Beitragvon Galien » 13. April 2021 17:33
Was beide Kampfstile miteinander verbindet, ist die Notwendigkeit auf ein geeignetes Gelände. Beide Aufstellungen bedurften einer möglichst freien Ebene, um ihre höchste Kampfkraft zu entfalten. Hinzu kam eine gesicherte Flanke, um Überraschungen zu vermeiden.
Die Stärke der Phalanx lag dabei klar auf ihrer Frontalen Kampfstärke, dafür waren sie seitlich sehr anfällig. Die Römer konnten hier mit einer höheren Flexibilität (Stichwort Manipel) punkten und Flankenangriffe kontern oder gar selbst ausführen. Insofern sehe ich die Legion als Kampfstärker an und stimme Mr XEM damit zu.
Und jetzt noch mit ein bisschen Blödsinn aufräumen, der sich hier angesammelt hat:
Die von Osman I. erwähnte Schildkrötenformation (Testudo) wurde seltenst in Feldschlachten eingesetzt, Nordstern hat hier bereits etwas zu geschrieben. Notwendig wurde sie bei Beschuss, v.a. von Oben und hier sind wir im Bereich der Belagerungsschlachten.
Die von maxxen erwähnte Legion als Berufsheer ist hier falsch, zur Zeit der Republik wurden Heere noch herangezogen, wie sie gerade gebraucht wurden. Hier ist also von einem Milizheer zu sprechen, was sich erst im Laufe der Mariusreform wandelte. Die steht jedoch zeitlich an anderer Stelle.
Der einzelne Kampfwert des Legionär sollte - Sir Heinrich hatte dies angesprochen - nicht überschätzt werden. Auch die Römer waren auf ihre Formation angewiesen, um eine hohe Kampfkraft aufbieten zu können.
Zu Nordsterns Darstellung der republikanischen Armee: Hastati und Princeps waren zahlenmäßig gleichstark vertreten und auch mit den selben Waffen ausgestattet, nur die Triarii (als Nahkampfeinheit) unterschieden sich davon. Hastati waren dabei die kampfunerfahrenderen Soldaten, Princeps also quasi eine Beförderung für erfahreneren Soldaten. Rekrutiert wurde somit beides aus der einfachen Bevölkerung. Und wenn du beklagst, die Literatur ziele überwiegend auf die kaiserlichen Heere ab: dann hast du die falschen Bücher gekauft. Zahlenmäßig mag die frühkaiserliche Legion in der Literatur präsenter sein, weil sie einfach besser erforscht und bekannter ist.
Den Römern die Phalanxtaktik zuzuschreiben ist in dieser Diskussion falsch - sie wandten zwar ebenfalls einige Zeit diese Formation an, jedoch nicht in dem hier untersuchten Zeitraum. Lediglich die Triarier können hierfür angeführt werden, stellten jedoch den kleinsten Teil der Soldaten einer Legion und bestimmten damit nicht den Kamfstil der gesamten Legion.
Das spatha als Langschwert wurde seitens der Kavallerie genutzt und in der Spätantike auch vom Legionär zu Fuß. Zur Zeit der Makedonisch-Römische Kriege nutzten die Römer jedoch das gladius hispaniensis in seiner längsten Form, wo wir über ca. 70 bis 80 cm reden. In späterer Zeit wurde das gladius (Typ Mainz) auf 50 bis 60 cm gekürzt, tut in dieser Diskussion jedoch nichts zur Sache.
Bzgl. der von maxxen angesprochenen Versorgung, diese sicherte Rom in Kriegszeiten zumeist über Verbündete oder durch das Aussenden von Futtertrups, um aus dem Land des Feindes zu leben. Eine Logistik aus der Heimat, welche immer wieder Getreide nach vorne brachte, gab es also nicht. Lediglich in Friedenszeiten versorgte sich das stehende Heer aus den umliegenden Gegenden, hier sprechen wir aber wieder über eine andere Zeit. Und auch nach der Mariusreform war der Dienst als Legionär einem römischen Bürger vorbehalten, "Fremde" konnten lediglich in den Hilfstruppen dienen und darüber für sich und die Nachkommen das römische Bürgerrecht erlangen.
Die Gliederungseinheit einer Legion existierte durchaus während der Republik bereits, sie war nur eben weiter unterteilt in Hastati, Prineps sowie Triarii. Die Kohorten hingegen wurden erst im Laufe der Mariusreform geschaffen, davor unterteilte sich die Legion in Manipel (ein Manipel bestand aus zwei Zenturien; eine Kohorte später aus drei Manipeln).