Historische Gemälde Kreuzzüge und Rittertum (Vorsicht, große Bilder)

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mamacru
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Historische Gemälde Kreuzzüge und Rittertum (Vorsicht, große Bilder)

Beitragvon mamacru » 10. August 2019 00:34

Eine kleine Gallerie historischer Gemälde rund um die Kreuzzüge und das Rittertum. Ausgewählt wurden ausschließlich Gemälde, deren Thema sich
auf die eine oder andere Art und Weise in Crusader Kings wiederfinden oder nachspielen lässt. Einige JPGs der Gemälde haben eine sehr hohe
Auflösung (bis zu 5 MB) und eignen sich vorzüglich als Wallpaper. Gelegentlich mit erklärenden Textchen versehen.
Den größten Anteil haben die Werke des englischen Malers Edmund Blair Leighton (1853-1922) und sind somit erst in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts entstanden. Leightons Malereistil wurzelt in den enorm plastisch wirkenden Kunstwerken von Raffael und Botticelli als die Ära
der Medici unterging, die Florentiner Kunstepoche endete und die Renaissance begann. Botticellis berühmtesten Werke (z.B. Die Versuchung Christi)
finden sich in der Sixtinischen Kapelle in Rom. Edmund Blair Leightons Einflüsse reichen vom 13. bis zu Beginn des 16. Jahrhundert, leicht zu sehen
sind die Motive aus dem Mittelalter von der Hoch- bis Spätromantik geprägt (die kulturhistorische Kunstepoche Blair Leightons). Auf den ersten Blick
mögen einige seiner Bilder dadurch etwas kitschig wirken, wer genauer hinsieht, entdeckt ein hohes Maß an Empathie für die Menschen im Mittelalter.
Die Gesichtsausdrücke lassen vielschichtige und tiefgehende Impressionen zu, die weit über die unmittelbar dargestellten Motive hinausgehen.


A Little Prince likely in Time to bless a Royal Throne (1904, Blair Leighton)
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God Speed! (1900, Blair Leighton)
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In Time of Peril (1897, Blair Leighton)
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Lady Godiva (1892, Blair Leighton)
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Um das Jahr 1040 war Godiva eine angelsächsische Adlige, holde Maid und Gattin von Leofric, dem Earl von Mercien (rechts).
Der Legende nach von sanftmütiger Natur zeigte sich Godiva entsetzt vom dem Leid für die Armen, ihr Gemahl legte seinem Volk
hohe Steuern auf und scherte sich nicht um die Folgen. Voller Mitgefühl flehte Godiva ihren Mann Leofric an, die Steuern zu senken.
Der ungehobelte Feudalfürst bügelte Godiva harsch ab und erwiderte, dies würde er erst tun, wenn sie nackt auf einem Pferd durch
die Stadt reitet. Leofric hielt dies nicht für unwahrscheinlich sondern für unmöglich, denn Godiva muss besonders keusch gewesen
sein, sie galt als erste Geliebte der heiligen Jungfrau Maria. Soweit überliefert, tat sie es aber tatsächlich.

Lady Godiva (1898, John Collier)
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Godiva trabte nackt auf ihrem Pferd durch die Stadt. Mit ihren langen Haaren konnte sie gerade eben so ihre Scham bedecken.
Ein Mann, ein Wort. Leofric von Mercien zeigte sich dermaßen von seiner Gemahlin beeindruckt, dass er die Steuern nicht nur
sofort senkte, sondern ganz aufhob. Nur die Steuer auf Pferde blieb bestehen.

(Call) To Arms (1888, Blair Leighton)
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The Dedication (1908, Blair Leighton)
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Duty (1883, Blair Leighton)
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(The Return of the) Last Crusader (1835, Karl Friedrich Lessing)
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Karl Friedrich Lessing war ein Großneffe des berühmten Schriftstellers, Dramaturgen, Poeten und Philosophen Gotthold Ephraim Lessing,
bereits mit 17 Jahren war K.F. Lessing öffentlich als Maler bekannt.
Auf dem Umhang sieht man die vereinfachte Variation des Tatzenkreuz. Bei dem kriegsmüden und gealterten Heimkehrer aus dem heiligen
Land handelt es sich eindeutig um einen Tempelritter.

Siege of Acre (Dominique Papety, 1815-1849)
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Vier Ritterorden kämpften 1291 unter Heinrich dem Zweiten, König von Jerusalem und Zypern, gegen das Heer von Al-Ashraf Shalil,
Sultan der Mameluken. Vergeblich. Die Belagerung von Akkon markiert 47 Jahre nach dem Fall von Jerusalem den endgültigen
Wendepunkt für die Erfolge der Kreuzfahrerstaaten, alle Städte der Levante fielen nach der vernichtenden Niederlage von Akkon innerhalb
von wenigen Monaten wie Dominosteine.

Oben rechts auf der Mauer sieht man den Marshall der Hospitaliter Mathieu de Clermont seinen Streitkolben schwingen. Sämtliche
fünfundzwanzig Ritter des Lazarusordens und Clermont fielen in der Schlacht, der Großmeister der Hospitaliter Jean de Villiers konnte
sich schwer verletzt auf ein Schiff retten. Der spätere Großmeister der Templer Thibau Gaudin flüchtete mit dem Ordensschatz nach
Sidon (im Libanon), das ebenfalls bald belagert werden sollte.
Nach dem Einsturz der Wehrtürme und Fall der Außenmauer verbarrikadierten sich die Templer unter ihrem Marshall Pierre de Sevry
in ihrem Hauptquartier. Die verbliebenen Tempelritter der Eisenfestung leisteten noch über eine Woche hartnäckigen Widerstand. Die
Mameluken untertunnelten die Festungsanlagen, die belagerten Templer wurden unter Tonnen von Gestein ihrer Eisenfestung begraben.
Nach der Plünderung von Akkon war der Siegeswille der Christen gebrochen, in atemberaubender Geschwindigkeit setzten die Mameluken
ihren Eroberungsfeldzug fort. Einzig die kleine Insel Ardua drei Kilometer vor Tartus (Syrien) konnte sich noch circa zehn Jahre behaupten.
Innerhalb kürzester Zeit zerfielen die Reiche der Kreuzfahrer und sollten bald aufhören zu existieren. Im Anschluß ließ Sultan Al-Ashraf Shalil
alle Befestigungsanlagen an der Küste systematisch zerstören.

The Departure of the Crusaders (1863, Victor Nehlig)
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The Accolade (1901, Blair Leighton)
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The Confession/The Secret (Blair Leighton)
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Was mag der alte Fürst bloß beichten? Eine Liäson mit eine lüsternen Kurtisane aus der Lombardei?
Ein heimtückisches Attentat auf einen gebrechlichen Neffen? Die heimliche Konvertierung zum Islam?

The King and the beggar Maid (1898, Blair Leighton)
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Die Schlacht von Grunwald (1878, Jan Matejko), zur Vergrößerung das Bild anklicken
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Die Schlacht von Grunwald kennt man hierzulande als die Schlacht von Tannenberg. Das Gemälde ist über vier Meter hoch und fast zehn Meter breit,
weltweit das bekannteste Bild eines polnischen Künstlers. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gemälde von den Nazis zur Zerstörung bestimmt, doch
aufopferungsvollen Polen gelang es bis zum Ende des Krieges, den Nationalstolz Polens mehrfach erfolgreich zu verstecken. Joseph Goebbels lobte
sogar eine Belohnung von zehn Millionen Reichsmark aus zur Auffindung des Gemäldes. Die Suche der SS blieb erfolglos, bis heute ist unklar, wieviele
Menschen auf der Jagd nach dem Gemälde durch die Nazis umgekommen sind. Die Schlacht von Grunwald ist im polnischen Nationalmuseum
in Warschau zu sehen.

Nach einhundert Jahren stetiger Feldzüge wurde der Deutsche Orden von einem vereinten Heer des Königreichs Polen und dem Großfürstentum
Litauen unter Großfürst Vytautas geschlagen. An diesem Nachmittag am 15. Juli 1402 ließen Zehntausende ihr Leben und der Anfang vom
Ende für die Deutschritter nahm seinen Lauf. Der Deutsche Orden stellte nach Schätzungen selbst etwa nur 400 Mann aus seinen Komtureien, die
Masse der Armee bestand aus Söldnern, Preußen, Lehnstruppen und diversen Ritterkontingenten aus west- und mitteleuropäischen Nationen.
In der Mitte des Bildes sieht man Fürst Vytautas unerschütterlich in roten Gewändern, das könnte tatsächlich den Ausschlag gegeben haben.
Im Gegensatz zu den Polen fürchteten sich die Litauer nicht vor der "Unbesiegbarkeit" des Deutschen Ritterordens. Der König von Polen
Wladyslaw II Jagiello befindet sich im Hintergrund und hat zum Sieg höchstwahrscheinlich nicht allzu viel beigetragen. Etwas weiter links
hoch zu Ross der Hochmeister Ulrich von Jungingen mit schwarzem Wappenkreuz auf weißem Rock, arg in Bedrängnis geraten inmitten
litauischer Bauern. Einer der Angreifer trägt die legendäre und für das tiefere Verständnis bedeutungsvolle Mauritiuslanze. Oben links sieht man
die Einnahme des Ordenslagers durch die vereinten Kräfte Polen-Litauens.

Das Ordensheer musste schwer gepanzert in der Mittagshitze der Sonne schmoren, eine taktisch ungünstige Position überließ dem Feind die Initiative.
Von Jungingen ließ dem Gegner zwei blanke Schwerter überbringen und forderte höchstritterlich das polnisch-litauische Heer zur Schlacht auf
offenem Feld heraus. Dies scheint nur ritterlich, am Waldrand positioniert war die Kavallerie des Gegners unerreichbar und der Hochmeister konnte
ohnehin nicht länger warten. Der Deutsche Orden stand in besonderer Gunst ihrer Schutzpatronin Jungfrau Maria, daran müssen auch die Polen
geglaubt haben, im Vorfeld versuchten sie eine offene Feldschlacht zu vermeiden. Die Einladung zum Kampf wurde allerdings missverstanden, als
Beleidigung aufgefasst und es kam (wie vom Hochmeister gewünscht) zur Schlacht. Die vorderste Kampflinie war drei Kilometer lang.

Nach stundenlangen Kämpfen und taktischen Manövern fiel das Königsbanner in die Hände der Ordensritter, von Jungingen wähnte sich bereits
als Sieger. Bis der zahlenmässig überlegene Gegner seine Reserve aus dem Schutz des Gehölz vorrücken ließ. Unter allen fünfzehn Bannern warf der
Hochmeister die Reserve des Ordensheers in die Schlacht und führte den Angriff selbst an. Sein Ziel war es, nach langem Ritt in einem Bogen die
rechte Flanke von hinten zu zerschmettern. Der Kulmer Bund senkte die Fahnen und zog sich aus der Schlacht zurück, der darunter befindliche
Eidechsenbund war dem König von Polen zugeneigt und ließ das Ordensheer im Stich. Die nun leicht geschwächte, dennoch massive Attacke aus
Panzerrittern prallte auf die schützende polnische Reiterei unter dem Befehl des Ritters Dobieslaw von Olesnica.

Hochmeister Ulrich von Jungingen wurde in diesem brachialen Getümmel getötet, führerlos wurde das Ordensheer von drei Seiten eingekesselt,
konnte sich ohne Befehlshaber nicht mehr geordnet zurückziehen und erlitt schwerste Verluste. König Wladyslaw ließ den Leichnam des
Hochmeisters für eine ehrenvolle Bestattung nach Marienburg überführen, unmittelbar bevor er mit der Belagerung dieser gewaltigen Feste begann.
Es sollte noch weitere 56 Jahre dauern, bis die Macht der Deutschritter und Preußen endgültig gebrochen wurde, der "Missionierung der Heiden" mit
Schwert und Speer die Legitimation entzogen wurde und Polen-Litauen zur europäischen Großmacht aufstieg.
Zuletzt geändert von Homerclon am 10. August 2019 01:07, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Threadtitel ergänzt um Warnung für Nutzer mit schwacher Leitung, bzw. Volumenatarif.

derdorfbengel
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Re: Historische Gemälde Kreuzzüge und Rittertum

Beitragvon derdorfbengel » 10. August 2019 00:39

In dem Gemälde von Lessing von 1835 sehe ich auf der Brust des Mannes ein Kreuz, das durchaus auch das Deutschordenskreuz sein könnte. Dazu würde auch der schwarz-weisse Wimpel an seiner Lanze besser passen.