Naruz trank einen Schluck Wein aus dem Glas in seiner Hand, und sah sich gelangweilt um, das ganze hier war einfach nichts für ihn. Er befand sich im Festsaal der Villa von Tougou Akashi, in dem dutzende Tische standen, die alle möglichen Gerichte aufgetischt hatten, ein großer Kronleuchter hing in der Mitte des Saals, und überall hingen teure Gemälde. Der Akashi hatte wahrlich nicht gegeizt, als er diesen Saal hatte bauen lassen. Naruz trug seine weiße Inquisitorenrobe, auch wenn es ihm nicht wirklich gefiel, die ganzen Zauber, welche in den Stoff eingewoben waren, sorgten für ein unbehagliches Gefühl bei Naruz, sobald er das Kleidungsstück auch nur anfasste, leider ließ sich für diesen Abend nichts daran ändern. Drei Tage waren vergangen, seit Aleyandra aufgebrochen war, um ihren ersten Auftrag für die Kirche zu erfüllen, und auch Naruz hatte gerade seinen ersten begonnen, hier, inmitten von Navea. Tougou Akashi war ein recht mächtiger Adliger in Navea, und ziemlich reich, außerdem liebte er es, Feste wie dieses zu veranstalten. Naruz wünschte sich, dass Aleyandra noch hier wäre, um ihn auf dieses Fest zu begleiten, oder besser gesagt, um überhaupt in seiner Nähe zu sein. Ohne sie war es ziemlich langweilig in Navea, wenn man von gelegentlichen Gesprächen mit Aynaeth absah. Aber mit Aleyandra an seiner Seite, wäre dieses Fest bei weitem nicht so langweilig gewesen, da war er sich sicher, auch wenn er genau genommen sowieso nicht hier war, um sich zu amüsieren, denn leider gab es einige Gerüchte die besagten, der Akashi arbeite mit den Alfar der Yggdrasil Republik zusammen, Beweise gab es keine, und genau deswegen war Naruz hier, zusammen mit seinem Team. Der Großmeister der Inquisition hatte es geschafft, Naruz eine Einladung zu diesem Fest zu verschaffen, und es war seine Aufgabe Beweise für den Verrat des Akashi zu finden, oder dessen Unschuld, je nachdem. Sehr zu Naruz' Missfallen war er auch noch unbewaffnet, dabei hatte er vor gerademal zwei Wochen die neuen Schwerter bekommen, welche Analisa für ihn hergestellt hatte, die heiligen Zwillingsklingen 'Agehu Glas' und 'Crocea Mors', wie die Schmiedin sie nannte. Sie hatte ihm außerdem erzählt, dass die Zwillingsklingen zu den wenigen 'heiligen Waffen' gehörten, welche sie angefertigt hatte. Angeblich hatte sie nur dreizehn von diesen hergestellt, bei ihnen handelte es sich um Waffen, welche aus einem besonderen Metall gefertigt worden, und denen mächtige Zauber innewohnten, ein Beispiel dafür wäre das Schwert von Hochgeneral Andre, Excalibur. Als Naruz' Gedanken zum Hochgeneral schweiften, verfinsterte sich seine Miene. Er hatte Andre zwar nur einmal getroffen, aber es war sofort klar, dass der Hochgeneral ihn nicht mochte, im Gegenteil, er verabscheute ihn. Anya hatte Naruz später erklärt, dass Andre generell etwas gegen Botschafter der Gaia hatte, warum wollte, oder konnte, sie ihm jedoch nicht sagen.
Genau in diesem Moment tauchte Anya auch schon neben ihm auf, sie trug ein langes, rotes Kleid, hohe Schuhe und war sichtlich mies gelaunt.
„Hast du schon etwas gefunden?“ zischte sie ihm zu, als sie neben ihm stehen blieb, und sich ein Glas Wein von einem nahen Tisch nahm.
„Wir sind gerademal ein paar Minuten hier, ich habe diesen Tougou noch nicht einmal getroffen, wie soll ich da schon was gefunden haben?“ Anya seufzte, während sie ihr Kleid glatt strich.
„Schon gut, ich will nur, dass das ganze so schnell wie möglich vorbei ist, ich hasse es, Kleider zu tragen, ohne Rüstung... Kleider passen einfach nicht zu mir.“
„Nicht? Ich finde, es steht dir.“
„W-was?“
„Ich finde das Kleid steht dir, und beschwere dich nicht, immerhin hast du keine Robe an, die sich anfühlt, als würde sie dir jeden Augenblick die Haut verbrennen.“
„Ich finde noch immer, dass diese Reaktion seltsam ist, du solltest mit den Magiern reden, die dir die Robe hergestellt haben, normalerweise solltest du die Zauber gar nicht spüren... vor allem wenn man so ein nutzloser Magier ist wie du.“ fügte sie mit einem Grinsen hinzu, welches Naruz das Gesicht verziehen ließ. Es stimmte, während seines Trainings mit Aynaeth hatte er keine wirklichen Fortschritte in Sachen Magie gemacht, aber er war immerhin schneller geworden, wusste mehr über die Welt und war in der Lage, sich schneller mit seinen Eidolons in Verbindung zu setzen, und ihre Koordination im Kampf war besser geworden. Wo er gerade an die Hexe dachte...
„Hey... ist das nicht Aynaeth?“
„Was? Wo?“ fragte Anya und sah sich sofort suchend um.
„Da vorne, bei dem Tisch mit den Kuchen und Torten, guck, sie kommt direkt auf uns zu.“ Und tatsächlich, die kurzhaarige Hexe kam direkt zu den beiden, in einer Hand einen Muffin haltend, während sie mit der anderen Grimm fest an sich drückte.
„Hallo Anya, hallo Naruz. Was macht ihr denn hier?“
„Wir... arbeiten. Viel wichtiger, was machst du hier? Und wie bist du hierher gekommen?“
„Ich wurde eingeladen, anscheinend wollte Togogoro mich mal kennenlernen, er scheint sehr interessiert daran zu sein, neue Kontakte zu knüpfen.“
„Wer wollte dich kennenlernen?“
„Togogoro... Tougouro? Togogogo? Tougousho?“ Sie legte den Kopf nachdenklich zur Seite, und schien ernsthaft zu überlegen, wie denn nun der Name des Mannes war, der sie eingeladen hatte. „Hm... Mizumi?“
„Das ist ein vollkommen anderer Name, als die vorherigen.“ meinte Anya.
„Das waren Namen?“ fügte Naruz zweifelnd hinzu.
„Ah! Tougou.“ sagte Aynaeth plötzlich, biss glücklich in ihren Muffin, und ignorierte Anya und Naruz.
„Ja... hätten wir uns auch denken können. Um zum zweiten Teil der Frage zurückzukommen, wie bist du hierher gekommen? Du schaffst es geradeso den Weg von der Bibliothek zur Küche zu finden.“
„Grimm hat mir den Weg gezeigt, danke für deine Hilfe Grimm, sag 'Aaaaaaah'.“ meinte Aynaeth, und versuchte ein Stück ihres Muffins in Grimms Mund zu stopfen, der Drache wehrte sich jedoch verzweifelt gegen diese Versuche. „Komm schon, du musst etwas essen, Grimm. Ansonsten wirst du nie groß und stark, sondern für immer eine kleine Flugechse bleiben.“
„Ich! Bin! Ein! Dra...“ mitten im Satz stopfte Aynaeth den gesamten Muffin in Grimms Mund, woraufhin der Drache verzweifelt anfing zu kauen.
„Gute Flugechse.“ sagte Aynaeth, und tätschelte seinen Kopf.
„Wieso bist du eigentlich hier, Aynaeth? Also, du wurdest zwar eingeladen, aber was hat dich dazu bewegt, den langen Weg auf dich zu nehmen?“
„Ich habe gehört, dass Tougou etwas unglaublich wertvolles in die Finger bekommen hat, Zuckerwürfel aus Nord-Midgard. Die sind viel süßer als die im Süden, und haben eine interessante Färbung.“
„Zuckerwürfel? Erst Kaffeebohnen, dann Zuckerwürfel? Isst du überhaupt irgendwas normales?“
„Natürlich, Kuchen, Muffins, Torten...“
„Nein, nein, ich rede von richtigem Essen, du weißt schon, zum Frühstück, oder Mittag.“ Aynaeth blinzelte ihn kurz verständnislos an. „Guuuuut... wenn du aufstehst, was isst du?“
„Käsekuchen.“
„Und wenn keiner da ist?“
„Apfelkuchen.“
„Weißt du was? Ich gebe auf.“ meinte Naruz mit einem Seufzen, woraufhin Aynaeth zufrieden nickte, und damit fortfuhr Grimm zu füttern, dieses mal mit Kaffeebohnen, die sie aus einem kleinen Beutel holte.
„Irgendwie tut er mir leid.“ murmelte Anya an Naruz gewandt, der zögernd nickte.
„Aber ich glaube es gefällt ihm, insgeheim will er auf ewig eine kleine Flugechse bleiben, damit er für immer an Aynaeths Seite sein, und von ihr verhätschelt werden kann.“ antwortete Naruz, jedoch laut genug, damit sowohl Grimm als auch Aynaeth ihn hören konnten. Grimms Gesichtsausdruck wurde sofort panisch, und er schüttelte verzweifelt den Kopf, während Aynaeth ihn vor ihr Gesicht hob und aus großen Augen anstarrte.
„Stimmt das, Grimm?“ Der Drache schluckte schnell die Bohnen runter, ehe er antwortete.
„N-nein, das stimmt nicht, ich will...“
„Du bist so niedlich, wenn du lügst.“ meinte Aynaeth, und drückte Grimm fest an sich.
„Hm, wenn ich dich richtig verstehe, Aynaeth, willst du auch, dass Grimm für immer so klein und niedlich bleibt, oder?“
„Ich bin weder klein noch niedlich!“
„Natürlich will ich das.“ antwortete Aynaeth, und ignorierte Grimm dabei vollkommen.
„Dann habe ich einen Tipp für dich, ich habe gehört, dass Flugechsen Äpfel und Birnen lieben, in freier Wildbahn fressen sie diese allerdings nicht, weil die Früchte dafür sorgen, dass sie nicht wachsen. Wenn du also Grimm mit Äpfeln und Birnen fütterst...“
„Wird er nicht wachsen! Danke für den Tipp, Naruz. Entschuldigt mich, ich muss die Früchte finden.“ mit diesen Worten eilte Aynaeth davon, mit einem protestierendem Grimm in ihren Armen.
„Das werde ich dir nie verzeihen! Niemals! Naruz, hörst du mich? Niemals!“ schrie der Drache noch, dann waren er und seine Herrin auch schon in der Menge verschwunden.
„Drachen hingegen hassen Obst und Gemüse.“ fügte Naruz mit einem Lächeln hinzu, nachdem die beiden weg waren.
„Willst du den ganzen Abend rumalbern?“ fragte Anya mit säuerlicher Miene, woraufhin Naruz kurz mit den Schultern zuckte, ehe er antwortete.
„Natürlich nicht, aber was nützt es, den ganzen Abend lang steif in einer Ecke zu stehen und missgelaunt dreinzublicken? Wir sollten zumindest so tun, als wenn wir Spaß an der ganzen Sache haben, um nicht aufzufallen, außerdem sind wir hier ja nur das Ablenkungsmanöver, oder hast du den Plan schon vergessen?“
„Nein, habe ich nicht. Wir beide sehen uns auf dem Fest um, sprechen mit den anderen Gästen, und sorgen im Notfall für Ablenkung, während Nikodemus und Victoria sich in die Gemächer des Akashi schleichen, und dort suchen. Aber...“
„Aber?“
„Warum musste ich mit dir auf dieses Fest?“
„Hm? Du hattest dich doch freiwillig gemeldet, und gesagt, dass du dich am besten mit dem Adel in der Stadt auskennst, und daher nicht auffallen würdest. Außerdem weißt du, wie man sich auf solchen Feiern verhalten soll. Victoria und Nikodemus sind einfache Soldaten, die wären hier vollkommen fehl am Platz.“
„Das meinte ich nicht, meine Frage war warum ich mit dir auf dieses Fest musste.“
„Du kennst Nikodemus... er würde wiederum zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, meinst du nicht auch?“
„Dann hätte ich mit Victoria gehen können...“
„Oh, das hätte ich nicht von dir erwartet.“
„Was denn?“
„Ah, keine Sorge, ich akzeptiere und respektiere deine Entscheidung, es ist nichts schlimmes, wenn du unbedingt mit Victoria zusammen sein willst, werde ich euch nicht verurteilen.“ Bei diesen Worten lief Anya hochrot an, schloss die Augen und drehte sich zu ihm um.
„B-b-b-baka!“ schrie sie, ehe sie wütend davon stürmte. Naruz sah ihr lächelnd hinterher. Es war so leicht, Anya zu ärgern, oder sie verlegen zu machen, fast schon zu leicht, sie bat förmlich darum, geärgert zu werden. Nach einer Weile begann auch Naruz, sich unter die Leute zu mischen, wenn auch mit schwerem Herzen. Er bezweifelte, dass sie überhaupt etwas finden würden. Falls dieser Tougou Akashi wirklich mit den Alfar kollaborierte, würde er sicherlich nicht irgendwo in seiner Villa Beweise dafür rumliegen haben. Naruz vermutete eher, dass dieser ganze Auftrag dazu da war, ihn und sein Team zu testen. Vielleicht gab es diese Gerüchte ja auch gar nicht, und Tougou war sich bewusst, weshalb Naruz wirklich hier war, war das alles vielleicht wirklich nur eine Art Abschlussprüfung für ihn? Falls ja könnte dies auch Aynaeths Anwesenheit erklären, immerhin war sie gewissermaßen seine Lehrerin. Naruz seufzte, letztendlich hatte es keinen Zweck, sich darüber Gedanken zu machen. Also streifte er durch den Saal, unterhielt sich hier und da mit anderen Gästen, interessierte sich letztendlich aber nicht sonderlich für das, was sie sagten, letztendlich war es eh nichts wichtiges. Am einfachsten für ihn wäre es, sich diesen Tougou zu schnappen, und ihm ein paar Fragen zu stellen, aber der Gastgeber dieses Fests hatte sich noch immer nicht blicken lassen. Nach einer Weile merkte er, dass Anya plötzlich wieder neben ihm stand, und auf den Boden starrte.
„Oh, Anya. Hast du etwas rausgefunden? Eben gerade bist du doch noch in die andere Richtung davon gestürmt.“
„Ich mag keine Feste.“ murmelte sie leise. „Außerdem kenne ich hier niemanden.“ fügte sie hinzu, und hob endlich ihren Blick. „Also... ähm...“ meinte sie, während sie erneut ein wenig rot anlief. „Weißt du, wenn es dich wirklich so sehr gestört hat, wäre ich bereit zu sagen, dass es mir leid tut, dass ich dich Baka genannt habe, und wenn du nett darum bittest, wäre ich bereit dazu, den Rest des Abends hier mit dir Nachforschungen anzustellen, immerhin kennst du hier niemanden, und wärst vollkommen hilflos ohne mich. Und ich kann ja nicht zulassen, dass du irgendwas anstellst, oder irgendwie Verdacht auf uns lenkst, das wäre auch für Victoria und Nikodemus ganz schlecht, sie haben zwar Serif dabei, aber man kann nie wissen, außerdem wäre es leichter Informationen zu sammeln, wenn ich dabei bin.“ plapperte sie drauf los, und ein selbstsicheres Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.
„Ah, keine Sorge, ich habe das mit dem Baka eh nicht ganz ernst genommen, und ich finde mich schon alleine zurecht, es wäre besser, wenn wir uns aufteilen und so viel wie möglich von diesem Fest abdecken, meinst du nicht auch?“
„W-was? A-aber...“
„Gut, dann gehst du dort hin...“ meinte Naruz, und deutete in die entgegengesetzte Richtung des Raums. „... und ich stelle hier in der Nähe meine Nachforschungen an. Das dürfte für dich ja kein Problem sein, immerhin bist du eine Bladelli und weißt, wie du dich verhalten musst. Da du bestimmt schon öfters auf solchen Festen warst, wirst du auch einige Leute hier kennen, mit denen du dich unterhalten kannst. Also, was sagst du dazu?“
„Ja... ja, natürlich.“ Anya versuchte zu lächeln, während sie das sagte, es gelang ihr allerdings nicht ganz. Vielleicht hatte sie ein klein wenig übertrieben, als sie davon erzählt hatte, wie perfekt sie für diesen Auftrag geeignet ist. Sie hatte sich nämlich immer von größeren Feiern und Festen ferngehalten, und kannte kaum andere Adlige, außer denjenigen, denen sie während ihres Dienstes als Templerin begegnet war. Lächelnd und winkend sah Naruz ihr hinterher, während sie sich auf den Weg zum anderen Ende des Saals machte. Nachdem sie weg war, fuhr Naruz damit fort, sich durch das Fest zu schlängeln, und dabei so vielen Menschen wie möglich auszuweichen. Seitdem er seinen Rang als Inquisitor hatte, wurde er praktisch überall von Adligen belagert, die sich mit ihm anfreunden wollten, anscheinend funktionierte das System der Inquisition so. Es handelte sich nämlich nicht um eine Feste Organisation, sondern eher um eine Ansammlung von Teams, wie das von Naruz, die von zwei Großmeistern überwacht und koordiniert wurde. Eigentlich bestand so ein Team lediglich aus einem Inquisitor, und drei Templern, welche ihn, oder sie, während ihrer Aufträge helfen sollten, allerdings war dies lediglich in der Theorie so. In Wirklichkeit gab es keine festen Regeln für diese Teams, ein Inquisitor benutzte die Ressourcen, die er, oder sie, kriegen konnte. Zu eben jenen 'Ressourcen' gehörten zum Beispiel die Adligen Naveas, welche einen Inquisitor mit Geld und Ausrüstung versorgen können, und sich im Gegenzug die Freundschaft eines der mächtigsten Dienern der Kirche erhofften. Naruz hatte noch einmal Glück gehabt, da sich Anyas Großvater dazu bereit erklärt hatte, Team Mantikor finanziell zu unterstützen, weshalb es nicht nötig war, sich allzu sehr mit den anderen Adligen Naveas abzugeben, welche nach Naruz' Meinung, eher ein Haufen Schlangen und Aasfresser waren, die sich auf jede Möglichkeit stürzten, ihre Macht zu mehren.
Zehn Minuten später war es ihm gerade gelungen, einen weiteren Adligen abzuwimmeln, der unbedingt ein Gespräch mit ihm anfangen wollte, als ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief. Er spürte Gefahr! Schnell schloss er die Augen, und wirkte den einzigen Zauber, den Aynaeth ihm beibringen konnte, und bei dessen Gebrauch er nicht vollkommen versagte. Es war ein Zauber, um magische Energie aufzuspüren, und tatsächlich, direkt hinter ihm befand sich jemand, dessen Magie ihm nur allzu bekannt vorkam. Schnell brach Naruz den Zauber ab, und setzte sich in Bewegung, aber es war schon zu spät.
„Hallo Naruz! Wie schön dich hier zu sehen, ich habe dich schon vermisst, Kumpel!“ Naruz erstarrte, als er die fröhliche Stimme hörte, und ihm jemand an der Schulter packte. Langsam, und mit einem nervösen Lächeln im Gesicht, drehte Naruz sich um, und stand Angesicht zu Angesicht mit einem jungen Mann. Er hatte kurze, blonde Haare, grüne Augen, und trug eine Robe, die der von Naruz ähnelte, der einzige Unterschied bestand darin, dass Naruz' nicht von diversen Kreuzen aus Silber geschmückt war.
„Hallo, Salvatore... was für eine nette Überraschung. Was machst du hier?“
„Das selbe wie du, mein alter Freund! Ich arbeite am selben Auftrag!“ meinte Salvatore freundlich, und klopfte Naruz auf den Rücken, woraufhin dieser das Gesicht verzog. „Ah, Verzeihung, tut es immer noch weh? Ich weiß ja, die Wunden brauchen manchmal eine Weile um zu verheilen.“ Bei diesem zweiten Inquisitor handelte es sich um niemand geringeren als Salvatore Doni, Erbe der Doni Familie, und Naruz' größter Rivale innerhalb der Inquisition... zumindest war er das, mittlerweile waren sie Freunde, zumindest wenn es nach Salvatore ging.
„Ja, es tut noch weh! Es ist schon ein ganzer Monat vergangen, und die Wunde ist gerade erst verheilt! Du hattest versucht mich umzubringen!“
„Ach was, du siehst das viel zu ernst, es war ein freundschaftliches, kleines Duell, zwischen zwei Kollegen, die dadurch Freunde geworden sind, mehr steckte nicht dahinter.“
„Dann hättest du zumindest darauf verzichten können, eine heilige Waffe zu benutzen.“ murmelte Naruz, und strich sich abwesend über den Rücken. Salvatore war Träger einer der dreizehn heiligen Waffen, die Analisa hergestellt hatte, er war der Träger des heiligen Speers, Gungnir, eine äußerst furchterregende Waffe, wie Naruz am eigenen Leib erfahren durfte.
„Gut, vielleicht nicht ganz freundschaftlich, immerhin musste ich diesem jungen, arroganten Inquisitor zeigen, was Sache ist, bevor er sich noch für etwas besseres hält, nur weil er in jungem Alter schon in unsere Reihen aufgenommen wurde.“
„Du bist keine fünf Jahre älter als ich! Außerdem bin ich nicht arrogant, das trifft eher auf dich zu!“
„Wie auch immer, nachdem ich unser kleines Duell gewonnen habe...“
„Moment, DU hast gewonnen? Wenn ich mich richtig erinnere, endete das Duell damit, dass du dir die Rippen gebrochen hattest.“
„Details, unwichtige Details, wie auch immer, nach diesem kleinen Duell bin ich zu dem Schluss gekommen, dass du doch ganz in Ordnung bist, und eine Bereicherung für die Inquisition sein wirst! Deshalb sind wir ja auch seither miteinander befreundet.“ Innerlich stöhnte Naruz auf, und musste sich beherrschen, um Salvatore nicht sofort an die Kehle zu gehen, der Doni hatte die unglaubliche Eigenschaft jeden innerhalb von wenigen Sekunden zur Weißglut zu treiben, es war ein Wunder, dass sich noch niemand an die Kinder der Gaia oder Silberblatt persönlich gewandt hatte, um ihn zu beseitigen, und sei es mit noch so haarsträubenden Anschuldigungen. Andererseits hatte er auch etwas an sich, etwas dass Naruz ein wenig an Willie erinnerte, seinen alten Freund in Skandia, wahrscheinlich war dies auch der Grund dafür, dass er sich noch immer mit Salvatore herumschlug. „Ach ja, wo ist eigentlich Aleyandra? Ich habe sie schon eine Weile nicht mehr gesehen. Das letzte mal, als ich sie gesehen habe, hat sie mich und meine Einladung zum Abendessen vollkommen ignoriert.“ meinte Salvatore mit einem Seufzen.
„Warum interessierst du dich eigentlich für Aleyandra? Sie ist doch überhaupt nicht dein Typ.“
„Was meinst du damit, 'Nicht dein Typ'? Hast du sie dir einmal angeguckt?“
„Na ja, sie besteht nicht aus Holz, und lebt, ich dachte, für einen Puppenfetischisten wie dich, wäre das eher unpassend.“ Salvatore zuckte bei diesen Worten zusammen, und lächelte schwach, als er antwortete.
„Ahaha, Naruz, deine Scherze immer! Man könnte wirklich denken, du meinst das, was du gerade gesagt hast ernst, und hältst mich wirklich für...“
„Stimmt das denn nicht? Du nimmst diese Puppen praktisch überall mit hin, du hast sie sogar in deine Einheit aufgenommen.“
„Es sind keine Puppen! Es sind Marionetten, und sie sind ein wichtiger Teil meines Kampfstils!“
„Gehört zu diesem Kampfstil, dass die Marionetten aussehen wie Frauen?“
„Nun... nicht unbedingt...“
„Ich verstehe.“ meinte Naruz, nickte wissend, und legte seine Hand auf Salvatores Schulter. „Du bist wirklich kein Puppenfetischist.“
„Danke, ich wusste, dass du...“
„Sondern ein Marionettenfetischist.“
„Wo ist da der Unterschied!“ fragte Salvatore aufgebracht, während er Naruz' Hand zur Seite fegte. „Ich habe es dir schon tausendmal erklärt, sie sind wichtig für meine Art zu kämpfen! Du hast es sogar selbst erlebt, während unseres Duells!“
„Also sind sie nur Waffen für dich?“
„N-jaaaaa.... ja, sind sie!“
„Du hast ihnen Namen gegeben.“
„Gute Waffen brauchen einen Namen.“
„Du hast geweint, als ich sie während unseres Duells zerstört habe.“
„Das waren Freudentränen... weil... weil mein erster, richtiger Rivale es geschafft hat, mich zu besiegen.“
„Wo sind sie eigentlich gerade? Ich sehe sie nirgendwo, und sonst nimmst du diese Dinger doch überall mit hin.“
„Sie sind keine Dinger! Du kannst nur ihre Perfektion nicht erkennen! Sie sind wunderschön, sie sind großartige Kämpfer, sie sind...“ Salvatore brach ab, als er merkte, wie Naruz ihn angrinste.
„'Großartige Kämpfer'? Du steuerst sie!“
„Bitte, lass uns das Thema wechseln.“ meinte Salvatore niedergeschlagen und sah so aus, als wenn er gleich anfangen würde zu weinen.
„Von mir aus, dann sag mir doch bitte, wo deine Marionetten sind, ich will nur ungern plötzlich von ihnen überfallen werden.
„Sie mussten draußen warten, die Wachen haben sie als Waffen eingestuft, ich kann mir gar nicht vorstellen, warum.“
„Wahrscheinlich wegen den ganzen... na ja, Waffen, die in sie eingebaut sind?“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
„Pistole, anstelle einer Zunge im Mund der größten Marionette, versteckte Klingen, die aus den Handgelenken der kleinsten gefahren werden können, Giftnadeln, die...“
„Schon gut, schon gut! Vielleicht haben sie ein paar Waffen dabei, aber das ist noch lange kein Grund, sie wie Gegenstände zu behandeln!“
„Hast du nicht eben noch gesagt, dass sie nur Waffen sind?“
„Naruz, warum bist du so gemein zu mir?“ fragte Salvatore, mit gespielter, verletzter Miene. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen du magst mich nicht, aber das wäre ja Schwachsinn, nicht wahr?“ fügte er hinzu, und fing an zu lachen, woraufhin Naruz einstimmte.
„Ja, natürlich. Wie könnte ich so einen nervigen, aufdringlichen Kerl wie dich nur jemals hassen? Es will mir einfach nicht einfallen.“
„Ach Naruz, deine Scherze sind schon etwas besonderes.“
„Ja, nicht wahr?“ beinahe gleichzeitig bekamen die beiden einen ernsten Gesichtsausdruck, und hörten auf zu lachen. „Dir ist es auch aufgefallen, oder?“
„Selbstverständlich, irgendetwas stimmt hier nicht. Ich habe einen großen Teil der Villa durchsucht, bevor ich mich zum Fest begeben habe, aber ich konnte Tougou nirgendwo finden, außerdem...“ Salvatore warf einen Blick zu einem etwas älteren, glatzköpfigen Mann in einer Ecke des Saals, der sich mit einer jungen, blonden Frau unterhielt. Naruz nickte zustimmend.
„Die beiden sind Templer, Team Gorgone, wenn ich mich nicht irre. Außerdem habe ich auch Mitglieder von Skylla, Cerberus und Chimäre gesehen, zusammen mit meinem Team Mantikor, und deiner Gruppe Hydra sind also ganze sechs Teams der Inquisition hier. Viel zu viele, für einen so einfachen Auftrag.“
„Genau, irgendetwas geht hier vor sich, uns wurde etwas verschwiegen, dessen bin ich mir sicher. Mir gefällt es außerdem nicht, dass sie uns zu beobachten scheinen, ich glaube, sie haben einen anderen Auftrag als wir.“
„Vielleicht hast du mal wieder irgendwas angestellt, ich erinnere mich an den Zwischenfall, von vor drei Wochen.“
„Aber... das war nicht meine Schuld!“ meinte Salvatore, starrte Naruz aus großen Augen an, und wirkte so, als wenn er jeden Augenblick anfangen könnte zu weinen. „Man hätte mir sagen müssen, dass sich in der Zelle ein Dämon befindet, und nicht einfach nur 'Öffne unter keinen Umständen diese Zelle, bewache sie, und töte den Gefangenen, sollte er es schaffen sich zu befreien'. Natürlich wurde ich neugierig.“
„Und Hochgeneral Andre durfte hinter dir aufräumen, ich habe gehört, er war nicht sonderlich begeistert, was war nochmal deine Strafe?“
„Ich durfte eine ganze Woche lang Diplomat spielen... und mich mit Goblins auseinandersetzen. Mit Goblins! Andre muss mich wirklich hassen.“
„Ich kann es nachvollziehen, es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch bei der Inquisition bist.“
„Ich habe über einhundert erfolgreiche Aufträge! Wegen einem kleinen Aussetzer, wird man mich schon nicht rausschmeißen.“
„Kleiner Aussetzer? Ein Dämon hat es geschafft, bis in die Tempelbibliothek zu kommen, und hat im Laufe des Kampfes, der dort stattgefunden hat über zweihundert Bücher vernichtet... wo wir gerade dabei sind, Aynaeth ist auf dem Fest, du solltest dich von ihr fernhalten. Ich habe sie noch nie so wütend gesehen, wie in dem Augenblick, in dem ihr gesagt wurde, dass eines ihrer Lieblingsbücher unter den Opfern des Dämons war.“
„Aber... sie weißt doch bestimmt nicht, dass es meine Schuld war, oder?“
„Machst du Witze? Die ganze Kirche weiß es, also natürlich auch sie.“
„Ich bin sowas von tot.“
„Keine Sorge, Aynaeth wird dich schon nicht umbringen.“
„Aber es gehen Gerüchte um die sagen, dass der Anführer der Kinder Gaias... na ja, in sie verschossen ist. Der würde mich ohne zu zögern aus dem Weg räumen, um ihr zu gefallen.“
„Silberblatt? Mach dir da keine Sorgen.“
„Warum?“
„Selbst ohne Aynaeth ist es nur eine Frage der Zeit, bis er dich aus dem Weg räumt.“ meinte Naruz, mit einem aufmunternden Lächeln.
„Danke Naruz, du weißt wirklich, wie man jemandem Mut macht.“
„Keine Ursache, mache ich doch immer gerne. Ach ja, hast du schon die neuesten Gerüchte aus dem Candeo Sumpf gehört? In den Dörfern, am Rande des Sumpfes, erzählt man sich, dass ein Vampir dort sein Unwesen treibt.“
„Ein Vampir? Dörfler hatten schon immer eine blühende Fantasie, besonders diejenigen, die so nahe an diesem unheimlichen Sumpf leben. Seit über vierhundert Jahren hat man schon keinen Vampir mehr in Süd-Midgard gesehen, sie gelten inzwischen als ausgestorben.“
„Mag sein, aber die Dörfer verlangen immer lauter nach einer Untersuchung durch die Kirche, vielleicht wirst du bald dorthin geschickt, um dir die Sache mal genauer anzusehen.“
„Ich hoffe nicht, ich hasse sumpfige Gegenden.“
„Was, wenn es dort wirklich einen Vampir gibt?“
„In diesem unwahrscheinlichen Fall werden wir ihn jagen müssen, Vampire sind gefährliche Biester, die Tod und Verderben überall dorthin bringen, wo sie auftauchen, manche sagen sogar, sie sind die Boten einer bevorstehenden Invasion der Dämonen Pandämoniums.“
„Hm... momentan herrschen zwei Eidolons über das Reich der Dämonen, nicht wahr? Die Königin der Schatten, Hel, und der Herzog der Finsternis, Eligos. Sollten sie Terra angreifen, werden die Eidolons im Reich des Himmels sicherlich nicht tatenlos zusehen.“
„Weiß ich doch, ich sage ja nur, wofür Vampire bekannt sind, und was man sich über sie erzählt.“
„Da bist du ja, Naruz!“ Ehe sie ihr Gespräch fortführen konnten, erschien Anya neben ihnen, mit äußerst ernster Miene.
„Ah, schönen Abend wünsche ich dir, Anya.“ meinte Salvatore freundlich, und deutete eine Verbeugung an.
„Ja, ja, hallo Salvatore.“ kanzelte Anya ihn ab, ehe sie sich an Naruz wandte. „Naruz, ich habe mit einigen der Dienern und Wachen gesprochen, und sie sagen, dass sie Tougou schon seit über drei Tagen nicht mehr gesehen haben, er scheint sich in seinem Zimmer eingeschlossen zu haben, nur sein vertrautester Diener durfte hin und wieder das Zimmer betreten, um seinem Herren etwas zu Essen und Trinken zu bringen, deshalb kam dieses Fest ziemlich überraschend für die Dienerschaft, es wurde angeblich vollkommen spontan veranstaltet.“
„Das gefällt mir ganz und gar nicht.“ meinte Naruz, und fuhr herum, als eine Tür in seiner Nähe aufgestoßen wurde. Der junge Inquisitor riss die Augen auf, als er sah, wer da in den Saal gestürmt kam. Die erste Person war eine junge Frau, in der Rüstung der Templer, sie hatte kurze, blaue Haare und trug eine Brille, in ihren Händen hielt sie ein Langschwert, und sah sich nervös um. Die zweite Person war ein Mann, vielleicht zwei Jahre älter als Naruz, ebenfalls in eine Templerrüstung gekleidet, mit kurzen, dunkelblonden Haaren und grauen Augen, er hielt einen mächtigen Zweihänder, und deckte den Rücken der Frau, während diese den Raum mit ihrem Blick absuchte.
„Naruz!“ entfuhr es der Frau, und sie eilte zu ihm hinüber, dicht gefolgt vom Mann, und Serif, der in eben jenem Moment in der Luft erschienen war. Inzwischen waren alle Gespräche in ihrer Nähe verstummt, und die Blicke richteten sich auf die Neuankömmlinge, während nervöses Gemurmel losbrach.
„Victoria, Nikodemus, was macht ihr hier?“ fragte Naruz, während er sich kurz umsah, einige Wachen des Akashi hatten ihre Schwerter gezückt, und näherten sich ihnen, während plötzlich ein ganzes Dutzend weiterer Bewaffneter in der Tür erschienen, durch welche die beiden Mitglieder von Naruz' Team gerade gekommen waren.
„Später, es gibt Probleme.“ meinte Victoria, und warf einen vorsichtigen Blick in den Gang zurück, aus dem sie eben gekommen war. „Tougou Akashi ist tot, wir haben ihn in seinem Zimmer gefunden. Ein Großteil seiner Wachen ist ebenfalls tot, irgendwer ist hier, in dieser Villa, und mordet sich munter durch alle Anwesenden."
„Was? Wer...“ Naruz verstummte, als am anderen Ende des Saals ein Schrei ertönte. Sofort drehte er sich um, um zu sehen, was dort vor sich ging, und erstarrte. Vor der Haupteingangstür zum Festsaal, lag ein halbes Dutzend Wachen auf dem Boden, aus dutzenden Wunden blutend, und zwischen ihnen stand ein Mann, mit langen, schwarzen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, goldenen Augen, bleicher Haut und langen, spitzen Ohren.
„Môrkalfar.“ flüsterte Salvatore, als er den Fremden sah, dessen Blick suchend durch die Menge schweifte. 'Môrkalfar', vor ein paar Monaten hätte Naruz mit diesem Begriff nicht viel anfangen können, inzwischen wusste er jedoch, dass es sich bei ihnen um eine Fraktion, innerhalb der Yggdrasil Republik handelte. Bei diesen Alfar handelte es sich um die absoluten Experten in Sachen Dämonologie, und Attentaten, innerhalb der Republik. Die für Alfar ungewöhnliche Färbung ihrer Augen kam daher, dass sie viel zu lange der dunklen Magie Pandämoniums ausgesetzt waren, was letztendlich zu dieser Veränderung geführt hatte. Schließlich fiel der Blick des Alfar auf Naruz, woraufhin sich ein Lächeln auf sein Gesicht stahl. Ohne zu zögern hob er die Hand, und sprach mit lauter, kräftiger Stimme.
„Es komme die Dunkelheit, Yamion!“ sofort richteten sich die Schatten in seiner Nähe auf, formten sich zu Speeren, und durchbohrten die Gäste in der Nähe des Dunkelelfen. Die Getroffenen sanken blutend und schreiend zu Boden, während der Rest der Anwesenden in Panik verfiel. Sie alle fingen an zu schreien, und rannten zu den nächsten Türen, um dem Festsaal, un dem Alfar zu entkommen. Dieser schien jedoch mit der Situation zufrieden zu sein, und machte keine Anstalten die Flüchtlinge zu verfolgen, stattdessen ging er mit ruhigen Schritten auf Naruz und seine Begleiter zu. Diesem ging plötzlich etwas auf, und er sah sich suchend um.
„Hey, Salvatore? Wo sind die beiden Mitglieder von Gorgone, die wir gesehen haben? Und überhaupt, wo sind die anderen Inquisitoren?“ Naruz' Frage beantwortete sich von selbst, als sich eine weitere Tür öffnete, und sieben Köpfe über den Boden schlitterten, ehe sie vor Naruz' Füßen liegen blieben.
„Sind dass die Personen, nach denen Ihr gesucht habt?“ Dieses mal war es eine Frau, die gesprochen hatte, und kurze Zeit später betrat auch sie den Saal, durch die Tür, durch die eben die Köpfe der anderen Inquisitoren geschleudert wurden. Auch bei ihr handelte es sich um eine Alfar, wie sich unschwer an den Ohren erkennen ließ, auch sie hatte schwarze Haare, allerdings waren sie weit kürzer als die des Mannes. Naruz biss sich auf die Lippe und starrte auf die Köpfe, die mit aufgerissenen Augen zu ihm aufsahen, Salvatore und Victoria verzogen das Gesicht, während Anya erschrocken die Hand vor ihren Mund hielt.
„Verdammte Bastarde!“ schrie Nikodemus, und rannte direkt auf die Alfar zu, die nur amüsiert lächelte, ob seiner Reaktion.
„Oh, bei Gaia, was denkt er sich dabei?“ murmelte Naruz, und rannte sofort hinter Nikodemus her. Die Alfar hob inzwischen ihre Hand, in die gleiche Stellung, wie es ihr Partner eben noch getan hatte.
„Es komme die Dunkelheit, Yamion!“ Sofort rasten schattenhafte Speere auf Nikodemus zu, und hätten ihn wohl durchbohrt, wenn Naruz ihn nicht zur Seite gestoßen hätte. Allerdings sah Naruz sich nun den Speeren aus dunkler Energie gegenüber, zu seiner Überraschung verschwanden sie jedoch, kurz bevor sie ihn trafen.
„Ist alles in Ordnung, Nikodemus?“
„Ja, danke Naruz. Tut mir leid, ich habe einfach nicht nachgedacht, als...“
„Schon gut, ich kann es verstehen. Salvatore?“
„Natürlich, ich bin dir schon weit voraus.“ meinte der Doni grinsend, und im nächsten Augenblick krachte etwas durch ein nahes Fenster. Salvatore fing es auf, und wandte sich sofort zur weiblichen Alfar um. In seiner Hand ruhte ein langer Speer, dessen Spitze silbern glänzte. Kurz darauf sprangen drei Gestalten durch das Fenster, und landeten neben Salvatore, sie alle sahen aus wie Mädchen mit blonden Haaren, nur wenn man ganz genau hinsah fiel einem auf, dass es sich eigentlich nur um leblose Marionetten handelte, welche vom Doni gesteuert wurden. „Mylady, ich werde Euer Gegner sein.“ meinte Salvatore, und verbeugte sich kurz vor der Alfar. „Ich bin Salvatore Doni, Erbe von Haus Doni und Träger des Gungnir.“
„Wie kannst du es wagen, mich einfach so anzusprechen, du kleiner...“ begann die Alfar aufgebracht, verstummte jedoch, als der Mann ihr einen kurzen Blick zuwarf und freundlich lächelte.
„Aber meine liebe Schwester, wo bleiben denn deine Manieren? Dieser edle, junge Inquisitor hat sich dir vorgestellt, du solltest es ihm gleichtun. Es ist unhöflich, einem Gegner nicht zu sagen, wer ihn umbringen wird.“ meinte er, und warf einen kalten Blick auf Salvatore.
„Natürlich Bruder, ich verstehe.“ Die Alfar verbeugte sich erst vor ihrem Bruder, dann neigte sie kurz das Haupt in Salvatores Richtung. „Mein Name ist Morrigan val Alvion, Erbin von val Alvion. Es wird mir eine Freude sein, dich zu töten, Salvatore Doni.“
„Ah, nicht so voreilig, Morrigan. Wir sind schließlich nicht hier, um zu kämpfen.“
„Was?“ entfuhr es Naruz, und er deutete anklagend auf den Alfar. „Ihr seid hierher gekommen, habt einen Haufen Unschuldige getötet, und sagt jetzt, dass Ihr nicht hier seid, um zu kämpfen?“
„Ganz genau, diese Verluste waren... ein kleiner Unfall, es tut mir leid, aber es ließ sich nicht ändern. Ach ja, ich vergaß mich vorzustellen, mein Name ist Rhael val Alvion, Oberhaupt von val Alvion, Herzog von Muspelheim und Saboteur im Diensten des Blutenden Turms.“
„Es gibt bei den Alfar keine Herzöge mehr, schon seit mehreren Jahrhunderten nicht.“
„Das stimmt, trotzdem ist das der Titel, der mir rechtmäßig zusteht. Und mit Eurer Hilfe, werde ich ihn schon bald wieder tragen. Wie ich bereits sagte, wir sind nicht hier um zu kämpfen, sondern um Euch abzuholen, Inquisitor Naruz.“
„Serif! Sigrun!“ rief Naruz, und sofort erschienen seine Eidolons an seiner Seite. „Anya, halte dich im Hintergrund und heile meine Verletzungen aus der Distanz, Victoria, beschütze Anya, Nikodemus, du hilfst Salvatore bei seinem Kampf.“ Die drei nickten, und nahmen ihre Positionen ein, woraufhin Rhael seufzte.
„Also wird es doch zum Kampf kommen? Ich wollte es eigentlich vermeiden, und hatte gehofft, dass Ihr freiwillig mitkommt.“
„Ich habe noch eine Frage, was ist dieser Blutende Turm, von dem Ihr geredet habt?“
„Wenn Ihr mit mir kommt, werde ich Euch diese Frage gerne beantworten, aber wenn...“ Naruz ließ dem Alfar keine Zeit auszureden, sondern hielt direkt auf ihn zu. Naruz zuckte kurz zusammen, als er merkte wie Sigrun einen Zauber auf ihn wirkte, hatte sich jedoch sofort wieder unter Kontrolle, während sich plötzlich in jeder seiner Hände ein Schwert aus Eis befand. Zwar waren diese Waffen nicht so gut wie die, die Analisa ihm hergestellt hatte, aber es war besser als nichts. „Oh, Ihr seid schneller geworden, seit wir uns im Lager der Piraten begegnet sind.“ meinte der Alfar lächelnd, und zeichnete schnell zwei Kreise in die Luft, welche dort grün leuchtend erschienen. „Aber noch immer nicht schnell genug, um mich zu erwischen. Ich löse den Vertrag auf, der mich an die Bestien der Atmosphäre bindet, Surgeal!“ Ein grünes Leuchten erschien unter den Füßen des Alfar, der sich plötzlich hinter Naruz befand. „Wir kennen Eure Schwächen, gegen Magier habt Ihr keine Chance.“ meinte er, ehe er Naruz einen Tritt verpasste, der diesen durch den Saal schleuderte. „Und sehr zu Eurem Pech, war ich einst ein Saboteur. Wir sind die absolute Elite der Môrkalfar, es gibt niemanden, der Magie und Nahkampf dermaßen meisterlich vereint, wie wir." Während er noch sprach war plötzlich Serif hinter ihm, und schlug mit einem Schwert aus purer, weißer Energie, nach dem Kopf des Alfar, dieser wich jedoch blitzschnell aus, ehe er neben Sigrun stand, und auch ihr einen Tritt verpasste, den die Valkyre geradeso mit ihrem Schild blockieren konnte. Erneut ging Naruz zum Angriff über, aber weder er, noch eines seiner Eidolons war in der Lage, Rhael zu treffen, so dass sich das ganze zu einer äußerst einseitigen Sache entwickelte. Auch Salvatore und Nikodemus schienen Probleme mit ihrem Gegner zu haben. Morrigan schien ihren Angriffen mühelos auszuweichen, und befand sich plötzlich im Rücken von Salvatore. Mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht, schlug sie nach dem Kopf des Inquisitors, riss dann jedoch die Augen auf, und fuhr herum, um einem Stich seines Speers auszuweichen, den dieser blind nach hinten ausgeführt hatte. Mit einem Sprung brachte sie Distanz zwischen sich und ihre Gegner, ehe sie sich an Rhael wandte.
„Bruder, irgendetwas stimmt hier nicht, er hätte mich nicht sehen dürfen.“ meinte sie ruhig, während sie einem Wurfmesser auswich, das aus dem Brustkorb von einer Marionette des Doni geschossen kam.
„Hm...“ machte Rhael, und beobachtete Salvatore und dessen Marionetten gedankenverloren, während er weiterhin mit Leichtigkeit den Angriffen von Naruz, Serif und Sigrun auswich. „Ah, ich verstehe. Die Marionetten sind durch Magie mit dem Inquisitor verbunden, er kann alles sehen, was sie sehen.“
„Oh, ich verstehe. Es komme die Dunkelheit, Yamion!“ Sofort erhoben sich die Schatten, und schossen auf ihre Gegner zu, dieses mal ignorierten sie jedoch den Inquisitor und Nikodemus, und suchten sich stattdessen die Marionetten als Ziel aus, welche jedoch im letzten Moment ausweichen konnten.
„Du hast deine Gegner unterschätzt, Morrigan.“ kommentierte Rhael, während er erneut einem Lanzenstoß von Sigrun auswich.
„Naruz, so wird das nichts. Ich sage es nicht gerne, aber wir können nichts gegen ihn ausrichten, solange er diesen Zauber auf sich hat, der ihn schneller macht.“ meinte die Valkyre an ihren Botschafter gewandt.
„Wie auch immer, es ist Zeit, es zu beenden. Es komme die Dunkelheit, Yamion!“ rief Rhael, woraufhin die Schatten sich erneut aufrichteten, und direkt auf Anya zurasten. „Binde den Feind an die Atmosphäre, Druugis!“ fügte er hinzu, woraufhin sich die Schatten zu Victorias Füßen erhoben, und ihre Beine festhielten, so dass sie Anya nicht zur Hilfe kommen konnte.
„Nein!“ schrien Naruz und Victoria gleichzeitig, während Anya einfach nur schockiert auf die dunklen Speere starrte, die direkt auf sie zuhielten. Bevor sie jedoch ihr Ziel erreichen konnten, erschien ein goldener Schild in der Luft vor ihr, und die Speere zerplatzten wie Seifenblasen, gleichzeitig lösten sich Victorias Fesseln auf.
„Was? Wer hat sich eingemischt?“ fragte Rhael überrascht, und sah sich um.
„Kaum lasse ich euch mal kurz aus den Augen, schafft ihr es allen möglichen Ärger anzuziehen. Eigentlich wollte ich hier nur in Ruhe schlafen, aber bei dem Krach den ihr macht, ist das ja vollkommen unmöglich.“ Alle Köpfe wandten sich zur Haupteingangstür, wo gerade Aynaeth mit ruhigen Schritten den Saal betrat.
Ja, mir sind die Bilder ausgegangen, aber egal.
„Aynaeth!“ entfuhr es Anya, während die Hexe immer näher kam. „Du hast mich gerettet?“
„Mhm, du warst immer nett zu mir, du hast mir sogar die Bibliothek überlassen. Da kann ich dir ruhig mal helfen.“ Während Aynaeth sprach wichen Naruz, seine Eidolons, Salvatore und Nikodemus von den Alfar zurück, und versammelten sich um Anya und Victoria.
„Ist alles in Ordnung, Anya?“ fragte Naruz, woraufhin die Templerin nickte. Die Alfar ignorierten Naruz und die anderen inzwischen, und hatten sich vollkommen Aynaeth gewidmet. „Gut, das ist unsere Chance, wir...“
„Ihr haltet euch raus.“ Naruz zuckte zusammen, als Aynaeths Stimme plötzlich hinter ihm erklang, und auch die Alfar schienen überrascht zu sein, da Aynaeth nicht länger vor ihnen stand, sondern hinter ihnen, direkt neben Anya.
„Was? Aber, diese Alfar sind gefährlich, und...“
„Genau deswegen haltet ihr euch raus.“ Naruz starrte Aynaeth einfach nur an, so entschlossen hatte er sie noch nie gehört. „Das ist eine Sache zwischen mir, und den Alfar.“ fügte sie hinzu, und ein blutroter Grimoire erschien in ihrer Hand. Als er das Buch sah, fing Rhael an zu lachen.
„Ah, ich verstehe, eine kleine Hexe hat sich in Navea eingenistet, und glaubt nun, sie hätte eine Chance gegen uns. Glaube mir Mädchen, du bist noch ein paar Jahrhunderte zu jung, um dich mit wahren Experten von dämonischer Magie zu messen.“
„Hm... habt ihr das gehört? Ich könnte schwören, dass gerade eines dieser verzogenen Spitzohren etwas gesagt hat, aber das kann nicht sein, wir alle wissen ja, dass diese Amateure es geradeso schaffen die Namen ihrer Zauber auszusprechen, wenn sie jetzt auch noch normal reden könnten, wäre das wahrlich ein Wunder.“ Naruz klappte der Mund auf, als er die Worte der Hexe hörte. Anstelle ihrer üblichen, emotionslosen Stimme, sprach sie mit einem schon beinahe physisch spürbaren Hass in der Stimme.
„Oh, habt Ihr das gehört Bruder? Die kleine Hexe denkt sie sei klug, dabei sind sie, und ihre kleinen Freundinnen hilflos, wenn sie nicht gerade ein Buch zur Hand haben.“
„Ich weiß, und selbst mit Büchern können sie es niemals mit echten Magiern aufnehmen.“
„Echte Magier? Müsst ihr deshalb euer halbes Leben damit verbringen, um euch vier kleine Zauber zu merken?“
„Ähm... gibt es irgendwie böses Blut zwischen den Alfar und Vo Astur?“ fragte Naruz, an Salvatore gewandt, während die Alfar und Aynaeth damit fortfuhren Beleidigungen auszutauschen.
„Ah ja, uralte Rivalität, im Prinzip geht es darum, wer nun der bessere Dämonologist ist, vollkommen unwichtig für den Rest der Welt, ein Kriegsgrund für die Môrkalfar und Hexer.“
„Morrigan, halte dich aus diesem Kampf raus, es geht um die Ehre der val Alvion!“ zischte Rhael plötzlich, woraufhin sich Naruz' Aufmerksamkeit wieder auf ihn wandte. Anscheinend hatte Aynaeth es geschafft den Alfar schwer zu beleidigen, denn in seinen Augen brannte ein schon beinahe fanatisches Feuer.
„Natürlich, Bruder.“ meinte Morrigan, und entfernte sich von ihrem Bruder, während dieser und Aynaeth sich zur Mitte das Festsaals begaben.
„Ist es nicht fantastisch, wie unwichtig wir plötzlich geworden sind?“ fragte Serif, an Naruz gewandt.
„Ja... aber ich will mich nicht beschweren.“ meinte Naruz.
„Bist du dir sicher, dass wir ihr nicht helfen sollen?“ Anya sah nervös zu Aynaeth hinüber, die vollkommen ruhig zu sein schien.
„Sicher bin ich mir nicht, aber sie will keine Hilfe, also sollten wir vielleicht abwarten.“
„Ich bin ein Freund von fairen Duellen, kleine Hexe, selbst wenn es gegen deinesgleichen geht. Nimm dir ruhig Zeit, und beschwöre so viele Grimoire, wie du brauchst, ich werde auf dich warten.“ Rhael lächelte überheblich, während er dies sagte, Aynaeth schüttelte jedoch den Kopf, und klopfte auf den blutroten Grimoire in ihrer Hand.
„Das ist alles was ich brauche.“
„Machst du dich über mich lustig?“ fauchte Rhael, und ballte die Fäuste. „Gut, wie du willst, das Duell beginnt jetzt! Es komme die Dunkelheit...“
„Es komme die Dunkelheit, Yamion!“
„Was?“ entfuhr es Rhael, während Aynaeth ihren Arm hob, und tatsächlich erhoben sich die Schatten um sie herum, und hielten direkt auf Rhael zu. „Die Göttin beschützt und hilft, Gaiarkon!“ rief er, woraufhin eine Art schwarze Glocke um ihn herum erschien, und den magischen Angriff der Hexe abfing. „Wie ist das möglich?“ murmelte Rhael vor sich hin, während er Aynaeth entgeistert anstarrte. Sie war eine Hexe! Ihre magischen Fähigkeiten sollten praktisch nicht vorhanden sein, ohne Grimoire, und selbst mit sollte sie nur die Zauber wirken können, die in ihrem Buch enthalten waren! Trotzdem war es ihr gelungen Magie der Môrkalfar zu wirken, nicht nur das, es war auch noch ein hochrangiger Zauber, für den sogar Rhael einige Monate gebraucht hatte, um ihn zu meistern. „Ich suche den Donner, Izuchi!“ sagte er, während er eine Art Diamant in die Luft zeichnete, kurz darauf schoss ein Blitz direkt auf Aynaeth zu.
„Die Göttin beschützt und hilft, Gaiarkon!“ dieses mal bildete die schwarze Glocke sich um Aynaeth, und fing den Blitz ab.
„Es komme die Finsternis, Yamion!“ versuchte Rhael es erneut.
„Ein helles Licht, Solistic!“ Wie schon zuvor bei Anya, erschien ein goldener Schild vor Aynaeth, der die Schatten zerplatzen ließ.
„Wie? Wie kann das sein? Morrigan, siehst du, wie sie es macht?“ fragte Rhael aufgebracht, und starrte die Hexe aus großen Augen an. Wie war sie in der Lage Magie der Alfar zu wirken?
„Ich sehe nichts, aber ich vermute, dass die Lösung ihr Grimoire ist. Ich glaube, er erlaubt es ihr jeden Zauber zu kopieren, den sie einmal zuvor gesehen hat.“
„Oh?“ ein bösartiges Grinsen zeichnete sich auf Rhaels Gesicht ab. „Nun, wenn dem so ist, werde ich einfach Zauber benutzen, die ich selbst erfunden habe.“ meinte er und lachte kurz auf. „Viel Glück dabei dass abzuwehren, Hexe! Westen, Sonne...“ begann Rhael, und zeichnete Runen in die Luft, stoppte jedoch und riss die Augen auf, als er sah, dass Aynaeth die selben Runen zeichnete, und ihm sogar schon voraus war.
„Westen, Sonne, Hitze, Licht, Feuer, verbrenne ihn, Draemon!“ die Runen leuchteten kurz auf, ehe ein Dutzend kleiner Feuerbälle direkt auf Rhael zuschossen, der diesen gerade so ausweichen konnte.
„Unmöglich... unmöglich...“ murmelte er vor sich hin, während er sah, wie Aynaeth neue Runen in die Luft zeichnete.
„Bestrafe den Sünder, denn er hat den Vertrag gebrochen, zermalme ihn, zerquetsche ihn, reiß ihm das Rückgrat aus, Bukephalos!“ erneut leuchteten die Runen auf, und ein riesiges Pferd aus weißer Energie raste aus ihnen hervor, direkt in Richtung Rhael.
„Westen, Sonne, Hitze, Licht, Feuer, verbrenne sie, Draemon!“ schrie er, beinahe schon panisch, und schoss seine Feuerbälle gegen Aynaeths Pferd aus Licht, woraufhin es einen kurzen Lichtblitz gab, und beide Zauber sich auflösten. Erschöpft sank Rhael auf die Knie, ob des wiederholten Gebrauches von so mächtigen Zaubern, und sofort war seine Schwester neben ihm.
„Ist mit Euch alles in Ordnung, Bruder?“ Dieser ignorierte sie jedoch, und sah einfach nur zu Aynaeth auf, die noch immer gelangweilt zu ihm hinüber starrte.
„Wer... wer bist du?“
„Ah, ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Mein Name ist Aynaeth Vaas, Botschafterin der Gaia, Hüterin der 666 Unheiligen Grimoire. Nun, Vaas ist der Name meines Vaters, meine Mutter hieß Uruza Decon.“
„Uruza Decon? Uruza... Ein Portal, für die Kinder der Dunkelheit, Erebus!“ rief Rhael, und plötzlich bildete sich eine Art schwarzes Portal unter den Alfar, nur einen Augenblick später waren sowohl er, als auch seine Schwester verschwunden, woraufhin Aynaeth seufzte, und sich abwandte.
„Sie sind abgehauen.“ murmelte sie, sichtlich missgelaunt, und bemerkte zuerst nicht, wie sie alle anstarrten. „Ist etwas?“
„Das war... unglaublich.“ meinte Salvatore erstaunt, und die anderen nickten zustimmend. „Du hast einen Alfar in einem magischen Duell besiegt! Nein, nicht nur besiegt, sondern ihn vollkommen zerstört! Und du hast nur einen Grimoire benutzt!“
„Grimoire?“ fragte Aynaeth verwundert, und legte den Kopf schief. „Oh, du meinst dass hier?“ fügte sie hinzu, und klopfte auf das Buch in ihrer Hand. „Das ist kein Grimoire, sondern ein Kochbuch.“ Alle starrten sie schweigend an. „Jetzt lasst uns dem Erzbischof Bescheid sagen, und nach Hause gehen.“ sagte sie, und packte Anya am Arm. „Ich will einen Apfelkuchen backen.“