nordstern hat geschrieben:Naja.. ich bin da Laie...
auch mir ist bekannt das Polen nie den Versuch unternehm dem HRE Gebiete zu entreißen. Ob das an Ansprüchen lag, oder das polnische Könige eine Niederlage fürchteten weis ich nicht. Polen hatte jedoch Russland, bzw. dessen Terretoriale Vorgänger im Osten und da gab es immer wieder Kriege. Polen musste also im Osten ziemlich einstecken und musste daher fürchten das bei einem Angriff auf das HRE die Russen über Ostpolen herfallen. Ein Feldzug im Westen mit ausreichenden Truppen im Osten war kaum möglich,dafür war Polen zu dünn besiedelt.
Soweit ich weis griffen sogar im nordischen Krieg deutsche Soldaten zu den Waffen um die Plünderungen der polnischen Bevölkerung im nordischen Krieg einzudämmen. Ob das allerdings nur blumige Argumentation ist oder tatsächlich so war, weis ich nicht.
Aber ich weis das es Überlegungen und Pläne gab nach dem 1.Weltkrieg die Schwäche Deutschlands auszunutzen und die Weimarer Republik anzugreifen. Ziel diesen Angriffes war es die historisch slawischen Gebiete sich einzuverleiben. Also die auf der Karten oben gelb oder gelbliniert sind. Woran dies scheiterte ist die Frage... eventuell fürchtete Polen den Angriff Stalins sollte es im Westen Krieg führen oder die Intervention der Entente... vorallem Italien, USA und England. Wer weis...
Das sie militärisch dazu in der Lage gewesen wären steht außer Frage. Selbst 1939 wäre die polnische Armee durchaus in der Lage gewesen die deutsche Wehrmacht schwer zu treffen. Wenn man sich die Zahlen mal anschaut, war die polnische Armee mitunter sogar besser ausgerüstet/moderner als die französische oder britische Armee zum Kriegsbeginn. Der Grund für den zweiwöchigen Feldzug der Wehrmacht lag woanders. Schock der Luftüberlegenheit (Polen hatte zwar mit die besten Panzer die es 1939 gab, aber kaum moderne Flugzeuge), Blitzkrieg, Überraschungsmoment. Wenn Polen es nur an einer Front geschafft hätte sich zu formieren, hätte das deutsche Reich ein Problem gehabt.
Aber zuviel Nebenschauplatz.
Da wir das Thema an anderer Stelle schon einmal hatten, würde ich dich auf diesen Wiki-Artikel und den Abschnitt 20. Jahrhundert und die dort weiter verlinkten Artikel empfehlen wollen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jagiellonen
Es gab nach dem ersten Weltkrieg in Polen Stimmen, die eine stärkere Westausdehnung forderten, das ist soweit richtig. Nur war es nie die Linie des offiziellen Polens, dieses mit gewalttätigen Mitteln durchzusetzen, alleine schon deswegen, weil die maßgeblichen Kreise um Pilsudski eben die Gegenposition vertraten. Insofern sind derartige Gedankenspiele im Rahmen der Friedensverhandlungen und der frühen Zwischenkriegszeit vielleicht etwas mehr als die bloßen Kriegsziel-Spinnereien einzelner Phantasten gewesen, nichts desto weniger, handelte es sich auch hierbei vorrangig erst einmal um Privatmeinungen und nicht um die politische Agenda der tatsächlichen Machthaber.
Insofern scheiterte es bereits daran, dass die polnische Staatsführung an derlei wenig Interesse zeigte und man sich damit wohl die Sympathien, zumindest der Engländer und der USA auch verscherzt hätte.
Was diese Planspiele angeht, sollte man das legitimatorische Element, denke ich auch nicht überbewerten. Man musste halt irgendwas verlautbaren, warum man diese und jene Gebiete haben wollte, ob man da selbst dran glaubte, spielt da wohl eher eine untergeordnete Rolle.
Wenn du mich fragst, aber auch das ist nur eine Privatmeinung, sind beides Modelle zum Design des neuen polnischen Staates mit dem Ziel eine bestimmte Art der Außenpolitik zu gestalten.
Was das betrifft, sehe ich auf Seite der "Jagiellonen" vor allem den Ansatz einer nach Osten hin aggressiven Außenpolitik (siehe Intervention im Russischen Bürgerkrieg) um die Umklammerung zwischen Deutschland und Russland dadurch zu überwinden Russland überspitzt gesagt in die Grenzen der vorpetrinischen Ära zurück zu versetzen und es somit endgültig aus dem Spiel der europäischen Mächte heraus zu nehmen, während ich den Ansatz der "Piasten" so interpretiere, dass man sich defensiver verhalten und die Geographische Lage zwischen Deutschland und Russland hingenommen, dafür aber günstigere Bedingungen schaffen wollen, beispielsweise durch die Inkorporation der schlesischen Industriereviere und eines breiteren Zugangs zur Ostsee, als nur den Korridor, z.b. über die Odermündung und den Hafen von Stettin, das halte ich in diesem Kontext für wesentlich maßgebender als Fortsetzungsphantasien irgendwelcher mittelalterlicher Staatengebilde.