Russischer Bürgerkrieg

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Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Ghost » 17. März 2014 10:23

Neues Thema, neue Diskussionsgrundlage zu einem relativ selten diskutierten Thema:

Der Russische Bürgerkrieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Russischer_Bürgerkrieg) von 1917 bis 1923 indem die weiße Armee gegen die rote Armee der Kommunisten kämpfte. Anfangs bestand die Weiße Armee aus der Tschechischen Legion, einem Kampfverband der auf russischer Seite im ersten Weltkrieg kämpfte und sich dann gegen die Bolschewiki auflehnte, nachdem diese den Zaren vertrieben. Als die weiße Armee in die Nähe des Gefängnisses der Zarenfamilie in Jekaterienburg kommt, wird selbige ermordet.

Was viele nicht wissen, das nach dem ersten Weltkrieg, die Westmächte die weiße Armee mit Truppen und Nachschub unterstützt haben und damit direkt den Kommunismus bekämpft haben.

Ganz interessant Artikel:
http://de.wikipedia.org/wiki/Weiße_Armee

Super Dokumentation zur Russischen Revolution:
Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=bR6ButacbcY
Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=SskNtN1BtKA

Gruß Ghost.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Ardrianer » 17. März 2014 15:51

Ghost hat geschrieben:Was viele nicht wissen, das nach dem ersten Weltkrieg, die Westmächte die weiße Armee mit Truppen und Nachschub unterstützt haben und damit direkt den Kommunismus bekämpft haben.


wirklich nicht? dachte eher, das sei allgemein bekannt. in meinen Seminar zum 1. Weltkrieg und seinen Folgen während meines früheren Studiums war das auch kurz Thema
und in Ken Follett's Roman Sturz der Titanen ist auch genau das thematisiert zum Ende des Buchs
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Jukonon » 17. März 2014 16:07

Was viele nicht wissen, das nach dem ersten Weltkrieg, die Westmächte die weiße Armee mit Truppen und Nachschub unterstützt haben und damit direkt den Kommunismus bekämpft haben.

Also das wies sogar jeder in meinen Klasse und das sind nicht gerade Leuchten in Geschichte...
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Stratege » 17. März 2014 16:58

Was die Unterstützung der Weißen durch die Westmächte betrifft, ich denke auch, dass den Meisten eine Beteiligung durchaus bewusst ist.

Ob die Einzelnen jetzt wissen, wie genau diese Unterstützungen aussahen, sprich, wer jetzt exakt welche Truppen, Waffen, Geldmittel etc. gestellt hat, steht auf einem anderen Blatt, aber im allgemeinen ist das denke ich bekannter, als der Threateröffner hier annimmt, trotzdem ist dieser Krieg als Thema durchaus interessant, die Übergangsgeschichte vom Zarenreich zur Sowjetunion ist meiner Meinung nach ohnehin ziemlich unterrepräsentiert.

Werde mich mal etwas weiter darüber schlau machen.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon wayne?! » 17. März 2014 20:49

Die Geschichte der Tschechischen Legion ist eine sehr interessante, doch die Weiße Armee bestand aus weit mehr als nur der Legion.
Die Interventionen zielten Anfangs darauf ab, eine neue Ostfront für das Deutsche Reich zu bilden, aber danach lässt sich eigentlich ganz klar erkennen, dass man nicht ernsthaft versucht den Bolschewismus einzudämmen.

Ziele waren vor allem die Rückführung des wertvollen Kriegmaterials und die Erlangung von Konzessionen und insbesondere von Gold, die Goldvorräte Russlands waren die größten zur damaligen Zeit. Dafür leerten Großmächte ihre Weltkriegslager, Ausschussware im Grunde.
Auch Japan hat in den Bürgerkrieg eingegriffen, auch mit eigenen ambitionierten Zielen.

An dieser Stelle will ich noch das Zitat eines Schriftstellers bringen, welcher am Bürgerkrieg teilnahm:
Edwin Erich Dwinger hat geschrieben:Ich sehe nicht klar. Ich weiß nicht, wer recht hat - rot oder weiß. Nur eines sehe ich - kristallen, unverrückbar: daß hier um Gold, Eisen und Petroleum ein ganzes Reich in Zerstörung gestürzt wird! Hätte man ehrlich eingegriffen, längst wären die Roten besiegt, hätte der Aufbau begonnen... Und hätte man nicht eingegriffen, längst wären die Weißen besiegt, hätte auch dort der Aufbau begonnen...
Eines wäre Pflicht gewesen.

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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Ghost » 17. März 2014 21:32

Oh, wollte damit niemanden angreifen :D nur bei uns wurde das Thema in Geschichte überhaupt nicht behandelt in der Schule.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Ardrianer » 17. März 2014 21:43

Ghost hat geschrieben:Oh, wollte damit niemanden angreifen :D nur bei uns wurde das Thema in Geschichte überhaupt nicht behandelt in der Schule.


ja gut, in der Schule haben wir das auch nicht behandelt. beim Thema 1. und 2. Weltkrieg wurden nur ein paar kurze Themen, sowie der zeitliche Rahmen etwas angerissen. ich war allerdings nur im Grundkurs Geschichte, wie es im Leistungskurs aussah, weiß ich nicht. vertieft wurde das erst an der Uni in entsprechenden Seminaren
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Ghost » 17. März 2014 21:44

Gut ich studiere Wirtschaftsingenieurwesen :D Geschichte ist ehr so ein Hobby, welches zu viel Zeit verschlingt :D
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Stratege » 18. März 2014 14:04

Bei uns im Leistungskurs hat man sich mit dem Thema kaum beschäfftigt, wie man sich generell sehr wenig mit außerdeutscher Politik und Geschichte (von Französischer Revolution und ein paar Einheiten Imperialismus mal abgesehen) wenig beschäftigt hat, was ich persönlich sehr schade finde, glücklicherweise bin ich interessiert und hab mir dazu so ein bisschen was angelesen.

Ich muss das, was ich gestern dazu gesagt habe, mal etwas gerade rücken.

Es gibt zwei Gruppen von Leuten, einmal die, die vom Russischen Bürgerkrieg allgemein schonmal etwas gehört haben und dann die andere Gruppe, die vielleicht noch weiß, dass man irgendwann 1917 Lenin nach Russland geschickt hat und der da eine Revolution (mit)iniziiert hat, für die die Sowjetunion aber mehr oder weniger vom Himmel gefallen ist und die von deren Entstehung keinerlei Ahnung haben und nicht den Ehrgeiz, sich damit zu beschäftigen.

Jeder, der sich das aber mal ernsthaft angesehen hat, weiß zummindest im groben Rahmen um die Verwicklung der Westmächte, der Kämpfe im Baltikum, der Waffen und Materiallieferungen etc.

Auch die Tschechische Legion dürfte zummindest vom "Hören-Sagen" her so zeimlich allen, die sich ds Thema ernsthaft angesehen haben ein begriff sein, ebenso, wie die "Kronstädter".

Ich fände es allerdings wirklich gut, wenn das Theme nen bisschen oben bliebe, weil ichs wie angemerkt auch sehr interessant finde.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Stratege » 27. September 2016 16:24

Dann mal weiter damit wo es hin gehört:

Way of Blücher hat geschrieben:
Charaktere der weißen Russen und Probleme des Zusammenhaltens (Öffnen)
stratege hat geschrieben:Zwilichtige Gestalten gab es unter den weißen ebenfalls zu genüge, bestes Beispiel dieser Herr hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_von ... -Sternberg.


Mh... Also auf Wikipedia steht jetzt so nichts direkt zwielichtiges zu diesem Mann. Nur, dass er halt ein typischer Krieger war, also jemand, der sein Hauptbetätigungsfeld im Krieg fand und immer suchte. Sonst nichts weiter zu finden. Die Grausamkeit, die er an den Tag legte, war typisch für die Kriege in Eurasien zu jener Zeit. Ich denke, dass man ihn in ein besonders schlechtes Licht rückte, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass damals jemand, der einen mitteleuropäischen Namen trug, so solcher Ruchlosigkeit und Grausamkeit fähig war. War ja bei Vlad Tepes nicht anders, es waren ironischer Weise nicht die Türken selbst, die seinen Nachlass weltweit so schlecht machten, sondern das Bild von dem Menschenfresser Dracula kommt heute aus den Landen, von denen sich der Walache die größte Hilfe versprach. Dem Vatikan und Ungarn/Österreich.


Dann gehe ich mal zu deinen Gunsten davon aus dass du den Artikel oder zummindest den Abschnitt "Kommandeur von Daurien" nicht im Ansatz gelesen hast, sonst müsste ich davon ausgehen, dass du das Ermorden von Juden und mögliche Planungen antisemitischer Säuberungsaktionen für eine normale Angelegenheit hällst, aber das vermeiden wir dann wohl besser.
Ich finde es übrigens bemerkenswert inkonsequent wenn jemand das als völlig normale Grausamkeit klassifiziert und versucht das über völlig an den Haaren herbeigezogene Pseudoargumente ohne jeglichen Beleg schön zu reden, auf der anderen Seite aber in einem vorhergehenden Beitrag die Untaten der Roten Armee, herauszustellen.
Also entweder war Grausamkeit in gesteigertem Maße als normal anzusehen, dann gilt dies aber für beide Seiten oder aber (und dieser Ansicht neige ich zu) Exzesse dieser Art sind keineswegs normal und als Kriegsverbrechen mitunter mit demozidalen Tendenzen anzusehen, was dann selbstredend auch für beide Seiten zu gelten hat.
Eine Seite bei ein und der seben Handlungsweise da herausnehmen zu wollen könnte, im übrigen von anderen Lesern in diesem Fall als politische Positionierung verstanden werden, da es wohl nicht im Sinne des Forenfriendes ist in dieser Hinsicht wieder zu polarisieren, würde es sich unter Umständen empfehlen, diese Dinge zu bedenken, bevor man etwas in dieser Art postet.
Der Rest gehört hier thematisch nicht rein, es ist auch völlig gleichgültig (im Rahmen dieses Themas) wer Tepes nun seinen Ruf einbrachte und ob dies zurecht geschah oder nicht, denn es rechtfertigt in keiner Weise das Handeln des Menschen, auf den sich der Beitrag bezog.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Way of Blücher » 27. September 2016 20:24

Nein, ich habe nicht alles gelesen. Und wie gesagt: Worin unterscheidet er sich darin (im Juden verfolgen) von anderen eurasischen Feldherren, oder den Bolschewisten unter Stalin??? Die wurden wie jede andere ethnische Minderheit verfolgt und gleichgeschaltet. Soll diese jetzt etwas besondere Erwähnung finden, weil sie wichtiger sind als Tataren, Kalmyken, Tanguten, oder Wolga Deutsche? Weil die orthodoxen Juden die auserwählten Jehovas sind, sie deshalb besser sind als alle anderen Menschen und ihr Verlust daher besonders schwer wiegt?


Also entweder war Grausamkeit in gesteigertem Maße als normal anzusehen, dann gilt dies aber für beide Seiten.


Genau das. Das ist Russland. Da brauchste keine europäischen Standarts verlangen, oder Märchen vom großen marxistischen Idealisten erzählen. Die Bolschewisten haben ja nicht mal die Haager Landkriegsordnung anerkannt, die war selbst den tschechischen Legionären zumindest ein Begriff.
Prof. Dr. Franz W. Seidler: Kriegsverbrechen und Partisanenkrieg hat geschrieben:Die UdSSR.
(...) Die Sowjetunion hatte sich 1917 aus der internationalen Rechtsgemeinschaft verabschiedet. Lenin erklärte, daß er sich nicht an die vom zaristischen Rußland abgeschlossenen Verträge gebunden fühle, da das Zarenreich "ein gänzlich anderes Staatswesen" gewesen sei.
Von den beiden Genfer Konventionen des Jahres 1929 wurde nur das Verwundetenabkommen unterzeichnet. Aber auch dieses wurde nach dem Ausbruch der Kriegshandlungen am 22.6.1941 mißachtet. Deutsche Verbandplätze, die mit einer weithin sichtbaren
Rot-Kreuz-Fahne gekennzeichnet waren, zogen feindliches Artilleriefeuer auf sich. Die Sammellager für sowjetische Kriegsgefangene wurden bombardiert und beschossen, weil alle Rotarmisten in deutschen Händen als "böswillige Deserteure" galten.
Deutsche Gefangene wurden von der Roten Armee in vielen Fällen gefoltert und massakriert. Bei den Vorbereitungen für den Rußlandfeldzug traf Hitler als oberster Gerichtsherr des Deutschen Reiches Bestimmungen, die weder mit dem Völkerrechts
noch mit dem innerstaatlichen Recht (MStGB, KSSVO) übereinstimmten und von der Wehrmacht neue Verhaltensweisen verlangten. Zum einen beseitigte der Barbarossa-Befehl vom 13.5.1941 den Verfolgungszwang bei Straftaten
von Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung. Ihr Vergehen sollten grundsätzlich nicht mehr kriegsgerichtlich bestraft werden, sondern hauptsächlich mit Disziplinarstrafen, d. h. Arrest, Ausgangsbeschränkungen, Geldstrafen usw. belegt werden. Nur wenn
die Aufrechterhaltung der Disziplin (Mannszucht) und die Sicherung der Truppe es erforderten, sollten die Kriegsgerichte eingeschaltet werden. Zum zweiten standen auf dem Boden der Sowjetunion keine Zivilisten vor deutschen Wehrmachtgerichten. (...)


Link zu "Prof. Dr. Franz W. Seidler: Kriegsverbrechen und Partisanenkrieg"
"Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus." Max Planck

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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Stratege » 27. September 2016 21:27

Way of Blücher hat geschrieben:Nein, ich habe nicht alles gelesen. Und wie gesagt: Worin unterscheidet er sich darin (im Juden verfolgen) von anderen eurasischen Feldherren, oder den Bolschewisten unter Stalin??? Die wurden wie jede andere ethnische Minderheit verfolgt und gleichgeschaltet. Soll diese jetzt etwas besondere Erwähnung finden, weil sie wichtiger sind als Tataren, Kalmyken, Tanguten, oder Wolga Deutsche? Weil die orthodoxen Juden die auserwählten Jehovas sind, sie deshalb besser sind als alle anderen Menschen und ihr Verlust daher besonders schwer wiegt?

Nö. Die werden deswegen explizit heran gezogen, weil du behauptet hattest im verlinkten Wikipediaartikel stünde nichts von zwielichtigen Handlungen. Steht aber eben sehr wohl und das hat nichts damit zu tun, die Greueltaten gegenüber anderen Minderheiten anders zu bewerten, sondern lediglich damit, dass der Artikel und auf nichts anderes wurde Bezug genommen eben explizit Verbrechen gegenüber Juden aufweist. Das auch Stalin kein besonderer Freund des mosaischen Glaubens war, das weiß ich wohl, es hat aber damit, was in besagtem Artikel zu Herrn Ungern-Sternberg zu finden ist und was man bei genauerem Lesen eigentlich hätte finden müssen mal überhaupt ncihts zu tun.

Eine weitere Frage dazu noch: Du hast also den Artikel zummindest nicht vollständig gelesen, behauptest aber voller Überzeugung, das da nichts zwielichtiges drinn stünde, warum das?
Warum sich das Maul zerreißen über Dinge, die man nicht zur Kenntnis genommen hat, von der Qualität ihres Inhalts einmal völlig abgesehen? Weil die Überzeugung was da drinn zu stehen hat schon vorher feststeht? Ich denke, dass nennt man selektives Betrachten.





Way of Blücher hat geschrieben:
Also entweder war Grausamkeit in gesteigertem Maße als normal anzusehen, dann gilt dies aber für beide Seiten.


Genau das. Das ist Russland. Da brauchste keine europäischen Standarts verlangen, oder Märchen vom großen marxistischen Idealisten erzählen. Die Bolschewisten haben ja nicht mal die Haager Landkriegsordnung anerkannt, die war selbst den tschechischen Legionären zumindest ein Begriff.
[/quote]
Kann mich nicht daran erinnern, das jemand Märchen vom großen marxistischen Idealisten erzählt hat, jedenfalls nicht im Bezug auf die Verbrechen der Roten im Bürgerkrieg. Haager Landkriegsordnung weiß ich ehrlich gesagt nicht, mir ist wohl bekannt, das die SU der Genfer Konvention nicht beigetreten ist allerdings halte ich das insgesamt auch für nachrangig bedeutend, einfach aus dem Grunde heraus, dass die Kriegsparteien des ersten Weltkriegs die Bestimmungen überhaupt, wo sie nur konnten gedehnt und gebrochen hatten und damit deren Zweckmäßigkeit ohnehin zu diesem Zeitpunkt in Frage stehen musste, sie wurde ja auch im Nachhinein, auch mehrfach novelliert, ich finde es daher etwas unangebracht ausufernde Grausamkeiten einfach damit erklären zu wollen, das das Land einer disfunktionalen Regulierungsordnung nicht hinterher lief, falls dass denn überhaupt der Fall gewesen sein sollte wäre das auf dem politischen Parkett sicherlich kein Ruhmesblatt gewesen, andererseits datiren internationale Kriegsordnungen schon wesentlich länger zurrück, nach meiner Kenntnis bis in den 30-Jährigen Krieg, der Beitritt zu den selben oder nicht war nciht unbedingt ein Indikator für die verübten Grausamkeiten die folgten.




Way of Blücher hat geschrieben:
Prof. Dr. Franz W. Seidler: Kriegsverbrechen und Partisanenkrieg hat geschrieben:Die UdSSR.
(...) Die Sowjetunion hatte sich 1917 aus der internationalen Rechtsgemeinschaft verabschiedet. Lenin erklärte, daß er sich nicht an die vom zaristischen Rußland abgeschlossenen Verträge gebunden fühle, da das Zarenreich "ein gänzlich anderes Staatswesen" gewesen sei.
Von den beiden Genfer Konventionen des Jahres 1929 wurde nur das Verwundetenabkommen unterzeichnet. Aber auch dieses wurde nach dem Ausbruch der Kriegshandlungen am 22.6.1941 mißachtet. Deutsche Verbandplätze, die mit einer weithin sichtbaren
Rot-Kreuz-Fahne gekennzeichnet waren, zogen feindliches Artilleriefeuer auf sich. Die Sammellager für sowjetische Kriegsgefangene wurden bombardiert und beschossen, weil alle Rotarmisten in deutschen Händen als "böswillige Deserteure" galten.
Deutsche Gefangene wurden von der Roten Armee in vielen Fällen gefoltert und massakriert. Bei den Vorbereitungen für den Rußlandfeldzug traf Hitler als oberster Gerichtsherr des Deutschen Reiches Bestimmungen, die weder mit dem Völkerrechts
noch mit dem innerstaatlichen Recht (MStGB, KSSVO) übereinstimmten und von der Wehrmacht neue Verhaltensweisen verlangten. Zum einen beseitigte der Barbarossa-Befehl vom 13.5.1941 den Verfolgungszwang bei Straftaten
von Soldaten gegenüber der Zivilbevölkerung. Ihr Vergehen sollten grundsätzlich nicht mehr kriegsgerichtlich bestraft werden, sondern hauptsächlich mit Disziplinarstrafen, d. h. Arrest, Ausgangsbeschränkungen, Geldstrafen usw. belegt werden. Nur wenn
die Aufrechterhaltung der Disziplin (Mannszucht) und die Sicherung der Truppe es erforderten, sollten die Kriegsgerichte eingeschaltet werden. Zum zweiten standen auf dem Boden der Sowjetunion keine Zivilisten vor deutschen Wehrmachtgerichten. (...)


Link zu "Prof. Dr. Franz W. Seidler: Kriegsverbrechen und Partisanenkrieg"


Hier der Link zum Wikipedia-Artikel des betreffenden Publizisten: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_W._Seidler

Bitte 1. den zweiten Satz des Artikels lesen, beachten und in Konsequenz daraus vorsichtig damit sein Aussagen unhinterfragt zu übernehmen.

2. unter der Rubrik: Fachliche und mediale Rezeptionen, findet sich dieser Satz hier:

"In Die Wehrmacht im Partisanenkrieg (1999) betrachtet Seidler den Partisanenkrieg allein in militärischer und - in seiner Auslegung - völkerrechtlicher Hinsicht. Selbst grausamste Maßnahmen der Deutschen stelle er lediglich als Reaktion auf das ursächliche Verhalten der Partisanen dar, so Alexander Brakel.[42] Der Militärhistoriker Sönke Neitzel resümierte, dass Seidler stets bemüht war, „die Wehrmacht in einem möglichst positiven Licht erscheinen zu lassen und den verbrecherischen Charakter der Partisanenbekämpfung in wenig überzeugender Weise abzuschwächen“ versuchte."


Bezieht sich zwar auf einen anderen Text, als die von dir verlinkte PDF, weist allerdings ein interessantes Detail auf, nämlich dasjenige, das seine Auslegung völkerrechtlicher Sachverhalte offenkundig nicht so ganz unumstritten ist.

3. Juristische Sachverhalte sind in der Regel relativ komplex und ich sehe bei ihm ehrlich gesagt in seiner Vita kein Indiz, dass nun konkret rechtfertigen würde, das seine Meinung dazu in irgendeiner Weise ein unumstößliches Faktum darstellen würde, bzw. dass er als fachfremder Publizist auch die Kompetenz besitzt das in irgendeiner Weise zu durchblicken und zu beurteilen, insofern ist das erstmal die Privatmeinung dieses Herren.

4. Der Mann war Opfer der Vertreibungen in Folge des 2. Weltkriegs, was zummindest den Verdacht rechtfertigt, das er auch eine persönliche Agenda in Richtung der Sowjetunion verfolgt, sollte ein weiteres Indiz dafür sein, seine Schriften in dieser Hinsicht mit Vorsicht zu genießen.

Ich denke, dass das im grunde darlegen sollte, warum diese Argumention nur darauf gestützt nicht als Faktum akzeptierbar sein kann, das ist in sämmtlichen belangen viel zu belastet, als das dies als alleinstehende Quelle aufgefasst werden könnte, oder mit anderen Worten, bevor man das annimmt, bitte mit weniger belasteten und in dieser Hinsicht kompetenteren Quellen absichern und die Kritikpunkte die sich daraus ergeben gegeneinander abwägen, bevor man daraus seine Schüsse zieht.


Fazit bis hierhin: Durch und durch selektives Wahrnehmen
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Horgan » 27. September 2016 21:49

Du (Way of Blücher) beschreibst da keine typischen sowjetischen Gepflogenheiten. Der Antisemitismus des von Ungern-Sternberg steht in guter europäischer Tradition, die auch einen Hitler vorgebracht hat. Aber auch England, USA, Frankreich glänzten mit strammen Antisemiten. Überhaupt war es zu der Zeit ausgesprochen in Mode, gegen Juden zu hetzen und mehr. Daher finde ich, dass "europäische Standards" in etwa den gleichen Charakter haben, wie Wahlversprechen vor einer Wahl - es wird viel schwadroniert, aber dran halten muss man sich ja nicht.

Im Allgemeinen liegt es in der Natur von (Bürger-)Kriegen, dass Gräueltaten/Kriegsverbrechen nicht gegeizt wird, ganz gleich, wie barbarisch die sind - englischer Bürgerkrieg, amerikanischer Unabhängigleitskrieg, amerikanische Indianerkriege, amerikanischer Bürgerkrieg, russischer Bürgerkrieg, .... die Liste ist lang. Jeder dieser Kriege hatte seinen Ungern-Sternberg und seine Minderheit am Start.

Was konkret das Ausrotten der Juden betrifft, so war von Ungern-Sternberg kein extremer Einzelfall, sondern wandelte in guter Tradition mit anderen Antisemiten wie Eugen Dühring, Theodor Fritzsch, Georg von Schönerer, Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels ... nebenbei bemerkt ziemlich viele "von"-Namen. Die mögen im Einzelnen nicht die Juden verfolgt und ermordet haben, aber sie haben dem zumindest den Weg bereitet.
Antisemiten sind praktisch von jedweder politischen Agenda losgelöst - sie brauchen kein linkes, rechtes, westeuropäisches, religiöses ... Wertegerüst, um Juden zu hassen, zu verfolgen und/oder zu vernichten - sie brauchen nur Juden im Einflussbereich.

Hier also eine Besonderheit hinsichtlich der Gewaltexzesse von "eurasischen Feldherren, oder den Bolschewisten unter Stalin" zu erkennen, vermag ich nicht.

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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Stratege » 27. September 2016 22:51

Horgan hat geschrieben:Du (Way of Blücher) beschreibst da keine typischen sowjetischen Gepflogenheiten. Der Antisemitismus des von Ungern-Sternberg steht in guter europäischer Tradition, die auch einen Hitler vorgebracht hat. Aber auch England, USA, Frankreich glänzten mit strammen Antisemiten. Überhaupt war es zu der Zeit ausgesprochen in Mode, gegen Juden zu hetzen und mehr. Daher finde ich, dass "europäische Standards" in etwa den gleichen Charakter haben, wie Wahlversprechen vor einer Wahl - es wird viel schwadroniert, aber dran halten muss man sich ja nicht.


Ergänzung (Öffnen)
Hätte da hinsichtlich gesellschaftlicher Akzeptanz und prakizierens von Antisemitismus (in diesem Konkreten Fall in Form von Ritualmordbeschuldigungen/ -prozessen, speziell in Deutschland beispielhaft zu ergänzen um mal auf die mitteleuropäischen Standarts zurrück zu kommen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Xantener_ ... ordvorwurf

https://de.wikipedia.org/wiki/Konitzer_Mordaff%C3%A4re

Dazu wäre zu empfehlen:

Johannes T. Groß: Ritualmordbeschuldigungen gegen Juden im Deutschen Kaiserreich (1871–1914). Metropol, Berlin 2002.
Nur um einmal die mitteleuropäischen Standarts in Hinsicht auf Antisemitismus bzw. Pogromstimmung, herumhacken auf Minderheiten etc. im ach so zivilisierten deutschen Kaiserreich zu umreißen (also selbstverständlich neben blutigem Kolonialgemetzel in Afrika, Völkerschauen, Schädelvermessere usw.)


Insofern ist die Überlegung, das man jemandem mit mitteleuropäisch klingenden Namen so etwas nicht zutrauen würde absolut absurd, denn bei genauerem Hinsehen, praktizierten Menschen mit mitteleuropäisch klingendem Namen, wenn es gerade irgendwo möglich war so etwas sogar außerhalb von Kriegen.
Eine Besonderheit war dieser Mann wahrlich nicht aber (und das geht dann Richtung Blücher) nur weil es sich häuft, ist das kein Grund mehr, das nicht als abartige Verbrechen anzusehen und es ist auch nicht mehr mit "kriegsbedingt" erklärbar. Eine miitärische Notwendigkeit Juden aus Zügen zu zerren und zu erschießen gibt es nicht. In diesem Sinne also bitte nicht so tun, als wäre die weiße Bewegung bzw. ihre herausstechensten Teilelemente das gemäßigte Gegenstück zu den radikalen roten Blutsäufern gewesen, das verzerrt die Realitäten einfach ins groteske.
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Re: Russischer Bürgerkrieg

Beitragvon Way of Blücher » 27. September 2016 23:17

Fazit bis hierhin: Durch und durch selektives Wahrnehmen


Ich denke nicht, dass ich es so sehe. Ich denke, dass deine Sichtweise auf meine Person wohl ehr als selektiv zu bezeichnen ist.

explizit Verbrechen gegenüber Juden aufweist.

Stimmt, wikipeda sagt, dass er irgendwann anfing explizit Juden zu jagen. Das Ergebnis vieler Quellen ist, dass sein Judenhass wohl mit seinem Hass auf die russischen Bolschewisten gleichzusetzen ist und sich im Laufe seiner Dienstzeit in der russischen Armee entwickelte.
Nebenbei habe ich dazu das hier auf Youtube gefunden:




Insgesamt werden die Verbrechen an den Juden durch Roman Ungern-Sternberg nur durch den Autor James Palmer besonders hervor gehoben, die anderen Quellen erwähnen diese kaum, oder nur geringfügig, da die Morde an den Juden durch seine weiße Truppe gegenüber anderen Gruppen, wie z.B. den Chinesen als verhältnismäßig gering angesehen wurden. Soweit bisher mein Stand.

James Palmers "the bloody white Baron Auszug: hat geschrieben:(...)Der Schwerpunkt, der zugleich auch die Stärke von Palmers Buch ausmacht, liegt indes auf der Darstellung der Geschehnisse in Sibirien, der Mongolei und dem Nordosten Chinas in den Jahren vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. Ungern-Sternberg, der bis dahin im Großen und Ganzen ein orientierungsloses Leben führt, findet für sich plötzlich einen Lebenssinn, erhält er doch eine Aufgabe, die ihn erfüllen und von der er bis zu seinem gewaltsamen Tod 1921 nicht lassen wird: Kennt er Ostasien schon in den Jahren vor 1914, so kehrt er drei Jahre später, nach seinem Einsatz an der deutsch-russischen Front sowie im Kaukasus, im Auftrag der Provisorischen Regierung in den Osten Russlands zurück, um dort anfangs noch unter dem Kosaken-General Grigori Semjonow (1890-1946) die Kontrolle der Russen in diesem für ihre Nachschublieferungen wichtigen Gebiet aufrechtzuerhalten. Der Ausbruch der Revolution in der Heimat 1917 findet vor allem in Ungern-Sternberg, der darin eine „jüdisch-bolschewistische“ Verschwörung gegen die „göttliche Ordnung“ des Zarentums sieht, einen erbitterten Gegner. In der Folgezeit versammelt er „weiße“, antikommunistische Russen, ferner eine Vielzahl von Einheimischen, Mongolen und Burjaten, schließlich auch Chinesen und Japaner um sich. Er führt aus der Mongolei immer wieder Angriffe gegen seine Feinde aus und macht dabei keinen Unterschied zwischen militärischen Gegnern und unschuldigen Zivilisten. Vor allem Juden und Kommunisten behandelt er äußerst grausam, was ihm bei der örtlichen Bevölkerung auch den Beinamen des „verrückten“ oder auch „schwarzen Barons“ einbringt.(...)


Mongolei.de und Jürgen von Ungern-Sternberg über Roman von Unger-Sternberg

kriegsreisende hat geschrieben:In der Armee, die der Baron am Kerulen sammelte galt folgende Rangordnung: An erster Stelle stand das mongolische Regiment, das seine Leibwache bildete und sich bei Unterkunft und Verpflegung zahlreicher Privilegien erfreute. Danach kamen die Burjäten und die Tartaren. Diesen folgte ein japanisches Korps. Erst dann folgten die Regimenter aus gepressten Mongolen und die aus russischen Zivilisten, die allgemein sehr verachtet wurden. Aber ganz am anderen Ende rangierten die Weißrussen und Kosaken. Sie waren "dreckig, zynisch und grausam" und das eigentliche Rückgrat der ganzen Armee. Dennoch richtete sich der Hass des Barons vorwiegend gegen sie. Fast alle waren ehemalige Offiziere der zaristischen Armee, die ihn einst ausgestoßen hatte, und das ließ er sie bei jeder Gelegenheit spüren. Immer wieder ließ er einzelne als Verräter hinrichten, oder verteilte großzügige Prügelstrafen. Wie wenig ihm das Schicksal seiner Soldaten bedeutete, wird besonders durch einen Vorfall unterstrichen. Als sich aufgrund der schlechten Versorgung die Krankheitsfälle wegen Skorbut häuften, befahl er dem leitenden Arzt einfach alle Kranken im Lazarett zu vergiften, was dieser auch ohne Zögern tat. Danach gab es keine Krankmeldungen mehr. Die Soldaten zogen es vor, in ihren Jurten zu sterben. (...)
Damit begann das allgemeine Gemetzel. Es folgte ein dreitägiger Alptraum aus Vergewaltigung, Raub und Mord. "Betrunkene Reiter galoppierten durch die Straßen, schossen und töteten aus purem Spaß". Gesteigert wurde diese Gewaltorgie noch, als die russischen Gefangenen aus den Gefängnissen befreit wurden. Halb wahnsinnig vor Hunger und voller Rachegelüste ergossen sie sich in die Straßen. Die Juden wurden durch die Straßen gejagt und zu Tode gequält; auch die chinesischen Händler teilten dieses Schicksal. Viele Frauen wurden brutal vergewaltigt; andere boten sich im Tausch gegen das Leben ihrer Männer oder Söhne freiwillig an und wurden dennoch oft betrogen. Der Baron ließ seine Männer gewähren, wahrscheinlich fühlte er sich nun wirklich wie Dschingis Khan. Erst nach den zugesagten drei Tagen sorgte er mit eiserner Faust wieder für Ruhe. (...)


Horgan hat geschrieben:Was konkret das Ausrotten der Juden betrifft, so war von Ungern-Sternberg kein extremer Einzelfall, sondern wandelte in guter Tradition mit anderen Antisemiten wie Eugen Dühring, Theodor Fritzsch, Georg von Schönerer, Guido von List, Jörg Lanz von Liebenfels ... nebenbei bemerkt ziemlich viele "von"-Namen. Die mögen im Einzelnen nicht die Juden verfolgt und ermordet haben, aber sie haben dem zumindest den Weg bereitet.
Antisemiten sind praktisch von jedweder politischen Agenda losgelöst - sie brauchen kein linkes, rechtes, westeuropäisches, religiöses ... Wertegerüst, um Juden zu hassen, zu verfolgen und/oder zu vernichten - sie brauchen nur Juden im Einflussbereich.


Genau das meine ich. Fast.



Hier also eine Besonderheit hinsichtlich der Gewaltexzesse von "eurasischen Feldherren, oder den Bolschewisten unter Stalin" zu erkennen, vermag ich nicht.


Dimitri hatte am Weltkrieg als Artillerist teilgenommen und sich nach der Revolution dann wie viele Offiziere den Truppen Koltschaks angeschlossen. Nachdem seine Einheit bald nach Koltschaks Ende von der Roten Armee bei Irkutsk zerschlagen worden war, gelang es ihm sich verkleidet als deutscher Kriegsgefangener langsam zu Fuß in die Mongolei durchzuschlagen. Auch in der Mongolei herrschte Bandenkrieg übelster Sorte, in dem sich Chinesische Soldaten, Nomaden, Kosaken, Weiße und Rote erbittert bekämpften. Da jede Gruppe panische Angst vor Spionen hatte, suchte man ständig nach Verrätern, die dann ein grausamer Tod erwartete. Natürlich wurden dabei weit mehr Unschuldige als echte Spione hingerichtet.


Ich meine, dass Russland, Zentralasien und vor allem die Monoglen schon immer für besonders grausame und extreme Gewaltexesse bekannt waren, die sich in ihrem Ausmaß und der Art und Weise
auf jeden Fall zumindest dahingend von den Europäern, Arabern, Indern und Chinesen darin unterschieden, dass sie immer besondere Erwähnung finden.
Während die Idee Gesetze und allgemeine Richtlinien für eine Kriegsführung festzulegen, halt in Europa wesentlich durchsetzungsfähiger war als zu jener Zeit in Zentralasien, bzw. kam dort sicher kein Machtmensch ernsthaft auf solche Gedanken.

stratege hat geschrieben:als wäre die weiße Bewegung bzw. ihre herausstechensten Teilelemente das gemäßigte Gegenstück zu den radikalen roten Blutsäufern gewesen, das verzerrt die Realitäten einfach ins groteske


Die weiße Opposition war eine heterogene Contrabewegung und bestand aus mehreren unabhängigen Zellen. Die Unterschiede in Sachen Kriegsführung und Weltanschauung waren somit auch unterschiedlicher als bei den Roten. Zivile Revolten, wie z.B. die der westrussischen Wehrbauern wurden notgedrungen Teil der "Weißen" Opposition, auch die Mehrheit der Unabhängigkeitsbewegungen, wie z.B. die Alasch Partei waren dabei und doch ehr dafür bekannt, dass man in deren Regionen sicherer vor Verfolgungungen und Deportationen war. Die Wolga Deutschen und vereinzelt auch Juden waren da ein Beispiel.
Zuletzt geändert von Way of Blücher am 28. September 2016 17:45, insgesamt 3-mal geändert.
"Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus." Max Planck