Krieg wird immer sinnloser

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Pastete
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Re: Krieg wird immer sinnloser

Beitragvon Pastete » 24. März 2017 17:32

Das funktioniert genau dann, wenn das Gewaltmonopol des Staates nicht angetastet, sondern erhalten wird.
In Afghanistan hat man ja die Mujahedeen schwer bewaffnet, um erst die Sowjets wegen dem Bündnispakt reinzulocken und ihnen dann ihr eigenes Vietnam zu verschaffen.
Die Mujahedeen haben danach sich in ihre zahlreichen Clans und Warlords wieder aufgespalten, folglich konnte der Krieg auch ohne die Sowjets nur noch weitergehen.
Eigentlich sehr vorhersehbar, trotzdem könnte man natürlich im Zweifel für den Angeklagten entscheiden. Nur ging das genau so weiter. Dann kann keiner mehr behaupten, dass das Unfälle waren.

Nehmen wir nur die jüngste Geschichte, den islamistischen Frühling/arabischen Winter als Beispiel, dann war das Ganze vorhersehbar.
Als man daran ging, Ghadafi aus dem Amt zu bomben, war der Ausgang schon im Voraus offensichtlich und eindeutig. So kam es dann auch.
Bei den zahlreichen Sheiks und Warlords, die nichts weiter einigte als die Feindschaft zu Ghadafi und ihr eigener Durst nach Macht und Geld war ja klar, dass der Bürgerkrieg auch ohne Ghadafi weitergehen würde. Was er auch tat.
Gleiches gilt für Syrien, und in beiden Ländern waren islamistische Hetzparolen von Stunde 0 an zu hören. Man hat sie nur ignoriert, weil die nicht zum eigenen Narrativ gehörten.
Die demokratisch gewählte, jedoch sehr offen Sympathien zur al-Qaeda hegende Muslimbrüderschaft war in Ägypten ebenfalls nicht tragbar und für alle Regionalmächte unangenehm, dass die mit Unterstützung aus dem Ausland wieder rausgeputscht wurden.
Nicht um in Antiamerikanismus zu verfallen, denn die waren und sind an der Entwicklung nicht alleine beteiligt (zu den nachweisbaren Al-Qaeda & ISIS-Unterstützern gehören Saudi-Arabien, Italien, Türkei, Israel, USA), nur ist es falsch zu behaupten, dass auch nur irgendeiner der Beteiligten auch nur annähernd die Zielsetzung gehabt haben kann, einen stabilen Staat zu schaffen. Der blowback war vielleicht überraschend hart, und die Reichweite der Konsequenzen (Libyen hat ganz Nordafrika destabilisiert, Syrien erhebliche Auswirkungen auf 3 Nachbarländer gehabt, Allianzen zerbrochen und neue ungewöhnliche und widersprüchliche Partnerschaften entstanden (Russland und USA mit Hinblick auf Libyen und neuerdings mit Trump selbst mit Hinblick auf Syrien; Russland, USA & Saudi-Arabien mit Hinblick auf Ägypten; Russland und Türkei teilweise mit Hinblick auf Syrien), aber er kam nicht überraschend. Trotzdem kann selbst bei solchen Destabilisierungskriegen nicht davonS gesprochen werden, dass das Töten von Menschen Zielsetzung sei.
Selbst bei Terror kennen wir nicht erst seit dem Islamismus, sondern selbst vom CIA-Handbuch für die Drogenhändler Mittelamerikas, dass es weniger um die Verlustzahlen geht, sondern vielmehr um den psychologischen Effekt auf die Überlebenden und darum, dass der Staat nicht länger zu Dienstleistungen in der Lage ist. Deswegen hat man in Aleppo gleich zu Anfang Postboten von den Dächern geschubst, während den Contras in Nicaragua empfohlen wurde, Richter und Ärzte zu ermorden. Weiteres Beispiel aus noch einem Kulturkreis wäre Kambodscha, wo man die roten Khmer, die man eben erst bekämpft hatte, ein gutes Jahrzehnt lang am Leben erhielt, nur um den Vietnamesen ans Bein zu pissen.

Wo es tatsächlich um Regimechange und Nation building und nichts anderes geht, ist dieser idR tatsächlich sehr leicht zu bewerkstelligen. Das kennen wir beispielsweise aus Panama und auch aus anderen Beispielen.
αἰεν ἀριστευειν και ὑπειροχον ἐμμεναι ἀλλων

Homer - Ilias