Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Stratege » 23. August 2016 01:14

Pastete hat geschrieben:3:
Stratege hat geschrieben:Ohne das jetzt persönlich zu meinen aber du steckst Rommel in eine Kategorie mit Manstein, Guderian und Konsorten? Den Mann, dem es in der Hauptsache zu danken gewesen ist, dass Afrika zu einem weit größeren Schauplatz geworden ist, als es jemals sollte (die Italiener wollten eigentlich nur schweres Material zum Schutz ihrer Kolonie in Lybien) und dazu führte, dass die völlig sinnfrei in Afrika eingesetzten Verbände an der Ostfront fehlten?
Wenn du solches von dir gibst, würde ich sagen, dass du da mitunter durchaus propagandistischen Motiven aufgesessen bist, Rommels Leistungen waren die eines ordentlichen Divisionskommandeurs, er selbst hatte weder entscheidenden Einfluss auf die Waffendoktrin (ist bekanntlich eher Guderian zuzuschreiben) noch hat er irgendwelche brillianten taktische oder strategische Erfolge vorzuweisen gehabt, man könnte dem gegenüber auch behaupten, dass die Überschreitung der Kompetenzen in Afrika so einiges zum Desaster beigetragen habe mag, hat es doch Material, Flugzeug- und Schiffsraum gefressen, neben den Truppen, die verloren gingen.

Die Entscheidung ob ich das persönlich nehme überlass mal bitte mir. :strategie_zone_304:
Ich vergebe dir. ^^
Und jetzt ohne dir persönlich nahetreten zu wollen, dir wird der Unterschied in Aufgaben und Herausforderungen eines Divisionskommandeurs mit <20000 Mann, mit Vorgesetztem im gleichen Kriegsschauplatz einerseits und denen eines Oberbefehlshaber eines gesamten Kriegsschauplatzes mit hunderttausenden andererseits bekannt sein?
Dir wird hoffentlich auch bekannt sein, dass nicht Rommel der Entscheidungsträger war, 1) dass der Afrikafeldzug geführt wurde, 2) welche Ressourcen ihm vom OKH zugeteilt wurden, 3) was ihm strategische Notwendigkeiten nun mal diktierten, sondern lediglich letztere zu seinem Vorteil genutzt hat?
Findest der Afrikafeldzug hat die Ostfront geschwächt? No shit Sherlock, aber die Beschwerde richte bitte an das OKH, oder erkläre dich.
Die Generalität ist schuld, dass Hitler wollte, dass Rommel mal eben bis Indien vorrückt? Aber klar doch!


Zum ersten mir sind diese Unterschiede durchaus bekannt, weswegen ich darauf hinwies, dass es vollständig unsinnig ist Rommel, Manstein und Guderian in die selbe Kategorie zu werfen.
Die Aktionen Rommels in Nordafrika waren zu großen Teilen in sofern militärischer Unfung, dass sie das ursprüngliche Ziel, den Totalverlust Libyens zu stoppen und die Engländer zum stehen zu bringen, was meines Wissens nach die ursprüngliche Absicht der Generalität war völlig überdehnten.
Das Ausgreifen nach Ägypten und die Offensive überhaupt entsprachen nicht den tatsächlichen logistischen Möglichkeiten und banden mehr Truppen und damit auch mehr Transportkapazitäten und Material als es benötigt hätte um die Stellungen dort einigermaßen zu verteidigen, und später zu Versorgungsproblemen führte.
Rommel überschritt hier seine Kompetenzen, mit der fatalen wirkung Hitler dadurch zu imponieren und diesen dazu zu veranlassen die Generalität dahingehend zu drängen mehr Ressourcen für Afrika bereit zu stellen, so weit mir bekannt ist und das war völliger Unsinn zum einen, da diese Truppen in Russland fehlten (man muss sich hier vor Augen führen, die Italiener hatten ursprüglich nur um Material gebeten, weil es ihnen an Panzern und schweren Waffen mangelte, nicht um ganze vollausgerüstete Divisionen, die sie dort unten ohnehin kaum versorgen konnten) entsprechend zeigt das weitere Vorgehen bei völlig unzureichender Nahschublogistik in meinen Augen ganz haarsträubende Defizite bei Rommel, genau so wie die Tatsache, dass er immer nach noch mehr verstärkungen verlangte um seinen Krieg in Afrika zu führen, wo ihm bei einem Quäntchen Übersicht hätte klar sein müssen, dass in der Situation 1. Russland Priorität haben musste und weiterhin dass die Versorgungslage ohnehin keinen großangelegten Feldzug gen Osten zuließ, das funktionierte genau so lange, bis irgendwo am Ende der Cyrenaika die Nachschubwege zu lang wurden und die Briten sich ihren Versorgungsbasen näherten, dann war aus die Maus und die Übersicht darüber hätte Rommel haben müssen.
Das die militärische Führung insgesamt Hitler viel zu hörig gewesen ist, ist mir durchaus klar, trotzdem erwarte ich von jemandem, der mit potentiellen Oberkommandierenden eines Kriegstheaters in einen Topf geworfen wird, dass er 1. Die Situation analysieren kann, 2. Nach Analyse der Situation seine gesetzten Kompetenzen nicht überschreitet, wenn keine wirklichen Erfolgsaussichten bestehen 3. Er Protest gegen unsinnige Befehle einlegt, die keine Aussicht auf militärischen Erfolg haben sondern nur der Truppe, gegenüber der er ebenso verantwortlich ist, wie gegenüber seinem Vorgesetzten. 4. Er nötigenfalls die konsequenz zieht unsinnige Befehle zu verweigern und wenn er vor die Wahl gestelt wird lieber sein Kommando niederlegt, als die Truppen zu opfern.
So zu tun, als hätte Rommel diesen Krieg dort nciht führen wollen, die Ressourcen nicht haben wollen und die Beförderungen dafür nicht gerne genommen ist schlicht eine Fehwidergabe der historischen Tatsachen und wie man es dreht, er hatte entweder nicht die Übersicht um zu sehen, dass er strategischen Murks anstellt in der Gesamtsituation des Krieges oder nicht den Mut seiner Verantwortung gegenüber der Truppe gerecht zu werden und den Phantasien des Schnauzbärtigen eine persönliche Absage zu erteilen, im schlimmsten Fall beides, somit als großer militär entweder was die Fähigkeiten betrifft oder aber charakterlich oder beides völlig ungeeignet.

In allen vier Punkten, hat Rommel krass versagt. Als Divisionsführer sicherlich tauglich, aber definitiv kein großer General im sinne eines strategischen/taktischen Genies, das hat er in Afrika definitiv klar bewiesen und deswegen gehört er in den Topf nicht mit hinein, wenn wir jetzt anfangen alle brauchbaren Divisionskommandanten aufzuzählen, viel Spaß, nur sehe ich darin keinen wirklichen Sinn.
Zuletzt geändert von Stratege am 23. August 2016 01:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Stratege » 23. August 2016 01:33

KirKanos hat geschrieben:
Stratege hat geschrieben:Die Verluste der HG-Mitte und der Verlust der Verbindung zu den in Kurland verbliebenen Truppen sind Tatsachen, die klare Führungsfehler unterstreichen und die sind dem Oberkommandierendes des Frontabschnitts ohne wenn und aber anzulasten.


1. Wie Hitler über das Zurücknehmen der Front dachte ist hinlänglich bekannt. Dazu muss man sich nicht mal der Fachliteratur bedienen.
2. War die HG-Mitte eben keine für sich stehender Verband, sondern ein Instrument der militärischen Führung in Berlin, bzw. von wo sie gerade operierte. Wie Du hier argumentierst, könnte man meinen ein Zug Infantrie lag irgendwo alleine und wurde aufgerieben, weil der Zugführer pennte. Ich weiß das Dir das bewußt ist, ich will es aber noch mal erwähnt wissen.
3. Ich verwahre mich auch nicht gegen die von Dir vertretene Auffassung, aber was ich als höhst unseriös finde, ist absolut-einseitige Schuldzuweisungen eines "Jaegerfelds". Das blendet einfach zu viele andere Faktoren aus und entspricht einfach nicht den Tatsachen militärischer Führungsstrukturen.


Zu 1. Wie schon im Beitrag an Pastete angemerkt, das fabulieren des böhmischen Gefreiten ist eine Sache, führt dann aber eben auf die sehr einfache Antwort "Hitler war's" hinaus. Nun ist der Befehlshaber einer Heeresgruppe aner nicht nur seinem Staatsoberhaupt/Nominellem Oberbefehlshaber verpflichtet, sondern auch den Soldaten gegenüber mit deren Leben er da herumhantiert, weswegen eine gewisse Autonomie gegenüber äußeren, zivilistischen Einflüssen eigentlich Vorraussetzung sein sollte für diese Position, sofern würde ich sagen, es ist vollkommen Egal was der Schnauzbärtige wollte, jeder Befehlshaber hatte die Möglichkeit zu verweigern und wenn nötig zu quittieren, weil ein solches Verhalten der eigenen Truppe gegenüber untragbar ist, ein Befehl rechtfertigt eigentlich nicht strategische Notwendikeiten zu ignorieren, jedenfalls nicht, wenn da die Leben einer ganzen HG drannhängen, insofern wäre auch das ein Versagen, auf etwas anderer Ebene, aber dennoch.

Zu 2. Natürlich ist die HG Mitte kein Infanteriezug gewesen, der irgendwo in der Pampa herumsteht, dass ist mir auch klar, es ging mir da eher darum, dass man natürlich nicht einzeln mit den der HG zugeordneen Verbänden zurrück gehen kann, während die HG Nord Position hällt, sondern das hätte eben gemeinsam koordiniert werden müssen.
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon KirKanos » 23. August 2016 01:44

Stratege hat geschrieben:
Zu 1. Wie schon im Beitrag an Pastete angemerkt, das fabulieren des böhmischen Gefreiten ist eine Sache, führt dann aber eben auf die sehr einfache Antwort "Hitler war's" hinaus. Nun ist der Befehlshaber einer Heeresgruppe aner nicht nur seinem Staatsoberhaupt/Nominellem Oberbefehlshaber verpflichtet, sondern auch den Soldaten gegenüber mit deren Leben er da herumhantiert, weswegen eine gewisse Autonomie gegenüber äußeren, zivilistischen Einflüssen eigentlich Vorraussetzung sein sollte für diese Position, sofern würde ich sagen, es ist vollkommen Egal was der Schnauzbärtige wollte, jeder Befehlshaber hatte die Möglichkeit zu verweigern und wenn nötig zu quittieren, weil ein solches Verhalten der eigenen Truppe gegenüber untragbar ist, ein Befehl rechtfertigt eigentlich nicht strategische Notwendikeiten zu ignorieren, jedenfalls nicht, wenn da die Leben einer ganzen HG drannhängen, insofern wäre auch das ein Versagen, auf etwas anderer Ebene, aber dennoch.


Ich kann Dir nur beipflichten, dass man durchaus Spielräume hatte. Und auch sage ich nicht, dass man schuldlos war. Aber genausowenig würde ich hier von einer "Alleinschuld" sprechen. Damit würde man sich das Ganze doch etwas zu einfach machen.

Stratege hat geschrieben:
Zu 2. Natürlich ist die HG Mitte kein Infanteriezug gewesen, der irgendwo in der Pampa herumsteht, dass ist mir auch klar, es ging mir da eher darum, dass man natürlich nicht einzeln mit den der HG zugeordneen Verbänden zurrück gehen kann, während die HG Nord Position hällt, sondern das hätte eben gemeinsam koordiniert werden müssen.


Allerdings.

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Titus Pullo » 23. August 2016 09:46

Moin moin in die Runde!

Ohne jetzt für die deutsche Generalität eine Lanze brechen zu müssen und ja, Rommel und Manstein waren unbestritten völlig verschieden in Anlage und Ausrichtung Ihrer Fähigkeiten. Aber einen Erwin Rommel, nur weil es dem einen oder anderen im aktuellen Geiste der Zeit gerade en vogue erscheint, zum kompletten Dilettanten abzustempeln, der gerade mal so in der Lage war in Kompaniestärke zu denken, finde ich oberflächlich und anmaßend. Vor allem von Rednern die wahrscheinlich selbst nicht mal über praktische Erfahrungen aus dem rudimentären Grundwehrdienst verfügen. Er mag ja seine Defizite in Bezug auf das große ganze gehabt haben, nichts desto Trotz muß man das von ihm erreichte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erstmal nachmachen. Als kleinen Denkanstoß und weil hier gerne vom MGFA gesprochen wird, beziehe ich mich auf Publikationen von Reinhard Stumpf aus " Der Krieg im Mittelmeerraum 1942/43: Die Operationen in Nordafrika und im mittleren Mittelmeer" Denn man darf bei der Resourcendebatte nicht vergessen, dass er durch seine offensiven Aktionen auf ihrem Höhepunkt doch erhebliche Kräfte der Allierten band. Um das zu verdeutlichen muß man sich die Diskrepanz zwischen den Panzern und Infanterie auf seiten der Achsenmächte und denen der alliierte nur mal vor EL Alamein Ende 1942 zu Gemüte führen. (Sowohl bei Infanterie, als auch bei den gepanzerten Einheiten & Geschützen waren die Truppen Monty's ca. doppelt so stark. Man sollte bei allen ehrenwerten Versuchen sich nicht von Propaganda korrumpieren zu lassen, trotzdem nicht den Blick für Fakten verlieren. Immer unter Annahme, dass auch die Briten jeweils das Beste an Generalität aufboten was Ihnen zur Verfügung stand, läßt im Hinblick auf die erzielten Ergebnisse mitunter tief blicken und im direkten Vergleich einen Erwin Rommel bei allen eigenen Defiziten so schlecht nicht aussehen. Und dabei macht es keinen Unterschied ob wir von einem Wavel, Auchinleck oder Montgommery sprechen. Deshalb rate ich auch zur Vorsicht nicht ins gegenteilige Extrem zu verfallen und zu sagen: Die deutschen GFM waren bis auf 1 - 2 Lichtgestalten alle völlig unfähig im Vergleich zu den Allierten Generälen.

Was den Zerfall der Ostfront betrifft, hätte sich ein Manstein, oder Model mit hoher Warscheinlichkeit wesentlich eleganter aus der Affaire gezogen, und ja Menschen neigen unter starkem Stress dazu, mitunter kapitale Fehler zu begehen. Wir dürfen ja nicht vergessen, wass Generälen die HItlers "Klammern" zu widerhandelten passierte. Bestenfalls wurden sie in die Bedeutungslosigkeit weggelobt, degradiert u.o entlassen. Jetzt nur dem Oberkomando "Mitte" die Alleinschuld zu geben, hielte ich ebenfalls für bedenklich. Ich wiederhole hier an dieser Stelle dann aber eine bereits gestellte interessante Frage.: Wer war es denn der die "fähigsten Köpfe" der Generalität entfernte und somit dafür sorgte, dass diese nicht da waren, als man sie brauchte? Zudem kam die schon im Sommer nominelle Überlegenheit der Russen (bei Panzern, Flugzeugen und Geschützen nahezu 10:1 und bei Infanterie ca. 2:1).

Im Nachhinein würden wir heute und ganz besonders all die theoretischen Sandkastengeneräle alles eh viel besser machen, nur lasst uns bitte nicht vergessen, dass unsere Generation den Krieg bestenfalls gelesen oder gespielt hat. Die damaligen Akteure wurden gem. des vorherschenden Zeitgeistes weltanschaulich und strategisch ausgebildet und es gab wie in jeder Epoche auch weniger gute, gute und herausragende Truppenführer. Sich jetzt einen herauszupicken und für den kompletten Zusammenbruch allein verantwortlich zu machen, halte ich wie bereits gesagt für falsch. Es war meiner Meinung nach die Summe an Entscheidungen, Einmischungen sowie die im Vergleich zu Russland nicht vorhandene Fähigkeit immer wieder neue Armeen schier unerschöpflich an die Front zu bringen. Ich stelle jetzt und stütze mich dabei allein nüchtern auf die blanken Zahlen die Behauptung auf, dass mit den im Juni 44 vorhandenen Mitteln auch ein Manstein die russische Operation Bagration nicht hätte in einen deutschen Sieg verwandeln können. Das gern zauberformelhaft zitierte schlagen aus der Tiefe/der Nachhand ist nämlich nur mit beweglichen gepanzerten Reserven möglich und die waren auf diesem Kriegsschauplatz zu jenem Zeitpunkt nämlich einfach nicht vorhanden. Somit wäre auch eine Wiederholung der sensationellen Rochaden aus dem Winter 42/43 nicht darstellbar. Früher oder später wäre dann auch ein Erich von Manstein vor der Entscheidung gestanden, entweder: Augen zu und irgend wie versuchen zu halten, oder Absetzbewegung (teilweise mit drakonischen Strafen spätestens ab 20.07.44 belegt) gegen einen viel mobilieren Gegner wagen. Aber wie gesagt, im Nachhinein ist immer alles leichter! Angenehmen Start in den Tag...
LG Titus Pullo

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Jaegerfeld » 23. August 2016 11:24

KirKanos hat geschrieben:
Sorry, aber ich kann mich nich einfach so hinter einer Quelle verstecken. Wenn ich sie zu meinem Gunsten anführe, dann muss ich dem Gegenüber konkret sagen worauf. Damit dieser nachschlagen kann und etwaige Punkte abgleichen kann. Wenn ich das nicht oder nur auf vage auf einen 1000 Seitigen Band verweisen kann, dann ist das nicht einfach legitim. Es it unfair, weil es de facto nicht zu widerlegen ist.

Wenn ich mir diese Mühe nicht machen will, dann transportiere ich das als meine These. So habe ich das auch hier mehrfach empfohlen.

Stratege hat geschrieben:Die Verluste der HG-Mitte und der Verlust der Verbindung zu den in Kurland verbliebenen Truppen sind Tatsachen, die klare Führungsfehler unterstreichen und die sind dem Oberkommandierendes des Frontabschnitts ohne wenn und aber anzulasten.


3. Ich verwahre mich auch nicht gegen die von Dir vertretene Auffassung, aber was ich als höhst unseriös finde, ist absolut-einseitige Schuldzuweisungen eines "Jaegerfelds". Das blendet einfach zu viele andere Faktoren aus und entspricht einfach nicht den Tatsachen militärischer Führungsstrukturen.


Ehrlich gesagt bist du hier ganz schön einfach unterwegs. Für dich gelten offenbar die regeln nicht, die du an andere anlegst.

Hast du denn Band denn? Bist du wirklich der Meinung, dass es dir etwas bringt wenn ich dir die genaue Textstelle nenne?
Was sowieso nicht geht, denn ein komplexes Thema wie den Ostfeldzug 43 / 44 kann man sicher nicht mit einer Textstelle aus einem tausendseitigen Band erklären.
Ein Literaturhinweis kann nur als Aufforderung dienen, sich eingehend mit dem Thema zu beschäftigen,
Also noch einmal: Kauf oder leihe dir das Buch (Bibliotheken führen so was normalerweise) und stelle dann Fragen. Ich bin gerne bereit sie zu beantworten. Allerdings fange ich nicht bei Adam und Eva an.

Und was bedeutet: "Das blendet einfach zu viele andere Faktoren aus und entspricht einfach nicht den Tatsachen militärischer Führungsstrukturen ??"
Welche Faktoren und vor allem welche Tatsachen bei militärischen Führungsstrukturen? Bullshitbingo wollte ich hier nicht spielen.

Vielleicht fangen wir damit an, dass du erklärst wo den dein Begreifhorizont beginnt und endet?
Welchen Kenntnisstand zum Ostfeldzug hast du denn? Irgendwelche militärische Vorbildung? Vielleicht ein Generalstabslehrgang?
OSH?
Reservist?
Strategiespieler?
Geschichtsstudent?
Historiker?
Amateur??


Kurz zu mir:
42 Jahre
13 Jahre Armee, dort bei der Infanterie ( Gebirgs- , Jäger)
Infanterieschule
Studium der Informatik
Softwareentwickler (AI und Simulation)
Team und Projektleiter
Geschäftsstellenleiter
Jetzt Coach - Projektmanagement und Agile Vorgehensweisen.

======= Trennung ==========

Um wieder zum Thema zu kommen.

@ Stratege: Wollen wir wieder über den direkten Untergang sprechen?
Ich denke wir sind uns einig, dass die Katastrophen des zweiten Halbjahres 44 die Wehrmacht in einen desolaten Zustand versetzt haben.
Die verpasste Chance im Westen (Sicherung des Rheins mit deutlich mehr und besseren Kräften als in der Realität) hattest du schon angesprochen.

Was war der Grund für das schnelle Ende im Osten? Bzw. Gab es da noch irgendwas aufzuhalten, nachdem zwei Heeresgruppen verloren gingen?
Hätte man auch mit den vorhandene Kräften noch was verbessern können? Vielleicht Aufgabe Berlins und alles hinter die Elbe und dem Westen ergeben?
„Ich schätze mal, das kann jeder Online-Community passieren. Irgendwann stellen die höflichen und vernünftigen Leute fest, dass sie sich in dieser Gruppe nicht mehr aufhalten wollen. Also verschwinden die. Und diejenigen die übrig bleiben, erfahren nur noch die Leute die genau so wie sie drauf sind.“

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Pastete » 23. August 2016 13:15

Stratege hat geschrieben:Zum ersten mir sind diese Unterschiede durchaus bekannt, weswegen ich darauf hinwies, dass es vollständig unsinnig ist Rommel, Manstein und Guderian in die selbe Kategorie zu werfen.
Die Aktionen Rommels in Nordafrika waren zu großen Teilen in sofern militärischer Unfung, dass sie das ursprüngliche Ziel, den Totalverlust Libyens zu stoppen und die Engländer zum stehen zu bringen, was meines Wissens nach die ursprüngliche Absicht der Generalität war völlig überdehnten.
Das Ausgreifen nach Ägypten und die Offensive überhaupt entsprachen nicht den tatsächlichen logistischen Möglichkeiten und banden mehr Truppen und damit auch mehr Transportkapazitäten und Material als es benötigt hätte um die Stellungen dort einigermaßen zu verteidigen, und später zu Versorgungsproblemen führte.
Rommel überschritt hier seine Kompetenzen, mit der fatalen wirkung Hitler dadurch zu imponieren und diesen dazu zu veranlassen die Generalität dahingehend zu drängen mehr Ressourcen für Afrika bereit zu stellen, so weit mir bekannt ist und das war völliger Unsinn zum einen, da diese Truppen in Russland fehlten (man muss sich hier vor Augen führen, die Italiener hatten ursprüglich nur um Material gebeten, weil es ihnen an Panzern und schweren Waffen mangelte, nicht um ganze vollausgerüstete Divisionen, die sie dort unten ohnehin kaum versorgen konnten) entsprechend zeigt das weitere Vorgehen bei völlig unzureichender Nahschublogistik in meinen Augen ganz haarsträubende Defizite bei Rommel, genau so wie die Tatsache, dass er immer nach noch mehr verstärkungen verlangte um seinen Krieg in Afrika zu führen, wo ihm bei einem Quäntchen Übersicht hätte klar sein müssen, dass in der Situation 1. Russland Priorität haben musste und weiterhin dass die Versorgungslage ohnehin keinen großangelegten Feldzug gen Osten zuließ, das funktionierte genau so lange, bis irgendwo am Ende der Cyrenaika die Nachschubwege zu lang wurden und die Briten sich ihren Versorgungsbasen näherten, dann war aus die Maus und die Übersicht darüber hätte Rommel haben müssen.

Zum ersten ist es völliger Schmarrn Rommel zu einem "fähigen Divisionskommandeur" zu degradieren. Er hat einen kompletten Kriegsschauplatz kommandiert. Das habe ich dir vorher schon erwähnt.
Zum zweiten lag die Entscheidung, nach Ägypten vorzustoßen, nicht bei ihm. Er hat die Briten in Libyen total verdroschen, was seine Aufgabe war. Die Entscheidung, dass er weiter vorrücken sollte, lag beim OKH und Hitler.
Drittens ist die Behauptung, der Afrikafeldzug sei dadurch eskaliert, völliger Schmarrn. Die Alliierten hatten kaum einen Mangel an Mensch und Material. Jede weitere Front kam ihnen gelegen. Das war bei den Achsenmächten nicht der Fall. Für sie ging es darum, so viele Fronten wie nur möglich so schnell wie nur möglich zu beenden. Dafür gab es nur zwei Möglichkeiten: Den Maghreb entweder komplett zu erobern oder aber komplett aufzugeben.
Noch ein Grund warum die Entscheidung zur Offensive deshalb als totalen Schmarrn abzutun und das Rommel anzulasten, selbst totaler Müll ist.
Viertens, und ich wiederhole mich: Rommel war für einen einzigen Kriegsschauplatz zuständig. Afrika. Nicht Russland. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte es danach zu fragen, was er brauchte.
Die Entscheidung, welche Ressourcen wo zugeteilt wurden, lag beim OKH.
Das ist übrigens nicht nur beim Militär so, sondern auch bei jeder anderen Organisation und jedem Projekt, wenn es um die Verteilung der Mittel geht. Sowas nennt man Aufgabenteilung.
Wenn ich für Projekt X etwas Geld für dieses oder jenes brauchen könnte, dann frage ich mich nicht, ob für Projekt Y, in das ich überhaupt nicht involviert bin, das Geld eher braucht. Ich gehe hin zum Vorgesetzten und frage ihn, ob er das Geld für mein Projekt X über hat. Ob er das nicht eher in Projekt Y investieren will, ist seine Entscheidung.
Und was die Sinnhaftigkeit von Projekt X angeht, dann ist das auch nicht meine Schuld, dass ich dem Projekt zugeteilt bin. Ich habe einen Job und den habe ich auszuführen.

Deine Logik: "Gustave Eiffel war ein schlechter Ingenieur, denn der Eiffelturm hatte keinen wirklichen Nutzen und kostete Geld, welches mit einem Quäntchen Überblick Eiffel hätte klar sein müssen, dass es besser in Bildung, Forschung oder sonstiges hätte angelegt werden sollen."

Fazit:
Rommel hat ein Ergebnis rausgeholt, das sehr nahe an dem maximal möglichen war. Das ist ein objektives Faktum.
Mich nervt das immer an Schreibtischgenerälen, dass sie der Meinung sind, sie könnten es besser.
Dann aus dem eigenen Mangel an elementarsten Kenntnissen jeglicher Hierarchie und Organisationsstruktur zu schließen, dass ich von Propaganda befangen bin...

Jaegerfeld hat geschrieben:Kurz zu mir:
42 Jahre
13 Jahre Armee, dort bei der Infanterie ( Gebirgs- , Jäger)
Infanterieschule
Studium der Informatik
Softwareentwickler (AI und Simulation)
Team und Projektleiter
Geschäftsstellenleiter
Jetzt Coach - Projektmanagement und Agile Vorgehensweisen.

Schön für dich.

Kurz zu Rommel zum Zeitpunkt des Afrikafeldzuges:
51 Jahre
34 Jahre Armee, dort in mehreren Kriegen und vom Fähnrich quer durch die Ränge bis zum Generalfeldmarschall
In Sachen Erfahrung, insbesondere was Kriege angeht, dir um 34 Jahre denke ich voraus.

Also folgern wir daraus messerscharf, dass deine Meinung keine Rolle spielt und wir davon auszugehen haben, dass Rommel richtig liegt, egal was. Zumindest ist das das Spiel, welches du umgekehrt mit uns zu spielen versuchst. Mal abgesehen davon, dass dein Job im Heer als ...(was? Soldat? Sergeant? Du nennst keinen Rang, ich folgere mal daraus dass es was niedriges war) so einen Klang hat, als würde eine Krankenschwester über die Arbeit eines Chirurgen belehren, und dass ich mir nicht vorstellen kann, dass deine hier vertretene Meinung mit deiner Erfahrung im Projektmanagement auch nur ansatzweise kompatibel ist.
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Titus Pullo » 23. August 2016 13:30

Jaegerfeld hat geschrieben:Was war der Grund für das schnelle Ende im Osten? Bzw. Gab es da noch irgendwas aufzuhalten, nachdem zwei Heeresgruppen verloren gingen?
Hätte man auch mit den vorhandene Kräften noch was verbessern können? Vielleicht Aufgabe Berlins und alles hinter die Elbe und dem Westen ergeben?


Unter der Prämisse, dass man diesem Krieg spätestens ab Eintritt Russlands und der USA nicht von vornherein jedwede noch so kleine Siegchance absprechen möchte, war er eigentlich spätestens ab Ende 1943 verloren. Man hätte und dieser trügerischen Hoffnung hing man ja an, bestenfalls mittels partieller Waffenstillstandsverhandlungen den Kopf aus der Schlinge ziehen können. Nur waren dafür unter der damaligen Administration bereits alle Brücken eingerissen. An eine mögliche Erreichung eines Remisfriedens zu denken, war ab Ende 1943 allein schon aufgrund der Überlegenheit der Allierten was Material und Truppenstärke betraf schon nichts weiter als einseitiges Wunschdenken.

Ab Sommer 1944 war es dann nur noch ein nakter Kampf ums Überleben in dem es sich ausschließlich darum drehte, wie lange Deutschland ihn bis zu Untergang zu führen in der Lage wäre.

Auch ohne die Folgen der russischen Sommeroffensive hätte ein rechtzeitiger Rückzug der noch immer, oder schon wieder (wie man es sehen möchte) größtenteils ausschließlich bespannten Verbände der Wehrmacht z.B. hinter Oder o. Elbe meiner Meinung nach nicht mal einen zeitlichen Gewinn bedeutet. Als umgehende Folge dessen wären die letzten noch verbliebenden Verbündeten, welchen Kampfwert auch immer sie besessen haben, sofort von der Fahne gegangen. Zudem hätte man mitunter weiterhin wichtige Resourcen wie billige Zwangsarbeiter, letzte anzapfbare Ölreseven etc. von vornherein aufgegeben. Einen chronischen Mangel an Treibstoff gab es ja schon ab 1943. Man hätte sich lediglich starr irgendwo eingraben können, nur dass starre Verteidigungen in diesem Krieg nie ein wirkliches Hinderniss gewesen sind.

Meiner Meinung nach ist es egal wie man das Blatt hin und her dreht, ob man es faltet oder knüllt, ...es war einfach nicht gut genug. Es gab nur einen möglichen Ausweg, ein Scenario ohne Hitler und sein Regime und diese Option wurde versucht am 20.07.1944 zu ziehen.

Sie ist und war nüchtern betrachtet die einzig wenigstens theoretische Option, das Schlimmste zu verhindern, die Deutschland 1944 noch hatte.
Zuletzt geändert von Titus Pullo am 23. August 2016 13:34, insgesamt 1-mal geändert.
LG Titus Pullo

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon KirKanos » 23. August 2016 13:33

Jaegerfeld hat geschrieben:Ehrlich gesagt bist du hier ganz schön einfach unterwegs. Für dich gelten offenbar die regeln nicht, die du an andere anlegst.
Hast du denn Band denn?


Also ein letztes mal, kannst Du Deine Behauptung, Deine Thesen decken soich mit denen des MGfA, belegen? Würde mich sehr interessieren, wo Frieser u. Co. die These vertritt, Bush und HG Mitte wären alleinverantwortlich für den Zusammenbruch der HG Mitte.

Mir geht es damit nicht um den Ostfeldzug. Mir geht es um eine konkrete Aussage von Dir. ich möchte gerne sehen, ob Du serios arbeitest. Leute die sich als ausgewiesene Experte ausgeben, begegne ich im Internet erstmal kritisch. Aber anscheinend bist Du schnell darin, Deine Meinung unangreifbar zu machen, indem Du das MGFA als Referenz herausholst. Wenn man nachfragt, kommen Beleidigungen oder die Frage ob man einen Generalstabslehrgang bsucht hat? Das grenzt schon Slapstick.

Jaegerfeld hat geschrieben:Vielleicht fangen wir damit an, dass du erklärst wo den dein Begreifhorizont beginnt und endet?
Welchen Kenntnisstand zum Ostfeldzug hast du denn? Irgendwelche militärische Vorbildung? Vielleicht ein Generalstabslehrgang?


Gehst Du so mit fachlichen Nachfragen um? "Haben Sie gedient"? Haben sie eine Generalstabsausbildung. :strategie_zone_76:

In der Wissenschaft laufen die Leute nicht mit Uniformen rum, da ist vom Erstli bis zum Dekan niemand von den Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens befreit. Ich erwarte von Dir, egal auf einem militärhistorischen Symposium oder in meiner Stammkneipe, wenn Du Dich in einer Debatte aufs MGFA berufst, mir die Stelle zu nennen, auf die Du Dich berufst. Sonst kann ja jeder, beliebig das MGFA für seine Meinung hernehmen und sich so unangreifbar machen.

Ich lasse mich nicht auf Dein Spiel ein, werfe Nebelkerzen wie Du willst. Hier im Internet kann jeder alls behaupten, so wie Du Dich als Experte ausgiebst. Es tut auch nichts zu Sache, ob man Handwerker, Akademiker, Soldat oder sonst was ist, solange man fair argumentiert und seine Verweise auf Fachliteratur, was man ja gerne machen kann, belegt. Oder eben sagt, Hey Leute, dass ist jetzt nur meine Meinung.

Für Dich scheinen ja Titel Menschen zu machen, wir sind aber nichtmehr in Preußen vor hundert Jahren. In der Wissenschaft zählen vor allem Argumente und die Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens. Also hör auf von Begriffshorizonten, Generalstabsausbildungen und was weiß ich zu schwadronieren, Dich allgemein künstlich aufzuplustern. 2016 in einem Internetforum hat jeder das Recht seine Meinung vorzubringen, wenn er dabei die Regeln des Anstands wahrt und einige, wissenschaftliche Spielregeln befolgt (letzteres ist nur dann erforderlich wenn man ernst genommen werden will).

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon KirKanos » 23. August 2016 13:57

Pastete hat geschrieben:
Stratege hat geschrieben: Mal abgesehen davon, dass dein Job im Heer als ...(was? Soldat? Sergeant? Du nennst keinen Rang,


Auf der Basis seiner Vita gehe ich vom Rang eines Oberleutnants oder Hauptmanns aus, wenn man dem folgt. Aufgrund der Dienstzeit kann man schließen, dass er nicht den Sprung zum Berufssoldaten(Welche in der Offizierslaufbahn dann mit einer Beförderung zum Major einhergeht) geschafft hat oder es nicht wollte. Da er studiert hat, ist er wohl Offizier gewesen. Von einerGeneralstabsausbildung ist mit 13 Jahren Dienstzeit nicht auszugehen. Sergeanten gibt es meines Wissens in der Bundeswehr nur in der Deutsch-Französischen Brigade. Unteroffiziere mit Portepee werden in Deutschland gemeinhin als Feldwebel tituliert und nicht als Sergeanten.

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Stratege » 23. August 2016 14:18

Jaegerfeld hat geschrieben:
@ Stratege: Wollen wir wieder über den direkten Untergang sprechen?
Ich denke wir sind uns einig, dass die Katastrophen des zweiten Halbjahres 44 die Wehrmacht in einen desolaten Zustand versetzt haben.
Die verpasste Chance im Westen (Sicherung des Rheins mit deutlich mehr und besseren Kräften als in der Realität) hattest du schon angesprochen.

Was war der Grund für das schnelle Ende im Osten? Bzw. Gab es da noch irgendwas aufzuhalten, nachdem zwei Heeresgruppen verloren gingen?
Hätte man auch mit den vorhandene Kräften noch was verbessern können? Vielleicht Aufgabe Berlins und alles hinter die Elbe und dem Westen ergeben?

Macht vielleicht mehr Sinn bei den Fakten ab '44 zu bleiben, als wieder hypothetische Szenarien zu entwickeln, die zu untermauern in diesem Rahmen wieder problematisch ist, insofern einverstanden.

Im Osten hat man, denke ich nach dem Verlust des Löwenanteils von HG Mitte und Nord getan was man konnte um noch irgendwie durchzuhalten, hier ist man ja dazu übergegangen sich recht bald an der Oder zu verschanzen um da zum letzten Widerstand anzutreten. Sich schon an der Weichsel zu stellen , hätte denke ich wenig Sinn ergeben, weil die sich südlich umgehen lässt und vermutlich auch für die verbliebenen, dünn gesähten, Truppen eine zu gestreckte Frontlinie bedeutet hätte, als dass man sie gegen einen konzentrierten Angriffsschwerpunkt auf irgendeinem beliebigen Punkt noch hätte effektiv verteidigen können, Oder und Elbe waren/wären sicherlich vielversprechender (gewesen) weil Erzgebirge und Sudeten im Süden noch ein brauchbares Hindernis abgegeben hätten, dass man im Optimalfall was sämtliche Fronten betrifft vielleicht noch eine letzte Defensionslinie Rhein-Apen im westen gehabt hätte und je nach dem ob man Oder oder Elbe als Aufhänger nimmt und ob man sich noch zugeträut hätte Mähren irgendwie zu verteidigen, im Osten eine Linie Alpen-Mähren-Oder oder gegebenenfalls auch eine Linie Alpen-Bayrischer Wald/Sudeten süd-Sudeten nord/Erzgebirge-Elbe gehabt hätte, zummindest auf dem Papier.

Das hätte dann bedeutet um die Front in besser zu verteidigendes Gelände zu verlegen hätte man wohl mindestens den Verlust beider Preußens, Pommerns, mindestens eines großen Teils, vermutlich aber ganz Schlesiens, wahrscheinlich auch Böhmens, Mährens, bis auf die sudetischen Randgebiete, Niederösterreichs, sämmtlicher verbliebener Gebiete und Verbündeter westlich davon, möglicherweise noch Schleswig-Holsteins, Dänemarks, Mecklenburgs, Brandenburgs und der Region um Dresden, insbesondere östlich davon in Kauf nehmen müssen, soweit in der Theorie.

In der Praxis, stand man, denke ich noch ein paar anderen Schwierigkeiten gegenüber und da sehe ich vor allem die Schaaren von Flüchtlingen aus Ostelbien (und diese Zahlen hätten sich bei der Aufgabe weiterer Gebiete noch drastisch verschärft), die irgendwie untergebracht und versorgt weden mussten und zudem der logistik hinderlich wurden, dadurch, dass sie mehr und mehr die Straßen verstopften. Das Transportsystem insgesammt hatte schon bessere Zeiten gesehen, entsprechend wäre das Umdirigieren zu einem großen Problem geworden und der Verlust der Produktionsstätten (immerhin reden wir dann über einen in Kauf genommenen Verlust der gesammten Industrie in und um Berlin, Wien, Breslau, Oberschlesien, Dresden) wo dann fraglich hätte sein können, ob die Industrie überhaupt noch in der Lage gewesen wäre genug Munition heran zu schaffen um eine ernsthafte Verteidigung noch aufrecht zu erhalten, tät ich meinen.
In sofern sehe ich es im Westen als kleineres Problem an, da man mit dem Rhein eine feste, durchgängige Linie gehabt hätte, im Osten wäre es lückenhaftes Stückwerk gewesen, die Panik vor den Westalliierten geringer war als die vor den Sowjets, was gegebenenfalls die Panikreaktionen der Bevölkerung milderte und der Großteil der wichtigen Städte mit den noch funktionstüchtigen Industrieanlagen entweder hinter dieser Verteidigungslinie gelegen oder sich als Brückenkopf, wie etwa Köln direkt daran angeschlossen hätte.
In Anbetracht dessen, das man im Osten umfassende Evakuierungsprogramme hätte erstellen und abwickeln müssen, um die Front ad hoc zurücknehmen zu können, das dies im Winter und unter erschwerten Bedingungen hätte geschehen müssen und man daher ein Interesse hätte haben müssen diese Aufwand möglicht gering zu halten, hätte ich es wohl für sinnvoll gehalten zunächst die Oder als Defensionslinie aufzubauen, im Hinblick darauf die Flüchtlingsströme einzudämmen und die Industrien von Berlin, Breslau, Dresden, Magdeburg, Dessau etc. so lange als möglich am Laufen zu halten und außerdem die Ostseehäfen zu halten, in der Hoffnung auf dem Seeweg zummindest noch ein kleines bisschen an personellen und materiellen Ressourcen aus Kurland heraus zu schaffen um die ausgedünnte Verteidigung zummindest partiell wieder etwas aufzufüllen.
Ob das ohne weitere möglich gewesen wäre, zumal unter den Bedingungen mittlerweile andauernder Luftangriffe, kann ich nicht sagen, es wäre, denke ich in jedem Fall um ein vielfaches schwieriger gewesen, ebenso müßig darüber zu spekulieren, wie viel es denn letztlich noch gebracht hätte im worst case noch ein Gebiet von der Größe der alten BRD, ohne das Rheinland, dafür ggf. mit Tirol und dem Salzburger Land und vlt. der Steiermark und Oberösterreich zusammen zu halten.

Insofern hat die zweite Jahreshälfte 1944 sicherlich einiges an Möglichkeiten zur Hinauszögerung des Kriegsendes, die zu diese Zeitpunkt bei richtiger Koordination noch da gewesen wären schlicht und ergreifend verbraucht, gar keine Frage, ein rechtzeitiges Zurrückgehen hier, hätte den Krieg, wen selbiges auch im Westen geschehen wäre vermutlich ein Stück weit verlängert.




@ Titus
Stimmt in sofern, ich habe keine, wie auch immer geartete militärische Ausbildung durchlaufen, maße mir allerdings an auch ohne dem behaupten zu können, dass jemand, der die Priorisierung eines zweckfreien Angriffskrieges in Nordafrika gegenüber den Notwendigkeiten eines auf der Kippe stehenden Krieges gegen die Sowjetunion zu priorisieren suchte (denn nichts anderes waren die Forderungen nach immer mehr Truppen und Nachschub ja) und die logistischen Probleme, die seinerzeit längst bekannt waren (sowohl die italienische Seite hatte darauf hingewiesen, als auch die Wehrmacht selbst vor dem Einsatz eigener Truppen in Libyen die Möglichkeiten visitiert und auf die Probleme hingewiesen) ignorierte, der kann kein großer Truppenführer im übergeordneten Sinne sein und ist als Kommandeur einer Heeresgruppe oder eines Kriegstheaters überhaupt offensichtlich nicht geeignet und ergo nicht in dieser Kategorie zu nennen.
Das er mit Panzern umgehen konnte, geschenkt, dass er ein ausgekochtes Schlitzohr war und ein paar aufsehenerregende Siege erfocht ebenfalls geschenkt, aber spätestens oberhalb der Divisionsebene ist es absolut unumgänglich sich über Dinge wie Nachschub und Priorität der Schauplätze Gedanken zu machen, dass ist schlicht der Aufgabenbereich.
Damit sich über Hitlers Vorstellungen hinweg zu setzen hatte Rommel an anderer Stelle kein Problem, die Gesammte Truppe wurde zu Beginn mit ausdrücklicher Billigung Hitlers, was die Zeilsetzung anbegeht zur Verteidigung Libyens abgestellt und nicht für mehr.
Diese gesetzte Kompetenz hat er mit seinem eigenmächtigen agressiven Vorgehen von sich aus überschritten und sich damit auch Hitlers ursprünglichen Vorstellungen, as er da unten zu tun hätte entzogen, also bitte nicht wieder die "Wenn-man-sich-Hitler-widersetzte-tauchte-hinter-einem-augenblicklich-die-Gestapo-auf-und-liquidierte-einen-These" auspacken, die du da andeutest, die stimmt so einfach nicht und es gab genügend Truppenführer, die ein solches Verhalten ohne persönliche Konsequenzen vorexerziert hatten, exemplarisch würde ich an dieser Stelle den Generalfeldmarschall von Leeb nennen, der mit Hitlers Weisungen für den Krieg in der Sowjetunion nicht einverstanden war und quittierte, was ihm persönlich ganz offensichtich nicht geschadet hat, diesen Spielraum gab es.
Außerdem, wie gesagt, wenn er wirklich nur Widerwillig Angriffsbefehle ausgeführt hätte und es für sinnvoller gehalten hätte in der Defensive zu bleiben, was angesichts der Versorgungskapazitäten absolut sinnvoll gewesen wäre, hätte er sich mit Sicherheit nciht andauernd durch das Krähen nach mehr Truppen und Material, damit er weiter angreifen kann bemerkbar gemacht, sondern dann hätte er die Möglichkeit gehabt, diese Dinge zu missachten und sich darauf hinaus zu reden, dass er mit dem bisschen Material, was er hat objektiv gesehen nichts ausrichten kann, jedenfalls nicht im Stil eines Offensivkrieges und das vor allem mehr Material her muss, hierfür aber zunächst eine Einnahme Maltas notwendig gewesen wäre um die Nachschubroute zu sichern und das weitere Verschwenden von Versorgungsgütern dadurch, dass die auf dem Weg zwischen Sizilien und Afrika von den Briten auf den Meeresgrund gebombt werden angesichts der Notwendigkeiten an der Ostfront nicht zu verantworten sei und gegen diese Argumentation wäre es auch dem Oberkommando schwierig gefallen sich durchzusetzen, weil die so ohne Zweifel zutreffend ist.
Rommel wurde zu dem aggressiven Vorgehen gegen Ägypten nciht gezwungen, sondern er wollte es. Trotz Malta und unsicherer Nachschubwege, trotz chronischen Treibstoffmangels, trotz ursprünglich anders lautender Befehle und trotz parallel statfindendem, strategisch wesentlich wichtigerem Krieg gegen die Sowjetunion und das kreide ich ihm als Versagen an, auch als miitärischer Dilletant, der ich bin.
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Stratege » 23. August 2016 15:12

Pastete hat geschrieben:Zum ersten ist es völliger Schmarrn Rommel zu einem "fähigen Divisionskommandeur" zu degradieren. Er hat einen kompletten Kriegsschauplatz kommandiert.

Und auf dieser Ebene gründlich versagt, indem er seine Kompetenzen ohne ein klares, erreichbares Ziel vor Augen deutlich überschritt und mehr Truppen haben wollte, als er auch vorsorgen und effektiv bewegen konnte, obwohl an einem völlig unwichtigen Nebenschaupatz eingesetzt.
Deswegen ist er für mich ein fähiger Divisionskommandeur gewesen, denn die Aufgabe hat er in Frankreich seinerzeit gut erfüllt, darüber hinausgehend,war das eher bescheiden


Pastete hat geschrieben:Zum zweiten lag die Entscheidung, nach Ägypten vorzustoßen, nicht bei ihm. Er hat die Briten in Libyen total verdroschen, was seine Aufgabe war. Die Entscheidung, dass er weiter vorrücken sollte, lag beim OKH und Hitler.

Die Ursprüngliche Aufgabe der "Sperrverband Afrika" war die Defension Libyens dafür waren die angebrachten Kräfte konzipiert, nicht für mehr und dem entsprechend hätte er genau an diesem Punkt auch stehen bleiben müssen, völlig egal, welche Phantasien der Schnauzbärtige mittlerweile entwickelt hatte, er hätte, da er nicht genügend Nachschub bekam den Deckel drauf machen müssen, denn eine Notwendigkeit ohne Versorgungsgüter und Verstärkungen im Rücken über hunderte von Km angesetzt einen Angriffskrieg führen zu wollen gibt es nicht. Das ist mit nichten und niemals eine irgendwie begründbare strategische Notwendigkeit sondern ein Himmelfahrtskommando, was ein verantwortungsvollter Truppenführer im Interesse seiner Soldaten, da ohnehin keine Erfolgsschance besteht zu verweigern hat, völlig egal wie sehr Rumpestielzchen im 2-3.000 Km entfernten Berlin zu toben geruht und somit hat er sehr wohl etwas mit der Eskalation des Krieges an diesem Schauplatz zu tun, wer hätte ihn denn zu dieser Irrsinnsaktion zwingen sollen?

Pastete hat geschrieben:Viertens, und ich wiederhole mich: Rommel war für einen einzigen Kriegsschauplatz zuständig. Afrika. Nicht Russland. Zu seinem Aufgabenbereich gehörte es danach zu fragen, was er brauchte.
Die Entscheidung, welche Ressourcen wo zugeteilt wurden, lag beim OKH.


Ähm, stopp, stopp,stopp. DU hast Rommel in einen Topf geworfen mit der Spitze der Generalität was die Fähigkeiten angeht und zu diesen Fähigkeiten gehört dann auch zu erkennen, dass man sich auf einem untergeordneten Kriegsschauplatz befindet und dementsprechend die Nachschubpriorität anderer Sektoren annzuerkennen und nicht zu versuchen da zwischen zu funken. Nur seinen eigenen kampf sehen, kann man als Divisionsführer, aber nicht darüber.

Pastete hat geschrieben:Das ist übrigens nicht nur beim Militär so, sondern auch bei jeder anderen Organisation und jedem Projekt, wenn es um die Verteilung der Mittel geht. Sowas nennt man Aufgabenteilung.
Wenn ich für Projekt X etwas Geld für dieses oder jenes brauchen könnte, dann frage ich mich nicht, ob für Projekt Y, in das ich überhaupt nicht involviert bin, das Geld eher braucht. Ich gehe hin zum Vorgesetzten und frage ihn, ob er das Geld für mein Projekt X über hat. Ob er das nicht eher in Projekt Y investieren will, ist seine Entscheidung.
Und was die Sinnhaftigkeit von Projekt X angeht, dann ist das auch nicht meine Schuld, dass ich dem Projekt zugeteilt bin. Ich habe einen Job und den habe ich auszuführen.

Deine Logik: "Gustave Eiffel war ein schlechter Ingenieur, denn der Eiffelturm hatte keinen wirklichen Nutzen und kostete Geld, welches mit einem Quäntchen Überblick Eiffel hätte klar sein müssen, dass es besser in Bildung, Forschung oder sonstiges hätte angelegt werden sollen."


Ähm, du hällst es also sinvoll durch die authistische überpriorisierung eines Nebenaspekts ein Gesamtunternehmen an die Wand zu fahren? Glückwunsch, nur kann ich diese Auffassung nicht teilen. Der eigene Aufgabenbereich hat immer im Gesamtkontext einer Unternehmung betrachtet zu werden, sonst macht er keinen Sinn.
Oder um das zuzuspitzen, du bist also der Meinung, das Rommel ein guter Truppenführer war, weil er sich auf eine völlig irrationale Angriffsunternehmung einließ, nur weil in der dilletantischen Phantasie des Schnauzbärtigen mal wieder ein Furz quer saß?
Die Kriegsphantasien eines Ahnungslosen Zivilisten Hitler rechtfertigen das Verheizen tausender von Landeskindern und Rommel ist ein guter Mann, wenn er das entgegen aller Rationalität ausführt, weil Mitdenken im Rahmen des Gesamtbildes nach Herrn Pastete seine Kompetenzen überschreitet und somit untunlich ist, willst du das sagen? Starker Tobak.
Für mich ist und bleibt Rommel entweder jemand, dem die Übersicht fehlte oder ein charakterschwacher Schlächter, wenn er es gesehen und nicht den Schneid gehabt hat dem Gefreiten den Vogel zu zeigen, wie andere es eben durchaus getan haben.

Pastete hat geschrieben:Fazit:
Rommel hat ein Ergebnis rausgeholt, das sehr nahe an dem maximal möglichen war. Das ist ein objektives Faktum.
Mich nervt das immer an Schreibtischgenerälen, dass sie der Meinung sind, sie könnten es besser.
Dann aus dem eigenen Mangel an elementarsten Kenntnissen jeglicher Hierarchie und Organisationsstruktur zu schließen, dass ich von Propaganda befangen bin...


Fazit:
Nö, Rommel hätte Afrika auch mit weniger Truppen verlieren können, das ist objektives Faktum.
Mich nervt das immer an Schreibtischgenerälen, dass sie der Meinung sind die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben.
Dann aus eigenem Mangel an elementaren Kenntnissen jeglicher Spielräume innerhalb Hierarchie und Organisationsstruktur und offensichtlichem Mangel an Beschäftigung mit der Materie zu schließen, dass andere Schreibtischgeneräle noch weniger Ahnung haben...
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Titus Pullo » 23. August 2016 15:34

@ Stratege

nichts für ungut, aber Du schreibst gewohnt viel von einer optimalen Welt, die es so nicht geben wird. Die Realität ist, dass fast jeder Mensch den in Ihn gesteckten Erwartungen gerecht werden will und dabei mehr oder weniger seinem eigenen Ergeiz erliegt. Und wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann dass sich das Schlachtenglück fast immer nur mit ganz wenigen Ausnahmen den wagenden zu wendet. Das war schon immer so, von Alexander bis hin zu den Rommels & Guderians. Ja er war waghalsiger als andere, aber das Ergebnis gab ihm doch oftmals Recht. Zudem fand es die Billigung der Führung und was er wie wann von den tatsächlichen Verhältnissen an der Ostfront wusste (wissen musste) wäre ebenfalls streitbar. Er war für Afrika zuständigund und für das System in dieser Funktion zudem eine Werbefigur von enormer Wichtigkeit. Mal ne Frage, was sollte er Deiner Meinung nach denn unternehmen, nachdem er die englischen Verbände handstreichartig aus dem Felde geschlagen hatte? Sollte er abwarten bis die Briten in Ruhe Verstärkung heran bringen und einen erneuten Angriff starten? Nein, wenn der Feind am Boden liegt, muß man nachsetzen! Ist sowohl taktisch, als auch strategisch eindeutig richtig entschieden worden. Er sah die Chance diesen Waffengang in Blitzkriegmanier zu entscheiden und hat sie ergriffen. Ihn deshalb nachträglich wegen fehlendem Verständnis für die globale Gesamtlage zu rügen, ist kleinkrämerisch. Schon immer war ein Krieg nur bis zum ersten Schuß planbar, danach nimmt er seinen Lauf.

Nebenbei, auch bei Manscheins Ritt durch die Ardennen hätten nur ein par kleine Zeitverzögerungen auftreten müssen und schon wäre der ganze Plan in einem Fiasko gemündet. Es war ein kalkuliertes Vabanquespiel, welches zu unseren Gunsten aufging. Wenn es nicht geklappt hätte, wäre Manstein heute in den Geschichtsbüchern evtl. der Depp des Krieges gewesen. Macht ihn das jetzt zu einem unfähigen GFM? Bitte Verhältnismäßigkeit, werte Mitstreiter. Und das wahre Leben, das Kommandieren so vieler Individuen, das Steuern etlicher Faktoren von der Versorgung über den taktischen Einsatz, ja selbst so profane Dinge wie eine gemeinsame Richtungsänderung einer militärischen Formation von mehr als 1000 Mann ist schon eine Welt für sich. Es macht aus diesem Grunde einen nicht unerheblichen Unterschied im Begreifen all dessen und des Gesamtausmaßes der Leistungen eines so großen Verbandes wie dem Afrikakorps, ob man selbst das Funktionieren eines großen Truppenkörpers durch Ausbildung bei der Armee kennen gelernt hat oder sich nur mal was bei Wikipedia reinzieht. Ich denke auch, dass es im Kern das ist was Kollege Jägerfeld sagen wollte.
LG Titus Pullo

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"Sie segelt bemerkenswert trocken", sagte er zu Stephen, der an Deck gekrochen kam, weil er lieber an der frischen Luft sterben wollte.

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon KirKanos » 23. August 2016 15:48

Stratege hat geschrieben:Die Ursprüngliche Aufgabe der "Sperrverband Afrika" war die Defension Libyens dafür waren die angebrachten Kräfte konzipiert, nicht für mehr und dem entsprechend hätte er genau an diesem Punkt auch stehen bleiben müssen, völlig egal, welche Phantasien der Schnauzbärtige mittlerweile entwickelt hatte, er hätte, da er nicht genügend Nachschub bekam den Deckel drauf machen müssen, denn eine Notwendigkeit ohne Versorgungsgüter und Verstärkungen im Rücken über hunderte von Km angesetzt einen Angriffskrieg führen zu wollen gibt es nicht.


Also bitte, der "Schauzbärtige" war der Oberbefehlshaber, mit verdammt realer Macht und hatte reale Befehlsgewalt über die deutschen Truppen. Wo war da bitte schön Rommels realer Spielraum, wenn er den Befehl bekam, weiter vorzurücken ?Das vielleicht um einige Tage zu verzögern? Alles andere hätte im "besten" Fall zur Ablösung gefüjhrt, bzw. im schlimmsten vor dem Kriegsgericht geendet. Du tust ja gerade so, und ich bemühe wieder gerne den Infanteriezug, als wäre Rommel ein Zugführer, irgendwo weit entfernt der Befehlskette und konnte machen, was ihm beliebte. Ich möchte jetzt gar nicht Euren Streit kommentieren, aber bitte, treibt die Diskussion nicht ins Lächerliche.

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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon Stratege » 23. August 2016 16:46

@ Titus

Das der Vergleich kommen würde war klar, aber du wirfst da zwei verschiedene Dinge in einen Topf, nämlich das kalkulierte Risiko bei dem Aussicht auf Erfolg besteht und den kalkulierten Fehlschlag.
Sicher, auch Manstein und Guderian wagten und riskierten vie und mehr, als ihren Vorgesetzten mitunter lieb war, aber immerhin verfügten sie für ihre lokalen Vorstöße über annähernd genügend Treibstoff und Munition, das ist der Unterschied, ich sage ja nicht, dass es grundsätzlich falsch wäre wagnisse einzugehen, aber doch bitte nur solche, die auch, wenn sie gelingen irgendeine Art von Gewinn versprechen.
Was er hätte tun sollen als die Briten aus Libyen raus waren?
Ein Memorandum ans Oberkommando richten, Inhalt: Operationsziel erfüllt, für weiteres Vorgehen Nachschub erbeten, da sonst völliger Selbstmord, Truppen bis zum Eintreffen des Nachschubs in Libyen dazu angewiesen die Verteidigungsfähigkeit der Provinz zu verbessern. Bestätigung defensiver Haltung oder Nachschub für Offensive erbeten, sollte Nachschub nicht eintreffen
und Offensive dennoch befohlen werden Ablösung erbeten.
Wenn er ohne genügend Treibstoff an der Hand und ohne Nachschub die Chance sah sich bis nach Ägypten durchzukämpfen, entschuldigt das nicht seine Handlung, sondern stellt allenfalls seinen Sinn für Realität in Frage.



@KirKanos

Und für alle anderen Befehlshaber, die sich irgendwann man den Phantasein des Schnauzbarts widersetzten und derer es durchaus gab gilt das nicht?
Von Leeb, Manstein und andere leisteten sich Eigenmächtigkeiten, und wurden entfernt, umgebracht o.ä. hat man sie dennoch nicht, die Option gab es also durchaus und sie war bekannt.
Ob Rommel mit einer Verweigerung den weiteren Verwicklungen in Afrika einen Riegel vorgeschoben hätte, kann niemand beantworten, nur darum ging es mir auch gar nicht, sondern darum, dass er eben aus freien Stücken mitgemacht hat und verantwortlich für diesen Irrsinn zeichnet.
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Re: Der Untergang - Zusammenbruch des 3ten Reiches

Beitragvon KirKanos » 23. August 2016 17:24

Stratege hat geschrieben:@KirKanos

Und für alle anderen Befehlshaber, die sich irgendwann man den Phantasein des Schnauzbarts widersetzten und derer es durchaus gab gilt das nicht?
Von Leeb, Manstein und andere leisteten sich Eigenmächtigkeiten, und wurden entfernt, umgebracht o.ä. hat man sie dennoch nicht, die Option gab es also durchaus und sie war bekannt.


Ich kann dem vorbehaltlos zustimmen, aber mein Punkt war, so einfach wie Du es gezeichnet hast, war es nun auch nicht. Die Befehlshaber die sich Hitlers Direktiven widersetzten, erzwangen in der Regel einen Rückzug, um Truppen zu retten. Es gab also durchaus Spielraum. Aber nicht in dem Maße wie Du hier suggerierst, hätte Rommel den Angriff verweigert, wäre er schnell ersetzt wurden und der Angriff wäre ohne ihn erfolgt. Der Spielraum war in diesem Beispiel also klein und völlig gegen Hitlers Willen konnte Rommel nicht agieren. Auch sehe ich es nicht so wie Du, wenn Du sagst,
Stratege hat geschrieben:"Ob Rommel mit einer Verweigerung den weiteren Verwicklungen in Afrika einen Riegel vorgeschoben hätte, kann niemand beantworten"


Es wäre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit trotzdem ein Angriff erfolgt, auch wenn Rommel sich verweigert hätte. Das ist keine weithergeholte Vermutung, sondern kann als weitesgehend sicher gelten.

Wir sollten den Spielraum über welche die Militärs verfügten, sicher nicht kleinreden, aber auch nicht unrealistisch betrachten.