Hatten die Zulu eine Chance?

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Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 12:43

Ich wollte diese Frage mal ins Forum stellen. Jetzt, wo ich mal den Film Zulu gesehen habe, frage ich mich, ob die Zulu jemals eine Chance hatten. Was wäre, wenn Sie ihre Siege gegen die Briten bei Isandhlwana und Ntombe genutzt hätten? Immerhin sind die Zulu ein in Afrika beheimatetes Volk, welches langsam zur lokalen Macht aufstieg. Ziemlich spät und zwar so spät, dass der Kolonialismus schon lange sich über ganz Afrika ausbreitete. Aber wie hätten sich die Zulu im Laufe der Jahrhunderte entwickelt, wenn es keine äußeren Einflüsse gegeben hätte? Wäre eine neue Hochkultur aus ihnen entstanden, oder wären sie wie viele andere Königreiche in Afrika auf einem Entwickelungslevel geblieben, oder sogar einfach wieder untergegangen? Man kann nur spekulieren. In diesem Sinne:

Das Volk der Zulu

Zulukrieg


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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Ischozar » 3. Dezember 2016 12:49

Was denn für eine Chance? Fliegen zu lernen? Oder neue Fahrräder zu bekommen?

Sorry, aber diese Was-wäre-wenn Frage führt doch immer ins leere oder in sinnlose Spekulationen. Vor allem wenn es um so eine besondere Sache geht. Man kann ja nicht mal wirklich Vergleiche heran ziehen, da ja solche Stämme meist autark leben ohne die zivilisatorische Stufe Europas oder Amerikas erreicht zu haben. Dann hätten sie die Briten vielleicht besiegt - ja toll - dann wären die Briten einfach wiedergekommen und hätten sie niedergemacht. Mit der Erschließung und gewaltsamen Kolonisation Afrikas war das Schicksal doch mehr oder weniger vorher besitmmt.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 13:07

Das gleiche hätte man auch über die Indianer, die frühen West-Germanen, die Tibeter, die Dai Li, die Khmer, die Birmanen, die Assassinen oder die Inka sagen können. Trotzdem haben diese Völker, bevor sie erobert/assimiliert, oder vernichtet wurden, lange genug exestiert, um eigene kulturelle Errungenschaften hervorzubringen, oder haben zumindest eine essenzielle Änderung durchgemacht, wie z.B. die indianischen Stämme der Apachen und Chomanchen, welche sich durch die Nutzung der europäischen Pferde zu Nomaden entwickelten, die aus den östlichen Wäldern vertrieben wurden und halt von sesshaften Bauern zu Nomaden wurden.
Von solchen Veränderungen und Entwickelungen spreche ich ua.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Marlborough » 3. Dezember 2016 13:32

Ich sehe das ganze wie Ischozar. Nur zur Richtigstellung: Mir wäre kein einziger Indianerstamm bekannt, der nur durch die Ankunft des Pferdes in Amerika von der Sesshaftigkeit zum Nomadentum übergegangen wäre. Die von dir angesprochenen Apachen und Comanchen waren schon immer Nomaden, die Nutzung von Pferden erleichterte ihnen diese Lebensweise nur btw. machte sie effizienter. Alle mir bekannten Stämme, die den Wandel vom Ackerbauern zum Nomaden durchliefen, taten dies schon geraume Zeit vor der Ankunft des Pferdes in den Plains. Off Topic Ende.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Fairas » 3. Dezember 2016 14:55

Way of Blücher hat geschrieben:die Assassinen


Die Assassinen sind jetzt aber kein Volk.

Zur Frage ob Ureinwohner eine Zivilisation werden können wenn man sie lang genug in Ruhe lässt?

Ich würde sagen nein, es gibt heute noch einige Völker/Stämme die leben noch wie in der Steinzeit. Weiterentwicklung scheint vor allem durch Beziehung zu anderen Völkern in Form von Krieg und Handel zu geschehen.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 15:27

Naja, die Assassinen waren kein Volk im eigentlichen Sinne, jedoch bildete die Gegend um die Festung Alamut im Iran für einige Zeit eine de facto unabhängige Region.

Weiterentwicklung scheint vor allem durch Beziehung zu anderen Völkern in Form von Krieg und Handel zu geschehen.


Wenn man sich die Geschichte so ansieht, dann könnte man das denken. Allerdings stimmt dieser Gedankengang nicht. Kriege und Handel führten zu der Verbreitung von solchen Ideen, waren aber meist seltener ihr Ursprung und auch weniger die Motivation für ihre Entstehung.
Zu mal man die Entwickelung von Hochkulturen wie die in Tibet, Nordindien, die der Khmer, der Inka, oder der alten Ägypter damit nicht erklären kann.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Fairas » 3. Dezember 2016 15:43

Keiner hat mehr Krieg geführt als die Ägypter lol Und Handel waren die auch gut dabei, die haben z.B. Zinn aus Britannien importiert.

Die Inka haben ebenfalls ordentlich Krieg geführt aber hatten halt das Pech keine Pferde zu haben und kein Eisen zu entdecken. Mit dem Knotensystem hatten sie immerhin eine Art Schrift.

Mit den asiatischen Völkern kenne ich mich nicht so aus aber zumindest in Indien gab es sicher auch einige Kriege und Handel sowieso.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 16:17

Natürlich haben die Ägypter auch Kriege geführt keine Frage, aber dennoch war gerade zu Zeiten ihrer Hochkultur im alten Reich wenig bis gar kein Krieg zu verzeichnen und wenn, dann meistens nur aus Gründen der Verteidigung, seltener der Offensive wegen.
Auch die Inka mussten Krieg führen und waren durchaus expansionistisch, aber auch nur unter einigen Königen, mit den dauerhaften Krieges eines alten Europas kann man dies nicht unbedingt vergleichen.

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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Fairas » 3. Dezember 2016 16:22

Nein, Thread close.

So ein Thema kannst du ohne Abschweifungen nicht behandeln, weil man zwangsläufig mit anderen Völkern/Kulturen vergleichen muss.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Ischozar » 3. Dezember 2016 16:23

Zurück zum Thema: Hatten die Zulu eine Chance?


Du weißt schon das sich so eine Frage nicht beantworten lässt und das nur auf Grundlage von Vergleichen möglich ist?

Aber gut, die Antwort lautet: Nein.

Edit: Fairas war schneller ;)
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 3. Dezember 2016 16:45

Oder man spricht über die militärischen Optionen, eventuell hätten man die Briten dazu bewegen können dieses Stückchen Land aufzugeben und nicht zu kolonisieren. Immerhin hats Äthiopien auch mit Diplomatie geschafft und die Zulu waren das einzige Volk in ganz Afrika, welches den Briten überhaupt militärische Niederlagen beibrachte, ohne total geschlagen in einem Völkermord zu enden.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Hexenkönig » 12. Dezember 2016 20:38

Das liebe, gütige Großmütterchen Europa verbirgt eine hässliche Fratze hinter seiner Maske. Europa war in alter Zeit eine wahre Pest für fremde Kulturen. Es drang in sie ein, durchsetzte und zerstörte sie schlussendlich. Nordamerikanische Stämme, Maya, Inkas, Inder, ehemalige Osmanen und die Stämme Afrikas können ein Lied davon singen.
Irgendwelche militärischen Pseudosachen zu bespekulieren ist sinnlos, die Zulu hatten keine Chance gegen das mächtigste Imperium der damaligen Welt. Großbritannien regierte die See und hatte europäische wie auch andere, einst mächtige, Kulturen in seine Schranken verwiesen. Königin Victoria war Herrscherin von über 458 Millionen Untertanen, also einem ganzen Viertel der damaligen Weltbevölkerung.

Und gegen diese Großmacht sollten die Zulu eine Chance gehabt haben?

Gut haben sie meinetwegen mal ein Gefecht gewonnen, auch schön, wenn sie tatsächlich ein paar Jahre von den Briten in Ruhe gelassen worden wären, am Ende ist es egal. Denn der Kontakt mit Europa war ja bereits hergestellt, das Gift begann zu wirken... früher oder später wären die Zulu so oder so an Europa zugrunde gegangen, ob auf militärischem oder anderem Wege. Dem Keim der westlichen Welt hat noch keine Kultur entkommen können, wenn sie ihn sich einmal erst eingefangen hat (z.B. wenn du wo in Papua Neuginea oder eben Afrika im Urwald zu einem an-sich-autarken Stamm kommst, dort aber alle abgetragene Addidas und Nike Sachen anhaben und europäisch/westliche Ideen und Normen zwanghaft übernommen werden (müssen) anstatt auf eigene Ideen zu kommen).

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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Hjalfnar » 12. Dezember 2016 21:25

Mal ganz ab davon, dass da ja auch noch diese Sache mit dem rassistischen (ok, waren damals eh alle) Burenstaat war...
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon Way of Blücher » 16. Dezember 2016 15:21

Jupp, der Burenstaat, bzw. die Burenbewegung war wohl offensichtlich das größere Problem der Zulu.

Wobei: Immerhin ist heute ein Zulu der Staatspräsident von Südafrika.

Auch das Nachbarvolk der Basotho konnte durch geschickte Diplomatie zumindest einen Teil seines Landes erhalten und ist heute noch unabhängig, wenn auch für einen hohen Preis.
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Re: Hatten die Zulu eine Chance?

Beitragvon nordstern » 14. Januar 2017 18:27

Naja... so einfach ist die Sache nicht. Die Zulu haben jedoch einen großen Fehler gemacht. Sie haben so gekämpft wie sie das immer tun und nicht so wie man es gegen einen überlegenen Feind tun sollte. Die einzige Chance der zulu bestand darin den Briten so hohe Verluste zuzufügen das sie es nicht mehr als vertretbar erachteten sie zu erobern. Sie feierten erfolge, provizierten eine Reaktion. Wenn die Zulu diese reaktion abwehren hätten können (durch Hinterhalte, etc) hätte eine CHance bestand das England sich zufrieden gibt. Das Commonwealth hatte zwa 458Mio. Einwohner, aber es musste besetzt gehalten werden. Wie viele Soldaten hat England im 1.Weltkrieg aufgeboten? Nach der Rechnung hätten sie schlichtweg die deutschen Linien überrennen können oder die deutschen Kolonien im Handstreich erobern. Aber das passierte nicht. Es ist ein Unterschied wieviele Soldaten ein Land hat und wieviele frei verfügbare Soldaten ein Land hat und im Falle von Kolonien: Wieviele Loyale Soldaten der örtilichen Bevölkerung ein Land hat.

Ist aber schon interessant, das alle Kriegsverbrechen die Deutschland je begangen hat auf Entschädigung eingeklagt werden, während alle (wesentlich mehr!) Kriegsverbrechen und genozide die die "Siegermächte" begangen haben keine Erwähnungen finden. Die Deutschen waren in der Kolonialzeit verglichen mit Briten, Spaniern und Portugiesen oder Franzosen die reinsten Engel. Kein Zulu pocht auf Entschädigung, Südamerika ebenfalls nicht trotz der Millionen Tote durch die Inquisition dort. Die Indianer bekommen auch nichts obwohl das ein Genozid war, etc. Und das obwohl die deutsche Kolonialpolitik um welten besser war als die der briten oder Franzosen. Die Massenmorde Stalins wurden auch nie entschädigt... frägt auch keiner nach.

Ich glaube die zulu hätten sich durchaus zur vorherrschenden Macht entwickeln können. ABER nie technologisch annähernd so entwickelt wie Europa. Äthiopien hatte drei Vorteile auf seiner Seite: Diplomatie, kein "reiches" Land, zermürbende Partisanenkriegsführung.

Die Souverenität Äthiopiens ist eigentlich Glück. England eroberte das Land und wollte es nicht und zog daher nach dem Tod des Herrschers ab. Italien selbst stattete vor dem Krieg die Äthiopier mit modernen Waffen aus und grub damit quasi sein eigenes Grab. Wenn die Briten gewollt hätte, wäre Äthiopien britische Provinz gewesen.
Ich bin Legastheniker. Wer also Rechtschreibfehler oder unklare Formulierungen findet, soll bitte versuchen die Grundaussage zu verstehen oder darf sie gerne behalten :)

Danke für euer Verständnis.