Ok, erstens mal passt was nicht zusammen und wir reden aneinander offensichtlich vorbei. Ich versuche mir nicht ein Strohmannargument zurechtzureden, sondern ich fasse eure Einstellung tatsächlich so extrem auf, bitte klärt mich auf, wo ich euch falsch verstehe, denn ich tue das nicht mit böser Absicht, sondern:
Ich habe nie behauptet, dass es Drachen gegeben habe. Ich habe immer zugestimmt, dass solche Dinge mit einer Prise Salz zu nehmen sind. Meine Startaussage, der ihr beiden widersprochen habt, war, dass mir die Serie nicht sonderlich gefällt, unter anderem weil es so viel Potential in den Sagen als Vorlage steckt, dass es schade ist, dass man sie nicht verwendet. Ist es wahrscheinlich, dass Rolf Gangr jedem Pferd den Rücken gebrochen hat? Eher nein. Aber besser man gibt einem Charakter Tiefe, der bislang 0 hat.
Tut Harald Harfagres Saga ihn verherrlichen, weil für ihn geschrieben? Definitiv ja! Ich habe nie anderes behauptet. Man muss ihn auch nicht zwangsläufig verherrlichen, aber wenn man sich schon entschließt, ihn dabei zu haben, dann ist es schade, dass er wieder keine Tiefe hat und nicht die ihm zugeschriebenen Attribute. Hätte man sich zum Ersatz etwas anderes aus den Fingern gesogen, dann hätte das ok sein können oder vielleicht sogar besser. Ich wiederhole also: Die haben schon teilweise auf Sagen zurückgegriffen, aber teils haben sie die besten Sachen ausgelassen, teils Sachen zusammengestückelt, dass es keinen Sinn mehr ergibt.
Ich kann euch als Beispiel wieder Rome nennen, weil ich, wie der Zufall es so will, gerade gestern die Folge gesehen habe, die Ägypten, Ptolemaios und Cleopatra gewidmet ist. Historisch gesehen ist diese Folge kompletter Müll und für mich teilweise schwer zu ertragen gewesen, aber es hat immer noch genügend Storytelling gegeben, dass das im Grunde genommen egal war. Ein verzogener Lausebengel auf dem Thron, gewiefte, aber auch feige Berater, usw. usf.
Entweder ihr tut also, wie bisher, die recht extreme Position vertreten, dass die Sagen als Quellen komplett unbrauchbar sind, und in Teilen tut Titus Pullo das ja selbst jetzt noch, auch wenn ihr im gleichen Post mir das als Missverständnis ankreidet:
Titus Pullo hat geschrieben:Eine Sage (v. ahd. saga, „Gesagtes“; Prägung durch die Brüder Grimm) ist, dem Märchen und der Legende ähnlich, eine zunächst auf mündlicher Überlieferung basierende, kurze Erzählung von fantastischen, die Wirklichkeit übersteigenden, Ereignissen. Da diese mit realen Begebenheiten, Personen- und Ortsangaben verbunden werden, entsteht der Eindruck eines Wahrheitsberichts.[1] Die ursprünglichen Verfasser sind in der Regel unbekannt, im Gegensatz zu den Sammlern und Herausgebern, welche die schriftlich fixierten Fassungen oft inhaltlich und sprachlich bearbeitet und literarisch geformt haben. Stoffe und Motive werden häufig von anderen Völkern und Kulturen übernommen (Wandersagen) und mit landschaftlichen und zeitbedingten Eigentümlichkeiten und Anspielungen vermischt.
Man kann weder Authentik, noch Historizität leugnen oder zu beweisen suchen, nur auf Basis von Sagen, Legenden und Märchen. Wird Dir im übrigen jeder Prof an jeder Uni der Welt so unterschreiben!
Ich habe btw. keine Ahnung wo dieses Zitat her sein soll, aber wenn du Sagen mit Märchen gleichsetzt, dann irrst du.
Euch ist also hoffentlich klar, dass es hier nicht um einen wissenschaftlichen Aufsatz geht. Dass es mir wie gesagt nicht um Historizität geht, habe ich vielmals wiederholt. Es geht mir um Glaubwürdigkeit der Charaktere. Und wenn ihr nicht die Tauglichkeit der Quellen komplett in Frage stellt, worüber diskutieren wir dann?
Insofern verstehe ich Titus Pullo weiterhin so. Wenn Titus also sagt:
a in einigen Bereichen der Sagas wie zum Bsp. wenn es um Ereignissen aus dem 12. und 13. Jhr. geht, sind diese Texte oft sogar von großem Wert, aber sind sie deshalb eine glaubhafte Quelle für das 6. bis 10 Jhr.? Historiker raten davon i.d.R. ab.
... Dann verweise ich nochmal darauf, dass das von Saga zu Saga die Entstehungsgeschichte unterschiedlich ist und das sich somit unterscheidet, idR aber sehr wohl die Sitten und Gebräuche in vorchristlicher Zeit wiedergeben. Die sind weder aus dem Nichts entstanden noch im Nichts verschwunden. Für das 6. Jh. würde ich daher sagen: Nein, da ganz andere Periode, aber das ist nicht Gegenstand der Diskussion und auch nur der Gegenstand solcher Sagen wie Dan, Skjold und Amled zu. Tun Sagen aus dem 10 Jh., im 13. Jh. aufgeschrieben etwas über das 9. Jh. aussagen? Da ist die Aussage definitiv ein Ja.
Jetzt weiß ich auch nicht mehr, wo das vorkam (ich meine in der Edda? Lang her dass ich diese Texte gelesen habe), aber in einer Erzählung hat der christliche Verfasser versucht, die Mythologie um Asgard und Odin auf die reale Welt zu übertragen und ihr Reich irgendwo im heutigen Russland verortet.
Bei einem Großteil der Sagen stellt sich das ganze aber anders dar. Zumal die Edda, soweit ich mich entsinne, auch nichts direkt mündlich tradiertes ist, sondern eine Collage von mündlich tradiertem, Sagen hingegen kaum von der mündlichen Tradierung abweichend niedergeschrieben wurden.
Und Ladejarl, wir beide sind wiederum einem Konsens sehr sehr nahe. Ich vermute, dass was uns trennt, nur noch ein Missverständnis der gegenseitigen Positionen ist. Wenn dich das Wort Authentizität stört, dann ersetzen wir das halt durch was anderes: Glaubwürdigkeit. Und dass mir Klischees eines Chronisten aus dem 13. Jh. lieber wären als die einiger fauler amerikanischer Drehbuchautoren aus dem 21.
Du hast noch gefragt, warum ich immer wieder auf Njal verweise.
Hat mehrere Gründe: 1) Ist ehrlich gesagt die Sage, die ich zuletzt gelesen habe, allerdings auch schon viele Jahre her, 2) tut sie deine Kritikpunkte eigentlich ziemlich gut beantworten. Sie geht in Sachen Familiengeschichten etc., sehr ins Detail, und ihr Themenbereich entspricht deinen Kritikpunkten eigentlich ziemlich genau. Würdest du sie lesen, würdest du meine Einschätzung vermutlich auch teilen.