"Vikings" TV-Serie

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 8. Januar 2017 21:58

Ladejarl hat geschrieben:
Jörg Fündling: Pompeius [I 7]. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 10, Metzler, Stuttgart 2001


Im übrigen halte ich es für unmoralisch den Inhalt einer Quelle als bekannt vorzutäuschen indem sie nur aus Wikipedia per C&P hier rein gehauen wird. Wäre Dir der Inhalt dieser Sekundärquelle in seiner Gesamtheit wirklich bekannt ,hättest Du den obigen Post nicht verfasst!
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Ladejarl » 9. Januar 2017 00:30

Titus Pullo hat geschrieben:@ Ladejarl! Kannst ruhig wiedersprechen, ist ja Dein gutes Recht! Ändert aber nichts daran, dass Pompeius Magnus nur zwei Söhne namens Sextus und Gnaius hatte! Die Person Quintus Pompeius (bitte auf den Kontext, als Sohn des Pompeius Magnus) ist komplett frei erfunden.


Ich habe durchtlich geschrieben, dass ich mich an die Figur aus der Serie nicht erinnern kann. Weiterhin habe ich nie behauptet, dass der historische Pompeius Rufus zu Caesars Zeiten ein Sohn von Gnaeus Pompeius Magnus sei. Ich habe dir lediglich gezeigt, dass ein historischer Quintus Pompeius Rufus belegt ist (was du abgestritten hast). Wenn du das nicht auseinanderhalten kannst und lieber an meiner Quellenangabe rumkritisierst, ist das dein Problem. Du hast aber nun mal behauptet, dass es einen Quintus Pompeius nie gegeben hätte (''fiktive Person'', die in der Serie dargestellte (fiktive) Verwandschaft zu Gnaeus hast du vorher nie erwähnt) und das ist schlicht falsch

Die Stelle habe ich angegeben, weil ich sie damals im Studium gelesen hatte und mich noch in etwa dran erinnern konnte. Zugegeben, das ist schon einige Jahre her und den genauen Wortlaut hab ich nicht mehr im Kopf. Das ändert aber nichts daran, dass die Fakten korrekt sind. Ich hätte genau so gut den kleinen Pauly zitieren können (du hast Recht, das hätte ich machen sollen), den hab ich im Regal und dort stehen die Ämterangaben so drin wie ich es hier geschrieben hab.

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 9. Januar 2017 08:48

@Ladejarl

nochmal, ich habe mich von Anfang an im Kontext zum Serienvergleich mit Vikings / Rome bewegt und keinen allgemeinen Ausschluß dieser Namenskonstellation getätigt. Bitte lese sonst nochmal meinen bereffenden Post. DIESE Person (nicht diesen Namen) hat es in der Geschichte NIE gegeben. Darauf dass es bei den wahrnehmbar nur 5 verschiedenen praenomen, nomen gentiles, sowie cognomen im römischen Namenssystem gefühlte 100 Caesars, Gallus, Brutus etc.... gegeben hat, muß ja wohl nicht weiter eingegangen werden. Ja, vielleicht hätte ich für alle die die Serie nicht kennen konkreter schreiben können, dass es um den fiktiven Sohn des Pompeius geht. Andererseits sollte man aber auch von serientechnisch nicht eingeweihten Mitrednern erwarten können, sich vorher erstmal schlau zu machen (ist in 10 Sekunden über Wikipedia alles zu finden) bevor man mit Allgemeinplätzchen um sich wirft. Denn so etwas ist genau so hilfreich als wenn man z.B. bei einer Serie über Hugo Capet, in der es um einen fiktiven Sohn namens Karl geht die Aussage treffen würde, diese Person hat es nie gegeben (was auch hier wiederum richtig wäre) und jemand würde sich mit dem Hinweis melden: "Das stimmt jetzt aber nicht, es gab doch Karl den Großen, Karl den Kahlen, Karl Marx, Karl Liebknecht etc." Ich hoffe Du verstehst was ich damit meine!

In Vikings mag vieles nicht unbedingt zu den eigenen Vorstellungen eines Nordmanns passen, dennoch finde auch ich dass diese Serie bisher trotz allem esotherisch / göttlichen schon recht authentisch ist. Wer schon mal das Vergnügen hatte Siedlungen wie Haithabu gesehen zu haben, wird die vielen kleinen netten Details bei den Aufnahmen in Kattegatt nicht übersehen haben. Das es dabei immer zu Ausschmückungen kommt, rein fiktive Personen, Handlungen eingebunden werden ist doch normal. Wenn ich Vikings aber z.B. mit Filmen wie Pathfinder und anderen Monströsitäten vergleiche, kommt diese Serie ja schon fast wie eine Doku! Und natürlich wird es vermutlich eine Person gewesen sein, die zu erst die Idee hatte die Küsten Britanniens zu besuchen, was dann zu Überfällen wie Lindesfarne führte. Da es keine ECHTEN zeitgenössischen und somit auch nicht belastbaren direkten Quellen gibt finde ich es nicht tragisch dass der Serienheld Ragnar diese Idee gehabt haben soll. Besonders interessant empfand ich die Verknüpfung vom Serien - Rollo mit den "Rolloniden" in der Normandie und somit Rollo als Stammvater von Willhelm dem Eroberer. Da auch diese Person in der Geschichte bisher nicht zweifelsfrei geklärt wurde, ist auch dies somit nicht unhistorich da nicht eindeutig widerlegbar.
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Pastete » 9. Januar 2017 12:40

@Fairas: Ich habe keine Ahnung mehr. Ewig her das ganze.
Ich will auch nur darauf hinaus, dass eben das Ambiente in Sagen und ähnlichem etwas anders ist als es das in Vikings nach der ersten Saison war.

@Titus: Es gibt einen Unterschied zwischen nur angelsächsischen Mönchen, was du zuerst behauptet hast, und einheimischen Chronisten, die sich das ganze nicht aus den Fingern gesogen, sondern mündlich tradiertes endlich niedergeschrieben haben.
Wie erstaunlich gut sich mündliche Tradition hält, kennen wir aus zahlreichen anderen Beispielen.
Und die Kultur und Lebensweise war zu dem Zeitpunkt auf Island noch sehr ähnlich.
Dann nochmal nur für dich der Hinweis, dass es mir um das Ambiente geht und nicht um die Historizität, und das Ambiente haben sie bei mir verkackt.

Noch Fragen?
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 10. Januar 2017 08:41

In diesem Zusammenhang u.o. an Dich nie gehabt! Hab nur ne andere Meinung, nichts weiter.

Denn Prosa, ob nun angelsächsisch, isländisch oder dänisch bleibt für mich Prosa. Und ja ich verstehe Dich schon, nur hast Du in vorangegangenen Posts der Serie Vikings mangelnde Authentizität attestiert und dies mit den Abweichungen zu den Dir bekannten Sagas begündet. Du hast einfach in obigen Beiträgen vom Miteinander, dem damaliegen Ambiente oder dem Umgang mit unterschiedlichen Religionen in der Welt der Wikinger gesprochen und beziehst Dich dabei auf die von Dir gelesenen Abenteuergeschichten. Ach ja und Ausgrabungen und Runensteine nicht zu vergessen, nur geben auch letztere 2 leider allein kaum Antwort auf die tatsächliche Lebensweisen, Tättowierungen, das meiden intakter römischer Thermen, oder den Gebrauch von Schmincke bei den Wikingern. Was wäre Dir denn lieber gewesen? Eine 100% ige Auslegung der überlieferten Saga von Ragnarr Loðbrók , der sogar eigenhändig einen Drachen getötet haben soll? Immerhin haben Sie sich in vielen anderen Dingen schon sehr nah an den Stoff dieser Saga heran gearbeitet. Ich sage nur König Elle und die Schlangengrube.

Wer einen Einblick oder zumindest mal ein Gefühl für das Ambiente und die damaligen Verhältnisse bekommen möchte, dem empfehle ich einen Besuch in echten Wikingerstätten wie Haithabu, oder in DK Ärhus, Viborg, Älborg und Roskilde. An diesen Orten steht auch der eine oder andere Runenstein mit bedeutenden Informationen wie "Sigurrdson, Sigurrds Sohn war hier" :strategie_zone_22: , aber vor allem bekommt man einen netten Eindruck über die damalige Welt, das Zusammenleben in den Dörfern, die Lebensqualität, Schiffbau, Wehranlagen, Fischfang, Viehhaltung etc. in mitunter teilweise wieder aufgebauten Siedlungen. Das meine ich mit Ambiente und wenn man diese greifbare Reralität fern ab von Drachen und Grendels erstmal kennen gelern hat, entwickelt man automatisch eine andere Bewertung für Serien wie Vikings, da einem viele Parallelen und die liebevollen Details auffallen die den Machern neben der Action und der Storry so gelungen sind. Dann ist es auch nebensächlich, ob es verrückte Flockis gibt, die sich schminken oder Menschen die versuchen eine Antwort auf ihre religiösen Fragen zu finden. Hey die gibt es heute 5 Minuten entfern von Haithabu in Schleswig auch! Denn gerade dieses menscheln im Vergleich zu den allzuoft sterotypen Darstellungen von 2,50m großen, Riesenäxte und 40 kg schweren Breitschwerter schwingenden, hörnerbehelmten Nordmännern die sich über die Leinwand köpfen, ist es jedenfalls in meinen Augen mal eine willkommene Abwechslung, bei der zudem erlaubt ist auch mal zu schmunzeln.
LG Titus Pullo

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Pastete » 10. Januar 2017 10:30

Also existiert Troja für dich schon mal nicht. Dass Schliemann trotz Verhöhnung seiner Zeitgenossen aufgrund der Beschreibung in der ein halbes Jahrtausend später entstandenen Ilias die Stadt ausgegraben hat, kann also nicht sein. Es ist ja nur Prosa. Dass ich wie vorher schon gesagt nicht von Beowulf der angelsächsischen Sage sprach, sondern nur von einem Film, und dass ich die nordischen Sagen gelesen habe, dass es in den nordischen Sagen eher selten um Drachen etc. geht, sondern beispielsweise um Blutfehden (Njall's Saga), dass sie gerade was den sozialen Umgang miteinander, Sitten und Gebräuche angeht hält dich dennoch nicht davon ab, sie komplett in die Tonne zu schmeißen?

Und ja, es ist nicht nötig, eine Sage einhundertprozentig zu übernehmen, einen wahren Kern haben sie meist dennoch. Genauso wie man die Reiseberichte von Marco Polo und Ibn Fadlan nicht zu 100% zu übernehmen braucht. Ob er tatsächlich Wikinger gesehen hat oder sich auf irgendeine Beschreibung verlassen hat, ob es sich bei ihrer Bemalung, wie er sie beschreibt, tatsächlich um Tattoos handelt, ob es sich bei den Rus, denen er da über den Weg gelaufen ist, noch um 100%ige Wikinger handelt oder sie nicht schon einige Sachen von ihren finno-ugrischen und slawischen Nachbarn abgekuckt haben, das sei ebenfalls dahingestellt, zumal die beschriebene Kleidung eher merkwürdig ist.
Als Historiker würde ich mich fragen, wie es denn sein kann, dass meines Wissens kein angelsächsischer, kein irischer, kein fränkischer, kein anderer arabischer und auch kein sonstiger Chronist so etwas zu berichten weiß, dass es auch kein einziges archäologisches Zeugnis dafür gibt. Aber ich bin ja nur Ingenieur.

Sorry, aber ich wohne genau hier. Das erste Hügelgrab ist 'nen von mir Steinwurf entfernt, Roskilde eine Stunde mit dem Fahrrad. Trelleborg, Hedeby, Århus, Ålborg (die richtige Transliteration ist Aa, nicht Ä, ausgesprochen ungefähr wie ein o) auch alles gesehen.

Und ja, ich sage, dass die Authentizität fehlt, und somit auch das Ambiente für mich im A ist.
Ich habe nicht die Gebäude angekreidet, sondern unglaubwürdige Charaktere mit einer unglaubwürdigen Charakterentwicklung, eine Kultur, die für mich recht eindeutig (und ich rede hier vom sozialen Umgang) in weiten Teilen eher falsch wiedergegeben wird.
Einen großen heidnischen Tempel hat es in Upsala gegeben, dieses Ritual, wie es in der Serie eine komplette Folge einnimmt, ist komplett für den A, einschließlich dieser glatzköpfigen Priester.


So und jetzt eine Frage zu Rome, weil ich habe gestern die erste Folge gesehen, fand sie gut und wollte aber trotzdem mal nachfragen, ob die Römer tatsächlich so gekämpft haben wie dort gezeigt?
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 10. Januar 2017 10:52

Pastete hat geschrieben:Als Historiker würde ich mich fragen, wie es denn sein kann, dass meines Wissens kein angelsächsischer, kein irischer, kein fränkischer, kein anderer arabischer und auch kein sonstiger Chronist so etwas zu berichten weiß, dass es auch kein einziges archäologisches Zeugnis dafür gibt. Aber ich bin ja nur Ingenieur.
Es gibt eben keine, oder so gut wie keine ZEITGENÖSSISCHEN Berichte die auf uns überkommen sind, genau das ist ja das Problem mit welchem die Wissenschaft in Bezug auf Wikinger zu kämpfen hat.


Pastete hat geschrieben:So und jetzt eine Frage zu Rome, weil ich habe gestern die erste Folge gesehen, fand sie gut und wollte aber trotzdem mal nachfragen, ob die Römer tatsächlich so gekämpft haben wie dort gezeigt?


Kommt schon sehr authentisch und ist recht nah an dem wovon Experimental-Historiker heut zu Tage ausgehen. Bei Rom hat man aber den Vorteil, sich auf eine Vielzahl zeitgenössischer Literatur stützen zu können, in der mitunter vieles recht bildhaft beschrieben wird. Man lese nur mal exemplarisch die genauen Schilderungen im Judaiischen Krieg des Flavius Josephus.

Im übrigen wohne ich auch nur unweit von von Haithabuh.....
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 10. Januar 2017 11:58

Pastete hat geschrieben:Also existiert Troja für dich schon mal nicht. Dass Schliemann trotz Verhöhnung seiner Zeitgenossen aufgrund der Beschreibung in der ein halbes Jahrtausend später entstandenen Ilias die Stadt ausgegraben hat, kann also nicht sein. Es ist ja nur Prosa.


Bevor ich es vergesse, zu Troja gibt es nach wie vor unterschiedliche Meinungen. Schliemann (im übrigen stand ich selbst einmal in einer seiner Ausgrabungen) hat mit Sicherheit etwas interessantes gefunden.

Die Frage für viele ist allerdings was genau, denn es gibt nach wie vor die unterschiedlichsten Verortungen des iliasschen Troja. Auch geht man ja aktuell tendenziell ehr davon aus, dass die von Schliemann zu Tage gebrachten Funde noch älter zu seinen scheinen. Fakt ist, dass bis heute eigentlich kein wirklich konkreter Nachweis inform eines eindeutig zu definierenden Grabungsbefundes geliefert wurde. Keine Schrift/Schriftzeichen, eindeutig Priamos zuzuordnende Gegenstände/ Hinweise etc.

Und ja, ich ordne nach allem was ich darüber bisher gelsen haben auch die Homersche Ilias in die gleiche Kathegorie ein wie die bisher thematisierten Wikingersagas, oder das Gilgamesch Epos, die Legende um König Arthur und das alten Testament. Ein Stück Wahrheit ist wohl in allen enthalten.
LG Titus Pullo

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Ischozar » 10. Januar 2017 12:13

Zum Thema Troja, was man ja vielleicht auslagern könnte :)

Ein interessanter Artikel aus der Süddeutschen
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Ardrianer » 10. Januar 2017 15:29

Hier geht es um die Serie Vikings und nicht um Troja, Rome oder ähnliches. Bitte beim Thema bleiben!
@Mod: Könnte man den Thread in die Multimediaecke schieben, wo sie hin gehört? Hier soll es um die Serie gehen.
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 10. Januar 2017 15:56

Themenverlauf inhaltlich überhaupt zur Kenntnis genommen?!? Also, am besten erstmal nachholen und dann was dazu schreiben.

Nicht anders herum!

Danke
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Fairas » 10. Januar 2017 16:10

So einfach ist das nicht:

1. Hier wird über eine Serie diskutiert, somit eigentlich Multimedia.
2. Es wird im historischen Kontext diskutiert und dies war auch die Intention des Threaderstellers, somit ist der Thread im historischen Bereich auch nicht verkehrt.
3. Längere Abschweifungen über Römer oder Trojaner gehörten hier allerdings tatsächlich nicht rein.
"Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite."

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Titus Pullo » 10. Januar 2017 17:08

Fairas hat geschrieben:3. Längere Abschweifungen über Römer oder Trojaner gehörten hier allerdings tatsächlich nicht rein.

Gab es ja auch nicht, sondern alles in einem vertretbaren Rahmen und in direktem Zusammenhang zum Thema, da vergleichend in die Diskussion mit einbezogen. Ischo hat sogar darum gebeten seinen Post zu verlagern. Also ernsthaft!!!

Leute hört bitte auf, Euch und die hier noch verbliebenen letzten aktiven ständig selbst zu geißeln! Wenn es hier seitenweise ohne den mindesten Bezug zum Thema abschweifen würde, könnte man das ja verstehen, aber dieses ständige unnötige "OT" Gekrähe ist mitunter einfach nur lächerlich.
LG Titus Pullo

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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Pastete » 11. Januar 2017 14:41

Ich wusste nicht mal, dass wir hier in "Historisches" sind, ehe Wüsti was gepostet hatte, aber jetzt nachträglich ist es Jacke wie Hose, meint ihr nicht?
Hilfsscheriffs, wendet euch direkt an die Mods. Weil Gelaber ob das hier OT ist oder nicht ist ironischerweise selbst OT und gehört unter "Feedback zum Forum". ^^
Bitte tut mir den Gefallen und postet keinen unnötigen Spam, der das Gespräch selbst nicht weiterbringt.

Titus,
Zu Troja im relevanten Rahmen: Ob es einen König namens Priamos oder die sonstigen genannten Charaktere gegeben hat oder nicht, ist reine Spekulation. Sie werden wohl eher Archetypen darstellen als von historischen Persönlichkeiten abgeleitet sein. Was Troja selbst angeht, so ist die Stadt mit ihre lange währenden Geschichte und ihren Siedlungsschichten selbst dokumentiert, ebenso wie das vorangegangene Erdbeben und das nachfolgende Feuer mitte des 12 Jh.v.Chr., welches mit den schon von den klassischen Griechen geschätzten Zeitraum der Geschehnisse bemerkenswert übereinstimmt.

Mir ging es hier halt um das Prinzipielle dazu, dass mündlich tradiertes seinen Wert und seinen historischen Kern hat. Man darf und soll da gerne quellenkritisch ran, aber es hat einen Wert, und was die nordischen Sagas angeht, so gibt es diesen Wert insbesondere mit Bezug auf die Sitten und Gebräuche jener Zeit, zumal diese Dinge nie komplett ausgestorben sind, und die skandinavischen Kulturen immer noch stark auf der nordischen aufbaut. Selbst in Dänemark, aber noch bei weitem unverfälschter auf den Færøern und Island.
Wenn du das alles abfertigst und behauptest, in jeder Saga gehe es um Drachen, dann hast du, sorry, echt keine Ahnung. Ich verweise auf Njals Saga als ein Beispiel, welches sehr ins Detail geht und ich auch sonst allen als Leseempfehlung ans Herz legen will, auch wenn es etwas dauert, bis es da zur Sache geht.

Desweiteren noch die Mönche und Chronisten des Frankenreiches, der Angelsachsen, der Iren, und bei denen die sonst noch von den Vikingern überfallen wurden oder Handel mit ihnen trieben.
Wenn Ibn Fadlan als einziger davon spricht, sie auch nur auf der Route getroffen haben will, wo sie am weitesten von ihrem Herkunftsland sind (Beim kaspischen Meer), wo es erstens die Möglichkeit gibt, er habe keine gesehen und zweitens auch die sehr wahrscheinliche, dass er es mit welchen zu tun hatte, auf die schon die Gepflogenheiten ihrer finno-ugrischen, slawischen, bulgarischen und sonstigen Nachbarn abgefärbt hatten, und meines Wissens nicht einmal andere arabische Chronisten dies erwähnen, dann würde ich das mit einer Prise Salz nehmen. Und er spricht von Bemalung, was also nicht zwingend Tätowierungen bedeuten muss.
Es gibt desweiteren auch keine mir bekannten archäologischen Indizien, die irgendwelche Tätowierungen hindeuten. Tinte und spezielle Nadeln wären dafür schon ein nötiges Minimum, meinst du nicht?
Zumal die von ihm beschriebene Kleidung nicht mit der normalen skandinavischen Kleidung übereinstimmt.

Man muss also bei jeder Quelle kritisch und differenziert ran, und nicht die einen pauschal alle in die Tonne kloppen und die andere einfach für wahr befinden.

Was jetzt "Vikings" und "Rome" angeht: Ich habe bei der letzteren jetzt etwas weitergekuckt, und finde die Serie herrlich. Einen ähnlichen Erzählstil hätte Vikings von mir aus gerne auch nehmen können. Historisch muss es wie gesagt nicht sein. Meinetwegen könnte Nidhug selbst aus dem Meer kommen. SM-Spielchen an einem Pariser Hof interessieren mich wie gesagt nicht die Bohne, ebensowenig wie semibuddhistische Rituale, die mit der realen nordisch-germanischen Religion und der damaligen Kultur definitiv nix gemein haben.
Charakterentwicklung scheitert ebenfalls.
Und was die Charaktere angeht: Ich begrüße es beispielsweise, dass sie Harald Harfagr (Schönhaar) mit reinbrachten, aber wenn mich nicht falsch erinnere, wurde er in der Serie gleich von Anfang an fairhair genannt. Und das ist ein klarer Fail, weil das ist ja das zentrale Thema bei ihm in den Sagas, dass er sich aufgrund eines Schwurs das Haar nicht gekämmt hat, bis er König von ganz Norwegen wurde, und folglich zuerst "Tangledhair"/"Zaushaar" genannt werden sollte. Ebenso ist es schön, dass Rolf ebenfalls ins Spiel kommt. Es war erstens aber ein klarer fail, dass er selbst von den Vikingern nach der fränkischen Aussprache seines Namens genannt wird (Rollo), statt Rolf, und dass er nicht das Attribut hat, welches Rolf Gangr der Sage nach wirklich prägte: Der soll so schwer und stark gewesen sein, dass er auf keinem Pferd reiten konnte, ohne ihm den Rücken zu brechen. Auf gleiche Weise kann man beispielswiese Amled/Hamlet mit reinbringen, obschon dessen historisches Vorbild, sofern existent, meiner Erinnerung nach ins 6. Jh. geschätzt wird, oder jeden anderen Charakter aus den Sagen.
Es geht mir also nicht um Historizität, sondern um Authentizität. Sitten und Gebräuche hätte man gerne beibehalten sollen, die Saga-Erzählstruktur gerne emulieren. Dann hätte man ein Meisterwerk mit stimmigem Ambiente. Ich erkläre das, weil es mir nicht ums Klagen geht, sondern ich doch sehr konkrete Vorstellungen habe, was imho falsch gelaufen ist und was nicht.
Neben verpeiltem Ambiente gibt es aus meiner Sicht eher unglaubwürdige Charaktere, bzw. solche, deren Entwicklung sehr häufig nicht ganz nachvollziehbar sind.
In der Hotseatzone wird auch demnächst eine Hotseat zu genau diesem Zeitraum anfangen, ich arbeite noch an der Vorbereitung.

Und um das abzuschließen, Titus, dann lassen sich unsere Meinungsunterschiede hierzu sicherlich aus unterschiedlichen Erwartungshaltungen ableiten. Beide Meinungen sind daher valide, und man muss sich hier nicht einig sein. Wichtig ist, dass es dir gefällt, und ich versuche weder dir noch anderen die Serie mies zu machen.
Fans, die das Thema kennen, sind immer am schwersten zufriedenzustellen. So ist es nunmal immer.
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Re: "Vikings" TV-Serie

Beitragvon Ladejarl » 11. Januar 2017 16:50

@ Pastete

Bezüglich Troja eine kleine Anmerkung: Nicht nur die Figuren, sondern auch der ganze trojanische Krieg sind umstritten. Was die Siedlung selbst angeht, so ist auch dort das letzte Wort noch nicht gesprochen. Rein faktisch hat Schliemann einen Siedlungshügel entdeckt, der mindestens seit der frühen Bronzezeit besiedelt war und dem er den Namen Troja gegeben hat. Dieser Name hat sich dann nach und nach durchgesetzt hat, auch in der Fachwelt. Diese Benenneung beruht aber eigentlich mehr auf Indizien und dem menschlichen Bedürfnis, allen Dingen einen Namen geben zu wollen, als auf gesicherten Belegen. Es gibt Übereinstimmungen mit Homer, aber auch genug Abweichungen und Widersprüche. Das bestifft vor allem die Datierung der Schichten, aber auch Aussehen und Größe der Stadt oder auch Grabungsergebnisse in Griechenlandvon, zb Mykene. Sicher ist eigentlich nur, dass Schliemann mit seiner Datierung um mindestens 1000 Jahre daneben lag. Bezüglich der Verbindung zwischen Siedlung und trojanischem Krieg kommen im Moment mindestens 4 Schichten, eigentlich Untershcichten, in die engere Auswahl, die einen Zeitraum von etwa 200 Jahren umfassen. Davon hat Troja VIIa bisher nur am meisten Befürworter gefunden.

Mythen, Epen und Sagen sind als Quelle nun einmal nur bedingt aussagekräftig. Das gilt für Troja, aber auch für eine Serie wie Vikings. Dass dich im Vergleich zu den Sagas das dargestellt Ambiente bzw. die Athentizität stört, ist verständlich. Allerdings sind auch die Sagas und Eddas für das ''Ambiente'' der Wikingerzeit nur bedingt aussagekräftig. Erstmal erändert sich die mündliche Überlieferung in mehreren Jahrhunderten mehrfach bevor die Sagen und Lieder, den genau das sind sie, erstmals aufgeschrieben wurden. Weiterhin waren diese Skaldenlieder nie als reales Abbild der Lebenswirklichkeit, sondern sollten die Auftraggeber der Skalden unterhalten und im besten Licht erscheinen lassen. Weiterhin sind sie mindestens 300 Jahre nach der Christianisierung Islands aufgeschrieben worden und damit unter beträchtlichem christlichen Einfluss. Im Grunde vergleichst du also die Serie, die teilweise der historischen, archäologisch belegten Wirklichkeit sehr nahe kommt, mit dem geschönten und romantisch verklärten Ambiente der mittelalterlichen Sagas. Das passt irgendwie nicht zusammen, vor allem da die Serie von den Produzenten anfangs auch als ,,weitgehend historisch'' beworben wurde, und eben nicht als Adaption der nordischen Sagas.