Die Regel mit der Überschreitung des Rubikons

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Avarice1987
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Die Regel mit der Überschreitung des Rubikons

Beitragvon Avarice1987 » 7. August 2018 19:08

Kurze Frage:

Was hat es mit dem heiligen Gesetz Roms auf sich, dass der Rubikon nicht überschritten werden darf?
Gibt es dafür Quellen?

Sulla brach es, Cäsar brach es, später wurde es ignoriert. Was war die grundlage für diese Verbotsregel?
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Ssubutai
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Re: Die Regel mit der Überschreitung des Rubikons

Beitragvon Ssubutai » 15. August 2018 04:02

Na ja, im Grunde ging es einfach nur darum, das die Römer eben auch nicht dumm waren. Als ihre Republik erstmal "Fahrt" aufnahm und die Statthalter in den eroberten Gebieten sich immer stärker wie Könige auf Zeit vorkommen mußten, hat der Senat zu Hause durchaus gesehen was da für Gefahren auf ihn zukommen könnten. Nur weil es dann später doch zu Diktatur und Kaiserherrschaft kam, ist es halt nicht so, das das niemand geahnt und versucht hätte, dagegen Vorkehrungen zu treffen.

Eine davon war das Verbot, bzw. das Gebot, das der Rubicon (Cäsar) / die Grenzen der Stadt Rom (Sulla) nicht mit Truppen überschritten werden dürften. Das Kommando über die Legionen mußte also vorher niedergelegt werden. Dabei ging es vor allem darum, das Statthalter - egal wie mächtig - sobald ihre Statthalterschaft abgelaufen war als Privatleute nach Rom zurückkehren und dort Rechenschaft über ihre Statthalterschaft ablegen sollten. Von einem General, der von Legionären umgeben ist die ihm gegenüber auch noch persönlich loyal sind, verlangt man eben keine Rechenschaft - und wenn doch, kann man ein negatives Urteil im Zweifelsfall nicht durchsetzen. Bei einem Privatmann, der seine Legionen entlassen / in seiner ehemaligen Provinz zurückgelassen hat, sieht das dagegen anders aus. Rom wollte die Kontrolle über seine Generäle behalten und vor allem verhindern, das die eigenen Legionen jemals gegen Rom selbst eingesetzt werden. Aus unserer heutigen Sicht vielleicht keine sehr effektive Methode, aber in der alten römischen Republik haben Ehre + "Anstand" noch eine sehr viel größere Rolle gespielt. So ohne weiteres hat man sich über Anweisungen des Senats nicht hinweggesetzt.

Sulla war der Erste, der das ignoriert hat. Cäsar dann später auch. Allerdings hat der Rubicon als explizite Grenze meines Wissens nur bei Cäsar eine Rolle gespielt. Bei Sulla war es das Überschreiten der Stadtgrenze Roms (mit seinen Legionen, ohne vorher das Kommando niederzulegen, also genau das was der Senat unter allen Umständen hatte verhindern wollen). Sulla war daher in den Augen seiner Zeitgenossen auch derjenige, der den größeren Tabubruch begangen hat.

Kurzgefasst ( ;) ) hat man mit diesem Gebot also versucht, zu verhindern wozu es dann später eben doch gekommen ist: das Roms eigene Truppen gegen Rom eingesetzt werden, um den Senat oder politische Gegner des jeweiligen Generals zu bekämpfen.

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Pastete
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Re: Die Regel mit der Überschreitung des Rubikons

Beitragvon Pastete » 15. August 2018 17:50

Avarice1987 hat geschrieben:Kurze Frage:

Was hat es mit dem heiligen Gesetz Roms auf sich, dass der Rubikon nicht überschritten werden darf?
Gibt es dafür Quellen?

Sulla brach es, Cäsar brach es, später wurde es ignoriert. Was war die grundlage für diese Verbotsregel?

Ganz einfach: Der Rubikon ist ein Fluss, der in ziemlich gerader Linie von den Apenninen in die Adria fließt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Gebirges und auf gleicher Höhe fließt der Arno ähnlich gerade ins Tyrrhenische Meer. Daher die 2 Flüsse als Verwaltungsgrenze hervorragend geeignet. Für die Römer war der Rubikon daher gemeinsam mit dem Arno auf der anderen Seite der Apenninen die Grenze zwischen dem transalpinen Gallien und dem eigentlichen Italien. Im eigentlichen Italien war weitgehend Ruhe, die Republik daher am ehesten durch rebellische Generäle bedroht. Außerhalb Italiens wiederum brauchte es stehende Heere, um eventuelle Aufstände niederzuschlagen. Daher war es den Feldherren normalerweise nicht gestattet, ihre Heere nach Rom zu führen. Das Gesetz war also mindestens logisch. Im Nachhinein ist es einfach zu sagen, dass das Gesetz nicht funktioniert hat. Aber es ist schwer zu sagen, da wir nicht wissen, wie viele mögliche Staatsstreiche dadurch verhindert wurden. Jeder, der die Rebellion wagte, konnte das nicht in einem Handstreich schaffen. Der Senat und seine Anhänger hatten Zeit für den Rückzug, um sich woanders zu sammeln, was auch jedes Mal geschah. Sulla und Caesar hatten zwar Erfolg, aber keiner der beiden tat diesen Schritt leichtfertig, und beide waren auch danach vorgewarnt. Caesar brauchte über 4 Jahre für seinen Bürgerkrieg, weil seine Gegner wegen der Überschreitung des Rubikons Zeit zur Flucht hatten, und sich andernorts sammeln konnten.
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Re: Die Regel mit der Überschreitung des Rubikons

Beitragvon Elendil 03 » 29. August 2018 18:21

Beschrieben wird Cäsars Verstoss gegen das Verbot bei Sueton (De vita Caesaris). Appian schrieb dazu ("The Civil Wars"):
"Caesar mounted his chariot and drove toward Ariminum, his cavalry following at a short distance. When his course brought him to the river Rubico, which forms the boundary line of Italy, he stopped and, while gazing at the stream, revolved in his mind the evils that would result, should he cross the river in arms. Recovering himself, he said to those who were present, "My friends, to leave this stream uncrossed will breed manifold distress for me; to cross it, for all mankind." Thereupon, he crossed with a rush like one inspired, uttering the familiar phrase, "The die is cast: so let it be!" Then he resumed his hasty journey and took possession of Ariminum about daybreak, advanced beyond it, stationed guards at the commanding positions, and, either by force or by kindness, mastered all whom he fell in with."
Quelle: http://www.livius.org/articles/battle/rubico-49-bce/?

Auf Deutsch etwa: "Cäsar stieg auf seinen Wagen und fuhr nach Ariminum, seine Kavallerie folgte ihm mit kleinem Abstand. Als er an den Fluss Rubikon gelangte, der die Grenze zu Italien bildet, hielt er an und blickte auf den Fluss, während er sich in seinem Kopf um die Übel drehte, die sich ergeben würden, wenn er den Fluss unter Waffen überquerte. Als er sich entschieden hatte, sagte er zu den Anwesenden: "Meine Freunde, diesen Strom unüberquert zu lassen, wird mir viel Leid bringen; ihn zu überschreiten der ganze Menschheit". Daraufhin passierte er den Fluss hastig wie ein Besessener und sprach den berühmten Satz: "Die Würfel sind gefallen, also soll es geschehen!" Dann nahm er seine eilige Reise wieder auf und nahm Ariminum bei Tagesanbruch in Besitz, rückte von dort weiter vor, stationierte Wachen an den Kommandoposten und bezwang entweder mit Gewalt oder durch Freundlichkeit alle, auf die er traf."

Mehr kann ich auch nicht dazu beitragen.
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