[AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Die AAR der phantastischen Art...

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[AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 10. Januar 2014 21:58

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Guten Tag allerseits, das hier wird ein kleiner AAR über die Mod "Rage of dark Gods" oder auch einfach Call of Warhammer. In der Mod geht es um die Welt von Warhammer Fantasy und die Zeit die als "Sturm des Chaos" bekannt ist. Irgendwo gibt es hier bereits ein oder zwei AARs zu dieser Mod, von Deadly Shadow und Abdul, aber zwei sind viel zu wenig für diese großartige Mod ^ ^. Gespielt wird die Fraktion Kislev auf SS/SS. Wie alles in Warhammer ist auch Kislev an unsere Welt angelehnt und eine Art Mischung aus Polen und Russland, oder etwas in der Art zumindest. Hier einmal eine Karte der wichtigsten Region der Mod. Die meisten Farben stellen die Kurfürstentümer des Imperiums dar, was im übrigen eine Art Fantasykopie des HRR ist. Der Rest sind zwischendrin und im Osten Orks, Zwerge, Goblins, Tiermenschen, Vampirfürsten und nördlich davon, Kislev. Ganz im Norden gibt es dann noch die Eiswüste des Chaos und ca. 20 Provinzen die sich die vier Chaosfraktionen aufteilen. Allerdings habe ich die nicht eingezeichnet, da es unwahrscheinlich ist dass ich dort jemals hingehe ^ ^

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Stand der Karte: Kapitel 12, Runde 42

Alles was nicht beschriftet ist, sind imperiale Kurfürstentümer die für diese Geschichte nicht weiter wichtig sind und vermutlich eh irgendwann von Tiermenschen oder Orks überrannt werden.






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Ivan Bokha - Zar der kislevitischen Konföderation und König der Gospodari
Katarina Bokha - Eishexe und jüngere Schwester des Zaren von Kislev
Sasha Kajetan - Hauptmann der Kreml Garde und größter Krieger Kislevs
Anastasia Vilkowa - reichste Händlerin von Erengrad und Anführerin der kislevitischen Norse
Vladimir - Erzmagier des Eisordens
Alex von Praag - Bojar von Praag und damit halbwegs Anführer über die gemäßigteren kislevitischen Ungolen
Michail Pashenkos - Anführer der Tscheka und rechte Hand des Zaren
Tschekatillo - Anführer der Bratwa



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Kaspar von Velten - Imperialer Botschafter in Kislev
Christine von Rauken - Adelige aus Ostland, ehemalige Novizin der Schwesternschaft Sigmars
Arnulf von Wurtberg - Pantherritter aus der Leibwache des Botschafters
Genevieve Dieudonné - Teil von Anastasias Gefolge
Hadrin Haakonson - Prinz der Norscazwerge
Der Herr der Masken - Vampir und Verbrecherfürst
Tzeentch + Slaanesh
Die Zirpende Zikade



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Prolog: Zarin Katarina (Öffnen)
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Das sind sie, die Konföderierten Staaten des imperialen Kislev, wenn man die Zeit hat den vollen Namen des Landes auszusprechen. Naja um genauer zu sein ist Kislev irgendwo dort oben rechts in der Ecke hinter der roten Linie, wenn man ganz genau hinsieht kann man es vielleicht sogar erkennen. Leider ist schwer eine Karte zu finden an der nicht irgendein Imperialer mitgewirkt hat, es gibt so schrecklich viele von diesen nervtötenden Kreaturen. Meistens kann man froh sein wenn Kislev überhaupt eingezeichnet ist und nicht einfach nur dort steht ´hier leben Trolle`. Aber was auch immer die Imperialen gerne behaupten, nördlich von Sigmars Imperium liegt ein noch prächtigeres und wundervolleres Reich als das ihre. Dort erstrecken sich die weiten Steppen und dunklen, schneebedeckten Wälder meiner Heimat. In kleinen Dörfern oder einfach als Nomaden, bevölkert das Reitervolk der Ungolen die Steppen.

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Es sind wilde, leidenschaftliche und unzähmbare Menschen, welche bereits seit ewigen Zeiten durch den Norden reiten. Doch auch wenn sie keine üblen Krieger sind und manchmal mit einer Raserei kämpfen können die an die Berserker des Chaos erinnert, spielen sie keine allzu wichtige Rolle im Machtgefüge des kislevitischen Reiches. Es sind die Gospodari welche über den Norden herrschen. Im Jahr 1500 des Imperialen Kalenders, kamen wir aus den längst vergessenen Ländern des Ostens, auf der Flucht vor dem namenlosen Grauen des Chaos und den Horden der Orks. Angeführt von der Eishexe und ersten Zarin Miska, überrannten die letzten Husaren meines Volkes die Gebiete der Ungolen und Norse um sich eine neue Heimat zu errichten.

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Ihre Macht als Eishexe und die großartigen Gospodarihusaren trugen meine Ahnin von Sieg zu Sieg über die primitiveren Streitmächte des Westens. Sie selbst zerstörte bei der Belagerung der einzigen richtigen ungolischen Stadt, Praag, die Mauern mithilfe ihrer Magie und läutete damit den Untergang der Steppenreiter ein. Ohne sich groß um die versprengten Überreste der Ungolen zu kümmern, zog Miska weiter nach Süden, in das vom Bürgerkrieg zerrüttete Imperium. Während die Kurfürsten des Reiches sich untereinander um den verwaisten Thron des Imperators stritten, eroberte Miska alles Land nördlich der Ostmark. Das heutige Kernland Kislevs, auf dem sie mit dem Bau der gleichnamigen Stadt begann und einen prächtigen Eispalast errichtete. Eine eilig geschmiedete Allianz aus Zwergen, Adeligen des Imperiums und Rittern Bretonniens versuchte die Gospodari zurück in ihre zerstörte Heimat zu jagen. Im Osten des Reiches kam es zur Schlacht der Säbel. Obwohl weit in der Unterzahl und erschöpft von den zahlreichen Schlachten der vorherigen Monate, gelang es Miskas Truppen standzuhalten. Bis sich am Ende die Armeen des Südens zerschlagen und des Kämpfens müde zurückzogen. Damit gab das Imperium einen Großteil des Nordens auf, Platz genug für Miska um ein mächtiges Reich zu erschaffen. Als letztes unterwarf sie im Westen die Prinzen der Norse und Erengrad, die große Handelsstadt an den Ufern der Krallensee.
Der alte Konflikt zwischen uns, den Ungolen und den Norse bricht selbst heute noch ab und an hervor, doch wir haben gelernt gemeinsam in diesem Land zu leben, nun ja zumindest meistens. Die Zeiten der Kriege zwischen Kislev und dem Imperium sind ebenfalls seit langem Vergangenheit, der Bürgerkrieg zwischen den Fürsten des Südens ist beendet und das Reich inzwischen geeint und zu mächtig. Aus der Not heraus entstand sogar ein Bündnis und so etwas wie Respekt zwischen unseren Reichen. Die unzähligen Schlachten gegen das Chaos zehren an unseren Kräften und oft konnten wir nur mithilfe der Imperialen den Sieg davontragen und überleben. Selbst heute noch können sich nur drei größere Städte im brutalen Norden der Alten Welt behaupten. Die Hauptstadt Kislev, mit ihren verzauberten Mauern, goldenen Kuppeln und dem glänzenden Bokhapalast aus reinem, strahlendem Eis. Das reiche Erengrad am Ufer der unberechenbaren Krallensee, die Stadt der Norse und Händlerfürsten. Und weit im Norden die älteste Stadt des Landes, Praag. Wann immer das Chaos gen Süden zieht fällt es zuerst über Praag her und bis heute verstehe ich nicht warum man die Stadt jedes mal zurückerobert, anstatt diese unhaltbare Position einfach aufzugeben. Aber so sind die Ungolen nun einmal, unbelehrbar und leider auch unberechenbar. Denn am Anfang dieser Geschichte, beginne ich mit der letzten großen Rebellion der Ungolen gegen die Herrschaft von uns Gospodari. Nachdem Tausend Jahre fast schon eine Art Gleichgewicht zwischen den drei Mächten und Völkern der kislevitischen Konföderation geherrscht hatte, brach ohne Vorwarnung alles in sich zusammen und wir erkannten dass die Kluft und der Hass zwischen Ungolen, Gospodari und Norse in Wahrheit noch viel größer war als erwartet.
Obwohl ich selbstverständlich die wichtigste Person in dieser kleinen Geschichte bin, muss ich wohl erst ein wenig von unbedeutenden Nebencharakteren berichten. Beginnen wir also im Frühling des Jahres 2524, als ich selbst nicht in Kislev weilte, sondern in der imperialen Hauptstadt Altdorf. Von daher langweile ich euch noch ganz kurz mit Ivan Bokha, dem Kronprinzen Kislevs, dem imperialen Ritter Kaspar von Velten und Boris Bokha dem Zaren Kislevs.



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Immer schneller schob sich die Masse der Tiermenschen vorwärts und hielt auf die dünnen Linien der schlecht gerüsteten Speerträger zu. Gemeinsam mit der Garnison Kislevs und seinen Husaren war Ivan Bokha am Morgen erst aufgebrochen um das Wüten der Tiermenschen zu beenden. Die fast 2000 Bestien waren vor einigen Tagen aus den Wäldern des Ostens geströmt und über das wehrlose Dorf Pskov hergefallen. Normalerweise zog sein Vater, der Zar, es vor selbst die unwichtigsten Schlachten selber zu schlagen, doch er befand sich im Norden des Landes und eine Horde Tiermenschen direkt vor der Stadt konnte nicht bis zu seiner Rückkehr warten. 500 Kossaren in den hinteren Reihen schossen den Bestigors ununterbrochen Pfeile entgegen. Die Ungolenkrieger trugen neben Pfeil und Bogen auch noch schwere zweihändige Äxte, mit denen sie sich später mitten in das Schlachtgetümmel werfen konnten.

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Der junge gospodarische Prinz mit den fast schon weißblonden, kurzen Haaren zog seinen Sarrass und bemerkte wie auch die Reiter hinter ihm sich bereitmachten. Gewaltige Minotauren krachten in die Reihen der Speerträger und rissen mit ihren Äxten große Lücken, in die ohnehin bereits dünne Formation der Kisleviten.

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Trotzdem musste er sich die Zeit nehmen die Tiermenschen genauer zu betrachten, erleichtert bemerkte Ivan dass sie nicht das Zeichen eines Chaosgottes trugen. Ohne die Führung des Chaos waren sie nicht viel mehr als Tiere, erst die Götter des Nordens verliehen ihren Schamanen die Macht mächtige Zauber zu wirken. In der Hoffnung dass ihre Pferde nicht gleich tot zusammenbrachen oder der Boden unter ihren Füßen aufbrach, setzte er sich an die Spitze der mehr als 200 leichten Reiter.
„Husaren! Reitet für Ursun, für Tor und die Bokha!“ rief Ivan und stürmte den schweren Bestigors entgegen. Die Reiter hinter ihm senkten die roten Lanzen während sie in den Schlachtruf einstimmten.

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Lanzen zersplitterten an den dicken Schädeln der Bestigors, Säbel wirbelten umher und Äxte fällten die prächtigen aber leider ungepanzerten Pferde. Nachdem die Bestigors in den ersten Reihen niedergerungen waren, trug der Schwung ihres Angriffes die Husaren bis weit in die Tiermenschenhorde. Die kleineren Bestien konnten den Reitern nichts entgegensetzen. Nur an der rechten Flanke, wo die Minotauren wüteten, stand es schlecht um Ivans Männer. Zwar konnten die Speerträger den Bestien bisher standhalten, doch es sammelten sich bereits Hunderte der ziegenartigen Gors, um den wenigen Kisleviten in den Rücken zu fallen. Noch bevor Ivan ihnen mit seinen Husaren zur Hilfe eilen konnte, wandelte sich das Gebrüll der Gors in panisches Gekreische. Mehr als zwei Dutzend Ritter preschten durch ihre Reihen und trieben sie mit ihren leuchtenden Runenschwertern vor sich her. Auf den blauen Schilden der schwer gepanzerten Imperialen prangten goldene Pantherköpfe.

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Als Ivan mit seinen Reitern dazu überging die Tiermenschen von hinten anzugreifen, gerieten sie endgültig in Panik. Die restlichen Minotauren wurden von den Kossaren eingekreist und von ihren schweren Äxten gefällt. Ein älterer Mann, vermutlich etwa Anfang Fünfzig, scherte aus den Reihen der Pantherritter aus und hielt neben Ivan. Er trug eine Pistole am Gürtel und seine kurzen Haaren waren bereits ergraut. Seine prächtigen, pelzgesäumten Kleider passten nicht wirklich zu ihm, eher konnte man ihn sich in Rüstung oder Uniform vorstellen. In den stahlblauen Augen lagen tiefe Ruhe und Gelassenheit, selbst wenn um ihn herum noch immer eine Schlacht tobte.
„Ich danke Euch und den Rittern des Reichs für die Hilfe.“ begann der Prinz „Mein Name ist Ivan Bokha, der Sohn des Zaren.“
„Die Ritter des Pantherordens freuen sich immer Kreaturen des Chaos zu vernichten. Ich bin Kaspar von Velten, bis vor kurzem noch General der imperialen Armee.“
„Was führt Euch in den tiefen Norden, mit einer Eskorte die eines Fürsten würdig ist?“
Der ältliche Imperiale lächelte „Ich bin der neue Botschafter des Imperators in Kislev und hoffe bald auf Euren Vater zu treffen.“
„Er befindet sich zurzeit weit im Norden, es gibt Gerüchte dass die Barbarenstämme sich sammeln.“ antwortete Ivan wenig begeistert vom Eintreffen des Botschafters, andererseits wusste er vielleicht Neuigkeiten über seine jüngere Schwester Katarina, die an der Magierakademie in Altdorf studierte „Ich selbst muss die restlichen Tiermenschen zurück nach Osten jagen, also werdet Ihr den Palast Kislevs recht verlassen vorfinden.“
„Ich finde eine Beschäftigung bis zur Rückkehr des Zaren.“
„Wie ihr meint.“ Ivan wendete sein Pferd und rief dem Imperialen noch etwas zu bevor er die fliehenden Tiermenschen mit seinen Reitern verfolgte „Ich hoffe wirklich Ihr überlebt länger als euer Vorgänger!“

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Nur noch selten führte sein Weg den alten Zar in den hohen Norden Kislevs. Abgesehen von der Stadt Praag gab es hier nur einige Nomadenstämme und kleinere Dörfer der Ungolen. Sein alter Freund Alexis, Druzhina eines der größten Ungolenstämme, hatte ihn nach Norden gerufen, angeblich sammelten sich die Truppen des Chaos für einen erneuten Marsch gen Süden. Wenn das wirklich stimmte würde es hoffentlich nur erneut zu einer Schlacht um Praag kommen, eine Stadt die ohnehin alle paar Jahre an das Chaos fiel.
„Kvas?“ fragte ihn Alexis, der Ungole mit den massigen, breiten Schultern hatte sich wie die meisten Steppenreiter den Schädel kahl rasiert und trug einen schwarzen Schnurrbart. Die beiden Kampfgefährten saßen in der Hütte des Ungolen um ein Lagerfeuer herum, während Boris Leibwache vor der Tür wartete.
„Meinetwegen“ antwortete der Zar und sah sich in der kleinen Hütte um „Ich habe schon Bauern besser leben sehen, anscheinend habe ich dich umsonst zu einem Adligen gemacht.“
„Ich bin Euch noch immer dankbar dafür mein Zar.“ antwortete Alexis und reichte ihm einen kleinen Becher „doch Ihr seid sicher nicht hier um meine Lebensumstände zu kritisieren.“
„Das stimmt, dein Bote sagte die Chaosbarbaren sammeln sich, welcher Stamm hat es diesmal auf uns abgesehen?“
„Auch deswegen seid Ihr nicht hier.“ antwortete der Ungole leise
Boris runzelte verwirrt die Stirn „Was...“ Von draußen erklangen Schreie und das Klirren von Waffen, der Zar griff nach seinem Speer, doch Alexis war schneller. Er setzte die uralte Waffe aus magischem Eis an die Brust des überraschten Zaren.
„Splitterklinge, wie oft sah ich sie das Herz unserer Feinde in Eis verwandeln.“ sagte der Ungole, während die Kampfgeräusche bereits wieder leiser wurden „Der Rote Boris, Zar der Gospodari, eure Zeit als Herrscher über mein Volk ist vorbei und auch die Zeit der Bokha. Wenn die Bojaren euren Leichnam sehen werden sie es endlich verstehen, Kislev gehört einzig und alleine den Ungolen.“


Nun, sehen wir das ganze bis hierher einfach noch immer als eine Art Prolog an. Die richtige Geschichte fängt natürlich erst an sobald ich auftauche, denn während sich in Kislev die Stämme der Ungolen sammelten um zu rebellieren, lag ich einfach nur auf meinem Bett, in einer kleinen Kammer, im Turm der Himmelsmagie inmitten Altdorfs. Die Kräfte der Himmelsmagier kamen denen meines eigenen Volkes noch am nächsten, natürlich nur um ein vielfaches schwächer und primitiver. Es ist immer wieder erstaunlich wie schwer es den Imperialen fällt die einfache Ordnung und Schönheit der Eismagie des Nordens zu erkennen. Dafür dass sie derart besessen von ihren paranoiden Ängsten vor dem Chaos sind, ist ihre Magie denen der Chaoshexer erstaunlich ähnlich. Das merkt man alleine daran wie beliebt die Kunst der Feuermagie im Imperium ist, unberechenbar und vollkommen chaotisch, wie die Menschen des Reichs. Vier Jahre lebte ich an der Magierakademie Altdorfs und noch heute verstehe ich die Imperialen nicht wirklich. Sie konnten ernst und streng sein, hart und unnachgiebig, doch es fehlte ihnen der klare Blick auf die geordneteren Aspekte der Magie um wahre Macht zu erlangen. Meine Magie dagegen geht zurück auf die große Eishexe Miska, deren frostiges Blut in den Adern von uns Bokha fließt und uns über den Rest der Menschheit erhebt. Die Stimmen des Nordwindes hatten mich bereits seit meiner Kindheit alles gelehrt was es über die Magie meiner Ahnen zu wissen gab.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich spürte wie sich am anderen Ende der Alten Welt, Splitterklinge in die Brust des Zaren grub und ihn die endlose Kälte des Todes empfing. Ich wusste nicht wie, man hatte sich schließlich große Mühe gegeben meine magische Begabung zu unterdrücken und zu vernichten. Langsam setzte ich mich auf und spürte um mich herum die zahllosen Zauber, die mich an diesen verfluchten Ort ketteten. Sie zerrten mich nieder auf das Niveau eines gewöhnlichen, hilflosen Menschen und nahmen mir meine gesamte Existenz als Eishexe. Das Leben in Altdorf brachte mich noch um den Verstand, es wurde Zeit die Steppen und Wälder meiner Heimat wiederzusehen. Es war an der Zeit mein Gefängnis im Imperium zu verlassen. Kurz fragte ich mich wie mein Bruder reagieren würde, wenn ich plötzlich wieder in Kislev auftauchte. Ich fragte mich auch nicht zum erstenmal, ob er alles über meine Zeit in Altdorf wusste. Doch ich nahm es an, ich nahm an dass er mich genauso wie alle anderen einfach vergessen und verbannt hatte, aus Furcht vor der grenzenlosen Macht die in mir schlummerte. Ich wusste damals nicht ob meine Flucht gelingen würde, zu vieles hätte schiefgehen können, aber ich musste es einfach wagen, um als Zarin Katarina die Große den Thron Kislevs zu besteigen. Doch es gab etwas dass mir noch viel wichtiger war als der Thron.
Rache.
Zuletzt geändert von Vanidar am 30. April 2014 20:00, insgesamt 33-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 11. Januar 2014 14:21

1. Die Ungolen (Öffnen)
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Nach dem Sieg über die Tiermenschenhorde zog Ivan mit seinen Reitern weiter in das verwüstete Dorf Pskov um dort auch die letzten 500 Bestien auszurotten. Der Schnelligkeit seiner Husaren konnten diese dummen Kreaturen nichts entgegensetzen.

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Noch auf dem Schlachtfeld erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters, durch die Hand des Ungolen Alexis, der im Norden eine Streitmacht aufstellte und zum Bürgerkrieg rüstete. Wutentbrannt zog er nach Kislev um die Truppen der Gospodari zu sammeln. Was folgte sollte eine monatelange Hetzjagd werden, während derer die Ungolen auf ihren schnellen, kleinen Pferden die Masse der kislevitischen Armee in arge Bedrängnis brachten.
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Erst als der Herbst anfing, begannen die Ungolen sich den Gospodari in offenem Kampf zu stellen. Sie sammelten ein Heer aus allen nördlichen Stämmen, an dem Ort an dem der Verräter ihren Zaren erschlagen hatte. Falls es den Ungolen tatsächlich gelang eine ausreichende Streitmacht zusammenzuziehen, würde der bisher recht kleine Bürgerkrieg zwischen Ungolen und Gospodari sich in ein langjähriges und langsames Ausbluten der beiden kislevitischen Völker verwandeln.


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Kaspar von Velten stand auf einer der vereisten Mauern nahe des südlichen Marktes und versuchte sich zu beruhigen, ohne dass der Ärger aus ihm herausbrach. Der sonst so ruhige Imperiale hatte die Zustände der imperialen Botschaft in Kislev nicht für so schlecht gehalten. Natürlich hatte er davon gehört, dass sein Vorgänger, mit der ausdrücklichen Erlaubnis des Imperators, hingerichtet wurde nachdem er sich mit den Verbrechern der Bratwa eingelassen hatte. Doch auch die Wache der Botschaft befand sich in einem miserablen Zustand, er wollte gar nicht erst wissen wie viele von ihnen Bestechungsgelder der örtlichen Verbrecherbanden erhielten. Stattdessen hatte er sie alle zurück ins Imperium geschickt und durch die Pantherritter seiner Eskorte ersetzt, ihnen würde er ohne Bedenken sein Leben anvertrauen. Dazu kam das Wetter, es war gerade einmal Herbst und schon jetzt fühlte er sich als hätte man ihn in den tiefsten Winter geworfen den die Menschheit je zu Gesicht bekommen hatte. Panisches Geschrei riss ihn aus seinen trüben Gedanken, auf dem Markt hatte sich eine aufgeregte Menschenmenge versammelt. Der Botschafter kam von der Mauer und mischte sich unter die Kisleviten. Von überall her hörte er gemurmelte Gebete zu Ursun, Tor und Ulric, während er sich weiter nach vorne drängte. Als er endlich in den vorderen Reihen ankam verschlug es selbst dem ehemaligen General den Atem.




„Ich will dass jeder unserer Krieger in der Stadt bis morgen zur Abreise fertig ist. Immer mehr Stämme schließen sich diesem elenden Verräter an, wir müssen ihn endlich zur Strecke bringen. Selbst die Kreml Garde wird ausrücken, jemand anders kann sinnlos durch die Gänge des Palastes patrouillieren.“ Ivans Zorn war in den letzten Monaten kein bisschen verraucht, im Gegenteil, er wünschte sich den Tod des Ungolen noch mehr als je zuvor.
„Ich werde mich sofort darum kümmern, mein Zar.“ antwortete Vladic, einer seiner engsten Vertrauten und der Bojar von Ostrok, eine kleine Burg weit im Norden Kislevs.
„Wie viele Männer hat Alexis bisher versammelt?“
„Etwa 1000, darunter einige abtrünnige Regimenter der Kossaren.“
„Jeder Ungole der sich seiner Rebellion anschließt wird umgebracht, ganz egal ob sie in der Vergangenheit an unserer Seite kämpften, es wird keine Gnade gezeigt gegenüber Verrätern.“
„Ivan!“ ertönte plötzlich hinter ihm eine fröhliche Stimme und er drehte sich überrascht um, als ein zierliches Mädchen, das ein paar Jahre jünger war als er, auf ihn zurannte und ihn umarmte.
„Katarina?“ keuchte er, nach Luft ringend nach der stürmischen Begrüßung „Was machst du hier?“

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Sie ließ Ivan los und lächelte ihn freudestrahlend an „Altdorf wird von Tiermenschenherden angegriffen und es ist unsicher ob die Reichsgarde sie abwehren kann. Also dachte ich mir, bevor mich eine dieser Bestien frisst, wird es Zeit nach Hause zu kommen. Freust du dich etwa nicht mit zu sehen?“
„Ob ich freue!? Das ist dass beste was seit langem passiert ist. Du hast dich kaum verändert.“ vorsichtig fügte er hinzu "Hast du...hast du eigentlich schon das von Vater gehört?“
Katarinas Lächeln erstarb auf der Stelle und die Farbe ihres langen Haars wechselte von einem flammenden Rot zu dem eisigen Grau des Nordens. Er erinnerte sich wieder an diese Eigenart von ihr, sie war einfach nicht in der Lage ihre Gefühle zu verbergen. „Ja, bereits seit ich über die Grenze bin, die Ungolen werden dafür bezahlen. Diese Steppenhunde müssen endlich wieder in ihre Schranken gewiesen werden.“
„Ich bin dabei genau dafür zu sorgen.“ erwiderte er und seine Laune war mit einemmal deutlich besser, vier Jahre hatte er nichts mehr von ihr gehört, und jetzt stand sie plötzlich vor ihm. Er deutete auf seinen Vertrauten und riss den Bojaren damit aus seiner Starre, in der er gefangen war seit Katarina den au betreten hatte „Erinnerst du dich an Bojar Vladic Keanovich?“
„Bojar? Als ich Euch das letzte mal sah wart ihr nur ein aufschneiderischer junger Krieger, ich dachte nicht dass ihr eure erste Schlacht überleben würdet.“
„Der Süden hat Euch gut getan, Ihr seid nicht mehr das nervige Mädchen welches den ganzen Hof mit ihrer Eismagie in Panik versetzt, zumindest hoffe ich das.“ antwortete der junge Bojar freundlich lächelnd. Mit seinen kurzen braunen Haaren und dem eher unscheinbaren Gesicht, wirkte er nicht besonders interessant, doch Katarina fiel ein Leuchten in seinen Augen auf, dass eine Offenheit und Fröhlichkeit widerspiegelte die sie sofort ansteckte.
„Vladic, sag den Männern Bescheid wann wir aufbrechen.“ entließ Ivan den Bojaren, der Katarina noch immer anstarrte „Komm Katarina, die Magier haben den Palast in den letzten Jahren erweitert, das musst du dir ansehen.“ Mit diesen Worten verließen die Beiden den Raum und gingen durch die Flure des gewaltigen Eispalastes während sie sich unterhielten „Haben die Magier des Reichs dir viel beigebracht?“ fragte Ivan seine Schwester nach einiger Zeit.
„Nicht wirklich, ihre Magie ist einfach...anders als unsere.“
„Schade, aber ich wette es war trotzdem eine großartige Zeit. Ich würde alles dafür geben die Zeit zu haben um die Wunder Altdorf zu sehen. Die Akademie der Technikusse zu Nuln, den Palast des Imperators, die mechanischen Brücken über den Reik. Aber leider hänge ich hier fest und muss mich in der Rolle des Zaren versuchen. Ich...“ Ivan brach kurz ab, bevor er unsicher weitersprach „Soll ich die Bojaren zusammenrufen? Du hattest keine Gelegenheit vor ihnen zu sprechen und selber Anspruch auf den Thron zu erheben. Ich bin zwar der Ältere, aber du kennst das Gesetz Kislevs, die Bojaren entscheiden und...“
„Ich war die letzten vier Jahre am anderen Ende der Welt, keiner von ihnen würde sich auf meine Seite schlagen.“ antwortete sie und unternahm den vergeblichen Versuch ihr Lächeln aufrecht zu erhalten.
„Vladic würde.“ erwiderte Ivan und musste einfach lachen, als er dran dachte wie der Bojar den Blick keine Sekunde von Katarina hatte lösen können „Was hast du stattdessen vor?“
„Ich könnte versuchen unseren Magiern klarzumachen dass ich die größte Magierin des Landes bin und sie nichts weiter als Kinder die mit primitiven Schneebällen um sich werfen.“
„Die größte Magierin Kislevs hat anscheinend nicht einmal ihre Haare unter Kontrolle.“ antwortete er grinsend als sich Katarinas Haarfarbe in ein dunkles Braun wandelte.
„Es macht nun mal was es will.“ antwortete sie zerknirscht.
„Ich hätte dir noch eine andere Beschäftigung anzubieten, und zwar brauche ich jemanden der nach Kzarla reist und Tox, den Anführer des dortigen Norsestammes, daran erinnert dass auch er Teil dieses Landes ist, zumindest manchmal. Du weißt dass Vater die Stämme dort oben wieder unterworfen hat nachdem er den Thron bestieg. Im Gegensatz zu den Norse aus Erengrad sind sie noch immer recht...primitiv. Oder netter ausgedrückt, sie leben noch immer so wie die Chaosbarbaren, trinken Met, schlagen sich die Schädel ein, laufen in stinkenden Fellen rum, solche Dinge halt. Trotzdem könnte ich seine Männer gebrauchen und du dürftest in Altdorf einiges über Diplomatie gelernt haben.“
„Wozu? Wir brauchen seine Krieger nicht um den Aufstand der Ungolen niederzuschlagen, die Steppenhunde haben uns in einer richtigen Schlacht nichts entgegenzusetzen.“
„Ich weiß, aber wenn ich mit den nördlichen Ungolenstämmen fertig bin, werden sie bald keine Männer mehr haben und wer verhindert dann dass Trolle oder Anhänger des Chaos sich in den Steppen niederlassen? Tox hat Vater respektiert und ist trotz seines Jähzorns ein ehrenhafter Mann, er...“ Ivan wollte noch weiterreden als sie auf zwei streitende Männer trafen.
„Ich weiß was ich gesehen habe.“ redete der imperiale Botschafter aufgebracht auf den anderen ein
„Offensichtlich nicht.“ erwiderte Sascha Kajetan gelangweilt, ein groß gebauter Krieger der es schaffte immer düsterer als ein Dämon auszusehen und selbst im Kampf kaum eine Gefühlsregung zeigte.

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„Gibt es ein Problem Kajetan?“ fragte der Zar den Hauptmann seiner Palastwache
„Nein mein Zar, der Botschafter versucht nur mir ein imperiales Märchen zu erzählen und zwar kein besonders gutes.“ erwiderte der kislevitische Krieger mit kaum verhohlener Verachtung in der Stimme.
„Ich erfinde keine Geschichten, mein Zar.“ sagte Kaspar von Velten zu Ivan „Ich habe es selbst gesehen, auf eurem Marktplatz und gehört wie die Leute panisch einen Namen flüsterten. Überall reden sie voller Angst vom Menschenschlächter, der einen grauenvollen Mord nach dem anderen begeht und ich war dabei als man heute eines seiner neusten Opfer fand...oder zumindest was davon noch übrig war.“
„Was sagen die Tschekisten zu dem Vorfall?“ fragte Ivan leicht beunruhigt.
„Ihrer Meinung nach war es nur eine einfache Auseinandersetzung zwischen den Verbrecherbanden. Wer sich mit diesem Abschaum einlässt ist selber daran Schuld, wodurch es als eine Art Unfall zu betrachten ist. Daher gibt es keinen Grund sich weiter mit dieser Angelegenheit zu befassen.“ antwortete Kajetan gelassen.
„Meine eigenen Männer sollte den Norden eigentlich besser kennen als ihr Botschafter.“
„Aber...“
„Verzeiht Botschafter, ich weiß dass Ihr neu im Norden seid, allerdings dürft ihr nicht den Fehler machen und Kislev mit Brutstätten des Wahnsinns wie Nuln oder Altdorf verwechseln.“ unterbrach ihn Katarina mit einem freundlichen Lächeln.
„Meine Schwester Katarina, sie ist erst vor kurzem aus Altdorf zurück gekommen.“ stellte Ivan sie Kaspar von Velten vor.
„Dort sind solche Dinge praktisch an der Tagesordnung. Sagt Euch zufällig der Name Leo von Liebwitz etwas?“
„Ihr habt in Altdorf sicher einiges gehört, doch es ist im Imperium eigentlich nicht erlaubt über diesen Vorfall zu sprechen.“ antwortete ihr der Botschafter ausweichend.
„Gut dass wir nicht im Imperium sind, oder?“ entgegnete sie keck „Leo war ein genialer Fechtmeister und der jüngere Bruder der Fürstin von Wissenland und Nuln, Emmanuelle von Liebwitz, so heißt es zumindest offiziell.“
„Offiziell?“ hakte der Zar verwirrt nach.
„In Wahrheit war Leo die jüngere Schwester der Fürstin,“ fuhr Katarina fort, während Kaspar von Veltens Laune endgültig ins bodenlose sank „doch aus Angst davor, dass sie eines Tages schöner werden könnte als die Fürstin selbst, zog man Leo als Jungen auf.“
„Ja, so etwas verrücktes kann wirklich nur Imperialen einfallen.“ nickte Ivan zustimmend.
„Vor ein paar Jahren, war die Fürstin für einige Monate am imperialen Hof in Altdorf, wo ihre Schwester endgültig den Verstand verlor. Leo begann eine Mordserie unter den, nun unter den Huren, der Stadt. Vermutlich als Ersatz für Emmanuelle selbst, die man auch gerne als „Hure von Nuln“ bezeichnet. Die Verbrechen waren so brutal, dass man Leo bald nur noch die Bestie in Samt und Seide nannte. Es dauerte lange bis man sie als Täterin entlarvte und letztendlich tötete, nur ein Beispiel von vielen verrückten Adligen im Imperium.“
„In diese Schlangengrube hat Vater dich geschickt? Ein Wunder dass du noch bei klarem Verstand bist!“
„Und was wollt Ihr mir mit dieser Geschichte sagen, Prinzessin?“ fragte der Botschafter missgelaunt
„Ganz einfach, wenn selbst der Adel, also die „Elite“ des Südens derart verdorben ist, dann ist es nur verständlich für Euch überall Mord und Totschlag zu sehen. Doch das hier ist der Norden, die Menschen hier sind nicht geisteskrank, sondern nur leicht reizbar.“
„Ich bilde mir das nicht einfach nur ein. Ihr habt die Stimmung draußen auf den Straßen nicht erlebt.“ erwiderte Kaspar von Velten beharrlich.
„Ich werde mich damit nach meiner Rückkehr befassen, Botschafter.“ sagte Ivan und wandte sich an Kajetan „Wir brechen morgen auf und der beste Krieger Kislevs sollte bei dieser Schlacht nicht fehlen.“
„Mein Zar.“ Kajetan neigte respektvoll den Kopf, bevor er sie verließ.
„Katarina, ich schicke morgen Vladic und einige seiner Reiter mit dir zu den Norse.“
„Ich brauche niemanden der auf mich aufpasst.“ entgegnete sie überraschend gereizt.
„Wenn ein Troll versucht dich zu fressen, wirst du froh sein dass sie da sind.“ antwortete Ivan und betrachte die Sache damit als erledigt „Botschafter, gehen wir ein Stück.“ die beiden ließen Katarina hinter sich zurück.
„Sagt Botschafter, wann treffen die Kanonen endlich ein die wir gekauft haben?“
„In Nuln gibt es Probleme mein Zar, Tiermenschen und Orks berennen den Westen. Es tut mir leid, aber die Lieferung wird sich noch einmal verschieben.“ vor ihnen befand sich eine der langen Treppen zu den unteren Ebenen des Palastes.
„Sie sollten bereits seit...“ Ivan brach abrupt ab, als er auf dem magischen Eis des Bodens ausrutschte. Der geistesgegenwärtige Botschafter hielt ihn fest bevor Ivan unkontrolliert die Treppe hinunter segelte. Der junge Zar strich verwirrt über die Stelle am Boden, er war glatt wie gewöhnliches Eis.
„Diese verdammten Magier!“ begann er aufgebracht „Katarina hatte recht, sie sind nichts weiter als Stümper. Wenn man sich alle Knochen brechen soll hätte man den Palast gleich aus normalem Eis bauen können.“


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In dem kleinen Dorf am Rand der nördlichen Steppe befand sich der Mörder seines Vaters, nur noch wenige Minuten trennten den frischgebackenen Zar von seiner Rache. Fast 1500 Mann hatte Ivan nach Norden geführt, um den Aufstand der Ungolen endgültig zu ersticken. Wenn er den Verräter nicht endlich zu fassen bekam, würden sich ihm immer mehr Stämme des Steppenvolks anschließen „Kajetan, lass die Truppen vorrücken.“ Der schweigsame Krieger nickte nur kurz und setzte sich mit seinem Pferd an die Spitze der Armee.

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Im Zentrum des Dorfes befand sich ein kleiner Hügel. Sie waren nicht weit gekommen als ihnen von dort au heftiger Beschuss entgegenkam. Es waren Kossaren. Truppen die ursprünglich dazu dienen sollten die Kluft zwischen Ungolen und Gospodari zu überwinden. Ivans eigene Kossaren erwiderten den Beschuss, auch wenn viele von ihnen nicht begeistert waren auf ihre ehemaligen Brüder zu schießen.

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Die Husaren hielten sich nicht lange auf sondern stürmten den Hügel hinauf und stürzten sich auf die Ungolen. Die leichten Reiter der Gospodari befanden sich schon bald im Nachteil gegen die mit Speeren bewaffneten Ungolen hinter denen Bogenschützen ununterbrochen feuerten. Sie waren kurz davor überwältigt zu werden als die Garde des Kreml sich in ihren roten Umhängen und schweren Rüstungen auf die Ungolen stürzte. Ihre Äxte richteten schreckliche Verwüstung unter den ungepanzerten Ungolen an. Angeführt wurden sie von Kajetan, dem Helden Kislevs und besten Krieger des Nordens.

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Die Rebellen wurden zusammengedrängt und bis auf den letzten Mann getötet. Von dem Verräter Alexis fand Ivan nur noch die Leiche, durchbohrt von den Lanzen seiner Husaren. Doch statt sich an seiner Rache zu erfreuen, dachte er nur daran was den alten Kampfgefährten seines Vaters zu dieser Tat getrieben hatte. Eine Frage auf die er jetzt niemals eine Antwort erhalten würde, aber wenigstens kehrte damit wieder Frieden ein in Kislev. Zumindest für kurze Zeit, denn diese kurzen Scharmützel gegen Rebellen, stellten nichts weiter dar als den Auftakt von dem was später als Sturm des Chaos in die Geschichte eingehen sollte und schon jetzt sammelten sich die Mächte der Chaosgötter und richteten ihre gierigen Blicke auf Kislev.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 13. Januar 2014 14:38

2. Der Blutgott (Öffnen)
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„Am Anfang der Zeit herrschte Frieden auf der Welt, doch es dauerte nicht lange bis unter den Menschen die ersten Worte des Zorns gesprochen wurden. Worte, die sich wie ein Lauffeuer in allen Ecken der Welt verbreiteten. Nachbarn wandten sich gegeneinander, Söhne töteten ihre Väter, selbst die Tiere des Feldes kämpften miteinander und ihre Hirten wiederum erschlugen die Tiere um sich an deren Blut zu laben. Die Könige und Fürsten der Länder wurden von fiebrigen Wahnvorstellungen des Hasses befallen, ihren Heerführern trugen sie auf ihr eigenes Volk abzuschlachten. Mit deren Schädeln schmückten sie sich selbst, ihre Festungen, ihre Waffen und ihre Rüstungen. Die Erde sog sich voll mit dem Blut der Unschuldigen und dämonische Kreaturen durchstreiften die Länder um sich an den Gebeinen der Toten gütlich zu tun. So sandten die Könige und Fürsten der Länder ihre Armeen aus, um sich gegenseitig um diese verfluchte Welt zu bekriegen. Sie trafen sich in einem Tal, das sowohl im Norden, als auch im Süden von jeweils vier Bergen gesäumt wurde. Acht Tage und sieben Nächte tobte die Schlacht und das Schlachtglück wechselte fast stündlich. Es floss so viel Blut, dass der Talkessel sich damit füllte und die Unglücklichen, die zu tief darin kämpften im Blute der Erschlagenen ertranken. Die Krieger hatten weder Wasser noch Nahrung so aßen sie die Gefallenen und tranken deren Blut. Dann stoppte die Schlacht zum achten Male und alle erhoben ein klagendes Flehen an ihre Götter, sie flehten sie an die Kraft zu erhalten um weiter zu kämpfen und am Ende siegreich zu sein, doch nur einer erhörte ihr Flehen. Denn der wahre Gott hatte seine Diener schreien gehört. Einzig er antwortete ihnen und schickte ihnen Blutdurst, Macht und den Willen zu unglaublicher Gewalt.
Der See aus Blut in der Mitte der Talsenke begann zu kochen und acht mächtige Bestien, mit den Köpfen von Hunden, aber den Körpern von Löwen erhoben sich daraus, an ihren Hälsen waren massive Ketten aus Messing befestigt. Die Ketten zogen einen Berg aus Schädeln empor, der zehn mal höher war als der höchste Berg des Tals. Die Soldaten priesen ihren neuen Herrscher und die Könige und Fürsten warfen sich zu Boden um Gnade von ihrem Gebieter zu erbitten. Auf der Spitze des Berges aber schrie der neugeborene Gott seinen ersten Kriegsschrei in die Welt hinaus, der alles aus den Gedanken der Menschen löschte und sie wahnsinnig vor blankem Hass machte.
Und der Name des blutüberströmten Gottes war, Khorne"

Liber Chaotica, Buch Khornes, Kapitel 1


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Langsam schritt sie durch die kleine Halle auf den hölzernen, mit Fellen geschmückten, Thron zu. Katarina hatte in ihrem Leben bisher nie viel mit den kislevitischen Norse zu tun gehabt, aber einige von ihnen besaßen großen Einfluss unter den Adeligen des Landes und kontrollierten den gesamten Handel der reichen Hafenstadt Erengrad. Der alte Name ihres Stammes war Roppsmenn, doch die Zeiten in denen sie so kriegerisch waren wie die restlichen Norse weiter im Norden des bergigen Norsca, sind lange vorbei. Inzwischen waren sie mehr oder weniger Kisleviten, wie die Gospodari und Ungolen, auch wenn die Roppsmenn es mochten möglichst barbarisch aufzutreten. Doch nur hier, am nördlichen Rand Kislevs, erinnerten sie wirklich noch an die Norse. Sie lebten so nahe an Norsca dass die Traditionen ihrer Ahnen ihnen mehr bedeuteten als alle Gesetze des weit entfernten Kislevs. In Erengrad herrschten die Händlerfürsten der Norse in ihren goldenen Palästen und hier hockten sie noch immer in einer stinkenden Halle und wälzten sich auf Fellen umher.
„Wen hat mir der neue Zar zu meiner Unterhaltung geschickt?“ fragte Tox mit dröhnender Stimme, als Häuptling des nördlichsten Dorfes in Kislev gab es an ihm, genau wie an seinen Männern, kaum eine Spur von kislevitischem Einfluss, sie alle wirkten wie ganz normale Norse. Gehüllt in Kettenhemden, mit runden Schilden aus Holz, Äxten und wild wuchernden Bärten, alles in allem sahen sie eher aus wie übergroße Zwerge.

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„Katarina Bokha.“ antwortete sie dem Nordmann mit vor Überheblichkeit triefender Stimme „Prinzessin von Erengrad und Schwester von Ivan Bokha, Zar der drei großen kislevitischen Völker.“
„Eine deutliche Verbesserung gegenüber den Boten mit denen Boris der Rote mich belästigte. Auch wenn wir vielleicht nicht die besten Freunde waren, bedaure ich den Tod eures Vater, er hat immer versucht die Völker Kislevs einander näher zu bringen und war ein heldenhafter Krieger.“
„Und doch sitzt ihr hier in dieser verrauchten Hütte, trinkt Met und erzählt alte Kriegsgeschichten anstatt gegen den Verräter Alexis zu ziehen.“
„Das ist eine Angelegenheit zwischen den Gospodari und Ungolen, es geht uns nichts an.“ antwortete er, verwundert über den scharfen Tonfall der jungen Magierin „Seid ihr nur hierher gekommen um mich einen Feigling zu nennen?“
„Nicht nur.“ antwortete Katarina so herablassend wie möglich „Der neue Zar verlangt dass ihr Krieger stellt um die Steppe zu halten. Außerdem wird es Zeit dass auch dieses Loch am Ende der Welt endlich ein fester Teil der Konföderation wird. Als erstes wären da natürlich die Steuern der letzten 1000 Jahre nachzuzahlen, seit diese lächerliche, primitive Ansammlung von Holz und Dummheit schon versucht sich dem Einfluss Kislev zu entziehen. Außerdem werdet ihr mindestens zwei Drittel eurer Männer für die kislevitische Armee nach Süden schicken, ein bisschen Kanonenfutter können wir immer gut gebrauchen.“
„Das meint ihr nicht ernst, oder?“ fragte der Häuptling und lächelte verunsichert
„Ich überbringe nur die Befehle des Zaren, eures Zaren, Norse. Jedes mal wenn die Chaosstämme an eure Tür klopfen, schreit ihr um Hilfe der kislevitischen Konföderation, also leistet auch etwas dafür, anstatt hier in eurem eigenen Dreck zu hocken.“
„Wir sind freiwillig Teil Kislevs, zu unseren eigenen Bedingungen!“
„Ihr seid ein Teil Kislevs, weil wir euch unterworfen haben. Warum sollte der Zar eure lächerliche Einstellung respektieren? Entweder ihr seid ein fester Teil Kislevs und treue Untertanen der Gospodari oder nichts weiter als barbarische Norse, nicht besser als die Chaosbarbaren in den Eiswüsten des Nordens.“
„Untertanen? Meine Ahnen zogen mit den Wölfen durch diese Wälder und fraßen ihre Feinde im Namen der Götter Norscas, lange bevor ihr Gospodari aus euren stinkenden Ebenen im Osten geflohen und wie Heuschrecken über uns hergefallen seid!“
„Meine Ahnen, die Götter meiner Ahnen.“ wiederholte Katarina spöttisch „Alles was ich sehe ist ein Barbar und nach euren Worten zu urteilen auch einen Verräter. Seit 1000 Jahren beugt ihr das Haupt schon vor uns ´Heuschrecken` und das wird auch in 1000 weiteren Jahren so sein.“
„Do Tor!“ schrie er ihr entgegen und sprang auf.
„Oh bitte kein norsisch, davon bluten mir die Ohren.“
„Behandelt der neue Zar so seine Freunde? Wenn ja bin ich wirklich lieber sein Feind!“
„Soll ich es ihm ausrichten? Er ist bereits mit einer Armee hier im Norden. Es wäre für ihn nur ein kleiner Umweg dieses lächerliche Dorf auszuradieren.“
„Wenn er das versucht, wird er den Norden nicht lebend verlassen! Wachen nehmt diese Hure aus dem Süden fest, wir behalten sie als Geisel.“
Einer der Krieger packte Katarina am Arm, nur um kurz darauf schreiend zurückzuweichen. Eis kroch seinen Arm hinauf und breitete sich über seinen ganzen Körper aus, bis er nur noch eine leblose Eisstatue war. Katarina tippte den vereisten Nordmann leicht an, er fiel um und zersplitterte in Hunderte Einzelteile.
„Oh Verzeihung, wie ungeschickt von mir. Aber egal, das Leben eines Norse ist sowieso nichts wert. Welche Antwort soll ich meinem Bruder überbringen?“ fragte sie vollkommen unbekümmert.
„Sag ihm, dass ich seine Eingeweide um den höchsten Gipfel des Weltenrandgebirges wickeln werde, Hexe. Wenn die Gospodari Krieg wollen, sollen sie ihn auch bekommen. Wenn der Zar es wagt hier aufzutauchen, werden wir ihn erwarten und zu seinem lächerlichen Bärengott schicken.“ antwortete er zornig. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren dreht sich Katarina um und versuchte auf dem Weg nach Draußen ihr zufriedenes Lächeln so gut wie möglich zu unterdrücken. Vor der Halle erwartete sie der Bojar Vladic mit seinen Männern und den Pferden, bereit zum Aufbruch. Die Reise mit ihm nach Norden war erfrischend gewesen und leider viel zu kurz. Nach all den Jahren im Imperium, genoss sie es einfach nur über die eisigen Steppen zu reiten, vor allem mit dem prächtigen Pferd dass der Bojar ihr zu Beginn der Reise überlassen hatte. Weiß wie der Schnee, machte es seinem Namen, Winterwind, alle Ehre. Sie hoffte dass der Bojar sich in Zukunft nicht in ihre Angelegenheiten einmischen würde. Töten fiel ihr nach der Zeit in Altdorf nicht mehr schwer, aber sie würde es trotzdem lieber vermeiden diese freundlichen Augen für immer schließen zu müssen.
„Waren die Verhandlungen mit Tox erfolgreich?“ fragte er neugierig
„Ja.“ antwortete sie lächelnd und schwang sich auf Winterwinds Rücken „Sehr sogar.“


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Nur wenige Tage nach ihrer Abreise aus Kzarla, kamen sie in dem ausgebrannten Ungolendorf an und ritten in das kleine Heerlager des Zaren.
„Katarina!“ begrüßte Ivan seine Schwester, als sie von Winterwind abstieg „Schön zu sehen dass du die Reise gut überstanden hast. Und, werden Tox und seine Norse uns helfen den Norden zu halten?“
„Ja, die Norse von Kzarla stehen treu zu ihrem Zaren, er erwartet dich in seiner Halle, um die Verteidigung der Steppen zu besprechen.“ log sie ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
„Gut, gut. Ich hatte so meine Zweifel. Die Norse hier oben sind noch immer etwas barbarisch und folgen leider oft noch ihren eigenen Gesetzen.“ Ivan musste sich stark zusammenreißen um einen genervten Seufzer zu unterdrücken, seit er Zar war fiel ihm erst auf wie schwierig es war die drei Völker unter Kontrolle zu halten, irgendwie machte jeder was er wollte „Dann breche ich heute noch auf. Wir haben übrigens Verstärkung erhalten, Reiter die an der Grenze zu Norsca stationiert waren.“
„Ich erinnere mich nicht an diese Einheit, wurde sie erst vor kurzem aufgestellt?“ fragte Katarina und betrachtete neugierig die rund 200 Reiter mit den Streitkolben, kurzen Speeren und Pistolen.

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„Achja, die kannst du gar nicht kennen, Vater hat erst vor zwei Jahren damit begonnen die Armee zu modernisieren. Es ist unsere Antwort auf die Pistoliere des Imperiums.“ als Ivan weitersprach, wandte er sich an den Bojaren „Vladic, ich reise nächsten Monat nach Praag zum Mittherbsttag und um die Verteidigung der Stadt mit unseren neuen Waffen zu verstärken. Sieh dir die Pässe zur Chaoswüste an, ich muss wissen ob die Stämme sich regen.“
„Neue Waffen?“ fragte Katarina, noch bevor Vladic die Gelegenheit erhielt zu antworten.
„Mörser und zwar keine Imperialen aus Nuln, sondern Urugan Mörser, aus unseren eigenen Werkstätten in Kislev. Die Zwerge haben uns dabei geholfen und mit ihrer Hilfe werden wir Chaosangriffe ab jetzt bereits im Norden abwehren und die barbarischen Horden im Gebirge zusammenschießen.“
„Urugan? Das ist Altgospodarisch für Hurrikan oder?“
„Um das zu verstehen müsstest du sie hören Katarina, sie sind lauter als der stärkste Wind des Nordens und kraftvoller als ein Wirbelsturm aus den Gärten des Chaos!“



Es gefiel Vladic nicht, schon wieder aufbrechen zu müssen. Vor allem aber bedeutete es dass endgültige Ende seiner kurzen Reise mit der Prinzessin. Selbst jetzt noch, während er neben seinem Pferd stand, musste er vor sich hin lächeln wenn er an Katarina dachte. Sie konnte kalt und abweisend wie eine Wand aus Eis sein, aber genau das ließ jedes kurze Lächeln, jedes fröhliche Lachen von ihr nur noch wertvoller werden. Er würde nie vergessen wie sie strahlte, als er ihr sein bestes Pferd schenkte. Alleine das begeisterte Leuchten in ihren Augen hatte den kurzen Schmerz über den Verlust dieses prächtigen Tieres wieder mehr als aufgewogen. Sein Lächeln wurde noch breiter, als Katarina an seine Seite trat und ihn mit einem seltsamen Blick ansah.
„Schick einen deiner Männer nach Norden.“ sagte Katarina besorgt, sie sollte zurück nach Süden und in Kislev auf die Rückkehr des Zaren warten, Ivan war mit seiner Armee bereits nach Kzarla aufgebrochen, um die kislevitischen Norse zu treffen.
„Was?“ fragte er überrascht „Wozu? Ich kenne die Berge nördlich von Praag seit meiner Kindheit.“
„Und mit wem reise ich zurück nach Kislev? Lass Kajetan gehen, er ist unser bester Reiter und Späher.“
„Kajetan? Dem traue ich nur so weit wie ein Jabberwock fliegen kann.“
„Ein Jabberwock?“ fragte sie und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Monster des Chaos, mit dürren, langen Hälsen, großen, hässlichen Köpfen und sie besitzen ihre Flügel nur um Krach zu machen.“
„Ein perfekter Vergleich. Trotzdem, schicke jemand anderes. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“ Katarina biss sich auf die Unterlippe um nicht weiterzureden, sie wusste was den Bojaren auf seiner kleinen Erkundung erwarten würde und sie wusste auch was er sehen würde. Wenn es dazu kam, müsste sie handeln und dass wollte sie lieber vermeiden.
„Nein, Kajetan vertraue ich nicht das Leben des Zaren an. Er ist vielleicht ein großer Krieger, doch es ist nichts Gutes in ihm, das spüre ich.“ er stieg auf sein Pferd „In ein paar Wochen bin ich wieder in Kislev und dann reiten wir gemeinsam zum Mittherbsttag nach Praag.“ mit diesen Worten galoppierte er auch schon Richtung Norden über die Steppe.
„Nein, werden wir nicht.“ sagte Katarina leise zu sich selbst.


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Ivan ritt an der Spitze seiner restlichen Husaren auf die kleine Ansammlung von windschiefen Hütten zu. Im Zentrum des Dorfes erhob sich eine schäbige hölzerne Halle nach Art der Norse. Mit einigem Abstand folgten ihm die Speerträger, Kossaren und Pistoliere. Schon seit er den Rauch am Horizont ausgemacht hatte, freute sich der junge Zar auf ein Feuer und den Met der Norse. Sie waren bereits am Eingang des Dorfes angekommen, als der Reiter neben ihm von einem Wurfspeer getroffen und aus dem Sattel geschleudert wurde. Auch andere Husaren brachen von Wurfäxten und Speeren getroffen zusammen.
„Wir werden angegriffen!“ rief Kajetan „Die Norse greifen uns an!“ Und tatsächlich stürmten fast 1500 Krieger der Norse aus der kleinen Siedlung und warfen sich schreiend auf die Kisleviten.

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„Verflucht.“ Ivan duckte sich unter einem weiteren Wurfspeer, riss sein Pferd herum und kam gemeinsam mit Kajetan lebend durch den Geschosshagel hinter die eigenen Reihen. „Kajetan! Nimm die Hälfte der Reiter an die linke Flanke, wir schießen sie einfach zusammen.“
Die Norse rannten gegen seine Speerträger an und riefen dabei nach dem Tod des Zaren und aller Gospodari. Ivan hatte keine Ahnung was in sie gefahren war und ihm blieb jetzt auch keine Zeit darüber nachzudenken. Die kislevitischen Pistoliere begannen die Nordmänner ins Kreuzfeuer zu nehmen, deren Kettenhemden boten auf diese Entfernung keinerlei Schutz vor den Kugeln und schon bald übertönte das Donnern der Pistolen das wütende Kriegsgeschrei der Norse.

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Sascha Kajetan trieb sein Pferd mitten in die Reihen der Norse, direkt auf den wild um sich schlagenden Tox zu, der mit seiner gewaltigen Axt gegen die Speerträger kämpfte. Er schwang seinen Säbel gegen den Kopf des wild gewordenen Häuptlings und tötete ihn praktisch im vorbeireiten ohne sich groß anzustrengen. Die Norse kämpfen wie Berserker bis zum letzten Mann und waren auch nach dem Tod ihres Anführers nicht bereit sich dem Zaren zu beugen. Die Pistoliere erschossen sie alle und begrenzten so die eigenen Verluste auf ein Minimum, nur etwa 100 Kisleviten waren gefallen, hauptsächlich durch die Wurfspeere der rasenden Norse.
„Was verdammt nochmal war das?“ fragte Ivan keuchend, nachdem der letzte feindliche Krieger tot zu Boden sank.
„Tox muss eure Schwester getäuscht haben, um Euch in eine Falle zu locken.“ antwortete Kajetan unbeteiligt wie eh und je.
„Ja...ja vermutlich. Letztendlich war er also doch nur ein verdammter Barbar.“

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Vladic war mitten in der Nacht in die Hauptstadt zurückgekehrt und befand sich jetzt auf direktem dem Weg zu Ivans Gemächern. Auch wenn es schon spät war, musste er seinem Zaren auf der Stelle Bericht erstatten. Der Norden regte sich, so heftig wie schon seit Jahren nicht mehr und bereits am äußersten Rand Kislev, war er auf die ersten Feinde gestoßen und zwar nicht nur vereinzelte, kleine Gruppen der Chaosbarbaren, sondern ein Heer. Eine blutrünstige Streitmacht, unter dem Banner Khornes, marschierte im Norden auf und würde alles nördlich der Hauptstadt hinwegfegen, wenn sie nicht schnell handelten. Die Chaosgötter waren anscheinend erneut bereit Krieg und Zerstörung nach Süden zu tragen. Das Heer des Zaren war zwar gerade erst wieder nach Kislev zurückgekehrt , aber sie mussten Praag sichern. Die Stadt durfte nicht fallen und war nicht in der Lage sich aus eigener Kraft gegen die Macht des Blutgottes zu stemmen. Er hastete durch die leeren Flure des Eispalastes, als er eine leise Stimme direkt neben seinem Ohr seinen Namen hauchen hörte und noch ehe er wusste was überhaupt los war, zog ihn jemand durch eine offene Tür in eines der angrenzenden, dunklen Zimmer.
„Katarina“ sagte er überrascht, als sie direkt vor ihm stand und ihn einfach nur anlächelte „Ich muss...“ bevor er weitersprechen konnte legte sie die Arme um seinen Hals und küsste den verwirrten Bojaren. Die Berührung ihrer weichen, eiskalten Lippen zog ihm den Boden unter den Füßen weg und er konnte seinen Körper kaum noch spüren. Er merkte wie alleine die Nähe zu der Eishexe in einlullte und jede Zeit vollkommen vergessen ließ. Es war, als wäre er mitten in einem Schneesturm vor Erschöpfung zusammengebrochen und müsste jetzt dagegen ankämpfen einzuschlafen.
„I...Ich...Ich muss wirklich zum Zaren.“ unterbrach Vladic sie stotternd nach einer Weile, als er es endlich schaffte sich aus seiner Starre zu reißen, und drückte sie ein Stück weg „Im Norden sammeln sich Tausende Chaosbarbaren unter dem Zeichen Khornes und ziehen nach Süden, nach Praag. Ich muss ihn warnen.“
„Ich weiß.“ antwortete sie und ihr Lächeln erstarb plötzlich „Ich höre wie das Eis erbebt, unter dem Marsch der gepanzerten Krieger, sehe wie sich eine Spur aus Feuer und Blut durch den Schnee zieht, spüre wie alleine die Anwesenheit der Dämonen Khornes das Gleichgewicht des Nordens ins Chaos stürzt.“
„Aber...“ verwirrt brach Vladic ab und sah entsetzt an sich herunter. Kein Wunder dass er seinen Körper kaum noch spüren konnte, unbemerkt hatte sich ein dünner Eispanzer auf ihm ausgebreitet. Das Eis kroch immer weiter an ihm herauf und die Kälte fraß sich bis in sein Innerstes durch. Vladic versuchte sich zu bewegen, aber er war zu schwach um auch nur einen Arm anzuheben. Das Innere seines Körpers begann nach und nach zu gefrieren und ihn vollkommen in reines Eis zu verwandeln.
„Ivan wird in Praag sein, wenn die Berserker des Blutgottes über die Mauern fluten. Auch wenn ich ihn lieber mit meinen eigenen Händen umbringen würde.“ sagte sie mit ausdrucksloser Miene „Danach werde ich die Truppen anführen um das Chaos wieder zu verjagen, als Zarin.“
„Kata...“ mehr brachte er nicht mehr heraus, bevor das Eis auch sein Gesicht erreichte und seine Lippen versiegelte.
„Ich habe dir gesagt, du sollst jemand anderes schicken. Du bist nicht der Erste den ich töten musste, aber vielleicht der Erste bei dem es mir fast schon etwas leid tut.“ sie strich über seine vereiste Wange, als der Zauber beendet war und das fröhliche, warme Leuchten seiner Augen für immer unter der dünnen Eisdecke erlosch. Es war kein gewöhnlicher Zauber gewesen, wie sie ihn bei dem Norse in Kzarla angewandt hatte. Bis zum Morgengrauen würde das Eis schmelzen und selbst die besten Magier Kislevs würden die Reste des Bojaren für gewöhnliches Wasser halten und keinerlei magische Überbleibsel finden. Erschöpft vom Einsetzen der Magie, ließ sich Katarina auf ihr Bett fallen und während sie schlief, marschierten die Dämonen Khornes immer weiter Richtung Süden.

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Aus irgendeinem Grund hatten sie hier keine Lust auf Text ^ ^ Spawnarmeen Khornes sind halt auf dem Weg nach Praag.
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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 14. Januar 2014 15:17

3. Feuer Frei! (Öffnen)
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„Weit im Norden Kislevs, bereits an der Grenze zu Norsca, liegt die alte Stadt Praag. Seit jeher diente sie als erstes Bollwerk gegen die Stämme des Chaos und musste wohl mehr Leid erdulden als jede andere Stadt der alten Welt. Die mächtigen Mauern Praags standen bereits lange vor der Ankunft der Gospodari aus den Ebenen des Ostens. Noch heute leben fast ausschließlich Ungolen in der ehemaligen Hauptstadt des Ungolenreichs, dem alten Sitz ihrer Khane. Miska gelang es einst die Mauern zu sprengen und leider auch vielen anderen in der traurigen Geschichte dieser Stadt. Zwei gewaltige Mauern schützen Zehntausende Einwohner, die sich trotz aller Härte des Nordens nicht einschüchtern lassen. Jeder Stein dieser Mauern ist durchwirkt von der Magie Imperialer Magier und in den letzten Jahrhunderten fiel Praag nur noch selten für längere Zeit an die Mächte des Chaos. Das letzte mal glaubte man die Stadt während des Großen Krieges gegen das Chaos verloren. Damals zog eine riesige Armee unter der Führung des Khornechampions Engra Todesklinge unbemerkt bis nach Praag. Angeblich sollen sie geheime Tunnel der Skaven benutzt haben. Entsprechend überrascht waren die Kisleviten, als Tausende Barbaren und Angkor, der unsterbliche Vater der Mammuts ,vor den Toren standen. Doch so mächtig und zahlreich Khornes Hunde des Krieges auch waren, die tapferen Einwohner der Stadt hielten stand. Ein Jahr lang gelang es ihnen Dämonen, Barbaren, Mammuts und Hexer abzuwehren. Bis der Champion des Khorne selbst gegen das Tor stürmte, zusammen mit 100 Dämonen, welche Geschenke des Blutgottes waren und seinem Schwert „Vernichter“ gelang es ihm das Tor aufzubrechen. Sein Sieg brachte ihm allerdings kein Glück, nur wenig später starb Engra bei der Schlacht um Kislev und doch spricht man selbst heute noch voller Grauen vom Zerstörer Praags. Denn im Laufe der Schlacht wurde soviel Chaosenergie freigesetzt, dass die ganze Stadt davon durchdrungen wurde. Die letzten Einwohner und auch viele der Barbaren verschmolzen mit den Häusern und Straßen, ein Meer aus Gliedmaßen und Tentakeln spross aus den Wänden und dem Boden hervor. Als die Kisleviten Praag letztendlich zurückerobern konnten, blieb ihnen keine andere Wahl als es bis auf die Grundmauern niederzubrennen und wieder aufzubauen. Doch selbst diese verzweifelte Tat brachte der Stadt ihren alten Glanz nicht zurück. Geister und andere Untote streiften des nachts durch die Straßen, was immer man auch unternahm es wurden immer mehr. Letztendlich konnte Praag dank den unermüdlichen Bemühungen dutzender imperialer Magier wieder zur Normalität zurückkehren...bis zum Jahr 2524, als Khorne erneut seine blutgetränkten Klauen nach Kislev und Praag ausstreckte.“


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Katarina setze sich langsam auf und blinzelte verschlafen in die grelle Mittagssonne, die ihre Kammer mit Licht flutete. Sie hatte vor Erschöpfung geschlafen wie ein Stein, lächelnd setze sie einen Fuß auf den Boden um aufzustehen und sah verwirrt nach unten, als sie in die Nässe trat. Eine Wasserlache hatte sich auf dem Fußboden ausgebreitet, das einzige was von Bojar Vladic Keanovich noch übrig geblieben war. Schnell zog sie ihren Fuß zurück aufs Bett, Katarinas gute Laune verschwand schlagartig, als sich die Ereignisse der letzten Nacht wieder in den Vordergrund drängten. Vorsichtig beugte sie sich über den Rand des Bettes und schöpfte etwas Wasser aus der großen Pfütze in ihre Hände. Katarina hauchte das Wasser sanft an und es wurde zu einem kleinen Klumpen Eis. Langsam strich sie mit dem Zeigefinger über die glatte Oberfläche des magischen Eises. Er hätte einfach auf sie hören sollen.
„Ein Andenken an deine heroische Tat?“ erschrocken sah Katarina sich erschrocken in ihrem Zimmer um „Oder ist dass was ich dort sehe tatsächlich Bedauern, vielleicht sogar echte Trauer, aus einem lange gefrorenen Herzen?“
„Wer ist da?“
„Niemand, außer mir und ich bin nichts weiter als ein Teil deiner selbst Katarina, von den roten Bokha. Aber wenn du mir unbedingt einen Namen geben musst Eisprinzessin, versuche es mit Wandler, Zauberer, Verschwörer, Tzeentch oder einfach, dein Herr und Meister.“
„Ja natürlich, genau das was mir noch gefehlt hat.“ sie stand auf und machte sich auf die Suche nach ihren Schuhen „Ich brauche einfach nur frische Luft, das ist alles.“
„Denkst du eigentlich wirklich dass dein kleiner Plan Erfolg hat? Dafür dass angeblich der Geist der großen Kahnkönigin in dir wiedergeboren wurde, hast du dich bisher nicht besonders klug angestellt. Betrunkene Norse aufzuhetzen war ja noch ganz niedlich, aber die Sache mit der Treppe...du machst dich wirklich lächerlich.“
„Was willst du überhaupt von mir?“
„Dir helfen, was sonst?“
„Sehe ich so dumm aus?“ Katarina warf sich einen Mantel über, verließ ihr Zimmer und fragte sich warum sie überhaupt antwortete, jeder Narr wusste dass man nicht mit unsichtbaren Stimmen redete.
„Leider ja, ansonsten müssten wir dieses Gespräch ja nicht führen oder? Nicht umsonst hat dein Geist mich eingelassen, tief im Inneren weiß ein Teil von dir ganz genau dass du alleine untergehen wirst. Du weißt welchen Teil ich meine, den der vor Jahren in Altdorf zerbrochen ist und bei jeder deiner Taten innerlich aufschreit vor Hilflosigkeit. Der Teil der dich daran erinnert was du früher einmal warst und solange er dich beherrscht, wirst du niemals mit der notwendigen Härte vorgehen können die du brauchst um deinen Schwur in die Tat umzusetzen, oh ja ich weiß davon. Denn ich bin Tzeentch der Allwissende und ich sehe alles. Folge mir und ihr schenke dir den Thron Kislevs auf einem silbernen Tablett.“
„Du bist nicht Tzeentch.“
„Wie kommst du auf diese absurde und vollkommen abwegige Idee?“
„Tzeentch würde subtiler vorgehen und mir nicht einfach den Thron hinwerfen als wäre er ein stinkender Fischverkäufer unten auf dem Markt.“ antwortete Katarina, während sie weiter durch die Flure des Eispalastes ging und sich fragte womit sie es verdient hatte diese nervtötende Stimme zu ertragen.
„Ich bin sicher das gehört alles zu meinem unglaublich komplizierten Plan, den du niemals durchschauen wirst Sterbliche.“
„Tzeentch hätte auch nicht einfach zugegeben dass er Tzeentch ist, sondern wäre in anderer Gestalt aufgetreten. Es sei denn du willst, dass ich denke dass du nicht Tzeentch bist, um mich zu verwirren oder ich soll denken dass du willst dass ich nicht denke dass du wirklich Tzeentch bist, vielleicht bist du aber wirklich nicht Tzeentch oder doch?“
„Was?“ fragte die Stimme und klang zum erstenmal vollkommen verwirrt.
„Tzeentch hätte das verstanden, also wer bist du wirklich?“
„Schön, dann eben nicht.“ antwortete die Stimme zerknirscht „Tzeentch besitzt bereits genug Anhänger in Kislev, er braucht dich nicht Eisprinzessin. Für Khorne war deine Tat zu unblutig und langweilig, was Nurgle angeht, ich glaube er ist einfach nur zu faul. Ich dagegen habe sofort deine Einzigartigkeit erkannt wunderschöne Eisblume des Nordens, ich bin der Fürst der Versuchung, der Gott der Begierde, der Herr der Schmerzen, dein Dunkler Prin...“
„Ja ja, ich weiß wer du bist, hör auf meine Zeit zu verschwenden. Du bist der Letzte mit dem ich mich unterhalten will.“ ein Diener war verwundert stehen geblieben und starrte sie an „Noch nie jemanden gesehen der Selbstgespräche führt!?“ fuhr die junge Magierin ihn an, woraufhin er lieber schnell dass Weite suchte.
„Das war nicht besonders höflich.“
„Sollte es auch nicht sein und was geht es dich überhaupt an?“
„Du hast immerhin ein Leben beendet, gäbe es einen perfekteren Zeitpunkt um dich in die Arme des unendlichen Chaos zu führen?“
„Ich denke dafür gibt es nie einen guten Zeitpunkt.“
„Mhm, möglich. Jedenfalls wurde ich neugierig, weil ich eine deiner Vorfahren kannte, Zarin Katharina.“
„Die Verfluchte?“
„Damals nannte man sie wohl eher die Hure, aber ich mochte sie eigentlich recht gerne, schade dass sie dann ermordet wurde.“
„Sie hätte das Land mit ihrem Wahnsinn beinahe in Stücke gerissen.“
„Wie auch immer, wir beide wissen jedenfalls dass du ganz alleine dastehst gegen deinen Bruder. Was denkst du wie lange es dauert bis jemand deine Taten bemerkt? Vladic marschierte immerhin durch den halben Palast, bevor du ihn abfangen konntest und wenn du am Galgen baumelst, wird selbst die Macht die in dir wohnt dich nicht mehr retten, Eisprinzessin.“
„Was meinst du damit?“
„Es ist doch wirklich offensichtlich, dass der Geist Miskas in dir ruht und darauf drängt den Thron zu besteigen. Selbst die Jahre im Imperium konnten diesen Drang zu herrschen nicht abtöten, letztendlich wirst du sie übertreffen, natürlich nur wenn du meine Hilfe akzeptierst.“

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„Vielleicht wird es etwas länger dauern als erwartet, bis ich meinen Thron bekomme, aber so verzweifelt dass ich deine Hilfe oder die deiner Brüder brauche bin ich nicht. Außerdem, bedeutet mit der Thron nichts, er ist nur ein Mittel zum Zweck.“
„Es war einen Versuch wert oder? Achja eins noch, ihr Kisleviten kennt euch doch gut mit Pferden aus, vor kurzem habe ich ein neues Reittier kreiert, aber es verursacht nur Probleme.“
„Was für ein Reittier ist es denn?“ fragte sie mit einem Hauch Interesse, mit Pferden kannte sie sich wirklich aus.
„Eine vierbeinige Dämonette mit acht Brüsten.“
„Ich weiß das hörst du jetzt bestimmt nicht zum erstenmal, aber: Verschwinde!“
„Wenn du meinst.“ antwortete Slaanesh beleidigt „Es gibt Orte an denen ich freundlicher empfangen werde, vielleicht sehe ich mir Sylvania näher an.“
„Ja, Vampire passen sicher gut zu dir.“ damit verstummte die Stimme endlich und Katarina marschierte schweigend weiter bis zur Eingangshalle des Palastes, in der sie auf Sascha Kajetan und Ivan traf.
„Was berichtet der Bojar? Ist der Norden sicher?“
„Er ist noch immer nicht zurück.“ antwortete der Zar besorgt, es passte nicht zu Vladic sich zu verspäten.
„Wirklich?“ fragte Kajetan überrascht „Eine der Wachen behauptet dass er letzte Nacht den Palast betreten hat.“
„Der Mann muss sich geirrt haben, Vladic wäre sofort zu mir gekommen.“ Ivan bemerkte erst jetzt die Anwesenheit seiner Schwester, der bei Kajetans Worten jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war. „Katarina, freust du dich schon auf die Mittherbsttagsfeier?“
„Ich komme nicht mit.“ antwortete sie mit zittriger Stimme „Was war das eben über Vladic?“
„Ach nichts, er verspätet sich nur, richtig Kajetan?“
„Ja, es gibt schließlich nicht viel wodurch er im Norden sterben könnte, außer Barbaren, Dämonen, Bären, Mammutherden, Goblins, Schneestürme, Chaoshunde, Berserker, Wölfe, Nachtgoblins, Riesen, Trolle, hungrige Greifen, Dunkelelfen, Chaoszwerge, Skaven, Orks, Norse...“
„Danke Kajetan. Du warst wie immer eine große Hilfe.“ unterbrach ihn Ivan mürrisch „Mit Vladic wird alles in Ordnung sein, aber warum willst nicht mit nach Praag Katarina?“
„Betrunkene Fanatiker die grölen und in Bärenfellen um ein Feuer springen? Nein danke.“ antwortete sie und rauschte auch schon an den Beiden vorbei.
„Sie sieht krank aus oder?“ fragte Ivan besorgt, Kajetan zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.



Sie zog eine Weile, in Gedanken versunken, durch die Stadt und fand sich am Ende auf einem Abschnitt der schneebedeckten Mauer wieder. Katarina stütze ihre Arme auf der Brüstung ab und ließ ihren Blick über die vereisten Ebenen streifen. Bevor sie dazu kam den eisigen Wind und die Ruhe zu genießen, wurde sie auch schon wieder unterbrochen und zwar von Kaspar von Velten.
„Was dagegen wenn ich mich zu euch geselle?“ fragte der Botschafter und stellte sich neben sie
„Ich kann Euch schlecht davon abhalten.“ antwortete sie gleichgültig
„Zieht Ihr morgen auch mit den anderen nach Norden?“
„Nein, der Mittherbsttag gehört zu den wenigen Dingen die ich nicht vermisst habe.“
„Seid ihr kein Anhänger des Kults?“
„Doch natürlich, ich glaube an Ursun den großen Bären, wie alle meine Vorfahren, auch wenn heute mehr von uns Taal und Ulric aus eurem Imperium verehren.“
„Nur die Sigmarkirche versucht noch immer vergeblich im Norden Fuß zu fassen.“ erwiderte er lächelnd.
„Zum Glück, diese wahnsinnigen Fanatiker brauchen wir hier nicht, noch dazu verehren sie bloß einen einfachen Menschen.“
„Und das sagt ihr einem Imperialen einfach so ins Gesicht?“ fragte er verwundert über ihre scheinbare Dreistigkeit.
„Mhm? Ach es ist nicht schwer zu erkennen dass ihr kein Sigmarit seid Botschafter.“ entgegnete sie mit einem einnehmenden Lächeln „Eure ganze Leibwache besteht aus Pantherrittern, ihr Orden verehrt keinen Gott, egal ob alt oder neu, sondern dient einzig und allein dem Reich.“
„Die Pantherritter kamen schon immer gut zurecht mit euch Kisleviten, ihr Hochmeister denkt bereits darüber nach einen Stützpunkt in Erengrad oder Kislev zu errichten.“
„Achja?“ fragte Katarina mit so viel Desinteresse wie sie aufbieten konnte
„Euer Bruder ist zumindest begeistert von dieser Idee, außerdem plant er den Aufbau einer eigenen Technikusakademie, scheinbar erreicht der Fortschritt endlich auch den Norden.“ fuhr der Imperiale begeistert fort.
„Ich war selber im Imperium und habe euren Fortschritt gesehen Botschafter, die mechanischen Brücken Nulns, die Ungetüme die ihr Damfpanzer nennt, diese grässlichen Pferde aus Metall und Blitzen in denen kein Funke Leben steckt und die Hirngespinste des wahnsinnigen Leonardo da Miragliano, dessen verrückte Ideen noch heute die Köpfe der Menschen verwirren.“
„Er war wohl eher genial als wahnsinnig.“
„Achja? Und welche Königreiche will der Imperator in seinem Größenwahn mit diesem Schwerer-als-Luft-Fluggerät, was für ein dummer Name, erobern? Die Wolken selbst? Es gelang Leonardo sogar die unzähmbaren Winde der Magie zu brechen und nach seinen Vorstellungen zu formen, das ist einfach nur unnatürlich.“
„Die Artilleriezüge Nulns sind der einige Grund warum das Reich noch immer existiert, wenn erstmal Kanonen auf diesen Mauern stehen und den Norden bewachen werdet ihr erkennen dass sie euch Frieden und Sicherheit bringen.“
„So wie dem Imperium? Seit über 2000 im dauerhaften Kriegszustand wird es von Jahr zu Jahr kleiner, diese Stadt steht auf Boden der früher zum Reich gehörte und ist der beste Beweis dafür dass eure Kanonen vollkommen nutzlos sind.“
„Diese Diskussion können wir sicher auch ein andermal fortführen, ich wollte eigentlich etwas anderes mit euch bereden.“
„Spukt Euch noch immer dieser Menschenschlächter im Kopf umher Botschafter?“ noch ein Thema dass sie nicht im Geringsten interessierte, sie glaubte dem Botschafter, aber irgendein ein verrückter Mörder kümmerte sie nicht, sie hatte ihre eigenen Probleme.
„Was sonst? Ihr habt es vielleicht in Eurem glänzenden Spielzeugpalast nicht bemerkt, aber man findet immer mehr Leichen, überall in der Stadt.“ antwortete Kaspar
„Die Verbrecherbanden sind zu dieser Jahreszeit immer sehr damit beschäftigt sich gegenseitig umzubringen, aber sobald der Winter beginnt werden sie ruhiger.“
„Aber ich...Moment“ der Imperiale brach verwirrt ab „sagtet ihr gerade, sobald der Winter beginnt? Hier liegt mehr Schnee als ich in meinem ganzen Leben gesehen habe und es ist kälter als in den Middenbergen.“
„Es ist Herbst, wartet noch zwei Monate und Eure Füße frieren am Boden fest.“ Katarina musste lachen, als sie die entsetze Miene des Botschafters sah „Denkt ihr Euer Mörder hat nichts mit den Banden zu tun?“
„Ich weiß es nicht, wie auch? Niemand hier will mir und meinen Rittern helfen, ich bekomme nicht mal die Namen der Toten.“
„Dabei kann ich euch nicht helfen, selbst wenn ich wollte.“
„Ich brauche auch nur einen Namen, den des Anführers dieser Bratwa.“
„Wenn ihr euch unbedingt umbringen lassen wollt.“ sie überlegte kurz „Am östlichen Markt steht das Hauptquartier von Ivanovich Tschekatillo, es ist das einzige Gebäude im Viertel aus Stein, nicht zu verfehlen.“
„Tschekatillo, hat er nicht den früheren Botschafter bestochen?“
„Außerdem kontrolliert er praktisch die gesamte Unterstadt, wenn Eure Morde etwas mit den Banden zu tun haben, dann weiß er was darüber. Aber bei Ursun seid höflich zu ihm! Ansonsten findet man Euch bald auch Scheibchenweise in irgendeiner Gasse.“
„Ich werde es mir merken.“



Kaspar von Velten rammte Tschekatillo hart gegen die Wand und hielt seine Pistole ins Gesicht. Zwei seiner Ritter hatten sich hinter ihm aufgebaut und hielten die restlichen Kisleviten mit gezückten Schwertern vom Eingreifen ab.
„Seid ihr verrückt? Verdammt wer bist du überhaupt!“ presste Tschekatillo mühsam hervor.
„Der imperiale Botschafter und ihr solltet froh sein, dass wir uns nicht in einer Folterkammer unterhalten.“
„Ah, das passt zu euch Imperialen, einfach unbescholtene Bürger...“
„Unbescholten? Ich weiß von deinen Geschäften mit meinem Vorgänger, also spar dir die Schauspielerei.“
„Oh, seid ihr etwa auch hier um Geschäfte zu machen?“
„Beleidige mich lieber nicht Abschaum.“ antwortete Kaspar von Velten und drückte ihn fester an den rauen Stein „Ich habe nur eine einfache Frage, dann bin ich wieder verschwunden. Sagen wir du müsstest dringend jemanden loswerden...
„Zum Beispiel einen neugierigen Botschafter?“ unterbrach ihn der Kislevite, mit einer Frechheit die in dieser Situation vollkommen unangemessen war.
„Ja genau, wen würdest du schicken?“
Tschekatillo ließ sich die Situation kurz durch den Kopf gehen, seine Männer waren nur mit Messern und Knüppeln bewaffnet, gegen die Runenschwerter und schweren Rüstungen der Pantherritter würde das kaum ausreichen „Rejak, etwas unheimlich, aber tödlich wie ein Druchii, er ist ein Psieschopad.“
„Psychopath“
„Genau, ihr könnt im Süden wirklich gut mit schwierigen Wörtern umgehen.“
„Ich habe ein paar einfache für dich: Wo ist er?“
„Er wohnt in diesem Viertel, einer meiner Männer kann euch hinführen.“
„Oh nein, du begleitest uns.“ Kaspar packte ihn am Kraken und zerrte ihn hinter sich her.
Was sie in dem kleinen, dunklen Raum des Auftragsmörders vorfanden entsprach allerdings nicht ganz ihren Erwartungen. Auf dem Boden lagen die blutigen Einzelteile eines Mannes und ein abgetrennter Kopf starrte sie vom Bett aus an.
„Ist das dieser Rejak?“
„Weiß nicht, vielleicht. Normalerweise ist er nicht übers ganze Zimmer verteilt.“
Einer der Ritter packte den Kopf an den Haaren und hielt ihn Tschekatillo direkt vors Gesicht „Und jetzt?“
„Ja verflucht ja! Das ist er, jetzt pack das Ding weg, was stimmt bloß nicht mit euch Imperialen?“
„Zeitverschwendung.“ sagte der Ritter zum Botschafter und warf Rejaks Kopf zurück aufs Bett.
„Nicht ganz.“ Kaspar zog einen kleinen Zettel aus einer Hand des Toten.

Anfangs fand ich Euer merkwürdiges Interesse für mich noch recht aufregend und betrachtete es als nette Abwechslung, zu den sonst so blinden Wachen Kislevs. Aber langsam wird Euer Benehmen unheimlich, findet ihr nicht auch? Sucht Euch ein hübsches Gospodarimädchen und verbringt Eure freie Zeit mit den schönen Dingen des Lebens, anstatt mir auf Schritt und Tritt zu folgen. Ansonsten landen bald nicht nur die Leichen von Abschaum wie Rejak vor Euren Füßen.
Achja und willkommen im eisigen Norden, Botschafter.

Mit freundlichen Grüßen, und in der unerschütterlichen Hoffnung Eure Besessenheit etwas gedämpft zu haben, die zirpende Zikade von Kislev.


...

Bereits vor ein paar Tagen war der Zar nach Norden aufgebrochen, umso verwunderter war Katarina, als er ihr gemeinsam mit einem jungen Mann entgegenkam, welcher energisch auf Ivan einredete.
„Ich weiß nicht wie viele es sind, vielleicht 3000 oder auch 4000, sie griffen mitten in der Nacht an und...“
„Du bist bereits aus Praag zurück, Ivan?“ unterbrach sie den Fremden überrascht, eigentlich hatte sie nicht damit gerechnet ihn lebendig wiederzusehen.
„Soweit bin ich gar nicht erst gekommen. Auf halben Weg traf ich auf Alex, den Bojaren von Praag.“

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„Bojar? Was ist mit eurem Vater passiert?“
„Tot.“ antwortete Alex knapp „Genauso wie fast 20.000 andere liegt er erschlagen in Praag, der Blutgott hat die Stadt erobert und der Norden ist mal wieder an das Chaos gefallen.“

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„Khorne?“ fragte Katarina mit vorgetäuschter Überraschung „Können wir sie aufhalten bevor sie weiter nach Süden vordringen?“
„Natürlich, die Garnison der Stadt wird schon morgen den Lynsk entlang nach Praag marschieren und diese lächerliche Barbarenhorde zerschlagen.“ sagte Ivan gelassen.
„Wir müssen uns beeilen, bevor das Chaos ganz Praag korrumpieren kann, ansonsten muss es erneut niedergebrannt werden.“ erwiderte Alex, weniger siegessicher und unbekümmert als sein Zar.
„Nun, dann viel Erfolg in der Schlacht.“ mit diesen Worten wollte sie auch schon weitergehen.
„Warte!“ hielt Ivan sie auf „Unsere Magier haben erst letzte Woche den Palast erweitert und sind vollkommen ausgelaugt, sie können sich kaum bewegen.“
„Also geht Kislev am Ende daran Zugrunde dass der Adel mehr Zimmer für seine Bastarde braucht?“ fragte sie amüsiert
„Ich wünschte ich könnte auch darüber lachen, wir brauchen dich im Norden, der Lynsk ist zu dieser Jahreszeit noch nicht gefroren und es gibt nur eine Brücke, die vermutlich in der Hand der Barbaren ist. Du musst uns einen Weg über den Fluss schaffen.“
„Meine erste Schlacht? Wie sollte ich dazu nein sagen.“
„Gut, ich muss noch mit Kajetan sprechen und die Truppen sammeln lassen.“ sagte der Zar während er in einen anderen Gang verschwand „Achja und bring den Bojaren bitte in irgendeinem Gästezimmer unter.“
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinanderher, erst als sie vor einer Tür stehen blieben unterbrach der frischgebackene Bojar die Stille.
„Das habe ich vollkommen vergessen, ich muss noch mit Vladic reden!“
„Was?“ sie erstarrte und blickte ihn verwirrt an.
„Der Bojar von Ostrok, er kam kurz vor dem Angriff der Barbaren nach Praag um uns zu warnen. Wir haben nicht sofort evakuiert, weil er Verstärkung aus der Hauptstadt bringen wollte, wo ist er?“
„Er ist nicht hier.“ antwortete sie steif
„Seid ihr sicher? Aber er hätte bereits vor einigen Tagen hier ankommen müssen.“ erwiderte Alex nachdenklich.
„Was denkt Ihr wo er steckt?“
„Ich weiß nicht aber...“ er schüttelte nur den Kopf und brach ab
„Aber?“ fragte Katarina und sammelte eher unbewusst genug von ihrer Macht um Alex mit einer einzigen Handbewegung einzufrieren.
„Das Chaos war schon immer hinterhältig, vielleicht sind Spione am Hof und haben Vladic abgefangen.“
„Ist es nicht etwas voreilig so einen Verdacht auszusprechen und vielleicht eine vollkommen überflüssige Hexenjagd anzuzetteln?“
„Ähm, nun ja vielleicht. Ich habe auf meiner Reise hierher das Geheul von Chaoshunden gehört. Mehrere Rudel sind zwischen Kislev und Praag unterwegs, vielleicht sind sie Vladic über den Weg gelaufen.“
„Das klingt schon viel logischer.“
„Aber...“
„Nacht.“ unterbrach sie ihn, drehte sich um und ließ den verwirrten Bojaren stehen.


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Der Champion Khornes, Yngwie vom Stamm der Sarls, stand vor seiner Armee und und hämmerte unruhig die Köpfe seiner Beile aneinander, während er verächtlich den Aufmarsch der Kisleviten beobachtete. 4000 Berserker hatte er nach Süden geführt, in ihren Augen spiegelte sich der Blutdurst des Kriegsgottes selbst wieder und an ihrer Seite marschierten fast 200 Zerfleischer, die Zähne des Krieges.
„Das ist es was Kislev uns entgegenschickt? Ein kleiner Haufen Narren mit Stöcken!“ rief er aufgebracht und ging in seiner roten, schweren Rüstung zornig auf und ab.
„Dort neben dem Zaren, auf dem weißen Pferd, sitzt eine Magierin, zumindest sie könnte ein Problem werden.“ antwortete Jobst, der Anführer seiner Reiter von seinem Pferd aus.
„Niedlich, fast so niedlich wie diese Spielzeug Armee, die meine Hunde des Krieges zerfetzen werden.“ Yngwie stapfte ein paar Schritte durch den Schnee nach vorne und schrie den Kisleviten entgegen „HÖRST DU MICH ZAUBERIN!? ICH WERDE DIR DIE HAUT ABZIEHEN, MIT DEINEN EIGENEN VERDAMMTEN ZÄHNEN!“
„Großartig, die Schlacht hat noch nicht mal angefangen und er ist schon völlig abgedreht.“ sagte Jobst zu sich selbst, manchmal übertrieb Khorne es etwas wenn er seine Champions zu wahren Kampfmaschinen werden ließ.
„Angriff! Angriff!“ schrie der gewaltige Champion geifernd „ANGRIFF! ANGRIFF!“

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Der Wind trug das Gebrüll des Champions bis zu den viel zu dünnen Schlachtreihen der Kisleviten herüber und Katarina verzog genervt das Gesicht.
„Ein Bewunderer von dir?“ fragte Ivan seine Schwester grinsend.
„Haben wir nicht zu wenige Reiter dabei?“ antwortete sie mit einer Gegenfrage und ignorierte seinen dummen Spruch.
„Nein, es wird reichen. Sie sind zwar doppelt so viele wie wir, aber nicht mal 1000 Krieger werden unsere Reihen erreichen.“
„Sind die Urugan Mörser wirklich so mächtig?“ fragte Katarina misstrauisch nach, sie setzte keinerlei Vertrauen in diese seltsamen, stinkenden Gerätschaften.
„Nicht nur sie, hinter den Speerträgern stehen 500 Gewehrschützen und weitere 500 Kossaren. Gegen diesen Geschosshagel schützt keine Rüstung, ein paar Salven und die Barbaren rennen wie die Schafe.“
„Ich glaube nicht dass sie so schnell fliehen werden.“ sagte Katarina zweifelnd, während die blutrote Wand aus Wahnsinnigen sich auf die Stellungen der Kisleviten zuschob.
„Und wenn schon, jeder Schütze trägt eine Berdysch bei sich und die Kossaren haben eh ihre Äxte.“
„Mörser!“ rief Kajetan neben ihnen „Strzelac!“
Die drei Urugan Mörser donnerten und schickten die ersten Geschosse in die Reihen der Barbaren. Sie zerrissen die dichte Formation einfach und sprengten gewaltige Lücken in die Armee Khornes.
„Gewehre!“ rief Kajetan wieder, als sie trotzdem noch immer näher kamen „Strzelac!“

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Die Krieger in den roten Rüstungen wurden umgerissen und schon die erste Salve verwandelte die vorderste Reihe in einen blutigen Brei. Zusätzlich dazu eröffneten jetzt auch die Kossaren dass Feuer und jagten den Gegnern hunderte Pfeile entgegen.
Doch die erwartete Panik unter den Barbaren blieb aus, stattdessen setzen sie ungerührt einen Fuß vor den anderen, hinweg über die Leichen ihrer Brüder und kamen den dünnen Reihen der Speerträger immer näher.
„Sie marschieren einfach weiter.“ flüsterte Ivan entsetzt.
Die ersten Berserker Khornes stürmten bereits auf die Formation der Speerträger zu. Die wilden Krieger wühlten sich mit ihren Äxten einfach durch die panischen Speerträger und drohten sie zu überrennen.

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„Kajetan! Der Speerwall muss halten.“
Der Krieger nickte nur kurz, sprang von seinem Pferd und rannte durch die Reihen der Schützen auf die schwankende Linie der Speerträger zu.
„Husaren zu mir!“ schrie Ivan und mehr als 100 Reiter der berühmten Greifenlegion versammelten sich an der linken Flanke. Die Reiter mit den schwarzen Flügeln stammten direkt von den berühmten Rittern der Gospodari ab, mit denen die Eishexe Miska einst ihr Reich schuf. Die Flügel kreischten und heulten im Wind, als die Greifenhusaren sich auf ihre Beute stürzten und die leichter gepanzerten Teile der Barbarenhorde einfach niederritten.

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Eine Weile tobte die Schlacht mit unverminderter Härte um Katarina herum und während die Husaren langsam eingekreist wurden, hielt das Zentrum der Speerträger weiterhin stand. Angeführt von Kajetan, dem größten Krieger Kislevs und Held dutzender Schlachten, drängten sie die Berserker Stück für Stück zurück. Bewaffnet mit zwei Säbeln und freiem Oberkörper bewegte sich Kajetan durch die Reihen der Feinde als wäre er unverwundbar. Es war in diesem Moment, als die Geschosse einer ganzen Mörsersalve inmitten der eigenen Speerträger einschlugen. Die Explosionen schleuderten Kajetan von den Beinen und durch die Lücken im Speerwall stürmten die Dämonen Khornes.

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„Die Gehörnten!“ schrie einer der Kisleviten entsetzt „Die Gehörnten kommen!“
Die Zerfleischer brachen die angeschlagene Linie der Speerträger mit Leichtigkeit auf. Die Kugeln aus den hinteren Reihen ignorierend, stürzten sie sich mit ihren gewaltigen gezackten Schwertern auf die in rot gekleideten Schützen. Die wenigen Greifenhusaren waren besiegt und hunderte Chaosritter fielen den Kisleviten in den Rücken und die Flanken. Die Infanterie Kislevs wurde eingekreist und vernichtet, nur wenige flohen panisch Richtung Süden...wo der Fluss bereits auf sie wartete und ihnen den Weg versperrte.

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Ivan hielt sich keuchend die Seite, die Axt eines Chaosritters hatte ihn getroffen und sein Kettenhemd durchdrungen, während er mit den wenigen überlebenden Husaren das Ufer erreichte. Hinter sich hörten sie bereits dass blutgierige Geheul der Berserker, als Ivan seine Schwester sah. Winterwind ging einfach weiter als sie den Fluss erreichte, dass Wasser unter den Hufen des weißen Pferdes wurde zu festem Eis und erschuf so eine breite Brücke über den Lynsk. Ohne lange zu überlegen trieb Ivan sein Pferd vorwärts und folgte ihr über die bereits wieder zerbröckelnde Eisbrücke. Schwer atmend hielt er an und blickte zurück. Von dem Weg aus Eis waren nur noch vereinzelte Brocken zu sehen, die im Wasser trieben und seine Männer wurden von den mehr als Tausend verbliebenen Barbaren in die eisigen Fluten des Lynsk getrieben. Einige der Berserker sprangen in ihrem Blutrausch hinterher um weiterzukämpfen, der Rest versuchte Äxte über den breiten Fluss zu werfen und ihn zu treffen.
„Katarina!“ rief der junge Zar seiner Schwester hinterher, die unbeirrt weiter nach Süden ritt. Fluchend und blutend folgte er ihr, während das wahnsinnige Gelächter der Berserker ihn verfolgte.

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Zuletzt geändert von Vanidar am 20. Februar 2014 11:14, insgesamt 5-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 16. Januar 2014 16:53

4. Eismagie und Wahnsinn (Öffnen)
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„Achja Kislev, wie viele Jahre meines Lebens habe ich damit verbracht in diesen leeren Steppen umherzuziehen...und jedes einzelne davon hat mich einfach nur angekotzt! Entweder es regnet den ganzen Tag ununterbrochen oder man versinkt bis zum Hals in meterhohen Schneewehen. Das Klima in Kislev bringt mich fast um den Verstand! Man reitet mitten im Sommer los und bereits auf dem Rückweg nach Hause erfriert man im Schlaf weil der Winter vollkommen ohne Vorwarnung über einen kommt. Wenn man nicht erfriert, ersäuft man in einem der vielen Flüsse und Sümpfe oder wird von einem verdammten Riesenwolf gefressen...wenn nicht sogar von noch schlimmeren Kreaturen. Man schleppt sich von einem Stanitsa, was wohl Dorf bedeutet in ihrer merkwürdigen Sprache, zum nächsten, nur um festzustellen dass es in ihren löchrigen Häusern fast noch kälter ist. Dazu kommt dass ich niemals schwerere Verhandlungspartner hatte als einen Hetman, eine Art Bürgermeister der kislevitischen Dörfer. Ehemalige Hauptleute der Husaren, die wie kleine Könige herrschen und mich mit ihrer Sturheit oft an den Rand der Verzweiflung trieben. Wie auch im Imperium funktioniert auch in den größeren Städten Kislevs nichts ohne die Bürokratie, nur mit dem Unterschied dass die Beamten in Kislev fast alle Teil irgendeiner der vielen Verbrecherbanden sind. Alles in Kislev besitzt eine Steuer und zwar wirklich ALLES, da der Tzar ja letztlich derjenige ist, dem ganz Kislev gehört. Die Kisleviten verehren Geister und Gespenster von irgendwelchen Bäumen oder wilde Tiere wie die Bären, auch wenn einige Götter des Imperiums an Einfluss gewinnen. Die Adligen sind erstaunlicherweise hauptsächlich Norse. Allerdings besitzen die Aristokraten wenig Einfluss und meistens werden sie stillschweigend ignoriert. Anders als im Rest der Welt ist der Adel Kislevs dafür beim einfachen Volk sehr beliebt, was hauptsächlich daran liegt dass die Adeligen teilweise genauso arm sind wie der Rest. Aus irgendeinem Grund haben sie sogar ihre eigene Zeitrechnung, der Gospodarikalender beginnt mit der Gründung Kislevs durch Miskas Tochter Shoika, im Jahr 1524. Ihre Währung müsste ich eigentlich gar nicht erst erwähnen, eine kislevitische Mark würde ich nicht mal annehmen wenn ich sie geschenkt bekomme. Den größten Einfluss besitzen wohl die Bojaren, sie können ihre Abstammung auf die Ritter der Gospodari zurückführen die einst mit Miska nach Westen kamen. Viele von ihnen sind hervorragende Reiter und abgehärtete Kämpfer die die Armee Kislevs anführen. Nur in Praag hat es ein Ungole geschafft Bojar zu werden, eben weil Praag von Ungolen bevölkert wird. Die Bojaren Kislevs verbindet eins, das vollkommene fehlen von Bildung und oft eine Brutalität die mich schaudern lässt.
Schlussendlich bleibt mir nur noch eins zu sagen, dass jeder der sich in den Norden wagt wissen sollte: Nimm ihr Essen, nimm ihre Güter, nimm ihre Pferde, nimm ihre Frauen aber bei Sigmar verlass ihr ödes Land und ihr wertloses Geld!“

Hans Bienfeld, Händler aus Ostland


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Ivan kam es so vor, als würden sie bereits ewig zwischen den Bäumen umherirren, was eigentlich unmöglich war denn soweit er wusste gab es keine größeren Wälder in diesem Teil des Landes. Er drückte einen Fetzen Stoff auf seine Wunde, der längst von Blut vollkommen durchdrungen war. Ritten sie im Kreis? Als ihm bereits schwindlig wurde und die schneebedeckten Bäume begannen sich vor seinen Augen zu drehen, hielt Katarina endlich an und stieg von Winterwind ab. Ivan dagegen fiel eher von seinem Pferd, taumelte ein paar Schritte weiter, ließ sich in den Schnee fallen und lehnte sich erschöpft an einen Baum.
„Wo sind wir?“ fragte er erschöpft.
„Im Staslav Wald, nördlich von Bolgasgrad. Wir müssten das Dorf bald erreichen, falls noch andere überlebt haben werden sie dort sein, es gibt östlich von Erengrad keine andere Brücke über den unteren Lynsk.“
„Warum hast du...ah verflucht.“ er drückte fester auf die klaffende Wunde an seiner Seite, aber dass Blut floss trotzdem langsam zwischen seinen Fingern hindurch „Warum hast du die Eisbrücke nicht länger aufrecht gehalten? Ich bin nur knapp ans andere Ufer gekommen und viele sind zurückgeblieben.“
„Schneller konnte ich sie nicht zerstören.“ antwortete Katarina leise und ohne ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Was hast du gesagt?“
„Panik, schätze ich. Es war meine erste Schlacht und überall brachen die Dämonen Khornes durch unsere Reihen.“ sagte sie diesmal laut und deutlich.
„Panik? Panik ist etwas dass wir Bokha uns nicht leisten dürfen.“ er lächelte schwach und wechselte plötzlich das Thema „Erinnerst du dich an den Winter vor zehn Jahren? Als Vater auszog um dem Ursunkult zu alter Stärke zu verhelfen?“
„Fast einen Monat zog er durch die Wildnis um einen der großen, weißen Bären zu erlegen und sein Fell zu tragen.“
„Er fand auch einen und kämpfte den ganzen Tag mit der Bestie. Vom Geruch des Blutes, das aus ihren zahlreichen Wunden floss, wurde ein Rudel Wölfe angelockt. Rücken an Rücken kämpften Bär und Mensch gemeinsam gegen die Wölfe und töteten sie alle. Nach dem Kampf brach Vater schwer verwundet vor der gewaltigen Bestie zusammen.“
„Ja, man fand ihn einige Tage später, zusammen mit dem Bären der über ihn wachte und ihn vor der Kälte schützte. Seitdem wich der Bär nicht mehr von seiner Seite.“
„Urskin, auf seinem Rücken sah Vater aus als wäre er der Sohn Ursuns.“ Ivans Augenlider begannen zu flattern und seine Stimme wurde immer leiser und abgehakter, während das Leben aus ihm floss „Vielleicht sollte...ich mir auch...einen Bären...“ er brach kraftlos ab.
Katarina hob seinen Speer aus magischem Eis auf und betrachtete ihn eine Weile „Splitterklinge, wusstest du dass Miska diese Waffe aus dem größten Gletscher Norscas für ihre Tochter schuf? Mit diesem Speer besiegte sie später die restlichen Streitkräfte der Ungolen und errichtete die Stadt Kislev. Der Beginn unserer eigenen Zeitrechnung, unseres eigenen Reiches. Schon die kleinste Wunde, die mit Splitterklinge verursacht wird, lässt das Blut der Feinde zu Eis gefrieren. “
„Keine Geschichtsstunde, bitte.“ flüsterte er immer leiser und die Augen fielen ihm zu, als Bewusstlosigkeit den jungen Zar endgültig einhüllte.
„Ja, geredet wurde wirklich genug.“ der Blutverlust würde ihn mit ziemlicher Sicherheit töten oder vielleicht auch die Kälte, doch diesmal würde sie kein Risiko eingehen und es schnell beenden. Katarina legte die Speerspitze an den Hals des bewusstlosen Zaren und blickte ihn mit leeren, ausdruckslosen Augen an, doch sie zögerte. Seit ihrer Ankunft, hatte sie noch nicht herausgefunden ob er den Tod verdiente und das nagte noch immer an ihr. Katarina umfasste die Waffe fester und schluckte ihre Unsicherheit herunter. Die Antwort auf diese Frage war unwichtig, sie musste ihn aus dem Weg schaffen.
„Mein Zar!“ rief jemand hinter ihnen. Katarina richtete den Speer, ohne nachzudenken, ruckartig in die Richtung der Stimme und ließ ihrer Magie freien Lauf.
„Verflucht was soll das!“ schrie Alex von Praag und hielt sich schützend die Arme über den Kopf, als der Baum neben ihm sich in Eis verwandelte. Er zersprang und zerfiel zu einem feinen Kristallstaub, der sich auf den Bojaren und die abgekämpften Männer legte, die hinter ihm aus dem Wald brachen. An seiner Seite stand Sascha Kajetan, der als einziger ausgeruht und voller Energie wirkte, obwohl er inmitten des heftigsten Schlachtgetümmels gewütet hatte sah der Krieger aus wie immer. Fast 300 von ihnen war die Flucht vor den Berserkern Khornes gelungen.


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„Die Chaosbarbaren rücken nicht weiter vor, sondern halten ihre Stellung in Praag. Mit 1500 Mann könnten sie nicht mal in die Nähe der Hauptstadt gelangen, so wahnsinnig sind selbst die Anhänger Khornes nicht.“ begann Alex von Praag seinen Bericht.
“Wie sieht es mit Verstärkungen aus?“ fragte Ivan und setzte sich in seinem Bett auf. Der Hetman des Dorfes hatte sie in seinem Haus untergebracht. Seine Wunde war noch nicht so weit verheilt dass er sich ins Schlachtgetümmel stürzen sollte, aber das interessierte Ivan im Moment wenig. Sobald er genug Truppen hinter sich wusste, würde er Praag zurückfordern.
„1000 Mann aus Erengrad sind fast hier, 1000 Weitere kommen in ein paar Tagen an. Außerdem haben einige der Magier es endlich geschafft sich aufzuraffen und werden uns unterstützen.“
„Gibt es sonst irgendwas wichtiges?“
„Ansonsten nur noch schlechte Nachrichten, mein Zar.“
„Raus damit, ich glaube nicht dass meine Laune noch weiter sinken kann.“
„Im Norden haben sich Trolle zu einer großen Rotte zusammengeschlossen und Kzarla erobert. Der Reiter den ich ausschickte, berichtet davon dass der neue Hetman des Dorfes tot ist, genau wie alle anderen Bewohner. Angeblich sind es inzwischen fast 60 Trolle die sich in den Ruinen von Kzarla eingenistet haben“

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„60?“ fragte Ivan entsetzt nach und hoffte dass er sich verhört hatte, seine angeschlagene Armee könnte es unmöglich mit so vielen Trollen aufnehmen „Darum muss ich mich später kümmern, selbst wenn wir Khornes Anhänger verjagen, sind nicht einmal annähernd genug Truppen im Norden um so einer großen Menge Trolle etwas entgegenzusetzen.“
„Außerdem rebellieren die östlichen Ungolenstämme unter einem einfachen Banditen namens Shvirt. Sie sammeln sich bei Dyshuka, wie damals Alexis, den sie nur noch den Bärentöter nennen. Sie behaupten dass ihr...“ er brach ab.

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„Dass ich was?“ fragte Ivan bissig nach, noch mehr schlechte Nachrichten würde er nicht verkraften.
„Dass ihr Praag mit Absicht nicht gerettet habt, weil fast alle Einwohner nur Ungolen waren.“
„Nimmt diese verdammte Dummheit denn nie ein Ende? Wie viele Männer hat dieser Shvirt?“
„Fast 2000 und falls wir den Aufstand nicht schnell niederschlagen, wird er noch mehr um sich scharen.“
„Nachdem ich ihn getötet habe müssen wir endlich eine langfristige Lösung finden, sich alle paar Monate mit den Ungolen rumzuschlagen ist auf Dauer einfach nur nervtötend.“ seufzte der Zar und wünschte sich einmal mehr er würde nicht über einen Haufen Idioten und Kinder herrschen „Wie seid ihr eigentlich vom Schlachtfeld entkommen?“
„Ich habe keine Ahnung, nachdem der Speerwall gefallen war und die Zerfleischer durch unsere Reihen brachen wurden wir langsam eingekreist. Als ich bereits nicht mehr damit rechnete zu überleben tauchte Kajetan zwischen uns und den Feinden auf. Ich weiß nicht was die Barbaren in ihm gesehen haben, doch sie verstummten und hielten in ihrer Raserei inne. Sie wichen fast schon panisch vor ihm zurück, als wäre er ein leibhaftiger Gott. Wir nutzten diesen Moment der Verwirrung um uns abzusetzen.“


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„All diese Männer sind so schnell von Erengrad bis hierher marschiert?“ fragte Katarina, als sie mit Ivan und Alex an der Spitze der mehr als 1000 Mann ritt. Erst vor wenigen Stunden hatten sie Praag zurückerobert, die rund 600 Barbaren innerhalb der Stadt stellten kein großes Problem dar. Ihre Schützen waren über die Mauern gestürmt während der Rammbock das notdürftig reparierte Tor mit wenigen Schlägen zerstörte. Den Gewehren und Berdichen hatten die wenigen Barbaren nicht viel entgegenzusetzen. Jetzt verfolgten sie die restlichen rund 1500 Anhänger Khornes, die sich gemeinsam mit ihrem Champion nördlich von Praag herumtrieben.

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„Ja, Erengrad blieb in letzter Zeit von Angriffen und Aufständen verschont, im Gegensatz zum Rest des Landes. Wenigstens die Norse von Erengrad scheinen nicht vergessen zu haben wem ihre Treue gehört.“ antwortete Ivan und in seiner Stimme schwang naiv die Zuversicht mit dass sich das auch nicht ändern würde „Schade ist nur dass keine Bärserker unter ihnen sind.“
„Sind Berserker nicht eh unsere Feinde?“
„Nein nicht Berserker, Bärserker.“
„Wo ist der Unterschied?“
„Bärserker sind etwas verrückter.“
Katarina öffnete ihren Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn aber sofort wieder kopfschüttelnd und ließ ihr Pferd langsamer gehen um in der Kolonne weiter zurückzufallen.
„Was war denn jetzt?“
„Ich glaube das Gespräch war ihr zu dumm, mein Zar.“ antwortete Alex so respektvoll wie möglich.
„Oh.“
„Was ist das?“ fragte der Bojar, als zwei glänzende Vögel aus purem Eis auf die marschierende Armee zuhielten und sich auf Katarinas Schultern niederließen.
„Mann nennt sie Miaskafalken, nur wenige aus unserer Familie haben jemals gelernt diese Kreaturen zu rufen. Miska nutzte sie vor 1000 Jahren um ihren Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein, sie sehen Dinge die gewöhnlichen Augen verborgen bleiben.“
„Sie bestärken zumindest die Gerüchte, die seit der Rückkehr Eurer Schwester aus dem Süden kursieren.“ sagte Alex nachdenklich
„Gerüchte?“
„Manche behaupten sie ist die Reinkarnation der großen Gospodarikönigin, die selbst der vereinten Macht Bretonniens, des Imperiums und der Zwerge standhielt. Ihre Magie ist den zerstörerischen Kräften der Eishexe sehr ähnlich.“
„Ich habe vergessen, dass Miska bei euch in Praag selbst heute noch nicht besonders beliebt ist.“
„Sie hat es immerhin niedergebrannt, als sie mit ihren Rittern mordend durch den Norden zog und auf den Ruinen unserer Städte Kislev gründete.“
Die Beiden drehten sich neugierig um. Katarina ritt inzwischen fast am Ende der kleinen Armee zwischen den mürrischen, alten Magiern aus Kislev. Einer der mystischen Vögel hatte sich auf dem Kopf der jungen Magierin niedergelassen und in ihren langen, eisgrauen Haaren verfangen, während sie lachend versuchte das magische Wesen zu befreien.
Ivan musste lächeln als er das sah und blickte wieder nach vorne „Manchmal, Bojar, sind Gerüchte nichts anderes als genau das, Gerüchte.“

„Beeindruckend“ sagte Vladimir, der oberste Magier des Eisordens neben Katarina und betrachtete die Vögel neugierig.
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Es gibt in der Mod meherere Arten von Magiern, keine davon kann man rekrutieren. Es ist immer nur möglich 1 Einheit per Zufall durch ein Skript zu bekommen. Die kislevitischen Eismagier sind im Prinzip wie Mörser, nur dass sie nicht unendlich lange nachladen müssen.

„Ich weiß.“ antwortete sie ungerührt und tätschelte weiterhin den Schnabel eines Eisfalken, ohne den alten Mann groß zu beachten. Die Magier seines Ordens waren nicht viel besser als die Narren aus dem Süden, ihre Magie bedeutete für sie nichts. Mehr als sinnlose Zauberkunststückchen und ein bisschen rohe Gewalt brachten sie nicht zustande.
„Eure Fähigkeiten sind, obwohl ihr noch so jung seid, bereits in ganz Kislev bekannt.“ versuchte Vladimir weiterhin ein Gespräch zu beginnen
„Ja? Von Euch habe ich noch nie etwas gehört.“ sie neigte ihren Kopf zur Seite, so dass ihr Ohr näher am Schnabel des Eisvogels auf ihrer Schulter war.
„Was sagen sie euch?“ fragte er neugierig
„Der Feind hat bereits vor einer Weile angehalten, sie wissen dass wir sie verfolgen. Die Barbaren fühlen sich sicher weil wir nur wenige sind und erwarten uns.“
„Warum ziehen sie sich nicht weiter nach Norden zurück? Ihnen muss klar sein dass sie mit so wenig Männern nicht ganz Kislev erobern können.“
„Khorne selbst treibt sie zum Kampf, es ist ihm egal wessen Blut heute vergossen wird. Die Schlacht wird bald beginnen und damit auch Rache für die Niederlage am Lynsk.“
Der Blick des Magiers fiel auf den kleinen, schlichten Anhänger aus Eis den sie um ihren Hals trug. Nur sehr schwach nahm Vladimir dass bisschen Magie auf dass von ihm ausging. „Welcher Zauber umgibt ihn?“ fragte er mit einem kurzen Nicken in richtig des Anhängers.
Katarina strich kurz über den unscheinbaren Eisklumpen und verbarg ihn unter ihrer Kleidung „Das braucht Euch nicht zu interessieren.“
„Ihr seid nicht besonders gesprächig. Ich...“
„Wir haben sie eingeholt.“ unterbrach ihn Katarina. Auf der weiten Ebene vor ihnen sammelten sich die 1500 Barbaren und stürmten auch schon rasend vor Kampfeslust auf sie zu.

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Die Kisleviten bezogen auf einem Hügel Stellung und schienen trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit und dem Gebrüll der Dämonen Khornes nicht groß besorgt zu sein. Die Eismagier begannen damit die Winde der Magie zu manipulieren und fast ein dutzend große Kugeln aus Eis zu erschaffen. Vladimir drehte sich zu Katarina um „Wollt ihr uns vielleicht helfen?“
„Ich denke das ist nicht nötig, ich sollte lieber zusehen und etwas über Eure fantastischen Magie lernen.“ antwortete sie und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf, das einfach nur unendlich falsch wirkte.
Stirnrunzelnd wandte er sich wieder den Feinden zu, die 10 Magier hoben die Arme und taten so als würden sie etwas auf die Barbaren schleudern. Tatsächlich schnellte die Eiskugeln in die Höhe und schossen auf die Anhänger Khornes zu. Sie prallten in die Reihen der Chaosbarbaren und zerbarsten in hunderte Splitter die sich in die Krieger bohrten. Immer schneller erschufen sie diese Kugeln und stanzten blutige Löcher in die feindliche Armee.

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Nur wenige Berserker und Dämonen erreichten die Linien der Speerträger und Schützen, fast 1000 fielen alleine durch die Macht der Eismagier. Als Kajetan mit seinen Husaren über die Flanken angriff war die Schlacht bereits gewonnen. Doch die Berserker des Blutgottes kämpften lachend weiter, selbst als sie von allen Seiten angegriffen wurden und kein Einziger versuchte zu entkommen. Damit war auch der letzte Rest von Khornes Invasionsstreitmacht aufgerieben und vollständig vernichtet. Ob der Khornechampion sich unter den Toten befand fand man allerdings nicht heraus.

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Zum zweiten Mal in diesem Jahr, sah Ivan zu wie seine Armee vor dem kleinen Dorf Dyshuka aufmarschieren musste. In Andenken an den Verräter Alexis, hatten sich hier erneut Aufständische der Ungolen versammelt um wieder einmal zu versuchen, die Gospodari zurück in die Steppen des Ostens zu jagen. Er krallte seine Finger fester um seinen Sarrass als er daran dachte das diese Ungolen den Namen Alexis fast schon ehrfürchtig aussprachen, Alexis Bärentöter der den roten Teufel von Kislev erschlug, seinen Vater. Die Ungolen hatten in letzter Zeit einige kleinere Gefechte mit versprengten Teilen der Armee Khornes geführt und nur noch 1600 von ihnen waren übrig. Ivans rund 1000 Mann marschierten auf das Dorf zu, während neue Mörser aus der Hauptstadt das Feuer eröffneten.
Die Geschosse explodierten in den dicht aneinandergedrängten Reihen der Ungolen, die den Beschuss hilflos über sich ergehen lassen mussten. Zumindest dachte Ivan dass auf den ersten Blick, aber statt sich mit dem Tod abzufinden wagten sie es sich zu wehren. Die Ungolen schoben wackelige Katapulte nach vorne, die vermutlich jeden Moment auseinanderfallen konnten.
„Die Magier sollen sich um die Katapulte kümmern.“ rief Ivan, auch wenn diese peinlichen Geräte eigentlich nicht besonders gefährlich aussahen.

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Während Katarina unbeteiligt zusah wie die Eismagier genug Energie sammelten um die Katapulte zu zerschmettern, sprach Vladimir sie wieder an „Vielleicht wollt ihr uns diesmal etwas von Eurer Magie zeigen?“
„Ich weiß nicht ob ich in der Lage bin etwas so niederes wie eure Eiskugeln zustande zu bringen.“ antwortete sie freundlich lächelnd.
„Ihr denkt also dass Ihr mächtiger seid, als ich und all meine Kollegen zusammen?“ fragte der alte Mann verblüfft, bevor er aufgebracht weitersprach „Eure Falken sind vielleicht hübsch anzusehen, aber bisher habt ihr nichts nützliches auf dem Schlachtfeld geleistet, oder?“
„Ihr wollt also wirklich wahre Magie sehen?“ fragte sie und schloss ihre Augen „Etwas dass eure kleinen Eiskugeln weit in den Schatten stellt?“
„Falls ihr dazu überhaupt im Stande seid.“ erwiderte Vladimir und verlor langsam die Geduld mit der eingebildeten, jungen Magierin.
„Ihr stürzt euch auf dass, was die Winde der Magie euch hinterlassen, anstatt wie die Eishexen der alten Zeit eure Macht aus dem Land selbst zu ziehen.“ um Katarina herum entstand wie aus dem Nichts Schnee, wurde aufgewirbelt und schwebte langsam um sie herum „Kennt ihr die Geschichten über den Frosthauch, Vladimir?“
Bei diesen Worten musste der alte Magier einfach nur anfangen zu lachen „Jetzt überschätzt du dich wirklich Mädchen! Dieser Zauber ist seit fast 1000 Jahren vergessen, seit Miskas Tochter starb und die Eishexen nach und nach verschwanden.“
Sein Lachen verstummte als sie plötzlich die Augenlider hob und ihn aus strahlenden, fast schon leuchtenden blauen Augen anstarrte. Starker Wind schlug Vladimir entgegen und warf ihn beinahe von den Beinen, bevor er weiter auf die Ungolen zuraste und immer mehr Schnee mit sich trug. Anfangs wirbelte der Schnee nur harmlos um die verwirrten Ungolen, doch mit einemmal stürzten sich die winzigen Eiskristalle auf die Männer und bohrten sich mithilfe der Magie ins Fleisch der schreienden Krieger. Einmal im Körper ließen sie die Ungolen langsam von Innen heraus gefrieren. Noch eine ganze Weile hielten ihre Schreie an, bevor sie unter Qualen in den Schnee stürzten und reglos liegen blieben. Die überlebenden Ungolen zerstreuten sich bereits panisch, als die berittenen Schützen, die Chekists, das Dorf stürmten und sie niederschossen.

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Unter dem noch immer anhaltenden Feuer der Mörser, marschierten Hunderte Speerträger auf die ungepanzerten Ungolen zu und trieben sie vor sich her. Die Ungolen bezahlten teuer dafür erneut gegen die Gospodari zu marschieren, doch Ivan bezweifelte dass sie aus dieser Lektion lernen würden. In Gedanken stellte er sich bereits auf den nächsten Aufstand ein, der sicherlich in einigen Monaten folgen würde. Vladimir dagegen entfernte sich langsam immer weiter von der unheimlichen, jungen Magierin, die er bis eben noch belächelt hatte. Es war vielleicht doch klüger sich vorerst einfach von ihr fernzuhalten.

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Katarina stand mitten im großen Saal des Bokhapalastes und musste sich das Gerede eines Ritters aus der Leibwache des imperialen Botschafters anhören, sein Name war Arnulf oder so ähnlich. Sie machte sich nicht wirklich die Mühe sich seinen Namen zu merken. Um sie herum herrschte reges Treiben und der Saal Platze aus allen Nähten. Fast sämtliche Adlige der Gospodari und Norse, dazu noch die Imperiale Delegation feierten hier das neue Jahr.
„Ich nahm den Kopf dieses Rejak und drückte ihn diesem lächerlichen Verbrecher einfach ins Gesicht, noch immer kaum zu glauben wie schnell er bereit war zu kooperieren.“
„Scheinbar hat Tschekatillo einiges an Biss verloren, ansonsten wäret ihr schon längst tot.“
„Er schien nicht besonders gefährlich zu sein.“ erwiderte der Imperiale verächtlich
„Wie geht die Suche nach dem Menschenschlächter voran, ist der Botschafter noch immer besessen von der Jagd nach dem Mörder?“
„Oh ja, während ihr im Norden wart, mussten wir praktisch die ganze Stadt auf den Kopf stellen aber es ist ruhig geworden. Aber obwohl keine weiteren Leichen mehr gefunden wurden sucht der Botschafter weiter. Es war übrigens recht verwirrend zu erfahren wann dass kislevitische Neujahrsfest stattfindet, wir haben immerhin erst Mitte November.“
„Der gospodarische Kalender richtet sich nach dem Tag, an dem Miska unser Volk über das Weltenrandgebirge in dieses Land führte. Meistens nutzen wir heute aber den imperialen Kalender, der mit der Reichsgründung durch Sigmar beginnt. Trotzdem feiern wir Neujahr noch immer an diesem Tag und leiten damit den Winter ein, die wundervollste Jahreszeit des Nordens.“
„Ich finde es bereits kalt genug. Ich meine, überall liegt Schnee und man erfriert selbst tagsüber fast. Also ich meine natürlich dass der Winter wundervoll ist, so schön...kalt und ähm wunderbar.“ versuchte er die Situation trotz Katarinas todbringenden Blicken noch irgendwie zu retten.
„Aus welchem Teil des Reichs stammt Ihr eigentlich, Herr Ritter?“ fragte Katarina mit so viel geheucheltem Interesse wie sie aufbieten konnte, vielleicht könnte sie ihn irgendwie verjagen.
„Ich komme aus einer kleinen Adelsfamilie Stirlands.“
„Dann habt ihr schon gegen Vampire gekämpft?“
„Natürlich, viele Male, es wimmelt im Osten Stirlands nur so von ihnen.“
„Wusstet ihr dass auch meine Familie eine...sagen wir Vorgeschichte mit den Vampiren hat?“
„Nein.“ antwortete Arnulf kopfschüttelnd
„Vor mehr als 700 Jahren, herrschte eine Zarin namens Katharina über die Gospodari, doch im Gegensatz zu ihren Vorgängern war sie durch und durch verdorben. Es gibt heute sogar Stimmen die behaupten sie hätte Slaanesh selbst angebetet. Scharen von Liebhabern lebten in ihrem Palast und alles was außerhalb ihres Bettes passierte interessierte sie wenig. Lange duldete man ihre Ausschweifungen stillschweigend, bis sie eine Grenze überschritt. Ihr neuer Liebhaber war ein Vampir der mitten in der Nacht im Palast aufgetaucht war und ihren Verstand noch mehr vernebelte. So viel hättet ihr auch in jedem Geschichtsbuch lesen können, soll ich weiter erzählen? Wollt ihr wirklich mehr über die Familiengeheimnisse der roten Bokha erfahren Herr Ritter?“
Als Arnulf nickte, beugte Katarina sich verschwörerisch weiter zu dem Imperialen herüber und redete leise weiter „Gut, wenn ihr die Wahrheit verkraften könnt. Wie der Vampir hieß wird nicht erwähnt, zumindest nicht in der allgemein bekannten Version. Er zog später nach Süden, in euer Imperium und nahm dort den Namen Vlad an. Sagt euch der Name etwas?“
„Natürlich, Vlad von Carstein war der erste Vampirfürst Sylvanias, er besiegte sogar den Imperator im Zweikampf.“ antwortete er, inzwischen ebenfalls flüsternd
„Nun, seine Macht über die dunkelsten und bösesten Winde der Magie war so stark, dass er teilweise sogar den Untod selbst überwand.“
„Wie das?“ fragte er gefesselt, mit Vampirgeschichten konnte man Stirländer tagelang beschäftigen.
„Es gelang ihm mit der Zarin ein Kind zu zeugen, etwas, dass eigentlich vollkommen unmöglich sein sollte für Untote. Doch die Kräfte dieses uralten Vampirs überstiegen die jedes gewöhnlichen Blutsaugers, nachdem sein kleines Experiment geglückt war zog er weiter nach Sylvania um die wunderschöne Fürstentochter der von Draks zu verführen. Katharina starb bei der Geburt eines vollkommen menschlich aussehenden Kindes. Es wuchs am Hof auf und bestieg eines Tages sogar den Thron, äußerlich ein normaler Mensch, abgesehen von einer beinahe übernatürlichen Schönheit die jeden in den Bann zog, doch tief verborgen in seinem Inneren ruhte eine wahre Bestie. Bis heute wurde er in unserer Familie weitervererbt...der unstillbare Blutdurst.“
Katarina blickte ihn kurz schweigend an und öffnete dann ihren Mund um den Ritter anzufauchen während ihr lange, spitze Zähne wuchsen. Der Imperiale schreckte zurück und seine Hand schnellte fast schon panisch dorthin wo normalerweise sein Schwert hing. Katarina dagegen brach in schallendes Gelächter aus und ließ die Zähne aus Eis wieder schmelzen „Ich liebe Stirländer und eure merkwürdige Angst vor Vampiren.“
„Wäret Ihr auch in der Nachbarschaft Sylvanias aufgewachsen, würdet Ihr nicht anders reagieren.“ erwiderte Arnulf leicht gekränkt „Sie schleudern kaltes Feuer, kälter noch als euer Eis, es frisst sich einfach durch alles, Fleisch, Knochen und sogar Zwergenstahl. Vampire bewegen sich so schnell wie die Schwertmeister der Elfen und brechen Bären mit bloßen Händen das Rückgrat, wenn ihre Heere aus Verdammten marschieren gibt es kaum etwas dass sie aufhält.“
„Wenn Ihr meint.“ war alles was sie, noch immer lächelnd, dazu sagte. Unbewusst strich sie sich mit den Fingern über den Nacken. Sie hatte in ihrem Leben bisher erst einen Vampir getroffen und dem war die Bekanntschaft mit ihr nicht gut bekommen. Der Ritter ließ dass Thema Vampire damit ruhen und ein Diener brachte ihnen zwei Kelche,
„Wein?“ fragte sie fast schon angewidert.
„Nicht irgendeiner, er stammt aus Auerswald, in Reikland und selbst am imperialen Hof findet man keinen Besseren.“ antwortete Arnulf stolz.
„Imperialer Wein, ja?“ Katarina machte keinerlei Anstalten nach dem Glas zu greifen „Ich glaube davon habe ich für den Rest meines Lebens genug getrunken.“
Bevor der Imperiale etwas erwidern konnte, trat der Bojar von Praag neben Katarina „Ich bin sicher wir finden etwas anderes für unsere Eisprinzessin, vielleicht etwas Aquavit aus Norsca?“
„Danke, dass ist mir schon deutlich lieber.“
Alex von Praag zwinkerte dem mürrisch dreinblickenden Ritter zu, als Katarina sich bei dem Bojaren einhakte und die beiden den Imperialen zurückließen.
„Ein netter kleiner Zauber.“ sagte der Bojar und deutete auf den feinen Nebel aus winzigen Eiskristallen der Katarina einhüllte und ihr etwas übernatürliches verlieh.
„Klein? Dieser Mantel aus Kristallen kann sogar Kanonenkugeln abwehren, wenn es sein muss.“
„Wirklich? Davon habe ich noch nie etwas gehört, unsere restlichen Magier könnten noch viel von Euch lernen.“
„Vielleicht, aber es ist nicht meine Aufgabe es ihnen beizubringen.“ falls man diesen lächerlichen alten Männern überhaupt irgendetwas beibringen könnte.
„Seid ihr etwa so beschäftigt, dass ihr keine Zeit für den Orden habt?“
„Ich glaube eher sie haben ein bisschen Angst vor mir.“ antwortete Katarina lächelnd, als sie an Vladimirs entsetztes Gesicht in der Schlacht um Dyshuka dachte „Die Frage ist allerdings was ich mit meiner ganzen freien Zeit anfangen soll. Mit meinem Bruder auf dem Thron gibt es schließlich nicht viel für mich zu tun.“
„Seid ihr nicht noch immer die Prinzessin von Erengrad?“
„Der Adel in Erengrad folgt nur zwei Dingen, Bojar: Bergen von Geld und anderen Norse. Vermutlich besitzt jede Straßendirne in der Stadt mehr Einfluss als ich.“
Alex von Praag sah sich in dem Eissaal um und versuchte es mit einem anderen Thema „Ein bisschen langweilig, unter Eurem Vater waren solche Feste deutlich interessanter, vor allem floss mehr Alkohol und es wurden weniger von diesen neureichen Adligen aus Erengrad eingeladen.“
„Mein Bruder will vermutlich einfach nur einen guten Eindruck bei den Imperialen hinterlassen und die Verstärkungen aus Erengrad haben uns immerhin gerettet.“
„Stimmt und letztendlich haben wir die Schlacht gegen Khorne dann auch gewonnen, dank ihnen.“
„Meine Schlacht ist noch nicht gewonnen Bojar.“
„Was meint ihr damit?“ fragte er verwundert nach
„Unwichtig.“ erwiderte sie und schüttelte leicht mit dem Kopf
„Nun, wie auch immer, wollt ihr vielleicht tanzen?“
„Nein, meine Laune ist auch so schon schlecht genug.“ mit diesen Worten mischte sie sich unter die Adligen und ließ den verwirrten Bojaren zurück.



Später am Abend lehnte Katarina sich auf die Brüstung aus magischem Eis und beobachtete von der Galerie aus lustlos, wie der Botschafter von einer blonden Frau mittleren Alters auf die Tanzfläche gezerrt wurde. Ihr Bruder gesellte sich zu ihr, vermutlich wollte er von hier oben aus auch nur eine Rede halten.
„Wer ist sie?“ fragte sie mit einem Nicken in Richtung der blonden Frau.
„Eifersüchtig?“
„Was?“ Katarinas blasse Wangen röteten sich leicht „Er ist uralt, fast schon tot.“
„Dann ist dein Geschmack eben wirklich schlecht, aber das ist deine Sache, denke ich zumindest.“
„Lass die dummen Sprüche und antworte lieber auf meine Frage.“
„Ihr Name ist Anastasia Vilkowa.“
„Wirklich?“ Katarina beugte sich neugierig weiter nach vorne um sie besser zu sehen „Ist ihr Mann nicht der einflussreichste Händler Kislevs?“
„War, er wurde vor etwa einem Jahr ermordet. Jetzt kontrolliert sie fast den gesamten Handel in Erengrad und damit so ziemlich alle Geschäfte die wir mit dem Imperium machen.“
„Sie sieht aus als wollte sie den Botschafter bei lebendigem Leib verschlingen.“
„Das Risiko muss er wohl eingehen, sie ist eine gute Partie. Die Norse in Erengrad vergöttern sie geradezu und es gibt in ganz Kislev keine reichere Frau. Vermutlich besitzt sie im Moment mehr Geld als ich und der gesamte Gospodariadel zusammen.“
„Was vielleicht daran liegt, dass Vater und du alles für die Modernisierung unserer Armee rausgeworfen habt.“ erwiderte sie missbilligend, sie verstand noch immer nicht wieso sie dass getan hatten. Mehr als Tausend Jahre hatten ihre Husaren, Bogenschützen und Speerträger gute Arbeit geleistet und das Chaos abgewehrt. Wozu brauchten sie jetzt plötzlich Kanonen? Damit wurden sie letztendlich nur abhängig von den Schmieden und Technikussen des Imperiums.
„Vielleicht.“ sagte Ivan und zuckte gleichgültig mit den Schultern „Gewehre und Kanonen sind teuer, aber ihren Preis mehr als wert“
„Ja, vor allem wenn sie am Ende, zusammen mit den Schützen, auf dem Grund des Lynsk landen...“
„Ich wollte eigentlich nicht nur mit dir reden damit du mir meine gute Laune vermiest.“
„Darin bin ich aber leider sehr gut.“
„Ja, leider. Jedenfalls gibt es Berichte aus dem Westen, von der Küste der Krallensee. Mehr und mehr Dunkelelfen landen dort und verjagen die Stämme der Norse, selbst die Trolle weichen vor ihnen zurück.“
„Dunkelelfen...“ selbst ihr als Eishexe lief es kalt den Rücken runter, als sie daran dachte dass dieses brutale Volk vielleicht ihr neuer Nachbar wurde.

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„Ja, Dunkelelfen.“ sagte Ivan, mit einem fast schon verträumten Ausdruck im Gesicht, der so gar nicht zu Katarinas Panik passte. In seinem Kopf spielten sich gerade ganz andere Bilder ab, die wenig mit einem grauenvollen und schmerzhaften Tod zu tun hatten, dafür umso mehr mit den elfischen Hexerinnen.
„Ivan?“ hakte sie nach, als er nicht mehr weitersprach „Ivan!“
„Mhm was?“ fragte er verwirrt, nachdem sie ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte „Achja genau, die Dunkelelfen breiten sich immer weiter aus und standen auch schon fast an unserer Grenze, aber eine Zwergenstreitmacht hat sie abgefangen und vernichtet. Dadurch ist ein Teil der nordwestlichen Steppe zurzeit frei von Norse, Elfen und Trollen. Dort gibt es nicht viel, abgesehen von einem kleinen Dorf namens Zoichenk. Die Zwerge können mit der Steppe nichts anfangen, also wollen sie sie für einen vollkommen übertriebenen Preis verkaufen.“
„Willst du darauf etwa eingehen?“
„Vielleicht, die gierigen Bastarde verlangen im Moment 30.000 Mark! So viel werde ich auf keinen Fall für ein Stück leeres Land zahlen dass wir dann auch noch gegen Dunkelelfen verteidigen müssen.“
„Ich sehe schon worauf das hinausläuft...“
„Ich möchte dass du zu ihnen reist und sie auf, sagen wir 10.000 runter handelst. Ich selbst muss eine neue Armee aufstellen, wenn Khorne seine blutigen Klauen nach Kislev ausstreckt werden die restlichen Chaosgötter sicherlich auch aktiv.“
„Zu welchem Reich gehörten die Krieger?“
„Kraka Ravnsvake.“
„Kraka? Ich dachte es heißt Karak.“
„Norscazwerge.“ sagte Ivan nur und zuckte mit den Schultern „Müssen halt andauernd so tun als wären sie etwas besonderes. Sprichst du eigentlich ihre Sprache?“
„Ein bisschen, ich habe es in Altdorf von jemandem gelernt, aber ich denke nicht dass es reicht um vernünftig Verhandlungen zu führen. Außerdem liegt ihre Festung irgendwo am Ende der Welt in den Bergen, fast schon mitten in Norsca.“
„So weit ist die Reise nun auch wieder nicht und du wirst es sicher irgendwie schaffen ihre kalten, geldgierigen Herzen aufzutauen.“
„Ich könnte sie höchstens auch noch ihren restlichen Körper einfrieren.“
„Es gibt niemanden der besser geeignet ist um mit dem ziemlich launischen und verdammt störrischen König Haakon zu verhandeln.“
„Ich hoffe du meinst damit nicht dass ich selber genauso launisch und störrisch bin...“
„Doch, eigentlich schon.“ erwiderte er lachend, betrachtete die Angelegenheit damit als erledigt und fuhr sehr viel lauter fort, um die zahlreichen Gespräche im Saal zu übertönen. Während der Zar sprach verstummten die Anwesenden nach und nach „Heute, beginnt ein neues Jahr, dass erste meiner Herrschaft und wir alle hoffen dass es nicht ganz so chaotisch verläuft wie das Letzte. Aber wenn ich mir die letzten 1000 unseres Volkes ansehe, glaube ich eher weniger dass Jahr 1001 ruhiger wird. Oder um es für unsere Imperialen Freunde zu übersetzen, das Jahr 2525, eures Kalenders.“ Ivan nickte in Richtung des Botschafters und seinen Rittern „Über 1000 Jahre ist es jetzt her seit Miska uns aus den Ork Verseuchten Steppen im Osten in dieses Land führte. Doch heute feiern wir nicht nur dass neue Jahr, sondern auch die Siege des Vergangenen. Über die Brutalität des Chaos auf den Ebenen Praags und über die Dummheit und Kurzsichtigkeit einiger Weniger, die noch immer nicht verstehen dass es hier keine Ungolen mehr gibt oder Norse oder Gospodari, sondern nur Kisleviten. Das Chaos wird uns auch in diesem Jahr nicht verschonen, aber egal wie viele Dämonen und Barbaren nach Süden strömen, an uns Söhnen des Nordens führt kein Weg vorbei!“
Zuletzt geändert von Vanidar am 20. Februar 2014 11:14, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 17. Januar 2014 14:42

5. Zwerge stinken (Öffnen)
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Ja, das ist rassistisch und ja, dass soll es verdammt noch mal auch sein. Es ist mir vollkommen egal ob jemand ein Problem damit hat, es ist nun mal eine Tatsache, dass Zwerge unendlich nervtötend sein können. Ich habe nichts gegen das Volk der Zwerge an sich...wirklich nicht! Naja, vielleicht ein kleines bisschen. In Altdorf gibt es massenweise Zwerge, sie haben sogar ihr eigenes Viertel und ich war in meiner Zeit im Imperium recht gerne dort. In ihren Adern fließt eiskaltes Eisen und kühler Stahl, genau die Gesellschaft die ich brauchte um diese schrecklichen Imperialen Sommer zu überstehen. Nebenbei lernte ich auch ein wenig über das was die Zwerge „Khazalid“ nennen, die uralte Sprache der Dawi, auch wenn ich es in dieser seltsamen Sprache nie zur Perfektion gebracht habe, ich schätzte sie ist einfach nicht für menschliche Stimmen gemacht. Allerdings gibt es zahlreiche und geradezu monumentalistische Unterschiede zwischen vernünftigen, klardenkenden Stadtzwergen und ihren in der Vergangenheit lebenden, degenerierten Verwandten in den Bergen.
Am schlimmsten von allen sind die Norscazwerge. Selbst die Zwerge weit im Süden und Osten bezeichnen ihre nördlichen Verwandten gerne als exzentrisch und mindestens leicht verrückt. Einzig und alleine unter den Slayern aus Karak Kadrin genießen die Berserker und wilden Krieger der Nordzwerge hohes Ansehen, Verrückte ziehen sich anscheinend gegenseitig an. Das halbe Dutzend Wehrstädte in Norsca sind die letzten Überreste der nördlichen Hälfte des einst so gewaltigen Karaz Ankor, des größten Zwergenreiches der Geschichte, welches sich vom Rand der Wüste Arabias bis hinauf zur Eiswüste und den großen Dämonenportalen in den Gärten des Chaos erstreckte. Wo immer die Bergmaden damals einen Berg fanden, der höher war als ein Zwerg spucken konnte, mussten sie anscheinend ein Loch buddeln, furchtbare Angewohnheit. Der Großteil der Alten Welt war in jener Zeit schon bald unter den Wehrstädten der Zwerge und den Kolonien der Elfen an der Küste aufgeteilt. Die Menschen waren noch nicht in der Lage gewesen sich zu mehr als einigen kleineren Stämmen zu versammeln und spielten keine große Rolle in dem was folgen sollte.
Die Beziehungen zwischen Elfen und Zwergen galten in jener Zeit als erstaunlich harmonisch und man kämpfte Seite an Seite gegen die Orks, Dämonen und Tiermenschen. Vor mehr als 4500 Jahren änderte sich das jedoch schlagartig. Verkleidete Dunkelelfen unternahmen Überfälle auf die kleineren Siedlungen und schlechter geschützten Städte der Zwerge. Sie richteten schreckliche Verwüstung an und entfachten damit den Grimm der Zwerge. In seinem Zorn sammelte der Hochkönig von Karaz Ankor ein Heer um sich und begann die östlichsten Elfenkolonien im Landesinneren anzugreifen. Die überraschten Hochelfen wussten Anfangs nicht einmal warum die Zwerge sie angriffen und so wichen sie vorerst kampflos zurück. Als die Armeen der Dawi die größeren Elfenstädte an der Küste erreichten begannen die Asur sich zu verteidigen und die Angreifer zurückzuschlagen. Die folgenden drei Jahre beschränkte man sich auf kleinere Scharmützel entlang der Grenzen. In der Zwischenzeit versuchte der Hochkönig der Zwerge einen Frieden auszuhandeln, denn er erkannte letztendlich doch noch die Hinterlist der Dunkelelfen. Aber als die Gesandtschaft der Zwerge auf Ulthuan ankam, wurden sie gar nicht erst zum Phönixkönig vorgelassen. Dieser weigerte sich mit jemand anderem als dem Zwergenkönig selbst zu verhandeln. Der Elfenadel stutzte den Abgesandten daraufhin die Bärte, setzte sie zurück in ihre Schiffe und schickte die gedemütigten und wutentbrannten Zwerge zurück in ihre Heimat. Zwerge sind leicht aufzubringen, zwar wussten sie inzwischen von den Dunkelelfen, aber die Beleidigung gegenüber ihren Gesandten konnte ihr Stolz nicht ertragen. Die Elfen nahmen das ganze Anfangs noch auf die leichte Schulter und dachten während der Demütigung der Abgesandten nicht viel darüber nach. Als Karaz Ankor dann endgültig für einen Krieg zwischen den beiden Weltreichen rüstete, nannten sie den heraufziehenden Krieg im Scherz noch immer „den Bartkrieg“ doch als die Zwerge zu Zehntausenden aus den Bergen auf die Elfenstädte zumarschierten, sollte ihnen das überhebliche Lachen bald vergehen. Die Elfenkolonien im Westen und an der Küste mussten sich mehrere Hundert Jahre lang dem Ansturm der hasserfüllten Zwergenhorden entgegenstemmen. Der Hass auf die ehemaligen Freunde war gegen Ende des Krieges so gewaltig, dass der Hochkönig selber die Verbrechen der Elfen mit seinem eigenen Blut in das Große Buch des Grolls schrieb und jeden Zwergenkönig aufforderte es ihm gleichzutun.

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Ich will jetzt niemanden mit den Details dieses Krieges langweilen, sagen wir einfach er war ziemlich lang, so etwa um die 500 Jahre. Auch wenn ihre Verluste gewaltig gewesen waren und die halbe bekannte Welt damals in Schutt und Asche lag, die Dawi hatten am Ende gesiegt. Sie hatten den Krieg gegen die Elfen gewonnen, fast alle Kolonien der Asur ausradiert und sogar den Phönixkönig erschlagen und die legendäre Phönixkrone erbeutet. Doch die langen Jahre des Krieges gaben ihren anderen Feinden Zeit sich von früheren Niederlagen zu erholen. Als kurze Zeit nach dem Sieg der Zwerge Erdbeben die Welt erschütterten und die Reste ihres einstigen Reiches in Trümmer legten, fielen Orks, Dämonen und Skaven über das geschwächte Karaz Ankor her und rissen das einst stolze Reich in winzige Fetzen.

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Ich muss sagen die Sache mit dem Großreich hat sich wirklich ausgezahlt, besser hätte man das nicht machen können...zumindest nicht wenn man ein Zwerg ist. Ich weiß, Schadenfreude ist eigentlich keine gute Eigenschaft, aber wenn ihr einmal mit einer Zwergenarmee marschiert seid, würdet ihr eure seltsamen klischeehaften Vorstellungen aus Büchern auch schnell über den Haufen werfen und ihnen alles schlechte der Welt wünschen. Jedenfalls zerbrach Karaz Ankor danach in eine Reihe von kleineren Zwergenreiche, welche nach und nach zugrunde gingen, während der Hochkönig versuchte wenigstens das Zentrum seines Reiches zusammenzuhalten. Im Gegensatz zu den meisten anderen abgelegenen Wehrstädten halten die Zwerge in Norsca noch immer aus und leben dort seit tausenden Jahren abgeschottet vom Hochkönig. Aber genug von der Geschichte dieser kleinen Quälgeister, ich muss leider noch mehr als genug über sie schreiben, furchtbar. Meine aufgezwungene Reise führte mich jedenfalls zu den mit Abstand ungastfreundlichsten Vertretern des kleinen Volkes, nämlich mitten in das Norscagebirge und das Zwergenreich von Kraka Drak.



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Die „leicht“ gereizte Prinzessin von Kislev lehnte an der hölzernen Hallenwand und fluchte innerlich darüber wie viel kostbare Zeit sie hier verschwendete. Sie war nicht den ganzen Weg in diese trostlose Einöde gekommen um wie ein gewöhnlicher Bittsteller abgespeist zu werden. Seit gefühlt mehreren Stunden wartete Katarina bereits, vermutlich waren es auch nur einige Minuten aber das nahm sie nicht so genau, ob Minuten oder Stunden es war eine Frechheit sie hier warten zu lassen. Ihre Kleidung war durchnässt von dem geschmolzenen Schnee welcher sie vollkommen bedeckt hatte als sie endlich in Kraka Ravnsake ankamen. Als Eishexe machte ihr die Kälte nicht das geringste aus und am liebsten hätte sie einfach vor der Zwergenfeste gewartet bis man sie endgültig zu König Haakon vorlassen würde, aber ihre Leibwache drohte zu erfrieren. Der Eingang zu der verhältnismäßig eher kleinen, unterirdischen Wehrstadt befand sich in einem weitläufigen Tal tief in den Norscabergen am Ladogashsee. Der Eingang war nicht in einen Berg gehauen, wie bei den Zwergen aus dem Süden, sondern stattdessen erhob sich am Rande des Sees eine große, aufwendig verzierte Halle aus Holz, ähnlich wie sie die Norse erbauten. Die Festhalle machte nur einen winzigen Teil von Kraka Ravnsake aus, der Rest befand sich direkt darunter. Die ganze Stadt unter der Erde wurde als einzige Festung errichtet, ein Labyrinth aus mit Fallen gespickten Tunneln und unüberwindbaren Toren. Aber zumindest diese Halle unterschied sich auf den ersten Blick nicht sehr von den Methallen der Norse. Sah man genauer hin, merkte man dass die Norscazwerge es selbst in der Bearbeitung von Holz zur Meisterschaft gebracht hatten, kein Mensch hätte die mit Bernstein verzierten Schnitzereien an den Säulen und Wänden nachahmen können. Das Zentrum der Halle beherrschten ein halbes Dutzend Feuerstellen und lange Bänke und Tische. Ihre Leibwache versuchte sich dort etwas aufzuwärmen, Ivan hatte ihr mehr als ein Dutzend Männer mitgegeben, auch wenn sie nicht wusste wozu. Eigentlich hätte sie nur jemanden gebraucht der die, mit insgesamt 20.000 imperialen Kronen gefüllten, Truhen vom Wagen hievte. Direkt im Herzen der Halle begann ein Tunnel, welcher einen nach unten in das richtige Kraka Ravnsake führte. Zwei Zwergenkrieger standen dort Wache und kümmerten sich nicht weiter um ihre Gäste. Sie erinnerten die EIshexe kein bisschen an die Zwerge die sie aus Altdorf kannte, sie wirkten eher wie zu kleingeratene Norseplünderer.

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Katarina wollte sich gar nicht vorstellen was passierte wenn man diesen viel zu offensichtlichen Eingang uneingeladen betrat, im besten Fall stürzte einem vermutlich nur die Decke auf den Kopf. Die komplett fehlende Verteidigung um die Halle herum ließ darauf schließen dass Angreifer innerhalb der Tunnel die ein oder andere Überraschung erwartete. Norscazwerge verwendeten zwar kein Schießpulver oder Sprengstoff, aber es hieß sie hätten Kanonen welche in der Lage waren heißen Dampf zu verschießen und ihren Feinden das Fleisch von den Knochen zu schälen. Letztendlich konnte man über die Norscazwerge jedenfalls sagen was man wollte, aber sie wussten immerhin die passende Umgebung für ihre Wehrstädte zu finden, zumindest das gestand Katarina ihnen zu. Im Winter verwandelte sich diese Gegend in ein wahres Paradies für eine Eishexe wie sie.

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Der Ladogashsee war Dreh und Angelpunkt des Reiches der Norscazwerge und verlieh Kraka Ravnsake eine besondere Rolle in den letzten Resten des nördlichen Reiches. Der Fluss, welcher dem See entsprang und auch dessen Namen trug, floss durch das Tal und den Schwarzblutpass hinab auf die andere Seite der Norscaberge und mündete in den Drakenfjord. Von dort aus war es nur noch ein kurzer Marsch bis nach Kraka Drak, der größten Wehrstadt des Nordens. Vor 250 Jahren wurde das ursprüngliche Kraka Drak im Kampf gegen die Mächte des Chaos zum Einsturz gebracht und es gab noch immer große Schwierigkeiten der Stadt zu ihrer einstigen Größe zu verhelfen. Die Norscazwerge hatten es sich auch, im Gegensatz zu den meisten ihrer Verwandten im Süden, aus der Not heraus angewöhnt die zahlreichen Flüsse und Fjorde ihrer Heimat zu befahren. Sie besaßen sogar eine Flotte aus Langschiffe, welche denen der Norse in nichts nachstanden, und ihre Küsten schützte. Kraka Ravnsake war die einzige Wehrstadt auf dieser Seite des Gebirges und damit die einzige Anlaufstelle für Händler, Boten und Karawanen aus dem Süden. Von hier aus ließen die Zwerge sich mit Flößen bis in das Herz ihres Reiches tragen. Eingeengt zwischen den wilden Baersonlingern im Osten des Gebirges und den kleineren Norsestämmen im Westen war ihre Lage niemals einfach gewesen. Selbst als die Norse noch nicht zur Gänze den Göttern des Chaos verfallen waren, hatte es häufig Auseinandersetzungen gegeben und inzwischen herrschte offener Krieg um die Kontrolle über Norsca. Die wilden und barbarischen Norse waren allerdings bisher nicht in der Lage gewesen die gut geschützten Wehrstädte einzunehmen, aber immer öfter sah man inzwischen Dämonen unter ihnen wandeln und es war nur noch eine Frage der Zeit bis Kraka Drak sich erneut mit den Anhängern des Chaos messen musste. Umso überraschender war es dass das Teilreich Kraka Ravnsake Krieger ausgeschickt hatte um die Dunkelelfen davon abzuhalten die Steppen im Nordwesten zu überrennen. Anderseits war den Zwergen der Rabenratsfestung schon seit langem an einer Annäherung mit dem Süden gelegen, anders als dem Großkönig von Kraka Drak welcher mit den Menschen nicht viel zu schaffen haben wollte.
Endlich trat zwischen den Wachen ein dritter Zwerg hervor, auf den ersten Blick unterschied er sich nicht besonders von den anderen, für Katarina sahen alle Zwerge irgendwie gleich aus. Er hatte einen schwarzen, ungeschmückten Bart und schulterlanges Haar welches ihm wild auf die schweren Schulterplatten fiel. Auf jeder Seite zierte ein erstaunlich detaillierter Rabenkopf die Schulterpanzerung, sie zeigten mit den Schnäbeln wie übergroße Stacheln nach außen und erregten sofort Katarinas Aufmerksamkeit. Sie waren aus Obsidian gearbeitet und funkelnde Rubine stellten die Augen dar. Sie konnte sich nicht vorstellen dass diese Rüstung sich gut zum kämpfen eignete, es sei denn ein Gegner war wirklich dumm genug in einen der messerscharfen Rabenschnäbel zu rennen. Andererseits besaß Obsidian eine seltsame Wirkung auf die Winde der Magie, wahrscheinlich hatte dieser Zwerg bereits einige Erfahrung im Kampf gegen Chaoshexer oder die Hexen der Druchii. In das schwere Kettenhemd hatte man Okrinaduraz eingesetzt, ein blauer Edelstein aus den Norscabergen. So weit Katarina wusste machten diese Steine einen Großteil des Reichtums von Kraka Ravnsake aus. Auf dem Rücken hing ein großer Rundschild und an seinem Gürtel steckte ein Beil, dessen Schaft mit Rabenfedern geschmückt war. Die bernsteinfarbenen Augen des Zwerges musterten sie kurz abschätzend, bevor er sich wortlos in Bewegung setzte und daran machte wieder in dem Gang zu verschwinden.
„Ek Dohi got Dawi Azgal.“ fuhr sie eine der Wachen unwirsch an, als sie sich nicht von der Stelle rührte.
„Was?“ fragte Katarina verwirrt nach, hatte der verdammte Zwerg sie gerade als dumm bezeichnet? Sie hatte ehrlich gesagt Probleme damit den Akzent der Norscazwerge zu verstehen, aber sie war sich zumindest sicher das Wort für Dummkopf erkannt zu haben.
„Ap, ek arm Elgrami got dum Krodawi!“ sagte er diesmal lauter und langsamer.
„Ähm...“ sie brauchte einen Moment um sich ihr eingerostetes Khazalid wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wenn sie nicht ganz falsch lag, hatte er etwas gesagt wie ´folge dem Rabenzwerg kleiner Schwächling`. Nicht unbedingt die freundlichste Aufforderung die sie je gehört hatte, aber irgendwie war von den Zwergen auch nichts anderes zu erwarten gewesen. Es war besser keinen Streit in einer Sprache anzufangen die sie nur leidlich beherrschte, also stieß sie sich von der Wand ab und folgte dem stummen Zwerg hinunter in die Dunkelheit.
„Mein Name ist Katarina Bokha, die Schwester des Zaren der kislevitischen Konföderation. Ich bin hier um mit König Haakon über die Übergabe der Steppe von Zoichenk zu verhandeln.“ der Zwerg drehte sich nicht einmal zu ihr um, sondern marschierte weiter durch den ständig kleiner und enger werdenden Tunnel. „Na toll, der Steinschädel versteht kein Wort. Hoffentlich beherrscht sein verdammter König eine zivilisierte Sprache.“ Katarina gab es auf und heftete den Blick einfach auf den Rücken ihres Führers. Viel zu sehen gab es sowieso nicht, hin und wieder kamen sie an anderen Tunnelöffnungen vorbei, ein paar mal bog der Zwerg ab und sie hatte schon nach kurzer Zeit komplett die Orientierung verloren. Ihr Atem ging immer schneller und sie fühlte sich unwohler je weiter sie vorwärts kamen, Katarina mochte enge Räume nicht, sie erinnerten sie viel zu sehr an ihre Zeit in Altdorf. In regelmäßigen Abständen war hier Okrinaduraz in die Wände eingearbeitet und hüllte die Gänge in ein mattes, graublaues Licht welches nicht viel besser war als völlige Dunkelheit. Der seltene Edelstein mochte für Zwergenaugen vollkommen ausreichen, aber Katarina konnte nicht viel mehr als die Silhouette des Zwerges vor ihr ausmachen.
„Wan or nu Boga un ut strol nai unbak?“ versuchte sie stotternd und in gebrochenem Khazalid nach einer Lampe oder wenigstens einer Fackel zu fragen, aber entweder hatte sie in ihren Satz so viele Fehler eingebaut dass er sie gar nicht verstehen konnte, oder der Zwerg ignorierte sie einfach. Vielleicht hatte er nicht viel Erfahrung mit Menschen und wusste nicht dass sie im Dunkeln nichts sehen konnte? Wer wusste schon wann dieser Zwerg das letzte mal aus seinem Tal herausgekommen war. „Or nai rink bar or nai Dawi, dumar.“ Er reagierte noch immer nicht und sie hab es auf, vielleicht war er taub oder einfältig. Noch bevor sie an diesem Gedanken weiterspinnen konnte, prallte sie plötzlich mit dem Kopf gegen die raue Steinwand und stolperte nach hinten. Katarinas Haare färbten sich zu einem flammenden Rot, während sie sich wutentbrannt die zerschrammte Stirn hielt.
„Verflucht! Ich hasse dieses Drecksloch, wer baut so einen Mist? Und dieser dämliche Zwerg ist noch immer zu dumm ein einziges Wort rauszubringen, das hier ist wirklich das verdammte Ende der verdammten Welt. Warum hat Ivan mich ausgerechnet zu den Bergmaden geschickt? Zwerge bringen nie etwas anderes als Unglück.“ Der Tunnel wurde direkt vor ihr ein ganzes Stück niedriger und sie hatte es nicht bemerkt. Katarina schluckte ihre Wut herunter um dem Zwerg gebückt zu folgen, das letzte was sie wollte war hier unten ihren Führer aus den Augen zu verlieren und in diesem Labyrinth verloren zu gehen. Die Tunnel führten sie immer tiefer nach unten und nur selten liefen ihnen andere Zwerge über den Weg, aber immerhin konnte sie bald wieder aufrecht gehen. Letztendlich blieb der Zwerg in einer kleinen und nahezu leeren Kaverne stehen. Am anderen Ende befand sich ein Tor, welches in den Stein eingearbeitet war, man konnte es wie die meisten Zwergentore nur schwer erkennen. In der Höhle davor befand sich ansonsten nur eine Art Kasten, bedeckt von einer Felldecke so dass sie nicht erkennen konnte was es war.
„Wan ut um Azgal Kraka Ravnsake?“ stotterte sie los und wollte fragen ob sie sich vor der Schatzkammer der Wehrstadt befanden.
„Kannst du bitte mit diesem furchtbaren Gekrächze aufhören?“ Katarina zuckte erschrocken zusammen, als der Zwerg plötzlich anfing in erstaunlich gutem Reikspiel zu sprechen. Die Sprache des Imperiums war inzwischen auch in Kislev weit verbreitet, vor allem in den südlichen Städten. Er sprach in einem seltsamen und erstaunlich abwechslungsreichen Akzent, wie sie ihn selbst bei den Zwergen in Altdorf nie gehört hatte. Manche Worte knurrte er fast schon, so wie die Norse es gerne taten, und andere rollten über sie hinweg wie ein Donnergrollen. „Es ist ein Wunder dass die Steine noch nicht angefangen haben zu weinen! Mir jedenfalls kommt gleich das Blut aus den Ohren geschossen. Welcher Stümper hat dir unsere Sprache beigebracht? Er verdient es einen ruhmlosen und peinlichen Tod zu sterben.“
„Ein Zwerg aus Altdorf, er hat Schmuck hergestellt und...“ antwortete sie und fühlte sich zum erstenmal seit langem unsicher. Zwerge nahmen Beleidigungen sehr ernst und sie hatte im Gang genug geflucht um selbst den freundlichsten Zwerg nach der Axt greifen zu lassen.
„Ein Umgdawi!? Kein Wunder dass es unmöglich ist dich zu verstehen, du hast unsere Sprache von einem Menschlingszwerg gelernt!? Das ist ja noch furchtbarer als das Altkhazalid aus Karaz Ankor das kein vernünftiger Zwerg mehr spricht. Zum Glück für dich habe ich durch den Umgang mit Händlern aus dem Süden genug Reikspiel gelernt, ansonsten müssten wir dich vermutlich in einen feurigen Berg werfen, nur um dieses elende Gekrächze nicht mehr ertragen zu müssen.“
Katarina entschloss sich es ausnahmsweise mit ein wenig Freundlichkeit zu versuchen, vielleicht half ihr dass ja die Verhandlungen so schnell wie möglich abzuschließen. Wenn sie begann ganz Kraka Ravnsake und diesen Zwerg einzufrieren würde sie nur unnötig Zeit verschwenden. Einfach Lächeln und zu all seinen Forderungen ja sagen damit sie endlich verschwinden konnte. Also antwortete sie mit einem hinreißenden Lächeln auf den Lippen „Verzeiht wenn Euch mein Khazalid nicht zusagt, aber zum Glück seid Ihr gebildet genug damit wir uns verständigen können.“
„Was soll dieses dumme Gegrinse? Weißt du, wenn ich über Umgi und Elgi eines gelernt habe dann das, je hübscher, strahlender, perfekter und freundlicher sie aussehen desto mehr stinken sie von Innen heraus wie ein Stück verfaulter Chuf.“
„Können wir uns bitte auf eine Sprache einigen? Wenn ich schon beleidigt werden muss, dann ziehe ich es vor die Beleidigung auch zu verstehen.“ ihre Mundwinkel zuckten vor lauter Ärger und sie hatte große Mühe das Lächeln irgendwie aufrecht zu erhalten, während der unverschämte Zwerg sie gelangweilt musterte.
„Meinetwegen , aber tu mir einen Gefallen und hör mit diesem falschen Lächeln auf. Ich bin kein einfältiger Umgijüngling, mit einem Kopf durak wie Duraz, den man mit einem hübschen Gesicht um den Finger wickeln kann.“ womit er ihren Wunsch nach einem Gespräch in einer einheitlichen Sprache auch gleich wieder vollkommen ignorierte. Sie bekam jetzt schon Kopfschmerzen von dem Klang seiner Stimme, welche laut von den Wänden widerhallte, und die ständigen zwergischen Wörter zwischendurch machten es nicht besser.
„Ich hatte angenommen dass Ihr mich in den Thronsaal und zu König Haakon führt, ich bin sehr in Eile und würde gerne so schnell wie möglich mit den Verhandlungen beginnen.“ begann sie und versuchte trotz allem möglichst höflich zu klingen.
„Warum sollte Rik Haakon mit dir reden? Er ist ein Anführer, ein Herrscher, ein König und was schicken die Khazhunki uns? Ein Mädchen mit viel zu viel Temperament als gut für sie ist und dem schlechtesten Khazalid dass ich jemals gehört habe. Seine königlichen Ohren würden abfaulen.“
Alleine für das Wort, Khazhunki, könnte sie ihn umbringen, es war eine abwertende Bezeichnung der Zwerge für ihr Volk. Grob übersetzt bedeutete es so viel wie `Typen die zu faul zum Laufen sind und sich deswegen tragen lassen müssen´. „Dann darf ich also mit Euch verhandeln?“
„Bist du da von ganz alleine drauf gekommen?“
„Wäre es vielleicht möglich dieses Gespräch mit etwas mehr Respekt zu führen? Ich sehe keinen Grund mich von einem namenlosen Zwerg beleidigen zu lassen.“
„Warum?“ er sah sie überrascht an „Bist du eine Königin, Kaiserin, Zarin, Imperatorin oder vielleicht Sigmar in Frauenkleidern?“
Katarina zischte zur Antwort nur ein wütendes „Nein.“
„Ganz genau, nein. Du bist eine Prinzessin, womit wir auf einer Stufe stehen und da wir in meiner Festung sind, kann ich mit dir reden wie immer ich will, außerdem mag ich diese steifen Anreden nicht, das ist Umgikram.“
„Auf einer Stufe?“ fragte sie verwirrt, also war der Zwerg auch ein allmächtiger Magier mit gottgleichen Kräften? Das wagte sie zu bezweifeln.
„Mein Name ist Hadrin Haakonson vom Klan der Ziflinskaud, mein Vater mag Reikspiel nicht besonders und hat sich immer geweigert es zu lernen, also habe ich das zweifelhafte Vergnügen mit dir zu verhandeln. Muss ich mich jetzt eigentlich verbeugen?“
„Du redest ziemlich viel für einen Zwerg, kann ich nicht lieber mit einem Berserker aus Kraka Drak verhandeln?“ Ein Zwergenprinz der behauptete auf einer Stufe mit ihr zu stehen? Der Tag wurde immer besser und besser.
„Die Berserker sind uns leider ausgegangen. Aber da du dich hier anscheinend nicht wohl fühlst und nicht gerade wie ein Zwergenfreund wirkst, machen wir es kurz und schmerzlos, Rik Haakon hat nicht mehr vor euch die Steppe von Zoichenk zu verkaufen. Ihr könnt sie umsonst haben, viel Spaß mit diesem Stück Land voller Dunkelelfen und Trolle.“
„Ähm, was? Ich bin den ganzen Weg hierhergekommen nur damit ihr das Land verschenken könnt!? Wozu bin ich dann überhaupt hier!?“
„Immer mit der Ruhe, kein Grund gleich herumzuschreien.“ murrte Hadrin mürrisch „Glaub mir, ich würde auch lieber dein Gold nehmen, aber etwas anderes ist dazwischen gekommen. Wir haben eine Nachricht der Drengi aus Karak Kadrin erhalten, ihr nennt sie Slayer oder Verrückte. Sie schlagen vor den Toren der großen Schildfestung eine Schlacht gegen eine Orkhorde und die Feinde sind so zahlreich dass sie tatsächlich überrannt werden könnten.

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Einige Drengi sind mit einer unserer Tunnelraupen durch die Tunnel im Weltenrandgebirge bis hierher gekommen. Wir würden unsere Verstärkung ja auf demselben Weg schicken, aber wir verfügen nicht über genug Tunnelraupen für eine Armee und zu Fuß kommt man unterirdisch nicht weit ohne in einen Kampf zu geraten.“
„Ihr wollt also durch Kislev marschieren?“
„Nicht nur das, wir dachten da auch an einige eurer Reiter als Unterstützung im Kampf gegen die Orks. Wenn die Passfestung Karak Kadrin fällt, liegt ganz Kislev offen für eine Invasion der Orks, von daher sollte es auch in eurem Interesse sein. Mit der Steppe von Zoichenk können wir ehrlich gesagt sowieso nicht das Geringste anfangen, sollen wir Nomaden werden?“
„Warum habt ihr dann...“
„Da waren Elfen! Noch dazu welche von der unheimlichen Sorte. Wenn wir Elgi sehen ziehen wir los und töten sie, egal wo, egal wann, egal wie viele und egal was für Elgi es sind, alles was spitze Ohren hat wird umgebracht. Wir dachten einfach nur daran aus dem eroberten Land noch etwas Profit zu schlagen.“
„Wie du selber sagtest, Kislev hat genauso Interesse an der Rettung Karak Kadrins wie ihr. Reiter, Führer durch unser Land, alles was ihr wollt, kann ich jetzt gehen?“ diese ganze Reise war also wirklich eine einzige Zeitverschwendung gewesen, aber naja immerhin war sie nicht so schlimm dran wie diejenigen die gerade einen ellenlangen Text voll mit Nichts gelesen haben.
„Einen Moment noch.“ hielt Hadrin die Eishexe auf, als sie sich schon in Richtung Tunnel aufmachen wollte „Ich dachte du hast Erfahrung mit Zwergen? Denkst du ich lasse mir diese wundervollen Truhen voller Gold dort oben einfach so entgehen?“
„Hatte ich angenommen.“ Katarina spielte bereits mit dem Gedanken das Gold zu behalten, sie konnte das Geld gut gebrauchen um sich bei den Bojaren beliebt zu machen. Selbst wenn Ivan rein zufällig starb, die Bojaren waren es die einen neuen Zaren wählten, ohne ihre Zustimmung würde sie niemals den ersten Teil des ihres Planes in die Tat umsetzen können. Im Moment begrenzten sich ihre Einnahmen auf einen eher symbolischen und sehr geringen Tribut des Norseadel, welcher ihr als Prinzessin von Erengrad zustand.
„Ich habe dich aus einem bestimmten Grund hierher gebracht. Als ich erfahren habe dass die angeblich so begabte Eismagierin und Prinzessin von Kislev uns besucht, habe ich mich an eine Kleinigkeit erinnert die bereits seit mehreren Hundert Jahren hier unten verstaubt. Niemand ist in der Lage es zu stehlen, also lagern wir es nicht mehr in der Schatzkammer, es ist darin doch recht beengt.“ Mit einem vielsagenden Lächeln packte er die Decke und warf sie unachtsam in irgendeine Ecke. Darunter kam eine Vitrine zum Vorschein und hinter dem Glas lag etwas das Katarina den Atem verschlug. „Nein, deine Augen täuschen dich nicht, es ist wirklich das Schwert der Gospodarikönigin und Eishexe Miska.“ sagte Hadrin, zufrieden mit ihrer Reaktion.
„Furchtfrost.“ hauchte Katarina und strich sacht über das Glas. Das Schwert war leicht gebogen wie die Skimitare der Gospodari und bestand zur Gänze aus reinem, kristallklarem Eis. Jede noch so winzige Wunde die durch diese Waffe zugefügt wurde ließ das Blut des Feindes zu Eis erstarren.
„Ja, das ist der Name des Schwertes. Es ist eine der zwei Waffen die Miska aus den Gletschern des Nordens erschuf und an ihre Kinder weitervererbte. Immer wenn die Norse aus Erengrad den Zaren stellen, verkaufen sie viele Schätze der Gospodari an uns und auch an das Imperium. Igor der Schreckliche verkaufte es uns sogar für einen sehr geringen Preis. Da niemand der nicht vom Blut Miskas ist diese Waffe benutzen kann war sie für ihn wertlos und unser Runenmeister wollte sie ein wenig untersuchen. Seine Forschungen führten in eine Sackgasse, also vergammelt es jetzt hier unten.“
„Mit diesem Schwert hat sie zweimal die Armeen des Imperiums vernichtend geschlagen und es beinahe überrannt. Selbst die vereinten Armeen von Karaz Ankor, dem Imperium und Bretonniens waren ihr kaum gewachsen.“ flüsterte sie noch immer voller Ehrfurcht, sie brauchte dieses Schwert nicht unbedingt um ihre Pläne zu verfolgen, aber von ihm ging eine seltsame Anziehungskraft aus der sie einfach nicht widerstehen konnte. Wenn sie die ganze Welt mit einem ewigen Panzer aus Eis überziehen wollte, musste sie die Waffe der mächtigsten Eishexe aller Zeiten besitzen. „Ich dachte es wäre nur noch Splitterklinge übrig, der Speer meines Bruders, er ist die zweite Waffe welche von den Händen unserer großen Königin geformt wurde. Ich kann 25.000 kislevitische Mark aufbringen, vielleicht mehr mit etwas Zeit und...“
„Kislevitische Mark? Was soll ich damit anfangen? Wir leben hier am Rand der verdammten Welt, es ist egal wessen Bild auf den Münzen ist, was zählt ist das Material und soweit ich weiß sind eure wertlosen Münzen aus Kupfer oder Holz oder Pferdedung aber sicher nicht aus Gold. Nein, ich bin mir ziemlich sicher dass in den Truhen dort oben imperiale Kronen sind, oder liege ich damit falsch?“
„Keine Waffe dieser Welt ist 20.000 Goldkronen Wert. Dafür kann ich eine Armee ausrüsten um dieses Loch einzunehmen. Ich denke ich werde das Gold lieber wieder mitnehmen.“ sie konnte sich nach ihrer Abreise einfach von ihrer Leibwache absetzen und mithilfe ihrer Magie in die Wehrstadt eindringen, jetzt da sie wusste dass Furchtfrost sich hier unten befand würde sie den Weg auch alleine finden, irgendwie. Jedenfalls war alles besser als dieser gierigen Bergmade das Gold zu überlassen.
„Vielleicht vernichten wir es dann einfach.“ überlegte Hadrin laut vor sich hin.
„Was!?“ Katarina war so kurz davor dem Zwerg an die Kehle zu springen.
„Stell dir einmal folgendes Szenario vor, ein armes, nichtsahnendes Kind verirrt sich rein zufällig beim spielen hierher und berührt das Schwert weil es so schön glänzt. Es würde zu Eis erstarren! Willst du unschuldige Kinderseelen auf dem Gewissen haben? Wir sind ein aussterbendes Volk, wir können uns selbst kleinste Verluste nicht erlauben und du willst doch nicht am Untergang eines ganzen Volkes Schuld sein oder?“
„Ehrlich gesagt hätte ich damit im Moment kein Problem.“ erwiderte Katarina bedrohlich und leise.
„Unterbrich mich nicht. Außerdem nimmt dieses Schwert nämlich auch noch erstaunlich viel Platz weg, ist ja schließlich nicht so dass wir einfach die Wand einreißen und eine neue Halle graben könnten. Man denkt zwar immer wenn man es von Außen betrachtet diese Berge sind gewaltig, aber irgendwann ist so ein großer Berg halt auch mal voll. Wir brauchen diesen schwindend geringen Platz für unser ganzes, stetig wachsendes und gigantisches Volk. Wo sollen die vielen Millionen Zwerge denn schlafen?“
„Seid ihr nicht gerade damit beschäftigt auszusterben? Oder habe ich da etwas falsch verstanden?“
„Still. Jedenfalls, als ein aussterbendes und gleichzeitig stetig wachsendes Volk, ist es unser gutes Recht überflüssigen Schund loszuwerden, vor allem wenn es gefährlicher Schund ist. Wir waren bisher ehrlich gesagt etwas zu faul für den aufwändigen Transport des Schwertes, man muss es immerhin erstmal irgendwie in eine Truhe aus Obsidian schaffen und die schwere Truhe dann den ganzen Weg bis zum Meer oder einem feurigen Berg tragen.“
„Was hast du eigentlich immer mit den Feuerbergen?“
„Hey, wenn man dieses ganze magische Zeug loswerden will, gibt es nun mal nicht unbegrenzt viele Möglichkeiten. Entweder Lava oder eine Pyramide aus Obsidian und ich sehe hier keine Pyramiden.“
„Ich sehe auch keine Feuerberge.“ fauchte Katarina.
„Ändert nichts daran dass sie da sind...irgendwo.“
„Ich kriege Kopfschmerzen von diesem sinnlosen Gerede.“ sie hielt sich die Stirn und seufzte schicksalsergeben, das Geld gehörte sowieso nicht ihr und sie traute diesem Zwerg durchaus zu seine Drohungen hinsichtlich der Vernichtung des Schwertes wahr zu machen. An irgendeinem anderen Ort hätte sie versucht zu verhandeln, aber sie musste endlich aus diesem Loch raus. Sie spürte bereits wie sie anfing zu schwitzen und alleine bei dem Gedanken an den Weg zurück durch die Tunnel wurde ihr schlecht. „Ich habe eine Bedingung. Offiziell dient dieses Geld dazu die Steppe von Zoichenk zu bezahlen und von einem Schwert wird niemals irgendetwas erwähnt. Lass es einfach so aussehen als hättest du mich bei den Verhandlungen über den Tisch gezogen.“

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„Das dürfte nicht allzu schwer sein, jeder erkennt doch auf den ersten Blick dass du nicht über das Hirn eines Zwerges verfügst. Wenn du darauf bestehst, auch wenn es nicht gerade von einem guten Charakter zeugt seinen eigenen Bruder zu bestehlen. Hat dir niemand Manieren beigebracht?“ fragte Hadrin mit einem leicht anklagenden Unterton in der Stimme, während er überrascht die Stirn runzelte. Er hätte nicht gedacht dass sie ihm wirklich das Gold des Zaren gab. Anfangs hatte er geplant ihr das Schwert als Geschenk zu überreichen, für gute Beziehungen zwischen den Norscazwergen und den Bokha. Aber dann entschied er sich erst einmal mehr über sie herauszufinden und das Ergebnis beeindruckte ihn nicht besonders. Um ihre Loyalität zu ihrem Bruder und Zaren war es furchtbar bestellt, eigentlich verdiente sie keine so einzigartige Waffe.
„Ich habe einige schlechte Angewohnheiten aus Altdorf mitgebracht.“ erwiderte Katarina, das letzte was sie brauchte war eine Moralpredigt von einem Zwerg.
„Ach keine Sorge, wenn du erst einmal mit 500 guten, anständigen Zwergenkriegern gereist bist wirst selbst du zu einer tugendhaften und freundlichen Rinn.“ er klopfte sich zuversichtlich mit der Faust auf die Brust.
„5-5-500?“ Katarina wurde noch bleicher als sonst und hätte sich am liebsten erstmal hingesetzt, diese Reise würde sie umbringen. „500 von deiner Sorte und das zwei Wochen lang? Kann ich nicht lieber noch mal 20.000 Goldkronen bezahlen damit ihr einen anderen Weg nehmt?“
Hadrin lachte leise „Keine Angst, wir beißen nicht.“ Plötzlich wurde sein Blick ernster und zum erstenmal funkelte so etwas wie Interesse in seinen Augen als er sie betrachtete „Ich weiß nicht was, aber etwas ist seltsam an dir und vielleicht wird unsere kleine Reise interessanter als ich dachte. Aber wie heißt es so schön? Folge keiner Drin die nicht aus Duraz ist, zähl kein Bryn dass du noch nicht gefunden hast und schlag keine Kazak bevor der Grob vor dir steht.“ damit drehte er sich auf dem Absatz um und marschierte leise summend zurück in die Tunnel.
„Ich werde diese Reise nicht überleben und Kislev niemals wiedersehen.“ murmelte Katarina deprimiert, bevor sie dem Zwerg folgte.


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Ivan saß an einem Tisch in seinen Gemächern und studierte ein halbes Dutzend Karten welche vor ihm ausgebreitet lagen. Die Lage Kislevs hatte sich wieder halbwegs stabilisiert, aber noch immer gab es genug Feinde um seinen erschöpften Truppen eine längere Ruhepause zu verwehren. Ihm gegenüber starrte der Erzmagier Vladimir ins Leere und schien den Worten des Zaren nicht gerade aufmerksam zu lauschen.
„Die Aufständischen haben in Dyshuka und in Chernigov Stellung bezogen. Damit sind sie in der Lage Kislev von Norden und Süden aus in großer Zahl anzugreifen. Gleichzeitig haben sie aber nicht die Mittel um eine Belagerung lange aufrechtzuerhalten oder die Mauern zu stürmen. Wahrscheinlicher ist dass die nördlichen Stämme zuerst nach Praag marschieren. Ich vertraue Bojar Alex zwar, aber nicht seinen Leuten, Praag gilt seit jeher als Hochburg der Ungolen. Sobald die Stämme an die Tore von Praag klopfen werden Alexs Männer zu Hunderten überlaufen und vermutlich sogar die Stadt übergeben. Wir können nicht länger dulden dass die Ungolen uns auf der Nase herumtanzen. Ich habe genug Probleme damit die Norse aus Erengrad unter Kontrolle zu halten.“ Anastasia Vilkowa hatte ihm in einer Audienz nach der Neujahrsfeier recht deutlich zu verstehen gegeben dass sie, als reichste Händlerin Erengrads, dem Adel der Norse vorstand und damit beinahe schon auf einer Stufe mit ihm stand. Der Konkurrenzkampf zwischen den Städten Erengrad und Kislev währte bereits seit über 1000 Jahren, aber die Stadt an den Ufern der Krallensee war im Laufe der Zeit zur wichtigsten Hafenstadt östlich von Marienburg geworden und verhalf dem Norseadel zu unverschämten Reichtum. Die Norse verachteten die Gospodari und hatten das Haupt nur aus der Not heraus vor den Bokha gebeugt. Alleine war keines der drei Völker Kislevs in der Lage zu überleben, aber das hielt die Norse und Ungolen nicht davon ab ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schwierigkeiten zu bereiten. „Auch wenn wir dort im Nachteil sind, wird uns keine andere Wahl bleiben als die Ungolen in der Steppe zu stellen und sie mit unseren Husaren und Pistolieren westlich von Praag abzufangen. Die schweren Truppen, Mörser und den Großteil der Infanterie lassen wir in Kislev zurück um Notfalls einen Angriff aus dem Süden abzuwehren. Ich würde gerne Verstärkungen aus Erengrad anfordern, allerdings ist vor kurzem eine Nachricht aus Wolfenburg eingetroffen. Der Großfürst bittet um unsere Unterstützung nahe Erengrad.

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Anscheinend ist ein Champion Tzeentchs mit einer großen und gut ausgerüsteten Streitmacht über die Krallensee gekommen. Der älteste Sohn des Großfürsten hat versucht den Champion zurück ins Meer zu werfen, aber stattdessen musste er bis in die Burg Böhsenfels direkt an unserer Grenze zurückfallen und wird seitdem belagert. Ich habe Pashenko befohlen mit der Garnison aus Erengrad die Armee Ostlands zu unterstützen. Er kommt erstaunlich gut mit den Norse aus und sollte es als neuer Statthalter nicht besonders schwer haben. Trotzdem hoffe ich dass Anastasia ihm keine Steine in den Weg legt, diese Frau hat in den letzten Jahren zu viel an Reichtum und Einfluss gewonnen um sie einfach zu ignorieren. Erengrad kann im Moment fast nur leichte Speerträger und zwei Regimenter Husaren aufbieten, aber gemeinsam mit den eingeschlossenen Truppen Ostlands müssten sie dem Feind zumindest zahlenmäßig ebenbürtig sein. Ich setzte großes Vertrauen in Pashenko, er hat sich bereits oft im Kampf gegen Norsepiraten bewiesen und wir sind gemeinsam aufgewachsen, er ist mit dem Skimitar schon immer viel talentierter gewesen als ich. Vielleicht kann er die schlechte Qualität seiner Truppen irgendwie ausgleichen. Wie auch immer, wir...“
„Was sie wohl als nächstes vorhat?“ murmelte Vladimir geistesabwesend und zeigte damit deutlich genug, dass er Ivans Monolog gar nicht erst zugehört hatte.
„Wer? Anastasia?“ fragte Ivan, vollkommen verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel des alten Mannes.
„Eure Schwester.“ der Erzmagier versuchte seine Ungeduld zu zügeln so gut es ging. Er war es gewohnt gewesen gegenüber Ivans Vater offen und frei zu sprechen. Sein neuer Zar dagegen zeigte es vielleicht nicht offen, aber er hielt nicht viel von ihm und duldete ihn eher aus reiner Gleichgültigkeit in seiner Postion als Ratgeber.
„Ähm, ich weiß zwar nicht genau warum das jetzt auf einmal wichtiger sein soll als die Ungolen oder die Chaosarmee in Ostland, aber gut ich spiele ausnahmsweise einmal mit.“ Ivan wusste bereits worauf der Magier hinaus wollte, er hatte die Spielchen des alten Mannes langsam satt „Ich habe noch versucht vor ihrer Abreise darüber zu reden, aber sie scheint es selbst nicht wirklich zu wissen. Wie Ihr selber gemerkt habt hält Katarina nicht viel von den restlichen Magiern des Landes, also wird sie wohl kaum mit euch zusammenarbeiten. Ich könnte sie vermutlich verheiraten, für jede normale Adlige wäre das längst überfällig, immerhin ist sie diesen Winter bereits Achtzehn geworden, aber ich denke nicht dass sie damit einverstanden ist. Als Bokha stehen ihr gewisse Rechte zu, vor allem mit ihrer magischen Begabung. Ich könnte mir vorstellen ihr das Kommando über eines unserer Husarenregimenter zu übertragen. Sie kann hervorragend reiten und wenn sie nur halb so mächtig ist wie sie gerne behauptet, wird es ihr ohne weiteres möglich seine eine Schneise in jede noch so starke Armee zu schlagen. Gemeinsam werden wir das Chaos auch in diesem Winter abwehren und in allen die noch folgen werden, als eine geeinte Mauer aus Stahl und Eis.“
Vladimir zeigte sich von der kleinen Rede seines Zaren wenig beeindruckt, er hatte durchaus berechtigte Zweifel an dieser Theorie und hielt von der Idee Katarina auch nur irgendeine Art von militärischer Macht zu verleihen rein gar nichts. Seufzend versuchte er es diesmal mit einem anderen Ansatz. „Erinnert Ihr euch an die Siegesfeier Eures Vaters, nach dem Sieg über Slaaneshs Schlangenclan, von vor vier Jahren?“ Damals waren die leichten Reiter des Schlangenclans mit einer Horde blutrünstiger, berittener Dämonetten in die nördlichen Steppen eingefallen und hatte der kislevitischen Armee mit ihrer Mobilität schwer zugesetzt.
„Natürlich, nie wieder hat man seitdem so ein Schauspiel gesehen. Mein Vater wollte das Fest nach alter Sitte des Ursunkultes feiern, also mitten in der Nacht am Rand irgendeines namenlosen Waldes auf offenem Feld und das mitten im tiefsten Winter. Obwohl es ein großes Feuer gab bin ich an jenem Abend fast erfroren, eigentlich das mieseste Feste aller Zeiten. Erstaunlicherweise wurde es besser als das Feuer wie von Zauberhand erloschen ist.“ Als das Feuer plötzlich ausging, war eine seltsame Kälte über die Feiernden hereingebrochen. Es war keine beißende, tödliche Kälte wie man sie eigentlich von einer kislevitischen Winternacht erwarten würde, sondern fast schon wohltuend und einlullend. Keiner von ihnen war in der Lage gewesen sich zu bewegen, aber immerhin erfroren sie auch nicht. Wie aus dem Nichts war Katarina aufgetaucht, mit der bleichen Haut, dem eisgrauen Haar und einem einfachen weißen Kleid, war sie im schwachen Mondlicht kaum zu sehen gewesen, sie verschmolz fast mit dem Schnee auf der Ebene nahe des Waldes. Doch trotzdem war niemand in der Lage gewesen den Blick von ihr zu wenden als sie begann zu tanzen. Es war kein gewöhnlicher Tanz gewesen, aber Ivan konnte sich kaum noch an ihre Bewegungen erinnern, denn etwas anderes erregte nach kurzer Zeit seine Aufmerksamkeit. Sie erschuf nebenbei aus dem Schnee der sie umgab zwei gewaltige Kreaturen, eine Schlange aus klarem, durchscheinenden Eis und einen bedrohlichen, blutrünstigen Bären aus Schnee. Über ihrem Kopf schwebten die magischen Wesen immer wieder aufeinander zu und folgten ihrem Tanz. Katarinas nackten Füße flogen über den Schnee, während ihre Hände die Bewegungen der Monster kontrollierten und sie einen Kampf austragen ließen der beeindruckender war als die richtige Schlacht. Letztendlich zerrissen die Pranken des Schneebären die Eisschlange und sie zerbarst in tausende winzige Eiskristalle welche auf die Zuschauer niederregneten. An diesem Tag begriff selbst der Begriffsstutzigste in Kislev dass sie keine einfache Eismagierin war. Ivan musste einfach lächeln, als er sich daran erinnerte wie stolz seine kleine Schwester damals gewesen war. Nachdem das Feuer wieder entzündet war hatte sie jedem der es hören wollte, oder nicht schnell genug davonlaufen konnte, in den Ohren gelegen und den ganzen Abend über die Vorbereitungen ihres Auftrittes geredet. Er hatte sie seit ihrer Rückkehr nicht mehr so Lächeln gesehen wie an diesem Abend, überhaupt erinnerte sie ihn immer weniger an das launische aber liebenswerte junge Mädchen welches mit ihrer Magie und fröhlichen Art jeden in den Bann ziehen konnte. Vermutlich brauchte sie nur etwas Zeit um sich wieder einzugewöhnen, dachte Ivan bevor er weitersprach „Etwa eine Woche später beschloss Vater plötzlich Katarina ins Imperium zu schicken, um ihr Talent an der Akademie in Altdorf noch weiter zu fördern.“
„Nicht ganz.“ seufzte Vladimir und betrachtete die Wände aus Eis um sich herum, auch dieser Palast war zum Großteil nichts weiter als das Werk einer Eishexe, selbst die verderbte Macht dieser Hexen schien ab und zu ganz nützlich zu sein „Damals hat Euer Vater endlich begriffen was Katarina wirklich ist, eine Eishexe.“
„Und? Was soll daran so schlimm sein?“
„Es ist ein Segen für die Menschheit dass seit gut 1000 Jahren keine Eishexe mehr geboren wurde, sie sind brutale Monster die nicht in der Lage sind ihre unbegrenzte Macht zu kontrollieren. Selbst als Gospodari muss ich sagen dass Miska eine Bestie war die beinahe den ganzen Kontinent vernichtet hätte in ihrem sinnlosen Wüten. Es ist ein Fluch mit dieser Kraft geboren zu werden und Euer Vater hatte zu recht Angst, auch ich und meine Kollegen fürchteten uns damals vor ihr. Man nennt Miska nicht umsonst noch immer voller Angst ´die Schlächterin`.“
„Geht das wieder los?“ Ivan setzte eine gelangweilte Miene auf und fragte sich welche Märchen er sich diesmal anhören durfte, der Magier versuchte schon seit Tagen ihm einzureden wie gefährlich seine Schwester doch war.
„Euer Vater hat mir geglaubt.“ verteidigte Vladimir sich und seine Behauptung mal wieder „Seit diesem Tag hatte er einfach nur noch Angst vor seiner Tochter, sie war so leicht in der Lage gewesen ihn und alle Anwesenden, darunter auch erfahrene Magier, außer Gefecht zu setzen und dass in ihrem Alter. Er entschied sich dazu etwas zu unternehmen solange sie noch zu kontrollieren war.“
„Was soll das heißen?“ fragte Ivan scharf nach „Warum war meine Schwester wirklich in Altdorf? Wenn sie, wie ihr sagt, eine Eishexe ist gibt es nichts was man ihr an der Akademie dort beibringen konnte.“
„Da habt Ihr recht. Es ging nicht darum ihre magischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern ihre Verbindung zu ihrer Kraftquelle zu trennen und die Eismagie auszutreiben. Wir befürchteten sie könnte noch mächtiger werden und die imperialen Magier beschlossen uns dabei zu helfen ihre Kraft einzudämmen“
„Sie zu brechen meint Ihr.“ murmelte Ivan leise und angewidert.
„Die Entfernung zu Kislev alleine hat schon ausgereicht um sie stark zu schwächen, den Rest übernahmen die imperialen Magier.“ fuhr Vladimir ungerührt fort „Sie woben zahlreiche Zauber um Katarinas Magie noch weiter einzuschränken, im Prinzip war sie während der ganzen Jahre in Altdorf nicht imstande einen einzigen Zauber zu wirken. Die Magier der Akademie stimmten diesem Vorschlag damals schnell zu, sie wollten selber mehr über die Magie der legendären Eishexen erfahren. Falls die Magier keinen Weg fanden ihre Macht endgültig zu brechen, sollte sie weit in den Süden verheiratet werden, damit ihre Verbindung zum Land selbst unterbrochen wird. Vielleicht nach Estalia oder sogar Arabia. Eishexen ziehen die Macht aus dem Land auf dem ihr Volk lebt, sie sind unfähig die Winde der Magie zu nutzen und damit in weiter Ferne keine Gefahr mehr.“
„Das ist lächerlich, ich muss mir diesen Unsinn nicht mehr anhören. Meine Schwester ist vielleicht eine Eishexe, aber zuerst ist sie eine Bokha und würde nichts unternehmen was Kislev schaden könnte.“ Hatte sein Vater sich wirklich so vor Katarina gefürchtet? Das konnte nicht sein. Er war Boris der Rote, der größte Krieger und Anführer den Ivan sich vorstellen konnte.
„Die wichtigste Frage habe ich Euch noch gar nicht gestellt.“ erwiderte Vladimir.
„Ach? Und mit welcher Verschwörungstheorie wollt ihr mir diesesmal auf die Nerven gehen?“ fragte Ivan müde.
„Wie ist sie aus Altdorf herausgekommen? Die imperialen Magier hatten einen Zauber auf sie gelegt welcher ihnen jederzeit verriet wo Katarina sich aufhielt. Sie durfte sich zwar frei in Altdorf bewegen aber sobald sie die Stadtmauer passiert hätte, wäre sie sofort wieder eingefangen worden. Es ist unmöglich dass sie hier ist.“
„Mhm, ausnahmsweise einmal eine gute Frage,“ doch Ivan weigerte sich über solche Kleinigkeiten nachzudenken, es war nicht wichtig wie sie es geschafft hatte, wichtig war nur dass sie wieder zuhause war und egal was der Erzmagier ihm noch erzählen mochte, er würde ihr ihre Magie nicht wieder wegnehmen „aber eigentlich auch eine ziemlich unwichtige, wenn man es genau nimmt. Ich hatte nach Vaters Tod sowieso vor einen Boten nach Altdorf zu schicken und sie um ihre Rückkehr zu bitten, aber diese verdammten Ungolen haben mich abgelenkt. Durch Eure Worte bereue ich nur es nicht getan zu haben.“
„Euch mag es nicht interessieren, aber ich bin sicher dass sie etwas verbirgt und ich werde erst ruhen wenn ich alles über ihre Zeit in Altdorf und ihre Pläne erfahren habe.“ schwor sich der alte Magier, wenn die Zeit der Eishexen wirklich zurückkehrte, würde er nicht so naiv und blind zusehen wie der Zar.
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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 18. Januar 2014 17:08

6. Der Herr der Masken (Öffnen)
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Tschekatillo war in seiner eigenen Stadt normalerweise nicht leicht zu verängstigen. Gut, dieser Botschafter mit dem irren Blick und seinen verrückten Rittern hatte ihm schon irgendwie Angst eingejagt, aber das war eher eine Ausnahme gewesen, hoffte er zumindest. Kislev war seine Stadt! Der Zar mochte auf seinem hübschen Thron sitzen und mit seinen Spielzeugsoldaten und Kanonen spielen, doch außerhalb des Palastes gehörte die Hauptstadt nur ihm allein. Naja, auch das entsprach vielleicht nicht immer ganz der Wahrheit. Sagen wir, Kislev gehörte ihm, solange sein Herr und Meister nicht anwesend war, ja so könnte man es am besten ausdrücken. Der Herr der Masken kontrollierte die mächtigsten Verbrecherorganisationen der Welt. Vom Meister der Schatten in Marienburg, über die geheime Stadt unterhalb von Nuln, bis hierher zur Bratwa von Kislev. Er kontrollierte die dunkelsten Seiten der menschlichen Städte bereits seit Anbeginn der Zeit. Vielleicht hatte er sogar erst dafür gesorgt dass so etwas wie organisiertes Verbrechen entstanden war. Tschekatillo bekam seinen Herren nicht oft zu Gesicht, und das war auch gut so! Dieser verdammte Vampir schaffte es ihm jedesmal in seiner eigenen Stadt Todesangst einzujagen. Der Herr der Masken kam einmal alle zwei Jahren vorbei, erkundigte sich kurz nach den Geschäften in Kislev, gab ihm einige Aufträge und verschwand dann wieder. Aber musste er ausgerechnet jetzt auftauchen? Es war kein guter Zeitpunkt! Tschekatillo hatte genug andere Dinge um die Ohren. Aber statt sich um seine eigenen Probleme zu kümmern, stand er jetzt hier und würde mit Sicherheit bald einen ganzen Berg an neuen Problemen aufgehalst bekommen. Anderseits eröffnete ihm die Anwesenheit des Vampirs gleichzeitig auch vollkommen neue Möglichkeiten. In seiner Stadt ging es seit einiger Zeit drunter und drüber und irgendwie war Tschekatillo sich sicher dass dieser imperiale Botschafter daran nicht ganz unschuldig war. Kaspar von Velten stellte während seiner Suche nach dem Menschenschlächter ganz Kislev auf den Kopf und immer mehr Leichen säumten seinen Weg. Das letzte was Tschekatillo brauchen konnte war ein übereifriger Verrückter mit einer ganzen Leibwache aus Pantherrittern. Mehrmals hatte er inzwischen versucht den Botschafter töten zu lassen, aber seine Männer waren den Runenschwertern der Ritter nicht gewachsen und sein einziger guter Mörder war dem Schlächter zum Opfer gefallen. Vielleicht konnten die Harlequine des Herrn der Masken etwas gegen diese imperiale Plage unternehmen. Seit dem Tod des alten Zaren spielte das ganze Land verrückt, Ungolen und Gospodari gingen sich gegenseitig an die Kehle und die Norse in Erengrad schotteten sich mehr und mehr und vom Rest ab. Die Konföderation der drei Völker brauchte einen starken Herrscher, der in der Lage war das Land auch ohne ständige Kriege zusammenzuhalten. Aber zurück zum eigentlichen Thema, der Herr der Masken stammte aus einer Zeit als selbst Sigmar und sein Imperium noch nicht existierten. Tschekatillo wusste nicht viel über seinen Meister oder generell über Vampire, aber er wusste dass der Herr der Masken zur ersten Generation der Blutsauger gehörte. Er war ein Abkömmling der ersten Vampirin Neferata, einer Königstochter weit aus dem Osten, aus dem untergegangenen Königreich Nehekhara, einem Land welches durch die endlosen Kriege gegen Untote heute nur noch eine leere Wüste war. Nehekhara war das beste Beispiel dafür dass man gegen die verdorbene Macht des Untodes nicht siegen konnte.

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Sie befanden sich in einer Villa im Nordviertel Kislevs, der Herr der Masken verfügte in jeder Stadt unter seiner Kontrolle über ein angemessenes Anwesen. Der große Hauptraum der Villa war fast komplett leer. Nur ein Thron aus Obsidian erhob sich in der Mitte des Raumes, dahinter erstreckte sich nichts weiter als gähnende Finsternis, undurchdringlich für das menschliche Auge. Er wollte gar nicht wissen was sich dort alles verbarg und hoffte inständig es niemals zu erfahren, hin und wieder hörte er wütendes fauchen und das Geräusch von reißendem Fleisch aus der Dunkelheit. Die unbewegliche Gestalt auf dem Thron, war unter einem dunklen Umhang vollständig verborgen und eine graue Maske bedeckte sein Gesicht. Nur das grüne Licht, welches gespenstisch aus den Augenlöchern fiel, zeigte dass es sich nicht um irgendeine Puppe handelte.
„Du bist noch immer am Leben, interessant. Ich hätte nicht gedacht dass jemand der so unfähig ist wie du lange durchhält, ich bin beeindruckt.“ die Stimme des Vampirs klang tief und unnatürlich, fast schon blechern, nicht zum erstenmal hatte Tschekatillo den Verdacht dass der Vampir seine Stimme magisch veränderte.
„Danke Herr.“ antwortete er knapp, es war immer am besten so wenig wie möglich zu reden wenn er es mit dem Vampir zu tun hatte, er war nicht gut daran hochtrabend oder besonders intelligent zu reden und der Herr der Masken verabscheute Dummheit mehr als alles andere.
„Das war kein Kompliment.“
„Ich weiß Herr, verzeiht.“
„Langweilig wie eh und je, wie alles in Kislev.“ der Vampir seufzte gelangweilt, bevor er mit einem leisen, bedrohlichen Unterton fortfuhr „Ich musste feststellen, dass unsere Geschäfte in Kislev nicht so gut laufen wie erhofft.“
„Seit dem Tod von Boris Bokha ist die Lage in und außerhalb der Stadt sehr instabil. Neben den zahlreichen Revolten der Ungolen und dem wachsenden Misstrauen untereinander, verschreckt der Mörder die Menschen Kislev mehr und mehr. Anfangs beschränkten sich seine Morde nur auf Verbrecher, aber seit dieser imperiale Botschafter hinter ihm her ist scheint sein Treiben ihm mehr Spaß zu machen. Er tötet scheinbar wahllos und immer mehr Leute verlassen die Stadt, aus Angst die nächsten Opfer zu werden.“
„Und? Hast du schon eine Idee um ihn aufzuspüren, diesen Menschenschlächter?“
„Ich, ähm. Ich dachte es wäre vielleicht...“ wie sollte er das jetzt am besten ausdrücken? Einer eurer Artgenossen? Missgeburten? Untoter Abschaum? „einer Eurer Verwandten.“
„Nein, wir haben nichts damit zu tun. Finde heraus wer es ist und bring ihn zur Strecke und zwar so schnell wie möglich. Seine bloße Existenz beeinträchtigt unsere Angelegenheiten und schon jetzt beginnt der Handel sich noch stärker auf Erengrad zu fokussieren.“
„Wenn Ihr wollt kann ich persönlich mit einem Teil meiner Männer nach Erengrad ziehen und die Unterstadt für Euch in Besitz nehmen, es wäre sicher ein leichtes für die Bratwa auch dort aktiv zu sein.“
„Bist du wirklich so einfältig? Denkst du ich brauche ein dahergelaufenes Stück sterblichen Abschaums, der mich auf so etwas offensichtliches hinweist? Wenn das ganze so leicht wäre, würde die Stadt schon seit 1000 Jahren unter meiner Kontrolle stehen. Nein, Erengrad hat seine eigene Macht, seinen eigenen Gott. Es ist besser sich dort nicht einzumischen. Schlage nur Schlachten die du auch gewinnen kannst, nur so überdauert man die Jahrtausende. Eine Lektion die viele Vampire nie gelernt haben und für ihr Streben nach Macht teuer bezahlten.“
„Natürlich Herr.“ was meinte er damit? Es stimmte dass der Herr der Masken niemals versucht hatte seine Macht auch auf Erengrad auszuweiten, irgendetwas an der Stadt schreckte ihn ab.
„Außerdem, werden wir eine Weile hier bleiben. Kislev ist zwar langweilig, vor allem ohne vernünftige Kontakte zum Palast, aber Nuln ist leider nicht mehr sicher. Wirklich schade, ich liebe die Feste der Kurfürstin Emanuelle von Liebwitz, sie muss Slaanesh selbst dienen um so unterhaltsam zu sein.“ ein leises Lachen erklang hinter der Maske, dann stimmten also die Gerüchte dass Nuln sich vielleicht nicht mehr lange dem Ansturm aus Tiermenschen, Orks und Skaven erwehren konnte. Die Stadt der Ingenieure und Technikusse war ein beliebter Aufenthaltsort für Vampire, die extravagante Fürstin von Wissenland scherte sich nicht wirklich um solche Kleinigkeiten wie Untote.
„H-hier? I-in K-kislev?“ Tschekatillo erbleichte, konnte es noch schlimmer kommen? Normalerweise blieb er nur ein oder zwei Tage, und die waren schon die reinste Hölle.
„Ich muss etwas nachprüfen.“ die nächsten Worte spie er förmlich hervor „Der Erbe Vashaneshs hat Kontakt zu uns aufgenommen.“
„M-manfred v-von Carstein?“ fragte Tschekatillo entsetzt, oh ja, es wurde wirklich noch schlimmer! Jetzt würde man ihn auch noch in eine dieser verdammten Fehden des Vampiradels reinziehen.
„Kennst du etwa noch jemanden, der es wagt diesen Titel zu tragen?“ fragte der Vampir spöttisch nach „Es gibt jemanden in Kislev, den Manfred tot sehen will.“
„Dann hat er Euch also den Tod dieser Person befohlen?“ noch während er das letzte Wort aussprach, wusste Tschekatillo bereits dass er einen Riesenfehler gemacht hatte. Ein wütendes Fauchen erklang hinter der Maske, die Schatten um ihn herum verdichteten sich bedrohlich, Finsternis leckte über Tschekatillos Schultern und das Fauchen hinter dem Thron schwoll an.
„Befohlen!? Der Erbe Vashaneshs erteilt uns keine Befehle! Ich habe Vashanesh selbst gekannt und schon auf seine Befehle einen Dreck gegeben! Vashanesh, dieser aufgeblasene, arrogante Emporkömmling, der sich selbst König aller Vampire nannte!“ Blut lief Tschekatillo aus Nase und Ohren, der Hass des Vampirs sorgte dafür dass er seine Magie ohne Rücksicht auf seine Umgebung aussandte und der Kopf des Kisleviten fühlte sich an als würde er gleich einfach platzen „Wie froh waren wir alle, als es hieß Vashanesh wäre ohne Erben auf den Felder von Nagahizzar gefallen. Doch dann tauchte er als Vlad wieder auf und erschuf diese elenden von Carstein. Diese Missgeburten, diese niederen, schwächlichen Kopien der Vampire alter Tage.“ der unglaubliche Druck in seinem Kopf ließ augenblicklich nach, als die Stimme des Vampirs sich wieder beruhigte „Nein, wir werden diese Person nicht umbringen, aber ich bin neugierig. Manfred muss fast schon verzweifelt sein, wenn er sich an uns wendet. Wie ich ihn kenne wird er irgendwo mal wieder eine lächerliche Prophezeiung aufgeschnappt haben laut der er bald sterben wird, das passiert hin und wieder. Er war schon immer abergläubisch, genau wie alle anderen niederen Vampire, sie fürchten sich vor Silber, vor Sonnenlicht und sogar vor den Worten dieser einfältigen Sigmarpriester. Du wirst diese Person für mich beobachten lassen, wie viele Männer hast du im Palast?“
„K-keinen.“ Tschekatillo versuchte noch immer sich von dem Wutausbruch zu erholen, er hasste Magie „Wie gesagt, der neue imperiale Botschafter stellt die ganze Stadt auf den Kopf, inzwischen hat er dafür sogar die Erlaubnis des Zaren. Er entdeckt einen meiner Spitzel nach dem anderen auf seiner Jagd nach dem Menschenschlächter. Ich...“
„Sei still!“ unterbrach ihn der Vampir zischend „Das ist mir egal. Dann postiere eben Männer um den Bokha Palast herum und erstatte mir sofort Bericht, sobald sie den Palast verlässt.“
„Ja Herr. Ähm, und um wen handelt es sich?“


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Früher, vor mehr als einem halben Jahrtausend, war Mortheim ein strahlendes Beispiel für den Fortschritt und die Überlegenheit des Imperiums gewesen. Die Stadt galt lange Zeit als Juwel des Reiches, als schönste und prächtigste Stadt der ganzen bekannten Welt. Marienburg, Altdorf, Kislev, sie alle verblassten im Vergleich mit der Hauptstadt der Ostmark. Jeder Tag, in diesen inzwischen verlassenen Straßen, war ein Fest gewesen, jede Nacht ein einziges großes Spektakel. Menschen, Elfen, Halblinge und viele andere kamen hier, im Zentrum der Welt, zusammen und lebten wie im Paradies, unberührt von den Kriegen um sie herum. Mit der Zeit tanzten sogar leibhaftige Dämonen unter den Feiernden. Hexen, Vampire, Succubi und alle Arten von Abschaum, der sich eigentlich am besten auf einem Scheiterhaufen machen würde, waren bald ein alltäglicher Anblick. Zur Jahrtausendwende endete die Pracht Mortheims, von einem Augenblick zum nächsten. Ein Komet mit zweigeteiltem Schweif fiel vom Himmel herab, doch kein gewöhnlicher Steinbrocken, nein, es war das leibhaftige Böse selbst. Der erste aller Dämonenprinzen, welcher sogar die Götter selbst herausforderte und einst eine Rebellion in den Gärten des Chaos anführte, stürzte aus seinem Gefängnis herab und landete inmitten Mortheims. Die Explosion bei seinem Aufprall vernichtete den Körper des Dämonenprinzen und Mortheim wurde damit sein neues Gefängnis. Ihm folgte ein tagelanger Warpsteinregen. Wer den Einschlag des Kometen überlebte, mutierte durch die Strahlung der Steine, die Menschen wurden entweder wahnsinnig oder verschmolzen mit der Stadt, mit den Häuserwänden, Straßen und Palästen in denen sie früher so ausgelassen feierten. Der zweigescheifte Komet galt schon immer als Zeichen Sigmars und für die restlichen Menschen im Imperium war schnell klar, dass die Vernichtung Mortheims und seiner Einwohner, nichts anderes war als die Strafe für deren Sünden.
Die junge Novizin, um die es hier geht, hatte den gewaltigen Krater, im Südosten der Ruinenstadt, bisher nicht mit eigenen Augen gesehen und wenn es nach ihr ging konnte sie auch weiterhin gut drauf verzichten. Dort hauste nämlich der Geist des gefallenen Dämonenprinz, nur noch ein gestaltloses Wesen aus purer Chaosenergie, der Schattenfürst von Mortheim. Die mutierten Menschen sammelten Warpsteine und brachten sie auf seinen Befehl hin in den Krater. Mit der Macht in den Steinen erhoffte der Schattenfürst sich einen neuen Körper zu erschaffen und erneut in den Krieg gegen die Götter zu ziehen. Doch seine Herrschaft über Mortheim war nicht unumstritten. Zwar gelang es der Imperialen Armee oder den Fürsten der Ostmark nie die Stadt zurückzufordern, aber noch immer hielt ein heiliger Orden der Sigmarkirche in den Ruinen stand. Inmitten des Stir, der Mortheim in der Mitte teilte, erhob sich auch jetzt noch das Kloster der Sigmarschwestern. Die Brücke über die Insel hatte man schon vor langer Zeit zerstört und jeder Angriff vom Wasser aus würde in einem einzigen Desaster enden. Man nannte die Klosterinsel nicht umsonst den Sigmarfelsen.

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Diese kleine Geschichte beginnt nicht weit entfernt von der südlichen Stadtmauer, im östlichen Teil der Stadt. Hinter einem Haufen staubbedeckter Steine, die vor langer Zeit alles mögliche gewesen sein konnten, hockte die eben schon erwähnte Novizin und versuchte sich möglichst lautlos vorwärts zu schleichen. Jedes noch so kleine Geräusch konnte ihr in diesem Moment zum Verhängnis werden. Jedes mal, wenn sie auch nur leicht an einen Stein stieß, hielt sie nervös den Atem an und rechnete schon fast damit dass sich etwas auf sie stürzte. Die Novizin war vielleicht fünfzehn Jahre alt und gehörte dem Orden der Sigmarschwestern an. Hier draußen in den Ruinen trug sie allerdings nicht die weiß-rot-goldenen Roben der Schwesternschaft, sondern eine unscheinbare, formlose graue Kutte. Alles andere was sie im Kloster hatten war in den Ruinen viel zu auffällig. Diese Kleidung bot zwar nicht gerade den besten Schutz gegen den Winter, aber in Mortheim war das nicht weiter wichtig, hier herrschte das ganze Jahr über mildes Klima. Selbst Schnee und Kälte schienen die verfluchte Stadt zu meiden und Christine konnte es ihnen nicht verdenken. Ihre hellbraunen, schulterlangen Haare hingen kraftlos und verdreckt herab. Es war schwer durch die Ruinenstadt zu schleichen, ohne dass der Schmutz von Jahrhunderten an einem haften blieb, aber das störte sie schon lange nicht mehr.
Langsam und in geduckter Haltung bewegte sie sich an den Rand des Schutthaufens, um einen kurzen Blick auf die Ruine eines alten Wohnhauses zu wagen. Zumindest ein Teil der grauen Vorderwand stand noch, wie es drinnen aussah konnte sie daher nur erahnen. Schnell zog sie sich wieder zurück, bevor die Wachen sie bemerkten. Das war nicht gut, hinter der Wand konnte sich alles mögliche verbergen, von einem leeren Raum, bis hin zu einem Eingang in das Tunnelsystem der Skaven. Ja, Skaven. Denn es waren diese krummbeinigen Rattenmenschen die sie beobachtete. Drei Stück standen vor der Ruine Wache. Zwei von ihnen nur mit einfachen, kurzen Speeren bewaffnet, sie stellten keine große Gefahr dar. Christine wusste dass sie schneller war als die Skaven. Kurz fuhr ihre Hand an die stählerne Peitsche, die in ihrem einfachen Ledergürtel hing. Es war die bevorzugte Waffe der Novizinnen, zusammengesetzt aus dutzenden, messerscharfen Kettengliedern konnten diese Stahlpeitschen sogar einen Kopf von den Schultern trennen. Zumindest hatte sie das gehört. Bisher war es ihr gelungen ihre Waffe nur selten zu benutzen. Wenn man die Novizin entdeckte, hieß es für sie meistens die Beine in die Hand nehmen und verschwinden. Wie auch immer, damit könnte sie die Skaven ohne Probleme auf Distanz halten, falls man sie aufspürte. Wäre da nicht die dritte Ratte gewesen. Sie hielt eines dieser verdammten Skavengewehre, ein Jezzail, in den krallenbewehrten Pfoten. Die unförmigen Gerätschaften aus Holz und Metall kanalisierten die todbringende Energie des Warpsteins und waren sogar in der Lage Stein zu schmelzen. Damit kam ein Kampf nicht mehr in Frage. Vielleicht konnte sie gegen die Skaven sogar gewinnen. Immerhin wurden die Novizinnen seit ihrer Ankunft von den Kriegspriesterinnen ausgebildet, zumindest wenn sie nicht gerade durch die Ruinen krochen. Doch ein Schuss aus dem Gewehr und das halbe Viertel würde auf sie aufmerksam.
Als erstes musste sie versuchen die Rückseite der Ruine zu erreichen. Mit etwas Glück war die Wand dort bereits in sich zusammengefallen. Vielleicht könnte sie sich sogar von dort aus reinschleichen und die Warpsteine unbemerkt stehlen. Aber erst einmal musste Christine warten bis der Wind drehte, ansonsten würden die Skaven ihre Witterung aufnehmen sobald sie die Position wechselte. Sie musste sehr vorsichtig sein. Das dort unten waren keine stumpfsinnigen Zombies oder mutierte Kultisten, die beim rennen über ihre zusätzlichen Beine stolperten. Die Skaven hatten ein außerordentlich feines Gehör, außerdem verfügten sie über einen stark ausgeprägten Geruchssinn. Dazu kam dass sie sehr gute Schwimmer waren, selbst wenn es einem irgendwie gelang den Fluss und eines der versteckten Boote zu erreichen, war man noch lange nicht in Sicherheit. Manchmal kamen die Skaven sogar bis auf die Klosterinsel und versuchten die Priesterinnen von dort zu verjagen. In den Gewölben unter dem Kloster lagerte eine gewaltige Menge an Warpstein, gesammelt in einem halben Jahrtausend, und lockte die Kreaturen des Bösen an. Seit zwei Tagen durchstreifte sie jetzt schon die Gegend um das ehemalige Amphitheater und heute Vormittag war sie endlich fündig geworden. Das riesige Theater war einem berühmten Poeten der Ostmark gewidmet und trug wohl auch dessen Namen, doch Christine hatte nie danach gefragt wie der lautete. Es war auch unwichtig. Für die Ordensschwestern war es seit dem Fall der Stadt nur noch, das Nest. In und vor allem unter dem Amphitheater befanden sich die Bruthöhlen und größten Höhlen der Rattenmenschen von Mortheim. Es war das Zentrum ihres Tunnelsystems. Ein Stück östlich davon erstreckte sich dann bereits der Krater, in dem der Schattenfürst hauste. Die Novizin hatte nicht vor Theater oder Krater jemals freiwillig zu betreten. Sie hielt Ausschau nach kleineren Verstecken, in denen die Skaven ihre Warpsteinfunde zwischenlagerten, bevor sie sie ins Nest brachten.

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Christine war sich anfangs nicht sicher gewesen, ob in dem zerfallenen Haus wirklich Warpsteine lagerten, aber es war nicht so schwer gewesen das herauszufinden. Den ganzen Tag über waren kleinere Skavengruppen vorbeigekommen, um die grün leuchtenden Steine abzuliefern. Sie machten sich keine Sorgen und zeigten ziemlich deutlich, dass sie sich in ihrem eigenen Revier vor nichts zu fürchten brauchten. Anders als Christine, für sie und ihre Schwestern gab es nur einen sicheren Ort in ganz Mortheim, die Klosterinsel. Wenn man sie entdeckte, konnte die junge Novizin hier draußen auf keinerlei Hilfe hoffen. Selbst wenn noch andere Novizinnen in der Nähe waren, sie würden wohl kaum zu ihrer Rettung herbeieilen. Bei der Verteidigung des Klosters hielten sie zusammen, aber ansonsten hieß es hier draußen, jede Novizin für sich alleine. Falls man es schaffte bis zur Erhebung in den Rang einer Ordensschwester zu überleben, konnte man noch immer anfangen sich Gedanken um andere zu machen. Christine war vor weniger als acht Jahren, mit einer Gruppe aus fast 40 Mädchen, eingetroffen. Von ihnen hatte nicht einmal die Hälfte länger als ein Jahr durchgehalten und ihre Zahl schrumpfte noch immer, inzwischen konnte Christine die Überlebenden ihrer Gruppe an einer Hand abzählen.
Sie hatten damals kaum Zeit gehabt sich an die lebensfeindliche Umgebung zu gewöhnen. Die Devise der Schwestern war recht einfach, jeder und zwar wirklich jeder im Kloster musste bei der Reinigung der Stadt mithelfen, ganz egal wie alt oder schwach man war. Nach ein paar Tagen ausruhen, hatte die Matriarchin die Mädchen allesamt in die Ruinenstadt ausgeschickt. Unvorbereitet und ohne irgendeine Ausbildung, war es ihre Aufgabe gewesen die grünen Warpsteine zu sammeln, in denen die dunkle Magie des Chaos sich manifestierte. Steine zu suchen klingt eigentlich nicht nach einer besonders gefährlichen Aufgabe, aber sie mussten sich mit Skaven, Tiermenschen, Goblins, Untoten und Besessenen um die wertvollen Steine streiten. Wer nicht schnell genug war um davonzulaufen, der starb. Wer keine Warpsteine mehr zum Kloster brachte, erhielt nur noch gerade genug zu Essen um halbwegs am Leben zu bleiben. Für die Ordensschwester galt einzig und alleine ihre Mission, kein Opfer war ihnen zu groß im Kampf gegen die Mächte des Chaos, die Mortheim fest umschlungen hielten.
Sie konnten es sich ohne Probleme leisten, so gedankenlos mit dem Leben ihrer Novizinnen umzugehen. Immer wenn die Schwestern Mortheim verließen, um in den Dörfern Stirlands oder Talabeclands Vorräte zu kaufen, warteten bereits Scharen von Waisen, Verstoßenen und Heimatlosen auf sie. Die nicht enden wollenden Kriege des Imperiums, sorgten für einen stetigen Strom an Verzweifelten. Klöster im ganzen Land quollen über vor Flüchtlingen, die sich in den Schutz der Kirche flüchteten. Seit mehr als 500 Jahren kämpfte die Schwesternschaft des Sigmar ihren eigenen, kleinen Krieg in den Ruinen Mortheims. Die kirchlichen Waisenhäuser schickten nach einer Weile sogar gezielt junge Mädchen nach Mortheim, was dort aus ihnen wurde interessierte niemanden mehr. Hauptsache man machte Platz für die nächsten Flüchtlinge, aus der nächsten niedergebrannten Stadt. Auch wenn es an diesem Ort keinen Unterschied mehr machte, aber Christine gehörte nicht zu diesen verzweifelten Seelen deren Heimat in Schutt und Asche lag.
So weit sie wusste erging es ihrer Heimat, Ostland, sogar noch erstaunlich gut. Ihr halbes Leben hatte sie bisher zwischen den Ruinen Mortheims verbracht, immer auf der Suche nach den gefährlichen Warpsteinen, welche die ganze Stadt mit den Mächten des Chaos korrumpierten. Doch vorher, da war sie noch eine Adlige des Imperiums gewesen, aus der Familie der von Rauken. Vor fast 1000 Jahren hatte ein Bastard des Kurfürsten von Ostland sich der berüchtigten schwarzen Garde angeschlossen, dem Eliteregiment Wolfenburgs. Sie galten auch heute noch als die 500 besten Soldaten Ostlands, vielleicht sogar des Imperiums, zumindest was den Kampf mit dem Großschwert anging. In einer Schlacht gegen eine Streitmacht Nurgles, die marodierend durch Ostland zog und der imperialen Armee einige schmerzhafte Niederlagen zufügte, köpfte er im Zweikampf den Chaoschampion. Der Imperator, beeindruckt von der Wildheit des Bastards im Kampf, belohnte ihn mit Ländereien gefallener Edelleute, hauptsächlich zwischen dem Schattenwald und der Stadt Ferlangen. Der Beginn der von Rauken.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte wuchs und gedieh die Familie und weitete ihren Einfluss in Ostland aus. Selbst aus dem imperialen Bürgerkrieg gingen sie nur noch gestärkt hervor. Kurz vor ihrem Untergang galten die von Rauken sogar als stark genug, die Raukovs und deren Anspruch auf die Kurfürstenwürde herauszufordern. Aber dann, eines Nachts, waren sie plötzlich gekommen. Nichts hatte den Angriff der Inquisition angekündigt, zumindest nichts was sie damals mitbekommen hätte. Es war für sie ein ganz normaler Tag gewesen. Doch am Abend hatten Soldaten Ostlands, angeführt von Hexenjägern und Priestern, das Anwesen der von Rauken gestürmt. In ganz Ostland wurden die Mitglieder der Familie festgenommen und ohne Umschweife auf Scheiterhaufen gestellt. Man warf ihnen vor Ketzer zu sein, Anhänger des Chaosgottes Tzeentchs. Christine wusste noch immer nicht was sie von diesen Vorwürfen halten sollte, sie selbst hatte nie etwas von den Ritualen und Dämonenanbetungen mitbekommen. Doch sie vertraute auf das Urteil des Großtheogonisten, immerhin war sie nichts weiter gewesen als ein Kind. Die von Rauken waren nicht kampflos untergegangen, die Haustruppen waren trotz der Vorwürfe nicht von der Seite ihrer Herren gewichen. Angeblich sollen sie zur Verteidigung sogar Dämonen beschworen haben. Genützt hatte es ihnen letztendlich wenig. Die Kirche war in der Vernichtung von Ketzern schon immer überaus gründlich gewesen, nur die Kinder der von Rauken ließ man am Leben, in der Hoffnung ihre Seelen in den Klöstern des Reiches doch noch vor den Auswirkungen des Chaos zu retten. Als die Säuberung begann hatte sie sich versteckt und als die Inquisitoren sie fanden und aus ihrem Zuhause rissen, waren die Scheiterhaufen vor der Villa schon fast ganz heruntergebrannt gewesen und nichts als Asche blieb von ihrer Familie. Damals hatte sie viel geweint, als man sie aus den dunklen Wäldern Ostlands und den Ländereien ihrer Familie fortbrachte, um sie an diesen schrecklichen Ort zu verfrachten. Weinen war so ziemlich dass Erste gewesen, was sie sich hatte abgewöhnen müssen, damit machte man nur die unzähligen Wesen auf sich aufmerksam, die durch die Ruinen krochen und versuchten einen zu fressen. Inzwischen empfand sie für die von Rauken nur noch Verachtung. Ketzer verdienten weit schlimmeres als den Tod. Heute würde sie jederzeit und ohne zu zögern selbst einen Scheiterhaufen entzünden, um den Makel des Chaos aus der Welt zu tilgen.
Ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht, als ihr wieder einfiel dass sie schon in einem Jahr selbst eine Ordensschwester sein würde. Ein Jahr noch, länger musste sie sich nicht mehr durch die Ruinen schleichen und vor diesen Bestien davonlaufen. Als Ordensschwester würde sie den Feinden der Kirche im offenen Kampf entgegentreten. Denn dann würde sie endlich einen der, mit Zwergenrunen verzierten, Kriegshämmer erhalten. Die Schwestern zogen in kleinen Gruppen durch die Ruinen der einstigen Metropole, um die größeren Verstecke der Skaven und Chaosanhänger auszuräuchern. Wer fest genug im Glauben und stark genug im Kampf war, erhielt eines Tages vielleicht sogar die Erlaubnis Mortheim zu verlassen und genau wie die männlichen Kriegspriester der imperialen Armee oder den Freischärlern beizutreten. Genau davon träumte Christine, sie wollte aus dieser verfluchten, nach Tod und Chaos stinkenden Stadt weg. Die Bemühungen der Schwestern Mortheim ganz alleine zu retten würde niemals Erfolg haben, sie waren einfach zu schwach dafür. Doch außerhalb dieser Ruinen gab es eine ganze Welt voller Ketzer, eine ganze Welt voller Chaos die es zu reinigen galt. Sie konnte es kaum erwarten an der Spitze der imperialen Armee zu marschieren und einen Chaoschampion und Dämonen nach dem anderen zu erschlagen. Sie würde der Kirche zeigen dass nicht alle von Rauken sich von Sigmars Herrlichkeit abgewandt hatten.
Die Novizin schob die Gedanken daran vorerst wieder beiseite Seite, als sie spürte wie der Wind allmählich schwächer wurde. Sie musste sich darauf konzentrieren was im Hier und Jetzt geschah, ansonsten standen ihre Chancen schlecht diesen Tag, geschweige denn das nächste Jahr, zu überleben. Was sie hier machte grenzte ehrlich gesagt an Wahnsinn, auch ohne dass sie sich dauernd ablenken ließ. Sie sollte nicht hier sein, im verdammten Skaventerritorium, aber Christine vertraute einfach auf ihr Glück. Es wäre deutlich einfacher gewesen eine Gruppe Goblins zu bestehlen, bei Sigmars Hammer selbst Orks waren keine so große Gefahr in dieser Stadt. Zwischen den Ruinen konnte die junge Novizin jedem entkommen, jedem außer den Skaven, aber sie wollte sich bereits als Novizin von den anderen abheben und mehr Warpsteine sammeln als der Rest. Die Rattenmenschen waren zwar auch nicht gerade die schnellsten Läufer, aber in Ruinen fühlten sie sich schon immer wie Zuhause. Sie hatten vermutlich bereits die ganze Stadt mit einem unterirdischen Netzwerk aus Tunneln durchzogen. Skaven waren außerdem niemals alleine, eine Lektion die andere Novizinnen schmerzhaft gelernt hatten, auch wenn sie mit dem Wissen meistens nicht mehr viel anfangen konnten. Vor einigen Jahren beobachtete sie von Weitem, wie eine ihrer Schwestern gerade auf der Flucht vor einem kleinen Rudel Skaven gewesen war. Christine hatte das siegessichere Strahlen im Gesicht der anderen Novizin gesehen, als sie den Skaven einfach mit einem Beutel Warpsteinen davonrannte. Dieses zufriedene Grinsen war ganz schnell verschwunden, als der Boden unter ihren Füßen aufbrach und die Krallen der Rattenmenschen die vor Verzweiflung schreiende Novizin zu sich herab in ihre Tunnel zogen.
Christine sah besorgt Richtung Süden, nicht zum erstenmal an diesem Tag. Riesige, schwarze Wolkenberge zogen von dort aus heran und kamen schon den ganzen Tag über näher, bald würden sie die Stadtmauern erreichen. Es war nicht so dass Christine Angst vor einem Gewitter empfand. Es wäre sogar von Vorteil, Regen und Donner würden jedes Geräusch dass sie machte einfach verschlucken. Doch die Wolken wirkten fast schon unnatürlich, vor allem weil der Wind bereits den ganzen Tag von Norden her wehte, die Wolken sich aber trotzdem weiter auf Mortheim zubewegten. Ein spitzer Schrei lenkte ihre Aufmerksamkeit von dem seltsamen Wetter ab. Sofort streckte sie den Kopf hinter dem Schutt hervor und konnte noch sehen wie eine andere Novizin das stumpfe Ende eines Speeres in den Magen gerammt bekam. Das schwarzhaarige Mädchen stammte aus der Gruppe mit der Christine angekommen war, anscheinend hatte sie versucht sich von hinten an das Haus heranzuschleichen und war dabei an ihrer eigenen Dummheit gescheitert. Ein Arm war aus der Hauswand geschossen und hatte sie gepackt, wodurch die Skaven auf sie aufmerksam wurden. Ganz Mortheim war durch die Strahlung der Warpsteine praktisch ein einziger, großer Mutant geworden, man musste also immer damit rechnen dass einen etwas packte.
„Scheiße. Was macht die denn hier?“ schoss es Christine durch den Kopf. Die Skaven umringten die andere Novizin, ihr Name war Celina wenn sie sich richtig erinnerte. Ein schrecklich tollpatschiges Mädchen, das nur durch Glück irgendwie überlebt hatte, sie war das Kind irgendeines Söldners aus Estalia gewesen, welcher in einer namenlosen Schlacht fiel. Sie hatten nie mehr als ein paar Worte miteinander gewechselt. Ohne nachzudenken sprang sie hinter dem Geröllhaufen hervor und rannte auf die Skaven zu. Ein silberner Blitz durchschnitt die Luft und fraß sich tief in den Rücken eines panisch quiekenden Rattenmenschen. Mit einem kräftigen Ruck und unter einer Blutfontäne, zog Christine die geschliffenen Glieder ihrer Stahlpeitsche wieder aus dem Fleisch des Skaven und riss die überraschte Kreatur damit von den Beinen. Die anderen Beiden drehten sich zur ihr um und musterten sie mit hasserfüllten Augen. Knurrend erhob sich die Ratte wieder und kümmerte sich nicht um dass Blut, welches durch ihr dickes, braunes Fell floss. Skaven waren vielleicht nicht die Mutigsten oder Größten, aber dafür konnten sie sehr zäh sein. Die Peitsche zuckte wieder nach vorne, durchschnitt das Holz des dürren Speeres welcher zur Abwehr hochgerissen wurde und schlitzte dem Skaven die Kehle auf. Diesmal stand er nicht wieder auf. In der Zwischenzeit waren die anderen Rattenmenschen auf Abstand gegangen und die Ratte mit dem Gewehr machte sich hastig daran auf sie zu zielen.

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Auf diese Entfernung sollte sie in der Lage sein dem Schuss auszuweichen, die Jezzail waren sehr viel ungenauer als die imperialen Musketen. Der Skave schien das ebenfalls zu wissen, manchmal konnten diese Kreaturen erstaunlich gerissen sein. Er wusste, sollte sein Schuss ins Leere gehen würde er vermutlich keine Gelegenheit für einen Zweiten erhalten. Der Warpstein in der Waffe brauchte eine Weile um das Gewehr wieder aufzuladen, genug Zeit für die Novizin in Reichweite für ihre Peitsche zu kommen. Deswegen schoss er auch nicht, sondern starrte sie einfach nur an, wartete auf einen Moment der Unachtsamkeit. Christine schluckte nervös und ihre schweißgebadeten Hände umfassten den Griff der Stahlpeitsche. Das war dass dümmste was sie je getan hatte. Warum war sie nicht einfach in ihrem Versteck geblieben? Plötzlich flog etwas auf sie zu und Christine warf sich überrascht zur Seite. Sie hatte sich voll und ganz auf die Ratte mit dem Gewehr konzentriert. Hart schlug sie auf dem Boden auf und entging dem geworfenen Speer des anderen Skaven nur um Haaresbreite. Benommen schüttelte sie den Kopf und starrte direkt in die grinsenden Rattengesichter. Das Skavengewehr leuchtete grün auf und jeden Moment würde die tödliche Ladung wie ein grüner Blitz auf sie zufliegen und sie zu einem unförmigen Klumpen zusammenschmelzen lassen. Doch wie durch ein Wunder ließ der Rattenmensch die Waffe sinken, seine Augen waren mit einem Mal komplett weiß und es gab kein Anzeichen mehr von der hinterlistigen, boshaften Intelligenz die vorher dort gelauert hatte. Während Christine sich von ihrer Überraschung erholte und aufsprang, bewegten die Skaven sich ruckartig und langsam Richtung Süden davon. Aus den Ruinen strömten immer mehr Skaven, Goblins, Mutierte und sogar Orks herbei. Sie alle ignorierten die verwirrten Novizinnen.
„W-warum hast du mir geholfen?“ fragte das andere Mädchen plötzlich und durchbrach damit die plötzlich eingetretene Stille.
„Sag einfach ´Vielen Dank für die Rettung. Ohne dich hätten die Ratten mir das Fleisch von den Knochen genagt` und dann hilf mir die Steine einzusammeln damit wir hier verschwinden können.“ schlug Christine vor, während sie die grünen Steine im inneren des Hauses in einen Sack, welcher an ihrem Gürtel hing, stopfte. Sie ärgerte sich noch immer über sich selbst. Sie hätte beinahe all die Jahre die sie bisher überlebt hatte weggeworfen für ein Mädchen das sie kaum kannte.
„Danke, aber was ist gerade passiert? Warum sind wir nicht tot?“ trotz ihrer Verwirrung machte sie sich daran beim Einsammeln zu helfen.
„Hast du ihre Augen nicht gesehen?“
„Doch schon, aber was bedeutet es?“ Christine antwortete ihr gar nicht erst, sondern machte sich daran in die Richtung zu marschieren in welche die Skaven verschwunden waren „Wo willst du hin? Wir müssen die Steine ins Kloster bringen, am besten bevor uns Arme aus dem Kopf wachsen!“
„Ach beruhig dich, hast du noch immer Angst vor der Strahlung?“ fragte sie verächtlich, wie konnte man nur so schwachen Glaubens sein und trotzdem so lange überleben?
„Du etwa nicht?“
„Nein. Warum auch? Wir haben in den letzten Jahren oft genug gesehen wie Novizinnen an der Strahlung zugrunde gingen, wie sie vor sich dahinvegetierten, bis ihnen das Fleisch von den Knochen fiel. Manche standen sogar kurz davor sich in Ausgeburten des Chaos zu verwandeln. Sie mussten verbrannt werden, bevor sie zu einer Gefahr wurden. Die Strahlung hat ganz Mortheim durchdrungen, man muss sich nicht einmal in der Nähe der Warpsteine aufhalten um zu mutieren.“
„Soll mich das beruhigen? Es funktioniert nämlich nicht.“
„Wir sind Priesterinnen.“ sagte Christine möglichst langsam.
„Ähm, nein. Falls du es vergessen hast, wir sind nur Novizinnen.“
„Warst du schon immer so eine Nervensäge? Denk einfach mal kurz nach. Wir sind der Strahlung seit inzwischen acht Jahren ausgesetzt und noch immer am Leben. Soweit ich weiß sind uns auch keine Tentakel, zusätzlichen Arme oder Scherenhände gewachsen. Sigmar schützt jeden seiner wahren Diener vor den Mächten des Chaos. Die Winde der Magie umwehen seine Priester zwar, doch sie haben keinen Einfluss auf uns, zumindest solange wir festen und unerschütterlichen Glaubens sind. Als Kriegspriester braucht man sich nicht vor den Winden der Magie zu fürchten und damit auch nicht vor Magiern.“
„Es sei denn sie lassen ein Haus auf dich fallen.“ murmelte Celina
„Deswegen muss man die Chaoshexer und deren Armeen auch schon im Norden abfangen, in Kislev. Dort gibt es nichts weiter als leere, schneebedeckte Ebenen. Schwer da etwas zum werfen zu finden.“
„Wenn du meinst. Das erklärt aber trotzdem nicht wo du hin willst!“
„Da wo die Skaven hin wollen natürlich.“
„Bist du wahnsinnig?“ keuchte Celina entsetzt „Wir sollten Sigmar dafür danken noch am Leben zu sein und verschwinden.“
„Ich habe gerade dein Leben gerettet oder etwa nicht? Also hör bitte endlich auf zu jammern. Die ignorieren uns eh. Ich glaube ich weiß was los ist und wenn ich Recht habe, ist heute unser Glückstag.“ mit einem verschwörerischen Lächeln rannte sie davon in Richtung Süden und die verwirrte Novizin folgte ihrer Retterin, ein bisschen neugierig war sie dann doch.
Sie rannten zur eingefallenen Südmauer Mortheims und machten sich daran auf den Überresten der Stadtmauer eine Position mit halbwegs guter Aussicht zu finden. Auf der Ebene vor der Stadt tobte eine gewaltige und erstaunlicherweise sehr sehr leise Schlacht. Man hörte zwar das Klirren der Waffen und das Scheppern der Rüstungen, aber weder Todesschreie noch Schlachtrufe oder die Schreie der Verletzten. Dort unten standen sich zwei Armeen gegenüber die keinen eigenen Willen mehr besaßen, nichts weiter als leere Hüllen die von ihren Meistern in den endgültigen Tod geschickt wurden. Auf der einen Seite versuchten die, vom Warpstein und der Magie des Schattenfürsten verfluchten, Warpsteinsammler unterschiedlicher Rassen die Ruinen Mortheims zu verteidigen, doch sie standen bereits kurz davor überrannt zu werden. Ihnen gegenüber stand eine schier endlose Masse aus teils schwer verstümmelten Menschen, die sich schlürfend und langsam vorwärts bewegten, aus Skeletten in schweren, rostigen Rüstungen, große Krieger lang vergessener Tage, aus Ghulen die aus den Friedhöfen und Sumpfen des Sudens gekrochen waren, aus kreischenden Banshees und durchscheinenden Gespenstern. An der Spitze dieser unheimlichen Streitmacht ritten geisterhafte Ritter in schwarzen Rüstungen und pflügten sich auf ihren Nachtmahren durch die Reihen der Verteidiger.

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„Untote?“ flüsterte Celina entsetzt.
„Vampire.“ sie nickte in Richtung mehrerer Banner, welche von manchen Reitern getragen wurden, sie zeigten ein blutrotes Schwert mit Fledermausflügeln auf schwarzem Grund. „Sylvania um genau zu sein. Der Schattenfürst hat seine Macht genutzt um die ganzen Monster und Mutanten in der Stadt unter seine Kontrolle zu zwingen, aber es sieht nicht so aus als würde das ausreichen. Die Vampire werden gewinnen.“
„Sylvania? Manfred von Carstein? Der Manfred von Carstein!? Der Anführer der verfluchten Legion? Der Fürst der Dunkelheit? Der Vernichter der Sonne? Der...“ ihre Stimme überschlug sich fast schon vor Aufregung und Entsetzen, es gab keine schlimmere Plage im Imperium als die von Carstein.
„Du verbreitest schon wieder viel zu viel Panik.“ unterbrach Christine sie ruhig und konnte einfach nicht anders als breit zu Grinsen beim Anblick der untoten Streitmacht.
„Ich finde eher du bist viel zu ruhig! W-warum lächelst du? Das sieht unheimlich aus.“ das andere Mädchen rückte ein Stück von ihr weg und sah sie an als hätte sie endgültig den Verstand verloren.
„Warum ich Lächeln muss? Ist das nicht offensichtlich?“ ihre Augen strahlten bei dem Anblick und sie musste an sich halten um nicht vor Freude laut zu lachen „Die von Carsteins sind wegen den Warpsteinen hier und die zweitgrößte Ansammlung dieser Steine befindet sich direkt unter unserem Kloster. Sie werden die Klosterinsel belagern und das bedeutet wir erhalten noch heute Abend unsere Kriegshämmer, um bei der Verteidigung zu helfen. Wir werden endlich wahre Dienerinnen Sigmars, wahre Schwestern seiner Herrlichkeit und seiner Gerechtigkeit, wir werden endlich Priesterinnen.“
„Du bist verrückt.“ murmelte Celina, sie zumindest war nicht bereit für Sigmar zu sterben, alles was sie wollte war ihre Zeit in Mortheim zu überleben und vielleicht irgendwann die Erlaubnis zu erhalten die Stadt zu verlassen.
„Eher freudig erregt. Heute Nacht wird es Asche regnen wenn die Vampire gegen die Klostermauern branden, nur um von Sigmars Macht verbrannt zu werden. Da kommen schon die Ersten.“ die schwarzen Reiter waren endgültig durch die Reihen der Warpsteinsammler gebrochen. Einige hielten bereits auf die zerstörten Stadtmauern zu, während der Rest umdrehte und den Puppen des Schattenfürsten in den Rücken fiel. Die unheimliche Schlacht würde nicht mehr lange andauern, schon bald würden Scharen von Untoten in die Ruinenstadt einmarschieren und den Schattenfürsten verjagen. Noch immer strömten Angehörige der verschiedenen Völker der Ruinenstadt aus Mortheim hervor um sich in die Schlacht zu werfen, aber sie würden die Streitmacht der von Carsteins nicht aufhalten können.
„Können wir jetzt endlich verschwinden? Das letzte was ich will ist einem Vampir zu begegnen.“
„Ich glaube darum kommst du nicht herum. Aber du hast Recht, wir sollten wirklich zur Klosterinsel zurückkehren und uns auf die Schlacht vorbereiten.“ Christines Stimme zitterte vor Aufregung und Vorfreude, wenn sie sich im kommenden Kampf besonders hervortat, würde sie vielleicht schneller als erwartet aus der Stadt herauskommen und das Chaos auch im entlegensten Winkel des Imperiums verfolgen und vernichten können. Celina zuckte erschrocken zusammen als die andere Novizin plötzlich die Stimme erhob und laut zu rufen begann „Hört ihr mich untoter Abschaum!? Weicht! Weicht vor der Macht Sigmars, vor seiner Gerechtigkeit, seiner Pracht, seiner Reinheit, flieht vor dem Feuer unseres Glaubens! Heil Sigmars Hammer! Heil dem ewigen Gott und König der Welt!“
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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 21. Januar 2014 15:25

7. Schlacht um Böhsenfels (Öffnen)
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Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, die Augen immer auf ihre Füße gerichtet, in dem verzweifelten Versuch nicht zu straucheln. Doch so sehr die Novizin sich auch aufs Gehen konzentrierte, während sie den Gang aus grauem Stein entlangging, es gelang ihr nicht ihre Schwäche zu verbergen. Ein paarmal musste sie sich sogar an der Wand abstützen und kurz innehalten um wieder zu Atem zu kommen. Sie hatte angenommen als Gefangene hinter den Wachen hergeschleift zu werden, aber jetzt befand sie sich ganz alleine in dem vom Fackelschein erleuchteten Gang und hielt auf die Tür an dessen Ende zu. Freundlicherweise war sie bereits geöffnet, Christine wusste nicht ob sie sie aus eigener Kraft aufbekommen hätte. Sie hatte die Befragung nur ein paar Tage über sich ergehen lassen müssen, ein paar Tage die ihr schon vollkommen ausreichten, vor allem da niemand je wirklich versucht hatte ihr eine Frage zu stellen. Befragung...alleine bei dem Gedanken an dieses Wort wurde Christine wieder schlecht. Es war nichts weiter als eine beschönigende und verharmlosende Bezeichnung für Folter. Sie wusste allerdings, dass es erst der Beginn der Befragung gewesen war und man sie noch immer besser behandelt hatte als die restlichen Novizinnen. In den Kerkern standen viel zu viele Gerätschaften rum, deren Zweck sie gar nicht erst herausfinden wollte und zum Glück musste sie das wohl auch nicht. Man hatte sie die meiste Zeit über in Ruhe gelassen, anscheinend war die Befragung zumindest für sie beendet. Besser war es ihr dadurch aber nicht ergangen, die Wunden hatten angefangen sich zu entzünden und erst gestern war ein Priester vorbeigekommen um nach ihr zu sehen. Er hatte das Fieber aus ihrem Körper vertrieben und die Gifte aus den verdreckten Verletzungen gezogen. Ansonsten hatte er sich nur um Schnitte oder Brandwunden an Armen und Beinen gekümmert. Wirklich ganz verheilt waren selbst die noch nicht. Christine wusste auch warum der Priester gekommen war, sie sollte halbwegs vorzeigbar sein und zumindest stehen können ohne sofort wieder umzufallen. Auch frische Kleidung brachte man ihr an diesem Morgen, aber die rührte sie nicht einmal an. Zwar trug sie auch nicht mehr die Fetzen aus dem Kerker, aber sie hatte die überraschten Wachen um ihre alte Priesterinnenrobe gebeten.
Ausgerechnet an dem Tag, als sie endlich die weiß-rote Robe erhalten hatte, war die Welt um sie herum zusammengebrochen. Die Truppen der von Carstein waren wie erwartet nach ihrem Sieg in die Ruinenstadt einmarschiert und säuberten Mortheim von allen Kultisten, Skaven und Orks. Nur einige kleinere Gruppen von Vampiren hatten es gewagt das Kloster anzugreifen, indem sie mithilfe ihrer Magie über den Fluss schwebten. Die Matriarchin vertrieb die Untoten mit ihren Gebeten und wer nicht vor der mächtigen Priesterin floh zerfiel auf der Stelle zu Asche. Diese kleineren Siege sorgten dafür die Zuversicht der Schwestern noch weiter zu steigern, die Klosterfestung trotzte seit einem halben Jahrtausend den Mächten des Chaos und würde nicht an einige dahergelaufene Vampire fallen. An diesem Abend erhielt sie ihre Robe und einen der magischen Runenhämmer aus den Schmieden von Karaz Ankor. Es war ein wundervolles Gefühl gewesen die heilige Waffe Sigmars zu tragen. Die Runen ließen die wuchtige Waffe in ihren Händen leicht werden wie ein einfaches Kurzschwert und immer wenn sie den Griff berührte hüllte goldenes Licht den Hammer ein. Kurz huschte ein melancholisches Lächeln über ihre Lippen, als sie daran dachte wie unbesiegbar sie sich vorgekommen war. Die Schwestern befanden sich noch immer mitten in den Vorbereitungen für die kommende Schlacht, als sie unerwarteten Besuch erhielten. Unterhalb des Klosters gab es seit langem schon weit verzweigte Tunnel welche bis zum Tempel des Totengottes Morr im Nordteil der Stadt führten. Die Priesterinnen nutzten diese Gänge um das Kloster mit Vorräten aus den Dörfern Stirlands und Talabeclands zu versorgen. Im Gegenzug heilten sie die Kranken und schützten die Dörfer nördlich von Mortheim vor den Warpsteinsammlern. Als die Soldaten in den Farben Stirlands aus diesen Tunneln strömten, dachte Christine zunächst der Kurfürst hätte ihnen Verstärkungen geschickt um das Kloster zu halten. Das genaue Gegenteil war der Fall gewesen, denn niemand anderes als ein Hexenjäger namens Johann van Hal führte die Männer an. Er warf der Schwesternschaft seit jeher Ketzerei und Hexerei vor, sie sollten finstere Rituale in den Ruinen Mortheims abhalten und sich mit Dämonen einlassen. Seiner Meinung nach waren die Sigmarschwestern nichts weiter als ein Schandfleck, ein eiterndes Geschwür inmitten der Kirche. Die Matriarchin rief alle Schwestern im Kapitelsaal zusammen, sie hatte die Hoffnung Johann van Hal davon zu überzeugen gegen die von Carstein zusammenzuarbeiten. Aber ohne sich mit einer langen Rede aufzuhalten, legten die imperialen Soldaten ihre Gewehre an und jagten ihre Geschosse in die Reihen der überraschten Ordensschwestern. Ihre dünnen Roben boten keinerlei Schutz gegen die Kugeln und so richtete bereits die erste Salve ein wahres Blutbad an. Johann van Hal persönlich jagte der Matriarchin eine Kugel in den Kopf und bevor die Ordensschwestern sich von dem Schock erholen konnten, war auch schon die Hälfte von ihnen tot. Der Großtheogonist hatte angeordnet den gesamten Orden auszulöschen, warum wusste Christine noch immer nicht, sie hatten doch nur versucht Mortheim von den Mächten des Chaos zu befreien. Im Nahkampf erging es den Schwestern dann jedenfalls deutlich besser und auch wenn Gebete und Weihwasser im Kampf gegen gewöhnliche Menschen nicht besonders hilfreich waren, gelang es ihnen die Soldaten zurückzudrängen.
Christine selber war nicht dazu gekommen ihren Hammer auch nur anzuheben, eine der Kugeln durchdrang am Anfang ihre rechte Schulter. Sie schämte sich noch immer dafür wie schnell sie in dem ganzen Chaos in Panik verfallen war. Um sie herum starben ihre Ordensschwestern und alles was Christine getan hatte war den Hammer fallen zulassen, ihre andere Hand auf die Wunde zu drücken und sich nicht mehr zu bewegen. Das Blut war zwischen ihren Fingern hervorgeschossen und das kleine Schlachtfeld um sie herum hatte angefangen sich zu drehen, sie wollte aufstehen, wollte ihren Schwestern im Kampf gegen den verräterischen Hexenjäger helfen. Aber auch ohne ihre Hilfe schien der Kampf erstaunlich gut für die Sigmariten zu laufen, bis kurz vor ihrem Sieg ein Vampir auftauchte. Kein gewöhnlicher Blutsauger, es war der Scharfrichter Manfreds, der wildeste und größte Krieger unter den von Carstein. Er tauchte mitten unter den Kämpfenden auf in Gestalt eines gewaltigen Wolfes und schlachtete Soldaten wie Ordensschwestern gleichermaßen ab. Ohne die Matriarchin gab es niemanden mehr der in der Lage gewesen wäre die heiligen Gebete zu sprechen die nötig waren um einen so mächtigen Untoten in die Flucht zu schlagen und während die letzten Schwestern das Monstrum bekämpften, setzten die überlebenden Soldaten und der Hexenjäger sich ab. Auf ihrer Flucht schnappten sie sich einige verletzte Novizinnen, um sie später der Inquisition und dem Feuer zu übergeben. Am Ende gehörte zu den wenigen „Glücklichen“ ihres Ordens die diesen Tag irgendwie überlebten. Soweit sie wusste hatten die restlichen Ordensschwestern keine Chance gegen den Vampir gehabt und waren inzwischen längst tot. Fast ein Jahr hatten sie danach für den Weg nach Altdorf gebraucht, aufgrund des anhaltenden Krieges fielen die kürzesten Routen weg. Entweder durch Tiermenschen, Untote oder Orks, alle üblichen Wege nach Westen waren blockiert. Also mussten sie nach Norden ausweichen, nach Ostland, von dort aus an der Küste der Krallensee entlang bis nach Nordland und zurück nach Süden.
Endlich kam sie an der Tür an und betrat den kleinen, einfach eingerichteten Raum. Das Arbeitszimmer des Mannes der vor ihr saß stand in einem starken Kontrast zu seinem Aufzug. Er trug die Robe eines Kriegspriesters, allerdings sehr viel aufwendiger verziert und aus einem feineren Stoff. Ein schmaler Kragen aus Gold ersetzte den wuchtigen Stahlkragen und ein mit Rubinen besetzter Dolch hing an seinem Gürtel. Jetzt kam sie sich in ihrer zerschlissenen Robe erst recht schäbig vor. Langsam trat sie vorsichtig vor den, mit Papier überladenen, Tisch in der Mitte des Raumes. Eine Weile stand sie einfach nur da und wartete darauf dass irgendetwas passierte.
„Ach ja richtig, die Novizin. Mein Name ist Kurt Mannfeld, ich bin der Erzlektor von Altdorf. Machen wir es kurz, ich habe wichtigeres zu tun.“ murmelte er nach einigen Minuten ohne von seinem Stapel Papier aufzusehen „Es wurde entschieden den Vorwurf der Ketzerei fallen zu lassen. Wir versuchen im Moment unsere Beziehungen zu Kislev zu verbessern, wir brauchen sie um den Osten des Reiches zu sichern. Leider ist es im Moment nicht so ohne weiteres möglich eine unverheiratete und hochrangige Adlige zu finden. Die Feinde des Reiches sind eifrig darum bemüht die Linien der Kurfürsten, egal ob alt oder neu, zu vernichten. Die Geschlechter aus dem Südosten stehen bereits kurz vor der Vernichtung durch die untoten Horden der von Carstein. Averland hat unter den Orkangriffen stark gelitten, es sind nur noch Marius und sein Bastard übrig, seit Grenzstadt von einer Orkhorde niedergebrannt wurde. Chaosbarbaren und Dunkelelfen fallen über die Krallensee in Nordland und Ostland ein, um die Menschen als Sklaven in den Norden zu verschiffen. Wissenland und Reikland selbst stehen unter Belagerung durch die größten Tiermenschenherden die man je zu Gesicht bekommen hat. Aber auf dem Weg hierher hast du den Zustand des Reiches sicher mit eigenen Augen gesehen, also brauche ich nicht weiter darauf einzugehen. Wie auch immer, du fragst dich sicher was das alles mit dir zu tun hat. Nun unsere Feinde verschonen auf ihrem Marsch niemanden, egal welchen Alters, Geschlechts oder Standes. Die Kurfürstenlinien kämpfen ums eigene Überleben. Eine der Ihren in den noch gefährlicheren Norden zu schicken, kommt im Moment nicht in Frage. In seiner unendlichen Weisheit hat der Imperator daher entschieden, die Verbrechen der von Rauken aus der Geschichte zu tilgen. Die Wurzeln deiner Familie gehen zurück bis zum ersten Kurfürsten Ostlands, ernannt von Sigmar Heldenhammer. Diese Begnadigung gilt natürlich auch für alle anderen von Rauken die in kirchlichen Waisenhäusern leben, falls es noch welche gibt.“ Er musterte sie kurz abschätzend, bevor er fortfuhr. Vermutlich versuchte er sich vorzustellen welchen Eindruck sie sauber, unverletzt und in prunkvollerer Kleidung machen würde. „Für den Zaren selber wird es sicher nicht reichen, aber dass soll es auch nicht. Es gibt vermutlich den ein oder anderen Bojaren, der dazu bereit ist sich näher an den Süden zu binden. Nachher wird dich noch einmal einer der Priester behandeln, aber auch er kann nur den Heilungsprozess beschleunigen. Es wird einige Tage dauern bis die Schmerzen gänzlich verschwunden sind. Zwei Ritter aus dem Pantherorden werden deine Leibwache bilden, aber nur bis zum Eispalast in Kislev. Danach werden sie dem Botschafter unterstellt. Er hat sowieso um Verstärkung gebeten, anscheinend hat er es geschafft mit den örtlichen Verbrecherbanden aneinanderzugeraten. In Kislev angekommen, wirst du dem Zaren ein Geschenk überreichen, eine der neuen Schnellfeuer Pistolen aus Nuln und am besten vorerst so wenig wie möglich reden. Außerdem wird man dir angemessenere Kleidung bringen. Diese Robe ist für Priester, nicht für eine Adlige von altem Blut. Die Garderobe wird natürlich in schwarz-weiße gehalten, um die Verbundenheit zu Ostland noch einmal hervorzuheben und...“
„Nein.“ flüsterte Christine, hob den Kopf um den Lektor zum erstenmal wirklich anzusehen, und verkrallte ihre rechte Hand fest an ihrer Schulter am Stoff der Robe. Sie würde die Kleidung ihres Ordens nicht hergeben, egal wie zerschlissen sie vielleicht schon aussah und sie würde sich erst recht nicht in den Norden, zu diesen Bären anbetenden Heiden, abschieben lassen.
„Nein?“ er richtete seinen Blick überrascht auf die ehemalige Novizin, es war das erste Lebenszeichen dass sie bisher von sich gegeben hatte „Gut, wenn dir das lieber ist. Die Robe wird nicht unbedingt dafür sorgen dass man dich in Kislev mit offenen Armen empfängt. Sie sind keine großen Freunde der Kirche. Ich werde dafür sorgen dass sie gereinigt wird, allerdings wird der Botschafter in Kislev neue Kleider für dich anfertigen lassen, auf Dauer ist dieser Aufzug dann doch etwas unpassend und...“
„Nein. Ich meinte damit nicht nur die Robe. Ich bin eine Dienerin Sigmars.“ mit jedem Wort dass sie sprach, wurde ihre Stimme sicherer und ihr Blick wieder ein wenig klarer „Ich bin eine Kriegspriesterin Sigmar Heldenhammers. Es ist mein heiliger Auftrag das Böse in der Welt zu vernichten. Es ist meine heilige Pflicht die Diener des Chaos in jedweder Form zu bekämpfen. Es ist der heilige Wille Sigmars die Menschheit vor dem Makel des Chaos zu erretten.“ rezitierte sie die Zeilen, die sie in den letzten Monaten so oft immer und immer wieder in Gedanken wiederholt hatte „Gebt...gebt mir einen Hammer, den Kriegshammer eines Priesters um im Namen Sigmars die Feinde der Kirche zu zerschmettern. Die Schwesternschaft hat mir beigebracht zu kämpfen. Es gibt noch immer die Schwestern des Glaubens und der Reinheit, ich könnte ihnen beitreten und dem Imperator weiterhin dienen.“ mit der Auflösung der Sigmarschwestern war das der letzte weibliche Orden in den Rängen der Kirche. Sie bedeckten ihre Körper unter mehreren Schichten weiter Kleider und schweren, mit Dornen besetzten Rüstungen. Selten ließen sie sich außerhalb ihres Klosters blicken und lebten in völliger Abgeschiedenheit vom restlichen Reich. Nur wenn Altdorf selbst in Gefahr war zogen sie in den Kampf und schlossen sich der imperialen Armee an. Im Moment war es nicht unwahrscheinlich dass bald Feinde vor den Mauern Altdorfs stehen könnten, immerhin waren sämtliche Städte südlich des Reiks gerade dabei überrannt zu werden.

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„Die Schwesternschaft Altdorfs besteht aus den reinsten und tugendhaftesten Frauen des ganzen Imperiums, denkst du jemand der sein halbes Leben durch vom Chaos verseuchte Ruinen gekrochen und weiß Sigmar was mit Dämonen getrieben hat würde dort aufgenommen? Ich denke du missverstehst deine Situation Mädchen.“ unterbrach sie der Lektor barsch, er hatte wichtigeres zu tun als mit einer Möchtegernpriesterin zu streiten, sie konnte froh sein dass er sich überhaupt die Zeit für sie nahm „Der Imperator sträubt sich dagegen edles und altes Blut zu verschwenden. Zu viel davon wird zurzeit im ganzen Reich vergossen. Nur deswegen bist du noch am Leben. Du wirst in den Norden geschickt um noch etwas mehr aus dir herauszuholen als ein Häufchen Asche. Halte dich lieber nicht für unersetzbar, eine Verbesserung der Beziehungen zu Kislev ist vielleicht erfreulich, aber keineswegs wirklich wichtig. Die zwei Ritter müssen sowieso in den Norden um zu unserem Botschafter zu stoßen. Mir ist es gleichgültig ob sie deine Asche im Wind verstreuen oder dich nach Kislev bringen. Du hast die Wahl zwischen dem Norden oder dem Gang zum Scheiterhaufen, gemeinsam mit den Hexen und Ketzern die du angeblich so sehr verachtest. Natürlich erst nach einer sagen wir intensiveren Befragung durch die Inquisition. Du hast die Befragung bisher scheinbar ganz gut überstanden, aber du weißt selber dass es nur der Anfang war. Nur in den seltensten Fällen irrt sich die Inquisition, die meisten gestehen schon nach kurzer Zeit ihre ketzerischen Verbrechen.“
„Was...was wurde aus den anderen meines Ordens die man nach Altdorf gebracht hat?“ versuchte sie sich um eine endgültige Entscheidung zu drücken, obwohl sie bereits wusste dass sie keine andere Wahl hatte.
„Im Gegensatz zu dir wurden sie der Befragung der Inquisition unterzogen, der richtigen Befragung. Leider konnten ihre Seelen nicht mehr gerettet werden und ihre Körper wurden gestern dem Feuer übergeben.“
Für einen kurzen Moment zu Beginn ihres vergeblichen Aufbegehrens gegen das Unausweichliche hatte Christine die stechenden Schmerzen vergessen, die Schmerzen die ihren ganzen Körper durchzogen und dafür sorgten dass ihre Beine unter der einfachen Last ihres Körpers zitterten. Jeden Moment konnten sie unter ihr nachgeben. Am liebsten hätte die Novizin stundenlang mit diesem Priester diskutiert und erst aufgehört wenn er zustimmte sie in die Ränge der Armee oder der Schwesternschaft Altdorfs aufzunehmen. Aber im Moment wollte sie einfach nur weg. Irgendwohin wo sie sich hinlegen und ausruhen konnte, bevor sie zusammenbrach und dem Priester doch noch offenbarte wie sehr die Befragung der Inquisitoren sie mitgenommen hatte. Langsam senkte sie wieder den Blick und starrte den Boden an. Wenn ihr nur die Wahl zwischen den grauen Kerkern der Inquisition und Kislev blieb, entschied sie sich dann doch lieber für den Norden.


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Es ist optinal Ostland bei dieser Schlacht zu helfen, wenn man verliert werden die eigenen Handelseinnahmen gekürzt, gewinnt man steigen sie. Leider hatte ich nichts weiter in der Nähe als einen Haufen Bauern mit Speeren. In der Zwischenzeit habe ich auch 2 Rebellensiedlungen im Osten erobert, aber das war so unendlich öde dass ich nichts darüber schreiben muss ^ ^

Kein Heer, endlos wie der Ozean, folgte ihm,
dem Einiger der Menschheit.
Kein Schwert aus Stahl schwang er,
der Mächtigste unter den Mächtigen.
Keine Rüstung aus Eisen trug er,
der Erste unter den Menschen.

Und doch, am Ende jenes Tages
zerschmettert jedweder Feind,
heil sein Körper, stark sein Wille
und rein wie Feuer.
Sein Licht erstrahlte in der Welt
und wies der Menschheit den Weg

Preiset Sigmar Heldenhammer
Sohn der Unberogen
Freund der Zwerge
König der Krieger
Regent des Himmels
Herrscher der Menschheit

Sigmars Fleisch wir sind,
Sigmars Blut in uns fließt.
Feinde vergehen in den Flammen,
verzehrt in der Lohe unseres Glaubens.
Wahre Reinheit existiert nur,
wo Sigmars Hammer das Unreine auf ewig tilgt.


Den letzten Satz murmelte Christine noch eine ganze Weile gedankenverloren vor sich hin. Sie trug ihre, inzwischen wieder halbwegs saubere, Priesterinnenrobe und hielt sich mehr schlecht als recht auf einer braunen Stute. Über der Robe trug sie außerdem noch einen schweren Pelzmantel. Die ersten paar Tage ihrer Reise waren die reinste Hölle gewesen. Die heilende Magie der Priester brauchte Zeit um ihre volle Wirkung zu erzielen und dazu kam dass Christine noch nie zuvor reiten musste. Schon nach dem ersten Tag wusste sie warum die meisten Priester es vorzogen zu Fuß in die Schlacht zu ziehen, sie konnte diesen störrischen Viechern nicht viel abgewinnen. Gemeinsam mit ihren Begleitern, zwei überaus nervigen Rittern des Pantherordens, befand sie sich bereits am Rande Ostlands. Sie ritten auf einem schmalen Pfad durch den Wald östlich von Wolfenburg. Christine hatte die dunklen und fast undurchdringlichen Wälder ihrer Heimat schon irgendwie vermisst, sie waren immerhin besser als die Ruinenstadt Mortheim. Allerdings setzte die Kälte ihr heftig zu. In Mortheim gab es keinen Winter, die Strahlung der Warpsteine vertrieb die beißende Kälte, das einzig gute an diesen verfluchten Steinen. Hier im Wald waren sie wenigstens vor dem Wind geschützt, sie wusste nicht wie sie den Winter überleben wollte sobald sie sich in den offenen Steppen Kislevs befanden. Um es kurz zu machen, ihre Stimmung war so ziemlich an einem neuen Tiefpunkt angelangt.
Ihre zwei Begleiter aus dem Pantherorden dagegen waren die ganze Reise über erstaunlich guter Dinge und konnten die schlechte Laune der Novizin nicht nachvollziehen. Selbst Ritter brauchten wohl einmal eine Pause vom Krieg. Die letzten zwei Jahre waren nicht so gut für das Imperium gelaufen wie erwartet. Stirland lag bereits in Schutt und Asche, die Ostmark würde wohl bald folgen wenn kein Wunder geschah und die Macht der von Carsteins nahm von Tag zu Tag weiter zu. Christine hatte zwar nicht mit irgendwem geredet, seit ihrem Aufbruch aber Augen und Ohren offen gehalten. Als sie Altdorf verließen bereitete sich die Stadt auf eine Belagerung vor. Eine Tiermenschenherde marschierte den Reik entlang und vernichtete alles was sich auf ihrem Weg befand. Angeblich war sogar die Stadt der Technikusse, Nuln, schon an die Bestien gefallen. Die Reichsgarde erlitt eine Niederlage nach der anderen, in ihrem verzweifelten Kampf den Vormarsch der Horde zu stoppen. Die alten Zwergenstraßen nach Norden waren überfüllt gewesen mit Flüchtlingen. Wer nicht den Freischärlern oder der Armee beitrat, floh in die trügerische Sicherheit Middenheims und Salzenmunds. Sie konnte nicht glauben dass eine einfache Tiermenschenherde so große Panik auslöste, wo waren die Soldaten der restlichen Fürsten? Wo waren die Truppen des Südens und Ostens? Sie konnten unmöglich alle gegen Sylvania kämpfen und trotzdem noch verlieren! Welche Bestie musste die untoten Horden anführen um es mit der vereinten Streitmacht von fast einem halben Dutzend Fürstentümer aufzunehmen? Die Ritter jedenfalls begrüßten die Gelegenheit einmal den Schlachtfeldern zu entfliehen, in den letzten Jahren hatten sie sicher mehr als genug davon gesehen. Christine dagegen würde nichts lieber tun als bleiben und bei der Verteidigung des Reichs zu helfen. Was machte sie hier überhaupt? Noch vor wenig mehr als einem Jahr hatte sie sich selbst mit einem leuchtenden Kriegshammer an der Spitze eines Trupps Freischärler gesehen, wie sie Tiermenschen, Vampire und selbst Dämonenprinzen erschlug. Sie hatte noch immer das Bild von dem vor Augen, was sie ohne die Vernichtung ihres Ordens hätte werden können.

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Es war ihre heilige Aufgabe gewesen die Welt vom Makel des Chaos zu befreien und was war sie jetzt? Jeder einfache Fußsoldat in der imperialen Armee war wichtiger für Sigmars heiliges Reich als sie. Der Imperator hatte zwar die Begnadigung der von Rauken unterschrieben, aber vermutlich nicht einmal hingesehen. Sie musste einen Weg finden trotzdem noch gegen den Makel des Chaos zu kämpfen, jetzt erst recht. Sie musste nicht mehr nur die Schande ausgleichen eine von Rauken zu sein, als letzte ihres Ordens lag es an ihr den Ruf der Sigmarschwestern wieder herzustellen. Ihre Schwestern konnten keine Ketzerinnen gewesen sein. Andererseits sah es von Außen wirklich verdächtig aus dass ihre Schwestern seit einem halben Jahrtausend in einer Stadt voller Dämonen und Monster lebten, mehr oder weniger freiwillig. Wer konnte schon wissen welche Rituale wirklich unterhalb des Klosters mithilfe des gesammelten Warpsteins abgehalten wurden? Mit einem mulmigen Gefühl musste sie daran denken wie viele Bereiche des Klosters sie gar nicht kannte und nie zu Gesicht bekommen hatte.
„Ich frage mich wie die Lage in Altdorf ist, sie hätten uns nicht so eine sinnlose Aufgabe geben dürfen, nicht so kurz vor einer Schlacht nahe der Hauptstadt.“ durchbrach einer der Ritter ihre düstere Stimmung, je weiter sie sich von Altdorf entfernten, desto mehr Sorgen schien er sich zu machen.
„Sie sind halt zuversichtlich die Stadt auch ohne einen Idioten wie dich zu halten. Außerdem geht es nur um sabbernde Tiermenschen, sobald sie den Reik überqueren wird der Imperator sie zerschmettern. Wichtig ist dass keine weiteren Fronten mehr für das Reich entstehen.“ der andere Ritter hatte wie üblich einen schrecklich altklugen Unterton in der Stimme, sein Name war Rufus irgendwas wenn sie sich richtig erinnerte und der erste hieß Hermann oder so. Sie hoffte die beiden nach ihrer Ankunft in Kislev niemals wiederzusehen „Die kislevitische Konföderation ist dabei auseinanderzubrechen. Ungolen und Gospodari schlagen sich die Schädel ein, während Erengrad lachend zusieht. Kislev ist unser Schild gegen das Chaos, wenn es noch schwächer wird werden wir von Osten aus überrannt während wir im Süden kämpfen. Soweit ich weiß wurden auch Abgesandte nach Erengrad geschickt. Bisher sieht es nicht so aus als wollten sie die Lage der Gospodari ausnutzen, aber es ist besser sich alle Möglichkeiten offen zu halten und wer weiß? Vielleicht herrschen bald wieder die Norse über Kislev, wäre nicht das erste mal. Hört ihr das eigentlich auch?“
Er verstummte plötzlich, als der Weg sie endlich wieder aus dem Wald herausführte, zum erstenmal seit ihrem Aufenthalt in Wolfenburg bekamen sie die Sonne wieder zu Gesicht. Obwohl sie zu dieser Jahreszeit nur schwach schien, genoss Christine das bisschen Wärme, immerhin wehte ihnen im Moment kein eisiger Nordwind entgegen und es ließ sich fast schon aushalten. Aber nur fast, denn vor ihnen erstreckte sich ein ganz und gar unerwartetes Bild. Vor ihnen führte der Weg einen Abhang hinab, dorthin wo das dichte Waldland Ostlands in die Ebenen und Steppen Kislevs überging. In der Ferne konnten sie die Burg Böhsenfels erkennen, aber auf der Ebene unter ihnen gelang es ihnen ohne Probleme die Quelle der Geräusche auszumachen. Zwei Armeen von jeweils etwa 5000 Mann marschierten dort unten in einiger Entfernung aufeinander zu.
„Ist die Belagerung noch immer nicht vorbei?“ fragte Rufus überrascht.
„Du hast davon gewusst?“ der andere Ritter kratzte sich nur verwirrt am Kopf.
„Natürlich, ich habe davon gehört als wir in Wolfenburg waren, aber es ist trotzdem noch immer der kürzeste Weg und es hieß die Belagerung soll mithilfe kislevitischer Verstärkungen aufgebrochen werden.“
„Scheint ja nicht so gut funktioniert zu haben. Warum kämpfen sie eigentlich so weit weg von der Burg? Ich kann Böhsenfels nur ganz klein irgendwo am Horizont ausmachen.“
„Der Spieler hat versucht die Schlacht als Belagerung zu schlagen, allerdings hat die feindliche KI es immer wieder geschafft mit 4000 Männern an einer Mauer hängenzubleiben und die Schlacht wurde dadurch unendlich langweilig, also müssen sie hier auf der Ebene kämpfen.“ erwiderte Rufus und klang dabei erstaunlich genervt, fast so als wäre er von dieser furchtbaren Wegfindung persönlich betroffen.
„Ähm, was genau soll das bedeuten?“
„Keine Ahnung, aber es klang richtig.“
„Ah und was machen wir jetzt?“
„Wir warten bis die Schlacht vorbei ist, ich habe keine Lust noch eine Nacht im Freien zu verbringen und mit etwas Glück können wir in der Burg übernachten.“
„In einer Burg die vermutlich bis oben hin vollgestopft ist mit Verwundeten, ich hatte eigentlich gehofft die Reise bringt uns etwas weiter vom Krieg weg.“ Hermann klang alles anderes als begeistert von dieser Vorstellung.
„Hast du dem Lektor überhaupt zugehört? In Kislev erwartet uns ein verdammter, blutiger Straßenkrieg, in dem wir vermutlich alle einen sinnlosen Tod sterben werden. Ich habe schon unter Kaspar von Velten gekämpft, er ist ein guter, besonnener General, aber anscheinend kein besonders erfolgreicher Botschafter. Die ganze Unterwelt Kislevs soll angeblich versuchen ihn umzubringen.“
Irgendwie wäre Christine inzwischen richtig froh wenn sie Kislev endlich erreichen würden, die Ritter konnten keine fünf Minuten still sein. Der eine hielt sich für unfassbar witzig, während der andere langsamer war als ein Sack voller Steine, in Altdorf war man sicher froh sie los zu sein. Aber zumindest für den Augenblick gelang es ihr das belanglose Gerede der Ritter auszublenden, im Moment hatte sie nur Augen für das Schlachtfeld.
„Das ist die schwarze Garde! “ zum erstenmal seit Beginn der Reise fühlte sie sich wach und lebendig. Die Banner ihrer Heimat zu sehen vertrieb zumindest für den Augenblick alle Gedanken an ihre ungewisse Zukunft und ihre gefallenen Schwestern. Die schwarze Garde galt als die Elite des Ostens, die besten Krieger im Umgang mit dem Großschwert. Sie konnten ohne Probleme mit ihrem reikländischen Vorbild aus Carroburg mithalten. In der Schlacht von Hel Fenn war es die schwarze Garde gewesen, welcher es letztendlich gelang durch die Reihen der Untoten zu brechen und Manfred von Carstein zu töten, zumindest dachte man das damals.

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„Und dort an den Flanken, das sind die Ferlangener Füsiliere, an ihren Hüten befestigen sie die Knochen ihrer gefallenen Kameraden, damit ihre toten Brüder auch weiterhin für den Imperator in die Schlacht ziehen können. Sie haben bisher noch jede Schlachtreihe gehalten.“

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Tatsächlich bestanden die vordersten Reihen der Ostländer Armee aus Musketenschützen, die Ritter konnten auf diese Entfernung nichts genaueres ausmachen, für sie hätte es auch irgendeine gewöhnliche Einheit Schützen sein können. Dahinter hatten sich die Speerträger Ostlands aufgestellt, im Gegensatz zu den leichteren Speerträgern des restlichen Imperiums trugen sie schwere Rüstungen. Ostland war zwar arm, aber der Großfürst sorgte trotzdem dafür dass seine Soldaten so gut ausgerüstet waren wie irgend möglich. Kein anderes Fürstentum musste sich so oft mit Invasionen des Chaos herumschlagen. Allerdings hatte Christine noch nie von einer größeren Schlacht zwischen Ostland und den Anhängern Tzeentchs gehört, zumindest nicht in den letzten 500 Jahren. Meistens kämpfte man gegen die Diener Nurgles und seine Dämonen. Die Ostländer verteidigten ihre, anscheinend bereits angeborene, Trunksucht immer damit dass der Alkohol nur dazu diente den Körper auf die Gifte und Seuchen Nurgles vorzubereiten. Wer tagtäglich den ostländischen Schnaps überlebte, würde mit ziemlich großer Sicherheit auch die schlimmste Plage Nurgles heil überstehen. So weit sie sehen konnte wurden die rund 2000 kislevitischen Männer als Reserven zurückgehalten, um die Reihen der Ostländer notfalls aufzufüllen und die linke Flanke zu schützen. Die Horde der Chaosbarbaren wurde angeführt von den Auserwählten Tzeentchs, den Rabenkriegern in ihren blauen Rüstungen. Über ihren Köpfen schwebten einige kleinere Dämonen, aber der Großteil der Armee schien aus Menschen zu bestehen, falls man die mutierten Auserwählten unbedingt noch als menschlich bezeichnen wollte.
„Weißt du wer die Kisleviten anführt, Kleine?“ riss Rufus sie aus ihrem ehrfürchtigen Staunen.
„Du solltest sie nicht ständig Kleine nennen.“ murrte Hermann „Sie ist die Baronin von ähm, naja von irgendwas hier in der Gegend halt.“
„Ja, von einem kleinen, dunklen Wald voller Tiermenschen. Ich kann sie also nennen wie ich will.“ schloss der andere Ritter „Jedenfalls gibt es hier in der Nähe nur einen Ort an dem die Kisleviten so eine große Armee aufbringen könnten, die Hafenstadt Erengrad. Aber siehst du ihre Banner? Kein Norse aus Erengrad würde jemals freiwillig unter dem weißen Bären der Gospodari in die Schlacht ziehen. Die Völker in Kislev hassen einander mehr als ein Talabecländer einen Stirländer. Es müssen also Michail Pashenkos Männer sein. Er ist der gospodarische Statthalter von Erengrad und ein enger Freund des Zaren. Außerdem führt er die Tschekisten an. Das ist die kislevitische Variante der Inquisition, nur dass der Zar ihr Gott ist. Sie agieren als seine Geheimpolizei und kümmern sich für ihn um die Verfolgung von Kultisten und Aufrührern.“ als er merkte dass Christine keinerlei Interesse an seinen Worten hatte sprach er weiter „Außerdem, steht er ganz oben auf der Liste die der Lektor aufgesetzt hat.“
„Liste? Moment, du hast dir die Nachricht angesehen die für den Botschafter bestimmt war?“ unterbrach ihn Hermann empört.
„Nein, natürlich nicht. Die Liste war nur lose beigelegt und ich habe zufällig einen winzigen Blick darauf erhascht.“ antwortete er unschuldig.
„Was für eine Liste?“ fragte Christine verwirrt und wandte tatsächlich kurz den Blick von den aufmarschierenden Armeen ab „Wovon redet ihr?“
„Die Liste der möglichen Heiratskandidaten natürlich.“ damit erstarb die Aufmerksamkeit der ehemaligen Novizin sofort wieder und sie konzentrierte sich lieber auf die Schlacht, anstatt sich noch mehr Unsinn von diesem Ritter anzuhören. Ein Krieger wäre vielleicht gar nicht so schlecht, dann wäre ihr der Weg aufs Schlachtfeld vielleicht doch nicht für immer verbaut. Auch wenn sie sich nach ihrer unterwältigenden Vorstellung beim Kampf gegen die Soldaten des Hexenjägers nicht mehr so sicher war ob sie dafür wirklich geeignet genug war. Vielleicht war es besser so. In Kislev würde sie sicher keine Gelegenheit erhalten Sigmar weiterhin zu enttäuschen. Der Ritter jedenfalls fuhr fort, obwohl er inzwischen ein Selbstgespräch führte „Der Botschafter wird sie natürlich noch ergänzen können, da er sich schon einige Monate in Kislev befindet, aber der Lektor hat bereits so ziemlich jeden wichtigen Mann im Süden des Landes aufgelistet. Der Statthalter von Erengrad ist dabei natürlich die logischste und beste Wahl, es ist die reichste Stadt von ganz Kislev und liegt nahe der Grenze Ostlands.“
„Pashenko? Ernsthaft?“ Hermann blinzelte verwirrt „Wozu machen wir uns dann überhaupt die Mühe sie zu beschützen? Wenn wir sie jetzt sofort auf das Schlachtfeld werfen ist sie vermutlich noch immer besser dran als in den Händen dieses Irren.“
„Naja, wer weiß ob er sie überhaupt haben will,“ er betrachtete sie abschätzend „es gibt sicher hübschere Adelstöchter in Kislev.“
„Mag sein, aber ich habe gehört keiner der Bojaren will eine seiner Töchter an ihn verheiraten. Zumindest nicht nach dem was mit seinen bisherigen Frauen passiert ist.“
„Ach was, seit wann glaubst du denn solche albernen Gerüchte? Die eine starb im Kindbett, die zweite an einer Krankheit und die letzte hatte einen Reitunfall. Der arme Mann ist einfach nur vom Pech verfolgt.“
„Ich habe da etwas ganz anderes gehört.“ murmelte der andere Ritter, er wusste nicht viel über Kislev, aber während seines Dienstes in der Ostmark hatte er das ein oder andere Gerücht aufgeschnappt.
„Was du immer alles für Unsinn hörst. Wo schnappst du dauernd diesen ganzen Müll auf? Sein schlechter Ruf kommt einfach nur daher dass er die Tschekisten anführt. Im Gegensatz zu dir war ich schon einmal in Kislev. Dort ist es scheißkalt, das Essen ist widerlich und die Menschen sind unfreundlicher als ein Oger auf Diät, aber die brutalen Wilden als die sie manchmal hingestellt werden sind sie nicht.“
„Habe ich ja auch gar nicht behauptet, aber Pashenko soll ein wahres Monster sein. Er soll mehr Freude an seinem Posten bei der Tscheka haben als an allem anderem, es heißt die Folter und das Töten liegen ihm im Blut. “
„Ich würde nicht alles glauben was ich an irgendeiner Straßenecke aufschnappe. Und ich glaube auch wir können unseren Aufenthalt im Warmen vergessen.“ Rufus nickte in Richtung Schlachtfeld „Sie werden verlieren.“
„Was meint Ihr damit?“ die Schlacht hatte doch gerade erst begonnen, wie konnte der Ritter bereits den Ausgang kennen? Die beiden Seiten schienen einander eher ebenbürtig zu sein.

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Der Ritter erwiderte nichts, sondern betrachtete stumm das Schlachtfeld. Die ersten Auserwählten brachen durch die Geschosse der Füsiliere zusammen und im Zentrum warf sich ihnen die schwarze Garde entgegen und trieb sie vor sich her. Christine konnte den Pessimismus des Ritter ganz und gar nicht nachvollziehen und ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als sie sah wie sich unter dem Banner Ostlands fast 200 Ritter vom Bullenorden sammelten. Der Orden diente einzig und alleine dazu Ostland zu schützen, es gab keinen Ritterorden der es in Sachen roher Gewalt und Schlagkraft mit den Bullenrittern aufnehmen konnte. Das schwarz-weiße Banner wehte ihnen voran und in der Mitte prangte ein großer, roter Stierkopf welcher die Chaosbarbaren wütend anfunkelte. Der Boden der ganzen Ebene erbebte unter dem Donnern der schweren Schlachtrösser.

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Die Lanzen mit den vergoldeten Spitzen durchbohrten die Leiber der ungeschützten Chaosbarbaren und ohne langsamer zu werden schob sich die schwarze Masse der Ritter durch die feindliche Horde. Sie standen bereits kurz davor die gesamte rechte Flanke in einem einzigen Ansturm zu überrennen. Dieser kurze Moment der Freude hielt leider nicht besonders lange an. Noch bevor sie weiter vorstoßen konnten, schossen aus den hinteren Reihen Strahlen aus magischem Feuer zwischen die Reiter. Ein dutzend Chaoshexer auf scheibenförmigen Dämonen schwebte hinter den feindlichen Linien und nutzte die Winde der Magie um die Schlacht schnell zu beenden. Die bis eben noch so unbesiegbaren Ritter wurden von den Flammen vollkommen eingehüllt und ihr Ansturm brach komplett in sich zusammen. Pferde und Männer wurden gleichermaßen in dem schwarzen Stahl verbrannt. Einige Ritter erhoben sich wieder und taumelten in ihren schmelzenden Rüstungen vorwärts, bevor sie erneut in Flammen eingehüllt wurden. Vielleicht zwei Dutzend Ritter überlebten den magischen Angriff und stoben in alle Richtungen auseinander. Zum erstenmal wurde der ehemaligen Novizin wirklich bewusst wie hilflos einfache Menschen gegen Magie waren, zumindest ohne den Schutz der imperialen Magier oder Kriegspriester. Mit einem Dutzend Priester in ihren Reihen wäre es ein leichtes gewesen das Feuer unschädlich zu machen. So aber machten die Feuerdämonen und Chaoshexer unaufhaltsam weiter, sie verbrannten Regiment um Regiment. Das Heer Ostlands schmolz von der rechten Flanke aus unter den Fingern der Hexer in sich zusammen. Christine sank entsetzt in ihren Sattel zurück und wandte den Blick von der rechten Flanke ab.

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„Sie sind von Anfang an falsch an diese Schlacht herangegangen.“ erklärte Rufus mit tonloser Stimme „Die Männer aus Erengrad sind hauptsächlich Bauern und einfache Bürger denen man Speere in die Hand gedrückt hat. Ihr General sorgt dafür dass sie sich in großen Haufen sammeln und hält die Formation dicht beieinander, um zu verhindern dass sie beim Anblick der Dämonen sofort fliehen. Gegen die Krieger Khornes ist das sicher richtig, die Berserker kann man zu Fuß am besten mit diesen Pulks aus Speerträgern bekämpfen, die Dämonen Nurgles vermutlich auch. Aber für Tzeentchs Magier sind sie ein gefundenes Fressen, auch die geordneten Schlachtreihen der Ostländer sind nicht viel besser. Sie hätten im Wald kämpfen sollen und nicht hier auf der Ebene, aber das hätte natürlich deutlich weniger beeindruckend ausgesehen.“
Etwa Hundert Husaren aus Kislev versuchten, bisher vergeblich, die feindlichen Schlachtreihen zu umgehen und die Chaoshexer zu erreichen. Immer wieder gelang es den deutlich langsameren, aber zahlenmäßig weit überlegenen, Chaosrittern ihnen den Weg zu versperren. Todesmutig stürmte ein Teil der Husaren plötzlich auf die Chaosritter zu und wurde sofort von mehr als 300 der schwer gepanzerten Reiter eingekesselt. Noch im selben Moment erkannte sie den Sinn hinter dieser wahnwitzigen Attacke, als die restlichen Husaren die entstandene Lücke ausnutzen und ihre Lanzen durch die Körper der ersten Hexer stießen. Vertieft in dass Wirken ihrer tödlichen Zauber brauchten die Chaoshexer einen Moment um überhaupt auf die Kisleviten aufmerksam zu werden. Nachdem bereits die Hälfte von ihnen tot war brachten die Überlebenden sich auf ihren scheibenförmigen Flugdämonen in Sicherheit. Die leichten Reiter wollten gerade siegessicher nachsetzen, als die Chaosritter von der Seite her in ihre Reihen krachten. Dieser Ansturm hätte selbst die berühmten Pikeniere aus Tilea in Bedrängnis gebracht, die leichten Husaren riss er einfach davon. Ungepanzerte Pferde wurden von den schweren Rössern aus dem Norden zermalmt und es dauerte nur wenige Sekunden bis nicht mehr viel von den Gospodari übrig war. Die Speerträger der Kisleviten versuchten die klaffenden Lücken in den Reihen der Ostländer zu schließen, aber selbst als das magische Feuer durch den Angriff der Husaren für einen Augenblick aussetzte erhielten sie keine Zeit sich zu erholen. Gepanzerte und teilweise stark mutierte Oger krachten in die aufgebrochene Formation und selbst die ansonsten so standhaften Speerträger aus den Wäldern Ostlands wurden einfach hinweggefegt.

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Die Streitmacht Ostlands wurde durch die Wucht des Angriffs vollständig ausradiert. Die Auserwählten Tzeentchs rückten über die Leichen der Ostländer vor und kreisten die Kisleviten ein. Zusammengedrängt und von einer Übermacht umstellt versuchten die Kisleviten irgendwie wieder eine halbwegs geordnete Formation einzunehmen um die langen Speere und Hellebarden vernünftig einzusetzen. Aber zusätzlich zum Angriff der Auserwählten gingen hunderte schwere Wurfäxte zwischen den Kisleviten nieder.

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Am Rand des Schlachtfeldes konnte Christine noch erkennen wie die restlichen Husaren immer wieder Angriffe gegen die Chaosbarbaren ritten und versuchten die Infanterie irgendwie aus dieser Todesfalle zu befreien, aber sie waren zu wenige um noch einen Unterschied zu machen. Als sie sahen wie hoffnungslos die Schlacht war, gaben sie auf und flohen gen Norden, zurück nach Kislev. Verzweifelt beobachtete sie wie die letzten eingeschlossenen Reste der Kisleviten und Ostländer aufgerieben wurden. Verzweifelt betrachtete sie das Schlachtfeld, es war alles so schnell gegangen. Von der stolzen imperialen Armee war nichts mehr übrig, das Feuer Tzeentchs ließ nichts weiter als Asche zurück.
„Wir reiten zurück nach Wolfenburg und folgen von dort aus der alten Zwergenstraße an der Küste.“ durchdrang Rufus das entsetzte Schweigen mit belegter Stimme, der Anblick der verbrannten und zerfetzten imperialen und gospodarischen Banner hatte selbst seiner Laune einen heftigen Dämpfer versetzt.

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Zuletzt geändert von Vanidar am 20. Februar 2014 11:13, insgesamt 4-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 24. Januar 2014 16:26

8. Langeweile in Kislev (Öffnen)
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Missgelaunt stapfte Katarina die Straße entlang auf den glitzernden Eispalast zu, an ihrer Seite hing in einer schlichten Scheide ihr neues Schwert. Hadrin marschierte vor ihr, den Blick immer auf den Palast gerichtet. Seine Fünfhundert Krieger lagerten noch immer außerhalb der Stadt, alleine der Anblick der grimmigen Norscazwerge hatte bei den verwirrten Wachen schon für genug Aufregung gesorgt.
„Na los, hör auf herumzutrödeln Wyrzan! Wir sind fast da.“ rief der Zwerg gutgelaunt, er konnte es kaum erwarten endlich wieder ein festes Dach über dem Kopf zu haben, die ständigen Schneestürme und das Sonnenlicht fingen an ihm und seinen Männern aufs Gemüt zu schlagen „Wie kann man nur die ganze Zeit so mies gelaunt sein? Immerhin bist du an diese furchtbare Sonne und das reisen über die Oberfläche gewöhnt, Wyrzan.“
„Vielleicht würde es meine Laune steigern, wenn du aufhörst mir seltsame Namen zu geben.“ zischte sie ihn an, beeilte sich aber trotzdem um mit ihm schrittzuhalten. In den letzten Tagen hatte sie gelernt dass Zwerge trotz ihrer kurze Beine erstaunlich schnell sein konnten, zumindest wenn sie wollten.
„Was hast du gegen Wyrzan? Das ist ein guter, anständiger Name, der wunderbar zu dir passt.“
„Es klingt furchtbar.“
„In der Sprache von euch Pferdemenschen vielleicht, aber in gutem alten Khazalid ist es das wundervollste und schönste was ein Zwergenohr hören kann, naja außer die ganzen Wörter für Gold natürlich.“
„Gut dass ich diese Sprache nie gelernt habe.“
„Katarina ist vollkommen nichtssagend und langweilig. Wyrzan dagegen bedeutet so viel wie Schneeblut und wenn das nicht zu dir passt dann fresse ich Haraz. Es ist unter Zwergen wichtig wenigstens einen Rufnamen zu haben der zu einem passt. Nimm mich als Beispiel, du hast ja schließlich selber gehört wie meine Männer mich nennen.“
„Nervensäge? Steinkopf? Angeber? Aufschneider?“ riet Katarina lustlos, verflucht sie hasste Zwerge. Immerhin verstand kaum einer von ihnen Reikspiel, was die Steinhirne aber nicht davon abgehalten hatte sie die ganze Reise über zu nerven.
„Sind die letzten beiden nicht ein und dasselbe?“
„Mir doch egal, lass mich einfach in Frieden.“
„Du liegst jedenfalls vollkommen falsch, sie nennen mich den Hexenbrecher.“ sagte Hadrin stolz „Es gibt niemand anderen in Kraka Drak der so oft gegen Hexer der Chaosgötter in die Schlacht gezogen ist.“
„Ganz toll.“
Auf einmal sprang Hadrin hastig zurück, um nicht von einer kleinen, plötzlich auftauchenden Truppe überrannt zu werden. Es waren Kaspar von Velten und einige Ritter seiner Leibwache. Sie rannten so schnell sie konnten an ihnen vorbei, ohne Katarina zu bemerken. Bevor sie sich über diese Unverschämtheit wundern konnte, erklang auch schon lautes, zorniges Geschrei und eine Horde wütender Kisleviten raste an den beiden vorbei. Sie schwangen gute altmodische Heugabeln und Fackeln, die am helllichten Tag leider nicht sehr beeindruckend aussahen.
„Was war denn das?“ fragte Hadrin verwundert, vermutlich hielt er Menschen jetzt erst recht für verrückt.
„Das war ein rasender Mob...und Kaspar von Velten.“ Katarina blinzelte verwirrt, hatte sie sich das gerade nur eingebildet? Was um alles in der Welt ging hier schon wieder für ein Schwachsinn vor sich? „Er ist der imperiale Botschafter am Hof meines Bruders.“
„Ah.“ plötzlich wirkte der Zwerg ungewöhnlich nervös „Ich frage das jetzt nur aus reiner Neugier, aber behandelt dein Volk Abgesandte zufällig öfter so?“
„Nur wenn sie einem Mitglied der Bokha auf die Nerven gehen.“
„Versuchst du gerade witzig zu sein? Lass das bitte, damit jagst du mir nur Angst ein.“
„Wenn du meinst, jedenfalls habe ich so etwas auch noch nie erlebt. Allerdings habe ich davon gehört, dass der Vorgänger des Botschafters hingerichtet wurde, weil er sich mit der Bratwa einließ. Bei von Velten kann ich mir das allerdings nicht vorstellen, für einen Imperialen hält er erstaunlich wenig von Korruption. Ich muss ehrlich sagen ich hätte nicht gedacht dass imperiale Generäle auch so sein können, er ist besonnen, klug und gutmütig. Gut, seine Ansichten über Kanonen und Techno...“ Katarina hielt verdutzt inne, als sie merkte dass sie sich nur noch mit Luft unterhielt. Der Zwerg war längst weiter in Richtung Palast gegangen und verschwand gerade am anderen Ende der Straße um eine Ecke.

...

Katarina betrat den Thronsaal hinter dem Zwerg, der plötzlich stehenblieb. Ivan saß zwar auf seinem Thron, und wirkte darauf in Katarinas Augen so unnatürlich und unherrschaftlich wie schon vor ihrer kleinen Reise, allerdings war er gerade in eine hitzige Diskussion mit einer blonden Frau verwickelt. In einigem Abstand wartete ein halbes Dutzend Frauen und Männer auf ihre Herrin. Katarina vermutete dass sie alle Norse waren, denn die Frau war niemand anderes als Anastasia Vilkowa, die Kaufmannswitwe die angeblich ganz Erengrad kontrollierte.
„Ich sehe noch immer keinen Grund für meine Anwesenheit, die Niederlage vor Böhsenfels war nicht die Schuld Erengrads. Es waren Eure Männer die vor den Dämonen davonrannten, während die Ostländer um sie herum fielen. Wie ich höre ist Michail Pashenko selber nur knapp mit dem Leben davongekommen. Erstaunlich dass er verloren hat, dabei setztet Ihr doch so viel Vertrauen in diesen Mann. Gilt er nicht sogar als Eure rechte Hand?“ Anastasia sprach langsam, fast als würde sie mit einem zurückgebliebenen Kind reden, und nahezu grenzenlose Überheblichkeit schwang in ihrer Stimme mit. Seit 400 Jahren hatten die Norse keine Zaren mehr gestellt und trotzdem wurden sie immer überheblicher und aufmüpfiger.
„Vielleicht hätte er gesiegt, wenn die Truppen Erengrads an seiner Seite in die Schlacht gezogen wären, anstatt sich weiterhin hinter ihren Steinmauern und Erdwällen zu verstecken. Warum zieht Ihr nicht in den Kampf, wenn Chaosbarbaren die Grenzen bedrohen? Der Großfürst von Ostland hat um Hilfe gegen unseren gemeinsamen Feind gebeten und dank Euch musste man ihm jetzt mitteilen dass sein Sohn tot ist.“ die Vernichtung der ostländischen Streitmacht vor Böhsenfels stellte ein Desaster dar, allerdings war es eher von politischer Natur. Militärisch würden die wenigen verbliebenen Barbaren Tzeentchs nichts weiter erreichen, man würde sie bald zur Strecke bringen. Der Tod eines seiner Söhne dagegen, würde Valmir von Raukov in Rage versetzen, der Ostländer galt als der aufbrausendste unter den imperialen Kurfürsten.
„Ich bin nur eine einfache Händlerin, Eure Hoheit. Es ist nicht meine Aufgabe Eure Schlachten zu schlagen und meine Männer werden zur Verteidigung Erengrads benötigt. Es gibt Gerüchte über ein Bündnis unter den Norsepiraten. Die wilden Stämme der Norse entlang der Krallensee von der Eroberung Erengrads abzuhalten erfordert unsere gesamte Aufmerksamkeit, unsere wilden Verwandten werden immer aggressiver und sobald die Winterstürme vorbei sind rechnen wir vom Meer aus mit einem heftigen Angriff. Aber wenn sich die Gospodari nicht mehr in der Lage sehen das Reich angemessen zu schützen, dann können wir sicher...“
„Die Armee Kislevs ist ohne weiteres in der Lage unsere Feinde abzuwehren, die wenigen Überreste von Tzeentchs Streitmacht werden in diesem Moment zu Tode gehetzt und der von Euch so freundlich angezettelte Ungolenaufstand ist so gut wie beendet. Die letzten Reste der Rebellen wurden bei Vitebsk vernichtend geschlagen“ erwiderte Ivan bissiger als er eigentlich wollte, die überhebliche Art dieser Norse brachte ihn vollkommen aus der Ruhe.

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Viel mehr muss ich zu den Rebellen auch nicht unbedingt sagen. Auf dem Bild weiter unten sieht man oben noch die letzte Rebellensiedlung, habe ich inzwischen aber auch erobert. Generell rushe ich nur ungern, da es schrecklich langweilig ist. Außerdem gibt es nicht so viele Ziele als Kislev. Man kann halt entweder nach Norden gehen, wo man bei Beginn des Chaossturms wieder rausgeworfen wird oder man verjagt die Dunkelelfen im Westen, was aber halt auch recht öde ist da die Hochelfen das schon alleine erledigen. Von daher warte ich im Moment eher mal auf neue Spawnarmeen und Events.

„Ich bin so frei den letzten Teil zu überhören, mein Zar. Wenn Eure Truppen keine Hilfe benötigen, gibt es für mich keinen Grund mehr hier zu sein. Mit Eurer Erlaubnis würde ich mich jetzt gerne zurückziehen. Es wäre übrigens sehr zuvorkommen Euren Tadel dass nächste Mal von einem Boten überbringen zu lassen. Meine Geschäfte in Erengrad sind zu wichtig um wegen jeder Kleinigkeit angekrochen zu kommen, auch wenn es mir jedesmal eine Freude ist meinen geliebten Zar zu begegnen.“ mit einer kurzen Verbeugung, und ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und rauschte lächelnd davon. Ihr kleines Gefolge setzte sich hinter Anastasia und sie gingen an Katarina und dem Zwerg vorbei ohne sie eines Blickes zu würdigen. Nur eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren, leuchtenden grünen Augen und einem ebenmäßigen, feingeschnittenen Gesicht lächelte ihr im Vorbeigehen kurz zu. Katarina blieb bei ihrem Anblick vor Schreck fast das Herz stehen. „Das kann nicht sein.“ schoss es ihr panisch durch den Kopf „Das darf nicht wahr sein, sie kann nicht in Kislev sein. Sie ist tot, sie muss tot sein, ich bin mir ganz sicher dass...“
Katarina schreckte aus ihren Gedanken auf und zuckte zusammen, als neben ihr die drängende Stimme des Zwerges erklang „Hast du einen Geist gesehen? Wenn nicht dann beweg dich.“ murmelte Hadrin ihr ungeduldig zu. Die Gesandtschaft aus Erengrad hatte den Saal verlassen und ihr Bruder sah sie fragend an. Hastig schob sie ihre ängstlichen Gedanken beiseite, dafür war später noch Zeit, und schritt auf den Thron zu.
„Katarina.“ Ivan nickte ihr lächelnd zu, nach dem Gespräch mit der Norse freute er sich noch mehr sie wiederzusehen „Wie ich sehe hast du uns einen Gast mitgebracht. Es freut mich einen Gesandten der Norscazwerge zu empfangen, ohne euch hätte das Chaos die nördlichen Steppen schon vor langer Zeit überrannt.“
„Ich danke Euch, mein Zar.“ Hadrin verbeugte sich bevor er fortfuhr „Im Namen von Haakon Vikramson, Herr der Rabenratsfestung und König von Kraka Ravnsake überbringe ich, Hadrin Haakonson, Euch die Grüße der Norscazwerge und freue mich auf die bevorstehenden Schlachten die wir hoffentlich Seite an Seite schlagen werden.“
Katarina zog eine Augenbraue hoch und starrte den Zwerg mit unverhohlenem Zorn an, auf einmal wusste er sich also zu benehmen. In den Augen ihres Bruders dagegen spiegelte sich nichts als Verwirrung „Was meint Ihr mit den bevorstehenden Schlachten?“
„Prinzessin Katarina, versicherte uns für die Steppe von Zoichenk die Hilfe Kislevs im Kampf gegen eine gewaltige Orkhorde die in diesem Augenblick Karak Kadrin belagert. Wenn die Schildfeste fällt, fällt auch die letzte Bastion zwischen den Orkstämmen und Eurem Reich.“
„Ein ehrbarer Tausch, wir stehen euch gerne im Kampf zur Seite. Dann nehme ich an ihr verzichtet auf eine weitere Bezahlung?“
„Ihr missversteht. Die Leben meiner Brüder, die für die Vertreibung der Dunkelelfen aus Zoichenk fielen, sind nicht so leicht aufzuwiegen. Eure liebenswürdige Schwester versprach uns die Unterstützung Kislevs und das Gold, das ganze Gold.“
„Ich fürchte Diplomatie ist keine meiner Stärken.“ Katarina senkte den Kopf und wich Ivans Blick aus, um wenigstens so zu tun als würde sie sich für ihr Versagen schämen.
„Was...was ist schon ein bisschen Gold, wenn es um Freundschaft geht? Ihr verdient es, für eure heldenhafte Leistung im Kampf gegen die Dunkelelfen belohnt zu werden.“ sein Lächeln wirkte vielleicht ein wenig aufgesetzt und seine Mundwinkel zuckten hin und wieder, aber Katarina fand dass er sich trotz allem sehr gut unter Kontrolle hatte.
„Ich danke Euch erneut mein Zar.“ er verbeugte sich noch einmal „Ich würde jetzt gerne meine Männer in die Stadt bringen, sie haben die Nase voll von Schnee und Sonne.“
„Natürlich...“
„Ich habe noch eine Bitte.“ unterbrach ihn Katarina plötzlich „Auch wenn ich Euch mit meinem Versagen enttäuscht habe mein Zar, bitte ich trotzdem darum dass Ihr mich anhört.“
„Wenn du mich mit meinem Titel anredest, muss es wirklich etwas sehr wichtiges sein.“ erwiderte Ivan belustigt.
„Das ist es. Ich bitte darum die kislevitischen Truppen anzuführen, die die Ehre haben an der Seite der Zwerge von Karak Kadrin zu kämpfen und die Orks von unseren Grenzen fernzuhalten. Es ist mir ein tiefes und dringendes Bedürfnis unseren ehrenhaften Verbündeten aus den Bergen in ihrem heldenhaften Kampf zur Seite zu stehen.“ sie ignorierte Hadrins verblüfften Blick und sprach weiter „Als Diplomatin habe ich versagt, aber als Bokha liegt mir nun einmal eher das Kämpfen im Blut. Außerdem sind meine kleinen Freunde mir während der Reise sehr ans Herz gewachsen.“
„So etwas ähnliches hatte ich sowieso geplant. Ich habe keine Zweifel dass du siegreich sein wirst. Falls Ihr keine Einwände habt, Herr Zwerg.“
„Jaaaaa...ich kann mir nichts schöneres vorstellen als mit Eurer Schwester in die Schlacht zu ziehen.“ antwortete Hadrin langsam, während er Katarina noch immer misstrauische Blicke zuwarf. Aber er protestierte nicht gegen diese Entscheidung, auch wenn er keine Ahnung hatte was die Magierin plante. Ivan stellte ihm eine der Wachen zur Verfügung, um die Zwerge zu den Kasernen zu bringen. Als sie alleine waren erhob er sich von dem Thron „Komm mit Katarina, wir müssen uns unterhalten.“ damit verließen sie den Thronsaal und liefen nebeneinander durch den Eispalast, mit einem Nicken in Richtung der schmucklosen Schwertscheide fügte er hinzu „Seit wann trägst du eigentlich ein Schwert?“
„Seit ich mit einer Horde Zwerge reisen muss.“ erwiderte sie und lächelte keck.
„Wir können jederzeit tauschen. Lieber schlage ich mich mit Zwergen herum, als mit dieser furchtbaren Frau. Ich würde sie so gerne loswerden, aber wenn ich sie anrühre werden Erengrad und der Westen des Reichs hochgehen wie ein Pulverfass.“ er seufzte schicksalsergeben.
„Steckt sie eigentlich wirklich hinter der Rebellion der Ungolenstämme?“ Ivans Bemerkung vorhin hatte sie überrascht, sie hätte nicht gedacht dass die Norse schon so sehr außer Kontrolle waren.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sicher weiß ich nur dass sie eine Landplage ist. Am besten ich lasse dich das nächste Mal mit ihr reden, immerhin bist du die Herrin über Erengrad und damit ist Anastasia auch dein Problem.“
„Ja, Prinzessin von Erengrad zu sein ist wirklich ein sehr bedeutsamer und gewichtiger Titel.“ erwiderte Katarina zynisch, sie war in ihrem ganzen Leben noch nie in der großen Hafenstadt gewesen und bezweifelte dass man sie dort willkommen heißen würde.
„Man könnte fast schon sagen es ist eine Berufung, die höchste Ehre in ganz Kislev.“ erwiderte er grinsend.
„Könnte man, wenn man das Hirn eines Norse hätte. Ich kann gerne versuchen nach Erengrad zu gehen und mich dort als Herrscherin aufzuspielen, vermutlich würde ich keine einzige Nacht überleben.“
„Ich weiß dass dieser Titel im Moment nichts mehr bedeutet, aber wir werden etwas besseres für dich finden, vor allem nach deinem Sieg über die Orks. Wer weiß, vielleicht müssen wir nicht auf ewig zusehen wie die Norse uns auf der Nase herumtanzen und dann ist es wieder mehr als nur ein wertloser Titel.“ es war unmöglich den verschwörerischen Unterton in seiner Stimme zu überhören.
„Was meinst du damit?“ im Grunde kümmerten die Norse und deren Aufmüpfigkeit sie nicht, aber was immer Ivan Probleme bereitete war ihr herzlich willkommen.
„Die Ungolen werden uns für eine sehr lange Zeit keinen Ärger mehr machen können. Sie haben eine ganze Generation an Kriegern bei ihrem sinnlosen Aufstand geopfert und sich selbst an den Rand der Vernichtung gebracht. Damit verschiebt sich das gesamte Machtgleichgewicht innerhalb der Konföderation und...“
„Ja, es hat sich verschoben, und zwar zugunsten von Erengrad. Sie haben durch den Ungolenaufstand keinen einzigen Krieger verloren. Wir dagegen opfern Tausende Männer weil wir uns nebenbei auch noch mit den Chaosbarbaren herumschlagen müssen und durch die Schwächung der Ungolen müssen unsere Soldaten nun auch noch ehemaliges Ungolengebiet beschützen.“ erinnerte ihn Katarina, die Steppen im Norden und Osten, genauso wie die Stadt Praag, boten im Moment ein einfaches Ziel für ihre Feinde von außerhalb.

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„Ich mache mir keine Sorgen wegen Erengrad, wir haben noch immer das Imperium als Unterstützung. Der Handel mit Erengrad ist zwar lukrativ, aber man hat nicht vergessen welche Verwüstung die Norsezaren im Imperium anrichteten. “ sein Namensvetter, Ivan der Wahnsinnige, hatte es vor 400 Jahren sogar bis vor die Tore von Talabheim geschafft, bevor die imperiale Armee ihn aufhalten konnte. Nach dieser Niederlage war die Herrschaft der Prinzen von Erengrad über Kislev gebrochen. Sie hatten ihre besten Krieger an die Ritter des Imperiums verloren und waren nicht mehr in der Lage gewesen die Ungolen und Gospodari zu kontrollieren. Daraus folgte ein blutiger Bürgerkrieg, an dessen Ende die Bokha sich ihren Thron wieder zurückerkämpfen konnten „Außerdem wird der Großfürst Ostlands von der Untätigkeit Erengrads im Kampf gegen die Chaosbarbaren erfahren, das wird ihm die Norse nicht sympathischer werden lassen.“
„Ich hätte da noch einen Vorschlag wie man dieses Problem friedlich lösen könnte.“
„Und wie sieht der aus?“
„Es kann sein dass ich mich irre, aber ihr seid beide ungebunden oder etwa nicht? Gut, Anastasia ist schon etwas älter als du, aber man sieht es ihr kaum an und...“
„Ich weiß worauf du hinauswillst und es gefällt mir ganz und gar nicht.“ murmelte Ivan und machte sich keine Mühe seine Abscheu zu verbergen.
„Keine Ahnung was du meinst, aber ist dir aufgefallen wie hinreißend sie aussieht?“ fuhr Katarina ungerührt fort „Man kann über ihren Charakter vielleicht sagen was man will, aber ihr Äußeres ist tadellos. Das perfekte Ebenbild einer Norse. Dazu bringt sie dir noch die Kontrolle über Erengrad und einen Berg Gold, der vermutlich größer ist als dieser Palast.“
„Dann heirate du sie doch, wenn du so begeistert von ihr bist.“ antwortete Ivan genervt auf ihren Vorschlag
„Ich steh leider nicht auf blonde Haare.“
„Anastasia zu heiraten wäre genau das was mir noch gefehlt hat, eine Frau im Bett die mich im Schlaf umbringt oder mein Essen vergiftet. Ihr erster Mann dachte sich damals sicher auch er hätte einen guten Fang gemacht. Und wo ist er jetzt? Richtig, unter der Erde, während sie mit seinem Vermögen und Einfluss an die Spitze der Norsehierarchie gelangen konnte. Nein, Erengrad durch eine Hochzeit an uns zu binden wäre keine gute Idee. Ich muss wohl vorerst einfach lernen mit ihr zu leben oder irgendwie versuchen ihrem Ehrgeiz einen Dämpfer zu versetzen den sie so schnell nicht mehr vergisst.“
„Ich wünsche dir viel Spaß dabei, ich rette inzwischen unsere stummelbeinigen Freunde vor den Grünhäuten und ich glaube fast damit habe ich von uns beiden sogar die einfachere Aufgabe.“
„Da hast du nicht ganz unrecht.“ sein Lächeln erstarb plötzlich und er betrachtete sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, den sie nicht so recht zu deuten vermochte „Der Erzmagier hat mir vor kurzem einige Dinge erzählt, über deine Zeit in Altdorf.“
„Was hat er erzählt?“ Katarina blieb vor Schreck kurz stehen, fast erwartete sie aus einem der Seitengänge Wachen heranstürmen zu sehen.
„Er sagte, dass die Magier an der Akademie versuchten deine Macht zu unterdrücken, es klang fast so als hätten sie dich als eine Art Versuchsobjekt gehalten."
„Achso.“ sie widerstand dem Drang erleichtert aufzuatmen, sie benahm sich auch so schon verdächtig genug „Das ganze war halb so wild."
„Wie fühlt es sich an, wenn man von einem Tag auf den anderen keine Magie mehr benutzen kann? Ich weiß dass dir die Eismagie viel bedeutet und ein wichtiger Teil von dir ist. Es gab früher kaum einen Tag an dem man nicht irgendetwas aus Eis um dich herumfliegen sah. Ich kann mir kaum vorstellen wie es sein muss...“
„Das ist alles was dich beschäftigt?“ Katarina versuchte sich an einem warmherzigen Lächeln und hoffte dass es überzeugend genug war um ihn zu beruhigen, schlimm genug dass dieser verdammte Erzmagier herumschnüffelte, vielleicht sollte sie dem alten Mann eine weitere Kostprobe ihrer Macht geben, bevor er noch auf die Idee kam einen Boten nach Altdorf zu schicken und anfing Fragen zu stellen „Ich habe mich schnell daran gewöhnt, man fühlt sich nicht anders als ein normaler Mensch und die Pracht der imperialen Hauptstadt hat mich von allem anderen abgelenkt. Du müsstest die prächtigen Bälle und Feste sehen die Karl Franz in seinem Palast feiert, oder seinen großen Tiergarten, mit den Pegasi, den Greifen und sogar einem goldenen Drachen auf dem er über die Stadt fliegt. Es ist ein wundervoller, lebhafter Ort, man könnte fast meinen Slaanesh hätte diese Stadt erbaut.“ Katarina versuchte in ihre Stimme all die Begeisterung zu legen, die sie immer gehört hatte, wenn irgendjemand anders über den Palast des Imperator schwärmte, sie selber hatte sich von diesen Veranstaltungen ferngehalten.
„Gut, gut.“ sagte er leise „Es ist schön dass es dir in Altdorf gefallen hat. Ich hatte Angst dass du vielleicht wütend wärst auf...“
„Da wir gerade eh über Altdorf reden,“ unterbrach sie ihn, sie wollte das alles gar nicht hören, was immer er sagen wollte würde nichts mehr an diesen vier Jahren ändern „ich...ich wollte dich schon seit meiner Rückkehr etwas fragen.“ Katarinas Stimme wurde mit einem Mal ungewöhnlich leise, es war eine Sache die ihr schon die ganze Zeit auf der Seele brannte, auch wenn sie nicht wusste wie sie es am besten ansprechen sollte. Nach einer kurzen Pause entschied sie sich einfach für den direkteren Weg „Hast du eigentlich die Briefe gelesen, die ich dir in den letzten Jahren geschickt habe?“
„Briefe?“ fragte Ivan verwundert nach und jetzt war er es der vor Verwirrung beinahe stehenblieb „Ich habe nichts von dir gehört, auch Vater bekam nur die üblichen Schreiben unseres Botschafters. Ich wusste nicht dass du mir geschrieben hast, vielleicht sind sie verlorengegangen, oder der Botschafter hat sie vergessen. Ich habe ihn nie kennengelernt, aber es heißt er hat sich für nichts anderes interessiert als die Hurenhäuser Altdorfs und dabei gerne mal seine Arbeit vergessen.“
„Egal, es ist nicht so wichtig. Darin stand sowieso nichts besonderes und es waren nur zwei oder drei.“ in Gedanken fügte sie noch ein wütendes „Dutzend“ hinzu. So viele Boten konnten unmöglich versagen und sie wusste dass der Botschafter jeden der Briefe abgeschickt hatte, jeden einzelnen. Katarina unterdrückte den plötzlichen Impuls ihre Hände zu Fäusten zu ballen, sie wollte ihm ihre Wut über seine dreiste Lüge nicht zu deutlich zeigen. Den Ahnungslosen spielen konnte er erstaunlich gut, fast hätte sie es ihm sogar abgekauft, aber nur fast „Beantworte mir lieber noch eine andere Frage.“
„Gerne, worum geht es diesmal?“
„Wieso läuft uns dieses Mädchen die ganze Zeit hinterher?“ sie zeigte kurz zurück in Richtung Thronsaal und tatsächlich stand dort ein Mädchen mit hellen, braunen Haaren. Gekleidet war sie in ein langes schwarz-weißes Kleid. Sie schien sich unter den prüfenden Blicken von Katarina sichtlich unwohl zu fühlen.
„Tut mir leid, als ich von deiner Rückkehr erfuhr habe ich nach ihr schicken lassen und ihr aufgetragen uns einfach zu folgen. Sie hat in einer Ecke des Thronsaals gewartet.“ antwortete er entschuldigend und musste wieder anfangen zu lächeln „Das ist Christine von Rauken, eine Verwandte des Großfürsten von Ostland. Sie wurde hiehergeschickt um die Beziehungen zwischen Ostland und Kislev durch eine Heirat weiter zu vertiefen.“
„Ich weiß ich habe gerade gesagt dass ich auf alles außer blonde Haare mag, aber ich lehne trotzdem dankend ab.“
„Sehr witzig. Ich möchte nur dass du ihr den Palast zeigst, ihr Gesellschaft leistest und ihr vielleicht ein paar Brocken Gospodarisch beibringst. Sie wird in deinen Gemächern Quartier beziehen, du brauchst die vielen Zimmer sowieso nicht für dich alleine und irgendwo wird sich ein Platz für sie finden lassen. Der Botschafter hat ausdrücklich um deine Hilfe gebeten, der Arme ist in letzter Zeit etwas überfordert.“
„Danke, aber ich habe kein Interesse daran Kindermädchen zu spielen.“ finster starrte sie das stumme Mädchen an, sie konnte niemanden gebrauchen der ihr die ganze Zeit hinterherlief.
„Sie ist höchstens ein oder zwei Jahre jünger als du. Du wirst ihre Anwesenheit gar nicht bemerken, sieh nur wie still sie ist.“ der Widerwille seiner Schwester überraschte ihn, er sah kein Problem.
„Ostländer sind laut und stinken nach Erbrochenem. Sie sind die ganze Zeit betrunken, pöbeln rum und verwüsten alles und so etwas soll ich in meine Gemächer lassen?“
„Sie ist in einem Kloster aufgewachsen, da wird sie wohl kaum plötzlich anfangen jeden Tag literweise Alkohol zu trinken.“
„In einem Kloster, dann ist sie also eine Sigmaritin? Ich soll eine Fanatikern unter meine Fittiche nehmen!? Was ist wenn sie Flöhe hat? Oder irgendeine ansteckende Krankheit? Sie könnte die Pest übertragen oder...“
„Wir reden hier über eine imperiale Adelige von altem, edlem Blut und nicht von einem dahergelaufenen Straßenköter. Außerdem, wenn du mit jemandem darüber diskutieren willst dann mit dem Botschafter, wie gesagt es war seine Idee.“
„Das werde ich auch.“ erwiderte sie trotzig, nur um Ivan danach verwirrt anzustarren, als er ohne ersichtlichen Grund in lautes Gelächter ausbrach.
„Ich bin froh dass du wieder hier bist, damit habe ich wenigstens wieder jemanden mit dem ich mich streiten kann.“



Katarina öffnete die Tür zu den Gemächern des imperialen Botschafters und fand ihn an einem Schreibtisch inmitten eines Haufens von Büchern und Papieren vor. Er wirkte fast so als wäre er gerade kurz davor gewesen einzuschlafen.
„Prinzessin? Ich wusste nicht dass Ihr bereits zurück seid.“ er blickte überrascht auf und sah sich zerstreut in dem Zimmer um „Verzeiht die Unordnung, ich habe letztens wenig Zeit hier verbracht und wenn die Diener versuchen `aufzuräumen´ bringen sie nur immer alles vollkommen durcheinander.“
„Was dagegen wenn ich eintrete?“
„Nein, im Gegenteil, setzte Euch. Ich kann etwas Zerstreuung im Moment gut gebrauchen.“
„Ich habe Euch vorhin in der Stadt gesehen, ihr wart allerdings ziemlich in Eile und habt mich nicht gegrüßt.“ sagte sie lächelnd und mit gespielter Entrüstung „Womit habt Ihr euch den Zorn meiner Landsleute aufgeladen?“
„Sagen wir, Eure Landsleute sind manchmal etwas leicht erregbar.“ erwiderte er und zum ersten Mal erlebte sie den Botschafter wirklich ungehalten „Seit ich dem Mörder auf der Spur bin macht er sich einen Spaß daraus mir die Toten praktisch vor die Füße zu werfen. Wo immer ich auftauche sprießen Leichen aus dem Boden. Einige der etwas...langsameren Bürger sind der Ansicht ich wäre der Menschenschlächter."
„Das ist doch Unsinn. Die Morde begannen lange vor Eurer Ankunft.“ entrüstete sich Katarina über so viel angehäufte Dummheit.
„Manchmal sind Menschen nicht unbedingt in der Lage klar zu denken wenn sie Angst haben. Es war eine Sache als nur Mitglieder der Bratwa starben, aber inzwischen scheint er vollkommen wahllos zu töten.“
„Vielleicht solltet Ihr euch lieber auf Eure Arbeit als Botschafter konzentrieren. Ich dachte der Posten als Botschafter ist dazu da gemütlich auf den Ruhestand zu warten.“
„Und mich zu Tode langweilen?“ Kaspar von Velten lächelte müde „Außerdem, hat Euer Bruder mir inzwischen offiziell die Erlaubnis gegeben in dieser Angelegenheit zu ermitteln, auch wenn ich mich bisher nicht besonders gut schlage.“
„Habt Ihr denn wenigstens einen Verdacht? Oder eine winzige Spur? Für mich sieht es so aus als würdet Ihr seit eurer Ankunft auf der Stelle treten.“
„Wisst Ihr was das ist?“ Kaspar legte ein kleines, blaues Schmuckstück vor ihr auf den Tisch.

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„Natürlich, es ist das Zeichen Tzeentchs. Es sind Kultisten in der Stadt?“ sie drehte das Symbol des großen Verschwörers in ihren Händen und betrachtete es verwirrt, das ergab keinen Sinn.
„Vielleicht, wir fanden es vor einer Woche, als wir glaubten dem Mörder endlich direkt auf den Fersen zu sein. Wir stürmten ein Haus im Norden der Stadt, es hatte einem von Tschekatillos Männern gehört, einem seiner Hauptleute. Ich wollte ihn eigentlich nur befragen, aber stattdessen fanden wir ihn und seine Familie tot vor. Anstelle ihrer Augen hatte man diese Symbole eingesetzt.“
„Meint Ihr der Gott der Täuschung würde die Anwesenheit seiner Anhänger in Kislev so leicht offenbaren? Ich kann mir nicht vorstellen dass er so stümperhaft vorgeht. Seine Diener operieren aus dem Schatten heraus, sie verschmelzen mit der Masse und bleiben unsichtbar, so lange bis seine Pläne ausgereift sind.“
„Oder wenn er sich einen Vorteil davon verspricht seine Anwesenheit jedem zu zeigen. Aber Ihr habt vermutlich recht, es sieht eher so aus als wollte man mich absichtlich auf die Spur eines angeblichen Chaoskultes führen und mich von etwas anderem ablenken. Allerdings würde es passen, ich gehe inzwischen sowieso von mehr als einem Mörder aus. Er kann unmöglich ganz alleine so viele Morde begehen und dabei vollkommen unsichtbar bleiben.“
„Andererseits ist in einer Gruppe die Wahrscheinlichkeit höher dass jemand einen Fehler begeht.“ gab Katarina zu bedenken „Denkt Ihr noch immer dass Tschekatillo mehr weiß als wir?“
„Ich weiß es nicht.“ gab er niedergeschlagen zu „Die ersten Opfer standen allesamt in Verbindung mit ihm oder seinen Männern. Auch wenn der Mörder seine Opfer in letzter Zeit völlig planlos zu wählen scheint, ist er doch bis vor kurzem noch nur gegen Tschekatillo vorgegangen. Dieser schleimige Mistkerl muss einfach irgendetwas wissen und selbst wenn nicht, er hat noch immer meinen Vorgänger bestochen und dem Ansehen der imperialen Botschafter geschadet. Ich kann nicht viel mehr tun als dieser einen Spur zu folgen, andere gibt es nicht.“
„Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus, allerdings habe ich in Altdorf einmal etwas über einen Hexenjäger namens Kriesmann Henckler gelesen.“
„Nie von ihm gehört.“
„Er ist ein recht ungewöhnlicher Hexenjäger, im Gegensatz zu seinen Kollegen greift er nur selten auf Waffengewalt zurück. Stattdessen sammelt er mit mehr als 40 Agenten Beweise und stellt die Ketzer vor Gericht. Vor einigen Jahren untersuchte er eine Welle von Kindesentführungen in Reikland. Seine Ermittlungen führten ihn bis in die kleine Stadt Grunberg am Ufer des Reik. Dort verhaftete er unter den Einwohnern über 200 Kultisten und brachte sie vor Gericht. Als sie leugneten an den düsteren Ritualen in denen die Entführten geopfert wurden beteiligt zu sein, zerschlug er mit seinen gesammelten Beweisen sämtliche Alibis und Unschuldsbeteuerungen der Ketzer. Letztendlich wurde jeder einzelne Anhänger des gefürchteten Slaaneshkultes durch ihn überführt und auf den Scheiterhaufen gestellt.“
„Und was soll mir das jetzt bringen? Ich kann ihn schlecht herbeizaubern um mir zu helfen.“
„Seht Euch die Toten genauer an, die Fundorte der Leichen, befragt die Bürger in der Nähe. Sucht nach allem was Euch seltsam erscheint, achtet auf jedes noch so winzige Detail. Aber am wichtigsten: Hört auf hinter Tschekatillos Männern herzurennen und zu tun was der Mörder von Euch will. Fangt an selber aktiv zu werden und schreibt am besten an Pashenko in Erengrad. Er führt die Tschekisten an, niemand kennt sich in Kislev besser aus als sie.“
„Vielleicht habt Ihr recht.“ sagte er und lehnte sich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zurück.
„So gerne ich auch weiterhin über diesen Mörder reden würde, ich habe Euch eigentlich aus einem anderen Grund aufgesucht.“ wechselte Katarina das Thema, ihr fiel sowieso nichts mehr ein womit sie dem Botschafter noch helfen könnte.
„Lasst mich raten, es geht um Euren neugewonnenen Schatten dort hinten, richtig?“ lächelnd nickte er in Richtung Tür. Christine hatte die ganze Zeit stumm auf der Türschwelle gestanden und versucht möglichst unsichtbar zu sein.
„Ganz genau.“
„Es tut mir sehr leid, Euch das auch noch aufzuhalsen, aber ich habe im Moment keine Zeit mich mit dieser Angelegenheit zu befassen. Ich kann mir vorstellen dass es etwas überraschend kommt, andererseits kann ich mir niemand besseres vorstellen um sie in den kislevitischen Adel einzuführen. Ihr habt sicher einen guten Einfluss auf sie Prinzessin. Um die Wahl eines geeigneten Ehemannes werde ich mich natürlich selber kümmern.“
„Leider werde ich nicht lange in Kislev bleiben, immerhin ziehe ich bald in die Schlacht. Es wäre besser wenn sich jemand anders um sie kümmern könnte.“ murmelte sie ausweichend. Sie sollte einen guten Einfluss auf jemanden haben? Manchmal bezweifelte sie, dass er oder die restlichen Leute in ihrer Umgebung auch nur einen Funken Menschenkenntnis besaßen.
„Schlacht? Was für eine Schlacht“ er seufzte und rieb sich erschöpft über die Augen „Ich kriege wohl gar nichts mehr mit.“
Kurz fasste sie ihre Verhandlungen mit den Norscazwergen und die Lage vor Karak Kadrin zusammen

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„Wir Ihr sehen könnt Botschafter, bleibt mir nicht viel Zeit um mich mit Eurer reizenden Adligen zu beschäftigen und ihr die Stadt näherzubringen. Die nächsten Tage werden geschäftig genug, immerhin muss ich mir meine Männer aussuchen. Ich werde mir eine Streitmacht zusammenstellen neben der die Reichsgarde, die Weißen Wölfe von Middenheim und die Gralsritter Bretonniens verblassen, als wären sie eine abgerissene Banditentruppe. Sie werden mindestens so unerschrocken, treu und standhaft sein wie einst die Ritter Miskas.“

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„Nette Pläne, aber die Treue und Verehrung Eurer Soldaten werden Ihr euch erarbeiten müssen, ich weiß wovon ich rede. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, bleiben Euch noch ein paar Tage. Das ist genug Zeit um meinem neuen Schützling den Palast zu zeigen und sie wenigstens ein bisschen mit Eurer Heimat vertraut zu machen. Außerdem, irgendwann werdet Ihr auch wieder zurückkehren. Falls die Orks Euch nicht töten.“ schränkte er mit einem müden Lächeln ein.
„Vergesst nicht dass ich eine mächtige Eismagierin bin.“ entgegnete sie ebenfalls lächelnd
„Verlasst Euch lieber nicht zu sehr darauf, die Winde der Magie sind tückisch und verräterisch. Reicht Eure Magie wirklich für eine ganze Orkhorde?“
„Vermutlich nicht. Vor allem wenn sie von Schamanen begleitet werden.“ sie hatte in den letzten vier Jahren keine Gelegenheit mehr gehabt ihre magischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und musste sich leider eingestehen, dass sie einer Gruppe Orkschamanen noch nicht gewachsen wäre. Die Magie der Schamanen war ihrer eigenen sehr ähnlich. Auch sie mieden, im Gegensatz zu den imperialen Magiern, die Winde der Magie und zogen ihre Macht lieber aus anderen Kraftquellen „Allerdings kann ich mich auch ohne meine Magie zur Wehr setzen, vor allem hiermit.“ Katarina stand auf und zog ihr neues Schwert, Furchtfrost, um es dem Imperialen stolz zu präsentieren.
„Eine wundervolle Klinge.“ hauchte er ehrfurchtsvoll und ließ den Blick über die magische Eisklinge schweifen „Wo habt Ihr sie her? Sie erinnert mich an den Speer Eures Bruders.“
„Kein Wunder, die beiden Waffen sind alte Familienerbstücke der Bokha.“
„Könnt Ihr damit denn auch umgehen?“
„Natürlich. Meine Ausbildung ist zwar eine ganze Weile her, aber die besten Schwertmeister Kislevs haben mich und meinen Bruder unterrichtet. Auch wenn er ein paar Jahre älter ist als ich, bedeutet das in Kislev noch lange nicht dass er auch erben muss. Die Bojaren entscheiden wer über Kislev herrscht und diese griesgrämigen alten Männer respektieren nichts anderes als Stärke.“ Sie überflügelte ihren Bruder damals in allem was sie anfasste. All ihre Lehrer überschlugen sich wenn es darum ging sie in den höchsten Tönen zu loben. Ihre ausgeprägte magische Begabung verschaffte ihr noch einen weiteren Vorteil, damals war man sogar davon ausgegangen dass sie eines Tages den Thron ihres Vaters erben würde und ihr weitaus größere Chancen ausgerechnet als IVan. Ein Grund mehr warum dieser sie noch immer lieber in Altdorf sehen würde, auch wenn er diese Gedanken gut zu verbergen verstand. „Vielleicht könntet Ihr mir dabei behilflich sein meine Schwertkunst wieder zu ihrem alten Glanz zu verhelfen.“
„Es tut mir leid, aber wie Ihr wisst habe ich zu tun. Glaubt mir, ich würde lieber etwas mehr Zeit mit Euch verbringen, als weiter durch die Unterstadt Kislevs zu kriechen und ziellos im Dreck zu wühlen.“
„Schade, ich bin sicher Ihr seid noch immer ein exzellenter Schwertkämpfer.“ antwortete sie enttäuscht auf die Ablehnung.
„Aber falls Ihr wirklich ein wenig üben möchtet, hätte ich noch eine andere Idee. Erinnert Ihr euch an den Ritter Arnulf aus meiner Leibwache? Er hat sich auf der Neujahrsfeier mit Euch unterhalten.“
„Dunkel.“ entgegnete Katarina und ihr Tonfall ließ keinen Zweifel an ihrem Mangel an Begeisterung aufkommen.
„Ja ich weiß, er ist ziemlich langweilig, aber kein anderer Ritter aus meiner Leibwache reicht an ihn heran wenn es um das Schwert geht. Wenn Ihr möchtet kann ich ihn morgen Nachmittag zu Euch schicken.“
„Meinetwegen.“ antwortete sie desinteressiert und stand auf „Ich werde meinem Gast jetzt lieber einmal ihr Zimmer zeigen, es wird bereits spät.“ ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand Katarina auf und verließ das Zimmer, wie der Botschafter sie verabschiedete bekam sie schon gar nicht mehr mit. Die Imperiale heftete sich, noch immer stumm, an ihre Fersen während sie durch die Gänge des Eispalastes eilte. Nach einer Weile blieb sie vor einer Tür stehen, kaum öffnete sie diese, umwehte sie auch schon ein angenehmer, kalter Lufthauch, der sie all ihre Probleme vergessen ließ.
„Hier sind wir. Such dir eines der Zimmer aus, es stehen genug zur Auswahl, aus irgendeinem Grund meiden die restlichen Palastbewohner diesen Bereich, also ist mehr als genug Platz vorhanden.“
„E-es ist eiskalt hier.“ Christine wich hastig einige Schritte zurück und trat zurück auf den Gang hinaus.
„Ach ja, das habe ich ganz vergessen zu erwähnen. In meinen Gemächern musste ich diese lästigen Zauber, welche den Eispalast warmhalten, entfernen. Ich hoffe es macht dir nichts aus, aber es war viel zu heiß hier drin um vernünftig Schlafen zu können. Außerdem habe ich dadurch diesen Teil des Palastes für mich alleine.“
„Wäre es m-möglich diese Z-zauber wieder zu aktivieren? I-ich bin nicht an d-d-den Winter gewöhnt.“ stotterte die junge Adlige zähneklappernd, selbst im Gang war es noch eisig.
„Nein, das ist leider vollkommen unmöglich für meine bescheidenen Fähigkeiten. Gute Nacht. Aber sei lieber vorsichtig, wenn man als gewöhnlicher Mensch bei dieser Kälte einmal einschläft, kann es sein dass man vielleicht nie wieder aufwacht.“



Gelangweilt stand Christine am Rande des kleinen Trainingsplatzes der Palastwache. Der Platz befand sich auf einem Stück offenen Geländes hinter dem Palast und eigentlich wäre sie bei dieser Kälte niemals hierhergekommen. Die Kälte war auch der Grund warum sie sich nahe am überdachten und mit dünnen Säulen verzierten Nebeneingang des Palastes hielt, hier ließ es sich wenigstens halbwegs ertragen und sie war vor dem Wind geschützt. Immerhin war sie besser dran als die Diener, welche extra für die Prinzessin den Schnee auf dem Platz räumen mussten. Sie gähnte ausgiebig und dachte kurz darüber nach ob sie im Stehen vernünftig schlafen könnte, vielleicht würde sie es bald herausfinden wenn sie noch weiter an der Säule lehnte. In ihr Zimmer konnte sie nicht gehen, in Katarinas Teil des Palastes war es sogar noch kälter als Draußen. Zum Schlafen hatte sie sich letzte Nacht in irgendeinem ausgestorbenen Gang niedergelassen. Das war auch nicht schlimmer als zwischen den Ruinen von Mortheims zu übernachten. Mehr als ein paar Stunden waren ihr nicht geblieben, bevor verwirrte Diener über sie stolperten, seitdem streifte sie ziellos durch den Palast. Wenigstens hatte es sich gelohnt herzukommen die Vorstellung die ihr hier geboten wurde war unbezahlbar. Eigentlich wollte sie sich nur etwa von ihrer Langeweile ablenken, aber stattdessen bekam Christine die Gelegenheit eine der vermutlich miesesten Schwertkämpferinnen der Welt zu bestaunen. Der Ritter überragte Katarina um ein ganzes Stück, aber trotz seiner gewaltigen Masse gelang es der wild herumfuchtelnden Prinzessin nie ihn zu treffen. Die stumpfen Übungsschwerter krachten immer wieder aufeinander, ohne dass sie auch nur eine winzige Lücke in seiner Deckung fand. Er hielt sich in der Zwischenzeit zurück und beschränkte sich ganz darauf ihre unsauberen Angriffe abzuwehren. Vermutlich könnte er sie mit einem Schlag besiegen, dachte Christine. Sie selbst konnte zwar auch nicht gut mit dem Schwert umgehen, aber so schlecht stellte sie sich trotzdem nicht an. Die ehemalige Novizin unterdrückte ein leises Lachen, als Katarina nach einem sachten Schlag des Ritters das Schwert aus der Hand fiel. Schadenfreude lag ihr eigentlich nicht und für eine Priesterin Sigmars ziemte sich es auch nicht, aber nachdem sie dank der Prinzessin die Nacht auf dem harten Palastboden verbringen musste, durfte Christine sich wenigstens etwas auf ihre Kosten amüsieren. Aus den Augenwinkeln sah sie wie ein schwarzhaariger Zwerg plötzlich neben ihr stand und ebenfalls dem seltsamen Kampf betrachtete. Erschrocken starrte sie ihn unverblümt an.
„Was ist?“ fragte er noch einer Weile.
„Nichts.“ antwortete sie hastig und riss die Augen von dem Zwergenkriegr los „Tut mir leid, ich habe nur noch nie einen Zwerg gesehen.“
„Ach? Wie hast du dir denn Zwerge vorgestellt?“ er baute sich vor ihr auf und präsentierte ihr seine glänzende Rüstung und seinen prächtigen Bart.
„Ich weiß wie Goblins aussehen und ich dachte Zwerge sind einfach nur weniger Grün, aber ansonsten sehr ähnlich.“ antwortete sie ohne nachzudenken.
„Was!?“ sofort verlor der Zwerg seine stolze Haltung und sah sie entgeistert an.
„Naja und vielleicht auch etwas...haariger und breiter. Vielleicht auch wie Gnome, die hat man öfter unter den Warpsteinsammlern in Mortheim gesehen.“
„Erst vergleichst du mich mit einer Grünhaut und dann mit einer Langnase!?“
„T-tut mir leid. Ich hätte nicht gedacht dass ihr so groß seid, oder sollte ich eher sagen massig?“ als er sie anstarrte sprach sie hastig weiter „Oh, tut mir leid, war das wieder beleidigend? Ich meinte massig im Sinne von kriegerisch, also nicht dick sondern eher breit und...“
„Lass es lieber gut sein, du redest dich nur um Kopf und Kragen.“ unterbrach der Zwerg sie belustigt.
Eine Weile standen sie stumm nebeneinander, bevor Christine nicht mehr an sich halten konnte auf die schwarzen Spitzen an den Schulterplatten des Zwerges deutete. „Wozu sind die gut?“
„Das ist Obsidian, ich muss öfter gegen Hexer kämpfen, da brauche ich zumindest ein bisschen Schutz vor den Winden der Magie.“
„Ich hasse Magie.“ murmelte sie mehr zu sich selbst als zu dem Zwerg, in Mortheim und auch auf dem Schlachtfeld vor Böhsenfels hatte sie gesehen was Magie und die Winde des Chaos mit gewöhnlichen Menschen anrichten konnten. Sie selbst war als Priesterin zum Glück unempfindlich gegenüber den Winden.
„Sehe ich genauso, aber leider kann man sich seine Waffen nicht immer aussuchen. Ohne unsere Runenschmiede oder die Magier deines Volkes, würde die Welt nur noch gefährlicher und dunkler wirken als sie ohnehin schon ist.“ er nickte in Richtung Katarinas „Was hältst du eigentlich von der großen Katarina Bokha?“
„Um ehrlich zu sein bin ich ziemlich...“ sie hielt kurz inne und sah zu wie Katarina ungelenk einem schwach geführten Schwertstreich auswich und dabei anscheinend über ihre eigenen Füße stolperte „unbeeindruckt.“
Unsanft landete die Bokha auf dem Bauch, das Übungsschwert flog ihr in hohem Bogen aus der Hand und landete vor den Füßen des Ritters. Der wiederum gab sich alle Mühe ernst und respektvoll zu bleiben, was ihm sichtlich schwer fiel. Christine fragte sich eh wie er es schaffte nicht wenigstens zu Grinsen, vielleicht rechnete dieser arme Narr sich ja sogar Chancen bei der Prinzessin aus und versuchte sich einzuschleimen. Damit gab er vielleicht ein mittelmäßigen Kavalier ab, aber leider gleichzeitig auch einen unendlich miesen Lehrer. Wenn ein Ork Katarina den Kopf von den Schultern schlug, würde seine Zurückhaltung ihr auch nichts mehr nützen. Nachdem Katarina sich wieder hochgekämpft hatte, schlug sie sofort wieder wild auf ihn ein und tatsächlich flog diesmal sein Schwert davon, oder besser gesagt er ließ es einfach los.
„Fantastisch!“ begann der Ritter mit einem falschen Lächeln „Ihr bewegt euch voller Eleganz und Anmut, aber das war nicht anders zu erwarten von der wundervollen Eisprinzessin des Nordens.“
„So ein Narr.“ Hadrin schüttelte entnervt den Kopf, er war immerhin der arme Kerl der bald mit Katarina in den Kampf ziehen musste und er wusste jetzt schon dass er auch noch auf sie aufpassen musste. Wenn ihm die Schwester des Zaren wegstarb würde dass ihre Beziehungen mit Kislev sicher nicht verbessern „Müde?“ fragte er, als er sah wie Christine mühsam ein Gähnen unterdrückte.
„Es ist wegen Katarina, mein Zimmer liegt direkt neben ihrem und sie hat sämtliche Schutzzauber gegen die Kälte entfernt. Seite an Seite mit einer Eismagierin zu leben ist nicht gerade mein größter Traum gewesen.“ die Müdigkeit machte sie vielleicht ein klein wenig zickig.
„Ich habe da eine fantastische Idee.“ er grinste sie an und bevor sie fragen konnte was er vorhatte, fuhr er auch schon laut fort, um genau zu sein brüllte er sie fast schon „Du hast vollkommen recht! Sie bewegt sich wirklich wie ein Zombie! Ich habe schon Steine gesehen die gefährlicher waren und zwar sehr sehr dumme Steine!"
Es dauert nicht lange bis eine vor Wut schäumende, verschwitzte Katarina aus sie zukam. Ihre Kleidung war verdreckt mit Erde, kein Wunder so oft wie sie sich hingeworfen hatte „Was willst du damit sagen Steinschädel? Sprich dich ruhig aus Hadrin, bevor ich dich in eine Eisskulptur verwandle.“
„Sagen wir es einmal so, wenn ich meine Axt einem Goblin in den Kopf ramme und sein Todeszucken mit ansehe, sieht das noch immer deutlich eleganter und beeindruckender aus als deine Schwertkünste.“ Hadrins Grinsen wurde nur noch breiter, als er sah wie sich aufregte.
„Ich habe gerade einen imperialen Ritter besiegt! Einen Pantherritter!“
„Ach ich bitte dich, er hat dich absichtlich gewinnen lassen. In Wahrheit würdest du sogar schon gegen ein einfaches Mädchen wie sie hier untergehen.“ ohne Umschweife zeigte er auf die ehemalige Novizin, die sich mit jeder Sekunde unwohler in ihrer Haut fühlte.
„Willst du damit sagen sie wäre besser als ich?“ fragte Katarina verwundert.
„Ich kenne nicht einmal ihren Namen und behaupte trotzdem sie könnte selbst unbewaffnet ein Duell gegen dich gewinnen.“ entgegnete Hadrin frech und ohne sich um Christines panische Blicke zu kümmern.
„Dann bist du sicher auch bereit deine Worte mit einem kleinen Einsatz zu untermauern?“
„Zufälligerweise, bin ich in letzter Zeit an etwas Gold gekommen. An 20.000 imperiale Kronen um genau zu sein.“
„Ich weiß, es war nämlich mein Gold.“ zischte Katarina, doch der Zwerg ignorierte ihren Einwurf und fuhr fort.
„Ich setze die gesamte Summe. Ich übernehme sogar den Transport des Goldes von Kraka Ravnsake bis hieher. Im Gegenzug wirst du nach deiner Niederlage die Zauber in deinen Gemächern erneuern, damit die Arme nicht erfrieren muss.“
„Meinetwegen, aber ich fürchte sie muss weiter frieren. Eine Bokha verliert nicht gegen eine dahergelaufene Fanatikerin aus dem Süden.“ mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zurück zu dem Ritter.
„Was soll das?“ flüsterte Christine aufgeregt „Du kannst nicht ein Vermögen auf mich setzen ohne überhaupt zu wissen ob ich kämpfen kann!“
„Ach, ich habe ein gutes Auge für solche Dinge.“ antwortete er vollkommen unbekümmert „Du hast außerdem selber gesehen wie sie kämpft, sie ist ein blutiger Anfänger. Schlechter kannst du unmöglich sein.“
„Selbst wenn, ich kann nicht die Schwester des Zaren verprügeln! Ich bin nur ein Gast hier, die drehen durch wenn...“
„Du musst sie ja nicht gleich blutig schlagen, entwaffne sie einfach.“
Inzwischen hatte Katarina sich mit ihrem Schwert mitten auf dem Platz aufgebaut und wartete auf sie. Seufzend und mit einer bösen Vorahnung setzte die Ostländerin sich widerwillig in Bewegung, um mit dem ungleichen Duell zu beginnen.


An dieser Stelle kann ich ja mal alles zusammenfassen was in letzter Zeit wichtiges Ingame passiert ist: ich habe angefangen einen Stall zu bauen. Werde ich es schaffen ohne dabei draufzugehen? Wird Kislev diese gewaltige Aufgabe bewältigen? Wie viele Tausend Krieger werden in diesem aussichtslosen Kampf fallen? All das und noch sehr viel weniger, in Kapitel 9. Gott ist das spannend.
Zuletzt geändert von Vanidar am 20. Februar 2014 11:12, insgesamt 4-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 28. Januar 2014 15:25

9. Irgendwo geht´s hier auch um Orks (Öffnen)
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Christine tauchte unter der stumpfen Klinge weg und sprang ein paar Schritte zurück, um dem hastig ausgeführten Folgeangriff auch noch zu entgehen. Einem weiteren schlecht gezieltem Schlag wich sie seitlich aus und verpasste der Prinzessin reflexartig einen schnellen Schlag in den Bauch. Katarina taumelte benommen zurück, so fest hatte sie nun auch wieder nicht zugeschlagen, dachte Christine verwirrt. Die Bokha war erstaunlich schwach, in Katarinas Schlägen lag keinerlei Kraft, selbst wenn sie damit jemals treffen würde, würde man es wohl kaum spüren. Vielleicht übertrieb Christine es auch etwas mit ihren Gegenangriffen, aber es machte ihr ganz einfach Spaß endlich wieder einen Übungskampf zu bestreiten. Seit dem Fall ihres Klosters war sie nicht mehr dazu gekommen. Erneut versuchte Katarina wild auf sie einzuschlagen und stürmte auf sie zu. Christine machte sich diesmal gar nicht erst die Mühe auszuweichen, sondern umschloss mit ihrer linken Hand die stumpfe Schneide und riss sie der überraschten Kislevitin einfach aus der Hand. Ohne nachzudenken schlug sie mit aller Kraft nach ihrer Kontrahentin. Das Schwertheft krachte Katarina ins Gesicht. Die Prinzessin wurde von den Füßen gerissen und landete auf dem Rücken, während sie sich die Hände vors Gesicht hielt. Christine sprang von Katarina weg, ließ sofort die Waffe fallen und sah entgeistert zu wie Katarina sich langsam wieder aufsetzte, den Kopf nach vorne gebeugt. Blut quoll zwischen ihren Fingern hindurch. Katarina hatte die ganze Zeit über keinen einzigen Laut oder Schmerzensschrei von sich gegeben. Eigentlich hätte Christine erwartet dass die Prinzessin in Tränen ausbrach oder wenigstens irgendein Anzeichen von Schmerz von sich gab, vor allem nachdem sie sich während des Kampfes so erbärmlich geschlagen hatte.
„Es, es tut mir leid.“ erschrocken ging sie auf Christine zu und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen „Das wollte ich nicht, es liegt an meiner Ausbildung. Wenn ich kämpfe denke ich nicht groß nach, sondern handle instinktiv...“ sie verstummte, als Katarina den Kopf anhob und sie mit vor Hass verzerrter Miene anstarrte. Ihre Augen begannen in einem hellen blauen Licht zu erstrahlen und der Schnee am Rand des Kampfplatzes begann langsam über den Boden zu kriechen, direkt auf Christine zu. Doch davon bekam sie nichts mehr mit, denn das Leuchten wurde so grell, dass die junge Adlige den Blick abwenden und die Augen schließen musste. Als das blaue Licht nach kurzer Zeit verblasste, öffnete sie sie blinzelnd wieder und konnte ihre Umgebung kaum noch wiedererkennen. Sie stand inmitten eines ausgewachsenen Schneesturms, nur direkt um sie herum herrschte noch geradezu unheimliche Stille. Schwach gelang es ihr zwischen dem dichten Schneegestöber Katarina erkennen, der magische Sturm schien sich voll und ganz auf die Imperiale zu fokussieren. Christine ignorierte den eiskalten, schneidenden Wind der ihr entgegenschlug und streckte die Hand aus um die magische Barriere aus Wind und Schnee zu durchbrechen. Als Priesterin Sigmars fürchtete sie sich nicht vor Magie. Doch zu ihrer Überraschung verschwand der Schnee nicht, stattdessen stürzte er sich gierig auf sie zu und fraß sich in ihre Fingerkuppen. Die eigentlich so harmlosen Schneeflocken verwandelten sich durch die Macht der Eishexe in tödliche Waffen. Christine schreckte zurück und berührte mit dem Rücken das andere Ende ihres magischen Gefängnisses. Sofort stolperte sie nach vorne, als sie den heißen Schmerz an ihrer Schulter spürte. Verwirrt darüber, dass die Winde der Magie sich nicht einfach auflösten, stand sie verloren inmitten des brausenden Sturms. Bevor sie einen Weg zur Flucht finden konnte, bewegten sich die Sturmwände auf sie zu. Schützend hielt sie sich die Arme vors Gesicht, während Schnee und Eis wütend an ihrem Kleid rissen. Mit einem schmerzvollen Aufschrei warf sie sich zu Boden, als winzige Eiskristalle begannen sich in die ungeschützten Stellen ihres Körpers zu bohren. So plötzlich wie der Sturm aufgetaucht war, verschwand er auch wieder und als sie blinzelnd die Augen öffnete sah sie das besorgte Gesicht des Zwerges über sich.
„Es tut mir leid, ich hätte nicht gedacht dass sie so weit geht. Ich weiß nicht was sie getan hätte wenn ihr alleine gewesen wärt.“ erklang Hadrins Stimme seltsam kleinlaut neben ihr, während er ihr half zitternd aufzustehen. Ihre Hände und Arme waren blutverschmiert und das schwarz-weiße Kleid an vielen Stellen eingerissen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie noch wie Katarina an ihnen vorbeirauschte und dann war sie auch schon verschwunden. Christine unterdrückte ihr Schluchzen und presste die Hände fest gegen ihren Körper. Hadrins Hand legte sich auf ihren Arm und er führte sie zurück in den Palast „Komm mit, wir kümmern uns um deine Hände.“



Schlaf. Dieses eine Wort beherrschte schon seit einer ganzen Weile Christines Gedanken und verdrängte alles andere. Was würde sie nur dafür geben endlich wieder einmal eine Nacht durchschlafen zu können, sie würde töten dafür! Naja, vielleicht würde sie nicht ganz so weit gehen, aber noch ein paar solcher Nächte und sie würde zumindest ernsthaft darüber nachdenken. Erschöpft lehnte sie an der glatten Eiswand des Palastes in einem ausgestorbenen Gang. Die Zauber in Katarinas Gemächern wurden von der Prinzessin nach ihrer Niederlage erneuert und es war angenehm warm, aber das änderte nichts daran dass sie weiterhin die ganze Nacht wach lag. Immerhin würde Katarina morgen gemeinsam mit den Zwergen abreisen, dann könnte sie wieder ruhig schlafen. Die Prinzessin hasste sie. Zwar hatten die kislevitischen Magier sie beide wieder zusammengeflickt und Christine fand dass Katarinas Nase gar nicht so übel aussah, aber sie hatte auch die hasserfüllten Blicke gesehen die Katarina ihr zuwarf, also ging sie ihr seitdem so gut es ging aus dem Weg. Sie mochte anscheinend ohnehin keine Imperialen und diese kleine Aktion war nicht gerade hilfreich gewesen. Theoretisch war es ihr egal, was diese arrogante Person von ihr dachte, allerdings hatte sie in ihrem Leben noch nie so viel Angst gehabt. Sie war eine Priesterin Sigmars! Die Winde der Magie sollten ihr nichts anhaben können und trotzdem hätte Katarina sie mit ihrer Magie ohne Probleme töten können. Christine traute der Prinzessin durchaus zu sich noch für die Niederlage zu rächen und alleine der Gedanke daran raubte ihr den Schlaf. Diese leuchtenden Augen verfolgten sie selbst noch im Schlaf und erinnerten sie daran dass im Zimmer neben ihr jemand lag, der sie mit einer einzigen Handbewegung töten könnte. Als die das letzte Mal geschlafen hatte, war Katarina im Traum lautlos neben ihr Bett getreten. Die Prinzessin hatte sie einfach nur kurz berührt und schon begann sich Eis auszubreiten. Tödliches, gieriges Eis dass sich selbst bis in ihr Innerstes fraß und sie in eine Skulptur aus reinem Eis verwandelte. Bis am nächsten Morgen dann nichts weiter übrigblieb als eine Wasserlache, vielleicht nicht einmal mehr das. Wenn sie plötzlich verschwand würde niemand die Bokha verdächtigen, eher würde man annehmen dass sie davongerannt wäre.
Sie hatte versucht mit dem Botschafter über eine Unterkunft in einem anderen Teil des Palastes zu sprechen, aber er war immer zu beschäftigt, abgesehen davon gehörte er zu Katarinas größten Verehrern. Katarina war die meiste Zeit über erstaunlich gut darin eine freundliche Fassade aufrecht zu erhalten, allerdings nur gegenüber Leuten die sie brauchte. Innerhalb von ein paar Tagen hatte sie fast Neunhundert Mann um sich versammelt, allesamt Fanatiker aus Ursunkulten und dem niederen Gospodariadel. Sie alle waren dem Ruhm der Bokha gefolgt und sie fragte sich wie die erfahrenen Krieger wohl auf Katarinas Schwertstil reagieren würden. Die armen Narren waren nicht gerade zu beneiden, Katarina machte auf sie bisher keinen sehr fähigen Eindruck. Andererseits war sie vielleicht eine bessere Feldherrin als Kriegerin und hinter ihrer bisherigen Unfähigkeit versteckte sich ein militärisches Genie. Christine musste gegen ihren Willen lächeln über diesen lächerlichen Gedanken. Trotzdem, sie besaß Charisma, das konnte selbst die junge Imperiale nicht leugnen. Nach allem was sie wusste befand Katarina sich erst seit einigen Monaten wieder in Kislev und war seitdem fast nur unterwegs gewesen, trotzdem konnte sie sich vor Verehrern kaum retten. Die Bojaren überschlugen sich um ihr Hilfe anzubieten. Alleine der neue Bojar von Vitebsk hatte Dreihundert seiner Speerträger unter ihr Kommando gestellt und zwar im Tausch für ein kurzes Lächeln. Die Männer hier waren allesamt verrückt, mehr fiel ihr dazu nicht ein.
„Einfach nur wieder vernünftig schlafen...schlafen...schlafen...schlafen.“ müde schloss sie die Augen und versuchte im Stehen einzuschlafen, darin war sie inzwischen richtig gut.
„Seid Ihr aus dem Imperium?“ erschrocken riss Christine die Augen auf und blickte direkt in die leuchtend grüne Augen einer jungen schwarzhaarigen Frau, die vor ihr stand und sie lächelnd ansah „Oh tut mir leid, ich wollte Euch nicht erschrecken. Ich habe Euch nur vor einigen Tagen im Thronsaals gesehen und bin neugierig geworden. Stehen die Farben Eures Kleides für Ostland?“
„Ja.“ antwortete Christine verdutzt und musste kurz nachdenken wo sie diese Frau schon einmal gesehen hatte „Ich erinnere mich, ihr wart bei der Gesandtschaft aus Erengrad. Wie ist Euer Name?“
„Genevieve Dieudonné.“ stellte sie sich mit einem kurzen Knicks vor „Ihr liegt richtig, ich gehöre zu Anastasia Vilkowas Gefolge und wer seid Ihr?“
„Christine von Rauken aus Ostland. Genevieve? Das ist kein kislevitischer Name, ihr seid nicht von hier oder?“ sie musterte die Fremde misstrauisch, sie schien nicht älter zu sein als Katarina, vielleicht sogar ein bisschen jünger „Was ist das für ein Name? Tileanisch?“
„Bretonisch. Ich stamme aus dem Herzogtum Parravon im Grauen Gebirge, direkt an der Grenze zu Reikland. Aber es ist lange her dass ich...“
„Ist das nicht die Heimat der Pegasusritter?“ unterbrach Christine sie aufgeregt.

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„Da habt ihr Recht, die Pegasi leben im Grauen Gebirge und meine Heimat ist dafür zuständig die Ritter des Königs mit diesen Reittieren zu versorgen. Der Handel mit den prächtigen fliegenden Pferden hat Parravon reich gemacht, ein einziger Pegasi ist ein kleines Vermögen wert. Mein Vater war ein kleiner Landadliger in der Nähe der Berge, wir haben sie oft über unsere Köpfe hinwegfliegen sehen.“
„Hattet ihr auch selber Pegasi?“ verlegen wich sie dem Blick der Bretonin aus, es war unhöflich jemanden so sehr mit Fragen zu löchern „V-verzeihung, ich wollte Euch nicht unterbrechen.“
„Eine Weile, mein Vater versuchte einmal welche zu züchten. Er warf sein ganzes Vermögen für zwei Pegasi aus dem Fenster, nur um dann festzustellen dass man die fliegenden Pferde nicht züchten kann. Pegasifohlen lernen nur fliegen wenn sie auch einen Grund dazu haben, zum Beispiel einen hungrigen Berglöwen oder übellaunigen Mantikor. Auf einer sicheren Weide dagegen gibt es nun mal keinerlei Grund etwas anderes zu tun als Gras zu fressen.“
„Wie seid Ihr vom anderen Ende des Kontinents bis hierher gekommen? Verzeiht wenn ich so viele Fragen stelle, es ist nur so dass ich im Moment vor Langeweile sterben könnte.“
„Bretonien kann auf Dauer sehr eintönig sein, also habe ich das Gut meines Vaters so früh wie möglich verlassen. Eine Zeit lang habe ich in Altdorf gelebt, aber das Leben unter Imperialen ist nichts für mich. Sie sind immer so furchtbar ernst, übellaunig und ohne jeglichen Sinn für Humor. Für die meisten zählen nur Krieg, Imperator, Sigmar und Reich. Auf Dauer sind sie mit dieser Einstellung sehr schwer zu ertragen.“
„Was ist daran falsch?“ sie würde alles dafür geben um aus diesem Palast heraus und aufs nächste Schlachtfeld der imperialen Armee zu gelangen.
Genevieve lächelte freundlich und ersparte sich eine Antwort, indem sie einfach das Thema wechselte „Eben habt Ihr etwas vor Euch hingemurmelt. Falls ich fragen darf, was bereitet Euch eigentlich schlaflose Nächte?“
„Nichts besonderes. Es sind nur Alpträume über...über Vampire.“ log Christine, sie konnte schlecht behaupten dass sie sich vor der hübschen Prinzessin fürchtete „Ich habe Angst dass sie mich im Schlaf aussaugen. Vor einiger Zeit hatte ich eine unangenehme Begegnung mit einem von Carstein, seitdem jagen sie mich selbst in meinen Träumen.“
„Vampire? Ich wusste gar nicht dass man in einem Palast voller Wachen an jeder Ecke auf Untote treffen kann.“
„Ich bin erst seit kurzem hier. Aufgewachsen bin ich in direkter Nachbarschaft zu Sylvania, ich habe in meinem Leben schon genug Vampiren gegenübergestanden um zu wissen wie gefährlich sie sind und wie man sie am besten bekämpft.“ behauptete Christine und schämte sich gleichzeitig für diese lächerliche Angeberei. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte die Bretonin wenigstens ein bisschen beeindrucken. Es musste an diesem Blick liegen der sie schon nach kurzer Zeit in eine Art Bann gezogen hatte. Immer wieder sah sie ihr in die grünen Augen, als wäre das seltsame Leuchten darin eine Art Droge die sie zum überleben brauchte, und es fiel Christine jedesmal schwerer den Blick wieder loszureißen.
„Tatsächlich? Dann frage ich mich warum Ihr, als gestandene Vampirjägerin, Angst vor jenen Wesen habt die ?“
„Das...also...ich.“ Christine brach ab und versuchte ihre Gedanken zu sammeln, was ihr unter dem Blick dieser durchdringenden Augen nicht leicht fiel.
„Ich habe etwas, dass Euch vielleicht helfen kann wieder besser zu schlafen.“ fuhr Genevieve fort, bevor sie sich eine passende Antwort überlegen konnte und drückte ihr etwas in die Hand. Es war eine lose verbundene Ansammlung aus bunten Federn und mit winzigen Runen verzierten Knochen „Dieser Talisman stammt aus der Neuen Welt.“ kommentierte sie Christines verwirrte Blicke mit einem belustigten Lächeln „Die Stämme der Echsenmenschen nutzen solche Dinge um böse Träume zu verjagen. Zumindest wurde mir das von einem Matrosen aus Salzenmünde erzählt, als er ihn mir schenkte. Vielleicht wollte er mich auch nur beeindrucken und dieser kleine Talisman ist in Wahrheit aus irgendeinem Hinterwäldlerdorf in Talabecland.“
„Selbst wenn es echt ist, Magie wirkt nicht bei mir.“ zumindest sollte sie das nicht, schränkte Christine sofort ein.
„Die Magie der Neuen Welt ist nicht mit unserer zu vergleichen. In den Urwäldern der Echsenmenschen gibt es ältere und stärkere Mächte als die Winde des Chaos. Selbst wenn es nicht wirkt, mir jedenfalls hat dieser kleine Talisman bisher immer Glück gebracht, behaltet ihn.“ ohne ein weiteres Wort drehte die Bretonin sich um und verschwand so plötzlich wie sie aufgetaucht war.


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Katarina warf die schwere Holztür auf und betrat einen geräumigen, oder eher geradezu riesigen, Raum mit Steinwänden und einer einfachen Holzdecke. Der Bewohner hatte schon seit langem alles außer die Außenwände in diesem Haus einreißen lassen und so einen einzigen Raum geschaffen in dem er arbeitete, schlief und lebte. So konnte auch nur ein Zwerg wohnen, dachte das Mädchen grinsend. Schwach leuchtende Steine waren in die Wände eingelassen und tauchten den Raum in ein ein schwaches, goldenes Licht, das nicht einmal ausreichte um bis zum anderen Ende sehen zu können.
„Hallo!? Schon jemand wach!?“ rief sie, während ihre Augen noch versuchten sich an das schummrige Licht der Werkstatt zu gewöhnen.
„Schrei hier nicht so rum...“ murrte ein verschlafen dreinblickender Zwerg, den sie bis eben vollkommen übersehen hatte „Was soll dieser Krach am frühen Morgen?“
„Es ist mitten am Tag, sei froh dass ich dich geweckt habe, sonst hättest du wieder bis nach Sonnenuntergang geschlafen, Meister Skorri.“ erwiderte sie tadelnd, der Goldschmied liebte es die Nacht hindurch zu arbeiten und dafür den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen.
„Hätte nichts dagegen gehabt.“ knurrte er, auch wenn die Anrede als Meister ihn wieder etwas besänftigte. Eilig machte er sich daran von irgendwoher ein Stück trockenes Brot und einen Holzteller rauszukramen und achtlos auf den Tisch in der Mitte des Raumes zu werfen „Setz dich, du kannst mir beim Frühstücken zusehen wenn du unbedingt willst.“
„Welch eine Ehre.“ sie ließ sich gegenüber dem Zwerg nieder und sah ihm unruhig zu, unfähig dabei auch nur eine Sekunde lang stillzusitzen. Sie war einfach zu aufgeregt und würde sich nicht mehr lange gedulden können.
„Na gut meinetwegen, dann schieß mal los.“ erlöste er sie lächelnd, als er sah wie das Mädchen mit den langen flammend roten Haaren, vor lauter Ungeduld kaum noch an sich halten konnte.
„Ich habe einen Plan.“ begann sie verschwörerisch und mit leiser Stimme, ein Tonfall den Skorri nur allzu gut kannte und fürchtete.
„Oh bitte nicht, es ist zu früh für diesen Unsinn.“ stöhnt er genervt auf.
„Meine Pläne sind fantastisch.“ begehrte sie beleidigt auf.
„Ja, sie sind wundervoll ausgearbeitet und bis ins kleinste Detail geplant.“ erwiderte Skorri zynisch. Sie kannten sich jetzt seit ungefähr acht Monaten, seit die kislevitische Prinzessin nach Altdorf gekommen war. Damals war gerade Hochsommer gewesen und die Kislevitin hatte die Julihitze nicht gut verkraftet, um es noch harmlos auszudrücken. Beim Durchstreifen der Stadt war die junge Bokha mitten auf dem südlichen Markt einfach zusammengebrochen. Dort lag sie in der gleißenden Mittagssonne, bis ein gewisser zwergischer Goldschmied sich ihrer erbarmte und sie zu sich nach Hause brachte. Seitdem besuchte sie ihn mehrmals pro Woche, und auch wenn sie vermutlich nur der Akademie entkommen wollte, hatte er sich im Laufe der Zeit an ihre Anwesenheit gewöhnt und sogar angefangen ihr die Zwergensprache beizubringen. Sie war eine gute Schülerin und mit ihrer energiegeladene, wissbegierige Art sog sie alles was er sagte auf wie ein Schwamm. Katarina steckte ihn mit ihrem Tatendrang immer wieder an und mehr als einmal war sie mit, angeblich genialen, Plänen gekommen um aus Altdorf zu verschwinden. Da sie noch immer vor ihm saß konnte man zu Recht behaupten, dass keiner ihrer Pläne bisher erfolgreich gewesen war. Zwar durfte sie sich innerhalb der Stadtmauern frei bewegen, aber sobald sie Altdorf verließ kamen sofort die Magier vom Himmelsturm und fingen sie wieder ein „Na schön, wenn du dich nicht davon abbringen lässt, dann erläutere mir halt deinen genialen neuen Plan.“
„Die Fenstersteuer.“ sagte Katarina, als wäre damit alles gesagt und vollkommen klar.
„Und weiter?“ das letzte was er kurz nach dem Aufstehen brauchte war Rätselraten zu spielen.
„Hast du es noch nicht mitbekommen? Die ganze Stadt spricht davon! Verlässt du deine Werkstatt eigentlich gar nicht mehr?“
„Nur wenn ich unbedingt muss.“
„Vor zwei Wochen wurde eine neue Steuer erlassen und zwar auf Fenster. Ist es nicht immer wieder fantastisch auf was für dumme Ideen Imperiale kommen? Die Summe die man zahlen muss, richtet sich nach der Anzahl der Fenster im Haus des jeweiligen Bürgers.“
„Ich weiß, bei mir waren diese Halsabschneider auch. Deswegen weiß ich noch lange nicht was genau du von mir willst.“
„Ich habe gehört dass, Moment...“ verdutzt hielt Katarina inne und sah sich langsam in dem Raum um, die Wände waren zugestellt mit Werkbänken, Regalen und Schränken, aber etwas dass auch nur ansatzweise nach einem Fenster aussah konnte sie beim besten Willen nicht ausmachen. Noch nie hatte sie gesehen dass ein einziger Sonnenstrahl in dieses Haus fiel, deswegen gefiel es ihr bei dem Zwerg auch so gut „hier gibt es wirklich Fenster?“
„Natürlich, ich hatte nur vergessen wo genau. War ein Scheiß Aufwand sie wiederzufinden, aber das hat natürlich niemanden gekümmert. Als die Steuer in Kraft trat kamen die Steuereintreiber auch zu mir und haben solange Schränke verschoben bis sie alle Fenster gefunden hatten und zufrieden waren. Es gab früher schon sinnlose Steuern, aber das hier setzt dem ganzen die Krone auf. Dazu kommt dass die imperiale Armee...“
„Ja ja, das ist alles unwichtig.“ unterbrach sie ihn, noch immer kurz davor vor Aufregung zu platzen „Wichtig ist nur dass die Stimmung in der Stadt grandios schlecht ist. Die unfaire Steuer wurde ohne Wissen des Imperators erlassen und die Menschen wissen das. Es gibt immer mehr Redner in den Tavernen und auf den Märkten die die Menge anstacheln, es wird nicht mehr lange dauern bis die ganze Stadt explodiert. Vor allem einer der Redner soll die ärmeren Teile der Bevölkerung mehr und mehr anheizen. Ähm warte kurz, sein Name war...verdammt ich bin schlecht darin mir Namen zu merken.“ während sie angestrengt überlegte, ließ ihre Aufregung etwas nach und ihre Haare wechselten zu einem tiefen, dunklen Braun „Ah ich habs, Felix Jaegar, oder so.“
„Nie von ihm gehört.“
„Irgendein gescheiterter Dichter, ist auch unwichtig für meinen Plan. Wichtig dagegen, ist dass die Magier an der Akademie sich ebenfalls in die Haare kriegen. Einige der jüngeren Magier wollen ebenfalls gegen die ständige Willkürlichkeit der Minister vorgehen und unterstützen einen Aufstand in Abwesenheit des Imperators sogar offen, andere sind dagegen sich in die Angelegenheiten des Pöbels einzumischen. Bereits in diesem Augenblick kann man die wütenden Schreie der Magier durch die ganze Akademie schallen hören während sie sich anbrüllen Und genau deswegen ist dieser Aufstand so wichtig! Die Magier werden anfangen sich zu bekämpfen sobald es losgeht. Sie werden sich von ihren Türmen aus gegenseitig mit mehr oder weniger harmlosen Zaubern bewerfen, ein paar Dinge anzünden und aufhören bevor jemand wirklich ernsthaft verletzt wird. Damit sind sie für einige Zeit vollkommen außer Gefecht gesetzt und nicht mehr in der Lage sich um andere Dinge kümmern. Bis der Erzmagier des Himmelsturms auf die Idee kommt meine Zauber und damit meinen Aufenthaltsort zu kontrollieren, werde ich mindestens drei Tage Vorsprung haben, vielleicht sogar fünf. Mit etwas Glück bin ich dann schon weit genug weg und kann wieder auf meine eigene Magie zurückgreifen um diese lästigen Zauber zu entfernen. Ab da ist es unmöglich mich noch zu finde. Egal wie viele Magier sie nach mir suchen lassen, ich werde einfach spurlos verschwunden sein.“
„Ah, natürlich, dass ich da nicht von alleine drauf gekommen bin.“
„Du hast es verstanden?“ fragte sie freudestrahlend, normalerweise hörte er nicht einmal zu sobald sie anfing über Magie zu sprechen.
„Kein einziges Wort. Aber der Aufstand wird sowieso nur sehr kurz sein, die Reichsgarde ist dafür zuständig die Aufmüpfigen unter Kontrolle zu halten und der wütende Pöbel mag ja recht laut und beeindruckend wirken, aber gegen die Ritter des Imperators haben sie keine Chance.“
„Du vergisst dass der Imperator nicht hier ist und damit auch ein Großteil der Reichsgarde fehlt. Die paar Ritter werden vermutlich den Palast bewachen und sich nicht einmischen, sondern die vollkommen überforderte Stadtwache alleine lassen. Und selbst wenn die Garde sich einmischt, sie sind zu wenige um den Aufstand schnell genug niederzuschlagen.“
„Kennst du überhaupt den Weg nach Kislev?“ jetzt lag es also an ihm ihr dieses Selbstmordkommando irgendwie auszureden, die Prinzessin würde in der Wildnis doch niemals alleine überleben.
„Ich gehe einfach immer weiter in die Richtung in der die Sonne untergeht und dann...“
„Dann landest du irgendwo in Bretonien. Die Sonne geht im Westen unter und im Osten auf. Ich bezweifle dass du weit kommst wenn du nicht einmal das weißt.“
„Jetzt weiß ich es ja. Siehst du? Schon hast du mir geholfen, dann kannst du mir sicher auch bei einer anderen Kleinigkeit behilflich sein.“ Katarina strahlte ihn an, wenn sie sich einmal auf einen Plan eingeschossen hatte ließ sie sich in der Regel nicht mehr davon abbringen „Wie schon gesagt, je weiter ich nach Osten komme, desto mehr von meiner Macht wird zurückkehren und dann...“
„Mhm, ich dachte immer du bist nur in der Lage ein paar Kunststückchen mit Eis aufzuführen. Kannst du deine Magie denn auch essen? Bisher würde ich sagen dass du dich irgendwo auf halber Strecke verirrst und elendig in irgendeinem Wald voller Tiermenschen verhungerst.“
„Ich bin eine Eishexe aus der Linie der roten Bokha, eine direkte Nachfahrin von Miska der ersten Zarin Kislevs und Königin der Gospodari, welche in der Schlacht von...“
„Also planst du wirklich zu verhungern.“ schloss Skorri aus ihrer Antwort.
„Unterbrich mich nicht andauernd!“ rief sie, hauptsächlich um nicht zuzugeben dass er einen wunden Punkt in ihrem Plan getroffen hatte.
„Verzeihung.“ nach einer Weile fügte er noch ein belustigtes „Eure Hoheit“ hinzu.
„Um die Wahrheit zu sagen bin ich genau deswegen hier, ich dachte du könntest mir etwas Geld leihen um unterwegs Vorräte zu kaufen.“
„Ach? Und ich dachte du bist hier damit ich dir diesen Schwachsinn ausrede.“
„Das kannst du gerne versuchen, aber am besten sparst du dir den Atem.“ erwiderte sie mit inbrünstiger Überzeugung in der Stimme.
„Und was dann?“
„Was meinst du mit ´und dann`?“
„Willst du einfach in den Palast marschieren und laut rufen ´Heyho! Ich bin wieder da! Huhu!`? Dann sehen wir uns früh genug wieder, sie werden dich nämlich einfach zurückschicken.“
„Ich habe nicht vor mich wieder in das Imperium verbannen zu lassen. Mit Altdorf und dem ganzen Süden bin ich für den Rest meines Lebens fertig.“
„Wo willst du dann hin? Ich bezweifle dass sie bei deiner Ankunft in Jubelrufe ausbrechen, ein Fest feiern und dich zur Zarin krönen.“
„Zarin?“

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Die Vorstellung davon auf dem Thron ihres Vaters zu sitzen reizte sie nicht im geringsten, sollte Ivan sich mit diesem Unsinn herumschlagen, wenn es nur darum ging den Thron aufzugeben war es kein Problem für sie „Nein, nein das ist dass letzte was ich will. Ich möchte einfach nur wieder zurück nach Hause, ich möchte wieder eins werden mit meiner Magie und dann endlich wieder frei atmen, während die Wälder und Steppen meiner Heimat mich umgeben. Falls nötig kann mir der Bokhapalast gestohlen bleiben, es gibt noch andere Städte im Norden als Kislev. Vielleicht bleibe ich auch eine Weile Nahe der Grenze in Ostland oder der Ostmark.“
„Findest du nicht dass du langsam etwas übertreibst, Katarina? So schlimm ist es in Altdorf nicht und dir geht es in der Akademie immerhin besser als dem Großteil der restlichen Einwohner.“
Katarina setzte zu einer Antwort an, doch stattdessen sah sie ihn einfach nur durchdringend an. Ihr Haar veränderte wieder seine Farbe und wurde diesmal zu einem durchscheinenden, hellen Weiß. Fast durchsichtig fiel es ihr kraftlos ins müde, abgekämpfte Gesicht. Er hatte sich schon so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass er die Veränderung der letzten Monate kaum bemerkt hatte. Wenn sie hier oder in der Öffentlichkeit war gab sie sich immer große Mühe keinerlei Schwäche zu zeigen. Katarinas Zunge fuhr kurz über ihre aufgerissenen, spröden Lippen. „Ich...ich weiß das selber, aber ich weiß nicht was sie an der Akademie mit mir anstellen. Sie weben immer mehr Zauber um den Turm in dem mein Zimmer liegt. Anfangs war es nur um zu verhindern dass ich trotz der Entfernung zu meiner Heimat ein bisschen Magie wirken kann aber jetzt...jetzt fühlt es sich so an als wollten sie mich bei lebendigem Leibe verbrennen. Jeder Atemzug in diesem Turm ist eine einzige Qual. Es ist als würde ich heiße, glühende Asche anstatt Luft einatmen, die sich durch meinen Körper brennt und ihn von Innen heraus zerfrisst. Selbst hier spüre ich die ganzen Zauber auf mir lasten, wie sie mich niederdrücken und versuchen den wichtigsten Teil meiner Seele zu vernichten. Vielleicht überstehe ich diesen Sommer wirklich besser als den letzten, aber selbst wenn wird es nichts an meiner Situation verbessern, im Gegenteil. Der kislevitische Botschafter hat mir erst vor kurzem freudig verkündet dass er Boten in den Süden geschickt hat. In die Stadtstaaten von Tilea und sogar bis runter nach Arabia. Es gibt Pläne mich noch weiter in den Süden zu schicken, vielleicht sogar an einen der dortigen Fürsten zu verheiraten falls die Magier der Akademie mir meine Magie endgültig nehmen können.“ sie stieß ein kurzes freudloses Lachen aus „Kannst du dir vorstellen wie ich in der Wüste Arabias überlebe? Ich muss zurück in den Norden und wieder den eisigen Wind auf meiner Haut spüren. Bitte.“
Skorri seufzte, so wenig er auch von Katarinas Plan hielt, er konnte den flehenden und hilfesuchenden Blicken nicht lange standhalten „Ich kenne einen Händler in Erengrad. Es ist eine gefährliche Stadt und er kann immer vernünftige Leibwächter gebrauchen, wenn deine magischen Fähigkeiten so groß sind wie du immer behauptest könnte man ihn vielleicht dazu überreden dich anzustellen. Wenn der Aufstand losgeht komm hierher, aber nimm die Westbrücke. Der Weg ist zwar länger, aber ansonsten kommst du durch das Viertel, in dem das Schatzamt steht und dort wird es am heißesten hergehen. Ich begleite dich bis nach Erengrad, alleine gehst du mir nur drauf und ich kann vielleicht ein paar gute Geschäfte mit den Norse machen, auch wenn sie perfekten Schmuck nicht wirklich zu schätzen wissen.“
„Danke.“ war alles was sie rausbrachte, während ihre Haarfarbe sich in ein helles, warmes braun wandelte, eine Träne rann ihr über die Wange und sie musste sich beherrschen damit es nicht noch mehr wurden, sie würde endlich hier wegkommen, plötzlich sprang sie auf und umarmte ihn kurz, bevor sie Richtung Tür raste. Kurz drehte sie sich zu dem verdutzten Zwerg um „Tut mir leid! Ich muss noch so viel vorbereiten!“
„Wenn das hier vorbei ist, muss ich erst mal zurück in eine gute alte Zwergenmine, Kohle hauen und mit Orks ringen. Das Leben unter Menschen macht einen ja ganz weich im Kopf.“ murmelte er verlegen vor sich hin, während Katarina bereits verschwunden war.



Vollkommen in Gedanken an ihre geplante Flucht und Kislev eilte Katarina über die Ostbrücke zurück in die nördliche Hälfte Altdorfs, dorthin wo die Akademie der Magier stand. Sie war so in ihrem Plan vertieft, dass sie gar nicht merkte wie es um sie herum immer lauter wurde, bis sie plötzlich gegen eine dichte Wand aus Menschen stieß. Erschrocken sah sie sich um. Sie befand sich mitten auf dem großen Platz vor dem Schatzamt, Hunderte Menschen waren hier bereits versammelt und ein zorniges Brummen lag über der Menge. Sie kam sich vor als wäre sie in einem Schwarm Hornissen gefangen. Es war viel zu früh, dachte Katarina entsetzt, niemand hätte damit gerechnet dass die Wut über die imperialen Minister so schnell eskalieren würde. Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste zurück zu Skorri und ihn bitten sofort aufzubrechen. Schnell drehte sie sich um und versuchte zu verschwinden, aber immer mehr Menschen waren hinter ihr auf den Platz geströmt und inzwischen befand sie sich inmitten dieser aufgebrachten Wutbürgerschaft. Fürs erste beschränkte sie ihre Bemühungen darauf nicht zerquetscht zu werden und hoffte dass die Stadtwache die Situation mit etwas Feingefühl lösen konnte. Wenn sie allerdings sah wie viele der Imperialen Pistolen, Messer, teilweise sogar kurze Schwerter und alles andere was man irgendwie als Waffe gebrauchen konnte, trugen bezweifelte sie dass sich dieser Mob ohne größeres Blutvergießen auflösen würde. Die Stimmen von zwei Männern schallten kraftvoll über die Menschenmenge hinweg. Katarina versuchte irgendwie eine Lücke zwischen den Köpfen vor ihr zu finden, um wenigstens einen kurzen Blick auf die Streitenden zu erhaschen. Kurz konnte sie einen jungen blonden Mann in geckenhafter Kleidung und einen aufgebrachten Hauptmann der Stadtwache sehen. Einige Dutzend Wachen hatten vor dem Schatzamt, am anderen Ende des Platzes, Aufstellung bezogen und reckten der Menge nervös ihre Hellebarden entgegen.
„Junge, verschwinde. Geh nach Hause bevor es zu spät für dich ist. Der Imperator hat keine Zeit für dieses sinnlose Geschwätz. Er ist im Süden und kämpft gegen die Orks, im Gegensatz zu dir.“
„Und genau das ist unser Problem! Was bringen den Bürgern Altdorfs seine heldenhaften Siege wenn sie in der Zwischenzeit verhungern!? Viel zu lange befindet er sich schon im Feld und überlässt seine angeblich so geliebte Stadt den Händen unfähiger und korrupter Narren! Unter diesen Aufschneidern, die sich Minister schimpfen, ist Altdorf dabei zu verarmen und zu verkommen! Sie entscheiden vollkommen willkürlich und pressen dem einfachen Bürger mehr und mehr seines hart erarbeiteten Geldes ab. Wenn das Reich so dringend Geld benötigt, wo sind dann die höheren Steuern für die Adeligen frage ich mich?“
Der Lärm der Menge nahm weiter zu während er sprach. Katarina fand dass er jetzt nicht unbedingt der größte Redner aller Zeiten war, aber um den ohnehin bereits aufgebrachten und kurz vor der Explosion stehenden Pöbel auf seine Seite zu ziehen musste man auch kein neuer Messias sein. Der Beschreibung nach passte er zu diesem Felix Jaegar, über den sie schon so viel gehört hatte. Aber anscheinend war es Zeitverschwendung gewesen sich seinen Namen zu merken, wenn er so weitermachte würde er diesen Tag nicht überleben.
„Was willst du überhaupt du Hanswurst? Soll der Imperator jetzt Münzen zählen oder deinen nutzlosen kleinen Arsch vor den Orks verteidigen?“ Bevor der junge Mann antworten konnte, ging von Westen her ein furchtsames Raunen durch die Menge und Katarina wurde, genau wie alle anderen, in die entgegengesetzte Richtung davongeschoben. Der Mob verstummte und man hörte jetzt deutlich das Donnern von dutzenden Hufen auf den Pflastersteinen „Viel Glück Kleiner, ihr seid alle so gut wie tot.“ der Hauptmann verstummte und zog die Reihen seiner Männer dichter zusammen. Die klügeren Bürger in den hinteren Rängen verzogen sich so schnell sie konnten durch die Seitenstraßen, doch wer sich weiter auf dem Platz befand war in der drängelnden Masse gefangen. Bevor die Menge auch nur irgendeine Gelegenheit dazu hatte sich aufzulösen, stürmten schwer gepanzerte Reiter aus einer der breiten Straßen auf den Platz. Auf den Roßharnischen prangte das eiserne Kreuz des Imperators und über ihnen wehte der grinsende Totenschädel der Reichsgarde. Ohne langsamer zu werden krachten die Ritter mit ihren gepanzerten Streitrössern in die panische Menschenmenge und pflügten sich durch die Aufständischen.


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„Sie kommen!“ Katarina öffnete die Augen und sah wie eine kleine Gruppe von Reitern sich unter ihre Husaren mischte, derjenige der sie angesprochen hatte reihte sich direkt neben ihr ein „2000 Orks, darunter einiges an Schwarzorks und sogar Reiter. Ich hoffe unsere kleinen Freunde sind so standhaft wie sie gerne behaupten.“
„Sie werden schon zurechtkommen.“ um die Zwerge machte sie sich keine Sorgen. Die Fünfhundert Zwergenkrieger aus Norsca hatten sich unter Hadrins Führung im Zentrum der kleinen Streitmacht aufgestellt. Sie wirkten deutlich grimmiger und finsterer als die Zwerge aus den südlichen Reichen in ihren leuchtenden Plattenpanzern und goldenen Rüstungen.

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„Seltsam, dass die Festung so weit vom Pass entfernt liegt.“ murmelte der schnauzbärtige Reiter neben ihr unruhig, während sie auf die Ankunft der Orks warteten. Karak Kadrin selber lag in den Bergen nördlich des Passes.
„Die Festung befindet sich nicht direkt im Pass, weil die Slayer ihre Feinde lieber im offenen Kampf stellen, also haben sie ihre Festung irgendwo in die Berge nahe des Passes gebaut. Sobald eine Orkhorde den Pass betritt, strömen die Slayer aus ihrer Festung und halten sie ohne die Hilfe von Mauern oder Türmen auf. Früher gab es auch eine Zwergenfeste direkt im Pass, aber sie wurde schon vor langer Zeit von Dämonen geschliffen und die Zwerge waren zu beschäftigt um sie wieder aufzubauen.“
„Ihr wisst viel über das Bergvolk.“
„Das kommt davon wenn man zu viel Zeit mit ihnen verbringen muss.“ Jegor gehörte zu den Söhnen Ursuns, einer Bruderschaft aus den größten Kriegern Kislevs, die sich voll und ganz dem Bärengott verschrieben hatten. Sie waren Fanatiker und sahen auf die anderen Völker und Götter Kislevs herab. Ihre Arroganz kannte keine Grenzen, allerdings galt dass auch für ihren außergewöhnlichen Mut und ihr kämpferisches Talent. Alle hatten sie ihre Stärke auf dieselbe Art bewiesen wir einst ihr Vater. Sie waren in die tiefen Wälder im Nordosten Kislevs gezogen um dort einen Bären zu erlegen, ohne Pfeil und Bogen oder gar Gewehre. Sie hatten sich den großen kislevitischen Bestien im offenen Kampf gestellt. Vor allem aber waren sie von allen Gruppierungen innerhalb der kislevitischen Konföderation die einzigen denen Katarina vertrauten konnte, zumindest hoffte sie das. Kein wahrer Anhänger Ursuns war zufrieden mit der Herrschaft ihres Bruders. Seine Annäherungsversuche an das Imperium und seine Unterstützung der imperialen Taal und Ulric Kulte erregten das Missfallen der nördlicheren Bojaren. Sie waren stolze, harte Männer die sich seit Jahrhunderten gegen das Chaos stemmten und nur selten hatten sie in dieser ganzen Zeit Hilfe durch das Imperium erhalten. Im Gegensatz zu den Adligen aus dem Süden hatten sie auch durch bessere Beziehungen und den Handel mit dem Imperium nichts zu gewinnen. Umso mehr fürchteten sie, dass Kislev unter ihrem neuen Zaren dahinvegetieren könnte bis es nichts weiter war als eine gewöhnliche imperiale Provinz. Alles was sie von hier an noch tun musste war diese Angst weiter zu schüren. Auch zwei Rota der legendären Greifenlegion hatten sich ihr angeschlossen, mehr als 120 Mann dieser legendären Gospodariritter hatten sich hinter ihr aufgereiht.

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Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Husaren Kislevs, bestanden die Flügel auf ihren Rücken aus echten Greifenfedern. Genau wie die Söhne Ursuns, fühlte die Greifenlegion sich noch immer den alten Bräuchen der Gospodari verbunden und sie duldeten keines der niederen kislevitischen Völker in ihren Reihen. Sie alle waren Gospodari, hoch gewachsen, mit schwarzen oder dunkelbraunen Haaren und dunklen Augen. Auch der Rest ihrer Armee bestand, so weit es sich einrichten ließ, aus ihrem eigenen Volk. Sie vertraute den verräterischen Ungolen nicht und den Norse sogar noch viel weniger. Während die Norse wenigstens teilweise noch gute Krieger waren, taugten die Ungolen gerade so als Pfeilfutter. Noch immer gab es sehr viele Ungolen in der kislevitischen Armee, nicht alle hatten sich von dem Feuer der Rebellion anstecken lassen. Die Versuche ihres Vaters und Bruders aus den Völkern Kislevs ein einheitliches Heer zu formen, ließen sie dabei ehrlich gesagt einfach nur kalt. Lieber zog sie mit Tausend Kriegern weniger in die Schlacht, als im Kampf Verräter neben sich zu wissen. Ivan dagegen machte sich um solche Dinge natürlich keinerlei Sorgen. Er stolzierte nur herum und ging jedem mit seinen Reden über ein einziges kislevitisches Volk auf die Nerven, kein Wunder dass die Ungolen und Norse jeglichen Respekt, jegliche Furcht vor den Gospodari verloren hatten!
Katarina war überrascht gewesen, als sie erfuhr wie groß der Einfluss der Söhne des Bärengottes inzwischen war. Vor allem unter den Bojaren genossen sie hohes Ansehen und viele schickten ihre Söhne in die Ursuntempel um das Kriegshandwerk zu erlernen. Wenigstens was die Neugründung des Ursunkultes anging hatte ihr Vater ausnahmsweise einmal gute Arbeit geleistet. Doch mit ihren neuen Verbündeten kamen auch eine ganze Reihe an neuen Problemen auf sie zu. Die Bärenkrieger waren nicht nur einfach hier um ihr beizustehen, sondern vorrangig um sie zu prüfen, dass war Katarina schon vom ersten Moment an klar gewesen. Solange sie sich an die alten Riten und Bräuche hielt, konnte sie sich der Unterstützung des Ursunkultes sicher sein. Damit Zugeständnisse zu machen und Versprechen abzugeben hatte sie kein Problem, wenn sie erst einmal auf dem Thron saß waren solche Kleinigkeiten nur noch nebensächlich. Außerhalb der Kulte war es dann nämlich auch schon schnell vorbei was ihre potentiellen Verbündeten anging. Ohne die Unterstützung der Bojaren würde der Thron vielleicht an Erengrad gehen, oder an irgendeinen einflussreichen Bojaren. Sie könnte auch die Bojaren die sich ihr widersetzten einfach umbringen, aber sie kannte ihr Volk gut genug, um zu wissen dass Usurpatoren nicht lange auf dem Thron blieben. Sie brauchte eine eigene Streitmacht und vor allem mehr Rückhalt unter den Adligen und der Bevölkerung Kislevs. Ein paar heldenhaften Siege gegen die Orks kamen ihr da gerade recht.
Sie hatte auf dem Weg hierher oft darüber nachgedacht wie sie vorgehen wollte. Es wäre noch immer möglich Ivan zu töten, ohne dass der Verdacht sofort auf sie fiel, vor allem solange dieser seltsame Mörder sich in Kislev herumtrieb. Katarina wurde schon schlecht, sobald sie nur an diesen heuchlerischen Narren dachte. Vielleicht hätte sie ihm verziehen, wenn er sie bei ihrer Rückkehr um Verzeihung angefleht hätte, wenn er wenigstens irgendein Anzeichen von Schuld zeigen würde, oder sich wenigstens erklärte, vielleicht würde sie dann in diesem Augenblick nicht hier sein und versuchen seinen Thron zu stehlen, aber er hatte sich mit seinen Lügen für Krieg entschieden und damit auch für seinen Tod.
Katarina atmete tief durch um nicht doch noch in sinnlose Raserei zu verfallen, jetzt war keine Zeit für diesen Unsinn, sie musste sich konzentrieren. Als würde es ihre Gedanken kennen, setzte ihr Pferd sich in Bewegung und galoppierte vor die Reihen der wartenden Kisleviten. Katarina tätschelte Winterwind liebevoll den Hals. Der Bojar von Ostrock, Vladic, hatte ihr dieses wundervolle Pferd geschenkt, er war so schrecklich vernarrt in sie gewesen. Der Gedanke an seinen Tod versetzte ihr nicht einmal mehr einen kleinen Stich, sie hatte schon vorher getötet und würde es wenn nötig wieder tun. Nichts und niemand würde zwischen ihr und ihrer Rache stehen, vor allem nicht Genevieve, wie auch immer dieses Miststück noch am Leben sein konnte. Aber sie ließ sich ihre düsteren Gedanken nicht anmerken als das weiße Pferd vor ihrer kleinen Armee hielt.
„1000 Jahre!“ begann sie laut und alleine ihr Anblick verschaffte ihr die volle Aufmerksamkeit der Soldaten, ein feiner Nebel aus Eiskristallen umgab sie und hüllte sie in glitzerndes Licht „Mehr als 1000 Jahre sind vergangen seit unsere große Königin Miska uns durch diesen Pass in eine ungewisse Zukunft führte.

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Damals, waren wir ein gebrochenes Volk aus Heimatlosen. Vertrieben aus den Steppen des Ostens, unsere Städte geschliffen, unser König gefallen und unsere besten Reiter mit ihm, ständig auf der Flucht vor den Dämonen des Chaos! Die Ungolen begrüßten unsere verzweifelten Vorfahren mit Pfeilen, die Norse mit Äxten und die Imperialen mit Kanonen! Doch Miska formte aus einem geschlagenen, zum Untergang verdammten Volk eine Streitmacht die selbst das mächtigste Reich der Welt in die Knie zwang! Sie erschlug den Khan der Ungolen, unterwarf die Prinzen von Erengrad und entriss dem Imperium das Land auf dem sich heute unsere wundervolle Stadt erhebt. Wir Gospodari haben uns aus Nichts eine neue Heimat geschaffen. Was sind verglichen mit den Anstrengungen und Gefahren die hinter uns liegen, schon ein paar Orks? Solange wahre Gospodari an meiner Seite reiten, gibt es nichts auf der Welt wovor ich mich fürchten muss, weder Orks, noch Dämonen oder Trolle. Heil Ursun! Heil den Gospodari!“ die Kisleviten fielen in ihren Schlachtruf ein und er hielt selbst dann noch an als die Orks sich als schwarz-grüne Masse über einen Hügel schoben und über die schneebedeckte Ebene auf sie zu stürmten.

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Als sie näherkamen, waren es Hadrins Zwerge die sich ihnen als erste ohne zu zögern entgegenwarfen, während die kislevitischen Speerträger die Orks lieber zu sich kommen ließen. Die Norscazwerge schlugen sich wie erwartet ohne größere Probleme im Kampf gegen die Orks, auch wenn die Grünhäute mehr als dreimal so groß waren. Katarina führte in der Zwischenzeit ihre Reiter in einem Bogen um die Orkhorde herum. Während die Speerträger es mit Mühe und Not schafften den Speerwall zu halten, wollte sie den Orks in den Rücken fallen, aber ganz so dumm waren selbst Orks nicht. Mehrere Hundert Schwarzorks auf gewaltigen Keilern hielten direkt auf die Greifenlegion zu und versuchten sie abzufangen.

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Ihre Hand tastete nach dem Griff ihres neuen Schwertes, aber sie zog es nicht. Katarina schluckte ihren Stolz hinunter und ließ sich hinter den anderen Reitern zurückfallen. Stattdessen konzentrierte sie sich lieber darauf ihre Macht zu sammeln. Kurz vor dem Zusammenprall schossen Dutzende dünne Stacheln aus Eis aus dem Boden hervor und durchbohrten die Bäuche der Keiler. Spießten sie mitsamt ihren orkischen Reitern auf. Der Angriff reichte nicht um die Reiter komplett auszulöschen, aber es sorgte dafür dass sie in zum Stillstand kamen. Bevor sie sich wieder sammeln konnten, krachten die Husaren mit den kreischenden, schwarzen Flügeln, auch schon mitten in die Orks. Lanzen zersplitterten an dem schwarzen Stahl der Orkrüstungen. Gewaltige Spalta fraßen sich durch die Greifenlegionäre und ihre Säbel wiederum suchten und fanden Lücken in der schwere Orkpanzerung. Katarina hielt sich aus dem dichtesten Getümmel heraus und deckte die Orks aus halbwegs sicherer Entfernung mit Zaubern ein. Wenn Pfeile oder Speere auf sie zuflogen, verdichtete sich der Nebel aus Eiskristallen zu einem undurchdringlichen Schild. Während die Schlacht hin und her wogte, begann es zu heftig zu schneien, was es nicht leider machte sich auf dem Schlachtfeld zu orientieren. Mithilfe von Katarinas Magie und der Schlagkraft der Greifenlegionäre gelang es ihnen allerdings die Übermacht an orkischen Reitern ohne größere Verluste zu vernichten. Orks waren im Gegensatz zu ihrem Volk eben keine geborenen Reiter. Sobald die gospodarischen Reiter nicht mehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten waren, ritten sie mehrere Attacken gegen die hinteren Reihen der Orks. Schon nach kurzer Zeit befand sich die kleine Horde in völliger Auflösung und sie wurden von den schnellen Reitern und kislevitischen Speerträgern eingekreist und niedergemacht.

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Sie hatte es geschafft ohne ihr Schwert ziehen zu müssen, dachte sie, während sie schwer atmend den Blick über das kleine Schlachtfeld schweifen ließ. Sie spürte dass ihr Körper gegen den ungewohnt massiven Einsatz von Magie rebellierte, aber ihr war keine Zeit für eine Pause vergönnt. Wütendes Gebrüll ließ sie herumfahren.

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Aus dem Schneegestöber brachen noch einmal Tausend Orks hervor und stürmten in Richtung der sich hastig ordnenden Reihen der Kisleviten. Kaum war es den Gospodari gelungen den Speerwall wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, war die Masse aus Schwarzorks auch schon heran. Gemeinsam mit den Zwergen gelang es den Speerträgern den wuchtigen Angriff abzuwehren, ohne dass der Speerwall allzu große Lücken aufwies.

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Ohne einen Weg die leichten Reiter der Gospodari zu stellen, war dieser Angriff nichts weiter als ein letztes, vergebliches Aufbegehren der Horde. Es stellte sich heraus, dass die 3000 abgekämpften Orks nichts weiter gewesen waren als ein letztes, kleines Überbleibsel der Orkhorde. Den Rest fanden sie tot vor den zerstörten Toren Karak Kadrins. Die Zwergenfestung war bereits lange vor ihrem Eintreffen gefallen. Hadrin sandte seine Zwerge in die umliegenden Berge und tiefergelegenen Gänge Karak Kadrins um nach Überlebenden zu suchen. Er wollte nicht glauben dass die einzigen Südzwerge die er leiden konnte vernichtet waren. Immerhin fanden sie unter den toten Zwergen nur Krieger, also hatte er wahrscheinlich sogar recht und der Rest befand sich tiefer in den Bergen. Während er sich mit seinen Männern diesem sinnlosen und langweiligem Unternehmen widmete, begann in Katarinas Kopf ein vollkommen anderer Plan Gestalt anzunehmen, der hauptsächlich die inzwischen unbewachte Schatzkammer von Karak Kadrin und vor allem deren Inhalt betraf.
Zuletzt geändert von Vanidar am 3. April 2014 23:14, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 4. Februar 2014 13:39

10. Nurgles Kinder (Öffnen)
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„Ich wurde als dritter Sohn eines Bojaren aus dem Norden geboren. Aufgewachsen an der Grenze zu den schrecklichen Landen der Chaosbarbaren, lernte ich schon früh das Kämpfen und bewies genug Geschick und Mut um die Ehre zu erhalten im großen Ursuntempel von Kislev ausgebildet zu werden. Mein ganzes Leben lang diente ich dem Bärengott, indem ich von Schlacht zu Schlacht hetzte und folgte den Lehren der Ursunpriester und den Befehlen des Zaren. Einzig und alleine der Kampf, war das Höchste für mich und meine Brüder, alles anders zählte nicht mehr. Dennoch, der Fanatismus der Imperialen ist mir bis zu jenem Tag immer fremd und unheimlich vorgekommen. Unsere Priester bringen uns bei die Götter zu respektieren und zu ehren. Aber nur Narren legen ihr Leben in die Hände der Götter. Doch ich beginne langsam sie zu verstehen. Beginne zu verstehen, wie man sich mit Leib und Seele etwas hingeben kann was so viel größer ist als die eigene bloße sterbliche Existenz. Etwas, veränderte mein ganzes Denken und Handeln auf ewig.
Ich war dabei, als sie in ihre erste Schlacht ritt. Ich war dabei, als eine Göttin zu ihren sterblichen Dienern hinabgestiegen kam um sie zu erlösen von der Einfachheit ihres Daseins. Obwohl von zierlicher und zarter Gestalt, zeigte sie keinerlei Furcht im Angesicht der übermächtigen Orkhorde, die sich unaufhaltsam durch den Pass von Karak Kadrin schob. Gelassen und kalt wie Eis, zog sie in ihren ersten Kampf auf Leben und Tod gegen die Schwarzorks aus dem Osten. Zum ersten mal betrat sie ein Schlachtfeld und war dennoch ein Pol der Ruhe, inmitten des aufziehenden Chaos der bevorstehenden Schlacht. Die Orks, siegreich gegen die Slayer von Karak Kadrin, die mächtigsten Berserker unter den Zwergen, johlten und grölten vor lauter Vorfreude, als sie unsere kleine Schar erblickten. Sie hatten gerade erst eine der größten Zwergenfestungen aller Zeiten bezwungen und sahen uns und unsere Pferde bereits in ihren Mägen.
Unerschrocken schwang Katarina sich auf ihr prächtiges, schneeweißes Pferd und setzte sich an die Spitze der Greifenlegion. Doch selbst diese hervorragenden Reiter, blieben hinter ihr und ihrem Ungestüm zurück, ihrer eiskalten Leidenschaft die mit kalten Feuern brannte. Nicht ein einziges mal, während der gesamten Schlacht, sah ich sie ihr Schwert ziehen. Alleine mit der Macht des Nordens wütete sie unter den Orks und tötete sie zu Dutzenden. Sie wob aus dem gewöhnlichen Schnee um uns herum undurchdringliche Schilde, die sämtliche Geschosse abprallen ließen. Sie brachte die orkischen Keilerreiter mit nur einer einzigen Handbewegung zum Stillstand. Sie ließ Speere aus Eis wachsen, die selbst die dicken Rüstungen der Schwarzorks zu durchbohren vermochten..
Ich frage mich, welch ungeheure Macht sie erst entfesseln könnte, wenn sie ernsthaft versucht zu kämpfen, wenn sie ihr Schwert aus reinem, durchscheinenden Eis zieht und wie ein gleißender, weißer Blitz durch die Reihen ihrer Feinde zuckt. Doch dieser Anblick, blieb mir an jenem Tag leider verwehrt. Dennoch, als ich sie dort stehen sah inmitten der gewaltigen, erschlagenen Orks, aufrecht und ungebeugt von den Anstrengungen der Schlacht, umgeben von einem feinen Nebel aus Eiskristallen und der überlegenen Ruhe eines wahren Anführers, da wusste ich wen ich vor mir sah...was ich sah. Ich sah eine Königin! Eine Eiskönigin der alten Tage, wie es sie seit 1000 Jahren nicht mehr gegeben hatte und auch in 1000 weiteren Jahren nicht mehr geben würde.
In einem Punkt sind wir und die Imperialen uns sehr ähnlich, wir alle lieben gute Geschichten und als unsere großen Anführer starben, erfanden wir Lügen und Märchen für die nachfolgenden Generationen, um diese großen Helden auf ewig unsterblich werden zu lassen. Sigmar verschwand angeblich spurlos in den Bergen des Ostens und überließ sein Reich sich selbst, damit die einfachen Menschen lernten sich alleine gegen die Mächte des Chaos zur Wehr zu setzen. Aber noch immer wacht er von irgendwoher über sie, von wo konnten mir die Imperialen bisher nie erklären.
Unsere erste Königin, Miska die Schlächterin, wie Unwissende sie gerne nennen, ereilte der Sage nach ein recht ähnliches Schicksal. Nachdem sie das Imperium in der Schlacht der Säbel in die Knie zwang, versuchte sie weiter Richtung Süden vorzustoßen, aber der Feind aus unserer alten Heimat jagte uns noch immer. Die Dämonen des Chaos zogen von Norden und Osten her in unser neues, zerbrechliches Reich und drohten uns erneut zu verdrängen. Doch statt hilflos auf die Ankunft der Chaoshorden zu warten, zog Miska ihnen mitsamt den besten Kriegern der Gospodari entgegen. Sie trieben die Heere des Chaos vor sich her und jagten sie bis tief in den Norden, bis in die Eiswüste und die Gärten des Chaos. Seit 1000 Jahren kämpft sie angeblich schon an den großen Dämonenportalen, direkt am Rande des Chaos, gegen die Götter und ihre grauenvollsten Diener. Es heißt in der Stunde der größten Not würde sie an der Spitze ihrer Reiter zu ihrem Volk zurückkehren und die Gospodari retten. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie und ihre Krieger in einer namenlosen Schlacht ein unrühmliches Ende fanden und niemand den Ruf der Eishexe beschmutzen wollte, sie sollte auf ewig unbesiegt bleiben. Zumindest habe ich diese alten Geschichten bisher immer so interpretiert und nie an ihre Wahrheit geglaubt. Doch langsam beginne ich an sie zu glauben! Ich glaube daran dass Miska zu uns zurückgekehrt ist, dass sie wiedergeboren wurde in ihrer strahlenden Nachfahrin, Katarina Bokha.
Es ist eine Schande, dass die kurzsichtigen Bojaren ihren degenerierten, naiven Bruder zum Zaren ernannten. Was ist Ivan Bokha schon verglichen mit der Reinkarnation Miskas? Verglichen mit der einzigartigen Perfektion des Eises? Unter seiner Herrschaft zerbrach die kislevitische Konföderation in winzige Scherben. Die Ungolen erhoben sich gegen die Herren Kislevs und selbst die Norse aus Erengrad wurden zum erstenmal seit 400 Jahren wieder aufmüpfig und griffen nach dem Thron der Bokha. Er führte die Gospodari in den Ruin, indem er Kanonen, Gewehre und anderen Dreck aus dem Imperium massenweise heranschaffen ließ und die Schätze verprasste, die seine Vorfahren über die Jahrhunderte ansammelten. Trotz seiner neuen Spielzeuge, unterlag er am Ufer des Lynsk der Macht Khornes und wurde von dessen Berserkern davongejagt wie ein räudiger Köter. Alles was er anpackt verwandelt sich auf der Stelle von purem Gold in Scheiße, während der frostige Hauch Katarinas die Welt in eine glitzernde Landschaft aus reinstem Eis und Schnee taucht.
Die Bojaren und Speichellecker aus dem Süden, die beinahe schon halbe Imperiale sind, mögen Ivan die Treue halten, doch jeder wahre Gospodari, jeder wahre Sohn Ursuns, wird eines Tages Katarina die Treue schwören. Und wenn dieser Tag kommt, werden die Ungolen, Norse, Imperialen und selbst die Dämonen des Chaos erzittern, wenn sie den Schlachtruf von Ursuns Söhnen vernehmen, den Ruf mit dem wir unsere wahre Königin wieder in unserer Mitte willkommen heißen. Der Ruf mit dem wir erneut für sie in die Schlacht ziehen und die Arroganz des Imperiums endgültig brechen werden.
Und ich weiß, es wird der Tag kommen, an dem all unsere Feinde sich vor ihr im Staub winden werden wie die jämmerlichen Würmer die sie sind. Sie alle werden sich beugen müssen, vor der Eiskönigin der Gospodari. Vor Katarina der Großen!“

Aufzeichnungen der Bruderschaft des Bären, Jegor Krusjnov, Sohn Ursuns


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Katarina tat alles weh. Ihr ganzer Körper schmerzte noch immer von dem übermäßigen Gebrauch der Magie. Es war Jahre her, dass sie wirklich dazu gekommen war ihre Macht einzusetzen. Gut, sie hatte ein paar Ungolen während dieser einen namenlosen Schlacht getötet. Aber es war ein Unterschied, ob man ein Dutzend halbnackter Menschen ohne jegliche Rüstung töten will, oder einen ganzen Haufen schwer gepanzerter Orks. Aber immerhin musste niemand sehen, wie schrecklich schlecht sie inzwischen mit dem Schwert umging, hoffentlich hatte sie trotz allem einen guten Eindruck bei ihren Männern hinterlassen. Früher war sie wirklich gut mit dem Schwert gewesen, dachte Katarina verbittert, als sie daran denken musste dass selbst diese lächerliche Imperiale sie so leicht besiegen konnte. Erschöpft saß sie an einem kleinen Lagerfeuer, neben dem Zwergenprinzen aus Norsca und starrte wie immer finster in der Gegend umher. Das war ihr letzter Tag in den Bergen gewesen. Vor ihnen erstreckten sich bereits die Steppen ihrer Heimat, während dahinter langsam die Sonne unterging. Noch immer lag der halbe Osten Kislevs vor ihnen, bevor sie mit dem Ruhm ihres Sieges noch mehr Männer um sich versammeln konnte. Allerdings besaß sie diesmal noch etwas viel wichtigeres, als nur ihren Ruf als Bokha, nämlich hartes, festes Gold und davon gar nicht mal so wenig. Erst Vorgestern waren Zwergenkrieger aus Karaz-A-Karak eingetroffen und hatten sie endlich von ihrer einsamen Wacht über die verlorene Festung befreit. In der Nacht vor ihrer Abreise, hatte Katarina dann die notdürftige Bewachung der Zwergenfeste für ihre eigenen Zwecke ausgenutzt. Die Zwerge waren zu wenige gewesen, um jeden Winkel Karak Kadrins zu sichern und hatten sich nur auf die Eingänge beschränkt. Die Schatzkammer der Slayer dagegen, war vollkommen unbewacht gewesen. Ihre Söhne Ursuns hatten so viel wie möglich auf die Vorratswagen ihrer kleinen Armee geschafft. Bei den gewaltigen Bergen aus Gold und Edelsteinen, würde es sicher nicht weiter auffallen wenn ein bisschen fehlte. Auch wenn Orks sich nichts aus dem ganzen Glitzerzeug machten, würden die Zwerge mit etwas Glück die Schuld auf sie schieben, falls sie es überhaupt jemals bemerkten.
Verwaltung und Verteilung der Vorräte, übernahmen seitdem die Söhne Ursuns, in ihrem Auftrag. Es war schwierig zu verhindern, dass jemand ausversehen auf ihr neustes kleines Geheimnis aufmerksam wurde. Die strengere Bewachung der Wagen, zog allerdings nur umso mehr Aufmerksamkeit auf ihre winzige Belohnung. Und ja, es war nichts weiter als eine Belohnung, für ihre heldenhafte Hilfe im Kampf gegen die Orks. Katarina hatte die Anhänger Ursuns Gerüchte darüber verbreiten lassen, dass Vorräte gestohlen wurden, vielleicht würde das ja reichen um die vielen Wachen zu erklären. Den Söhnen Ursuns vertraute sie, die Bärenkrieger würden niemals die Geheimnisse der Bokha preisgeben und solange sie so tat, als wäre sie eine normale Bokha, würden sie treu hinter ihr stehen. In Wahrheit interessierte sie das alles einen Dreck. Wen kümmerten schon die Bokha, oder die Gospodari, sie brauchte nur eine Armee.
Vor der Rache der Zwerge fürchtete sie sich kein bisschen, sollten die Stummelbeine nur toben. Zwerge waren sowieso kurz vorm aussterben, vor ihnen musste man keinerlei Angst haben. Auf ihrem Weg von Altdorf nach Kislev hatte sie mehr als genug gestohlen. Pferde, Proviant, Geld, Kleidung, was immer sie gerade gebraucht hatte. Anfangs, direkt nach ihrer Flucht, hatte sie all das noch besessen, aber da waren sie ja auch noch zu Zweit gewesen. Katarina schüttelte den Kopf, um nicht mehr an diese Zeit zu denken. Seit sie aus Kislev aufgebrochen war, verfolgte es sie immerhin nicht mehr in ihren Träumen. Worauf es ankam, war dass sie gelernt hatte sich zu nehmen was immer sie brauchte, notfalls auch mithilfe ihrer Magie. Katarina brauchte das Gold, um endlich voranzukommen. Ihre Pläne vegetierten seit ihrer Ankunft in Kislev nur so vor sich hin und Fortschritte blieben noch immer aus. Eigentlich sollte sie schon längst an der Spitze eines Heeres in Richtung Imperium unterwegs sein, um dieses lächerliche Reich voller Narren und Tiere in eine Wüste aus Eis zu verwandeln. Ihr Problem war, dass sie zu vorsichtig vorging oder anders ausgedrückt, sie ging viel zu friedlich und freundlich vor. Sie hätte Ivan schon längst töten müssen, am besten gleich nach ihrer Ankunft. Sie hatte es damals zwar versucht, aber nur halbherzig. Sie wusste noch immer nicht, ob er wirklich so ahnungslos war wie er tat. Dieser Gedanke ließ Katarina einfach keine Ruhe mehr, sie wollte ihn nicht töten falls er unschuldig war.
„Ihr Menschen müsst ziemlich wenig essen, wenn die Wagen noch immer so voll sind. Kein Wunder dass ihr so schmal seid.“ murmelte Hadrin misstrauisch, als er sah wie tief die Wagenräder im Boden versanken. Der verdammte Zwerg war klüger als gut für ihn war, dachte Katarina genervt, aber immerhin lenkte er sie von ihren trüben Gedanken ab.
„Vielleicht stopfen wir nicht den ganzen Tag so viel Müll in uns herein wie ihr Zwerge. Der Großteil des Proviants ist eher für den Notfall gedacht. Falls es auf unserer Reise zu längeren Verzögerungen kommt, werdet ihr mir noch dankbar sein, Zwerg. Außerdem müssen wir auch noch unsere Pferde irgendwie durch den Winter bringen und sie sind recht gefräßig, daher schleppen wir immer lieber etwas mehr mit uns herum.“ erinnerte sie den Zwerg, er schien gerne zu vergessen dass Pferde keine Maschinen waren.
„Pff. Pferde, nutzlose Dinger. Sie fressen dir die Haare vom Kopf und scheißen überall hin und für was? Nur weil ihr Pferdemenschen zu faul zum Laufen seid! Verstehe einer die Menschen. Ich meine, Packpferde sind etwas anders, aber eure tollen Schlachtrösser könnten ja nicht einmal vernünftig Lasten transportieren oder einen Wagen ziehen wenn es drauf ankommt. Ein Zwerg braucht kein Pferd, wenn er irgendwo hin will vertraut er auf seine Füße, oder auf seinen Einfallsreichtum.“
„Schön für euch.“
„Eure kleinen Pferdchen könnten niemals mit einer zwergischen Maschinenraupen mithalten, zugegeben sie sind recht schnell, aber ich kann mir nicht vorstellen dass sie auch im Kampf besonders nützlich sind.“
„Maschinenraupen?“ fragte Katarina und stocherte lustlos in ihrem Essen umher.
„Gewaltige Maschinen, die sich durch Stein fressen und Tunnel durch das Weltenrandgebirge graben. Sie sind ausgerüstet mit zahlreichen Kanonen und können selbst eine kleine Orkhorde in Schach halten. Alles dort funktioniert fast vollkommen ohne Magie, abgesehen von einigen kleineren Runen. Aber hauptsächlich werden sie mit Dampf angetrieben. Da es unter der Erde wenig Holz gibt, verwendeten wir das einzige was es dort massenweise gibt als Brennstoff für die großen Kessel.“
„Und was wäre das? Stein? Zwerge?“
„Goblins.“ erwiderte Hadrin grinsend.
„Ernsthaft?“ Katarina blinzelte ihn verwundert an, Zwerge waren wirklich verrückt.
„Oh ja, gibt keinen besseren Brennstoff als Goblins, die halten ewig.“ er seufzte, als er sah wie einige seiner Männer umhergingen und Essen verteilten „Wir hätten mehr aus Karak Kadrin mitnehmen sollen, es ist erstaunlich wie schnell wir das ganze Essen immer aufbrauchen und auf Notrationen umsteigen müssen.“
„Wollt ihr etwas von unseren Vorräten?“ bot Katarina gelangweilt an und versteifte sich sofort, sie hatte vor lauter Langeweile vergessen, dass die Wagen zum Großteil mit Schätzen gefüllt waren. „A-also ich meine...“
„Umgifutter!?“ fuhr Hadrin aufgebracht dazwischen und verhinderte damit, dass sie sich weiterhin um Kopf und Kragen reden konnte „Tut mir leid, aber eher verhungere ich, als diesen Kram anzurühren. Behaltet euer Pferdefutter und werdet damit glücklich, aber ein Zwerg braucht etwas vernünftiges zwischen die Zähne und keine Körner.“
„Tut mir leid, dass wir kein schales Bier, stinkenden Käse und widerliche Höhlenpilze haben.“ erwiderte sie bissig, sie konnte nicht oft genug erwähnen wie sehr ihr Zwerge auf die Nerven gingen. Zumindest die „wilden“ Zwerge, wenn sie erst einmal eine Weile unter Menschen lebten, ließ sich gut mit ihnen auskommen, wie mit Skorri. Der Gedanke an den Goldschmied aus Altdorf vermieste ihr den letzten Rest Appetit. Sie hatte ihn seit dem Tag des Aufstands nicht mehr gesehen. Ob er wusste warum sie nie wegen der geplanten Flucht zu ihm gekommen war? Er war damals einige Male zur Magierakademie gekommen um sich besorgt nach ihr zu erkundigen, aber sie hatte niemals jemanden zu sich vorgelassen. Mit trockenem Mund legte sie das Essen weg, jetzt war ihr der Appetit endgültig vergangen. Sie hoffte dass in Kislev genug Arbeit auf sie wartete, um diese Erinnerungen wieder in die hinterste Ecke ihres Kopfes zu verbannen.
„Die zwergische Küche besteht aus mehr als nur aus diesen Dingen! Wir essen Käse und Pilze nur sehr sehr selten. Du solltest nicht schon wieder mit Vorurteilen um dich werfen, Prinzessin. Wir sind durchaus in der Lage Gerichte zu zaubern, die alles übertreffen was ihr Menschen jemals hervorgebracht habt.“
„Tatsächlich?“ bevor sie nachfragen konnte, was die angeblich so geniale zwergische Küche denn noch alles zu bieten hatte, stapfte ein Zwerg an ihnen vorbei und drückte Hadrin im Vorbeigehen einen Holzteller mit seinem Abendessen in die Hand.
Hadrin betrachtete enttäuscht und mürrisch seinen Teller, darauf lagen ein Stück schimmliger, stinkender Käse und ein großer, grüner halbgarer Pilz „Ach, verdammt.“


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Ich sehe auch dass es ein 40k Bild ist, lasst mich in Ruhe

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Unruhig betrachtete Artjom von der trügerischen Sicherheit der hölzernen Mauer aus, wie sich die schwarzen Belagerungstürme näherten. Auf ihnen prangte der Stern des Chaos und zeigte jedem der Verteidiger wer gekommen war um sie zu vernichten. Etwa zweitausend Anhänger und Dämonen Nurgles hatten sich dahinter versammelt und warteten nur darauf über die Mauern zu schwärmen.

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Er wusste, dass es auf der Nordseite genauso aussah, dort hatte sich die andere Hälfte der Chaosstreitmacht versammelt. Sie hätten die kleine Holzburg am Ende der Welt aufgeben sollen, als die ersten Späher von der Armee Nurgles berichteten. Aber ihr General hatte anders entschieden, sie würden die Stellung halten und die Barbaren zurückwerfen. Sie hatten Reiter nach Süden geschickt, aber niemand rechnete noch damit dass die Verstärkung rechtzeitig eintreffen würde. Entweder sie hielten heute stand, oder sie würden bald alle zu Opfern des Pestgottes werden.
Sie besaßen nur etwas mehr als hundert Bogenschützen und die befanden sich zum Großteil auf der anderen Seite der Stadt, also konnten sie im Moment nicht viel mehr tun als zusehen wie der Belagerungsturm die Mauer erreichte. Die Rampe krachte auf die hölzernen Zinnen nieder und gleichzeitig öffnete sich damit dass Tor zu den Gärten des Chaos.

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Ein Dutzend gewaltiger Oger in schwarzen Rüstungen stürmte auf die Mauer und warf die kislevitischen Soldaten um als wären sie nichts weiter als Puppen. Innerhalb von Sekunden hatten sie mit ihren riesigen Keulen und Äxten einen großen Mauerabschnitt gesäubert und hinter ihnen kletterten schon die ersten Barbaren empor. Artjom rammte einem Barbaren seinen Speer in die Brust, ließ den Schaft los und stieß einen weiteren über die Mauer, zurück in die drängende Masse der Chaoskrieger. Dann raste die Keule eines Ogers heran und er duckte sich darunter hinweg. Ein anderer Kislevit wurde von der schweren Waffe erfasst und schreien davongeschleudert.
„Runter von den Mauern!“ rief jemand hinter ihm panisch und Artjom ließ sich das nicht zweimal sagen. Es gab keinen Weg die Mauern gegen so etwas zu halten, selbst die Ritter der Reichsgarde oder die Greifenlegion hätten die Beine in die Hand genommen und sich eine bessere Position gesucht. Die Oger zermalmten sie hier oben einfach nur und rollten über sie hinweg, als wären sie nichts weiter als Kinder mit Stöcken.
Artjom und die Überlebenden seiner Einheit stürzten hastig in den kleinen Holzturm und dass enge Treppenhaus. Unten angekommen sah er zu der Mauer hoch. Die Oger standen noch immer dort und durchbohrten die Menschen hungrig mit gierigen Blicken. Sollten diese verdammten Mutanten doch einmal versuchen mit ihren massigen Körper in dieses schmale Treppenhaus zu gelangen, dachte er grinsend. Noch während Atjom voller Zuversicht weitergehen wollte, landete direkt vor ihm der massige Körper eines Chaosoger. Immer mehr der mutierten Kreaturen sprangen einfach von der Mauer und ließen die Erde erbeben bei ihrem Aufprall. Sofort griff wieder Panik um sich, als die gewaltigen Kreaturen sie böse anfunkelten. Er und seine Kameraden drehten sich um und rannten so schnell sie konnten von den Mauern weg, weiter in das Zentrum Ostrosk. Dort standen auf ihrer Seite mehr als 500 Speerträger und 100 Bogenschützen bereit, Artjom bezweifelte dass das ausreichen würde.

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Hastig reihten sie sich in den südlichen Speerwall ein, der sich den Chaosogern entgegenstellten. Die Berge aus schwarzen Stahl rannten einfach direkt auf den Wall aus Speeren und panischen Kisleviten zu. Sie ignorierten die Speere die ihnen entgegengereckt wurden und krachten mit ihrer bloßen Masse in die zerbröckelnden Reihen der Kisleviten. Speere zersplitterten einfach an diesen wandelnden Festungen und Pfeile prallten wirkungslos von den dicken Rüstungen ab. Im Schutz der Chaosoger begannen die Chaosbarbaren von den Mauern zu steigen, das Tor zu öffnen und sich zu einem einzigen, blutgierigen Mob zu sammeln.

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In der Zwischenzeit, auf der anderen Seite der vielleicht nicht mehr ganz so sicheren kleinen Festung. Artjom II, tut mir leid aber mir gehen gerade die russischen Namen für unwichtige Nebencharaktere aus, stand inmitten von mehr als Sechshundert Speerträgern, die nahe des Nordtores Stellung bezogen hatten. Die Geschosse der Nurglehexer ließen dass Tor erzittern und schon der erste Treffer riss ein großes Loch in das Holz. Viele Treffer würde es nicht mehr überstehen. Die Verteidigung der Mauern hatten sie gegen die Magier und Dämonen Nurgles sofort aufgeben müssen, dort oben gaben sie ein zu leichtes Ziel ab und im Zweikampf waren sie den Seuchenhütern klar unterlegen. Ihre einzige Hoffnung lag darin sie irgendwie an dieser engen Straße zwischen den Gebäuden aufzuhalten. Eigentlich sollten sie direkt am Tor stehen, aber dort wartete eine kleine Überraschung auf die Anhänger Nurgles, leider hatten sie keine Zeit mehr gehabt weitere Vorbereitungen zu treffen. Das hölzerne Tor splitterte endgültig unter der Macht der Chaoshexer und die Torflügel barsten krachend auf. Der Anblick, der sich ihm auf der anderen Seite des zerstörten Tores bot, ließ den jungen Kisleviten unbemerkt einige Schritte zurückweichen. Zum „Glück“ standen hinter ihm noch weitere Reihen, so dass er nicht einfach umdrehen und wegrennen konnte. Massige, breite Reiter in grünen, schweren Rüstungen hielten und auf gewaltigen Streitrössern genau auf sie zu. Artjom II schluckte nervös und umfasste den schweißgetränkten Griff seines Speeres fester. Auf einmal kam ihm der dichte Speerwall lächerlich zerbrechlich und unsicher vor. Wie sollten sie diese Berge aus Stahl und Fleisch aufhalten? Die Chaosreiter hatten dass Tor fast erreicht, als sie in einen wilden Galopp verfielen und durch das Tor rasten um diese lächerliche Ansammlung von Speeren hinwegzufegen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Der Boden gab unter den Hufen der großen Pferde nach und laut wiehernd stürzten sie zu Dutzenden in die, mit spitzen Pfählen gespickte, Grube. Leichtere Reiter drängten stürmisch nach vorne, in ihrem Wahn bekamen sie vermutlich absolut gar nichts mehr mit. Immer mehr Pferde und Männer stürzten nach unten und begruben die Überlebenden unter sich.

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So ging es weiter, bis die Grube komplett mit Männern und Pferden aufgefüllt war. Bevor die Kisleviten sich über die so furchtbar einfache Vernichtung der feindlichen Reiter freuen konnten, schob sich ein neuer Schrecken auf sie zu. Über diesen grausigen Teppich aus Leichen, und vermutlich bereits angeborener Dummheit, marschierten die Auserwählten Nurgles in die kleine Festung ein. Die Teile ihres Körpers die nicht von den Rüstungen bedeckt wurden, hatten nur noch wenig menschliches an sich. Ihr Fleisch war verfault und verrottet, vielen fehlten Gliedmaßen, die notdürftig durch Waffen ersetzt waren die wirkten als wären sie direkt mit ihren Knochen verschmolzen.

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Der Verwesungsgestank der Artjom II entgegenschlug als sie näherkamen raubte ihm den Atem. Trotz des furchterregenden Anblicks, nahm er all seinen Mut zusammen und rammte seinen Speer in die ungepanzerte Schulter eines Nurglekriegers. Die Speerspitze bohrte sich in fauliges, weiches Fleisch ohne überhaupt auf Widerstand zu stoßen. Der Auserwählte gab nicht einmal einen Laut von sich, als er den Schaft des Speers mit seinem Streitkolben zertrümmerte. Plötzlich stand Artjom II nur noch mit einem unnützen Stück Holz da, während der massige Auserwählte sich auf ihn stürzte. Rasch machte er ein paar Schritte zur Seite und stieß dabei mit anderen Kisleviten zusammen, wodurch ihr kleiner Speerwall noch mehr in Ordnung geriert. Der Auserwählte krachte in der Zwischenzeit in die hinteren Reihen und wurde hoffentlich dort ausgeschaltet. Artjom II zog seinen Skimitar und versuchte sich so gut es ging wieder einzureihen.

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Sie hielten ganz gut stand, die großen Chaoskrieger stürmten wieder und wieder gegen ihre Stellung an, doch jedesmal konnten sie sie zurückwerfen. Bis, nicht einmal kniehohe, kichernde Dämonen, die einfach nur aussahen wie schleimig grüne Säcke aus Fleisch, zwischen den Auserwählten hervorströmten und begannen ihre kleinen giftigen Zähne in die Beine der Kisleviten zu schlagen. Artjom II hörte die überraschten Schreie der Männer um sich herum, während er eines der Wesen auf seinem Schwert aufspießte. Aus den Wunden der Gebissenen floss grünlicher Eiter und sie wurden von einer eigenartigen Schwäche befallen, die jede ihrer Handlungen lähmte. Aus den Leichen de Nurglings stieg giftiges Gas hervor, dass die Kisleviten hustend zurückweichen ließ. Bevor sie sich irgendwie wieder von diesem Giftangriff erholen konnten, brandeten die Auserwählten erneut heran und diesmal überrollten sie die Kisleviten einfach und jagten sie vor sich her durch Ostrosk. Artjom II Schritte wurden langsamer, bis er und die anderen Überlebenden jäh stehen blieben und sich mit einem verzweifelten, gehetzten Ausdruck im Gesicht umsahen. Es gab keine weiteren Verteidigungslinien mehr. Dort wo die andere Hälfte der Verteidiger sein sollte, konnte man nichts weiter ausmachen als eine grüne, johlende Masse von Chaosbarbaren.

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Währenddessen weit weit entfernt, in einem friedlichen und beschaulichen Städtchen namens Kislev.

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Dort dachte niemand, am allerwenigsten der Spieler, auch nur im entferntesten daran die Armee in Bewegung zu setzen, um Ostrosk vor dem Untergang zu bewahren. Vermutlich wäre es ein Leichtes gewesen die Streitmacht Nurgles abzufangen, aber leider war es vollkommen unmöglich für Kislevs Heer auszurücken, denn es befand sich mitten in den Umbauarbeiten. Es widerstrebt mir einfach zutiefst mit bunt zusammengewürfelten Haufen in größere Schlachten zu ziehen, ich hasse es ganz einfach. Ivan und Katarinas Armeen müssen perfekt sein, nur dann dürfen sie gegen andere größere Armeen kämpfen. Mit perfekt meine ich natürlich nicht dass sie nur aus Elite bestehen sollen, sondern dass Katarina auf traditionellere Einheiten setzt und Ivan auf modernere. Von daher kann ich natürlich auch nicht jede Einheit rekrutieren, sondern immer nur bestimmte und da ich dass nur in Kislev wirklich kann, ist meine Rekrutierung etwas eingeschränkt. Mein Streben nach Stil und Perfektion wird einer wirklich großen Streitmacht wohl auf immer im Wege stehen, denn es ist nicht wichtig zu gewinnen, sondern stimmig auszusehen. Solange ich mit Stil spielen kann, ist es mir egal ob während dieser, eigentlich vollkommen nutzlosen, Umbauarbeiten mein halbes Reich vor die Hunde geht.
Lange Rede kurzer Sinn, meine Armee bleibt da wo sie jetzt ist. Von daher vergessen wir erst mal für eine Weile dass diese Nurgletypen da oben hocken und alles einsauen, und unternehmen stattdessen einen kleinen Spaziergang durch die verschneiten, friedvolle Straßen des winterlichen Kislevs.


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Der Botschafter ging gemütlich durch die winterlichen Straßen Kislevs, es war bereits am späten Nachmittag und nur wenige Leute waren noch unterwegs. Generell schien die ganze Stadt während dieser Jahreszeit in eine Art Winterschlaf zu verfallen. Er konnte das inzwischen gut verstehen, eigentlich würde er sich auch lieber im Warmen aufhalten. Trotz der Kälte gut gelaunt, wandte er sich an Christine von Rauken, die neben ihm her stapfte und außer einem gelegentlichen Niesen oder Husten keinen Laut von sich gab „Und? Wie gefällt dir die prächtige Stadt aus Eis, das glitzernde Juwel des Nordens?“
„E-es ist k-kalt und n-nass.“ antwortete sie mit zittriger Stimme und lugte mit rotem Gesicht aus der Kapuze hervor, sie trug einen dicken Pelzmantel und darunter vermutlich noch mehrere Schichten von anderer Kleidung und schaffte es trotzdem noch immer mehr zu frieren als er „Und b-bloß weil die G-gülle hier auf den Straßen gefroren ist, heißt e-es noch lange nicht d-dass sie nicht stinkt.“
„Doch eigentlich schon.“ von Velten runzelte verwirrt die Stirn „Da hat wohl jemand eher etwas gegen Städte an sich. Wird es auf Dauer nicht langweilig alles immer so negativ zu sehen?“
„Nein, ich finde darin bin ich ziemlich g-gut.“ Christine sah sich um, sie kamen anscheinend mehr und mehr in eines der ärmeren Viertel der Stadt, was ihre Laune nicht unbedingt verbesserte „Warum sollte ich überhaupt mitkommen? Bisher habe ich Euch nur einmal gesehen, Botschafter, und zwar bei meiner Ankunft und selbst da wart Ihr kurz angebunden und in Eile.“
„Das sagte ich doch gerade, ich möchte dass du dir die Stadt ansiehst und endlich einmal das wahre Kislev kennenlernst. Darf ich nicht einfach einen kleinen Spaziergang mit meinem neuen Schützling unternehmen?“ als er merkte, wie sie ihm ungläubige Blicke zuwarf, sprach Kaspar von Velten seufzend weiter „Na schön, seit ich den Menschenschlächter jage bin ich in der Stadt nicht mehr gerne gesehen. Also trage ich nicht mehr meine offizielle Kleidung und bin nichts weiter als ein imperialer Händler, der seiner Tochter ein wenig die verzauberte Stadt aus Eis zeigen möchten.“
„Dann gehöre ich zu Eurer Tarnung?“
„So in etwa könnte man es auch ausdrücken .“
„Mhm nein tut mir l-leid, dass p-passt nicht.“ erwiderte Christine, nachdem sie ihn eine Weile lächelnd von der Seite aus gemustert hatte „Ihr wirkt eher wie in G-großvater würde ich sagen.“
„W-was?“ er sah sie schockiert an „Ich glaube da möchte wohl jemand bald in den äußerten Norden verheiratet werden, dorthin wo es am kältesten ist.“ obwohl es nur als ein kleiner Scherz gemeint war, wandte Christine sofort den Blick ab und ihr Lächeln verblasste augenblicklich „Ich weiß um deine Vergangenheit als Novizin in Mortheim. Du wärst vermutlich lieber an jedem anderen Ort auf dieser Welt als in Kislev und hast auch sicher kein Interesse daran verheiratet zu werden. Ich mache dir daher einen Vorschlag. Und zwar werde ich dich nicht weiter mit diesem Thema belästigen, bis du dich hier eingewöhnt hast. Du bist noch jung, also besteht kein Grund zur Eile und wie du sicher gemerkt hast habe ich auch so schon genug zu tun. Übrigens meinte ich den ersten Grund für diesen Spaziergang durchaus ernst. Deine Laune wird nicht besser, wenn du dich im Palast einsperrst. Außerdem treffen wir jemanden der dich interessieren könnte, einen Helden, und wenn du ein Geheimnis für dich behalten kannst, dann verrate ich dir auch wie er heißt.“ erwiderte der Botschafter mit einem geheimnisvollen Lächeln, als sie ihn mit unverhohlener Neugier aus ihrer Kapuze heraus anstarrte „Es ist Herman Gottz.“

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„M-moment...DER Herman Gottz? Der V-verteidiger von Nuln?“ die Begeisterung die auf einmal in ihrer Stimme mitschwang überraschte den Botschafter, vor allem aber ließ diese Nachricht sie endgültig die Kälte vergessen „Der größte Held von Wissenland, der ganz alleine die Brücke über den Aver gegen eine Orkhorde gehalten hat? Der Gottz, der dass eiserne Kreuz vom Imperator persönlich erhielt für seine heldenhaften Leistungen bei der Verteidigung von Wissenburg? Es heißt solange er auf den Mauern Nulns wacht, könnte die Stadt niemals fallen. Er ist eine Legende im Süden des Reichs!“
„Ja, genau der.“ der Botschafter schien alles andere als begeistert zu sein, wenn es um den angeblichen Helden ging. Sein genervter Gesichtsausdruck entging selbst Christine nicht und sie brach ihren begeisterten Redeschwall endgültig.
„Was ist? Ihr scheint ihn nicht besonders gut leiden zu können.“ fragte sie unsicher nach, als sie mit seinem Verhalten nichts anzufangen wusste.
„Nun, sagen wir er ist vielleicht etwas, nun ja, unheldenhaft und seltsam, aber versuch dir das lieber nicht anmerken zu lassen.“
„Was meint Ihr damit?“
„Ach, sagen wir einfach unsere erste Begegnung verlief alles andere als entspannt. Es war kurz nach meiner Beförderung zum General. Ich sollte dass Kommando über eine kleine Streitmacht der Schwarzen aus Nuln übernehmen und eine Orkhorde daran hindern den Reik zu überqueren.“
„Dann seid Ihr also mit ihm in die Schlacht gezogen? Seite an Seite, Rücken an Rücken, mit einem der größten lebenden Helden der imperialen Geschichte?“ unterbrach sie ihn aufgeregt.
„Ja...“ antwortete Kaspar von Velten langsam und mit gedehnter Stimme, er hasste es sich an sein erstes Treffen mit Gottz zu erinnern, es war für den ehemaligen General vielleicht ein kleines bisschen entwürdigend gewesen „allerdings haben wir uns schon in der Nacht vor dem Aufbruch kennengelernt. Ich war gerade auf dem Weg zu den Kasernen, als sich mir jemand dreist in den Weg stellte und eine große Pistole mit sechs Läufen in mein Gesicht drückte. Er forderte mich auf ihm mein gesamtes Geld, meine Waffen und meinen Mantel zu geben.“
„Moment...aber Herman Gottz hat so eine Waffe!“ unterbrach sie ihn erneut, diesmal einfach nur fassungslos.
„Ja und sie sieht auch wirklich beeindruckend aus, besonders wenn man sie direkt zwischen die Augen gehalten bekommt. Am Morgen nach diesem peinlichen Überfall, sah ich den Räuber wieder und zwar unter meinen Männern. Als ich erfuhr wer er war, musste ich diese Angelegenheit aber leider auf sich beruhen lassen. Niemand in ganz Nuln oder Wissenland hätte zugelassen dass man ihren größten Helden hinrichten oder einsperren ließ. Stattdessen vergab man ihm diesen kleinen Aussetzer und beachtete es nicht weiter. Solange er nicht ausversehen jemanden umbringt, lassen sie ihm daunten alles durchgehen.“
„Was macht er überhaupt hier in Kislev?“
„Stiefel kaufen.“ erwiderte er wahrheitsgemäß, auch wenn Christine ihn nur ungläubig ansah und vermutlich dachte er hätte wieder versucht einen Scherz zu machen „Ach frag mich nicht. Er schwört, dass er Stiefel aus Kislev braucht, weil er oft in den Bergen unterwegs ist und Imperiale seiner Meinung nach einfach keine Ahnung von vernünftiger Winterkleidung haben. Daher kommt er ab und zu hierher. Warum auch immer er hier ist, ich möchte ihn auf diesen Tschekatillo ansetzen.“
„Den Anführer der Bratwa?“
„Dieser Narr ist nicht besonders gefährlich, aber seine ständigen Mordversuche gehen mir und meiner Leibwache allmählich auf den Geist. Jedesmal wenn ich den Palast verlasse, hängt sich auch schon einer seiner Schlägertrupps an meine Fersen. Ach verdammt hätte ich nur nichts gesagt...“ Kaspar von Velten blieb stehen, als sich ein Dutzend, mit Messern, kurzen Schwertern und Pistolen bewaffnete, Kisleviten aus einer nahen Gasse auf die Straße schoben. Seltsam ruhig und gelassen wandte er sich an sie, während die Männer näherkamen. Seinem Tonfall war zu entnehmen, dass er sich keine großen Sorgen machte und so etwas in seiner Zeit in Kislev schon mehr als einmal erlebt hatte „Das sind Tschekatillos Männer, sie sind mal wieder hinter mir her. Am besten du verschwindest von hier.“
„Aber...“ begann sie zu protestieren, doch er schnitt ihr sofort energisch das Wort ab.
„Ich komme zurecht, ein paar nutzlose Halsabschneider sind kein Problem. Aber du bist unbewaffnet und würdest vermutlich nur im Weg stehen.“ die Kisleviten kamen auf ihn zugestürmt und ein Schuss aus einer Pistole donnerte durch die Straßen, als die Kugel ihn knapp verfehlte „Lauf endlich zurück zum Palast!“ nochmal ließ sie sich dass nicht sagen, sondern machte sich aus dem Staub.



Großartig, dachte Christine mürrisch, sie hatte sich verlaufen. Müde und steif vor Kälte, bog sie in eine schmale Gasse ein. Ihr Orientierungssinn hatte sie ohne Probleme durch die Ruinenstadt Mortheim geführt, aber selbst diese zerstörte Stadt war noch immer planvoller angelegt gewesen als Kislev. Wo um alles in der Welt befand sich dieser verdammte Palast? Es konnte doch nicht so schwer sein ihn zu finden! Verdutzt blieb sie kurz stehen. In der Gasse vor ihr stand ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, er hatte ihr den Rücken zugedreht und sie konnte nur seine kurzen blonden Haare erkennen. Sie wollte gerade einfach an ihm vorbeigehen, als der Junge sich langsam zu ihr umdrehte und grinsend anstarrte. Christine zuckte zusammen, als sie in leuchtende, grausame, rote Augen blickte, die sie spöttisch anfunkelten. Unsichtbare Hände legten sich um ihren Hals und drückten ihr die Luft ab, während sie die Imperiale anhoben. Die Winde der Magie lösten sich sofort auf, sobald sie mit ihr in Berührung kamen, genauso wie es sein sollte. Aber trotzdem wurde sie weiter emporgehoben. Panisch merkte sie, wie der Zauber immer wieder erneuert wurde, schneller als ihre angeborene Magieresistenz ihn auflösen konnte. Die Magie drückte sie gegen eine Hauswand. Christine versuchte nach den unsichtbaren Hände zu schlagen, doch es war als hätte sie gegen einen Felsen gehämmert und der Griff an ihrer Kehle verstärkte sich nur noch je mehr sie sich wehrte. Die roten Augen musterten sie und ihre jämmerlichen Fluchtversuche neugierig und durchdringend „Seltsam, ich kann nichts besonders entdecken, was Manfred an dir interessant finden könnte. Abgesehen natürlich von den üblichen Mutationen durch die Mächte des Mächte, die euch Sigmarpriester so standhaft gegen Magie werden lassen.“ er setzte ein unschuldiges Gesicht auf, dass er aber nicht lange beibehalten konnte, schon nach wenigen Worten drang das Grinsen wieder an die Oberfläche „Oh Verzeihung, habe ich damit etwa einen Nerv getroffen? Ich vergesse immer wieder, wie sehr ihr Sterblichen an euren imaginären Göttern und Glaubensvorstellungen hängt.“
„W-wer b-bist du.“ presste sie mühsam hervor.
„Mein Name ist Ushoran, kleine Priesterin.“
„D-der Herr der M-masken.“ keuchte sie entsetzt und verstärkte ihre Anstrengungen um die unsichtbaren Hände an ihrem Hals abzuschütteln, das konnte nicht wahr sein. Der Herr der Masken war noch vor der Gründung des Imperiums gestorben, vernichtet von einem orkischen Schamanen.
„Oh, wirklich gut.“ überrascht lockerte er den Griff seiner Magie und ließ die ehemalige Priesterin überraschend sanft zurück auf den dreckigen Boden der Gasse gleiten, doch noch immer war die Gasse erfüllt von seiner Macht, bereit sie jederzeit zu zermalmen „Was weißt du denn noch über mich? Und versuch lieber nicht mich anzugreifen oder gar wegzurennen. Ich möchte mich nur etwas unterhalten. Wenn ich dich töten wollte, hätte ich es längst tun können.“
Christine erhob sich mühsam, seine Magie hatte tatsächlich keinerlei Schaden angerichtet, sondern war nur dazu dagewesen sie ruhigzustellen. Sie hielt nicht viel von einem gemütlichen Gespräch mit einem Vampir, aber im Moment hatte sie wohl keine andere Wahl, als auf seine seltsamen Spielchen einzugehen wenn sie überleben wollte „Du bist der kleine Bruder von Neferata, der ersten Vampirin. Ihr stammt beide aus dem Königshaus von Nehekhara, dem untergegangenen Reich an den Ufern des Nils. Sie wurde zur Herrscherin über einen Stadtstaat namens Lahmia ernannt und widmete sich dort uralten Büchern des Nekromanten Nagash und versuchte sein Elixier des ewigen Lebens zu brauen, doch es misslang. Sie machte einen Fehler und wurde zum ersten aller Vampire.

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Danach begann sie ihre engsten Vertrauten ebenfalls zu verwandeln, aus diesen sollten dann später die großen Linien der Vampire hervorgehen. Die Necrarchen, die Blutdrachen, die von Carstein, die Schwestern Lahmias und die verfluchten Strigoi. Als Neferatas kleines Vampirkönigreich von den Menschen Nehekharas vernichtet wurde, zerstreuten sich die überlebenden Vampire und verteilten sich über die ganze Welt. Ushoran gründete ein eigenes Reich irgendwo im Süden, Strigos, und starb bei der Verteidigung gegen einen Waaagh der Orks. Reicht das?“
„Woher weißt du so viel über Vampire? Ich bezweifle dass dieses Jahrtausendealte Wissen jedem gewöhnlichen Sterblichen bekannt ist.“
„In meinem Kloster, gab es eine Ausgabe von Liber Necris. Allerdings wurde Ushoran dort immer als großer, bulliger und dummer Krieger beschrieben.“
„Seltsam, was die Geschichte aus einem machen kann. Kaum lässt man sich ein paar tausend Jahre nicht blicken und schon gerät man in Vergessenheit. Das Gedächtnis der Menschen ist wirklich erbärmlich. Sterblich zu sein muss schrecklich anstrengen und nerven.“ er betrachtete sie mit schwindendem Interesse „Mhm, das ist irgendwie recht öde. Ich hatte eine gewaltige Priesterkriegerin erwartet, eine Wiedergeburt Sigmars, eine Göttin in Menschengestalt oder etwas anderes was Manfred so sehr aufregen würde. Stattdessen nur ein machtloses sterbliches Mädchen.“ murmelte er gelangweilt vor sich hin und zog seine Magie endgültig zurück.
„Manfred? Aber was...“
„Sei still, ich habe alles gehört und gesehen was ich wissen wollte.“
„Ist das alles? Du wolltest nur meine Geschichtskenntnisse prüfen? Wozu...?“
„Stör mich nicht Sterbliche, ich denke gerade nach.“ unterbrach er sie genervt, er mochte es nicht wenn sein Essen es wagten ihn einfach so anzusprechen. Man sollte meinen die Menschen würden nach all der Zeit endlich einmal ihren wahren Platz in der Nahrungskette kennen, aber da kam wohl wieder das schlechte Gedächtnis der Sterblichen ins Spiel. Eine Weile stand sie einfach nur da und sah dem seltsamen Jungen beim Nachdenken zu, aber so sehr sie sich auch bemühte, Neugier und Ungeduld gewannen nach einigen Minuten die Oberhand „Worüber?“ platze es aus ihr heraus und sie biss sich sofort auf die Zunge, sie sollte nicht vergessen, dass dieser Vampir sie jederzeit vernichten könnte wenn sie ihn zu sehr reizte.
„Darüber ob ich dich töten sollte, weil du erstaunlich langweilig normal bist, oder ob ich dich am Leben lasse weil du mich trotzdem irgendwie unterhalten hast und keinerlei Gefahr darstellst.“ Manfred war schon immer abergläubisch gewesen, genau wie alle anderen niederen Vampire. Wen kümmerte es schon, was er für ein Problem mit dieser ehemaligen Novizin hatte? Diese Stadt begann ihn zu langweilen, vor allem da Tschekatillo ihn noch immer mit diesem Botschafter auf die Nerven ging. Seine menschlichen Diener waren einfach zum verzweifeln, nichts bekamen sie alleine auf die Reihe. Während er noch immer nachdachte, blieb sein Blick auf dem Amulett aus Tierknochen und Federn hängen, das über ihrer Kleidung am Hals ruhte „Was ist das?“
„Ähm, was?“
„Dass um deinen Hals, Priesterin.“ sagte er ungeduldig, Menschen waren so furchtbar langsam und beschränkt.
„Nur ein Talisman. Ich habe ihn von einer Bretonin namens...“
„Genevieve Dieudonné?“
„Ja, genau.“ verwirrt starrte sie den Vampir an „Kennt Ihr sie?“
„Ach was solls, verschwinde schon.“ seufzte der Vampir und scheuchte sie mit einer Handbewegung davon, als wäre sie eine lästige Fliege.
„Was?“ vor lauter Verwirrung über seine plötzliche Entscheidung rührte sie sich nicht von der Stelle, sondern starrte ihn nur weiterhin an.
„Hau ab! Bevor ich dir doch noch die Kehle aufreiße!“ fauchte er sie zornig an, wenn er schon Milde zeigte sollte sie nicht einfach nur dumm rumstehen und ihn weiterhin mit Fragen löchern. Noch immer unendlich verwirrt, aber zum Glück mit einem winzigen Funken Intelligenz gesegnet, drehte Christine ihm den Rücken zu und lief tiefer hinein in das Gewirr aus Gassen, bevor der Vampir es sich anders überlegen konnte.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 21. März 2014 14:31

11. Nicht unbedingt das fröhlichste Kapitel (Öffnen)
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Missmutig stapfte Katarina hinter einem vollkommen unscheinbar, langweilig und normal aussehendem Diener her durch die spiegelnden Gänge des Eispalastes. Der junge Mann, hatte vor einigen Minuten dreist an die Tür zu ihren Gemächern geklopft und sie damit davon abgehalten in ihrem wundervollen, weichen Bett zu versinken. Seit ihrer Rückkehr nach Kislev, verbrachte sie jeden Tag damit mehr und mehr Anhänger um sich zu scharen, was oft bis in die Nacht hinein dauern konnte. Erst gerade eben, war sie von einem Abendessen mit einem der einflussreicheren Bojaren zurückgekommen. Leider mal wieder ein völliger Fehlschlag. Fast all ihre Treffen mit kislevitischen Bojaren endeten irgendwie immer auf die exakt gleiche Art und Weise. Sie wollte die Truppen der Adeligen und die wiederum, wollten ihr dafür an die Wäsche gehen. Ein paar waren sogar so dreist gewesen, ihr Heiratsanträge zu machen, nur für ein paar Reiter und die Unterstützung irgendeines kleinen Dorfes am Rande der Eiswüste. Langsam reichte es ihr mit ihren adeligen Landsleuten und sie wünschte sie alle in die Gärten des Chaos. Der Handel mit dem Imperium ließ sie reich, vorlaut und fett werden. Sie brauchte die Unterstützung der Bojaren nicht und so verzweifelt, dass sie ihren Körper an diesen Abschaum verkaufen musste, war sie erst recht nicht. Die Zahl ihrer Anhänger wuchs auch so von Tag zu Tag und das erstaunlich rasant. Sie rekrutierte ihre neuen Soldaten aus den Tempeln des Bärengottes Ursun und den Lagern der radikaleren Kräfte des Landes, was selbst sie inzwischen etwas beunruhigte. Langsam aber sicher trat Katarina etwas los, was sich vielleicht eines Tages nicht mehr so leicht kontrollieren ließ. Aber darum würde sie sich Gedanken machen, wenn es so weit war, was hoffentlich noch dauern konnte. Bis dahin, musste sie immerhin so tun, als würden ihre Ziele mit denen ihrer neuen Verbündeten übereinstimmen. Vor allem die Söhne Ursuns gehörten inzwischen zu ihren leidenschaftlichsten Verehren und verbreiteten in der ganzen Stadt Märchen über ihre Heldentaten. Zugegeben, die Schlachten gegen die Orks hatte sie gewonnen, aber wirklich stolz fühlte sie sich deswegen nicht gerade. Die Priester in den Tempeln priesen sie als Reinkarnation ihrer großen Königin Miska, die endlich aus dem ewigen Eis der Chaoswüste zurückgekehrt war, um sie erneut in den Kampf gegen das Imperium zu führen. Zumindest was diesen Punkt anging, stand Katarina voll und ganz hinter den Anhängern Ursuns. Wenn sie Zarin wurde, war ein Krieg mit den Imperialen unvermeidlich und sie freute sich bereits darauf. Endlich blieben sie vor einer vereisten Tür stehen und der Diener trat eilig zur Seite, nachdem er sie geöffnet hatte. „Der Großmeister erwartet Euch, Prinzessin.“
„Wie freundlich von ihm.“ verabschiedete Katarina den Diener bissig, der sich hastig aus dem Staub machte. Ihre Haare leuchteten flammend Rot vor lauter Zorn über diesen alten Mann. Genervt marschierte die Prinzessin in das kleine Arbeitszimmer und fragte sich, womit sie es verdient hatte sich von diesem alten Narren herumschubsen lassen zu müssen. Die mystisch wirkenden Wände waren mit einfachen Schränken zugestellt, die der Wirkung des Eispalastes jeglichen Glanz raubten. Wie konnte man selbst so einen unwichtigen Raum ihres Palastes so sehr verschandeln? Im Zentrum stand ein langer Schreibtisch, der einen Großteil des freien Platzes einnahm. Ordentlich gestapelte Berge aus Papier ragten in die Höhe und direkt daneben stand der Grund für ihren ganzen Ärger, der Grund warum sie nicht in diesem Moment friedlich in ihrem Bett lag und von Ivans qualvollem Tod träumte. Vladimir, Anführer der kislevitischen Magier und Oberhaupt des Ordens des Gefrorenen Wassers. Der alte Mann mit den weißen Haaren und dem langen, wallenden Bart, trug eine dunkelblaue Robe und lächelte sie erstaunlich freundlich an. Normalerweise warf er ihr die meiste Zeit über misstrauische Blicke zu, mehr nicht. Vielleicht sollte sie versuchen nett zu sein, dann würde er schnell sagen was er wollte und sie konnte wieder gehen. „Ihr habt nach mir schicken lassen, altehrwürdiger Erzmagier?“
„Ja, das ist richtig und ich danke Euch für euer Kommen. Es geht um eine ernste Angelegenheit, Prinzessin, und sie dürfte Euch genauso sehr interessieren wir mich.“ plötzlich wurde der Blick des Magiers durchdringender und in seiner Stimme schwang etwas bedrohliches mit, was sie bei dem verschlafenen alten Mann niemals erwartet hätte. „Es geht um den Bojaren, Vladic Keanovich, der von Eurem hohen Bruder beauftragt wurde die Bewegungen der Barbaren am Rande der Norscaberge auszukundschaften. Das ganze ist jetzt schon einige Monate her, noch bevor der Winter anbrach. Ich habe gehört, er soll im Norden verschollen sein. Gleichzeitig gibt es aber die ein oder andere Wache, die ihn hier im Palast gesehen haben will und das ungefähr zu der Zeit, zu der er wieder zurückkehren sollte. Ich habe gehört der Bojar gehörte zu Euren größten Verehren. Ihr wisst nicht zufällig etwas darüber?“
„Wieso sollte ich? Es stimmt, ich mochte den Bojaren. Im Gegensatz zu den meisten Menschen hier war er ein gutmütiger Mensch, vielleicht etwas zu gutmütig. Der Norden ist gefährlich, selbst wenn man sich dort auskennt. Es gibt dutzende Gründe wieso er nicht wieder aufgetaucht ist und was diese albernen Palastwachen angeht, das passiert halt wenn sie den ganzen Tag nichts anderes leisten als zu trinken.“
„Ich beginne langsam zu verstehen, dass der Norden nicht nur gefährlich sondern auch tückisch und hinterhältig sein kann.“ kommentierte er ihre Lügen trocken und durchschaute sie sofort.
„Vielleicht solltet Ihr dann versuchen den Norden zu meiden so gut Ihr könnt, Erzmagier. Bevor er Euch genauso verschlingt wie den Bojaren. Hört zu, alter Mann.“ begann Katarina schroff und jegliche vorgetäuschte Freundlichkeit fiel auf der Stelle von ihr ab. Sie wusste nicht was Vladimir mit diesem Unsinn erreichen wollte und es war ihr auch egal, er sollte sich nur aus ihren Angelegenheiten heraushalten. Es war damit zu rechnen gewesen, dass die Magier Kislevs ihr früher oder später auf die Nerven gehen würden, aber Katarina hatte sich noch keinen Plan zurechtgelegt um mit ihnen fertigzuwerden. Sie war zuversichtlich stärker zu sein als sie alle zusammen, aber sie wollte sie nicht alle einfach umbringen und ihrem Volk jegliche magische Verteidigung nehmen. „Ich habe keine Zeit sinnlose Spielchen zu spielen, nur damit Ihr euren paranoiden Verfolgungswahn ausleben könnt. Mir ist es egal, was Ihr über mich denkt und falls Ihr mich nur gerufen habt, um mich mit haltlosen Anschuldigen zu beleidigen, dann gehe ich jetzt schlafen.“
„Nein, Ihr seid nicht deswegen hier Prinzessin. Oder sollte ich Euch anders nennen?“ ein listiges Grinsen stahl sich auf die Lippen des alten Mannes, als ihre Worte sie zu verwirren schienen. „Ich könnte Euch Namen geben, die Euch weniger gefallen. Allen voran, Mörderin. Ich weiß vielleicht mehr als Ihr denkt, Katarina, und es ist ein Fehler mich zu unterschätzen.“
„Ach? Das bezweifle ich dann doch. Dafür seid Ihr nicht intelligent oder mächtig genug.“ erwiderte sie überheblich und ohne sich einschüchtern zu lassen.
„Meint Ihr? Ich habe direkt nach Euer Rückkehr, Ende Herbst letzten Jahres, einen meiner besten Männer nach Altdorf geschickt und zwar sollte er mir einen detaillierten Bericht über alles liefern, was Ihr in dieser Zeit getan habt. Vor allem aber, sollte er herausfinden wie Ihr aus der Magierakademie entkommen und all Eure magischen und menschlichen Verfolger abschütteln konntet. Ein Rätsel, auf das ich bis vor kurzem keine Antwort wusste, aber den Göttern sei Dank, traf heute endlich eine Nachricht meines Mannes ein und ich muss sagen, der Inhalt hat mich sehr verstört.“
„W-was?“ Katarina starrte den Magier fassungslos an und dachte nicht daran ihre Tarnung weiter aufrecht zu erhalten. Ihre ausdruckslosen Gesichtszüge entgleisten und sie suchte sofort das Zimmer mit ihrem Geist nach versteckten Zaubern ab, die sie gefangen setzen sollten. Stotternd fuhr sie fort und auf einmal war von ihrer stoischen Selbstsicherheit nicht mehr viel geblieben. Wenn er alles wusste...dann war ihr Weg zum Thron endgültig vorbei. „I-ich meinte...das ist schön für Euch. Ich könnte diesen Brief nicht zufällig einmal sehen?“
„Ah, endlich kann ich Euch also eine Gefühlsregung entlocken, auch wenn Furcht Euch nicht besonders gut steht wie ich feststellen muss. Den Brief sehen? Damit Ihr ihn auf der Stelle vernichten könnt und mich gleich mit? Nein danke. Aber immerhin weiß ich jetzt, wie Ihr aus der Stadt entkommen seid. So viel Brutalität hätte euer Bruder Euch sicher nicht zugetraut.“
„Wenn das alles wahr wäre, würden wir jetzt vor dem Zaren stehen und sein Urteil hören, aber stattdessen stehen wir in dieser besseren Abstellkammer. Also, was verlangt Ihr als Gegenleistung für Euer Schweigen von mir haben, alter Mann?“ langsam gewann Katarina ihre Fassung zurück und setzte wieder ihre undurchdringliche, ausdruckslose Maske auf hinter der sie ihre noch immer panisch kreisenden Gedanken versteckte. Wieso hatte sie nicht daran gedacht dass irgendwer Erkundigen aus Altdorf einholen würde? Sie war sich zu sicher gewesen und hatte immer nur nach Vorne gesehen, aber es vermieden zurückzublicken, aus gutem Grund, aber dennoch war es unentschuldbar so fahrlässig zu sein.
„Da ist sie ja wieder, die Überheblichkeit. Ich habe sie schon vermisst.“ Vladimir schnaubte verächtlich und zuckte gleichgültig mit den Schultern „Was sollte ich Eurer Meinung schon von Euch wollen? Das einzige was ich wirklich will, ist die Wahrheit über den Bojaren zu erfahren und dann, werden wir weiter sehen. Euer Bruder glaubt meinen Worten leider nicht, also was habt Ihr schon zu befürchten?“
„Das werde ich ganz sicher nicht tun.“ wischte sie seinen lächerlichen Vorschlag beiseite. Sie musste versuchen irgendwie Zeit zu schinden und in der Zwischenzeit herausfinden warum er keine Angst vor ihr hatte. War er wirklich so sehr davon überzeugt, dass sie ihn nicht töten würde oder vertraute er auf seine eigene Macht um sie notfalls zu überwältigen? Sicher, sein Verschwinden könnte unangenehm werden, aber das was er über ihre Flucht aus Altdorf wusste, stellte eine viel akutere Gefahr dar. Katarina setzte ein freundliches Lächeln auf und ihre Haare wechselten zu einem dunklen, beruhigenden Braunton, der sie weniger gefährlich aussehen lassen sollte. „Was haltet Ihr davon, wenn wir dieses Gespräch an einem gemütlicheren Ort fortsetzen? Ich bin sicher, wenn wir uns erst einmal näher kommen, finden wir eine Lösung für diese ständigen Spannungen zwischen uns. Es gibt keinen Grund für uns Feinde zu sein, wir beide sind enge Vertraute des Zaren und sollten auf einer Seite stehen wenn das Chaos von Norden einmarschiert.“
„Versteht mich nicht falsch, Katarina, vielleicht könnten wir darüber reden, wenn ich zehn Jahre jünger und um einiges dümmer wäre, aber so muss ich leider passen.“ entgegnete er und die Abscheu in seiner Stimme, ließ Katarina die Zornesröte ins Gesicht steigen. Ausgerechnet dieser alte, verschrumpelte Möchtegernmagier wagte es so mit ihr zu reden?
„Dann lasst Ihr mir keine andere Wahl, Vladimir.“ sagte sie mit dunkler, kalter Stimme und noch bevor der Magier etwas erwidern konnte, schob sich eine Barriere aus hauchdünnem Eis auf ihn zu. Der überraschte Zauberer, wurde nach hinten gedrückt und mitgerissen, bis er mit einem kurzen Schmerzensschrei hart an die glatte Wand prallte. Das magische Eis der Wand, setzte sich auf Katarinas Befehl hin in Bewegung. Es schob sich über seine Arme und Beine, bis es so aussah, als wären sie vollständig in der Wand verschwunden und Vladimir bewegungsunfähig herumhing. Doch so leicht schien er sich nicht geschlagen zu geben. Irgendein altmodischer Zauberspruch entwich seinen Lippen. Alleine bei seinen Worten, musste Katarina sich zurückhalten um nicht laut zu lachen. Sie brauchte keine Zauberformeln oder primitives Herumgefuchtel. Ein Gedanke von ihr reichte aus, um das Eis zu kontrollieren und nach ihrem Willen zu formen. Ein langer, scharfkantiger Speer aus Eis zuckte von der gegenüberliegenden Wand auf Katarina zu, um sich mitten in ihren Schädel zu bohren. Doch bevor Vladimirs magische Geschoss sein Ziel erreichen und sie töten konnte, zerschellte es an einem nahezu unsichtbaren, dünnen Eisschild. Katarina musste dafür nicht einmal etwas tun. Sie hielt diesen Zauber immer aufrecht, selbst wenn sie schlief oder sich unter angeblichen Freunden befand. Wenn sie eines gelernt hatte, dann niemals ihren magischen Schutz zu vernachlässigen. Die Jahre in Altdorf hatten ihr deutlich gezeigt, wie hilflos sie ohne ihre Magie anderen Menschen ausgeliefert war. Noch ein halbes Dutzend weiterer Geschosse flogen auf sie zu, bevor sie sich gelangweilt an den inzwischen ausgelaugten und fassungslosen Erzmagier wandte. „Könnt Ihr damit bitte aufhören? Das ist lästig und es kitzelt furchtbar wenn etwas gegen meinen Schild prallt.“
„Ich bin der Erzmagier aus dem Orden des Gefrorenen Wassers! Der mächtigste Magier von ganz Kislev! Eis kann mir nichts anhaben, ich werde dich und deine Überheblichkeit zerquetschen wie eine...“ schrie er sie an, bis das Eis von der Wand über seine Schultern wanderte und seinen Hals hinauf bis zum Mund kroch. Dort angekommen, versiegelte es seine Lippen und bedeckte sein halbes Gesicht. Damit ersparte sie sich seine Beleidigungen genauso wie seine albernen Versuche sie zu töten.
„Wie wäre es wenn Ihr einfach einen Moment lang still seid? Schon viel besser, danke.“ Damit ignorierte sie ihn vorerst und wandte sich den Papierbergen auf dem Schreibtisch zu. Schon nach wenigen Minuten, zog sie triumphierend das Schreiben hervor. Das was sie suchte, befand sich relativ weit oben, da er es heute erst gelesen hatte. Wenn sie es vernichtete, würde sie für die nächsten Monate wieder Ruhe haben. Den Diener des alten Magiers, der in Altdorf herumschnüffelte, konnte sie sicher abfangen falls er persönlich hier auftauchte oder weitere Nachrichten schrieb. Neugierig entfaltete sie den Brief und begann den an Vladimir adressierten Text zu überfliegen.
„Dort steht rein gar nichts wichtiges drin“ verwirrt warf sie das Schreiben achtlos zurück auf den Tisch und starrte den stumm zusehenden Erzmagier erstaunt an. Und deswegen hatte sie sich Sorgen gemacht? In dem Schreiben stand nur, dass sie nichts über Katarinas Verschwinden in Erfahrung gebracht hatten. Es hieß nur, sie wäre eines Tages spurlos aus der Akademie verschwunden und selbst mit Magie konnte keiner ihrer Bewacher sie wiederfinden. „Das ist alles? Es war aller nichts weiter als ein schlechter Bluff damit ich den Mord an dem Bojaren gestehe? Was für ein lächerlicher Plan soll das sein?“ Katarina widerstand dem Drang vor Erleichterung lauthals zu lachen, ihre Panik war also vollkommen unbegründet gewesen. Natürlich, als würde dieser unfähige Trottel jemals irgendetwas wichtiges herausfinden. Warum hatte sie ihm überhaupt geglaubt? Er war ungefährlich, nichts weiter als ein verrückter, harmloser, alter Magier dessen Hirn im Laufe der Zeit zu Eis gefroren ist. Ivan würde ihm niemals ein Wort glauben, egal wie sehr er versuchte sie als Monster hinzustellen
„Mehr habt Ihr nicht in Erfahrung bringen können? Ich wünschte, Ihr hättet mir einfach erzählt was dort stand, dann wären wir jetzt vielleicht nicht in dieser unangenehmen Situation.“ Die braunen Augen des Erzmagiers funkelten sie voller Hass an, während er weiterhin stumm an der Wand hing und sich von ihr verspotten lassen musste. Katarina fühlte sich ausnahmsweise einmal gnädig. Die Erleichterung darüber, dass anscheinend selbst der oberste Magier Kislevs nichts herausfinden konnte, versetzte sie zumindest kurz in gute Stimmung. Sie würde ihn am Leben lassen. Sollte er ruhig dem Zaren hiervon erzählen. Ivan würde den alten Mann nur auslachen. Andererseits war es seltsam, dass nicht mehr über ihre Flucht aus Altdorf bekannt geworden war, sie hatte sich damals nicht wirklich bemüht ihre Spuren zu verwischen und war ganz sicher nicht besonders unauffällig vorgegangen. Um ehrlich zu sein, hinterließ sie eine breite Spur aus Blut und Leichen als sie ihre Fesseln mit etwas Hilfe sprengte. Nachdenklich wandte sie sich dem Eismagier zu, legte den Kopf schief und sah in eine Weile an ohne etwas zu sagen. Sie wusste nicht genau, was sie jetzt mit ihm anstellen sollte. Er würde sie sicher weiter belästigen, aber sie wollte ihn auch nicht umbringen. Nicht dass es noch einen Unterschied gemacht hätte ein bisschen mehr Blut an den Händen zu haben, aber irgendjemand würde den Erzmagier sicher vermissen und sie wäre der letzte Mensch, der ihn vor seinem plötzlichen Verschwinden besucht hatte, was viel zu viele unangenehme Fragen aufwerfen könnte. Also entschied sie sich für eine andere Lösung, sie würde den Magier einfach ab jetzt besser im Auge behalten.
„Beantwortet mir eine einfache Frage, dann werde ich Euch gehen lassen und wir vergessen dieses kleine, bedauernswerte Missverständnis.“ mit einem kurzen, beiläufigen Blinzeln ließ sie zu, dass das Eis an seinem Mund sich augenblicklich wieder zurückzog und dem Magier erlaubte zu sprechen. Sie brauchte eine Antwort, auch wenn sie dafür seine nervtötende Stimme ertragen musste. Diese Frage entschied darüber, wie sie in Zukunft vorgehen würde und ob sie endgültig sämtliche Skrupel beiseite lassen konnte oder ob sie weiterhin unsicher und orientierungslos um herlief.
„Und das soll ich Euch glauben?“ er schnaubte verächtlich. Als würde eine Eishexe ihr Opfer jemals wieder gehen lassen wenn es einmal in ihrem frostigen Netz landete. Vladimir besaß zwar keine stichhaltigen oder auch nur ansatzweise glaubwürdigen Beweise aber er wusste, dass Katarina nichts weiter war, als eine kalte, berechnende Mörderin. Sollte sie ihre Frage stellen, es war ihm egal. Wenn er sie nicht aufhielt, würde es irgendjemand anderes schaffen, letztendlich gewann das Gute schließlich immer.
„Ihr seid Vaters engster Berater gewesen. Er hat Euch in alles eingeweiht was er getan und geplant hat. Ich weiß auch, dass Ihr zu denen gehörtet die auf ihn einwirkten, um mich wegen meiner Kräfte zu verbannen. Aber das ist mir im Moment egal. Ihr werdet Eure Strafe dafür eines Tages noch erhalten, aber nicht heute. Ich will heute nur eines wissen; sind meine Briefe aus Altdorf jemals hier angekommen?“ Katarina stockte kurz und überlegte wie sie es am besten ausdrücken sollte. Alleine wenn sie daran dachte, fühlte sie sich nicht mehr wie eine allmächtige Eishexe, sondern wieder wie das verzweifelte Mädchen, das in dem Turm der Himmelsmagie gefangen war. „Hat mein Vater sie jemals gelesen? Wusste er was...wusste er wie es mir ging nach...nach dem was während dem Aufstand passiert ist? Wie sehr ich seine Hilfe gebraucht hätte, anstatt mich weiter in dieser Hölle leiden zu lassen, nur wegen dem was ich bin?“
„Eure Briefe?“ fragte der Magier erstaunt von dem plötzlichen Themenwechsel, fing sich aber schnell wieder als er zumindest eine winzige Chance sah am Leben zu bleiben. Immerhin war es keine sonderlich schwere Frage. „Natürlich sind sie eingetroffen. Unser alter Botschafter in Altdorf, mochte dich aus irgendeinem Grund und hat uns brav mit deinen sinnlosen Briefen genervt. Boris war genauso froh wie ich, als es damit endlich vorbei war, obwohl es irgendwie Spaß machte sie zu lesen. Sie waren sehr unterhaltsam.“
„Danke, mehr wollte ich nicht wissen.“ murmelte Katarina gedankenverloren und ignorierte seine erbärmlichen Versuche sie zu beleidigen. Sie wusste, dass der kislevitische Botschafter sie nicht enttäuscht hatte. Er war in Altdorf der einzige Mensch gewesen dem sie vertrauen konnte. Der Gedanke, dass man hier in Kislev nur über ihre Hilferufe gelacht hatte, ließ allerdings unbändige Wut in Katarina aufsteigen. Wie konnten sie sie so sehr hassen, nur weil sie eine Eishexe war? Sie hatte sich diese Gabe nicht ausgesucht, oder eher diesen Fluch wie der Erzmagier es nennen würde. Die Angst vor den mystischen Hexen und der Rückkehr des ewigen Eises saßen tief in den Köpfen der Kisleviten und das vielleicht nicht einmal vollkommen grundlos. Die letzte Eishexe, Miska die Schlächterin, hatte ihren Beinamen nicht ohne Grund erhalten und selbst Tausend Jahre nach ihrem Tod, raunte man noch immer voller Schrecken ihren Namen hier im Norden. Nur Katarina dachte nicht so, sie und die fanatischsten Anhänger der Ursunkulte, die alte Elite der Gospodari, die Nachfahren von Miskas legendären Rittern und genau diese Menschen sammelte sie um sich, auf alle anderen konnte sie verzichten, auch wenn der Kult des Ursun und dieser ganze Gospodariunsinn ihr nicht gleichgültiger sein konnten. „Und hat er auch die Briefe an meinen Bruder weitergereicht? Ich habe immer zwei gleichzeitig geschickt, einen an ihn und einen an Ivan.“
„Soweit ich weiß schon. Es gab für Boris keinen Grund, es nicht zu tun. Warum sollte er auch verheimlichen, was sowieso niemanden interessiert? Er wird die Briefe an seinen Sohn gegeben haben und das ohne sich Sorgen zu machen, dass der etwas dummes anstellen könnte. Unser neuer Zar ist nett und höflich, ein zu guter Mensch um seinen unterschwelligen Hass offen zu zeigen, aber selbst er wird dich nicht ewig dulden. Selbst er weiß, was du bist.“ Vladimir sprach so gehässig wie er konnte weiter, er wollte diese verfluchte Hexe irgendwie verletzten, sie leiden sehen und dazu fiel ihm nur eines ein was sie wirklich treffen würde. „Weißt du, Hexe, vielleicht hätte ich dein erstes Angebot von vorhin sogar bereitwillig angenommen, wenn du mich nicht so sehr anwidern würdest. Alleine bei dem Gedanken daran dich zu berühren, steigt in mir die Galle auf. Immerhin hast du dich vermutlich schon mehr Männern hingegeben als die heruntergekommenste Hafennutte aus ganz Marienburg. Mehr als das bist du auch nicht, selbst wenn du dich vor dem naiven Zaren ein bisschen nett geben kannst. Eine Hexe und eine Hure, die unbedingt Zarin werden will, das ist wirklich lächerlich. Du hast nicht einmal das Recht diesen heiligen Palast zu betreten, man sollte dich wieder einsperren und vergessen, für immer, und ich hoffe dein Bruder merkt das endlich. Ich persönlich jedenfalls, fand die Briefe die du aus Altdorf geschickt hast wirklich herzzerreißend und rührend, so voll gespielter Angst und geheuchelter Verzweiflung, damit man dich wieder nach Kislev lässt um Tod und Verderben über uns zu bringen. Ich bin sicher in Wahrheit hast du es genossen die Beine für die Imperialen breit zu machen und dich von ihnen vögeln zu lassen.“
Seine Worte rissen Katarina aus ihren dunklen Gedanken und sobald sie begriff, was er gerade gesagt hatte, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Der Hass auf den Zaren, die Imperialen und diesen vorlauten Magier löschte alles andere in ihrem Kopf aus und ließ nur noch eines zurück, den Drang danach ihn zu zerschmettern. Ihre rechte Hand schnellte vor und umschloss die Kehle des Erzmagiers, der sie noch immer anlächelte, ohne sich um ihren Zorn zu kümmern. Erst als er ihr in die Augen blickte, verschwand sein freudiges Grinsen darüber wie viel Wirkung seine Gehässigkeiten erzielt hatten langsam aber sicher. Katarinas Augen leuchteten ihn an und das grelle, blaue Strahlen, ließ ihn für einen Moment schmerzhaft die Augen zusammenkneifen, bevor es nachließ.

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Eis kroch von ihren Fingern hinab, um sich langsam um den Hals des Magiers zu schlängeln. Es breitete sich rasch aus und wanderte weiter bis zu seinem Kinn und auch über seine Schultern hinab, bis es fast seinen gesamter Oberkörper eingehüllte. Das ganze ging so schnell, dass Vladimir erst jetzt bemerkte was sie vorhatte und sein überhebliches Grinsen wurde damit endgültig von seinem inzwischen panischen Gesicht gewischt. Der Erzmagier versuchte etwas zu sagen, vielleicht einen letzten Zauberspruch zu sprechen oder sie auch nur zu verfluchen, aber alles was er rausbrachte war ein schmerzhaftes Stöhnen. Das Eis bohrte sich durch seine Haut in seinen Hals hinein und ließ sein Blut gefrieren. Röchelnd versuchte Vladimir sich erfolglos aus dem Griff des magischen Eises zu befreien. Katarinas Druck auf seinen Hals verstärkte sich, solange bis es ihr endlich gelang das dünne magische Eis zu dem sein Körper dort geworden war zu brechen. Der eingefrorene Hals zersplitterte unter ihrem Griff und winzige, scharfkantige Splitter flogen um sie herum, streiften ihre Wangen ohne in die Haut ihrer Herrin zu schneiden und zerschellten an der Wand hinter ihr. Der Kopf des Magiers flog davon und sie hörte wie er ebenfalls zerbrach, als er auf dem Boden aufschlug. Das Eis hatte sich weiter ausgebreitet und seinen Schädel von Innen heraus gefroren.
Doch das reichte ihr nicht. Sie wollte ihn vollständig auslöschen, bis nichts mehr von ihm und seinen Worten übrig war. Katarinas rechter Arm zerfloss für einen kurzen Moment zu unruhig waberndem Wasser und formte sich rasch zu einer langen, nahezu durchsichtigen, langen Klinge aus Eis. Sie hatte keine Lust gehabt Miskas Schwert, Furchtfrost, die ganze Zeit mit sich herumzutragen und es daher verbessert. Ihr rechter Arm war die meiste Zeit über sowieso nutzlos gewesen, das merkte sie wenn sie versuchte damit ein Schwert zu schwingen. Also ließ sie den Arm selber die Waffe werden und verschmolz die magische Klinge mit ihrem Körper. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber immerhin verdrängte es die Schmerzen, die sie seit diesem Tag in Altdorf quälten. Hastig verdrängte sie die Gedanken daran, sie sollte sich nicht ablenken lassen, sondern das hier genießen. Der tote Magier musste verschwinden und sie wusste auch schon genau wie. Ohne sich weiter aufzuhalten, schwang sie ihren durchsichtigen Klingenarm gegen den verhassten Feind. Sobald die scharfe Klinge sich mit spielender Leichtigkeit in die Brust des toten Magiers bohrte, begann die getroffene Stelle sofort zu gefrieren. Das Fleisch, Blut und selbst die Knochen verwandelten sich in durchscheinendes Eis. Als sie erneut nach ihm schlug, flogen Eisstücke um sie herum. Immer mehr von dem Körper gefror und kein einziger Tropfen Blut wurde dabei vergossen. Immer wieder trieb sie das mystische Schwert in den Erzmagier, beinahe wie im Rausch stach sie auf ihn ein, um seine Existenz und die Erinnerungen die er wieder aufgewühlte hatte auszulöschen.
„Niemand, wird mich zurück in mein Gefängnis stecken! Hast du das endlich verstanden alter Mann!? Niemand!“ schrie sie ihn wütend an und ließ all ihren Hass, den sie auf Ivan empfand an dem Magier aus. Am Ende stand sie schwer atmend über einigen zerschmetterten Eisbrocken, die im ganzen Raum verteilt lagen und ließ die magische Waffe wieder spurlos verschwinden. Das Eis, würde schnell schmelzen, dafür sorgte einer ihrer Zauber. Nicht lange und es blieb keine Spur von dem Erzmagier zurück.
Zurück in ihren Gemächern, ließ sich Katarina erschöpft in ihren Kleidern auf das Bett fallen und starrte die Decke des Eispalastes an. Dieser Vladimir hätte nicht von ihrer Zeit im Imperium anfangen dürfen, alles was er vor diesem einen Moment gesagt hatte, wäre nicht ausreichend gewesen um sie so in Rage zu versetzen. Aber zu behaupten sie hätte freiwillig...dachte Ivan auch so? Wenn er ihre Briefe kannte, wusste er davon und wenn er genauso dachte wie der Magier, dann wäre sein Tod endgültig sicher. Wie konnte der Erzmagier behaupten, sie hätte all das erduldet nur um das Mitleid ihres Vaters zu erwecken, damit er sie zurück nach Kislev holte? Hatte der Zar genauso darüber gedacht? Das würde sie nie erfahren, denn zum Glück war Boris Bokha tot. Einer weniger den sie für ihre Rache vernichten musste, gemeinsam mit Vladimir, machte das schon zwei. Es war trotzdem ein Fehler gewesen, sich mitten im Palast so gehen zu lassen, aber irgendwie gefiel es ihr auch ihre Magie ohne Einschränken oder Rücksicht auf andere einzusetzen. Zu lange schon war ihr das verwehrt geblieben, obwohl sie früher, vor ihrer Zeit in Altdorf, niemals jemandem mit ihrer Macht etwas angetan hätte. Katarina wurde aufeinmal schlecht, als sie an ihren ersten Mord mithilfe von Magie denken musste. Schlecht und irgendwie auch freudig erregt, sie hatte niemals umsonst getötet, es hatte immer einen Grund gegeben, zumindest redete sie sich das gerne ein. Seit diesem Tag, fühlte sich ihre Magie irgendwie anders an.
„Andererseits, anscheinend war es gar nicht mein erster magischer Mord.“ flüsterte Katarina in die Dunkelheit und Einsamkeit ihrer Gemächer. Sie musste an die Frau mit den langen schwarzen Haaren und tiefgründigen grünen Augen denken, die sie noch vor den Schlachten gegen die Orks im Thronsaal ihres Bruders gesehen hatte. Genevieve Dieudonné, sie war noch immer am Leben. Die Frau, mit der sie sich auf keinen Fall anlegen wollte wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, selbst jetzt noch da sie fast wieder über ihre volle Stärke verfügte. Ein gequältes Lächeln huschte kurz über Katarinas Lippen, als sie an ihre gemeinsame Zeit denken musste. Sie würde Genevieve nicht in ihre Nähe lassen. Sobald sie sich an einem ruhigen Ort alleine über den Weg liefen, würde sie diese Frau ein für alle mal vernichten, das schwor sie sich bei allen Göttern dieser und jeder anderen Welt.
„Ich hätte nicht gedacht, dass sie so zäh ist, immerhin habe ich sie mit meiner Magie damals in Stücke gerissen.“ murmelte Katarina müde und legte sich einen Arm über die Augen um einzuschlafen und all das zu vergessen. Doch dazu sollte es nicht so leicht kommen, denn ihre neue Nachbarin war mal wieder damit beschäftigt Krach zu machen. Durch die erstaunlich dünne Wand zu einem Nebenraum ihrer weitläufigen Gemächer, begann Christine von Rauken mit ihrem allabendlichen Gebet zu ihrem geliebten Sigmar und das laut, viel zu laut. Der monotone Sprechgesang der Ostländerin, war inzwischen zu einem weiteren Grund geworden warum Katarina mittlerweile kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Wie lange würde diese verdammte Imperiale wohl diesmal brauchen um einzuschlafen? Die Standardgebete zu Sigmar stellten bedauerlicherweise erst den Anfang ihres abendlichen Rituals dar. Sobald sie damit einmal fertig war, begann Christine all ihre angeblichen Sünden aufzuzählen. Als Katarina daran dachte, musste sie gegen ihren Willen kurz schmunzeln. Die junge Imperiale schien keine Ahnung davon zu haben, was wirkliche Sünden eigentlich waren. Als eifrige Sünderin, kannte Katarina sich damit inzwischen gut aus.

Lauscht diesen Worten
und blickt auf voller Hoffnung
In einer Zeit, vor der Zeit selbst
Bestien zogen durch das Land
alles war gehüllt in Dunkelheit
Es war die Zeit der Trauer
Es war die Zeit des Untergangs
Es war die Zeit der Wölfe
Die Menschheit war verloren
und sie sahen zum Himmel
Sie riefen die Götter an
und die Götter antworteten
Sie sandten ihren Sohn
und die Trauer verschwand
In die Dunkelheit kam ein Licht
Eine Kerze der Göttlichkeit
Ein Drache mit zwei Schwänzen
Ein zweigeschweifter Komet
Ein Zeichen...


Katarina drehte sich seufzend von der Wand weg, verkrallte die Finger in ihrem Kissen und warf es sich genervt auf den Kopf, um den Lärm einigermaßen abzudämpfen. Sie brauchte ihren Schlaf, um nicht noch mehr Fehler wie den heutigen zu begehen. Wenn sie begann sich auffällig zu verhalten, musste sie wieder töten und irgendwann würde es selbst ihrem zurückgebliebenen Bruder auffallen wenn seine Berater und Vertrauten nach und nach spurlos verschwanden. Noch lange bevor die einsame Litanei der ehemaligen Novizin endlich ein Ende fand, fiel Katarina endlich in einen unruhigen, wenig erholsamen Schlaf, der sie zurückführte an den einzigen Ort auf dieser Welt, der ihr noch immer Angst einjagen konnte.


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Vorsichtig öffnete Katarina die Augen und zuckte sofort vor Schmerzen zusammen. Ihr Kopf dröhnte und fühlte sich an, als wollte er gleich in Tausend winzige Einzelteile zerspringen. Langsam schlug sie die Augenlider wieder nach Oben und stellte sich den stechenden Schmerzen in ihrem Schädel. Sie lag auf einem einfachen Steinboden nahe einer grauen, groben Wand. Mühsam hab sie ihren linken Arm, um sich an der Wand hochzuziehen und auf wackligen Beinen unsicher zum stehen zu kommen. Die Zelle in der die Prinzessin sich befand, drehte sich um sie herum, während sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Um sie herum, befanden sich noch mehr abgerissene Gestalten und es gab noch mehr und noch größere Zellen, die genauso überfüllt wirkten. Ihren Mitgefangenen schien es genauso zu gehen wie ihr, einige sahen sich desorientiert um und andere schienen niemals wieder aufzuwachen so wie sie aussahen. Ein stechender Schmerz, wanderte plötzlich ihren Arm hinauf und ließ sie zusammenzucken. Sofort hielt sie sich ihre Hand vor die Augen und der Anblick trug nicht dazu bei ihre Laune zu heben. Ein langer, breiter Schnitt lief mitten ihre Hand. Die offene Wunde brannte schrecklich und Katarina wurde schlecht, als sie den verdreckten Schnitt betrachtete. Die ganze Zeit während sie bewusstlos war, musste die Verletzung in dem Dreck des Kerker gelegen haben. Sie musste keine Heilerin sein, um zu wissen dass das nicht gut ausgehen würde. Vor den Zellen, hockten zwei Männer in weißen Uniformen an einem ramponierten Holztisch und spielten irgendein Kartenspiel. Der eine war hochgewachsen und hatte hellblondes, kurzes Haar. Er wirkte die ganze Zeit über so, als wäre er am liebsten an irgendeinem anderen Ort, vermutlich war dabei gegen den Mann mit dem schütteren, mittellangen braunen Haaren zu verlieren, der mit ausdrucksloser Miene auf seine Karten starrte.
Langsam kamen die Erinnerungen, an das was passiert war, wieder zurück und Katarina verfluchte sich selbst für ihre eigene Dummheit. Sie hätte den Platz niemals betreten dürfen. Einmal inmitten der drängelnden Menschenmenge, war sie eingekeilt gewesen und konnte froh sein, dass man sie nicht zerquetscht hatte. Die Reichsgarde war auf den Platz gestürmt und hatte angefangen sich durch die Aufständischen zu schlachten. Den massigen Rittern, folgten leichtere Truppen mit Gewehren, Pistolen und Hellebarden, die den Pöbel vor sich her trieben. Die weißen Uniformen der Reikländer färbten sich rot, als das Blut der Menschen in Strömen floss und Katarina hatte sich plötzlich mitten im Zentrum des ganzen Chaos wiedergefunden. Nicht alle ließen sich einfach so abschlachten, viele hatten heimlich Waffen am Körper getragen und innerhalb kürzester Zeit verwandelte sich der Aufstand in einen blutigen Straßenkampf, von dem Katarina nicht mehr viel mitbekommen hatte. Irgendetwas warf sie um, als die unbewaffneten Leute das Weite suchten, und sie schlug sich den Kopf auf dem gepflasterten Boden an. Katarina erinnerte sich noch, dass sie unter den Toten nach einer Waffe gesucht und sich dabei an einer Klinge geschnitten hatte, danach war sie ohnmächtig geworden. Anscheinend hatte man sie, wie alle anderen Gefangenen und Verletzten dieses Tages, in die Kerker der Stadt gebracht, wo sie jetzt verrotten konnte. Die Magier an der Akademie würden sie normalerweise leicht hier herausholen können, aber an genau dieser Stelle wandte sich Katarinas eigener Fluchtplan gegen sie. An der Akademie dürfte inzwischen auch das reinste Chaos ausgebrochen sein. Niemand würde Zeit haben nach ihr zu suchen, genau wie geplant. Wenn sie sich jetzt gemeinsam mit dem Zwerg auf dem Weg nach Osten befinden würde, wäre alles in Ordnung, aber stattdessen saß sie hier fest. Seufzend stolperte die Prinzessin auf die Gitterstäbe zu und fragte sich dabei, wieso eigentlich immer alles schiefgehen musste was sie anpackte. Der Aufstand wäre die perfekte Gelegenheit gewesen um zu verschwinden. Ihre unverletzte Hand umschloss einen der Eisenstäbe und sie stützte sich noch immer benommen daran ab.
„V-verzeihung.“ stotterte sie die Wachen an, unsicher ob es so klug war deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie hatte keine große Wahl. Der Schnitt war tief und schmerzhaft, wenn er sich in dieser schmutzigen Zelle entzündete, würde sie die Hand am Ende noch verlieren. „Verzeihung, aber ich...ich bin verletzt und brauche einen sauberen Verband und etwas um die Wunde zu reinigen. Außerdem würde ich gerne wissen, wie lange ich noch hier festgehalten werde.“
„Mhm, was?“ der blonde Mann blickte sie genervt an und wollte ihr eine bissige Antwort entgegen schleudern, aber als er sie sah wurde sein Gesicht auf einmal freundlicher. „Oh, die Schönheit ist endlich aufgewacht. Ich hatte schon Angst die einzige Gefangene, die man ohne zu kotzen ansehen kann, wäre tot.“
„Vielleicht noch etwa eine Woche.“ antwortete ihr der andere mürrisch, ohne von dem Tisch aufzusehen. Er ignorierte die Worte der anderen Wache und schien sich kein bisschen für sie zu interessieren. „Ein genauer Termin wurde noch nicht festgelegt, aber alle gefangenen Aufständischen, sollen vorerst nur festgehalten werden. Erst wenn sich die Lage wieder beruhigt hat und der Imperator aus dem Süden zurück ist, wird es eine öffentliche Hinrichtung geben. Bis dahin, kannst du wieder zurück in deine Ecke gehen und still sein. Wenn man dich zum Galgen führt, brauchst du die Hand nicht, nur deine Füße und Beine. Also hör auf zu jammern.“
„G-galgen?“ brachte Katarina geradeso hervor und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr diese Worte sie schockierten. Sie gehörte nicht zu den Aufständischen, man konnte sie nicht einfach so hinrichten lassen!
„Hör auf der Kleinen Angst einzujagen, Geran.“ versuchte der Blonde sie zu beruhigen, indem er mit schleimerischer Stimme fortfuhr. „Ignoriere ihn am besten, er ist nur schlecht gelaunt, weil er mir bereits sämtliches Geld aus den Taschen gezogen hat und es nichts mehr zu holen gibt. Er sollte wirklich etwas netter zu unseren Gästen sein.“
„Oh ja das sollte ich und es ist deutlich zu sehen, was du von ihr willst. Halte dich etwas zurück, zumindest während deiner Schicht, ja?“
„Was geht es dich an? Du hast doch erst recht kein Problem damit wenn man...“
„Ich habe ein Problem damit, wenn du deine Arbeit vernachlässigst. Außerdem bist du, wie du selber sagtest, vollkommen abgebrannt, du könntest sowieso nicht bezahlen.“ unterbrach ihn der Imperiale namens Geran brüsk und ohne sich um die säuerliche Miene seines Kollegen zu kümmern. Bevor der Blonde entrüstet antworten konnte, erklang ein lautes Poltern über ihnen. Ein halbes Dutzend Männer, die genauso gekleidet waren wie die beiden Wachen, stolperte lauthals lachend die Treppe zum Kerker hinunter. Einige von ihnen trugen Hellebarden mit sich, die sie sofort achtlos an die Wand lehnten. Sie alle waren betrunken und einige stützten sich sogar gegenseitig ab, um nicht einzuschlafen oder umzukippen.
„Da ist er ja!“ wandte sich ein Mann mit breiten Schultern, kurzen schwarzen Haaren und einem purpurroten Gesicht an eine der Kerkerwachen. Er schien die kleine Truppe aus Stadtwachen anzuführen, allesamt Männer, die nicht einmal als Kanonenfutter für den Imperator taugten und deswegen hier vergammelten. „Genau der Mann den wir gesucht haben! Wie geht es unserem größten aller Wachtposten? Dem großen Kerkermeister, der uns sicher einen kleinen Gefallen erweisen wird. Nicht wahr Geran?“
„Hör auf zu schleimen, Haren.“ knurrte der mürrischere ihrer beiden Bewacher den massigen Soldaten ungehalten an. „Ich weiß, dass du nur hierher kommst, weil du geizig bist und nicht weil wir so gute Freunde sind. Aber lassen wir das, was macht ihr überhaupt hier? Solltet ihr nicht draußen sein und Aufständische jagen gehen? Stattdessen seht ihr aus, als seid ihr aus der nächstbesten Schenke gekrochen.“
„Seit wann bist du denn der große Moralapostel, Geran?“ fragte der große Mann lachend und ohne sich von der miesen Stimmung anstecken zu lassen. „Hörst du nicht schon den ganzen Tag das Donnern der Hufe und die panischen Schreie des Pöbels!? Irgendjemand hat die Reichsgarde losgelassen! Die Hunde des Imperators reißen die kläffenden Aufständischen in winzige Fetzen, auch ohne unsere Hilfe.“

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„Ich habe gehört, dass sie inzwischen sogar keine Gefangenen mehr machen. Sie reiten einfach jeden noch so kleinen Menschenauflauf nieder.“ warf eine andere Wache mit erstaunlich guter Laune ein. Es ließ sich leicht daherreden, wenn man auf der richtigen Seite der Schwerter und Pistolen stand. Die einfachen Menschen, die in diesem Moment von den Rittern durch die Straßen gehetzt wurden, sahen das sicher weniger erheitert.
„Ja, sie nehmen uns die Arbeit ab.“ begann ein weiterer Imperialer, lallend vor lauter Freude und Alkohol. „Wir kommen gar nicht hinterher, so schnell wie sie von Stadtteil zu Stadtteil marschieren, also haben sie uns weggeschickt um an einem Ort unserer Wahl für Frieden zu sorgen.“
„Und dieser Ort ist dein wundervolles Reich, der Kerker der Stadtwache. Und so wie ich das sehe, ist es hier friedlich, von daher haben wir unsere Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit von Imperator und Reich erfüllt. Ende gut, alles gut. Also hör auf zu mauern und lass uns endlich sehen ob sich auch ein paar hübsche Frauen unter die Aufständischen verirrt haben.“ hielt Haren großspurig eine kurze Rede, die von seinen Kameraden grölend bejubelt wurde. Im Moment waren sie betrunken genug, um alles toll zu finden was man zu ihnen sagte, also war es keine große Kunst sie zu kontrollieren.
„Habt ihr da nicht etwas vergessen?“ Geran zog eine Augenbraue hoch und sah die anderen Imperialen fordernd an, während er langsam nach dem Schlüsselbund mit den Zellenschlüsseln griff. „
„Du bist wirklich ein Halsabschneider, Geran. Wir haben gerade einen blutigen Bürgerkrieg verhindert, naja wir standen zumindest daneben und haben zugesehen, aber trotzdem sollten wir dafür belohnt werden. Findest du nicht auch?“
„Nein, finde ich ganz und gar nicht.“ entgegnete Geran schroff und unnachgiebig „Entweder ihr bezahlt oder ihr verschwindet. Wenn der Hauptmann davon erfährt, bin ich geliefert und meinen gemütlichen Posten hier unten los, also bezahlt ihr gefälligst auch.“
„Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich hasse?“ seufzte Haren, während er ein Paar silberner Münzen achtlos auf den Tisch fallen ließ. Hinter ihm machten seine Männer daran ebenfalls ein paar Münzen zusammenzusuchen und dem mürrischen Kerkermeister zu geben.
„Oft genug und es hat mich nie interessiert.“ murmelte Geran und wandte sich wieder seinen Karten zu, um zu zeigen, dass er mit der Bezahlung zufrieden war. Ab jetzt konnten sie mit den Gefangenen anstellen was sie wollten. Niemand hatte im Moment Zeit nach so vielen Gefangenen zu sehen und ein paar weniger würden nicht weiter auffallen.Das halbe Dutzend Wachen versammelte sich sofort drängelnd an den Gitterstäben und starrte durch das Eisen hindurch in die Zellen, als wären sie auf einem Sklavenmarkt in Arabia.
„Mhm wie wäre es mit der da?“ zeigte einer auf eine Frau mit langen, dunkelbraunen Haaren.
„Zu alt.“ antwortete Haren knapp und sah sich selber durch die Gitterstäbe hindurch um.
„Und die da hinten in den grauen Lumpen? Sie sieht halbwegs brauchbar aus.“ fragte einer seiner Kumpanen, doch Haren schüttelte nur widerwillig den Kopf. Er erwartete keine Prinzessin unter den Gefangenen zu finden, aber ein bisschen was wollte er für sein Geld dann doch geboten kriegen. Plötzlich stahl sich ein finsteres, selbstzufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Eilig schloss er die Tür auf und ging mit hastigen Schritten zwischen den Aufständischen vorbei. Er schien keine Angst vor ihnen zu haben, obwohl sie nicht gefesselt oder angekettet waren. Die meisten schienen verletzt oder noch immer ohnmächtig zu sein. Noch bevor Katarina wusste was überhaupt los war, stand der große Mann direkt vor ihr und starrte sie mit einem falschen Lächeln von Oben herab an.
„Oho, da hast du ja einen richtigen Schatz versteckt, Geran!“ rief er dem gelangweilten Wachtposten über die Schulter zu, während er Katarina zufrieden musterte. Alleine der Blick mit dem er jeden Zentimeter ihres Körpers abtastete, reichte damit sie sich vor ihm ekelte. Das dünne, zerschlissene Kleid bot leider nicht viel Schutz vor seinen Blicken. „Etwas dreckig, aber ansonsten erstaunlich feiner Stoff und sie sieht auch gepflegter aus, als diese ganzen Schabracken die du uns sonst andrehen willst. Sie wirkt etwas mitgenommen, aber wir päppeln sie schon wieder auf denke ich.“
„Wie kommt so ein edles, kleines Fräulein unter diesen ganzen Abschaum?“ fragte eine der Wachen verwirrt.
„Sie wird eine adelige Studentin der Akademie sein. Ich habe gehört dieser Möchtegerndichter, Felix Jaegar, hat die halbe Akademie um sich geschart, als er seine kleine aufrührerische Rede hielt.“ warf der Blonde ein, der inzwischen nicht mehr am Tisch saß, sondern sich unter die anderen Wachen mischte.
„Ich heiße Haren und gehöre der Stadtwache der prächtigsten aller Städte an, hübsches Fräulein.“ wandte er sich wieder an die stocksteife Katarina, die ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, als ihr klar wurde, dass sie jetzt im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Also genau das, was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie würde man nicht hinrichten. Wenn sie es richtig verstand, würde noch viel Zeit vergehen, bevor man sie als angebliche Aufrührerin hängen würde und bis dahin kamen die Magier, ganz sicher. Sie musste nur so lange Ärger aus dem Weg gehen, was schwerer zu werden schien als erwartet. „Nur nicht schüchtern, wir beißen nicht. Wenn du ohne Probleme zu machen mit uns kommst, entgehst du mit etwas Glück sogar deinem Termin mit dem Henker. Klingt das nicht gut? Wie ist dein Name, Mädchen? “
„Mein Name ist Katarina Bokha.“ entgegnete sie trotzig, sie ließ sich nicht von irgendeinem Klotz einschüchtern. Etwas hatte sie bei ihrem Plan sich bedeckt zu halten nicht ganz bedacht, ihre eigene Sturheit und wohl auch ihre Schönheit. Katarina wich so schnell sie konnte einige Schritte von ihm zurück, fast bis an die raue Zellenwand, um nicht mehr seine erdrückende Gegenwart spüren zu müssen. „Tochter von Boris Bokha dem roten Zaren von Kislev, aus der Linie der großen Königin Miska. Prinzessin der kislevitischen Konföderation, Herrin über Erengrad, letzte Eishexe und größte Magierin die diese Welt jemals gesehen hat. Wenn einer von euch es wagt mich anzurühren, wird er auf ewig zu Eis erstarren.“ Während sie noch sprach, sammelte Katarina alles, was sie an Magie zusammenkratzen konnte. Nicht alles wurde von den Zaubern der Imperialen und der Entfernung zu ihrer Heimat abgewürgt. Ein schwaches Rinnsal an Macht, floss noch immer durch ihre Adern und sie versuchte daraus einen Zauber zu wirken um die Männer zu verjagen.
„Bilde ich mir das nur ein, oder ist es hier kälter geworden?“ fragte der schlaksige Blonde nach einer Weile, in der niemand so genau wusste was er darauf antworten sollte. Keiner von ihnen glaubte dem verrückten Mädchen, aber sie lebten immerhin in einer seltsamen Welt. Hexen gab es reichlich und man legte sich lieber nicht mit ihnen an. Wenn man in einer Welt aufwuchs in der Magie beinahe alltäglich war, lernte man vorsichtig zu sein.
„Wir sind in einem Kerker, da ist es immer kalt.“ entgegnete Haren genervt davon, wie leicht sich manche seiner Leute hereinlegen ließen. Die Kleine war lustig, mehr auch nicht. Wenn sie ihn weiterhin so gut unterhielt, würden sie sicher gute Freunde werden. „Du bist also eine echte Prinzessin? Nun, ich bin Sigmar Heldenhammer, meine kleine Prinzessin von wo auch immer. Möchtest du nicht näherkommen und dich mit einem leibhaftigen Gott unterhalten?“
„Fass mich an und du wirst einen qualvollen Tod sterben.“ zischte Katarina, noch immer voller Vertrauen in ihre Magie. Sie brauchte keine Angst vor gewöhnlichen Menschen zu haben. Als er keine Anstalten machte stehen zu bleiben, entschloss sie sich dazu ihm eine Warnung zukommen zu lassen und konzentrierte sich darauf seine Schulter mit einer Eislanze zu durchbohren. Doch nichts geschah. Das konnte nicht sein, schoss es ihr schockiert durch den Kopf. Sie konnte ihre Magie fühlen, sie war da, ganz eindeutig, aber es passierte einfach nichts. Noch einmal versuchte sie mit der Macht ihres Willens aus dem Nichts Eis entstehen zu lassen, dass sich auf die gelangweilt wartenden Männer stürzen sollte, doch etwas blockierte sie und verhinderte, dass sie die Magie auch wirklich einsetzte. Die Magier, dachte sie und langsam stieg Panik in der jungen Eishexe auf, sie war wehrlos. Die imperialen Magier erneuerten die Bannzauber um Katarina herum jede Woche und fügten ständig neue hinzu. Bis vor kurzem, konnte sie wenigstens noch ein bisschen auf ihre Magie zurückgreifen, vielleicht genug um hier zu entkommen. Man brauchte keinen gewaltigen Gletscher zu beschwören um zu töten, ein Eissplitter, der sich durch das Auge ins Gehirn fraß reichte sicher schon und kostete sie kaum Kraft. Doch die neusten Bannsprüche verhinderten selbst das, sie konnte rein gar nichts mehr tun. Nicht einmal eine Schneeflocke würde ihrem Willen gehorchen, sie hatte diesen Kampf verloren noch bevor er überhaupt begann.
Hilflos ließ sie die angesammelte Magie wieder entweichen, sie konnte damit nichts anfangen um die Wache in die Flucht zu schlagen. Katarina schluckte nervös und starrte mit einem Anflug an Panik den langsam näher kommenden Mann an. Ohne ihre Magie, wirkte er noch größer und unbezwingbarer auf sie. Als er direkt vor ihr stand, versuchte sie zurückzuweichen oder vielleicht an ihm vorbei zu hechten, aber egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte sich nicht bewegen. Sie wollte ihm todbringende Zauber entgegen schleudern, ihn in Stücke reißen wenn er sie berührte, aber sie konnte nicht. Hilflos und machtlos stand Katarina einfach nur da, vor Angst zu einer regungslosen Eisfigur erstarrt. Seine Hand schloss sich um ihre schmale Schulter und er zerrte sie, ohne auf Widerstand zu stoßen, hinter sich her aus der Zelle hinaus. Als sie die Zellentür passiert hatten, erwachte Katarina plötzlich wieder zum Leben und schüttelte die lethargische Starre von sich ab. Sie entwand sich aus dem schwachen Griff des unachtsamen Mannes, der in Gedanken bereits ganz wo anders war. Überrascht von ihrem plötzlichen Widerstand, versuchte er wieder nach ihr zu greifen, aber sie war bereits davon gesprungen und stand jetzt vor einer anderen Wache, die sie verwirrt ansah. Bevor der langsame Imperiale reagieren konnte, hatte sie seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen und war in die Mitte des Raumes davon gewirbelt, von wo aus sie den verwundert dreinblickenden Stadtwachen die kurze Klinge entgegenstreckte. Sie hatte bei den besten Kriegern von ganz Kislevs gelernt und übertraf ihren Bruder um Längen. Mit ihrer Gewandtheit konnten diese besseren Rüstungsständer sicher nicht mithalten, andererseits gab es hier unten nicht gerade viel Platz für ausgefeilte Manöver und geschicktes Ausweichen.
„Lass diesen Unsinn lieber bleiben und gib mir die Waffe, ja?“ sagte Haren mit einem spöttischen Lächeln und als er auf sie zuging ohne sich einschüchtern zu lassen, wich sie ängstlich vor ihm zurück. Sie hatte noch nie jemanden verletzt und keine Ahnung, ob sie den Imperialen wirklich bezwingen konnte. Im Moment, schien er sie einfach zwischen sich und den Gitterstäben in ihrem Rücken zermalmen zu wollen. Ihre Augen sprangen zwischen den sich nähernden Wachen hin und her. Einige hatten ihre Hellebarden wieder aufgenommen oder kurze Schwerter gezogen und schlossen den Halbkreis um sie immer enger. Als sie schließlich mit dem Rücken an die kühlen Stäbe der Zellen stieß, konnte sie nicht mehr zurückweichen und musste endlich handeln. Stumm und leichenblass vor Angst, zuckte sie so schnell sie konnte nach vorne und sprang auf Haren zu. Doch er ließ sich nicht einfach überrumpeln, sondern wich ruhig einige Schritte zurück, allerdings zu spät. Katarina jubelte innerlich auf, als sie spürte wie die schlanke Klinge ihn traf und Blut spritzte. Doch ihr kurzer Triumph, verblasste sofort wieder, als sie sah, dass er sich noch immer auf den Beinen hielt und kein bisschen beeindruckt wirkte.
„Das reicht jetzt. Genug gespielt, Kleine. Es wird Zeit, dass dir jemand Benehmen beibringt.“ zischte er und hielt sich mit der linken Hand den leicht blutenden Schnitt am Hals. Sie hatte ihn nur mit der Spitze des Dolches etwas angeritzt, aber ihr nächster Schlag würde treffen. Das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll, machte ihr Mut und ließ sie übermütig werden. Ohne nachzudenken oder sich nach den anderen Wachen umzusehen, stürmte sie wieder auf ihn zu. Als Katarina gerade zu einem weiteren Schlag gegen seine Kehle ausholte, sah sie aus den Augenwinkeln noch wie etwas auf sie zu flog. Bevor sie auch nur daran denken konnte auszuweichen, traf sie der Hieb eines anderen Soldaten und alleine die Wucht des Treffers, riss sie fast von den Beinen. Der schwere Schaft der Hellebarde sauste nieder und krachte mit einem dumpfen Knall, gefolgt von einem trockenen, widerlichen Knacken, auf Katarinas rechten Arm der unter der brachialen Gewalt des Schlags nachgab. Sofort entwich der Dolch ihren kraftlosen Fingern und die Kislevitin ging schreiend in die Knie. Tränen liefen ihr in Strömen die Wangen herunter und sie schluchzte unkontrolliert. Verschwommen sah sie hinter dem Schleier aus Tränen ihren seltsam verdrehten rechten Arm vor sich und ihr wurde speiübel. Direkt unter dem Ellbogen, ragte das bleiche, weiße Ende des Knochens aus der klaffenden Wunder heraus und starrte sie höhnisch an. Der spitze, zersplitterte Knochen hatte sich durch ihr Fleisch gebohrt und winzige Knochensplitter fraßen sich bei jeder noch so kleinen Berührung tiefer in ihren Arm hinein. Der Schmerz wanderte von dort aus durch ihren ganzen Körper und raubte ihr jegliche Sinne.
„Großartige Arbeit, ihr Narren. Nehmt euch eine andere. Die hier habt ihr schon zu sehr ramponiert, ihr betrunkenen Idioten. Das hätte man auch mit weniger Blutvergießen lösen können.“ murmelte Geran missbilligend, nicht dass es jemanden stören würde wenn eine der Gefangenen etwas verletzt war, aber er musste etwas von seinem guten Verbandszeug opfern, damit sie auch bis zu ihrem Gang zum Galgen überlebte. Er hatte die ganze Zeit über schweigend zugesehen und ging jetzt neben der verletzten Prinzessin in die Hocke, um sich ihren Arm genauer anzusehen. Viel konnte und wollte er ehrlich gesagt auch gar nicht machen um ihr zu helfen.
„Warum sollten wir? Verbinde die Wunde notdürftig, um die Blutung zu stoppen, der Rest interessiert niemanden. Solange sie nicht verblutet, gibt es kein Problem. Sie wird den Arm nicht brauchen um auf den Galgen zu steigen und sie sieht selbst jetzt noch besser aus als dieser ganze hässliche Abschaum der noch in den Zellen hockt.“ während Haren noch voller Überheblichkeit und guter Laune antwortete, hob Katarina ihren zitternden linken Arm und schlug schwach nach seinem Bein, was ihn amüsiert lächeln ließ.
„Selbst jetzt macht sie nichts als Ärger, lass sie einfach hier.“ versuchte Geran es erneut. Nicht dass die Gefangene ihn interessierte, aber sie machte mehr Ärger als sie wert war, selbst verletzt verhielt sie sich widerspenstiger als die meisten anderen.
„Sie trägt noch immer Feuer in sich. Das ist gut.“ meinte Haren nur grinsend und beugte sich zu Katarina herunter. Er vergrub die Finger seiner Hand in den langen, braunen Haaren und hob ihren Kopf an, damit sie ihm aus den verschwommenen, leeren Augen direkt ins Gesicht sehen konnte. „Keine Sorge, ich schicke dich nicht zurück in diese dunkle, kalte und einsame Zelle. Der Spaß, fängt jetzt erst richtig an.“

Katarina riss panisch die Augen auf und schreckte aus dem wenig erholsamen Schlaf auf. Sofort richtete sie sich auf und versuchte ihr heftig klopfendes Herz zu beruhigen. Es sprang in ihrer Brust auf und ab, als sie zitternd die Beine an ihren Körper zog und sich anders hinsetzte. Den Rücken drückte sie so fest sie konnte an die Wand aus Eis, deren Zauber sie vorsichtig aufhob, damit das magische Eis wieder seine natürliche Kälte annahm. Die beißende Berührung des Eises durch den dünnen Stoff hindurch beruhigte sie, ließ die Erinnerungen langsam aber sicher verschwinden. Zu langsam. Es war jetzt mehr als drei Jahre her und noch immer, konnte alleine der Gedanke an die Kerker Altdorfs sie in diesen hilflosen, vollkommen ängstlichen Zustand versetzen. In letzter Zeit plagten sie sie wieder, die Träume an diese Zeit. Für eine Weile waren sie verschwunden gewesen und sie begann bereits zu vergessen, aber irgendetwas ließ nicht zu, dass sie vergaß was passiert war. Die Träume die sie verfolgten, waren so real. Sie konnte die Berührungen der Wachen wieder spüren, ihren Atem auf ihrer Haut fühlen, hatte sogar ihren Geruch wieder in der Nase. War das die Rache dafür, dass sie selber mit ihrer eigenen Rache nicht vorankam? Dass sie seit ihrer Rückkehr nach Hause noch nichts sinnvolles getan hatte? Vielleicht würden die Erinnerungen daran endlich verschwinden, wenn sie ihre Ziele erreichte.
Mit der linken Hand, fuhr sie sich über ihren eiskalten Arm und die Stelle, an der die Hellebarde sie damals getroffen hatte. Es war keine Narbe zu sehen, was daran lag, dass sie vor kurzem erst, ihren nutzlosen Arm durch mehrere komplizierte Zauber ersetzt hatte. Es war nichts weiter als Eis was sie gerade anstarrte. Eis und Magie, aus mehr bestand ihr rechter Arm nicht mehr, deswegen fiel es ihr auch so leicht ihn zu verändern und die Schmerzen waren endlich verschwunden. Das Duell gegen diese Christine von Rauken, hatte Katarina gezeigt wie nutzlos ihr rechter Arm gewesen war. Damit konnte sie niemals wirklich kämpfen. Es war sowieso ein Wunder, dass die Magier ihn damals irgendwie retten konnten. Der Mann namens Geran, hatte sie damals wie angekündigt notdürftig verbunden, mehr allerdings nicht und die Wunde entzündete sich, die Knochensplitter fraßen sich tiefer hinein und ihr Blut wurde vergiftet. Nachdem man sie notdürftig verband, hatte einer der anderen Männer sie weggetragen, in die Quartiere der Kerkerwachen in einem der angrenzenden Räume. Anfangs bekam sie davon durch die Schmerzen in ihrem Arm nicht viel mit, aber das änderte sich schnell, sobald der erste sich zu ihr legte und was folgte, waren die schlimmsten Stunden und letztendlich sogar Tage ihres Lebens gewesen. In die Zelle brachte man sie niemals wieder zurück, sondern reichte sie weiter unter den Wachen herum. Dieser Geran musste in der Zeit ein kleines Vermögen an ihr verdient haben. Erst als der Aufstand endgültig niedergeschlagen und wieder Ruhe in Altdorf eingekehrt war, hatten die Magier der Akademie ihr Fehlen bemerkt und die magische Spur verfolgt, die sie dank diesen Narren damals überall hinterließ. Allerdings ließen sie sich dabei recht viel Zeit, da Katarina sich schon früher öfter aus der Akademie gestohlen hatte. Solange sie sich innerhalb der Stadtmauern von Altdorf aufhielt, war es den Magiern eigentlich egal was sie anstellte. Als sie endlich anfingen nach ihr zu suchen, gelang es den Zauberern leicht sie zu finden und aus den Kerkern rauszuholen, aber bis dahin waren bereits mehrere Tage vergangen. Sie selber wusste nicht mehr, wie viele Tage sie dort verbracht hatte, aber der kislevitische Botschafter erwähnte einmal, dass sie für fast fünf Tage verschwunden gewesen war.
Am schlimmsten allerdings, hatte sie damals die Reaktion ihres Vaters getroffen, als er davon erfuhr. Der Zar beschloss, die ganze Angelegenheit einfach zu ignorieren. So zu tun, als wäre niemals etwas passiert. Obwohl der kislevitische Botschafter ihn sofort davon in Kenntnis setzte, hatte er sich geweigert sie nach Hause zu schicken. Er untersagt dem Botschafter, Sergej Bucharin, sogar die Männer, die ihr das antaten, für ihre Taten zu bestrafen. Diese ganze Sache, wurde einfach unter den Tisch gekehrt und genauso vergessen wie sie. Ihrem Vater, waren die Beziehungen zum imperialen Hof wichtiger gewesen, als das Leben einer Eishexe die er nur noch loswerden wollte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man sie in den Kerkern genauso gut töten oder am Ende mit den anderen Gefangenen hinrichten können. Danach, blieb sie die meiste Zeit über in der Magierakademie eingesperrt und es hatte Momente gegeben, in denen sie sich wirklich wünschte man hätte ihr Leiden dort beendet. Sie konnte und würde nicht so tun, als wäre niemals etwas passiert und es ganz sicher nicht vergessen. Nur ein Gedanke, hatte sie davor bewahrt sich selbst etwas anzutun und ihre Gefangenschaft auf eine schmerzvollere Art zu beenden, der Gedanke an Rache. Nicht an den Männern die ihr das angetan hatten, die würde sie in dem überfüllten Imperium sowieso niemals aufspüren, sondern an denen die sie nach Altdorf geschickt und vergessen hatten. Keiner der Briefe an ihren Vater oder Bruder hatte eine Reaktion hervorgerufen. Sie hatte sie angefleht zurück nach Kislev zu dürfen, gebettelt und letztendlich sogar angeboten niemals wieder Magie einzusetzen, aber es kam dennoch niemand, um sie aus dem Turm der Himmelsmagie zu befreien. Nicht einmal Ivan, der ihr jetzt den verständnisvollen Bruder vorspielen wollte, aus Angst vor ihrer Eismagie. Das war der einzige Grund, warum er so nett zu ihr war. Angst. Er fürchtete sich vor ihren Kräften und genau wie der Erzmagier verabscheute er sie gleichzeitig. Eines musste sie Ivan allerdings zugestehen, er war klüger als sie bisher dachte. Es gelang ihm gut den netten Menschen zu heucheln, dabei hatte auch er ihre Hilferufe ignoriert, solange bis sie es irgendwann aufgab ihm zu schreiben. Mit seiner kleinen Vorstellung, hatte er bisher genau das erreicht was er wollte; verhindern, dass sie ihn umbrachte und entthronte aber jetzt würde sich Katarina nicht mehr zurückhalten.
„Ja, ich werde sie alle vernichten und diese Welt in eine leere, einsame Wüste aus Eis und Tod verwandeln.“ flüsterte Katarina zu sich selbst und spürte wie das ängstliche Zittern bei diesen Worten etwas nachließ. Allerdings nur ein bisschen. Noch immer zittrig, legte sie die Arme auf ihre Knie und bette dann ihren Kopf darauf. Langsam schloss sie die Augen, und konzentrierte sich auf das einzige worin sie gut war, auf ihre Magie. Sie ließ ihre Macht in die spiegelnden Wände fließen, ließ das Tausend Jahre alte Eis darin lebendig werden, sich bewegen und verformen. Die junge Eishexe ließ zu, dass sich das Eis um sie herum ausbreitete. Es schwebte in der Luft um sie und hüllte sie langsam ein. Solange, bis es sie vollkommen umschlossen hielt. Um sie herum befanden sich nur noch schützende, sichere Wände aus reinem Eis, die ihr Halt gaben und sie vor allem was dort draußen lauern mochte verteidigten. Katarina konnte spüren, wie die wohlige Kälte sie in ihrem kleinen, magischen Raum einhüllte. Ohne nachzudenken, ließ sie die dünnen Wände näherrücken, bis sie ihre Haut berührten und fast wie eine glitzernde Rüstung wirkten. Immer mehr und mehr Macht ließ sie in diesen Zauber fließen, bis sie endgültig die Kontrolle darüber aufgab und das magische Eis einfach machen ließ was es wollte. Die Wände um sie herum wurden dicker und die Temperatur sank ohne ihre Kontrolle weiter, bis zu jenem, wohltuenden Punk,t an dem die Kälte sich tief in sie hineinfraß und alles auslöschte. Die Erinnerungen, die Enttäuschung, sogarden Hass brachte sie für kurze Zeit zum Verstummen. Katarinas gesamter Körper fühlte sich taub an, selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr unmöglich gewesen sich zu bewegen. Es gelang ihr nicht einmal die Augen zu öffnen, es war als erstarrte sie endlich zu Eis. Wenn der Zauber so weiterging, würde sie bald nichts weiter sein als eine durchsichtige Eisskulptur, aber das war ihr im Moment egal. Sie liebte diesen Zustand. Der Zustand, in dem sie nichts mehr spüren konnte außer den tödlichen Hauch des Eises, der sogar sie als Eishexe unerbittlich an den Rand des Todes trieb. Ihr Atem bildete winzige Eiskristalle und sie spürte, wie selbst ihr Blut gefrieren wollte, aufhören wollte durch ihren leeren, toten Körper zu fließen der nur noch existierte um ihre Rachegelüste zu erfüllen. Der Schlag ihres Herzens wurde mit jeder Sekunde, die sie den Zauber aufrecht erhielt, langsamer und schwächer, bis es beinahe stehen zu bleiben schien. Und als sie kurz davor stand sich mit ihrer Magie ausversehen zu töten, verlor sie endlich das Bewusstsein.
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Zuletzt geändert von Vanidar am 30. April 2014 13:20, insgesamt 3-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

Beitragvon Vanidar » 30. April 2014 13:17

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Ein dumpfes, schmerzhaftes Pochen in Katarinas Kopf, weckte sie letztendlich wieder und riss sie unsanft aus ihrem komaartigen Zustand. Mit einem kurzen, mühsamen Stöhnen, hob Katarina langsam die Augenlider an, nur um sie sofort wieder so fest sie konnte zusammenzukneifen. Selbst durch die geschlossenen Vorhänge ihres Zimmers, fielen für ihren Geschmack noch immer viel zu viele todbringende Sonnenstrahlen herein. Katarina, lehnte reglos an der Wand des Eispalastes, die Arme und Beine eng an ihren Körper gezogen und wirkte auf jeden, der sie dort auf dem Bett sitzen sehen würde, wie tot. Das Licht, ließ den hauchdünnen Eispanzer der sie umschloss glitzern und verlieh ihr etwas übernatürliches, ein magisches Strahlen, welches sie sonst so sehr liebte und das sie im Moment ausnahmsweise einmal wenig interessierte. Wichtig war nur, dass das Eis die Prinzessin schützend umschlossen hielt und jetzt langsam begann zu schmelzen, je wacher sie wurde, je mehr sie aus diesem wundervollen Zustand des Vergessens zurück in die richtige Welt gerissen wurde. Als langsam Katarinas Sinne zurückkehrten, bemerkte sie, dass das nervtötende Pochen nicht bloß in ihrem Kopf erklang und anscheinend keine bloße Nebenwirkung ihres Zaubers war. Es stand tatsächlich jemand vor der Tür und wagte es sie zu belästigen. Wenn die Eishexe es in diesem Moment geschafft hätte sich zu bewegen, sie hätte sofort einen vernichtenden Zauber in Richtung Tür geschleudert, aber so gelang es Katarina nur ihren kleinen Finger kurz ruckartig zu bewegen. Der Rest ihres Körpers weigerte sich noch ihren Befehlen zu gehorchen. Nur langsam und zögerlich verschwand die Taubheit aus ihren Gliedmaßen, als das Eis sich immer weiter und weiter zurückzog, um sie wieder freizugeben.
Sie musste vorsichtiger sein, oder eines Tages, würde sie nicht mehr aus diesem magischen Zustand erwachen. Dann würde ihr Herz für immer aufhören zu schlagen und ausgerechnet sie als Eishexe, würde an der Kälte zugrunde gehen, die sie so sehr vergötterte. Am besten wäre es natürlich, wenn sie endlich wieder normal schlafen könnte, ohne diese magische Unterstützung. Der Kälteschlaf, brachte Katarina keine echte Erholung, keinen wirklichen Schlaf, nach dem sie sich sehnte. Im Gegenteil, es laugte sie nur noch mehr aus und zehrte an ihren ohnehin ständig schwindenden Kräften. Doch ohne die Kälte, gelang es Katarina kaum noch wenigstens so eine Art Schlaf zu finden. Immer, wenn sie die Augen schloss, befand sie sich wieder im imperialen Altdorf, in den Quartieren der Stadtwachen und wurde von ihrer eigenen Hilflosigkeit überrannt, während sie verzweifelt versuchte todbringende Zauber zu wirken. Wenn sie damals ihre Magie hätte einsetzen können, sie hätte jeden Einzelnen, der es wagte sie auch nur zu berühren ohne zu zögern ausgelöscht. Sie hätte die ganze verfluchte imperiale Hauptstadt in eine leblose Wüste aus glitzerndem Eis verwandelt und diesen Ort gereinigt. Doch dazu war sie nicht in der Lage gewesen. So schlimm diese Tage in den Kerkern auch waren, die zwei nächsten Jahre ihrer Gefangenschaft, wurden nicht viel besser, aber daran wollte sie erst recht nicht denken und man ließ ihr, so wie es aussah, auch keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken.
Das Klopfen wurde immer lauter. Ihr ungebetener Gast plante anscheinend nicht in nächster Zeit von alleine zu verschwinden. Langsam kroch Katarina von dem Bett herunter und hielt sich mühsam auf den Beinen. Nach jeder Bewegung, fiel es ihr etwas leichter ihren Körper wieder zu spüren, auch wenn es sich noch immer anfühlte, als würde sie sich in Zeitlupe vorwärts bewegen. Sie beeilte sich, um endlich dieses Pochen zu beenden und denjenigen der es wagte sie zu stören so schnell wie möglich zu verjagen. Katarina riss die Tür auf und wäre dabei beinahe nach hinten umgekippt. Nur mit viel Anstrengung, gelang es ihr, sich auf den Beinen zu halten und gegen die offene Tür zu lehnen. Als sie sah wer im Türrahmen stand, wünschte sie sich sofort, den Eingang mit einigen tödlichen Fallen versehen zu haben. Ein gut gelaunter Ivan stand vor ihr und schien sich nicht groß darum zu kümmern, dass er vollkommen unerwünscht war. Stattdessen, begann er sofort mit einem nervtötenden Enthusiasmus auf sie einzureden.
„Oh gut, du bist doch da. Ich dachte schon, du wärst irgendwo in der Stadt unter...“ Ivan brach ab, als er sie genauer betrachtete und an seinem Blick konnte sie leicht erkennen, dass sie wohl auch genauso aussah, wie sie sich gerade fühlte. Vor allem an ihren Haaren blieben seine Augen eine Weile hängen. In dem braunen, wirren Gestrüpp, funkelten noch immer Eisstücke. Es verlieh ihr im Moment ausnahmsweise einmal nichts mystisches oder geheimnisvolles, sondern sah nur schrecklich aus. „Du siehst furchtbar aus. Bist du etwa mitten im Palast in einen Hagelsturm geraten?“
„Was willst du hier am frühen Morgen?“ fragte Katarina schroff und versuchte nicht allzu sehr zu lallen. Ihre Zunge wollte noch nicht machen, was sie verlangte und ihr ganzer Körper fühlte sich weiterhin taub an. Sie würde eine Weile brauchen, bis sie sich wieder normal fühlte. Müde stolperte Katarina einen Schritt zur Seite und ignorierte seine leicht spöttische Bemerkung über ihre Erscheinung, sie wollte lieber gar nicht erst wissen wie sie im Moment aussah, auch wenn sie leider in den Eiswänden des Palastes ihr Spiegelbild sehen konnte und sich zum ersten Mal wirklich vorkam wie eine Hexe. Selbst Baba Jaga würde vor ihr davonrennen.
„Morgen? Es ist Nachmittag!“ rief Ivan, was Katarina schmerzhaft zusammenzucken ließ, während sie sich genervt den Kopf hielt. Tat er das etwa mit Absicht, nur um sie zu quälen? Wenn ja, dann funktionierte es wirklich gut. „Die Sonne geht bald unter.“
„Tatsächlich? Gut, dann kann sie mich nicht mehr umbringen und fertig machen.“ erklang ihre Antwort murrend und fast zu leise um sie zu verstehen.
„Was ist los mit dir, Katarina? Bist du krank? Du siehst jedenfalls so aus.“ auch wenn er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, konnte man seine Besorgnis deutlich heraushören.
„Nichts. Kannst du nicht sehen, dass es mir großartig geht? Was ist falsch daran, wenn ich erst kurz vor Sonnenuntergang aufstehe? Hat der Zar keine anderen Dinge, um die er sich kümmern kann als meine Schlafgewohnheiten zu kritisieren?“
„Ah, ich glaube ich weiß genau wo dein Problem liegt.“ ein wissendes Grinsen stahl sich auf Ivans Lippen, für dass sie ihm am liebsten den Hals umdrehen würde, auch wenn er es nicht bösartig meinte. Trotzdem, sie war im Moment sicher nicht in der richtigen Laune für schlechte Scherze. „Du warst die ganze Nacht mit einem deiner zahlreichen Verehrer unterwegs, richtig? Sag aber bitte vorher Bescheid, wenn du jemanden findest, den du für eine angemessene Partie hältst. Unsere Familie, hat sich im Laufe der Geschichte viele einflussreiche Feinde unter den Bojaren und Adeligen des Landes gemacht. Es ist am besten, nicht irgendeinen dahergelaufenen Schönling zu heiraten, der dann am Ende nur von Innen heraus unseren Untergang plant.“
„Was redest du da für einen Unsinn?“ fragte sie und starrte ihn verwirrt an.
„Nichts, gar nichts. Ich finde nur, wer die ganze Nacht versucht arme Bojaren um den Finger zu wickeln, sollte sich nicht wundern, wenn ihm am nächsten Morgen der Schädel dröhnt.“
„Schön, wenn du meinst.“ Katarinas Finger verkrallten sich weiter in der Tür, als sie sich noch immer erschöpft daran festklammerte. Wollte er sich über sie lustig machen? Dafür hätte er sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. „Warum bist du hier und unternimmst alles Menschenmögliche, um meine Kopfschmerzen noch zu verschlimmern? Worin du übrigens sehr erfolgreich bist.“
„Eine Streitmacht, unter dem Banner Nurgles, ist in den Norden Kislevs eingefallen.“ begann Ivan beiläufig und desinteressiert. Er hätte lieber weiter über andere Dinge geredet, sah aber ein, dass Katarina vielleicht nicht in der richtigen Stimmung für eine kleine Plauderei war. „Wir haben sie erst bemerkt als es schon zu spät war. Ostrosk, eine kleine Burg direkt am Norscagebirge, ist gefallen und über 5000 wild gewordene Irre, marschieren jetzt ungehindert durch unser Reich. Zum Glück, sind sie bisher nicht weiter nach Süden marschiert, also bleibt uns vielleicht noch Zeit sie abzufangen, bevor der Seuchengott das halbe Land ausradiert. Ich habe bereits Kajetan angewiesen die Truppen in der Hauptstadt in Marschbereitschaft zu versetzen. Die Garnison von Ostrosk war alles, was den Norden verteidigte, wir müssen uns also beeilen.“
„Nurgle?“ fragte Katarina langsam nach und kam sich unglaublich dumm vor bei dieser Frage, aber sie hatte gerade Schwierigkeiten ihrem Bruder schnell genug zu folgen. Es dauerte eine Weile bis ihr gefrorenes Hirn die Informationen verarbeitete, vor allem da er viel zu viel redete. Hätte er nicht auch nur einen Satz sagen können um ihr das mitzuteilen? Jedes sinnlose Wort, dass er im Moment von sich gab, verstärkte nur noch ihren überwältigenden Drang ihn augenblicklich in Stücke zu reißen. Ein einfaches ´wir werden angegriffen` hätte ihr auch gereicht.
„Das sagte ich gerade. Bist du überhaupt schon wach?“
„Leider ja.“ seufzte sie müde. Nurgle. Warum ausgerechnet Nurgle? Jeder andere Chaosgott wäre ihr tausendmal lieber. Sie hasste ihn, vermutlich sogar noch mehr als Ivan. Wenn es gegen den wandelnden Haufen Schleim und Müll ging, stand sie ausnahmsweise sogar einmal wirklich an seiner Seite, mehr oder weniger. Immerhin stand der Seuchengott für alles was sie verabscheute.

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„Das rechtfertigt alles noch lange nicht mich aufzuwecken. Siehst du nicht wie müde ich bin? Wenn du das noch ein einziges mal machst, wird es dir leid tun.“ fügte sie hinzu.
„Ich werde es wieder gut machen dich gestört zu haben, versprochen.“ antwortete Ivan leichthin und tat ihre Drohung als harmlose Stichelei ab, womit er wie immer falsch lag.
„Was auch immer. Hättest du nicht irgendeinen Diener schicken können, um mir das mitzuteilen?“ murmelte Katarina, noch immer vollkommen neben sich und überfordert mit der Situation so früh am Nachmittag. Sollte er halt seine Schlachten schlagen ohne sie zu stören, nicht ihr Reich wurde gerade von Wahnsinnigen aufgerollt. Es war nicht ihr Problem. Ihr Problem, war dass sie nicht schlafen konnte.
„Hätte ich, aber ich konnte ja nicht damit rechnen, dass du planst den ganzen Krieg zu verschlafen. Außerdem, wäre mir dann dieser Anblick entgangen und alleine der war den Weg hierher schon mehr als Wert.“ fügte Ivan lächelnd hinzu, als er sah, wie sie sich durch die Haare fuhr und ihr dabei Eiskristalle über die Schultern rieselten.
„Was ist? Warum grinst du so dämlich?“ fragte Katarina verwirrt, während sie irgendwie versuchte diese Katastrophe auf ihrem Kopf zu richten. Als sein Lächeln dabei nur noch breiter wurde, hielt sie in ihren Bemühungen inne und gab resigniert auf. Zornig starrte Katarina ihn an, um zu sehen, ob er sich über sie lustig machte, aber sie konnte in seinen Augen keinerlei Spott entdecken. „Wie kannst du überhaupt so gute Laune haben wenn wir angegriffen werden? Solltest du nicht panisch umher rennen und das halbe Land aus dem Winterschlaf reißen?“
„Der Anblick, hat mich nur an früher erinnert.“ er starrte sie leicht weggetreten an, versunken in Erinnerungen, die sie eigentlich vergessen wollte. „Ich weiß noch, dass du mit deiner Magie immer ein bisschen angeben wolltest, wann immer du konntest und Eis andauernd irgendwie in deine Garderobe eingebunden hast. Zum Beispiel hunderte Eiskristalle die in deinen Haaren funkelten wie ein Sternenmeer oder um dich herum flogen wie ein Schwarm Glühwürmchen. Hast du dir nicht sogar einmal eine Zeit lang Tierohren aus Eis erschaffen und versucht möglichst mystisch auszusehen? Als wärst du irgendeine sagenhafte Kreatur aus den alten Märchen und Sagen.“ er lachte leise, verstummte aber sofort, als er Katarinas bohrenden, eisigen Blick sah. Ernster und mit einem Hauch Neugier fuhr er fort. „Generell, setzt du deine Magie nur noch sehr selten außerhalb des Kampfes ein, Katarina. Um ehrlich zu sein, habe ich bisher kaum etwas davon gesehen, seit du zurück bist. Zumindest zum Neujahrsfest, hatte ich eine beeindruckende Vorstellung erwartet, wie damals, zu ehren von Vaters Sieg über den Schlangenklan. Erinnerst du dich noch an diesen Abend? Ich...“
„Nein.“ antwortete sie schroff. Sie wollte sich nicht daran erinnern, vor allem nicht jetzt. Dieser Abend war so ziemlich ihre letzte gute Erinnerung, sowohl an ihn als auch an Kislev. Wenige Tage später begann ihre Reise nach Altdorf. Wenn sie an die Siegesfeier dachte, zweifelte sie nur wieder an ihrem Racheplan und alles würde sich noch weiter verzögern. Hätte sie damals gewusst was passieren würde, hätte sie Ivan und den Zaren noch am selben Abend in das Reich der Toten befördert. „Und ich bin kein kleines Mädchen mehr, dass sich einen Spaß daraus macht, seine Kräfte für lächerliche Spielereien zu vergeuden. Ich setze sie ein, wenn ich sie unbedingt brauche und nicht um jemanden zu beeindrucken. Magie ist kein Spielzeug. Immerhin das habe ich von den Magiern des Imperiums gelernt, auch wenn sie mir sonst nicht viel beibringen konnten.“
„Das ist sehr schade. Ich habe deine Eismagie vermisst. Sie ist einmalig, vor allem verglichen mit dem was die Magier zustande bringen. Sicher, dass du nicht doch wieder Lust verspürst mit ein paar Zaubern um dich zu werfen?“ versuchte er es noch einmal voller Hoffnung und klang dabei fast schon wie ein kleines, quengeliges Kind.
„Sehr sicher.“ lautete Katarinas unerbittliche Antwort. Was sollte dieses unnütze Gerede über die angeblich so guten alten Zeiten? Ihre Erinnerungen an die alles vor der Zeit in Altdorf waren nichts weiter als schemenhafte Schatten, die mehr und mehr verblassten. „Warum bist du eigentlich wirklich hier? Nur um mir zu sagen, dass ein Haufen verwesender Irrer auf uns zu marschiert? Das hätte ich auch von alleine irgendwann erfahren, spätestens, wenn sie vor den Mauern stehen, dann hätte ich sie nämlich riechen können. Es heißt der Geruch eines Nurglechampions kann selbst Tote aufwecken, da hätte es sicher auch für mich gereicht.“
„Wer konnte auch ahnen, dass du mitten am Tag schläfst? Ich bin jedenfalls unterwegs zu einem Treffen mit meinem Militärstab oder zumindest mit den Mitgliedern die im Moment in der Hauptstadt versammelt sind. Der imperiale Botschafter und dieser Zwerg, mit dem du dich so gut verstehst, werden auch da sein, um ihre Erfahrungen im Kampf gegen die Champions des Chaos beizusteuern. Ich hätte dich gerne dabei.“
„Großartig. Und was genau, soll ich deiner Meinung nach zu dieser illustren Runde beitragen? Eine hübsche Skulptur aus Eis anfertigen, die eure heldenhafte Versammlung zeigt?“
„Kein Grund schnippisch zu werden und deine schlechte Laune an mir auszulassen. Ich brauche dich, für das was kommen wird. Dich und deine Männer. Ich habe beschlossen dich für diesen Feldzug zum Anführer der Kavallerie zu ernennen. Wenn du dich so gut schlägst wie erwartet, wirst du auch in zukünftigen Feldzügen an meiner Seite reiten, falls du willst.“
„Das ist sehr...“ Katarina legte eine kurze Pause ein, um nichts falsches zu sagen. Das erste Wort was ihr einfiel, war ´unverschämt` gefolgt von einem gefauchten ´stirb doch einfach` aber nichts davon sprach sie im Moment laut aus. „großzügig. Nur eine Frage: Warum? Kajetan war während der letzten Feldzügen deine rechte Hand und ich dachte, dabei würde es auch bleiben. Immerhin ist er unser bester Krieger.“
„Du bist eine Bokha. Reiten und Kämpfen liegen dir im Blut. Ich bin sicher du wirst dich gut schlagen und mich nicht enttäuschen. Es ist der zweithöchste Rang, den du in der kislevitischen Armee innehaben kannst. Außerdem, ist es das was dir rechtmäßig zusteht. Ich war als Prinz auch Befehlshaber der Reiter und Husarenregimenter, also steht es dir als Prinzessin auch zu.“
„Was mir zusteht?“ Wollte er sie unbedingt beleidigen? Wenn ja, dann gelang ihm das ziemlich gut. Ihr stand so viel mehr zu als ein paar Husarenregimenter anzuführen und Ivans Laufburschen zu spielen. Sie sollte auf dem Thron sitzen! Jeder war davon ausgegangen, dass die Bojaren sie eines Tages auserwählen würden. Sie, die große Magierin, Kriegerin und Zarin und nicht ihn. Früher, war sie in allem besser gewesen als er und das obwohl Ivan zwei Jahre älter war. Katarina riss sich zusammen und vertrieb diese Gedanken vorerst wieder aus ihrem Kopf und versuchte nicht zu verbittert zu klingen als sie fort fuhr. „Ja. Ja, ich denke das ist richtig. Es steht mir wirklich zu, nehme ich an.“
„Das nimmst du nur an?“ fragte Ivan verwundert über ihr zurückhaltendes Verhalten. Er hatte damit gerechnet, ihr damit endlich mal eine Reaktion zu entlocken und vielleicht sogar kurz ihre abweisende Haltung aufzulösen. „Natürlich steht es dir zu. Du hast gegen die Orks großartige Arbeit geleistet und noch viel wichtiger, im Gegensatz zu Kajetan, kann man dir vertrauen. Mir läuft es immer kalt den Rücken herunter wenn ich ihn sehe. Er ist ein Krieger und kämpfen kann er auch ohne diesen Titel.“
„Ich werde noch ein bisschen Zeit brauchen, um mich fertig zu machen. Wenn du willst kannst du warten, aber ich denke, ich finde den Weg zum Thronsaal auch alleine.“
„Es wird mich nicht umbringen zu warten und ich finde es sieht schon gar nicht mehr so schlimm...“ begann Ivan bemüht, wenn auch erfolglos, denn noch ehe er ausreden konnte, flog ihm die Tür vor der Nase zu. Hätte jemand anderes ihn so behandelt, hätte das schwerwiegende Konsequenzen nach sich gezogen. Er war immerhin der Zar und theoretisch, sollte selbst die Prinzessin von Erengrad ihm Respekt zollen und Ehrerbietung entgegenbringen. Doch anstatt wütend zu werden oder beleidigt zu reagieren, musste Ivan gegen seinen Willen anfangen zu Lächeln. Er hatte bisher kaum eine Gelegenheit gehabt sich mit ihr zu unterhalten, aber ihm war damals ein Stein vom Herzen gefallen, als er sie gesund und munter vor sich stehen sah. Er wünschte sich nur, sie würde genauso Lächeln wie früher. Zwar lächelte Katarina ab und zu, aber es wirkte immer ein wenig unheimlich und aufgesetzt, auch wenn sie sich Mühe gab es zu verbergen. Ivan lehnte sich an die Wand neben der Tür und wartete seelenruhig. Es war sein Kriegsrat, sie würden nicht ohne ihn anfangen.
Kurze Zeit später, gingen sie nebeneinander durch die Flure des Eispalastes und schwiegen einander an. Ivan versuchte in Gedanken nach irgendeinem Gesprächsthema zu suchen, mit dem er sie nicht wieder reizte, aber ihm fiel nichts ein.
„Warum lebst du eigentlich noch immer in deinen alten Gemächern?“ versuchte, zu ihrem eigenen Erstaunen, ausgerechnet Katarina das Schweigen zu brechen. Sie wollte nicht vollkommen verschlafen im Thronsaal erscheinen und mit ihm zu reden, würde sie hoffentlich endlich ganz aufwecken. Mit etwas Glück, sagte er wieder irgendetwas Dummes dass sie aufregte und gleichzeitig auch aufweckte. „Ich weiß, dass du noch immer im Westflügel, in den Prinzengemächern, wohnst und das obwohl du schon seit fast einem Jahr Zar bist. Stehen Vaters Zimmer die ganze Zeit über leer?“
„Ich weiß nicht wovon du redest. Aber was ist mit dir?“ wich Ivan einer Antwort rasch aus und bemühte sich möglichst anklagend zu klingen, um sie von diesem Thema abzubringen. Außerdem, ging es sowieso um eine Frage, die er sich schon seit ihrer Rückkehr stellte. Sie hatte sich ohne zu zögern den einzigen Teil des Palastes genommen, der ihr selbst als Prinzessin von Erengrad nicht zustand. Ein weniger geduldiger Zar, hätte sie schon längst dort rauswerfen lassen. „Die Wahl deiner Gemächer ist nicht weniger verwunderlich, um ehrlich zu sein für manche schon fast ein wenig...nun wie soll ich es ausdrücken? Bedenklich ist vielleicht das richtige Wort, obwohl ´beunruhigend` auch passen würde. Wie auch immer, alleine damit hast du schon genug Aufsehen erregt, zumindest unter dem Adel Kislevs.“
„Was meinst du damit? Gibt es ein Problem mit meinen Zimmern? Dort spukt es doch nicht etwa, oder?“ fragte Katarina unschuldig, obwohl sie natürlich ahnte worauf er hinaus wollte.
„Du weißt ganz genau worauf ich hinaus will. Es sind die Gemächer der Zarin.“
„Was ist falsch daran?“ Natürlich waren es die Gemächer der Zarin, setzte sie in Gedanken nach. Es waren die einzigen, die ihrer würdig waren, dazu kam, dass sie diese Räumlichkeiten damals brauchte. Als sie vor einigen Monaten in Kislev ankam, besaß sie nichts weiter als ein halbwegs hübsches Kleid und ein Pferd. Beides gestohlen. Zwar erhielt sie als Prinzessin von Erengrad nach einer Weile genug Gold um das zu ändern, aber das hatte gedauert. Bis dahin, benutzte sie die ersten Tage noch die Garderobe ihrer Mutter. Außerdem standen ihr ganz genau diese Gemächer zu und keine anderen. Auch wenn es vielleicht etwas übertrieben war, sämtliche Bediensteten so sehr zu verschrecken, dass sich niemand mehr in diesen Teil des Palastes traute. Niemand, außer diese verfluchte Imperiale aus Ostland, die eines der Zimmer bewohnte und wegen der Katarina hier nicht alles in eisige Kälte einhüllen konnte.
„Nichts. Ich habe dir nach deiner Ankunft angeboten, dass du dir deine Räumlichkeiten im Palast selber aussuchen darfst. Allerdings kannst du dort nicht ewig bleiben. Sollte ich heiraten, müsste ich dich dort vertreiben.“
„Du weichst meiner Frage noch immer aus.“ versuchte jetzt Katarina ihrerseits vom Thema abzulenken. Er würde nicht mehr lange genug Leben, um sie aus diesem Teil des Palastes zu verjagen und zu heiraten. Sie musste nur noch eine Möglichkeit finden ihn loszuwerden, ohne einen handfesten Bürgerkrieg loszutreten, der die Konföderation endgültig zerreißen würde. Mit einem zersplitterten und ausgebluteten Reich, konnte sie keine Invasion starten. „Warum meidest du seine Gemächer? Ist etwas zwischen dir und Vater vorgefallen, während ich weg war?“
„Wie kommst du auf diesen absurden Gedanken? Nur weil ich meine eigenen Gemächer gemütlicher finde? Ich habe mich an sie gewöhnt.“
„Ich habe dich in der Schlacht gesehen. Du benutzt seinen Speer nicht, obwohl Splitterklinge die mächtigste Waffe von ganz Kislev ist und jeden Feind auf der Stelle in einen nutzlosen Block Eis verwandeln kann.“ fuhr Katarina ohne Gnade fort und ohne sich abwimmeln zu lassen. Wenn er ihr unangenehme Fragen stellen konnte, dann konnte sie das schon lange. „Du kämpfst mit einem gewöhnlichen Sarrass, als wärst du einer der Husaren, anstatt die uralte magische Waffe der Bokha vor dir herzutragen und dabei vor lauter Stolz zu platzen.“
„Und worauf sollte ich deiner Meinung nach so stolz sein?“ murmelte Ivan mit einem Anflug von Ärger. Endlich hatte sie ein Thema gefunden mit dem sie ihn nerven konnte. Wurde auch Zeit den Spieß einmal umzudrehen, dachte sie voller Genugtuung.
„Ich weiß nicht genau. Darauf Zar zu sein vielleicht?“ versuchte Katarina es mit der Offensichtlichen Antwort.
„Du meinst, darauf ein Zar zu sein, der nur herrschen darf, weil man dich weggeschickt hat?“ fragte Ivan zynisch und wich ihrem fragenden Blick aus. „Ja, ich bin unglaublich stolz darauf zweite Wahl zu sein.“
Katarina blinzelte verwirrt. Mit so einer Antwort, hatte sie nicht unbedingt gerechnet. „Keine Angst, ich bin nicht...“
„Es gibt wichtigere Dinge zu besprechen als das.“ unterbrach sie Ivan mit einer für ihn ungewöhnlich schroffen Art. Sie musste einen Nerv getroffen haben, dachte Katarina zufrieden mich sich selbst. Anscheinend war das Verhältnis zwischen Ivan und ihrem Vater auch alles andere als perfekt gewesen. Sicher nicht ganz so schlecht wie zwischen ihr und dem toten Zar, aber immerhin etwas. Während sie sich noch zufrieden in ihrem kleinen, unbedeutenden Sieg sonnte, sprach Ivan weiter und seine Worte rissen sie sofort wieder zurück ins Hier und Jetzt. Sie erinnerten Katarina daran, dass Ivan noch immer ihr Feind war. „Zum Beispiel die Gesellschaft, in der du dich neuerdings aufhältst.“
„Gesellschaft? Ich habe keine Ahnung wovon du redest, aber es ist ein guter Versuch, um von dir selbst abzulenken.“ erwiderte Katarina spöttisch, sollte er seine kleinen, unwichtigen Geheimnisse halt behalten. Viel wichtiger war im Moment, dass er sich nicht in ihre einmischte. „Also, in was für einer Gesellschaft halte ich mich denn in letzter Zeit auf? Oder um es anders zu fragen, seit wann hat es dich zu interessieren, mit wem ich mich treffe? Du sitzt vielleicht auf dem Thron, aber du bist nicht mein Vater.“
„Ach ich bitte dich, Katarina, du weißt ganz genau was ich meine. Denkst du etwa, ich bin vollkommen blind in meiner eigenen Stadt? Es stimmt zwar, dass ich nicht viel übrig habe für politische Ränkespielchen, aber selbst ich merke, wenn etwas vor sich geht. Die Tscheka ist sehr...beunruhigt, wenn es um deine neuen Freunde geht und ich auch um ehrlich zu sein.“
„Du hast Vaters Geheimpolizei auf mich angesetzt!?“ fuhr in Katarina empört an, hauptsächlich, um hinter der Maske aus Empörung ihre wahren Gefühle zu verstecken und sich nicht anmerken zu lassen, wie ertappt sie sich gerade vorkam. Es war vielleicht etwas naiv von ihr gewesen anzunehmen dass Ivans Naivität dafür sorgte, dass sie mit allem was sie tat durchkam. Sollte er Verdacht geschöpft haben? Besonders heimlich ging sie immerhin nicht vor. Bis eben, hatte sie auch keinerlei Notwendigkeit darin gesehen, immerhin schien der Zar sich nicht für ihre Aktivitäten zu interessieren. Dachte sie zumindest.
„Meine Geheimpolizei.“ korrigierte sie Ivan ruhig, ohne sich von ihrem kleinen Ausbruch beeindrucken zu lassen. Sie sollte froh sein, dass er damit zu ihr kam. Ein paranoiderer Zar, hätte sie schon längst in die Kerker werfen lassen. Genauso gelassen sprach er weiter. „Und nein, das habe ich nicht. Aber sie beobachten die Leute, mit denen du dich in letzter Zeit immer häufiger triffst und genau diese Leute, lassen meine Männer nervös werden. Fanatische Anhänger der Ursunkulte, Kriegstreiber und Unruhestifter unter den Bojaren, alter Gospodariadel. Aus diesem Grund, hat Kommissar Pashenko angeordnet dich ebenfalls beobachten zu lassen. In den Tempeln Ursuns im ganzen Land wird dein Name gepriesen. Es heißt, du wärst die seit 1000 Jahren verschollene und lang erwartete Königin, Miska. Reinkarnation unserer größten Anführerin und ihre Erbin. Gekommen um zu beenden, was sie einst begann.“
„Und was wäre das?“ erklang Katarinas Antwort beinahe schon zischend. Wenn er das alles schon die ganze Zeit wusste, warum versuchte er dann nicht sie einzusperren? Nicht, dass es ihm ohne sämtliche Magier des Landes jemals gelingen würde, aber sie hätte erwartet, dass er es wenigstens versuchte.
„Die Invasion des Imperiums.“ enthüllte Ivan, als wäre es das normalste auf der Welt und sie redeten gerade ein wenig über das Wetter. Katarina dagegen musste sich zusammenreißen um ihre Maske aus reiner Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten und sich nichts anmerken zu lassen. „In der Schlacht der Säbel gewann sie die Kontrolle über einen Großteil der Ostmark, doch konnte aufgrund der Bedrohung durch das Chaos nicht weiter vorstoßen. Und dann, ist sie verschwunden. Aber das weißt du ja alles selbst.“
„Ich kenne die Geschichten.“
„Dann kannst du mir sicher auch eine Frage beantworten. Warum, triffst du dich mit diesen Leuten? Sie sind unsere Feinde. Sie arbeiten gegen mich, dich und ganz Kislev mit ihren seltsamen Wahnvorstellungen. Wieso lässt du zu, dass sie dich vergöttern und als ihre Heldin feiern?“
„Ist das nicht offensichtlich? Sie würden im Moment niemals für dich in die Schlacht ziehen und selbst wenn sie es täten, würden sie die ganze Zeit versuchen dich zu sabotieren oder sogar zu töten. Doch wenn sie meine Männer werden, kämpfe, sie für mich und ich, folge dir. So kämpfen sie immerhin für dich und nicht gegen dich, auch wenn sie es nicht einmal merken. Sie...“ verwirrt brach Katarina ab, als Ivan neben ihr plötzlich anfing zu Lachen. Sie ballte die Fäuste, weil er ihre Worte anscheinend vollkommen lächerlich fand. Wollte er so gerne noch heute sterben? Sie wusste, dass ihre Ausrede nicht besonders einfallsreich oder glaubhaft war, aber das gab ihm noch keinen Grund sie auszulachen. „Was? Was ist? Warum lachst du?“
„Weißt du noch, was Vater gerne über die Politik der kislevitischen Konföderation zu sagen pflegte?“ fragte Ivan und sein Lachen verstummte auf der Stelle, während er ihr prüfend in die Augen blickte, was Katarina noch unangenehmer fand als sein Gelächter. „Wenn die Götter der Vernichtung und des Todes von Norden aus gegen Kislev ziehen, um Verderben über die Menschheit zu bringen, werden die Diener, angeblichen Freunde und Untertanen euch den Rücken zukehren. Worte wie Treue und Ehrgefühl, werden nichts mehr bedeuten, sondern nur noch leer und hohl klingen, wie das Gelächter derjenigen, die dem Wahnsinn der Götter verfallen. Wenn alles um euch herum zusammenbricht und droht in den Wogen des Chaos zu versinken, könnt ihr euch nicht auf die Norse oder Ungolen verlassen, genauso wenig wie auf die Hilfe der Imperialen, nicht einmal auf die Gospodari und die Bojaren. Deswegen, wenn der Sturm des Chaos um euch herum tobt und versucht euch zu verschlingen, vertraut niemandem, außer einem anderen Bokha“
„Ich erinnere mich, leider. Das war einer seiner Lieblingssprüche. Er hat es andauernd gesagt. “ Katarina verkniff sich eine zynische Bemerkung zu diesen Worten, die sie beide als Kind so oft hören musste. Wie viel die Familie den Bokha bedeutete, hatte sie am eigenen Leib erfahren als man sie in Altdorf verrotten ließ, nämlich rein gar nichts.
„Ja, das hat er.“ stimmte ihr Ivan zu. Nach einer kurzen Pause, in der er sie noch immer durchdringend ansah und versuchte aus ihr schlau zu werden, gab er es schließlich seufzend auf. Es gelang ihm einfach nicht durch ihre Maske hin durchzublicken, egal wie lange er sie auch anstarrte. „Und deswegen, habe ich der Tscheka auch befohlen, sich aus deinen Angelegenheiten herauszuhalten. Sie werden dich nicht mehr belästigen oder beobachten, sondern dir laut meinen neusten Anweisungen so gut es geht aus dem Weg gehen.
„W-w-was?“ stotterte Katarina voller Überraschung. Wo waren die Wachen, die sie jetzt eigentlich festnehmen sollten? Die magischen Fallen? Das war alles? Er sagte, dass er ihr vertraute und vergaß alles? „Ich meinte...danke.“
„Sieh es als Vertrauensbeweis an, wenn du möchtest.“
„Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen und werde dich nicht enttäuschen.“ antwortete sie und versuchte ehrlich zu klingen. Die Anspannung fiel von ihr ab. Warum war er so blind gegenüber allem was sie unternahm? Die Tscheka bestand aus seinen treusten Anhängern. Wenn diese Männer sie für eine Gefahr hielten, dann sollte er als Zar lieber darauf hören. „Nur verstehe ich nicht ganz, warum. Warum solltest du mich einfach so unbeaufsichtigt lassen, wenn ich mich mit deinen Feinden treffe? Jeden anderen Adeligen, hättest du auf der Stelle festnehmen lassen, selbst wenn er dieselbe Geschichte wie ich erzählen würde.“ fragte Katarina voller Verwirrung, auch wenn sie das Thema lieber auf sich beruhen lassen sollte. Sie verstand seine Gedankengänge nicht und konnte sie erst recht nich nachvollziehen.
„Ja, aber du bist nicht jede beliebige Adelige. Du bist ein paar Jahre weg gewesen, aber noch immer eine Bokha und daran wird sich auch niemals etwas ändern. Du wirst deine Gründe haben, für das, was du tust. Was immer du planst, letztendlich kann ich mich darauf verlassen, dass du an meiner Seite stehst. Unser Blut verbindet uns und wird dafür sorgen, dass wir uns gemeinsam gegen die Wogen des Chaos stemmen.“ sagte er voller Überzeugung, die Katarina kurz zusammen zucken ließ.
„Ja, das tut es.“ antwortete Katarina mit belegter Stimme. Er machte es ihr im Moment nicht gerade leicht ihn zu hassen. Es war besser, ihm in Zukunft wieder aus dem Weg zu gehen. Den restlichen Weg zum Thronsaal gingen sie zum Glück schweigend. Als sie endlich in der Halle ankamen, die genau wie der Rest des Palastes aus Eis bestand, fiel Katarina als erstes ein langer Tisch auf, der einige Schritte vom Thron entfernt stand. Ah ja, der Thron war natürlich auch aus Eis. Ihre Vorfahren, hatten bei der Einrichtung des Palastes nicht unbedingt ihre Kreativität unter Beweis gestellt. Andererseits mochte Katarina die spiegelnden Wände und kristallklaren Säulen. Man musste vielleicht eine Eishexe sein, um die wahre Schönheit und Perfektion des Bokhapalastes zu erkennen. Auf dem Tisch, lag eine Karte ausgebreitet und darum, hatten sich drei Männer versammelt, die sie ungeduldig erwarteten. Es waren Hadrin, der Zwergenprinz aus Norsca, Kaspar von Velten, der imperiale Botschafter und Alex, der Bojar von Praag. Ein Zwerg, ein Imperialer und ein Ungole. Das also war Ivans toller Kriegsrat, dachte Katarina spöttisch. Miska drehte sich in diesem Moment in ihrem eisigen Grab um, da war sie sich sicher. In einiger Entfernung, am Rand des Thronsaals, stand eine weitere Gestalt, unbeweglich und ungerührt von ihrer Ankunft starrte er einfach weiter vor sich hin und sah nicht so aus, als wollte er sich in nächster Zeit in Bewegung setzen. Kajetan hielt sich abseits vom Rest auf und versuchte möglichst unbeteiligt zu wirken. Er war ohnehin nicht der große Redner oder Denker. Seine Zeit würde kommen sobald die Schlacht begann und er in seinem Element war, doch jetzt konnte er nichts zu ihrer kleinen Runde beitragen, also hielt er sich bedeckt. Er war erstaunlich gut darin, niemandem mit seiner Anwesenheit zur Last zu fallen, eine Eigenschaft, die Katarina sehr zu schätzen wusste. Vielleicht würde sie ihn nach Ivans Tod sogar behalten, immerhin war er durch seine zahlreichen Siege zu einer Art Held unter den kislevitischen Truppen aufgestiegen. Jemanden wie ihn für sich zu gewinnen, würde ihr sicher nicht schaden. Sie alle grüßten den Zar und zumindest der Botschafter, bemerkte auch Katarinas Anwesenheit.
„Wo ist der Erzmagier?“ fragte Ivan ohne Umschweife in die Runde, während er sich umsah. Vladimir sollte ebenfalls hier sein und an der Beratung teilnehmen.
„Das weiß niemand, ich am allerwenigsten. Diese Magier haben doch eh alle einen Knall.“ murmelte Alex und alles an ihm strahlte schlechte Laune aus. Als einziger Ungole unter den Bojaren und Herr über Praag, musste ihn der Einmarsch in den Steppen von den Anwesenden am härtesten treffen. Jeder wusste zumindest vom Hörensagen her, was die Dämonen Nurgles mit dem Land anrichteten über das sie marschierten. Die Stämme der Ungolen würden noch mehr leiden, was zumindest Katarina nicht weniger interessieren könnte. „Nichts für Ungut, Prinzessin, Ihr stellt natürlich eine Ausnahme dar, aber Eure geschätzten Kollegen, sind oft nicht besonders zuverlässig und ich zweifle ehrlich gesagt an ihrem Nutzen.“
„Ich weiß wovon Ihr redet, Bojar und bin ganz Eurer Meinung. Ich würde sie nicht einmal als meine Kollegen bezeichnen, eher als...“ setzte Katarina zu einer ausgiebigen Rede über den Zustand des Eisordens an, die sie schon oft genug gehalten hatte und trotzdem jederzeit gerne wiederholte.
„Dann fangen wir halt ohne ihn an.“ unterbrach sie Ivan, bevor sie sich noch stundenlang über die Unfähigkeit der kislevitischen Magier auslassen konnte. „Also, wie ist die Lage im Norden?“
Katarina zweifelte daran, dass dieses ganze Theater wirklich notwendig war, aber sie tat trotzdem so als würde sie die Karte ebenfalls interessiert betrachten, um nicht weiter aufzufallen. Konnten sie nicht einfach losmarschieren und diese stinken Dämonen vernichten, ohne diesen Unsinn? Die Prinzessin, unterdrückte einen genervten Seufzer, während sie sich die Karte ansah, die ihr eigentlich nichts neues zeigte. Einige rote Bären standen um die Hauptstadt, im Süden des Landes, herum verteilt und markierten die Hauptstreitmacht der Gospodari und die Truppen des Zaren, genauso wie Katarinas eigene Männer. In Gedanken nahm sie sich fest vor, ihrer stetig wachsenden Privatarmee eigene Farben und ein eigenes Banner zu geben. Mit dem roten Bären der Bokha verband sie nichts mehr, sie musste ihn dringend loswerden, genauso wie alles andere was sie noch an ihre Vergangenheit fesselte. Sie ließ den Blick weiter über den Tisch wandern. Im Norden herrschte komplette Leere, abgesehen von zwei unförmigen Holzblöcken die die Feinde darstellen sollten, eine Horde aus Dämonen und verfaulenden Auserwählten Nurgles. Die Seuchenhüter, würden ganz Kislev Krankheiten und Tod bringen, wenn man sie nicht schnell aufhielt und die Körper der Pestbringer verbrannte.

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Am westlichen Rand der Karte, etwa auf derselben Höhe wie Kislev, lag Erengrad. Die reichste Stadt des Landes, schmiegte sich direkt an die Küste der Krallensee und brachte dem Rest der Konföderation den Wohlstand des Imperiums und des Südens. Ein roter Bär lag mitten auf der Hafenstadt, umgeben von einigen Goldenen, die man nicht umgeworfen hatte. Er symbolisierte die Gospodarigarnison der Stadt, die vor einiger Zeit Nahe Böhsenfels gegen die Streitkräfte des Chaos aufgerieben wurde. Damit verteidigten nur noch Anastasia Vilkowas goldene Bären die Stadt und den ganzen Westen. Die kislevitischen Norse konnten dadurch im Moment tun und lassen was immer sie wollten. Gut für sie, schoss es Katarina durch den Kopf, ein Problem mehr mit dem ihr Bruder sich herumschlagen musste und seine Aufmerksamkeit von ihr ablenkte.
„Normalerweise, gelangen die Chaosbarbaren über die Krallensee zu uns oder marschieren an deren Ufer entlang. Dann wären sie in Erengrad gelandet und wären sie durch den nordöstlichen Pass, direkt am Rand der Chaoswüste, gegangen, stünden sie jetzt vor Praag und nicht mitten in der Steppe, wo niemand mit ihnen rechnete.“ versuchte Katarina möglichst früh ihren Beitrag zu der Runde beizusteuern, damit sie während der restlichen Beratung vielleicht etwas Schlaf nachholen konnte.
„Also sind sie durch das Gebirge direkt von Norden gekommen. Wie sind sie durch das Norscagebirge gelangt, ohne dass die Zwerge sie bemerkten?“ wandte Ivan sich an den Zwerg, der sich bei dieser Frage sofort sichtlich unwohl fühlte und nervös durch den schwarzen Bart strich. Sie war mit Hadrin zusammen gereist und normalerweise, ließ er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht fühlte er sich auch nur unwohl weil er seine schwere, unpraktische Rüstung nicht trug, da wurde er meistens etwas merkwürdig. „Sollten die nördlichen Wehrstädte nicht die wichtigsten Pässe in der Gegend kontrollieren? Es ist lange her, dass wir wirklich Neuigkeiten über die Größe oder den Zustand von Kraka Drak hörten, aber laut unseren Aufzeichnungen sollte es die gesamte Grenze zur Steppe abdecken.“
„Das tut es.“ pflichtete ihm der Zwerg bei, was ihm einige ungläubige und zweifelnde Blicke einbrachte, woraufhin er sich korrigierte. „Oder sagen wir, das hat es einmal. Möglicherweise, gab es in letzter Zeit einige kleinere...Durchbrüche, der Chaosbarbaren. Ein paar der kleineren Wehrsiedlungen sind gefallen und auch der ein oder andere Pass befindet sich nicht mehr in unseren Händen, soweit ich weiß.“
„Warum wissen wir nichts davon?“ fragte der Zar, verwirrt über das Verhalten ihrer nördlichen Nachbarn. Er hatte nie viel mit den Norscazwergen zu tun gehabt und kannte sich nicht mit ihnen aus, aber dafür mit ´normalen` Vertretern ihres Volkes. Er hatte im Gegensatz zu Katarina den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Erengrad und der Gegend um die Hafenstadt verbracht und dort gab es ein Zwergenviertel. „Wenn die Zwerge das Gebirge nicht mehr alleine halten können, dann müssten sie nur eine Nachricht hierher senden und ich würde sie unterstützen. Immerhin liegt die Verteidigung der Pässe auch in unserem Interesse.“
„Weil der Großkönig von Kraka Drak keinen Kontakt zu den Menschen wünscht, genauso wenig wie zu unseren südlichen Verwandten. Er ist ein wenig eigenbrötlerisch und nicht interessiert an allem was aus dem Süden kommt.“ als der Blick des Zaren sich bei diesen Worten verdüsterte, zuckte der Zwerg nur ahnungslos mit den Schultern. Er selber konnte das Verhalten des Großkönigs auch nicht nachvollziehen und die Wehrstadt aus der er kam, profitierte gerne von dem Handel mit dem Süden. „Aber meine Männer und ich sind bereit, uns für dieses Versagen Euren Truppen anzuschließen. Unsere Verwandten haben die Barbaren vielleicht nicht bemerkt oder Euch gewarnt, aber wir werden sie vernichten und es wieder ausgleichen. Außerdem, müssen wir sowieso nach Norden marschieren, um nach Kraka Ravnsvake zurückzukehren.“
„Ich weiß Eure Hilfe zu schätzen, doch wir müssen nach der Schlacht dringend an den Beziehungen und dem Austausch zwischen unseren Reich arbeiten. Es kann nicht sein, dass eine so große Armee einfach durch ganz Kraka Drak marschiert, ohne dass wir etwas davon erfahren.“ damit ließ er vorerst von dem Zwerg ab. Dass die Norscazwerge sie nicht warnten, war eine Unannehmlichkeit, aber nicht der Untergang der Welt. „Wie stehen die Chancen, dass die Anhänger Nurgles nicht einmal lebend durch die Steppe gelangen?“
„Normalerweise, würden die Stämme der Ungolen sich jetzt zusammenschließen und diese Nurgle Bastarde zurück in den Norden jagen. Auf der offenen Steppe sind die langsamen Barbaren unseren wendigen Pferden weit unterlegen. Wir haben das schon oft erlebt wenn Praag fällt und die Feinde von Osten her die Steppen fluten. Nur selten gelingt es dem Chaos uns zu stellen und zu besiegen.“ erklärte der Bojar von Praag, der als einziger Ungole in der kleinen Runde wirklich etwas wissenswertes über die Steppenbewohner beisteuern konnte. „Selbst dann, sind die verbliebenen Angreifer zu schwach, um weiter vorzudringen und ziehen sich in den Norden zurück um ihre Wunden zu lecken. Allerdings...sind die Nomaden weiter nach Westen gezogen, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.“
„Alle Stämme?“ fragte Ivan verwundert nach. Es war noch nie vorgekommen, dass sämtliche Ungolen der Steppe sich weigerten zu kämpfen.
„Soweit ich weiß, ja.“ antwortete der Ungole zögerlich. Er wusste nicht, wie sein Zar auf den Unwillen der Steppennomaden reagieren würde. Die meisten von ihnen hassten den Zaren nicht, aber waren auch nicht begeistert darüber ihr Blut für ihn zu vergießen. Sie würden sich aus allem heraushalten, sollten die Gospodari sich um die Verteidigung der Grenzen kümmern wenn sie sich schon als ihre Herren aufspielen wollten.
„Wir hätten andere Möglichkeiten finden müssen, um mit dem Unmut unter den Stämmen fertig zu werden.“ reagierte Ivan ohne Zorn auf diese Nachricht, dafür verfiel er in eine nachdenkliche Stimmung. „Früher, hätten die Stämme sich nicht einfach in den Westen geflüchtet. Sie hätten ihre besten Krieger versammelt und für ihren Zaren gegen die Eindringlinge gekämpft. Ich schätze, im letzten Jahr ist mehr zu Bruch gegangen als nur die Beziehungen zu ein paar der östlichen Ungolenstämme.“
„Es ist wahr, dass unter den Nomadenstämmen die Kämpfe gegen ihre Verwandten im Osten nicht gut ankamen, aber nicht alle Ungolen denken so. Ein nicht gerade kleiner Teil Eurer Truppen, besteht noch immer aus ihnen und sie stehen treu zu Euch. Auch die westlichen Stämme erheben sich nicht gegen Euch.“ Aber sie kämpfen auch nicht für Euch, fügte Alex in Gedanken hinzu. „Zu viele aus meinem Volk, mussten im letzten Jahr ihr Leben lassen als die östlichen Stämme rebellierten.“
„Was auch das einzig richtige war.“ mischte sich Katarina unwirsch ein. Es reichte jetzt auch mit diesem sinnlosen Gerede. Die Ungolen hatten den Krieg gewollt und bekommen was sie verdienten, jetzt sollten sie sich gefälligst zusammenreißen und sich wieder hinter den Gospodari einordnen, anstatt herumzusitzen und ihre Wunden zu lecken. „Du konntest nicht zulassen, dass diese Nomaden und Hinterwäldler dir auf der Nase herumtanzen. Wenigstens sind sie jetzt nicht mehr in der Lage uns in den Rücken zu fallen und erneut zu verraten.“
„Wenn sie zu schwach sind, um gegen mich zu kämpfen, dann sind sie auch zu schwach, um für mich zu kämpfen.“ erwiderte Ivan nachdenklich „Und wenn die Ungolen nicht kämpfen können, steht der Norden unseres gesamten Reiches weit offen, für jeden der ihn sich nehmen möchte. Sie könnten sogar jederzeit bis nach Praag marschieren und die Stadt erobern, ohne dabei wirklich auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Es ist im Moment leichte Beute und es ist entscheidend, dass die Stadt nicht noch einmal in die Hände des Chaos fällt.“ sagte Ivan voller Entschlossenheit. Das letzte Mal als Praag fiel, rebellierten noch mehr Ungolenstämme. Die Stadt galt unter ihnen fast schon als heilig. Es war die älteste Stadt des Landes und schon ihr Zufluchtsort gewesen, lange bevor die Gospodari sie unterwarfen. „Vor allem, muss ich den Ungolen damit zeigen, dass ich sie mit derselben Entschlossenheit verteidige, mit der ich auch zur Rettung der Gospodari eilen würde. Ich muss sie davon überzeugen, dass ich der Zar der Kisleviten bin und nicht nur der Gospodari.“
„Wozu?“ warf eine gelangweilte Katarina ein, nachdem sie sich das viel zu lange anhören musste. Wenigstens war der Botschafter still und starrte nur gedankenverloren vor sich hin, er befand sich gerade weit weit weg von diesem unnützen Gespräch, vermutlich wieder bei seinem genauso unwichtigen Mörder, dachte sie genervt. „Sollen die Ungolen doch vorerst alleine versuchen zu kämpfen. Wir werden ja sehen, wie gut sie sich gegen den Champion schlagen. Vielleicht eilen sogar einige der Nomadenstämme zur Verteidigung von Praag herbei und mit etwas Glück, gewinnen sie sogar. Und falls nicht... nun, falls nicht, ist das auch nicht weiter schlimm. Dann beseitigen wir halt die Reste der feindlichen Armee, nachdem die Ungolen besiegt sind.“
„Wie bitte?“ Ivan starrte sie verwundert und sprachlos an.
„Es sind nur Ungolen. Sie werden dir nicht für deine Hilfe danken, sondern dich bei der nächstbesten Gelegenheit hintergehen, so wie sie es schon immer getan haben. Jeder Ungole, den du heute rettest, wird in ein paar Jahren gegen dich marschieren. Sie sind nicht viel besser als wilde Tiere. Du kannst ihnen etwas zu fressen hinwerfen, aber deswegen werden sie noch lange nicht deine treuen Gefährten und lassen sich den Bauch kraulen. Sie gehen dir trotzdem an die Kehle, sobald dir das Fressen einmal ausgeht oder sie deinen Schutz nicht mehr benötigen.“
„Sie sind Kisleviten und keine Tiere. Du solltest nicht so über unser eigenes Volk reden, Katarina.“
„Unser Volk? Seit wann sind wir Ungolen? Soweit ich weiß, leben wir nicht in stinkenden Zelten, verständigen uns nicht mit Grunzlauten und stoßen unseren Freunden auch keine Speere in den Rücken.“ erwiderte sie, mit einem überheblichen Lächeln in Richtung des Bojaren von Praag, der es für klüger hielt still zu sein, um nicht in Anwesenheit des Zaren ein Mitglied der Bokha zu beleidigen. Dennoch konnte sie erkennen, wie viel Mühe es ihm bereitete sich zurückzuhalten. Ein weiterer Bojar, den sie wohl niemals auf ihre Seite ziehen würde, aber sie konnte auch auf die Hilfe eines zurückgebliebenen Ungolen verzichten.
„Ja, unser Volk. Sie sind Teil der kislevitischen Konföderation, genauso wie du und ich. Es gibt keinen Grund sie anders zu behandeln als die Gospodari oder Norse, immerhin leben wir seit mehr als 1000 Jahren Seite an Seite. Außerdem, sind sie meine Untertanen. Ich bin dazu verpflichtet sie zu beschützen und...“
„Sie haben unseren Vater getötet!“ unterbrach ihn die Eishexe laut und mit einem kalten Lächeln auf den Lippen. „Sie haben ihn als Freunde und Verbündete in den Norden gelockt, ihn mit einem freundlichen Lächeln als Zar gepriesen und dann feige ermordet. Er war ihr Gast, als sie ihn mit seinem eigenen Speer abgestochen haben, und diesen hinterhältigen Kreaturen sollen wir jetzt beistehen? Wozu? Damit sie uns allen eines Tages das gleiche antun können?“
Die restlichen Anwesenden, verfielen in eine Art betretenes Schweigen, während die beiden Bokha sich gegenseitig aufstachelten, reizten und zum erstenmal, seit Katarinas Rückkehr, kurz davor standen sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Ivan meinte diesen Unsinn wirklich ernst. Er würde das Leben seiner besten Krieger riskieren, nur um die Ungolen davon zu überzeugen, dass er bereit war für sie zu kämpfen. Für Katarina, war das einfach nur Wahnsinn, vor allem, da es ihre zukünftigen Krieger waren, die er für die Rettung dieses Abschaums in den Tod schickte.
„Ein Ungole hat ihn ermordet, ein einziger, nicht ihr ganzes Volk.“ Ivans Stimme wurde ungeduldiger, je länger er darüber mit ihr diskutieren musste. Er verstand nicht, wie Katarina so etwas überhaupt sagen konnte. Sie sollte doch wissen, wie schwach und angreifbar die Gospodari wären, wenn sie ganz alleine stünden. „Noch immer marschieren Tausende Ungolen und Norse in den Reihen meiner Armee. Sie kämpfen treu an der Seite der Gospodari, weil sie verstanden haben, dass wir im Angesicht des Chaos nur überleben können, wenn wir zusammenhalten. Wir sind seit so langer Zeit Teil eines Landes und es sind nur Menschen wie die Aufständischen oder deine neuen Freunde, die Frieden in unseren eigenen Reihen noch immer erfolgreich verhindern. Was soll ich deiner Meinung nach sonst unternehmen? Soll ich zusehen wie die einzige Stadt der Ungolen in die Hände des Chaos fällt? Soll ich zusehen, wie sie alle von dem Pestgott ausradiert werden?“
„Sollen sie verrotten! Soll Nurgle sie allesamt verfaulen lassen! Welchen Unterschied macht es für Kislev ob diese Verräter existieren oder nicht? Ich weiß nur eines, wir alle wären sicherer ohne sie.“
„Hör auf so zu tun als würde dich Vaters Tod interessieren. Du benutzt ihn nur, um die Gospodari aufzustacheln. Der ganze Feldzug gegen die Ungolen, um ihn zu rächen, war dir völlig gleichgültig. Hätte es dir wirklich etwas bedeutet, wärst du an meiner Seite in die Schlacht gezogen, aber das hat es nicht.“
„Dir etwa? Du hast doch noch immer zu viel Angst vor ihm um Splitterklinge auch nur anzufassen.“ entgegnete sie voller Verachtung „Sein Tod, während ich noch in Altdorf war, muss für dich doch eine Erlösung gewesen sein. Immerhin weißt du selbst genau, dass du für ihn immer nur an zweiter Stelle standest.“
„Ich habe seinen Tod gerächt, seinen Mörder zur Rechenschaft gezogen und sein Reich vor dem Untergang bewahrt. Was hast du in der Zeit für uns geleistet? In welchen Schlachten hast du in den letzten Jahren die Bokha und unseren Anspruch verteidigt? Ah, richtig, in keiner einzigen. Du hast im Imperium auf der faulen Haut gelegen und dich amüsiert.“
„W-was?“
„Wer von uns beiden musste denn das zerbröckelnde Reich zusammenhalten, während der andere in Altdorf von einem Ball zum nächsten tanzte und es sich am imperialen Hof gut gehen ließ?“ fuhr Ivan unerschrocken fort, ohne die drohende Gefahr, in der er gerade schwebte, zu bemerken.
„Wie kannst du...“ Katarinas Stimme bebte vor Zorn, als sie abbrach und vor lauter Hass auf ihn kein Wort mehr herausbrachte. Er sollte nicht über ihre zeit in Altdorf reden, nicht er, der sie dort vergessen hatte. Doch noch bevor sie dazu kam ihn vor aller Augen in Eis zu verwandeln, öffneten sich die großen, kristallenen Türen zum Thronsaal. Ein paar Wachen, führten einen Mann mit langen, schwarzen Haaren herein. Katarina schätze ihn ungefähr auf Ivans Alter, also etwa Zwanzig. Als er näherkam, konnte sie erkennen, dass er verletzt war. Ein langer, blutiger Riss ging durch sein seidenes, rotes Gewand an der Schulter und war nur notdürftig verbunden. Der Mann, konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten und erinnerte Katarina an sich selbst als sie vorhin aufstehen musste. Er wirkte mitgenommen und abgekämpft, aber ihn umgab trotzdem etwas, das Katarina nicht wirklich deuten konnte und sie verwirrte. Eine Ausstrahlung, die ihn trotz seines Zustandes, über alle anderen im Thronsaal erhob, es war fast als überstrahlte er alle Anwesenden. Es war keine Magie, zumindest keine die sie kannte, sondern etwas anderes. Doch ihr Interesse daran verschwand so schnell, wie es gekommen war. Es war nicht gefährlich, also konnte sie es ignorieren. Vielleicht ein Zauber um Frauen zu beeindrucken, er sah so aus, als wäre das genau das passende für ihn. Ohne das Blut und ausgeruht, erregte er aber sicher auch ohne solche Tricks die Aufmerksamkeit jeder Adeligen die er haben wollte. Sein Gesicht war edel und fein geschnitten und die braunen, tiefen Augen, strahlten eine Ruhe und Gelassenheit aus, die so gar nicht zu seinem erschöpften Zustand passen wollte.
„Michail?“ fragte der Zar verwundert. Er hätte seinen Kindheitsfreund fast nicht erkannt, so fertig wie er aussah. Normalerweise, würde der Anführer der Tscheka niemals so herumlaufen, er legte viel Wert auf sein Äußeres, manchmal etwas zu viel. Vor allem aber, sollte Michail Pashenko sich am anderen Ende des Landes in Erengrad aufhalten und dort als sein Statthalter fungieren. „Was tust du hier?“
„Verzeiht, mein Zar. Ich bin so schnell ich konnte hierher geritten.“ erklang die Antwort Pashenkos augenblicklich, während er sich mühsam vor den Zaren kniete und den Kopf senkte. Beim Klang seiner Stimme, verspürte Katarina sofort den Wunsch ihn weiterreden zu hören. Sie konnte hinterher nicht mehr beschreiben was, aber es lag definitiv etwas im Klang seiner Worte, dass einen in den Bann ziehen konnte, selbst wenn er nur über Alltägliches reden würde. Doch das tat er nicht, stattdessen, verkündete er genau die Botschaft, die Kislev in diesem Moment noch gefehlt hatte damit Ivan endgültig durchdrehte. „Erengrad, ist gefallen.“

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Eine Spawnarmee aus Rebellen, die per Skript dann auf die Stadt zuhält. Ich konnte sie leider nicht verteidigen, da es einen kleinen Bug gab. Ich konnte die Schlacht nicht starten. Egal wie oft ich auf manuell oder automatisch schlagen drücken wollte, es passierte nichts. Also musste ich neuladen und die Stadt räumen. Es ist übrigens die reichste Stadt meines ganzen Landes ^ ^




Vorsichtig öffnete Christine von Rauken die Tür zum Arbeitszimmer des Botschafters. Sie hatte vor kurzem erst von einigen Dienern gehört, dass der alte Mann sich in letzter Zeit außergewöhnlich schreckhaft verhielt. Die Jagd nach diesem Mörder schien ihm nicht gut zu tun. Als sie den kleinen Raum voller Papierberge betrat, schien Kaspar von Velten gerade ungeduldig hin und her zu laufen. Er musste etwas wichtiges vorhaben und plötzlich tat es ihr leid, dass sie sich verspätet hatte. Aber die Nachricht, dass er sie sprechen wollte, war so unerwartet gekommen und sie hatte versucht es so gut es ging hinauszuzögern, denn sie erwartete nichts Gutes.
„Ah, gut. Ihr seid endlich da.“ erleichtert wandte er sich Christine zu und lächelte ihr beruhigend zu, als er merkte wie nervös die junge Imperiale war.“ Ich dachte schon ich muss einen meiner Ritter hier lassen, um Euch über die neusten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen.“
„Worum geht es, Eure Exzellenz?“ fragte die junge Imperiale höflich, auch wenn ein Hauch von Beunruhigung in ihrer Stimme mitschwang. Der Botschafter, hatte sie seit ihrem kleinen Ausflug durch die Stadt, nicht mehr zu sich gerufen und dieser angeblich harmlose Ausflug, hätte sie beinahe umgebracht.
„Einer der besten Kandidaten, für eine Verbindung zwischen Kislev und Ostland, befindet sich derzeit in der Stadt.“ sprach er genau die Worte aus, die Christine am aller wenigsten hören wollte. Sie hatte gehofft, dass noch eine lange lange Zeit vergehen würde, bevor er sich die Zeit nahm Kuppler zu spielen. Immerhin schien er es selbst jetzt kaum aushalten zu können seine Zeit für sie zu nutzen, anstatt den Schlächter zu jagen. Verständlich, und sie wünschte sich, er würde lieber wieder seine Jagd fortsetzen als sich an ihre Existenz zu erinnern. „Sein Name ist Michail Pashenko. Ihr habt vielleicht schon von ihm gehört. Er ist der Oberkommissar der Tscheka.“
„Aber ich sollte mich doch erst in Kislev eingewöhnen, bevor eine Hochzeit überhaupt in Frage kommt. Ich bin erst seit weniger als zwei Monaten hier und kenne niemanden. Ich war nur kurz außerhalb des Palastes und bin dabei fast gestorben. Im Moment verstehe ich nicht einmal ihre Sprache!“ die Panik, die in der sich überschlagenden Stimme der jungen Imperialen mitschwang, brachte den Botschafter dazu sich kurz ein müdes Lächeln abzuringen. Seiner Meinung nach, machte sie sich zu viele Gedanken. Er hatte nicht vor, sie jetzt auf der Stelle zu verheiraten, auch wenn in den Befehlen aus Altdorf stand, dass sie so bald wie möglich Verbindungen zu Kislev knüpfen sollte. Wäre sie irgendeine gewöhnliche Adelstochter gewesen, hätte was das anging auch kein großes Problem bestanden, aber unter ihrer ruhigen Oberfläche, konnte Christine erstaunlich widerspenstig sein. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, etwas besonderes zu sein. Eine Auserwählte Sigmars, dazu bestimmt, die Welt vom Makel des Chaos zu säubern. Am Ende doch nur als gewöhnliche Adelige verkauft zu werden gefiel ihr sicher nicht. Aber er war nicht hier um sie glücklich machen, sondern um die Interessen des Imperiums in Kislev zu vertreten, auch wenn er beides, falls möglich, gerne miteinander verbinden würde.
„Die meisten Menschen hier im Süden des Landes sprechen Reikspiel und das sogar sehr gut, wie Ihr sicher bereits bemerkt haben dürftet. Pashenko, stammt aus der Nähe von Erengrad und hat immer wieder einige Zeit im Imperium verbracht, unter anderem auch bei den imperialen Streitkräften und der Flotte. Ich bin sicher, ihr werdet irgendwie in der Lage sein euch zu verständigen.“
„Euer Exzellenz, ich...“
„Es ist eine gute Gelegenheit, um endlich einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.“ fuhr der Botschafter fort und würgte ihren Einwand auf der Stelle ab. „Pashenko, wird die nächsten Wochen hier in Kislev verweilen, um in der Abwesenheit des Zaren die Verteidigung der Stadt zu organisieren. Er ist seine rechte Hand soweit ich weiß und Ivan würde diesem Mann sein Leben anvertrauten.“ Trotz der Bedrohung, die von Norden heran marschierte, würde ein nicht unerheblicher Teil der kislevitischen Truppen in der Hauptstadt bleiben. Die meisten Feinde des Zaren lauerten erstaunlicherweise nicht im Norden, am Rand der Eiswüste, sondern hier im Süden seines Landes. Erst seit Kaspar von Velten Botschafter von Kislev war, verstand er, wie instabil die Lage der kislevitischen Konföderation eigentlich war. Jeder hier hasste jeden und es gab viele, die lieber das ganze Reich in Flammen aufgehen sehen würden als diese alten Feindschaften zu begraben. Im Imperium war es anders. Nun ja, meistens zumindest. Die Fürstentümer hassten sich teilweise auch und einige Kurfürstenhäuser pflegten jahrtausendealte, blutige Fehden untereinander. Aber sie würden nicht einmal im Traum daran denken sich zu verschwören um Karl Franz zu stürzen. Die Einwohner der verschiedenen Fürstentümer waren vielleicht nicht immer einer Meinung, aber letztendlich stand das Reich fest zusammen, zumindest in den letzten paar Jahrhunderten. Anders als Kislev. Es brauchte einen starken Herrscher, um die heißen Gemüter der Nordlinge unter Kontrolle zu halten und sie von Dummheiten abzubringen.
„Das kann doch sicher auch noch weiter warten. Er wird nicht zum letzten Mal in der Hauptstadt sein. Vielleicht im Sommer, dann könnte ich ihn auch in Erengrad besuchen, oder im Herbst, da soll die Stadt am schönsten sein, weil man sie durch den dichten Regen nicht sehen kann.“ schlug sie hastig vor.
„Hört zu, Christine. Seit der Zar mir endlich erlaubt hat, die offiziellen Ermittlungen bei der Jagd nach dem Schlächter zu leiten, habe ich kaum noch Zeit um zu schlafen, geschweige denn mich um andere Dinge zu kümmern.“ er seufzte resigniert und tat ihr gerade fast ein wenig leid. Er wirkte als hätte er seit Tagen kaum geschlafen und sie wusste, dass er mit seinen Männern die ganze Stadt durchkämmte, immer auf der Suche nach irgendeinem Hinweis. Sie selber, hatte längst den Überblick verloren wie viele Opfer es gab. Wenn um die Stadt herum Krieg herrschte, empfand sie den Mörder nicht unbedingt als das größte Problem Kislevs und hielt sich nicht auf dem Laufenden. Ansonsten allerdings, erfuhr sie so einiges in ihrer Zeit im Palast. Niemand beachtete sie, außer Hadrin natürlich, aber für alle anderen dagegen, war sie wie unsichtbar. „Ich verlange ja nicht, dass Ihr ihm um die Arme fallt und noch Heute heiratet. Pashenko ist ein guter Kandidat für eine Hochzeit und Ihr solltet ihn kennenlernen, das ist alles. Seine Familie gehört zu den ältesten des ganzen Landes und hat im Laufe der Jahrhunderte viel an Einfluss und Land gewonnen. Ihm gehört der Großteil der südwestlichen Grenze Kislevs und damit gehört ihm auch der Handel mit Ostland. Wenn er eine Verwandte des Kurfürsten heiratet, wird das nur zu seinem Vorteil sein und auch zu Eurem. Er ist die beste Partie, die Ihr in ganz Kislev finden könnt.“
„W-was...was...“ sie schluckte nervös und rang nach Worten, sie war in einem Kloster aufgewachsen und noch nie mit einem Mann alleine gewesen der ihr den Hof machen wollte. Sie würde sich lieber einem Dutzend Skaven entgegenwerfen als diesen Pashenko zu treffen. „Was soll ich tun wenn ich mit ihm alleine bin?“
„Versucht freundlich zu sein.“ schlug der Botschafter vor. Zu einer Erwiderung blieb Christine keine Zeit mehr, denn in diesem Moment, betrat hinter der beunruhigten Adeligen ein Mann das Zimmer. Hastig ging sie einige Schritte zur Seite, um nicht zwischen ihm und dem Botschafter zu stehen und wollte sich noch weiter von ihm zurückziehen, bis sie ihn sich genauer ansah und erstarrte.
„Euer Exzellenz.“ der Mann mit den langen, schwarzen Haaren die ihm wie Wasser glatt über die Schultern fielen, verbeugte sich kurz vor dem Imperialen. Dann fiel sein Blick auf sie und ein freundliches Lächeln tauchte auf seinen Lippen auf, dass sie sofort in seinen Bann zog. Er strahlte sie fast schon an. „Lady Christine. Es freut mich Euch kennenzulernen. Mein Name, ist Michail Pashenko.“ stellte er sich vor und verbeugte sich noch einmal, diesmal allerdings deutlich länger. Kurz wartete er auf irgendeine Reaktion ihrerseits, aber sie war zu gefesselt von seinem Anblick, um auch nur einen einzigen Ton rauszubringen, was zur Folge hatte, dass der Kislevit sich verwirrt von der stummen Imperialen abwandte und an den Botschafter gewandt fortfuhr. „Es heißt, Ihr habt noch einen anderen Grund, um mich zu Euch zu rufen.“
„Das ist wahr.“ erwiderte Kaspar von Velten erstaunlich schroff und ohne ihn zu begrüßen. Für ihn, war die Tscheka nichts als ein Quell des Ärgers und ein Teil seiner Probleme. „Es geht um die Tscheka. Sie behindern meine Arbeit und die Suche nach dem Mörder der die Stadt terrorisiert wo immer sie können.“
„Meine Männer mögen leider keine Fremden und hören nur auf mich, was hin und wieder recht anstrengend werden kann.“ antwortete Michail, ohne sich von seiner ruppigen Art anstecken zu lassen. Beim Klang seiner Stimme, lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken. „Es tut mir leid, dass sie Euch Steine in den Weg legten, Botschafter. Ich werde Euch unterstützen wo immer ich kann. Vielleicht hat es doch etwas gutes, dass ich hier festsitze.“
„So kann man es auch sehen.“ erwiderte der Imperiale, diesmal freundlicher und erleichtert darüber, dass er keine weiteren Probleme mit der eigenwilligen kislevitischen Geheimpolizei kriegen würde. „Ich muss leider sofort los. Zurück in die Stadt. Ich kann Euch mit ihm alleine lassen?“ fragte er an Christine gewandt, die ihn zuerst gar nicht beachtete, sondern weiterhin den Kisleviten anstarrte.
„Ja.“ hauchte die junge Imperiale leise, ehe sie sich zusammenriss und kurz den Kopf schüttelte, um ihn wieder frei zu kriegen. Was war los mit ihr? Eben noch wollte sie ihn gar nicht kennenlernen. Aber ein Blick in Richtung Michail, brachte diese Stimmen des Zweifels sofort zum verstummen. Sie würde es mit ihm aushalten. Die einzige Gefahr die von ihm ausging war, dass er sie mit seinem Strahlen blendete. Mit einem verlegenen Lächeln, schob sie sich an ihm vorbei zur Tür hinaus. „G-gehen wir.“
„Das...das war jetzt irgendwie deutlich leichter als erwartet.“ murmelte der Botschafter und runzelte verwirrt die Stirn, während der Kislevit ihr folgte. Er hatte Geschichten darüber gehört, dass Pashenkos Elfen unter seinen Vorfahren hatte und daher immer von einem Schwarm Frauen umringt schien, aber bis eben hatte er das nur für Gerüchte gehalten. Er verjagte diese störenden Gedanken sofort und eilte so schnell er konnte davon, er hatte keine Zeit für Gerüchte.

Eine Weile, sagte keiner von beiden ein Wort. Christine war zu sehr damit beschäftigt betreten die Wände der Flure anzustarren und darin das Spiegelbild des jungen Mannes zu betrachten. Er war vielleicht vier Jahre älter als sie, oder auch fünf, sie war nicht gut darin das Alter von Menschen einzuschätzen. Jedesmal, wenn sie kurz zu ihm herüberblickte, um ihn nicht nur vollkommen verzerrt im Eis zu erblicken, begann ihr Herz wie verrückt zu klopfen, solange bis sie es vermied ihn anzusehen, aus Angst dass es gleich explodieren würde. Der Kislevite, schien in der Zwischenzeit vollkommen zufrieden damit zu sein ihr zu folgen und tat so, als bemerkte er nicht wie sie ihn bemüht unauffällig musterte.
„Ihr...ähm, a-also...ich...“ Christine brach ab als sie merkte, dass sie über ihre eigenen Worte stolperte weil er sie erwartungsvoll ansah und damit nur dafür sorgte, dass ihr die Luft wegblieb und sie statt ein vernünftiges Wort rauszubringen in seine Augen blicken musste. Als das Schweigen schon wieder viel zu lange andauerte, fasste sie all ihren Mut zusammen, der immerhin dafür ausreichte sich Dämonen zu stellen, und versuchte diesmal nicht zu stottern. „I-ihr seid Kommissar bei der T-tscheka?“
„Ja, Oberkommissar um genau zu sein, aber das ist nicht wirklich wichtig. Wisst Ihr etwas über die Arbeit der Tscheka, Lady Christine?“ fragte er und seine sanfte, ruhige Stimme in Verbindung mit dem Wort Lady, ließ sie rot anlaufen und weiter die Wand anstarren. Ihr Kopf fühlte sich heiß an, vielleicht war sie ja einfach nur krank. Es musste an dieser ständigen Kälte liegen.
„I-ich habe g-gehört, es sei eine Art kislevitische...Inquisition.“ antwortete sie unwillig und vor allem noch immer unfähig normal zu sprechen. Niemand hatte sie bisher jemals als Lady bezeichnet. Jedenfalls, klang die Tscheka nach allem was sie wusste, nicht viel freundlicher als die radikalsten Fanatiker der Sigmarkirche. An einen Inquisitor wollte sich erst recht nicht verheiratet werden, egal wie gut er aussah. Sie hatten ihren ganzen Orden auf dem Gewissen und noch immer, glaubte die ehemalige Novizin nicht an die Wahrheit der Vorwürfe. Die Kirche hatte es einfach nur gestört, dass die Schwesternschaft Sigmars so beliebt gewesen war. Davon war die Imperiale weiterhin fest überzeugt. Musste sie auch, um sich nicht selbst als Ketzerin anzuprangern.
„So könnte man es ausdrücken, auch wenn es eine sehr oberflächliche Sichtweise der Dinge wäre.“ antwortete er rasch, um sie nicht noch weiter zu verschrecken, denn er hielt ihr verlegenes Stottern anscheinend für Angst und wäre sie eine Kislevitin, hätte sie auch Angst vor der Tscheka gehabt. „Wir folgen nicht, wie diese Fanatiker, den albernen Gesetzen eines Gottes bis in den Tod oder foltern unschuldige Menschen aus purem Vergnügen. Wir dienen dem Zaren und beschützen ihn vor Verrat und Täuschung.“ wehrte er entschieden ab und in seiner Stimme schwang felsenfeste Überzeugung mit. Überzeugung, die ansteckend wirkte und am Ende seiner kleinen Rede, hielt Christine die Tscheka auch für die harmloseste Organisation der ganzen Welt. Es waren nicht wirklich die Worte die er sprach, sondern eher wie er es sagte, was einem jegliche Zweifel nahm. „Wir sind dazu da Verschwörungen unter den Bojaren und Adeligen des Landes aufzudecken und ihn rechtzeitig vor Aufständen zu warnen. Zumindest ist es das was meine Männer tun. Im Prinzip beschränkt sich meine Arbeit darauf die fertigen Berichte zu lesen, zu entscheiden was davon wichtig ist und alles wichtige dann an den Zaren weiterzuleiten. Deswegen hatte ich auch genug Zeit um als Statthalter von Erengrad zu fungieren. Aber genug von der Tscheka, das ist kein Thema für eine Lady.“
„Dann reden wir über e-etwas anderes. Wie wäre es mit den b-bevorstehenden S-schlachten Eures Z-zaren?“ innerlich verfluchte sich Christine gerade dafür, dass sie sich einfach nicht genug beruhigen konnte um vernünftig zu reden. Immerhin schoss ihr im Moment nicht schon wieder das Blut ins Gesicht.
„Denkt Ihr das wäre ein besseres Thema für eine junge Adelige?“
„I-ich bin erst seit z-zwei Monaten eine Adelige, mehr oder weniger.“
„Tatsächlich?“ kurz betrachtete er sie mit etwas mehr Neugier, er wusste vermutlich dass man sie zu einer Kriegspriesterin erzogen hatte, zumindest würde der Botschafter so ein wichtiges Detail nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Andererseits, vielleicht doch. Es könnte eher abschreckend auf die meisten Bewerber wirken.
„Aufgewachsen, bin ich in einem Kloster Sigmars, inmitten der Ruinenstadt von Mortheim. Falls die Geschichten über die Stadt der Gefallenen und Verfluchten bis hierher in den Norden gedrungen sind.“ Gut, dachte Christine, sie konnte endlich etwas sagen ohne zu stottern und wie eine Idiotin dazustehen. Das war immerhin ein Anfang.
„Ja, natürlich und ich denke, dann wird es Euch sicher nicht verängstigen über den Krieg zu reden. Eine erfrischende Abwechslung.“ seine Worte entlockten ihr ein kurzes Lächeln, was ihn zu freuen schien, denn er fuhr sofort voller Begeisterung fort, auch wenn diese nach einer Weile abflaute. „Erengrad, wurde vom Meer aus erobert. Der Hafen ist nicht so gut befestigt wie er eigentlich sein sollte. Man verlässt sich zu sehr auf den Schutz der imperialen Flotte, aber das hat diesmal nicht gereicht. Sie griffen mitten in der Nacht an und landeten nahezu ohne Gegenwehr im Hafen. Ich selber verfügte nur noch über eine Handvoll Männer nach der Schlacht bei Böhsenfels...“
„Die habe ich gesehen!“ unterbrach sie ihn mitten im Satz, was ihr einen belustigten Blick einbrachte, der sie sofort verlegen die Augen abwenden ließ. „A-also, ich war in der Nähe und h-habe sie eine Weile beobachtet, mit meiner L-leibwache.“
„Verstehe. Nicht unbedingt mein stolzester Moment. Wir wurden vernichtend geschlagen. Dadurch konnte ich nicht viel erreichen in Erengrad. Ohne Armee, musste ich mich zurückziehen und fliehen.“
„Was ist aus den Truppen Erengrads geworden? Die Stadt ist doch angeblich so reich, sie wird sich sicher gegen einige Plünderer zur Wehr setzen können.“
„Ja, Anastasia Vilkowa verfügt über eine beachtliche Privatarmee, aber davon habe ich in jener Nacht nicht viel gesehen. Ich weiß noch, dass einige ihrer Einheiten uns bei den ersten Kämpfen im Hafen zur Seite standen, aber dann erhielten wir Nachricht von der nördlichen Stadtmauer. Dort war eine zweite Schlacht im Gange, zwischen den wilden Norse und denen aus Erengrad. Unsere Nordlinge verloren, genauso wie wir im Hafen zurückgedrängt wurden. Letztendlich blieb mir keine Wahl, als zu verschwinden, mal wieder.“ schloss er mit einem Anflug von Verbitterung, der auch Christines Laune sofort dämpfte. Seine Stimmung war ansteckend. Lächelte er, musste sie es ihm sofort gleichtun und genauso war es, wenn seine Laune sich verdüsterte.
„Was ist mit Anastasia Vilkowa passiert? Ist sie gefallen?“ fragte Christine und vergaß ihre Anspannung kurz, da die Neugier die Oberhand gewann. Sie hatte viel von der eigenwilligen, blonden Norse gehört, die über den Westen des Landes herrschte als wäre sie eine kleine Königin.

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„Ich weiß es nicht. Normalerweise plündern die wilden Norse nur und ziehen dann wieder ab, aber diesmal scheinen sie zu bleiben. Es gab auch keinen Flüchtlingsstrom aus der Stadt. Was Anastasia angeht, vielleicht ist sie tot, aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Sie hatte große Pläne, müsst ihr wissen, und strebte nach nichts anderem als dem Thron und der Herrschaft über Kislev. Sie wird nicht einfach in einer namenlosen Schlacht gegen Norsepiraten fallen, sondern hat sich vermutlich ebenfalls abgesetzt.“ Er wollte noch etwas sagen, aber der Klang von Schwerter, die aufeinander prallten und scheppernden Rüstungen ließ ihn verdutzt verstummen. Sie standen in einem Gang, allerdings befand sich nur noch auf der linken Seite eine Wand, auf der rechten dagegen, erstreckte sich hinter einigen Säulen ein offenes, viereckiges Feld. Ohne Decke, war es hier ständig eiskalt, aber zumindest hier störte die Kälte die Imperiale nicht, sondern sie ertrug es mit stoischer Ruhe. Christines Füße, hatten sie automatisch zu dem Ort geführt, an dem sie sich am häufigsten aufhielt und am wohlsten fühlte. Dem Trainingsgeländes der Kreml Garde. Sie liebte es den Kriegern bei ihren Übungen zuzusehen, auch wenn niemand gegen sie kämpfen wollte. Die Männer nahmen sie nie ernst, wenn wie fragte, ob sie auch einmal mitmachen durfte. Dafür waren sie gut darin ihr Komplimente zu machen, was Christine recht wenig interessierte. Sie war nur hier, weil der helle Klang der sich treffenden Klingen sie beruhigte und von ihrer langweiligen Situation ablenkte. Im Moment befanden sich nur drei Leute auf dem kleinen Gelände das von den Mauern des Palastes eingeschlossen wurde. Im Zentrum, befand sich eine umherwirbelnde Katarina, die ein stumpfes Schwert schwang und sich leichtfüßig zwischen ihren beiden Gegnern hin und her bewegte, die versuchten sie irgendwie zwischen sich einzuschließen. Die beiden gehörten vermutlich zu den Söhnen Ursuns, die Katarinas kleine Garde bildeten. Es waren hochgewachsene, massige Männer, die mit beiden Händen gewaltige Klingen schwangen, die gefährlich echt aussahen und auch waren. Sollten sie die Prinzessin damit erwischen, und wäre es nur ausversehen, würden sie Katarina sauber in zwei Hälften teilen. Die eher zierlich gebaute Magierin, wirkte zwischen den beiden Kriegern klein und zerbrechlich. Es sah fast so aus als würde Katarina mit zwei gewaltigen Bären ringen und erstaunlicherweise sogar gegen sie gewinnen.
„Sie ist wirklich überwältigend. Ich habe schon viel von der berühmten Katarina Bokha gehört, seit sie aus Altdorf zurück ist, aber mit eigenen Augen zu sehen, wie sie selbst die besten Krieger Kislevs aussehen lässt wie kleine Kinder, ist beeindruckender als ich es mir vorgestellt habe. Findet Ihr nicht auch, Christine? Lady Christine?“ der junge Kislevit sah sich nach ihr um und musste dann anfangen zu lachen, als er erkannte, warum sie nicht antwortete. Die Imperiale war vollkommen damit beschäftigt mit düsterer Miene die Prinzessin zu beobachten und hatte seine Anwesenheit vollkommen vergessen. Was erstaunlich war, denn noch vor wenigen Minuten, hatte sie ihn keine Sekunde aus den Augen lassen wollen. „Ah. Ich kenne diesen Blick irgendwoher oder zumindest einen erstaunlich ähnlichen.“
„Was meint Ihr damit? Was ist mit meinem Blick?“ fragte sie verwirrt und riss die Augen kurz von den Kämpfenden los. Sie sollte vielleicht nicht jedem so offensichtlich zeigen, dass sie und die Prinzessin nicht die besten Freundinnen waren.
„Nichts. Er erinnert mich nur an meine Zeit im Imperium. Ich bin eine Weile mit der imperialen Flotte gesegelt. Die Kriegspriester dort, hatten sehr oft genau diesen Ausdruck im Gesicht. Sie schauen immer so ernst drein, wenn sie glauben eine Spur von Ketzerei oder Hexerei erblickt zu haben.“
Christine biss sich auf die Unterlippe, um eine bissige Erwiderung zu unterdrücken. Sie wollte den Kisleviten auf keinen Fall verschrecken, indem sie etwas falsches sagte, aber diese Bewunderung in seiner Stimme als er über Katarinas Fähigkeiten geredet hatte, brachte die Imperiale innerlich zur Weißglut. Noch vor einem Monat, konnte Katarina kaum ihr Schwert halten und jeder ihrer Schläge, war kaum gefährlicher gewesen als der Stich einer Mücke. Damals konnte sie nur mithilfe ihrer Magie gewinnen, falls man das überhaupt als Sieg bezeichnen konnte. Soweit Christine wusste, hatte Katarina vor ihrer Abreise nach Karak Kadrin noch ein paar Mal mit Rittern aus der Leibwache des Botschafters geübt und sie alle ließen die Prinzessin gewinnen. Erst seit ihrer Rückkehr aus dem Osten, begann Katarina ihre Übungsgegner auch in richtigen Kämpfen problemlos zu besiegen. Auch jetzt, blockte sie jeden noch so harten Schlag der muskelbepackten Krieger problemlos und die Kisleviten ihrerseits, erzitterten unter den wuchtigen Hieben der Prinzessin. Christine würde sich zu gerne noch einmal mit der Bokha messen, um zu sehen, ob sie wirklich so stark war wie alle seit kurzem behaupteten, aber sie traute sich nicht, auch wenn sie sich das niemals eingestanden hätte. Noch einmal, wollte sie nicht an Katarina und deren merkwürdige Magie geraten, die mächtiger zu sein schien als der heilige Schutz, den Sigmar seinen wahren Dienern bot. Andererseits, sie war keine Novizin mehr und erst recht keine Priesterin. Statt im Namen ihres Gottes die Welt vom Makel des Chaos zu reinigen, schlenderte sie gemütlich durch die Gegend und redete über Verlobung und Hochzeit, noch dazu mit jemandem der an einen Bären glaubte. Vielleicht, war an Katarinas Magie rein gar nichts seltsam und sie hatte nur den Schutz Sigmars verloren? Die Söhne Ursuns, wirkten jedenfalls nicht so, als würden sie sich absichtlich zurückhalten. Eher im Gegenteil, sie schienen alles zu geben, damit ihre Herrin noch besser wurde und kämpften als wäre Katarina ein echter Feind. Das konnte Christine selbst von hier aus erkennen. Die beiden Gospodari waren außer Atem und schweißüberströmt, während sie ungelenk wieder auf die herausfordernd grinsende, ausgeruhte Katarina zugingen. An ihren steifen, abgehackten Bewegungen, ließ sich leicht erahnen, dass sie schon den ganzen Tag kämpfen mussten und dabei immer wieder die gleiche Behandlung erhielten wie eben.
„Es ist nichts, denke ich.“ antwortete Christine verschlossen und ausweichend. Sie wollte nicht wirklich über ihr Duell mit der Prinzessin sprechen und das seltsame Gefühl, dass deren Magie in ihr hervorrief. Sie war bereits dankbar dafür, dass es keinerlei Konsequenzen gegeben hatte, nachdem sie Katarina mit ihrem Schwert die Nase brach. Den Magiern war es sowieso recht gut gelungen sie wieder zusammenzuflicken, schon ein paar Tage später sah man es kaum noch.
„Ich weiß worauf Ihr hinaus wollt. Sie hat noch vor zwei Wochen kaum ihr Schwert halten können.“ sprach er genau das aus was sie gerade dachte und ließ sie damit überrascht herumfahren und ihn verwundert anstarren, was ihr ein wissendes Lächeln von dem gutaussehenden Gospodari einbrachte. „Wieso, besiegt sie jetzt zwei erfahrene Krieger, ohne dabei auch nur außer Atem zu kommen oder sich anstrengen zu müssen?“
„Woher wusstet Ihr, dass sie noch vor kurzem nicht einmal gegen einen Goblin gewinnen konnte? Ihr befandet Euch zu der Zeit nicht in Kislev, sondern am anderen Ende des Landes.“
„Das bringt die Arbeit bei der Tscheka mit sich, man wird über alles mögliche auf dem Laufenden gehalten, auch über Kleinigkeiten. In diesem Palast passiert nicht viel was mir entgeht, hoffe ich zumindest. Meine Männer beobachten alles was vor sich geht und überwachen jede Person die auch nur ein wenig verdächtig wirkt.“ Kein Wunder, dass sie keine Zeit und Lust hatten, mit dem imperialen Botschafter auch noch auf Verbrecherjagd zu gehen, hier war fast jeder verdächtig, dachte Michail schmunzelnd. Die Tscheka hatte sowieso nicht viel übrig für Imperiale, aber er fand die Jagd des Botschafters interessant genug um ihm zu helfen. Andererseits, hatte er auch nicht viel zu tun, während er in Kislev festsaß.
„Auch mich?“ fragte sie neugierig nach, was ihn fast wieder zum Lachen gebracht hätte.
„Nein.“ antwortete er sofort „Nein, Euch nicht. Nur Menschen, die eine Bedrohung für unseren Zaren darstellen könnten.“
„Dann betrachtete Ihr die Schwester des Zaren als Bedrohung?“ schlussfolgerte sie aus seinen Worten, auch wenn sie darüber nicht besonders überrascht war.
„Vielleicht. Es gibt jedenfalls einige...bedenkliche Dinge, die mit ihr in Zusammenhang stehen.“ Michail setzte eine verschwörerische Miene auf und begann zu flüstern, als würde direkt neben ihnen ein Spion stehen und sofort zu der Prinzessin rennen. „Es wäre am besten, wenn Ihr niemandem etwas von diesem Verdacht erzählen könntet. Es sind sowieso nichts weiter als Vermutungen.“
„Natürlich.“ antwortete Christine sofort voller Eifer in der Stimme. Vielleicht konnte sie ihm ja helfen. „Aber...glaubt Ihr wirklich, dass sie in der Lage wäre ihren Bruder zu hintergehen?“
„Ich kenne sie seit einem Tag und habe noch nie mit ihr gesprochen, also sagt Ihr es mir. Denkt Ihr, sie wäre fähig einen anderen Menschen zu verraten oder zu ermorden. Denkt Ihr, sie wäre in der Lage jemanden eiskalt und ohne zu zögern umzubringen, selbst jemanden der ihr nahesteht?“
„Ja.“ antwortete Christine ohne nachzudenken, was ihr einen verwirrten Blick des Kisleviten einbrachte. Er schien seine Frage nicht ganz ernstgemeint zu haben, von daher überraschte ihn die Sicherheit, die in ihrer Stimme mitschwang. „A-also, ich denke, dass sie es vielleicht könnte. Ich weiß es nicht, ich k-kenne sie ja a-auch nicht.“ und da ist es wieder, dachte Christine verzweifelt, das Stottern. Sie redete doch sonst nie so. Vielleicht sollte sie versuchen ihm den Rücken zuzudrehen wenn sie mit ihm sprach?
„Verstehe.“ sagte er langsam und nachdenklich, während er die Prinzessin eingehender beim Üben betrachtete. „Ich wollte sie mir sowieso etwas genauer ansehen, sobald ich Zeit dazu hätte. Es gibt einige...Hinweise. Hinweise auf Menschen, die in ihrer Nähe verschwinden, auch wenn das nichts mit ihr zu tun haben muss. Leider, wird sie Morgen aufbrechen, um in die Schlacht zu ziehen, und ich komme hier so schnell nicht weg.“
„W-wollen wir weitergehen?“ fragte Christine, die das Thema Katarina gerne beenden würde. Zu ihrer Erleichterung sah er es ähnlich und sie verschwanden wieder in die Flure des Eispalastes.
„Es muss sicher...beunruhigend für Euch sein mit mir zu reden.“ sagte Pashenko plötzlich leise.
„Warum sollte es das?“ Beunruhigend? Beunruhigend war, dass ihr Herz nicht aufhören wollte verrückt zu spielen oder dass sie den Blick nicht von ihm losreißen konnte, aber ansonsten, war alles in bester Ordnung.
„Ihr seid keine Adelige, die Ihr Leben lang auf eine Hochzeit mit irgendeinem Unbekannten vorbereitet wurde. Es muss Euch verängstigen und beunruhigen plötzlich jemanden vorgesetzt zu bekommen, mit dem Ihr vielleicht den Rest Eures Lebens verbringen müsst, anstatt das Wort Eures Gottes zu verbreiten, so wie man es Euch beibrachte.“ Damit hatte er so ziemlich alles zusammengefasst was sie dachte und kurz fragte sie sich panisch ob er vielleicht Gedanken lesen konnte, aber vielleicht konnte er sie auch einfach nur gut einschätzen, besonders schwer war das sicher nicht. Hastig versuchte sie von dem Thema abzulenken und sprach in ihrer Eile das einzige Thema an, das vermutlich noch unangenehmer war.
„Ich habe gehört, ihr wart schon einmal verheiratet?“ fragte Christine und wunderte sich sofort über ihre eigene Dummheit, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb, während er sie stumm und durchdringend anstarrte. Natürlich war er schon verheiratet gewesen, das wusste sie sogar. Die Ritter vom Pantherorden, die sie nach Kislev begleitet hatten, hatten ihr von Pashenko erzählt und auch davon, dass er trotz seiner Jugend schon verwitwet war. Sogar mehr als einmal, wenn sie sich richtig daran erinnerte. Sie hatte damals allerdings nicht wirklich zugehört, da nicht weit entfernt eine Schlacht zwischen ihrem geliebten Imperium und Pashenkos Kisleviten auf der einen Seite und Anhängern Tzeentchs auf der anderen stattfand. Der Anblick der anstürmenden Bullenritter ihrer Heimat und der prächtigen schwarzen Garde, ließ sie damals alles um sich herum vergessen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht dort unten auf dem Schlachtfeld zu stehen. Auf den Lippen ein Gebet und in ihren Händen einen der flammenden Hämmer ihres Ordens, um die Niederlage abzuwenden.
„Ja, das war ich.“ antwortete er und sah plötzlich einfach durch sie hindurch. In seinen Augen spiegelte sich kurz eine Leere wieder, bei deren Anblick sie sich nur noch schuldiger fühlte. Er räusperte sich kurz und versuchte wieder fröhlicher dreinzublicken, aber es wirkte aufgesetzt und hölzern, verglichen zu seinem warmherzigen Lächeln von vorher. „Verzeiht mir, aber es ist besser unsere Unterhaltung an dieser Stelle zu beenden. Das ganze war von Anfang an eine schlechte Idee. Ich hätte mich nicht von dem Botschafter dazu überreden lassen sollen. Um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht die Absicht zu heiraten.“
„E-es tut mir leid. Die Frage war dumm und hat sicher nur alte Wunden wieder aufgerissen.“ je weiter sie sprach, desto mehr verdüsterte sich das Antlitz des Kisleviten, was dazu führte, dass sie noch hastiger weitersprach, um es wieder gut zu machen. „I-ich meine...verzeiht, wenn ich nur Unsinn von mir gebe, ich...“
„Es liegt nicht an Euch, Lady Christine. Verzeiht, wenn ich Euch diesen Eindruck vermittelt habe. Ihr seid die freundlichste Imperiale die mir je über den Weg gelaufen ist und unter anderen Umständen, müsste ich über das Heiratsangebot des Botschafters nicht einmal nachdenken. Aber zu Eurem eigenen Wohl, sollten wir unser Gespräch an dieser Stelle beenden.“
„Wartet!“ rief sie zu ihrer eigenen Überraschung als er sich bereits umdrehen wollte, um in den Weiten des Palastes zu verschwinden. „Wie...ich meinte...was spricht dagegen, wenn wir uns einfach wieder zu so einem Spaziergang treffen. N-nur damit die Zeit schneller vergeht, davon haben wir beide im Moment sicher genug.“
„Nun, ich werde noch eine ganze Weile hier festsitzen, also ja, ich habe Zeit. Was genau schwebt Euch vor?“ fragte er und es stahl sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen, was Christines Herz vor Freude Luftsprünge machen ließ.
„Ihr könntet mir die Stadt zeigen. Ich bin erst einmal außerhalb des Palastes gewesen. Aber nur falls es Euch nichts ausmacht.“ fügte sie eilig hinzu. Eben wollte er noch vor ihr davonrennen, da wollte sie nicht riskieren ihn schon wieder verjagen.
„Nein. Nein, ganz und gar nicht. Ich finde das ist eine ausgezeichnete Idee. Kislev kann sehr langweilig sein, vor allem ohne gute Gesellschaft.“
„Großartig.“ Christine strahlte vor Freude, als er ihrem Vorschlag ohne zu zögern zustimmte. „Allerdings, sollten wir vorsichtig sein, wenn wir in der Stadt unterwegs sind. Das letzte Mal, wurde ich von einem Vampir überfallen.“
„Ein Vampir?“ fragte Michail verwundert und neugierig „Diese Geschichte muss ich unbedingt hören, ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen gesehen.“
„Ich kann sie Euch erzählen wenn Ihr wollt.“
„Vielleicht könnt Ihr mir ja noch einiges über meine Stadt beibringen, wenn Ihr hier sogar Vampire findet.“ damit drehte er sich diesmal wirklich um. „Ich freue mich darauf. Eure Gesellschaft ist interessanter als die der kislevitischen Adeligen die sonst um mich herumschwirren. Vampire...“ Lachend ging er davon, nachdem sie sich hastig verabschiedet hatte. Er schien ihr die Sache mit den Vampiren noch nicht ganz zu glauben. Als er verschwunden war, stand Christine weiterhin am Rand des Trainingsgeländes und wusste nicht recht was sie jetzt tun sollte. Alles in ihr sträubte sich dagegen den Kisleviten zu mögen, aber alleine wenn sie sich wieder daran erinnerte als er den Raum betrat, fing ihr Herz erneut an zu rasen. Wenn es jemand wie er wäre, fände sie es vielleicht nicht schlimm. Naja, zumindest nicht mehr ganz so schlimm. Letztendlich, blieb ihr sowieso keine Wahl. Es wurde beschlossen, dass sie heiraten sollte, also musste sie es auch, aber ausgerechnet der vermutlich einzig annehmbare Kislevit, lehnte sie ab. Doch so sehr sie die Anwesenheit von Michail auch genoss, noch immer stünde sie jetzt lieber auf dem Übungsfeld, um sich auf die Schlacht gegen die Anhänger des Chaos vorzubereiten.



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Eine Woche später, betrachtete Katarina von Winterwind aus, wie die das kislevitische Heer sich langsam über die schmale Brücke schob und den Lynsk in Richtung Norden überquerte. Neben ihr, saß Ivan auf einem braunen Pferd und strahlte im Gegensatz zu ihrer Gelassenheit eine Unruhe und Nervosität aus, die sie noch in den Wahnsinn trieb. Auf der anderen Seite angekommen, stapften die Männer und Pferde durch den Schnee und teilten sich in zwei Kolonnen auf. Die eine davon, würde dem Flusslauf nach Westen folgen und damit direkt bis an die Küste der Krallensee und Erengrad gelangen. Der Rest, zog weiter nach Norden, um sich den Anhängern Nurgles in der gefrorenen Steppe zu stellen. Leider konnte der Winter ihren Feinden nicht viel anhaben. Die Barbaren lebten immerhin in einer Eiswüste und erwiesen sich als noch resistenter gegen die Kälte als die Kisleviten. Dazu kam, dass es ein ungewöhnlich milder Winter war und er sich bereits seinem Ende zuneigte, was Katarina zur Verzweiflung brachte. Ihr erster, echter kislevitischer Winter seit über vier Jahren und dann enttäuschte er sie.
„Bist du dir sicher, Katarina?“ fragte sie Ivan plötzlich voller Zweifel, was ihr ein genervtes Seufzen entlockte. Schon seit sie ihm ihren Vorschlag unterbreitet hatte, benahm er sich so schrecklich anstrengend und versuchte sie davon abzubringen. „Deine Reiter wären sicher besser in der Steppe aufgehoben, um sich den Anhängern Nurgles zu stellen.“
„Ich komme schon zurecht.“ entgegnete Katarina kurz angebunden. Natürlich würden sie und ihre Männer sich besser in einem Kampf auf offenem Feld schlagen, aber das konnte sie sich leider nicht aussuchen. Sie musste nach Erengrad marschieren. Als Prinzessin der reichen Hafenstadt, war es ihre Aufgabe sie zu verteidigen. Zumindest lautete so ihr offizieller Grund. „Ein paar wilde Nordlinge, werden nicht zwischen mir und dem Sieg stehen. Es wird ein kurzes Gemetzel geben, mehr nicht.“
„Du hast keine Kanonen, keine schweren Truppen um die Mauern zu stürmen und vor allem keinerlei Erfahrung, was den Angriff auf eine gut befestigte Stadt angeht. Bist du dir wirklich sicher, dass du dich nicht übernimmst, Katarina?“
„Das bin ich. Kannst du es endlich gut sein lassen, Ivan?“ zischte Katarina gereizt. Konnte er aufhören sich Sorgen zu machen und so zu tun als wäre sie ein hilfloser kleiner Welpe? Sie brauchte die Treue Erengrads und zwar dringend. Die Norse unter dieser Anastasia, waren im Moment nicht nur Feinde ihres Bruders, sondern die Feinde sämtlicher Bokha und das durfte nicht so bleiben. Würde jetzt, in diesem Moment, ein Bürgerkrieg ausbrechen, stünde das ganze Land gegen sie. Selbst die Norse würden sich gegen sie wenden, in der Hoffnung, den Thron aus den Händen der Bokha zu reißen, wie sie es schon so oft getan hatten. Die Vilkowas, herrschten bereits viele Male über die Konföderation und die Norsezaren, Ivan der Wahnsinnige und Igor der Schreckliche, trugen ihre Beinamen nicht ohne Grund. Mit etwas Glück, waren Anastasia und ihre ganze Sippschaft bereits tot, aber darauf konnte man sich nicht verlassen. Katarina würde als strahlende Retterin in Erengrad erscheinen. Der Westen des Landes, sollte sie lieben und verehren. Eine Aufgabe, die nicht leicht zu erfüllen war. Erengrad besaß seinen eigenen Stolz und verachtete Kislev. Der Großteil des Reichtums lag in Erengrad, wer es kontrollierte, der kontrollierte den Handel und damit auch das Reich.
„Hast du überhaupt einen Plan, um über die Mauern zu gelangen?“ fuhr er fort, ohne sich von ihren todbringenden Blicken beeindrucken zu lassen. Er schien fest davon überzeugt, dass ihre Idee reiner Schwachsinn war, auch wenn er es nicht offen aussprach. Sie beide, führten jeweils fast 2000 Mann an.
„Natürlich habe ich das. Ich werde so kämpfen, wie unsere Vorfahrin Miska vor Tausend Jahren, als unser Volk das erste Mal Erengrad stürmte und den Händen der Norse entriss.“ antwortete sie voller Übermut und Überheblichkeit. „Ich reiße die Mauern ein, verwandle sie in pures Eis und lasse es unter den Füßen der Verteidiger zersplittern, bevor ich an der Spitze meiner Reiter über sie herfallen. Es wird nicht lange dauern. Du solltest dich eher um deine eigene Schlacht sorgen. Du hast zu wenige Männer mitgenommen. Ich verstehe ja, dass du Kislev nicht unbewacht lassen kannst, aber der Feind ist dir um mehr als das Doppelte überlegen. Genauso wie vor einigen Monaten nahe Praag im Kampf gegen die Berserker Khornes.“
„Ach, diese wandelnden Berge aus Müll, die Nurgle uns entgegenschickt, werden großartige Ziele für meine Magier und Kanonen abgeben. Außerdem verfüge ich diesmal über mehr Reiter. Es wird ein einfacher Sieg. Ich hoffe jedenfalls wir sehen uns bald in Kislev wieder.“
„Das werden wir, wenn die Götter des Nordens und die Seelen unserer Ahnen uns gnädig sind.“ erklang es langsam und lustlos von Katarina. Hoffentlich erledigte der Champion Nurgles ihr Problem und alles was sie jemals wieder von ihm wieder sah, war sein leblos aufgebahrter Körper.
„Ich muss dich noch um einen Gefallen bitten, Katarina. Gehe kein Risiko ein. Du weißt nicht, was dich in Erengrad erwarten wird. Es könnten wirklich nur ein paar Piraten aus der Krallensee sein, aber vielleicht ist es auch eine Falle dieser Schlange Anastasia, um mich nach Erengrad zu locken oder etwas ganz anderes.“
„Du machst dir zu viele Sorgen. Es geht nur um ein paar Piraten und Plünderer, egal wie viel du in diese Kleinigkeit hinein interpretierst. Damit werde ich fertig, außerdem folgen mir die Söhne Ursuns und werden mich beschützen. Selbst Hadrin, hat sich mir aus irgendeinem Grund angeschlossen.“ Als der Zwerg ihr anbot mit seinen Kriegern bei der Befreiung Erengrads zu helfen, hatte sie nicht lange überlegt sondern sein Angebot einfach angenommen. Ohne die Zwerge, hätte sie vielleicht nicht genug Männer aufbieten können, trotz all des Goldes dass sie aus Karak Kadrin stehlen konnte. Inzwischen fragte sie sich allerdings, ob der Zwerg nicht etwas plante, immerhin waren sie nicht gerade die besten Freunde. Ein Problem, mit dem sie sich befassen würde, wenn er etwas seltsames tat. Solange konnte sie die Norscazwerge in die erste Reihe stellen und hoffen dass Hadrin fiel.
„Vielleicht.“ lenkte Ivan letztendlich zögernd ein, noch immer nicht völlig überzeugt aber immerhin etwas beruhigt. „Sei trotzdem vorsichtig. Du bist gerade erst nach Hause zurückgekehrt.“ Er wollte noch irgendetwas hinzufügen, wie zum Beispiel „Ich will nicht dass dir etwas passiert.“ oder „Ich brauche dich noch.“ aber nach ihrer kleine Auseinandersetzung im Thronsaal, hatte sich ihr Verhältnis noch mehr abgekühlt, falls das überhaupt möglich war. Er sollte nicht mehr die Gelegenheit erhalten die passenden Worte für den Abschied zu finden. Katarina wendete wortlos ihr Pferd und ritt von ihm davon, um ihren Truppen nach Westen zu folgen. Endlich war die langweilige Zeit des Herumsitztens im Palast vorbei und sie zog wieder in eine Schlacht.