c4-- hat geschrieben:derdorfbengel hat geschrieben:Irgendwie komme ich noch nicht ganz dahinter, was bei Dir vorgeht.
Der Separatfrieden zwischen Russland und Deutschland ist nach Deiner Ansicht ein "Mittel zum zweck" der westlichen Entente?
Er meint und hat damit m.E. natürlich völlig recht, die Aufrechterhaltung der russischen Grenzen aus dem Frieden von Bresk-Litowsk 1917 beim Vertrag von Versailles 1919.
Tatsächlich sehe ich keinen einzigen praktischen Grund, warum die Alliierten den Russen auch nur einen Zentimeter mehr Land hätten zugestehen sollen als sie mussten, schließlich war Sowjetrussland nicht ihr Verbündeter und, das ist ja gerade mein Punkt, ist es nie gewesen; nur das zaristische Russland und die darauf folgende provisorische Regierung standen auf Seiten der Entente.
Das habe ich auch nie Infrage gestellt. Und ich habe das ja auch Geopolitisch begründet. ABER auf der anderen Seite fühlten sich die Russen dadurch verraten von der Entente. Klar, vertraglich bestand kein Grund die Grenzen von 1914 wiederherzustellen oder dem Russen gar deutsche Gebiete zu geben. Aber ethisch eigentlich schon. Ob das Bündnis zwischen dem Zarenreich und Frankreich durch den Putsch hinfällig wurde ist so ne Sache. Theoretisch ist die Sowjetunion rechtsnachfolger des Zarenreich und übernimmt damit die Rechten und Pflichten und eben auch diplomatischen Beziehungen. Das Bündnis wurde ja nie aufgekündigt. Ansonsten hätte man z.b. die Weimarer Republik nicht für die Kriegsverbrechen des Kaiserreiches bezahlen lassen dürfen. Oder das Dritte Reich für das Kaiserreich/die Weimarer Republik. In der Nachkriegszeit wurde extra vertraglich festgehalten das die BRD NICHT Rechtsnachfolger des Dritten Reichs ist. Der Grund war, man wollte einen 3.Weltkrieg verhindern. Später kam natürlich noch dazu, das Deutschland als Puffer zum Ostblock wirtschaftlich nicht komplett zugrunde gerichtet werden sollte. Ansonsten müssten wir Reparationszahlungen zahlen... Alle Forderungen z.b. Polens oder Griechenlands sind rechtlich irrelevant... nur moralisch haben sie eine Berechtigung. Deswegen kann Deutschland auch nicht zum Zahlen gezwungen werden, wenn es nicht will. Und meines erachtens sollte es das auch nicht. Denn dadurch kann es passieren, das juristisch ein Präzidenzfall geschaffen wird, der Deutschland zwingt auch allen anderen Ländern Entschädigungen zu bezahlen.
Was zur Folge hat, das sie natürlich versuchten ihren Einfluss in Europa auszuweiten ohne sich den Entente auszusetzen. Und wie geht das besser als mit dem entmachteten Deutschland das auf Rache sinnt? Vorallem wenn besagtes Deutschland führend im Bereich Industrialisierung und Fertigung ist in Europa und man selbst da sehr große Lücken hat. Das war eine Zweck-Ehe...
Und ja Polen war ein Wunsch der Entente. Die Idee dahinter war, ein Land zwischen Deutschland und Russland als Puffer zu etablieren, weil befürchtet wurde das ein diplomatischer Zusammenschluss beider Länder die Vormachtherrschung Frankreichs... und damit auch Englands... in Europa gefährete.
Nach dem 2.Weltkrieg "lernten" sie aus dem Fehler und etablierten Polen erneut. Aber diesmal auf Grundlage einer besseren wirtschaftlichen Ausgangslage (Schlesien, Ostpreussen), obwohl Schlesien im Volksentscheid für einen Verbleib in Deutschland stimmte. Man wusste das Polen ohne die schlesische Industrie zwischen der Sowjetunion und Deutschland langfristig nicht überleben würde. Dazu kam vermutlich noch, das Polen auf die Vormachtstellung Russlands in Europa weiter zurückdrängen würde. Deswegen kam es ja auch zur westlichen Beteiligung im Krimkrieg. Man wollte nicht das mit einem russischen Sieg über die türkischen Truppen auf dem Balkan der Einfluss Russlands in Europa weiter steigt. Russland führte sich ja nach Napoleon wie ne Art europäische Polizei auf... vergleichbar der USA heute.
Was mich persönlich interessieren würde, aber hier nicht so rein passt, ist: Deutschland hat seine Panzer in Russland (bei Kazan) entwickelt und getestet. Ebenso wurde dort in zahlreichen Übungsgefechten gegen sowjetische Truppen der Blitzkrieg geübt. Die sowjetische Heeresführung wusste also genau wie Deutschland Krieg führt. Zudem haben sie erlebt das Deutschland diese geübte Taktik sehr erfolgreich in Polen und Frankreich eingesetzt hat. Wieso haben sie daraus nicht gelernt und diese Taktik gekontert 1941? Wieso haben sie den selben Fehler gemacht wie Polen, Frankreich und England und dabei fast ihre gesamte Armee verloren und damit den Krieg binnen weniger Monate... sie hätten es doch Wissen müssen.
Das selbe gilt jedoch auch für die Amerikaner. Die wussten auch um die Blitzkriegtaktik und dennoch wurden die Amerikaner in ihrem ersten Gefecht gegen deutsche Truppen fast vollständig aufgerieben. Einzig das Eingreifen britischer Panzertruppen verhinderte dies. Wobei ich da gehört habe, das die Briten die Amerikaner warnten und diese die Warnung in den Wind schlugen nach dem Motto: Ihr seit nur Engländer, wir Amis können das besser und fallen dem nicht zum Opfer.