KirKanos hat geschrieben:Und wie es selbst in Wikipedia steht war es eben nicht zuletzt die Führung Italiens die hier schlecht performte. Das der Faktor Feuer im ersten Weltkrieg den Faktor Bewegung und Panzerung überstrahlte ist eine Binsenweisheit. Genauso schafften es gleichwohl Länder wie Deutschland (Stoßtrupptaktik als Vorläufer des "Blitzkrieges") und England (Tanks) Antworten auf diese Entwicklung zu finden. Diese Antworten fand Italien eben nicht. Und das führte zu einer desaströsen Bilanz. Für beide Seiten.
Wusste gar nicht, dass die Deutschen mit ihrer Stoßtrupptaktik im Hochgebirge opperierten. Ich wr immer davon ausgegangen, dass sie damit mäßig erfolgreich im flandrischen Flachland agierten, mit weniger natürlichen Hindernissen.
Am Ende haben weder die Tanks, noch die Stoßtrupptaktik kriegsentscheidende Durchbrüche erziehlt.
Gerade die Herstellung von Tanks in hinreichenden Massen um damit auch nur lokal etwas bewirken zu können und das neben der Produktion hinreichender Mengen konventionelleren Kriegsgeräts verschlang aber auch Unsummen von Material und industriellen Kapazitäten, die Italien so nicht zur Verfügung standen.
Leonhard gibt in "Die Büchse der Pandora" als industrielle Leistungsindizes für 1913 an:
Österreich-Ungarn 40,7
Großbritannien 127,2
Frankreich 57,3
Deutschland 137,7
Italien 22,5
Russland 76,6
Japan 25,1
USA 298,1
Vom Stand der Friedensproduktion ein Jahr vorher, war die Österreichisch-Ungarische Industrie von dem her noch immer annährend doppelt so leistungsfähig, wie die Italienische. Will heißen industriell, was die Ausstattung angeht, konnte Österreich-Ungarn gegenüber Italien selbst dann aus eigener Kraft noch ohne weiteres dagegen halten, wenn die Häfte bis zwei Drittel der Österreichisch-Ungarischen Produktion anderswo gebunden waren.
Wenn man dann noch betrachtet, was an Industriepotentialen vorwiegend mit Schiffbau zu tun hatte, so dass man es nicht ohne weiteres für den Landkrieg einsetzen konnte, schaut's für Italien noch ungünstiger aus und dann sind auch die Kapazitäten GB nochmal um einiges weniger wert.
Wenn man jetzt noch bedenkt, dass sich in den ersten anderthalb Kriegsjahren Deutschlands industrielles Potential noch um das des besetzten Belgiens und der besetzten Teile Nordfrankreichs erweiterte und sich Frankreichs Potential um das der verlorengegangenen oder hart umkämpften Montanregionen Lille-Roubaix und longwy-Briey reduzierte, Russland zum Zeitpunkt des Kriegsentritts gerade dabei war mit Warschau und Lodz einiges an industriellen Zentren zu verlieren, wird doch deutlich über welche industriellen Gewichte wir da reden und wie klein, damit vergleichen der Anteil Italiens an den Kriegsanstrengungen der Entente überhaupt nur sein konnte.
Was da noch gar nicht angesprochen ist, ist die Tatsache, dass Italien über wenig Erzvorkommen und über fast keine eigenen Kohlevorkommen verfügte, was die Entwicklung seiner Montanindustrie hemmte und es enorm importabhängig machte.
Die USA außen vor gelassen, wer waren aber die Hauptexporteure von Kohle im europäischen Raum? Letztlich Russland, Deutschland, gemessen an der größe seines Territoriums Belgien und GB.
Belgien und Deutschland fielen als besetztes Gebiet/Kriegsgener als entprechende Exporteure aus.
Russland brauchte einen guten Teil seiner Ressourcen zu diesem Zeitpunkt selbst und durch die Blockade der Ostsee und des Schwarzen Meeres für die russische Schiffahrt, war auch das Verbringen von Kohle aus dem Donbas zu den anderen Kriegsteilnehmern, nicht eben einfach.
Wurde zwar in ausreichendem Maße Produziert, überlastete aber das Transportwesen vollkommen, dass ja bereits mit der Versorgung der Fronten bereits mehr oder minder überlastet war.
Frankreichs Kohleproduktion war demgegenüber selbst defizitär, gemessen an dem, was es an Erzen erzeugte, wenn wir über Friedenszeiten reden. In diesem Fall war sie das um so extremer, da sich ein beachtlicher Teil der damals abbauwürdigen und effektiv nutzbaren Vorkommen Frankreichs im Norden, direkt benachbart zur belgischen Grenze befanden, mit anderen Worten in Gebieten, die seit 1914 von den Deutschen besetzt, verwüstet oder gerade schwer umkämpft waren, womit hier noch Teile der Friedensproduktion ausfielen.
Was das für die Preise auf dem Weltmarkt, für Auswirkungen hatte (da du ja mit Zugängen dazu und mit Kreditmöglichkeiten argumentiert hattest), sollte klar sein. Sprunghaft steigende Preise.
Und die wiederrum, musste Italien bereits aufwenden um für seine bestehenden Industrien Energieträger und Rohstoffinput beschaffen zu können.
Da ist von Aufrüstung noch nicht die Rede.
Was die Möglichkeiten auf dem Kapitalmarkt angeht, da gibt der Index über die industrielle Leistungsfähigkeit sicherlich auch Anhaltspunkte über die potentielle Kreditwürdigkeit eines Landes.
Wenn man sich da vergegenwärtigt, dass die italienische Industrie selbst in Friedenszeiten unter der Bedingung zu Normalpreisen an Energieträger und Rohstoffe kommen zu können, nur etwa ein Drittel dessen leisten konnte, was die Industrie Frankreichs zu leisten im Stande war (bei vergleichbar großen Bevölkerungszahlen) oder wenn man es mit dem vergleicht, was die Russische leisten konnte, müsste klar sein, dass sich Italien in Sachen Kreditwürdigkeit unter den Entente-Mächten größeren Kalibers deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz bewegte.
Zumal es im Gegensatz zu Frankreich auch keine gewinnträchtigen Kolonien besß, die es als Sicherheit hätte verpfänden können und im Gegensatz zu Russland kaum interessante Rohstoffvorkommen, deren Ausbeutungsrechte man als Sicherheiten hätte einsetzen können.
Bedenkt man dabei, dass bereits die wesentlich leistungsfähigeren Entente-Partner Frankreich und Russland ab der Hälfte des Krieges selbst kaum noch als kreditwürdig galten und nur deswegen seitens der USA noch beliefert wurde, weil GB nicht unerhebliche Garantien dafür übernahm, ist klar, dass vor dem Eintritt der USA in den Krieg Italiens Spielraum seine wirtschaftlichen Möglichkeiten dadurch zu erweitern, so groß nicht war.
Zumal gerade was Kohle angeht, sich mitunter ja auch die Transportwege nochmal verlängerten und sich damit die Kosten erhöhten, nachdem Deutschland, Belgien und Russland als Lieferanten weitgehend ausfielen und man sich um das verbliebene Angebot mit den deutlich kreditwürdigeren Franzosen balgen musste.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Unter Voraussetzung dieser wirtschaftlichen Grundlagen, sehe ich auf Seiten Italiens überhaupt nicht den wirtschaftlichen Spielraum, an ressourcentechnisch aufwändigerem Zeug, wie Tanks herum zu basteln.
Auch keinen für eine besonders belastbare Waffenproduktion.
Ob die damaligen Panzer-Experimente für das Gebiet mit dem die Italiener da zu tun hatten überhaupt eine valide Lösung dargestellt hätten oder ob da die Motoren alleine schon wegen des Anstiegs massenweise verrekt wären, wäre dann auch noch zu hinterfragen.
Insofern sicher, Italien war da nicht sonderlich innovativ. Im Gegensatz zu den anderen kriegführenden Mächten, war der industrielle Spielraum waffentechnisch besonders innovativ zu sein, aber auch ziemlich gering.
Ob man mit der Stoßtrupp-Taktik, deren Erfolge ja bereits im einfachen Gelände Flanders eher überschaubar waren, weiter gekommen wäre, darf man dann auch mal dahingestellt sein lassen. Zudem ist es ja nicht so, dass das Konzept mit kleineren Einheiten zu kämpfen den Italienern völlig unbekannt gewesen wäre.
Sicher, am Isonzo sind sie immer en masse angerannt, aber beim Gebirgskrieg in Tirol sah das schon auf Grund der Versorgungslage etwas anders aus.