezweifelte ob sie alles denn so viel anders gemacht hätten.
Im Grunde war es ja ganz einfach mit der Finanzkrise: Mehrere große Konzerne hatten sich bei verschiedenen Regierungen, vor allem hier in Deutschland, Geld geliehen. Dieses hätten sie eigentlich in die Schaffung neuer Arbeitsplätze und den Ausbau ihrer Firmen stecken sollen. Doch anstatt das zu tun wirtschaften sich die Konzernbosse in die eigene Tasche und entlassen mit dem Argument "einen schlank Betrieb" schaffen zu wollen sogar noch Angestellte. Das war der erste Punkt gewesen. Um aber an Geld zu kommen mussten Firmen aber natürlich irgendeinen Grund oder eine Garantie vorlegen. So hatte zum Beispiel Baulöwe Hegel&Koch mit einem Großbauprojekt in Südthüringen geworben. Dazu hatte sie aber gar keinen Auftrag, oder auch nur eine Baugenehmigung. Erst als der Thüringens Ministerpräsident beim Bundeskanzler anfragte ob er eine Baugenehmigung ohne sein Wissen und das der Kommune erteilt hatte wurde es gestoppt. Angeblich hätten dem Aufsichtsrat falsche Informationen vorgelegen. Also wurden die Subventionen nicht zurück verlangt. Den Abriss der halbfertigen Wohnsiedlung übernahm übrigens die Abrissfirma Demotec, eine Tochter der Hegel&Koch Gruppe. Und das war nur ein Beispiel. Die Wirtschaft lief also scheinbar auf Hochtouren ohne jedoch Werte zu erzeugen. Und selbst die, die das noch taten waren keine Bereicherung für den Markt. Schon Ford hatte gewusst: Autos kaufen keine Autos. Und so kam es im November 2026, also vor fast 4 Monaten, wie es kommen musste: Die Blase platzte. Eine riesige Kettenreaktion, die noch immer im Gange war, hatte begonnen. Ein paar Firmen brachen ein. Mit ihnen ihre Aktien. Dann die Banken, die sich verspekuliert hatten ohne sich ein ausreichendes Polster zuzulegen. Der Geldfluss kam ins stocken. Weitere Firmen mussten Massen an Mitarbeitern entlassen. Die Leute hielten ihr Geld zurück, dadurch tendierte die Kaufkraft in Deutschland, in Europa, ja in der ganzen Welt gegen null. Nun waren wir an dem Punkt angekommen an dem die gesamte Wirtschaft kurz vor dem Abgrund steht.
Nun gibt es Finanzkrisen ja alle paar Jahre allein in diesem, noch so jungen Jahrtausend: 2002, 2009, 2018. Doch dieses mal war etwas anders: Die Krise 2009, die ihren Ursprung schon zwei Jahre zuvor gefunden hatte war so verheerend gewesen, dass sich Politiker weltweit auf eine Regulierung des Finanzmarktes geeinigt hatte. Patrick wusste es noch wie heute: er war damals, 2009, 15 gewesen und es war eigentlich das erste mal, dass er sich für Politik interessiert hatte. Nach langem hin und her war dann 2012 Griechenland aus dem Euro ausgestiegen und auch Italien hatte zur davor gestanden. Die Krise 2018 hatte sich dagegen wie eine leichte Unlust der Käufer ausgenommen.
2020 war Griechenland dann wieder in den Euro eingetreten. Ein Jahr später hatte die bisher letzte Erweiterung der EU stattgefunden als Weißrussland und Makedonien beigetreten waren. Doch die Leute waren unvorsichtig geworden und hatten gemurrt, die Politik enthielte ihnen Chancen und Freiheiten vor. So war die PFM an die Macht gekommen. Patrick hatte sie noch nie gemocht.
Er setzte den letzten Punkt unter seine Reportage. Es mochte zwar vielleicht etwas altmodisch ein einen Text per Hand mit der Tastatur zu schreiben, aber er mochte es so lieber. Mit einem lauten Gähnen lehnte er sich in seinem Sitz zurück. Er freute sich bereits auf morgen obwohl er verdammt früh würde aufstehen müssen. Er sein Chef, der alte Knauzkopf würde sicher zufrieden mit dem Bericht sein. Und war da noch das Treffen mit diesem Kauz Wioretsch. Ein seltsamer Kerl war das gewesen. Aber er hatte ihm Informationen versprochen, die ihn sicher interessierten und als ehemaliges Mitglied der PFM kannte er sicher das eine oder andere schmutzige Geheimnis.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 24. November 2011 22:28

1.Akt
5.Szene

Patrick war leicht unwohl, als er an der großen Pforte aus schwarzem Gusseisen, stand. Er hatte solche Pforten schon in vielen Filmen gesehen und immer waren die Anwesen die hinter ihnen lagen verflucht gewesen. Andererseits war er nicht der Mann der sich vor Geistern fürchtete und so klingelte er beherzt. "Sie wünschen ?", antwortete eine Computerstimme "Mein Name ist Patrick Dahlmann. Ich wurde von Herr Wioretsch eingeladen." Die Stimme gab keine Antwort, doch die Pforte schwang auf. Patrick stelle eine Augenbraue hoch. Wie ungemein dramatisch dachte er spöttisch und stieg den schmalen Kiesweg zur eigentlichen Haustür hinauf. Neben der Tür hing eine ziemlich rostige Glocke. Patrick hatte kaum an ihr gezogen, da flog die Tür mit einem Ruck auf. Der Mann der ihm öffnete sah ein wenig aus wie der Lieblingsschauspieler seiner Eltern. "Mr. Wioretsch ?" "Ja, wer denn sonst Junge? Und jetzt komm gefälligst rein bevor ich mir noch eine Blasenentzündung hole!" Patrick lächelte unsicher. Wioretsch knallte die Tür hinter ihm und ging durch den engen dunklen Flur und in einen Raum mit Bücherregalen und einem Kamin an den Wänden. In der Mitte standen zwei schwarze, schwere Knautschledersessel und eine Art Beistelltisch aus schwarzem Marmor. Wioretsch ließ sich in einem der Sessel fallen und bedeutete Patrick mit einer Handbewegung auf dem anderen Sessel Platz zu nehmen. Nachdem der junge Journalist sich gesetzt hatte, zog Wioretsch eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche seines Sakkos, nahm eine in den Mund und bot dann Patrick eine an:"Hier nimm dir eine!" "Nein, danke. Ich rauche nicht!", lehnte dieser freundlich ab. Wioretsch lächelte ihn schräg an "Ich wiederhole mich nicht gern. Nimm dir eine Zigarette!" Verdattert nahm sich Patrick eine Zigarette aus der Schachtel. Sein Gegenüber steckte die Schachtel wieder in seine Tasche und zündete sich seinen Glimmstängel an. Bild "Nun ... äh Patrick richtig ?" "Ja genau !" "Du weißt wer ich bin?" "Ein ehemaliges Mitglied der " Wioretsch nickte langsam und nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. Patrick nahm ebenfalls einen Zug, schluckte den Rauch jedoch nicht runter. "Und was erwartest du heute von mir zu hören?", fragte der Ex-Politiker. Patrick beugte sich zu ihm herüber, fast so als wollte er Lauscher ausschließen. Dann flüsterte er: "Horrorstories!" Wioretsch lachte laut und gackernd. "Würdet ihr bei der Zeitung auch nur ein bisschen, ja ein ganz kleines bisschen aufpassen, was so im Bundestag passiert, dann wäre das, was ich dir gleich zeige Allgemeinbildung!" Er drückte seinen Zigarettenstumpf im Aschenbescher aus und warf Patrick eine Mappe rüber.
"Was ist das? Eine Liste europäischer Topfirmen ?" "Ha ha! Ja unter anderem. Und eine Liste der Firmen bei denen unser guter Finanzminister angestellt ist." Ok, dass Politiker bei verschiedenen Firmen anheuerten um sich ein fettes Zubrot zu verdienen war ja weiß Gott nichts außergewöhnliches, auch wenn die sie versuchten es geheim zu halten, aber die bloße Zahl der Firmen, die er hier fand... "Weißt du", fuhr Wioretsch fort "was Politiker machen wenn sie ihre politische Karriere beenden?" "Sie gehen in die Wirtschaft?" Der Ehemalige klatschte und lächelte spöttisch. "Aber siehst du Kleiner, bei der PFM ist es anderes herum. Da schicken Wirtschaftsbosse bezahlte Stiefellecker ins Parlament um ihre Interessen durchzusetzen." Patricks Gegenüber lächelte erneut dreckig und langsam wurde Patrick unruhig. "Nun du hast du dir die jüngsten Einsparmaßnahmen der Regierung angesehen? Massenprivatisierung von Schulen und Krankenhäusern! Die da draußen sollen eine ganz neue Gesselschaft in Europa schaffen, Junge. In den USA scheint´s ja auch zu funktionieren. Die Herrschaft der Firmen so zu sagen. Jetzt brauchen wir nur noch einen hübschen griechischen Namen dafür, was meinst du?" Wioretsch zündete sich erneut eine Zigarette an und beobachtete Patrick gespannt. "Nun guck doch nicht so versteinert!", forderte er. Dann beugte er sich vor und bedeutete Patrick mit einem Winken seines Zeigefingers das Selbe zu tun. "Was du wer ihnen am meisten im Weg steht?" "Die Kommunisten?" "Ach Quatsch. Die sind ja noch leichter zu kaufen als die Anderen!" "Die Nazis?" "Oh, nein ich korrigiere mich! Die sind die korruptesten Drecksschweine von allen. Abgesehen von uns natürlich, aber wir beherrschen das Spiel ja auch. Nein ich rede hier nicht von Ideologien. Es sind diese verdammten Gutmenschen die über die Straßen laufen und einfach nicht akzeptieren wollen, dass die Probleme Anderer ihnen gefälligst am Arsch vorbei gehen sollten, nicht wahr!" Wioretsch lachte erneut. Patrick grinste unsicher. Der Mann, der sich nun seine 3. Zigarette ansteckte, wurde im immer unangenehmer. "Ich frage mich...", begann der junge Journalist. "Du fragst dich warum ich dir das alles erzähle, nicht wahr?" "Ähm, ja" "Rache!", antwortete der Ex-Politiker und blies einen Rauchkringel in die Luft. "Die Schweine haben mich aus der Partei geschmissen! Weil ich Parteigelder veruntreut hab. Ganz ehrlich wer macht das denn bitte nicht?" Er genoss es Patrick, diesen naiven Vorstadtreporter, geschockt zu haben. "Und jetzt ", fuhr er ihn forsch an und reichte ihm einen Stick "Nimm das hier und mach daraus deine Horrorstory. Ach und denk dran: Ich wisch mir den Arsch mit Demokratie! Aber diese Jungs wischen sich den Arsch mit jeglicher Art von Menschenwürde! Klar so weit ?" Mit diesen Worten zwinkerte er smart und fuchtelte wild mit den Händen um ihn zu bedeuten, dass er abhauen solle. Patrick war schon an der Tür als ihm Wioretsch noch einmal nachrief "Ach ja Kleiner. Wenn du noch ne Story brauchst, sorg dafür, dass du in 2 Wochen beim EU-Gipfel dabei bist!"
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 26. November 2011 19:25

1.Akt
6.Szene


"Ich äh bezahle das nicht!" "Herr Sarkozy, reden wir doch mal wie vernünftige Leute miteinander. Der Beschluss ist durch. muss das Geld zahlen!" "Wir können es uns im Moment nicht leisten 71 Milliarden in eine dunkle Grube zu werfen." "Eine dunkle Grube? Aber Herr Sarkozy, ist das etwa die Art in der man in Frankreich über unsere östlichen Nachbarn redet?" "Nein. Aber die Art wie man in meinem Land über diese Staaten redet darf ich vor ihnen erst benutzen wenn sie größer sind!" "Sehr amüsant! Aber denken sie doch mal an die armen Menschen in Estland und Litauen. Seien sie doch solidarisch!" Das Wort letzte klang seltsam spöttisch "Erzählen sie mir nichts von Solidarität, Fisher! Ich bin solidarisch mit Frankreich und Frankreich wird dieses Geld nicht zahlen." "Und sie sind sich den Folgen ihrer Entscheidung bewusst ?" "Oui! Da werden sie Osteuropa wohl ohne uns retten müssen!" "Denken sie denn, dass sie das einfach so hinnehmen werden ? Nun wenn sie sich sicher sind, dann steht ihrer..." "Was meinen sie ?", schnitt er ihm das Wort ab "Nun ja ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die anderen EU-Länder nicht begeistert sein werden, wenn sich Frankreich einem direkten Entschluss der EU verweigert." "Nun, na und ?" "Och naja. Ich mein ja nur. Sie sind sich eines festen Platzes in der EU sicher oder ?" "Was soll das heißen natürlich bin ich mir sicher, als Regierungschef steht mir ein Platz im Europaparlament zu!" "Ich dachte da auch eher an Frankreich im Allgemeinen..." "Was soll das heißen?" "Ist Frankreichs Platz in der EU wirklich sicher ?" "Bien sûr! Frankreich ist schließlich ein Gründungsmitglied!" "Nun was zählt das denn heutzutage noch ?" "Viel!" "Ach ja? Nun ich habe hingegen aus Deutschland gehört, dass es mit dem Gedanken spielt, im Falle einer Zahlungsverweigerung Seitens Frankreichs, einen Antrag auf Rausschmiss Frankreichs aus der EU zu stellen? " Qu'est-ce?" "Och sie haben schon richtig verstanden!" "Woher wollen sie das wissen ?" "Ich habe da meine Quellen, gute Quellen!" Doch der Franzose schien schon gar nicht mehr zu zu hören "So eine Fas! Uns aus der EU raus schmeißen ? Uns ? Die grande nation ? Non! Das lasse ich mit mir nicht machen. Nicht mit mir und nicht mit Frankreich! " "Ich verstehe ihren Ärger sehr gut!" "Oh, absolument pas! Sie verstehen gar nicht! Wir haben uns jetzt schon lange genug anderen Nation untergeordnet: Polen, Tschechen und Italienern!" "Aber haben sie nicht auch viel durch die EU gewonnen ?" "Das gleicht es schon lang nicht mehr aus! Und jetzt zahlen wir auch noch drauf! Aber ich wäre bereit dies alles zu tragen. Aber wenn sie uns aus ihrer Versammlung jagen wollen wie einen räudigen Hund... und dann auch noch von einem Deutschen! Non! Das lass ich nicht mit mir machen. Ich gehe freiwillig! Frankreich tritt aus der EU aus! Ach und wenn sie Bermel sehen, dann sagen sie ihm, dass er mich am Arsch lecken kann!"
"In Ordnung, ich richte es ihm aus! Auf wiederhören!"
Fisher lehnte sich lächelnd in seinem Stuhl zurück. Dann fragte er: "Ich glaube sie haben es gehört und ich muss es deshalb nicht wiederholen oder Bermel?" "Alles verstanden!", antwortete der deutsche Finanzminister. "Die Dinge laufen gut, nicht wahr Herr Fisher?" "Natürlich!" "Sie entschuldigen mich bitte. Ich muss noch etwas die Opposition abschlachten, wenn sie verstehen was ich meine." "Selbstverständlich! Dann gehen sie mal schön!", gähnte Fisher und gestikulierte wild. Doch dann hielt er Bermel noch einmal auf: "Ach ja: Ich kann ja mit ihrer sicher auch mit dem EU-Austritt Deutschlands am Dienstag rechnen, nicht wahr?" "Ich fürchte nein. Ich muss vorher die Oppositionellen noch ein bisschen weich klopften.", meinte der Finanzminister mit einem verschmitzten Lächeln. Fishers Stimme jedoch wirkte plötzlich bedrohlich: "Dann nehmen sie sich einen Fleischerhammer und klopften sie!" "Verstanden Sir!" "Das hoffe ich!" Und so verließ der Minister die Firmenzentrale.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 3. Dezember 2011 23:04

1.Akt
7.Szene


"Also Herr Becker es tut mir Leid, aber ich muss ihnen die Wohnung kündigen. Sie haben jetzt seit 2 Monaten keine Miete mehr gezahlt und so kann es nicht weiter gehen. Sie verstehen das doch sicher !" Die Worte hallten immernoch in Phillips Kopf während er durch die Straßen Berlins irrte. Mittlerweile hatte er eine neue Wohnung gefunden... in Wedding. Nun jedoch stolperte er in durch eine dunkle Gasse. Er wusste nicht einmal durch welche. Es war ein kalter Tag im November. Die Krise dauerte schon fast ein Jahr an. Doch seine persönliche Krise hatte erst vor 5 Monaten begonnen, als er seinen Job verloren hatte. Seit dem war alles bergab gegangen. Erst vor 3 Wochen hatte er seinen Stolz überwunden und sich auf dem Amt gemeldet um Sozialhilfe zu beantragen. 250€ im Monat. Vor einem halben hatte er sich noch darüber aufgeregt wie man faulen Pennern so viel Geld in den Arsch schieben konnten. Nun jedoch wurde ihm klar, dass das Geld kaum zum Überleben reichte geschweige denn zum Leben.
Bild
Er sackte auf einer Bank an der Häuserecke zusammen. Die Mietkaserne hinter ihm war nicht fertig gebaut worden. Nachdem man fast ein Drittel der alten Plattenbauten hat abreißen lassen waren die Grundstückspreise in Berlin in die Höhe geschossen und als die Krise kam war plötzlich das Geld für den Bau der Wohnhäuser weg. Phillip zog seinen Filzmantel enger und stand mit einem Seufzen auf. Während er so ziellos durch die Straßen schlenderte fiel ihm ein Irish Pub ins Auge. Er sah abgerissen aus, doch auf irgendeine Weise übte er eine Art magische Anziehung auf ihn aus. Obwohl er auf der anderen Straßenseite stand konnte er die Musik hören, die aus ihm drang. Wie von einem Seil gezogen ging er auf ihn zu und in ihm hinein. Die Musik, die er schon von außen gehört hatte, gehörte zu der Sorte die ihn normalerweise abstieß, doch jetzt schien etwas in ihm zu wecken. Etwas, das er nicht von sich kannte, etwas Wildes.
Das Lied aus der Bar (Öffnen)

Er ging zur Bar und setzte sich neben einen Mann vielleicht 3, 4 Jahre jünger war als er selbst, der eine gewagt schräg sitzende Strickmütze und einen grünen Schal trug. "Was willst du trinken?", fragte der Barmann. Er war definitiv ein echter Ire, wie an seinem Dialekt zu erkennen war. Einen Moment lang spielte Phillip tatsächlich mit dem Gedanken einen trockenen Rotwein zu bestellen, dann entschied er sich jedoch klugerweise um. "Einen Whiskey, einen doppelten bitte." "Sehr gute Wahl." sagte der Barmann, drehte sich um und zog eine Flasche aus dem Regal hinter ihm "Mach mir auch einen Brian!", meldete sich der Mann neben ihm "Geht klar Patrick!" Brian stellte den beiden 2 Gläser mit bernsteinfarbener Flüssigkeit hin. "Na dann", wandte sich der Mann, der Patrick zu heißen schien, an Phillip "Skal !" Der nickte etwas steif und hob das Glas an. Er nahm einen guten Schluck Whiskey und kam sich dabei schon recht verwegen vor. Patrick jedoch kippte den ganzen Drink in einem Zug. "Ah, herrlich!" "Bei ihnen läuft´s auch nicht so gut im Moment?" "Wieso? Läuft prächtig im Moment. En bisschen viel zu tun aber ansonsten great! Und bei dir ? Machst du mir noch einen Brian ?" "Klar!" "Nun, ich wurde kürzlich aus meiner Wohnung geworfen und musste mir eine neue suchen!" "Wow, ist ja scheiße! Was sagen deine Kumpel dazu?" "Nunja also ich hatte in Berlin nie viel Kontakt zu meinen Nachbarn..." "Noch nicht lange hier was?" "9 Jahre." "Aua!", sagte Patrick und kippte seinen nächsten Whiskey. "Sind sie auch Ire!", fragte Phillip der das Gespräch von dem Thema ablenken wollte. Es war eine dumme Frage, war denn jeder in einem Irish Pub Whiskey kippte, automatisch Ire? Und Phillip wusste, das es eine dumme Frage war. Entsprechend überraschte ihn die Antwort. Der Barkeeper antwortete:" Ein Ire? Natürlich istPatrick ein Ire! Dieser verdammte Satanskerl hier ist praktisch die Außenstelle der IRA in Berlin in einer Person. Sein Großvater hat schon Protestanten in die Luft..." "Lass gut sein Brian!", unterbrach Patrick ihn "Also ich bin Halbire.", wandte er sich dann an Phillip "Mein Großvater war Ire und hat eine deutsche Frau geheiratet. Die beiden haben dann in Dublin gelebt. Meine Mutter ist ihre zweite Tochter. Sie ist mit 22 nach Deutschland gezogen. 3 Jahre später wurde ich geboren." Brian, der Barmann, sah aus als wollte er etwas sahen. "Und ja mein Großvater war bei der IRA.", kam Patrick ihm zuvor. "Ein wirklich schlimmer Terrorist war er. Ein richtig dreckiger Hund! Aber mittlerweile ist er tot." "Nun du warst der IRA nicht immer so abgeneigt, nicht wahr Patrick.", mischte sich Brian jetzt wieder ein. "Schon gut Brian. Ich glaub die Zeiten sind vorbei." "Aber du kennst immer noch die alten Lieder nicht, oder!", gab er zurück und fuhrwerkte an der Musikanlage rum. Das Lied wechselte.
Das neue Lied (Öffnen)

"Achja.", schwärmte Patrick. "Das waren wilde Zeiten damals!" "Ich glaub in dir steckt noch mehr Revolutionär als du denkst, Patrick." "Na, ich glaub ich bin mittlerweile vernünftiger." Dann sah Patrick auf seine Uhr. "Du Brian, ich glaub ich muss gehen. Werd später noch mal wieder kommen. Dann mit den Jungs." "Jo jo mach du mal." "Jo Tschö Brian!" "Und du äh..." "Phillip!" "Nehm´s nicht so schwer!" "Werd ich nicht!" "Sehr schön!", sagte er und fügte dann hinzu "Hier! du bist garantiert der erste, der das liest." Und er warf Phillip einen Strichcode hin. Der sah dem seltsamen "Halbiren" hinterher, doch beschloss dann das was auch immer, zu lesen. Also zog er sein I-Phone aus der Tasche und scannte den Code ein.
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Schweden sagt Nein Nachdem nach seiner Ankündigung 4 Monaten zuvor, vor 2 Wochen endgültig aus der ausgetreten ist, denkt jetzt auch Schweden offenbar über einen Austritt aus der EU nach. Wir werden nicht die Zeche für deregulierte Finanzmärkte und strukturschwache Oststaaten zahlen. Sollte man Schweden zur Zahlung weiterer Gelder zwingen werden wir eher aus der Europäischen Gemeinschaft aussteigen, als uns zu weiteren Hilfen verpflichten zu lassen. Es tut uns leid, doch wir sehen derzeit keinen anderen Weg. So der schwedische Ministerpräsident heute Mittag. Auch Deutschland meldet erneut Unwillen an weiteren Finanzhilfen an. Ein EU-Austritt wird jedoch zur Zeit nicht in Betracht gezogen. Aus Reihen der Opposition versucht man auch zu einem Wiedereintritt zu ermuntern. Schweden jedoch hält den Schritt für folgenschwer aber richtig.
Es folgte eine kurze Abhandlung über das Stimmungsbild in Schweden und über die wirtschaftlichen Vor- und Nachteile sowie über die Chancen für einen französischen Wiedereintritt. Phillip rieb sich die Stirn. Der Artikel hatte Kopfschmerzen bei ihm verursacht. Er wusste nicht was er von diesen Ereignissen halten sollte, aber er wusste was jetzt zu tun war. "Brian! Ich nehm noch einen Whiskey denk ich."
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 11. Dezember 2011 19:03

1.Akt
8.Szene


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"Jetzt lassen sie sich doch nicht so hängen Bermel! Nun haben es doch schon Frankreich, Schweden und Großbritannien vorgemacht!", Fisher zählte die Länder an den Fingern ab während er sprach "Und jetzt kommen sie mir bloß nicht Opposition. Die muss sich doch irgendwie ausschalten lassen!" "Nun, wir weichen sie langsam auf.", bestätigte Bermel. "Aha, aufweichen... Wie lange wird das denn noch dauern?" "Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel wie viel Geld wir zur Verfügung haben um ihre Abgeordneten zu kaufen." Fisher lachte und nahm sich eine Zigarre aus seiner Schublade. "Und dieses Geld soll ich aufbringen, wie?" "Sie und ihre Partner." Fisher seufzte. "Und was ist mit meinen beiden anderen Bitten?" "Nun die Bodychips verkaufen sich gut, dem Marketing sei dank." "Ach herrlich! Die Menschen lassen sich GPS-fähige Chips einsetzen, die alle Informationen über sie enthalten nur um ein beim Discobesuch nicht anstehen und nicht ihre Kreditkarte rauskramen zu müssen. Ein Hoch auf die Propaganda!" "Ähm, ja auf die Werbung." Fisher lachte "Sag ich doch! Und das Verbraucherschutzgesetz?" "Gestaltet sich als schwierig." "Gestaltet sich als was?" "Äh...schwierig?" "Hören sie mir mal zu, Bermel! Ich bezahle sie nicht, um mir zu sagen, dass die Sachen sich als schwierig gestalten!" Der Konzernchef war plötzlich fuchsteufelswild. Er wurde rot im Gesicht und an seiner Stirn pochte eine Ader besorgniserregend heftig. "Ja, natürlich. Aber es ist nun mal schwer so ein Gesetz wie das Verbraucherschutzgesetz einfach so abzuschaffen. Da wäre wieder die Opposition und dann auch noch das Bundesverfassungsgericht..." "Wissen sie was: Es ist mir scheißegal ob sie dieses Gesetz abschaffen oder nicht! Sorgen sie dafür, dass es nicht angewandt wird! Es muss einer Regierung doch wohl möglich sein ihre eigenen Kontrollorgane auszuschalten! Wenn ich keine Lust auf den Betriebsaufsichtsrat habe dann kann ich ihn doch einfach loswerden." "Und wie stellt man so was am besten an?" Fisher starrte Bermel wütend an und tat einen Zug von seiner Zigarre. "Am besten so, dass es aussieht wie ein Unfall." Bermel schluckte. "Können sie sich eigentlich vorstellen, was dieses Verbraucherschutzgesetz für eine Katastrophe, für einen Pharmakonzern wie meinen ist?" "Ja, durchaus Herr Fisher!" "Oh, wenn ich nur an die Einnahmeeinbußen denke!" "Ich werde Sorge tragen, das alles zu ihrer Zufriedenheit von statten geht. Werde gleich morgen Rücksprache mit dem Kabinett halten. Frau Verbraucherministerin Keiffer kennt sich in solchen Dingen besser aus." Bermel lächelte unsicher. "Ich hoffe für sie, das ganze wird schnell gehen!", knurrte Fisher. Das Lächeln verschwand aus Bermels Gesicht. "Jetzt lassen sie mir gefälligst Stähle kommen!" "Sehrwohl!" Bermel ging vor die Tür wo ein halbes Dutzend deutscher Politiker saß. "Herr Bundeskanzler!", sagte er laut. Stähle stand auf und trat an Bermel heran. "Wie lief es bei dir Simon?", flüsterte "Oh he´s not in a good mood.", antwortete Bermel und klopfte seinem Kollegen auf die Schulter.
"Sie wollten mich sprechen?", fragte Stähle als er auf dem Stuhl vor Fisher Platz genommen hatte. "Ja natürlich!", zischte der und schloss genervt die Augen. "Was gibt es?" "Ich wollte es nochmal von ihnen hören: Warum zum Teufel klappt es nicht mit dem EU-Austritt? Schweden und Großbritannien können das ja anscheinend sogar ohne das ich ihnen im Nacken sitze." "Nun ähm," begann der Bundeskanzler "Sie müssen bedenken: Die EU hat eine enorme politische Bedeutung für Deutschland. Außerdem erlaubt sie Deutschland eine starke Einflussnahme auf andere EU-Länder. Hinzu kommt der Gedanke der Solidargemeinschaft." "Jaja, hören sie mir mit Solidargemeinschaft auf! Die EU liegt im Sterben. Ich leiste nur Sterbehilfe." "Ja, die immer noch andauernde Krise zerrüttet Europa ziemlich. Wir haben anscheinend noch nicht mal die Talsohle erreicht. Die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 10%. Ich komme in Erklärungsnot: wie soll ich den Leuten erklären wie eine solche Krise funktioniert und wer daran Schuld ist? Die Aktien liegen am Boden und ziehen die Wirtschaft mit sich. Wir brauchen einen Sündenbock, wenn wir an der Regierung bleiben wollen." "So? Ich dachte ihre Partei sei die Partei der Wirtschaftsprofis. Warum sollte man ausgerechnet jetzt jemand anders wählen wollen." "Sie sind kein Politiker Fisher! An den Rändern gewinnen die Parteien wieder an Boden. In den aktuellen Umfragen kratzt die NPD an der 5% Hürde und die Linke liegt bei 12%. Das wäre eine Verdopplung ihrer Stimmenzahl. Auch die Wahlbeteiligung liegt so hoch wie lange nicht mehr. Wir sind bei Werten von 55 - 60% an Menschen die zur Wahl gehen wollen." "Na dann fälschen sie halt die nächste Wahl!" Stähle lächelte bitter. "Nun so leicht ist das in Deutschland nicht. In Bolivien mag es ja damals ganz leicht gewesen sein - Ja ich weiß von Bolivien!", entgegnete Stähle auf Fisher überraschten Blick. "Und außerdem trage ich eine gewisse Verantwortung für Deutschland." "Ach hören sie mir auf!", Fisher hatte seine Fassung wieder gewonnen und auch seine Rage. "Deutschland, Deutschland! Jetzt tuen sie doch nicht so scheinheilig. Welche Gesetze sie alles schon durchgewunken haben!" "Nun es gibt aber bestimmte Themen, bei denen zuerst eine eingehende Prüfung erfolgen sollte." Seine Stimme schraubte sich hoch "Und ich finde EU-Austritt und Abschaffung der Verbraucherschutzgesetzes sind Themen die defini..." "Halten sie ihr Maul, Stähle.", unterbrach ihn Fisher kühl. Als er sich sicher war, dass Stähle nichts mehr sagen würde fuhr er mit ruhiger, aber umso bedrohlicherer Stimme fort, dabei kam er Stähles Gesicht immer näher: "So jetzt hören sie mir mal zu! Sie sollten bedenken wem ihre Treue zu gelten hat: Und zwar demjenigen, der sie bezahlt. Und das bin verdammt noch mal ich. Jetzt spielen sie sich doch nicht zum großen Politiker auf! Sie sind nur ein dreckiger Söldner, der seine Seele an einen Pharmakonzern verkauft hat." Er sah Stähle tief in die Augen. Der der sah genau so tief zurück. "Und jetzt hauen sie ab!" Stähle stand auf. "Gut, sie müssen tun was sie für richtig halten.", sagte er wie zu sich selbst, während er seinen Mantel richtete. "Aber denken sie an meine Worte!", nahm er den Faden nach eine kurzen Pause wieder auf und sah Fisher jetzt direkt an: "Sie sind kein Politiker! Bleiben sie lieber bei den Dingen die sie können!"
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 19. Dezember 2011 21:38

1.Akt
9.Szene


An Irish Pub Song (Öffnen)

"Na, gut geschlafen?", wurde Phillip begrüßt als er den "Fiddler&Shamrock" Pub betrat. "Ja, nach der Nacht musste man ja gut schlafen!", lachte er und schlug in Patricks Hand ein. Auch Matthias, Conor, Joshua und Sean nickten und hoben die Hände zum Gruß. "Und wie fühlt man sich so, kurz vor seiner ersten Demo?", wollte Patrick wissen. "Rebellisch?" "Mhh...", überlegte Phillip "Im Moment durstig. Mach mir bitte ein Guinness, Brian!" Der Wirt mit der Schiebermütze, nahm ein Glas unter dem Tresen hervor und zapfte es voll mit schwarzen, schaumigen Bier. Als Phillip sein Stout erhalten hatte vor er fort: "Und Leute? Wann gehen wir los?" "Stress mal nicht, Phillip!", gab Sean zur Antwort, ebenfalls Schiebermützenträger. "In exakt 39 Minuten kommt der Demonstrationszug eine Parallelstraße entlang. Dann mischen wir uns unters Volk.", fügte Matthias hinzu und nahm einen Schluck Kilkenny. Er war, so viel hatte Phillip inzwischen herausgefunden, außer ihm der einzige Nicht-Ire, der Gruppe. "Johanna kommt heute nicht?", fragte Joshua, der als einziger richtigen irischen Akzent hatte, an Patrick gewandt. "Nein, sie muss noch arbeiten!". Ein paar Minuten herrschte Schweigen, jedoch kein unangenehmes. Dann fragte Sean, er war der jüngste: "Die beiden Demos werden sich am Bundeskanzleramt vereinigen, nicht wahr?" "Ja, ja. Die ProEuropa-Demo wird da wahrscheinlich schon auf unsren Haufen warten.", grinste Patrick. "Die armen Schweine kämpfen auf verlorenen Posten, fürchte ich. Der Ausstieg ist durch!", fügte er dann etwas ernüchtert hinzu. "Europa zerbricht.", sinnierte Conor. "Ja, es ist dem Druck nicht so ganz gewachsen. Die reichen Länder wollen nicht mehr für die armen zahlen... die armen krepieren wegen der Inflation, und ich hab das Gefühl, dass noch mehr dahinter steckt...", schloss Patrick geheimnisvoll. "Du weißt doch irgendwas!", rief Matthias aus. "Sorry Jungs, Journalistengeheimnis!", antwortete Patrick wieder breit grinsend, lehnte sich zurück und leerte sein Whiskeyglas. "Schade um Europa!", murmelte Joshua düster. "Du interessierst dich für Europa?", fragte Phillip überrascht. Joshua sah etwas abschätzig zurück. "Die Briten sind gegen Europa! Das reicht mir!" "Umh", macht Phillip und nahm einen Schluck Bier. Ein paar weitere Minuten wurde über belanglosere Dinge geredet, die allerdings auch mehr Lacher hervorriefen.
"So wir sollten jetzt los!", sagte Connor mit einem Blick auf sein Phone. Also tranken alle aus und verließen den Pub - ohne zu zahlen, Brian ließ sie grundsätzlich anschreiben. "Wie läuft es auf der Arbeit?", fragte Patrick an Phillip gewandt, der ein Demonstrationsschild über der Schulter trug. "Naja, es ist schon eine ziemliche Umstellung von Marketingberater auf Arbeiter bei einer Backfirma, aber ich will mich nicht beschweren - immerhin bin ich nicht arbeitslos." "Schön, dass du das zu schätzen weißt!", lobte Patrick mit den Händen in den Taschen. Die beiden waren etwas hinter den anderen vier zurück. "Wenn wir ein bisschen Druck machen, wirst du vielleicht eines Tages sogar von deinem Lohn leben können!" Phillip lächelte bitter.
Sie erreichten die Straße, wo Menschen mit Bannern und Schilden einen Zug bildeten. Also reihten sie sich in die Reihen der Demonstranten ein. Gerechter Lohn für gerechte Arbeit., eine alte Forderung, doch immer noch aktuell. "Stoppt die Dumpinglöhne!", schrie Phillip aus voller Kehle und reckte die Faust in die Höhe. Es war ein ungemein befreiendes Gefühl. Mit der Zeit schlossen sich immer mehr Menschen ihnen an. Als sie jedoch nicht mehr weit vom Kanzleramt waren stoppte der Zug abrupt. "Was ist los?", Phillip war verwirrt. "Bullen!", knurrte Joshua. "Die Polizei hat wohl Straßensperren errichtet!", murmelte Patrick, wie zu sich selbst. Weiter vorne am Zug erhob sich jetzt lautes Geschrei, als die Demonstranten offenbar versuchten durch die Absperrungen zu brechen. "Aber die Demo war doch angemeldet!", entrüstete sich Phillip. "Ja...", antwortete Patrick langsam und offenbar immer noch in Gedanken. Dann schrak er plötzlich hoch. "Phillip, Sean! Ihr geht" Hier wird es gleich ungemütlich werden." "Vielleicht sollte ich wirklich gehen.", meinte Phillip als die Masse zu wogen begann. Doch Sean protestierte: "Ich bleibe! Du kannst es mir nicht verbieten Patrick! In bin schließlich kein Kind." Patrick sah zwischen seinen Leuten hin und her. "Haben wir ähm die speziellen Flaschen dabei, Josh?" "Nein!" "Wirklich?", er sah ihm tief in die Augen. "Nein!", wiederholte Joshua. "Nun, von mir aus!" stöhnte Patrick "Aber du haust ab!", wandte er sich dann an Phillip und der tat wie geheißen.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 28. Dezember 2011 15:44

1.Akt
10.Szene


Patrick saß wieder in seinem Zimmer vor seinem Laptop, doch er kam mit seinem Artikel nicht wirklich weiter. Er machte sich Gedanken um Joshua, den er seit vorgestern auf der Demo nicht mehr gesehen oder von ihm gehört hatte. Josh war ein ziemlich harter Hund, aber er hatte die außergewöhnliche Fähigkeit sich immer in die größtmögliche Scheiße hineinzureiten.
Patrick stöhnte und streckte die Zunge raus. "Kein Bock!", murmelte er immer wieder. Noch wusste er nicht, dass in ein paar Minuten etwas passieren würde, dass seine Laune erheblich heben wird. Im Moment saß er jedoch noch vor seinen Artikeln und konnte sich nicht wirklich konzentrieren. Wut stieg in seinem Magen hoch und verdichtete sich zu einem festen Knoten, als er an gestern dachte. Eine bewaffnete Polizeistreife war zu ihrer kleine Redaktion gekommen und hatte sich mehr oder weniger gewaltsam Zutritt verschafft. Patrick hatte ihr kleines Magazin nie als außergewöhnlich regierungskritisch empfunden - ok wenn die Regierung nichts Lobenswertes fabriziert kann man nun mal schlecht lobend über sie berichten, aber anscheinend war das schon schlimm genug. Die beiden Gorillas hatten dem Chef einen Wisch unter die Nase gehalten und erzählt, die Regierung habe den Eindruck, dass hier "ein falsches und potenziell schädliches Bild von der Politik in Europa" vermittelt würde. Patrick war vollkommen geschockt gewesen. Diese Durchsuchung kam für ihn völlig überraschend. Die beiden Männer hatten sämtliche Büros durchkämmt, Fotos gemacht und Unterlagen kopiert. Patrick hatte mit Monica und Laura auf seinem Schreibtisch gesessen und das Schauspiel fassungslos beobachtet. Nach einer Dreiviertelstunde war der Spuk dann vorbei. Die Polizisten verabschiedeten sich und verschwanden.
"Das war ja wohl ein offener Angriff auf die Pressefreiheit gewesen!", murmelte Patrick. Der Gedanke konnte ihn jedoch auch nicht wirklich motivieren weiterzuschreiben. Fahrig klickte er sich durch einen lagen Dateipfad, kopierte ein Bild und fügte es in einem Artikel mit dem Titel "Rom - Neue Hauptstadt der EU ein."
Bild
"Musik!", stöhnte er und ließ seine Stimme wie die eines Verdurstenden klingen. Wie mit letzter Kraft klickte er im Startmenü auf Musik und dann auf Alle Wiedergeben und dann auf Random. Die Rolling Stones ertönten.
Zufällige Wiedergabe (Öffnen)

"Ihr seid ja älter also meine Großeltern!", kischerte Patrick, fast so also könnten Mick Jagger und Keith Richards ihn durch den Bildschirm hindurch hören.
Ein paar Minuten schaffte Patrick es tatsächlich noch über den Personalumbau in der Spitze der PFM zu schreiben, dann lehnte er sich im Stuhl zurück und rieb sich den Kopf. Einen Moment lang saß er so da, wie erschlagen. Dann klingelte das Telefon. "Ja ich komme !", brüllte Patrick durch den ganzen Raum ohne sich darum zu kümmern, dass ihn der Anrufer ja gar nicht hören konnte. Mit einem Seufzen stand er auf, schlurfte durch den Raum und nahm ab. "Ach, Herr Wioretsch?!?"... "Ja, aber jeder Zeit!"... "Gut dann gleich morgen um 9." Patrick grinste wieder breit. Seine Laune hatte sich schlagartig enorm gebessert. Der komische Kauz hatte ihn für morgen in seine Villa bestellt und er hatte ihm wahre Horrorstory versprochen...
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 29. Dezember 2011 15:31

1.Akt
11.Szene


"Zigarette?", fragte Wioretsch "Nein, ich bin immer noch Nichtraucher.", lehnte Patrick ab. "Wieso zum Teufel eigentlich?" "Ich will gesund Leben und, dass die Dinger Krebs verursachen sollte ja bekannt sein!" "Was? Dabei steht das mit dem "Raucher sterben früher" doch schon seit 2 Wochen gar nicht mehr auf den Packungen.", antwortete Wioretsch mit gespielten Entsetzen. Nachdem er einen kräftigen Zug genommen hatte fuhr er fort: "Dann stell ich dir mal eine Frage: Wer regiert diesen Haufen Erde zwischen Strichen auf der Landkarte, der sich Bundesrepublik Deutschland nennt ?" "Auf dem Papier? Bundeskanzler Stähle!" "Und der Junge wusste direkt worauf ich hinaus wollte!", wandte sich Wioretsch an den leeren Raum. "Du sagst also", knüpfte er dann weiter an "der offizielle Machthaber ist gar nicht die eigentliche Macht im Staat. Richtig?" "Richtig!" "Und wie nennt man so eine, sagen wir mal Regierungsform, häh?" "Das wäre dann wohl eine Form von Anarchie.", antwortete Patrick vorsichtig. Worauf wollte dieser komische Kauz hinaus? "Ja Genau! Anarchie! Und was ist in der Anarchie immer vorhanden?" Patrick zuckte nur mit den Schulter. Er wusste nichr was Wioretsch hören wollte. "Keine Ahnung! Aber wollten sie mir nicht eigentlich eine, wie sie sagten Horrorstory enthüllen?" "Jaja, dazu kommen wir ja jetzt!", zischte der Ex-Politiker schnippisch. "Also in einer Anarchie", erklärte er dann "gibt es immer ein Machtvakuum. Und dieses wird dann meist von den Leuten ausgefüllt, die vorher sowieso schon die Macht hatten. Den ehemaligen grauen Eminenzen so zu sagen." Langsam dämmerte es Patrick "Und jetzt frag ich dich nochmal, Kleiner: Wer hat die Macht im Staate Deutschland?" "Die, die das Geld haben!" "Ja, oder sagen wir besser, die mit dem Kapital."
Wioretsch schnippte den Stummel seiner Zigarette auf den Boden und murmelte wie zu sich selbst "Anarchie..." Dann wandte er sich wieder an Patrick. "Sozialkunde, 10. Schuljahr: Nenne mir die 3 Arten von Extremismus in der heutigen Gesellschaft. ", forderte der Alte auf. "Das sind Rechtsextremismus, Linksextremismus und religiöser Fundamentalismus." "Genau das hab ich damals auch gelernt.", beschwor Wioretsch geheimnisvoll, beugte sich vor und blies einen Rauchkringel in die Luft. "Aber ich sage dir Junge!", fuhr er fast flüsternd fort, obwohl niemand da war, der sie hätte belauschen können. "Sie haben eine Extremismusart vergessen, oder vielleicht auch bewusste ausgelassen. Den Liberalextremismus!" "Und was zum Henker soll das sein ?" "Die gesellschaftlich akzeptierte Form von Chaos, Raub und Brandschatzung. Stell dich nicht dumm, du weißt was ich meine!" Und tatsächlich wusste Patrick wovon Wioretsch sprach. Auch wenn es ihm fast peinlich war, so kamen ihm erneut Bilder von afrikanischen Kindersklaven in den Kopf, die gezwungen wurden für Schokoladenfirmen Kakao anzubauen. Wie klischeehaft, aber leider Realität.
Wioretsch sah, dass sein Gegenüber zu verstehen begann und fuhr fort. "Weißt du was jede Form von Extremismus so grausam macht?", fragte er und lächelte fast schon diabolisch und seine Augen funkelten. "In Ihr ist alles erlaubt was der Ideologie dient. Alles! Im Rechtsextremismus alles, was dem "Volkskörper" dient. Im Linksextremismus alles, was dem Kollektiv dient und im Fundamentalismus alles, was den religiösen Lehren entspricht. Und hier... Ja hier ist alles erlaubt, was dem Profit dient, dem goldenen Kalb, dem unheiligen Mammon, den sich die Jünger der Wallstreet und der Frankfurter Börse zu ihrem Gott erkoren haben. Noch beschränkt sich das ganze auf die sogenannte 3.Welt, oder was meinst du, warum dort unten in Afrika seit 40 Jahren nicht voran geht? Aber bald werden wir hier ähnliche Zustände haben. Oh ich seh schon: Die Leute werden sich nach der frühen Industriellen Revolution sehnen. Damals war wenigstens der Bevölkerungsdruck kleiner."
Patrick hatte genug gehört er zitterte leicht, konnte sich aber beherrschen. "Ok! Sagen sie mir jetzt noch einmal ganz genau was die Grauen Eminenzen vorhaben um aus dem Schatten ihrer Vormünder zu treten.", befahl Patrick. "Nennen wir das Kind doch ruhig beim Namen.", antwortete Wioretsch gelassen "Es sind Großunternehmer, Banker, Manager, Fabrikbesitzer, kurz: Die Leute die man bei Marx als Bourgeoisie kennen lernt. Und sie wollen, dass die Politiker, unfähige Hunde ich weiß, aber immerhin müssen sie einen Teil des Volkes hinter sch wissen um sich an der Macht zu halten, endgültig die letze Macht über sie verlieren. Und zu diesem Zweck, und nur zu diesem, wurde die PFM, die Partei des Freien Marktes gegründet." "Woher wissen sie das das alles?" verlangte Patrick zu wissen "Sie sind doch vor fast 3 Jahren aus der Partei ausgetreten." "Wäre ich noch in der Partei, wüsste ich es wahrscheinlich auch nicht.", unterbrach Wioretsch Patrick, der dazu ansetzte noch mehr zu sagen. "Solches Wissen ist nur für die oberste Führungsspitze der Partei bestimmt. Aber nein! Was machen Politiker wenn sie sich aus der Politik zurückziehen? Sie gehen in die Wirtschaft!", beantwortete er seine Frage selbst "Ich war nur so schlau rechtzeitig die Seite zu wechseln als merkte, dass er funktioniert so wie es soll." "Also haben sie gar keine Parteigelder veruntreut?" "Doch schon, ich brauchte ja einen Vorwand zu gehen. Weißt du, die PFM ist für die Wirtschaftsbosse so etwas wie die SA es für Hitler war. Ein Haufen Trottel, die von den Ideen der Bewegung überzeugt sind und all die herrlichen Versprechen für bare Münze nehmen. Man braucht sie nur um an die Macht zu kommen. Danach sind sie wertlos, ja schädlich. Sie müssen also weg und genau wie Hitler sich der SA entledigt hat wird man sich auch der PFM entledigen." "Aber doch sicher nicht so drastisch wie damals!", platzte es aus Patrick heraus. "Drauf wetten würd ich nicht", gab Wioretsch zurück und zündete sich seine 3. Zigarette an.
Eine lange Zeit herrschte Schweigen, so dass der ehemalige Politiker sich schon seine 4. Zigarette anzündete ehe Patrick die Stille brach. "Warum erzählen sie mir das alles?", wollte er plötzlich wissen. "Wenn sie doch selber mittlerweile ein hohes Tier in der Wirtschaft sind, müssten sie doch den Teufel tun irgendjemanden von solchen Plänen zu erzählen." "Nun", paffte sein Gegenüber "Ich wollte halt fair bleiben. Ich bin nicht so für die Nazimethoden von Leuten wie Fisher..." "Fisher von CMNC?", schnitt Patrick im das Wort ab "Jaja, genau der. Und außerdem... gibt es nicht immer einen miesen Hund, der alle Pläne dem Feind offenlegt?" Patrick zuckte mit den Achseln. "Hör zu Patrick Dahlheim", knurrte der Alte. Scheiße woher kennt er meinen Namen, dachte Patrick "Ich will nur eine Rückversicherung! Sollte alles klappen wie geplant wird keine Spur zu mir führen. Oder meinst du etwa ich hieße wirklich Wioretsch und würde in dieser kleinen Hütte leben? Sollten aber alle Stricke reißen, ja dann würde Wioretsch als Informant des Widerstandes und damit als Held gefeiert werden. Verstehst du?" Patrick verstand. "Sie miese, verräterische Schlange!" lachte Patrick kopfschüttelnd. "Glaub bloß nicht mit Komplimenten kommst du bei mir weiter!", zwinkerte der andere, sah dann auf seine Uhr und fügte hinzu "Und jetzt raus aus dieser Spelunke hier! In Einer Stunde geht mein Flieger nach L.A. und ich würde ihn nur äußert ungern verpassen. Mit diesen Worten komplementierte er Patrick unsanft zur Tür und schickte ihn fort. Als er jedoch an der gusseisernen Pforte war rief ihm der Alte hinterher: "Und nutz dein Wissen und deine Zeit gefälligst! Es wäre ja langweilig wenn das ganze zu einfach werden würde!" "Ja, ihnen auch viel Glück sie werden es brauchen!" Und so trennten sie sich, auf nimmer wiedersehen.
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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 2. Januar 2012 15:23

1.Akt
12.Szene


Patrick saß wiedereinmal in seiner Stammkneipe dem "Fiddler&Shamrock", diesmal jedoch allein. Gedankenverloren drehte er eine 1€-Münze in der Hand. Obwohl Deutschland seit heute 8:30 offiziell kein Mitglied der EU mehr war, hatten sie die Gemeinschaftswährung behalten. Der einziger Unterschied war nun, dass die Münze in seinen Händen jetzt "Deutscher Euro", ähnlich dem "Französischen Euro" oder dem "Belgischen Euro", hieß. Es war schon ein seltsames Theaterstück, das hier gespielt wurde.
"Guinness?", riss ihn der Wirt Brian aus seinen Gedanken. "Ja...ja ich denke, das ist eine gute Idee." antwortete Patrick geistesabwesend. Es war noch früh am Morgen - kurz vor 10 am ersten Advent 2026, das bezeugte unter anderem der große Adventskranz, den Brian aufgestellt hatte. Der Wirt war streng gläubig und wollte, dass man sah, dass es auf Weihnachten zuging. Er stellte Patrick, der gerade der einzige Gast im Pub war, ein Glas voll schaumiger, schwarzer Flüssigkeit hin und beugte sich zu ihm herüber. "Was bedrückt dich Junge?", wollte er mit ernster Stimme wissen. "Ich kenne dich. Irgendwas ist los." "Siehst du denn keine Nachrichten?", gab der säuerlich zurück und seufzte. "Reicht, dass denn noch nicht um ein bisschen down zu sein?" "Du meinst wegen die Austritt?" "Ja wegen dem EU-Austritt... unter anderem." "Unter anderem?" Patrick seufzte erneut, nahm einen kräftigen Schluck Stout und sah Brain tief in die Augen. "Wer würdest du sagen regiert dieses Land?", griff der Wioretschs Worte vom Vortag auf. "Weel... die Politiker, nicht wahr?" "Du würdest also sagen, dass alle Macht in den Händen gewählter Vertreter liegt?" "Nein. Natürlich nicht. Haste was, dann biste was sagt man hier in Berlin und es stimmt, oder?" "Doch, doch denke schon."
Patrick schwieg so lange, dass Brian schon annehmen musste, dass er nichts mehr sagen würde. Doch als der Pubbesitzer sich gerade wieder einem schmutzigen Glas zuwenden wollte, fragte sein Gegenüber unvermittelt. "Aber sollten nicht die Leute die Wirtschaft im Staat leiten, die auch Ahnung von Wirtschaft haben?" "Nun, das heißt ja noch lange nicht, dass sie auch im Interesse Anderer wirtschaften können oder das überhaupt wollen." Patrick nahm erneut einen großen Schluck wischte sich den Schaum vom Kinn und antwortete "Und genau das ist das Problem. Und noch problematischer wird es, wenn die selben Leute auch noch die Gesetzte machen." "Patrick, warum erzählst du mir das alles?" Patrick gab einen klagenden Laut von sich ließ den Kopf auf die Arme sinken. Nach mehrmaligen Seufzen setzte er sich wieder aufrecht, leerte sein Glas und begann in kurzen Sätzen zu erzahlen, was er gestern erfahren hatte.
Als er fertig war wirkte Brian geschockt. Ohne ihn zu fragen, ob noch etwas trinken wollte hatte er Patrick einen doppelten Whiskey hingestellt und füllte auch sich selbst ein Glas mit bernsteinfarbener Flüsigkeit. Mittlerweile hatte eine junges Pärchen den Pub betreten und 2 Irish Coffee geordert, doch Brian ignorierte sie beflissentlich. "Das wird nicht gut gehen!", war seine einzige Antwort. Patrick stimmte ihm stumm nickend zu und trank seinen Whiskey in einem Zug. Das Glas stelle er Brain hin und bedeutete ihm mit einer kurzen Geste nachzufüllen.
"Hey, sie da! Wo bleiben die Irish Coffees?", bellte der junge Mann zu ihnen herüber. "Die brauchen halt ein wenig!", antwortete Brian nicht weniger unfreundlich, schenkte Patrick nach und füllte den Rest des Whiskeys in einen kleinen Topf um ihn zu erwärmen. "Und zwar aus 2 Gründen.", nahm Patrick den Faden wieder auf, so als ob sie gar nicht unterbrochen worden wären. "Erstens: Die Bürger werden nicht von einem Haufen Bankern, Finanzchefs und Großaktionären regiert werden wollen. Und Zweitens: Diese Leute haben noch weniger Ahnung vom Regierung, als die, die im Moment noch an der Macht sind." Brian brummte zustimmend, während er an der Kaffeemaschine herumfuhrwerkte. "Hast du etwa immer noch die alte Kiste?", wollte Patrick wissen und spähte zu dem Wirt herüber. "Filterkaffee schmeckt besser!", gab der Wirt achselzuckend zurück und wandte sich wieder an seinen Stammkunden. "Aber nicht aus einer Maschine, die seit 20 Jahren nicht mehr entkalkt wurde!" Brian grummelte grimmig, wollte jedoch dann wissen. "Und wie soll, das alles überhaupt funktionieren. Ich meine wozu haben wir das BVG ?" "Wie das ganze im Detail aussieht kann ich dir nicht sagen, davon hat Wioretsch nichts erzählt, aber es wird auf einem einfachen Grundprinzip basieren: Jeder Mensch ist käuflich." "Ich kann es mir trotzdem nicht vorstellen", meinte Brian und begann mit einem Löffel Sahne aufzuschlagen. "Ich meine: Was werden denn die anderen Länder dazu sagen?" "Verstehst du nicht Brian?", sagte Patrick eher belustig als zornig. "Deutschland ist nur der Anfang. Ganz Europa ist unterwandert. Hier soll eine Wirtschaftsregierung; nein eine Wirtschaftsdiktatur entstehen.", verbesserte er sich und nippte an seinem Whiskey. "Irgendwie... ich glaub nicht, dass das so einfach klappt.", beharrte Brian, während wie Sahne im Glas in seinen Händen langsam schaumiger wurde. "Wer sagt denn etwas von einfach? Aber wenn wir nichts tun wird es passieren!" "Ok, ok", gab Brian sich geschlagen, stellte die Sahne auf der Theke ab und hob abwährend die Arme. "Nehmen wir mal an dieser Wieczorek" "Wioretsch!" "Jaja, wie auch immer. Nehmen wir mal an dieser Typ hätte recht mit dem was er sagt und er wollte nicht einfach nur verarschen. Was sollten wir deiner Meinung nach jetzt tun? Häh?" Patrick schwieg.
Der Kaffee war fertig. Brian ging zum Topf mit dem Mittlerweile dampfend warmen Whiskey, füllte ihn in 2 Latte macchiato-Gläser, goss ihn mit Kaffee auf und krönte das ganze mit Sahne. Danach wuselte er zum Tisch, an dem das Pärchen saß, stellte das Tablett mit dem Irish Coffee unsanft auf ihrem Tisch ab und bezog wieder seinen Posten hinter dem Tresen. Als er dort war war Patrick schon aufgestanden und gerade dabei sich seine Jacke anzuziehen. "Wo willst du hin?", fragte der Pubbesitzer. "Tanke!", kam die knappe Antwort. "Schreib mir die Getränke an! Ich bezahl dann beim nächsten mal." "Bier bekommst du auch bei mir! Oder was willst du sonst sonntags an der Tankstelle?" "Na Benzin!" "Du hast doch gar kein Auto!" "Wer redet denn von Treibstoff?" Mit diesen Worten verschwand er im kalten Berlin. "Tze! Soviel zu Ich bin mittlerweile vernünftiger! Pah!", schnaubte Brian kopfschüttelnd und sah Patrick nach. Doch er konnte sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen.




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Re: Europa Futura

Beitragvon Guerillonist » 17. Januar 2012 00:27

1.Akt
13.Szene


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Am nächsten Morgen war Patrick ungewöhnlich früh auf den Beinen. Er wollte so früh wie möglich in der Redaktion auftauchen und für die Drucklegung seiner neuen Erkenntnisse sorgen. Doch am Verlagsgebäude angekommen erwartete ihn eine böse Überraschung:
Das gesamte Gelände war abgesperrt und ein Mannschaftswagen der Polizei stand davor. "Was zum ...", begann er, verkniff es sich jedoch. Wieso in aller Welt war das Gelände von der Polizei abgesperrt? Und was taten die da drinnen? Jedenfalls vermutete Patrick, dass die Polizisten sich im Gebäude aufhielten, denn das ganze Gelände war menschenleer, nur der offene und offensichtlich leere Polizeiwagen stand da, so schief geparkt, dass er allein 4 Parkplätze in Anspruch nahm. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken einfach über die Absperrung aus Plastikband hinweg zu steigen und drinnen nachzufragen warum hier so ein Aufstand veranstaltet wurde. Doch dann verwarf er diesen Gedanken wieder - es wäre dumm gewesen. Warum dieser Aufmarsch? "Nungut", überlegte Patrick halblaut "vor ein paar Tagen war schonmal die Polente hier gewesen wegen, wie hieß das nochmal potenziell schädlicher Berichterstattung oder so." Patrick wusste natürlich, und hatte es auch schon vor seinem Gespräch 2 Tage zuvor gewusst, dass die Regierung Stähle längst nicht so freiheitlich war, wie sie sich gab, aber hätte nicht gedacht, dass sie schon soweit wären, dass die Feindpresse ausgeschaltet wurde. Vorallem da es nun wirklich Blätter und Blogs gab, die sich hämischer über die Regierung ausließen.
Andererseits fegte der Anblick des abgesperrten Gebäudes endgültig die letzten Zweifel fort, die er noch an Wioretschs Worten gehabt hatte. Aber warum ausgerechnet der Verlag bei dem er arbeitete? Dafür gab es nur eine Erklärung: Wie wussten, was er wusste. Oder zumindest ahnten sie etwas. Wären sie sich sicher, wäre er vielleicht... Patrick führte den Gedanken lieber nicht zu Ende. Zum Glück waren die Polizisten schon so früh aufgetaucht, sonst hätten sie ihn eiskalt im Verlag erwischt. Wenigstens hatte er sich gestern mit Eigenschutzmitteln eingedeckt.
Plötzlich hörte Patrick laute Stimmen aus dem Gebäude. Er musste hier weg ehe sie ihn sahen. Er riss sein Fahrrad herum, Benzin wäre bei Preisen von bis zu 4€ pro Liter zu teuer für ihn und auch ein Elektroauto war, außer wenn es gebraucht und damit fast unbrauchbar war, nicht gerade billig - von den hohen Strompreisen mal ganz abgesehen.
Als er 2, 3 Kilometer zwischen sich und das Verlagsgebäude gebracht hatte stieg er ab und dachte über seine Möglichkeiten nach. Was auch immer er tun konnte, es war wichtig,dass seine Informationen verbreitet wurden. Eine Möglichkeit bot natürlich das Internet. Doch wurde es selbstverständlich überwacht. Außerdem wäre Patrick nicht überrascht gewesen bei seiner Heimkehr seinen Internetzugang gesperrt vorzufinden. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Menschen in den letzten 15 Jahren gelernt hatten, dass das Internet alles andere als eine sichere Informationsquelle war.
Um sicher zu gehen, dass seine Nachricht gehört werden würde, würde er zusätzlich auf archaischere Mittel zurückgreifen müssen: Der gute alte Druck. Sein Arbeitsplatz fiel nun wohl aus, und damit auch die verlagseigene Website. Aber Patrick hatte schon eine Alternative parat... eine gute Alternative. Allerdings würde er dazu Hilfe benötigen. "Ihr wollt dieses Spiel also spielen", murmelte Patrick wie zu sich selbst. "Gut! Dann spiel ich eine Partie mit!" Grimmig lächelnd zog er sein Handy aus der Tasche und wählte hastig eine Nummer, während er sich aufs Rad schwang: "Joshua! Wir haben ein Problem!"
Eine halbe Stunde später stand Patrick vor einem halb verfallenen Haus irgendwo in Köpenick. Er schlug ein paarmal heftig gegen die Tür - eine Klingel hab es nicht. Ein junger Mann, dem man ansah, dass Kiffen für ihn mehr als nur eine Gelegenheitsbeschäftigung war, öffnete, blinzelte ins trübe Licht und fragte mit verkniffender Stimme: "Wat gibbet? Ick hep keene Zeit, fastehste!?!" "Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!", antwortete Patrick und verdrehte die Augen. "Immer rinn in die jute Stube!" "Wer hat sich eigentlich diesen bescheuerten Spruch ausgedacht?" murrte Patrick und hing seine Jacke auf. Der Andere, Patrick meinte sich zu erinnern, dass er Stan hieß, zuckte nur und gab zur Antwort. "Is os nem alden Fantasybuch, glob ick!" Dann verschwand er in einen Raum, der vielleicht eine Küche darstellen sollte.
Patrick jedoch stieg die Treppe hinunter in den Keller. Er wusste nicht, ob hier mal ein viel zu flacher Bunker, ein unnötig geräumiger Fluchttunnel oder einfach nur ein überdimensionierter Vorratskeller gewesen war, jedenfalls war der Keller deutlich größer als der Grundriss des Hauses und um einiges ordentlicher als der Rest der Bude - oder jedenfalls schien das Chaos hier System zu haben: An den Wänden hingen die Poster unzähliger Punkrockbands, auf den kreuz und quer verteilten Tischen lagen Blaupausen, Plakate, Zeitungen, , leere Flaschen und ein paar alte . An der Rückwand standen 6 Drucker und Kopierer eng aneinander und auf der Wand selbst prangte ein roter Stern und darauf die Worte Viva la resistencia!.
So wirkte der Raum recht voll, obwohl nur eine Person darin war. "Na Patrick, du dreckiger Kelte! Kommste mich auch mal wieder besuchen?" "Freu mich auch dich zu sehen, Borsti!", antwortete Patrick und er meinte es ehrlich. "Was verschafft mir die zweifelhafte Ehre?", fragte Borsti und räumte einen Stapel Papier und einem Tisch um sich auch ihn aufstützen zu können. "Erklär ich dir gleich! Wir müssen erstmal Platz schaffen. Es kommen noch mehr." "Sehr schön! Besuch!", gab der Andere mit einem rauen Lachen zurück. Also machten sie sich daran den Raum so weit aus- und aufzuräumen, dass sich eine größere Personengruppe an einer Seite sammeln konnte. "Weißt du, Patrick. So früh arbeite ich eigentlich nicht, aber wenn du es bist ist es glaub ich wichtig.", sagte Borsti während er einen Tisch zur Seite trug.
Sie musste nicht lange warten: Schon nach 10 Minuten kamen Sean und Conor die Kellertreppe hinunter. "Wir haben Großalarm ausgegeben!", meinte Conor lässig. "Die meisten sind natürlich auf der Arbeit, aber heut Abend trudeln alle ein." "Das ist gut!", lobte ihn Patrick etwas zerstreut, er hatte gar nicht bedacht, dass die meisten natürlich um diese Zeit auf der Arbeit waren. Nur Bäcker Sean und Schichtarbeiter Conor hatten Zeit. Und Joshua natürlich, der war schließlich arbeitslos.
"Willst du uns nicht erzählen was überhaupt los ist?", fragte Sean skeptisch. "Ich will das ganze lieber nur einmal erzählen - wenn alle da sind.", antwortete Patrick. "Nun dann", warf Borsti, mit einem sarkastischen Lachen, ein "haben wir noch etwa", er sah auf sein linkes Handgelenk, obwohl er dort keine Uhr trug. "Haben wir noch über 6 Stunden um es uns gemütlich zu machen! Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich werd jetzt erstmal ein kühles Blondes zischen. Und damit mein ich nicht Käthe!" Käthe, eigentlich Kathrine, war Borstis Freundin.
Also hockten sie sich erst zu viert, als Joshua ankam zu fünft und als Käthe vorbei sah zu sechst ins Wohnzimmer. Patrick wurde zunehmend nervöser während er immer wieder Blicke auf seine Handyuhr warf. Entgegen seiner Gewohnheit hatte er schon ein halbes Dutzend Zigaretten gequalmt als es allmählich voller wurde. Und tatsächlich wurde es viel voller als Patrick erwartet hatte. Um kurz vor halb 7 versammelten sie sich im Keller.
Rund 30 Paar Augen sahen Patrick erwartungsvoll an. Die Menge bestand zum größten Teil aus seinen Jungs, inklusive Phillip und aus Borstis Leuten. Es waren aber auch Leute da, die nicht zu einer dieser Gruppen gehörten. "Dann lass mal hören!", forderte Borsti, der neben Patrick stand und ihm auf die Schulter patschte. Patrick räusperte sich und begann:" Also ich weiß nicht ganz wie ich das erklären soll, aber kurz gesagt wir stecken alle tief in der Scheiße!" Und so erklärte er ihnen alles was er von Wioretsch über die PFM und die Pläne der Konzernbosse erfahren hatte. Als er endlich fertig war herrschte allseits betretenes Schweigen, aber niemand schien an seinen Worten zu zweifeln. "Und weil ich eine Plattform brauche", schloss Patrick "und wie gesagt die Redaktion für mich keine Option mehr darstellt hab ich mich hier hin gewandt: An Borsti und seine Leute. Die mieseste Untergrund-Anarcho-Zecken-Presse in ganz Berlin." "Jaja, schleim dich nicht ein!", scherzte Borsti. Er wirkte als einziger nicht schockiert, sondern eher so, als hätte er irgendwie erwartet, dass so etwas irgendwann passiert. "Also Leute ihr habt diesen kleinen Halbiren gehört! Das die Märkte die eigentlich Macht im Staat sind dürfte ja bekannt und das sie irgendwann keinen Bock mehr haben das heimlich zu sein, hätte man sich denken können." Borsti lächelte verschmitz und ließ den Blick durch den Raum wandern: "Also wie ich das sehe sind wir zusammen mit mir 33. Dahinten haben wir die Irenfraktion, dann natürlich meine Leute und diese Hunde sind glaub ich von solid ... und ihr?" "Attac!" "Ach, Weltverbesserer... Wie auch immer; ich würde sagen: Wer sich mit Technik auskennt stellt den ganzen Kram ins Internet! Und sorgt dafür, dass man das Zeug nicht einfach wieder direkt löschen kann. Die anderen machen Plakate, Buttons, Aufkleber... was man halt so braucht wenn man ne Message verbreiten will. Und Patrick wuselt hier rum und beantwortet sachliche Frage.", befahl Borsti in einem Ton als würde er öfters solche Anweisungen geben. Und dann als sich niemand rührte: "Na hopp ich hab Sylvester noch was vor!" Und alle verteilten sich hektisch im Raum. "Und was hast du vor ?", fragte Patrick Borsti, als dieser den Raum verlassen wollte. "Ich? Ich telefonier mal mit Kudda-Kalle."
Als Borsti nach einer Viertelstunde wieder kam, spucken 3 der 6 Kopierer bereits fleißig Plakate aus. Er war bester Laune, tänzelte förmlich zu der Musikanlage in der Ecke herüber suchte sich ein Lied aus der Playlist und dreht ordentlich am Lautstärkeregler.
Dröhnung (Öffnen)

"Kennste?" "Das ist Rage against the machine!" "Guerilla Radio um genau zu sein! Und genau das hab ich dir grade besorgt!" Patrick runzelte nur die Stirn. "Kudda-Kalle!" "Wer soll denn das sein?" "Der Betreibt nen Piratensender auf einem Boot irgendwo in der Ostsee. Und der wird ab sofort unter anderem dich senden!" "Mich?" "Ja, du Genie!" "Wow!" "Tja!", grinste Borsti zuppelte sich sein Shirt zurecht und machte irgendetwas am PC, dass er dann an einen der Drucker schickte. 5 Minuten später kam er mit einem Packen Aufkleber zurück auf denen die Aufschrift "UKW 109.2 Guerilla Radio Die Wahrheit" prangte Außerdem waren ein altertümliches Mikro und eine ebenso veraltete Radiostellleiste darauf zu sehen. Alles in allem sahen die Dinger recht gut aus.
"So! Jetzt kommt der beste Teil des Abends!", freute sich Borsti eine Weile später "Das Anbringen!", stimmte Patrick ihm zu. Alle versammelten sich mit Flugzetteln, Plakaten und Aufklebern vor der Haustür. Die meisten hatten schwarze Kapuzenpullis an. "So wir teilen uns auf!", wies Borsti die Gruppe an. "Gretha du gehst mit ein paar Leute die Straße hoch. Patrick, du schnappst dir deine Iren und gehst die Straße runter! Und ich geh über die Hinterhöfe und dann nach Norden. Klar soweit?" Alle nickten und murmelten zustimmend. "Und denkt immer dran!", fügte Borsti dann noch hinzu "Sei schön unartig und macht ja Lärm will ja gesehen werden!" Alle lachten und verschwanden in unterschiedlichen Richtungen im nächtlichen Berlin um ihre Botschaft unters Volk zu bringen.
Zuletzt geändert von Guerillonist am 1. Februar 2012 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
~Es ist nicht tot was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt~