Quelle: http://www.gamestar.de
Von Benjamin Kratsch
Total War: Shogun 2 in der Vorschau
Samurai mal Zwei
Wir haben Creative Assembly in Horsham besucht und im Detail analysiert, wie die Koop-Kampagne und der Online-Modus mit seinen Rollenspielelementen funktioniert.
Total War: Shogun 2 wird sich in drei Teile splitten: Die Einzelspielerkampagne, eine Koop-Kampagne für zwei Generäle und einen komplett neuen Online-Modus, in dem jeder Spieler ähnlich wie in einem Rollenspiel einen Charakter kreiert, weiterentwickelt und seine Truppen spezialisiert.
Wie die Einzelspieler-Kampagne im Detail funktioniert, haben wir bereits in unserer letzten Preview erklärt. Die Koop-Kampagne unterscheidet sich dadurch, dass zwei Spieler gemeinsam die Macht im Reiche Japans erlangen wollen. Dafür können die Verbündeten sich ähnlich wie beispielsweise in Warcraft 3 gegenseitig Ressourcen zuschustern oder vor einer Echtzeitschlacht munter ihre Armeen hin und her tauschen.
Wenn also ein Feldherr ein gutes Händchen für Infanterieformationen und Kavallerie hat, könnte der andere währenddessen die Bogenschützen postieren und die Generäle sinnvoll einsetzen um deren Schlacht-Boni voll auszuspielen. Oder aber einer übernimmt die Verteidigung von strategisch wichtigen Punkten und lässt seine Hauptarmee hinter der Frontlinie, während der andere den Feind durch kleinere, aber nervige Attacken reizt, zum Angriff zwingt und so in eine Falle lockt.
Auf den Rüstungen unserer Truppen sind feine Details und eigene Verzierungen sichtbar.
Lebe Online. Kämpfe Weise.
Als bei unserem Besuch bei Creative Assembly der Lead Multiplayer Designer Ian Roxburgh den Raum betritt, haben wir nicht damit gerechnet, dass er gut zwei Stunden brauchen würde, um uns den neuen Online-Modus zu erklären. Und dabei scheint er nur an der Oberfläche gekratzt zu haben.
Los geht’s mit der Auswahl eines Avatars. Von der Kinngröße über Wangenknochen bis zum Abstand der Ohrläppchen wird rollenspieltypisch alles genau angepasst. Im Japan des 16. Jahrhunderts markierten die Samurai durch aufwendige Verzierungen und kostbare Rüstungen ihren Rang innerhalb der Gesellschaft. Ergo werden Sie im Verlauf der Online-Kampagne hunderte Schwerter, Helme und Rüstungen freischalten können. Letztere werden mit einem sehr umfangreichen Editor verziert. Der enthält Symbole wie Schlangen, Drachen oder Clan-Abzeichen und wird je nach Rang im Spiel immer weiter aufgestockt.
Für den Multiplayer liefert Creative Assembly einen umfangreichen Editor mit. Hier gestalten wir unseren Avatar ...
Ähnlich wie in All Points Bulletin oder der Need for Speed-Serie kann jedes einzelne Detail beliebig farbig gestaltet werden. Unser Charakter trägt eine silberne Rüstung und einen prachtvollen Helm, um dessen komplette Vorderseite sich ein blutrot funkelnder Drache schwingt. Spannend: Erstmalig in der Serie wird es ein Online-Leaderboard geben. Wer die Tabelle der besten Generäle anführt, darf den besonders prachtvollen Helm eines Shogun tragen.
Die Geschichte Japans neu schreiben
Wir starten auf einer Karte und haben nur ein kleines Kontingent an Kavallerie, Infanterie und Bogenschützen und müssen unseren Herrschaftsbereich ausdehnen. Dazu müssen wir logischerweise die Multiplayer-Kontrahenten angreifen.
Sind wir siegreich, gehört die jeweilige Provinz uns und wir schalteen entweder Dojos, also Nachschubbasen für Infanterie, Kavallerie, Bogenschützen, Samurai oder Artillerie frei. Oder aber Karten, die spezielle Boni für General und Armee bringen. Clevere Spieler legen sich einen Taktikplan zurecht, erobern zuerst so schnell wie möglich einen Hafen und schiffen ihre Armeen ruck zuck überall auf der Karte ein. Zwar können wir auch den Landweg wählen, das ist allerdings deutlich mühseliger und kostet mehr Truppen. Und warum das Ganze? »Wir wollen dem Spieler einen Grund geben online zu kämpfen. Wir lassen ihn die Geschichte Japans neu schreiben«. Die Idee ist clever und dürfte die Online-Server schnell füllen. Zudem hat Creative Assembly hier eine ganze Armee an Ideen in Petto. Das reicht von einem ausgeklügelten Clan-System mit Voice-Chat bis zu den Bonuskarten, die richtig viel taktische Tiefe in die Online-Schlachterei bringen dürften.
Die Belohnung: Bonuskarten
Durch Siege erhalten wir nicht nur Nachschubtruppen, sondern können über einen Fertigkeitsbaum auch passive und aktive Boni freischalten. Der unterteilt sich in vier Bereiche: Führungsstärke, Treffsicherheit, körperliche Stärke und Zweikampfverhalten.
Feuerpfeile müssen erst durch Bonuspunkte freigeschaltet werden.
Ein General mit hoher Führungsstärke motiviert seine Truppen und bringt sie dazu das Maximum aus sich herraus zu holen. Dabei können wir beispielsweise den Moral-Radius erhöhen oder Spezialfähigkeiten einsetzen. Beim „Kampf bis zum letzten Mann“ bilden die Soldaten eine Verteidigungslinie um ihren General und kämpfen bis in den Tod. Eine Alternative wäre seine eigene Leibgarde zu verstärken, um so aktiver und besser geschützt in die Schlacht einzugreifen.
Wer hingegen auf Treffsicherheit setzt, erhöht vor allem die Reichweite seiner Bogenschützen. Die können ihre Pfeile entzünden und so die Moral des Feindes brechen. Pfeile wiederum lassen sich in verschiedenen Materialarten weiterentwickeln: Widerhaken sind besonders fies, weil sie sich tief ins Fleisch bohren und beim Entfernen klaffende Wunden hinterlassen. Das Opfer wird sterben. Wer hingegen gegen schwer gepanzerte Samurai zu Felde zieht, setzt eher auf Pfeile mit schmaler, blattförmiger Spitze um mit maximaler Geschwindigkeit die Rüstungen zu durchdringen.
Rein und wieder raus. Wer mag kann jederzeit aus der Einzelspielerkampagne in den Multiplayer wechseln.
Besonders spannend wird es wenn Sie genug Punkte haben um die höchsten Spezialfähigkeiten freizuschalten. Beispielsweise um Schützen in einem Waldstück zu verbergen und den Feind unerkannt unter Feuer zu nehmen. So getarnte Einheiten erscheinen nämlich nicht auf der Schlachtkarte.
Kraft und Zweikampf hingegen verstehen sich von selbst und sollten am besten kombiniert werden. Während das eine den Soldaten Feuer unter den Hintern macht, lässt das andere sie härter zuschlagen und erhöht die Chance auf einen kritischen und damit tödlichen Treffer. Spannend: Je nach Klasse, lassen sich diese Boni auch für normale Truppen freischalten. Dazu befördern Sie beispielsweise einen Trupp Bogenschützen zur Veteraneneinheit. Die kann dann auf die gleichen Boni zurückgreifen wie der General, so ließe sich theoretisch eine Eliteeinheit Bogenschützen formen. Würden die durch Speerkämpfer gedeckt, könnten wir eine Art wandelnde Festung erzeugen. Übrigens auch nett angemalt und mit furchterregender Verzierung, da Veteraneneinheiten genauso wie der Avatar des Generals im Editor bearbeitet werden. Doch zurück zum Bollwerk »GameStar Army«. Lead Designer Ferguson gefällt die Idee zwar, warnt aber vor den Risiken: »Jeder Bonus kann gekontert werden. Setzt der Online-Gegner also auf besonders stabile Rüstungen mit Bonus gegen Pfeile, wäre die GameStar-Army schnell geschlagen«. Das Kriegführen immer so anstrengend sein muss.
Zu guter Letzt: Ein Geheimnis
Zum Abschluss unseres Besuchs bei Creative Assembly konnten wir Jamie Ferguson noch ein kleines Geheimnis entlocken. So wird es ja wie bekannt Land, Berg- und Seefestungen geben. Um letztere zu knacken, werden Sie bestimmte Schiffstypen mit Kanonen wie die Oatakebune einsetzen können. Damit lässt sich dann von der Küste aus eine feindliche Festung bombadieren.
Trailer: Ein Ninja-Assassine in Aktion
Außerdem wird es möglich sein direkt aus der Singleplayer-Kampagne ins Pausemenü zu wechseln und von dort ohne Umwege direkt in eine Onlineschlacht einzusteigen. Dabei stehen nicht nur Gefechte zu Wasser, Land oder Belagerungen zur Auswahl, sondern es lässt sich nach Belieben einstellen, ob man nur gegen einen Gegner kämpfen, ein 2-gegen-2 oder bis zu 4-gegen-4-Partien austragen will. Das Matchmaking funktioniert via Steam, die Tricks hat sich Creative Assembly allerdings bei StarCraft 2 von Blizzard abgeschaut. So werden Sie je nach Punktezahl in der Onlinekampagne in verschiedene »Ligen« einsortiert, damit immer ungefähr gleich starke Kontrahenten aufeinander treffen.
Fazit der Redaktion
Benjamin Kratsch: Uff. Als ich im Flieger gen München saß, rauschten mir unzählige Daten, Fakten, Items, Boni und Zitate durch den Kopf. Was Sega und Creative Assembly hier an Multiplayer-Modi anbieten, würden andere Publisher locker als eigenständiges Spiel verkaufen. Die Idee nicht einfach nur einen Gegner online zu demütigen, sondern dafür auch noch durch Truppenboni belohnt zu werden, klingt jedenfalls sehr spannend. Leider konnten wir diesen Modus noch nicht anspielen, erwarten aber schon bald eine umfangreiche Preview-Version. Außerdem konnten wir Lead Designer Jamie Ferguson entlocken, dass Sie durch die sogenannten »Drop-in-Battles« jederzeit aus der Singleplayer-Kampagne in eine Land,- See oder See-Land-Schlacht online stürzen können. Die Vorfreude auf Total War: Shogun 2 steigt bei mir jedenfalls von Monat zu Monat. Wenn die KI mitspielt und die Wegfindung nicht verrückt spielt, dürfen alle Strategie-Gurus schon mal Urlaub für März 2011 einplanen. Am besten vorher noch das Taktik-Standardwerk »Kunst des Krieges« von Sun Tzu lesen. Dann klappt’s auch mit den »Todeszonen«.
Vollständiger Artikel:
http://www.gamestar.de/spiele/total-war ... 19711.html