Um ihn hervorzuheben, werden die wörtlichen Reden des Protagonisten farbig sein, alle anderen natürlich nicht.
Viel Spaß beim lesen
Prolog
Winter 2980 D.Z
Kleefurt
...aber ein Gerücht, das verzweifelte Bitten der Freien Völker, ist vielleicht wahr geworden: Aragorn II, Sohn von Arathorn, ist der letzte der Dúnedain und der rechtmäßige König von Eriador. Aragorn kann nicht nur die Bande zwischen Menschen und Elben stärken, sondern auch das verlorene Reich von Arnor und vielleicht sogar die Bruchstücke von Isildurs Schwert, Narsil, wiedervereinigen.
Ich schlug das Buch zu und legte es beiseite. Wie oft ich es nun schon gelesen hatte, seit ich es zu seinem 15. Geburtstag von meinem Großvater bekam, wusste ich nicht mehr. Fast täglich kam ich hierher an meinen Lieblingsort, einem flachen Hügel vor den Ufern des Evendim-See, und las ein wenig in dem Buch oder dachte einfach nur nach... Immer öfter auch über meine Zukunft. In wenigen Wochen würde ich zum Mann werden und mein Verlangen nach großen Taten war immer stärker geworden.
"Fealdir! Bist du das dort oben? Mutter sagt, wenn du wieder zu spät zum Abendbrot kommst musst du eine Woche lang hungern." Die Stimme meines jüngeren Bruder Feradir tönte den Hügel herrauf. Es musste wirklich schon sehr spät sein, wenn er den ganzen Weg hierher kam, nur um mich vor dem Verhungern zu bewahren. Also löschte ich mein Feuer und machte mich auf den Weg nach Kleefurt. Mein Heimatdorf war eigentlich nur eine Ansammlung von Häusern an einem kleinen Flusslauf, deren Bewohner zusammen einige Felder bestellten. Zum Glück war gerade Winter und es gab keine Arbeit, sodass ich den ganzen Tag tun und lassen konnte was ich wollte, was meist darauf hinauslief, dass ich an einem Lagerfeuer an meinem Lieblingsplatz saß.
Als ich unser Haus betrat konnte ich schon meine Mutter schimpfen hören: "Fealdir, du sollst doch nicht so lange draußen bleiben wenn es kalt ist. Du willst wohl noch kurz vor deinem großen Tag krank werden! Und jetzt komm rein, eine warme Suppe steht für dich auf dem Tisch." "Ja, Mutter. Ich werde schon nicht krank, keine Sorge. Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr, um das du dich den ganzen Tag kümmern musst. Ich bin schon fast ein Mann."
Und so vergingen die Tage und schließ kam mein Geburtstag. Unser Dorfältester, der alte Ulíc, hielt die Zeremonie und überreichte mir mein Geschenk: Ein junger, kräftiger, graubrauner Hengst, welchen ich den Namen Vaer gab. Danach wurde ein rauschendes Fest bis spät in die Nacht gefeiert und der Alkohol floss in Strömen.
Ich erwachte am nächsten Morgen und nach einem kalten Frühstück ging ich aus dem Haus, da ich ein "Geschäft" zu erledigen hatte. Als ich damit fertig war und wieder in's Haus zurück wollte, sah ich aus dem Augenwinkel ein großes Pergament an der Außenwand der Schänke hängen. "Das war gestern aber noch nicht da." wunderte ich mich und trat näher um es genauer zu betrachten. Glücklicherweise konnte ich lesen und entzifferte daher das Geschriebene recht schnell:
An alle Freien Männer und Einwohner des Ortes Kleefurt:
Auf Geheiß von König Aragorn soll jeder Waffenfähige Mann der Freien Völker die Möglichkeit bekommen, sich ihm und seiner Streitmacht anzuschließen um im Kampf gegen die Feinde der Freien Völker seinen Beitrag zu leisten.
Es wir aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dies nicht zwingend ist.
Bei Interesse sucht unser Lager im Südwesten von Kleefurt auf.
Ausrüstung und Verpfelgung werden gestellt. Zusätzlich erwartet jeden Rekruten ein Wochenlohn von 2 Goldstücken.
Ich muss lange Zeit entgeistert auf das Pergament gestarrt haben, denn als ich wieder klar denken konnte fror ich erbärmlich und zitterte am ganzen Körper. Das war die Gelegenheit auf die ich gewartet habe, nur so bald hatte ich sie nicht erwartet. Ich rannte zurück ins Haus um meine Sachen zu packen und los zu ziehen, doch dann überkamen mich andere Gedanken. Wie sollte ich das nur meiner Mutter beibringen? "Sie wird es einfach verstehen müssen.", dachte ich.
Ich wartete auf eine passende Gelegenheit um es ihr zu sagen, doch als es soweit war, wusste ich nicht so recht, wie ich beginnen sollte: "Mutter, ich möchte...Ich werde...", stotterte ich. "Ich muss mit dir reden.", brachte ich dann doch noch heraus. "Wann immer du möchtest Fealdir,das weißt du doch." "Ja, doch schon, aber ich bin mir nicht sicher ob du es verstehst oder ob du mich dann hassen wirst", hob ich wieder an. Sie blickte mich verwundert an: "Hassen, aus welchen Gründen sollte ich dich je hassen Fealdir? Du bist mein Sohn."
"Also gut.", dachte ich und antwortete ihr: "Ich werde fortgehen und mich der Armee anschließen. Heute hängt ein Gesuch des Königs an der Schänke und diese Gelegenheit will ich nicht verpassen. Das war schon imme mein sehnlichster Wunsch." Meine Mutter sah mir nur stumm in die Augen bis sie schließlich wieder zu sprechen begann: "Wenn du dir das wirklich wünschst, dann kann ich dich nicht aufhalten, Fealdir. Aber hast du es dir auch gut überlegt? Ist es das, was dein Herz will oder ist das nur die Laune eines jungen Mannes, der eigentlich viel lieber eine normales Leben führen und eine Familie gründen möchte? Und du weißt auch, dass wir uns dann nicht mehr selbst versorgen können? Dein Vater ist tot und dein Bruder zu jung, um auf den Feldern zu arbeiten." Überglücklich über ihre unerwartete Reaktion, versuchte ich ihre Sorgen zu beschwichtigen: "Du brauscht dir darüber doch keine Gedanken machen, Mutter. Feradir wird bald alt genug sein und bis dahin werden dich die anderen untersützen, da bin ich mir sicher. Und ich bin froh, dass du mich verstehst." "Natürlich, mein Sohn. Aber bevor du gehst habe ich noch drei Bitten an dich. Pass immer gut auf dich auf und vergeude dein Leben nicht für einen sinnlosen Kampf. Und verabschiede dich auch noch von deinem Bruder und mach ihm klar, dass er dich für eine lange Zeit nicht mehr sehen wird." "Natürlich. Aber das waren nur zwei Bitten, was ist mit der dritten?" In den Augen meiner Mutter blitzte es schelmisch: " Bevor du gehst, bestehe ich darauf, dass du alles ist was ich dir auf den Teller gebe, damit du nicht gleich bei deiner Ankunft halb verhungert bist." Das werde ich.", lachte ich und sezte mich zu Tisch.
Schließlich war es soweit und ich verabschiedete mich von meiner Mutter und meinem Bruder, sattelte Vaer und ritt von dannen.