Kapitel 4 – Das Duell von Kawanakajima:
Ja, es gibt mal wieder ein neues Kapitel... hat ja lange genug gedauert. Allerdings heißt es nicht, dass es jetzt hier regelmäßig weitergeht, aber ich will zumindest versuchen, hin und wieder mal ein Kapitel zu bringen.
Schloss der Uesugi, Provinz Echigo – 1545:Koizumi wachte davon auf, dass etwas schwer auf seinen Brustkorb drückte. Er befand sich mittlerweile wieder in Echigo, zusammen mit Kenshin und den anderen Beratern, und zusammen beredeten sie, wie sie gegen die neue Bedrohung vorgehen sollten, die von den Takeda ausging. Als der Taktiker blinzelnd die Augen öffnete, sah er direkt in ein Paar großer, blauer Augen, die ihn erwartungsvoll anfunkelten.
„Guten Morgen Koi-zu-mi!“ wurde er auch so gleich begrüßt, ehe sein Gast das Gesicht auf seinen Brustkorb sinken ließ und sich an ihn schmiegte, was Koizumi ein genervtes Seufzen entlockte.
„Nach dem letzten Treffen dachte ich schon, du hättest dich gebessert, Akari.“ Die grünhaarige Kunoichi schien ihm gar nicht zuzuhören, sondern kuschelte sich weiterhin an ihn, während er versuchte, sich aus ihrer Umklammerung zu befreien, mit wenig Erfolg. „Ich hätte wissen müssen, dass etwas nicht stimmt, als du mich so respektvoll angesprochen hattest.“
„Ach, du kennst doch Kuroda, er ist immer so ein Spielverderber, und mag es nicht, wenn ich mich so dir gegenüber verhalte, aber wenn er nicht da ist, brauche ich mich nicht zurückhalten!“ rief Akari glücklich, während Koizumi langsam Fortschritte machte, und es tatsächlich schaffte, sich von der Kunoichi zu lösen.
„Wie bist du überhaupt hier reingekommen? Ich hatte Suzume angewiesen niemanden zu mir vorzulassen, während ich schlafe, falls es wichtig ist, sollte sie mich wecken.“
„Ah, ich kenne Suzume schon länger als du, ich weiß, wie man mit ihr fertig wird.“ meinte Akari, und versuchte erneut Koizumi zu umarmen, dieser wich jedoch mit einer schnellen Rolle zur Seite hin aus, und sah sich im Raum um. Sein Blick schweifte schließlich nach oben, und fiel auf Suzume, die auf einem Dachbalken saß und mit einem Zahnstocher Tako-yaki in ihren Mund beförderte, kleine Teigbällchen, gefüllt mit Oktopus und in Soße getunkt. Koizumis sogenannte 'Leibwächterin' ließ die Beine vom Balken baumeln, und summte fröhlich vor sich hin, während sie ein weiteres Teigbällchen aß. Als sie Koizumis Blick bemerkte, blinzelte sie ihn kurz an, ehe sie schnell den Blick abwandte und versuchte, die Schachtel mit Tako-yaki hinter ihrem Rücken verschwinden zu lassen.
„Du hast dich bestechen lassen?“ fragte Koizumi ungläubig, während er einem weiteren 'Angriff' von Akari auswich.
„Ich weiß nicht wovon du redest.“ meinte Suzume, und versuchte möglichst unschuldig zu klingen. „A-chan muss sich an mir vorbei geschlichen haben, als ich damit beschäftigt war, dich zu bewachen Koi-chan.“
„Und wo kommen die Tako-yaki her?“
„Die was?“
„Ich sehe die Schachtel, Suzume.“
„Oh...“
„Hast du irgendwas zu sagen?“
„Ich bereue nichts.“
„Wunderbar.“ murmelte Koizumi, und fasste sich an die Stirn. „Meiner Leibwächterin ist mein Leben weniger wert als eine Schachtel Tako-yaki.“
„Das ist nicht wahr!“ meinte Suzume, schwang sich vom Dachbalken, und landete neben Akari, die gerade damit beschäftigt war Koizumi enttäuschte Blicke zuzuwerfen.
„Nicht?“
„Nin, Akari hat mir ein Dutzend Schachteln geschenkt, wenn du willst, teile ich mit dir.“
„Nein, aber danke für das Angebot.“ Koizumi seufzte, womit hatte er das verdient?
„Wenn du meinst.“ Suzume zuckte kurz mit den Schultern, und fuhr damit fort, ihr 'Bestechungsgeld' zu essen, während sie immer wieder neugierige Blicke zu Akari warf. „Also... wie habt ihr zwei euch kennengelernt? Und warum ist A-chan so verrückt nach dir?“
„Wir haben uns getroffen, als Akari den Auftrag erhalten hatte, Harukage-sama umzubringen. Ich war damals bei ihm, und konnte das Attentat geradeso verhindern. Ich hielt es allerdings für eine Schande, eine so talentierte Kunoichi einfach zu töten, weshalb ich mit Harukage-sama gesprochen habe, und Akari ein Angebot machte, wenn sie mir die Treue schwört, und fortan für mich arbeitet, wird ihr Leben verschont. Sie hat angenommen, und seither ist sie Teil der Schatten.“
„Ich verstehe.“ meinte Suzume, aß ein weiteres Teigbällchen, und wandte sich dann wieder an Koizumi. „Und was läuft zwischen dir und A-chan?“
„Sie hat ziemlich starke Realitätsstörungen, wenn du mich fragst.“ antwortete Koizumi, und sah zu Akari hinüber, die seine Worte jedoch vollkommen ignorierte. „Wie auch immer, wie ist es bei den Satomi gelaufen? Und was konntest du bei den Date herausfinden?“
„Musst du denn immer gleich so ernst sein? Kriege ich wenigstens eine Bezahlung, für meine außergewöhnlichen Leistungen?“
„Du wirst bezahlt, und zwar von Kuroda, sobald du mir Bericht erstattet hast, aber das weißt du schon.“
„Ich dachte da eher an etwas anderes, wie wäre es, wenn du mich zu einem Abendessen einlädst, wenn du mal wieder Zeit hast?“
„Ich könnte dich auch einfach umbringen, wenn ich der Meinung bin, dass du mir nichts mehr nützt.“ Noch im selben Augenblick, in dem er es sagte, merkte Koizumi, dass er einen Fehler gemacht hatte. Akaris Augen schienen förmlich aufzuleuchten und ihre Hände zitterten vor Aufregung.
„Meinst du das ernst, Koizumi? Du würdest noch einmal gegen mich kämpfen? Gleich hier und jetzt, bis der erste von uns schwer verletzt und blutend auf dem Boden liegt, unfähig sich zu bewegen? Bis einer von uns den Tod schon kommen sehen kann? Ich erinnere mich noch an unseren letzten Kampf, als du...“ Koizumi seufzte, und hob seine Hand um Akari zum schweigen zu bringen.
„Bitte, sag mir einfach, wie dein Auftrag gelaufen ist, und verschiebe deine Spielchen auf ein anderes mal.“
„Oh... na gut.“ meinte Akari, und wirkte leicht enttäuscht. „Dein Kontakt bei den Satomi ist tot, ich habe ihn verschwinden lassen und es gab keine Zeugen. Wenn es um die Date geht... nun, es war schwierig dort Informationen zu kriegen, aber es scheint so, als würde der nächste Daimyo jemand namens Date Masamune werden, aber selbst ich konnte nichts weiteres herausfinden, ich weiß nicht mal, ob es ein Mann, oder eine weitere Prinzessin des Krieges ist. Ich weiß lediglich, dass Masamune auch 'Der einäugige Drache genannt wird', oder Bontenmaru, oder 'Die Bestie der Apokalypse'... anscheinend ist Masamune von der Religion und Kultur der südlichen Barbaren fasziniert. Man könnte ihn, oder sie, also durchaus als eine Bedrohung einstufen, denn ein jeder Daimyo, der sich mit den Nanban einlässt, ist es nicht wert zu herrschen, und droht damit, unser Land ins Verderben zu steuern.“
„Damit hast du ausnahmsweise sogar einmal recht.“ meinte Koizumi, und strich sich durch seine Haare. „Ich wünschte, Kenshin-dono würde endlich eine Entscheidung treffen, wenn es um die Takeda geht.“ Erst vor kurzem hatte man den Bericht erhalten, dass Takeda Shingen die Anegakoji unterworfen hatte, somit war Hidan nun auch unter ihrer Kontrolle, viele meinten, es sei nur noch eine Frage der Zeit, ehe sie sich gegen die Uesugi wandte.
„Ach ja, Naoe-san war hier.“ meinte Akari plötzlich, und Koizumi wandte sich zu ihr um.
„Wie bitte?“
„Naoe Ai, sie war hier, und wollte dich wecken, ich habe sie aber weggeschickt und gesagt, dass ich dir ihre Nachricht überbringen werde. Kenshin-dono sucht nach dir.“ Koizumi fluchte leise, und warf Akari einen vernichtenden Blick zu, ehe er sich endlich richtig anzog und sein Zimmer verließ, um nach Kenshin zu suchen. Hätte Akari ihm das nicht gleich sagen können? Vor allem, da Naoe anscheinend endlich aus dem Süden zurückgekehrt war, Koizumi war schon gespannt, wie es bei den Yamanouchi gelaufen war. Als er das Zimmer verlassen hatte, und Suzume und Akari alleine waren, wandte erstere sich an die grünhaarige Kunoichi.
„Was mir immer noch nicht ganz klar ist, wie kam es dazu, dass du dich in ihn verliebt hast, A-chan?“ Akari seufzte kurz, und bekam einen schwärmerischen Gesichtsausdruck.
„Du weißt doch, Suzume, ich liebe den Kampf. Das Blutvergießen, das Wissen, dass ich selber jeden Moment sterben könnte, ich kann mir nichts besseres vorstellen. Leider gibt es nur wenige Menschen, die so denken wie ich, und genau deswegen liebe ich Koizumi, denn er ist ein Heuchler.“
„Nin?“
„Hm, vielleicht ist 'Heuchler' das falsche Wort, er widerspricht sich eher selbst. Das, was er sich am meisten wünscht, sind Frieden, Ordnung und Ruhe, ein Land, in dem alle in Frieden miteinander leben können, und in dem niemand durch den Krieg sterben muss. Und doch, wenn es zum Kampf kommt, gibt es niemanden, der mehr Spaß daran hat, als Koizumi. Ich habe es damals, während unseres Kampfes gesehen, das Glänzen in seinen Augen, das Lächeln, welches er während unseres Kampfes aufgesetzt hatte... dieser Gesichtsausdruck von ihm, hat sich in mein Gedächtnis gebrannt. Er ist genau so wie ich, er liebt den Kampf, im Gegensatz zu mir, will er es aber nicht akzeptieren, er hasst sich dafür, so viel Spaß im Kampf zu verspüren, aber er kann es nicht ändern. Deswegen hält er sich so gut es geht im Hintergrund, und lässt andere für sich kämpfen, so ist er einfach. Und genau aus diesem Grund werde ich an seiner Seite bleiben, ich werde ihm zeigen, dass nichts schlimmes dabei ist, sich am Blutvergießen zu erfreuen, und dass es nichts besseres gibt, als den ewigen Krieg, ich werde ihn schon noch dazu bringen, seinen Standpunkt zu ändern. Und dann, eines schönen Tages, wird er auch meine Gefühle akzeptieren, die ich für ihn hege, dann können wir uns endlich gegenseitig in einem aufregenden, blutigen Kampf umbringen und gemeinsam sterben... es gibt doch nichts romantischeres.“ schwärmte Akari und starrte mit verträumten Blick an die Decke.
„Und Leute sagen, ich sei verrückt.“ murmelte Suzume, aß ein weiteres Teigbällchen und dachte über das nach, was Akari eben gesagt hatte.
Währenddessen hatte Koizumi das Zimmer von Kenshin erreicht, und wollte sich gerade ankündigen, als ihm ein nur allzu vertrauter Geruch in die Nase stieg. Ohne etwas zu sagen, betrat er das Zimmer seines Daimyos und warf einen ungläubigen Blick zu Kenshin, die mitten im Zimmer stand. Sie trug einen schlichten, blauen Kimono, ebenso wie Naoe, die neben ihr stand, und in ihren Händen befand sich das wohl größte Reisbällchen, dass Koizumi jemals gesehen hatte.
„Shigehito-san, guten Morgen!“ begrüßte Kenshin ihn fröhlich, und legte das Reisbällchen in einen nahezu gigantischen Kasten, in dem sich bereits einige andere Bällchen befanden, die sich von der Größe her nicht wirklich voneinander unterschieden.
„Guten Morgen... Kenshin-dono, was... was sind das für monströse Reisbällchen?“
„Ihr findet auch, dass sie zu groß sind?“ fragte Kenshin, und sah ziemlich erstaunt aus. „Ich dachte, Ai-chan wollte sich nur einen Spaß erlauben, als sie mir gesagt hat, meine Reisbällchen seien zu groß.“
„Die... sollen so groß sein? Steht uns eine Nahrungsmittelknappheit bevor, dass Ihr bereits anfangt, Essen für schlechte Zeiten zu lagern?“
„Wovon redet Ihr? Das ist mein Mittagessen.“
„Das... ist Euer Mittagessen?“
„Kenshin ist ein Vielfraß.“ erklärte Naoe, mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht, woraufhin die Uesugi rot anlief.
„Ai-chan!“
„Ah, tut mir leid Kenshin, aber es ist nun einmal die Wahrheit, oder nicht?“
„Unsere Feinde werden vor Furcht erzittern, sollten sie jemals herausfinden, worum es sich bei der angeblichen Kriegsgöttin der Uesugi eigentlich handelt.“ meinte Koizumi, und lachte kurz auf, woraufhin sowohl Naoe als auch Kenshin ihn erstaunt ansahen. Als er ihre Blicke bemerkte, sah er sie verwirrt an. „Was ist?“
„Nichts, es ist nur... ungewöhnlich dich so zu sehen.“ meinte Ai und lächelte.
„Was meinst du damit?“
„Ich weiß nicht ganz wie ich es sagen soll, aber... du wirkst ein wenig mehr so, wie früher. Ich glaube, Kenshin hat einen guten Einfluss auf dich und umgekehrt.“
„Wie soll ich das bitte verstehen?“ Koizumi war ehrlich verwirrt. Er sollte einen guten Einfluss auf Kenshin haben? Das bezweifelte er irgendwie. Um ehrlich zu sein bezweifelte er, dass er überhaupt auf irgendjemanden jemals einen guten Einfluss haben könnte.
„Hm, wie soll ich das sagen? Außer mir hatte Kenshin bisher keine wirklichen Freunde, sondern war immer nur von Leuten umgeben, die ihr gesagt haben, wie besonders sie doch ist, dass sie ein Avatar Bishamons sei und dass sie göttlichen Schutz hat. Aber keiner von ihnen tat mehr als das, sie hielten Kenshin immer auf Abstand und behandelten sie eben so, wie man wohl den Avatar eines Gottes behandeln würde. Deswegen war Kenshin auch so froh, als sie dich kennengelernt hat, du hast deine Meinung gesagt und dich nicht davon beeinflussen lassen, was andere in ihr sahen. Sie hat mir auch von der Schlacht gegen die Jinbo erzählt, dass du sie gerettet und danach mit ihr wegen ihren Aktionen geschimpft hast. Ich habe sie selten so glücklich gesehen, seit ich zurück bin, hatte sie von nichts anderem geredet, als von dir und...“
„Ai-chan!“ Kenshin war nun hochrot angelaufen und ihr Kopf schien förmlich zu dampfen, während sie nach vorn sprang und ihrer Freundin die Hände vor den Mund hielt. Als sie Koizumis amüsierten Blick bemerkte ließ sie ein mitleiderregendes Geräusch hören und wedelte mit ihren Händen in der Luft herum. „A-also... ich... es ist... ähm... Ai-chan...“ stotterte sie vor sich hin, woraufhin sowohl Koizumi als auch Naoe sie verwundert ansahen, anscheinend hatte Naoe nicht damit gerechnet, dass ihre Freundin dermaßen heftig auf ihre Versuche sie aufzuziehen reagieren würde. Plötzlich richtete Kenshin ihren Blick auf Naoe und starrte sie mit großen Augen vorwurfsvoll an. „Ich hatte dir doch gesagt, du sollst das für dich behalten.“ murmelte sie und in Naoe keimte ein Verdacht auf.
„Kenshin? Kann es sein, dass du...“ Naoe brach ab, als Koizumi sich räusperte und somit die Aufmerksamkeit der beiden auf sich lenkte.
„Ich denke, ihr zwei könnt das Gespräch nachher alleine fortsetzen. Habt Ihr Euch wieder beruhigt, Kenshin-dono?“
„Ja... ja, habe ich.“ meinte Kenshin und nickte zur Bestätigung, auch wenn sie noch immer ein wenig rot war.
„Gut, also,warum habt Ihr mich rufen lassen?“
„Was? Oh... natürlich. Wie Ihr sehen könnt, ist Ai-chan aus dem Süden zurückgekehrt. Zusammen mit der Verstärkung aus Fukushima konnten sie nicht nur das Gebiet der Yamanouchi verteidigen, sondern das Heer der Satomi vollkommen aufreiben und in die Flucht treiben. Außerdem haben die Ogigayatsu den Satomi den Krieg erklärt, für den schändlichen Überfall auf Verbündete der Uesugi.“ Koizumi ließ bei diesen Worten ein Schnauben hören, woraufhin Kenshin ihn fragend ansah.
„Ist etwas, Shigehito-san?“
„Ja, die Ogigayatsu sind verdammte Aasfresser. Hätten die Satomi die Yamanouchi überrannt, hätten sie überhaupt nichts getan um gegen die Satomi vorzugehen. Wahrscheinlich denken sie, dass sie die Satomi ohne große Verluste unterwerfen können, jetzt wo ihr Heer geschlagen wurde. Wir können nur hoffen, dass dem nicht so ist.“ Kenshin seufzte.
„Ihr hasst die Ogigayatsu wirklich sehr, oder? Könnt Ihr ihnen nicht verzeihen? Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die damals Eure Eltern...“
„Meine Eltern haben nichts mit meinem Hass gegen die Ogigayatsu zu tun, Kenshin-dono. Ich hasse sie aus anderen Gründen, wie bereits gesagt, sind sie verfluchte Aasfresser, die noch nie in ihrem Leben von Loyalität gehört haben. Ihr solltet Euch besser darauf vorbereiten, früher oder später gegen sie vorgehen zu müssen, man kann ihnen nicht trauen.“
„Sie gehören noch immer zu meiner Familie.“ murmelte Kenshin leise und senkte kurz den Blick, ehe sie Koizumi in die Augen sah. „Ich wünschte, Ihr würdet nicht so schlecht von ihnen reden.“
„Tut mir leid Kenshin-dono, aber ich sage nur die Wahrheit. Da könnt Ihr ruhig die anderen Berater fragen, sie wissen ebenfalls, dass man den Ogigayatsu nicht trauen kann.“
„Usami meinte immer, sie seien gute Freunde.“ warf Kenshin ein, woraufhin Koizumi den Kopf schüttelte.
„Ich meinte, Ihr könnt Eure fähigen Berater fragen, zum Beispiel Ai-chan oder Higuchi-san. Usami ist fast so schlimm, wie die Ogigayatsu.“
„Kenshin, vielleicht solltest du zurück zum eigentlichen Thema kommen. Ich kenne Koizumi gut, er hilft nichts in diesen Sachen mit ihm zu streiten.“ mischte Naoe sich in das Gespräch ein, ehe Kenshin noch etwas sagen konnte. Die Uesugi zögerte kurz, nickte dann jedoch.
„Nun gut, Ihr habt Eure Meinung und ich habe meine, Shigehito-san. Ich... werde an Euren Rat denken und mir zumindest überlegen, was man im Falle eines Verrats der Ogigayatsu tun könnte und ich werde auch Higuchi-sans Meinung einholen. Aber zuerst etwas wichtigeres, ich habe nämlich einen Auftrag für Euch, Shigehito-san.“
„Oh? Was für ein Auftrag?“ fragte Koizumi interessiert. Er hatte eigentlich nicht damit gerechnet, sobald für Kenshin irgendwelche Aufträge erledigen zu müssen, er dachte eigentlich, dass die Uesugi ihm dafür nicht genug traute... aber vielleicht war es ja auch eine Aufgabe, bei der es unwichtig war, ob sie ihm vertraute oder nicht.
„Heute Morgen habe ich Berichte erhalten die mich beunruhigen. Es heißt, die Takeda verlegen eine große Anzahl von Soldaten an die Grenze zwischen Nord-Shinano und Echigo, um einen Überfall auf den Uesugi Clan vorzubereiten. Allerdings haben wir keine Kriegserklärung der Takeda erhalten und die Bewegungen der Truppen wurde nicht bestätigt. Ihr sagtet, dass Ihr Shingen bereits einmal getroffen habt. Glaubt Ihr, dass sie uns einfach so überfallen würde, ohne eine Kriegserklärung und ohne Provokation unsererseits?“ Koizumi überlegte kurz, ehe er antwortete.
„Shingen ist eine Daimyo, der ihre Ehre sehr viel wert ist. Sie ist durchaus in der Lage dazu hinterlistig zu agieren, aber sie würde niemals soweit gehen, einen unvorbereiteten Feind hinterhältig zu überfallen, das passt nicht zu ihr. Aber ich muss auch sagen, dass es durchaus denkbar ist, dass sie uns bald den Krieg erklärt. Es ist egal, ob wir sie provozieren oder nicht, wenn sie denkt, wir sind eine Gefahr für sie und ihre Pläne wird sie uns ausschalten, daran zweifle ich nicht. Also kann es tatsächlich sein, dass sie Truppen an die Grenze schickt, um im Notfall schnell zuschlagen zu können. Mehr kann ich Euch leider nicht sagen, aber ich könnte Kuroda wieder nach Kai schicken, um herauszufinden, was sie geplant hat.“ Kenshin dachte eine Weile lang über Koizumis Angebot nach, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Nein, wenn sie uns sowieso schon jederzeit den Krieg erklären könnte, will ich es nicht auch noch unnötig provozieren, Kuroda-san wird nicht nach Kai reisen.“
„Wenn Ihr meint, es ist Eure Entscheidung.“ meinte Koizumi und verbeugte sich.
„Wir nehmen lieber den ursprünglichen Plan und sehen dann weiter.“
„Und.. was ist der ursprüngliche Plan?“ fragte Koizumi, mit einem leicht missmutigen Unterton in der Stimme. Anscheinend hatten die beiden sich schon ohne ihn einen Plan zurechtgelegt, das passte ihm überhaupt nicht. Er wollte derjenige sein, der ohne das Wissen anderer Pläne schmiedete und diese dann durchführte, die Rolle des Unwissenden konnte er nicht leiden.
„Ihr werdet ein paar Männer nehmen und nach Süden reiten, um herauszufinden, ob an den Gerüchten etwas dran ist. Sollten sich dort wirklich Truppen der Takeda befinden, greift Ihr sie nicht an! Ich will kein Scharmützel mit den Takeda haben, solltet Ihr dort Truppen aus Kai vorfinden, kommt Ihr umgehend hierher zurück, verstanden?“
„Jawohl, Kenshin-dono... allerdings habe ich noch eine Frage.“
„Stellt sie.“
„Warum ich? Ich könnte auch einfach einen meiner Shinobi schicken, um sich der Sache anzunehmen.“
„Die Aufgabe ist wichtig, deswegen will ich dass sie jemand übernimmt, dem ich vertrauen kann und von dem ich weiß, dass er das richtige tun wird.“ meinte Kenshin mit einem freundlichen Lächeln, woraufhin Koizumi die Augenbrauen hochzog.
„Ach ja? Ihr könnt mir vertrauen? Wieso das?“
„Ich... weiß nicht ganz, wie ich es sagen kann. Wenn ich... wenn ich mit Euch rede, oder Euch sehe habe ich einfach das Gefühl, dass Ihr mich nicht verraten werdet, sondern immer meine Befehle ausführt, auch wenn sie Euch nicht gefallen.“
„Ihr seid schlecht darin, Leute einzuschätzen, Kenshin-dono.“ meinte Koizumi lachend.
„Ich würde eher sagen, dass sie ziemlich gut darin ist.“ warf Naoe ein und lächelte Koizumi an, woraufhin dieser seufzte.
„Also gut, ich werde nach Süden reiten. Wie viele Männer soll ich mitnehmen?“
„Ich denke einhundert Mann dürften reichen.“ meinte Kenshin und Naoe nickte zustimmend.
„Sonst noch etwas, Kenshin-dono?“
„Nein, das wäre alles.“ antwortete die Daimyo kopfschüttelnd.
„Gut, dann mache ich mich auf den Weg. Ich muss den Schatten Befehle erteilen, für meine Abwesenheit und danach die Truppen zusammensuchen. Ich werde morgen in aller Frühe aufbrechen.“
„Oh... wollt Ihr nicht noch ein wenig hier bei mir und Ai-chan bleiben? Wir wollten gleich essen, ich... ich könnte Euch etwas abgeben, wenn Ihr wollt und Ai-chan kann Tee aufbrühen, was sagt Ihr dazu?“
„Tut mir leid, aber der Auftrag kam ein wenig plötzlich und ich muss vieles vorbereiten.“ meinte Koizumi mit kalter Stimme, woraufhin Kenshin zu Boden sah.
„Ja... natürlich. Tut mir leid, Shigehito-san.“ murmelte sie und klang ein wenig enttäuscht, woraufhin Koizumi kurz seufzte.
„Wenn ich wieder zurück bin, würde ich gerne einmal mit Euch essen, Kenshin-dono.“ Bei diesen Worten hob Kenshin den Kopf und sah in erwartungsvoll an.
„Wirklich?“
„Natürlich, ich verspreche es Euch.“
„Dann freue ich mich auf Eure Rückkehr.“ meinte Kenshin und lächelte fröhlich.
„Also gut, wie sehen uns dann später, oder in ein paar Tagen, falls wir uns vor meinem Aufbruch nicht mehr sehen.“
„Bis später, Shigehito-san.“
„Bis dann, Koizumi-kun.“ Koizumi verneigte sich kurz und verließ dann das Zimmer der Uesugi, woraufhin diese mit ihrer Freundin alleine zurückblieb. Kenshin lächelte fröhlich, während sie sich wieder dem Reis widmete und ihre Bällchen formte. Naoe sah ihr eine Weile lang zu, ehe sie lächelte. „Du machst die Bällchen kleiner.“
„Was? Oh, das habe ich gar nicht gemerkt.“ meinte Kenshin und blinzelte verwirrt.
„Hm...“ machte Naoe und lächelte noch breiter. „Kenshin? Ich glaube es gibt da etwas wichtiges, worüber wir uns mal unterhalten müssen...“ begann sie, ehe sie den Kopf schüttelte. Vielleicht wäre es besser zu warten, bis Kenshin selbst das Thema ansprach, falls sie sich irrte, könnte die ganze Sache ziemlich peinlich für Naoe werden. „Obwohl, vergiss es, es ist nichts.“
„Wenn du meinst, willst du ein paar Reisbällchen haben, Ai-chan?“
„Ja, gerne. Ich schätze wir können jetzt nicht viel mehr machen, als darauf zu warten, dass Koizumi-kun zurückkehrt und uns berichtet, was sich im Süden abspielt...“
4 Tage später:Das Grenzgebiet zwischen Nord-Shinano und Echigo trug den Namen Kawanakajima und war eine weite, offene Fläche, ohne natürliche Hindernisse, wenn man von den Bergen absah, von denen die Ebene flankiert wurde. Koizumi ritt an der Spitze seiner Truppen, zusammen mit Akari und Suzume, die direkt neben ihm ritten. Ihnen folgten zwanzig Samurai, ebenfalls zu Pferd, und achtzig Ashigaru, die Hälfte von ihnen mit Speeren bewaffnet, die andere mit Bögen. An den Rüstungen der Samurai waren die Banner der Uesugi befestigt und wehten über ihren Köpfen in der Luft, sehr zu Koizumis Missfallen. Er hatte zwar inzwischen akzeptiert, für Kenshin zu kämpfen, aber er mochte es noch immer nicht unter dem Banner der Uesugi zu marschieren, anstatt unter dem der Nagao. Leider hatte er keine andere Wahl und musste wohl oder übel damit leben, so wie er auch mit den beiden Kunoichi leben musste.
„Oh, ist das Kawanakajima? Ich habe schon viel darüber gehört!“ rief Suzume, als sie die Ebene in der Ferne bereits erkennen konnten.
„Ach wirklich?“ fragte Koizumi und versuchte zumindest, interessiert zu klingen. Er hatte sich sofort mit Kuroda getroffen, nachdem er von Kenshin den Auftrag erhalten hatte, und dem Anführer der Schatten Befehle erteilt. Die Zwillinge wurden weiterhin damit beauftragt Usami zu beschatten, während Kuroda nach Owari reiste, um die Situation dort zu untersuchen. Koizumi hatte in den letzten Tagen Gerüchte gehört, dass die Imagawa planten gegen die Oda vorzugehen, während Oda Nobuna ein Treffen mit der Viper von Mino arrangiert hatte. Koizumi wollte unbedingt wissen, ob das der Wahrheit entsprach, denn ein Bündnis zwischen Owari und Mino würde für eine deutliche Verschiebung des Kräftegleichgewichts in Zentraljapan sorgen. Kuroda hatte sich natürlich bereit erklärt nach Owari zu reisen, bestand jedoch gleichzeitig darauf, dass Koizumi nicht ohne Suzume nach Kawanakajima reisen sollte, vor allem nicht, wenn die Takeda wirklich ihre Truppen dorthin verlegten. Akari hatte alle Befehle ignoriert und war einfach mitgekommen, als sie gehört hatte, dass es dort zu kämpfen kommen könnte. Außerdem hoffte sie Kamanosuke zu begegnen, im Gegensatz zu Koizumi, den das ganze herzlich wenig interessierte, verspürte sie unbändige Wut auf den Verräter und wollte nichts mehr, als ihn mit eigenen Händen umzubringen.
„Nin! Hier irgendwo befindet sich der Takmagahara Schrein, wo sich die Götter einst versammelten um darüber zu reden, wie man Amaterasu aus ihrem Versteck locken könnte!“
„Oh, du weißt ja ziemlich viel, Suzume.“ meinte Akari beeindruckt, während Koizumi die Stirn runzelte.
„Moment, ich dachte immer der Schrein wurde nach dem Berg benannt.“ Suzume legte den Kopf schief und sah Koizumi verwirrt an.
„Berg?“
„Ja, der Berg Takmagahara, in der Gunma Provinz.“
„Nin? Wir sind doch in Gunma, oder?“ Koizumi starrte sie eine Weile lang fassungslos an, ehe seine Hand plötzlich nach vorn schoss und Suzume am Ohr zog.
„Ich hoffe, das war ein Scherz! Wir sind in Nagano! Du weißt nicht einmal, in welcher Provinz du gerade bist? Was für eine Kunoichi bist du eigentlich?“
„Autsch, autsch, autsch... schon gut, schon gut! Es war nur ein Scherz!“ meinte die Kunoichi mit tränenden Augen, woraufhin Koizumi sie los ließ. „Das war ziemlich gemein von dir, Koi-chan.“ murmelte Suzume mit vorwurfsvoller Stimme, während sie sich ihr Ohr rieb.
„Wie bitte?“ fragte Koizumi mit ungewöhnlich freundlicher Stimme und einem Lächeln im Gesicht.
„Ich sagte...“ begann Suzume, brach jedoch ab, als sie sah wie Akari den Kopf schüttelte. „...nichts. Alles in Ordnung.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Nun da wir das geklärt haben, können wir unsere Aufmerksamkeit vielleicht auf unsere Freunde da vorne richten.“ meinte Koizumi und nickte nach vorne, von wo sich ihnen eine Gruppe von Reitern näherte. Es waren an die fünfzig Samurai, allesamt beritten, über denen das Banner der Takeda in der Luft wehte. An ihrer Spitze ritt ein junger Mann mit kurzen, purpurnen Haaren, der in eine rote Rüstung gekleidet war.
Einige hundert Meter von den Truppen der Uesugi entfernt hielten die Samurai an und lediglich der junge Mann und ein halbes Dutzend Reiter hielten weiterhin auf sie zu. Koizumi gab Akari und Suzume ein Zeichen, woraufhin diese zusammen mit ihm auf die Takeda zuritten, während die restlichen Truppen zurückblieben um zu warten. Kurze Zeit später standen sie den Takeda direkt gegenüber und wurden sogleich vom Mann mit den purpurnen Haaren begrüßt, der Koizumi freundlich anlächelte.
„Ich grüße Euch, Uesugi. Darf ich erfahren, was Ihr hier macht?“ fragte er, während Koizumi ihn musterte. In einer Hand hielt der andere Mann einen Naginata, anscheinend bevorzugte er den Kampf mit dem Speer, und dank der Haarfarbe fiel es Koizumi nicht schwer zu erraten, um wen es sich bei diesem Mann handelte.
„Die Frage wollte ich eigentlich Euch stellen, Yukimura-dono.“ antwortete Koizumi mit einem kalten Lächeln, woraufhin der andere ihn erstaunt ansah.
„Ihr wisst wer ich bin?“
„Natürlich, Ihr dachtet doch wohl nicht, dass Ihr nach Euren Taten vollkommen unbekannt bleiben würdet, oder? Ihr habt es geschafft Nord-Shinano im Namen von Shingen Takeda zu erobern. Meinen Berichten zufolge, habt Ihr das sogar beinahe im Alleingang geschafft, wahrlich eine beeindruckende Leistung. Daher dürfte es Euch nicht wundern, dass der Name Sanada Yukimura in letzter Zeit in aller Munde ist.“ Sanada ließ auf diese Worte ein fröhliches Lachen hören und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf.
„Ach, das war doch gar nichts, ich hatte einfach Glück gehabt. Außerdem müsst Ihr Euch auch nicht verstecken, mit Euren Leistungen, auch wenn Ihr älter ausseht, als ich erwartet hatte.“
„Ihr... habt schon von mir gehört?“ nun war es an Koizumi verwirrt dreinzublicken.
„Natürlich, Shingen-sama war äußerst beeindruckt von Eurem Vorgehen im Norden; das Bündnis mit den Ashina, der Überfall auf die Jinbo... wirklich, eine beeindruckende Leistung.“ meinte Sanada, woraufhin Koizumi den Verdacht hegte, dass dieser etwas ganz gewaltig missverstanden hatte. Ehe er jedoch nachfragen konnte, fuhr Yukimura jedoch schon fort. „Wie auch immer, kommen wir zu meiner eigentlichen Frage zurück; was macht Ihr hier in Kawanakajima? Das Gebiet gehört zu Shinano und ist somit Gebiet der Takeda.“ noch immer hatte Sanada ein freundliches Lächeln aufgesetzt und auch sein Tonfall war höflich.
„Ach wirklich? Ich denke, Ihr irrt Euch da, Yukimura-dono. Kawanakajima gehört zu Echigo und das schon seit Jahren.“
„W-was? Wirklich?“ entfuhr es Sanada, der einen ungläubigen Blick zu den Samurai warf, die ihn begleiteten. Koizumi blinzelte kurz verwirrt. Konnte es sein, dass dieser Sanada... ein Vollidiot war? „Stimmt es, was er gesagt hat?“ fragte Sanada einen der Samurai, der lediglich mit den Schultern zuckte. „Ähm... also... in dem Fall ist mir die ganze Sache ziemlich peinlich.“ meinte Sanada kleinlaut, was Koizumi nun erst recht verwirrte. Konnte die ganze Sache sich tatsächlich so einfach lösen lassen? Er war in Gedanken bereits wieder auf dem Rückweg nach Echigo um sich endlich wieder wichtigeren Dingen zu widmen, als er sah, wie Suzume den Mund öffnete und stöhnte innerlich auf.
„Koi-chan sagt nicht ganz die Wahrheit.“ warf sie ein und lenkte damit Sanadas Aufmerksamkeit auf sich.
„Wie bitte? Kawanakajima gehört also doch nicht zu Echigo?“
„Nin, aber es gehört auch nicht zu Shinano. Die ganze Sache wurde nie wirklich geklärt, seit das Chaos in Japan um sich greift... es ist momentan also eher eine neutrale Provinz.“
„Suzume...“ murmelte Koizumi in genervtem Tonfall. „Wieso kannst du nicht einfach den Mund halten?“
„Das war Rache.“
„Rache?“
„Nin.“
„Rache für was?“
„Dafür, dass du mir am Ohr gezogen hast.“
„Das meinst du doch nicht... warte, du meinst das wirklich ernst, oder?“
„Nin, das hat wirklich wehgetan.“ Koizumi wollte gerade antworten, als sein Blick auf Sanada fiel, der ihn aus großen, wässrigen Augen anstarrte.
„Ihr... Ihr habt versucht mich reinzulegen.“ meinte dieser, mit vorwurfsvoller Stimme, was Koizumi endgültig aus dem Konzept brachte.
„Was? Natürlich habe ich es versucht, ich wollte mich nun einmal nicht ewig mit Euch und Euren Leuten rumschlagen.“
„Ich verstehe, natürlich. Wir sind immerhin in unruhigen Zeiten und wir tun alle was mir für nötig erachten, um einen Vorteil zu erhalten.“ meinte Sanada und nickte wissend.
„Ja... wenn Ihr das so ausdrücken wollt, von mir aus.“
„Ich habe jetzt auch eine Idee, wie wir das ganze regeln können. Ich fordere Euch zu einem Duell heraus. Wenn ich gewinne, gehört Kawanakajima ab sofort zu Shinano und somit zu Shingen-sama. Falls Ihr gewinnen solltet, werde ich dafür sorgen, dass Shingen-sama Kawanakajima als Teil von Eurer Provinz akzeptiert und werde mit meinen Truppen abziehen.“
„Ich glaube, Ihr missversteht da etwas, Yukimura-dono...“ begann Koizumi, wurde jedoch von Suzume und Akari unterbrochen.
„Koi-chan kämpft, nin!“
„Koizumi wird dich fertigmachen!“ riefen sie gleichzeitig, woraufhin Koizumi erneut aufstöhnte. Er hatte sich wahrlich keinen Gefallen damit getan, die beiden mitzunehmen.
„Wir sollten wirklich noch einmal über das ganze reden...“ begann er, wurde jedoch ignoriert. Sanada war bereits von seinem Pferd gestiegen und ließ seinen Naginata in der Luft herumwirbeln.
„Los, Koi-chan! Du schaffst das schon!“ feuerte Suzume ihn an und fing sich dafür einen finsteren Blick von Koizumi an, während dieser von seinem Pferd stieg.
„Das wirst du mir eines Tages noch büßen, Suzume.“ meinte er, allerdings hörte Suzume ihm gar nicht mehr zu. Sie summte fröhlich vor sich hin, während sie, Akari und die Samurai der Takeda sich einige Schritte entfernten und die Pferde von Sanada und Koizumi mitnahmen.
„Ich habe gehört, Ihr sollt ein Meister des Schwertkampfes sein, ich wollte schon immer einmal gegen Euch kämpfen.“
„Aha.“ meinte Koizumi lediglich und versuchte nicht einmal mehr, mit Sanada zu reden. Wenn er unbedingt kämpfen wollte, sollte er seinen Kampf kriegen. Koizumi zog sein Katana mit der einen Hand, während er mit der anderen seinen Tessen zückte und ihn auffächerte, woraufhin Yukimura ihn verwirrt ansah.
„Ihr... benutzt Tessenjutsu? Davon habe ich noch nie gehört.“ meinte er verwirrt, woraufhin Koizumi ihn kalt anlächelte.
„Natürlich nicht, Ihr wolltet mich ja auch nicht ausreden lassen.“
„Was soll das heißen?“
„Ich fürchte, für Fragen ist es jetzt zu spät, Yukimura-dono. Seid Ihr bereit?“ fragte Koizumi, woraufhin Sanada nickte. Die beiden verbeugten sich kurz voreinander, dann nahmen sie ihre Positionen ein. Sanada packte seinen Naginata mit beiden Händen und richtete die Spitze auf Koizumi, der den aufgefächerten Tessen in der linken Hand vor sich hielt, während er sein Katana mit der rechten über seinem Kopf erhoben hatte und sich ein wenig nach vorn beugte. Eine Weile lang standen sie so da und musterten einander. Sanada hatte noch immer ein Lächeln im Gesicht, als er plötzlich nach vorn schoss und mit dem Speer nach Koizumis Brust stieß. Dieser reagierte schneller, als Sanada es erwartet hatte und wich dem Stoß aus, indem er einen Schritt zur Seite ging, während er gleichzeitig mit einem schnellen Schlags seines Tessen den Speer seines Gegners zur Seite fegte und mit seinem Katana nach der Schulter von Yukimura schlug. Dieser wich mit einer schnellen Drehung aus, allerdings folgte Koizumi seinen Bewegungen und stand plötzlich direkt vor Yukimura, weshalb dessen Speer vollkommen nutzlos zwischen den beiden Kontrahenten eingeklemmt war. Zwar konnte Koizumi auch sein Katana nicht effektiv einsetzen, aber für seinen Tessen war genug Platz. Er schlug mit der Stahlkante des Fächers gegen die Brustplatte von Sanada und ließ danach einen Schlag gegen dessen Schulter folgen, woraufhin dieser zurückwich. Mit einer weiteren Drehung entging Sanada dann einem Schlag gegen seine Kehle, begann jedoch zu taumeln, als Koizumi einen Tritt gegen seine Beine folgen ließ. Koizumi stieß sogleich nach der Brust seines Gegners, woraufhin Yukimura sich nach hinten fallen ließ um dem Angriff zu entgehen und auf dem Boden landete. Er rollte sich schnell zur Seite, sprang auf und ging wieder in seine Ausgangsstellung zurück, dieses mal war jedoch das Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden und er musterte Koizumi mit einem kalten, berechnenden Blick. Dann ging er wieder zum Angriff über. Erneut wich Koizumi mit einem einfachen Schritt zur Seite dem Stoß des Naginata aus, ehe er jedoch selber zum Angriff übergehen konnte, wirbelte Yukimura den Speer herum und ließ das stumpfe Ende gegen Koizumis Brustplatte krachen, woraufhin er nach hinten stolperte und sich geradeso auf den Beinen halten konnte. Blitzschnell ließ Yukimura einen weiteren Speerstoß folgen und Koizumi riss reflexartig seinen Kopf zur Seite, wodurch er dem Angriff auswich, zumindest größtenteils. Als er sich ein wenig von Sanada entfernt hatte merkte er, wie Blut über seine Wange rann, anscheinend hatte der Speer ihm einen Schnitt an der Wange verpasst. Ein Lächeln zeigte sich plötzlich auf Koizumis Gesicht. Es war schon lange her, dass ihn jemand in einem Kampf dermaßen gefordert hatte und es schien so, als wenn Sanada noch lange nicht am Ende seiner Kräfte war, im Gegenteil. Er rannte erneut nach vorn und ließ einen wahren Hagel von Stößen seines Naginata auf Koizumi los. Dieser parierte jedoch sämtliche Schläge mit anmutigen Bewegungen, während er sich immer näher auf Yukimura zuschob, er schien förmlich über den Boden zu gleiten, während er immer näher auf Sanada zuging. So bot sich den Zuschauern des Duells ein ungewöhnlicher Anblick; denn es war Sanada der angriff, aber gleichzeitig zurückweichen musste, damit Koizumi nicht nah genug herankam, um seine Waffen zu benutzen. Plötzlich duckte Koizumi sich unter einem Stoß des Naginata hindurch, woraufhin Sanada die Augen aufriss, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet. Schnell trat er einen Schritt nach vorn und schlug mit dem stumpfen Ende des Speers nach Koizumis Gesicht, allerdings war es zu spät. Koizumi war bereits mit einer Rolle in den Rücken von Sanada gelangt und stieß den Tessen in die Kniekehle des Generals, woraufhin dieser zu Boden sackte, während Koizumi aufstand und sein Katana von hinten an den Hals von Yukimura legte. Dieser seufzte, ließ seinen Speer fallen und setzte wieder ein Lächeln auf.
„Ich gebe auf, Ihr habt das Duell gewonnen.“ meinte er, woraufhin Koizumi kurz zögerte, jedoch schließlich das Katana zurücknahm und in seine Scheide steckte.
„Gut, dann wäre die Sache jetzt geklärt.“ sagte Koizumi, während die Samurai, Akari und Suzume wieder zu ihnen kamen. Sanada nickte.
„Ich werde mich mit meinen Männern zurückziehen und mit Shingen-sama reden, das schwöre ich auf meine Ehre.“ Sanada verbeugte sich, während er das sagte und schwang sich auf sein Pferd, Koizumi tat es ihm gleich. „Auch wenn ich sagen muss, dass Ihr anders gekämpft habt, als ich erwartet hatte. Ich dachte eigentlich, Ihr währt ein reiner Schwertkämpfer. Und auch Euer Tessenjutsu war... anders als das, was ich von Shingen-sama gewohnt bin. Man darf Euch jedenfalls nicht unterschätzen, wie es scheint.“
„Da hast du recht, Koi-chan ist wirklich gut im Kämpfen.“ meinte Suzume und schien ziemlich beeindruckt zu sein. „Ich dachte eigentlich immer, dass du vollkommen unfähig bist, weil Kuro-chan dauernd will, dass ich auf dich aufpasse.“
„Vielen Dank, Suzume.“
„Kein Problem.“ Yukimura folgte dem Wortwechsel kurz mit verwirrtem Gesichtsausdruck, ehe er mit den Schultern zuckte.
„Wie auch immer, ich werde nun nach Shinano zurückkehren und auf die Rückkehr meiner Daimyo warten. Ich freue mich schon darauf, Euch erneut zu begegnen, Kenshin-dono.“
„Wartet einen Moment, Yukimura-dono, ich...“ begann Koizumi, doch Sanada hatte sein Pferd bereits umgedreht und war davon geritten, was Koizumi dazu brachte laut zu seufzen und genervt seine Augen zu reiben. Er hatte es doch gewusst; dieser Vollidiot hielt ihn für Kenshin... anscheinend hatte man in Kai noch immer nicht gehört, dass Kenshin eigentlich eine Frau war. Irgendwie hatte Koizumi das Gefühl, dass dieses Missverständnis noch weitreichende Konsequenzen haben würde, aber darum musste er sich jetzt keine Gedanken machen, wichtig war nur, dass er seinen Auftrag erfüllt hatte.
„Das lief doch alles fantastisch, Koi-chan... autsch!“ meinte Suzume, als Koizumi ihr gegen die Stirn schnippte. „Bist du etwa wütend auf mich, Koi-chan?“ fragte Suzume vorsichtig und starrte Koizumi aus großen Augen an, woraufhin dieser mal wieder seufzte.
„Nein, bin ich nicht.“ sagte er schließlich. „Vielleicht war es wirklich am besten, das ganze auf diese Art zu regeln. Aber mache das bloß nicht noch einmal!“ Koizumi warf Suzume einen ermahnenden Blick zu und diese tat zumindest so, als wenn sie seine Befehle befolgen würde.
„Verstanden, nin, nin! Ich werde nie wieder ein Duell für dich akzeptieren!“
„Das ist... zumindest ein Anfang. Und jetzt lasst uns zurückkehren, wir müssen Kenshin-dono Bericht erstatten...“