Kapitel 4
2345 Stunden (Militäruhr), 27.01.2213 (Erdkalender)
Brücke, UPS Celtic
Im Orbit von Espera, Entfernung zur Oberfläche konstant
"Sir, wir haben den gesamten Planeten abgetastet. Es gibt kein Epizentrum. Und die Stärke scheint jetzt konstant."
Auf der Brücke war eine wahre Funk-Hölle los. Jeder schien mit jedem zu sprechen. Manchmal genügten die Headsets nicht und es wurde von einer Station zur anderen gerannt oder über dem Lärm hinweg geschrien. Der Captain war gerade auf der zweiten Brückenebene, die ca. halb so groß war wie die untere Hauptebene und im hinteren Teil eingebaut war, als von unten ein Ruf ertönte, der über die Lautstärke gut zu verstehen war.
"Captain, wir haben eine Aufnahme des Planeten. Sie müssen schnell kommen."
Der Captain beugte sich über das Gelände und blickte in aufgeregte Gesichter, die ihn von unten anstarrten. Er lief die rechte Treppe an der Wand des Brückenraumes hinunter in den vorderen Teil der Brücke und dann noch ein paar Stufen in den leicht abgesengten Teil unter der zweiten Ebene.
"Sir, für kurze Zeit veränderte sich das Bild der inneren Scans. Aber nur für einen Bruchteil einer Sekunde, weshalb es etwas undeutlich ist, aber dennoch sollten sie es sich ansehen."
Auf der Brücke wurde es ein wenig ruhiger, weil alle die Nachricht gehört hatten. Der Funkverkehr bleib jedoch weiterhin extrem hoch, während der Mann an der Station dem Captain das Bild auf den nächsten größeren Bildschirm an der Seitenwand legte.
"Heilige, Heiliger, Heiliges..." Dem Captain fehlten die Worte. "Der gesamte innere Planet ist künstlich..."
"Wir nehmen an, dass bei diesem Beben kurz eine Art Tarnung gestört wurde. Diese Tarnung gaukelte uns vor, dass es ein Planet wie jeder andere war.", meldete sich eine Frau über Funk, welche auch mit den inneren Scans arbeitete.
"Ich will, dass das so schnell es geht analysiert wird. Schicken sie die Boten los. Sie sollen wie vereinbart in regelmäßigen Abständen in den Normalraum zurückkehren und Funksprüche in alle Richtungen absetzen."
Plötzlich ertönte ein Alarmsignal. Der Captain rannte in den vorderen Teil der Brücke.
"Wir werden beschossen. Die automatische Verteidigung des Schiffes hat erfolgreich Köder abgesetzt. Schlage vor unsere Position zu verändern, das hätte aber eine schlechtere Kommunikation zur Oberfläche zur Folge.", sagte ein Mann an einer der vorderen Stationen, der vollkommen gefasst und ohne Wimpernzucken an seiner Station saß.
Der Captain gab die entsprechenden Befehle und das Schiff bewegte sich von dem Planeten weg. Die Antriebe wurden so schnell hochgefahren, dass das Schiff erbebte.
"Sir, kleine Wärmesignaturen tauchen bei den Minen und das in Massen. Außerdem...", der Frau, die auf der zweiten Ebene saß, stockte der Atem.
"Captain, das Beben hat aufgehört."
"Sir, Sir...", die Frau hörte man Nervosität an.
Nun hatte der Captain es schon bei anderen Stationen vorn gesehen. Hinter den Minen tauchten plötzlich in der Luft hunderte Signale auf.
"Schickt die Jäger! Sofort! Ionenstrahlen bereit machen! Raum-Luft-Raketen abfeuern! Sie dürfen unsere Truppen nicht erreichen."
0647 Stunden (lokal), 28.01.2213 (Erdkalender)
Hauptteil der Lucky Seven-Truppen, 5km südlich von Mine 7
Planet Espera
"Verbindung mit
Celtic verschlechtert sich weiter. Zumindest hat das Beben aufgehört.", meldeten sich der Funker in Freds Nähe.
Er sah es auch selbst in seinem Helm. Im Osten ging langsam Sonne Delta auf und der Himmel wurde immer blauer
"Kontakte bei der Mine, viele. Weiterhin...Moment, ist das eine Störung?", fragte eine Frau links von Fred.
Der Soldat rechts neben Fred holte einen Display aus seinem Rucksack. "Nein ist es nicht. Kontakte in der Luft. Es müssen über hundert sein."
"An alle, hier spricht Fred. Ich übernehme das Kommando ab jetzt. Macht euch bereit für die Ionenstrahlen. Die könnten jeden Moment einschlagen."
Fred blickte zum Himmel. Er verzog das Gesicht hinter dem Helm. Der Zoom zeigte riesige Salven von Raketen, die in die Atmosphäre eintauchten.
"Also gut, wir haben unsere Bestätigung. Wir haben Feindkontakte. Zieht die Köpfe ein. Wir sehen uns bei der Mine. An
Celtic, wir brauchen endlich die Grä..."
Da zuckten schon die gleichmäßigen Ionenstrahlen nach unten, gruben sich gut hundert Meter vor den Truppen und etwa eine Mannshöhe in den Boden. Sie sahen aus wie Laser und waren nur 150 bis 200 Zentimeter breit, weshalb man sie mit zunehmender Höhe aus den Augen verlor.
"Los, los...in die Gräben", befahl er hastig über Funk.
Die Luftkontakte kamen schnell näher und sie flogen tief. Fred beobachtete in seinem Lauf mit maximalen Zoom den Horizont hinter dem Berg. Die kleinen Punkte wurden größer. Die Raketen ihr Ziel fast erreicht. Es war nicht die einzige Salve. Es traten immer mehr von den Raketen in die Atmosphäre ein, zu sehen an den sich häufenden Schweifen am klarem Himmel. Und da schlugen sie ein. Jedoch schien es, dass kaum eines abstürzte. Die feindlichen Schiffe taumelten nur ein wenig. Seine Leute erreichten nun den ersten, etwas breiteren Graben. Die Breite maß 2 Meter und erstreckte sich senkrecht zur Bewegungslinie der Truppen, sodass möglichst viele in den ersten Graben springen konnte. Fred konnte die Länge des Grabens nicht abschätzen. Die vier Ionenstrahlen, die vom Himmel sich in den Boden fraßen gruben jeweils ein Grabensystem, ausgehend vom Hauptgraben, in Richtung Mine. Waagerechte und senkrechte Gräben wechselten sich. Die Innenseite der Gräben war ein ein harter Kristall, der jedoch nicht so leicht zu splittern vermag.
"Ich will, dass sich die Artillerieteams sich hinter dem Hauptgraben in den Boden sprengen und sich aufstellen.", befahl Fred über Funk. "Achtung! Köpfe runter."
Die feindlichen Schiffe waren nun auch mit bloßen Auge zu erkennen. Die zweite Salve von Raum-Luft-Raketen schlug in die Masse ein. Nun stürzten auch die ersten ab. Anscheinend hatten die ersten Raketen sie nur einige geschwächt und die Panzerung angekratzt. Einige trudelten zu Boden, einige stürzten gegen den Berg, aber ein paar verloren nicht an Geschwindigkeit und flogen wie Geschosse auf die Gräben zu. Sie schlugen wie Kanonenkugeln ein. Ein Wrack traf einen Panzer, der trotz seiner Widerstandsfähigkeit in Stücke gerissen wurde und explodierte.
Die Soldaten bewegten sich geduckt in den Gräben weiter. Als Fred nach oben blickte, sah er wie Raketen im Tiefflug über sie hinweg rasten. Das musste Hilfe von Stützpunkt Alpha sein. Sie wussten also was los war. Die feindlichen Schiffe waren nun auf halber Distanz zwischen den Truppen und dem Berg als die Boden-Lust-Raketen ihnen ins "Gesicht" schlugen. Einige explodierten anscheinend wirkungslos, andere wiederum erfüllten den Zeck und holten nun mehr Feinde vom Himmel als vorher. Aber nun regneten noch mehr Wracks als Geschosse auf die Menschen herab, die nichts von dem sehen konnten, was sich dort abspielte, weil sie sich geduckt durch die Gräben vorwärts bewegten. Sie hörten nur die Explosionen. Für ein paar Männer und Frauen kam der Tod unerwartet, als doch ein paar der Wracks in den Gräben einschlugen und Krater im Erdreich aufrissen. Die Erschütterungen und die Angst zwang manche zu Boden. Sie warfen sich mit Hände über den Kopf auf den Grabenboden. Der Vormarsch kam ins Stocken. Fred war nicht weit von einem Einschlag entfernt und bekam einen Splitter ab, der ihn an der Schulter streifte. Das faustgroße Teil wurde von seiner Rüstung abgelenkt, brachte ihn aber trotzdem aus dem Gleichgewicht. Er stützte sich auf und saß sich dann an eine Grabenwand lehnend hin. Er überprüfte die Signale seiner Teamkameraden. Die Drei waren noch in Ordnung.
0654 (lokal), 28.01.2213 (Erdkalender)
Jäger-Geschwader, Eintritt in die Atmosphäre
Planet Espera
Die vielen Einmann-Jäger bildeten Gruppen und flogen in Formation in Richtung der verschiedenen Minen. Als die ersten Gruppen schon in der Atmosphäre waren, flogen weiterhin weitere aus den vielen Hangars der
Celtic.
"Hier Adler 1 an Adler-Jäger.", meldete sich einer der Geschwader-Leiter im Anflug auf Mine 7. "Wir sind gleich in Reichweite. Feuert keine Waffen ab, die unsere Bodentruppen treffen könnten. Ansonsten freies Feuer und kein Erbarmen mit dem Feind."
Das Cockpit der Jäger war ca. mittig angebracht, nur etwas weiter zur Nase versetzt. Hinten am schlanken Einmann-Schiff waren zwei große Triebwerke angebracht, unten wie bei jedem Schiff ausfahrbare, kleine, aber starke Landetriebwerke. Vorn lief der Jäger in zwei Spitzen zu. Innen war jeweils eine weiterentwickelte Mini-Gun. Außen, etwas nach hinten versetzt wurden Raketen abgefeuert.
Die Piloten sahen wie die Feindschiffe über den Bodentruppen kreuz und quer flogen und sie mit Bomben und Bordgeschützen unter Feuer nahmen. Immer wieder schlugen Boden-Luft- und Raum-Luft-Raketen in dieses Gewirr ein. Letztere wurden wegen den eigenen Jägern nun nicht mehr abgefeuert, Erstere hingegen weiterhin. Die Macken der Intelligenten Raketen waren nun fast vollständig beseitigt. Sie flogen auf alles was sich so in der Luft bewegte, außer auf Schiffe und Flugzeuge, die ein entsprechendes Signal aus sandten, und Vögel. So hofften jedenfalls die anfliegenden Piloten.
Als sie ihre ersten ebenfalls intelligenten Luft-Luft-Raketen abfeuerten, drehten ein paar Schiffe des Feindes ab und flogen auf die Schützen zu.
"Wie viele Feinde sind das bei dieser Mine?"
"Es sind noch über 50. Am Anfang waren es wahrscheinlich weit über Hundert."
"Der Winkel ist zu steil für das Bord-MG. Abdrehen und neu formieren!"
Das Geschwader löste die Formation und schoss noch gleichzeitig eine Salve ihrer Raketen. Sie flogen ein Stück Richtung
New Kingston und gingen weiterhin tiefer.
"Feindfeuer!"
Ein paar Blitze im Augenwinkel und ein paar der Funkkontakte brachen ab.
"Verdammt mit was schießen die?"
"Keine Ahnung, es hat auf jeden Fall vier von uns erwischt. Wie haben sieben Verfolger am Arsch."
"Achtung, Raketen von Alpha kommen uns entgegen. Ausschwärmen und ihnen in der Mitte Platz machen."
Wieder ein paar Blitze und die Gruppe von ursprünglich 28 Schiffen wurde auf 22 dezimiert. Als die Raketen sie passierte, schlugen sie in die Verfolger ein und brachten sie alle bis auf zwei zu Boden. Die Wracks stürzten in die Häuser der Hauptstadt.
"Verdammt sind die schnell. Solche Antriebe hätte ich auch gern."
"Los erledigt die beiden."
Sechs der Jäger flogen eine engere Kurve und ließen ihre Bordgeschütze drehen. Die Kugeln panzerbrechender Munition schienen an der feindlichen Panzerung abzuprallen.
"Komm schon."
"Auf Kollisionskurs. Abdrehen los!"
"Nein, die krieg i..."
Ein weiterer schemenhaftes Licht zerfetzte einen Jäger. Dann drangen endlich die Kugeln in die Panzerung der Feinde ein und zerstückelten sie, bevor sie ebenfalls knapp unter den Jägern als Wrack vorbeirasten und in Downtown in ein Hochhaus krachten und es durchschlugen.
"Man das war knapp."
"So, die nächste Gruppe von Jägern ist eingetroffen. Sie fliegen niedrig von Nordwesten an. Wir fliegen noch eine kleine Kurve und kommen von Südwesten. Nehmt die Geschwindigkeit raus, um länger feuern zu können."
0702 Stunden (lokal), 28.01.2213 (Erdkalender)
Hauptteil der Lucky Seven-Truppen, Graben Zwei, 4,2km südlich von Mine 7
Planet Espera
Sanitätstrupps liefen in den Gräben Sturm. Der Feindbeschuss traf immer wieder in den Graben. Wracks regneten auf die Männer und Frauen hinab, die versuchten, so zügig wie möglich durch das Gewirr von Gräben zu gelangen. Der Funkkontakt mit dem Schiff scheint nun vollkommen abgebrochen zu sein. Da sie die Gräben eilig bis einem halben Kilometer vor dem Mineneingang fertiggestellt hatten, nahm Fred an, dass sie weiter vom Planeten wegen Feindbeschuss weg geflogen sind.
Die feindlichen Waffen waren Fred unbekannt. Das Bordgeschütz schoss etwas grelles ab, was beim Auftreffen auf dem Boden sich in den Boden grub und dann so explodierte, dass das Erdreich aufgerissen wurde und Steine zu einem tödlichen Schrapnell wurden. In einem Nachbargraben schlug wieder solch ein Geschoss in die Wand ein, wo ein Soldat schon verletzt an der Wand lehnte. Sein Fleisch löste sich teilweise auf, seine Knochen und Steine im Boden hinter ihm wurden den nächst stehenden entgegen geschleudert. Schreie des Entsetzens würden über dieses "Schlachtfeld" hallen, wenn da nicht die Bomben der Feinde wären. Wenn diese auf den Boden auftrafen, gab es einen kleinen Knall, dann eine Sekunde Stille und dann die Explosion, die eine Druckwelle erzeugte, die den Boden beben lies und den Soldaten zwang, die Köpfe stets unten zu halten. Freds Nebenmann hat den Fehler begangen, mit einem Fernglas nachzusehen, was mit den Wärmesignaturen am Berg ist, als in nicht mal 10 Meter Entfernung eine solche Bombe aufschlug und sie ihm das Genick brach.
Von der Vorhut kam kein Signal mehr. Jedoch waren die meisten Panzer noch in Ordnung. Sie hatten ihren Turm eingefahren, sodass er sich nicht mehr Drehen ließ, einen Schutz über die Ketten gefahren und sich in der Erde verankert. Nur direkte Treffer konnten sie umhauen. Den kleinen Artillerie-Trupps gelang es auch die Köpfe einzuziehen.
Immer wenn Fred seinen Kopf drehte und nach oben blickte, sah er hin und her huschende Schemen und Raketen, die ihr Ziel fanden, vor dem blauen Himmel.
Fred befand sich gerade noch in einem Graben, der "parallel" zum Berg war. Er war kurz davor in einem ab zu biegen, der weiter an den Berg heranführte. Vor ihm befanden sich mehr als ein Dutzend Soldaten, obwohl er eigentlich der Anführer in Graben Zwei war. Er schaute machte den ersten Schritt in den Graben, als eine Bombe in dessen Zentrum eine Bombe aufschlug. Er konnte gerade noch die Sekunde nutzen, um in den anderen Graben zurück zu springen. Die Explosion brach das gesamte Erdreich im Umfeld dieses senkrechten Grabens auf. Ein Frau, die auch gerade in den Graben treten wollte, hatte die Bombe nicht registriert. Sie wurde gegen die Wand geschleudert und von einem Helm erschlagen, der mit ungeheurer Geschwindigkeit direkt in den Gesichtsschutz der Frau flog.
Fred schaute um die Ecke. Er war nun doch der Erste in Graben Zwei. Er ordnete an, dass ein Soldat nach dem anderen den runden Krater durchlaufen sollte. Der Schutz vor weiterem Beschuss war dort weniger gewährleistet. Nun fielen die Bomben und grellen Schüsse wenigstens nicht mehr im Sekundentakt. Die Feinde über sie wurden langsam weniger.
0723 Stunden (lokal), 28.01.2213 (Erdkalender)
Stützpunkt Alpha, 400km südlich von New Kingston
Planet Espera
"General, Verzögerung zur
Celtic nun bei über einer halben Minute."
General Imarsa stand am Eingang eines provisorischen Bunkers und beobachtete, wie Boden-Luft-Raketen in Massen abgefeuert wurden. Er wartete eigentlich nur darauf seine Artillerie einsetzen zu dürfen. Er möchte spüren wie Staubwolken bei jedem Schuss im Sekundentakt über seine Haut hinwegfegen. Er hat lang gewartet, endlich wieder im Gefecht zu sein.
"General, Sir, kommen sie schnell. Wir haben Aufnahmen von der
Celtic erhalten."
Der General lief in den Bunker hinein.
"Auf den Schirm!"
Der an der Wand angebrachte breite Monitor veränderte das Bild.
"Wärmesignaturen bei den Mineneingängen vermehren und formieren sich. Eventuell gab es von dort schon Schüsse auf unsere Truppen."
"Geschütze ausrichten. Die Party kann steigen."
Ein Offizier niedrigen Ranges stürzte in den Raum, ganz aufgebracht.
"Sir, in der südlichen Himmelsphäre sind wieder hunderte von Signalen aufgetaucht, die auf die kleinen Schiffe hindeuten, die unsere Bodentruppen angreifen. Sie nähern sich mit ungeheurer Geschwindigkeit und in Anbetracht der Kom-Verzögerung könnten sie schon bald unsere Basis erreichen."
"Scheiße...", Imarsa knirschte mit den Zähnen. "Schießen sie mit den Geschützen erst Sender ab, die die Luftgeschwader anfunken und den Rückzug auf unsere Position anordnen. Luftabwehr neu ausrichten. Sagt der
Celtic sie sollen mit ihren Raum-Luft-Raketen den Rest der Feinde im Norden vernichten und dann unsere Position mit verteidigen.
Unsere Artillerie beginnt das Feuer sobald die Sender in den Zielgebieten eingetroffen sind. Die Leute sollen auf einen massiven Luftangriff vorbereitet werden."
Die Befehle wurden schon befolgt, bevor er seinen Satz beendete.
0726 Stunden (lokal), 28.01.2213 (Erdkalender)
Hauptteil der Lucky Seven-Truppen, Graben Zwei, 3,4km südlich von Mine 7
Planet Espera
Fred hatte ebenfalls den Befehl des Generals über die abgeschossenen Sender gehört. Es dürfte nur noch eine Frage von Sekunden sein, bis die Hölle am Berg losbricht. Aus der Luft wurden sie nun nicht mehr angegriffen. Alle Feinde konnten hier zerstört werden. Dafür hatten sie jetzt selbst keine Luftunterstützung mehr.
Aber unerwartet kam ein rauschendes Signal bei ihm an: "Hier Sgt. Cohen. Die Vorhut ist schwer in die Mangel genommen wurden. Wir konnten uns mit unserem Jeep gerade noch so retten. Wir sind unter Feindfeuer. Die Wärmesignaturen sind verschwommen, aber ich glaube, es sind Menschen. Sie verteidigen die Mine."
Fred starrte vor sich hin.
"Verdammt...wir haben noch Leute dort vorn und das Feuer wird eröffnet.", murmelte er vor sich hin.
Als wäre dies das Stichwort, schlug nun im Umkreis des Berges ein Geschoss nach dem anderen ein. Mindestens zwei pro Sekunde. Das Signal zu Sgt. Cohen starb. Fred atmete einmal tief ein und aus.
"Artilleriestellung und Panzer, Feuer eröffnen! Sperrfeuer zwischen dem Berg und dem letzten Graben. Die Feinde dürfen ihn nicht erreichen."
Die Truppen kamen nun besser voran. Fred wollte sie aber nicht aus den Gräben und über offenes Feld schicken. Zu hören waren nun die dumpfen Explosionen im Norden und Schüsse der Panzer, Mörser und kleinen Geschütze im Süden.
Sie waren nun weniger als zwei Kilometer an den Berg herangekommen. Die Sonne leuchtete die Szenerie nun gut aus.
"Merkt ihr das?", fragte eine Frau hinter Fred.
Er überlegte kurz und lauschte. Er nickte vor sich hin. Es schlug nun nur alle zwei Sekunden ein größeres Geschoss ein.
Alpha wurde angegriffen. Die Nachricht verbreitete sich unter den Soldaten und war nicht gerade förderlich für die Moral. Fred spornte sie zur Eile an.
"Wir sind nun in Reichweite mit den Waffen. Gib mir ein Bild!"
"Jawohl, Sir."
Einer der Hintermänner stellte sich hin und hob ein taktisches Fernglas vor seinen Gesichtsschutz.
"Feindliche Wärmesignaturen sind verschwommen. Sie haben am Berg Stellungen errichtet. Unser Artilleriefeuer scheint sie trotzdem gut dezimiert zu haben."
Plötzlich gab es ein kleines Zischen, spritzendes Blut und der Soldat, der eben noch stand, fiel kraftlos zu Boden. Fred drehte sich um.
"Los weiter!", befahl er den erschrockenen Männern, die in der Nähe noch geduckt liefen.
Fred schaute sich den Leichnam an. Es sah so aus, als hätte sich etwas in gerader Linie erst durch das Fernglas und dann durch den behelmten Kopf des Mannes gefressen.
"Feinde haben Scharfschützen. Keiner hebt den Kopf."
Die verbliebenen Soldaten hatten nun den letzten Graben erreicht. Sie sammelten sich darin dicht gedrängt. Es gab kein Unterstützungsfeuer mehr. Die Munition war ihnen ausgegangen. Was mit Stützpunkt
Alpha ist, ist ungewiss.
"Also gut, Leute. Die Panzer fahren vor, um die Feinde zu markieren. Auf mein Zeichen, feuern wir gleichzeitig."
Die Griffe um die Waffen wurden fester, der Puls jedes Einzelnen stieg wieder nach dieser für sie eher ruhigen Phase.
"Gegner markiert. Viel Glück, Leute.", meldete einer der Panzerbesatzungen.
Ein Symbol blinkte in den Helmdisplays begleitet von einem Pipen in den Kopfhörern in den Helmen. Dann veränderte sich das Symbol und leuchtete kurz auf, ebenso wie ein Signalton ertönte. Fast gleichzeitig stellten sich alle im Graben aufrecht hin und visierten so schnell es ging die Feinde an. Ein wahre Welle aus kleinen, panzerbrechenden Kugeln fegte vom Graben weg. Sie blieb aber nicht unbeantwortet. Man sah nur zahlreiche kleine Lichtblitze bevor ein Helm nach dem anderen von ihnen durchdrungen wurde. Über den Lärm der Waffen kam man kaum mit, dass seine Kameraden neben einem umfielen.
Da Dauerfeuer dauerte fast eine Minute an. Man duckte sich, um Magazine zu wechseln und dann weiter zu schießen. Bald verschwanden die feindliche Signale komplett. Die übrigen Männer und Frauen atmeten als hätten sie gerade einen Marathon hinter sich. Erst jetzt realisierten sie das Massaker. Von den ursprünglich über 200 Soldaten waren gerade mal drei Dutzend übrig. Der letzte Graben, in dem sie standen war mit Toten gesäumt. Blut floss aus den Wunden, die von der Brust bis zum Kopf reichten, je nachdem wie groß die Person war, und bildete ein stilles Bächlein am Grund des Grabens. Bei einigen flossen Tränen der Trauer, der Verzweiflung oder der Wut.
Fred wusste, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten. Sie waren nicht bis hierher gelaufen, um dann stehen zu bleiben. Er befahl, dass sich alle am Mineneingang sammelten und nach weiteren Feindkontakten Ausschau hielten. Die Panzer fuhren, ebenfalls nach Freds Befehl, über die Gräben hinweg und postierten sich so, als ob sie Wächter der Minen wären. Er wartete als Erster beim Höhleneingang darauf, dass sich alle versammelten. Er sah wie zwei seiner Teamkameraden unversehrt in ihrer Rüstung auf ihn zugingen. Sie sengten die Köpfe. Er konnte die Gesichter der anderen nicht sehen, wusste aber, dass etwas mit dem letzten aus seiner Truppe geschehen ist. Dann nahm er den Helm war, den einer von ihnen in der Hand hielt. Es war einer, wie er selbst einen trug. Der Gesichtsschutz jenes Helms war komplett verschwunden und an der Hinterseite klaffte ein riesiges von Blut umrandetes Loch.
"Leroy hat es nicht geschafft.", sagte Daniel betreten.
Fred erstarrte und schluckte schwer. Er taumelte zu einem Panzer und schlug mit voller Wucht gegen die Panzerung.
"Ich hatte seiner Mutter versprochen, dass ihm nichts zustößt."
Die anderen beiden wollten ihn trösten, als sich plötzlich einer der Panzerbesatzung meldete. "Feindkontakte in der Luft. Sie fliegen auf uns zu. Geht sofort in die Mine!"
Die Panzerbesatzung stieg aus und rannte mit den Anderen in den dunklen Schlund der Höhle.