Kapitel 2 – Der Bluteid:
Es war ungefähr siebenhundert Jahre, vor Beginn unserer Zeitrechnung, als der letzte Drache Theras erschlagen wurde. Die Völker Transsylvaniens waren mit ihrem blutigen Krieg beschäftigt, als der Drache Magnárdost über das Land herfiel, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Drachen lebten seit Anbeginn der Zeit in unserer Welt, bei ihnen handelte es sich um riesige Ungetüme, mit Klauen, Flügeln und stacheligen Schwänzen, welche zudem noch in der Lage waren, eine ätzende Flüssigkeit aus ihrem Rachen zu speien, welche sich innerhalb von nur wenigen Sekunden durch jede noch so dicke Rüstung fraß. Die verschiedenen Völker und Religionen Theras, hatten alle ihre eigenen Versionen davon, was die Drachen denn nun waren, in den Ländern der Lao Che, galten diese Wesen als mächtige Gottheiten, und wurden von den Menschen verehrt, selbiges galt für die Einwohner Mesocalas, welche jeden Monat hunderte Menschen, zu Ehren dieser Kreaturen opferten. Die Christen und Muslime der Welt, sahen die Drachen jedoch als Ausgeburten der Finsternis, und setzten alles daran, sie zu jagen und auszulöschen. In Transsylvanien hingegen, galten die Drachen als Kinder des großen Blutgottes Mhariláz, welche immer dann geschickt wurden, wenn Krieg nicht ausreichte, um die Blutlust des Gottes zu stillen, wann immer ein Drache gesichtet wurde, schlossen Vallach, Varia und Vikia Frieden, um sich gemeinsam gegen die fliegenden Ungeheuer zu stellen, ehe der ewige Krieg wieder fortgesetzt wurde. Drachen waren schlaue Kreaturen, und sie waren listig, sie wussten, wann sie keine Chance hatten einen Kampf zu gewinnen, und auch, wie sie ihre Chancen erhöhen konnten. Da zu diesem Zeitpunkt bereits sämtliche anderen Drachen den Tod gefunden hatten, musste Magnárdost auf eine List zurückgreifen, mit Hilfe des Goldes, welches er in seinem Jahrhunderte langen Leben gesammelt hatte, bestach er die Blutpriester der Vallach, welche dafür ihrem Volk erzählten, der Drache sei in Wirklichkeit Mhariláz, welcher gekommen sei, um in einer letzten, großen Schlacht dem Krieg ein Ende zu bereiten. So kam es, dass sich die Vallach mit ihren Feinden trafen, um gemeinsam gegen das Schwarzgebirge zu ziehen, wo Magnárdost sich seinen Hort errichtet hatte, als die Kreatur jedoch urplötzlich auftauchte, und sich auf die Reihen der Vikia stürzte, griffen die Vallach zu den Waffen, und machten ihre Verbündeten nieder, was letztendlich dazu führte, dass die drei Heere sowohl den Drachen, als auch sich selbst bekämpften. Es war zu diesem Zeitpunkt, dass ein namenloser Ritter nach vorn trat, und mit einer Stimme, welche den Schlachtenlärm übertönte, und die Kämpfe zum erliegen brachte, den Drachen dazu aufforderte, zu landen, und sich dem Ritter zum Zweikampf zu stellen. Groß war das Erstaunen der Menschen, als Magnárdost dieser Aufforderung tatsächlich Folge leistete, und vor dem Mann landete. Als der Ritter jedoch seinen Helm abnahm, und die roten Augen des Mannes zum Vorschein kamen, kreischte Magnárdost voller Furcht, und versuchte sich in die Lüfte zu erheben, doch es war zu spät. Das Schwert des Ritters bohrte sich durch die Brust des Drachen, tief in sein Herz, und tötete somit die letzte, dieser furchterregenden Kreaturen, welche einst auf Thera wandelten. Nachdem Magnárdost erschlagen dalag, offenbarte der Ritter den Anwesenden Menschen, dass er ein Sohn des Mhariláz sei, ein Mensch, von den Herolden des Blutgottes dazu ausgewählt, die Einwohner Transsylvaniens, vor den Machenschaften aller zu retten, welche die vollständige Auslöschung der Vallach, Vikia und Varia, als ihr oberstes Ziel hatten. Der Ritter forderte nun, dass der tote Körper des Drachen, im tiefsten See Transsylvaniens versenkt werden sollte, lediglich eine Schuppe, und einer seiner Zähne, sollten übrig bleiben. Aus diesen fertigte er einen Schild und ein Schwert, welche er einem Bojaren der Varia gab, und ihn dazu aufforderte, mit dieser Waffe blutige Rache zu üben, an den Blutpriestern, welche sich Magnárdost angeschlossen hatten. Nachdem die Priester für ihren Verrat hingerichtet worden waren, verschwand der namenlose Ritter, und wurde nie wieder gesehen. Für die Völker Transsylvaniens jedoch, gab es keine Pause, denn Schild und Schwert, aus den Überresten Magnárdosts gefertigt, galten fortan als heilige Reliquien, und es gab viele Neider, welche lieber Transsylvanien als eine brennende Einöde sehen würden, als zu akzeptieren, dass ein Bojar aus Varia der Träger dieser Artefakte sein sollte.- Auszug aus 'Die letzten Drachen', von Igor Drebjov, zu finden, in der Bibliothek der Kathedrale des Blutes von ZoravikGasthaus, an der Reichsstraße nach Vallach – März 222:Die Reise von Schloss Dracule nach Vallach, dauert insgesamt vier Tage, wenn man zu Pferd unterwegs war, und die Reichsstraße nahm. Bei dieser handelte es sich um die einzige, vernünftige, Straße in ganz Slavia, wenn man vom Norden absah, welcher vom Vashta Sultanat besetzt war, diese hatten dort ganze Arbeit geleistet, und ein weitreichendes Wegnetz aus gepflasterten Straßen erbaut, die ursprünglichen Einwohner Slavias, hatten dafür jedoch nie wirklich Zeit gehabt, man hätte zu viel Geld und Soldaten investieren müssen, um Straßen zwischen den größten Städten zu bauen, alleine der Bau der Reichsstraße, nahm viele Jahre in Anspruch, während derer man die Arbeiter vor Banditen und Plünderern schützen musste. Auf halbem Weg zwischen dem Schloss, und der Hauptstadt des Großherzogtums, lag eine kleine... Stadt, namens Krakow, auch wenn 'Stadt' ein äußerst großzügiger Begriff war, denn dort lebten nicht viel mehr als eintausend Menschen, wenn überhaupt, was jedoch ausreichte, um Krakow zur drittgrößten Stadt des Herzogtums zu machen, nach Vallach und der namenlosen Stadt vor Schloss Dracule. Die Länder der Vallach waren während der Großen Pein, und den darauffolgenden Kriegen, größtenteils verschont geblieben, wodurch das Großherzogtum, trotz seiner geringen Besitzungen, die größte Bevölkerung Slavias aufweisen konnte, welche jedoch überall, auf kleine Dörfer verteilt, lebte, weshalb es nur wenige, große Siedlungen gab. Anastasia war mit ihrem Gefolge, welches aus ihrem Leibwächter, Xavier, und einem halben Dutzend Blutritter bestand, geradewegs an Krakow vorbei geritten, und hatte lieber an einem einfachen Gasthaus, an der Reichsstraße übernachtet. Zwar widerstrebte es der jungen Dracule, sich in einem einfachen Wirtshaus aufzuhalten, noch mehr, jedoch, hasste sie die Anwesenheit von Stanislav din Krakow, einem Fürsten, aus einer der niederen Adelsfamilien des Herzogtums, alleine in der selben Stadt zu sein, wie Stanislav, reichte, um in Anastasia ein Gefühl der Übelkeit auszulösen. So kam es also, dass Anastasia und ihre Leibwachen in einem kleinen Gasthaus am Wegesrand saßen, nur einen halben Tag von Vallach entfernt. Die wenigen Gäste, welche sich ebenfalls eingemietet hatten, wurden kurzerhand von den Blutrittern nach draußen geleitet, ein junger Händler, welcher dem Wein zu sehr zugesprochen hatte, und dachte, er könne auf Grund seines Reichtums mit den Rittern diskutieren, büßte für seine Frechheit mit ein paar gebrochenen Knochen, ehe er hinaus geschmissen wurde. Anastasia und Xavier saßen sich gegenüber, und unterhielten sich, während die Ritter sich an einem anderen Tisch niedergelassen hatten, und der Wirt nervöse Blicke durch den Raum warf. Die ersten Tage der Reise, hatte Xavier noch versucht, seine Herrin davon zu überzeugen, den Plan zu verwerfen, und ohne Lucifer gen Norden zu marschieren, denn er war sich sicher, um Kosavar und Vardar zu erobern, benötigte man keinen genialen Strategen, die Größe des Heers der Dracule alleine, würde dafür reichen. Anastasia wollte davon jedoch nichts hören, weshalb Xavier sich geschlagen geben musste, und die Zeit lieber damit verbrachte, mit seiner Herrin zu beratschlagen, wo man wohl die meisten Rekruten, für einen Marsch in den Norden sammeln könnte, die leichteste Möglichkeit, jedoch, mochte Anastasia überhaupt nicht.
„Ich sage es dir noch einmal, ich werde nicht bei Stanislav um Hilfe bitten! Da verzichte ich doch lieber, auf die paar hundert Bauern, die er mir schicken könnte.“
„Fürst Stanislav verfügt nicht nur über Bauern, Mylady.“ rief Xavier seiner Herrin in Erinnerung. „Eine Einheit der Eisschwingen steht ebenfalls unter seinem Kommando, so wie eine Einheit berittener Poborowy, was weit mehr ist, als alles, was wir von Eurem Onkel kriegen werden.“ Bei den Poborowy handelte es sich um die Milizen des Herzogtums, sie waren weit besser ausgerüstet als die einfachen Bauern, welchen man im Normalfall einen Speer, oder eine Hellebarde in die Hand drückte, und in die Schlacht schickte. Viele der Poborowy hatten einen Schild, manche waren gar mit Schwertern ausgerüstet, und einige von ihnen, hatten Pferde, und die Pferde der Dracule, zählten zu den besten von ganz Slavia.
„Danke, dass du mich daran erinnert hast.“ murrte Anastasia, sie versuchte den Fakt, dass der Fürst von Krakow eine Einheit der Eisschwingen kommandierte, während sie sich mit einem halben Dutzend Leibwachen zufrieden geben musste, so gut es ging zu ignorieren. Zwar war sie die Gräfin von Mendelezk, und verfügte selbst über knapp vierhundert Poborowy, die legendären Reiter, jedoch, hatte man ihr nicht anvertraut. „Mein Onkel wird mir aber einige von ihnen zur Seite stellen, sowie ein paar hundert Bauern, und Bogenschützen, zusammen mit den Truppen aus Mendelezk wird das reichen, um Kosavar zu erobern.“
„Für Kosavar, ja. Aber dort herrscht Tibor Plast, ein einflussreicher Bojar der Varia. Sobald wir ihn töten, werden die Varia aus Vardar und Estnavar anmarschiert kommen, um ihn zu rächen, und auch die Vikia, werden nicht einfach still im Westen sitzen bleiben, sobald wir zuschlagen. Von den Vashta ganz zu schweigen, die Vampyre haben herausgefunden, dass mehrere Amir in den Norden geschickt werden, anscheinend will der Sultan endgültig die Entscheidung haben, und Slavia erobern.“ Die Vampyre waren Teil des Blutordens, sie kämpften durchaus Seite an Seite mit den Blutrittern auf den Schlachtfeldern, jedoch waren sie auch dafür verantwortlich, Spione zu fassen, selber Spionage durchzuführen, und unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen. Amir, war ein Titel aus dem Vashta Sultanat, welcher mit dem eines Generals gleichzusetzen war, mit anderen Worten, der Sultan hatte mehrere, seiner besten Heerführer nach Slavia geschickt, um die Ländereien dort endgültig für den Islam zu erobern.
„Genau deswegen werden wir auch Lucifer brauchen, Ivan hatte recht, wenn zwei Blutgardisten mir die Treue geschworen haben, dürfte das ein eindeutiges Signal, an die einfachen Bürger senden, nämlich, dass die Elite der Blutritter, mich als eine fähige Anführerin sieht, die es schafft, die besten Krieger des Reiches hinter sich zu sammeln, zumal mir endlich eine Truppe der Eisschwingen versprochen wurde.“
„Ich weiß, dass es sinnlos ist, Euch davon überreden zu wollen, auf Lucifer zu verzichten. Gestattet mir jedoch, ihn zumindest von ein paar Vampyren überwachen zu lassen, er hat bereits zuvor gezeigt, dass er sich nicht großartig um Verbündete schert, selbst wenn Graf Ivan recht hat, und Lucifer Euch nichts antun wird, nachdem er einen Bluteid geschworen hat, so gilt dies nicht für mich, oder andere, welche Euch dienen.“
„Du scheinst die ganze Sache ziemlich persönlich zu nehmen, was genau ist vorgefallen? Ich kenne keine Details, genau genommen, haben die Vampyre sehr gute Arbeit geleistet, um das ganze zu vertuschen, bis vor einem Monat wusste ich nicht mal, dass einer der Blutgardisten eingesperrt wurde, außer Ivan und meinem Onkel schien es niemand aus der Familie gewusst zu haben.“ Anastasia wusste wirklich nicht viel über die Sache, lediglich, dass einer der Blutgardisten wegen Mordes verhaftet wurde, es hatte sie ziemlich überrascht, als Xavier während des Abendessens auf Schloss Dracule meinte, Lucifer hätte mehrere Ritter getötet. „Und du hast mir auch nie etwas gesagt.“ fügte sie vorwurfsvoll hinzu, und schickte Xavier einen leicht verärgerten Blick. Dieser grunzte, und verzog die Mundwinkel, die Sache war ihm ziemlich unangenehm.
„Ihr hattet mich nie gefragt, Mylady, außerdem wollte ich Euch nicht mit Kleinigkeiten langweilen. Aber gut, wenn Ihr es unbedingt wissen wollt, werde ich Euch die ganze Geschichte erzählen. Lucifer, und ein Dutzend Blutritter, waren auf dem Weg von Krakow nach Vallach, als sie auf eine Gruppe von Banditen trafen, welche ein paar Händler überfallen hatten. Die Banditen wurden ohne Probleme niedergemacht, jedoch hatte Lucifer sich in eine Art Blutrausch gesteigert. Er ignorierte die Rufe seiner Ritterbrüder, und metzelte die verbliebenen Händler nieder, als seine Kameraden ihn fragten, was er sich dabei gedacht habe, ging er auch auf sie los. Es brauchte ein Dutzend Ritter, um ihn niederzuzwingen, und festzunehmen, und bis es soweit war, hatte er vier von ihnen getötet, darunter einen alten Freund von mir.“ Nach dieser Offenbarung schwieg Anastasia, hatte Lucifer sich wirklich gegen seinen Orden gewandt? Sie hatte ihn nur einmal getroffen, damals war sie sieben Jahre alt, und Lucifer zehn, sie kannte ihn also nicht wirklich. Da er ein Blutgardist war, von denen es im gesamten Herzogtum lediglich dreizehn gab, konnte man ihn für seine Taten nicht einfach hinrichten, und ihn auch nicht seines Ranges entheben, aber wenn er wirklich diese Taten begannen hatte, einfach nur weil ihm langweilig war... auf einmal war Anastasia sich gar nicht mehr so sicher, ob sie ihren entfernten Verwandten, wirklich befreien, und mit in den Norden nehmen wollte. Allerdings würde die ganze Sache ohne ihn noch schwieriger werden, weshalb die Dracule beschloss, sich erst Lucifers Version der Geschichte anzuhören, und dann zu entscheiden, ob sie ihn in ihre Leibwache aufnahm, oder nicht.
Am Abend des nächsten Tages, erreichten Anastasia und ihre Begleiter die Stadt Vallach, welche sich ein paar Tagesmärsche südlich der Provinz Kosavaria befand. In den wenigen Jahren, in denen die Dracule über ganz Slavia herrschten, war Estnavar, im Osten der Insel, die Hauptstadt des Herzogtums gewesen, diese ging jedoch nach der Invasion der Vashta, und der Rebellion der Varia und Vikia, verloren, wodurch Kosavar zur neuen Hauptstadt wurde. Der Großherzog wusste jedoch, dass man Kosavar nicht gegen drei Feinde halten konnte, und beschloss die Stadt kampflos aufzugeben. Stattdessen wurde viel Zeit und Arbeit investiert, um die einst kleine Stadt Vallach, zu einer der größten von ganz Slavia zu machen. Heute wurde die Stadt von einer riesigen Steinmauer vor Angreifern geschützt, tausende Häuser drängten sich in ihrem Inneren aneinander, mit einem riesigen Marktplatz in der Mitte der Stadt, und einer großen Kirche, nahe der Südmauer. Nahe dem Marktplatz, befand sich außerdem der Palast des Großherzogs, welcher sich über den Rest der Stadt erhob, und als Residenz des Herrschers der Dracule diente, falls dieser aus irgendeinem Grund einmal nicht in Schloss Dracule, sonder in Vallach war. Gut gepflasterte Straßen führten von Vallach nach Osten, in Richtung Krakow und Schloss Dracule, so wie in den Süden, wo die größte Hafenstadt Slavias lag, Bukrés. Am Osttor der Stadt befanden sich einige Poborowy, welche momentan Wachdienst hatten, und gelangweilt, auf ihre Speere gestützt, in Richtung Osten starrten. Als sie die Dracule und ihre Gefährten kommen sahen, richteten sie sich jedoch schlagartig auf, und jagten einige Bauern und Händler, welche gerade in die Stadt wollten, zur Seite, um der Gräfin Platz zu machen. Einige der einfachen Leute beschwerten sich, jedoch nickten die Poborowy lediglich stumm in Richtung der Adligen und ihrer Begleiter, woraufhin die Proteste verstummten. Anastasia achtete gar nicht weiter auf den Pöbel, als sie durch das Tor ritt, und sich auf, in Richtung Norden der Stadt machte. Es dauerte nur knappe zwanzig Minuten, ehe sie das Ziel ihrer Reise in der Ferne erkennen konnte, und sie verzog missmutig die Mundwinkel.
„Ivan hatte schon immer einen schlechten Geschmack.“ kommentierte sie, während ihr Blick über die Villa ihres Cousins wanderte. Diese war ein recht großes, hölzernes Gebäude, mit spitzem Dach, und war in einer Farbe gehalten, welche an getrocknetes Blut erinnerte. Ein schwarzer Eisenzaun, spannte sich um die Villa, und deren Garten, ein recht trostloser Garten, welcher außer Gras, nur ein halbes Dutzend Beete voller schwarzer Rosen aufzuweisen hatte. Es dauerte noch einige Minuten, ehe Anastasia das Tor zum Garten erreichte, und von ihrem Pferd abstieg. Ein halbes Dutzend Männer in schwarzen Panzerrüstungen, warfen ihr einen prüfenden Blick zu, sagten jedoch nichts, als sie Xavier bemerkten. Bei den Männern handelte es sich um die Soldaten, welche der Blutorden unterhielt, sie alle trugen diese schwarzen Rüstungen, und waren entweder mit Stangenwaffen, oder Armbrüsten bewaffnet. Als Erbe des Herzogtums konnte man sich so einiges erlauben, zum Beispiel einen Teil der Soldaten des Blutordens, dazu abkommandieren, die eigene Villa bewachen zu lassen, obwohl jeder andere Adlige dafür Söldner, oder die Poborowy in Anspruch nehmen musste. Mit Xavier an ihrer Seite, und den Blutrittern im Schlepptau, welche ihre 'Diener', wie die Ritter den Rest des Ordens nannten, vollständig ignorierten, und lediglich ihrer Herrin folgten. Xavier betätigte den großen Türklopfer, auf der Tür selber, prangte eine silberne Wyver, welche einem goldenen Drachen in den Hals biss, ein Zeichen für den Sieg des Mhariláz, über Magnárdost und die Drachen Theras. Der Kampf zwischen dem letzten Drachen Magnárdost, und einem unbekannten Auserwählten des Mhariláz, war einer der bekanntesten Teile, in den 'Schriften des Blutes', den Aufzeichnungen der Blutpriester, aus den Zeiten, als der Glaube an Mhariláz noch weit verbreitet war, bevor das Christentum alles zunichte gemacht hatte. Nach einer Weile schwang die Tür auf, und ein alter Mann, mit grauen Haaren und Bart, lächelte Anastasia freundlich an.
„Es ist eine Ehre, Euch im Hause meines Herren begrüßen zu dürfen, Lady Anastasia.“ meinte er, mit einer Verbeugung, ehe er sich an den Blutgardisten zu Anastasias Linken wandte. „Und auch Euch heiße ich herzlich willkommen, Mylord. Graf Ivan hat mir nicht gesagt, dass Besuch erwartet wird, deshalb sind wir leider nicht darauf vorbereitet, doch wenn Ihr mich in das Gästezimmer...“
„Schon gut, Dragutin.“ Anastasia lächelte ebenfalls freundlich, während sie den Mann unterbrach. Dragutin war ein treuer Diener der Dracule, und hatte seit Ivans Geburt auf diesen aufgepasst, wodurch er auch Anastasia, einigermaßen gut kannte. „Ich bin hier, um einen... Gast, meines lieben Cousins zu besuchen.“
„Ihr redet von Lord Lucifer? Ich werde Euch sofort zu seinem Zimmer führen.“ meinte Dragutin, und trat einige Schritte zurück, wodurch Anastasia und ihre Begleiter die Villa betreten konnten. Anastasia war bereits ein paar mal hier gewesen, und kannte sich recht gut in der Villa ihres Cousins aus, diese gehörte ursprünglich einem reichen Händler der Stadt, dieser wurde jedoch dazu überzeugt, Ivan die Villa zu schenken, mit Hilfe von Ivans Blutgardisten. Der Diener hatte sich bereits ein Stück weiter in die Villa begeben, und wartete an einem Gang, welcher zum Westflügel des Gebäudes führte, direkt neben einer Treppe, über welche man in die höher gelegenen Stockwerke gelangte. An den Wänden hingen Gemälde, welche Szenen aus den Schriften des Blutes darstellten, so wie einige Porträts von vergangenen Großherzögen. Die Dracule interessierte sich nicht allzu sehr für diese, und folgte so schnell sie konnte dem Diener Ivans. „Lord Lucifer ist ein recht merkwürdiger Gast, er verlässt nie sein Zimmer, und lässt es den ganzen Tag von seinen Ritterbrüdern bewachen, nicht einmal ich darf das Zimmer betreten, um ihm sein Essen zu bringen. Wisst Ihr, weshalb dem so ist?“
„Ja, ich weiß es, und es ist besser für dich, wenn du es nicht weißt, Dragutin. Du weißt ja, die Familienpolitik ist manchmal... schwierig.“ Der Diener nickte kurz.
„Ich hatte befürchtet, dass Ihr so etwas sagt. Je weniger ich weiß, desto besser, richtig? Hier ist sein Zimmer.“ meinte er, und deutete auf eine Tür, vor der drei Blutritter Wache hielten. Einer von ihnen wandte sich sogleich an die Neuankömmlinge.
„Lord Xavier! Lady Anastasia! Was führt Euch nach Vallach? Ist es wegen ihm?“ fragte er, und führte eine ruckartige Bewegung in Richtung Tür durch.
„Richtig, wir sind wegen Lucifer hier. Lasst uns eintreten, ich möchte mit meinem Cousin reden.“ antwortete Anastasia, worauf hin sie zwar einen misstrauischen Blick erntete, doch keiner der Ritter wagte es, der Dracule zu widersprechen. Ohne ein weiteres Wort öffneten sie die Tür, und Anastasia betrat das Zimmer, dicht gefolgt von Xavier, ihre Ritter blieben vor der Tür.
Es war ein relativ kleines Zimmer, wenn man bedachte, dass die Villa einem reichen Händler gehört hatte. Es gab ein Bett, einen kleinen Sessel, und vier kleine Bücherregale, ansonsten war es leer. Lucifer saß auf dem Sessel, und las gerade in einem Buch, als Anastasia das Zimmer betrat. Der Blutgardist war jung, gerade einmal drei Jahre älter als Anastasia, und doch galt er als einer der talentiertesten Kämpfer des Reichs, und dies war nicht das einzig besondere an ihm. Er war das, was die Dracule als 'Vampir' bezeichneten. Er hatte weiße Haare, und hellblaue Augen, was ihm ein äußerst ungewöhnliches Aussehen verlieh. Dem Glauben des Blutgottes zu Folge, waren Menschen, welche so aussahen, von Mhariláz persönlich auserwählt worden, nach ihrem Tod als einer seiner Herolde zu dienen, und die weiße Haarfarbe war dazu gedacht, sie für andere Sterbliche zu 'markieren', praktisch um sie wissen zu lassen, dass es sich bei diesem Mann, um jemanden handelte, der die Gunst des Blutgottes hatte. Als er seine Gäste bemerkte, klappte Lucifer das Buch zu, und erhob sich von seinem Sessel.
„Ah, der große Xavier Plézsek, erweist mir die Ehre, mich zu besuchen.“ meinte er, mit ruhiger Stimme, und einem höhnischen Grinsen im Gesicht. „Nach all den Monaten, dachte ich schon, dass du mich gar nicht mehr sehen willst, hat dich der Tod deines Freundes wirklich so sehr getroffen?“ Xavier gab sich sichtlich Mühe, die Worte des anderen Gardisten zu ignorieren, und unterdrückte den Drang, diesem sein Schwert in die Brust zu stoßen. „Hm, deine Begleiterin kommt mir bekannt vor... Anastasia? Bist du das?“ im Gesicht des Vampirs spiegelte sich Verwunderung, ehe er erneut lächelte, dieses mal jedoch, war es ein freundliches, warmherziges Lächeln, zumindest so freundlich und warmherzig, wie es Lucifer möglich war. „Nun, das ist wirklich eine Überraschung, was bringt dich dazu, mich in meinem bescheidenem Gefängnis aufzusuchen, liebste Cousine?“
„'Liebste Cousine'? Wir haben uns einmal gesehen, vor zwölf Jahren.“
„Genau deswegen bist du auch meine Lieblingscousine, du hast bisher nichts gemacht um mich zu nerven, oder zu verärgern. Ich würde dir ja gerne etwas Wein anbieten, leider gibt es davon nicht viel in diesem Zimmer, um genau zu sein, gar nichts, aber ich könnte sicherlich Dragutin etwas holen lassen, wenn meine lieben Ritterbrüder vor der Tür nichts dagegen haben. Ach ja, nimm dir ruhig den Sessel, ich kann mich auf das Bett setzen, und Xavier... du kannst dich in dein Schwert stürzen, wie klingt das?“
„Ich könnte dich auch einen Kopf kürzer machen, wie klingt das?“ konterte Xavier, und warf seinem Ritterbruder einen hasserfüllten Blick zu. Dieser fing an, laut zu lachen, nachdem er die Drohung gehört hatte, es war ein ehrliches, amüsiertes Lachen.
„Glaubst du wirklich, du würdest das schaffen? Bist du nicht schon ein paar Jahre zu alt, um auch nur fünf Minuten gegen mich zu bestehen? Alexander, und seine Freunde, waren auch der Meinung, dass sie...“
„Seit still, Lucifer! Nur weil du ein Gardist bist, heißt es nicht, dass ich zögern werde, dich umzubringen, wenn du es wagst, Alexander jetzt auch noch zu beleidigen, nachdem du ihn feige ermordet hast!“ fauchte Xavier den Dracule an, und seine Hand legte sich auf den Griff seines Schwerts.
„Feige ermordet? Ist dass die Geschichte, die im Orden verbreitet wird? Sagt man sich, dass ich erst die paar Händler abgeschlachtet habe, und danach meinen Kameraden eine Klinge in den Rücken gejagt habe? Ich bin schockiert, niemals hätte ich erwartet, dass man so von mir denkt.“
„Du willst also sagen, die Geschichte stimmt nicht?“ fragte Anastasia, ehe Xavier antworten konnte.
„Natürlich nicht, ich habe nur dem ersten von ihnen, ohne Vorwarnung mein Schwert in den Bauch getrieben, den anderen habe ich drei Sekunden gegeben, um sich vorzubereiten. Leider muss ich sagen, dass es Schwächlinge waren.“
„Schwächlinge? Sie haben dich gefangen genommen.“ Anastasia zog eine Augenbraue hoch, als sie dies sagte. War Lucifer tatsächlich so überheblich, dass er die Elite der Dracule, als Schwächlinge bezeichnete?
„Wann hast du das letzte mal gegen ein Dutzend Feinde gekämpft, und dabei die Hälfte von ihnen getötet, oder kampfunfähig gemacht? Selbst eines der Mammuts der Sycorax, kann von einfachen Bauern erledigt werden, solange diese genug Männer haben. Glaube mir, wenn ich dir sage, die Blutritter sind schon längst nicht mehr, was sie einst waren. Die letzten hundert Jahre hat sich das Christentum weiter, und weiter in unseren Orden geschlichen, und ihn verweichlicht. Das konnte man alleine an der Reaktion meiner Brüder sehen, als ich die Händler getötet habe, die hatten es tatsächlich gewagt, sich zu beschweren, nachdem wir sie gerettet haben, irgendwas von wegen, wir seien viel zu spät gewesen. Sie hätten dankend auf den Knien rutschen müssen, dass ich mich überhaupt dazu herabgelassen habe, mein Schwert für sie zu erheben, aber nein, Beschwerden waren alles, was ich zu hören bekam. Also habe ich meine Pflicht erfüllt, und das Herzogtum von ein paar Idioten befreit. Meine ach so feinen Brüder, jedoch, hatten dieses Verhalten kritisiert, und gesagt, ich sei 'zu hart' gewesen, und dass meine Methoden zu 'extrem' seien. Dabei hat unser Orden es seit seiner Gründung so gehalten, wer uns, oder den Dracule widerspricht, oder kritisiert, wird aus dem Weg geräumt, ohne Gnade. Dieses verfluchte Christentum, trägt die Schuld an allem, vor allem diese erbärmlichen Priester aus Avalon, von wegen, die Ritter sollen für das Volk einstehen, es respektieren, und ihm zu Diensten sein. Der Pöbel soll vor den Blutrittern kriechen, und vor Angst erzittern, er soll für uns sterben, wenn wir es ihm befehlen, und dass, ohne irgendwas zu hinterfragen. Alexander war der schlimmste meiner Brüder, die Lehren der Avalonen, hatten ihm vollkommen den Verstand geraubt, er sprach davon, mich für meine Taten zur Rechenschaft zu ziehen, mich! Einen Dracule, und Blutgardisten! Und die anderen haben auf ihn gehört, Deborow hatte tatsächlich versucht, mich zu verhaften, als ober das jemals geschafft hätte, so hat es ihm nichts gebracht, außer den Tod. In dem Augenblick, in dem sich meine Klinge in seinen Bauch bohrte, und ich die Furcht in seinen Augen, und das Entsetzen in den Augen meiner Brüder sah, wusste ich es, sie waren nicht länger Blutritter, sie waren billige Kopien, der Trottel aus Avalon, sie waren eine Krankheit, in meinem Orden, eine Seuche, und wir alle wissen, wie ein Dracule mit einer Seuche umzugehen pflegt.“ Auf Lucifers Gesicht zeigte sich ein diabolisches Grinsen, als er auf die Verwüstung Kosavarias hinwies, für welche Vlad Dracule I. verantwortlich war. Anastasia wandte sich an ihren Leibwächter.
„Stimmt es, was Lucifer sagt?“ Xavier biss sich auf die Lippe, und warf mörderische Blicke, in Richtung des Vampirs, ehe er letztendlich antwortete.
„Es gibt... eine kleine Gruppe innerhalb des Ordens, welche meint, wir sollen uns ein Vorbild an den Rittern Avalons, und der Meravangi nehmen. Allerdings sind es nicht viele...“
„Mittlerweile sind es vier weniger, um genau zu sein.“ warf Lucifer gelangweilt ein, woraufhin zwar eine Ader, an der Schläfe Xaviers zuckte, jedoch blieb der Gardist dieses mal überraschend ruhig, und ignorierte den Vampir.
„Allerdings sind es nicht viele, und ich glaube fest daran, dass man sie schon bald, davon überzeugen kann, dass sie falsch liegen. Nur, weil Alexander und seine Kameraden ein wenig von den Traditionen abweichen, ist das noch lange kein Grund sie kaltblütig niederzumachen, dass seht Ihr doch sicher ein, Mylady.“
„Mir scheint, als ob Xavier ebenfalls verweichlicht wurde, was glaubst du, Anastasia, wie dein Vorfahr, Vlad I., mit diesen Rittern verfahren wäre?“ Die Dracule warf ihrem Leibwächter kurz einen Blick zu, ehe sie seufzte, und antwortete.
„Er hätte sie wahrscheinlich allesamt hinrichten lassen, und ihre toten Körper in den Straßen Vallachs ausgestellt.“
„Ganz genau, kannst du also wirklich sagen, dass mein Verhalten falsch war? Ich habe nur getan, was jeder richtige Dracule an meiner Stelle getan hätte, ich war sogar noch gnädig genug, ihnen einen schnellen Tod zu gewähren. Ivan hätte ihnen sicherlich weit schlimmeres angetan. Mann muss die Wurzel des Übels vernichten, ehe es den gesamten Orden verseucht.“ Anastasia zögerte, mit ihrer Antwort. Zwar war sie ebenfalls der Meinung, dass Lucifer zu weit gegangen war, immerhin hatte er Adlige erschlagen, wenn es nur ein paar der regulären Truppen des Ordens gewesen wären, hätte sie sofort zugestimmt, allerdings war es höchst bedenklich, wenn die Blutgardisten plötzlich anfingen, über Adlige zu richten, wie es ihnen beliebte. Andererseits, hatte Lucifers Argumentation durchaus etwas für sich, tatsächlich zweifelte sich nicht daran, dass ihr großes Vorbild, der Herzog, welcher ganz Slavia unter seiner Herrschaft vereinte, ebenso gehandelt hätte, wie ihr Cousin es getan hatte. Glücklicherweise, blieb es ihr erspart, auf die Frage des Vampirs zu antworten, denn dieser hatte anscheinend genug davon zu warten, und stellte stattdessen eine Frage, deren Antwort ihn wohl weit mehr interessierte. „Was führt dich nun zu mir, Anastasia? Ich bezweifle, dass es ein einfacher Besuch bei einem Verwandten ist, und auch, dass Xavier mich unbedingt sehen wollte. Was willst du also von mir?“
Erneut zögerte Anastasia, mit ihrer Antwort. Sie könnte sagen, dass sich die Sache erledigt hätte, Xavier und ihre Ritter nehmen, und von hier verschwinden, um sich mit ihren Truppen zu treffen, welche sich inzwischen in Schloss Dracule gesammelt haben dürften, und wahrscheinlich bereits auf dem Weg nach Vallach waren. Dann könnten sie gemeinsam in den Norden marschieren, Vallach erobern, und dann... ja, was dann? Könnte sie wirklich gegen den Rest Slavias bestehen? Zwar hatte sie sich beim Abendessen im Schloss selbstsicher, und voll Überzeugung gegeben, je mehr sie jedoch mit Xavier über die Situation gesprochen hatte, desto mehr begann sie zu zweifeln, ob sie es wirklich schaffen konnte, so ganz ohne Hilfe. Würde sie Lucifer um Hilfe bitten, dürfte dies jedoch dafür sorgen, dass Xavier ziemlich wütend werden würde, und der war ihr immer ein treuer Leibwächter gewesen, sie könnte ihn sogar als eine Art Freund bezeichnen. Letztendlich entschied sich Anastasia dafür, dass größere Chancen zur Einigung Slavias, ein möglicherweise schlechteres Verhältnis, mit Xavier, aufwogen.
„Ich will deine Hilfe, auch wenn es mir nicht leicht fällt, es zu sagen.“ begann sie, mürrisch, und unzufrieden mit sich selbst, allerdings hatte Ivan wirklich recht gehabt, sie verstand nichts davon, Truppen zu kommandieren, oder Schlachten zu schlagen, abgesehen von Lucifer und Ivan, gab es nicht besonders viele im Herzogtum, die schon an größeren Schlachten beteiligt waren, Xavier war einer von ihnen, jedoch hatte er damals den Befehlen Ivans Folge geleistet, und die Truppen nicht selbst geführt.
„Hilfe? Wobei? Soll ich jemanden für dich aus dem Weg räumen?“
„In gewisser Weise, ja. Allerdings nicht nur eine Person, sondern hunderte, wahrscheinlich sogar tausende.“ Selbst Anastasia, welche bereits so einigen Hinrichtungen beigewohnt hatte, lief ein Schaudern über den Rücken, als sie den Gesichtsausdruck Lucifers sah, wie konnte ein normaler Mensch nur so viel Vorfreude, auf ein riesiges Blutbad zeigen? Zwar freute auch Anastasia sich darauf, endlich die Vashta, Vikia und Varia zu vertreiben, allerdings ging es ihr mehr darum, Slavia wieder unter die Kontrolle der Dracule zu stellen, während es Lucifer lediglich um das Blutvergießen zu gehen schien. 'Ach ja, er ist kein normaler Mensch', schoss es ihr in diesem Moment durch den Kopf. Lucifer war ein Vampir, vielleicht kam seine unbändige Blutlust daher, als eine Art Vorbereitung, auf seinen Dienst als Herold und 'Blutsammler', für Mhariláz.
„Bitte, lass mich nicht hängen, erzähle mir mehr von diesem Blutbad, dass du geplant hast.“
„Ich bin unzufrieden, mit der Situation unseres Herzogtums, und damit, wie mein Onkel die Situation handhabt. Ich will, dass wir zu alter Größe zurückfinden, dass ganz Slavia wieder unser Kontrolle ist, und kein Muslim, Vikia, oder Varia, es mehr wagt, eine Waffe gegen uns zu erheben. Zu diesem Zweck, werde ich eine Armee in den Norden führen, die Städte Kosavar und Vardar, mitsamt ihrer Provinzen erobern. Sobald mir dies gelingt, wird mein Onkel mich zur obersten Heerführerin machen, und mir erlauben, eine Kampagne, zur Eroberung Slavias zu starten. Hier liegt aber auch mein Problem, ich brauche jemanden, der meine Truppen führen, und sie auf dem Schlachtfeld inspirieren kann. Ich habe zwar Xavier, und er ist einer der besten Kämpfer des Herzogtums, wenn nicht sogar der beste, aber er hat noch nie eine Armee angeführt, du jedoch, du hast bereits an einigen Schlachten teilgenommen, auch als Kommandant. Mit dir an der Spitze meiner Armee, wäre es unmöglich uns zu stoppen, und es wäre mir ein leichtes, weitere Soldaten für unser Heer zu gewinnen, denn es gibt viele Menschen, welche alles dafür geben würden, an der Seite eines Blutgardisten, und Vampirs in die Schlacht zu ziehen.“
„Du willst mich also, als General haben? Hast du denn keine Angst, dass ich dich verraten würde?“
„Ivan meinte, dass ein Bluteid, für dich das heiligste ist, was es gibt, und nachdem, was du mir über den... Zwischenfall, mit deinen Ritterbrüdern gesagt hast, habe ich keine Zweifel daran, dass dem wirklich so ist, solltest du einen Bluteid brechen, würde dass gegen sämtliche Prinzipien, und Traditionen des Ordens verstoßen. Deshalb mache ich dir diesen Vorschlag, er ist nicht verhandelbar; du schwörst mir einen Bluteid, und wirst mein Gardist, und dafür wirst du aus diesem Zimmer entlassen, außerdem werde ich mein möglichstes tun, um den Blutorden wieder zu dem zu machen, was er einst war, wenn du mir dafür versprichst, nicht einfach jeden Ritter zu ermorden, der deiner Meinung nach, gegen die Traditionen oder Prinzipien verstößt.“ Lucifer überlegte nicht lange, bevor er antwortete.
„Ich bin einverstanden, ich werde mich, so gut es geht, zurückhalten, wenn es um die Schwächlinge geht, solange du sie von mir fernhältst, dürfte es keine Probleme geben.“ Anastasia nickte, und zückte den Dolch, welcher an ihrer Hüfte hing. Die Klinge der Waffe, war vollständig aus Silber gefertigt, und der Griff war aus dem Elfenbein, eines Mammuts der Sycorax hergestellt worden, und hatte die Form einer Wyver. Lucifer kniete sich vor Anastasia auf den Boden, und richtete den Blick demütig nach unten.
„Im Namen des Mhariláz, des großen Blutgottes, Schutzpatron der Dracule, und Wächter von Transsylvanien, ernenne ich, Anastasia Dracule, dich zu meinem Blutgardisten, auf dass unsere Leben, für die Ewigkeit miteinander verbunden sind, auf dass du meinen Befehlen folge leistest, und stets treu an meiner Seite stehst, bis der Blutgott eines Tages dieses Band zerreißt, und uns in den Palast des Blutes holt.“ während die Dracule diese Worte sprach, fügte sie sich mit dem Dolch, an ihrer Handfläche einen Schnitt zu, ließ ein wenig Blut die Klinge benetzen, und reichte die Waffen dann ihrem Cousin, welcher diese an seine Lippen führte, und das Blut von der Klinge leckte, ehe er den Dolch Anastasia zurückgab.
„Ich, Lucifer Dracule, schwöre hiermit feierlich, dass ich an der Seite meiner Herrin stehen, und sie stets unterstützen werde, bis der Tod meiner Pflicht ein Ende bereitet. Sollte das Herz meiner Herrin aufhören zu schlagen, schwöre ich, ihren Mörder, und all seine Mitverschwörer, zur Strecke zu bringen, ehe ich ihr in den Palast des Blutes folge, sollte ich diesen Eid brechen, so möge Mhariláz mich dazu verdammen, auf ewig vor den Mauern des Palasts zu verharren, und niemals Eintritt, in die heiligen Hallen zu erlangen.“ Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, richtete Lucifer sich wieder auf, und lächelte Xavier herausfordernd an, dieser tat sein bestes, um Lucifer zu ignorieren, während Anastasia ein Stück Stoff vom Ärmel ihres Kleides abschnitt, und damit den Schnitt an ihrer Handfläche verband. „Nun, da wir dies geklärt hätten, entschuldigt mich, Herrin.“ meinte Lucifer, mit einer übertriebenen Verbeugung. „Es macht Euch doch nichts aus, wenn ich weiterhin 'Anastasia' zu Euch sage, nicht wahr?“
„Nenne mich wie du willst, solange du es schaffst, Slavia für mich zu vereinen.“ presste die Dracule, zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor.
„Ganz wie du willst, Anastasia, ich werde dann mal die wundervolle Villa von Ivan betrachten, ich hatte eigentlich nur Zeit, um mir dieses Zimmer genauer anzugucken. Irgendwo in diesem Haus, dürften meine Ritterbrüder meine Rüstung, und mein Schwert versteckt haben.“ Ohne weiter auf Xavier oder Anastasia zu achten, verließ Lucifer das Zimmer, als die Ritter, welche davor postiert waren, Anstalten machten ihn aufzuhalten, knurrte Xavier lediglich, ein 'Lasst ihn durch', woraufhin die Ritter ihm einen verdutzten Blick zuwarfen, der Aufforderung jedoch nachkamen. Als Xavier mit seiner Herrin alleine im Zimmer war, warf er einen zweifelnden Blick in ihre Richtung.
„Ihr habt einen kaltblütigen Mörder entlassen, der nicht zögern würde, erneut zuzuschlagen, wenn sich ihm die Möglichkeit bietet, Mylady. War es das wirklich wert?“
„Ich hoffe es.“ murmelte Anastasia, ehe auch sie aus dem Zimmer ging, und sich auf die Suche nach Dragutin machte, sie hatte das dringende Bedürfnis, sich gründlich zu waschen.
Irgendwann kommen noch Screenshots... vielleicht... hoffentlich