Der Guerillonist präsentiert stolz: DIE VERWERFUNG IM WESTEN. Ein AAR zu:
Prolog - Teil 1
Er steckte sein Schwert zurück in die Scheide und besudelte sie damit mit frischem, heißem Blut. Der antike Vampirfürst war das letzte Wesen aus Fleisch und Blut gewesen, das noch zwischen ihm und seiner Aufgabe gestanden hatte. Er öffnete die letzte Tür und fand sich in einem riesigen Saal wieder, in dessen Mitte eine Art Schrein frei zu schweben schien. Es gab keinen Weg dorthin, doch wendete er einfach einen Levitationszauber auf sich selbst an und überbrückte die Distanz im Gleitflug. Beinahe rechnete er damit, ein Donnerschlag würde ihn treffen, als er die Plattform des Schreins betrat, doch nichts dergleichen geschah.
Er schwebte einfach nur da vor ihm - der große grüne Kristall in seinem Gefängnis aus aedrischer Magie. All die langen Jahre, die er durch die Länder an der Illiac-Bucht gereist war, sollten nun endlich auszahlen. Er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, dass Kaiser Uriel ihn, seinen besten Agenten, nachts in den Kaiserlichen Palast zitiert hatte. Es war eine gespenstische Szenerie gewesen. Niemand außer ihm, Uriel und Lordkanzler Ocato war dort gewesen. „Ich bitte Euch darum als Euer Kaiser“, hatte Uriel gesagt. „Und Euer Freund.“
Er hatte herausfinden sollen auf welche Weise König Lysander kurz zuvor sein Ende gefunden hatte. Zu diesem Zweck hatte er in die Provinz Hochfels reisen sollen. Hätte er damals geahnt, was sich noch alles aus diesem Auftrag entwickeln werde... „Jetzt, mein Streiter, erholt Euch gut diese Nacht. Denn morgen segelt Ihr ins Königreich von Daggerfall.“ Mit diesen Worten hatte Uriel ihn verabschiedet.
Nun hatte er den Kristall Mantella gefunden, das Herz des riesigen Kampfgolems den einst Tiber Septim benutzt hatte um die Aldmeri in die Knie zu zwingen.
Seine Hand zitterte, als sie sich dem Kristall näherte. Irgendetwas sagte ihm, dass es schlecht für ihn ausgehen könnte, wenn er diesen Stein berührte. Doch verflucht! Er hatte nicht all diese Kämpfe und Entbehrungen auf sich genommen, um nun mit leeren Händen aus Aetherius zurückzukehren – falls es überhaupt einen Rückweg gab. Ein letztes tiefes Durchatmen, dann berührte er das Mantella.
Sofort wusste er, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Die Welt schien zu zerbersten. Nulfaga, die Mutter des verstorbenen Lysander, erschien ihm, doch riss der Wirbel aus Farben und Formen sie im nächsten Moment wieder fort. Es dauerte lange bis dieser Sturm sich gelegt hatte. Schließlich war alles ruhig und er hatte das Gefühl, die Zeit selbst sei stehen geblieben. Dann sah er ihn. Halb schien er menschlich, halb war seine Gestalt die eines Drachen.
„Mein Freund, was du bloß getan“, sagte Akatosh tadelnd aber ohne Zorn in der Stimme. „Steh auf!“, bat er den Klingenagenten, als dieser sich zu Boden warf. Hastig erhob er sich wieder und sah in das strahlende Antlitz des Aedra.
„Verzeiht, mächtiger Akatosh! Ich... ich weiß es nicht. Ich habe das Mantella berührt und dann...“ „Dann hast du einen Riss im Gefüge der Zeit verursacht; von einer Heftigkeit wie es ihn seit dem Ende der ersten Ära nicht mehr gegeben hat“, beendete Akatosh den Satz. „Während du hier in Aetherius gewartett und dich vor dem Zeitsturm versteckt hast, habe ich alle Mühe gehabt die verschiedenen Zeitlinien, die du entfesselt hast wieder zusammenzufügen. Während wir hier reden waren sowohl Daggerfall, als auch Sentinel, als auch Wegesruh sowie die Orks im Krieg siegreich, Mannimarco hat sich selbst zum Gott der Würmer erhoben und der Unterkönig hat sich wieder mit dem Mantella vereint, während das Numidium zerstört wurde.“
Das erschien ihn alles sehr verwirrend. Wie konnten all diese Dinge, die eigentlich einander ausschlossen, gleichzeitig passiert sein? Doch anstatt weiter in dieser Sache nachzuhaken, die er vermutlich dennoch nicht verstehen würde, fragte er stattdessen ein wenig zaghaft: „Und ich?“ „Du bist tot, das Numidium hat dich erschlagen – jedenfalls in dem Zeitstrang in dem sich Mundus nun befindet.“ Er nahm die Nachricht, dass er gerade von einem riesigen Dwemerkonstrukt erschlagen worden war, mit einer Gelassenheit auf, die ihn selbst überraschte. So oft hatte er dem Tod auf seinen Abenteuern ins Auge gesehen nun fand er es fast witzig, auf diese Art und Weise gestorben zu sein.
„Und...“, fragte er den Gott mit einer neuen gewissen Lässigkeit „Was...öh heißt das jetzt für mich... so ganz konkret.“ Der Drachengott der Zeit lachte. „Eine gute Frage! Eine sehr gute Frage. Du bist in Mundus tot, allerdings lebst du noch in Aetherius, so wie in ein paar weiteren Zeitsträngen. Du kannst nicht hier bleiben und nicht zurück nach Tamriel. Nicht in das eigentliche. Doch ich kann dir ein Angebot machen: Ich habe die Teile der Zeitstränge, die ich aus der Geschichte entfernt habe noch nicht gänzlich vernichtet. Deshalb könnte ich dich in einen von ihnen schicken. So zu sagen dein eigenes Nirn. Natürlich wird sich die Geschichte dort vielleicht ganz anders entwickeln als du sie kennst. Das Tamriel, das du nun sehen wirst, wird anders sein als das, das du zu kennen glaubtest“ „Wie meint Ihr das? Werde ich denn nicht an dem Zeitpunkt zurückkehren, an dem ich Mundus verlassen habe?“ „Das Problem dabei ist“, erklärte Akatosh. „dass die entfernten Zeitstränge sich nicht mehr in Mundus befinden. Noch in Aetherius oder gar in Oblivion. Sie treiben irgendwo lose im Aurbis umher und sind deshalb sehr instabil. Ich könnte diese Zeitstränge zusammenzufügen und wenn ich sie dann noch ein wenig kürze und mit Mundus verankere, dann könnte ich eine stabile Version Nirns erschaffen.“ „Das klingt doch gut, nur zwei Fragen habe ich: Weiß meint Ihr mit „kürzen“? Und werde ich je wieder in „meine“ Zeit zurückkehren können.“
„Noch zwei interessante Fragen und ihre Antworten hängen vermutlich zusammen. Allerdings kann selbst ich dir die letztere nicht mit Sicherheit beantworten. Aber zumindest die erste; Es ist nämlich selbst für mich nicht leicht, einfach so verschiedene verstümmelte Zeitebenen zu einer intakten zusammenzufügen – offen gesagt: Für alle außer mich ist das vollkommen unmöglich. Darum werden wir einiges aus der Zeit entfernen müssen, damit die einzelnen Stücke zusammenpassen. Das ist auch der Grund, warum du nicht im Jahre 417 der Dritten Ära zurückkehren wirst, sondern wahrscheinlich etliche Jahre zuvor. Die restliche Zeit muss vernichtet werden.“ „Wie vernichtet man Zeit?“ „Außer mir gibt es nur ein Wesen, das dazu in der Lage ist. Alte Legenden erzählen von ihm und im Kaiserreich meine viele Gelehrte sogar wir beide wären ein und die selbe Person.“ „Wer?“ „Habt jemals gehört von Alduin?“ „Der Weltenfresser?“ „Der Welten- und Zeitenfresser, ja. Meine prächtigste Schöpfung und meine bitterste Enttäuschung. Ich werde ihn die überschüssige Zeit fressen lassen und dann dich auf diesem Zeitstrang absetzen. Was sagst du dazu?“ „Habe ich eine Wahl?“ „Wenn du nicht als wahnsinniger Aethergeist enden willst: Nein!“ „Dann sage ich: Ja!“ „Gut, gut. Aber bevor ich ans Werk schreiten werde noch etwas: Du gehörst nicht in diesen Zeitstrang, also wirst du auch dort nicht vom Altern betroffen sein. Du wirst eine völlig neue Identität erhalten. Es ist... nun ein ziemlicher Aufwand den ich da für dich betreibe. Schließlich habe ich viele Pflichten und muss mich vorrangig um das Wohl des echten Mundus sorgen. Ich spüre die Schatten großer Ereignisse – wie sich Lorkhans Herz zusammenkrampft und wie sich der Prinz der Zerstörung in seinen Totenlanden regt. Also erwarte ich auch eine kleine Gefälligkeit von dir: Da du nicht altern wirst und ich der Gott der Zeit bin und mich deshalb sehr für die Geschichte interessiere, erwarte ich von dir, dass du die Ereignisse des anderen Tamriels aufschreiben wirst.“ „Wenn es weiter nichts ist“, gab er zurück. Die Maßgabe Chronist zu werden erschien ihm als ein durchaus ein guter Tausch gegen ein ewiges Leben in einer Parallelwelt. Akatosh zwinkerte. „Wohlan! Dann sind wir uns einig. Ich werde zu dir kommen, sobald ich mir ganz sicher darüber bin, wie du wieder in deinen Zeitstrang zurückkehren kannst. Vielleicht habe ich auch noch ein paar Aufgaben für dich. Doch nun will ich mich ans Werk machen.“
Mit diesen Worten verschwand Akatosh. Der Aedra schien sich einfach in Luft aufzulösen. Einen Moment später setzte der Wirbelsturm aus Farben wieder ein. Ihm wurde Schwarz vor Augen und er sank zu Boden.
Kommentare