Es ist schön, dass jemand auf die Idee gekommen ist, einen solchen Thread zu eröffnen.
Danke dafür
(auch wenn jeder andere darauf hätte kommen können.)
Was bringt uns dazu zu schreiben?
Ich denke, dies ist eine sehr komplexe Frage... also versuche ich einfach mal nach einem stressigen und frustrierendem Tag meine Sicht der Dinge verständlich zu äußern.
Zunächst ein mal muss man in meinen Augen festhalten, dass jeder Mensch eigene Motivationen hat zu schreiben.
Manche schreiben, weil sie etwas loswerden müssen, auch wenn sie nicht möchten, dass es jemals gelesen wird. Es sind Ereignisse, Unfälle und Geschehnisse um Leben, die einen Menschen im Tiefsten berühren und beschäftigen.
An dieser Stelle, so wage ich die These aufzustellen, ersetzt das Papier (im übertragenen Sinne, manche mögen auch einen Computer benutzen) einen menschlichen Gegenpart ersetzen (Freunde, Verwandte). Man befindet sich also im Gespräch mit seinem Selbst und erzählt sich selbst Dinge, die niemand erfahren soll. Dinge, die so tief gehen und so sehr beschäftigen, dass man sich nicht in der Lage fühlt sie einem Mitmenschen, unabhängig davon ob es eine bekannte oder eine unbekannte Person ist, anzuvertrauen.
Somit kann man festhalten, dass Papier einen Menschen ersetzen kann. Schreibe als Ersatz für persönliche Gespräche.
Andere schreiben, da sie Wissen und Informationen fixieren und festhalten wollen. Diese Fixierung von Wissen und Informationen gibt es bereits seit der Steinzeit.
Die Höhlenmalereien der Menschen rühren also nicht daher, dass diese Menschen den Drang hatten, sich selbst glorreich darzustellen und zu loben.
Viel mehr dienten sie dem Bewahren von W&I. Dem Wissen, wie man ein Mammut erlegt oder Wild jagt.
Den Informationen darüber, wo die besten Sträucher mit den dicksten und süßesten Beeren sind.
Auch wenn es in einem uns unbekannten Code verfasst wurde, ist es doch mehr Schreiben als Malen.
Wissen festzuhalten ist natürlich der Hauptgrund dafür, dass ein Code entstand, der den Mitmenschen verständlich und daher zugänglich ist.
Aber warum werden dann Geschichten geschrieben? Warum wurde Herr der Ringe, Harry Potter oder Die Zwerge verfasst?
Die Antwort hierauf gestaltet sich in meinem sehr beschränkten Sichtwelt deutlich schwieriger.
Fiktive Geschichten passen in keines der beiden Muster, die ich so eben aufstellte (und die in meinen Augen universelle Anwendungen finden).
Mit einer Geschichte über Harry Potter wird kein Wissen festgehalten.
Herr der Ringe ist kein Werk, dass erklärt, warum ein Stein fällt und nicht fliegt.
Die Zwerge sagt keinem Menschen, wie lange ein Steak in der Pfanne gebraten werden muss.
Warum also werden solche Geschichten dennoch geschrieben und zu Hauf gelesen und sogar verfilmt?
Die Antwort auf diese Frage ist meines Wissens nach (und wie schon gesagt, es ist sehr beschränkt) nicht datiert, bzw. es ist nicht möglich sie zu datieren.
Da diese Art der Codenutzung wie bereits erwähnt, nicht in das Muster der
Selbsthilfe oder dem
Bewahren und Ausführen von Wissen und Informationen dient, kann ich an dieser Stelle nur vermuten.
Um meine Vermutung ausreichend darzustellen muss ich mich an dieser Stelle eines Beispiels bedienen, da es mir nicht möglich ist, sie anderweitig auszudrücken.
Willkürlich wähle ich also die griechische Mythologie.
Sie entstand, so ist es zumindest in meinen Augen logisch, dadruch, dass sich der griechische Bauer in einem kleinen Hügeldorf bei Vieh, Acker und harter Arbeit nicht erklären konnte, warum auf einen sonnigen Tag ein stürmischer Tag mit Regen und Blitzen folgte.
Er konnte nicht begreifen, warum seine mühevolle Arbeit von den Naturgewalten zerstört wurde. Er selbst hatte schließlich Hand angelegt und es geschaffen. Er, der Mensch, der so vieles zu leisten im Stande ist.
Sein Vieh kann sein Feld nicht zerstört haben. Es ist schlichtweg nicht in der Lage solch gewaltige Kräfte hervorzubringen, geschweige denn sie zu kontrollieren. Auch die Vögel nicht, die Bäume nicht, das Gras nicht.
Er selbst war es natürlich auch nicht, schließlich würde er sein eigenes Ackerland nicht verwüsten.
Also muss es jemanden geben, der mächtiger, größer und stärker als er selbst ist. Jemand (von
Etwas gehe ich in diesem Fall nicht aus, da der Begriff
Etwas meines Wissens nach erst mit der Dualität seinen Sinn gewann) muss also über ihm stehen. Aber er sieht ihn nicht, er hört ihn nicht und er hat auch noch nie mit ihm gesprochen. So ist dieser Jemand also nicht für ihn erreichbar und zerstört dennoch seine für ihn wertvolle und notwendige Arbeit.
Zu dem Unwissen über das Wetter und seine Verläufe kommt hinzu, dass der Himmel (wichtig: an dieser Stelle ist es nicht im christlichen Sinne gemeint) für den Mensch der Antike unerreichbar erschien. Es war ein Ort der Mysterien, Geheimnisse und Unwägbarkeiten. Warum also war der Himmel nicht daran schuld, dass sein Ackerland zerstört war? Aber konnte der Himmel, der manches Mal so unbeweglich schien, wirklich solche Kraft aufwenden? Außerdem: Das Feld wurde nicht zerstört, als der Himmel blau war, sondern als er von unförmigen, grauen Flecken bedeckt war. Aber diese Flecken haben keine Stimme und kein Gesicht. Können sie trotzdem etwas zerstören? Nein! Etwas muss in diesen Flecken sein, dass des Bauers Felder verwüstet.
An dieser Stelle erspare ich Euch weitere Ausführungen. Mit nur ein wenig Fantasie entstanden so die Götter.
Natürlich sind die Griechen nicht das erste Volk mit Göttern gewesen! Jedoch erbot sich mir das Beispiel der griechischen Mythologie als einfachstes.
Und hier ist schon ein weiterer wichtiger Begriff gefallen, mit dem ich versuche meine Sicht darzulegen, warum wir schreiben.
Fantasie.Es fehlte nicht mehr viel und die Götter wurden verändert. Ihnen wurden andere Fähigkeiten und Verhaltensmuster zugesprochen. Und schon hatte der Mensch seine Fantasie benutzt und etwas Neues erschaffen.
Eine Geschichte.
Im Laufe der Zeit wurde natürlich immer mehr an unterschiedlichsten Sachen in allen kulturellen Kreisen verändert und schließlich diese Sachen vermischt. Es wurde zu einer undefinierbaren Masse vermischt, an der sich jedoch jeder bedienen und seine gewünschten Elemente entnehmen konnte. Er veränderte das Veränderte also immer weiter. Und es kamen neue Sachen hinzu. Kinder wurden irrtümlich für Zwerge gehalten und schon waren der Fantasie und deren Möglichkeiten sie zu entfalten Zwerge geboren. Dreckige Menschen wurden für missgestaltete Kreaturen gehalten und so entstanden beispielsweise die Orks. Besonders vornehme Menschen wurden für Elben/Elfen und behaarte Menschen für Werwölfe gehalten.
Et voila! Die Fantasie konnte sich voll enbreiten und seine Geschichten zusammenspinnen.
Und in meinen Augen (so möchte ich zum Abschluss sagen) unsere Fantasie, die uns sagt, dass wir aus Altem Neues erschaffen können. Seien es Orks mit Flügeln oder Zwerge mit Klauenfüßen.
Und so sagt uns unsere Fantasie Dinge, die sie uns zwingt im inneren Auge zu sehen.
Ich behaupte, jeder Mensch hat in seinem Kopf, wenn auch nur zufällig oder ohne es selbst richtig zu bemerken, ein Wesen oder einen Gegenstand, etc. erschaffen, dass es so noch nicht gab.
Doch einige dieser Fantasien bleiben im Kopf. Sie reifen und man beginnt nun, was die Fantasie und zufällig gab, diese Idee zu verfeinern und willkürlich zu ändern.
Von diesen einigen Ideen werden jedoch nur sehr wenige in irgendeiner Art festgehalten. Und noch weniger von diesen festgehaltenen Ideen werden schließlich zu Papier gebracht.
Wir schreiben also, weil wir es können.
Es dient keinem anderen Zweck, als dass wir den Code der heutigen Sprache zu den Sklaven unserer Fantasie machen, dessen Sklave wir selbst sind.
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.