[AAR] Die Verwerfung im Westen

Die AAR der phantastischen Art...

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[AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 13. Februar 2014 21:44

Der Guerillonist präsentiert stolz: DIE VERWERFUNG IM WESTEN. Ein AAR zu:


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Prolog - Teil 1


Er steckte sein Schwert zurück in die Scheide und besudelte sie damit mit frischem, heißem Blut. Der antike Vampirfürst war das letzte Wesen aus Fleisch und Blut gewesen, das noch zwischen ihm und seiner Aufgabe gestanden hatte. Er öffnete die letzte Tür und fand sich in einem riesigen Saal wieder, in dessen Mitte eine Art Schrein frei zu schweben schien. Es gab keinen Weg dorthin, doch wendete er einfach einen Levitationszauber auf sich selbst an und überbrückte die Distanz im Gleitflug. Beinahe rechnete er damit, ein Donnerschlag würde ihn treffen, als er die Plattform des Schreins betrat, doch nichts dergleichen geschah.
Er schwebte einfach nur da vor ihm - der große grüne Kristall in seinem Gefängnis aus aedrischer Magie. All die langen Jahre, die er durch die Länder an der Illiac-Bucht gereist war, sollten nun endlich auszahlen. Er erinnerte sich noch, als wäre es gestern gewesen, dass Kaiser Uriel ihn, seinen besten Agenten, nachts in den Kaiserlichen Palast zitiert hatte. Es war eine gespenstische Szenerie gewesen. Niemand außer ihm, Uriel und Lordkanzler Ocato war dort gewesen. „Ich bitte Euch darum als Euer Kaiser“, hatte Uriel gesagt. „Und Euer Freund.“
Er hatte herausfinden sollen auf welche Weise König Lysander kurz zuvor sein Ende gefunden hatte. Zu diesem Zweck hatte er in die Provinz Hochfels reisen sollen. Hätte er damals geahnt, was sich noch alles aus diesem Auftrag entwickeln werde... „Jetzt, mein Streiter, erholt Euch gut diese Nacht. Denn morgen segelt Ihr ins Königreich von Daggerfall.“ Mit diesen Worten hatte Uriel ihn verabschiedet.
Nun hatte er den Kristall Mantella gefunden, das Herz des riesigen Kampfgolems den einst Tiber Septim benutzt hatte um die Aldmeri in die Knie zu zwingen.
Seine Hand zitterte, als sie sich dem Kristall näherte. Irgendetwas sagte ihm, dass es schlecht für ihn ausgehen könnte, wenn er diesen Stein berührte. Doch verflucht! Er hatte nicht all diese Kämpfe und Entbehrungen auf sich genommen, um nun mit leeren Händen aus Aetherius zurückzukehren – falls es überhaupt einen Rückweg gab. Ein letztes tiefes Durchatmen, dann berührte er das Mantella.
Sofort wusste er, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Die Welt schien zu zerbersten. Nulfaga, die Mutter des verstorbenen Lysander, erschien ihm, doch riss der Wirbel aus Farben und Formen sie im nächsten Moment wieder fort. Es dauerte lange bis dieser Sturm sich gelegt hatte. Schließlich war alles ruhig und er hatte das Gefühl, die Zeit selbst sei stehen geblieben. Dann sah er ihn. Halb schien er menschlich, halb war seine Gestalt die eines Drachen.
„Mein Freund, was du bloß getan“, sagte Akatosh tadelnd aber ohne Zorn in der Stimme. „Steh auf!“, bat er den Klingenagenten, als dieser sich zu Boden warf. Hastig erhob er sich wieder und sah in das strahlende Antlitz des Aedra.
„Verzeiht, mächtiger Akatosh! Ich... ich weiß es nicht. Ich habe das Mantella berührt und dann...“ „Dann hast du einen Riss im Gefüge der Zeit verursacht; von einer Heftigkeit wie es ihn seit dem Ende der ersten Ära nicht mehr gegeben hat“, beendete Akatosh den Satz. „Während du hier in Aetherius gewartett und dich vor dem Zeitsturm versteckt hast, habe ich alle Mühe gehabt die verschiedenen Zeitlinien, die du entfesselt hast wieder zusammenzufügen. Während wir hier reden waren sowohl Daggerfall, als auch Sentinel, als auch Wegesruh sowie die Orks im Krieg siegreich, Mannimarco hat sich selbst zum Gott der Würmer erhoben und der Unterkönig hat sich wieder mit dem Mantella vereint, während das Numidium zerstört wurde.“
Das erschien ihn alles sehr verwirrend. Wie konnten all diese Dinge, die eigentlich einander ausschlossen, gleichzeitig passiert sein? Doch anstatt weiter in dieser Sache nachzuhaken, die er vermutlich dennoch nicht verstehen würde, fragte er stattdessen ein wenig zaghaft: „Und ich?“ „Du bist tot, das Numidium hat dich erschlagen – jedenfalls in dem Zeitstrang in dem sich Mundus nun befindet.“ Er nahm die Nachricht, dass er gerade von einem riesigen Dwemerkonstrukt erschlagen worden war, mit einer Gelassenheit auf, die ihn selbst überraschte. So oft hatte er dem Tod auf seinen Abenteuern ins Auge gesehen nun fand er es fast witzig, auf diese Art und Weise gestorben zu sein.
„Und...“, fragte er den Gott mit einer neuen gewissen Lässigkeit „Was...öh heißt das jetzt für mich... so ganz konkret.“ Der Drachengott der Zeit lachte. „Eine gute Frage! Eine sehr gute Frage. Du bist in Mundus tot, allerdings lebst du noch in Aetherius, so wie in ein paar weiteren Zeitsträngen. Du kannst nicht hier bleiben und nicht zurück nach Tamriel. Nicht in das eigentliche. Doch ich kann dir ein Angebot machen: Ich habe die Teile der Zeitstränge, die ich aus der Geschichte entfernt habe noch nicht gänzlich vernichtet. Deshalb könnte ich dich in einen von ihnen schicken. So zu sagen dein eigenes Nirn. Natürlich wird sich die Geschichte dort vielleicht ganz anders entwickeln als du sie kennst. Das Tamriel, das du nun sehen wirst, wird anders sein als das, das du zu kennen glaubtest“ „Wie meint Ihr das? Werde ich denn nicht an dem Zeitpunkt zurückkehren, an dem ich Mundus verlassen habe?“ „Das Problem dabei ist“, erklärte Akatosh. „dass die entfernten Zeitstränge sich nicht mehr in Mundus befinden. Noch in Aetherius oder gar in Oblivion. Sie treiben irgendwo lose im Aurbis umher und sind deshalb sehr instabil. Ich könnte diese Zeitstränge zusammenzufügen und wenn ich sie dann noch ein wenig kürze und mit Mundus verankere, dann könnte ich eine stabile Version Nirns erschaffen.“ „Das klingt doch gut, nur zwei Fragen habe ich: Weiß meint Ihr mit „kürzen“? Und werde ich je wieder in „meine“ Zeit zurückkehren können.“
„Noch zwei interessante Fragen und ihre Antworten hängen vermutlich zusammen. Allerdings kann selbst ich dir die letztere nicht mit Sicherheit beantworten. Aber zumindest die erste; Es ist nämlich selbst für mich nicht leicht, einfach so verschiedene verstümmelte Zeitebenen zu einer intakten zusammenzufügen – offen gesagt: Für alle außer mich ist das vollkommen unmöglich. Darum werden wir einiges aus der Zeit entfernen müssen, damit die einzelnen Stücke zusammenpassen. Das ist auch der Grund, warum du nicht im Jahre 417 der Dritten Ära zurückkehren wirst, sondern wahrscheinlich etliche Jahre zuvor. Die restliche Zeit muss vernichtet werden.“ „Wie vernichtet man Zeit?“ „Außer mir gibt es nur ein Wesen, das dazu in der Lage ist. Alte Legenden erzählen von ihm und im Kaiserreich meine viele Gelehrte sogar wir beide wären ein und die selbe Person.“ „Wer?“ „Habt jemals gehört von Alduin?“ „Der Weltenfresser?“ „Der Welten- und Zeitenfresser, ja. Meine prächtigste Schöpfung und meine bitterste Enttäuschung. Ich werde ihn die überschüssige Zeit fressen lassen und dann dich auf diesem Zeitstrang absetzen. Was sagst du dazu?“ „Habe ich eine Wahl?“ „Wenn du nicht als wahnsinniger Aethergeist enden willst: Nein!“ „Dann sage ich: Ja!“ „Gut, gut. Aber bevor ich ans Werk schreiten werde noch etwas: Du gehörst nicht in diesen Zeitstrang, also wirst du auch dort nicht vom Altern betroffen sein. Du wirst eine völlig neue Identität erhalten. Es ist... nun ein ziemlicher Aufwand den ich da für dich betreibe. Schließlich habe ich viele Pflichten und muss mich vorrangig um das Wohl des echten Mundus sorgen. Ich spüre die Schatten großer Ereignisse – wie sich Lorkhans Herz zusammenkrampft und wie sich der Prinz der Zerstörung in seinen Totenlanden regt. Also erwarte ich auch eine kleine Gefälligkeit von dir: Da du nicht altern wirst und ich der Gott der Zeit bin und mich deshalb sehr für die Geschichte interessiere, erwarte ich von dir, dass du die Ereignisse des anderen Tamriels aufschreiben wirst.“ „Wenn es weiter nichts ist“, gab er zurück. Die Maßgabe Chronist zu werden erschien ihm als ein durchaus ein guter Tausch gegen ein ewiges Leben in einer Parallelwelt. Akatosh zwinkerte. „Wohlan! Dann sind wir uns einig. Ich werde zu dir kommen, sobald ich mir ganz sicher darüber bin, wie du wieder in deinen Zeitstrang zurückkehren kannst. Vielleicht habe ich auch noch ein paar Aufgaben für dich. Doch nun will ich mich ans Werk machen.“
Mit diesen Worten verschwand Akatosh. Der Aedra schien sich einfach in Luft aufzulösen. Einen Moment später setzte der Wirbelsturm aus Farben wieder ein. Ihm wurde Schwarz vor Augen und er sank zu Boden.




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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 14. Februar 2014 20:49

Prolog - Teil 2


Er erwachte im Schatten eines hoch aufragenden, glitzernden Turmes. Obwohl ihm noch leicht schummrig zu Mute war, erkannte er dieses Bauwerk auf Anhieb. Es war der Direnni- oder Adamantturm, das älteste Gebäude von ganz Tamriel. Wenn die Legenden stimmten, dann war der Turm einst das Fahrzeug Akatoshs gewesen, mit dem dieser Nirn betreten hatte und später war es für eine Weile Ratssitz der Götter. Das würde zumindest erklären, warum Akatosh ihn gerade hier abgesetzt hatte. Die Erinnerungen an die Begegnung mit dem Aedra kehrten nur schleppend wieder.
Er wollte sich mit einer Hand durchs Gesicht fahren, stockte dann jedoch, als er merkte, dass seine Haut einen goldenen Farbton hatte. Vorsichtig tastete er nach seinen Ohren. Sie waren spitz. Als er aufstand, merkte er, dass er beinahe zwei Meter über den Boden aufragte. Kein Zweifel: Er war als Altmer nach Nirn zurückgekehrt. Nun, das sollte wohl keine lange Eingewöhnungszeit erfordern. Warum Akatosh, oder Auri-El, wie die Altmer ihn nannten, ihn gerade zu einem Hochelfen gemacht hatte, das wusste er nicht. Vielleicht hatte der Gott gedacht, dass es bei einem solchen am wenigsten auffallen würde, dass er nicht alterte.
Er hörte eine Stimme hinter sich und wirbelte herum. Ein Altmer in einem verzierten Brustpanzer kam auf ihn zu. „Wer seid Ihr? Und warum schleicht Ihr um den Direnniturm herum?“, herrschte er ihn an. „Verzeiht, aber ich schleiche nicht, ich gehe. Und als ich das letzte Mal hier war, war es noch nicht verboten sich diesen Turm anzusehen.“ „Unbefugten ist der Zutritt schon seit Jahren verboten!“, fauchte der Altmer. Jetzt erst kam die Erinnerung an Akatoshs Worte zurück, er würde sich in einer anderen Zeit wiederfinden, wenn er nach Nirn zurückkehren würde. Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, fragte er: „Ich habe nur einen Hinweis gesucht, wie alt dieser Turm ist. Er scheint mir schon sehr alt, nicht wahr?“ Der Altmer sah ihn entgeistert an. „Dann seit Ihr noch dümmer als Ihr ausseht. Der Turm wurde im Jahre 2500 vor dem Ende der Merethischen Ära erbaut. Also vor 5869 Jahren.“ Ihm klappte die Kinnlade runter. „Das heißt wir befinden uns im Jahre... 449 der Zweiten Ära?!?“, entsetzte er sich. Der Altmersoldat schien drauf und dran diesen offenbar verrückten Mann in den Kerker werfen zu lassen.. „Natürlich sind wir das, du Narr.“ Doch der Angesprochene hörte nicht. Ein paar Jahre... ein paar Jahre?!? Als Akatosh das gesagt hatte, hatte er eigentlich nicht damit gerechnet, dass der Drachgott ihn gleich eine ganze Ära weit in die Vergangenheit schicken würde – über 800 Jahre.
„Und jetzt verrate mir deinen Namen, du armer Irrer, ehe ich dich in Ketten legen lasse.“ „Mein Name... nun der ist... ähm... Topal! Ja Topal ist mein Name“, nannte er den ersten aldmerischen Namen, der ihm einfiel. „So so Topal... wie der große Navigator?“, fragte der Altmer. „Ja genau“ - daher kenne ich den Namen also. Der Typ nach dem die Topalbucht benannt ist.
„Nun Topal wenn ihr einen guten Rat von mir hören wollt: Verschwindet von hier ehe mein Vater Euch sieht oder ich unangenehm werde.“ Das ließ sich Topal nicht zweimal sagen. Offenbar war der Mann Angehöriger des Direnni-Clans und auch wenn er selbst nie Zwist mit ihnen gehabt hatte, wusste er doch, dass man sie sich lieber nicht zum Feind machte.
Topal, wie er sich genannt hatte, verließ den Bezirk des Direnniturms und begab sich in Richtung Hafen. Der Weg war damals offensichtlich der selbe gewesen, wie er es noch zu seiner Zeit sein sollte. Als er in den Taschen der typischen Altmerkleidung suchte, die er trug, fand er zu seiner Freude eine erquickliche Menge an Goldmünzen. Wenigstens hatte Akatosh dafür gesorgt, dass er ein wenig Startkapital hatte.
Er überlegte, was zu tun sei. Akatosh wollte, dass er Chronist wurde und es erschien ihm sowohl unbillig als auch verdammt dumm den Wunsch des Gottes auszuschlagen. Am besten wäre es wohl, wenn er sich an einen der Höfe der Iliac-Bucht begäbe, um Hofschreiber zu werden. Ja! So ging er die Sache wahrscheinlich am besten an. Nach der unangenehmen Begegnung am Turm konnte er wohl kaum mehr in der nächsten Zeit in den Dienst der Dirennifamilie treten. Allerdings hatte er das auch gar nicht vorgehabt. Es zog ihn vielmehr an einen ganz anderen Ort. Und mit dem Gold in seinen Tasche sollte er sich die Überfahrt dorthin problemlos leisten können. Er sprach einen der Hafenarbeiter an: „Verzeihung, kannst du mir sagen, wann das nächste Schiff nach Daggerfall geht?“ „Noch heute Abend“, war die Antwort und der Elf wies ihm den Weg zu einem Schiff, das im Hafen vor Anker lag.
Tatsächlich war es für ihn kein Problem sich die Überfahrt nach Daggerfall leisten zu können. Die Stadt, die manche auch Dolchsturz nannten, war die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs. An dessen Hof hatte er viel Zeit verbracht und auf irgendeine Weise zog es ihn dorthin zurück. Vielleicht war es eine gewisse Nostalgie, die ihn umtrieb. Vielleicht war es auch einfach die Tatsache, dass er das Gefühl hatte, es wäre für ihn leichter in Daggerfall eine Anstellung als Hofschreiber zu finden als sonst wo. Die Stadt war sehr weltoffen, und war es wohl schon vor 800 Jahren gewesen. Aber da es ein menschlichen Königreich war, würde er als Altmer sicher gute Karten für eine Anstellung haben, die vor allem voraussetzte, dass man lange lebte.
Im Gegensatz zu seiner ersten verlief diese Reise nach Daggerfall relativ ereignislos, was ihm aber gerade recht war. Er hatte wenig Lust erneut in einen Sturm zu geraten und wieder in einer verlassenen Freibeuterfestung angespült zu werden.
Am ersten Tag des Jahres 450 der Zweiten Ära kam das Schiff im Hafen von Dolchsturz an. Er stieg aus und machte sich rasch auf den Weg zur Stadtmauer. Die Wachen, die den gleichen roten Drachen auf ihrem Wappenröcken trugen ,wie noch in der Dritten Ära, ließen ihn ohne weiteres passieren. In der Stadt merkte er jedoch die Unterschiede deutlich. Dieses Daggerfall war um einiges kleiner, als das, welches er gekannt hatte – ganze Viertel fehlten. Auch schien die Stadt in keinem guten Zustand zu sein. So sah er viele Bettler und Waisen auf den Straßen. Trotz all dieser Veränderungen fand er den Weg zum Palast ohne Schwierigkeiten.
Die Wachmänner beäugten ihn misstrauisch, als er ihnen verkündete, er wolle den König sprechen. „Was will ein Altmer von König Malkoran?“, wollte einer der Männer wissen. „In seine Dienste treten“, kam die knappe Antwort. „Der König benötigt keine Dienste. Sein Hofstaat ist bereits vollzählig. Kommt in ein paar Jahren wieder.“ Doch so leicht ließ er sich nicht abwimmeln. „Darüber kann der König wohl selbst am besten entscheiden. Jetzt lasst mich mit ihm reden!“ „Ich sage: Nein!“ Er seufzte und zog ein paar Münzen aus der Tasche, die er den Wachmännern in die Hand drückte. „Ach diese Art von Dienst meint Ihr, edler Herr!“, sagte einer der beiden sehr laut. „Das ist natürlich etwas vollkommen anderes. Wen darf ich dem König melden?“ „Topal.“
Tatsächlich verschwand der Wachmann im Thronsaal und kam nur wenige Minuten später mit der Nachricht zurück, dass er den König jetzt sprechen könne.
Auch die Halle sah ärmlicher aus, als die das im Jahre 405 getan hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Doch er ließ sich davon nicht beirren, sondern trat vor den König, der nebst seinen Beratern vor dem Thron stand, und verbeugte sich leicht. Dabei sprach er: „Ich Grüße euch König Goth... Verzeiht! König Malkoran, meine ich natürlich. Erlaubt mir mich Euch vorzustellen. Mein Name ist Topal und wie ihr unschwer erkennen könnt, bin ich ein Hochelf. Ich stamme aus der prächtigen Stadt Alinor, der keine zweite gleichkommt, auch wenn die Eure sicher ihre größte Konkurrentin ist“, sprach er und fand, dass er dabei ziemlich elfisch klang. „Ich komme an Euren Hof um Euch meine Dienste als Chronist und Hofschreiber anzubieten.“ „Nun es freut mich, dass Daggerfall Euch gefällt, Topal – ich bin auch sehr stolz auf sie. Schließlich habe ich viel Mühe darin investiert, sie zu dem zu machen, was sie heute ist“, gab der König, sichtlich geschmeichelt, zurück. Er war noch ein sehr junger Mann, vielleicht in den Zwanzigern. Topal würde sicher leichtes Spiel mit ihm haben. „Sagt mir: warum bietet Ihr mir Eure Dienste an und warum sollte ich Euch einstellen?“ „Es ist mir ein Stich ins Herz, befürchten zu müssen die Taten Eures Königreiches oder Eures Hauses könnten im Dunkel der Geschichte verschwinden oder von einem weniger talentierten Mann als mir nur unwürdig wiedergegeben werden. Darum will ich Euch meine Dienste anbieten, dafür fordere nur ein Salär, dass sich sogar der kleinste Graf aus dem Hinterland von Hochfels leisten könnte.“
„Ich bewundere die viel gerühmte Silberzunge der Elfen stets aufs Neue“, antwortete der König. An seine Berater gewandt fragte er: „Nun was meint ihr? Der Bursche scheint doch recht brauchbar, nicht wahr?“ „Ein Chronist kann Eurem Prestige nur zuträglich sein, Sire“, antwortete einer von ihnen eilfertig. „Nun gut, Topal von Alinor, ihr habt die Anstellung. Wann werdet Ihr mit Euren Diensten anfangen?“ „Sobald mir das nötige Gerät und eine Schreibstube zur Verfügung stehen.“ „Betrachtet es als erledigt“, winkte der König ab und entließ Topal.
Damit war die Sache beschlossen. Nun konnte er anfangen, Akatoshs Weisung in die Tat umzusetzen.




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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 15. Februar 2014 14:47

Bild Die Daggerfall-Chronik - 1 Bild


Dies sind die Chroniken des Königreichs von Daggerfall; beginnend am zweiten des Morgensterns im Jahre 450 der Zweiten Ära, aufgeschrieben von Topal von Alinor, im Auftrag des Königs und zu Ehren Akatoshs.
Das Königreich Daggerfall wurde im Jahre 246 1.Ä von Nord gegründet, die sich im Süden von Hochfels niedergelassen hatten. Zunächst war Dolchsturz nur ein kleines Fischerdorf. Der Name der Stadt rührt angeblich daher, dass dem ersten Dorfhäuptling von Dolchsturz von seinem Jarl so viel Land zugebilligt worden war, wie dieser mit dem Wurf seines Messers abstecken konnte.
Doch schon nach dem Ende der Direnni-Hegemonie im Jahre 369 1.Ä begann der Aufstieg des Königreichs. Bald jedoch entwickelten sich an der Iliac-Bucht scharfe Konkurrenten, wie Sentinel – auch Schildwacht genannt – oder das Prinzipat von Wegesruh. Aber es war die Thrassische Pest des Jahres 2200 die das Königreich in die Knie zwingen konnte, doch Daggerfall erholte sich. Als nach dem Tod des letzten Akaviri Potentaten Savirien-Chorak vor 19 Jahren das Zweite Kaiserreich im Chaos versank, da erhoben sich auch die vielen kleinen Fürsten und Könige an der Iliac-Bucht wieder. Daggerfalls vorrangiges Ziel ist es nun, zu wiederzuerringen, was rechtmäßig ihr gehört.

Der Krieg um Betonia


Das Königreich Daggerfall im Jahre 450 2.Ä (Öffnen)
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Das Jahr 450 begann unter guten Vorzeichen für das Königreich Daggerfall. Es war das Jahr der Heirat von König Malkoran Perrick und Herzogin Mariette, der Kleinkönigin von Camlorn. Die Hochzeit, die etwa einen Monat zuvor beschlossen worden war, wurde am 5 .Sonnenaufgang in Dolchsturz vollzogen, unter reger Teilnahme der Einwohner der Stadt. Der König nahm die Kosten für dieses feierliche Ereignis vollständig auf sich, was ihn viel Anerkennung bei seinen Untertanen aber auch bei den Vasallen des Reiches brachte. Die Feierlichkeiten dauerten vier Tage und Nächte. Als sie vorbei war, verkündete König Malkoran, nun da er endlich verheiratet sei, sei es sein Ziel ein großer Stratege zu werden.

Es bot sich dem König auch bald eine Gelegenheit sein Können als Heerführer unter Beweis zu stellen. Nach dem Ende des zweiten Kaiserreichs nämlich waren Orks, die von Malacath verdorbenen Geschwister der Elfen, auf der Insel Betonia gelandet, hatten sie in Besitz genommen und dort das Kleinkönigreich Betnikh gegründet. Diesen Raub von Eigentum der Krone war König Malkoran nun nicht länger bereit hinzunehmen, weshalb er den Orks von Betnikh am 2. Sonnenhöhe den Krieg erklärte. Er rief alle Truppen aus Dolchsturz und die seines Vasallen Graf Darius von Shalgora zusammen. Zusätzlich engagierte er noch einen Söldnertrupp aus Hammerfell, so dass der König knapp 1000 Mann aufbieten konnte.
Mit dieser Streitmacht setzte er am 20.Herzfeuer nach Betnikh über. Die Truppen konnten einige Tage lange unbehelligt bleiben, bis es bei Weißfurt zu einem ersten Zusammenstoß mit den Orks kam, der fast in einer Katastrophe für Daggerfall geendet wäre. In der Hitze des Gefechts nämlich wurde König Malkoran von seinen berittenen Magiern getrennt und wäre in orkische Gefangenschaft gekommen, wäre nicht einer seiner Krieger, ein Bretone namens Pharamont Redford, zu seinem König vorgedrungen. Zusammen konnten sie sich einen Fluchtweg durch das Orkheer schlagen. Zum Dank für diese mutige Tat, machte Malkoran Pharamont zum Ritter von Dolchsturz und ernannte zu seinem persönlichen Leibwächter.
Dennoch war das Heer aus Daggerfall nun in die Defensive gedrängt worden. Am 29. Eisherbst ordnete der König deshalb und auf Grund des immer kälter werdenden Wetters den geordneten Rückzug des Verbleibenden 840 Mann nach Dolchsturz an.
Die Truppen im Winterlager (Öffnen)
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Doch waren die Daggerfaller damit noch lange nicht geschlagen. Sobald er wieder in Dolchsturz war, setzt der König einen Brief an seine schwangere Gemahlin auf, die sich an den Hof von Camlorn zurückgezogen hatte, und bat sie darin um Unterstützung. Wie es zu erwarten war, traf die Zusage am 4. Sonnenuntergang ein.
Mit dieser moralischen Unterstützung überwinterte der König mit seinem Heer in Dolchsturz. Doch schon an 23. Morgenstern 451 zog es ihn wieder hinaus. Der Morgenstern sollte ein glücklicher Monat für den König werden. Nicht nur, war seine zweite Landung auf Betonia von Erfolg gekrönt und er konnte das Heer der Orks vernichtend schlagen, darüber hinaus wurde am 26. dieses Monats auch seine Tochter Masalinie geboren.
Stammbaum der Perricks aus dem Jahre 451 2.Ä (Öffnen)
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Nachdem der König das Hauptheer der Orks dank seiner militärischen Überlegenheit in alle Winde hatte zerstreuen können, formierten sich keine Angriffe mehr gegen die siegreiche Armee aus Daggerfall. Am 18. Regenhand trafen auch die Truppen seiner Gemahlin ein - diese waren jedoch offen gestanden eine Enttäuschung. Gerade einmal 18 Mann brachte ein einzelnes Schiff, das nach Betnikh gesegelt kam. Allerdings zürnte er König seiner Gattin nicht, verstand er doch, dass sie das Gros ihres Heeres zuhause in Camlorn behalten wollte, um sich und das gemeinsame Kind gegen Überfälle der Orks zu schützen.
Das Vereinte Heer nahm nun die Belagerung der Stadt Weißfurt auf, die am 24. Herzfeuer 451 fiel. Damit endete der Krieg um die Insel. Sie wurde wieder in Betonia umbenannt und der gütigen Herrschaft Daggerfalls unterstellt. König Malkoran bewies Gnade mit den ganz und gar Besiegten, als er sich entschloss, Agdurz, den lokalen Herrscher der Orks – obwohl er mit nichts als dem Recht des Räubers in seine Position gelangt war – im Amt zu belassen und ihn zu seinem Vasall als Graf von Betonia zu machen. Das waren die Ereignisse des Krieges um Betonia.
Die Länder an der Iliac-Bucht im Jahre 451 2.Ä (Öffnen)
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Topal schloss das Buch. Er fand, dass dieser erste Teil seiner Chronik durchaus gelungen war. Nicht zu propagandistisch gefärbt, aber dennoch schmeichelnd. So hatten schon dem Ende der Potentaten Zeit viele Orks auf Betonia gelebt, die mit dem Herrscherwechsel alles andere als unglücklich gewesen waren. Und den Tobsuchtsanfall Malkorans, als dieser das winzige Alibi-Heer gesehen hatte, dass seine Frau ihm geschickt hatte, hatte er einfach unter den Tisch fallen lassen. Er konnte den König ja auch irgendwo verstehen, die Ausrede sie wolle sich am anderen Ende von Hochfels, wo sie saß, vor marodierenden Orks schützen war ja wohl mehr als fadenscheinig gewesen. Er hätte nicht gedacht, dass sie so geizig wäre, als er sie das erste Mal gesehen hatte, in ihrem mit Perlen besetzen Kleid. Aber auch König Malkoran hatte er völlig falsch eingeschätzt. Zum einen altersmäßig – der Monarch war schon Ende Dreißig und hatte sich lediglich gut gehalten – als auch menschlich. Er hätte bei ihrem ersten Treffen nicht gedacht, zu welchen Wutausbrüchen der König fähig sein konnte und wie gefährlich er dann war.
Trotzdem wollte er sich nicht beklagen. Er hatte ein gutes Auskommen und ein gemütliches Turmzimmer. Nur der Beruf als Chronist war ihm sterbenslangweilig. Es gab einfach kaum etwas zu tun. Neben der Chronik die er für Akatosh anfertigte, machte er nur noch ein paar dröge Schriften über die langweilige Hofgesellschaft. Von dem Drachgott hatte er seit über einem Jahr, seit er dieses Tamriel betreten hatte, nichts mehr gehört. Er hoffte doch, dass der Aedra ihn nicht vollständig vergessen hatte. Für Topal hieß es wohl nun vor allem eins: Warten.




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Zuletzt geändert von Guerillonist am 17. Februar 2014 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 17. Februar 2014 17:16

Bild Die Daggerfall-Chronik - 2 Bild


Auf diesen Krieg folgten für das Königreich einige Jahre des relativen Friedens. Die erste Festlichkeit, die im Jahre 452 zu feiern war, war die Verlobung von Malkorans Sohn Uthore mit der jungen Joslin Stroud, Tochter des Grafen Lorgren von Yskalon, am 11.der Ersten Saat. Der Vollzug der Hochzeit wurde ausgesetzt, bis Joslin das 16. Lebensjahr erreicht haben möge.
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Doch das Familienglück sollte nicht lange ungetrübt bleiben. Der Hofspitzel des Königs deckte nämlich am 27. Jahresmitte eine Verschwörung auf, dessen Ziel die Ermordung des jungen Uthore war. Doch damit nicht genug: Das Haupt der Verschwörung war Uthores eigene Stiefmutter, die Gemahlin des Königs, Marietta von Camlorn. Als der König von dieser Verschwörung erfuhr, da packte ihn tiefer Grimm. Er jagte seine Frau vom Hof, zurück nach Camlorn und verhängte den Bann über sie. Diese Krise drohte zu eskalieren, bis am 7. Jahresmitte die Königin in einem schriftlichen Gesuch um Verzeihung bat und schwor nie mehr nach dem Leben des Thronfolgers zu trachten. 1000 Mal bat sie um Vergebung, es sei die Sorge um ihr eigenes Kind Percivale gewesen, die sie zu solch einer schändlichen Tat getrieben habe. Lange bedachte sich da der König und beriet sich mit seinen Vertrauten und seinem Sohn. Am 10. der Letzten Saat verkündete er schließlich in einer Rede, der „Königin und ihrem Sohn solle Gerechtigkeit widerfahren“ und er hob den Bann auf seiner Gemahlin wieder auf. Auch lud er manche der Höflinge seiner Frau nach Dolchsturz ein. Er führte des Nachts lange Gespräche mit ihnen, deren Inhalte leider nicht bekannt sind.
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So wurde die Krise schließlich gelöst und es konnte wieder Eintracht am Hofe einkehren.
Auch die Nachricht, die am 11. Eisherbst eintraf, dass der kinderlose Graf Agdurz den König zu seinem Erben ernannt, habe konnte der Laune des Königs nur zuträglich sein.
Lange Zeit war es darauf hin ruhig im Königreich Daggerfall. Doch hegte der König, bekräftigt durch das Scheitern der ersten Invasion im Krieg über Betonia, immer noch den Wunsch seine Fertigkeiten der Kampfkunst und Kriegsführung zu verbessern. In dieser Gemütslage drang am 5. der Zweiten Saat 453 das Gerücht an sein Ohr, dass sich in seinem Königreich ein alter Kriegsveteran aus Akavir, der noch zur Potentatenzeit nach Tamriel gekommen war, niedergelassen habe. Darum schickte er sofort Männer, den Krieger aus Akavir zu suchen. Es sollte jedoch noch einige Zeit dauern, bis ihre Bemühungen Früchte trugen.
Zunächst war einem anderen Mann Erfolgt vergönnt, nämlich am 15. dem Kanzler des Königs, der bei Erkundungsreisen durch die Provinz Daggerfall ein Vulkanglasvorkommen entdeckte. Mit einer Gruppe Abenteurer, hatte er eine Ader dieses äußerst seltenen Minerals an den Hängen der Gebirgsausläufer im Norden der Provinz entdeckt. Zwar war die gefundene Menge des Rohstoffs sehr klein, doch aufgrund des bloßen Werts des Rohstoffs, kann sich Daggerfall nun auf ein weiteres wirtschaftliches Standbein stützen.
Die gnädige Mutter Mara, bewies im gleichen Jahr nicht nur aufs Neue ihre Güte, sondern auch das sie Sinn für Ironie hatte. Denn am 26. Jahresmitte – einen Tag bevor sich die Aufdeckung der Intrige jährte, die Malkoran fast einen Sohn gekostet hätte – schenkte sie ihm einen zweiten Sohn. Der Junge wurde auf den Namen Lysandus getauft und er und seine Mutter erfreuten sich nach der Geburt bester Gesundheit. Der König war nun endgültig wieder mit seiner Gattin versöhnt.
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Dies zeigte sich umsomehr, als jene wenige Monate später, am 3. Herzfeuer einen schweren Schicksalsschlag erlitt. Sie, die sie einst versucht hatte ihrem Gatten den Sohn zu ermorden, verlor nun selbst ihren Erstgeborenen. Der Junge war auf einer Reise von Dolchsturz zurück nach Camlorn gewesen, als die Kutsche, in der er Reise angetreten hatte, Achsenbruch erlitt und mitsamt des Prinzen eine Steilküste hinunterfiel. Der Pecival war sofort tot. König Malkoran zeigte sich zutiefst betroffen, umso mehr, als er höchstselbst die Kutsche noch am Morgen zuvor inspiziert und sich von deren guten Zustand überzeugt hatte.
Das Jahr endete also düster, doch eine glückliche Nachricht am 20. Morgenstern 454 konnte die Laune des Königs endlich wieder heben: Man hatte den Mann aus Akavir gefunden. Er war in einer Schenke aufgegriffen worden, wo er eine Schlägerei angefangen hatte. Bei dieser war es ihm trotz seines angeheiterten Zustandes gelungen sechs kräftige Kerle, darunter sogar ein Ork, niederzuschlagen. Tief beeindruckt suchte der König den Mann in seiner Zelle unter Dolchsturz auf, wo man ihn hingebracht hatte und bat ihn, sein Lehrer zu werden. Der Mann willigte unter zwei Bedingungen ein: Zum einen solle ihm seine Freiheit zurückgegeben werden, zum anderen müsse der König bereit sein, sich dem Mandat des Veteranen zu fügen. In seiner Weisheit und Bescheidenheit, willigte Malkoran ein. Er zahlte eine Auslösesumme für den Mann, beglich seine Zeche und kam für die Schäden auf, die er verursacht hatte. Dann begab er sich bei dem Krieger in die Lehre. Über den genauen Inhalt dieses Unterrichts, kann ich an dieser Stelle aus verschiedenen Gründen keine Auskunft geben. Was ich jedoch sagen kann ist, dass der Akaviri Daggerfall in der Nach vom 29. auf den 30. Sonnenhöhe plötzlich und heimlich verließ und die Unterweisung des Königs damit beendet war. Malkoran äußerte sich dpätrt dazu, er habe viel gelernt, auch wenn ihm sein Lehrmeister manchmal etwas seltsam erschienen sei. So fühle er sich nun bereit zu neuen Taten aufzubrechen und das Recht der Krone von Daggerfall wieder einzufordern.


„Vielleicht sollte ich anfangen, mich ein wenig ins Hofleben einzumischen. Nur passiver Beobachter zu sein, liegt mir einfach auf Dauer nicht“, murmelte er.
„Ich halte das für eine ausgezeichnete Idee“, hörte er plötzlich eine volle Stimme hinter sich. Er drehte sich um und sah, im Rahmen des Turmzimmers einen jungen Burschen sitzen. Oder war es ein Greis? Sein Haar und sein Bart waren schlohweiß, doch seine Gesichtszüge waren jugendlich. Er schien im besten Wortsinne zeitlos zu sein. „Und außerdem vielleicht auch notwendig, wenn du von hier fortkommen willst“, meinte die Gestalt und trat an Topals Schreibpult. „Es wundert mich offen gestanden, dass du jetzt erst darauf gekommen bist. Ich kenne ja deine Taten als Klingenagent und hätte gedacht, dass du dich sofort wieder ins Abenteurerleben stürzen würdest.“ Der Fremde nahm die frisch ergänzte Chronik vor und begann darin zu blättern. „Alles in allem ganz nett geschrieben, aber bedenke, dass du für mich schreibst und nicht für diesen Kleinkönig an der Iliac-Bucht.“ „Akatosh seid Ihr es?“, fragte Topal überrascht. „Wen hast du erwartet? Hermäus Mora?“, meinte Akatosh und zwinkerte schalkhaft. „Wenn ich schon einen beträchtlichen Teil meiner Energie darauf verwende diese Dimension stabil zu halten, dann will doch auch etwas von ihr haben. „Kommen wir auf die Chronik zurück: Mir ist schon klar, dass dein König gewisse Erwartungen an dich hat, aber ich möchte, dass du unverblümt schreibst. Wenn der König einen Komplott zur Ermordung seines Stiefsohns plant, dann möchte ich, dass in dieser Chronik steht: Der König plante einen Komplott zur Ermordung seines Stiefsohns. Verfasse zwei Versionen wenn es unbedingt sein muss; das sollte im Rahmen des Möglichen für dich liegen.“ „Nun ich dachte, dass jeder, der ein wenig zwischen den Zeilen liest, sich seinen Teil denken kann – wenn er mit ausreichend Intellekt gesegnet ist.“ Akatosh lachte. „Ich verstehe schon, aber mach dir keine Sorge. Ich habe die Andeutungen verstanden. Aber nur, weil du die Chronik in meinem Auftrag schreibst, heißt das noch lange nicht, dass du sie ausschließlich für mich schreibst. Sie soll für jedermann verständlich sein“ „Was gedenkt Ihr mit ihr zu tun?“ „Das werde ich dir zu gegebener Zeit eröffnen, für den Moment reicht es, wen du tust, was ich dir sage, verstanden?“ Topal seufzte. „Ja, mächtiger Akatosh.“
Akatosh lächelte erneut schalkhaft, wurde jedoch wieder ernst als Topal fragte: „Wie stehen die Dinge zu Hause.“ „Schlecht“, gab der Aedra zu. „Es ist jetzt ein Jahr her, dass du weg bist und -“ „Vier!“, unterbrach Topal. „Oh! Nein, nein! Die Zeit hier läuft schneller als im echten Mundus. Dort ist nur ein Jahr vergangen – in etwa. Jedenfalls: Man sucht dich. Die Ereignisse an der Iliac-Bucht haben für ziemlich Wirbel gesorgt. Offiziell schreibt man sie Mara, Stendarr und mir zu. Wir Aedra müssen heutzutage auch jedes Ereignis herhalten, dass sich die Menschen nicht erklären können. Wobei es in diesem Fall natürlich nicht völlig falsch ist. Schließlich habe ich die verschiedenen Zeitebenen wieder zu einer einzigen vereint und damit verhindert, dass deine unbedachte Tat halb Tamriel zerreißt“ Das war das erste Mal, dass Topal hörte, wie Zorn in Akatoshs Stimme mitklang. „Jedenfalls bahnt sich schon eine neue Katastrophe an, diesmal in Morrowind. Der Kult von Dagoth Ur erhebt sich. Das könnte noch üble Folgen für das Land mit sich ziehen, doch lass uns über dich reden. Du nennst dich jetzt Topal, habe ich gehört. Der Name passt zu der Gestalt, die ich dir gegeben habe. Ich hoffe sie missfällt dir nicht zu sehr. In Mundus wirst du wieder deine richtige Gestalt erhalten.“ „Wisst Ihr jetzt, wie ich wieder dorthin zurückkehren kann?“ „Ich habe eine Methode ersonnen, die ziemlich erfolgversprechend ist, doch sie verlangt, dass ich eine weitaus mächtigere Inkarnation meiner selbst erschaffe. Überhaupt nur, weil dies hier nicht das echte Mundus ist, kann ich zumindest diese schwächliche Gestalt annehmen und aus eigenem Antrieb auf Erden wandeln. Aber es gibt einen Ort, an dem mein Wirken stärker mit Tamriel verbunden ist, als an sonst irgendeinem.“ „Der Direnniturm!“, rief Topal aus. „Ja“, bestätigte Akatosh. „Das war auch der Grund warum ich dich gerade zu einem Altmer gemacht und dich ausgerechnet dort abgesetzt habe – ich konnte ja nicht ahnen, dass du durch die halbe Iliac-Bucht reist, nur um Chronist zu werden. Wie dem auch sei. Ich muss dich jetzt verlassen. Wir sehen uns im Schatten des Adamanttumres wieder.“ Ohne Topal Gelegenheit zu irgendwelchen Nachfragen zu geben, löste sich die Inkarnation Akatoshs in Luft auf und ließ Topal allein in seinem Arbeitszimmer zurück.




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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 19. Februar 2014 19:13

„Zum Direnni-Turm?“, wiederholte König Malkoran skeptisch. „Ich kann Euch jetzt nicht beurlauben lassen, Topal. Ich habe einen wichtigen Auftrag für Euch.“ „Ihr meint, noch eine Chronik, über Eure Verwandtschaft mit der Reman-Dynastie?“, fragte Topal vorsichtig. „Ach, nein!“, winkte der König ab. „Ich brauche einen Kriegsschreiber an meiner Seite.“ „Kriegsschreiber? Aber wir befinden, uns doch gar nicht im Krieg, Sire.“ „Noch nicht“, gab Malkoran zu und zog einen Brief hervor, der sein persönliches Siegel trug. „Aber wenn dieser Brief Tulune erreicht, dann sind wir es.“


Bild Die Daggerfall-Chronik 3 - Die Eroberung Tulunes Bild


Auch wenn das Königreich Daggerfall in Folge der Kriege, die mit dem Ende der Potentatenzeit einhergingen, einen großen Teil seines Gebietes verloren hatte, so bestanden doch noch immer Ansprüche auf alle Grafschaften innerhalb des Gebietes, das Daggerfall zur Zeit der des Zweiten Kaiserreichs besessen hatte.
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Diese Ansprüche durchzusetzen war erklärtes Ziel König Malkorans. Nachdem er im 451 2.Ä die Orks von Betonia besiegen konnte, wandte er sich nun der Grafschaft Tulune im Westen von Dolchsturz zu.
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Nachdem die Gräfin ein formelles Gesuch, sich unter die Herrschaft des Königs zu stellen, wie erwartet abgelehnt hatte, erklärte Malkoran Tulune am 30. Eisherbst des Jahres 454 den Krieg. Zeit war von großer Bedeutung, wenn die Invasion Erfolg haben sollte, denn das Staatssäckel Daggerfalls war in diesen Tagen sehr schmal bemessen. Eilig zog er also seine Truppen zusammen und verstärke sie mit Söldnern aus dem benachbarten Herzogtum Anticlere, sodass er einen Heerbann von 1080 Mann aufbieten konnte.
Die Armee blieb jedoch zunächst in ihrem Lager in Dolchsturz. Dort ließ der König auch die nun endgültige Trauung zwischen seinem Sohn Uthore und Joslin von Ykalon feiern. Die Hochzeit war weit weniger prunkvoll als seine eigene und er erhob zu ihrer Finanzierung eine Sondersteuer, da der größte Teil der Staatskasse in die Versorgung des Heere floss.
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Um Unruhen durch das in Dolchsturz lagernde Heer und eine Staatspleite zu vermeiden, gab der König am 23. Morgenstern den Marschbefehl nach Tulune. Am 2. Sonnenaufgang erreichte das Heer die Grafschaft und traf prompt mit der Armee der Verteidiger zusammen. Doch König Malkoran hatte aus seinen Fehlern im Krieg um Betonia und den Lektionen des Akavirn gelernt und konnte seine zahlenmäßige Überlegenheit diesmal nutzen, um die Armee aus Tulune hinwegzufegen. In Sichweite der Mauern von Tulune-Stadt, brach der letzte Widerstand. Die kläglichen Reste der geschlagenen Tuluner sammelten sich in Dolchsturz, konnte den dortigen Garnisionstruppen jedoch nicht im Mindesten gefährlich werden.
Am 14. Sonnenhöhe 455 ergab sich die Verteidigung von Tulune endgültig den Truppen aus Daggerfall, was die Eroberung Tulunes zu einem erfolgreichen Ende brachte.
Die Iliac-Bucht im Jahre 455 (Öffnen)
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Topal packte den hastig zusammengeschriebenen Text schnell in die unterste Schublade seines Schreibpults. Eine zweite – ein wenig parteiischere - Ausgabe für den König war diesem bereits zugesandt worden. Doch nun musste sich Topal beeilen. Sein Schiff ging noch an diesem Abend und es war noch ein gutes Stück des Weges bis zum Hafen. Eilig klaubte er seine Sachen zusammen und zog den Mantel über, den er gestern beim Schneider erstanden hatte. Er war nach Art der Altmer geschnitten und Topal hoffte so am wenigsten aufzufallen. Denn seine Reise sollte ihn nun endlich dorthin zurückführen, wo sie begonnen hatte: Auf die Insel Balfiera, zum Direnni-Turm.




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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 22. Februar 2014 20:08

1. Zwischenspiel


Die Küste von Balfiera tauchte im Dunst des morgendlichen Nebels am Horizont auf. Auf der 31. Sonnenhöhe und die sommerliche Morgenluft war lau und sanft. Topal stand am Bug des Handelsschiffes, auf dem er eine Passage gebucht hatte, und genoss die ruhige Atmosphäre. „Wir werden den Hafen in etwa einer Stunde erreichen“, verkündete der Kapitän, ein beleibter Bretone von Ende Vierzig, dessen Gesicht ein beeindruckender Schnauzbart zierte.
Er sollte recht behalten und bald schon lief das Schiff im Hafen von Schwarzhaupt ein, noch vor dem Direnni-Turm und der ihn umgebenden Ansiedlung die größte Stadt der Insel. Von hier war es nicht mehr besonders weit bis zum Turm und da es noch früher Morgen war, beschloss Topal nicht zu zaudern, sondern sich direkt auf den Weg zu machen. Auch dieser letzte Teil der Reise hielt erfreulicherweise keine unangenehmen Überraschungen bereit und Topal erreichte den Turm am späten Nachmittag. Hier begannen jedoch die Probleme. Wie sollte er jetzt an den Fuß des Turmes gelangen? Im 5. Jahrhundert der Dritten Ära hatte der Turm verlassen dagestanden, doch in der Zeit in der Topal sich nun bewegte, waren die Direnni noch eine wichtige Adelsfamilien und beherrschten eines der mächtigsten Reiche an der Iliac-Bucht - auch wenn Topals Dienstherr Malkoran sich anschickte ihnen Konkurrenz zu machen.
In der Hitze des späten Nachmittags setzte Topal sich auf einen Stein am Wegesrand und beobachtete von fern den bewachten Bezirk des Direnni-Turms. Mehrere Altmeri-Wachen patrouillierten um den eingezäunten Bereich. Wenn die Worte des Dirennis, den er gleich bei seiner Ankunft in dieser Welt getroffen hatten, die Wahrheit gewesen waren, dann war der Zutritt für Außenstehende verboten und er konnte nicht einfach anklopfen und fragen, ob er sich einmal den Turm ansehen dürfe. Da er komplett unbewaffnet war, er dafür aber mehreren Dutzend schwer bewaffneter Krieger gegenüberstünde, fiel auch die Option sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen aus. Topal überlegte: Er war kein schlechter Schleicher, doch am helllichten Tag von so vielen Elfen vorbeizuschleichen, überstieg vermutlich seine Fähigkeiten. Also brauchte er eine andere List. Er sah auf seine Hände und ein Grinsen umspielte seine Gesichtszüge. Es war schon lange her, dass er das letzte Mal wirklich Magie gewirkt hatte. Als Hofschreiber brauchte er seine magischen Fähigkeiten nicht und wenn doch, dann waren es Kleinigkeiten, wie etwa eine kleine Schnittwunde schneller heilen zu lassen, oder das Feuer im Kamin zu entfachen. Das letzte Mal, dass er einen wirklich komplizierten Zauber gewirkt hatte, war gewesen, als er zum Schrein des Mantellas levitiert war. Ob er es wohl noch konnte? Aber hieß es nicht, dass die Hochgeborenen, die Altmer, eine natürliche Begabung für Magie besaßen? Zeit zu testen, ob dies auch in diesem Nirn galt.

Die Sonne blendete den Wachsoldaten, als er zum Himmel empor sah. Unter der schimmernden Rüstung war es drückend heiß und er musste sich immer wieder den Schweiß aus dem Gesicht wischen - schließlich wollte er ja tadellos aussehen in seiner Uniform. Da kam ihm der kleine Luftzug gerade recht, der durch sein Gesicht strich. Doch halt, war das? Dort oben schien sich etwas in der Luft zu bewegen. „Siehst du das?“, fragte er seinen Kameraden. Der sah in die Richtung in die der Mer wies. „Nur eine kleine Luftspiegelung“, meinte er mit einem Achselzucken. „Ist nicht ungewöhnlich an so heißen Tagen wie heute.“ Der Wachmann war mit dieser Antwort nicht zufrieden, doch widersprach er nicht. Vermutlich hatte sein Kamerad recht, aber ein dummes Gefühl bei der Sache blieb.

So leise wie möglich landete Topal auf einem der niedrigeren Nebengebäude des Turmes. Erschöpft löste er die beiden Zauber. Erst den Levitationszauber und dann, nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand in seine Richtung blickte, auch den Chamäleonzauber. Er musste sich eingestehen, dass er wohl ein wenig aus der Übung war. Er atmete ein-, zweimal durch, bevor er weiter machte. Die Frage war nur womit? Akatosh hatte ihm aufgetragen, am Direnni-Turm mit ihm Kontakt aufzunehmen. Er war nun hier, doch wo war der Gott?
Ein bisschen hilflos sah Topal sich um. Weder ein Drache, noch der greise Knabe waren zu sehen. „Akatosh!“, flüstere er, da ihm nichts besseres einfiel. „Akatosh, wo seid Ihr?“ Nichts geschah. Wo waren eigentlich diese vermaledeiten Priester, wenn man sie mal brauchte. Er hatte zwar schon viel mit den Priestern des Zeitgottes und auch mit den Rittern vom Orden der Stunde zu tun gehabt, doch hatte er sich nie bei ihnen erkundigt, wie zum Dagon man Akatoah heraufbeschwor. Topal stand auf und ging zwei vorsichtige Schritte auf den Turm zu, der glitzernd in der Sonne stand. Vielleicht musste er ja an dessen Spitze. Er legte eine Hand an die Turmwand um zu schauen, ob er daran hochklettern konnte, da ertönte plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. „Topal! Ich hatte dich erwartet.“ „Akatosh!?!“, rief Topal aus und sah sich um. „Nein, ich bin's: Sheogorath... natürlich Akatosh! Und sei etwas leiser; sonst werden die Wachen noch auf dich aufmerksam.“ „Kann Euch sonst noch jemand hören?“ „Nein, nur du. Und es reicht auch schon, wenn du dir deine Antworten denkst. Und jetzt hör zu, ich habe nicht viel Zeit.“ „Wie könnt Ihr nicht viel Zeit haben?“, dachte Topal. „In der Tat ein Paradoxon“, gab Akatosh zu. „Aber jetzt lass mich erzählen: Es gibt eine Möglichkeit, wie du wieder aus dieser Dimension nach Mundus fliehen kannst. Im Grunde ist es ganz einfach. Du musst lediglich einen erneuten Riss in der Zeit verursachen.“ „Könntet Ihr das nicht für mich tun“, fragte Topal. „Von außen nicht ohne dabei diese Dimension zu verreißen und dich damit zu töten. Allerdings kannst du es selbst tun.“ „Und wie soll ich das anstellen?“ „Mit der Hilfe eines bestimmten, sehr mächtigen Artefaktes, so alt wie die Götter selbst?“ „Welches Artefakt?“, wollte Topal ein wenig ungeduldig wissen – hatte der Gott nicht grade noch gesagt, er habe nicht viel Zeit? Offenbar hatte man ein anderes Verhältnis dazu was viel und wenig Zeit ist, wenn man der Gott der selbigen ist. „Eine Schriftrolle der Alten!“, sagt Akatosh. „Die Schriften der Alten? Die Schriften der Alten? Sie sind legendär, wenn man den Geschichten glauben darf die mächtigsten Artefakte Tamriels... Aber... kann es nicht etwas sein, das ein wenig leichter zu finden ist? Wenn es hoch kommt, dann gibt es vielleicht ein paar Dutzend von diesen Schriften und alle sind entweder verschollen oder schwer bewacht. Ich wüsste noch nicht einmal, wo ich mit der Suche anfangen sollte.“ „Wenn du versuchen willst, hier eine dieser Schriftrollen zu finden, wird deine Suche vergeblich sein. Sie sind älter als die Zeit. Der Drachenbruch, den du verursacht hast, hat nicht zu einer Vervielfältigung der Rollen geführt: Oder mit anderen Worten: Es gibt in dieser Version von Nirn gar keine dieser Rollen.“ „Und was nun?“ „Das sollte kein Problem sein. Ich kann dafür sorgen, dass du eine dieser Rollen erhältst. Allerdings muss ich dafür einen Zugangsweg in diese Welt finden – einen der es mir erlaubt, eine mächtige Inkarnation meiner selbst hier zu erschaffen. Aber keine Angst, ich habe auch dafür einen Weg gefunden und wieder ist dieser Turm der Schlüssel. Hier ist die Barriere zwischen dieser Welt und Aetherius am geringsten. Alles, was du tun musst, ist hier ein Großes Herbeirufungsritual abzuhalten. Das sollte es mir ermöglichen, diese Welt kurz zu betreten und dafür zu sorgen, dass du eine solche Schriftrolle erhältst.“ „Ein großes Herbeirunfungsritual? Wie hält man so eins ab?“ „Das können dir meine Priester haarklein erklären wir haben allerdings im Moment keine Zeit dafür.“ „Ist dieses Ritual langwierig?“ „Das Große Herbeirufungsritual ist es in der Tat langwieirg.“ „Und wie soll ich die Direnni dazu bringen, mir zu erlauben, es hier abzuhalten.“ „Das musst, du entscheiden, Topal.“ „In Ordnung... Die Schriftrolle finden und was dann?“ „Bei Zeiten!“, winkte Akatosh ab. „Warum?“ „Jetzt haben wir keine Zeit mehr... und noch etwas, Topal: Dreh dich um!“
„Was?!?“, fragte Topal und sah über seine Schulter.
Er blickte in das behelmte Gesicht des Mannes der ihn schon bei seiner ersten Ankunft am Direnni-Turm aufgegriffen hatte. „Ihr!“, schrie er ihn an. „Ich kenne Euch! Ich habe Euch vor Jahren schon einmal hier um diesen Turm schleichen sehen. Ich weiß nicht, wie Ihr hierher gekommen seid oder was Ihr ausheckt, aber ich werde es schon aus Euch herausquetschen. Wachen! Nehmt diesen Mann fest!“, befahl er. Zwei Wachen, die hinter ihm auf dem Dach gestanden hatten, traten vor und wollten nach Topal greifen, doch der rief: „Daraus wird wohl nichts!“ und duckte sich reflexartig weg. Topal konnte den Wachen um haaresbreite ausweichen und spurtete an ihnen vorbei auf den Rand des Daches zu. Hinter ihm rief der Direnni: „Feuer!“ Und Pfeile zischten durch die Luft. Hastig wirkte Topal einen Schildzauber, der ihn zwar vor der ersten Salve rettet, jedoch seine Magickavorräte endgültig erschöpfte. Jetzt stand er am Rand des Daches und der Boden 30 Fuß unter ihm sah verdammt hart aus. Hektisch suchte er seine Taschen ab, während die drei Altmer auf ihn zukamen. Weitere Elfen mit Bogen und angelegten Pfeilen standen auf anderen Dächern innerhalb des Bezirks. Hektisch suchte Topal seine Taschen ab und fand, was er suchte. Den Neun sei dank, war er in einem früheren Leben mal ein Abenteurer gewesen.
„Ergebt Euch!“, forderte der Altmer, doch Topal dachte gar nicht daran. Er zog ein kleines bläulichen Fläschchen hervor und trank dessen übelschmeckenden Inhalt in einem Zug. „Der Trank rettet Euch auch nicht“, meinte der Direnni abschätzig und seine Wachen grinsten. „Das meint Ihr! Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass der richtige Trank zur richtigen Zeit ein Lebensretter sein kann. Darum habe ich mir die Marotte bewahrt nie ohne Trank auf Reisen zu gehen“, sagte Topal in aufgesetztem Plauderton und spürte bereits, wie der Trank begann seine Wirkung zu tun. Nun musste er den Direnni nur noch ein klein wenig hinhalten, bis das Tonikum seine volle Wirkung entfaltete. „Genug von diesem Geschwätz! Männer, verhaften!“, befahl der Elf. Die zwei Wachsoldaten kamen auf ihn zu. Vorsichtig trat Topal einen letzten Schritt rückwärts, sodass er mit einer Verse über dem Abgrund stand. Einer der Männer lachte: „Wollt Ihr davonfliegen, kleiner Vogel?“ „Wenn Ihr mich so direkt fragt... Warum nicht?“
Topals sprang und im Fallen wirkte er zwei Zauber gleichzeitig. Aus seiner rechten Hand schoss eine Feuerkugel und traf den Direnni mitten ins Gesicht mit der linken Hand wirkte er einen Levitationszauber – zumindest versuchte er dies. Durch den Versuch die beiden Zauber gleichzeitig zu wirken missglückte letzterer und Topal krachte nur ein wenig gebremst auf den Boden auf. Der Sturz brachte ihn nicht um, doch ein hässlichen Knacken ertönte, als er aufschlug. Mit einem wütenden Zischen umklammerte er sein gebrochenes Fußgelenk. Hastig wirkte er einen Heilzauber, der – obwohl er eher behelfsmäßig war – seinen Magickvorrat erneut fast aufbrauchte. Mit dem notdürftig geflickten Fuß sprintete er auf den Ausgang zu. Zwei Wachmänner stellten sich ihm in den Weg, doch Topal manifestierte seine letzten Kraftreserven in einem zuckenden Blitz, der gegen sie krachte in sie zu Boden warf. Dann war er draußen. Hinter sich hörte er wütende Rufe und Flüche. Und Topal musste sich ducken als jemand einen Feuerball nach ihm warf.
Trotz seines verletzen Fußes lief er noch mehr als eine halbe Meile, ehe er es wagte, sich im Schutz eines Gebüschs zu Boden sinken zu lassen.
„Ich werde langsam zu alt für diesen Unsinn“, keuchte Topal. Er war nass geschwitzt und seine Kleidung klebte förmlich an seiner Haut. „Ach, was red' ich denn da... Ich nun nur, aus der Übung – und es war dumm den Direnni anzugreifen... naja wenigstens habe ich für ein wenig Ablenkung gesorgt.“ Und mit einem Ächzen erhob er sich.
Den Rest des Weges ging in normalem Schritttempo. Er dankte den Neun dafür, dass er auf diesem Weg nicht behelligt wurde. Seine Mission allerdings war nun um einiges schwieriger geworden. Sich noch einmal auf das Gelände das Turms zu schleichen – na gut. Aber wie sollte er auch noch einen, wenn nicht gar mehrere Akatoshpriester mit sich bringen und sie ein langwieriges Ritual ausführen lassen, ohne dass die Direnni es bemerkten? Und die Chancen, dass diese ihm erlaubten das Ritual am Fuße ihres Turmes auszuführen, standen spätestens nach diesem Nachmittag äußerst schlecht. „Vielleicht sollte ich einfach hier in dieser Dimension bleiben“, dachte Topal, verwarf den Gedanken aber wieder. Er wollte zurück zu seinen Bekannten und Freunden – eine Familie hatte er nie gehabt – und auch der Lohn und der Dank des Kaisers lockten ihn. Nach all diesen strapaziösen Jahren an Bucht hatte er sich ihn einfach verdient.
Topal ging bis spät in die Nach hinein, dennoch erreichte er Schwarzhaupt nicht, weshalb er unter ein paar Kiefern schlief. Die Nacht war noch so warm, dass es kein Problem für ihn war.
Dennoch erwachte er nach wenigen Stunden wieder. Seine innere Uhr oder ein sechster Sinn sagten ihm, dass es an der Zeit war, weiter zu gehen. Sie Sonne schimmerte noch rot im Osten und hatte sich auch als er endlich Schwarzhaupt erreichte gerade erst vom Horizont gelöst. Nun galt es, möglichst schnell eine Passage zurück nach Dolchsturz zu finden. Mit dem Kapitän, der ihn hingebracht hatte, hatte er vereinbart, dass er ihn auf seinem Rückweg in drei Tagen wieder mitnehmen würde, doch das dauerte jetzt zu lange. Stattdessen suchte er im Hafen nach irgendeinen Schiff, dass ihm weg von Balfiera bringen konnte. Selbst der abgetakeltste Seelenverkäufer wäre ihm recht gewesen, nachdem er die Gespräche der Mer auf den Straßen belauscht hatte. Das Gerücht, dass jemand in den Turm eingedrungen sei, machte bereits die Runde und angeblich, sei dabei auch Aldaril Direnni, der Thronfolger des Reiches, verletzt worden. Topals Magen krampfte sich zusammen.
Schließlich jedoch fand er einen Kapitän, der ihn zwar nicht bis nach Dolchsturz, aber immerhin nach Betonia mitnehmen konnte. Da diese Insel ja seit einigen Jahren auch zu Daggerfall gehörte, war ihm das ebenso recht. Auch den unverschämt hohen Preis war Topal bereit zu zahlen, nachdem er mit angehört hatte, dass angeblich Männer der Direnni die ganze Insel nach einem Altmer in abgerissener und verschwitzter Kleidung durchkämmten. Auch war er einfach nur müde und sein behelfsmäßig geheilter Fuß machte ihm schwer zu schaffen. So bezahlte er letztlich die Münzen ohne zu klagen.
An diesem Morgen des 1. Tages der Letzten Saat segelte Topal weder zum ersten noch zum letzten Mal in seinem Leben nach Daggerfall.




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Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 25. Februar 2014 19:18

Bild Die Daggerfall-Chronik 4 - Sturm auf Anticlere Bild


Trotz Malkorans Sieg im Krieg um Tulune regte sich auf Betonia bald Widerstand unter den Orks gegen die nunmehr seit 5 Jahren andauernde Herrschaft Daggerfalls über die Insel. Graf Agdurz schmiedete Pläne, wie er seine Unabhängigkeit wiedererlangen konnte und setzte diese am 30. Eisherbst des Jahres 455 in die Tat um. Er sagte sich von Haus Perrick los und erklärte seine Unabhängigkeit gegenüber König Malkoran.
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Anstatt jedoch eine Armee zu schicken um den Aufstand niederzuschlagen, entschied sich Malkoran für eine elegantere Lösung. Heimlich traf der König sich mit der jungen Dunkelelfe Thalurea, um die Ermordung des rebellischen Orkgrafen zu planen. Zwei Versuche Agdurz ins Jenseits zu befördern scheiterten. Am 11. Regenhand 456 schaffte Thalurea, die Hofspitzel Agdurz' war, es seinen Wein zu vergiften. Der Ork starb noch in der selben Nacht. Da er kinderlos war, konnte König Malkoran zwei Klippenläufer mit einem Pfeil treffen: Dann nach Agdurz Tod erbte er die Grafschaft von Betonia. Die Rebellen standen ihrerseits nun führerlos da und lösten sich binnen Tagen auf. Malkoran war es gelungen den Aufstand niederzuringen, ohne eine einzige Schlacht zu schlagen.
Die Männer, die er dabei geschont hatte, brauchte er jedoch auch, wenn er seinen Plan, Daggerfall in den Grenzen der Potentatenzeit wieder herzustelllen, in die Tat umsetzen wollte. Da all diese Gebiete den alten Gesetzen des Zweiten Kaiserreichs nach unter seiner Krone standen, konnte er auf das gesamte Gebiet Ansprüche geltend machen. Als nächstes wandte er seine Aufmerksamkeit Anticlere zu. Das Herzogtum lag im Nordosten Daggerfalls, an der Küste der Iliac-Bucht. Um seine Ansprüche auf die gleichnamige Grafschaft durchzusetzen, erklärte Malkoran Anticlere am 18. der Letzten Saat den Krieg.
Doch Anticlere war ein mächtigeres Reich, als es Tulune oder Betony gewesen war. Und als Malkoran mit seiner Armee, die er wie stets durch Söldner verstärkt hatte, in Anticlere eintraf, erlitt er eine empfindliche Niederlage und wurde nach Shalgora zurückgeworfen.
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Doch damit war der König noch längst nicht geschlagen. Ehe Herzog Jeanciele von Anticlere zum Gegenschlag ausholen konnte, sandte Malkoran Boten an seine Gattin, Mariette von Camlorn, und an Graf Logren Stroud von Ykalon, den Schwiegervater seines Sohnes Uthore. Beide erklärten sich bereit Daggerfall zu unterstützen.
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Nachdem am 8. Abendstern 456 ein kleines Kontingent aus Ykalon von Herzog Jeanciele geschlagen worden war, kam es am 22. Sonnenaufgang 457 zur Vereinigung der Heere in Anticlere.
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Die vereinigte Armee der Häuser von Perrick, Mottiere und Stroud konnte die Festung von Anticlere innerhalb weniger Wochen niederringen und marschierte bald darauf weiter nach Aubigny wo es am 13. Jahresmitte zur Schlacht kam, die die Allianz von Daggerfall für sich entscheiden konnte.
In der Folge kam es nur noch zu kleineren Gefechten, die allesamt zu Gunsten König Malkorans ausgingen, bis sich Anticlere am 14. Eisherbst ergeben musste.
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Als Resultat des Kriegs ging der Titel des Grafen von Anticlere an König Malkoran über, der somit seine Domäne innerhalb von nur gut zwei Jahren hatte verdreifachen können und zu der jetzt Dolchsturz, Betonia und Anticlere zählten. Jeanciele Aubigny behielt allerdings den Titel des Herzogs von Anticlere und damit auch den Anspruch auf die Grafschaft, auch wenn sich sein Herrschaftsgebiet faktisch nur noch auf die Grafschaft Aubigny beschränkte und es nicht so aussah, als könne er sein Herzogtum wieder vereinen.
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Topal schlug das Buch zu. Malkoran mochte seinem selbstgesteckten Ziel immer näher kommen, doch er selbst schien auf der Stelle zu treten. Von den Priestern Akatoshs hatte er erfahren, dass es verschiedene Rituale gab, um mit dem Drachgott in Kontakt zu treten, doch keines davon würde sich versteckt auf dem Gelände des Turms ausführen lassen. Er hatte einen der Priester von Dolchsturz gefragt, ob er mit den Priestern von Auriel, des altmerischen Aspekts Akatoshs, auf Balfiera in Verbindung treten könne und um Erlaubnis für das Ritual fragen. Doch der Mann hatte Topal durchaus glaubwürdig versichert, dass eine gewisse Antipathie zwischen den bretonischen und hochelfischen Priestern bestand und dass dieses Unternehmen von daher wohl kaum Früchte tragen würde. Er hatte sich vielmehr gewundert, ob nicht Topal als Altmer die besseren Chancen hätte. mit den Altmern zu reden. Da hatte Topal nur den Mund verzogen und gemeint auch zwischen ihm und den Priestern der Direnni herrsche eine gewisse Antipathie.
Wenn es stimmte, was Topal gehört hatte, dann hatte Aldaril Direnni im Gesicht eine hässliche Brandwunde von ihrer Auseinandersetzung davon getragen, die trotz der Bemühungen der Heiler nur langsam verheilte und einer der Männer, die er mit dem Blitz getroffen hatte, war offenbar immer noch gelähmt. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Direnni auf ihn reagieren würden. Topal hatte schon großes Glück, dass niemand seine Spur bis nach Dolchsturz hatte verfolgen können und ihn auch hier niemand mit den Ereignissen auf Balfiera in Verbindung brachte. Es schien – auch wenn Topal eigentlich geglaubt hatte die Nase voll von ewigen Kämpfen zu haben – keine andere Lösung zu geben, als sich gewaltsam Zutritt zum Turm zu verschaffen. Nun war er zwar früher einer der mächtigsten Kämpfer Tamriels gewesen, doch lag das nun auch schon gut 8 Jahre zurück. Acht Jahre in denen er in dieser Dimension festsaß. Doch nun sollte Schluss sein, mit dem Müßiggang. Zwar war die Sicherheit und relative Ruhe am Hofe einige Zeit lang ganz schön gewesen, doch hatte Topal das Gefühl, dass das auf Dauer nichts für ihn war.
Eigentlich hatte er diesen Entschluss schon nach der Ermordung Agdurz' gefasst. Wenn er nur an diese Peinlichkeit dachte. Zwei Attentatsversuche auf den Ork waren fehlgeschlagen. Der ganze Hof wusste natürlich davon. Selbst in der offiziellen Version der Chronik hatte Topal mehr oder weniger offen geschrieben, dass Malkoran hinter dem Ganzen steckte. Sein erster Gedanke, nach dem das zweite Attentat fehlgeschlagen war, war gewesen: Das hätte ich besser gekonnt. Damit war der Entschluss gefasst: Zurück ins Abenteurerleben!
Zunächst hatte er vage Pläne ersonnen, sich eine Söldnertruppe zusammenzukratzen, um den Direnniturm zu überfallen. Doch diese Idee war mehr als unausgegoren gewesen und wies eine ganze Reihe offensichtlicher Mängel auf. Welcher Priester würde sich an einer solchen Unternehmung schon beteiligen? Und selbst wenn sie es schaffen sollten die Wachen der Direnni zu überwältigen, hätte Topal dann eine der mächtigsten Fraktionen der Bucht gegen sich.
Nach der Eroberung Anticleres war ihm jedoch eine bessere Idee gekommen. War Daggerfall bei seiner Ankunft kaum mehr als ein unbedeutendes Kleinkönigreich am südöstlichen Ende der Iliac-Bucht gewesen, entwickelte es sich nun in Richtung einer bedeutenden lokalen Vormacht. Vielleicht sogar mächtig genug, um die Direnni-Hegemonie zu besiegen und Balfiera zu erobern. Er musste nur die Eroberungspläne des Königs irgendwie in Richtung der Insel lenken. Und dazu brauchte er Einfluss am Hof. „Daggerfall muss ohnehin noch wachsen“, murmelte Topal, während er die Chronik für Akatosh sicher in einer Schublade verstaute. „Also sollte ich erst dafür sorgen, dass es sein altes Reichsgebiet zurückerlangt. Nun... eine Rückkehr ins Abenteurerleben und ein Machtgewinn am Hofe schließen einander ja nicht gerade aus.“




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AAR-Schreiber Teilnahme an einem Contest Kleinspender

Re: [AAR] Die Verwerfung im Westen

Beitragvon Guerillonist » 1. März 2014 16:21

Bild Die Daggerfall-Chronik 5 - Innere Reformen Bild


Die weitere Expansionen seines Reiches planend, beschloss der König auf Anraten des Kronrates das Nachfolgegesetz in Daggerfall zu ändern. Indem er die Erbteilung, die seit Beginn des Interregnums Gang und gebe in Daggerfall gewesen war, abschaffte und sie durch die Thanwahl ersetzte. Die Thanwahl war ein alten Nachfolgeprinzip, das aus der Zeit der Nedic-Völker stammte und noch bis ins 28. Jahrhundert der 1. Ära vereinzelt in Teilen von Hochfels und Himmelsrand Anwendung fand. Dabei wurde noch zu Lebzeiten des Königs oder Herzogs aus seinem Haus von allen Fürsten des Reiches dessen Nachfolger gewählt. Die Wiederbelebung dieser seit fast 700 Jahren vergessenen Tradition diente vor allem dem Zweck, es König Malkoran zu erlauben seinen jüngeren Sohn Lysandus an Uthores Statt zum Nachfolger zu machen. Denn Lysandus war auch der Sohn von Malkorans Gattin Marietta. Da deren ältester Sohn Percival, wie ich in einem früheren Kapitel berichtete, auf Malkorans Geheiß hin am 3. Herzfeuer 453 ermordet worden war, war Lysandus auch Erbe des Königreichs Camlorn. So sicherte Malkoran seinem Reich künftig weite Gebiete in Nordhochfels.
Die Adeligen – begeistert von der Aussicht Mitspracherecht bei der Wahl des nächsten Königs zu erhalten – stimmten am 4. Herzfeuer 458 für das neue Gesetz. Malkoran erklärte Lysandus zu seinem Nachfolger und die Grafen von Tulune und Shalgora unterstützen seinen Antrag, sodass die Wahl einstimmig auf den jungen Knaben fiel.
Über ein Jahr lang geschah nichts bemerkenswertes im Königreich Daggerfall, bis Uthore, der praktisch enterbt worden war, am 10. Abendstern die Grafschaft Anticlere zugesprochen bekam. Dem waren viele Beschwerden des Erstgeborenen vorausgegangen, bis der König sich schließlich hatte breitschlagen lassen. Und wieder sollte es über ein Jahr dauern, bis etwas von Gewicht geschah, doch dann überschlugen sich die Ereignisse.
Am 5. Sonnenuntergang 460 wurde publik, dass Uthore im Geheimen Anspruch auf den Thron von Daggerfall erhob. Der erzürnte König befahl ihm, sofort jeglichen Anspruch auf den Thron zu widerrufen. Als Uthore ablehnte, schickte der König seine Gefolgsmänner nach Anticlere um seinen Sohn verhaften zu lassen. Uthore hatte jedoch eine solche Reaktion erwartet. Er schickte seinerseits seine Häscher und ließ die Männer seines Vaters festsetzen. Daraufhin deklarierte er seine Unabhängigkeit, was einer Kriegserklärung an Malkoran gleichkam.
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Doch der junge Graf hatte seine Mittel bei weitem Überschätzt. In nur einer einzigen Schlacht zerschmetterte Malkoran die Aufgebote seines Sohnes, nahm Anticlere innerhalb weniger Wochen ein und warf seinen Sohn eigenhändig in den Kerker von Dolchsturz. Gerne hätte er ihm auch den Grafentitel wieder entzogen, doch das erlaubten die Krongesetze von Daggerfall nicht. Also begnügte er sich damit, ihn, nun endgültig von der Erbfolge ausgeschlossen, im Gefängnis schmoren zu lassen.
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Darauf folgten einige ruhige Jahre für Daggerfall. Für Daggerfall, allerdings nicht für die Iliac-Bucht insgesamt. Während König Malkoran seine Kräfte sammelte, erklärte die Fürstrepublik von Wegesruh der Direnni-Hegemonie den Krieg.
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Das Herzogtum Anticlere konnte den Verlust der namensgebenden Grafschaft durch das Erbe der Grafschaft Kambria kompensieren und der Graf von Penmarch konnte Graymount beerben und so sein Territorium verdoppeln. Während also anderswo an der Bucht Grezen verschoben wurde, arbeitete König Malkoran weiter an vorsichtigen innenpolitischen Reformen. Generell schien Malkoran im Alter ruhiger und gemäßigter zu werden und gab sich kaum noch den trunkenen Wutanfällen seiner früheren Tage hin.
Durch die Auswanderung der orkischen Bevölkerung Betonias nach Orsinium und das Ansiedeln von Bretonen aus Dolchsturz, konnte der König so zum Beispiel gegen Ende des Jahres 461 erreichen, dass die Insel nun wieder vorrangig bretonisch geprägt war.
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Ein weiteres Ziel Malkorans war es, die Mindestanzahl der Männer, die seine Vasallen ihm zur Heeresfolge zu stellen hatten, zu erhöhen, um weiter expandieren zu können. Doch dafür benötigte er die Zustimmung der Mehrheit der Vasallen Daggerfalls, auch derjenigen, die zwar de Jure aber nicht de Facto dem Königreich unterstanden. Um diese Mehrheit zu erlangen, wurde schließlich der Frieden in Daggerfall beendet und der Krieg um Penmarch vom Zaun gebrochen.
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Am 29. der Ersten Saat 464 erklärte der König der kleinen Grafschaft im Norden seines Reiches den Krieg und setzte am folgenden Tag seine Truppen in Marsch. Auch weiter im Nordosten dröhnten in diesen Tagen die Kriegstrommeln, als Orsinium auf Anticlere marschierte, mit dem Ziel Kambria einzunehmen.




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