War es früher billiger?

Unsere Geschichtsecke

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Way of Blücher
Pilus Posterior
Pilus Posterior
Beiträge: 1360
Registriert: 9. Februar 2013 09:47

Re: War es früher billiger?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 15:44

stratege hat geschrieben:Was die hohen Zahlen heutzutage betrifft, denke ich auch, das diese vollständig irritieren, da meinem Empfinden nach innerhalb der letzten 150 Jahre (man schaue sich damals übliche Lohnsummen und heutige an) auch eine sehr dramatische Inflation stattgefunden haben muss.


Seit der Einführung des Euro nimmt der Wert des Papiergeldes ständig ab, was ua. auch einfach damit zusammenhängt, dass die EZB die Inflation fördert durch geringe Zinsen auf Kredite und pro Jahr einfach so 80 Mrd. Euro in den Schengenraum pumpt, ohne dass diese Fördergelder einen realen Gegenwert hätten. Die EZB begründet diesen Schritt damit, dass es eine Deflation wie z.B. in Japan verhindern wolle, wobei nicht verstehe warum man eine Deflation verhindern muss.
Nebenbei: Deflation: Steigerung des Geldwertes = Menschen können sich von ihrem Lohn mehr kaufen/ Lohn ist mehr wert.
"Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus." Max Planck

Benutzeravatar
Stratege
Princeps Posterior
Princeps Posterior
Beiträge: 1239
Registriert: 28. Januar 2013 10:34
Wohnort: Bochum
:
Spender Kleinspender

Re: War es früher billiger?

Beitragvon Stratege » 3. Dezember 2016 16:15

Das hat nichts mit dem Euro zu tun. Schau dir den Wochenlohn eines Industriearbeiters zu Anfang des 19. Jahrhunderts an, dann weißt du, dass die damals sprichwörtlich in Pfennigen rechneten.
Inflation für sich genommen ist bereits aus dem Grund unerlässlich um innerhalb des Systems der Warenmenge eine adäquarte Geldmenge entgegen zu setzen, da sonst mit steigender Produktivkraft und dementsprechend größeren Angebot bei gleicher Geldmenge automatisch Deflationstendenzen eintreten würden. Insofern bedeutet Inflation nicht per se Wertverfall, sondern muss zunächst einmal in Relation zur Entwicklung des Waenaufkommens gesehen werden, entwickelt sich dieses im selben Ausmaße wie die Geldmenge ausgedehnt wird, bleibt die Währung wertstabil, wobei sich natürich Verwerfungen in Verteilung und Preisschwankungen einzelner Waren einstellen werden.
Hinzu kommt, dass da noch zwei Weltkriege dazwischen lagen und mit dazugehöriger Reperationsproblematik etc.. Das hat alles die Notwendigkeit zur Ausdehnung der Geldmenge mit sich gebracht.

Lass einen Industriearbeiter hier um 1900 herum einen Wochenlohn von 3-3,5 Mark im Monat nach Hause gebracht haben, hätte im Monat 12-15 Mark ergeben. Schau dir an, was er um 2000 bekommen hätte dann siehst du, was sich daran bereits getan hat, bevor es den Euro überhaupt gegeben hat.

Wäre im übrigen nett den historischen Bereich nicht weier mit Tagespolitik zuzuspammen.
Die Grundwerte der prämodernen Gesellschaftsordnung:

Artillerie, Kavallerie, Infanterie

Benutzeravatar
Way of Blücher
Pilus Posterior
Pilus Posterior
Beiträge: 1360
Registriert: 9. Februar 2013 09:47

Re: War es früher billiger?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 16:29

"Nichts" halte ich für völlig falsch. Siehe Politik der EZB der letzten Jahre.

Inflation durch die EZB auf den Euro

stratege hat geschrieben:Lass einen Industriearbeiter hier um 1900 herum einen Wochenlohn von 3-3,5 Mark im Monat nach Hause gebracht haben, hätte im Monat 12-15 Mark ergeben. Schau dir an, was er um 2000 bekommen hätte dann siehst du, was sich daran bereits getan hat, bevor es den Euro überhaupt gegeben hat.


Wie du es selbst bereits gut bezeichnet hast, kann man die Mark von um 1900 schon allein deshalb nicht mit der Mark vom Jahr 2000 vergleichen wegen

1.)
stratege hat geschrieben:Hinzu kommt, dass da noch zwei Weltkriege dazwischen lagen und mit dazugehöriger Reperationsproblematik etc.. Das hat alles die Notwendigkeit zur Ausdehnung der Geldmenge mit sich gebracht.

2.) die "Reichmark" war zum Anfang des zweiten Reiches noch an den Goldstandart gekoppelt, was sich aber durch die Kriegsproduktion änderte.
Zw. der Mark von 1999 und der von 1900 liegen etwa 4-5 unterschiedliche Währungen, die zwar den gleichen Namen haben, aber alle unterschiedlichen Finanzsystemen zu Grunde liegen. Wobei die frühen Markstücke des 2. Reiches noch an den Goldstandart gekoppelt waren, dh. mit einer Mark von 1900 kann man heute wesentlicher mehr kaufen als damals, weil die von damals wesentlich mehr wert ist als es heute 1€, oder eine Mark wäre.
"Die Wahrheit triumphiert nie, ihre Gegner sterben nur aus." Max Planck

Benutzeravatar
Stratege
Princeps Posterior
Princeps Posterior
Beiträge: 1239
Registriert: 28. Januar 2013 10:34
Wohnort: Bochum
:
Spender Kleinspender

Re: War es früher billiger?

Beitragvon Stratege » 3. Dezember 2016 16:46

Way of Blücher hat geschrieben:"
2.) die "Reichmark" war zum Anfang des zweiten Reiches noch an den Goldstandart gekoppelt, was sich aber durch die Kriegsproduktion änderte.
Zw. der Mark von 1999 und der von 1900 liegen etwa 4-5 unterschiedliche Währungen, die zwar den gleichen Namen haben, aber alle unterschiedlichen Finanzsystemen zu Grunde liegen. Wobei die frühen Markstücke des 2. Reiches noch an den Goldstandart gekoppelt waren, dh. mit einer Mark von 1900 kann man heute wesentlicher mehr kaufen als damals, weil die von damals wesentlich mehr wert ist als es heute 1€, oder eine Mark wäre.


Also wenn ich mich recht entsinne, war die Reichsmark nicht an den Goldstandart gebunden, sondern an das britische Pfund bei einem Wechselkurs von ca. 3 Mark zu 1 Pfund, das Pfud wiederrum war an den Goldstandart gebunden, welcher während des Krieges aufgegeben später zwischenzeitlich einmal wieder eingeführt wurde, was aber auch nebensächlich ist.
Die Bindung der festen Wechselkusre konnte Kriegsbedingt nciht mehr dargestellt werden, deswegen entfente man sich davonl.

Die Währungen sind durchaus miteinander zu vergleichen, niht weil sie so und so heißen, ondern weil sie einen allgemeinen Trend zur Inflation in letzten Jahrhundert aufwiesen, das betraf ja nicht nur die Reichsmark, sondern auch das britische Pfund, den Franc, den US-Dollar und so ziemlich alle anderen Währungen.

Vergleiche die Löhne der Arbeiter von 1900 in Pfund und Dollar mit denen 100 Jahre später, dann siehst du, dass dies kein spezifisch deutsches Phänomen ist und auch die Reperationsfrage da nicht DIE Rolle zu spielen scheint.
Vergleiche aber Warenproduktions und Handelsvolumen, dann bekommst du eher einen Eindruck davon, wo der Hase im Pfeffer liegt, in der Verzigfachung der Produktionsleistung, die quantitativ dargestellt werden muss.
Die Grundwerte der prämodernen Gesellschaftsordnung:

Artillerie, Kavallerie, Infanterie

Benutzeravatar
Wüstenkrieger
Administrator
Administrator
Beiträge: 23284
Registriert: 1. November 2010 21:41
Wohnort: Berlin
:
Modder Team-SZ Gründer/Eigentümer der SZ Gewinner Tippspiel
Kontaktdaten:

Re: War es früher billiger?

Beitragvon Wüstenkrieger » 3. Dezember 2016 16:56

Da wieder aktuell politisches... mache ich mal zu.
Bild
Forenregeln.....Lieber einen Tag lang gekämpft wie ein Löwe, als 100 Jahre gelebt wie ein Schaf...