Der Spanische Bürgerkrieg und seine Auswirkungen auf Europa

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Der Spanische Bürgerkrieg und seine Auswirkungen auf Europa

Beitragvon Stratege » 11. August 2016 15:14

Der Spanische Bürgerkrieg wird weit und breit in der historischen Literatur als Testfeld der verschiedenen Kriegsparteien betrachtet, zumindest wird diese Verbindungslinie des öfteren gezogen, ob sie überspitzt sei oder nicht, bleibe an dieser Stelle dahin gestellt. Worüber ich nun gerne etwas debattieren würde, ist die handfeste Auswirkung dieses Konfliktes auf die Geschehnisse des 2. Weltkrieges, auf der strategischen Ebene.
Der Hintergrund dieser Überlegung ist folgender:

Die beiden Bürgerkriegsparteien, sprich den Franquisten, wie auch die 2. Republik zerfielen substrukturell in sehr verschiedene Lager. Ganz wesentlich für die Betrachtung der angedachten Diskussion gestaltet sich die fraktionelle Untergliederung der republikanischen Kräfte und insbesonndere der politischen Landschaft innerhalb der "Frente Popular" (Volksfront) und im besonderen auf dem PCE (Partido Comunista de España/der Kommunistischen Partei Spaniens).
Als Grundlagenwerk hierzu habe ich mir das folgende Werk ausgesucht:

Beevor, Antony: Der Spanische Bürgerkrieg, Bayer, Michael [übers. u.a.], München 2008.
Erschienen unter dem englischen Orriginaltitel: "The Spanish Civil War" in London 2006.

Die PCE und die inerfraktionelle Zersplitterung der republikanischen Seite interessiert mich wegen einiger historischer Begebenheiten, die in obengenannten Werk in einem Kapitel mit dem prägnanten Titel: "Der Bürgerkrieg im Bürgerkrieg" (S.336-S.349).
Hier, wie auch in den meisten anderen Machwerken neueren Datums wird die Sonderstellung des PCE als Protégé der Sowjetunion im republikanischen Lager durchaus klar herausgestellt, ebenso, wie die Machtverschiebung innerhalb des genannten Lagers, die mit andauerndem Kriegszustand und damit wachsender Abhängigkeit der Republik von der Sowjetunion zunehmend zu Gunsten des PCE ausschlug, was stellenweise so weit ging, dass die Wortführer der konkurrierenden Organisationen oder die Organisationen selbst, hier vor allem die P.O.U.M. (Partido Obrero de Unificación Marxista, „Arbeiterpartei der Marxistischen Einheit“) in ihrer Arbeit behindert oder völlig kaltgestellt, im schlimmsten Fall gar ermordet wurden.

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Bis hierhin zum Bürgerkrieg.

Was nun kommt ist zugegebenermaßen kein Faktum, sondern eine hypothetische Überlegung, die versucht zu erwägen, inwiefern der Ausgang des spanischen Bürgerkriegs die Spieart des zweiten Weltkrieges beeinflusst haben mag, da er eben die Neutralisierung der Iberischen Halbinsel im weiteren Sinne zur Folge hatte, deren große strategische Bedeutung, insbesondere der Straße von Gibraltar wegen wohl außer Zweifel steht.
Nun wäre es auch sicherlich vermessen zu behaupten die tatsächlichen Begebenheiten in Spanien herbei zu führen, sei ein weiter gefasster Plan irgendeiner Fraktion von Beginn an gewesen, dazu entwickelte sich die Situation zu spontan, weswegen der Wert dieser Auseinandersetzung für das spätere Gefüge Europas zum Zeitpunkt da sie stattfand nich abzusehen war (deswegen würde ich dazu gernen einen eigenen Threat basteln, sonst hätte es auch in Selbigen zu Stalins Außenpolitik gepasst).

Die Überlegung, die ich nun hierauf angestellt habe beruht auf der hypothetischen Möglichkeit, dass bei minderstarker Intervention der Achsenmächte (und hier ist auch Italien nicht zu unterschätzen) und erhöhter intensität der sowjetischen Hilfe für die andere Seite aus diesem Krieg möglicherweise ein, stark an die Sowjetunion, weil durch Aussachaltung der Opposition von der PCE dominiertes Spanien hätte entstehen können, oder aber, es hätte zummindest international der Eindruck entstehen können, dass dieses passierte.

Das Szenario eines an die Sowjetunion angelehnten Spaniens führt mich jedoch zu der Überlegung, das der Krieg zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion so möglicherweise nie hätte geführt werden können, da man eben Spanien im Rücken gehabt hätte. Dieses war zwar militärisch selbst eher unbedeutend, hätte aber mit alliierter Unterstützung sehr schnell zur Basis einer zweiten Front in Europa werden können. Eine Eroberung und Besetzung dieses Gebiets wäre auf Grund großflächigen Geländes mit eher mäßiger Infrastruktur wohl eine zeitaufwändige und konstenintensive Angelegenheit geworden, vor allem, hätten die zurrückbleibenden Garnisonstruppen dann weiterhin an der Ostfront gefehlt, ebenso wäre vermutlich die Errichtung des Vichy-Provisoriums in unmittelbarer, europäischer Nachbarschaft der Gegenseite vermutlich ein großes Risiko gewesen, so dass man dieses Gebiet gegebenfalls auch von Anfang an hätte besetzen müssen.


Ich möchte mich an dieser Stelle nicht zu sehr in hypothetische Szenarien verrennen, die zu nichts führen, sondern nur aufzeigen, das diese möglicherweise nicht vollständig auf Spinnerei beruhen, sondern mir geht es in diesem Fall einfach darum einmal zu hinterfragen welchen Wert die Neutralisierung Spaniens für die späteren Ereignisse eigentlich hatte und im weiteren Sinne, ob man die konsequente Investition der Achsenmächte in einen Sieg "ihrer" Parteigänger in Spanien, gegen den Einfluss der Sowjetunion bereits als vorbereitende Maßnahme für spätere, Geostrategische Aktionen betrachten kann.
Was Italien betrifft ist diese Frage reltativ leicht mit "Ja" zu beantworten, da man hier die Dominanz im Mittelmeerraum anstrebte.
Zu den natürlichen Interessenssphären des Dritten Reiches zählte dies nicht, hier wäre wahrscheinlich in erster Linie der Aspekt einer Einkreisung Frankreichs denkbar, wobei sich die Frage stellt, zu welchem Zweck, denn Krieg mit den Westalliierten suchte man ja für sich genommen nicht, weswegen mir hier mehrere Ansätze in den Sinn kommen, die dieser Intervention einen weitern Sinn geben würden:

- Zurrückdrängung jegiliche sozialistischen und damit potentiell moskovitischen Einflusses aus Westeuropa.
(Dieses Szenario hätte schon etwas davon eine günstige Ausgangslage für den Krieg mit der Sowjetunuin führen zu wollen, setzt aber in dem Fall auch gleichzeitig vorraus, dass man nicht mit Frankreichs Neutralität oder Unterstützung rechnete, denn sonst wäre Spanien bedeutungslos gewesen.)
- Einkreisung Frankreichs
(Wäre wiederrum ein Indiz dafür, dass man sich der Franzosen anno 1936 so unsicher war, dass dies opportun erschien, was im Übrigen mit dem französisch-tschechischen Beistandspakt von 1935 korrespondieren würde. Andererseits würde ein Krieg mit Frankreich, allerdings nicht mit der Zeitplanung in der gemäß politischer Vorgaben eine Konfrontatio mit Frankreich zu suchen gwesen wäre:
Hoßbach-Protokoll (Öffnen)
Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt
geben, dieser niemals risikolos sein. Die Kämpfe Friedrichs
d.Gr. um Schlesien und die Kriege Bismarcks gegen Österreich
und Frankreich seien von unerhörtem Risiko gewesen und die
Schnelligkeit des preußischen Handelns 1870 habe Österreich vom
Eintritt in den Krieg ferngehalten. Stelle man an die Spitze
der nachfolgenden Ausführungen den Entschluß zur Anwendung von
Gewalt unter Risiko, dann bleibe noch die Beantwortung der
Fragen 'wann' und wie. Hierbei seien drei Fälle zu entscheiden:


Fall 1: Zeitpunkt 1943-1945.

Nach dieser Zeit sei nur noch eine Veränderung zu unseren
Ungunsten zu erwarten.

Die Aufrüstung der Armee, Kriegsmarine, Luftwaffe sowie die
Bildung des Offizierkorps seien annähernd beendet. Die
materielle Ausstattung und Bewaffnung seien modern, bei
weiterem Zuwarten läge die Gefahr ihrer Veraltung vor.
Besonders der Geheimhaltungsschutz der 'Sonderwaffen' ließe
sich nicht immer aufrecht erhalten. Die Gewinnung von
Reserven beschränke sich auf die laufenden Rekrutenjahrgänge,
ein Zusatz aus älteren unausgebildeten Jahrgängen sei nicht
mehr verfügbar.

Im Verhältnis zu der bis dahin durchgeführten Aufrüstung
der Umwelt nähmen wir an relativer Stärke ab. Wenn wir bis
1943/45 nicht handelten, könne infolge des Fehlens von Reserven
jedes Jahr die Ernährungskrise bringen, zu deren Behebung
ausreichende Devisen nicht verfügbar seien. Hierin sei ein
'Schwächungsmoment des Regimes' zu erblicken. Zudem erwarte die
Welt unseren Schlag und treffe ihre Gegenmaßnahmen von Jahr zu
Jahr mehr. Während die Umwelt sich abriegele, seien wir zur
Offensive gezwungen.

Wie die Lage in den Jahren 1943/45 tatsächlich sein würde,
wisse heute niemand. Sicher sei nur, daß wir nicht länger
warten können.

Auf der einen Seite die große Wehrmacht mit der Notwendigkeit
der Sicherstellung ihrer Unterhaltung, das Älterwerden der
Bewegung und ihrer Führer, auf der anderen Seite die Aussicht
auf Senkung des Lebensstandards und auf Geburteneinschränkung
ließen keine andere Wahl als zu handeln. Sollte der Führer noch
am Leben sein, so sei es sein unabänderlicher Entschluß,
spätestens 1943/45 die deutsche Raumfrage zu lösen. Die
Notwendigkeit zum Handeln vor 1943/45 käme im Fall 2 und 3 in
Betracht.

Fall 2:

Wenn die sozialen Spannungen in Frankreich sich zu einer
derartigen innenpolitischen Krise auswachsen sollten, daß durch
letztere die französische Armee absorbiert und für eine
Kriegsverwendung gegen Deutschland ausgeschaltet würde, sei der
Zeitpunkt zum Handeln gegen die Tschechei gekommen.

Fall 3:

Wenn Frankreich durch einen Krieg mit einem anderen Staat so
gefesselt ist, daß es gegen Deutschland nicht 'vorgehen' kann.

Zur Verbesserung unserer militär-politischen Lage müsse in
jedem Fall einer kriegerischen Verwicklung unser 1. Ziel sein,
die Tschechei und gleichzeitig Österreich niederzuwerfen, um
die Flankenbedrohung eines etwaigen Vorgehens nach Westen
auszuschalten. Bei einem Konflikt mit Frankreich sei wohl nicht
damit zu rechnen, daß die Tschechei am gleichen Tage wie
Frankreich uns den Krieg erklären würde. In dem Maße unserer
Schwächung würde jedoch der Wille zur Beteiligung am Kriege in
der Tschechei zunehmen, wobei ihr Eingreifen sich durch einen
Angriff nach Schlesien, nach Norden oder nach Westen bemerkbar
machen könne.

Sei die Tschechei niedergeworfen, eine gemeinsame Grenze
Deutschland-Ungarn gewonnen, so könne eher mit einem neutralen
Verhalten Polens in einem deutsch-französischen Konflikt
gerechnet werden. Unsere Abmachungen mit Polen behielten nur
solange Geltung als Deutschlands Stärke unerschüttert sei. bei
deutschen Rückschlägen müsse ein Vorgehen Polens gegen
Ostpreußen, vielleicht auch gegen Pommern und Schlesien in
Rechnung gestellt werden.

Bei Annahme einer Entwicklung der Situation, die zu einem
planmäßigen Vorgehen unsererseits in den Jahren 1943/45 führe,
sei das Verhalten Frankreichs, Englands, Italiens, Polens,
Rußlands voraussichtlich folgendermaßen zu beurteilen:

An sich glaube der Führer, daß mit hoher Wahrscheinlichkeit
England, voraussichtlich aber auch Frankreich die Tschechen
bereits im Stillen abgeschrieben und sich damit abgefunden
hätten, daß diese Frage eines Tages durch Deutschland bereinigt
würde. Die Schwierigkeiten des Empire und die Aussicht in einen
lang währenden europäischen Krieg erneut verwickelt zu werden,
seien bestimmend für eine Nichtbeteiligung Englands an einem
Kriege gegen Deutschland. Die englische Haltung werde gewiß
nicht ohne Einfluß auf die Frankreichs sein. Ein Vorgehen
Frankreichs ohne die englische Unterstützung und in der
Voraussicht, daß seine Offensive an unseren Westbefestigungen
sich festlaufe, sei wenig wahrscheinlich. Ohne die Hilfe
Englands sei auch nicht mit einem Durchmarsch Frankreichs durch
Belgien und Holland zu rechnen, der auch bei einem Konflikt mit
Frankreich für uns außer Betracht bleiben müsse, da es in jedem
Fall die Feindschaft Englands zur Folge haben müßte. Naturgemäß
sei eine Abriegelung im Westen in jedem Fall während der
Durchführung unseres Angriffs gegen die Tschechei und
Österreich notwendig. Hierbei sei zu berücksichtigen, daß die
Verteidigungsmaßnahmen der Tschechei von Jahr zu Jahr an Stärke
zunähmen und daß auch eine Konsolidierung der inneren Werte der
österreichischen Armee im Laufe der Jahre stattfände. Wenn auch
die Besiedelung insbesondere der Tschechei keine dünne sei, so
könne die Einverleibung der Tschechei und Österreichs den
Gewinn von Nahrungsmitteln für 5-6 Millionen Menschen bedeuten
unter Zugrundelegung, daß eine zwangsweise Emigration aus der
Tschechei von zwei, aus Österreich von einer Million Menschen
zur Durchführung gelange. Die Angliederung der beiden Staaten
an Deutschland bedeute militär-politisch eine wesentliche
Entlastung infolge kürzerer, besserer Grenzziehung, Freiwerdens
von Streitkräften für andere Zwecke und der Möglichkeit der
Neuaufstellung von Truppen bis in Höhe von etwa 12 Divisionen,
wobei auf 1 Million Einwohner eine neue Division entfalle.

Von der Seite Italiens sei[en] gegen die Beseitigung der
Tschechei keine Einwendungen zu erwarten, wie dagegen seine
Haltung in der österreichischen Frage zu bewerten sei, entziehe
sich der heutigen Beurteilung und sei wesentlich davon
abhängig, ob der Duce noch am Leben sei.

Das Maß der Überraschung und der Schnelligkeit unseres Handelns
sei für die Stellungnahme Polens entscheidend. Gegen ein
siegreiches Deutschland wird Polen - mit Rußland im Rücken -
wenig Neigung haben, in den Krieg einzutreten.

Einem militärischen Eingreifen Rußlands müsse durch die
Schnelligkeit unserer Operationen begegnet werden; ob ein
solches überhaupt in Betracht kommen werde, sei angesichts der
Haltung Japans mehr als fraglich.

Trete der Fall 2 - Lahmlegung Frankreichs durch einen
Bürgerkrieg - ein, so sei infolge Ausfall des gefährlichsten
Gegners die Lage jederzeit zum Schlag gegen die Tschechei
auszunutzen.

In gewissere Nähe sähe der Führer den Fall 3 gerückt, der sich
aus den derzeitigen Spannungen im Mittelmeer entwickeln könne
und den er eintretendenfalls zu jedem Zeitpunkt, auch bereits
im Jahre 1938, auszunutzen entschlossen sei ...

Wenn Deutschland diesen Krieg zur Erledigung der tschechischen
und österreichischen Frage ausnutze, so sei mit
Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß England - im Kriege mit
Italien liegend - sich nicht zu einem Vorgehen gegen
Deutschland entschließen würde. Ohne die englische
Unterstützung sei eine kriegerische Handlung Frankreichs gegen
Deutschland nicht zu erwarten.

Der Zeitpunkt unseres Angriffs auf die Tschechei und österreich
müsse abhängig von dem Verlauf des italienisch-
englischfranzösischen Krieges gemacht werden und läge nicht
etwa gleichzeitig mit der Eröffnung der kriegerischen
Handlungen dieser drei Staaten. Der Führer denke auch nicht an
militärische Abmachungen mit Italien, sondern wolle in eigener
Selbständigkeit und unter Ausnutzung dieser sich nur einmal
bietenden günstigen Gelegenheit den Feldzug gegen die Tschechei
beginnen und durchführen, wobei der Überfall auf die Tschechei
'blitzartig schnell' erfolgen müsse.

Feldmarschall von Blomberg und Generaloberst von Fritsch
wiesen bei der Beurteilung der Lage wiederholt auf die Not-
wendigkeit hin, daß England und Frankreich nicht als unsere
Gegner auftreten dürften, und stellten fest, daß durch den
Krieg gegen Italien das französische Heer nicht in dem Umfange
gebunden sei, daß es nicht noch mit Überlegenheit all unserer
Westgrenze auf den Plan treten könne. Die mutmaßlich an der
Alpengrenze gegenüber Italien zum Einsatz gelangenden fran-
zösischen Kräfte veranschlagte Generaloberst von Fritsch auf
etwa 20 Divisionen, so daß immer noch eine starke französische
Überlegenheit an unserer Westgrenze bliebe, der als Aufgabe
nach deutschem Denken der Einmarsch in das Rheinland zu
unterstellen sei, wobei noch besonders der Vorsprung Frank-
reichs in der Mobilmachung in Rechnung zu stellen und zu
berücksichtigen sei, daß abgesehen von dem ganz geringen Wert
unseres derzeitigen Standes der Befestigungsanlagen - worauf
Feldmarschall von Blomberg besonders hinwies - die für den
Westen vorgesehenen vier mot[orisierten] Divisionen mehr oder
weniger bewegungsunfähig seien. Hinsichtlich unserer
Offensive nach Südosten machte Feldmarschall von Blomberg
nachdrücklich auf die Stärke der tschechischen Befestigungen
aufmerksam, deren Ausbau den Charakter einer Maginot-Linie
angenommen hätte und unseren Angriff aufs Äußerste erschwere.

Generaloberst von Fritsch erwähnte, daß es gerade Zweck einer
durch ihn angeordneten Studie dieses Winters sei, die
Möglichkeiten der Führung der Operationen gegen die Tschechei
unter besonderer Berücksichtigung der Überwindung des
tschechischen Festungssystems zu untersuchen; der Generaloberst
brachte ferner zum Ausdruck, daß er unter den obwaltenden
Verhältnissen davon absehen müsse, seinen am 10. 11.
beginnenden Auslandsurlaub durchzuführen. Diese Absicht lehnte
der Führer mit der Begründung ab, daß die Möglichkeit des
Konfliktes noch nicht als so nahe bevorstehend anzusehen sei.
Gegenüber dem Einwand des Außenministers, daß ein italienisch-
englisch-französischer Konflikt noch nicht in so greifbarer
Nähe sei als es der Führer anzunehmen schiene, stellte der
Führer als den ihm hierfür möglich erscheinenden Zeitpunkt den
Sommer 1938 hin. Zu den seitens des Feldmarschalls von Blomberg
und des Generalobersten von Fritsch hinsichtlich des Verhaltens
Englands und Frankreichs angestellten Überlegungen äußerte der
Führer in Wiederholung seiner bisherigen Ausführungen, daß er
von der Nichtbeteiligung Englands über zeugt sei und daher an
eine kriegerische Aktion Frankreichs gegen Deutschland nicht
glaube. Sollte der in Rede stehende Mittelmeerkonflikt zu einer
allgemeinen Mobilmachung in Europa fuhren, so sei unsererseits
sofort gegen die Tschechei anzutreten, sollten dagegen die am
Kriege nicht beteiligten Mächte ihr Desinteressement erklären,
so habe sich Deutschland diesem Verhalten zunächst
anzuschließen.

Generaloberst Göring hielt angesichts der Ausführungen des
Führers es für geboten, an einen Abbau unseres militärischen
Spanienunternehmens zu denken. Der Führer stimmt dem insoweit
zu, als er den Entschluß einem geeigneten Zeitpunkt vorbehalten
zu glauben solle.

http://www.ns-archiv.de/krieg/1937/hossbach/

Soweit die Vorstelungen Ende 1937



Hier würde sich gegebenenfalls noch die Frage stellen ob die dort diskutierten Planungen noch in irgendeiner Weise mit den Geschehnissen in Spanien korrespondieren oder isoliert davon zu betrachten sind, dass sehe ich hier aber eher als Nebensächlichkeit an. Wichtiger wären hier konkrete Vorstellungen, was man sich denn bei diesem Szenario einer Konfrontation mit Frankreich, die man ja dann später doch suchte für unter der Zukunft desselben vorgestellt hatte um den Rücken für die Sowjetunion frei zu haben und ob das ohne ein wohlwollend neutrales oder verbündetes Spanien im Rücken überhaupt denkbar gewesen wäre.

Demnach würde ich dem Spanischen Bürgerkreig und seinem Ausgang eine ganz erhebliche Auswirkung auf die territoriale Gestalung Europa während des Krieges, wie, auch auf den Kriegsverauf selbst und gegebenenfalls sogar als Urheber der Ermöglichung eines solchen Krieges, spätestens gegen die Sowjetunion andichten wollen und dazu würde mich eure Meinung interessieren. :)
Die Grundwerte der prämodernen Gesellschaftsordnung:

Artillerie, Kavallerie, Infanterie

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Re: Der Spanische Bürgerkrieg und seine Auswirkungen auf Europa

Beitragvon Str4tege » 27. August 2016 15:10

Hallo Stratege,

Stratege hat geschrieben:
Was nun kommt ist zugegebenermaßen kein Faktum, sondern eine hypothetische Überlegung, die versucht zu erwägen, inwiefern der Ausgang des spanischen Bürgerkriegs die Spieart des zweiten Weltkrieges beeinflusst haben mag, da er eben die Neutralisierung der Iberischen Halbinsel im weiteren Sinne zur Folge hatte, deren große strategische Bedeutung, insbesondere der Straße von Gibraltar wegen wohl außer Zweifel steht.
(...)
Die Überlegung, die ich nun hierauf angestellt habe beruht auf der hypothetischen Möglichkeit, dass bei minderstarker Intervention der Achsenmächte (und hier ist auch Italien nicht zu unterschätzen) und erhöhter intensität der sowjetischen Hilfe für die andere Seite aus diesem Krieg möglicherweise ein, stark an die Sowjetunion, weil durch Aussachaltung der Opposition von der PCE dominiertes Spanien hätte entstehen können, oder aber, es hätte zummindest international der Eindruck entstehen können, dass dieses passierte.nn kommen, die dieser Intervention einen weitern Sinn geben würden:


Habe auch einige Bücher über den spanischen Bürgerkrieg gelesen. Dieser war wie Du schon sagst nicht nur eine innerspanische Auseinandersetzung sondern eine Art Stellvertreterkrieg zwischen Achsenmächten auf der francistischen Seite und Sowjetunion und weniger England und Frankreich auf der republikanischen Seite. Da die Organisation der Sowjetunion im republikanischen Spanien während des Krieges die Anarchisten und alle anderen Kräfte ausgeschaltet hat wäre nach einem Sieg der republikanischen Seite mit Sicherheit ein sowjetisch beeinflusstes Spanien entstanden. Ob es ein regelrechter Satellitenstaat oder enger verbündeter der Sowjets geworden wäre ist schwer zu sagen, aber wahrscheinlich.


Stratege hat geschrieben:

Das Szenario eines an die Sowjetunion angelehnten Spaniens führt mich jedoch zu der Überlegung, das der Krieg zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion so möglicherweise nie hätte geführt werden können, da man eben Spanien im Rücken gehabt hätte. Dieses war zwar militärisch selbst eher unbedeutend, hätte aber mit alliierter Unterstützung sehr schnell zur Basis einer zweiten Front in Europa werden können. Eine Eroberung und Besetzung dieses Gebiets wäre auf Grund großflächigen Geländes mit eher mäßiger Infrastruktur wohl eine zeitaufwändige und konstenintensive Angelegenheit geworden, vor allem, hätten die zurrückbleibenden Garnisonstruppen dann weiterhin an der Ostfront gefehlt, ebenso wäre vermutlich die Errichtung des Vichy-Provisoriums in unmittelbarer, europäischer Nachbarschaft der Gegenseite vermutlich ein großes Risiko gewesen, so dass man dieses Gebiet gegebenfalls auch von Anfang an hätte besetzen müssen.


Ich möchte mich an dieser Stelle nicht zu sehr in hypothetische Szenarien verrennen, die zu nichts führen, sondern nur aufzeigen, das diese möglicherweise nicht vollständig auf Spinnerei beruhen, sondern mir geht es in diesem Fall einfach darum einmal zu hinterfragen welchen Wert die Neutralisierung Spaniens für die späteren Ereignisse eigentlich hatte und im weiteren Sinne, ob man die konsequente Investition der Achsenmächte in einen Sieg "ihrer" Parteigänger in Spanien, gegen den Einfluss der Sowjetunion bereits als vorbereitende Maßnahme für spätere, Geostrategische Aktionen betrachten kann.
Was Italien betrifft ist diese Frage reltativ leicht mit "Ja" zu beantworten, da man hier die Dominanz im Mittelmeerraum anstrebte.
Zu den natürlichen Interessenssphären des Dritten Reiches zählte dies nicht, hier wäre wahrscheinlich in erster Linie der Aspekt einer Einkreisung Frankreichs denkbar, wobei sich die Frage stellt, zu welchem Zweck, denn Krieg mit den Westalliierten suchte man ja für sich genommen nicht, weswegen mir hier mehrere Ansätze in den Sinn kommen, die dieser Intervention einen weitern Sinn geben würden:

- Zurrückdrängung jegiliche sozialistischen und damit potentiell moskovitischen Einflusses aus Westeuropa.
(Dieses Szenario hätte schon etwas davon eine günstige Ausgangslage für den Krieg mit der Sowjetunuin führen zu wollen, setzt aber in dem Fall auch gleichzeitig vorraus, dass man nicht mit Frankreichs Neutralität oder Unterstützung rechnete, denn sonst wäre Spanien bedeutungslos gewesen.)
- Einkreisung Frankreichs
(Wäre wiederrum ein Indiz dafür, dass man sich der Franzosen anno 1936 so unsicher war, dass dies opportun erschien, was im Übrigen mit dem französisch-tschechischen Beistandspakt von 1935 korrespondieren würde. Andererseits würde ein Krieg mit Frankreich, allerdings nicht mit der Zeitplanung in der gemäß politischer Vorgaben eine Konfrontatio mit Frankreich zu suchen gwesen wäre:
[spoiler=Hoßbach-Protokoll]Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt
geben, dieser niemals risikolos sein. Die Kämpfe Friedrichs
d.Gr. um Schlesien und die Kriege Bismarcks gegen Österreich
und Frankreich seien von unerhörtem Risiko gewesen und die
Schnelligkeit des preußischen Handelns 1870 habe Österreich vom
Eintritt in den Krieg ferngehalten. Stelle man an die Spitze
der nachfolgenden Ausführungen den Entschluß zur Anwendung von
Gewalt unter Risiko, dann bleibe noch die Beantwortung der
Fragen 'wann' und wie. Hierbei seien drei Fälle zu entscheiden:



Hier würde sich gegebenenfalls noch die Frage stellen ob die dort diskutierten Planungen noch in irgendeiner Weise mit den Geschehnissen in Spanien korrespondieren oder isoliert davon zu betrachten sind, dass sehe ich hier aber eher als Nebensächlichkeit an. Wichtiger wären hier konkrete Vorstellungen, was man sich denn bei diesem Szenario einer Konfrontation mit Frankreich, die man ja dann später doch suchte für unter der Zukunft desselben vorgestellt hatte um den Rücken für die Sowjetunion frei zu haben und ob das ohne ein wohlwollend neutrales oder verbündetes Spanien im Rücken überhaupt denkbar gewesen wäre.

Demnach würde ich dem Spanischen Bürgerkreig und seinem Ausgang eine ganz erhebliche Auswirkung auf die territoriale Gestalung Europa während des Krieges, wie, auch auf den Kriegsverauf selbst und gegebenenfalls sogar als Urheber der Ermöglichung eines solchen Krieges, spätestens gegen die Sowjetunion andichten wollen und dazu würde mich eure Meinung interessieren. :)


Ich meine, dass der Ausgang des spanischen Bürgerkriegs im Sinne der Achsenmächte einen starken Einfluss auf die geopolitischen Pläne der Achsenmächte hatte. Einerseits wäre ein sowetisiertes Spanien ein Dorn im Rücken der Achsenmächte gewesen, dass deren Neigung die Sowjetunion anzugreifen verringert hätte. Zweitens mussten Deutschland und Italien die ja eigene Truppen eingesetzt hatten und gegen ein republikanisches Spanien mit sojwetischen Waffen deutlich gesiegt hatten zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die Sowjetunion militärisch vergleichsweise schwach sei. Dies dürfte die neigung einen Blitzkrieg im Osten zu führen positiv beeinflusst haben.