Ich sage nicht, dass das nicht weh getan hat, ich verweise darauf, dass das weder historisch die Russen aus dem Krieg geworfen hat, noch das nach eurem Szenario getan hätte.
Ich verweise darauf, dass man dafür die russische Rüstungsindustrie hätte kapern müssen, dafür hätte man das russische Kernland erstmal erreichen müssen.
Wir sind uns einig, dass Russland ein unterentwickeltes agrarisches Land war. Wie du daraus ableitest, dass man die Russen ausgerechnet dadurch zu Fall bringt, dass man denen das nimmt, wovon sie ohnehin schon am meisten hatten, verwirrt mich.
Textilindustrie ist denkbar irrelevant, mir geht es um die Schwerindustrie. In Ermangelung einer besseren Karte hier eine sowjetische Propaganda von 1921:
Da die Sowjets bis dahin in punkto industrialisierung auch wegen Stahlmangels noch fast nix getan hatten, sind das im großen und ganzen die Schwerindustrien, wie sie vom Zarenreich geerbt wurden.
Alle gezeigten Industrien waren tatsächlich auch östlich des Frontverlaufes von 1915.
Mir ist natürlich auch klar, dass es westlich davon welche gab, aber Fakt ist, dass die russische Rüstungsindustrie während des Krieges und auch trotz des Rückzuges gewachsen ist.
Weiterhin ist es ein historisches Faktum, dass die russische Rüstungsindustrie gerade wegen des Krieges einen massiven Sprung machte:
QuelleFollowing an initial downturn caused by the conscription of workers and business uncertainty, Russian industrial production steadily expanded in response to insatiable military demand for small arms, artillery pieces, ammunition and explosives. Factories also turned out substantial quantities of locomotives and wagons, and the production of machine tools exceeded all expectations. Output increased in light industry too: textile factories produced uniforms and blankets, and leather producers supplied footwear, belts and ammunition pouches. Output of ferrous and non-ferrous metals, chemicals, and munitions grew rapidly in 1915 and 1916.
Ich setze nicht mal voraus, dass sich die Russen weiter hätten zurückziehen müssen als an die Grenze von 1915. Euer anfängliches Statement war, dass man Russland so hätte schnell aus dem Krieg werfen können. Was jetzt, blitzen oder grinden? Legt euch mal fest.
Dann die Milchmädchenrechnung, dass die Russen bei deutscher Übermacht automatisch sofort mehr Leute verloren hätten. Das wie gesagt obwohl sie immer die Option zum Rückzug hatten.
Weil die Russen aber partout gegen die Stellungen der Mittelmächte anrennen würden, selbst in unterlegener Zahl, würden sie logischerweise bei doppelt so vielen Gegnern mindestens doppelt so viele Leute verlieren. Aber niemand in Russland würde darauf kommen, 1915 ein paar Schützengräben ausheben, vermutlich, weil die Schaufel noch nicht erfunden wurde. Auf die Idee kommen, Gräben auszuheben, dürfen sie bekanntlich nicht, denn dann scheitert das an der anderen Prämisse, dass Gräben nämlich unüberwindbar sind.
Und wie gesagt fehlt weiterhin jegliche Erklärung, wodurch die Mittelmächte bis Winter 1915 schneller vorgerückt wären als ohnehin schon. Mal redet ihr nämlich vom grinden, mal, wie im Anfangsstatement gegeben, ist euer Ziel, Russland schnellstmöglich aus dem Krieg zu werfen. Die beiden Dinge sind allerdings nicht miteinander vereinbar.
Und wie gesagt braucht man aus meiner Sicht gar nicht über den Frontverlauf nach 1915 sonderlich nachzudenken. Auch nachdem die Schwäche der russischen Armee offensichtlich wurde, hat es das OHL bis zum Waffenstillstand unterlassen, einen Großoffensive zur Brechung der russischen Armee zu führen. Sie hat sich weiterhin auf die Westfront konzentriert. Wie gesagt aus gutem Grund. Weil dort Erfolge weitaus greifbarer waren als im weiten Osten.
Westfront
Dort plötzlich das Gegenteil. Obwohl ihr darauf wert legt, dass die Russen 1914 auf einen offensiven Bewegungskrieg führen wollten, haben die Deutschen von der OHL plötzlich eine Kristallkugel zur Hand. Völlig übersehen tut ihr dabei, dass in den ersten Monaten, und eben auch bei der Verteidigung von Elsaß-Lothringen, obwohl dort auch so schon keine Offensive geplant war, die Verteidigung aus der Bewegung geführt wurde.
Und die Franzosen wussten nicht, wie man Kräfte massiert? Oder willst du mir damit sagen dass an der gesamten Front eine Überlegenheit von 5:1 gegeben sein musste, um an einem Frontabschnitt vorrücken zu können? Bei der Hunderttage-Offensive lag die westliche Überlegenheit übrigens gerade mal bei 9:5.IWST hat geschrieben:Ein Verhältnis von 7:5 war im ersten Weltkrieg viel zu wenig für eine erfolgreiche Offensive wenn man nicht gerade gegen Italiener kämpfte. Mindestens 5:1 wurde als die nötige Zahl angesehen. An einer langen Front konnte man so eine lokale Überlegenheit auch durchaus erreichen, nur irgendwann trafen die Reserven ein und man blieb liegen, und bei einer kurzen Front wäre das entsprechend schneller passiert.
Übrigens nein, ich unterschätze nicht die russische Armee. Ich verweise darauf, dass die genannten Faktoren die Deutschen daran hindern mussten, mehr Kräfte effektiv zum Einsatz zu bringen. Und verweise auf die Tatsache, dass die Russen ebenso über Murmansk und Arkhangelsk hätten versorgt werden können. Wie ihr darauf kommt, dass deutsche Schützengräben aus irgendeinem Grund völlig unüberwindbar sein sollten, obwohl es beim Terrain keine Gründe dafür gab, andererseits die russische von 1915 sehr leicht zu überwinden sei, ist mir wie gesagt schleierhaft.
Ich sprach zum einen von der Gesamtfront, dass Deutschland in Elsass-Lothringen 9 Korps aufbrachte und Frankreich 10, und zum anderen mit der Flanke bezog ich mich ausdrücklich auf das Elsass und habe auch ausdrücklich genannt, dass sie wegen der Niederlage in Lothringen sich zurückziehen mussten.IWST hat geschrieben:Ach ja, bei der realen Schlacht in Lothringen waren die Franzosen 8,5:5 überlegen und haben dennoch verloren (das war kein Rückzug wegen der anderen Flanke sondern eine Niederlage)....