[AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Die AAR der phantastischen Art...

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[AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 23. August 2014 23:00

Hier kommt vielleicht noch eine Personenliste hin. Oder irgendwas anderes. Vorerst steht hier nur der Link zum Kommentarthread:

Kommentare
Zuletzt geändert von Georgios am 23. August 2014 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 23. August 2014 23:05

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Das Biest und der Lordprotektor

Die Nacht war warm und schwül, nicht ungewöhnlich für den damaligen Sommer. Selbst jetzt noch, zur tiefsten Nachtstunde, konnte man ohne zu frieren draußen stehen, man schwitzte viel mehr noch. Vor ihm war die Zitadelle von Evada – einem kleinen Ort in den Eved-Bergen – und Zitadelle war auch gnadenlos übertrieben, in anderen Gegenden hätte sie wohl als kleine Burg gegolten, doch hier war sie das größte Gebäude weit und breit. Was den König nur veranlasst hatte sich hier niederzulassen? Er konnte keinen Grund finden – die Gegend war nicht schön, schwer zu erreichen und dann auch noch mit einem ungünstigen Klima gesegnet. Aber ihm sollte es nur Recht sein, die Burg war dement entsprechend schlecht gesichert. Die Königliche Garde war schon seit langem nicht mehr als ein billiger Haufen von schlechten Soldaten, die nie einen Kampf gesehen hatten und sich auch jetzt lieber volllaufen ließen, anstatt Wache zu halten. Der Helle Mond strahlte auf das Gebäude vor ihm, welches auf einen kleinen Steilhang errichtet worden war, welcher über Eveda hing. Das Licht wurde von dem weißen Stein reflektiert und gab dem Gebäude einen himmlischen Anschein. Es war schon schön...aber was war Schönheit schon wert?

Er kniete sich hin und faltete die Hände vor dem kleinen Schrein, der knapp außerhalb von Eveda lag. Er war niemanden bestimmtem gewidmet, sondern allen Göttern zu gleich, und so musste er nicht, wie sonst immer, sich selbst einen kleinen Schrein für Riica, der Königin der Nacht, bauen. Er war eigentlich nicht gläubig, aber da machte er einen Unterschied. Es beruhigte die Nerven. Und das war schon genug wert. Die beiden Messer steckten schon in ihren Scheiden, es waren Produkte aus den großen Schmieden des Prinzens von Aratar, Messerscharf und niemals rostend. Er hob sein Schwert auf, ein altes Erbstück seiner Familie und noch angeblich in der Alten Hauptstadt geschmiedet, Arona.. Ihn kümmerte es nicht, aber es hatte ihn noch nie im Stich gelassen. Zu guter Letzt packte er noch die Pistole ein. Er mochte Pistolen nicht, sie waren laut, stinken und wenn man sie einmal gesetzt hatte wusste jeder, das jemand da war. Kalter Stahl war immer die bessere Alternative. Langsam stand er auf und ging zum Feuer, welches schon lange verglimmt war. Er griff in die Asche und schmierte sie sich in die Haare...er hasste das, aber ansonsten hätten ihn seine weißen Haare immer sofort verraten. Mit schwärzlichen war man sofort viel unverdächtiger und darauf kam es an. Heute war sein letzter Auftrag – und sein schwierigster. Der König war schon gut bewacht und vor allem war es schwer unerkannt zu bleiben. Die Wachen kannten ihn und er kannte sie. Er würde keine von ihnen töten wollen – natürlich meinte er nicht die Königliche Garde, das waren nur irgendwelche unnützen Adelssöhne, sondern die Letzte Bastion, also die wirklichen Wachen. Es waren vier Männer und mit allen vieren hatte er im großen Krieg zusammen gekämpft. Sie würde ihn erkennen, wenn sie ihn sahen. Aber jetzt war es Zeit zu beginnen. Gemächlich ging er nach Eveda hinein. Es war ein kleiner, ruhiger Ort. Keine 2000 Menschen lebten hier in ihren kleinen Steinhäusern. Auf der Straße kam ihm nur eine Stadtwache mit Lampe entgegen, die ihm zunickte. Er grüßte zurück. Vergnügt pfeifend ging sie an ihm vorbei und er näherte sich der Felswand, auf deren Spitze die Burg thronte. Ein letzter Blick nach oben und dann fing er an zu klettern. Keine Viertelstunde später war er auf einem der Balkone angekommen, von denen es hier doch einige gab. Niemand hatte ihn gesehen...dabei war es ziemlich einfach gewesen hier hoch zu kommen. Der Fels war nicht glatt gewesen, sondern mit vielen Vorsprüngen und vielen Haltepunkten, sodass selbst ein Bauerntrottel hinaufgekommen wäre. Keine Wache auf den Balkon zu stellen war schon irgendwie...wahnsinnig. Er zog sich nach oben und bei jedem anderen Autrag hätte er jetzt versucht noch weiter nach oben zu klettern zu dem zweiten Balkon oder zu einem Fenster. Hier probierte er ob die Tür nicht offen war. Sie war es. Sein feines Gehör verriet ihm, das eine Wache auf der Treppe war, eine vor der Tür stand und zwei weitere sich in einem Saal unter ihm unterhielten. Ein mittelmäßiger Händler war besser bewacht gewesen..aber die Ignoranz des Königs hatte gewissermaßen einen Grund: Es war lange her, dass überhaupt jemand versucht hatte einen Aronischen König zu töten...und noch nie war es jemandem gelungen. Er würde heute der erste sein. Und sein Name würde nicht in den Geschichtsbüchern stehen. Wie tragisch. Er huschte in das Gebäude und schlich, bis er die Tür vor dem Schlafgemach saß. Wie erwartet stand dort eine Wache in dem Blau der Königlichen Wache und einer überaus verzierten Lanze. Er verbarg sich hinter einer Säule und betrachtete die Wache genauer...das war Afastian – loyal bis auf die Knochen, immer wachsam und immer sarkastisch. Aber kein überwindliches Hindernis. Er neigte dazu sich auf eine Sache zu versteifen, sodass er praktisch immer in die gleiche Richtung blickte. Er musste nur über ihn kommen, dann war das alles kein Problem mehr. Die Flügelhelme der Garde sahen zwar stabil und majestätisch aus, aber sie hinderten niemanden daran den Gardisten mit einem gezielten Schlag außer Kraft zu setzen. In dem Sinne eine komplette Fehlkonstruktion. Er sah sich nach einer Klettermöglichkeit um und musste fast lachen...die gesamte Decke war mit Schnitzereien versehen und Haken und sonstigen Zeugs, was man mit Decken so machen konnte. Die Säule war auch ganz gut, da man auf ihr bequem in die Höhe steigen konnte. Zwei, drei Schritte und er hing an der Decke an zwei Steinfiguren, die wie Pinguine aussahen. Ihn kümmerte es nicht weiter...zwei, drei Meter weiter war er genau über Afastian, der immer noch in die gleiche Richtung starrte wie noch eben. Langsam und sanft ließ er sich von der Decke fallen und kam hinter ihm auf. Er rührte sich nicht einmal...die Helme machten vor allem taub. Er grifft schnell von hinten nachdem Hals, verdrehte ihn und wie eine Puppe deren Strippe man durchtrennt hatte klappte Afastian zusammen. Er fing ihn auf ließ ihn langsam zu Boden gleiten. Trotzdem klimperte das gesamte Eisen verdächtig laut in seinen Ohren, doch gespanntes Lauschen, die nächste Minute lang verriet ihm, das die anderen nichts gehört hatten. Er entspannte sich wieder, lockerte sich ein wenig und ging dann durch die Tür in das Königliche Schlafgemach. Hinter sich schloss er die Tür wieder und war nun vollkommen alleine mit seinen Opfern. Er war fast versucht fröhlich ein Tänzchen hinzulegen, aber noch war es nicht geschafft. Der König lag mit der Königin zusammen im Bett und schnarchte. Und das ungeheuer laut. Er trat neben das Bett, welches mit den feinsten Seidentüchtern gespannt war. Ob sich Blut darauf waschen ließ? Wenn nicht wäre es schade, solche Tücher waren teuer. Wertvoller als der König waren sie allemal. Er war ein großes Unglück für das Land..niemand, der so dumm, einfältig und..grob war sollte über andere herrschen. Und von der Königin konnte man auch keine Hilfe erwarten. Ja, Himmel, sie war schön, aber mehr dann auch nicht. Nie hatte er jemanden dümmeren getroffen, selbst die Bauern auf dem Feld, die nicht mehr kannte als ihre Schollen wären bessere Königinnen gewesen. Langsam zog er den Dolch aus der Scheide. Der schwarze Stahl glänzte leicht im Licht des Mondes, welcher durch die großen Seitenfenster herein schien. Nachdenklich sah er den Dolch an, bevor er einmal einatmete und zum König ging, der sich mittendrin plötzlich umdrehte. Aber dann weiterschnarchte...noch einmal Glück gehabte. Als er sich über ihn beugte stellte er fest, dass der König so freundlich gewesen war, seine Kehle himmelwärts zu drehen. Das würde dies alles viel leichter machen. Ein schneller Griff an den Kopf mit der einen Hand und ein schnitt mit der anderen, schon hatte sich das Problem erledigt. Sofort spritzte das Rote Blut heraus und saute einfach alles ein. Ein Schwall der heißen Flüssigkeit landete auf dem Gesicht der Königin, die aufwachte und den Mund zum Schrei öffnete, doch er war schon mit einem Satz bei ihr und legte die Hand auf dem Mund, sodass nur noch Ersticktes Gemurmel zu hören war. Sie sahen sich einige Sekunden in die Augen, bevor er kalt lächelte und auch ihr die Kehle durchschnitt. Hastig sprang er zurück, bevor er noch mehr mit dem Blut besudelt wurde. Er mochte es nicht, wenn der Gestank immer in der Kleidung hing. Gut...das wäre geschafft. Für den Rückweg würde er in die Eved gehen, er musste also das Zimmer nur in Richtung Osten verlassen. Gemütlich ging er durch das Zimmer und kam schließlich zu der Tür, die auf den Ostbalkon führte. Er blickte sich noch einmal um und sah in einem Nebenzimmer die Prinzessin in ihrem Bett liegen. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und ging ein paar Schritte hinein, beugte sich über sie und betrachtete sie. Er fragte sich, wie er sich wohl gefühlt hätte, wenn seine Eltern ermordet worden wären und er direkt daneben geschlafen hätte. Ihm war nicht direkt gesagt worden, dass er auch sie töten sollte, allerdings konnte man den Auftrag: Töte das Königsgesindel weitläufig definieren. Wo er nun in ihr Gesicht sah, ihre Friedlichkeit...da konnte er es nicht. Und wollte es auch nicht. Langsam ging er zurück, öffnete die Tür zum Balkon und atmete die schwüle Luft ein. Unter ihm lag der Burghof, wo einige Gardisten herumlungerten.Schnell sprang er auf den Sims und balancierte sich bis zu der Äußeren Mauer, wo zwar eine Wache stand, die aber stur in den Wald sah. An dieser ging er vorbei und sprang dann ein paar Meter weiter auf einen Baum, dessen Äste fast über die Mauer ragten. Die Wache drehte sich kurz um, als sie das rascheln hörte, ging dem aber nicht weiter nach. Langsam kletterte er zu Boden, klopfte sich die Kleider ab und ging dann auf die Straße zu. Er warf noch einen Blick auf die Burg, auf das geschlossene Tor. Selten hatte er es so einfach gehabt. Und nun könnte er sein Leben friedlich bei seiner Frau verbringen bis sie beide alt und grau waren. Kaum drehte er sich um stieß er mit jemanden zusammen. Er konnte sich noch auf den Beinen halten, der andere fiel jedoch zu Boden.
„Entschuldigung, ich hatte sie nicht gesehen.“ entschuldigte er sich sofort und reichte ihm hilfreich eine Hand. Er stutzte, das war ein zehnjähriger Junge in der Blauen Uniform der Garde. Was machte der hier? Und seit wann gab es einen Zehnjährigen Gardisten.
„Was machst du denn noch hier draußen? Wieso bist du nicht zu Hause?“ schalt er ihn sofort und der Junge machte ein beleidigtes Gesicht.
„Das gleiche könnte ich sie fragen!“ antwortete der Junge beleidigt.
„Ich bin keine Zehn mehr und gehöre auch nicht um diese Zeit ins Bett. Wer bist du überhaupt?“ „Aranicon...aber das ist doch auch egal. Von ihnen lasse ich mir nichts befehlen.“
„Wenn du hier draußen herumläufst machen sich deine Eltern bestimmt Sorgen!“
Da setzte der Junge ein schiefes Grinsen auf. „Die Sorgen sich nicht um mich.“
„Sind sie verstorben?“ Nach einem Krieg gab es immer viele Waisen...und Aron war eigentlich nie im Frieden.
„Aber nicht doch, die schlafen dort friedlich vor sich hin.“ Das Kind zeigte auf die Burg.
„Na dann, dann kannst du ja dorthin zurück gehen. Die Wachen lassen dich bestimmt herein.“
Das Kind nickte betrübt und er ging vorbei. „Mein Herr...“ sagte es plötzlich.
„Ja?“
„Ihr habt das Blut an eurem Mantel.“
„Ach, ich muss mich wohl geschnitten haben.“
„Das ist aber viel Blut.“ erwiderte Aranicon und er schalt sich für die Dumme Lüge, die er immer als erstes sagte. „Ich bin Jäger.“
„Und?“
„Du kannst dir vorstellen was wir auf der Jagd machen, nicht wahr? Und meine Frau ist sehr faul was das waschen angeht, also ist er dreckig. Und jetzt geh besser nach Hause.“
Ohne auf eine Antwort zu warten ging er weiter...das Kind sollte schon sehen wo es bliebe und er wollte hier nur noch weg. Früher hätte er den Jungen wahrscheinlich noch getötet, aber heute war er doch sehr Altersmilde geworden. Er sah nochmal in den Himmel und der Mond lächelte.

Zehn Jahre später

„Wo zum Teufel bleibt die?“ fragte Aranicon den neben ihm stehenden Mann. Der zuckte nur mit den Schultern.
„Bin ich der Lordprotektor?“
„Nein, verdammt, Mistion, die macht mich noch fertig...“ meinte er zu dem Mann, der ihm geantwortet hatte. Er war großgewachsen, hatte kurze braune Haare und war muskelös aufgebaut. Die Uniform der Königlichen Garde stand ihm gut, besonders der Körperbetonte Schnitt lag ihm, mit dem Hut sah er noch schneidiger aus. Aranicon starrte in die öde Landschaft hinaus...er hasste Maien. Hier war alles eine endlose Steppe mit ein paar Städten dazwischen..aber sonst nichts. Die Straßen zogen sich wie Striche durch die Landschaft, im Süden sah man die weißen Spitzen der Eisberge. Ein kalter Wind strich über sein Gesicht und ließ ihn frösteln. Dieser Winter würde hart werden. Sie hatten erst Frühherbst und schon sollte Schnee in den Tälern gefallen sein...
„Geh doch rein und guck nach.“ meinte Mistion und Aranicon nickte.
„Ich glaube das ist das beste. Lord Elesna mag es nicht zu warten.“
„Ach, ich glaube nicht das seine Meinung besser wird wenn er mich sieht.“
„Hm...“ Aranicon lachte bitter. Lord Elesna war einer jener verbitterten alten Männer, die man ihn jedem Dorf fand...nur das er einer der mächtigsten Männer des Königreiches war. Und er hasste Unpünktlichkeit, Aufsteiger und alles was es nicht schon seit einem halben Jahrtausend gab. Er seufzte...und ging dann auf das Zelt zu, wo sich der Grund für den Ärger befand. Kurz vor dem Eingang blieb er stehen und atmete noch einmal durch, bevor er die Plane zurückschlug. Im Inneren war es dunkel, sodass er nur Schemen wahrnehmen konnte.
„Kannst du nicht anklopfen?“ herrschte ihn sofort jemand an. Er blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam und sah eine Mädchen...nein, eine junge Frau, an die Sechzehn, die mit einer silbernen Krone vor einem Globus stand, die eine Hand auf den Pol gelegt. Der lange Hermelinmantel zog sich über den Boden. Die langen schwarzen Haare waren zu einem kunstvollen Gebilde zusammengeflochten worden.
„Tut mir Leid, keine Tür, eure Majestät.“
„Und wie siehst du mal wieder aus? Kannst du dich nicht ein wenig mehr pflegen?“ Aranicon drehte sich um und besah sich im großen Spiegel...gut, die Kleidung war verdreckt, die Haare klebten irgendwie zusammen, aber ansonsten war er doch sehr zufrieden. Er sah wenigstens nicht wie ein buckliger Hufschmied aus.
„Ist doch alles in Ordnung.“ meinte er schließlich und sie antwortete ohne mit der Wimper zu zucken.
„Es beleidigt mein Auge, aber das tust du auch gepflegt. Was willst du jetzt?“
„Wir müssen weiter.“
„Meister Dar, wie weit seit ihr?“ lenkte sie die Frage auf den Maler weiter, der versteckt hinter einer Ecke lauerte und sich hinter seiner Malerausrüstung verschanzt hatte.
„Eure Majestät, in zwei Stunden wäre ich soweit fertig, dass es annehmbar wäre.“
„Soviel Zeit haben wir nicht.“ warf Aranicon ein.
„Was ist, dass es so drängt, Lordprotektor?“ wandte er sich an ihn mit seiner schlechten Aussprache. Er kam aus einen der Vizekönigreichen, aus Galizien, und war ein begnadeter Maler, jedoch die Sprache, die wollte ihm nicht so recht gelingen.
„Lord Elesna schätzt Pünktlichkeit bei seinen Gästen.“ antwortete er und drehte sich leicht zu dem Künstler hin.
„Der soll gefälligst warten. Ich bin schließlich seine Königin, er sollte Glücklich sein, dass ich seine Einladung überhaupt annehme.“
„Wie dem auch sei.“ Aranicon hob die Stimme. „Halte ich es nicht für sonderlich klug ihn unnötig zu verärgern.“
„Nun...ich kann das Bildnis auch später fortsetzen, eure Majestät.“
„Na gut...damit der Lordprotektor sich nicht weiter aufregen muss.“ Sofort eilte der Maler zu ihr, nahm ihr die Krone und die ganzen restliche Accessoires ab. „Herrscherin über die Welt? Ist das nicht schon ein wenig oft benutzt worden, dieses Thema?“ fragte Aranicon Meister Dar, der antwortete als er den Hermelinmantel in eine Truhe stopfte.
„Es ist immer wieder gut. Oder können sie sich was besseres vorstellen?“
„Hm...ich fände etwas nicht ganz so martialisches mal gut. Vor einem schönem Schloss. Am Fluss.“ „Nichts da. Ich mag das Weltenherrschermotiv.“ mischte sich die Königin ein, die sich gerade von der großen Imperatorin in ein ganz normales Adliges Mädchen verwandelt hatte.
„Das glaube ich gerne.“
„Weil es so zutreffend ist. Ich bin die Königin dieser Welt, ich kann mir selbst nicht die Namen aller Länder merken über die ich herrsche.“
„Das liegt an deinem schlechtem Gedächtnis. Meister Dar, ihn zehn Minuten brechen wir auf.“
„Ich werde bis dahin alles abgebaut haben.“ versicherte dieser und Aranicon verließ das Zelt.

Kaum war er draußen schlug ihm wieder ein eisiger Wind entgegen.
„Und wie lief es?“ fragte Mistion, der sich neben ihm in seinen Mantel fröstelte.
„Wunderbar.“ erwiderte Aranicon sarkastisch und wickelte sich wieder besser in seinen Mantel ein. Im Zelt war es so schön warm gewesen, wenn nur nicht dieser verdammte Wind wäre...
„Mit Glück werden wir heute Abend Aram erreicht haben. Ich habe gehört Lord Elesna hat keine Mühen gescheut, was unsere Unterkunft angeht.“
„Und ich kann dir auch sagen wieso er dies tut.“
„Ach?“ Mistion drehte sich von ihm weg und sah über die weite Landschaft.
„Politik...siehst du was am Horizont?“ fragte Aranicon ihn und blickte ebenfalls in die Richtung. Er sah nichts.
„Reiter.“
„Reiter? Wie viele?“
„Ein Dutzend.“
„Wann werden sie uns erreichen?“
„In zwei Stunden.“
„Dann sind wir nicht mehr hier.“ beschied der Lordprotektor. „Hast du eine Ahnung wer das ist?“ „Vielleicht eine Gesandtschaft der Maien? Wir sind in ihrem Gebiet und sie haben uns noch nicht ihre Aufwartung gemacht.“ meinte Mistion und Aranicon schnaufte belustigt.
„Dann sorgen wir besser dafür, dass sie die Hexe nicht bekommen. Sonst sind sie schnell nicht mehr so treu wie sonst. Der Tross soll wie geplant aufbrechen. Mistion, du leitest ihn weiter Richtung Aram, ich werde den Reitern entgegen reiten.“
„Alleine?“
„Aber nicht doch. Ich nehme deine beiden Cousins mit.“
„Ich werde sie sofort rufen.“ antwortete Mistion zackig und ging zu den Gardisten, die am Feuer saßen. Aranicon starrte noch eine Weile in die Richtung, aus der die Reiter kommen sollte, konnte aber nichts erkennen. Frustriert wandte er sich ab und zuckte sofort zusammen. Direkt vor ihm hatte sich die Königin an geschlichen.
„Was ist da?“
„Sie doch selbst.“ meinte er abfällig und sie fixierte ihn mit ihren kalten, blauen Augen.
„Ich als deine Königin befehle es dir es mir zu sagen!“
„Mistion sagte, er hätte ein paar Reiter gesehen.“
„Und?“ hackte sie nach und verschärfte ihren bösen Blick.
„Ich sehe sie nicht.“
„Und?“
„Ich werde mit Dermon und Termon dorthin reiten und nachsehen. Ihr werdet mit dem Rest des Trosses Richtung Aram ziehen, wo man euch sehnlichst erwartet.“
„Nein.“
„Wie?“ Er hatte es genau gehört, aber...das konnte doch nicht wahr sein. Alles was er machte wird von dieser Hexe sabotiert...sie würde nie jemand belästigen, man würde sich immer an ihn wenden. Er sah schon Lord Elesna Gesicht vor dem seinen und die Tiraden, die er über sich ergehen lassen würde.
„Ich will diese Reiter treffen.“
„Aber...Arteila...das könnte Gefährlich sein.“ versuchte er sie umzustimmen und seine Stimme bekam einen leicht weinerlichen Tonfall.
„Gefährlich? In der Mitte meines Eigenen Landes? Ich bitte dich. Und tue nicht so vertraut...“
„Ich verbiete es dir!“ raufte er sich in einen letzten verzweifelten Versuch auf sie davon abzuhalten. „Du? Mir?“ Sie fing an leise zu kichern, bis sie leicht nach Luft japsend aufhörte.
„Bist du Lordprotektor oder Clown?“ Er antwortete darauf lieber nichts, sie redete eh schon weiter. „Ich sollte Statthalter Arton endlich dazu bringen dich zu entlassen. Du bist doch ein Schwachkopf.“ Mit diesen Worten drehte sich sie wieder um und verschwand im Zelt. Mistion kam mit zwei weiteren Gardisten zurück, die einandern glichen wie ein Eis dem anderen.
„Lordprotektor!“ rief er und der Gerufene wandte sich ihm zu. „Die Gardisten Dermon und Termon sind bereit für den Ausritt.“ Die beiden Gardisten hinter ihm neigten leicht das Haupt.
„Ach...Mistion...“
„Ja?“
„Sabotiert sie auch immer alles was du für sie machst, wenn ich nicht da bin?“
„Sie?“
„Königin Arteila.“ seufzte Aranicon.
„Nein.“
„Wie?...Nicht?“ Er stutzte. Was sollte das heißen?
„Wenn du nicht da bist ist sie zu mir immer nett und freundlich.“
„Hmpf...wegtreten.“ befahl er den dreien und die begriffen nicht.
„Was?“
„Wegtreten, der Ausritt ist gestrichen. Wir werden einfach weiter ziehen. Ich habe die Nase voll von dieser Einöde! Ich will in die Zivilisation! Ich will ein Ammenmädchen für die Königin!“
Die drei Gardisten starrten immer noch verdutzt, aber das war ihm auch egal, als er zu der Spitze des Trosses ging, wo der Fahnenträger aufrecht auf seinem Pferd saß und rauchte.
„Lass das die Königin nicht sehen!“ warnte er diesen.
„Wieso? Hat sie was gegen Raucher?“
„Nein...aber gegen Verrauchte Banner.“ Er verdrehte die Augen, warf die Zigarette in den Staub und gähnte. Aranicon war nun bei seinem Pferd angekommen und schwang sich mit einem Satz auf. Es war unruhig und tänzelte hin und her. Das machte das Wetter. „
Auch ich wäre jetzt lieber an der Küste.“ murmelte er und streichelte die Flanke des Tieres, sodass es sich beruhigte.
„Lordprotektor!“ Das war doch schon wieder die Stimme von Mistion. Was war nur Heute los? „Was ist?“ fauchte er seinen Vertreter derartig wütend an, sodass das dieser sofort inne hielt und ein wenig zurück stolperte.
„Äh...ja...die Königin verlangt nach euch.“ Diese verdammte....Missmutig trieb er sein Pferd rückwärts zum Königlichen Zelt, welches gerade sorgfältig eingepackt und auf einem Karren verstaut wurde. Arteila beaufsichtigte höchstpersönlich die Aufräumarbeiten und machte ein zufriedenes Gesicht. Das machte sie oft, wenn sie Leute beim Arbeiten zu sah. Sie hatte sich um gezogen und trug nun ihr Reisegewand, eine Hose aus weißem Stoff, ein ebenso weißes Hemd und darüber eine blaue Jacke. Ergänzt wurde dies von einem paar Reitstiefel und ihrem doppelten Zopf, der ihr bis in den Nacken reichte. An ihrer Seite baumelte ein Degen, doch Aranicon bezweifelte das sie ihn jemals in der Hand gehabt hatte.
„Majestät?“ erkundigte er sich und sie drehte sich zu ihm um und ihre Miene verdüsterte sich schlagartig. Ihr gefiel eindeutig nicht der Fakt, dass er auf einem Pferd deutlich größer war als sie. „Das hat aber gedauert.“
„Ich bin so schnell gekommen wie ich konnte.“
„Das muss besser werden!“ verlangte sie und hielt einen Moment inne, bevor sie zu den Arbeitern herumfuhr. „Und ihr arbeitet gefälligst weiter!“
„Eure Majestät, weswegen habt ihr mich nun rufen lassen?“ Sie fuhr wieder herum und ihr schwarzes, tiefschwarzes Haar flatterte im Wind. Alle Abkömmlinge Faedors hatten schwarze Haare...und gehörten damit der Königlichen Familie an. Na gut, fast alle. Die meisten.
„Stellt mir eine Leibgarde für meinen Ausflug zusammen!“
„Ausflugt, Majestät?“ erkundigte er sich dumm, hauptsächlich weil je länger er mit ihr redete, desto besser würde die Gelegenheit werden das ganze zu zerstören.
„Die Reiter. Drei Mann sollten genügen.“
„Ich kann leider nicht so viele Männer von dem Tross abziehen.“
„Hör auf Unsinn zu erzählen! Du hattest eben doch schon drei...ähm...Derdon und Teron hießen sie glaube ich...“
„Dermon und Termon.“
„Genau! Rufe sie sofort und du kommst dann auch mit!“
„Und wer passt dann hier auf?“
„Hauptmann Mistion natürlich. Der kann das, der hat Talent. In fünf Minuten will ich los.“
Damit war wohl entlassen...wütend ballte er die Fäuste und hätte damit am liebsten auf sein Pferd eingeschlagen, aber das brauchte er ja noch. Mit dieser Unterdrückten Wut ließ er sein Pferd zu Mistion traben, der an der Spitze des Trosses stand und sich mit fünf Gardisten unterhielt...alles Cousins von ihm.
„Dermon und Termon, aufsatteln, ihr kommt mit mir. Mistion, du hast den Befehl während meiner Abwesenheit. Du da..“ Er zeigte auf einen jungen Gardisten, der wohl kaum älter als die Königin war. „Hol mein Schwert. Ach ja, alle die mit mir kommen sollen auch gut bewaffnet erscheinen, in Fünf Minuten bei der Königin und wehe einer kommt zu spät.“
„Sofort.“ bestätigten Dermon und Termon synchron, wobei sie auch noch akkurat salutierten. Der Junge Gardist schnellte wie eine aufgespannte Feder nach oben, obwohl er schon stand, sodass er einen kleinen Hüpfer machte, salutierte und rannte davon die Sachen zu holen. Mistion kratzte sich am Hinterkopf und nickte dann.
„Irgendwelche Besonderen Befehle, Lordprotektor?“
„Nein. Alles wie gewohnt. Wir treffen uns an der großen Brücke.“ Mistion nickte abermals und stieg auf sein Pferd auf. Der letzte von den Fünfen wirkte jetzt ziemlich alleine und verloren, ging daher auch schnell zu seinem Pferd und reihte sich hinter seinem Hauptmann ein.

Aranicon sah noch einmal in die Richtung, von der die Reiter kommen sollten und sah tatsächlich leichte schwarze Punkte am Horizont. Dabei hatten sie gerade die Route durch den unbewohntesten Teil Maias genommen. Es war nun nicht so, das die Maien gefährlich waren – sie waren schon seit langem treue Diener der Krone und hatten nie groß rebelliert oder etwas in dieser Art – aber das Verhältnis zu den Aroni war immer etwas...angespannt. Das fing schon mit der Lebensweise an: Während die Aroni in Städten oder wenigstens in Gehöften und Dörfern wohnten, waren die Maien ein Volk der Weite. Sie lebten natürlich auch in kleineren Städten, aber da nicht wirklich. Im Sommer trieben sie ihre Herden durch die Steppe und schliefen dort, wo diese stoppte. Dann waren sie auch noch oft recht unwillig was ihre Bereitschaft anging die Aronische Sprache zu lernen – oder besser gesagt sie anzuwenden. Sie konnten sie – aber ob sie die benutzen war eine ganz andere Frage. Und Loyal waren sie im Grunde nur zwei Personen...ihren Familienoberhäuptern und dem König. Dem König wohlgemerkt, nicht Aron. Praktisch machte das keinen Unterschied, aber es herrschte keine wirkliche Freundschaft zwischen ihnen. Sie waren auch recht primitiv und traditionell, aber damit waren sie nicht alleine im Reich. Es gab viele Völker, die in Aron lebten und doch keine Aroni waren...die Menschen vom Agartal, von Hurien, von Eved und noch ein paar andere. Aber keines war so wild geblieben wie die Maien. Sie schlugen nach den Völkern des Westens, den Armen'nuri. Diese waren ihnen sehr ähnlich, aber freilich noch primitiver. Lange Zeit unabhängig und oft ein Gegner der Krone waren sie vor einhundert Jahren in eine Art Vasallenverhältnis gezwungen worden...Lord Elesna war ihr Lehnsherrn. Das machte ihn auch so mächtig...er hatte seine Ländereien im Reich und dann noch ein ganzes Land als Lehen. Aber die Armen'nuri waren keine Bedrohung...wenn sie mehr in Städten gewohnt hätten, mehr Handel getrieben, mehr Felder angelegt hätten...dann wären sie vielleicht eine Gefahr gewesen. Aber wie die Maien waren sie nun Untertanen der Krone und durften ihre Söhne in die Kriege Arons schickten. Den Reiten konnten sie, wie die Teufel. Aranicon war kein schlechter Reiter, Mistion war ein noch besserer, aber selbst er war nichts besonders für diese Reitervölker. Er hoffte inständig, das Arteila es nicht durch ihre Unhöfliche, Arrogante und Widerspenstige Art ruinieren würde...primitive waren da immer sehr empfindlich, wenn man sie beleidigte.
„Träumst du auch schön?“ fragte ihre scharfe Stimme und er wurde zurück in die Wirklichkeit gerissen.
„Ich habe ein wenig nachgedacht.“ entschuldigte er sich und sie beließ es bei einer Bemerkung. „Streng das Ding da oben nicht zu sehr an, sonst Platzt es noch.“ Dann stieg sie auf ihre Pferd, ein schönes Tier aus den besten Ställen Agherdas.
„Ist euch nicht kalt?“ fragte er sie. Die Jacke, es war dieselbe von vorhin, war doch recht dünn und der Wind konnte kalte Böen einen direkt in den Körper jagen, sodass man glaubte nie wieder warm zu werden.
„Nein. Es ist doch ganz angenehm.“
„Lordprotektor!“ Der Junge Gardist kam mit einem Schwert in den Händen auf ihn zu gerannt. Es steckte noch in der Scheide, diese war schlicht und pragmatisch. Für Klimper Klimper hatte er nur was übrig, wenn hübsche Damen in der Nähe waren. Und hier waren keine. Das Schwert selber war eine Meisterarbeit und wurde normalerweise von dem König getragen. Es fiel an den Lordprotektor, damit dieser mit der Kraft des vorher verstorbenen seine Nachkommen schützen konnte. Eines Tages würde er es an Arteilas Sohn abgeben müssen...aber bis dahin würde er es schwingen dürfen. Im Gegensatz zu dem Alten Königsschwert Ruinagos, welches angeblich eine so scharfe Klinge gehabt haben soll, das es selbst Stein schnitt, hatte es keinen Namen...es war auch ursprünglich nur ein Ersatz gewesen, bis man Ruinagos wiedergefunden hätte. Das war vor fünfhundert Jahren gewesen und seitdem war es nicht wieder aufgetaucht und um das Schwert trotzdem zu benennen und dabei nicht das alte Gebot zu brechen hatte man es Namenlos genannt. Es unterschied sich Hauptsächlich von anderen Schwertern dadurch, dass das Eisen vollkommen schwarz war. Wie die Nacht. Wie Arteilas Haare. Er nahm es dem Jungen aus der Hand, nickte und gürtelte es sich um, bevor er Hufgetrappel hörte, welches näher kam und sich zu Dermon und Termon umdrehte, die sich jeweils ebenfalls ein Schwert umgegürtelt und eine Pistole eingesteckt hatten.
„Dann können wir doch jetzt sicherlich los?“ frage Arteila und beugte sich im Sattel nach vorne. „Selbstverständlich eure Majestät.“ meinte Aranicon und deutete in die Richtung aus der die Reiter kamen. „Dort sind sie. Wir werden uns in diesem kargen Land nicht verfehlen können.“

Dann ritt er los, als erster, dann hinter ihm die Königin, die ihrerseits von den beiden Gardisten gedeckt wurde. Langsam entfernten sie sich von dem Tross und dieser von ihnen und Aranicon wurde noch bewusster wie einsam er hier eigentlich war...eine solche Leere hatte er nur selten erlebt und in seiner Heimat schon gar nicht. Wie musste es dann erst in den wirklichen leeren Ländern sein? Oder in einer Wüste? Er mochte es sich gar nicht vorstellen. Das einzige, was in der Landschaft für Abwechslung sorgte waren die sanften Hügel, die sich fast unmerklich hoben und senkten, und eine Steinstele, die Östlich von ihnen errichtet worden war. Dort waren sie gestern vorbei gekommen und hatten wie es der Anstand gebot dort eine Andacht gehalten für diejenigen, an die dieses Denkmal gewidmet war. Zwar kannte niemand mehr die Namen der Herzöge und Grafen, die auf der Stele eingemeißelt waren, oder die Völker, die sie besiegten, aber so blieben sie für eine gewisse Zeit im Gedächtnis und man rief sich wieder ins Gewissen, weswegen das Königreich überhaupt noch existierte: Weil sich Menschen aufgeopfert hatten. Langsam, geradezu quälend kamen sie ihrem Ziel näher, sie ritten und doch veränderte sich nichts wirklich. Sie waren wie in einem riesigen Standbild gefangen. Auf einer Karte wirkte die Steppe nicht sonderlich groß und sie war es eigentlich auch nicht. Sie verlief längst an der Eiswasser bis nach Hurien, und nie war sie breit, sondern nur sonderlich lang gestreckt. Der Wind hob zu einem neuen Pfeifen an und graue Wolken verdeckten die Sonne. Schlagartig verschwand der Rest an Wärme und Aranicon hätte sich nicht gewundert wenn es angefangen hätte zu schneien.
„Sieht nach Regen aus.“ meinte Termon und Dermon nickte. „Wir sollten uns beeilen. Ein Unwetter wäre das letzte was ich mir wünschen würde.“
„Ein Glück das es meine Wünsche sind, die zählen.“ meinte die Königin und die beiden Gardisten verstummten.
„Sie haben aber Recht. Regen auf dieser Weiten Flur wäre nicht sehr angenehm.“
„Ich bin sicher wir werden es überstehen, wir sind doch keine kleinen Kinder mehr, die sich bei einem kleinen Schauer in einem Haus verstecken müssen.“ meinte sie weiterhin.
„Wenn ihr meint.“ seufzte er und blickte wieder nach vorne. Er hatte gewusst das es ein Fehler was dahin zu reiten...aber sie musste ja nicht auf ihn hören. Eigentlich war Mistion an allem Schuld, hatte er ihn nicht darauf hingewiesen,dann wäre alles in Butter gewesen, aber jetzt musste er dahin reiten, Arteila dabei zusehen wie sie die Maien zu Feinde machte und dann zurückreiten und am Abend noch einen schlecht gelaunten Lord Elesna ertragen. Er war immer schlecht gelaunt, wobei er dazu eigentlich keinen Anlass hatte, seiner Familie ging es besser denn je, die vergangenen Jahrzehnte waren geradezu ideal gewesen. Mit Armen'nur als Lehen hatte er eine gute fundierte Basis und zugleich lag sein Reich auch entfernt von Streit und Invasionen, unter denen die Lords des Südens dann und wann zu leiden hatten. Und dennoch, bei den zwei Malen die er ihn gesehen hatte, in Agherda und in Anon, da war er immer schlecht gelaunt gewesen. Die Reiter kamen langsam näher, man konnte nun schon Einzelheiten erkennen, einer der fünf Männer hatte ein Banner in der Hand, was munter im Wind flatterte. Es zeigte das Wappen der Maien, ein aufbäumendes weißes Pferd auf gelbem Grund, dahinter die Silberkrone der Könige. Doch das war nicht das einzige was Aranicon erkennen konnte, die Reiter glänzten auf eine gewisse weise im Sonnenlicht und als sie nur noch wenige Meter voneinander entfernt waren, konnte er auch den Grund dafür erkennen: Die Reiter trugen die Rüstungen ihres Volkes. Dies waren glänzende Schuppenpanzer aus Metall, Horn und irgendwelchen anderen Teilen, die er nicht eindeutig entziffern konnte. Sie hielten jeweils fünf Meter voreinander und Aranicon wartete einige Sekunden ab, damit die anderen möglicherweise sich zu erst vorstellen konnten. Da sie aber nichts sagten und daher ihm dem Vortritt ließen, trabte er einen Meter weiter nach vorne und sagte:
„Ich bin Lordprotektor Aranicon seiner Majestät Arteila Francesca Aleyandra Morvstana von Aron und frage euch, die ihr sich uns genähert habt, nach eurer Absicht und eurer Absicht.“
Auch aus der Reitern löste sich nun eine Person und zu Aranicons Erstaunen war es eine alte Frau, die auch keinen Panzer trug, sondern nur einen Mantel, der diesem verdammt ähnlich sah. Ihre Stimme war ein wenig schrill, aber hatte gleichzeitig auf eine beruhigende Betonung auf dem R.
„Ich bin Natsuna von den Maia, wir kamen, Lordprotektor, um mit der Königin zu sprechen.“
„Und die habt ihr gefunden!“ rief Arteila und trieb ihr Pferd ein wenig vor Aranicon. Die Maien verneigten sofort untertänig den Kopf, als sie die Königin sahne und nach einigen Sekunden blickte Natsuna wieder auf.
„Was für eine Freude euch zu sehen, so gesund und munter, vor Leben strahlend. Es ist uns eine große Ehre und...und Freude euch in unseren Landen zu sehen. Wir kommen mit einer Warnung, als eure Treuen Diener, zu euch.“
„Eine Warnung? Wovor?“ mischte sich Aranicon ein, doch wurde er vollkommen ignoriert, die Maien hatten sich vollkommen auf Arteila fixiert.
„Sprecht weiter.“ meinte diese nur und sah Natsuna in die Augen.
„Ihr seit auf dem Weg zu Lord Elesna von Aram, wenn ihr eure Pläne nicht geändert habt, Majestät. Ihm gilt die Warnung...wie mir meine Söhne berichtet haben hat Lord Elesna eine Armee um sich gescharrt, über 20.000 Mann stark. Er plant etwas – und ihr solltet euch in Acht nehmen. Wenn ihr einmal die Eiserne Brücke überschritten habt, seit ihr vollkommen in seiner Gewalt.“
„Wieso sollte er uns verraten? Das ist doch Wahnsinn.“ wiegelte Aranicon den Vorschlag ab und wurde immer noch ignoriert.
„Das ist mir neu, wie konnte er so viele Männer heimlich ausheben?“ wunderte sich stattdessen Arteila und die Maia nickte.
„Er hat es geschickt gemacht. Es sind alle Truppen seines Vasallens, aber ausgerüstet nicht wie Hilfstruppen, sondern normale Soldaten. Daher hat er im Grunde sein Heer nicht ausgebaut und trotzdem mehr zur Verfügung.“
„Vielleicht hat er einfach ein wenig Ärger an den Grenzen? Vielleicht kommen wieder Räuber aus dem Alten Wald, vielleicht sind die Wilden Menschen wieder unruhig? Es gibt tausende Gründe wie wahrscheinlicher als irgendein böser Plan.“ mischte er sich abermals ein und diesmal wandte sie sich sogar an ihm.
„Lordprotektor...seit ihr fähig unsere geliebte Königin zu beschützen? Notfalls euer Leben zu geben?“
Leben zu geben? Naja, da wusste er nicht so recht...natürlich, es war im Grunde seine Aufgabe, aber für Arteila...sie war jetzt die Art von Menschen für die er sterben wollen würde.
„Ich schütze und werde sie auch so gut schützen wie ich kann.“
„Aber reicht das? Haltet ihr euch für fähig?“
„Selbstverständlich. Ich wurde gut ausgebildet.“ antwortete er selbstbewusst und Natsuna sah ihn auf eine Merkwürdige Weise an. Ihm war dieser Blick nicht ganz geheuer, sie drehte ihren Kopf leicht zur Seite und plötzlich hatte der Reiter neben ihr eine Waffe in der Hand. Sie sah aus wie ein eckiger Kochlöffel und gehörte zur traditionellen Ausrüstung der Maien. Mit einem laut Schrei stürmte der Reiter plötzlich auf ihn zu, das Eisen pfiff in der Luft, traf Aranicon am Brustkorb und schleuderte ihn aus dem Sattel. Er kam hart auf dem Boden auf und sein Pferd rannte einige Meter weit weg. Der Angreifer war an ihm vorbeigeritten und wendete gerade sein Tier. Mit einem schnellen Satz sprang er auf und zog sein Schwert, bevor er einem weiteren Ansturm ausweichen musste, indem er seinen Oberkörper zurückbog. Seine Rippen schmerzten höllisch von diesem teuflischen Angriff und seine beiden Gardisten machten rein gar nichts. Sie hatten zwar ihre Schwerter gezogen, aber die Königin bedeutete ihn sich zurückzuhalten. Diese verdammte...noch bevor er sich eine weitere passende Beleidigung überlegen konnte, wurde das Hufgetrappel wieder lauter und der Reiter versuchte einen weiteren Ansturm. Dieses Mal stellte sich Aranicon fest mit beiden Füßen auf den Boden und parierte den Schlag mit seinem Schwert, was er mit beiden Händen fest umklammert hielt. Die Eisen knallten aufeinander und zu seiner Überraschung verlor sein Gegner die Waffe. Sie flog einige Meter durch die Luft, bis sie nutzlos im Gras stecken blieb. Doch es war noch lange nicht ausgestanden, bevor sich Aranicon zu sehr freuen konnte zog sein Gegner ebenfalls ein Schwert, stieg aber vom Pferd ab...was irgendwie keinen Sinn machte. Vielleicht konnte er zu Fuß besser fechten? Aranicon wusste es nicht und eigentlich war es ihm auch egal. Wütend nahm er das Schwert wieder in beide Hände und lief mit einem Schrei auf seinen Gegner zu, der einfach elegant aus seinem Weg hüpfte und damit Aranicons Hieb ins Leere gehen ließ. Doch bevor er einen bösen Schlag auf dessen Rücken führen konnte, hatte er sich schon auf den Boden geworfen und rollte sich schnell weg, nur um vor seinen Kontrahenten aufzustehen und einige schnelle, aber schwache Hiebe zu führen. Abermals klirrten die Eisen aufeinander und nachdem sie einige belanglose Hiebe miteinander getaucht hatten beschloss Aranicon das jetzt langsam Schluss sein sollte. Sein Gegner war nicht der begnadeste Fußsoldat, wenig überraschend bei einem Reiter, und ignorierte eine wichtige Sache. Aranicon führte einen unwichtigen Ablenkungshieb gegen den Oberkörper, welcher natürlich pariert wurde, grätschte gleichzeitig nach den Beinen des Gegners,worauf dieser überhaupt nicht vorbereitet war, sodass er einfach auf den Rücken fiel und Aranicons Schwertspitze auf seiner Brust liegen hatte. Schwer atmend sah der seinen gefallen Feind an und hatte gut Lust ihn zu durchbohren, aber er warf lieber noch einen fragenden Blick zu Arteila und Natunsa, die nebeneinander standen und zu sahen. Arteila sah leicht enttäuscht aus, während Natsuna einen eher glücklich wirkte, und den Kopf schüttelte. Er nahm das als Zeichen und stecke das Schwert wieder in die Scheide, reichte dem am Boden liegendem eine Hand und half ihm wieder auf. Kaum stand der wieder wandte Aranicon sich wütend an Natsuna: „Was zum Teufel sollte das jetzt? Der hätte mich umbringen können!“
„Hätte er es geschafft, dann wärt ihr ein schlechter Lordprotektor gewesen und unsere Königin wäre gut daran beraten gewesen einen neuen zu suchen. Und die Waffen waren außerdem stumpf.“
„Was? Stumpf?“
„Natürlich.“ Natsuna lächelte hinterlistig. „Ansonsten hätte ihr anstelle von Schmerzen ein Loch in eurem Brustkorb. Ich gebe zu, es hätte euch töten können...aber das wärt ihr dann auch bei der ersten Ernsten Situation.“
„Wir haben eben noch friedlich geredet! Da rechnet doch niemand mit einem Angriff!“ regte er sich weiter und hätte am liebsten wild um sich geschlagen.
„Gerade in solchen Situationen schlagen sie zu.“
„Hör auf dich so aufzuregen, du hast es doch wieder erwarten geschafft.“ mischte sich Arteila und Natsuna nickte. Nicht wirklicher besser gelaunt stapfte er auf sein Pferd zu, was einige Meter entfernt zum stehen gekommen war. Er schwang sich mit einem Satz auf und verfluchte die dumpfen Schmerzen in seinem Brustkorb, die ihn bestimmt noch eine schöne Weile begleiten würden.
„Sind wir dann hier fertig?“ zischte er die beiden Frauen an, die mittlerweile wie beste Freundinnen wirkten.
„Ja, Lordprotektor. Aber nehmt euch meine Warnung zu Herzen.“ ermahnte ihn die Alte und er seufzte.
„Ja, gut. Ich werde dran denken. Majestät?“
„Ihr seht, mein Protektor hat es ein wenig eilig, wie ihr es seht.“ wandte sich Arteila an Natsuna, die ein leichtes Lächeln zeigte.
„Dann geht mit meinen besten Wünschen und habt den Glück der Unsterblichen auf euren Wegen.“
„Euch gilt auch mein bester Herzensgedanke, Natsuna von den Maien.“ Die Königin nickte ihr noch zu, bevor sie sich endlich abwandte und zu Aranicon aufschloss, der sich schon ein wenig abgesetzt hatte. Termon und Dermon trabten leicht dümmlich hinter ihr her.
„Wegen diesem Unsinn haben wir ordentlich Zeit versäumt...“ fauchte er und die Königin zuckte mit den Schultern.
„Und wenn schon....Lord Elesna wird warten können. Müssen.“ meinte sie leichthin und strahlte ihn an.
„Nein, wir werden uns beeilen. Ich will Mistion nicht zu lange ohne Aufsicht lassen.“
„Du machst dir zu viel Sorgen. Und mir ist kalt.“
„Und?“
„Was wohl? Gib mir gefälligst deine Jacke!“
„Da...“ Er wollte gerade zu einem Aufschrei ansetzen, brach ihn aber ab, er wusste es würde ohnehin nicht bringen. Stattdessen zog er sie wie geheißen aus und übergab sie der Königin, die ihn zufrieden anzog.
„Vielen Dank.“ meinte sie daraufhin ironisch und wollte weiterreden, doch der Lordprotektor hatte schon einen Ordentlichen Sicherheitsabstand aufgebaut, sodass sie mit den anderen beiden wieder Mühe hatten aufzuschließen. Hinter ihnen blieben die Maien stehen, bis sie vom Horizont verschluckt wurden und nur noch die Steppe sie umgab.

Der Tross hatte vor ihnen die Eiserne Brücke erreicht und als sie dort ankamen war die Abenddämmerung schon weit vorangeschritten. Mistion stand am Rand der Brücke und begrüßte sie, als sie gerade ankamen.
„Das hat ja länger gedauert als erwartet. Eure Majestät, Lord Elesna hat seinen Ältesten Sohn als Begrüßung geschickt, er wartet auf der anderen Seite der Brücke mit der Ehrenwache...und das schon seit ein paar Stunden.“
„Er könnte auch noch Tage warten, wenn ich das will.“ beschied sie und er nickte nur.
„Wie ihr es sagt.“
„Lordprotektor, ihr kommt mit mir!“ kam sofort der Befehl von Arteila.
„Jawohl eure Majestät.“ seufzte er ergeben und trabte neben ihr durch das kleine Gewimmel auf die Menschenleere Brücke. Die Brücke war eine der neusten Architektonischen Errungenschaften der Aronischen Ingenieure, dreihundert Meter lang, mit großen Stahlpfeilern befestigt. Lord Elesna hatte sie auf eigene Kosten errichten lassen, damit man nicht mehr eine Fähre benutzten musste, um nach Aram zu kommen. Aram war praktisch eine große Flussinsel, zwischen der Eiswasser, die im Westen verlief und über die, diese Brücke führte und der Weißwasser, die im Osten lag. Während die Weißwasser noch besser zu queren war, war die Eiswasser wie ihr Name schon sagte eisig. Sie kam direkt aus den Eisbergen herunter und war selbst im Sommer bitterkalt. Am anderen Ende der Brücke konnte man den ältesten Sohn schon gut erkennen und seine Ehrenwache, die hinter ihm in ihren schwarz-weißen Uniformen standen und reichlich unentspannt wirkten. Kaum waren sie heran, da kam er schon auf sie zu und verbeugte sich ein wenig übertrieben.
„Seit mir willkommen, Königin Arteila, wir haben eure Ankunft schon sehnlichst erwartet. Im Namen meines Vaters, Lord Elesna, darf ich, Aenisin, euch willkommen heißen in unseren Landen!“
„Danke.“ antwortete Arteila karg und Aenisin stockte in seinem Text, fuhr zunächst unsicher fort wobei er immer sicherer wurde.
„Äh....ich werde euch nun zu unserem Schloss führen, wo eine Feier zu euren Ehren stattfinden wird.“
„Gut. Ich brauche auch mal wieder ein wenig Entspannung.“ Glücklich nickte Aenisin und auf einen Wink von ihm öffnete sich die Formation der Ehrengarde und eine Schneise bildete sich, während sie alle ihre glänzenden Gewehre schulterten. Jeder zweite hatte eine Fackel, deren Schein sich in ihren Brustpanzern spiegelten. Aranicon winkte einmal dem Tross zu, sodass er sich über die Brücke in Bewegung setzte, damit sie ihnen folgen konnten.
„Wenn ihre Majestät mir bitte folgen würde...“ sagte Aeinsin und stieg auf sein prachtvoll geschmücktes Pferd, welches ihm von einem Pagen gereicht wurde. Dann ritten sie drei nebeneinander durch die Soldatenmenge.
„Ich wusste gar nicht, dass ihr über ein Regiment mit so modernen Waffen verfügt.“ wunderte sich der Lordprotektor und Aenisin lächelte.
„Eine neue Investition. Ich habe meinem Vater dazu geraten, nachdem ich ihre Effektivität im Krieg gesehen habe.“
„Sie waren im Krieg?“ Aranicon wunderte sich und das nicht zu Unrecht. Aenisin hatte den Ruf eines eher...feigeren Mannes. Ein kluger Mann, aber einer, der seine Intelligenz immer dazu verwenden würde einen Ausweg zu finden.
„Im Zweitein Koalitionskrieg ihrer Majestät. Ich war Protege von General Tion Starca und habe mit ihm zusammen bei Glaza und Alexandria gekämpft.“
„Der Zweite? Wann war der nochmal?“ erkundigte sich Arteila und Aranicon wäre am liebsten im Boden versunken. Da starben Menschen, treue Untertanen, für sie und sie wusste nicht einmal wann und wo das gewesen war.
„Vor Zwölf Jahren.“ antwortet Aenisin und sie verließen die Reihen der Soldaten. Nun begann der Pfad zu steigen und sich auf die Hügel zu winden, die überall an dem Flussufer auf Aram aufragten. Das Schloss war schon klar und deutlich zu sehen, es lag auf einem Hügel oberhalb einer Felswand, an der sich die beiden Flüsse schieden.
„Ah, da habe ich noch nicht regiert. Ich erinnere mich noch an den Dritten gut. Da waren viele Diplomaten bei mir und haben die aberwitzigen Forderungen gestellt. Damals war ich aber noch zu jung, um wirklich entscheiden zu dürfen...“ Sie ließ ihren Satz enttäuschend ausklingen, aber Aranicon war sehr froh, dass Statthalter Arton damals verhandelt hatte.
„Ich bin mir sicher es wird einen Vierten geben.“ meinte Aenisin zuversichtlich und der Pfad machte einen Bogen. „Kennt ihr eigentlich meinen Jüngeren Bruder?“
„Nein, vielleicht kenne ich ja seinen Namen?“ fragte sie nach und Aenisin lachte.
„Wahrscheinlich nicht, er heißt Arond.“
„Sagt mir nichts, wieso fragt ihr?“
„Er ist in eurem Alter und ihr könntet euch vielleicht gut verstehen. Man sagt ihr mögt die Galizianische Kunst dieser Zeit?“
„Und wie!“ Ihre Augen fingen an zu leuchten und ihre Stimme wurde gefühlt eine Oktave höher. „Meister Dar reist in meinem Gefolge.“
„Meister Dar? Ich wusste ja gar nicht, dass diese Genie über den Ozean gekommen ist. Mein Bruder ist auch ein großer Kunstliebhaber und insbesondere von Meister Dar. Die Bilder, welche ihr in unserem Schloss sehen werdet hat er ausgesucht und aufhängen lassen. Man sagt ebenfalls ihr mögt das Theater?“ plauderte Aenisin weiter und Aranicon wurde immer schlecht gelaunter. Er hätte Mistion den Mantel wegnehmen sollen, der ganze Ritt über die Ebene hatte ihn schon einfrieren lassen und jetzt noch dieses ganze Gelaber...
„Wenn es ein gutes ist. Aber ich hasse nichts mehr als schlechtes...da würde ich sie am liebsten gleich köpfen lassen.“
„Ich hoffe unsere Schauspielgruppe wird euch zufrieden stellen. Es sind die besten Künstlers Armen'nurs und Arond hat sie euer Lieblingsstück ein proben lassen. Es wird heute Abend zu euren Ehren aufgeführt werden.“
„Oh, soviel Mühe hätte ich gar nicht erwartet.“ antwortete sie leicht gerührt. Leg noch Schokolade drauf und sie gehört dir für immer dachte Aranicon weiter.
„Das ist noch nicht alles. Mein Vater hat auf mein Anraten auch eine gewisse Menge Schokolade heranschaffen lassen.“
„Oh...“
„Wir hatten schon lange keinen Königlichen Besuch auf Aram...eigentlich noch nie.“ Da lachte er mit seiner Hellen Stimme und der Lordprotektor wünschte sich die Steppe zurück. Da war es wenigstens ruhig gewesen. „Das Schloss ist ja erst zwanzig Jahre alt.“ endete Aenisin seine Witzelei.
„Das ist schön, ich kann diese Alten Gemäuer meistens nicht leiden. Unbequem, kalt und zugig. Der Technische Fortschritt der Letzten Jahre ist auch Atemberaubend, findet ihr nicht?“
„In der Tat.“ Er nickte und machte ein wissendes Gesicht. „Aber das ich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Das Aronische Genie kennt keine Begrenzungen mehr, ich habe mich ein wenig mehr mit vielen Theorien beschäftigt...wir haben gute Hoffnungen, dass unsere Enkel Hunger, Elend und Krieg nicht mehr fürchten müssen Dank der Technik.“
„Erzählt mir doch etwas über euch.“ lenkte Arteila das Thema ab, sie mochte es nicht wenn über Dinge geredet wurde, wo sie nicht allzu viel Ahnung hatte.
„Ich? Nun, ich wurde nicht hier geboren, sondern noch in Nur, wo unsere Familie vorher lebte, vor....nun, 28 Jahren. Ich war später, wie ich schon sagte mit 14 im Krieg und kam zwei Jahre später wieder nach Hause. Seitdem helfe ich meinem Vater bei der Verwaltung seiner Ländereien und es ist nicht gelogen, dass das meine gesamte Zeit in Anspruch nimmt.“
„Ihr seit nicht verheiratet? Das wundert mich, bei einem Mann von eurem Erbe.“ wunderte sich Arteila und Aenisin musste verlegen lächeln.
„Nun, es gab schon mehrere Frauen die es wollten, doch fand ich sie alle...ja, fad und nichtssagend.“
„Und euer Vater sagt nicht dazu? Ihm sollte doch am Fortbestand seines Hauses etwas liegen.“
„Natürlich, aber er hat auch seine Ansprüche, die erfüllt werden wollen.“
Die konnte sich Arancion wunderbar vorstellen: Reich, aus wichtigem Hause und dazu noch möglichst unselbständig. Wobei, wer würde so etwas nicht wollen?
„Lordprotektor?“ fragte ihn Aenisin und er wandte sich ihm zu.
„Hm?“
„Wie ist die Reise verlaufen? Ihr seit so ungewohnt still.“
„Ganz gut...nur anstrengend. Es gab einige ungewollte Zwischenfälle. Und mir ist kalt.“
„Keine Sorge, bald sind wir in Aram, ich kann schon die Wärme spüren, das Knistern des Feuers hören, den Duft des Bratens riechen und den Klang der Instrumente.“ schwärmte Aenisin ausgiebig und Aranicons Laune verschlechterte sich noch einmal – etwas was er eben noch nicht für Möglich gehalten hatte.
„Schön für euch, ich hätte es lieber tatsächlich als nur in meinem Kopf.“
„Hör dich doch einmal an! Jedes Zweite Wort was du sagst umschreibt deinen schlechten Zustand.“ warf ihm Arteila vor und Aenisin lachte.
„Macht euch der Lordprotektor etwa sorgen?“
„Sorgen? Wenn es nur das wäre! Er ist vollkommen unfähig. Wenn ich dürfte hätte ich ihn schon lange durch jemanden fähigeren ersetzt...“ regte sie sich auf und ihre verträumte Stimmung von eben war vollkommen verschwunden.
„Das wird der Statthalter leider nicht durchgehen lassen...“ meinte der Lord und sie seufzte sehnsüchtig:
„Ja, leider.“
„Ist ja nicht so, als ob es ein Vergnügen für mich wäre ein...“ giftete Aranicon, doch wurde er schnell von Aenisin unterbrochen der die Hände ausbreitete und auf das Schloss zeigte, welches direkt vor ihnen war.
„Herzlichst willkommen in Aram! Kommt schnell, mein Vater erwartet euch.“ Sie ritten in den Hof, wo Diener wie Ameisen hin und her wuselten. Die Banner der Elesna hingen an jeder Möglichen Fahnenstange, eine Ouroboros auf Weißem Grund, die in ihrer Mitte die Krone Arons zeigte. An den jeweiligen Ecken war noch ein schwarzes Dreieck zu sehen, welches nach Außen zeigte. Aenisin stieg vor ihnen ab und übergab sein Pferd einem der Diener, die auch schon bei Aranicon und Arteila bereit standen. Hinter ihnen trafen schon die Restes des Trosses im Hof ein, als sie die lange Treppe zum Haupteingang hochgingen.
Das gesamte Schloss war aus dem selben gelblichen Stein erbaut worden, an den Pfeilern waren Verzierungen, ebenso an den Fensterbänken. Die Eingangshalle war lang und hoch, aber relativ schmal und am ihren Ende stand ein kleiner Thron, vor einem Fenster, welches die gesamte Wand einnahm und aus einem Farbigen Glas bestand, welches zu einem Motiv angeordnet waren. Auf dem Thron saß ein Alter Mann, neben ihm stand ein Jugendlicher, auf der anderen Seite eine junge Frau. Der Mann war wohl schon an die neunzig, hatte eine Glatze und viele Falten, doch in seinen braunen Augen lag immer noch eine teuflische Schläue. Er trug eine schlichte Kleidung, schwarzes Hemd und schwarze Hose. Es war Lord Elesna, der sich mit einer unerwartet fließenden Bewegung von seinem Thron erhob und respektvoll den Kopf neigte.
„Königin Arteila! Wie lange haben wir sie schon erwartet! Eine Wahre Freude, dass ihr es endlich zu uns geschafft habt!“ begrüßte er sie in einem Ton, der nicht wirklich zu der Wärme passte, die normalerweise in solchen Wörtern lagen. Die beiden anderen hatten sich auch leicht verbeugt und richteten sich nun wieder auf. Der Junge hatte ein edles Gewand aus weißer Seide an, was im guten Kontrast zu seinen Schwarzen Stand, während die Frau ein ebenfalls weißes Kleid trug, welches mit Indigo durch wirkt war. Sie hatten lange, blonde Haare und hellblaue Augen.
„Ich danke euch für die Gastfreundschaft, würde jetzt aber mich gerne umziehen. Wenn ihr mir meine Zimmer zeigen könntet?“ antwortete Arteila ebenso unfreundlich und in Elesnas Augen blitzte es gefährlich und er atmete bedrohlich ein, antwortete dann jedoch plötzlich in einem Freundlichen Ton:
„Aber sicher. Mein Sohn, Arond, wird euch zu eurem Zimmer führen.“ Der Junge der neben ihm stand nickte und bot der Königin seinen Arm an und während sie aus dem Saal gingen wandte sich Elesna an den Lordprotektor.
„Und ihnen, Lordprotektor Aranicon, wird meine Tochter Irina das Quartier zeigen.“
„Ich Danke ihnen, Lord Elesna. Aber ich muss zuerst noch mit dem Hauptmann der Königlichen Garde sprechen.“
„Ah, natürlich. Meine Tochter wird ihnen bei der Organisation behilflich sein.“
„Habt Dank.“ bedankte Aranicon sich förmlich und die Frau ging an ihm vorbei und er folgte ihr nach draußen, wo der Hofplatz vor Menschen überrannt war.
„Das geht so nicht!“ meinte Irina und zeigte auf die Wagen und Pferde. „Die müssen alle raus.“
„Warten sie einen Moment.“ bat Aranicon, um ihm nächsten Moment nach Mistion zu brüllen. Dieser löste sich aus dem Gewimmel heraus und stolperte die Treppe hoch, bis er ein paar Stufen vor ihm haltmachte und salutierte.
„Was ist?“Aranicon machte eine große Handbewegung und meinte:
„Die müssen weg.“
„Wie weg?“ wunderte sich Mistion und legte die Stirn in Falten.
„Lady Elesna hat gesagt, das sie wegmüssen, also sorge dafür das sie verschwinden.“
„Hauptmann, ihr könnt sie vor dem Schloss abstellen, neben der Straße. Hier braucht ihr euch keine Sorgen machen, unsere Wachen werden auch dort Patrouillieren. Aber die können nicht im Hof stehen bleiben, dann kommt man hier ja gar nicht mehr durch.“ erklärte Irina mit sanfter Stimme und Mistion nickte.
„Und sorgt dafür, dass die Garde irgendwo da draußen ihr Lager aufschlägt mit dem ganzen restlichen Tross...Lady Elesna, wie viele Zimmer habt ihr?“
„Neben eurem und das der Königin? Vier.“
„Mistion, ihr sorgt dafür das die Richtig verteilt werden, schickt die Dienstmädchen zu der Königin und erstattet mir in einer halben Stunde Bericht.“ befahl Aranicon.
„Verstanden.“ murmelte Mistion und trotte deutlich unmotivierter in die Menge zurück.
„Das wäre doch alles gewesen, Lady Elesna?“ fragte er und sie nickte. „Hervorragend, dann könnt ihr mir ja mein Zimmer zeigen!“
Zuletzt geändert von Georgios am 1. September 2014 00:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 31. August 2014 23:59

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Aron feiert Feste


Nie war eine Duschen erfrischender gewesen, nie war es schöner gewesen sich umzuziehen. Eine halbe Stunde nachdem Irina ihm sein Zimmer gezeigt und ihm das Dienstpersonal zugewiesen hatte, fühlte er sich wie neugeboren und hatte auch wieder eine gute Laune. Sein Zimmer war zwar nicht so groß, aber dafür mit allem ausgestattet was man sich nur wünschen konnte: Ein Fenster, von dem man aus die nahen Hügel sehen konnte und die dahinter liegende Steppe, ein weiches, verdammt gemütliches Doppelbett, Stühle, Tische, Wandvorhänge, Gemälde...einfach alles. Es lag im dritten Stock und die Treppen waren das einzige, was ihm nicht ganz behagte. Doch mit dieser Entbehrung konnte er doch noch gut leben. Zufrieden betrachtete er sich noch ein letztes Mal im Spiegel und rückte eine Falte seiner Galauniform zurecht. Wie bei der Königlichen Garde üblich besaß sie einen sanft blauen Ton und war ingesamt schlicht gehalten. Aranicon hatte darauf verzichtet seine Orden zu befestigen – es wäre nur der des Lordprotektors gewesen und das wirkte immer ein wenig...leer. Ohne jegliche Orden wirkte er dafür wenigstens bescheiden. Es klopfte an der Tür und fröhlich winkte er mit der Hand.
„Herein!“ Die Klinke wurde heruntergedrückt und ein Page Lord Elesnas stand in der Tür und nachdem er sich respektvoll verbeugt hatte berichtete er:
„Seine Lordschaft lässt in wenigen Minuten den Ball eröffnen und bittet um ihre Anwesenheit.“
Aranicon nickte, schnallte sich noch seinen Schwertgürtel um und ging dann zu dem Pagen, der neben der Tür nun stand.
„Ich nehme an die Treppe an runter?“ fragte Aranicon ihn und der Page nickte:
„Ich werde sie Begleitung, Mylord.“ Dann ging er los und der Lordprotektor folgte ihm durch das Treppenhaus und einigen Gängen, bis sie schließlich vor einem großen Ballsaal standen. Große Kronleuchter hingen an der Decke und beleuchteten den gesamten Saal, ein Orchester hatte sich in der hinteren Ecke verschanzt und abseits von der Tanzfläche war eine große Tafel aufgestellt worden. An den Wänden hingen Banner und Wimpel von allen Möglichen Flaggen, während der Boden aus Marmor bestand, der so geputzt war, das sich die Decke ihn ihm spiegelte. Er wedelte einmal mit der Hand und der Page verschwand im Hintergrund, er musste hier nur noch warten bis ihre Majestät sich hierher bequemt hatte. Dann den Eröffnungstanz, wobei dieser zum Glück kurz war, aber danach durfte gegessen und getrunken werden, soviel wie er wollte. Und dann war es irgendwann in der Nacht zu Ende. Lord Elesna hatte bestimmt keine besonderen Sperenzien geplant, das würde dem Alten Griesgramm doch gar nicht einfallen. Der hatte noch nie gewusst wie man lebte und heute wusste er ganz bestimmt nicht wie man Feste für die Jugend feierte. Jemand tippte ihm auf die Schulter und er stieß sich von der Säule ab, an der er eben noch gelehnt hatte.
„Hm?“ fragte er Mistion, der hinter ihm stand. Auch er trug eine Galauniform, die gleiche die Aranicon auch hatte, doch er füllte sie ein wenig besser auf...war jedoch kleiner. Mistion zeigte nur mit einem Daumen nach hinten auf die Treppe, wo sich gerade der Schatten der Königin an der Wand abzeichnete, danach ging er weiter. Aranicon verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und wurde ein wenig steifer, je näher die Königin kam. Sie trug ein hell weißes Kleid der neueren Machart ohne allzu viel schweren Stoffballast, der frühe noch vorhanden war. Eine Rote Rose steckte in ihrem schwarzen Haaren, die zu einer Knotenähnlicher Frisur aufgetürmt worden waren. Im Gegensatz vor einer Stunde sah sie deutlich besser aus, ihre Haut hatte einen weicheren Ton, wirkte nicht mehr...so leicht verwahrlost, sie hatte nirgends Dreck und vor allem sah sie unglücklich aus. Er wusste das er nicht das Gefühl der Schadenfreude verspüren sollte, wenn sie traurig oder unglücklich war, doch konnte er es sich nicht verkneifen. Ihr war es immer vollkommen egal wie er sich fühlte oder verspottete ihn dazu auch noch und dann war man doch auch glücklich wenn sie mal etwas traurig war. Sie kam bei ihm an und er bot ihr mit einer leichten Verbeugung seinen Arm an.
„Ich will nicht.“ flüsterte sie und er hob interessiert die Augenbraue.
„Das hättest du dir vielleicht vorher überlegen sollen.“
Sie gingen die erste Schritte auf die Tür zu und er spürte wie sie leicht zitterte. Beruhigend tätschelte er mit er mit seiner Hand ihren Unterarm.
„Was ist denn?“ erkundigte er sich. War da vielleicht mehr als er ahnte?
„Ich fühle mich hier nicht wohl...diese ganzen Leute. Ich mag sie nicht.“
„Du kanntest Lord Elesna schon vorher. Und mit Aenisin schienst du dich gut verstanden zu haben.“Sie lachte gequält und ihm schauderte es.
„Er führt was im Schilde. Und am schlimmsten ist dieser Schleimbeutel von Arond...“ Tatsächlich? Welch Überraschung, dass der gut rumgeschleimt hatte. Dieser Besuch, die Einladung hatte doch nur diesen einen Grund gehabt: Arteila war Königin – und unverheiratet. Was lag es also näher als sie so zusagen zu angeln...und damit den großen Preis zu ziehen. Lord Elesna war der erste, der sich geschickt dahin gebracht hatte, dass sie ihn als ersten besuchte. Danach würde Lord Arton an die Reihe kommen, nach ihm Lord Deadlos, danach Lord Dercon und zuletzt Lord Vanarion. Und das waren nur die Herzöge, dann würden noch die ganzen Grafen und so weiter und so fort kommen.
„Das war doch voraus zu sehen.“ meinte er schließlich nur lapidar und sie warf ihm einen bösen Blick zu.
„Von dort wirkte es viel...harmloser.“ wisperte sie und er bekam doch Mitleid mit ihr. Aber was sollte er schon tun? Er konnte nichts tun. Langsam gingen sie weiter auf die Tür zu.
„Keine Sorge. Falls etwas passiert, ich bin für dich da. Bleib einfach den ganzen Abend höflich und unverbindlich, dann wird alles gut werden.“
„Das will ich hoffen.“ Sie schritten durch die Tür und durch die Reihen der Gäste, die an beiden Seiten Spalier standen und sich mehr oder weniger verbeugt hatten. Die Musiker spielten die Fanfaren und am Ende der Reihe erwartete sie Lord Elesna nebst Verwandtschaft, die neben ihm stand. Sie gingen bis zum Ende durch, wo er dann die Arme ausbreitete und die vier Worte sagte:
„Möge das Fest beginnen!“ Die Fanfaren verstummten und die Musiker setzten langsam ein. Arteila löste sich aus seinem Arm und er nahm ihre Hand in die seine, seinen anderen Arm legte er auf ihre Schulterblätter. Der Takt begann zu spielen und langsam taten die Füße die Schritte, die ihnen in langen Stunden eingeprägt worden waren. Die Umwelt verschwamm und verschwand und er fixierte sich auf Arteila, die ebenso ihn mit eisernem Blick ansah. Sie drehten sich leicht in der Menge, wo auch die anderen begonnen hatten zu tanzen, und jeder wich ihnen aus. Die Zeit verging langsam und doch war das Ende so plötzlich und die Erinnerung so kurz. Kaum war der letzte Paukenschlag gesetzt stürzte sich der Rest der Welt wieder auf Aranicon und er hörte die Menschen klatschen, bevor sie von den Einweisern auf ihre Plätze gesetzt wurden. Die Kapelle spielte nun leise Hintergrundmusik und das Essen wurde aufgetragen. Sie saßen an der Spitze der Tafel, Arteila zur Rechten von Lord Elesna, er zur linken. Neben ihm saß Irina, neben ihr Arlond, Aenisin war gar nicht anwesend, sondern besprach mit dem Zeremonienmeister etwas in der Ecke des Saales. An die Hundert Menschen hatten sie eingefunden und füllten den Saal mit ihrem Gerede, bis Lord Elesna aufstand und die Hand um Ruhe bittend hob.
„Werte Gäste, heute begrüßen wir Königin Arteila Francesca Aleyandra Morvasta von Aron auf Aram. Sie ist zu uns gekommen, damit wir ihre Krönung vor vier Wochen feiern und ihr unsere unendliche Treue versichern können und jeder von uns wird für sie so einstehen wie wir für ihren Vater einstanden und wir ihre Kinder einstehen werden: Mit dem Wert unseres Lebens! Mögen eure Jahre der Herrschaft Glückselig und Ruhmreich sein, doch komme was mag, Aram wird immer hinter euch stehen und euch bis zu unserem letzten Atemzug verteidigen. Möge sie lang leben, mit diesem Spruch heben wir unser Glas auf das Wohl unserer großen Königin!“ Alle Anwesenden hoben das Glas, außer diejenigen, die zu der Königlichen Garde gehörten.

„Auf Königin Arteila!“ erklang es vielstimmig und zahllose Gläser wurden geleert, bevor Lord Elesna das Wort an Arteila weiter reichte, die ein wenig unsicher aufstand.
„Danke Lord Elesna, Treue mit Liebe, Verrat mit Strafe. Ich will hier nicht viel sagen, außer dass mich dieser Empfang äußerst freut. Möge das Bankett ebenso köstlich sein wie das Schloss schön.“ Danach setzte sie sich wieder und der kleine Moment der peinlichen Stille verging schnell als Lord Elesna geistesgegenwärtig den Musikern zu winkte und diese eine kleine Melodie spielten, während endlose Kolonnen von Essen und Getränken von den Dienern aufgetragen wurden. Schon bald war jeder mit irgendwas beschäftigt, aber ganz sicher nicht mit der Königin. Außer Arond, der die immer schlechter gelaunte Arteila immer wieder von der Seite ansprach und kurze Gespräche anfing. Aranicon pickte lustlos im Essen auf seinem Teller herum, bis er Lord Elesna interessierten Blick auf ihm bemerkte.
„Ist etwas eure Lordschaft?“ erkundigte er sich höflich und Elesna schüttelte den Kopf.
„Ihr erinnert mich an euren Vater.“
„Im Guten?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ihr habt die gleiche...Sorglosigkeit wie er. Passt auf, das hat schon ihn in sein Grab getrieben. Das und seine Überheblich..“
„Was sagt ihr da?“ mischte sich Arteila plötzlich ein und ihre Stimme hatte eine gefährliche Kälte und ihre Gesichtszüge waren angespannt. Lord Elesna räusperte sich verlegen und sie verstärkte ihren zornigen Blick. „Was habt ihr da eben gesagt?“
„Ähm, nichts. Entschuldigen sie Majestät, es war unüberlegt.“ Er senkte seinen Kopf und sie strafte ihn noch mit einem kurzen bösen Blick, bevor sie sich wieder Arlond zuwenden musste. Als Lord Elesna den Blick wieder hob konnte Aranicon etwas in seinen Augen flackern sehen, was ihm ganz und gar nicht gefiel.
„Sagt wie ist das Leben als Lordprotektor so?“ fragte ihn Irina von der Seite und er wandte sich von ihrem Vater ab.
„Hm...anstrengend.“
„Anstrengend?“ wunderte sie sich und er setzte das Weinglas ab.
„Ihre Majestät kann sehr launisch sein. Und man ist immer auf ihren Wunsch angewiesen.“
„Und ist es gefährlich?“
„Bislang noch nicht. Das gefährlichste was ich bekämpfen musste waren einmal Wespen.“
„Wespen?“ wunderte sie sich und er lächelte.
„Ja, da war gleich nebenan ein Nest...aber uns hat noch nie jemand angegriffen falls ihr das meintet.“
„Man würde meinen, dass die mächtigste Frau der Welt ein beliebtes Ziel wäre.“
„Wenn man etwas ändern wollte, dann würde man den Statthalter ermorden – er regiert im Moment.Und es gäbe noch ein Dutzend andere Personen, die im Grunde wichtiger sind als die Königin.“
„Sie hält nicht viel von Regierungsgeschäften?“
„Kann man so sagen.“ Er winkte einem der Diener zu, dass dieser sein Glas nachfüllen sollte. Arteila hatte sich noch nie mit Regieren beschäftigt. „Ihre Majestät legt es lieber in die Hände anderer Leute.“
„Das kann man wohl machen, wenn man so mächtig ist.“ seufzte Irina. „Ich hätte auch gerne jemanden, der für mich alles machen würde.“
„Was würden sie dann machen?“
„Jagen. Ich liebe es zu jagen.“ antwortete sie und Aranicon staunte nicht schlecht. Es gab wenige Menschen, die heute noch so einer Vorliebe frönten. Es gab zwar noch zahlreiche Königliche Forste, doch Arteila war noch nie jagen gegangen, er bezweifelte das sie schon überhaupt irgendetwas getötet hatte. Aber bei den anderen Fürsten war es auch nicht besser, der Wald war unzivilisiert und der Mann von Heute war ein Gentleman mit Kultur, der nicht durch die Wildnis turnte.

„Lordprotektor?“ fragte ihn plötzlich unerwartete Mistion, der hinter ihm stand. Araniocn drehte sich um und hob fragend die Augenbrauen.
„Was gibt es?“
„Ein Bote ist eingetroffen und wünscht sie zu sprechen.“ Ein Bote? Jetzt? Und wo war Mistion eigentlich die ganze Zeit gewesen?
„Ich komme sofort.“ Er stand auf. „Sagen sie mal Mistion, wo sitzt du eigentlich?“ Als Antwort zeigte Mistions an andere Ende der Tafel, wo die Hauptmänner der Wache und andere unwichtige Gäste saßen. Als Hauptmann der Königlichen Garde war Mistion sonst immer unter den ersten zwanzig gewesen. Aranicon warf noch einen Blick auf Lord Elesna und verstand: Elesna hasste sie Starca, für ihn waren sie nichts weiter als kleine, gierige Aufsteiger und er hatte nie die Scham vergessen, dass seine Söhne unter dem Kommando eines Bürgerlichen gekämpft hatten. Die Starca waren eine der Soldatenfamilien Arons, die nicht zum Adel gehörten, aber Offiziere und Befehlshaber hervorbrachten, die die Ränge der Armee füllten. Besonders hervorgehoben hatten sich dabei die Starca eigentlich nur durch General Tion Starca, der im Grunde genommen alleine den Koalitionskrieg fünf Jahre ausgefochten hatte. Er war nun im Ruhestand, doch sein Ruf und der Ruhm seiner Familie lebte weiter, sodass man nun überall seine Verwandten antraf. Er hatte eine sehr große Familie.
„Er wartet auf dem Schlosshof auf dich.“ Ergänzte Mistion seine Botschaft und Aranicon stand auf, worauf Irina ihn fragte:
„Wohin geht ihr?“
„Ich bin gleich wieder da, nur eine kleine Aufgabe für die Königin.“ erklärte er und Mistion verbeugte sich leicht:
„Lady Elesna.“ Dann ging er wieder zurück zu seinem Platz und der Lordprotektor aus dem Saal hinaus. Es war erstaunlich wie viel angenehmer die Luft schon allein dadurch wurde, dass man durch die Tür ging.Außerhalb des Saales war fast keine Menschenseele zu sehen außer vier Wachen die vor der Tür standen. Draußen war es kalt und es fröstelte ihm, als er zu dem Boten ging, der mitten auf dem Hof neben seinem Pferd stand.
„Ich hoffe es ist etwas wichtiges.“ sagte er zu dem Boten, der zuerst erschrocken zusammen fuhr und sich hektisch umdrehte.
„Huch, haben sie mich erschreckt. Aber um ihre Frage zu beantworten...ich denke schon. Lord Arton schickt mich.“
„Der Statthalter?“
„Eben jener.“ antwortete der Bote mit einem feinem Lächeln. „Ich sehe es scheint sich zu lohnen.“
„Sag jetzt endlich was ist, ansonsten werde ich mir ganz schnell eine Bestrafung einfallen lassen.“ drohte Aranicon ihm. Dieser freche und unhöfliche Bote strapazierte seine Nerven doch sehr.
„Er wünscht, dass ihr so schnell wie Möglich in Agherda erscheint.“
„Wieso?“ wunderte sich der Lordprotektor. Sie waren doch gerade erst von dort aufgebrochen?
„Ich weiß es nicht, er sagte nur, dass es eine Sache von größter Wichtigkeit ist.“ orakelte der Bote herum und schien nun alle Nützlichkeit verloren zu haben.
„Gut, wir werden übermorgen aufbrechen und jetzt verschwinde.“ Der Bote verbeugte sich noch leicht zum Abschied und Aranicon stapfte zurück zum Schloss.

Vor dem Ballsaal wartete zu seiner Überraschung Irina auf ihn.
„Schlechte Nachricht?“ fragte sie ihn. Er ließ den grimmigen Gesichtsausdruck verschwinden und zauberte ein freundliches Lächeln hervor.
„Nein...nein, eigentlich nicht. Wir sollen nur bei dem Statthalter erscheinen.“
„Bei den Göttern...was ist passiert?“ erschrak sich Irina und der Lordprotektor beruhigte sie:
„Nur keine Sorge, es wird schon nichts allzu schlimmes sein. Lord Arton ist, bei all seinen Qualitäten und Vorzügen doch eher ein eher...übergründlicher Mensch. Wir haben wahrscheinlich nur irgendetwas vergessen oder er will uns noch was für die Reise mitteilen, was er in seiner Paranoia nicht einem Boten sagen will.“ Er machte eine Pause. „Wobei ich es bei diesem Boten verstehe.“
„Das beruhigt mich...aber das bedeutet, dass ihr doch bald wieder von hier geht, nicht wahr?“
„Wir werden wohl Übermorgen wieder abreisen...falls nichts dagegen spricht.“
„Wer bin ich, dass ich euch aufhalten könnte?“ fragte sie ihn und setzte weiter fort: „Aber dann sollten wir die Feier doch noch genießen, wenn uns die Zeit so zerrinnt.“ Sie sah ihn auf eine niedliche Art und Weise an, schlug ihre Augen nieder. „Wollt ihr tanzen?“
„Ja.“ Er konnte sich keine andere Antwort in so einer Gelegenheit vorstellen. Er nahm ihren Arm, berührte ihre weiche und sanfte Hand und ging mit ihr in den Saal, wo die Musiker begonnen hatten wieder Tänze zu spielen und tatsächlich auch manche dabei waren. Unter ihnen war auch zu Aranicon Erstaunen Arteila, die neben Arond stand und förmlich von einer Aura schlechter Laune umgeben war.
„Amüsierst du dich schön?“ raunte er ihr beim Vorüber gehen zu und sie strafte ihn mit einem noch düsteren Blick, sodass er, wenn Blicke töten könnten, sofort umgekippt wäre. Aber so freute er sich einfach und fing neben ihr an mit Irina zu tanzen. Zu seiner Überraschung konnte sie nicht so gut tanzen wie er und er mochte es im generellen nicht sonderlich und beließ es normalerweise bei dem Tänzchen mit Arteila zum Anfang.
„Oh, Entschuldigt.“ sagte Irina beschämt lächelnd, als sie ihm wieder einmal leicht aus dem Takt gekommen war. Er schüttelte den Kopf:
„Nicht zu entschuldigen.“ Dann drehten sie sich weiter und die Musik spielte, spielte und spielte, bis sie irgendwann erschöpft um eine Pause bat und sie gemeinsam zum Bankett gingen. Während sie gemeinsam Arm in Arm ein wenig Wein tranken, kam Aenisin an ihnen vorbei.
„Oh, amüsiert ihr euch schön?“ fragte er freundlich
„Wo wart ihr eigentlich die ganze Zeit?“ erkundigte sich Aranicon und Aenisin hob die Hände.
„Arbeit, sie ruht nie. Ein paar Dinge mussten noch organisiert werden und so fort. Die Schauspieler brauchten dies und jenes...nutzloses Pack. Aber nun ist alles an Ort und Stelle.“
„Wann beginnt denn die Vorstellung?“ fragte Irina interessiert und Aenisin zuckte mit den Schultern.
„Frag die Königin, auf ihren Befehl hin wird es beginnen, nicht vorher und nicht danach.“
„Willst du es gerne sehen?“ erkundigte sich Aranicon und sie nickte, wonach er zu Arteila ging und ihr nach einer Drehung auf die Schulter klopfte.
„Was?“ fauchte sie und ließ Arlond los, der danach wie ein Fisch auf dem Trockenem in der Menge stand.
„Das Theater beginnt gleich.“
„Oh...wann?“ fragte sie interessiert und Ihre Schlechte Laune war wie weggeblasen.
„Sobald du es befiehlst.“ Ihre Augen fingen an zu leuchten und mit einer großen Geste meinte sei:
„Dann befehle ich es jetzt!“
Aranicon winkte Aenisin zu,der daraufhin heran kam und er wiederholte den Befehl der Königin, sodass sich Aenisin verbeugte und bekannt gab:
„So dann folgt mir bitte. Ich werde euch dorthin führen.“ Er hob die Hand und das Orchester verstummte.
„Meine Lords und Ladys, meine Damen und Herren, gleich beginnt nun die Aufführung des Stückes Das Herz der Neuen Welt, falls sie es sehen wollen, so bitte ich sie mir zu folgen.“ rief er, dann zeigte er mit der Tür und bat wieder auf normaler Lautstärke: „Wenn sie mir bitte folgen würde.“ Der Theatersaal war nicht sehr weit entfernt, er lag im Grunde nur ein Stockwerk über dem Ballsaal und war auch deutlich kleiner als dieser: Wohl an die Fünfzig Leute würden hier rein passen. Das Stück war Aranicon wohl bekannt, es war sozusagen einer der Klassiker schlechthin. Der große Dichter Ithildar hatte es vor einhundert Jahren geschrieben und es erzählte die Eroberung der Neuen Welt nach und das mit großen Symbolen. Im Gegensatz zu den großen Theatern und Opern der Städte gab es hier keine Loge, sodass sie einfach nur in die erste Reihe gesetzt wurden und diese vollständig mit ihnen und der Familie der Elesna asugefüllt wurde.Schon innerhalb weniger Minuten war kein Platz mehr vorhanden, die Beleuchtung wurde gedimmt und das Stück begann wie üblich mit einer Einlage des kleinen Orchesters, welches sich auch nach oben begeben hatte. Danach kam der Auftritt des Erzählers, der kurz in die Gegebenheit ein wies:

„Man schrieb das Jahr 652 als die Schiffe seiner Majestät die Strände einer fernen Welt entdeckten und es dauerte nicht lange, bis man zehn Jahre später eine 2000 Mann Starke Streitmacht unter dem Kommando von Viscon entsandte, um die Länder im Namen der Krone zu erobern. Dies ist ihre Geschichte und ihre Abenteuer!“ Danach begann das Stück und die Abfolge der Szenen kannte er nur zu gut, Darstellung der beiden großen Seiten der neuen Welt. Auf der einen Seite war das Böse in Form von Verkommenheit, Korruption und Schatten präsentiert durch Theron, Alexander und Puntas, auf der anderen Seite die der Ehrlichkeit und des Lichtes, Alexandra und König Mimir. Und natürlich Vision. Vision der Verräterische Hund, der im Gesamten Stück immer mächtiger wurde, bis er kurz vor Ende Viscon seinen Verrat aufzeigte und von diesem in einer knappen Schlacht gerichtet werden konntet. Doch hatte die Korruption, die allgegenwärtige Verrottung auch Viscons Dunkle Seite zum Vorscheinen gebracht, sodass er den Wahnsinnigen Plan schaffte den König zu verraten und ein eigenes Reich aufzubauen – etwas, was in letzter Minute von Naleia, seiner Adjudantin und perfekten Scharfschützin, verhindert wurde. Sie erschoss ihn wie es für sie gehörte. Dann, als letzte Szene, wird sie zu der Vizekönigin von den Kolonien ernannt. Das war die kurze Zusammenfassung des Stückes, welches je nach Fassung bis zu drei Stunden andauern konnte – hier war es eine etwas kürzere und schon nach Einer und einer Halben Stunde fiel der Vorhang und das Publikum begann höflich zu klatschen. Auch Arteila klatsche erstaunlicherweise, es schien ihr gefallen zu haben.
„Und wie gefiel es ihnen, Lordprotektor?“ fragte ihn Irina und er überlegte kurz.
„Eine Beeindruckende Vorstellung für die Räumlichkeiten.“ meinte er schließlich verschlüsselt und sie schmunzelte.
„Da ich wohl richtig annehme das die eine schöne Räumlichkeit ist...“ Er nickte bestätigend mit einem angedeuteten Lächeln. „Nehme ich das als großzügiges Lob.“
„Habt ihr hier öfters solche Vorstellungen?“
„Mein Bruder...Arlond sieht sie sich gerne an, auch wenn es oft andere Stücke sind als das, welches wir eben hatten. Er bevorzugt die Erzählungen der Menschen des Westens. Behaltet es aber bitte für euch.“ Oh, die hatten Kultur? Das war ja mal was neues was da Aranicon zu hören bekam...kein Wunder warum sie ihn bat das nicht weiterzusagen. Die Menschen des Westens waren Primitiv und keine Kulturschöpfer, selbst die Südländer waren besser dran. Und das war schon Gesindel unterster Stufe.
„Meine Lippen sind versiegelt.“ versprach er und legte einen Finger auf seinen Mund.
„Aranicon!“ rief plötzlich die Königin und riss ihn aus seinem Gespräch. Sie stand neben ihm und starrte feindselig auf ihn herab. Diesen Abend übertrieb sie es ein wenig mit ihrer Feindseligkeit.
„Ja, eure Majestät?“ erkundigte er sich und verzichtete darauf aufzustehen. Sollte sie doch stehen wenn sie es unbedingt wollte, er musste es nicht.
„Komm mit.“ forderte sie ihn und er verschränkte demonstrativ die Arme.
„Wohin?“
„Komm mit.“ forderte sie ihn noch einmal auf, dieses Mal mit einer tausendfach eindringlicheren Stimme.
„Nein.“ weigerte er sich und wilder Zorn flackerte in ihren Augen auf, bevor sie noch einmal laut einatmete und sich wütend umdrehte. Arlond, der hinter ihr stand sagte irgendetwas zu ihr, nahm zwei Weingläser von dem Tablett eines Dieners und bot ihr eines an, doch sie schlug ihm das Glas einfach aus der Hand und stürmte aus dem Raum. Das Weinglas ergoss sich über Arlonds Kleidung, sodass er sofort anfing zu fluchen, jedoch schnell innehielt und einfach nur verärgert die Hände schüttelte. Aranicon musste über die ganze Szenerie kichern und nahm sich auch noch ein Glas von demselben Diener. Er stürzte es innerhalb eines Zuges herunter, bevor er wieder Irina am Arm nahm und langsam in den Ballsaal hinunter hing. Dort hatte sich das Orchester wieder eingefunden und spielte neue Stücke, Stücke die Tänze erforderten die Aranicon nicht konnte wenn er nicht nüchtern war und jetzt nicht einmal versuchen würde. Stattdessen setzten sie sich auf ihre Plätze wieder und er holte ihnen eine Karaffe des vorzüglichen Weines. Großzügig goss er ihnen beiden ein.
„Euer Vater hat einen...wahrhaft exellenten Wein, wisst ihr das?“
„Ja...es ist ein Roter von unsren eigenen Weinbergen hier auf Aram. Ich kann sie euch Morgen gerne zeigen. Er wird nur unseren besten Gästen serviert.“
„Ein Vorteil Protektor zu sein. Man bekommt immer das Beste. Und lernt die Besten kennen.“
„Prost.“ Irina hob ihr Glas und er hob seines ebenfalls, gemeinsam tranken sie sie leer. Danach griff er zu der Karaffe und schenkte erneut nach.
„Wisst ihr was, Irina?“ murmelte er und sie schrecke ein wenig hoch.
„Was?“
Aranicon blickte in das Weinglas und schwenkte es ein wenig hin und her. Zu sehr hin und her, denn ein wenig schwappte hinaus.
„Ups...“ Irina kicherte und Aranicon überlegte ob er sich was neues einschenken sollte oder doch lieber einfach ein neues Glas nehmen sollte. Liefen ja genügend Diener herum. Außerdem war die Karaffe fast leer.
„Wolltet ihr nicht noch was sagen?“ fragten ihn Irina und er musste überlegen. Irgendwas hatte er doch sagen wollen...
„Irgendwas...noch ein Glas?“ bot er ihr schließlich verlegen an und nachdem sie nach kurzem Überlegen genickt hatte winkte er einem Diener zu, der zwei Gläser aufstellte. Beide nahmen sie die Gläser, stießen erneut an und tranken.
„Wieso habt ihr eigentlich Blonde Haare?“ fragte er nach einer längeren Pause schließlich lallend sie und sie sah in auf eine komische Art an.
„Was ist das für eine Frage?“
„Naja...euer Vater hatte Schwarze, eure Brüder haben Schwarze und eure Mutter...was für Haare hatte sie eigentlich?“ wunderte sich Aranicon und sie legte die Stirn in Falten.
„Hmm...das müsst ihr jemanden anderen Fragen. Ich weiß es nicht...könnte Braun gewesen sein.“
Er trank noch einen Schluck und setzt fort.
„So oder so, sie passen nicht in eure Familie...“
„Hm...ja. Wo ihr es sagt...es passt eher zu den Barbaren im Westen, nicht.“
„Ja...dort soll es viele Blonde Menschen geben.“ murmelte Aranicon und rief seine Erinnerung über die Menschen Armen'nurs ab.
„Mein Großvater...oder Großmutter...war eine Barbarische.“
„Ergibt Sinn.“ schloss er befriedigt das Thema und leerte das Glas. Welcher Idiot hatte eigentlich so kleine Gläser erfunden? Wenn es nach ihm ginge würde er nur noch Karaffen reichen lassen.
„Lest ihr eigentlich?“ fragte ihn plötzlich Irina aus dem Blauen Himmel heraus.
„Manchmal...“ antwortete er nach einer Minute Bedenkzeit. „Wieso?“
„Ich lese gerne...vielleicht habt ihr von dem neusten Werke...“ Sie verengte ihre Augen und schien scharf nachzudenken. „Von...hm...von ahhhh....Tojona.“
„Tojona?“ hackte Aranicon nach und sie nickte. Während er das Weinglas ansetzte dachte er nach...und stellte enttäuscht das Leere Glas wieder ab. „Tojona...irgendwo klingelt es...“
„Sein neuestes Buch. Sora.“ half sie ihm weiter und er hatte endlich ein Stichwort.
„Habe ich von gehört...Arteila hat mich gezwungen es zu lesen.“
„Arteila?“
„Die Königin.“
„Ah...und wieso?“
„Fragt sie.“ erwiderte er und sie zuckte mit den Schultern.
„Ist ja auch egal. Wie fandet ihr es?“ lenkte sie das Gespräch wieder auf den wichtigen Ausgang zurück.
„Langweilig. Voller Unsinn. Das einzig schöne war die Hauptfigur.“ gab er schnell sein knappes Fazit ab.
„Voller Unsinn?“ wunderte sie sich und er setzte erneut das Glas an. Es war immer noch leer. Wütend fluchte er und winkte einen der unfähigen Diener herbei.
„Ja, klar. Inzest, dann dieser Krankheitsunsinn...schlimmer ging nicht. Reiner Mädchenunsinn. Ich habe gehört es würde sich gut in den großen Städten verkaufen...dummes Volk.“
„Ich habe es gemocht.“ meinte Irina beleidigt und er hielt ihr als Entschuldigung ein Glas Wein hin. Sie nahm es Dankend an und sinniert sofort über das nächste Thema.
„Kennt ihr Ashoka?“
„Was soll das wieder sein? Eine Kartische Hure?“ wunderte er sich und verschüttete aus Versehen ein wenig Wein auf den Boden.
„Das ist Tojonas Vorgängererfolg!“
„Ah...das gleiche wie bei Sora. Hauptfigur sieht toll aus...das erinnert mich, ich habe mal ein Stück gesehen. Die sah gut aus...“
„Darauf achtet ihr also? So so...“ schalt sie ihn und er lehnte sich zurück als Entschuldigung.
„Ihr hättet sie sehen müssen, dann würdet ihr mich verstehen!“ bat er sie, aber Irina sah ihn nur beleidigt an. Aranicon überlegte hektisch was er machen würde, bevor sie anfing zu kichern und schließlich lachte. Das verwirrte ihn völlig.
„Hä?“ machte er.
„Ihr hättet euch sehen sollen...“ brachte sie prustend hervor. „Ein Fisch ist nichts dagegen...“
Er rümpfte beleidigt die Nase, konnte dies jedoch nicht lange aufrechterhalten und fing schließlich an zu kichern. Nachdem sie eine Zeit lang sich gegenseitig angelacht hatten, wurde es plötzlich wieder still. Aranicon sah sich um und bemerkte, das sich der Saal deutlich geleert hatte: Nur noch einige wenige Männer der Wache waren anwesend und saßen am anderen Ende der Tafel, die Elesnas waren sämtlich gegangen und Königin Arteila hatte sich ja schon länger nicht mehr blicken lassen. Und die Diener mit ihren Weintabletts waren verschwunden.
„Es ist ziemlich leer geworden.“ murmelte er und sie sah sich ebenfalls um und schien zum gleichen Urteil zu kommen.
„Mir schwankt es ein wenig.“ stellte sie fest, wollte aufstehen und fiel einfach nach vorne auf ihn rauf. Sie konnte sich noch im letzten Moment auf seinen Knien abstützte und sah ihn dann mit großen Augen an. Er starrte zurück. Sie richtete sich ein wenig auf und kam seinem Blick immer näher, bis sie direkt vor seinem Gesicht hing. Sie blinzelte ein, zweimal dann beugte er sich vor und küsste sie. Ihre Lippen waren so weich wie ihre Hände und es schien eine Ewigkeit zu dauern, endete aber plötzlich abrupt, als sie mit ihren Händen von seinen Knien abrutschte und plötzlich nach unten abrutschte. Sie schlug leicht auf den Knien auf und rollte dann herunter, Aranicon sprang sofort auf, rang um Gleichgewicht und halt ihr schließlich eine Hand hin. Die nahm sie Dankbar an und er zog sie langsam wieder hoch, wo sie leicht schwankend stehen blieb.
„Ich sollte mich glaube lieber hinlegen.“ stellte sie fest und er musste ihr zustimmen. Etwas in ihm sagte auch ihm, dass ein Bett oder ein Sessel doch sehr bequem wäre.
„Ich bringe sie hoch.“ bot er ihr an und sie hackte sich bei ihm ein. Gemeinsam schwankten sie aus dem Saal heraus, rempelten dabei eine Wache an, die klirrend zu Boden ging. Die Treppe war ein erstaunlich hartes Hindernis, doch am Ende standen sie oben im zweiten Stockwerk und sahen stolz auf ihr erreichtes herunter.
„Welches Zimmer?“ erkundigte er sich und sie zeigte auf eine Tür, überlegte es sich in der nächsten Sekunde besser und deutete auf eine vollkommen andere.
„Da. Bei die Dritte.“ meinte sie schließlich und gemeinsam torkelten sie zu der Tür an der sie sich abstützen. Irina drückte die Klinke herunter und zusammen fielen sie fast in die Zimmer hinein. Aranicon konnte sie noch beide abfangen und sah sich kurz um. Es sah aus wie sein Zimmer...es war sein Zimmer!
„Das ist mein Zimmer!“ protestierte er und sie sah ihn überlegend an.
„Ah...stimmt ja.“ murmelte sie und setzte sich auf die Bettkante. ER überlegte einen Moment, schloss die Tür und setzte sich daneben. Eine Weile schwiegen sie sich an, bis sie sich umdrehte und ihn küsste. Sie ließen sich auf das Bett fallen, während er ihren Kuss erwiderte und seine Hände auf ihren Rücken legte. Ohne Hinzusehen knotete er die Schnüre auf, die ihr Kleid zusammenhielten, sodass es ihr praktisch vom Körper fiel, als sie sich wieder aufrichtete. Sie stand auf und zog den Rest des Kleides aus, während Aranicon ihren jugendlichen Körper im weißen Mondlicht betrachtete. Dann war sie wieder bei ihm und knöpfte geschwind die Knöpfe seiner Uniform aus, die er in eine Ecke des Zimmer pfefferte. Gemeinsam rollten sie sich auf das Zentrum des Bettes und sie sah ihn auf ihm liegen an mit einem rätselhaften Glitzern in den Augen.
„Alles in Ordnung?“ vergewisserte er sich, doch sie lächelte nur und meinte:
„Es könnte nicht besser sein.“

Es war späte Nacht, als er sein Pferd zum halten brachte und es an einen Baum band. Vor ihm lag ein großes, schönes und weites Tal in dessen Mitte ein großer See lag, der silbern im Mondlicht glänzte. Die Stadt, die an ihren Ufern weilte, war von Lichtern erleuchtet und die Hohen Türme der Stadtmauer stießen in den Horizont. Er betrachtete die Stadt, wie sie friedlich da lag...und wandte sich dann dem kleinen steinern Schrein zu, der neben ihm stand. Es war nichts großes oder mächtiges, es war einfach nur das Zeichen der Königin der Nacht auf einem Podest. Der Schrein wurde nicht von vielen benutzt und war auch eher in Vergessenheit geraten, sodass er den Moos ein wenig runter kratzen musste, bevor er in einem annehmbaren Zustand war. Dann zündete er die Kerze an, die er mitgenommen hatte, und stellte sie vor den Altar. Dann kniete er sich hin und faltete die Hände.
„Riica, Königin der Nacht, Schwester Corins, des Vaters des Todes, und von Myriam, der Stimme des Untergangs, leite meine Hände und meinen Körper in deiner heiligen Mission. Ich bin deines in deiner Aufgabe, die du deinen Auserwählten stellst und ich bitte dich um deinen Segen, um mich nicht scheitern zu lassen. Ich weihe dir alle, die ich Heute in deine Armee schicken werde, und verlange dafür nichts. Wache über mich und meine Taten und gestatte mir den Wink des Schicksals zur Rechten Zeit.“ Dann stand er wieder auf und ging zu seinem Pferd, wo er seine Ausrüstung aus der Satteltasche holte. Einen Degen, er hatte ihn von seiner Zeit in den Kolonien behalten, zwei Messer aus den Prinzlichen Schmieden in Aratar, seine zwei Pistolen, die er vor langer Zeit an dem großem Tempel Riicas gefunden hatte. Er sah vorsichtshalber noch einmal nach, ob sie noch geladen waren, dann nahm er die Granate aus der Tasche und bereitete sie so vor, dass er nur noch den Stift ziehen musste, anstatt die Lunte anzuzünden. Es hatte ihn zahllose Stunden gekostet die Granaten so zu bauen, das sie seinen Zweck erfüllten – es hatte schon seinen Grund warum fast niemand sie in diesem Zustand benutzte. Das Gewehr ließ er bei seinem Pferd, bei einem Ziel hätte er es sich vielleicht noch überlegt, aber er sollte ein paar mehr töten. Da war das nicht praktikabel. Außerdem fiel man so leicht auf...Agherda hatte eine gute Stadtwache, aber die war im Moment mit dem Häckselmörder beschäftigt...außerdem hatte der Älteste der Silberfalken das Kommando. Er tätschelte ein letztes Mal die Flanken seines Pferdes und musste an seine Kindheit in den Bergen zurückdenken, wo er mit seinen Geschwistern über weite Almen gerannt war, weit entfernt von dem ganzen Chaos was er jetzt erleiden musste. Aber die Königin der Nacht würde ihn leiten, so wie sie es immer getan hatte. Er drehte sich zu der Stadt um. Sie würde ihn auch heute auf seiner Heiligen Mission leiten.

Am nächsten Morgen wachte Aranicon so zufrieden und erholt auf wie selten zuvor. Das Licht schien durch die Fensterfront und erhellte das gesamte Zimmer. Verträumt sah er durch das Fenster auf den Fluss und die Nurische Mark, die dahinter begann und eine Endlose Steppe bildete. Dann drehte er sich um und sah Irina direkt neben ihm liegend schlafen. Nnoch immer so verträumt betrachtete er sie.
„Macht ihr so etwas öfters?“ fragte sie ihn plötzlich und er zuckte zusammen. Hatte sie eben nicht noch geschlafen?
„Was denn?“
„Unschuldige Mädchen beim Schlafen zusehen?“
„Nein...ihr wart ja wach.“ verteidigte er und reckte sich. Sein Kopf fühlte sich so leicht an...Moment, hatte er nicht gestern nicht ordentlich getrunken? Endlich keinen Kater mehr! Er hatte ein neues Stadium seines Lebens erreicht. Irina sah da schon ein wenig mehr mitgenommen aus.
„Finde ich trotzdem keine schöne Angewohnheit.“ murmelte sie und es klopfte an der Tür. Aranicon hüpfte aus dem Bett und sammelte auf dem Weg zur Tür sein Uniformhemd auf, welches er lose angezogen hatte, als er die Tür öffnete.
„Ja?“ erkundigte er sich und sah als erstes Mistion, der ein wenig ratlos da stand. Direkt hinter ihm war die Königin. Mistion trat zur Seite, damit sie volle Angriffsfläche hatte und Aranicon wusste nicht ob er sich zusammenducken sollte oder einfach gelangweilt zurückstarren.
„In einer halben Stunde kommst du mit!“ befahl sie plötzlich wirsch.
„Wohin? Und Wobei?“ wunderte er sich und als die Königin nichts sagte sprang Mistion hilfreich ein.
„Ihre Majestät will einen Ausflug zu dem Nordkap machen und ihr sollt sie dabei begleiten.“
„Nordkap?“ Aranicon hatte noch nie von diesem Ort gehört.
„Der Nördlichste Punkt von Aram.“ halft ihm Mistion weiter aus.
„Und was soll daran so besonders sein?“
„Was wohl? Noch nie was von dem Blick gehört? Von den Ruinen? Von dem Denkmal?“ setzte Arteila ihren Punkt und er zuckte mit den Schultern.
„Nie gehört.“
„Ungebildeter Barbar.“ fauchte sie und drehte sich zum gehen um.
„Wer kommt denn sonst mit?“ hielt er sie auf, doch sie antwortete ohne sich umzudrehen.
„Arlond.“ Aha, Lord Elesna hatte sie wahrscheinlich nur eingeladen. Auf einen ganzen Tag mit dem konnte er getrost verzichten, schnell einen Grund...
„Oh, Majestät.“ Irina kam aus dem Zimmer. Sie hatte sich in der Zwischenzeit angezogen und knickste vor ihr. „Eine Freude euch zu sehen.“ Arteilas Kiefern begannen zu mahlen und Aranicon konnte genau sehen, dass sie kurz davor war eine Beleidigung auszustoßen oder etwas anderes, sehr dummes zu machen.
„Ihre Majestät war gerade dabei mich zu einem Ausflug zum Nordkap einzuladen.“ lenkte er das Gespräch weg von Irina.
„So? Schade das ihr keine Zeit heute habt.“ Irina blinzelte unschuldig.“Sie wollte doch mit mir zu den Steinkreisen.“ Arteilas Augen verengten sich zu schlitzen, sie visierten zuerst Irina an, dann Aranicon und dann wieder Irina. Schließlich drehte sie sich wortlos um und ging mit ihren drei Wachen wieder die Treppe herunter.

Er und Irina sahen ihr hinterher und sagten kein Wort. Schließlich fing sie an zu lächeln und er musste es ebenfalls. Arateila war abgezogen ohne ihm einen langweiligen Nachmittag zu bescheren! Er umarmte Irina und küsste sie.
„Oh, Danke. Du bist meine Rettung.“
„Nichts zu Danken. Glaubst du ich hätte einen einsamen Nachmittag haben wollen? Komm, lass in einer Stunde aufbrechen.“
„Wohin?“
„Wohin?“ echote sie. „Die Steinkreise. Ein wenig Jagen und dann ein schönes Essen bei den Ruinen, ihr werdet es lieben.“
„Hmm....ich werde am Haupttor warten.“ versprach er und sie ging daraufhin zufrieden die Treppe hinunter, Arteila hinterher. Aranicon verschwendete keinen weiteren Gedanken an das Geschehen, während er zurück in sein Zimmer ging und sich die Sachen zum Anziehen zusammen suchte. Eine Uniform...nein, die war unbequem und er würde den ganzen Tag draußen sein. Ein Kleid? Sie musste es vergessen haben. Ein Hemd und eine normale Hose, da würde passen. Dann kämmte er sich noch schnell die Haare und schlenderte nach Unten, wo er den nächstbesten nach der Küche fragte. Dort ließ er sich ein ausgiebiges Frühstück bringen und war mit dem noch gerade Rechtzeitig fertig, um den Ausritt von Arteila und ihren Begleitern zu beobachten. Die Gute schien nicht ihre beste Stimmung zu haben. Er winkte ihr fröhlich hinterher und kaum war sie verschwunden tippte ihm Irina von hinten auf die Schulter. Sie hatte sich komplett umgezogen: Anstelle der Unterwäsche mit einem Kleidstück trug sie nun ein schlichtes Hemd und eine ebenso schlichte Hose, zusätzlich an den Armenlederpolster. Sie hatte eine Jägermütze auf und wirkte insgesamt älter als sie wirklich war.
„Dann können wir ja auch losgehen, nicht wahr?“ Auf diese Frage konnte er natürlich nur eine Antwort geben, alles andere wäre einfach eine Unmöglichkeit gewesen:
„Natürlich.“
„Wir müssen vorher noch bei der Falknerei vorbeischauen, sie ist aber in der Nähe von unserem Ziel.“ erklärte sie, während zum Stall gingen um ihre Pferde zu holen. Sie hatte zwar versichert, das der Weg kein weiter sei und sie im Grunde keine Pferde bräuchten, aber gleichzeitig auch gemeint Reiten würde ihr Spaß machen und sie es deshalb tun würde.
„Ihr habt ein schönes Tier.“ bewunderte sie sein Pferd und er sah es so an als ob er es das erste mal sehen würde, über das Aussehen hatte er sich bislang nicht sonderlich viel Gedanken gemacht. Es musste hauptsächlich seine Anforderungen erfüllen. Die meisten Frauen hatten kein Faible für Pferde, ausgenommen natürlich Paradenpferden, die aber auch nur toll aussehen sollten und nichts schaffen mussten. Die Schlachtrösser waren eher ungestüm und furchterregend, das traf oft nicht auf Gegenliebe.
„Ihr seit die erste die das sagt.“
„So? Mag sein, aber ich habe ein Auge dafür, ihr könnt mir vertrauen.“ sagte sie, als sie mit den Pferden am Zügel über den Hof zum Tor gingen, wo die beiden Wachen sie freundlich grüßten und ihnen viel Spaß wünschten.
„Wo ist nun die Falknerei?“ erkundigte sich Aranicon und anstatt zu Antworten zeigte Irina nur Richtung Nordwesten, wo die Steilklippen hoch aufragten. Eine geflasterte Straße, nicht so groß wie jene die nach Osten führte, in das Herz des Reiches hinein, aber dennoch ein gut ausgebauter Weg, der zu wenige Meter entfernt vom Schloss in einer Mulde verschwand, wo eine kleine Falknerei stand. Es war ein winziges Gebäudes im Vergleich zu den anderen, es war auch nicht aus Stein, sondern aus Holz und mit Reet gedeckt, so wie es Art der Menschen war, bevor man Anfing überall Tonziegel draufzulegen. Irina hielt ihr Pferd an und steig ab.
„Ihr könnt hier warten, es dauert nicht lange.“ erklärte sie ihm und verschwand im Haus. Er saß auf seinem Pferd und ließ sich von der strahlenden Sonne aufwärmen. Heute war ein schöner Tag, warm und freundlich. Im Gegensatz zu Gestern, wo man schon das Gefühl hatte der Winter wäre über die Lande gekommen. Irina kam wieder aus dem Gebäude, diesmal mit einem Falken auf ihrem Armschutz aus Leder. Es war ein großer Aronische Falke, der sich von anderen Falken dadurch unterschied das er erstens ein wenig größer und zweitens lebensunfähiger war, Dank seines etwas auffälligeren Gefieders war er zwar hübsch anzuschauen, aber nicht sonderlich gut getarnt. Und sie waren deutlich zahmer. Jahrhunderte der Zucht hatten es geschafft das man einen Falken hatte, der sich nicht dauernd ablenken ließ und vor jedem Menschen davon flatterte. Sie stieg wieder auf ihr Pferd und langsam ritten sie die Straße weiter, bis sie nach einem kleinen Hohlweg direkt vor einer Klippe standen. Vor dieser Klippe war ein kleiner Platz, der sich vom Schloss weg in sanfte Hügel überging, zum Schloss, welches man nicht sehen konnte, waren steile Felswände, durch die der Weg führte. Der Platz vor ihnen war mit weißem Marmor geflastert und ähnlich Teile einer Parkanlage.
„Das hier sind die Steinkreise?“ fragte er und Irina lachte.
„Nein, die sind dort.“ Sie zeigte auf einen Hügel, auf dem Tatsächlich einige Steine standen. „Lasst uns die Pferde hier anbinden.“
Sie stiegen ab und banden die Pferde an einem Baum fest, der stolz und aufrecht stand. Dann gingen sie gemeinsam auf die stehenden Steine zu und als sie näher kamen erkannte Aranicon das es sich keineswegs um irgendwelche großen Fundlinge handelten, wie er Anfangs gedacht hatte, sondern um einen von Menschen errichteten Steinkreis. Einige waren umgekippt, andere abgebrochen. Doch man konnte immer noch drei sehen, die ein paar Meter in die Luft ragten und sich wie ein Echo aus der Vergangenheit anfühlten.
„Wer hat sie errichtet?“ frage er Irina, die gerade ihren Falken vorbereitete. Ohne aufzusehen antwortete sie ihm und fuhr in ihrer Arbeit fort.
„Die Alten Menschen, die hier einst lebten, bevor dies Teil von Aron wurde.“
„Oh, die Alten Menschen? Das muss ja Jahrtausende her sein.“
„Es ist Jahrtausende her.“ bestätigte sie und stand auf. „Und jetzt lass uns nicht mehr über Tote sprechen, sondern jagen.“

Zwei Stunden später lagen sie zusammen auf der Wiese vor der Treppe am Rand der Klippe und betrachteten gemeinsam die Nurische Mark am anderen Flussufer. Es war ein unglaubliches Grünes Meer.
„Sie sehen so traumhaft aus.“ murmelte Aranicon und Irina folgte seinem Blick.
„Sie sehen im Winter grauenhaft aus. Eine Ebene aus Dreck und Schnee. Aber ja, jetzt...jetzt sieht es wunderbar aus.“ Sie legte sich in wieder hin und sah in den den Blauen Himmel. Er warf noch einen schnellen Blick auf die Rebhühner, die sie erjagt hatten und fachgerecht auf einer Stange steckten, bevor er sich auf wieder hinlegte. Als sie die Jagd beendet hatten, hatten schon eifrige Diener Speisen und vor allem Wein gebracht und hier hin gelegt. Das bedeutete folglich natürlich erst mal eine schöne Sause. Nun waren die Flaschen leer, die Teller ebenso und ihre Mägen voll. Das wundersame Gefühl der Trägheit hatte Gefühl von ihm ergriffen.
„Wo seit ihr eigentlich aufgewachsen, Lordprotektor?“ fragte ihn Irina plötzlich und Aranicon drehte sich überrascht zu ihr um.
„In Agherda. Statthalter Arton hat mich dort mit der Königin gehalten. Vorher war ich immer bei dem König, als ich klein war. Und er war auch häufig in Agherda.“
„Aber geboren wurdet ihr doch in den Kolonien?“ fragte sie weiter und er wunderte sich woher sie das wusste. Es war jetzt natürlich nicht so, dass es geheim war, aber wirklich dafür interessierte sich niemand. Es gab Tausende Aroner die in den Kolonien geboren waren, es war nichts auffälliges.
„Ja, geboren wurde ich in Osternis. Man hat mir später gesagt, dass genau pünktlich zu meiner Geburt die Puntische Flotte gekommen war und das Bombardement eröffnet hatte.“ schmunzelte er und sie drehte sich auch um, sodass sie sich ansahen.
„Da hatte ich ja noch Glück, dass es sie nicht erwischt hat.“
„Ja, aber dafür meine Mutter. Sie liegt nun in Rosengarten.“
„Es soll ein wunderschöner Ort sein.“ träumte sie. Rosengarten war ein wunderschöner Garten in Osternis, wo einst die Könige der Insel residiert hatten, bis man festgestellte, dass man zu einfach von der See aus bombadiert werden konnte.
„Ich erinnere mich nicht. Nach meiner Geburt war ich immer beim König. Ich war schon an so vielen Orten. Als ich Sechs war hat er damals eine Reise durch die Kolonien gemacht: Alexandria, Südgalizien und Galizien, Chatan – und noch weiter, die neuen Kolonien. Ich bin durch die große Wüste von Naptola geritten, durch die Dschungel der Neuen Welt und dann noch Lenato. Ich bin einmal um die Welt gekommen. Auf der Rückreise haben wir in Bai Sing Sei geankert, um dann die Südlandküste hoch zu segeln und in Aratar wieder an Land zu gehen. Danach war er nur noch in Aron, bis er dann ermordet wurde.“
„Das ist nun zehn Jahre her...mein Vater hat mir immer von den schlimmen Tagen der Herrschaft des Alten Königs erzählt und welch ein Segen es für das Reich war, als er ermordet aufgefunden worden war. Lord Arton sei ein Deutlich besserer Regent.“
„Ja...er war kein guter Mensch. Er hat mich oft geschlagen. Und oft getrunken. Arteila schlägt gerne nach ihm...aber zum Glück nicht immer.“ erinnerte er sich und Irina rückte ein Stückchen näher heran.
„Er hat sich um euch gekümmert.“ merkte sie an und er nickte.
„Ja, er meinte immer es sei seine Pflicht gewesen. Im Gegensatz zu meinem Großvater. Er ignoriert mich heute noch.“
„Ach, lass uns nicht mehr die Vergangenheit sprechen, sondern über das Heute.“ wechselte sie plötzlich das Thema und sah ihn keck an. „Habt ihr keine Angebetete?“
„Irina...“
„Ihr habt doch bestimmt schon so viele Schlösser gesehen und da wird euch doch eine aufgefallen sein.“
„Du willst mich dazu ja zwingen, nicht wahr?“ Sie schmunzelte und er seufzte. „Gut, mir ist wirklich eine positiv aufgefallen.“
„Wusste ich es doch. Kenne ich sie?“
„Vielleicht.“ Er sah sie abwägend an. „Aber wenn nur schlecht.“
„Namen, nennt mir einen Namen!“ forderte sie und er wartete einige Sekunden, bevor er antwortete:
„Du kannst mich auch ruhig Aranicon nennen. Nun, sie hat einen recht ungewöhnlichen Namen und sieht auch recht exotisch aus.“
„Das ist kein Namen; Lordpro...Aranicon.“
„Hach....schön, Irina heißt sie, Irina mit dem Blonden Haare.“ Mit leuchtenden Augen sah sie ihn an und es schien in ihnen leicht zu schimmern, als sie sich plötzlich zu ihm heranrollte und ihn küsste. Eine Halbe Stunde später lag sie glücklich und zufrieden auf seiner Brust und zerpflückte gerade ein Gänseblümchen, während er einfach nur in den Himmel sah.
„Was ist das hier eigentlich für ein Ort?“ fragte er sie, als sie das letzte Blütenblatt in die Luft geworfen hatte. „Wieso ist es hier so bebaut?“
„Mein Vater hat dies für meine Mutter bauen lassen.“
„Wieso? Mochte sie die Aussicht?“
„Vielleicht. Ich denke, wieso sollte er sonst hier ihre Gruft erbauen?“ Aranicon wurde ein wenig schlecht.
„Das soll also heißen unter uns liegt deine Mutter und wir haben...“
„Ja, ich habe damit kein Problem. Du etwa? Sie ist Tod, die kümmert so etwas nicht.“ antwortete sie lapidar und er fand es trotzdem ein wenig...komisch. Unanständig? So etwas machte man irgendwie nicht.
„Euer Vater ist schon recht alt.“
„Er ist 86.“ verbesserte sie ihn und er setzte fort:
„Aber ihr als seine Kinder seit noch alle sehr jung. Wie kommt das?“
„Wir wurden spät geboren.“ meinte sie und lächelte als sie sein enttäuschtes Gesicht sah. „Nein, unser Vater hat vor dreißig Jahren erneut geheiratet. Er hatte mit seiner ersten Frau zwei Söhne, doch sind diese im Krieg gestorben, sodass er nochmal heiraten musste, damit sein Haus nicht ausstirbt. Deshalb ist er soviel älter. Er wird wohl nie Enkel sehen.“ Sie stand auf und hob sein Hemd vom Boden auf.
„Hier.“ warf sie es ihm zu. „Wir sollten langsam zurückgehen, es wird schon spät und wir wollen doch nicht die Ankunft der Königin verpassen. Reite ruhig vor, ich werde den Falken nur noch schnell wegbringen.“ Aranicon sah in den Himmel und der Mond war schon aufgegangen. Es war wirklich schon sehr spät, die Zeit war wie im Fluge vergangen. Er band sein Pferd los und ließ sich gemütlich zum Schloss bringen, wo Wachen gerade alle Fackeln anzündeten. Als er gerade auf dem Schlosshof ankam erwartete ihn schon Mistion, der sich lässig an eine Säule angelehnt hatte.
„Da kommst du also.“
„Huch? Ich dachte die Königin sollte erst später kommen?“
„Es lief nicht...ganz so schön.“ duckste Mistion und sofort machte sich Aranicon Sorgen. Was war passiert?
„Wieso?“
„Nun, ihre Majestät scheint sich nicht so sehr über Lord Arlonds...Bemühungen zu freuen und hat immer darauf gedrängt zurück zu kommen. Sie ist jetzt wieder in ihrem Zimmer.“
„Hm...“
„Deinen Tag hätte ich gerne gehabt...du kannst dich wirklich glücklich schätzen, dass du nicht dabei warst. Es war einfach zu grausig.“ fröstelte er und Aranicon stieg von seinem Pferd ab.
„Weshalb?“
„Man kann es nicht beschreiben, man muss dort gewesen sein.“ winkte der Hauptmann ab und Aranicon zuckte mit den Schultern. Ihm konnte es ja recht egal sein, er konnte ja noch Arteila fragen und letztendlich war es ihre Meinung die zählte. Er drückte die Zügel einem Pagen in die Hände und ging in das Schloss. Leider war Arteilas Zimmer nicht dort, wo es letztesmal gewesen war....oder er hatte sich in dem Endlosen Gängen einfach verlaufen. Aus dem nächsten Zimmer kamen Stimmen, die könnte er fragen. Doch als er gerade an der Tür ankam erkannte er die Stimmen! Es waren Lord Elesna und seine beiden Söhne. Interessiert begann er ihrem Gespräch zu lauschen.
„Das führt zu nichts, Vater. Sie mag mich nicht und wird es nie tun.“ Das war wohl Arlond der sich beschwerte. Aranicon konnte sich auch gut vorstellen wer „Sie“ war.
„Hm. Bockiges Biest.“ Das War Lord Elesnas Stimme.
„Nun denn, es verwundert mich nicht. Bruder...du hattest noch nie ein Händchen für Frauen. Dann müssen wir wohl Plan C in die Tat umsetzen. Wie ich es schon sagte, anfangs.“ Und das war Aenisins galante Stimme. Es herrschte kurze Zeit Stille im Zimmer und Aranicon befürchtete schon, sie würden jetzt einfach auseinander gehen, doch dann hörte er einen Seufzer.
„Du hattest Recht. Nun...ich wollte es vermeiden, aber es scheint umumgänglich. Sorge für alles nötige. Und Arlond, du brichst noch heute Nacht nach Nur auf.“
„Jawohl Vater.“ akzeptierte Arlond den Befehl und seine Schritte näherten sich der Tür, sodass Aranicon zurückschreckte und versuchte so unauffällig wie möglich weg zu gehen. Zu seinem Glücke stürmte Arlond aus dem Zimmer und sah nicht zur Seite, sodass er ihn gar nicht zu Gesicht bekam. Trotzdem, das reichte Aranicon und musste an die Warnung von Natsuna denken. Hier war doch etwas im Gange? Aber was? Verrat? Das wäre Wahnsinn von Lord Elesna und das war nicht seine Stärke. Nun, er würde es noch herausbekommen, aber zu erst sollte er zu Arteila gehen...und er wusste immer noch nicht wo die war. Glücklicherweise kam ihm gerade eine Alte Magd entgegen, die ihm sagte, das er hier vollkommen falsch sei und die Königin in einem vollkommen anderem Flügel residierte. Das alles tat sie mit einem Gesichtsausdruck den nur Leute hatten, die dauernd unnötige Fragen gestellt bekamen. Schließlich bedankte er sich höflich und ging über den Hof zu dem Flügel, indem ihre Majestät residierte. Er klopfte einmal an ihrer Tür, nachdem die beiden Wachen vor ihm salutiert hatten und er ihnen zugenickt, und sofort kam von drinnen Arteilas Stimme, das er hereinkommen könnte. Er öffnete die Tür und sah sie wieder in ihrem Weltimperatorinkostüm mit dem Globus. Meister Dar saß wie üblich in der Ecke und malte.
„Guten Abend, eure Majestät.“ begrüßte er sie und sie wollte sich ihm gerade zu wenden, doch ein strenger Blick vom Maler ließ sie das sein lassen.
„Und viel Spaß gehabt?“ ätzte sie in seine Richtung mit einer Stimme die wie triefend Gift klang.
„Mehr als ihr so wie es Mistion mir gesagt hat.“ antwortete er und schloss die Tür hinter sich.
„Ich bin Glücklich das ich Morgen hier wegkomme.“ meinte sie mit einer leicht netteren Stimme.
„Ich werde es vermissen.“ konterte er und ihr Gesicht wurde erneut eisig.
„Das kann ich mir vorstellen.“ triefte sie. „Was macht sie so besonders? Hm? Die Haare?“
„Wen?“ fragte er erst einmal dumm. Er sah wie sie sich verkrampfte und langsam wieder entspannte.
„Antworte und frag nicht dumm.“ befahl sie ihm streng, während Meister Dar seelenruhig weiter malte. Bald dürfte er endlich einmal fertig sein.
„Sie ist ein nettes, hübsches Mädchen. Aber das braucht dich eigentlich auch gar nicht interessieren.“ sagte er, während er ein wenig in die Mitte des Raumes ging, sodass sie ihn sehen konnte, ohne den Kopf zu drehen.
„Tut es aber. Als deine Königin interessiert es mich was mein Lordprotektor meinen Schutze vorzieht!“
„Arteila...“ seufzte er und sie unterbrach ihn ein wenig schreiend:
„Nenne mich nicht so!“
„Eure Majestät, ich...“ versuchte er sich zu entschuldigen, aber dazu war es zu spät. Ihr Arm schnellte nach oben und zeigte wie ein gerader Strich auf die Tür, ihr Gesicht war Kalkweiß.
„Geh!“ stieß sie aus und er presste die Lippen aufeinander, verbeugte sich steif und ging zur Tür. Kurz bevor er sie aufmachte hörte er sie noch leise flüstern:
„Was hat sie nur?“ Aber das war ihm egal, er öffnete die Tür und ging hinaus auf den Gang. Er hatte Heute genug Arteila gehabt, Morgen würde er sie wieder den ganzen Tag haben, da musste er sich nicht noch seinen Abend mit ihr versauen.
Zuletzt geändert von Georgios am 8. September 2014 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 8. September 2014 19:30

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Ein kleines Lagerfeuer

Mitten in der Nacht wachte Aranicon auf. Er roch Rauch. Sofort fuhr er hoch und rannte zu seiner Tür, stieß sie auf und sah durch ein Fenster hellen Feuerschein in der Nähe des Flügels, wo Arteila war. Ob das, das war was Lord Elesna gemeint hatte? Hektisch rannte er in sein Zimmer zurück und griff nach seinem Schwert und seiner Jacke. Dann stürmte er wieder hinaus auf die Treppe zu, wo er von unten Stimmen hörte. Das war doch Aenisins Stimme, die er da hörte!Er schlich nun die Treppe langsam herunter und sah unten im Feuerschein tatsächlich Aenisin mit Umhang und Uniform stehen, wie er mit einem alten Mann redete. Von ihrer Position hatte man direkte Sicht auf das Feuer, welches gierig immer mehr verschlang.
„Wie konnte das passieren?“ wollte Aenisin von dem Mann wissen, der es scheinbar auch nicht wirklich wusste.
„Keine Ahnung, Mylord. Ich habe ihren Befehl richtig übermittelt, das Feuer sollte er in ein paar Minuten gelegt werden.“
„Verdammt...das Schloss war teuer. Und der Bereich war und ist nicht leer.“ fluchte Aenisin und ging ein paar Schritte sinnlos im Kreis, wobei sein Gesprächspartner sich auf der Stelle mitdrehte.
„Es scheint ein Unfall zu sein.“ erklärte er und Aenisin blieb stehen.
„Wird trotzdem noch das richtige Feuer gelegt?“
„Selbstverständlich. Ich habe mich sehr klar ausgedrückt.“ Wurde die Frage bestätigt.
„Wenigstens das...verdammt.“ Aenisin schüttelte den Kopf. „Das so etwas gerade jetzt passieren muss...“
Aranicon hatte genug gehört und lief nun die Treppe herunter auf Aenisin zu, der verdutzt spontan versteinerte, als der Lordprotektor ihn anschrie:
„Aenisin! Sie wollen uns alle töten, sie gieriger Mistkerl!“ Aenisin brauchte einige Momente um sich wieder zusammeln, lächelte dann, während er die Arme ausbreitete:
„Sie verstehen falsch. Aber egal, nun müssen sie wohl auch sterben.“ Er blickte zu dem Alten Mann, der sein Schwert gezogen hatte und sich halb zwischen Aenisin und Aranicon gestellt hatte.
„Davos, kümmern sie sich um ihn.“ wies er ihn lässig an.
„Jawohl, Eure Lordschaft.“ bestätigte der Alte Mann und nahm sein Schwert in zwei Hände, während sich Aenisin umdrehte und langsam weg ging.

Der alte Mann dürfte kein großes Hindernis sein, da war Aranicon sich sicher und danach würde Aenisin aufgeschlitzt werden. Er stürmte weiter und führte einen unpräzisen, harten Hieb gegen seinen Gegner, der sich einfach ein wenig zurückbeugte, wodurch die Klinge gefährlich zischend ihn knapp verfehlte. Aranicon stolperte, da er die Wucht seines Hiebes unterschätzt hatte und nun nach unten gezogen wurde. Bevor er sich wieder richtig aufrichten kann stieß ihn der Alte mit dem Knie in den Magen und schlug ihm dann mit voller Kraft mit seiner nicht Schwerthand in das Gesicht . Der Lordprotektor schrie auf und stolperte ein paar Schritte zurück, bis er stehen blieb und wütend Blut aus seiner Nase weg wischte.
„Wirf das Ding weg.“ forderte ihn Davos auf, während er auf ihn zuging. „Du kannst nicht gewinnen. Ich habe schon vor mehr Festungen gelegen, als du Jahre erlebt.“ Dann war er heran und hieb wie beiläufig einmal mit dem Schwert einmal auf Aranicon ein, der den Hieb nur mit Mühe abwehren konnte und ein paar Schritte zurück wich. Der Alte setzte sofort nach und schlug abermals nach ihm, doch dieser Hieb war leicht zu blocken und Aranicon ging in den Gegenangriff über, legte seine Kraft in den Hieb, doch der alte packte noch bevor das Schwert ihn erreichte Aranicons Hände und plötzlich wirbelte dieser durch die Luft und das Schwert flog klirrend auf den Boden. Noch bevor er wieder aufstehen konnte setzte Davos seinen Fuß auf Aranicons Brust und sah ihn kalt an.
„Ich sagte doch, du hattest keine Chancen. Es hätte viel leichter sein können, aber jetzt stirbst du trotzdem.“ Er hob das Schwert zum Stich und Aranicon sah sich panisch um, irgendwo musste es doch weitergehen...er würde sich doch nicht von einem alten Mann besiegen lassen! Doch er sah nichts, nur das kalte Glitzern des Stahles, welches sich hob und danach in seiner Brust versenken würde. Hätte er nur auf Natsuna gehört...plötzlich hörte er einen Schrei und Davos drehte sich hektisch um. Stahl klirrte und Aranicon blickte auf: Da stand doch glatt Mistion mit seinem Schwert in der Hand und duellierte sich mit dem Alten. Wobei auch hier der Alte klar die Oberhand hatte. Hektisch krabbelte der Lordprotektor auf sein Schwert zu, welches ein wenig außerhalb des Kampfgebietes lag und ergriff es. Ein hastiger Blick nach Mistion zeigte ihm, dass dieser bald verloren haben würde, er stand schon jetzt mit dem Rücken zur Wand und parierte die schnellen und präzisen Hiebe von dem alten Mann. Was sollte er nur tun? Alles in ihm schrie danach weg zu rennen, zu Arteila...seine Aufgabe zu erfüllen. Auch wenn das eigentlich gelogen war. Er wollte einfach nicht sterben. Doch eine Stimme sagte ihm gleichzeitig, dass er es sich nie verziehen würde. Er hob das Schwert auf, sprang auf und rannte auf Davos zu. Mit einem lauten Schrei lenkte er diesen von Mistion ab und diesmal begann Aranicon nicht den Fehler einen wilden Hieb zu führen, sondern bremste ab bevor er ihn erreichte und ließ das Schwert in einer Finte zu erst nach Rechts tänzeln, bevor er es zurück riss und nach links schlug. Sein Gegner erkannte sie leider schon frühzeitig und konnte leicht ausweichen, aber Mistion konnte sich in der Zeit wieder sammeln und ging auch zum Angriff über. Gemeinsam hieben sie auf Davos ein, der ein paar Schritte zurück ging und geschickt die jeweiligen Schläge abwehren konnte.
„Ihr seit ein erbärmlicher Haufen. Selbst zu zweit bin ich euch überlegen.“ spottete er und schlug einen Angriff Mistions wie beiläufig zurück. Irgendwie gefiel das ganze Aranicon nicht wirklich. Mit jeder Sekunde die hier verging konnte das Feuer weiter brennen und Arteila war bestimmt immer noch vollkommen arglos. Er positionierte sich ein wenig um, sodass Davos nun zwischen ihm und Mistion stand. Das sollte es ihm deutlich schwerer machen sie beide abzuwehren. Hoffe er. Doch Davos war kein junger Rekrut, sondern ein alter Veteran der schon hunderte Kämpfe bestritten hatte und wusste natürlich auch was er bei dieser Situation zu tun hatte. Blitzschnell sprang er nach vorne und traf Mistion, der mit vielem, aber nicht mit so was gerechnet hatte. In der gleichen Sekunde griff auch Aranicon an und Davos konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Der Stahl zerschnitt seine Uniform am Rücken und fügte ihm eine leichte Wunde zu. Er schrie auf und brachte sich mit einigen Schritten in Sicherheit. Aranicon warf einen schnellen Blick auf Mistion, der die eine Hand knapp unter die Brust gepresst hatte. Blut verfärbte seine blaue Kleidung.
„Geht schon.“ murmelte er in seine Richtung und der Lordprotektor sah wieder seinen Gegner an, der sich neu aufgestellt hatte und wieder näher kam. Er stellte sich in die Standartabwehrposition und sie tauschen einige harmlose Hiebe aus, die selbst bei einem Treffer nicht schlimm gewesen wären. Mistion hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und gemeinsam umkreisten sie Davos, der nun seine Taktik änderte und sich in die Nähe einer Wand stellte, sodass sie ihn nicht von hinten angreifen konnten. Aranicon konnte sich schon denken was er vorhatte, Aenisin, der Schuft, würde bestimmt Wachen schicken und dann war das ganze hier ohnehin gelaufen. Anfangs hatte er noch gehofft schnell gewinnen zu können, aber das war nicht von Erfolg gekrönt gewesen, sodass er nun eine andere Strategie an wandte: Einfach verteidigen, nur dann angreifen wenn es auch vollkommen sicher war. Das gefiel Aranicon ganz und gar nicht...sie müssten Riskant spielen und er mochte Risiken nicht. Vor allem für sich. Mit einem schnellen Wink zeigte er Mistion, dass dieser von der Rechten Seite angreifen sollte, während er selbst von vorne auf Davos eindreschte. Seine Hiebe waren nicht so stark, dass sie leicht aus gekontert wurden, allerdings auch nicht so schwach, dass man sie achtlos ignorieren konnte. Mistion war fast in Position, da sprang Davos plötzlich mit einem Schrei nach vorne und Aranicon stolperte zurück, als der Alte Mann mit voller Wucht gegen ihn sprang und Mistions hieb dorthin ging, wo er noch eben gestanden hatten. Zusammen gingen sie beide zu Boden. Aranicons Schwert flog abermals weg und Davos wollte sich wegrollen, doch er hielt ihn fest sodass, Mistion sich von hinten draufstürzen konnte und mit der Breitseite des Schwertes auf Davos Kopf solange einhämmerte, bis dieser erschlaffte. Aranicon stieß ihn von sich weg und stand auf.
„Uff...“ keuchte er. „Das war knapper als mir lieb war. Woher kamst du so plötzlich?“
„Ähm, ich habe Wache gestanden bei ihrer Majestät und...wollte mir etwas zu essen holen. Dann habe ich hier die Kampfgeräusche gehört und...nun...den Rest weiß du ja.“ berichtete Mistion und Aranicon überlegte schnell. Seine Chancen die Königin hier zu retten waren wohl extrem schlecht. Die gesamte Garde lagerte vor dem Schloss und ein geschlossenes Tor würde alles beenden. Dann musste er wohl ohne sie überleben. Er war zum Glück ohnehin nicht wichtig. Man würde ihn ignorieren, sobald sie tot war.
„Mistion, komm, wir verschwinden von hier.“
„Wo-wohin?“ fragte der Hauptmann und er wedelte mit der Hand Richtung Tor.
„Raus hier.“
„Ohne die Königin?“ hackte er mit großen Augen nach. Ach verdammt, diese ewig treuen Wachen. War er so scharf auf das sterben?
„Wir können sie nicht alleine retten. Vor dem Tor ist die Garde, dann können sie von dort retten.“ erläuterte er seinen Übergangsplan, um sie beide zu retten. Er mochte Mistion und jeder Toter war einer zu viel. Er würde Arteila nicht wirklich vermissen...und das Reich auch nicht. Wer wohl nach ihr König werden würde? Der Mächtigste wohl.
„Ihr werdet Recht haben, Lord Protektor.“ stimmte ihm Mistion plötzlich zu und das Krachen von herunterfallenden Balken unterstrich das Gefühl von Dringlichkeit.
„Dann los.“ befahl Aranicon und rannte los, Mistion knapp hinter ihm. Sie stürmten aus der Tür auf den Hof, wo sich einige Soldaten versammelt hatten, die mit großen Augen in die gewaltige Feuersbrunst starrten. Ein Hauptmann versuchte irgendwie eine Löschkette zu organisieren, aber er schien dabei zu scheitern. Das Tor stand weit offen und er verstärkte seine Bemühungen dort hin zu gelangen. Mistion blieb hingegen immer weiter zurück, bis er schließlich erschöpft stehen blieb. Aranicon drehte um und kam zurück.
„Wir müssen weiter, los.“ forderte er ihn auf und mit einem gequälten Gesichtsausdruck schleppte sich Mistion wieder einige Schritte weiter, bis er wieder stehen blieb und schwer atmete. Er schüttelte den Kopf, an dem Schweiß herunter ran.
„Gib mir eine Pause...ich fühle mich so schwach...“
„Heh!“ kam plötzlich eine Stimme von dem Wehrgang über dem Tor und Aranicon fuhr auf. Es war Aenisin der dort mit seinem Umhang stand und herunterblickte. „Wieso bist du nicht Tot? Und was habt ihr mit Davos gemacht?“
Der Lordprotektor beschloss ihn einfach zu ignorieren und sein Blick pendelte zwischen dem Tor und Mistion...ach, wieso musste nur alles so schwer sein.
„Und ignoriert mich nicht!“ beschwerte sich Aenisin und Aranicon sah wieder auf. Neben dem Ältesten Sohn Elesnas hatte sich eine Anzahl von Soldaten mit Bögen aufgestellt und nahmen Pfeile aus ihren Köchern. Das sah nicht gut aus. Mistion sah nicht so aus, als ob er alleine hier wegkommen würde, sodass er ihn sich kurzerhand griff und über die Schulter warf.
„Erschießt ihn!“ brüllte Aenisin von oben und die Pfeile zischten durch die Luft, bohrten sich bedrohlich nahe in die Erde. Das Tor war definitiv zu weit weg und ein paar Soldaten positionierten sich auch davor, sodass er gezwungen einfach blindlings in das nächste Gebäude hin einrannte und hinter sich die Tür schloss. Sie vibrierte als hinter ihm ein Pfeil einschlug. Er atmete atemlos auf und legte Mistion auf dem Boden. Das war ja noch einmal knapp gut gegangen.

„Gib mir nur kurz...eine Pause.“ japste der Hauptmann und Aranicon nickte. Wo war er hier eigentlich?
„Die Kö...nigin ist hier. Geh zu ihr.“ brachte Mistion weiter über die Lippen und Aranicon hätte sich Ohrfeigen können. Er hatte auch immer Pech im Pech. Aber was sollte man machen? Er nickte und rannte die Treppe hoch, dann den Gang entlang, bis zu der Tür hinter sich die Königin verbarg. Eine Wache stand dort und salutierte Ordentlich. Es gab in diesem Gang keine Fenster zu dem Hof und man hörte rein gar nichts – kein Wunder das er noch so sorglos hier stand und sich nicht böses dachte. Aranicon klopfte einmal gegen die Tür, aus reiner Angewohnheit, beschloss dann aber das es zu dringend war und riss sie einfach auf. Das Zimmer war dunkel, doch Arteila saß aufrecht in ihren Bett und schien...nichts zu machen außer finster zu ihm zu starren.
„Was soll das jetzt werden? Mitten in der Nacht in das Zimmer eines jungen Mädchens zu schleichen...ich wusste schon immer das du ein dreckiger Perversling bist.“ fauchte sie ihn an und er musste sich beherrschen nicht zu gehen und ihr eine heftige Ohrfeige zu verpassen.
„Es tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen.“ meinte er und ging ein paar Schritte hinein. „Aber hier gibt es nichts was sich der Mühe lohnen würde.“ Er hörte ein empörtes Aufatmen von ihrer Majestät, bevor er weiter redete:
„Aber es gibt was viel wichtigeres. Lord Elesna will uns verbrennen.“ Arteila fing plötzlich lauthals zu lachen und während sie noch kicherte konnte sie ihn noch fragen:
„Ernsthaft?“
„Ja.“ antwortete er ohne die geringste Andeutung eines Lächelns. Sie war plötzlich kerzengerade in ihrem Bett.
„Dann rette mich!“ forderte sie ihn auf und sah ihn drängend an.
„Gerne. Dann solltest du jetzt aber auch besser sofort mitkommen...“ noch während er redete hüpfte sie auf ihrem Bett zu einem Schrank zu, den sie aufriss und anfing herum zu wühlen.
„Was zum...wir können keinen unnötigen Plunder mitnehmen, Arteila...“ fing er an mit ihr zu schimpfen, kam jedoch auch da nicht an sein Ende, da sie vorher das gesuchte gefunden hatte und einen Degen in der Hand hielt. Dann ging sie auf die Tür zu und meinte, als sie ihn passierte:
„Worauf wartest du?“ Aranicon schüttelte kurz den Kopf und folgte ihr dann. Die Wache vor der Tür war nicht mehr an Ort und Stelle, doch bevor er sich aufregen konnte schrie Arteila kurz entsetzt und rannte zur Treppe, wo auch die Wache war, welche sich über Mistion gebeugt hatte, der am Treppengeländer lehnte und keinen gesunden Eindruck machte.
„Hauptmann! Was ist mit euch?“ erkundigte sie sich leicht panisch, als sie angekommen war, doch er lächelte nur winkte beschwichtigend mit der Hand.
„Geht gleich wieder. Bin nur ein wenig angekratzt.“
„Ist das...“ Arteila blickte auf seine Brust. „etwa Blut?“ Aranicon sah auch noch einmal hin und der Fleck hatte sich erstaunlich vergrößert. Arteila wurde noch ein gutes Stückchen blasser.
„Ja...aber viel ist nicht von mir. Aber wir müssen los...“ Keuchte er und da knallte es im Unteren Stock und das Getrampel von zahlreichen gepanzerten Stiefeln waren zu hören. Die Wache stand auf und ging ein Meter hinunter, öffnete gerade den Mund als Plötzlich ein Pfeil sie mitten im Kopf traf, wodurch sie einfach umkippte. Arteila gab keinen Laut von sich, hatte aber Mittlerweile den Bleichheitsgrad einer weißen Leinwand erreichte. Mistion rappelte sich irgendwie auf und packte Aranicon mit einer Kraft, die er ihm nicht zugetraut hatte.
„Los!“ forderte er ihn auf und zog ihn ein kleines Stückchen den Gang entlang. „Es gibt einen Ausgang zur Balkonterrasse.“ Der Lordprotektor riss sich aus seiner Erstarrung und packte Arteila, die sich widerstandslos mitziehen ließ, als sie den Gang entlang hasteten. Auf der Treppe rannten Soldaten hoch, einige hatten Bögen, doch die meisten trugen Schwerter. Am Ende des Ganges bog Mistion links ab und sie folgten ihm über eine Lange Treppe auf die Terrasse, die direkt über den Eisigen Fluten der Eiswasser erbaut waren. Hastig blickte sich Aranicon um, konnte jedoch keinen Weg sehen der weiterging. Entweder waren es scharfe Klippen oder es waren scharfe Klippen mit der Eisigen Eiswasser darunter,
„Und jetzt Mistion? Wie soll es jetzt weitergehen?“ fragte er den Hauptmann, der sich wieder gegen eine Säule gelehnt hatte und noch schlechter aussah als eben. Was Aranicon davor nicht für möglich hatte. Er öffnete kurz den Mund, schloss ihn wieder und sackte dann zusammen wie eine Puppe deren Fäden alle gezogen worden waren. Arteila starrte ihn entsetzt nutzlos an und Aranicon sprang mit den schlimmsten Befürchtungen zu dem Hauptmann und rüttelte ihn ein wenig. Sofort schlug Mistion wieder die Augen auf und der Lordprotektor atmete erleichtert auf.
„Ich dachte schon...“ begann er, aber Mistion unterbrach ihn.
„Blockiere die Tür...“ hauchte er. Daran hätte er auch selbst denken können verfluchte sich Aranicon im Stillen. Er stand auf und ging zu der Tür, während Mistion Arteila zu sich winkte und ihr etwas sagte. Aranicon schloss die aus schweren Holz bestehenden Tür und schob den Riegel davor. Das sollte sie ein wenig aufhalten stellte er fest. Danach ging er zu Mistion zurück, der ihn zufrieden anlächelte, als er sich wieder über ihn beugte.
„Gut....“ flüsterte er so leise, das Aranicon ihn kaum verstand und sich näher über ihn beugte. Doch Mistions Augen wurden bedrohlich leer, sein Kopf fiel zur Seite und sein Schwert rollte ihm aus der Hand.
„Mistion? Mistion!“ rief er ihn und schüttelte ihn heftig, doch das führte nur dazu, das Mistion umkippte und nun regungslos auf dem Boden lag. Dort wo er eben noch gesessen hatte war nun eine Blutlache.
„Verdammt, Verdammt, Verdammt, Verdammt!“ schimpfte Aranicon und konnte es kaum fassen. Er konnte nicht Tot sein. Er durfte nicht. Und er würde hier nicht wegkommen. Auch er würde hier sterben...und alles nur wegen Arteila, die vielleicht sogar überleben würde. Es wäre nur zu logisch sie gefangen zu halten und dann zu heiraten. Töten konnte man sie immer noch wenn sie sich weiter standhaft weigerte. Stimmen dröhnten durch die Tür und er hörte einige tritte gegen diese. Aber schnell hörte das auf. Sie würde jetzt wahrscheinlich etwas zum Aufbrechen holen. Ein paar Minuten Zeit hatten sie, Zeit die sie hier abwarten mussten.
„Er ist Tod, nicht wahr?“ fragte ihn Arteila plötzlich und er nickte.
„Ich werde sein Opfer nicht vergessen...“ meinte sie weiterhin und er nickte abermals, als er Mistions Leiche wieder aufrichtete und an die Wand setzte. Er schloss seine Augen.
„Du wirst auch nicht viel Zeit haben dafür. Wir sitzen hier in der Falle, wir werden hier nicht entkommen. Es ist eine Sackgasse.“ murmelte er deprimiert und ließ sich auf einen Stuhl fallen Die Tür krachte. Sie hatten wohl was gefunden, um durchzukommen. Aber sie konnten sich ja ruhig Zeit lassen.
„Nein!“ gab Arteila bestimmt von sich und baute sich vor ihm auf. „Nein, du wirst jetzt nicht aufgeben! Du wirst gefälligst kämpfen oder einen Ausweg finden!“ Sie holte aus und ohrfeigte ihn mit all ihrer Kraft. Seine Wange flammte auf und er fuhr auf.
„Es gibt keinen!“ schrie er zurück und baute sich seinerseits vor ihr auf. Und er war größer als sie.
„Dann klettern wir!“ gab sie beleidigt zurück und er musste lachen.
„Das schaffen wir nicht.“
„Und?“
„Und? Dann werden wir sterben.“
„Und?“
„Wie und? Sterben! Aus! Ende!“
„Was werden wir wohl hier? Hm? Mit Blumen zum Himmel getragen.“ entgegnete sie und er musste stutzen. In einer gewissen Weise hatte sie ja Recht.
„Ich will nicht ertrinken und erfrieren. Dann doch lieber einfach erschossen werden. Das ist schmerzloser.“ gab er zu Denken und sie ohrfeigte ihn erneut.
„Das ist die Denkart eines Feiglings! Du wirst klettern, klettern und dabei vielleicht sterben. Aber du wirst nicht wie der Feigling, der du bist hier sitzen bleiben. Los!“ trieb sie ihn an und schubste ihn in Richtung Geländer. Er seufzte laut und die Türbalken splitterten. Vielleicht hatte sie ja Recht. Er warf zweifelnd einen Blick auf den Fluss unter ihnen, der friedlich dahin rauschte, nur unterbrochen von Steinsäulen die aus ihm empor ragten. Wenn er fallen würde, würde er aufgespießt werden...Arteila verpasste ihm noch einen leichten Schubs und er kletterte auf das Geländer. Sehr weit mussten sie gar nicht, nur an der Wand entlang bis sie zum Lagerplatz der Wache kamen. Aber zuerst galt es einen Stein zu finden, an dem man sich festhalten konnte. Und das war nicht so leicht, zwar waren reichlich Klippen vorhanden, doch waren sie alle entweder mit Moos bewachsen oder nass. Probeweise griff er nachdem nächsten, rutschte aber sofort ab und genauso war es auch bei nächsten. Der Dritte schien fest zu sein, doch konnte er ihn nur mit den Fingerspitzen berühren. Und wie es weitergehen sollte wusste er von dort auch nicht. Er sah noch einmal zweifelnd zu Arteila, die eine drängende Handbewegung machte, hörte das Splittern von Holz und sprang dann auf die Klippe. Der Spitze Stein schnitt in seine Hände und zwanzig Meter unter ihm tosten die Fluten der Eiswasser. Er griff nachdem nächsten Stein und er schien auch grifffest zu sein. Von dort aus bedeutete er Arteila ihm zu folgen und zu seiner Überraschung hüpfte sie leicht dorthin wo er noch eben gehangen hatte. Aranicon kletterte weiter, immer an der Seite entlang und die ersten zwei,drei Meter ging es auch gut voran, doch dann rutschte er plötzlich einer Hand von einem neuen Stein und baumelte an einer Hand über den Abgrund. Und die rutschte.
„Verdammte...“ fluchte er und versuchte mit der Hand wieder an den Stein zu kommen, kam jedoch nicht hoch genug. Arteila kletterte währenddessen weiter. Die Tür zersplitterte und er konnte sehen wie eine Gruppe von Soldaten heraussprang, die Schwerter in der Hand. Er konnte sich ihre verdutzen Gesichter gut vorstellen.
„Hier!“ sagte plötzlich Arteila, die auf einmal neben ihm auf einer Höhe war und ihm die Hand reichte. Verdutzt starrte er sie an und ergriff sie erst, als Arteila noch einmal wütend mit ihr schüttelte. Sie schien einen festen Stand zu haben und so zog er sich die paar Zentimeter hoch, die ihm dabei gefehlt hatten den Stein wieder zu erreichen.
„Puh...“ seufzte Aranicon, als er wieder sich gut festhalten konnte. „Das war knapp.“
„Pass einfach besser auf.“ meinte Arteila und kletterte über ihn hinweg auf den Hügel zu, wo sie das Banner der Königlichen Garde wehen sahen. Den Großteil des Weges hatten sie schon geschafft.

Dermon und Termon standen an dem kleinen Feuer neben der Flagge Wache und sahen zu dem großen Brand herüber.
„Sieht schlimm aus.“ meinte der Jüngere der beiden.
„Das wird wieder kosten.“ antwortete Termon und wärmte sich die Hände über ihrem kleinen Lagerfeuer.
„Ach, Lord Elesna wird das Geld haben. Unser Onkel hat mir mal von seinem Reichtum erzählt...“
„Er plündert seine Vasallen ganz schön gut aus.“
„Was anderes kann man ja auch nicht mit den Barbaren der Steppe machen.“ meinte Termon wieder und wandte sich vom brennendem Schloss ab. Sein Bruder zog sein Messer hervor und begann es zu schärfen. Das Schleifen erfüllte die Luft und Termon dehnte sich einmal ausgiebig. Wache stehen machte ihn immer so müde.
„Was hältst du eigentlich von der Süßen?“ fragte ihn plötzlich Dermon und hielt mit dem Schärfen inne. Termon legte die Stirn in Falten.
„Süßen? Lady Elesna?“
„Eben die.“ stimmte ihm Dermon zu und fuchtelte ein wenig mit dem glänzenden Messer herum.
„Da hat sich der große Lordprotektor mal einen guten Fang geleistet.“
„Ich frage mich was die nur an diesem Aas findet. Was hat er was ich nicht habe?“ beschwerte sich sein Bruder. „Er ist unhöflich, unfähig und arrogant. Und er kann nicht tanzen. Was kann er überhaupt?“ sinnierte er weiter und Termon zuckte mit den Schultern.
„Macht. Er ist der Lordprotektor. Vielleicht denken sie ihre Majestät lässt sich von Idioten wie ihm beeinflussen.“
„Hm...“ Dermon steckte das Messer weg und holte das nächste Objekt zum Schärfen heraus. „Könnte was dran sein...hm, ich sollte wichtig heiraten.“
„Hier bekommst du keine. Sieh dir doch Großvater an!“ erinnerte Termon ihn. „Lebt heute in einem kleinen Stadthaus, will nicht sagen ärmlich, aber auch nicht reich. Nur viele Orden hat er. Wäre er ein Lord gewesen, dann ständen jetzt überall Statuen...aber so, nichts. Niente. Nada. Oder wie du es auch immer sagen willst.“
„Ach, nerviger Haufen.“ murmelte Dermon und warf einen dünnen Ast ins Feuer. „Hier geht doch alles vor die Hunde.“
„Sagt Großvater. Aber für den war früher immer alles besser.“ verbesserte er seinen Bruder und Dermon gab irgendein Grunzgeräusch von sich.
„Ich kann mir aber nicht vorstellen das es früher soviel anders war, als sie ihn vollständig im Stich ließen und schon abgeschrieben hatten.“
„Das war früher. Sagst du mir endlich was du tust, wenn du hier raus bist? Ich habe dir ja schon von meinen Plänen erzählt, aber deine...du hast sie bislang verschwiegen.“ wechselte Dermon das Thema und Termon starrte in das Feuer. Die Flammen tanzten wie kleine Teufelchen in der Hölle.
„Nun, mir kannst du es doch sagen? Ist es eine kleine Hübsche?“ ermunterte Dermon ihn weiter und schließlich hob Termon den Blick.
„Nein...ich werde in die Kolonien gehen.“
„Oh? Wieso das?“
„Ach...Aron ist viel zu klein.“
„Welche Kolonien?“ erkundigte sich Dermon weiter und steckte auch das nächste geschärfte Objekt weg.
„Die Neuen. In den Alten...ich glaube nicht das man dort lange überleben kann. Und in den neuen kann man noch wichtig werden und Einfluss erlangen. Außerdem kann ich ja immer noch zurück kommen.“
„Ja...du weißt ja wo du mich finden kannst: In unserem Haus in Agherda. Vielleicht kriege ich auch die Farm von Onkel, aber...das bleibt abzuwarten. Ich hoffe du wartest auf deine Reise noch bis zu meiner Hochzeit.“
„Aber sicher, um nichts in aller Welt würde ich meine Cousine nicht glücklich in deinen Armen sehen wollen...wenn ich sie bekommen hätte, würde ich auch bleiben...aber das Schicksal hat dich ja bevorzugt, du Glückspilz.“
„Beschwere dich nicht. Wir hatten beide die gleichen Chancen, was kann ich dafür das sie mich mehr mag?“ beruhigte ihn Dermon und Termon warf missmutig wieder einen weiteren Ast in das Feuer. Knisternd ging er in Flammen auf.
„Ach, bin ich müde...“ gähnte Dermon und ging ein wenig im Kreis. „Wo bleibt nur die Ablösung? Die müsste doch bald mal kommen.“
„Keine Ahnung, ich sehe niemanden.“ Termon blickte zurück zum Großbrand, der langsam auch auf die ihnen zugwandte Seite übergriff. „Ich hoffe ihre Majestät ist dort nicht mehr.“
„Wenn der Lordprotektor das nicht geschafft hat, gehört er wirklich an ein Kreuz. Er ist ja ohnehin nur wegen seinem Vater Protektor geworden, nicht weil er irgendwas kann.“ lästerte Dermon und ging zum Klippenrand. „Ich hätte auch gerne so einen gehabt, dann wäre ich heute...hm Lordprotektor und nicht normaler Gardist.“
„Immer noch besser als in einem Graben in den Kolonien zu verbluten.“ erinnerte ihn Termon und Dermon zuckte mit den Schultern.
„Ich hätte nur gerne mehr.“ antwortete er und sah zu der Eiswasser herunter. Was für ein sinnloser Fluss, man konnte nicht in ihm Baden und Schiffbar war er auch nicht wirklich. Zwar gab es bei der alten Hauptstadt Anon Ithil einen Hafen, doch war er nie wirklich in Benutzung gewesen. Andere große Häfen hatte es an diesem Fluss nie gegeben, wozu auch? Der Fluss war nicht reich an irgendetwas, er war einfach nur kalt. Eiskalt. Termon hatte ihn ja gestern einmal rein schubsen mussten...verdammt war er glücklich sofort wieder an Land gekommen zu sein.
„Achja, Termon....“ begann er bedrohlich und sein Bruder ging vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. „Ich habe es nicht vergessen...“ Termon hob beschwichtigend die Hände:
„Nur Ruhig Blut, Brüderchen. Vergiss deine Pflicht als Wache nicht!“
„Ach so? Was soll ich bitte hier bewachen? Eine Klippe?“
„Sieh mal lieber nach, ob keine Attentäter hochklettern.“
„Meinetwegen, danach kriegst du aber Ärger.“ grummelte Dermon und ging zum Klippenrand. Sorglos ließ er einen schnellen Blick über die Klippen streifen, wollte sich gelangweilt abwenden, hielt inne und sah noch einmal genauer nach. Da war doch knapp unter ihm doch zwei Leute die auf ihn zu kletterten.
„Termon! Sieh dir das mal an!“ rief er, doch Termon rührte sich nicht vom Fleck.
„Diesen Trick kenne ich.“
„Nein, ernsthaft. Da sind Leute. Was sollen wir nur tun?“
„Hm...nachsehen.“ Termon setzte sich in Bewegung und stellte sich neben seinen Bruder. Gemeinsam starrten sie nach unten und sahen ihnen beim Klettern zu.
„Vielleicht sollten wir den Hauptmann holen?“
„Der schläft jetzt. Und es wirkt nicht wirklich bedrohlich.“ wiegelte Dermon ab und versuchte die Personen zu erkennen. „Hol mal die Fackel, wir brauchen hier mehr Licht.“ Sein Bruder lief weg um das gewünschte zu holen und Dermon warf testweise einen Stein auf eine Person. Es war nur ein kleiner, doch kaum hatte er getroffen hörte er ein leises Fluchen.
„Wer da?“ fragte er herunter und er musste nicht lange auf eine Antwort warten:
„Dermon, wenn du es der gewesen warst, der eben den Stein geworfen hast, dann verfluche ich dich im Namen aller Fünfzig Höllen aller Götter!“ fluchte ihm von unten die Wohlbekannte Stimme des Lordprotektors entgegen. Termon kam mit der Fackel zurück und leuchtete nach unten. Es half gar nicht.
„Was machen sie denn dort unten, Lordprotektor?“ erkundigte er sich und der Lordprotektor fluchte zurück:
„Wie wäre es wenn du erst mal ein Seil oder so hohlst und dann dumm fragst?“
„Termon, du hast ihn gehört.“ gab er die Aufgabe sofort weiter und sein Bruder kam mit einem langen Seil zurück, welches sie in Richtung des Lordprotektors baumeln ließen. Dieser griff sofort danach und kletterte schnell nach oben, bis er dort oben sich als erstes auf den Boden legte.
„Puh...puh...“ pumpte er auf dem Boden und Dermon sah ihn stirnrunzelnd an.
„Ähm....Lordprotektor, wer ist die andere Person?“
„Das?“ Aranicon sah ihn kurz verwirrt an, bevor sich der Blick lichtete. „Ah, ja, das ist die Königin, rettet sie auch mal.“ befahl er, bevor er wieder sich zusammensacken ließ.
„Das ist wie Fischen im Dunkeln.“ witzelte Termon vollkommen unpassend und ließ sich auf von einem bösen Blick seines Bruders nicht aus der Ruhe bringen. „Nur das an der Laune etwas viel besseres baumelt.“
„Gardist, ich verbitte mir solche Witze.“ kommentierte Arteila diesen Ausspruch, als sie oben in ihrer Schlafkleidung ankam. Sie beide senkten beschämt ihren Blick und Termon murmelte eine Entschuldigung in seinen Bart. Aranicon hatte sich mittlerweile halbwegs vom Schock seines Lebens erholt und stand wieder.
„Dermon, Termon wir müssen so schnell wie möglich los!“
„Wieso?“
„Wieso? Lord Elesna will ihren Kopf. Wo habt ihr die Pferde?“ fragte er hastig und überrumpelte damit die beiden Gardisten, die gar nicht mehr hinterher kamen.
„Wie, wo?“ Aranicon atmete nach dieser Frage von Termon scharf ein und aus, bevor er zur Antwort ansetzte.
„Du siehst doch diesen Brand. Ja? Gut...den hat Elesna legen lassen, um sie zu verbrennen. Seine Soldaten kommen gleich aus diesem Tor und wollen uns töten. Dann wäre ich lieber weit weg und das nicht zu Fuß.“
„Ah, natürlich. Entschuldigen sie mein Lord...sollten wir nicht lieber die Garde wecken?“ erkundigte sich Dermon. Daran hatte Aranicon auch schon gedacht und es verworfen. Lord Elesna würde ohnehin zu viele Soldaten haben, jetzt konnten sie noch halbwegs unerkannt entkommen.
„Nein, sie würde nicht helfen. Die Pferde stehen immer noch dort wo sie die ganze Zeit standen?“
„Ja, Mylord.“
„Gut, mitkommen.“ befahl er sofort und die Vierergruppe schlich sich zu den Pferden, die ein wenig abseits auf einer kleinen Weide untergebracht waren. Dort standen zu ihrem Glück schon vier Pferde gesattelt bereit, wobei Aranicon sofort einen Verdacht witterte.
„Wieso sind die hier schon gesattelt?“ fragte er misstrauisch und Dermon gab Antwort:
„Lady Elesna wollte sie für einen Morgigen Ausritt bereit wissen. Sie hat drauf bestanden das sie heute Nacht schon bereit seien.“
„Soso...“
„Glück für uns.“ meinte Arteila und ging auf das Erste Pferd zu. Termon, der in der Zwischenzeit einen Blick auf das Tor gehabt hätte, drehte sich hektisch um und zeigte auf das Schloss.
„Soldaten verlassen das Schloss und kommen eindeutig auf das Lager zu!“ berichtete er hektisch.
„Gut, wir sollten so schnell wie möglich los.“ erneuerte er seinen Befehl und stieg auf das Pferd auf. „Termon, ihr auch.“ Der Gardist rannte auf das letzte verbleibende Pferd zu und schwang sich in Rekordzeit auf. Gemeinsam ließen sie die Pferde normal auf die Brücke zu traben. Jetzt wegzuspringen hätte nur unbeliebte Aufmerksamkeit auf sie gelenkt und die Wachen an der Brücke sollten nicht alarmiert werden. Wenn sie ohnehin informiert waren, würden sie ohne hin nicht durchkommen. Aber man konnte hoffen das Lord Elesna nicht daran gedacht hatte. Als sie dort ankamen sah er nur eine kleine Gruppe, zehn Mann, die um die Feuerstelle vor dem Wartehäuschen herum saßen und sich am Feuer wärmten. Ihre Gewehre lehnten an der Mauer, ihre Brustpanzer lagen auf einem Haufen im Gras. Sie erzählten sich arglose Sachen und schienen sehr entspannt. Er ließ sein Pferd so unauffällig wie möglich herantraben, doch sobald er sie sah sprang der Hauptmann auf und stellte sich mitten auf die Straße. Er hob die Hand und rief:
„Halt!“ Aranicon stoppte missmutig sein Pferd. Sein Herz pochte, sie waren nur zu dritt, Arteila rechnete er jetzt nicht mit, sie würden es höchstwahrscheinlich nicht schaffen. Es waren schließlich keine Bauerntölpel und selbst Bauerntölpel konnten einen erschießen. Ausgebildete Männer dann erst recht.
„Wer seit ihr?“ erkundigte sich die Wache. Aranicon überlegte...er konnte einfach dummdreist lügen und darauf hoffen, oder es mit der Wahrheit probieren...Lügen schien besser. Würde Ärger ersparen.
„Termon und Dermon....wer will das überhaupt wissen?“ sagte er schließlich schlecht gelaunt, die beiden Statisten kannte eh niemand und das würde auch nicht soanfällig gegenüber einer Aufdeckung sein. Bei der Lüge immer so nahe an der Wahrheit bleiben wie möglich, das hatte Vater schon immer gesagt.
„Hauptmann Tenno von der Dritten Wache des Fünften Batalions der Ersten Garde. Wohin wollt ihr?“
„Nach Maia.“ Maia war selbstverständlich die Hauptstadt Maiens, ein kleines gemütliches Städtchen mit vielleicht 15.000 Einwohnern.
„Weshalb?“ fragte der Hauptmann weiter und ging so langsam ihm richtig auf die Nerven. Fehlte nur noch das er einen Protokollanten herbeirief der dies in vierfacher Anfertigung aufschreiben ließ.
„Wir sollen eine Botschaft überbringen und wieso interessiert es euch überhaupt? Ist irgendetwas passiert das ihr das alles wissen müsst?“
„Ich soll alles auffällige melden und Boten mitten in der Nacht, zwei davon in Schlafkleidern, eine eine Frau, das ist ausfällig. Könnte ich ihre Papiere sehen?“ verlangte der Hauptmann und Aranicon wurde es einfach zu blöd. Das würde er doch hier nicht mit sich machen lassen.
„Nein, und gut, wir sind auch keine Boten und so weiter und so fort.“ gab er unumwunden zu. Der Hauptmann stutzte, Aranicon ließ ihm aber keine Zeit zu reagieren, bevor er fortfuhr.
„Sehen sie die Frau dorthinten?“ Er zeigte auf Arteila, die ziemlich abwesend auf ihrem Pferd saß. „Das ist ihre Königin und ich bin ihr Lordprotektor und sie lassen uns jetzt hierdurch. Es geht sie rein gar nichts an was wir tun oder tun wollen, es geht sie eigentlich nicht einmal etwas an das wir hier durch wollten. So und jetzt gehen sie hier aus dem Weg oder ich lasse sie ihm Namen ihrer Majestät unehrenhaft entlassen und mit einer Strafe wegen Befehlsverweigerung belegen lassen.“ Als er fertig war atmete Aranicon erleichtert auf und der Hauptmann starrte ihn entgeistert an Die Soldaten am Feuer sahen aufmerksam auf und blicken fragend ihren Hauptmann an. Er hatte es wohl ein wenig übertrieben...Arteila würde ihn jetzt ordentlich ausschimpfen, wenn sie geistig wirklich anwesend wäre.
„Äh...“ machte der Hauptmann und blickte hektisch auf seine Schuhe und wieder hoch. „Gut.“ Dann trat er zur Seite und salutierte. „Es ist mir eine Ehre euch passieren zu dürfen. Verzeihen sie mir die Belästigung, ich führte nur meine Befehle aus.“
„Jaja...“ grummelte Aranicon schlecht gelaunt und ritt langsam an dem Hauptmann vorbei auf die Brücke. Als sie an der anderen Seite waren warf er noch einen Blick nach hinten, zurück auf das Schloss. Der Brand hatte sich fast schon gelegt, nur noch ein leichtes Glimmen war zu erkennen. Er seufzte...sein Leben und seine Aufgabe war auf einmal so viel komplizierter und vor allem gefährlicher geworden.

Sie waren einige Stunden geritten, als Arteila um eine Pause bat. Sie waren weit genug von dem Schloss entfernt, sodass Aranicon dem zustimmen konnte:
„Gut, verbringen wir hier den Rest der Nacht. Termon, ihr haltet Wache.“ Der Gardist nickte und sie stiegen von ihren Pferden ab. Dermon begann Äste für ein Feuer zusammen zu suchen, während Aranicon Arteila vom Pferd half. Sie hatte nichts seit den zwei Stunden gesagt undd war auch nun immer noch wie eine Puppe. Es schien sie sehr mitzunehmen.
„Wäre ein Feuer nicht sehr auffällig?“ wunderte sich Termon und Aranicon überlegte kurz. Andererseits...es war wirklich verdammt kalt und er konnte schon so einige andere Feuer am Horizont erkennen. Es war nun nicht so das sie in einer Menschenleeren Steppe wären.
„Weißt du wie verdammt kalt es ist? Und ich glaube nicht das wir damit sehr auffallen.“ meinte er schließlich und Dermon sammelte weiter vor sich hin. Leider hatten sie rein gar nichts mitgenommen und Aranicon hatte nie davon geträumt in seinem Nachthemd durch die Länder zu reisen. Sie sollten in der nächsten Stadt etwas vom Bürgermeister einfordern. Er fröstelte...auf Aram war es noch schön warm gewesen, aber hier zog wieder der Eisige Nordwind durch. Dermon brachte endlich das Feuer in Gang und sie drei setzten sich daneben. Er warf einen Blick auf Arteila und stellte fest das ihr noch deutlich kälter sein musste als ihm. Er hatte ja wenigstens noch seine Jacke mitgenommen, aber sie hatte nur ihr dünnes Nachtkleid.
„Dermon, gib ihrer Majestät deine Jacke.“ befahl er dem Gardisten, der sofort den Befehl befolgte und ihr seine blaue Gardistenjacke umhing. Sie nickte ihm dankbar zu und kuschelte sich darin ein. Die war für das erste versorgt.
„Achja, Mistion ist tot.“ teilte Aranicon schließlich nach einer Weile Dermon mit, der keine Mine verzog.
„Das dachte ich mir schon. Wer hat ihn getötet?“
„Der Wachhauptmann...ähm...Davos hat ihn schwer verwundet.“
„So...er ist gut gestorben, in seiner Pflicht. Ich frage mich nur was sie mit seiner Leiche machen?“
„Lord Elesna würde sie zu den Fischen werfen. Ganz bestimmt.“
„Leider...dabei müsste er ihn zu dem Hallen der Toten bringen.“ seufzte Dermon. Die Hallen der Toten waren die Grüfte in Anon Ithil, wo alle im Schutze ihrer Majestät gefallenen Leibwächter zu Ruhe gebettet wurden, direkt neben der alten Gruft der Königen.
„Man wird sich mit einer Inschrift begnügen müssen. Wäre er ja nicht der erste.“ Dermon nickte und zog sein Messer heraus, sowie einen Schleifstein, womit er anfing seine Messer zu schleifen.
„Aranicon...“ flüsterte plötzlich Arteila und er beugte sich zu ihr herüber.
„Ja?“
„Wohin gehen wir?“ wisperte sie leise weiter.
„Nach Agherda. Statthalter Arton wird die Armeen des Reiches versammeln und dann werden wir Lord Elesna jämmerlichen Haufen vernichten.“ versprach er ihr sie nickte zaghaft.
„Wieso...wieso bist du gekommen?“ fragte sie ihn und er legte die Stirn in Falten.
„Wie? Weil es meine Pflicht ist und war.“ Sie sah ihn ausdruckslos, leicht zweifelnd an, sagte dann aber nichts weiter zu diesem Thema.
„Mistion...ich mochte ihn.“ hauchte sie plötzlich und Aranicon setzte sich wieder auf.
„Nicht nur du. Aber er ist gut gestorben.“ versicherte er und sie sah ihn noch zweifelnder an.
„Das geht?“
„Wenn man muss, ja. Nach seinem Tod musst du einen neuen Hauptmann der Garde ernennen.“
„Da habe ich ja nicht viel Auswahl. Ich werfe eine Münze.“
„Lass dir Zeit. Lord Arton wird dir auch eine neue Garde zu teilen. Vielleicht bekommen wir auch die Alte wieder. Sie wird wahrscheinlich nur gefangen genommen. Aber mach dir darüber keine Sorgen, das klärt sich schon auf.“
„Er war immer da, die letzten vier Jahre.“ Aranicon schwieg und blickte einmal kurz in das knackende Feuer. „Würdest du für mich sterben?“
„Was?“
„Würdest du für mich sterben? So wie Mistion?“
„Nein.“ antwortete er ehrlich. Sie konnte er doch ohnehin nicht anlügen.
„Dachte ich mir. Dasselbe...“
„Aber ich würde dich retten ohne zu sterben.“ versprach er sie unterbrechend und sie schwieg wieder. Dermon hatte währenddessen sein erstes Messer beendet und wandte sich wieder seinem Zweiten zu.
„Ich wüsste gar nicht was ich ohne dich machen würde. Du warst immer da. Immer. Ich kann mich an kein Jahr erinnern, in dem du nicht in der Nähe warst. Du gehörst wie eine schlechte Seite zu mir.“
„Scheint so. Wobei, ein Jahr war ich doch mal bei meinem Großvater.“ erinnerte sich Aranicon und stocherte im Feuer. „Es war schrecklich. Deine hat mich Vater wieder weggebracht. Hast du den alten Lord mal gesehen?“
„Ja...er leitet doch die Truppen in den Kolonien?“ erkundigte sie sich unsicher.
„Genau.“
„Dann erinnere ich mich an seinen Eid vor...fünf, sechs Jahren. Aber...ich kann mich nicht wirklich erinnern.“
„Ein kalter Mensch. Lord Elesna ist gegen ihn ein Freund des Umgangs und der Höflichkeit. Er ist so schrecklich ehrlich. Er ist die Verkörperung von Strenge...ich glaube er kann so etwas wie Liebe gar nicht empfinden.“
„Ach...das glaube ich nicht. Du kannst ihn einfach nicht leiden, das verfärbt dein Bild.“ beschwichtigte ihn Arteila.
„Er kann mich nicht leiden!“ fuhr er auf und sie zuckte mit den Schultern.
„Du kannst ihn deswegen nicht leiden, führt doch alles zum selben.“
„Kann stimmen. Aber die Königin war auch kein Deut besser als mein Großvater. Erinnerst du dich noch an sie?“
„Schemenhaft. Aber ich verbinde mit ihr nichts negatives.“
„Du weißt doch was die Leute sagen? Nun, in deiner Gegenwart sagen sie es nicht. Schön war sie, verdammt, das war sie wirklich, aber ansonsten ein Ausbund der Schrecklich. Dumm, arrogant und selbstherrlich.“
„Also wie du.“ lächelte ihn Arteila an und er verzog sein Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
„Aber mit mehr Macht. Und der König, er war nett. Zuweilen. Wenn er getrunken hatte. Glücklicherweise trank er viel.“
„Ich musste oft an sie denken...“
„An deine Eltern?“
„Ja...ich frage mich wo sie sind. Ich vermisse sie nicht. Aber ich frage mich ob sie auf uns herab blicken oder ob sie einfach...einfach weg sind.“ Arteila sah in den Sternenhimmel, wo sie wie zahllose Diademe glänzten. Der Mond stand in voller Blüte und strahlte sein Silbernes Licht über die Länder.
„Darauf kann ich dir keine Antwort geben. Mir wurden viele Erklärungen gegeben. Mein Vater sagte mir immer, dass meine Mutter nun bei den Unsterblichen weilen würde, in den Landen jenseits des Ozeans und an der Langen Tafel auf mich warten würde. Doch ich kann daran nicht glauben. Die Welt ist rund. Es gibt kein Jenseits des Meeres.“
„Ja, das hat mir auch meine alte Amme einst erzählt.“
„Mein Onkel erzählte mir von dem Glauben der Christen und der Nachwelt im Himmel oder in der Hölle. Aber ich glaube das auch nicht. Dann wären ja alle meine Vorfahren in der Hölle, obwohl sie auch gute Menschen waren.“
„Ich habe auch davon schon gehört. In den Kolonien ist er sehr weit verbreitet und viele von dort kommen mit ihm in ihrem Herzen zurück.“
„Lord Arlond meinte mal es wäre vollkommen anders. Man würde nach seinem Tode vergehen und nur noch in der Erinnerung weiterleben. Als unbewusste Sein. Und darum sei es wichtig sich zu erinnern, denn dadurch blieben die Toten lebendig. Vergäße man sie, dann würden sie sterben und in die Ewige Leere gehen. Ich bin geneigt daran zu glauben.“
„Klingt für mich viel zu sehr nach Wunschglauben.“
„Ein Priester in der Neuen Welt erzählte mir einst, dass jeder Stern am Himmel eine Seele sei, die auf uns herabblicke. Das ist Wunschglauben.“
„Hm....“ Arteila sah angestrengt in das Feuer und dachte wohl nach. Aranicon stand auf und streckte sich. Er blickte zu Termon, der stetig nach Westen sah.
„Schlaf lieber, als dir über das den Kopf zu zerbrechen. Morgen wird es ein harter Tag, Agherda ist nicht nah und ich würde dort am liebsten schlafen, wenn es Morgen dämmert.“ empfahl er ihr, während er zu Termon ging und ihm die Jacke abnahm.
„Hier.“ Er gab sie Arteila. „Ist wahrscheinlich besser als der Erdboden.“
Sie nahm es und faltete es zu einem kleinen Kissen, auf dass sie ihren Kopf legte und sofort wegdämmerte. Aranicon fühlte sich jetzt vollständig nutzlos. Er sah zu Dermon hinüber, aber der war im Sitzen eingeschlafen. Keine schlechte Idee, sollte er auch versuchen.

Genervt pustete Aenisin die Asche von seinem Umhang. Die ganze Luft war erfüllt von diesen nervigen Ascheflocken. Wenn er Plan geklappt hätte, dann hätte ihn das nicht weiter gestört aber so...so stand er einfach nur vor der Ruine seine eigenen Schlosses. Und wurde dabei dreckig. Dabei wäre der Plan so gut gewesen...Plan C: Die Königin in der Nacht zu verbrennen. Aber natürlich musste gerade in dieser Nacht woanders ein Brand ausbrechen...und der Lordprotektor vorbei sehen. Und der hatte es auch noch irgendwie geschafft mit der Königin zu entkommen.
„Davos...was ist denn mit ihnen passiert?“ wunderte er sich, als er den Hauptmann herankommen sah. Er trug einen Verband um den Kopf und hinkte ein wenig.
„Lord Elesna.“ Er verbeugte sich. „Ich habe den Kampf gegen den Lordprotektor und seinen Gehilfen zu meiner Schande verloren...auch wenn sie beide verdammt schlecht waren. Verzeiht.“
„Ach, es ist wichtiger das ihr noch lebt. Euch trifft keine Schuld. Ich hätte euch Verstärkung schicken müssen. Schwamm drüber. Aber ich habe eine neue Aufgabe für euch.“
„Mylord?“
„Nehmt euch ein paar Männer und jagt die Königin. Wenn ihr sie gefunden habt, erschlagt ihre Begleiter und wenn Möglich nehmt sie gefangen. Aber nicht wenn es Risikoreich ist. Ich werde es euch nicht übelnehmen wenn ihr sie erschlagt.“ Davos salutierte zackig und ging sofort davon. Aenisin putzte seine Schulter erneut von der Asche frei. Verdammtes Zeug. Der Schaden war zum Glück noch erstaunlich gering, nur der Mittelbau war vollkommen abgebrannt, die beiden anderen Flügel standen noch, freilich ein wenig verrußt. Aus dem Hauptgebäude kam eine verwirrte Irina auf ihn zu. Ihr Haar glänzte im Morgenlicht, als sie sich ihm näherte. Aenisin drehte sich zu ihr um und lächelte sie überlegen an. Er musste toll aussehen mit seinen Umhang.
„Was in aller Namen ist hier passiert?“ wunderte sie sich.
„Es hat gebrannt wie man sieht.“ erklärte er und zeigte mit der Hand auf die Ruinen.
„Und die Königin? Was ist hier los? Was soll das ganze?“ fragte sie weiter und er verstärkte sein Lächeln noch um ein Deut.
„Das, Schwesterlein, das ist der Beginn einer neuen Ordnung. Wir werden die Königin töten.“
„Was?“
„Oder gefangen nehmen. Töten wäre mir lieber, ich kann sie nicht ausstehen.“
„Wieso?“
„Wieso? Macht. Irina. Macht. Und die Bestimmung des Aronischen Volkes über die Welt zu herrschen. Vor zehn Jahren wurde König Leirin ermordet.“
„Ja, das weiß ich. Wieso sagst du das?“
„Nun, weißt du wieso er getötet wurde? Und von wem?“
„Nein...ist das wichtig?“
„Eigentlich nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber er musste aus dem gleichen Grund weg, wie auch sie weg muss. Er richtete das Land zu Grunde genauso wie seine Tochter. Dieses Land hat jemanden fähigen als König verdient.“
„Jemanden wie dich?“ Er lächelte sie hinterlistig an und sah auf seine Finger.
„So in der Art. Aber keine Angst, es ist alles geplant.“
„Ein Toller Plan in dem unsere Schloss abbrennt.“ murmelte sie sarkastisch und er sah verlegen zu Boden.
„Nun...hm...das war nicht geplant gewesen. Aber Arlond setzt schon Plan D um.“
„Ah? Deswegen ist er Gestern nach Nur aufgebrochen?“ horchte sie auf und er nickte.
„Er wird bald mit der Armee in Maien einfallen und...nun...Aron befrieden. Wir werden auf wenig Widerstand treffen, Statthalter Arton wird nicht reagieren. Wollen. Können. Such dir was aus.“
„Hm, und Aranicon?“
„Wer?“ fragte er nach. Der Name erinnerte ihn vage an irgendjemanden...aber an niemanden speziellen.
„Den Lordprotektor.“
„Was soll mit dem sein? Der wird sterben, falls er uns entgegenstellt.“ stellte er fest und merkte wie Irina ein Deut trauriger wurde. „Aber er ist feige. Er wird sich uns nicht entgegenstellen. Das heißt also das er überleben wird. Obwohl...man sollte ihn besser töten. Aber er ist nicht so wichtig.“
„Eigentlich...“ setzte sie an, brach aber wieder ab. Aenisin sah sie besorgt an, befand jedoch das es ihr schon gut gehen würde und richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf.
„Falls du jetzt keine Fragen mehr hast, kannst du ja zu Vater gehen und mit ihm irgendetwas machen. Ich muss noch einiges in die Wege leiten.“
„Ja.“ antwortete sie karg und ging wieder auf das Schloss zu.
„Lord Elesna?“ fragte ihn jemanden von der Seite. Er drehte sich um und sah Davos auf seinem Pferd in seiner Rüstung sitzen. Hinter ihm standen weitere Elf Reiter bereit. „Wir brechen nun mit ihrem Segen auf.“
„Gut, gut. Ich wünsche ihnen viel Glück, Davos.“
„Danke, Mylord.“ Davos gab ein Zeichen und die Kolonne setzte sich in Bewegung und war bald aus dem Tor verschwunden. Aenisin überlegte kurz, was es noch wichtiges gab, dass er zu erledigen hätte...ah, genau. Er winkte einem Diener zu.
„Sagt dem Kerkermeister, dass er die Königliche Garde irgendwo hin deponieren soll, wo sie keine Gefahr darstellt. Aber ausdrücklich sollen sie nicht in Zellen gesperrt werden. Er soll ihnen die Waffen wegnehmen und in irgendeine Nurische Stadt stecken.“ Der Diener nickte und er vescheuchte ihn mit einer lockeren Handbewegung. Ein Soldat kam auf ihn zu und salutierte gehorsam, bevor er sein Anliegen vortrug:
„Was sollen wir mit den Leichen machen, Mylord?“
„Wir haben zwei, oder?“
„Ja, einmal Hauptmann Mistion und einmal einen Gardisten.“
„Begrabt den Gardisten auf dem Friedhof...den Hauptmann...hm...“ Vater würde ihn den Hunden zum Fraß vorwerfen, aber das fand er ein wenig barbarisch. Und man sollte Männer wie Mistion für ihren Mut auch belohnen... „Den Hauptmann schickt in einen Sarg nach Anon Ithil. Er soll dort seinen Ehren entsprechend begraben werden.“ Der Soldat salutierte wieder und verschwand dann wieder im hinteren Teil des Hofes. An seiner Stelle kam ein neuer, ein Offizier, der ein wenig niedergeschlagen aussah.
„Hauptmann Tenno meldet sich wie befohlen.“ stellte er sich ein wenig zerknittert vor.
„Tenno...sie hatten den Befehl die Brücke zu bewachen?“
„Ja, eure Lordschaft.“
„Und habt die Königin durchgelassen?“
„Ja...Mylord.“ Der Hauptmann sah beschämt zu Boden. Aenisin hätte ihn gerne zusammengefaltet...aber wofür? Das er seine Befehl befolgt hatte? Es war einfach nur sehr unglücklich alles von statten gegangen und es war sein Fehler gewesen.
„Nun, Hauptmann. Ich müsste lügen, wenn ich sage das ich darüber nicht unglücklich bin.“
„Ja, Mylord.“
„Aber...letztendlich ist es meine Schuld. Ich hätte sie einweihen sollen. Es tut mir Leid.“
„Mylord?“ Der Hauptmann sah ihn vollkommen verwirrt an, etwas was Aenisin nur zu belustigend fand. Er fuhrt weiter fort:
„Ich kann mir vorstellen, dass es euch trotzdem zu schaffen macht. Mein Bruder wird bald mit seiner Armee eintreffen und wird noch Kommandanten brauchen, soll ich für euch einen Posten besorgen?“
„Danke, Mylord. Ich werde sie nicht enttäuschen.“ verbeugte sich der Hauptmann eifrig und Aenisin lächelte wieder gewinnbringend. „Dann werdet ihr uns wohl bald gen Osten verlassen, Hauptmann Tenno. Bis dahin, haltet die Wache an der Eisernen Brücke aufrecht.“
„Natürlich, Mylord.“

Es dauerte keine drei Stunden, bis sie endlich das Herzogtum von Agherda erreicht hatten, die Grenze verlief auf dem Hügelkam, der von Norden nach Süden verlief und das Herzogtum von der Steppe der Maien trennte. Auf der Spitze des Hügels, über den die große Königliche Weststraße verlief stand einsam und tapfer das große Denkmal für die gestorbenen einiger Schlachten vor Hunderten von Jahren. An diesem hatten sie bei ihrer hinreise gedacht. Östlich davon erstreckte sich das Land von Agherda, welches das Herzstück des Alten Arons bildete. Am Späten Nachmittag kamen sie nach Olthane, der ersten Stadt an der Straße der sie begegneten. Dort bekamen sie Kleidung und Ausrüstung von dem besorgten Bürgermeister, der ihnen auch vier seiner besten Soldaten als Begleitung zur Verfügung stellte, mit denen sie von dort aus nach Agherda selbst aufbrachen. Von Olthane führten mehrere Wege nach Agherda, der schnellste, aber auch gleichsam mühevollste Weg war der durch die Agherdischen Berge, einer kleinen Gruppe von Bergen die Westlich von der Stadt sich erhoben und mithilfe von anderen Hügeln, mal hoch, mal niedrig, das Agherdische Tal bildeten, in deren Zentrum die Stadt an einem See lag. Die anderen Wege waren weitaus länger, beinhielten jedoch keine größeren Steigungen und waren daher angenehmer zu reisen. Sie nahmen den kürzesten Weg, mit ihren Pferden waren die Steigungen der Berge keine größere Schwierigkeit. Doch dennoch dauerte es bis in den tiefen Abend hinein, das sie von der letzten Anhöhe, einem kleinen Hügel von dem ab die Felder langsam abfallend bis zu dem großen See lagen, die Lichter von Agherda erblickten. Die Stadt war für ihre schöne Mauer bekannt, die mit zahlreichen schlanken und hohen Türmen einzigartig in dem Reich war. Sie war sämtlich aus den nahen Steinbrüchen geschlagen worden und hatten daher auch ihre reinweiße Farbe, die überall bekannt war. Gleich hinter der Mauer standen eng gedrängt die Häuser, bis schließlich die Stadt am Hafen endete – der jedoch nicht so groß war wie man bei einer Stadt wie Agherda erwartet hatte. Denn es war der einzige Hafen an diesem See und alle Flüsse, die in diesem mündeten flossen von den Bergen des Kessel herab. Das Herzögliche Schloss war ein kleines, Jahrhunderte altes, auch aus dem Weißen Stein erbaut, und lag auch am Hafen auf einer kleinen Anhöhe. Hier regierte Lord Arton, seines Zeichens Statthalter und Herzog von Agherda mit seiner Tochter und seinem Sohn, über die Fruchtbaren Länder Zentralarons.

Die Mauern ragten hoch in den Himmel auf, mindestens 20 Meter, doch das Tor war noch offen und hell erleuchtet. Eine Gruppe von Stadtwachen standen dort, sie trugen als Uniform eine Mischung der Farben der Krone, blau, und der Agherdas, rot. Die kleine Gruppe näherte sich ihnen und sofort löste sich ein Mann aus der Gruppe und kam ihnen entgegen. Er hob die eine Hand und lehnte seine Hellebarde gegen die Schulter:
„Halt, wer da?“ fragte er und Aranicon seufzte. Diese Frage hatte er doch schon einmal heute gehört...und schon damals ging sie ihm auf den Geist.
„Lordprotektor Aranicon und Königin Arteila. Reicht das?“ Die Wache stockte einen Moment, trat dann aber zur Seite und wies auf einen Mann, der bei den anderen Wachen am Feuer saß.
„Lordprotektor, Lord Caleos erwartet euch schon.“ Aranicon nickte und stieg von seinem Pferd ab, dessen Zügel er der Wache in die Hand drückte. Er bedeutete den anderen zu warten, während er zu dem Feuer ging. Der Mann, der als einziger nicht die Uniform der Stadtwache trug, sondern ein legeres weißes Hemd und eine ganz normale Hose, sprang auf als er Aranicon sah und rannte ihm entgegen. Er war in dem Alter des Lordprotektors, hatte kurze Schwarze Haare, war jedoch schmächtiger als dieser, dafür ein wenig größer.
„Aranicon! Gut dich zu sehen.“ freute er sich und der Lordprotektor grinste zurück.
„Dich auch...es ist zu lange her, dass ich in Agherda war. Alles beim Alten?“ Sofort wurde Caleos Mine düster und eine traurige Stimmung hielt Einzug.
„Nein.“ meinte er traurig.
„Nein...“ seufzte er weiter.
„Nein, das ist es nicht. Vater...“
„Was ist mit Arton? Geht es ihm nicht gut?“ Arton war zwar nicht mehr der Jüngste, aber mit seinen Sechzig Jahren war er eigentlich noch ganz gut dabei. Caleos schüttelte den Kopf.
„Es gab...gestern ein Unglück.“
„Ein Unglück?“ vergewisserte sich der Lordprotektor und Caleos nickte langsam.
„Vater wurde...von einem Attentäter angegriffen.“
„Und? Lebt er noch?“ erkundigte sich Aranicon mit Angehaltenem Atem. Wenn er Tod war...dann würde alles deutlich schwieriger werden. Ohne Lord Arton würde man jeden einzelnen Herzog aufsuchen müssen, das Heer würde sich um Monate verspäten. Und er kannte die Lords, sie waren gerne sehr träge.
„Wie man es sieht...er atmet noch. Aber mehr dann auch nicht. Die Ärzte sagen sie können nichts mehr für ihn tun und nun liegt er in der Totenhalle auf seinem Sterbebett.“
„Oh...das ist schlecht...“
„Vielleicht wacht er noch auf, aber....ich glaube es nicht.“ verzweifelte Caleos und Tränen glitzerten in seinen Augen. Tröstend legte ihm Aranicon eine Hand auf die Schulter.
„Dann...regiert jetzt deine Schwester, Lady Cesca?“
„Regieren? Nachdem Gesetz schon, aber...sie war auch beim Angriff. Ihre Diener wurden alle von einer Granate getötet und seitdem...ist sie nicht mehr ganz sie selbst...“
„Was soll das heißen?“
„Sie ist entweder in ihrem Zimmer oder bei Vater. Aber an beiden Orten tut sie das gleiche: Weinen. Und sie ist schrecklich paranoid...überall stehen Wachen.“
„Das ist schlecht...Lord Elesna hat uns angegriffen.“ Caleos Augen glimmten im Zorn auf.
„Elesna hat euch angegriffen? Dann wird er es sein, der diesen verfluchten Mörder gekauft hat. Wem sonst würde es helfen? Aber nun, ich bringe euch erst einmal zum Schloss. Morgen können wir weitersehen.“
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 24. September 2014 23:09

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Ein Tag in Agherda


Aranicon wurde am nächsten Morgen von einem Klopfen an der Tür geweckt.
„Herein.“ murmelte er gähnend und drehte sich zur Tür. Das Bett war so herrlich weich und es würde schon einiges brauchen, um ihn raus zu bekommen. Die Tür öffnete sich und Caleos kam hereingestürmt und rannte in seinem Eifer gegen eine Vase, die direkt neben der Tür gestanden hatte. Sie taumelte kurz, entschied sich dann für das Umfallen und zersplitterte klirrend in tausend Teile. Der Übeltäter blieb erschrocken stehen und sah sich seine Schandtat an.
„Verdammt....“
„Ich hoffe sie war nicht so teuer.“ begrüßte ihn der Lordprotektor und Caleos sah wieder auf und grinste ihn an.
„Morgen, Morgen, Morgen!“ rief er euphorisch. „Heute geht es rund!“ Aranicon gähnte laut und Caleos sprintete heran und zerrte an seiner Decke, sodass sie mitsamt Aranicon aus dem Bett fiel. Er schlug hart auf dem Boden auf und war sofort hellwach.
„Was...“ Setzte er an, doch der andere unterbrach ihn jedoch hektisch.
„Keine Zeit zum herumliegen. Wir haben eine Menge nachzuholen!“ Er rannte wieder zu der Tür, wobei er die Splitter am Boden vollkommen übersah und sie in noch kleinere Stücke zertrat.
„In einer Viertelstunde bist du unten!“ rief er und verschwand um die Ecke. Aranicon setzte sich auf und rieb sich seinen Kopf. Der Boden war trotz des Teppiches hart genug, um beim draufallen seinen Kopf zu beeinträchtigen. Caleos verfügte eindeutig über viel zu viel Energie...und dachte einfach nicht nach. Mühsam zog er sich an seinem Bett hoch und kramte in seinem Schrank nach irgendwelchen Sachen zum Anziehen. Er und Arteila waren lange Zeit in Agherda gewesen, wenn sie eine Heimat hatten dann hier, daher hatten sie auch ihre eigenen festen Zimmer und alles andere, was man an seinem Wohnort so hatte. Nach kurzer Suche fand er schließlich doch noch was gutes und schlurfte die Treppe in den Essenssaal hinunter, wo, wie immer, eine große Tafel stand. Zwei Wachen standen am Eingang, sie trugen die Leuchtend Rote Uniformen Agherdas mit dem Löwen darauf, dahinter erstreckte sich der Saal. Wobei Saal ein wenig übertrieben war. Ein großer Raum wäre die bessere Umschreibung gewesen. Das Schloss von Agherda war deutlich kleiner als das der Elesnas zu Aram, was vor allem daran lag das es auch deutlich älter war und inmitten der Stadt lag, was neue Bauten äußerst schwierig machte. Doch so mochte Aranicon das Schloss, klein und übersichtlich. Im Essenssaal war Arteila schon anwesend und saß auf ihrem kleinen Thron an der Spitze der Tafel, umgeben von einigen Dienern, die mit ihr redeten und scherzten. Sie lachte unbeschwert und Aranicon schlich sich zu dem kalten Buffet, in der Hoffnung das sie ihn nicht sah und ihm Befehle erteilen würde.
„Lordprotektor!“ rief sie plötzlich und er erstarrte. Bevor er innerlich fluchen konnte, hatten die Leute das Sichtfeld zu ihm freigegeben und er sah sie winken. Er seufzte und ging zu ihr hin.
„Setzen.“ befahl sie und deutete auf den leeren Stuhl neben sich. Aranicon tat wie geheißen und setzte sich neben sie, wobei er einen Diener ein wenig anrempelte. Aber der hatte es auch verdient wenn er so blöd im Weg stand. Arteila blickte ihn einige Sekunden schweigend an, sagte aber nichts. Er atmete viermal schwer ein und aus und als sie bei dem fünften Mal noch nichts gesagt hatte lächelte er sie künstlich an.
„Was gibt es denn, meine Königin?“ fragte er mit einem bissigen Unterton.
„Nichts, Nichts. Ich wollte nur nicht das du dort hinten versauerst. Ein wenig lustige Gesellschaft.“ tröstete sie ihn und er beäugte sie argwöhnisch. Irgendwas hatte sie doch eindeutig vor. Und er hatte sich nichts zu essen geholt.
„Dann würde ich mir was zu essen und trinken holen.“ meinte er und stand auf, setzte sich aber sofort wieder als sie ihn eindringlich mit ihrem Blick durchbohrte. Sie winkte einem Diener zu.
„Bringt irgendwas und ein Glas Wasser für den Lordprotektor. Er ist da nicht sehr anspruchsvoll.“ Der Diener verbeugte sich und eilte zu dem Bankett, während Aranicon immer schlechtere Laune bekam. Ihm gefiel es ganz und gar nicht, wenn er nicht wusste was sie wollte.
„Sagt Mal Lordprotektor...“ begann sie und er wurde noch ein Gutes Stück Paranoider. Wenn Arteila so anfing, kam immer etwas schlimmes bei raus. „Was ist eigentlich mit Meister Dar passiert?“
„Hm...was wohl? Der wurde gefangen genommen. Wer weiß was Lord Elesna mit ihm macht? Man sagt er mag Künstler nicht...“ Den Rest des Satztes ließ er offen im Raum stehen und biss lieber herzhaft in das Brot hinein, welches ihm der Diener gebracht hatte.
„Ach...ich hoffe es ist ihm nichts übles passiert.“ sinnierte Arteila und sah nachdenklich an die Decke.
„Ist er so ein guter Künstler?“
„Das bekümmert mich nicht...aber das Bild war fast fertig. Wäre äußerst bekümmerlich ein neues anfangen zu müssen...“
„Hmpf...“ Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sein Frühstück und nahm sich als nächstes einen Apfel vor. „He, bring mal Wein.“ forderte er einen Diener auf, der nickte, doch sofort von Arteila zurückgepfiffen wurde.
„Kein Wein für den Lordprotektor, ich brauche ihn heute noch bei klarem Kopfe.“ Aranicon hatte so etwas schon erwartet, aber dies ließ die Hoffnungen in ihm zusammenfallen. Er stürzte das Wasser herunter und fing an eine weitere Scheibe Brot zu essen, während Arteila das Interesse an ihm verlor und sich mit einem Stadtoffiziellen unterhielt, der ihr irgendwas über die neusten Bauprojekte erzählte, was Aranicon jedoch sofort wieder vergaß. Er frage sich ob Arteila sich das merkte oder nur nett abwickte.
„He, Aranicon!“ schrie Caleos munter, als er den Saal betrat und rannte heran. Kurz vor Arteila bremste er ab, zwinkerte ihr zu – was bei ihr sofort Faltenbildung auf der Stirn hervorrief – und rannte dann weiter zu ihm.
„Komm, lass uns gleich losgehen.“
„Nur die Ruhe.“ antwortete der Lordprotektor gemächlich und strich sich eine weitere Scheibe mit Butter.
„Nichts da!“ rief Caleos und unterstrich seine Worte mit einer schwungvollen Geste, wodurch Aranicons Glas fünf Meter weit wegflog und zersplitterte. Alle Blicke folgten dem Glas und blieben an dem Ort hängen wo der Splitterhaufen lag. Schließlich löste sich ein Diener und machte sich daran die Überreste zu beseitigen.
„Komm, komm, komm!“ munterte er weiter auf und zog an Aranicon Hemd, was dieser genervt abstreifte.
„Beruhige dich. Wir müssen zu erst zu deinem Vater.“
„Wir?“
Aranicon nickte in Richtung der Königin, die ein wenig Rot anlief, aber schwieg. Sie hatte es definitiv vergessen. Oder wollte es nicht.
„Aber danach!“ eiferte Caleos wieder auf, aber der Lordprotektor wedelte beruhigend mit den Händen.
„Danach werden wir den Hauptmann der Wache besuchen.“
„Und danach?“ fragte Caleos reichlich niedergeschlagener.
„Danach...“ Aranicon überlegte. „Danach können wir. Falls es ihre Majestät erlaubt.“ Er nickte Arteila zu, die eine unbestimmte Kopfbewegung machte.
„Vielleicht.“
„Hm...“ Caleos drehte sich unmotiviert um, wurde jedoch sofort zurückgerufen.
„Du begleitest uns. Ich brauche doch jemanden der mich eurem neuen Hauptmann vorstellt. Ihr habt doch den alten Tain abgeschossen.“ hielt ihn Aranicon zurück.
„Ja...“ Caleos seufzte inbrünstig. „Ich begleite euch. Und Tain hat freiwillig den Posten abgegeben, um auf seinen Hof zurück zu kehren.“
„Oh, und wie geht’s dem Altem?“ erkundigte sich Aranicon und stopfte sich die Reste des Brotes in den Mund.
„Wie man es sieht, er ist auf dem Weg zum Hof vom Pferd gefallen und gestorben.“ berichtete Caleos und Aranicon musste schmunzeln. Tain hatte bei jeder Begegnung immer etwas von: Wenn ich erst im Ruhestand bin, dann...gemurmelt und so war es nun gekommen. Nachdem er ein ganzes Leben Soldat und Wachhauptmann gewesen war.
„Wann wollen wir denn Vater besuchen?“ erkundigte sich Caleos, während er ein wenig auf der Stelle hin und her ging. Aranicon sah zu Arteila hoch, welche nickte, sodass er aufstand.
„Jetzt.“ Sie stand auf und gemeinsam gingen sie aus dem Essensaal, wo die Diener schon mit dem Aufräumen anfingen. Statthalter Arton lag in der Gruft seiner Vorväter, welche wiederum unter dem Schloss selbst in den Stein des Bodens gemeißelt war. Sie überquerten den kleinen Schlosshof, der zehn Meter breit war und gingen die Treppe hinunter, wo sie nun unter der Küche waren und in einen ersten Raum kamen. Von ihm gingen vier Wege ab, einschließlich dem, von dem sie gekommen waren und alle führten tiefer in die Erde hinein. Vier Fackeln erhellten den Raum und in die Wände waren Nischen eingemeißelt, in welchen kleine Schreine errichtet waren. An der Decke prangte nur noch schwach zu erkennen ein Bild von den Vier Apokalyptischen Göttern: Der erste höchste von ihnen war Corin, der alle gestorbenen auf seiner Seite willkommen hieß, gefolgt von seinen beiden Schwestern Riica der Königin der Nacht, die alle auf Heimtückische Weise getöteten leitete, und Myria der Stimmes des Untergangs, welche alle in Schlachten und Kriegen gefallen begleitete. Der Vierte war Namenlos und war das Ende von allem. Auf dem Deckengemälde war für ihn auch nur eine Leere inmitten der Schar von Geschwistern zu sehen.
„Hier entlang.“ führte Caleos sie rechts herum und sie begannen mit dem Abstieg in die Erde hinein.
„Ich war noch nie hier in der Gruft...was wäre denn Links und Geradeaus gewesen?“ interessierte sich Arteila und er antwortete, ohne sich umzudrehen.
„Gräber. Links sind die ersten Gräber von den Gründern dieser Stadt, Einhundert Stück, Reih an Reih, in der Mitte sind die Gräber der Großen Herzöge, ebenfalls Einhundert.“
„Eine ganz schöne Menge. Ich hätte nie gedacht, dass ihr so viele eurer Vorfahren hier begraben habt.“ murmelte Arteila, als sie um eine Ecke gingen und noch tiefer herabstiegen. „Es erinnert mich an die Gräber der Könige in der Hauptstadt.“
„Nun, hier sind sie allerdings vollzähliger. Jeder einzelne Fürst und Herzog liegt hier, in der Haupstadt nur jene die dort gestorben sind, ich meine mich zu erinnern das einige in fremden Ländern gefallen sind und dort ihre Großen Gräber erhielten.“ korrigierte Caleos sie und Aranicon musste ihm zustimmen. Er hatte sich nicht viel damit beschäftigt, aber die ganzen großen Südkönige, die in den endlosen Schlachten gegen Kart und die ganzen anderen Völker in den Ländern der Mittagshitze gefallen waren, waren nicht in die Hauptstadt zurückgebracht worden, sondern an Ort und Stelle vergraben worden. Es war nicht sehr verwunderlich gewesen, das dieses Gräber zu großen Teilen heute nicht mehr existierten. Sie kamen unten in eine lange und breite Halle, in deren Mitte ein großer Stein stand. An den Seiten hingen zahllose Fackeln und Wappen Agherdas. Hinter der Halle ging ein Gang noch tiefer in das Erdreich hinein. Mitten auf dem Stein lag ein Mensch in voller Kleidung. Neben ihm stand eine Junge Frau, die voll und ganz in Schwarz gekleidet war und schluchzte. Unauffällig im Hintergrund standen zwei Wachen sowie drei Diener, die einige Fackeln erneuerten.
„Schwester?“ fragte Caleos und die Frau blickte auf. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet.
„Ah...“ machte sie und knickste kurz vor ihnen, bevor sie sich wieder dem Mann zu wandte. Die drei gingen näher heran, bis sie ihr gegenüber vor dem Stein standen.
„Er atmet noch.“ stellte Arteila fest und Caleos nickte.
„Die Ärzte sagen er würde nicht mehr aufwachen.“
„Was ist denn mit ihm passiert?“ wunderte sich Aranicon, der keine Verletzung erkennen konnte.
„Ich weiß es nicht genau. Der Attentäter hatte nur eine Granate geworfen, die in einer Rauchwolke explodierte. Die drei die ihr am nächsten standen starben sofort ohne Verletzung, Vater fiel...in diesen Zustand.“ Aranicon warf einen Blick auf den flacht atmenden alten Mann. Er sah friedlich aus mit seiner Krone auf dem Kopf, das Schwert seiner Väter auf der Brust, die sich langsam hob und senkte.
„Vielleicht haben wir ja Glück...“ hoffte Arteila und Caloes seufzte.
„Vielleicht. Aber bis dahin wird Schwester regieren.“ meinte er und nickte zu der Frau.
„Oh, Entschuldige das ich dich ignoriert habe. Mein Beileid Cesca.“ Aranicon erstarrte als er plötzlich diese Teilnahme von Arteila hörte, die auch noch zu Cesca herüber ging und ihr einen Arm auf die Schulter legte. Leise schluchzte sie weiter, blickte aber Dankbar auf.
„Meine Königin...“ Caloes sah Aranicon fragend an, der nur mit den Schultern zuckte und still dastand. Er hatte doch auch keine Ahnung was in Arteila gefahren war. Sie standen ein paar Minuten und langsam wurde es ihm doch ein wenig langweilig...und hier unten war es ihm ein wenig zu kühl.
„Arteila...“ begann er, doch auf einen bösen Blick von ihr räusperte er sich und setzte neu an.
„Meine Königin...wir müssen noch zu dem Hauptmann der Wache...“
„Geht alleine.“ beschied sie ihm und Aranicon nickte. Gemeinsam mit Caleos gingen sie bedrückt wieder nach oben, wo die Sonne schien. Ein leichter Wind aus dem Süden hatte eine angenehme Wärme gebracht und schien wie eine letzte Erinnerung an den Sommer.
„Der Winter naht.“ sinnierte Aranicon und Caloes sah ihn fragend an.
„In der Steppe war es so kalt. Hier und auf Aram ist es warm, doch es ist wie ein Letzter Abschied.“
„Aranicon, was ist los? Sonst bist du doch nicht so poetisch!“ wunderte sich sein Begleiter, während sie auf das Tor zu gingen.
„Wer weiß...wahrscheinlich die Gruft.“
„So etwas macht dich Melancholisch?“
„Ja...“ Sie gingen durch das Tor und standen inmitten der Stadt. Vor ihnen lag der Marktplatz, direkt gegenüber die Große Kirche. Zahlreiche Händler hatten ihre Stände aufgebaut und noch viel zahlreichere Besucher strömten zwischen ihnen hindurch, kaufen, feilschten und tratschten.
„Weißt du noch wo die Wache ist?“ fragte Caleos ihn inmitten des Markplatzes und Aranicon schüttelte den Kopf.
„Sie sind doch auch umgezogen.“
„Ah, ja richtig. Dann hier entlang.“ leitete er ihn in eine Seitenstraße und sofort wurde es schlagartig leiser. Hier gingen nur noch eine wenige zwischen den Eng Gedrängten Häusern hindurch, die alle mindestens drei Stockwerke hatte und alle aus dem weißen Stein der nahen Berge erbaut waren. Caleos führte ihn durch die verwinkelten Gassen, bis sie schließlich auf einen anderen großen Platz standen, der von reich verzierten Häuser umgeben war und direkt vor ihnen stand ein kleines Palastartiges Gebäude, aus deren Fenstern die Flaggen des Königreiches, des Herzogstum und der Stadt Agherda hingen. Am Anfang der Treppe standen einige Wachmänner, die sich unterhielten und die beiden Neuankömmlinge ignorierten, die die Treppe hochgingen. Caleos war ein wenig schneller als Aranicon oben und öffnete diesem die Tür. Innen drinnen war es erstaunlich karg gehalten, ein großer Kronleuchter erhellte den Raum, der einen kleinen Empfangstressen besaß, wo ein anderer Gardist saß und Papiere ordnete. Zu beiden Seiten des Raumes verliefen Säulen auf denen das nächste Stockwerk ruhte, von welchem man in den Raum über eine Brüstung sehen konnte.
„Er hat sein Zimmer im zweiten Geschoss.“ wies Caelos den Lordprotektor an und gemeinsam stiegen sie die nächste Treppe vor ihnen in das zweite Stockwerk, wo er ihn in ein kleineres Zimmer leitete. Genau im Zentrum des Zimmers, vor einem großen Fenster, stand ein mächtiger Eichenholztisch und dahinter saß ein Mann in den Mittleren Jahren über einen Stapel Papiere gebeugt. Das erste was Aranicon auffielen waren seine weißen Haare – wahrlich wenige Menschen hatten das – und als er aufsah die Roten Augen.
„Ah, Lord Caleos.“ begrüßte er den Agherder. Seine Stimme hatte einen befehlsgewohnten und überheblichen Ton, der Aranicon nicht ganz recht gefiel.
„Und das ist...doch der Lordprotektor? Was kann ich für sie tun?“
„Aranicon, das ist Hauptmann Tirion von den Silberfalken.“
„Guten Tag.“
„Was führt euch nun zu mir? Ich habe Arbeit wie ihr sicherlich seht!“
„Deine Papiere können doch noch ein wenig warten. Du machst doch seit den letzten Jahren nichts anderes.“ tröstete ihn Caleos mit einem Lächeln und ging auf den Wandschrank zu.
„Ich komme wegen...“
„Lassen sie mich raten.“ unterbrach er ihn unhöflich und legte den Finger auf einen Stapel Papier. „Der Häckselmörder?“
„Der was?“ fragte Aranicon nach und Caleos nahm sich eine Flasche Schnaps aus dem Schrank.
„Ein Gläschen?“
„Das ist...“ brauste der Hauptmann auf, biss sich jedoch auf die Lippen als ihn Caleos interessiert ansah.
„Ich sehe, sie wollen nichts. Aranicon?“
„Ein kleines Glas. Äh...ah, nein, ich komme nicht wegen dem Häckselmörder. Wer auch immer das ist.“
„Auch gut so. Ich könnte ihnen nichts neues sagen. Dann kommt ihr sicherlich wegen dem Attentat auf Lord Arton?“
„Richtig geraten.“
„Hier.“ Er deutete mit seinem Finger auf den zweiten Berg Papiere. „Das sind die Untersuchungsberichte.“
„Und?“ harkte Aranicon nach und nahm das Glas von Caleos an. „Kriege ich hier Geld für das durchsehen?“
„Pfff...ich bin noch nicht dazu gekommen.“
„Was machen sie eigentlich die ganze Zeit? Ich habe sie zu zwei Fällen befragt und in keinem sind sie in der Lage irgendwas zu sagen!“ Er trank einen Schluck. „Aber wenigstens haben sie einen guten Geschmack.“
„Irre dich da mal nicht.“ wandte Caleos ein, der sich einen zweiten eingoß. „Den hat nicht er besorgt, sondern...“
„Wollt ihr mich noch weiter von der Arbeit abhalten und meinen Schnaps in meinem Büro saufen?“ beschwerte sich Tirion weiter und Aranicon hatte gut Lust die gesamte Schnapsflasche mitzunehmen.
„Nun, dann erzählen sie mir ob sie schon überhaupt was wissen.“
Der Hauptmann lehnte sich mit einem herzhaften Seufzer zurück und erzählte so trocken und monoton wie nur irgend möglich:
„Lord Arton wurde am Ende bei dem Fest für die Hilfe von Waisenkindern auf der Höhe des Hurien-Platzes von dem Attentäter angegriffen, welcher in der Menschenmenge stand, die dem Herzog zujubelte. Er warf aus der Menge eine Granate, die in der Nähe des Herzogs explodierte, jedoch von einer der Freundinnen der Herzögin geistesgegenwärtig weggestoßen wurde. Aus ihr entwich weißer Rauch, von dem anzunehmen ist, das er giftig ist. Eine Verfolgung blieb ereignislos, da er im Gewimmel verschwand.“ Er beendete seinen Bericht und starrte Aranicon gelangweilt an.
„Wo wart ihr denn?“ fragte ihn der Lordprotektor und Tirion verzog keine Mine.
„Ich war arbeiten.“
„Woran?“
„Ich war auf der Suche nach dem Häckselmörder.“
„Wer zum Teufel ist das eigentlich?“ wunderte sich Aranicon und Tirion seufzte wieder herzzereißend.
„Ein grausamer Mörder, der sich zum Spaß macht Mädchen im Alter zwischen 15 und 18 zu entführen und zu zerstückeln. Wir finden immer wieder Arme und Beine im See.“
„Und was ist daran so wichtig?“
„Hm... der Herzog hat es mir befohlen.“ entschuldigte sich der Hauptmann und schichtete einige Blätter um. „Ich fand es ja auch nicht so wichtig...“
„Mein Vater hat es Hauptmann Tirion befohlen sich darum zu kümmern, nachdem schon dreizehn Mädchen verschwunden waren. Bis dahin hatte es nämlich keinen Fortschritt gegeben...“ mischte sich Caleos ein, der gerade die Flasche zurückstellte, die sich bedrohlich geleert hatte. „Aber die scheint es ja jetzt auch nicht zu geben. Sie können von Glück reden das meine Schwester älter ist...ansonsten wären sie der erste der da draußen baumeln würde.“ Der Hauptmann grinste humorlos zurück und faltete ein Papier zusammen.
„Und in dem klaren Wissen das sie es nie sein werden verjage ich sie jetzt. Jede Minute die hier vergeudet wird, lässt junge Frauen länger leiden!“
„Wir vergeuden nur Zeit, in der sie sonst Frauen hinterher laufen würden!“ protestierte Caleos und Aranicon befand es langsam an der Zeit das Haus zu verlassen. Er nahm seinen Freund an der Schulter und führte ihn bestimmt zu der Tür, während er sich zaghaft wehrte und in Richtung Tirion gestikulierte, der einfach nur breit grinsend dar stand.
„Beehren sie mich nie wieder.“ verabschiedete sich der Hauptmann gehässig und Aranicon schlug hinter sich die Tür zu. Er hasste es wenn Leute nicht ihm Respekt zollten. Caleos beruhigte sich wieder ein wenig, begann jedoch auf dem Weg auf den Platz hinaus laut über den Hauptmann zu lästern:
„Es ist unglaublich...der Mann ist so unfähig. Was sage ich da? Unfähig? Nein, noch schlimmer, er versucht es nicht einmal. Ich frage mich immer wieder wieso mein Vater ihn aufgenommen hat und selbst dann noch ist er so frech zu mir. Zu mir! Und weißt du auch wieso?“ Aranicon zuckte mit den Schultern und sie gingen die Treppenstufen auf den Platz hinunter.
„Weil er weiß das Cesca ihm nichts tun wird, sie hat auch bei Vater immer gutes Wort für ihn eingelegt. Ich frage mich was sie sich dabei denkt...wie kann sie nur einen Holzkopf nur mögen? Ansatsweise mögen? Aber es kommt natürlich noch viel dicker, sie mag ihn nicht nur, nein, am liebsten würde sie ihn auch noch heiraten.“
„Stimmt das?“ wunderte sich Aranicon. Er hatte Cesca gar nicht für jemanden gehalten, der sic überhaupt für irgendwas interessieren könnte, was Männlich ist. Und für so einen Idioten erst recht.
„Ja...sie hat es mir ja selbst gesagt. Aber es kommt noch viel besser...“
„Ich freue mich schon.“ Sie blieben auf der Mitte des Platzes stehen. Hier stand ein kleiner Brunnen, indem lustig das Wasser plätscherte. Aranicon starrte gelangweilig hinein, während Caleos sich weiter beschwerte:
„Er kann sie nicht ausstehen. Überhaupt nicht. Rein gar nicht. Nichts. Nichts. Sonst würde er doch nicht dauernd irgendwelchen blonden Huren hinterher geistern! Weißt du wo er an dem Abend war, als mein Vater starb?“
„Er lebt noch...“ wandte Aranicon ein und hielt eine Hand in das Kalte Wasser.
„Du weißt was ich meine. Er war in einem Bordell um Höchstpersönlich die Untersuchung des Falles zu leiten.“
„Klingt...verführerisch.“
„Ah!“ Caleos Augen leuchteten plötzlich wie ein Leuchtfeuer auf und er packte Aranicon. „Verführerisch! Gutes Stichwort! Wir sind doch jetzt fertig mit deinem dämlichen Laufplan?“
„Ja...“ Er hatte natürlich nichts gebracht. Einmal war er halbwegs motiviert gewesen und schon brachte es nichts. Er sollte wirklich auf Energiesparmodus verfallen und warten bis jemand die Königin erwischen würde. Lord Aenisin würde bestimmt in diese Richtung nicht alles unversucht lassen.
„Gut! Dann komm mit zum Fluss. Wir müssten gerade pünktlich kommen!“ begeisterte sich Caleos immer mehr und Aranicon nickte zögernd, doch da wurde er schon mitgerissen. Sein Freund zerrte ihn durch die halbe Stadt, bis sie schließlich an einem kleinen Fluss waren, der friedlich sich durch die Stadt schlängelte. Ein paar Fische springen lustig im klaren Wasser und Caleos setzte sich auf die Kante der Mauerbefestigung und ließ die Beine baumeln. Keine zwanzig Meter von ihnen entfernt führte eine Brücke zu einem großen Gebäudekomplex auf der anderen Seite. Die Glocken kündigten die 13. Stunde des Tages bimmelnd an.
„Was soll hier so toll sein?“ erkundigte sich Aranicon schlecht gelaunt und Caleos riss ihm so fest am Arm, das er fast heruntergerutscht wäre.
„Da, sieh doch!“ rief er und zeigte auf die Brücke, wo gerade einige Mädchen hinüber gingen.
„Hm...was ist das?“
„Das? Das ist die Königliche Hochschule!“
„Hm, und wieso ist sie jetzt so besonders?“
„Weil da nur Mädchen sind!“
„Ich dachte...“
„Denk nach! Kann nicht schaden. Wo sind denn alle Jungs zwischen 16 und 20? Genau! Und diese Schule unterrichtet genau zwischen 16 und 20!“
„Ah, und du wolltest jetzt unbedingt die ansehen?“ zweifelte Aranicon. Bei seinem letzten Aufenthalt war Caleos noch nicht auf solche Abwege geraten.
„Natürlich. Die sehen doch einfach toll aus, besonders in ihren Uniformen. Du musst einfach nur besser hinsehen.“ munterte ihn Caleos auf und nickte wieder auf die Brücke. Aranicon sah erneut hin und konnte daran nichts besonderes erkennen...
„Hm, die kenne ich doch. Ist das nicht dasselbe Rot wie bei euren Soldaten?“ erkundigte er sich und neben ihm wurde eifrig genickt.
„Ja, genau. Die ist auch vom gleichen Hersteller – sie hat sogar den gleichen Schnitt. Mein Vater fand dies sei der einfachste Weg bei der Errichtung dieser Instition.“
„Wann hat er das eigentlich getan? Und wieso?“
„Hm...lass mal überlegen. Vor drei Jahren ging die Offiziersakademie, seitdem stand sie leer...letztes Jahr im Dezember wurde Arton mal auf das Problem des Bildung angesprochen und hat dann diese hier gekauft.“ erzählte Caleos, wandte seinen Blick jedoch nicht ab. Eine weitere Gruppe von Schülerinnen verließen gerade das Gelände.
„Das erinnert mich gerade an die Diskussion mit Arteila über die Schulpflicht.“
„Ach, mit ihr kann man diskutieren?“ wunderte sich Caleos und Aranicon musste leicht grinsen.
„Manchmal schon. Sie endete damit, dass sie alle Hinausschmiss und das Thema vertagte. Aber es war doch recht lustig als unbeteiligter Dritter – die Lords hatten alle vollkommen gegenseitige Meinungen und als erst zu der Finanzierung kamen, da wurde dann geschrien, gebrüllt und geweint. Es war...doch sehr informativ. Man konnte leichter aus ihnen Soldaten hinauspressen, als das diese Soldaten auch Bildung hätten. Die einen meinten das wäre nicht nötig, die anderen sagten es wäre gefährlich, die dritten versprachen das dadurch die Effizienz gesteigert werden würde und die vierten jammerten über den Mangel an Gebildeten Arbeitern in ihren Städten.“
„Erinnert mich an die Versammlungen des Stadtrates...mein Vater kam mit ihnen ja noch gut zu recht, aber ich...ich hasse sie einfach. Verfassung hier, Gesetze da, du kannst rein gar nichts durchsetzen. Cesca tut mir eigentlich schon ein wenig Leid...“
„Ah, der junge Lord!“ mischte sich plötzlich von hinten eine weibliche Stimme ein. Aranicon fuhr herum, rutschte fast hinunter, griff in letzter Sekunde nach Caleos und dieser taumelte gefährlich, bevor er sich halbwegs fangen konnte. Hinter ihnen stand eine Frau in ihrem Alter, sie trug die Uniform der Garde, ein leichteres Rot als das knallige der Soldaten, aber dennoch klar und gut erkennbar. An ihrer Seite hing ein Schwert auf dem ihre Hände ruhten. Sie trug zusätzlich noch einen schicken, schwarzen Dreispitz an dem eine Pfauenfeder befestigt war.
„Oh, Andra. Was machst du denn hier?“ begrüßte sie Caleos deutlich schwungloser, als er sonst immer wahr.
„Nachsehen wer unsere Schützlinge so begafft.“
„Schützlinge?“ erkundigte Caleos sich unschuldig und sie zeigte auf die Brücke.
„Die da. Oh...“ Sie sah zu Aranicon und verbeugte sich hektisch. „Verzieht Lordprotektor, dass ich euch solange übersehen habe. Mein Name ist Andra Tavvar und ich bin Stellvertretender Hauptmann der Garde.“ Er nickte ihr freundlich und sie atmete leicht erleichtert auf, während sie sich wieder Caleos zuwandte.
„Ja, ich hielt es angesichts der Tatsache, dass alle dreizehn Opfer von dieser Schule kamen für nicht ganz unvorteilhaft, wenn wir hier ein bisschen Wache schieben.“
„Hm, das war deine Idee. Von Tirion kommt so was kluges eher selten.“
„Lass mich mit dem in Ruhe.“ kommentierte sie abwertend seinen Namen. „Aber ich hatte mir schon gedacht das du es bist.“
„Bin ich so unverwechselbar?“ grinste sie Caleos an, worauf sie ihren Kopf schüttelte.
„Nein, aber nur wenige besitzen deine Dreistigkeit. Und fuchteln so mit den Armen.“
„Ich bin halt doch unverwechselbar!“ wiederholte er und sie zuckte nur mit den Schultern.
„Tavvar...“ begann Aranicon, doch sie hob die Hand.
„Nennt mich Andra.“ bat sie ihn und er fing erneut an.
„Andra, wisst ihr mehr über diese Mordfälle? Ich habe heute davon zum ersten Mal gehört und...Tirion wusste auch nichts.“
„Er hat den Papierhaufen wahrscheinlich immer noch nicht durch.“ ätzte sie. „Aber natürlich. Wir finden in den letzten Monaten immer wieder Arme und Beine von jungen Mädchen – 13 an der Zahl. Und 13 sind von dieser Schule verschwunden. Ein paar konnte man schon zu Ordnen, aber das dauert bei den anderen noch.“
„Keine Weiteren Spuren?“
„Nein.“ Sie schüttelte traurig den Kopf. „Leider nicht wirklich. Wir haben allerdings die Ermittlungen auch erst vor kurzem aufgenommen – die Lehrer erscheinen mir am wahrscheinlichsten, aber...die scheinen nicht verdächtig zu sein, wie mir berichtet wurde. Und nun wird das ganze vergessen, wegen Lord Arton...wie geht es im eigentlich?“
„Wie immer.“ antwortete Caleos und ihr Blick wurde mitfühlender.
„Das bessert sich noch....aber wegen Lord Arton wird das wohl ein ungelöstes Rätsel bleiben, da Tirion alle Ressourcen darauf bündelt den Attentäter zu finden, was ihm zwar nicht gelingen wird, aber was solls...“ Demotiviert kickte sie einen Stein in das Wasser. Caleos stand auf und klopfte ihr auf die Schulter.
„Hm?“
„Ich werde mich bei meiner Schwester dafür einsetzen, dass du weitersuchen kannst.“
„Oh, Danke...“ wollte sie sich gerade bedanken, da drehte er sich schon um und brüllte:
„Aranicon! Lass uns zurück gehen.“ Der Lordprotektor warf noch einen missmutigen Blick in das Wasser, welches immer noch Wellen von dem geworfenem Stein schlug. Dann stand er auf und nickte Andra zu, die sich leicht verbeugte und in die Entgegengesetzte Richtung ging.

„Ah, Lordproktor!“ begrüßte ihn Arteila, als er gerade in den Thronsaal des Schlosses kam von ihrem Thron aus. Neben ihr saß Cesca auf ihrem kleineren Sitz, vor ihnen standen einige der Stadtältesten und waren offenbar noch eben dabei gewesen etwas ihr zu erklären.
„Meine Königin.“ grüßte er zurück und nickte leicht, ging dann sofort weiter, um sich so schnell wie Möglich auf die andere Seite des Saales zu retten, doch sie war schneller.
„Herkommen!“ befahl sie knapp und er schlich heran. Als er an den Stadtältesten vorbei kamen, nickten diese auch Respektvoll, bevor sie von Arteila mit einer schnellen Handbewegung verscheucht wurden.
„Ich habe eben einen Vorschlag bekommen und wenn ich darf würde ich dich jetzt fragen was du davon hälst.“
Er schüttelte sofort den Kopf, aber sie redete einfach weiter:
„Mir wurde soeben vorgeschlagen, dass ich dem Örtlichen Gericht vorsitzen könnte.“
„Wunderbare Idee. Die da?“ Er nickte in Richtung der Alten Männer.
„Ja.“
„Klingt anstrengend...“
„Danke.“ Sie lächelte ihn leicht an und wandte sich an die Stadtältesten. „Ich fühle mich geehrt heute Abend dem Gericht ihrer Stadt vorsitzen zu dürfen. Wann soll ich erscheinen?“
„Wir würden uns da ganz nach ihrer Majestät richten, wer sind wir das wir...“
„Ich bin heute ganz frei und will ihnen keine Mühe bereiten, nennen sie eine Zeit und ich werde sein.“ Mischte sich Arteila ein und der Mann verbeugte sich erneut.
„Entschuldigt. Um Acht wird die heutige Hauptversammlung beginnen, findet euch bitte eine Viertelstunde vorher dort ein.“ Der Älteste verneigte sich erneut und die ganze Abteilung verließ den Saal. Aranicon wunderte sich, dass keiner auf dem Weg nach draußen umkippte, alt genug dafür waren sie ja gewesen.
„Ich erwartete natürlich deine Anwesenheit.“ machte ihn Arteila aufmerksam. „Wo hast du dich eigentlich die ganze Zeit herum getrieben?“
„Ich war bei Hauptmann Silberfalke und habe mir den Aktuellen Stand von seiner Adjudantin geben lassen.“
„Bei wem?“ fragte sie nach.
„Wärest du dabei gewesen, dann...“
„War ich nicht und jetzt sag es mir.“ unterbracht sie ihn und er musste sich beherrschen ruhig zu bleiben.
„Der Neue Hauptmann der Stadtwache. Er...“
„Silberfalke sagst du?“ stoppte sie ihn erneut und er nickte mürrisch.
„Doch nicht die Silberfalken?“ harkte sie noch weiter nach und er nickte erneut. Ein Diener huschte im Hintergrund entlang und einige Wache passierten die beiden Tore, während Arteila scharf nachzudenken schien.
„Wie kommt der den in die Position?“ wunderte sie sich schließlich. „Ich dachte mein Vater hätte die ausgelöscht.“
„Da siehst du mal wieder wie wenig du eigentlich weißt – zum Ersten hat nicht dein Vater sie besiegt, sondern von Lord Teilen, dem damaligen Lordprotektor, und zweitens hat er nur den damaligen Silberfalkenlord und seine beiden Ältesten Söhne getötet. Es verbleiben also noch Neun, von denen der Hauptmann der Älteste ist.“
„Wenn du es sagst. Und wieso ist der Sohn von Verrätern nun Hauptmann?“
„Lord Arton hat ihn anscheinend gefördert. Frag nicht wieso, er ist ein vollkommen inkompetenter, arroganter Idiot.“
„Dann müsstest du ihn doch mögen. Ihr scheint euch zu gleichen.“ erkannte Arteila und Aranicon biss sich auf die Lippe. Statt einer Antwort schwieg er lieber und sie sah ihn mit einem fiesen Lächeln an.
„Du akzeptierst es also? Ein guter Schritt auf dem Weg zur Besserung. Sag Mal, wie spät ist es eigentlich?“ fragte sie und er zuckte mit den Schultern.
„Woher soll ich das wissen? Hängt hier eine Uhr?“
„Hm...nein. Dann geh mal jemanden fragen, ich will nicht zu spät kommen.“ befahl sie ihm und er schlurfte zu dem nächsten Diener hin, der unauffällig in einer Ecke stand.
„Wie spät ist es?“ fragte Aranicon ihn barsch und der Diener zuckte zusammen.
„Ich weiß es nicht, Mylord...“
„Dann geh nachsehen!“ befahl er und der Diener verschwand nach einer eiligen Verbeugung auf der Tür hinaus, bevor er kurz darauf wieder erschien.
„Sieben Uhr, Mylord.“ berichtete er ordnungsgemäß und Aranicon ging zu Arteila zurück, die von ihrem Tisch einen Bericht aufgenommen hatte und sich ihn durchlas.
„Sieben.“ sagte er und sie sah auf.
„Gut, dann leite mal alles in die Wege, damit ich pünktlich dahin komme!“ befahl sie daraufhin und er zuckte nur mit den Schultern.
„Was willst du da vorbereiten? Das Gerichtsgebäude ist direkt neben dem Platz vor dem Schloss, das ist fünf Minuten Wegzeit und dort werden sie alles vorbereitet haben. Aber von mir aus würde ich dich auch auf einen Stuhl pflanzen, der aus Holz ist.“
„Wenn du meinst, das alles in Ordnung bist, musst du natürlich nichts machen, aber ich werde dich höchstpersönlich für alle Fehler, die mir missfallen verantwortlich machen.“ schloss Arteila und legte den Bericht zurück auf den Tisch. Der Lordprotektor rollte mit den Augen und beschloss, das nicht an diesem Tag klappen würde und die Königin ihn wieder für alles Mögliche Verantwortlich machen würde. Im Gericht würde wahrscheinlich nichts zu ihrer Zufriedenheit laufen, sie würde bestimmt keinen riesigen Samtsessel bekommen, sondern einen ganz normalen Stuhl, vielleicht maximal einen Richterstuhl.
„Woran denkst du?“ fragte sie plötzlich.
„An dies und jenes.“ antwortete er ausweichen und sie zögerte einen Moment, schwieg dann aber und lächelte zufrieden zum Ausgang hin. Das macht ihn ganz nervös. Sie hatte keinen ersichtlichen Grund so zufrieden und glücklich zu sein...es sei denn sie hatte irgendwas geplant, was er nicht mitbekommen hatte...und was vor allem ihn betraf.
„Was hast du eigentlich mit Cesca noch gemacht?“ erkundigte er sich und sie schreckte auf.
„Ähm...ich war noch ein paar Minuten mit ihr bei ihrem Vater, dann bin ich gegangen und...seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen. Wieso fragst du?“
„Nur so, ich habe mich nur gewundert, ob du eine längere Zeit mit ihr zusammen warst oder nicht.“
„Ist das etwa von Belang?“
„Nun...wir müssen irgendwie Lord Elesna bestrafen und dafür wollten wir eigentlich Lord Arton benutzen. Was nun ganz sicher nicht mehr geht mit seinem Tode, daher sollten wir uns lieber besser mit seiner Tochter und seiner Nachfolgerin stellen, ansonsten könnte es sein das sie uns nicht helfen wird.“
„Ich werde es ihr befehlen. Sie wird mir gehorchen müssen.“ antwortete Arteila selbstbewusst und Aranicon hätte ihr am liebsten auf den Hinterkopf geschlagen.
„Wird sie? Lord Elesna hätte dir auch gehorchen müssen, hat er es getan? Nein. Du musst erkennen, dass du keine Göttliche Instanz bist auf die Alle hören, solange du keine Macht hast.“
„Sie wird. Ansonsten wird sie genauso bestraft werden wie Lord Elsna und seine Verräterbande.“ beharrte sie selbstsicher auf ihrem Standpunkt und er gab es auf. Sie würde sich nicht ändern...er brauchte es auch nicht versuchen.

Der Wind heulte eisig durch die leere Landschaft. Er schnaubte noch einmal und sah seinen Atem in der Luft aufsteigen. Es war kalt, verdammt kalt. Ein Harter Winter war im kommen. Er sah noch ein letztes Mal den Reitern hinterher, die sich in den Süden flüchteten, vor dem Winter und vor ihm. Mit ihren Steuern. Mit ihrem Reichtum, den sie dem harten Land abgerungen haben und den sie ihnen nun einfach so wegnahmen. Er drehte sich um und stiefelte zurück zu seinem Langhaus, welches im Zentrum der kleinen Siedlung stand. Einige seiner Vasallen standen noch vor seiner Hütte und starrten ihn genauso finster an wie er ihn.
„Ich hasse diese Aroni...“ murmelte einer und die anderen stimmten ihm zu.
„Sie nehmen uns unsere Ernte, unser Geld und unsere Kinder. Was geben sie uns dafür? Nichts!“ ereiferte sich ein weiter und wieder grummelten die anderen Zustimmend in ihre Bärte.
„Ned...“ raunte ihm der eine zu und er blieb stehen.
„Ja?“
„Wie lange soll das noch so gehen? Sie nehmen uns das, was wir dem Land abringen und lassen uns kaum was.“
„Ich wünschte es wäre nicht so...aber sie sind zu mächtig.“ räumte Ned ein und die anderen murmelten zustimmend. Sie alle wussten es. Ein Aufstand würde nur ihren Tod und ihre vollkommene Vernichtung bedeuten.
„Aber das kann es doch einfach nicht sein! Die Wahl zwischen der Vernichtung und dieser...dieser Sklaverei.“ Der Sprecher spuckte auf den Boden und alle anderen murmelten erneut.
„Sind wir nicht die Freien Männer Nords?“ rief er und die anderen nickten.
„Wir sind Frei.“ bestätigte Ned. „Wir sind Frei und werden Frei sein. Doch wir werden unsere Freiheit nicht mit dem Blut unserer Söhne in sinnlosen Kämpfen opfern.“
„Ned! Wo sind wir bitte frei? Wir sind so frei das wir unsere Ernte abgeben dürfen! Wir sind so frei, dass wir unsere Kinder in Kriege schicken dürfen, aus denen sie nie wiederkehren!“
„Wäre es dir lieber wenn sie mit uns hier sterben würden?“ fauchte Ned wütend und der andere baute sich vor ihm auf,.
„Ja, es wäre mir lieber, wenn ich sie für etwas richtiges sterben sähe, als nur die Nachricht eines arroganten, aufgeblasenen Steuereintreibers, das mein Sohn gestorben ist. Ned, wie viele Brüder hattest du? Drei?“
„Vier.“ knirschte Ned.
„Und sie sind alle gestorben! Allesamt! Kennst du die Orte, wo sie ihre Leben aushauchten, als irgendwelche Lackaffen sie verheizten?“
„Und bei deinem Vorschlag würde ich auch sterben. Eine wunderbare Idee. Hältst du mich für so dumm?“ Er schob ihn weg und öffnete die Tür zu seinem Langhaus.
„Solange ich Lord bin, wird es so etwas nicht geben!“ rief er aus und der andere rief zurück:
„Dem König würde ich gehorchen, aber einem Lord von fremden Gnaden?“ Dann schloss Ned die Tür. Im inneren der Hütte war es warm, ein Kaminfeuer loderte eifrig und seine Frau saß strickend davor.
„Lief alles so wie immer?“ fragte sie sanft und er ließ sich auf den Stuhl neben ihr fallen.
„Ja...sie werden unruhig. Ich kann ihren Zorn verstehen. Ich spüre ihn auch. Aber es ist sinnloser Zorn.“
„Ich höre ihn auch immer öfters. Immer mehr Geschichten von dem Königreich Nord machen ihre Runden, von den Zeiten als die Südlinge noch in Furcht vor uns zitterten.“
„Diese Zeiten sind längst vergangen...“ seufzte Ned. „Und werden nie wieder zurückkommen. Sie töten unsere Söhne, sodass wir nicht stärker werden können, tun wir jedoch was dagegen werden wir vernichtet. Es ist ein Kreis des Teufels.“
„Ich weiß. Aber vielleicht ergibt sich ja ein günstiger Moment? Ich habe von der Frau des Händlers Gerüchte gehört...“
„Welche?“
„Herzog Elesna scheint gegen die Königin zu ziehen.“
„Hm.“ Ned stützte sein Kinn mit seiner Hand. „Soll sich tatsächlich die Schlange selbst verschlingen?“
„Darauf sollten wir unsere Hoffnung ausbreiten. Wenn wir Glück haben, dann werden sie sich gegenseitig töten und dann kannst du dir die Krone auf das Haupt setzten und unsere Flagge wird wieder stolz im Wind wehen. Dann werden wir frei sein.“


„Folgende Verurteilte rufen um die Gnade ihrer Königin an!“ rief der Richter laut, sodass Aranicon sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
„Misa Tomokon, Wilddieb.“ schrie er weiter und ein Verurteilter wurde nach vorne geschoben. „Erkläre wieso dir ihre Gnade gewährt werden soll!“
„Majestät...“ Er verbeugte sich ungeschickt. „Ich tat es nur aus Hunger! Meine Kinder wären ohne das Wild elendig umgekommen...“
„Unsinn!“ schnitt Arteila ihm kalt das Wort ab. „Du lügst. Lord Arton ließ die Hungernden speisen, du wolltest einfach nur Fleisch. Was ist seine Strafe?“
„Ein Halbes Jahr im Gefängnis, eure Majestät“ las der Richter vor.
„Verlängern sie es auf Fünf Jahre für das Anlügen ihrer Majestät.“ Der Richter nickte und die Wachen trieben den Wilddieb hinaus.
„Robert Stark. Deserteur!“ Wurde der nächste angekündigt und ein hager, langer Nordmann schritt nach vorne.
„Wieso sollte ihre Majestät...“ begann der Richter, doch mit einem strengen Blick brachte ihn der Gefangene zum Schweigen.
„Wieso bist du desertiert?“ fragte ihn Arteila.
„Ich will nicht ohne Sinn sterben.“
„Willst du um Gnade flehen?“
„Nein.“ antwortete er entschlossen.
„Was ist seine Strafe?“ erkundigte sich Arteila.
„Fünf Jahre Dienst in einem Strafbataillon.“ berichtete der Gerichtsdiener.
„Würdest du wieder Desertieren?“ fragte sie ihn und der Mann nickte.
„Ja.“
„Du besitzt Mut, dies in meiner Gegenwart zu sagen.“ lobte sie ihn.
„Mein Vater sagte mir immer ich sollte ehrlich sein...und für euch vergeude ich keine Lügen. Lügen sollen jemanden schonen. Ihr verdient keine Schonung.“
„Ich mag Mut. Und Ehrlichkeit.“ stellte Arteila fest. „Ihr mögt nach Hause gehen.“
„Wie bitte?“ fragte der Richter nach und Arteila wiederholte ihren letzten Satz, unterstützte ihn mit einer Handbewegung:
„Wie ich es sagte: Lasst ihn frei und nach Hause gehen.“ Sie blickte auf dem Nordmann. „Willst du mir nicht danken?“
„Ich werde es nicht vergessen.“ versprach er und folgten den Wachen. Alle Anwesenden sahen ihm hinterher und es passierte nichts, bis Arteila ungeduldig auf ihre Stuhllehne trommelte.
„Nächster!“ forderte sie den Richter auf, der hektisch eine Seite in seinem Buch umschlug.
„Curin Turambar. Er hat mit seiner Schwester Inzucht getrieben und sie dann erdrosselt und im Fluss versenkt.“ Ein neuer Mann wurde nach vorne geführt. Er verbeugte sich vor Arteila, die ihn interessiert musterte.
„Wieso hast du dies getan?“
„Ich brauchte sie nicht mehr.“ meinte er und sie verbesserte sich:
„Wieso hast du in erster Stelle überhaupt Inzucht getrieben?“
„Das kann man nicht erklären. Es ist ein tiefsitzendes Gefühl, eine Woge der Liebe die einen erfüllt. Aber ihr versteht das nicht.“
„Äh...das denke ich auch. Wieso brauchtet ihr sie nicht mehr?“ erkundigte sie sich weiter und der Mann lachte komisch.
„Das ist doch sonnenklar! Weil ich schon meine Sora hatte!“ Er brach in irres Gelächter aus und verstummte erst, als ihm eine Wache heftig in den Magen schlug.
„Was ist seine Strafe?“
„Tod durch den Strick.“
„Hm...“ Arteila überlegte und der Mann fing wieder an zu kichern. „Ich mag ja Verrückte...ich möchte mich mit ihm noch später unterhalten. Sperrt ihn für sein Leben irgendwo ein.“
„In Ordnung.“ Der Richter wies den Gerichtsdiener an einen Verweis vorzunehmen und der letzte Verurteilte wurde vorgeführt:
„Aleyandra Morvia. Wiederholter Diebstahl.“ Ein junges Mädchen, an die Achtzehn schritt hochmütig nach vorne.
„Was hast du denn geklaut?“ fragte Arteila sie und Aleyandra lächelte sie an.
„Alles was mir gefiel.“
„Und was gefiel dir am besten?“
„Das Herz meines Schatzs!“ rief sie fröhlich aus und hüpfte ein wenig.
„Reden wir über Diebstahl oder Mord?“ harkte Aranicon bei dem Richter nach, der Bestätigte das es sich nur um Diebstahl handelte.
„Du klaust für deinen Schatz?“
„Ja...aber das ist ja eigentlich für mich. Ich klaue ja für ihn, damit ich ihn habe.“
„Kann ich nachvollziehen.“ Arteila nickte. „Was hast du so geklaut?“
„Schmuck. Eine Puppe...hm....ein wenig Geld für das Restaurant. Ich glaube das war alles.“
„Klingt ja nicht nach viel.“ meinte Arteila, wodurch der Richter hüstelte.
„Mylady, dies ist der vierte Fall wo sie wegen Diebstahls festgenommen wird. Ihre derzeitige Strafe würde drei Jahre Gefängnis bedeuten.“
„Hm...“ Arteila grummelte ein wenig vor sich hin, bis sie schließlich eine Entscheidung traf: „Haben wir nicht eine Gefängniskolonie?“
„Basanta?“ half ihr der Lordprotekter aus.
„Ja, genau. Schafft sie dorthin, dann darf sie tun was sie will. Ohne ihren Schatz wird sie ja nicht mehr klauen.“
„Aber...aber....“ Das Mädchen brach in Tränen aus, fiel in sich zusammen und heulte noch als die Wachen sie hinaustrugen.
„Das waren dann alle. Mit dem Segen ihrer Majestät schließe ich dann diese Sitzung.“ dozierte der Richter und schlug einmal mit seinem Hammer auf das Pult. Sofort verschwand die Stille und alle begannen sich zu regen und zu reden. Aranicon stand auf und schlenderte zu Arteila hinüber, sich gerade streckte. Es hatte länger gedauert als gedacht, mittlerweile waren sie schon drei Stunden hier gewesen.
„Du hast einen Interessanten Richtungsstill.“ bemerkte er ihr gegenüber.
„Meinst du? Ich lasse einfach mein Herz sprechen. Aber es waren keine wirklich Interessanten Fälle. Vor einem Jahr in Aratar, da warst du krank und lagst heulend auf dem Schloss, da waren es interessante Fälle.“
„Welche?“ Und er hatte nicht heulend in dem Schloss gelegen, sondern sich...vergnügt. Aber Arteila war bei all ihrer Schläue manchmal doch erschreckend naiv.
„Da war der Kannibale, der Vergewaltiger, der Fälscher und der Kinderhändler.“
„Und was ist mit ihnen passiert?“
„Sie wurden alle gehängt. Obwohl...der Fälscher wurde Schatzherr.“
„Schatzherr?“
„Von Aratar. Der Prinz wollte ihn unbedingt haben.“Aranicon fragte nicht weiter nach. Der Prinz war ohnehin einer der seltsamsten Leuten denen er jemals begegnet war. Hatte eine wunderbare Frau, betrog sie aber mit einer anderen. Was alles wussten. Und sie liebte ihn trotzdem noch.
„Caleos hat gesagt das es Morgen ein Fest geben wird.“ wechselte er das Thema.
„Ein Fest?“ fragte Arteila interessiert nach, während sie gemeinsam die Treppe hinunter gingen.
„Ja, zu deinen Ehren. Es wird aber nur ein kleines sein. Die Stadtprominenz ist geladen, sowie alle anderen Gäste. Er hat Cesca dazu überreden können, dass es ihre Pflicht sei.“
„Wie... nett von ihm. Solange er mich nicht danach töten will.“
„Keine Sorge, Caleos würde so etwas nie tun.“ beruhigte er sie und sie traten auf den Platz. Es war eine Sternenklare Nacht, der Mond erleuchtete die leeren Straßen. Eine Patrouille der Stadtwache zog mit ihren Fackeln vorbei.
„Wenn wir öfters Feste haben, solltest du das tanzen lernen.“ empfahl sie ihm plötzlich und er seufzte.
„Du hast da wohl Recht.“
Zuletzt geändert von Georgios am 7. Oktober 2014 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 7. Oktober 2014 15:50

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Schattenaufmarsch

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„Eure Majestät, es ist mir eine Ehre euch hier zu begrüßen zu dürfen!“ begeisterte sich der Schulleiter und wirkte wie ein Kind, welches das Geschenk, dass es bekommen hatte, nicht fassen konnte. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ihre Majestät einmal unsere Einrichtung besuchen kommt!“ Arteila nickte ihm freundlich zu und strahlte ihn an. Sie besah sich kurz die Aufgestellten Lehrer und Schüler, welches sich in dem Innenhof aufgestellt hatten und wie eine kleine Armee wirkten.
„Das sieht doch alles mal ganz gut aus.“ lobte sie ihn und Aranicon, der hinter Arteila stand, hätte sich nicht gewundert wenn der Leiter nun in Ohnmacht gefallen wäre. „Ich hoffe ihr seht mir meinen unangekündigten Besuch nach.“
„Selbstverständlich. Wir waren ohnehin dabei den Allmorgendlichen Begrüßungsapell durchzuführen.“ überschlug sich der Leiter und sie gingen weiter. Missmutig stapfte der Lordprotektor hinterher und gähnte. Was musste sie in aller Frühe ihn plötzlich wecken und ihm sagen, dass sie einen Ausflug machen würden...das hätte man vorher doch wenigstens sagen können!
„Gut, Gut. Dann fahrt wie gewohnt fort. Als ob ich nicht da wäre.“ befahl sie und der Schulleiter nickte eifrig. Aranicon trottet immer noch demotiviert hinterher. Caleos würde hier wahrscheinlich vor Sabber im Boden versinken, aber dann hätte er wenigstens noch jemanden da, der ihn nicht dauernd ärgern wollte. Aber Caleos durfte noch in seinem gemütlichen, warmen Bett vor sich hin schnarchen. Der Leiter schritt gerade auf die Tribüne, neben der Arteila unauffällig stehen blieb. Sie waren nur zu zweit hier, die Gardisten, die ihnen Cesca zur Seite gestellt hatte, warteten außerhalb der Schule bei der Brücke. Arteila hatte sie strengen Wortes dazu verwiesen sie nicht zu stören und dafür zu sorgen, dass niemand von außen hereinkommen könnte. Der Leiter hielt seine Rede, der der Lordprotektor nur mit einem Halben Ohr zuhörte, während er gleichzeitig gegen die Müdigkeit ankämpfte, die Überhand nehmen wollte. Es kamen Wörter wie Ehre, Pflichtbewusstsein und Disziplin vor, mehr verstand er dann auch nicht und plötzlich schritt der Schulleiter wieder von der Tribüne und die Klassen setzten sich in Bewegung. Arteila winkte kurz zu ihm herüber und flüsterte leise etwas zu ihm, sodass das es Aranicon nicht verstand. Der Leiter überlegte kurz, bevor er antwortete und einen Namen rief. Ein Lehrer löste sich aus den abziehenden Verbänden und gesellte sich zu ihnen. Der Leiter redete schnell auf ihn ein, der Lehrer verbeugte sich und tauschte einige Worte mit Arteila. Der Lordprotektor gähnte herzhaft und sah den Wolken am Himmel nach. Es würde ihn nicht wundern, wenn es heute regnen würde.
„Protektor!“ rief wie aus dem Nichts Arteila und er stutzte. Sie sah ihn böse an. Und böse gucken, das konnte Arteila. Das musste er ihr lassen, sie konnte richtig böse gucken, sodass er sich gleich unwohl fühlte. „Hörst du denn gar nicht zu?“
„Ja.“ antwortete er wahrheitsgemäß und sie sah ganz danach aus, als ob sie ihn schlagen würde. Doch sie überlegte es sich anders – es war nicht sehr Königlich. Stattdessen schüttelte sie ihren Kopf.
„Ich werde einen Unterricht besuchen und du kommst gefälligst mit.“ befahl sie ihm und ging zu dem Lehrer, den der Leiter herbeigerufen hatte. Aranicon bildete in der kleinen Gruppe erwartungsgemäß das Schlusslicht, während sie in den Westflügel gingen und dort einen Raum im Erdgeschoss betraten. Zwanzig Schülerinnen, alle im Alter Arteilas, saßen dort in Reih und Glied auf ihren Plätzen.
„Wir haben heute einen Gast in unserem Unterricht.“ teilte der Lehrer mit und trat zur Seite, damit Arteila herein kommen konnte. Sie ging einen Schritt in den Raum hinein und zögerte kurz, bevor sie sich leicht verbeugte.
„Guten Morgen, ich wollte nur mit eine Unterrichtsstunde ansehen.“ sagte sie und machte für Araniocon Platz. Hatte sie nicht ein wenig vergessen das man sich noch vorstellen könnte? Arteila war zwar Königin, das hieß aber nicht das jeder sie erkannte.
„Also seit brav, wir wollen doch bei unserer Königin keinen schlechten Eindruck machen.“ klärte der Lehrer die Situation und ein leichtes Raunen ging durch die Klasse. Aranicon ging hinein, verbeugte sich nicht, sondern murmelte:
„Und ich bin Lord...“
„Der ist unwichtig.“ intervenierte Arteila und strahlte ihn kurz an, bevor sie auf einen Leeren Platz zeigte. „Kann ich dort hin?“
„Selbstverständlich.“ Sie ging geradewegs darauf zu, er folgte ihr einen Meter hinterher, nur um dort festzustellen das nur einer frei war. Er stutzte und starrte eine Sekunde auf das Mädchen, das dort saß wo er sich hätte hinsetzten wollte und ihrerseits ihn ängstlich zurück ansah.
„Setzt dich hin!“ fauchte ihn Arteila schließlich an und er ging zu der letzten Reihe, wo er auch schön alleine war. Aranicon ließ sich auf den Stuhl fallen und lehnte sich zurück. Hier würde er ein wenig dösen können.
„So...“ brüllte der Lehrer plötzlich vorne los und Aranicon schlug unwillig die Augen auf. Er hätte eindeutig nicht mit Caleos letzten Abend noch Trinken sollen. Trinken und Kartenspielen...keine gute Kombination, wenn man am nächsten Morgen was machen wollte.
„Nachdem wir uns geordnet haben, wollen wir uns dem Thema der letzten Stunde zuwenden, dem des Großen Südkrieges. Nachdem wir seinen Ausbruch und die ersten Jahre besprochen hatten, wende ich mich nun der heißen und wichtigen Phase ab 588 zu. Wie wir schon letztens hatten war die Situation damals ein Patt, was sich zunehmend verschlechterte. Die Aronischen Truppen mussten Aronier aufgeben, auf dem Rückzug wurde ihr König getötet. Zeitgleich rebellierten die Nords und Armen eroberte Nur. Piraten des Südlandes verwüsteten die Langen Küsten und zeitgleich zerstritt man sich über die Frage des Erbes. Prinz Deadlos der Tapfere von Aratar beanspruchte die Krone für sich und keiner der Herzöge war gewillt ihn zu unterstützen, jeder von ihnen verlangte es selbst nach der Krone. So wäre es um das Reich unserer Vorväter, Dank der Verräter geschehen gewesen, wenn nicht gleichzeitig die Allianz unserer Feinde zerbrochen wäre. Die Taffaniden kamen erneut in ungeheuren Massen nach Norden, schlossen Scatan ein und das Blut Karts wurde in gewaltigen Schlachten vergossen. In Aron spitzte sich derweil der Bürgerkrieg zu und es bahnte sich ein Patt an, als Prinz Deadlos von Aratar in einem kleinen Scharmützel starb und sein Sohn seinen Anspruch aufgab und den Herzog an Delagios unterstütze. Dieser wurde jedoch in der Schlacht der Drei Heere von Agehrda und Morvia besiegt, wobei auch der Agherdische Prätendant starb. Damit war der Morvianische Herzog König geworden und zog an der Spitze eines Heeres in den Süden, um die Taffanidenfrage zu klären. Armen'nur waren in der Zwischenzeit von einem kleinen Adligen Geschlechts zurückgedrängt worden, den Elensas. Im Süden wurden die Taffaniden in der Dreitägigen Schlacht von....“ Aranicon schloss die Augen und versuchte das endlose Gerede des Lehrers auszublenden,was ihm nur halbwegs gelang. Immer wieder kamen trotzdem Fetzen bei ihm an, so lernte er eher unfreiwillig, dass sein Vorfahre die Taffaniden bis auf das letzte Kind ausgelöscht hatte, dass der erste Lordprotektor ein gefeierter Held war und das der Frieden in Scatan von 88 Teilnehmern unterzeichnet wurde. Doch schließlich schaffte er es wegzudämmern, leider klingelte dann auch sofort die Glocke und eine Allgemeine Unruhe begann. Er öffnete ein Augen und sah wie alle aufstanden und ihre Sachen packten. Arteila unterhielt sich gerade noch mit dem Lehrer, während die anderen den Raum verließen. Aranicon gähnte noch einmal, stand dann langsam auf und schleppte sich zu Arteila, von der sich der Lehrer gerade mit einer Verbeugung verabschiedete. Sie sah ihn aus ihren Augenwinklen kommen und drehte sich zu ihm um.
„Ich kann nicht gerade sagen das du mich enttäuscht hast.“ stellte sie ernüchtert fest.
„Ich habe was gemacht?“ wunderte er sich und kratzte sich am Hinterkopf.
„Eben nicht. Aber ich bin so was ja von dir gewöhnt, also ist es auch keine Enttäuschung mehr.“
„Ich weiß nicht was du meinst.“
„Finde es selber heraus.“
„Dazu ist es mir nicht wichtig genug.“ befand er und sie rollte mit den Augen, als ihr plötzlich eine Idee zu kommen schien.
„Moment...du bist doch nur Lordprotektor, weil Lord Arton das so wollte, nicht wahr?“
„Ja.“ antwortete er knapp und sie fuhr sicherer fort:
„Jetzt wo er verstorben ist, wird er mich auch nicht daran hindern mir einen neuen Protektor zu wählen.“ Da hatte sie Recht. Aranicon überlegte kurz ob er Angst haben sollte, befand aber das er ohne die Aufgabe ohnehin besser dran wäre. Fragte sie nur wovon er leben sollte...sein Großvater würde ihm bestimmt nicht helfen. Es würde sich schon was anfinden. Notfalls musste er halt an Caelos kleben, der hatte Geld wie Heu. Oder sollte es zu mindestens noch haben.
„Ich ahne worauf du hinaus willst.“
„Solltest du dich in nächster Zeit nicht ein wenig anstrengen werde ich dich einfach entlassen.“ drohte sie ihm. Er zuckte nur müde mit den Schultern.
„Welchen Ersatz hast du den schon?“
„Öhm...“ sie geriet ins Stocken. „Es wird sich schon jemand finden, der fähiger ist als du.“
„Glaube ich gerne. Aber meinetwegen, entlasse mich nur, ich habe damit kein Problem.“
„Was?“ Sie sah ihn entgeistert an. Sie hatte wohl tatsächlich gedacht, dass ihn das kümmern könnte. Sie würde ohnehin keinen vernünftigen Ersatz finden, dem sie vertrauen konnte.
„Dann wird mich niemand mehr durch die Welt hetzen, klingt doch angenehm.“ erklärte er ihr und sie sammelte sich mühsam ein wenig.
„Ja, aber...aber wer soll dich dann bitte noch durchfüttern? Du bist doch vollkommen nutzlos! Und hast nichts!“ bemerkte sie spitz und er seufzte.
„Dann warte ich, bis dich jemand erwischt und werde König Aranicon der Erste und Größte.“ Sie schüttelte genervt den Kopf und ging zur Tür.
„Kommst du? Ich will zurück zum Palast.“

Hauptmann Davos sah von dem Hügel auf Agherda hinab. Die Stadt vibrierte förmlich vor leben, zahllose Menschen und Kutschen verließen die Stadt und betraten sie. Und dort war sein Ziel...unerreichbar für ihn. Er würde sie nicht in der Stadt erwischen können und sie machte keinerlei Anstalten sie zu verlassen. Es war zum Ausreißen...und unauffällig waren seine Soldaten auch nicht sonderlich. Sie hatten ihr Lager in einer kleinen Lichtung im Wald aufgeschlagen, doch dies würde nicht ewig unentdeckt bleiben. Agherda war leider eine dicht bevölkerte Gegend. Und Versagen kam für ihn nicht in Frage...genervt kickte er einen Stein über die Straße auf den Altar, der verlassen an der Seite lag. Es musste eine Lösung für dieses Problem geben...ein Problem, was er nicht wie sonst immer mit Schießpulver, Kanonen und Stahl lösen könnte. Überlegend ging er im Kreis hin und her...die Königin musste sterben, irgendwie...ein Attentat. Das war die Lösung. Es gefiel ihm zwar nicht, ganz und gar nicht, aber man musste Opfer bringen...und sei es seine Ehre. Wobei sich das Problem schon damit stellte das er keine Ahnung hatte wo er jetzt einen fähigen Attentäter herbekommen sollte. Seine Männer könnte er natürlich mit einem Mordbefehl in die Stadt schicken, aber da sträubte es sich noch mehr in ihm. Es waren Soldaten, keine Mörder. Sie würden es ohnehin wahrscheinlich versagen, worüber er ihnen auch keinen Vorwurf machen könnte...sie waren dafür nicht ausgebildet. Sie würden zwar nicht am Lordprotektor scheitern, aber an der normalen Stadtwache dann schon. Sie war in ganz Aron als die beste ihrer Art bekannt. Davos hatte keine Ahnung wie man an normale Attentäter kommen würde und er hätte auch gar nicht das Geld um einen zu bezahlen. Er bezweifelte das man sie mit Rationen verköstigen könnte. Sollte sich Lord Elesna und Aenisin darum kümmern...er hatte sein Menschenmöglichstes getan und dazu noch nachgedacht. Mehr konnte man nicht von ihm verlangen. In Gedanken versunken ging er über die Straße auf die andere Seite und setzte sich schließlich abwesend auf den alten Altar. Aber...verdammt, es musste eine Möglichkeit geben. Es hatte immer irgendeine gegeben...er sah auf den Stein hinunter, auf den er sich gesetzt hatte und sprang wieder auf. Er hatte nicht erkannt das es um einen Heiligen Stein gehandelt hatte und sandte schnell ein Stoßgebet zum Himmel, das ihn keine Strafe für seine Unachtsamkeit erteilt werde. Davos warf einen interessierten Blick auf den Schrein und erkannte das er Rikka gewidmet war. Von ihr hatte seine Mutter ihm früher immer erzählt, dass sie die Flehen der Sterblichen erhören würde und ihre Göttlichen Attentäter schickt, um die Flehen zu erhören. Einen Versuch war es ihm wert...er kniete sich vor dem Altar hin und sandte ein Gebet an den Himmel, das die Königin der Nacht ihn aus seiner Not erlösen würde. Danach stand er auf und ihm fiel ein, dass seine Mutter ihm immer gesagt hatte, das man es auch aufschreiben sollte und am Schrein niederlegen sollte, wenn man sich sicher sein wollte das man erhört wurde. Schnell holte er sich aus dem Lager Papier und einen Stift, setzte sich an den Schrein und schrieb seine Bitte so schnell wie möglich auf. Davos konnte schreiben, jedoch musste man Bitten an die Unsterblichen in der Alten Schrift formulieren und die war schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebräuchlich, nachdem der alte König das Lateinische Alphabet eingeführt hatte. So rätselte der Hauptmann über eine Stunde herum, welche Zeichen er wo verwenden musste, bis er schließlich zufrieden aufblickte. Seine zwei Sätze standen und nirgendwo fehlte eine Höflichkeitsform, die einem selbst den Tod einbringen konnte, wenn man sie vergaß. Die Unsterblichen waren zwar grundsätzlich wohlwollend, aber man sollte sie nicht unnötig provozieren, besonders nicht bei jemanden, der mit dem Tod verbandelt war. Zufrieden faltete er das Blatt Papier zusammen und legte es auf den Schrein und verbeugte sich noch ein letztes Mal in Andacht, bevor er zurück zum Lager ging. Vielleicht würde ja dieser Plan klappen hoffte er.

Sie kamen wieder in dem Palast an, wo sie ein gut gelaunter Caleos begrüßte, mit einem Weinglas in der Hand.
„Willkommen zurück! Hat es Spaß gemacht?“ fragte er, während er lachend die Arme ausbreitete. Arteila antwortete nicht, sondern sah ihn nur kurz böse an, bevor sie an ihm vorbei ging.
„Och, nicht immer so unfreundlich...“ jammerte Caleos ihr hinterher und wandte sich dann an Aranicon, der neben ihm stehen geblieben war. „Wie war es?“
„Langweilig. Auf Holzstühlen kann man schlecht schlafen.“ stellte der Lordprotektor fest. „Aber wäre was für dich gewesen.“
„Hm...“ Caleos grinste. „Aber ich bestehe auf meinen langen und guten Schlaf. Wenigstens hattest du einen guten Anblick.“
„Wie? Im Halbschlaf? Du träumst doch!“
„Ich? Niemals!“ verteidigte sich Caleos und trank einen guten Schluck von seinem Wein. „Willst du auch was?“ erkundigte er sich, während er auf das Glas zeigte.
„Ah...ja.“
„He!“ rief Caleos zu einem Diener, der gerade vorbei ging. „Bring zwei Gläser mit Wein.“
„Aber Lord Caleos...“ fing der Diener an sich zu beschweren, doch Caleos schüttelte entschieden den Kopf. „Nichts ist wichtiger als meine Order.“
„Herzögin Cesc...“ setzte er erneut an, doch erneut schnitt ihm der andere das Wort ab.
„Meine Schwester ist wohl nicht wichtiger als ich!“ ereiferte sich Caleos und der Diener sah hin und her gerissen aus. Aranicon bekam Mitleid mit ihm und fragte:
„Was will Cesca von ihnen?“
„Ihre Herzögin will, dass ich eine Aufstellung der vorhandenen Trauerartikel mache.“
„Sie plant wohl eine Beerdigung.“ schloss der Lordprotektor Messerscharf und der Diener nickte.
„Genau.“
„Das kann warten.“ beschloss Caleos. „Vater ist noch lange nicht kalt. Hol mir lieber Wein, anstelle meinen Vater zu Grabe tragen zu wollen.“
„Eure Lordschaft, ich wollte...“ versuchte sich der Diener zu entschuldigen, doch wurder er dabei barsch von seiner Lordschaft unterbrochen.
„Mir egal was du willst, bring mir endlich mal zwei Gläser Wein.“ Der Diener zögerte noch einen Moment, nickte dann und drehte wieder um, um zu der Küche zu rennen.
„Ich verstehe sie einfach nicht...“ empörte sich Caleos plötzlich. „Meine Schwester...“
„Wieso kommst du mit ihr nicht zu recht? Ich hätte gerne eine Schwester gehabt.“
„Du hast eine.“
„Eine richtige, du verstehst was ich meine.“ verbesserte ihn der Lordprotektor.
„Ja, ja. Aber wie kann sie jetzt schon seine Beerdigung planen? Er ist doch nicht einmal Tot!“
„Die Wahrscheinlichkeit das er wieder aufwacht scheint sehr gering zu sein.“ gab er zu bedenken und der Agherder trat wütend auf.
„Verdammt, ja. Aber seine Beerdigung zu planen, das bringt Unglück.“
„War es auch ihre Idee ihn in die Gruft zu legen? Ich muss gestehen, dass ich das ein wenig...morbid finde.“
„Ah, das. Ich weiß nicht...so halbwegs. Es ist alte Sitte die im Schlafe um ihr Leben kämpfenden in die Gruft ihrer Vorväter zu legen und dort zu pflegen. Sie hat sich nur daran erinnert. Und es schadet ihm ja auch nicht...“ erklärte Caleos und der Diener kam mit zwei Weingläsern zurück. Der Lord drückte ihm sein leeres in die Hand und nahm die beiden anderen an sich, bevor er ihn verscheuchte.
„Hier.“ Er gab Aranicon ein Glas. „Auf unser Wohl.“
„Auf das Wohl deines Vaters.“ verbesserte ihn der Lordprotektor und stieß an.
„Da fällt mir ein...musst du heute Nachmittag noch etwas tun?“
„Hm...“ überlegte der Angesprochene. „Müsste ich Arteila frage und wenn ich die Frage, dann habe ich was vor.“
„Du hast wirklich Probleme mit ihr, oder?“ stellte der Lord fest und Aranicon verschluckte sich, als er unwillkürlich anfingen musste zu lachen.
„Du bist wirklich ein helles Köpfchen das so schnell zu merken. Und ja, habe ich. Aber sie ist der Grund, sie nervt mich andauernd, anstelle mal ruhig zu sein hetzt sie mich von einem Ort zu dem anderen und macht mich für alles mögliche Verantwortlich.Wie würdest du dich da fühlen?“
„Und du beschwerst dich das ich mit meiner Schwester nicht zu recht komme...dabei hast du das gleiche Problem.“
„Zur Sache, was wolltest du jetzt von mir?“ kam Aranicon auf das Thema zurück.
„Genau, genau. Ein kleiner Schwertkampf, ein Fechtkampf, was hältst du davon?“
„Kling nach Anstrengung...“ stellte er ablehnend fest und Caleos sah ihn enttäuscht an.
„Ich bitte dich!“
„Du konntest zwei Stunden länger schlafen als ich! Ich darf doch wohl müde und erschöpft sein!“ verteidigte sich der Lordprotektor, doch als Antwort wurde nur mit dem Kopf geschüttelt.
„Aranicon, Aranicon...so faul kann man nicht sein. Ich fordere dich zum Duell!“ Er zeigte plötzlich mit dem Zeigefinger auf Aranicon.
„Ja, zum Duell!“ bekräftigte er und der Lordprotektor zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Mir egal.“
„Duell!“ wiederholte Caleos,aber Aranicon fühlte sich davon nicht mehr angesprochen, aber dafür jemand anderes.
„Duell?“ fragte plötzlich Arteila, die aus dem Eingang herauskam, der direkt hinter Caleos lag. „Angenommen!“
„Äh...“ stockte Caleos plötzlich und sah seine Königin mit großen Augen an.
„Was ist? Möchtest du Aufgeben?“ fragte sie ihn ganz unschuldig.
„Äh, nein, aber das war an den Lordprotektor gerichtet.“
„Der kann auch mitmachen, aber ich dachte mir das du vielleicht jemanden suchst, der ein wenig mehr kann als diese wandelnde Flasche.“
„Äh...ich weiß nicht...“
„Aber ich! Ich befehle euch euch mit mir zu duellieren!“ beendete sie die Diskussion auf die Weise, die ihr am liebsten war. „Wann wolltet ihr anfangen?“
„Wir hatten noch keinen genauen Zeitpunkt, aber ist das wirklich eine Gute Idee...“
„Natürlich. Ich habe nur Gute Ideen. Dann bin ich so frei und setzte die Zeit auf zwei fest. Bis dahin könnt ihr euch ja ein wenig erholen.“ wies Arteila sie an und beide seufzten.
„In Ordnung...ich werde dem Waffenmeister Bescheid sagen. Wir treffen uns dann hier.“ stimmte Caleos zu und die Königin nickte, bevor sie sich schwungvoll umdrehte und zurück in den Saal ging.
„Hat sie das öfters?“ erkundigte sich sein Freund bei Aranicon, der ahnungslos mit den Schultern zuckte.
„Das wäre das erste Mal. Ich wusste gar nicht einmal das sie wirklich fechten kann.“
„Passt du eigentlich nie auf? Das wusste sogar ich und ich bin nicht die ganze Zeit bei ihr.“
„Ach...ich habe es halt nicht näher untersucht was sie gemacht hat wenn sie lernen ging.“ wiegelte Aranicon Caloes's Kritik ab und drehte sich in Richtung des Eingangs. „Ich bin dann mal weg.“
„Man sieht sich um zwei.“ verabschiedete sich Caleos, der danach über den Platz zu dem Waffenmeister des Schlosses von Agherda ging.

„Ich danke euch vielmals, Natsuna Maien-an.“ verneigte sich Aenisin höflich vor Natsuna, die ihm gegenüber im Kreuzsitz saß. Sie nickte leicht und bedächtig ihm zu.
„Setzt euch doch.“ sie breitete ihre Hände aus. „Mein Zelt sei das eure für die Zeit der Verhandlung.“ Aenisin lächelte und setzte sich wie sie in dem Schneidersitz auf den Teppichboden.
„Maien-an, ich komme in Auftrag meines Vaters, Lord Elsnas von Aram. Er entbietet euch seine Grüße.“
„Weiter.“ forderte sie ihn mit einer neutralen Stimme auf und er räusperte sich.
„Er tritt mit einer Bitte an euch und das Volk der Maien heran. Er will durch eure Gebiete gen Osten mit einer Armee marschieren und wünscht euren Segen hierfür.“
„Den braucht er nicht. Wir würden ihn nicht hindern.“
„Wie wahr. Aber er weiß, dass es sehr unhöflich wäre zu gehen ohne zu Fragen und würde sich dann auch wohler fühlen, wenn er mit eurem Segen eure Länder betritt.“
„Wenn ich nein sage würde er es auch tun, nicht wahr? Und nur für euer Gewissen würde ich keine Überlegungen anstellen.“
„Verzeiht Maien-an.“ Aenisin beugte sich nach vorne. „Um Ehrlichkeit Willens werde ich nicht lügen. Natürlich werden wir durch eure Länder ziehen – müssen. Es gibt keinen anderen Weg von Aram nach Agherda, das wisst ihr ebenso gut wie ich. Doch wie ihr sagtet ist es eine Frage des Gewissens. Wenn ihr es uns verbietet, werden wir nur über die Königsstraße gen Osten in die Schlacht ziehen, mehr können wir nicht für euch tun. Aber wenn ihr es uns gestattet Maien-an, dann werden wir auch andere Wege benutze und unsere Dankbarkeit soll euch sicher sein. Nie gab es Streit zwischen Aram und Maien, wieso nun damit beginnen?“
„Gegen wen zieht ihr überhaupt?“ erkundigte sich Natsuna und Aenisin schluckte.
„Gegen die Feindes des Königreiches, welche auch immer diese sind. Auf der Fürstenversammlung wird es klar werden, wer für uns und gegen uns ist, bis dahin wollten wir unsere Kräfte schon einmal in das Reich bringen.“
„Nun...ich habe keine Handhabe es euch zu verweigern. Mein Lehnsherr hat nichts davon gesagt das ich euch aufhalten soll, genauso wenig wie die Königin. Doch sie war vor kurzem bei euch zu Besuch und mir wurde gesagt sie habe Aram hektisch verlassen. Hättet ihr die Güte mir zu erklären was passiert ist?“
„Ein Unfall.“ Aenisin lächelte sie freundlich an. „Ein ganz banaler Unfall, ansonsten hätten wir das ganzen Problem hier nicht wirklich. Sie verließ daraufhin mit einer falschen Vorstellung Aram und ritt gen Osten.“
„Und das soll ich euch glauben? Ihr wisst sicherlich, dass ihr mehr als verdächtig seit.“
„Selbstverständlich, Maien-an. Aber....“
„Aber ich werdse euch passieren lassen, solange ihr ein Versprechen gegenüber mir haltet.“
„Das da wäre?“
„Ihr kämpft nicht gegen die Königin.“
„So Leid es mir auch tut....das kann ich euch nicht versprechen. Was ich euch versprechen kann ist, das wir sie nicht angreifen werden – wir sie in Ruhe lassen, solange sie uns in Ruhe lässt. Ich werde mich persönlich dafür bürgen, das sie hier lebendig herauskommt. Ich möchte keine überflüssigen Toten.“
„Dann muss dies reichen.“ beschloss Natsuna und bedeutete ihm aufzustehen. „Mögen wir uns dereinst wiedersehen.“
„Maien-an...“ Aenisin stand auf und verbeugte sich. „Ich habe noch einige Gastgeschenke für euch und euer Volk, würdet ihr sie annehmen?“
„Nein.“ antwortete sie und er blieb gelassen.
„Ich bitte euch.“
„Dann um Euretwillen.“ gab sie nach und stand ebenfalls auf. „Ich wünsche euch Glück.“
Aenisin schlug die Zeltplane nach draußen auf, bevor er sich ein letztes Mal umdrehte.
„Danke.“ sagte er nur, bevor er sie hinter sich wieder zufallen ließ. Ein kalter Wind pfiff ihm über die Schultern und vor ihm erstreckte sich die Steppe. Aram war am Horizont zu sehen. Neben ihm schnaubten die Pferde der beiden Reiter, die ihn hierhin eskortiert hatten und aufgepasst hatten, das sein Pferd dort blieb wo es war.
„Verlief das Gespräch zu eurer Zufriedenheit, Mylord?“ erkundigte sich einer der Gardisten höflich und Aenisin überlegte einen kurzen Moment...war er zufrieden mit dem Auskommen? Im Grunde ja – Er hatte sein Ziel erreicht und die Königin war ohnehin nicht so wichtig. Niemand würde ihr helfen, also müsste man sie auch nicht bekämpfen. Außerdem mochte er Natsune und die Maien, es würde ihm wehtun sie töten zu müssen.
„Ja...ja, ich bin zufrieden mit unserem Auskommen. Nun müssen wir uns nach Aram eilen, damit ich meinem Bruder noch die letzten Instruktionen geben kann.“

Die Uhr schlug vierzehn Mal, als Aranicon sich auf den Schlossplatz schleppte, wo die anderen schon auf ihn warteten. Er hätte gerne noch ein wenig länger in der Badewanne gelegen oder auf dem Bett und der Musik zugehört, welches das Königliche Orchester produzierte, während sie am Üben für den heutigen Abend waren. Kaum war er draußen, kam Arteila schon auf ihn zu gestürmt.
„Du kommst zu spät!“ motzte sie ihn an, er zuckte nur müde mit den Schultern.
„Entschuldigung.“ nuschelte er und Arteila wandte sich enttäuscht ab. Sie hatte sich umgeozgen und trug nun Kleidung, wie sie jeder normale Mensch trug: Hose und Hemd. Caleos winkte ihm fröhlich zu, Aranicon konnte sich vorstellen was er gemacht hatte in den letzten Zwei Stunden. Ein kleiner Spaziergang am Fluss. Sie stellten sich um den Alten Waffenmeister auf, der auf einem Tisch ein Gebirge von Degen aufgestapelt hatte.
„Ich denke allen Lordschaften sind die Regeln klar.“ begann er und sah jeden von ihnen kurz an. „Jeder eurer Lordschaften wählt nun eine Waffe, es wird bis zur Entwaffnung gekämpft.“ Aranicon warf einen kurzen Blick auf den Tisch voller Waffen. Es gab unnötige viele verschiedene Arten von Waffen.
„Wer will anfangen?“ fragte der Waffenmeister und alle schwiegen, bis die Königin herauschritt und auf Aranicon zeigte.
„Du wirst mein erstes Opfer.“ bestimmte sie und er seufzte. Das klang nach unnötiger Arbeit und nach seinem Sieg würde sie wieder böse auf ihn sein.
„Gut, Arteila, mache es einfach so wie ich es dir beigebracht habe, dann ist der Lordprotektor auch keine Bedrohung.“ riet ihr der Waffenmeister und Aranicon konnte nicht sagen, dass er sonderlich glücklich über diese Äußerung war. Sie gingen beide zum Tisch und er griff sich einen der ganz normalen Degen der Stadtwache. Mit denen hatte, oder solchen dieser Machart, hatte er geübt und sie waren auch ganz praktikabel. Sie waren nachdem gleichen Muster wie die des Militärs verarbeitet, ihnen fehlte nur ein Stückchen Länge, die in engen Stadtverhältnissen ohnehin störend wären. Arteila wählte nach kurzer Überlegung den gleichen und der Waffenmeister führte sie auf den Kampfplatz. Es war ein kleines, abgegrenztes Feld, welches man nicht verlassen durfte. Sie nahmen beide ihre Degen in eine Hand, die andere hinter ihren Rücken und stellten sich zwei Meter voneinander entfernt auf. Der Waffenmeister warf einen letzten Blick auf das Feld und nickte dann. Aranicon wartete ab, überließ Arteila den ersten Zug. Er hätte sie zu gerne gedemütigt, aber das würde ihr Laune überhaupt nicht gut tun. So wartete er auf ihren Angriff und der kam so plötzlich das, er erst einmal erschrocken zurück sprang, als sie mit einem Satz nach vorne hüpfte und mit ihrem Degen nach ihm schlug. Das stumpfe Eisen zischte durch die Luft, knapp an ihm vorbei und Arteila ließ sich davon nicht entmutigen. In einer fließenden Bewegung zog sie den Degen zurück und preschte weiter in einer riskanten Attacke vorwärts, welche er knapp parieren konnte. Irgendwie war es ihm eindeutig zu gefährlich was hier ablief und beschloss in die Gegenoffensive zu gehen. Er führte einen schnellen Hieb auf ihre Seite, den sie gewandt parierte, seinen Degen mit dem ihren herunterriss und dann schnell nach oben zog, wo die kalte, zum Glück stumpfe, Klinge seine Wange traf.
„Ah!“ schrie der Lordprotektor auf und Arteila stellte ihren Angriff ein, ging zwei Schritte zurück und sah ihn kurz an. Aranicon richtete sich wieder auf und begab sich wieder in die Kampfposition, aus der er heraus angriff. Sie manövrierte ihn mit einem schnellen Sprung zur Seite aus, ihr Degen war plötzlich an seinem Griff, traf seine Finger worauf er den fluchend losließ und seine tauben Finger schüttelte, während sie seinen Degen von dem Boden aufhob.
„Damit hätten wir einen klaren Sieger.“ verkündete der Waffenmeister und zeigte auf Arteila. Der Lordprotektor biss sich auf die Lippen und verließ den Kreis. Er hatte einfach Arteila unterschätzt, ihr Glück, er hatte sie noch nie kämpfen sehen. Er hatte bis vor einer Stunden nicht einmal gewusst das sie es konnte.
„Als nächstes hätte ich gerne euch Caleos.“ forderte sie den Agherder auf, der gemütlich neben dem Waffenmeister gestanden hatte und sich nun verbeugte.
„Wie ihr wünscht.“ Er ging in den Kreis, zwinkerte Aranicon zu und begab sich in die Kampfhaltung. Die Königin folgte seinem Beispiel, der Waffenmeister nickte und die Eisen klirrten. Beide versuchten ihren Gegner auf Abstand zu halten – Arteila war nicht einmal halb so aggresiv wie gegen ihn, hier war sie lieber defensiv. Hielt sie Caleos für einen gefährlicheren Feind? Das würde ihn doch schon arg kränken. Sie umkreisten sich, tauschten schwache Schläge aus und gingen im Kreis umher. Irgendwie war es sehr langweilig stellte der Lordprotektor fest und sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Es gab keine...ein schlechter Hof. Auf einmal schrie Arteila, das Eisen klirrte laut und Aranicon wirbelte zurück, nur um zu sehen wie ein Degen in einem großen Bogen durch die Luft segelte und direkt vor seinen Füßen landete. Er blickte vorwurfsvoll Caleos an, der mit seinen leeren Händen eine Entschuldigende Geste machte. Arteila stand breitgrinsend in der Mitte des Feldes, während der Waffenmeister enttäuscht den Kopf schüttelte:
„Caleos...wozu habe ich dich eigentlich ausgebildet? Wozu, wenn du nicht aufpasst? Und Lordprotektor...“ Er brach mitten im Satz ab und schüttelte lieber weiter traurig den Kopf. Arteila grinste Aranicon unverhohlen weiter an und das machte ihn wütend.
„Arteila!“ rief er. „Lass uns kämpfen.“
„Du willst nochmal verlieren?“ verspottete sie ihn. „Tun dir deine Hände nicht schon genug weh?“
Er ignorierte ihre Beleidigungen, nahm seinen Degen und ging in die Mitte des Feldes. Sie sah ihn interessiert an und begab sich in die Positionen. Aus den Augenwinkeln sah er das Nicken des Meisters, stürmte dann sofort nach vorne, was Arteila überraschte und aus dem Konzept brachte. Mit Mühe konnte sie sich vor einer Schmerzhaften Berührung mit dem kalten Stahl retten und war sofort dem nächsten Angriffs Aranicons ausgesetzt, wobei sie fast außerhalb des Kreises stolperte, bevor sie sich wieder fing. Der Lordprotektor holte aus, um dann so schnell wie möglich wieder zuzuschlagen, doch diesmal war sie davon nicht überrascht, sondern fing den Schlag mit ihrer eigenen Klinge ab. Das Eisen klirrte und Aranicons Degen sprang zurück, doch er schlug sofort erneut zu und behielt den Druck auf das Eisen aufrecht, als Arteila parierte. Sie rangen beide einigen Sekunden, bevor er sie einen Schritt zur Seite machte und er nach vorne stolperte und ihre Klinge ihm zu erst am Oberarm und dann auf dem Rücken trafen, den Dritten konnte er noch abwehren, doch da war sie auch schon wieder dran und deckte ihn mit einem Hagel aus leichten und schnellen Schlägen ein. Sie beide nutzten den Raum, der ihnen gegeben war und hüpften über den Kampfplatz, bis Aranicon sich plötzlich in eine Ecke gedrängt sah, sich hektisch umsah und genau in diesem Moment duckte sich Arteila, schlug mit Kraft nach seinen Beinen. Es schmerzte höllisch, als das Eisen gegen die Beine prallte und bevor er noch fluchen konnte war sie schon aufgesprungen und sein Degen flog durch die Luft, als sie gegen ihn schlug. Keuchend blieb sie stehen und grinste ihn immer noch überheblich an, während er seiner Waffe hinterher humpelte. Er verfluchte sich für seine Unachtsamkeit, er konnte sich einfach nicht konzentrieren bei längeren Kämpfen, deswegen hatte er immer verloren früher. Seitdem war er auch ein wenig aus der Übung...er mochte Wein und Weib mehr als das Trainieren auf dem Platz. Und wenn es zu kämpfen kommen sollte, dann hatte man ja noch die Königliche Garde. Wo er gerade an die Königliche Garde dachte, da war doch noch was.
„Arteila, du musst noch einen neuen Hauptmann ernennen.“
„Was?“ Sie sah ihn verwirrt an.
„Für die Königliche Garde.“
„Die besteht doch...nur noch aus zwei Mann? Wieso da einen Hauptmann ernennen?“
„Ich nehme an du wirst sie aufstocken wollen, da braucht es einen. Und wir müssen Cesca noch wegen Militär fragen.“ antwortete er ihr und sie kniff die Lippen zusammen. Sie wusste das er Recht hatte.
„Wenn es nach mir ginge hätte ihr nichts zu befürchten.“ mischte sich Caleos ein. „Aber bei meiner Schwester prophezeie ich euch eine Ablehnung. Aber hier in den Mauern von Agherda seit ihr sicher, Aram wird hier nicht angreifen, so eine Armee und Dreistigkeit werden sie nicht haben.“
„Unterschätze sie nicht.“ warnte Aranicon ihn. „Aenisin hat dies lange geplant. Aber wir müssen ihn bestrafen...wir werden Cesca fragen müssen. Aber ich hoffe du wirst dich irren.“
„Nicht nur du. Aber...“
„Wir werden sie fragen und gut ist.“ unterbrach Arteila die Diskussion. „Sie wird mir gehorchen müssen, ich bin ihre Königin. Aranicon, in einer Viertelstunde werdet ihr mich zu ihr bringen!“

Die Pferde gallopierten über die große Brücke auf das Heerlager zu, welches sich von hieer bis zu der Burg streckte. Die Banner Arams, Nurs und Aram flatterten Stolz im kalten Nordwind. Sie passierten ohne Probleme die Wachen am Ende der Brücke, ritten dann weiter auf das Schloss zu durch die Reihen der Soldaten, die sie alle höflich grüßten. Auf dem Schlosshof erteilte Arond gerade einigen Offizieren Befehlen, doch dies brach er ab als er Aenisin hereinreiten sah.
„Bruder!“ rief er und rantne auf ihn zu. „Wie ist das Ergebnis?“
„Wir dürfen durch ihre Länder ziehen, solange wir die Königin nicht angreifen, was wir auch nicht vorhaben.“ Er stieg von seinem Pferd ab und gab die Zügel einem herbeieilendem Diener.
„Ah, endlich eine gute Neuigkeit.“
„Eine gute? Gab es hier etwa schlechte?“ erkundigte sich Aenisin und sein Bruder senkte den Kopf.
„Ja....wir haben keine Kanonen.“
„Wie bitte? Wir hatten sie doch schon bezahlt?“ wunderte er sich. Und sie waren nicht billig gewesen.
„Der Prinz hat verlauten lassen, das sie nachfolgen werden, aber seine Rüstungsschmieden im Moment für die Königliche Armee in Übersee produzieren müsste und er dies für seine wichtigere Pflicht halte.“ zitierte Arond den Brief, den er in der Hand hielt und Aenisin wünschte sich, dass der Prinz in genau diesem Moment neben ihm stehen würde, sodass er ihm eine reindreschen konnte.
„Gut...“ Er überlegte. „Wir haben jetzt gar keine?“
„Richtig.“
„Hm...dann macht es auch keinen Sinn auszurücken.“ schloss Aenisin seine Überlegungen. Es lief nichts nach Plan, nichts und das mal wieder weil irgendjemand sich nicht so verhalten hatte, wie er sich sonst verhielt. Normalerweise war der Prinz für seine Verlässlichkeit bekannt. In den Kolonien musste etwas enorm wichtiges passiert sein, das er seinen guten Ruf dafür aufs Spiel setzte.
„Was hast du schon veranlasst?“ erkundigte er sich bei seinem Bruder.
„Ich habe angeordnet die Kanonen von den Grenzposten zusammen zu ziehen. Dann haben wir immerhin 8 Stück.“
„Ein guter Zug...von dort droht uns im Moment keine große Bedrohung. Ich werde dafür sorgen, dass unsere eigenen Schmieden umgerüstet werden. Wir sollten besser auf einen langen Krieg vorbereitet sein. Wann werden sie eintreffen?“
„In einer Woche.“
„Dann sorge dafür, dass wir dann sofort losschlagen können. Nun, so wichtig ist es auch nicht, dass wir hier nicht loskommen. Schließlich wird erst in der Fürstenversammlung in einer Woche entscheiden wer unser Feind ist.Erst dann können wir tatsächlich ausmarschieren.“
„Die Königin könnte eine Armee aufstellen.“ gab Arond zu bedenken.
„Diese Gefahr ist Minimal. Keiner der Herzöge wird sie unterstützen, der Prinz hat kein Interesse am Krieg, der Herzog von Anon Ithil hat soviel Macht wie ein Fisch am Land, der Herzog von Agherda...nun, er kann wohl nichts mehr machen, Delagios hat Angst vor Morvia und Morvia selbst ist zu weit weg um ihr helfen zu können. Die einzigen die ihr helfen können sind die kleinen Fürsten. Und mit denen wirst du ja wohl noch fertig.“
„Und was wenn du dich irrst?“ zweifelte sein Bruder und Aenisin seufzte.
„Dann wird es schwieriger. Wir sollten dennoch einem Herzog überlegen sein. Mach dir nicht so viele Sorgen, das tue ich schon.“
Während sie so sprachen, kam Irina aus dem Schloss hinaus und auf sie zu.
„Und meine lieben Brüder, plant ihr euren eigensüchtigen Krieg?“ fragte sie die beiden spitz und Aenisin lächelte sie an.
„Welcher Krieg war je nicht eigensüchtig? Und ja, natürlich, du hast Recht. Wir planen ihn.“
„Und wie geht es voran?“
„Perfekt.“ log Aenisin ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Vor dem Winter sind wir wieder zurück.“
„Schade, ich hatte gehofft ihr hättet eine Menge Schwierigkeiten.“
„Mir dünkt es, dass du unser Vorhaben sabotieren willst. Wieso willst du dich gegen deinen eigenen Brüder und deinen eigenen Vater wenden?“ kritsierte Aenisin seine Schwester, die mit den Augenbrauen zuckte.
„Wer weiß? Vielleicht weil mir diese ganze Sache nicht gefällt. Am Ende werden wir doch nur Probleme davon tragen...“
„Sag das nochmal wenn ich König bin und du die Prinzessin von Aron. Dann will ich dich noch einmal meckern hören!“
„Ich war zufrieden damit Prinzessin von Aram zu sein.“ gab sie zurück.
„Aber ich war nicht damit zufrieden nichts zu sein.“ entgegnete Aenisin. „Außerdem kannst du doch nicht ernsthaft behaupten, dass es unserem Land unter Arteila gut geht.“
„Darüber denke ich nicht nach, ich weiß das es uns schlechter gehen könnte. Aber du weißt es ja sicherlich besser. Vater lässt dich übrigens rufen.“
„Ich komme sofort.“ versprach er und wandte sich noch Arond zu. „Sorge dafür, dass die Kanonen so schnell wie Möglich eintreffen. Es könnte nicht schaden schneller loszulegen zu können. Wenn wir Glück haben erreicht Davos noch irgendwas...“

Fröhlich pfeifend hüpfte er auf der Straße den Hügel hinauf, fort von Agherda in Richtung seiner Heimat. Es war alles beim Auftrag so schön glatt gelaufen, wie im Bilderbuch. Gut, die Granate hatte nicht richtig getroffen, aber dennoch getötet. Sie war auch verdammt teuer gewesen, er hätte sich von dem Preis ein kleines Stadthäuschen kaufen können, doch er wurde ja auch gut bezahlt. Er wollte diese neue Erfindung schon immer ausprobieren. Er kam an dem kleinen Altar an, sah sich um, keiner war in der Nähe, und beschloss noch ein kurzes Gebet an Rika zu schicken. Ein wenig Dankbarkeit angesichts ihrer Hilfe bei seiner Arbeit würden ganz sicher nicht schaden. Nachdem er sich hingekniet und die Augen geschlossen hatte, murmelte er die verschiedenen Phrasen, die er vor langer Zeit auswendig gelernt hatte vor sich hin, stand wieder auf und öffnete die Augen, als er einen kleinen gefalteten Zettel auf dem Altar sah. Interessiert hob er ihn auf, entfaltete ihn und las interessiert. Zu seiner Überraschung war es noch die Alte Schrift, welche er jedoch leidlich gut konnte, da viele der Texte, um nicht zu sagen alle, in dieser geschrieben worden waren. Es kostete ihm dennoch Mühe es zu entziffern, den der Schreiber hatte ein Dutzend Grammatikalischer regeln missachtet und für jedes Zweites Wort das falsche Zeichen verwendet. Am Ende schloss er jedoch daraus, dass der Bittsteller die Ermordung der Königin wünschte. Aus welchen Gründen sagte sie nicht und er überlegte schnell...es war keinesfalls sein Auftrag die Königin zu töten und er würde dafür auch kein Geld bekommen, vielmehr würde es Chaos verursachen. Und Chaos war nichts gutes, er wollte nicht das seine Heimat verwüstet wurde. Andererseits hatte er mehr als genügend Geld und Rika würde ihm böse werden, wenn er nicht wünsche an sie als Vollstrecker erfüllte. Sie half ihm, also sollte er auch ihr halten. Und zuletzt war es auch noch eine gute Herausforderung. Er hatte die Entscheidung getroffen und suchte seinen Stift aus seiner Reisetasche. Im Schneidersitz ließ er sich auf den Boden nieder und schrieb schnell eine Antwort in der Neuen Schrift, er wollte sichergehen das es sein Gegenüber verstehen würde. Danach faltete er den Zettel zusammen und legte ihn sorgfältig zurück auf seinen Platz zurück, bevor er einen Schritt zurück trat und sich noch einmal verbeugte. Die Sonne versank im Westen und der See funkelte wie ein Meer aus Gold in der Abendämmerung. Die Glocken Agherdas läuteten in die beginnende Nacht hinein. Er würde wohl die Wohnung noch länger mieten müssen, bevor er zurück auf die blühenden Almen seiner Heimat gehen konnte und dort den Leuten zusehen konnte wie sie ihr Vieh über die Hänge treiben. Doch für den neuen Auftrag würde er auch nicht viel mehr Zeit brauchen, sodass er noch vor dem ersten Schnee wieder da sein konnte – mit dem Schneefall würde es deutlich schwieriger werden in die Täler zurückzukehren. Deshalb ging er den Weg zurück, den er eben noch hierhin gegangen war und näherte sich wieder dem Großen Tor, wurde von der Wache kurz kontrolliert, bevor er in den Massen der Stadt verschwand.

„Lady Cesca...ihr...“ Aranicon stockte und sah aus seinen Augenwinkeln, wie Arteile mit ihren Augen rollte. Cesca sah ihn hingegen nur dumpf an und er hatte nicht wirklich das Gefühl sie erreichen zu können. Sie waren zwar ohne Problem zu ihr gekommen und sie hatte ihm auch zugehört...glaubte er zumindestens...aber ansonsten hätte er auch mit einer Puppe reden können. Schließlich stieß die Königin einen lauten Seufzter aus und schob den Lordprotektor unsanft weg.
„Cesca, was dieser unfähige Idiot sagen will ist, das ich auf deine Treue zähle und verlange das Agherda die Heerschau ausruft, um Lord Elesna zu vernichten.“ kam sie sofort auf den Punkt und der Lordprotektor staunte wieder darüber wie unsensibel man sein konnte.
„Ich...nein.“ antwortete Cesca mit zitternder Stimme und Arteila legte ihre Stirn in Falten.
„Und wieso nicht? Mit welchem Grund verweigerst du die Treue zu deiner großen Königin?“
„Fragt meinen Vater, er macht das nicht, nicht ich!“
„Dein Vater ist Tod!“ versetzte ihr die Königin und Cesca verstummte plötzlich und senkte ihren Kopf.
„Noch....noch nicht.“ flüsterte sie und ihr Blick verhärtete sich wieder, als sie ihn hob. „Und solange dies ist, werde ich nichts in seinem Namen sagen! Das würde ihn beerdigen, aber er lebt!“
„Willst du dich gegen mich stellen?“ fragte Arteila mit einem bedrohlichen Unterton und Aranicon trat einen Schritt nach vorne und stellte sich zwischen die Königin und der Fürstin.
„Das Reicht. Wir werden später weitersehen.“ versuchte er die Lage zu beruhigen, doch Arteila wollte sich nicht so leicht beruhigen lassen. Sie schlug ihn und empörte sich.
„Hau ab, du Idiot. Was denkst du was du bist?“
„Klüger als du.“ erwiderte er und sie atmete scharf ein.
„Ich denke wir sollten alle uns noch einmal hinsetzen und über die ganze Sache nachdenken.“ intervenierte im letzten Moment vor ihrem Ausbruch Caleos, der verzweifelt freundlich sie anlächelte.
„Wir brauchen nicht unnötig böses Blut schaffen.“ schloss er und Arteila beruhigte sich in so weit, das sie nur noch ihre Lippen so stark aufeinander presste, das sie weiß wurden.
„Gut.“ Sie drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Saal, während Cesca wieder in ihrem Sessel versank. Die Stimmung im Saal fiel von Aufgeheizt auf Melancholisch traurig und das war Aranicon auch nicht geheuer.
„Cesca, ich habe gehört ihr richtet heute einen Ball aus?“ Versuchte er die Stimmung durch ein unverfängliches Thema zu lockern.
„Ja.“
„Seid ihr auch dabei?“
„Ja.“
„Mit wem tanzt ihr denn?“ Aranicon zweifelte das sich jemand finden würde, mit dem sich Cesca abgegeben würde. In ihrer Abgrundtiefen Traurigkeit war für so was kein Platz. Es verwunderte ihn schon, dass sie überhaupt anwesend sein würde, aber das sie jemanden hatte mit dem sie tanzen würde...unmöglich. Cesca war zwar hübsch, aber ihr Charakter war ein viel größeres Problem, was dazu führte das sie immer noch nicht verheiratet war, obwohl sie vier Jahre älter als er selbst war. Ihr Vater hatte ihr da nie Druck gemacht und ihm wären ja auch noch zehn, zwanzig Jahre verblieben gewesen, wenn es ihn nicht vorher erwischt hätte.
„Lord Tirion.“
„Wa-wa-was?“ Das konnte es doch nicht sein. „Hauptmann Tirion?“ Fragte er nach und als er ihr Nicken sah fiel ihm die Kinnlade hinunter. Das Schicksal machte schlechte Scherze, enorm schlechte.
„Hauptmann Tirion von der Stadtwachen, von den Silberfalken?“ In einem letzten Versuch versuchte er das Schicksal zu ändern, es in eine erträglichere Richtung zu drücken.
„Ja, eben jenen.“ versetze sie ihm und sah ihn rätselnd aus ihren Augen an. „Kennt ihr ihn?“
„Flüchtig.“ antwortete er ausweichend. „Wieso hat ihn euer Vater eigentlich aufgenommen?”
„Hm...er sah großes Potenzial in ihm und wollte nicht, dass er aufgrund seines Vaters dies vergeudet.“ Großes Potenzial? Bei ihm? Wobei? Beim Arrogant sein?
„Er ist doch der Älteste der Verbliebenen Söhne des Silberkönigs?“
„Ja, er ist der Älteste seiner Neun Geschwister. Wieso?“
„Nur so.“ winkte Aranicon ab. „Ich hatte mich nur gewundert, ob meine Erinnerung immer noch die richtige ist.“ Er verbeugte sich leicht, während er sich rückwärts aus dem Saal schlich. Caelos folgte ihm, ohne sich von seiner Schwester zu verabschieden, die alleine zurück blieb.
„Ich habe es dir doch gesagt.“ meinte Caleos, als sie draußen standen. „Ich weiß nicht was sie an dem Hauptmann so toll findet, aber sie mag ihn. Und er ist der einzige auf den sie wirklich hört.“
„So?“ Aranicon horchte auf. „Dann muss er ihr sagen, dass sie die Mobilmachung ausrufen soll!“
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass er auf uns hören wird?“ Das Stimme, Aranicon konnte schon sein höhnisches Grinsen sehen und das Lachen hören, mit dem er sie quittieren würde.
„Ich glaube du hast Recht.“ gab er zu. Er seufzte. Wieso musste alles nur so schwer sein?
„Aber wir sollten es versuchen. Kannst du nicht was machen?“ Caleos lachte bitter auf die Frage des Lordprotektors.
„Man könnte natürlich die Fürstin ignorieren und über den Stadtrat eine Armee aufstellen, aber du hast ja die alten Knacker gesehen, die würden es nur tun, wenn eine Feindliche Armee vor den Toren stände und ihre Vermögen bedroht wären. Es sind geizige Geldsäcke....“ Caleos ließ seinen Satz in einem Seufzer ausklingen.
„So schlimm mit ihnen? Dein Vater kam doch gut mit ihnen zurecht?“
„Nicht mit denen, als er den Rat geschaffen hatte, waren es noch gute Patrioten, aber irgendwie hat sich der Rat mit zu vielen Händler angefüllt. Wen ich Herzog wäre, dann würde ich ihn sofort auflösen und neu einrichten...oder ihn gleich ganz lassen. Er behindert einen nur die ganze Zeit.“
„Und die würden auf dich hören?“ zweifelte der Lordprotektor und Caleos lachte.
„Sie müssen. Ich bin ihr Herzog.“
„Ich weiß ja nicht....sie müssten auch auf Arteila hören. Oder du auch. Tust du es?“
„Hm...“ grummelte der Lord und kickte einen Stein von dem Pflaster auf den Hof, wo er einem Soldaten an das Bein flog. Der fluchte kurz und ging dann weiter.
„Der Fürstenrat wird bald zusammenkommen und darüber beraten. Aber in ihm habe ich noch weniger vertrauen.“ Aranicon musste an die Lord denken, die dort saßen...sie waren alle so schrecklich eigensüchtig oder machtlos. Könnte daran liegen das die eigensüchtigen Mächtig wurden und die Selbstlosen verloren.
„Ah, sie wählen schon einen neuen Statthalter?“ wunderte sich Caleos und kickte einen weiteren Stein hinfort.
„Unter anderem, ja. Arteila hat gestern einen Boten ohne mein Wissen losgeschickt. Sie bittet um die Hilfe der Lords im Krieg und um die Wahl eines neuen Truchsess.“
„Das hätte ich von ihr nicht erwartet...“ wunderte Caleos sich und Aranicon musste ihm Recht geben, er hatte es auch nicht geglaubt, als sie es ihm heute Morgen nebenbei erzählt hatte. Auf die Frage wieso sie das getan hätte, hatte sie nur mit den Augen gerollt und ihn einen Dummkopf genannt. Daraufhin hatte er auch keine Lust mehr gehabt noch weiter nachzuhaken, sodass das ganze sich im Sande verlaufen hatte.
„Der Bote wird wohl in drei Tagen ankommen, die Abgesandten der Lords sind allerzeit in Aratar versammelt, sodass der Beschluss nicht lange auf sich warten wird.“ führte er weiter, doch Caleos hob die Hand.
„Die werden nicht über Krieg und Frieden entscheiden wollen. Außerdem gibt es bei wichtigen Ereignissen sieben Tage Zeit für die Lords zu der Versammlung zu kommen. Also wird es erst in zwei Wochen ein Ergebnis geben.“
„Wenn das nicht klappt...nun...dann gehen uns langsam die Möglichkeiten aus.“ sinnierte der Lordprotektor. „Dann müssten wir die Kolonialstreitmächte verwenden und das würde heißen die Kolonien und unser Weltreich aufzugeben. Ich weiß nicht ob Arteila das Wert wäre...“
„Ich bin noch viel mehr wert, da hast du Recht!“ mischte die Angesprochene sich plötzlich ein und der Lordprotektor zuckte schreckhaft zusammen. Wo kam die denn nur wieder plötzlich her? Er sah auf und bemerkte das sie einmal im Kreis über den Platz gegangen waren und direkt wieder dort standen, wo sie losgegangen waren. Arteila hatte sich nach ihrem Auszug wohl wieder gesammelt und wollte erneut mit Cesca sprechen, als sie dort ankamen.
„Aber ich schätze den Fürstenrat nicht so schlecht ein wie du! Und auch ohne ihn gibt es noch Fürsten die Treu und Loyal sind, nicht zuletzt das Treue Volk.“
„Bedenke, je länger wir warten, desto mehr Unheil wird Aenisin anstiften. Er ist vieles, aber nicht dumm...“ warnte er sie, doch sie winkte leichtfertig ab.
„Er ist kein Gott, aber ich Königin.“
Zuletzt geändert von Georgios am 22. Dezember 2014 23:17, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 14. Dezember 2014 14:02

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Ein vergnüglicher Abend


Wütend verließ Aranicon den lärmenden Saal und rannte auf den Schlossplatz, wo drei Wache herumlungerte und ihn interessiert ansahen, wie er an ihnen vorbei stürmte. Hinter ihm kam sofort Caleos aus dem Saal und zog wieder die Blicke der Wachen auf sich.
„Was guckt ihr so blöd?“ fuhr er sie an und die drei murmelten verlegen Entschuldigungen und sahen in die Entgegensetzte Richtung. Der Lordprotektor war in der Zwischenzeit an dem Tor angekommen und sah schwer atmend auf den großen Marktplatz, wo eine Gruppe der Stadtwache mit ihren Fackeln vorbei zog. Caleos holt ihn schließlich ein und legte ihm eine Hand auf die Schulter, die er wütend abschüttelte.
„Beruhige dich.“ versuchte Caleos auf ihn einzuwirken, doch der Lordprotektor schnaubte nur wütend.
„Beruhigen? Du machst schlechte Witze.“
„Wenn du dich aufregst ist niemanden damit geholfen.“
„Das sage ich dir das nächste Mal auch wenn du wieder hoch oben bist.“ Caleos war ein sehr impulsiver Mensch, er hatte eine Stimmung immer eine Woche lang, genauso wie eine Idee, dann wurde sie von der Nächsten Ersetzt.
„Ich kann ja verstehen, das dich Hauptmann Tirion aufregt, aber...“
„Nichts aber! Am liebsten würde ich ihn erwürgen und mit meinen Händen aufknüpfen und dann seine Leiche den Hunden zu Frass vorwerfen. Was er getan hat ist Hochverrat!“ brauste Aranicon auf und Caleos wedelte beruhigend mit seinen Händen.
„Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Cesca nimmt ihn sicherlich nicht...“
„Du hast selsbt gesagt das sie auf ihn hört! Und sie hat es selbst gesagt!“
„Es war ein Kind des Weines, diese Idee. Das verfliegt.“ versuchte Caleos es weiter, doch es war immer noch Erfolgslos.
„Denkst du? Dann wärst du doch sehr naiv. Die Zuhörer vergessen es nicht. Sie vergessen es nicht!“
Aranicon steigerte sich eine Rage und brüllte die letzten Worte auf den Marktplatz hinaus. Caleos seufzte und wandte sich ab.
„Ich sehe mit dir kann man nicht reden.“
„Nicht über so etwas, Weißt du was der gemacht ist? Ist es dir wirklich klar?“
„Ähm...ich denke schon...“
„Er hat mein Todesurteil unterschrieben! Da soll er mich lieber standrechtlich erschießen anstelle einen solchen Unsinn zu machen!“ schrie Aranicon als Antwort und die Wachen hinter ihnen bemühten sich wegzusehen.
„Ich bin mir sicher, das du dir zu viele Sorgen machst...“
„Mag sein, du machst dir definitiv zu wenige. Viel zu wenige.“ Er wandte sich von dem Anblick ab und sah wieder zu der Festhalle.
„Am liebsten würde ich jetzt da einfach rein stürmen und ihn von unten bis oben aufschlitzen.“
„Würde ich dir von abraten. Tirion hat vor zwei Jahren den Preis des besten Fechters Agherdas gewonnen. Er würde dich zerstückeln.“
„Ist denn jeder besser als ich?“ fluchte der Lordprotektor und kickte einen Stein hochkant über den Platz, wo er einem Soldaten gegen den Helm flog. Es klirrte, doch er rührte sich nicht.
„Du übst ja auch nicht, oder? Wann hast du das letzte Mal trainiert?“
„Öhm....ähm...vor zwei Jahren...glaube ich.“
„Und das ist nicht unbedingt die Krönung der Meisterschaft.“
„Mag ja sein... wird mir aber auch nicht mehr helfen. Weißt du was außerhalb der Mauern lauert?“
„Die Lange Straße?“ Aranicon schlug Caleos für diese dumme Antwort gegen die Stirn.
„Nein, Lord Elesnas Männer, die uns alle töten wollen, sobald wir uns aus Agherda herausgewagt haben. Deine Schwester will ja nicht einmal Geleitschutz geben!“
„Ich werde mit ihr reden. Ihr werdet mindestens Hilfe bekommen, sie ist doch kein Unmensch.“
„Sie nicht, aber Tirion schon. Mein Vater hat mir von Tirions Vater erzählt...“
„Dem Silberkönig?“ erkundigte Caleos sich und Aranicon nickte.
„Du weißt sicherlich die Grundlegenden Begebenheiten, aber in seinem Schaffen legte er ein genauso treuloses Verhalten an den Tag wie Tirion, als er mit meiner Tante sich in seiner Burg verschanzte und den König verriet, als er ihn brauchte. Genauso wie sein Vater ist der Dreckskerl, er will nur übles. Aufhängen muss man so etwas!“
„Hauptmann Tirion hat niemanden verraten und...ich muss ihm auch teilweise zustimmen. Was er sagt ist richtig, nur die Schlüsse falsch.“
„Achso? Du jetzt auch?“ Aranicon visierte seinen Freund finster an, der gezwungen lächelte.
„Ja...also, Lord Elesna wird Agherda angreifen und belagern, solange die Königin hier ist. Früher oder später wird er es tun.“
„Ja...“ gab er zerknirscht zu. Man hatte nicht Soldaten, weil man sie schön fand, sondern weil man sie auch einsetzen wollte. Und die Königin war die Hauptfigur in diesem Spiel.
„Aber das er deshalb sagt ihr sollt gehen ist falsch. Eindeutig falsch. Wir müssten eine Armee aufstellen und notfalls unsere Stadt für die Königin geben und sie nicht feige aufgeben.“ deklarierte Caleos und ballte die Hand zu einer Faust.
„Ohne deine Schwester hätten wir eine Menge Probleme nicht...“ seufzte Aranicon und lehnte sich gegen die Mauer.
„Aber wir haben wir...wenn wir Glück haben wir mein Vater aufwachen und...“
„Wir haben kein Glück.“ schnitt der Protektor ihm kalt das Wort ab und Caleos schwieg. „Wir haben nie Glück.“ wiederholte Aranicon und atmete schwer aus. Er fragte sich welche Reaktion Arteila zeigen würde...
„Wie die Königin sich wohl äußern wird...“ fragte Caleos leise flüsternd in den Nachthimmel hinein, an genau das gleiche denkend wie der Lordprotektor.
„Sie ist schon früh gegangen...ich weiß nicht ob das jetzt gut oder schlecht sein soll.“
„Ich würde es schlecht nennen. Tirion hätte nicht so frei gesprochen, wenn sie dagewesen wäre. Du merkst es vielleicht nicht mehr, aber sie hat eine Aura, die...hm, ich kann es nicht wirklich ausdrücken.“ dukste Caleos herum und Aranicon seufzte.
„Sie wird Morgen in die Luft gehen. Es gibt nichts schlimmeres als sich seiner vollkommenen Machtlosigkeit bewusst zu werden. Sie ist die Königin, wunderbar, aber der Titel ist unbedeutend. So unbedeutend wie meiner.“
„Ja...wohin wirst du sie bringen, nachdem Cesca euch der Stadt verweist?“ erkundigte er sich und langsam gingen sie zurück zum Schloss.
„Nach Evada.“
„Evada? Du...fliehst vor Tirion und gehst zu seinen Brüdern?“ wunderte sich sein Freund und auch er musste schmunzeln. Es hatte schon das gewisse Etwas.
„Nicht direkt. Das Schloss gehört der Königin, die Königliche Garde ist dort...“
„Die Reste. Wie viele? Zwanzig Mann?“ unterbrach er ihn und Aranicon redete weiter:
„Die Rest eben. Du wirst lachen, ich habe seine Brüder noch nie gesehen. Immer wenn ich dort war, waren sie woanders und in den letzten Jahren war ich auch nicht in Eveda. Es ist...eine schöner Ort, aber abgelegen. Kein Ort für eine Königin, die regieren will.“
„Nun, wir wollen aber nicht regieren, sondern Sicherheit finden, nicht wahr?“
„Genau.“
„War Evada nicht der Ort, wo euer König gestorben ist?“ harkte Caleos nach und Aranicon musste nicken.
„Ja...aber das hat nichts mit der Sicherheit des Ortes zu tun. Eine Armee hat es deutlich schwerer durch die Hügel zu kommen und von dort aus können wir auch noch gut fliehen in den Süden.“
„Ah, dem Prinzen anvertrauen?“
„Ja.“ bestätigte der Lordprotektor und sie hielten vor der Tür. Musik drang aus der Halle.
„Ich weiß nicht ob das Klug ist. Der Prinz von Aratar...er ist ihr verfallen.“ Caleos machte eine kurze Pause, bevor er den letzten Teil seines Satzes sagte.
„Wem?“ erkundigte sich Aranicon und Caleos überlegte. Er wackelte ein wenig hin und her, biss sich auf die Lippe.
„Du weißt schon...“ brachte er schließlich hervor.
„Nein.“ antwortete der Protektor knapp.
„Doch...ja...“ Der Ahgerdener sah sich um und flüsterte ihm ins Ohr: „Maria.“
„Nie gehört.“
„Oh Gott...“ seufzte Caleos und lachte. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
„Nie gehört, nie gesehen. Ich nehme an, dass du natürlich kein süßes Mädchen aus Delagios meinst, sonst kenne ich sie gut. Vor allem inwändig.“ Caleos schmunzelte, schüttelte aber den Kopf.
„Die nicht.“
„Schade.“ bedauerte Aranicon. „Wollen wir auf die Terrasse gehen?“ Caleos nickte und zusammen gingen sie einmal durch das Schloss auf die andere Seite, wo sich eine sanfte Terrasse erstreckte, die einen wunderbaren Ausblick über den See bot. Die Sterne und der Mond glitzerten im Wasser, welches Spiegelglatt da lag. Die Bäume standen still da und kein Lüftlein regte sich, als die beiden sich auf einer der Bänke setzten.
„Hier ist es so schön still.“ flüsterte der Protektor und sein Freund nickte. Eine ganze Weile saßen sie still da und sahen auf die See hinaus. Ein Vogel flog über ihn hinweg und verschwand dann wieder plötzlich im Nichts. Ein einsames Boot trieb im Wasser und an der anderen Seite des Sees sah man die schwachen Lichter einer anderen Stadt glimmen. Aranicon seufzte und Caleos stand wieder auf.
„Sieh mal, da ist Arteilas Zimmer.“ Er zeigte auf ein nahes Fenster. Es war halb geöffnet und leichtes Licht glimmte in seinem Inneren.
„Oh.“ machte Aranicon nur und bemerkte die Leiter, die direkt neben dem Nachbarfenster stand. Er zeigte auf sie und sein Freund folgte dem Blick.
„Ach, die steht immer noch da? Ich dachte der Handwerker wäre heute fertig geworden.“ wunderte sich Caelos.
„Was sollte er denn reparieren?“
„Das Fenster. Es schloss glaube nicht mehr richtig oder so...der kommt Morgen wieder und nimmt die Leiter dann wieder mit.“ tat Caelos die ganze Sache ab und wandte sich wieder dem See zu, doch Aranicon war aus irgendeinem Grund aufgeregt. Er sah sich die Leiter noch einmal an, fuhr mit dem Blick weiter nach oben und dort wo sie aufhörte stand das Fenster sperrangelweit offen. Ein Dutzend Alarmglocken läuteten in ihm.
„Caelos!“ Der Angesprochene fuhr wie vom Blitz getroffen herum und sah Aranicon fragend an, bevor er sich wieder entspannte.
„Schrei meinen Namen nicht so, da bin ich immer...“
„Findest du es nicht auch komisch das der Handwerker seine Leiter vergisst?“
„Äh...keine Ahnung, ich kann mich in die nicht hereinversetzen...“ gestand der Lord und Aranicon schüttelte ihn ein wenig.
„Und das dann noch das Fenster offen ist?“
„Dann zieht es im Haus, das wird kalt.“ Der Lordprotektor sah Caelos mit großen Augen an und versuchte herauszufinden, ob sein Gegenüber scherzte oder wirklich keine Ahnung hatte. Ersteres war schon schlimm genug, zweiteres fatal.
„Nenne es Paranoia, aber ich muss da jetzt nachsehen.“ Aranicon stand auf und überlegte kurz, ob er rein rennen sollte und die Treppe oder doch gleich die Leiter nehmen sollte. Er entschied sich für die Leiter und beschleunigte auf dem Weg dorthin. Caelos sah ihm interessiert hinterher, aber das störte ihn nicht. Vielmehr wurde er immer nervöser und rannte am Ende auf die Leiter zu. Er kletterte sie so schnell hoch wie es ihm nur Möglich war, sprang dann durch das Fenster in den Leeren Gang. Aranicon sah sich um und sah wirklich niemanden. Das war sehr merkwürdig oder einfach sehr schlechte Sicherheit...er rief sich kurz in Erinnerung wer dafür verantwortlich war und wunderte sich danach nicht mehr: Hauptmann Tirion. Er atmete tief durch und ging dann schnellen Schrittes auf Arteilas Tür zu...als er ankam sah er das sie offen war. Die Leiche eines Königlichen Gardisten lag innerhalb des Raumes in einer großen Blutpfütze. Ein Messer strecke in seinem Hals. Panisch sprintete Aranicon auf das Bett zu, nur um auf dem Blut auszurutschen und mit einem erstickten Schrei auf den Boden zu fliegen. Eine Sekunde lang lag er betäubt auf dem Boden, bevor er wieder zu Sinnen kam und auf das Bett zu krabelte. Mit seiner Hand griff er hinein...und es war leer. Leer, aber noch warm. Mühsam stand er auf und sah sich schnell um...es gab keinen anderen Weg aus dem Raum, es war erst vor kurzem passiert und der Mörder war nicht über die Leiter gegangen. Was bedeutete, dass er immer noch im Schloss war. Mit Höchstgeschwindigkeit sprintete er los, schlitterte über das Blut und konnte nur mit Mühe das Gleichgewicht bewahren, bevor er mehr die Treppe hinunter flog, als sie herunterging. Im Erdgeschoss blickte Aranicon sich hektisch um, konnte jedoch niemanden verdächtigen sehen. Schnell rannte er zu einer Wache, packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie, bevor er fragte:
„Die Königin! Habt ihr sie gesehen?“ Die Wache benötigte einige Momente, bevor sie ihren Schock überwunden hatte und schüttelte sofort den Kopf.
„Nein, Lordprotektor. Sie ging vor einer...halben Stunde nach oben. Seitdem ist sie nicht mehr herunter gekommen.“ Das wusste er selber, kurz nach ihr hatte er das Fest verlassen und in der Zwischenzeit war er dann noch mit Caelos unterwegs gewesen.
„Jemanden anderen! Kam jemand anderes herunter?“ Um seine Wörter zu unterstreichen schüttelte er die Wache weiterhin so heftig, das ihr Helm klirrend auf den Boden fiel.
„Jaja....vor...einer Minute vielleicht, ein Handwerker....“
„Irgendwas besonderes?“ Aranicon musste sich beherrschen nicht einfach die Wache noch ein gutes Stück weiter zu schütteln und danach Kopflos im Kreis herumzulaufen.
„Ähm...nein...ich weiß es...“ Er wandte sich von der Wache ab und rannte auf den Burghof. Er hatte ihre Leiche nicht gefunden, also musste er sie bei sich haben, was bedeutete das es keinen Sinn machte länger als nötig hier zu bleiben. Wenn Aranicon das Tor abriegeln lassen würde, würde alles gut sein. Und tatsächlich sah er kurz vor dem Ausgang zum Markplatz neben den Wache noch eine weitere Person, die einen schweren Tragesack geschultert hatte. Sie schienen ein wenig zu scherzen, während der Lordprotektor mit seiner größten Anstrengung heranstürmte und als sich der Entführer löste mit aller Kraft schrie:
„Haltet den Mann fest!“ Sofort wurde reagiert: Die Wachen wandten ihren Blick ihm zu, sahen ihn fragend an, bevor ihr Blick wieder zurück auf den Entführer gingen. Dieser jedoch hatte sofort nach dem Schrei angefangen wegzulaufen. Bevor die Wachen die Verfolgung aufnehmen konnte zischte auch schon der Lordprotektor an ihnen vorbei. Aranicon hatte nie geahnt, das er so schnell laufen konnte nach all den Jahren des Faulsseins. Der Mörder war ihm nicht sehr weit vorraus und der Sack behinderte ihn auch deutlich am vorankommen. Das wussten sie beide und zielsicher steuerte er auch einen Gasseneingang an. In dem Gewirr würde es ihm ein leichtes sein Verfolger abzuschütteln. Aranicon verdoppelte noch einmal seine Anstrengungen, doch auch sein Gegenüber mobilisierte unendliche Kräfte, sprintete plötzlich und verschwand zwischen zwei Häusern. Schwer keuchend musste der Lordprotektor vor dem Eingang stehen bleiben, wäre fast zusammen gefallen. Die Wachen schlossen zu ihm auf und ihr Offizier sah ihn kurz fragend an. Aranicon holte tief Luft, deutete schwach mit der Hand in die Gasse.
„Die....Kön....er...“ brachte er hervor, aber das Reichte dem Offizier, der sofort Befehle brüllte und mit zwei Wachen in die Gassen rannte. Eine Dritte Wache blieb bei Aranicon, während die letzte zurück zum Schloss rannte. Als sie mit einer Horde weiterer Wachen zurückkam, hatte sich der Herzschlag des Lordprotektors halbwegs beruhigt und er kam auch wieder zu Kräften. Zeitgleich kam der Offizier aus den Gassen gestürmt, brüllte kurz ein Dutzend Befehle, nach welchen sich die Soldaten auch unverzüglich aufteilten. Danach drehte er sich zum dem Lordprotektor um, salutierte, während er Bericht erstattete:
„Lordprotektor, wir konnten ihn noch nicht fassen, aber wir werden nun unverzüglich das Viertel abriegeln und die Häuser durchsuchen.“
„Wie groß ist das Viertel?“ Als Antwort nannte der Mann vier Straßennamen, die alle ihm nichts sagte, worauf er den Kopf schüttelte und sich verbesserte:
„Wie viele Menschen leben in dem Viertel?“
„15.000, Mylord.“
„Oh...das wird Dauern. Seit ihr euch sicher, das ihr nicht mehr Männer braucht? Es geht um jede Sekunde, es ist die Königin!“
„Nur keine Panik, die Stadtwache müsste bald eintreffen, dann werden wir mit den Hausdurchsuchungen anfangen.“
„Ich hoffe es...“ Aranicon presste die Lippen aufeinander und der Offizier entspannte sich ein wenig.
„Beruhigen sie sich, Mylord. Wenn der Mann die Königin töten wollte, hätte er es schon längst tun können. Wenn wir ihn also finden – und wir werden ihn finden, dann wird auch unsere Königin in Sicherheit sein.“
„Wie schlecht sind eigentlich ihrer Männer ausgebildet?“ fuhr ihn Aranicon plötzlich und an der Mann war ein wenig überfordert von dem plötzlichen Themawechsel.
„Was?“
„Wenn ich: Haltet den Mann rufe, dann sollen sie ihn halten und nicht erst dumm rumgucken. Ansonsten hätten wir ihn schon jetzt...“

Ned saß mit versteinerte Mine vor dem Kamin und starrte in die tanzenden Flammen. Das Feuer prasselte und verströmte eine schöne Wärme und er konnte seinen Blick nicht abwenden. Seine Frau beobachtete ihn gespannt dabei, wie er versuchte etwas in den Flammen zu lesen, nach einer Viertelstunde aber enttäuscht den Kopf schüttelte und den Blick abwandte.
„Hast du nichts gesehen?“ fragte sie ihn und hielt in ihren Strickarbeiten inne.
„Nein.“ antwortete er enttäuscht und seufzte.
„Vielleicht irren sich die Barden...“ begann sie, aber er unterbrach sie, indem er die Hand hob.
„Nein.“ sagte er nur und sie schwieg. In einer alten Sage hieß es, dass alle wahren Könige Nords im Feuer die Zukunft sehen konnten und...in der letzten Zeit benahm sich Ned sehr seltsam. Dauernd sah er in das Feuer, ging an die Alten Orten der Großen Könige...murmelte was von den Alten Zeiten und solch Zeug. Nun starrte er auf den Großen Zweihänder über dem Kamin, das Schwert seiner Vorfahren. Der Letzte Freie König der Nords hatte es in der Schlacht getragen, an dessen Ende er sein Haupt vor dem Aronischen König beugte. Dieser hatte ihm in einem Anflug von Großmut und Arroganz gestattet, die Waffe zu behalten.
„Wenn ich sie nur schwingen würde....“ flüsterte Ned und sie hielt erneut in ihrer Arbeit inne.
„Wennn...“ flüsterte weiter und sie legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Geliebter, lass es sein.“
„Was?“
„Die Träume von der Vergangenheit. Sie werden nur Unglück bringen, denn die Zukunft wird nie sein wie das was verging.“ erklärte sie ihm und er legte die Stirn in de Falten. Er dachte einige Minuten über ihrer Wörter nach, während sie wieder mit dem Stricken anfing, bis er plötzlich wieder etwas sagte:
„Wenn nur Robert hier wäre...“
„Ich vermisse ihn auch.“
„Mit ihm könnte über darüber reden. Mit den anderen Männern kann ich es nicht...sie haben nicht die nötige Weitsicht. Aber Robert...“
„Er kommt erst in drei Jahren wieder.“ gab sie zu Bedenken und machte eine neue Schlaufe.
„Er kommt wahrscheinlich schon dieses Jahr wieder, in einem Sarg und einem Brief.“ gab er sarkastisch zurück und sie verdrängte diesen Gedanken sofort. Es war allgemein bekannt das die Soldaten der Nords in der Armee nicht sonderlich wichtig waren und die Ehre hatten die Ersten Reihen bei Sturmangriffen zu bilden.
„Wenn du das sagst wird es sich erfüllen.“ hauchte sie angsterfüllt, aber er ließ sich davon nicht beeindruckend und sah stattdessen wieder in das Feuer des Kamins.
„Wenn es nur um mich ging, dann würde ich dieses Schwert nehmen und den Grafen Huriens in einem langen Hieb niederstrecken.“
„Ned!“ entfuhr es ihr. „Sag so etwas nicht! Der Graf war immer gut zu uns!“
„Ja, ja, ich weiß, es hört auch nur auf das, was ihm von oben gesagt wird. Aber trotzdem...ich kann mich doch sonst an keinem anderen rächen. Die sind doch alle zu weit weg oder zu gut geschützt...“
„Dann lass das mit deiner Rache. Wie ich schon sagt,e nur Unglück würde draus entstehen.“ beschied sie ihm und er schwieg erneut, während sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Schließlich legte er einen Scheit in den Kamin und stand auf. Mit dem Rücken zum Feuer starrte er nach draußen. Ihr wurde ihr Ehemann langsam unheimlich, er hatte sich früher noch nie so seltsam verhalten. Seitdem Robert weg war war er so merkwürdig, hatte die tollsten Ideen und konnte keine Ruhe finden. Sie hoffte inständig, dass er sich nicht zu irgendeiner Dummen Tat hinreißen lassen würde, denn so etwas würde der Untergang der Nords sein.

Aranicon wollte nicht länger warten und ging nervös auf und ab. Die Hausdurchsuchungen hatten schon vor ein paar Minuten begonnen, doch trotzdem verstärkte sich sein Schlechtes Gefühl. Der Offizier neben ihm schien seine schlechte Laune zu bemerken und zeigte auf eine Gruppe von Personen, die aus dem Schloss kamen.
„Seht Lordprotektor, der Hauptmann mit seiner Adjundantin kommt.“
„Wunderbar...“ sagte er sarkastisch und der Mann neben ihm schwieg lieber. Schnell kam Tirion heran, mit einem halbvollem Weinglas in der Hand, neben ihm Andra und hinter ihr dreißig Männer der Stadtwache mit Fackeln.
„Ah, Lordprotektor.“ grüßte ihn der Hauptmann freundlich und schwenkte das Glas.
„Lange nicht mehr gesehen.“ Tirion lächelte dünn und unecht.
„Nicht lang genug.“ knirschte Aranicon und Tirion lachte überheblich.
„Wie ihr meint. Wisst ihr was interessant ist? Egal ob wo ihr seit, eure Anwesenheit ist vollkommen unbedeutend, weil ihr nichts könnt.“
„Seit ihr vielleicht noch aus einem anderen Grunde hier?“ wechselte der Lordprotetor das Thema und wünschte sich einmal mehr sein Schwert in ihm zu versenken. Oder ihn einfach mit bloßen Händen zu zerfleischen.
„Ah, genau, da war ja was. Andra!“ befahl Tirion und seine Adjundantin drehte sich auf ihren Absätzen zu ihm um.
„Ja, Hauptmann?“ meldete sie sich mit einer vollkommen neutralen Stimme, was er nicht weiter zur Kenntnis nahm, sondern mit großen Gesten seinen Befehl verkündete.
„Du übernimmst die Ermittelungen.“
„Aber...“ Sie machte gerade den Mund auf, da klopfte er ihr kurz auf die Schulter, drehte sich um und sagte noch im Weggehen:
„Schaffst du schon.“ Nach diesen Worten war er wieder auf dem besten Weg zum Schloss, während sie ihm hinter sah und etwas flüsterte, was sich in Aranicons Ohren eindeutig nach Beleidigungen anhörte. Er ließ sie eine Sekunde gewähren, bevor er wieder auf das wichtigere kam.
„Tavvar...“
„Andra. Nennt mich Andra.“
„Andra...wollt ihr nicht beginnen?“ schlug er ihr vor und sie nickte eifrig.
„Status?“ erkundigte sie sich bei dem Offizier, der sofort wie ein Wasserfall alle wichtigen Fakten abspulte. Am Ende der Zusammenfassung nickte sie zufrieden und dirigierte schnell ihre 20 Mann Truppe auseinander, bis nur noch Fünf am Ende bei ihnen standen.
„Gut, ihr drei sichert diesen Ausgang, der Rest kommt mit mir!“ befahl sie und Aranicon mischte sich kurz ein:
„Ich auch?“
„Ich würde euch nicht abhalten.“ antwortete sie ihm und lächelte ihn leicht an, bevor sie mit den zwei Wachen und dem Offizier in der Gasse verschwand. Aranicon folgte ihnen sofort und drängelte sich zu ihr nach vorne.
„Habt ihr ein bestimmtes Ziel?“ erkundigte er sich und sie nickte.
„Wir sind gleich da.“ Sie kamen auf einen kleinen Platz zwischen den Häusern, in dessen Mitte ein Brunnen stand dessen Wasser leicht vor sich hin plätscherte. Eine kleine Plakette informierte darüber, dass dieser Brunnen von Lord Pettanko gesponsert worden war und der Platz einen Namen hatte, den er sofort wieder vergaß.
„Lordprotektor, dies ist das Zentrum des Viertels und wir werden nun von innen heraus die Häuser untersuchen.“ schlug Andra vor und er nickte. Das machte Sinn. Einer der Soldaten trat einen Schritt an den Brunnen heran, blicke kurz hinein und wandte sich dann an Tavvar.
„Sehen sie mal, Kommandant.“ Er griff in den Brunnen und hielt einen Arm in seiner Hand. Soweit es Aranicon sehen konnte war er brutal an der Schulter abgetrennt worden und bei dem Anblick musste er stutzen. Schnell wandte er den Blick ab und bemerkte, dass der Anblick keinen der anderen sonderlich rührte. Vielleicht waren sie einfach zu abgestumpft.
„Hm...“ Andra sah sich ihn interessiert an und legte ihre Hand an ihr Kinn, während sie überlegte. „Legen sie ihn zurück. Wir holen ihn später.“ beschloss sie später und der Soldat ließ ihn wieder in das Wasser fallen.
„Was war das?“ erkundigte sich der Lordprotektor bei ihr und sie ging auf die Erste Tür zu. Mit einer knappen Handbewegung deutete sie einem Soldaten an dagegen zu hämmern, während sie ihm Antwort gab.
„Ein Arm, von einem Mädchen, wohl zwischen 15 und 20. Abgetrennt durch ein stumpferes Messer oder einer Säge.“ spulte sie herab, während der Soldat lautstark die Tür bearbeitete und Drohungen hineinbrüllte.
„Von einem Mädchen zwischen...“ hauchte der Lordprotektor, doch sie unterbrach ihn sofort.
„Keine Sorge, der Arm war nicht ganz frisch. Ich nehme an ihre Majestät hatte vor ein paar Stunden noch ihre gesamten Arme?“
„Ja...“
„Dann brauchen sie sich keine Sorge machen.“ Sie wandte sich dem Soldaten zu. „Eintreten.“ sagte sie nur und sofort splitterte das Holz und zwei der Männer stießen die Tür auf. Sie gingen mit gezogenen Degen hinein und kamen schon eine Sekunde später heraus.
„Ma'am, da ist niemand.“ berichtete der eine und Andra warf selbst noch einen kurzen Blick hinein. Als sie sich danach auch abwandte konnte Aranicon der Versuchung nicht widerstehen und selbst hinein zu sehen und...das was er sah war nicht wirklich spannend: Hinter der Tür verbarg sich ein einsamer Raum mit einem leeren Bett. Alle anderen Ausgänge waren mit Ziegeln vermauert, kein Fenster, kein Nichts. Musste erbärmlich sein so zu heißen.
„Aufmachen im Namen Arons!“ brüllte der Soldat, der schon die nächste Tür bearbeitete und erneut dagegen hämmerte, wobei plötzlich ein Loch im Holz war.
„Oh...“ machte er und sah verlegen seine Kommandantin an. „Ich dachte die wäre haltbarer...“
„Egal.“ ignorierte sie seinen Einwand und baute sich vor dem Alten Mann auf, der eine Treppe heruntergeschlichen kam.
„Was...“ begann er und sah die kaputte Tür. Er stockte, schluckte und begann erneut. „Was ist?“
„Machen sie die Tür auf, wir müssen hier alles durchsuchen.“
„Jaja...“ er schlich weiter zur Tür, entriegelte sie und wurde sofort von zwei Soldaten an die Wand gedrückt, als sie sich in das Haus quetschten. Andra blieb draußen und besah sich ihn eindringlich.
„Sie waren aber ganz schön schnell hier unten.“ stellte sie plötzlich fest und fixierte ihn stärker.
„Wieso das?“
„Ich verstehe die Frage nicht...“
„Sie müssen sie nicht verstehen, antworten sie!“ versetzte sie ihm und er nickte hastig.
„Ich hatte vorher etwas gehört und war deswegen nicht ganz eingeschlafen, als ihr...“
„Was habt ihr gehört?“ Andra bekam leicht leuchtende Augen, die Aranicon immer bei der Jagd bei Arteila sah. Man konnte es wohl das Jagdfieber nennen.
„Ein Klopfen und Geschrei.“
„Ach so...das waren wohl wir.“ stellte sie enttäuscht fest und der Mann nickte wieder schnell. Die Soldaten pressten ihn wieder an die Wand und schüttelten nur den Kopf. Tavvar zeigte auf das nächste Haus.
„Dann noch einen Guten Abend.“ verabschiedete sie sich von dem Alten Mann, der nur verwirrt nickte und die Kaputte Tür schloss. Aranicon spazierte zu der nächsten Tür, wo gerade eine Junge Frau geöffnet hatte und sofort für die Soldaten zur Seite sprang.
„Seit ihr hier öfters?“ fragte er die Kommandantin, während sie wohlwollen ihren Männern bei der Arbeit zu sah.
„Jede Woche einmal. Wieso fragt ihr?“
„Dürftet ihr da die Leute nicht kennen?“
„Nein, ihre Gesichter merke ich mir auch nicht. Es würde auch nicht viel bringen. Letzte Woche war beim Ersten Haus noch alles offen, jetzt lebt dort keiner. Alles ein Heilloses Chaos.“ Sie deutete ihren Männern auf das nächste Haus, das Letzte welches am Platz stand.
„Was werdet ihr tun, wenn ihr sie hier nicht findet?“
„Das müsst ihr Den Hauptmann fragen ,ich habe keinerlei Einflussmöglichkeit...ich könnte euch nur sagen was ich machen würde, wenn ich dürfte.“
„Würde mich nicht weiterbringen...“ maulte Aranicon und sie zuckte mit den Schultern.
„Es tut mir Leid.“ brachte sie nur hervor und ihre Männer traten eine Tür ein. Das Holz splitterte und ein entsetzter Schrei kam aus dem Inneren. Mit gezückten Degen stürmten zwei Männer das Haus, es klirrte kurz und dann wurde ein Bewusstloser Mann auf die Straße geworfen. Er hatte eine große Platzwunde am Kopf und blutete stark. Andra beugte sich kurz über den Mann, sah ihn sich an und schüttelte den Kopf.
„Das kann er nicht sein.“ stellte sie fest.
„Wieso?“
„Das ist ein Mondblütenhändler...der wird keine Königinnen entführen.“ erklärte sie ihn und wandte sich von dem am Boden liegenden Mann ab. Aranicon betrachte ihn kurz und fragte Andra dann weiter:
„Wieso nehmt ihr ihn nicht fest?“
„Wieso? Suchen wir ihn? Nein. Und der Handel lässt sich ohnehin nicht unterbinden, da wollen wir besser wissen wer ihn tätig.“ Mit dieser Logik konnte er nicht sehr viel anfangen, stellte sie jedoch nicht weiter in Frage. Was er jedoch in Frage stellte war der Nutzen seiner Anwesenheit hier: Er brachte nichts und ihm wurde langsam kalt. Andra orderte ihre Männer gerade zu den nächsten Türen, als er ihr auf die Schulter tippte.
„Ja?“ Sie drehte sich um und sah ihn aus den Winkeln ihrer Grauen Augen an. Er stockte kurz, dann sagte er:
„Wo geht es hier heraus?“
„Ihr wollt uns schon verlassen?“
„Ja. Ich kann hier nicht helfen, an anderer Stelle würde ich vielleicht einen Unterschied machen.“
„Gut, der kürzeste Weg ist der zu dem Stadtwachenkommandantur. Dazu müsst ihr nur durch diese Gasse gehen.“ Sie zeigte ungefähr in eine Richtung von drei Gassen abgingen. „Dann immer geradeaus und bei dem Turm links herum. Dort müsstet ihr herauskommen.“
„Turm?“ wunderte sich der Lordprotektor und sie nickte, während die Soldaten weitere Häuser durchsuchten.
„In der Richtung steht ein kleines Türmchen, ein wenig höher als die anderen Gebäude. Ihr erkennt es wenn ihr es seht.“
„Gut. Viel Erfolg.“ wünschte er ihr und ging auf die Gasse zu, die sie ihm gezeigt hatte. Wie er hoffte.

Die Sonne stand hoch im Zenit,, die Luft war heiß, doch trotzdem konnte es die steife Seebrise schaffen die Festung auf ein erträgliches Maß herunterzukühlen. Nicht das es ihn sonderlich kümmerte ob sie warm, heiß oder kalt war, aber es war doch zweifellos angenehmer. Dennoch konnte er immer sagen, dass er schon an schlimmeren Orten gewesen war. Die Glocken der Kirchen schlugen eine nach der anderen zum Mittag, doch das Gewimmel auf dem Schlosshof ließ sich davon nicht beeindrucken und verfuhr weiter wie gehabt. Zufrieden blickte er von dem Turm auf seine Männer herunter, die wie immer gut ihre Pflicht erfüllten. Es war wichtig, dass sie immer auf Trab waren, denn der Feind lauerte überall und immer Angriffsbereit. Ein Zeichen der Schwäche und sie würden zu schlagen. Manche von ihnen wollten auch nicht auf eine Schwäche warten und griffen so an, deswegen war sein Stellvertreter, sein Sohn Mormen, auch zur Zeit nicht hier, sondern irgendwo in den Flusslanden, aus denen er siegreich zurück kehren würde. Eine andere Wahl ließ er ihm schlichtweg nicht. Ein letztes Mal betrachtete er die Schiffe, die aus dem Hafen ausliefen, große Galeonen und Fregatten, mit ihren stolzen Wimpeln und Wappen. Dann nahm er die lange Treppe nach unten, bis er auf dem Schlosshof herauskam und dort direkt mit der Gesandtschaft zusammenstieß. Es war eine Dreiköpfige Gruppe, angeführt vom Kaiser, den noch seine zwei Minister begleiteten. Hinter ihnen standen vier Wachen mit geschulterten Gewehren und machten einen müden Eindruck. Sie wiegten sich wohl in Sicherheit...ein Fehler, wie man hier immer schnell merken konnte.
„Ah, Vizekönig.“ begrüßte ihn der Kaiser überschwänglich und sein Misstrauen verstärkte sich erheblich.
„Ihr seid spät.“ stellte er stattdessen fest und der Kaiser zuckte nur lachend mit den Schultern.
„Dies und jenes, ihr wisst ja, zu der Jahreszeit herrscht fürchterliches Gewimmel auf den Straßen. Dann lasst uns doch jetzt zum Turm gehen, nicht wahr? Wozu weiter Zeit verschwenden.“ Der Kaiser machte einen Schritt in die Richtung des Turmes, doch er rühte sich keinen Meter.
„Wollt ihr nicht vorgehen?“ erkundigte sich der Kaiser und er schüttelte eisern den Kopf.
„Nein, wir verlagern das Treffen.“ beschloss er kurzerhand und dem Kaiser entglitten die Gesichtszüge. Doch schnell setzte er wieder sein jugendliches Lächeln auf.
„Wieso das?“
„Nun, weil ich es will.“
„Und wo wäre das?“ Ein Anflug von Ärger zeigte sich auf dem Gesicht des Kaisers, doch ihn kümmerte das überhaupt nicht.
„Hm, der Keller. Ja, der Keller, der Bibliotheksraum.“
„Was? Das will ich nicht hin. Das Wetter ist gut, das gehe ich nicht in ein Finsteres Gebäude.“ beschwerte der Kaiser sich lauthals und seine beiden Minister nickten eifrig.
„Mir ist es vollkommen gleich was ihr wollt oder nicht, kommt besser bevor ich euch noch zwingen muss.“
„Das ist doch die Höhe! Was denkt ihr, dass ihr mich so befehligen könnt?“
„Nicht viel.“ erwiderte er kurz und der Kaiser schnaufte empört.
„Vizekönig...“ setzte er an, doch dieser hob die Hand und fiel ihm ins Wort.
„Kaiser Konstantin, jetzt seit endlich ruhig und kommt mit. Ich habe keinerlei Geduld für euer Kindliches Gehabe übrig, also seit lieber still, bevor ich euch einsperren lasse.“
„Ab...“
„Setzt ihr es wirklich darauf an? Ich wäre lieber vorsichtig, sonst lernt ihre eure Untertanen noch viel zu gut kennen. In unseren Kerkern verschimmeln einige von ihnen.“
Diese Worte brachten den Kaiser endlich zum Schweigen. Er presste seine Lippen aufeinander und schien einige Sekunden lang nachzudenken, bevor er nickte.
„Gut, Vizekönig, führt uns.“
Sie gingen los und gerade als sie am Eingang zu dem Keller standen, knallte es plötzlich ohrenbetäubend und alle gingen instinktiv in Deckung. Als der Vizekönig aufsah, erkannte er das der große Westturm sich langsam dem Meer zu neigte und unendlich langsam immer weiter umkippte, bevor er dann mit einem Ruck auseinander brach und seine Steine durch die Luft fliegen ließ. Eine gewaltige Rauchwolke stieg von seinen Ruinen auf. Von dem Einst hohen Turm war wohl nur ein Drittel geblieben, wenn nicht weniger. Glücklicherweise waren die meisten Trümmer in das Meer gestürzt anstatt auf den Hof, wo nur einige eingeschlagen waren und das Pflaster beschädigt hatte. Wenigstens war niemand von ihnen erschlagen worden. Der Vizekönig musste sofort an die Männer denken, die im Turm gewesen waren und wenn sie alle nach Plan gewesen waren, was er eindeutig annahm, dann müssten es an die fünfzig Soldaten gewesen sein. Sofort drehte er sich zu dem Kaiser um, der immer noch ein wenig zusammen gekauert hinter ihm stand.
„Was sollte das?“ schrie er ihn so laut an, dass der junge Mann noch stärker zusammen sackte und eine Hand schützend hob.
„Wa-was?“ stotterte er ängstlich, doch der Vizekönig ließ sich davon in keiner Weise aufhalten.
„Das wisst er ganz genau! Ihr habt es doch geplant!“ rief er weiter und der Kaiser ging vor ihm in die Knie und schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
„Aber...“
„Wieso? Wisst ihr wie viele in diesem Turm waren? Wisst ihr es?“
„Ne-nein...“
„Mindestens Fünfzig! Und da denke ich nicht einmal an die ganzen Diener! Aber sie bedeuten euch wahrscheinlich nichts...“
Langsam beruhigt sich der Vizekönig wieder, verstummte plötzlich und sah zu den Ruinen des Turmes hinüber. Immer noch stieg Rauch auf. Dann schüttelte er den Kopf.
„Dieser Turm stand schon, bevor die Blauen Segel gesponnen wurden, und nun wurde er zerstört, auf die geringe Hoffnung das man mich töten könnte. Konstantin...“
Er drehte sich wieder zu dem Kaiser um, der mittlerweile aufgestanden war und sich den Staub von der Kleidung klopfte. Als der Vizekönig sich zu ihm drehte duckte er sich wieder, doch war es in dem Fall vollkommen unnötig.
„Wieso macht ihr solchen Unsinn? Selbst wenn ihr mich töten würdet, es käme der nächste. Und der nächste. Euer dämlicher Feldzug gegen uns führt nur zu Unglück, keiner von uns beiden gewinnt dadurch.“
„Ich habe damit nichts zu tun...“ wehrte sich der Kaiser und der Vizekönig zuckte müde den Schultern.
„Mag sein, aber ihr fördert es. Allein durch euer Leben.“
Der Vizekönig schwieg erneut und eine bedrohliche Stille senkte sich über die Ansammlung, bis sich schließlich der Kaiser räusperte.
„Ähm....wollen wir dann?“ Er lächelte gezwungen und plötzlich starrten ihn alle an.
„Ja.“ meinte der Vizekönig plötzlich und bedeute einem Soldaten die Tür aufzumachen. „Wir können gleich anfangen.“

Nach einigen Minuten des Herumirrens hatte Aranicon endlich einen Ausgang aus dem Gassengewirr gefunden. Vor ihm lag direkt der große Platz vor der Stadtkommandtur, in welchem die Stadtwache ihr Hauptquartier gefunden hatte. Kaum hatte er die Gasse verlassen versperrte ihm eine Wache mit ihrer Hellebarde ihm den Weg.
„Halt!“ befahl sie und er seufzte. Er machte einen Schritt auf den Mann zu und trat in das Licht der Fackel.
„Ich denke sie müssen mich nicht überprüfen.“ Er lächelte ihn freudlos an und die Wache begab sich innerhalb von einer Winzigkeit in eine Hab-Acht-Stellung und salutierte, während die Hellebarde gegen seine Schulter flog.
„Entschuldigen sie vielmals, Mylord, ich habe sie...“
„Ja ja, schon gut.“ Unterbrach er ihn wirsch und die Wache verstummte.
„Sind sie hier denn alleine?“
„Jawohl.“ bestätigte sie ihm und er musste den Kopf schütteln. So schwer war es jetzt nicht eine Wache aus dem Dunkeln zu töten...und dann konnte man das mit der Wache auch gleich sein lassen.
„Na wunderbar...“ grummelte er und die Wache beugte sich ein wenig nach vorne.
„Wie bitte?“
„Nein, nichts für dich.“ herrschte ihn Aranicon an und die Wache begab sich wieder in ihre Alte Stellung.
„Alle Fünf Minuten kommt hier eine Patrouille vorbei, die überprüft, ob die Lage immer noch in Ordnung ist, Mylord.“
„Wann kam die Letzte?“
„Vor Einer Minute. Seht.“ Er zeigte auf eine Gruppe von Leuten am anderen Ende des Platze, die gerade auf eine größere Straße einbogen. „Da sind sie.“
Aranicon folgte seinem Blick und machte einen Schritt auf den Platz hinaus. Gerade als der Letzte der Fackelträger verschwunden war, hörte er einen dumpfen Aufprall und bevor er sich umdrehen konnte wurde er hart auf den Boden gestoßen. Noch während er fiel sah er wie eine Dunkle Gestalt sich an ihm vorbeidrängelte, mit einem großen Sack auf dem Rücken. Hart kam der Lordprotektor auf dem Steinpflaster auf und Blut lief ihm aus dem Mund, als er so hastig aufstand, das er abermals ausrutschte und auf das Pflaster fiel. Bei dem zweiten Versuch gelang es ihm und er warf einen schnellen Blick auf die Wache, die bewusstlos auf dem Boden lag. Wie immer waren sie zu nichts zu gebrauchen. Aranicon sprintete los, dem Mann hinterher und hatte das Gefühl diese Szene an diesem Abend schon einmal erlebt zu haben doch diesmal würde er nicht versagen. Schnell kam er immer näher und verdoppelte seine Anstrengungen, als er erkannte das der Mann in eine andere Seitengasse schlüpfen wollte. Ihr Abstand zu einander verkürzte sich immer mehr, doch Aranicon erkannte mit Schrecken das er ihn nicht mehr rechtzeitig einholen würde. So schnell konnte er nicht rennen...jetzt rächte sich das doch jahrelange Faulenzen, jeder gemeine Soldat wäre schneller und kräftiger als er und damit in dieser Situation auch besser. Eine Dunkle Person stolzierte plötzlich aus der Gasse und erstarrte, als er die Szenerie vor sich sah: Zwei Männer auf sich zu rennend, den einen mit einem Großen Sack. Doch er reagierte richtig, noch bevor Aranicon etwas sagen konnte lief der Mann aus der Gasse auf den Sackträger zu und sprang auf ihn zu. Doch er kam nie an seinem Ziel an, denn der Räuber reagierte geistesgegenwärtig und warf mit dem Sack auf den neuen Dritten. Hart traf der Sack ihn und er fiel wie ein Stein zu Boden, während der Entführer plötzlich deutlich schneller wurde und in der Gasse verschwand. Keuchend blieb Aranicon bei seinem Retter stehen und es dauerte einige Sekunden bis er wieder genügend Luft geholt hatte um irgendetwas zu sagen. In der Zwischenzeit hatte sein Gegenüber sich wieder aufgerappelt und klopfte sich den Dreck von der Kleidung.
„Dan...Danke.“ keuchte der Lordprotektor und schnaufte erstmal weiter. Der andere schwieg höflich und schien auf eine Weiterführung zu warten. Schließlich schien es ihm zu lange zu dauern und so ergriff er selbst das Wort:
„Kein Grund zur Unruhe. Ich bin Takanon Oden. Und ihr?“ Er sprach mit dem Dialekt der Nördlichen Täler...er war nicht schwer verständlich, hatte aber eine seltsame Melodie, er Aranicon nicht wirklich erklären konnte. Es war aber kein Wunder, dass viele Sänger aus den Tälern kamen, ihre Art zu sprechen erinnerte immer an ein langsames Lied.
„Äh, Lordprotektor Aranicon...“ brachte der Lordprotektor hervor und Takanon verbeugte sich höflich.
„Verzeiht die Frage, doch was jagt ihr Nachts einem Mann hinterher?“
„Er hat was wichtiges gestohlen. Vielen Dank, dass du geholfen hast, du hast eure Pflicht als treuer Bürger erfüllt.“
„Immer zu Diensten.“ Der Mann verbeugte sich erneut und Aranicon beugte sich über den großen Sack. Es war ein großer Leinensack, so einen wie man ihn in der Marine verwandte, um größere Mengen zu transportieren. Oben war er mit einem Groben Seil festgebunden. Vergeblich mühte er sich einige Sekunden ab den Knoten zu öffnen, bis sich Takanon vorbeugte und ein Messer zog.
„Sie erlauben?“ Fragte er kurz, doch bevor er antworten konnte blitzte der Stahl im Mondlicht auf und durchtrennte das Seil ohne großen Probleme. Bevor sich der Lordprotektor beschweren konnte hatte er das Messer wiedereingesteckt und trat einen Schritt zurück. Aranicon griff nach den beiden offenen Enden des Sackes und warf einen kurzen Blick hinein, konnte jedoch aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen. Irgendwie war ihm hier alleine wenig unwohl, besonders mit dem Fremden. Er hatte ihm zwar geholfen, aber irgendwas sagte ihm, dass er nicht ganz in Ordnung war. Dieses Gefühl hatte er bei jedem aus den Nördlichen Tälern, doch diesen Fakt verdrängte er schnell und fokussierte sein Misstrauen wieder auf den einen, der hier neben ihm stand.
„Kommst du aus den Nördlichen Tälern?“ erkundigte sich Aranicon und Takanon sah ihn kurz verwundert an, bevor er antwortete und nickte.
„Ja, aus Carmen.“
„Was treibt ihr hier in Agherda? Fern der Heimat.“ Die Fackel einer Patroilie erschienen auf der anderen Seite des Platzes. Bald würden sie den bewusstlosen Mann finden und zu ihnen als nächstes kommen.
„Ich bin auf einer Reise...geschäftlich, sozusagen.“
„Sozusagen?“
„Nun, ich habe einen Auftrag zu erfüllen. Was ist denn da drinnen?“ Er deutete auf den Sack und bei Aranicon läuteten sofort alle Alarmglocken.
„Nichts.“ antwortete er schnell und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Der Mann runzelte die Stirn und sah ihn so an, ob er sich nicht ernsthaft fragen würde, ob der Lordprotektor nicht mehr ganz bei Verständ wäre.
„Wie ihr wünscht. Allerdings wirkte er mir für Nichts ein wenig schwer.“
„Das kann dir herzhaft egal sein.“ patzte er weiter und Takanon wirkte nicht wirklich erbaut davon.
„Könnte es. Doch es würde mich interessieren was man aus den Häusern der Lords stiehlt, das der Lordprotektor selbst hinterher rennt.“
„Etwas von persönlichen Wert.“
„Tatsächlich?“
„Ja.“ Die Soldaten entdecken auf der anderen Seiten den Mann und fingen sofort an auszuschwärmen. Nur noch einige Sekunden, dann würden sie bei ihm sein und er wäre diesen komischen Menschen los.
„Ihr seht also Menschen als persönliche Wertgegenstände?“ Interessierte sich Takanon weiter und ging einen halben Schritt auf den Protektor zu.
„Wie kommst du darauf?“
„Nun...“ setzte der Talbewohner an, doch wurde er von einem Ruf der Stadtwache unterbrochen.
„Halt!“ Fünf Männer rannten mit gezogenen Degen heran und Aranicon hob die Hand.
„Nur die Ruhe! Alles hat sich geklärt.“ Doch davon ließen sich die Männer nicht beeindruckten und kreisten sie sofort ein und fuchtelten bedrohlich mit ihren Degen in die Mitte des Kreises.
„Was ist hier los?“ verlangte der Anführer der Gruppe dreist zu wissen und bei dem Lordprotektor baute sich wieder eine innerliche Protesthaltung auf. Doch schluckte er es lieber herunter und zwang sich sogar ein leichtes Lächeln auf.
„Falls ihr mich nicht erkennt, ich bin zufälligerweise der Lordprotektor und dieser Mann.“ Er zeigte auf Takanon. „Hat das geschafft, was ihr Helden nicht konntet.“
„So? Und was?“
„Mir geholfen. So, und ihr bringt jetzt diesen Sack zurück zum Schloss.“ befahl er und als die anderen sich nicht rührten setzte er nach: „Sofort!“ Er überlegte einen Moment, wandte sich dann an Takanon. „Nochmals vielen Dank für deine Hilfe. Viel Glück bei deinem Auftrag hier in Agherda.“
„Danke, Mylord.“ Takanon verneigte sich, während die Stadtwachen den Sack aufhoben und Richtung Schloss abmarschierten. Aranicon würdigte Takanon keinen weiteres Blickes und folgte sofort den Stadtwachen.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 22. Dezember 2014 23:18

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Die Konferenz der Hohen Fürsten der Krone von Aron


Nach einem kurzen Marsch kamen sie endlich im Schloss an, wo Tirion sie schon mit einem Weinglas in der Hand erwartete.
„Ah, Lordprotektor. Ich sehe die Jagd war erfolgreich.“ begrüßte er sie übertrieben freundlich und Arnaicon schnaubte nur leicht aggresiv.,
„Ah, etwas per Seefracht bekommen?“
Genervt blieb der Protektor vor Tirion stehen und schlug ihm das Glas aus der Hand. ES zersplitterte an der Schulter eines Soldaten, der es jedoch vermied einen anklagenden Blick zu werfen. Der Wein tropfte auf den Boden.
„Der schöne Wein.“ meinte Tirion bedauernd. „Ich hätte ihn gerne getrunken.“
„Freut mich.“ giftete Aranicon und bedeute den Wachen den Sack hinein zu tragen, während er ihnen als letzter Folgte. Tirion schien so klug zu sein und draußen zu warten, während er sich ein neues Glas Wein reichen ließ. Aranicon wurde innen drinnen schon von Cesca und einer Gruppe von Stadtoberen erwartet.
„Protektor! Habt ihr die Königin?“ erkundigte sich einer von ihnen und Aranicon beschloss ihn einfach zu ignorieren. Er hatte keine Lust mit Subalternen zu reden.
„Herzögin.“ Er nickte Cesca kurz zu.
„Ja?“ hauchte sie zögerlich.
„Könntet ihr euren Arzt kommen lassen? Jemand sollte sich wohl besser um ihre Majestät kümmern.“
„Sofort. Ich werde mich sofort darum kümmern.“
„Gut, dann bringe ich sie jetzt auf ihr Zimmer.“


Aratar am Aranduin – Arcorin – Die Stadt am Strand der Toten – Hafen gen Westen – Hundert-Hügel-Land und Erste Stadt, egal welchen Namen für diesen Ort man verwandte, er blieb prächtig und herrlich. Hier war das wahre Zentrum des Königreiches, genauer gesagt lag es auf einem der vielen Hügel kurz vor den Stadtgrenzen, wo das neue Schloss des Prinzen von Aratars über seinem Reiche thronte. Es war ein Meisterwerk, nach allen Regeln der modischen Baukunst errichtet in einem Stil des Klassizmus mit über 200 Zimmern und zahllosen Türmchen, die an den jeweiligen Abhängen in den Himmel ragten. Wenn man sich allerdings von der Stadt dem Schloss näherte merkte man nicht viel von der felsigen Umgebung – ein sanfter Aufstieg war alles was man von dem Hügel mitbekam. Ein sanfter Aufstieg in einer von Palmen und prächtigen Bäumen umgebenen Straße, die auf einen Großen Platz mit zahllosen Wasserspielen führte. Von dort aus konnte man in die drei Flügel des Schlosses, die zu beiden Seiten und nach vorne hin aufragten.An normalen Tagen war es dem Volke Aratars erlaubt hier zu lustwandeln und den großen Park zu benutzten, doch heute war dem nichts so. Zwei volle Kompanien von Soldaten standen in ihren Gelben Uniformen zu beiden Seiten des Platzes Spalier. Von jeder Zinne des Daches wehte die Arcorinsiche Flagge und vor dem Haupteingang stand eine ganze Abteilung von Bannerträgern. Der Grund dafür war recht einfach, heute traf sich die Fürstenversammlung um über diverse Themen abzustimmen und sich zu beratschlagen.
Der Erste Punkt auf der Ordnung betraf die Wahl eines neuen Truchseßes, dann kam die Erklärung des Krieges gegen Aram und zu guter Letzt noch die Wahl eines neuen Verwalter der Überseekönigreiche. Dazu hatten sich die Fürsten, oder vielmehr ihre Abgesandten, in dem Schloss versammelt. Der einzige wirkliche Lord der Anwesend war, dass war Prinz Deadlos, Sechster seines Namen. Neben ihm waren sonst nur einige, wenige unwichtige Fürsten aus der Region, doch die konnte man getrost vernachlässigen. Wenn Deadlos Ehrlich mit sich war, dann wusste er, dass er nie zu dem Rat gegangen wäre, wenn sie nicht direkt vor seiner Stadt und in seinem Schloss gewesen wären. Er ließ sich von den Fürsten des Nordens nicht viel sagen und sie nicht von ihm – daher war das ganze eher eine extravagante Form der Zeitverschwendung.
Er stand auf dem Balkon über dem Haupteingang und ließ seinen Blick über seine Soldaten schweifen...er war stolz auf sie. Er wusste, dass sie ohne zu zögern für ihn sterben würden und das gab ihm das Gefühl, dass er einiges richtig gemacht hatte. Unter seiner Regentschaft waren alle Länder erblüht und das Volk liebte ihn. Der Reichtum der Welt floss durch seine Länder und wie sein eigener Herr führte er Krieg und schloss Frieden mit den Potentaten dieser Welt. Seine Kinder würden nach ihm dieses Reich erben und er wusste, sie könnten nichts besseres bekommen.
„Mein Prinz, sie erwarten euch.“ unterbrach ihn sein Sohn aus seinen Gedanken. Deadlos drehte sich um und sah seinem jüngeren Ebenbild in das Gesicht.
„Ich komme.“ Meinte er und ergänzte als er an seinem Sohn vorbei ging. „Was erwartest du?“
„Ich verstehe nicht ganz...“
„Was denkst du wird das hier ergeben...oder, nein. Halt. Sag mir Lieber danach, ob es dich enttäuscht hat.“
„Wie ihr meint.“ bestätigte sein Sohn und gemeinsam gingen sie auf die große Tür vor ihnen zu. Die zwei Gardisten beeilten sich die Tür zu öffnen und salutierten stolz vor ihrem Herren, der es mit einem lächeln Quittierte. Vor ihnen erstreckte sich der große Versammlungsaal und sofort schlug ihnen ein unglaublicher Lärm entgegen. Jeder redete mit jedem, schrie quer durch den Raum. Doch sie alle verstummten als Prinz Deadlos unterstützt von Fanfaren in den Raum eintrat und auf seinen Platz, ganz vorne an der Spitze des Langen Tisches, an welchem alle Lords und ihre Abgesandten saßen. Kaum hatte er sich gesetzt, drohte erneut ein Tumult auszubrechen, doch er kannte diese Treffen gut genug, um dies zu verhindern.
„Meine Herren.“ brüllte er und alle verstummten. Leiser fuhr er weiter fort. „Wir haben uns versammelt, um einige Punkte in Abwesenheit unserer Regentin zum Wohle des Königreiches und seines Volkes zu entscheiden. Als erster Punkt auf der Liste steht...“ Er sah kurz auf den Zettel.
„Die Ernennung eines neuen Statthalter, nachdem Tode von Herzog Arton. Irgendjemand Vorschläge?“
Stille kehrte in den Saal ein und Deadlos seufzte aus tiefsten Herzen. Man musste immer alles selber machen.
„Was sagt der Abgesandte aus Agehrda zu dieser Sache?“
„Nun ich würde befürworten, wenn Herzögin Cesca diesen Posten erben würde.“ empfahl er vollkommen vorraussehbar.
„Was?“ Einer der Abgesandten von weiter unten lachte lauthals auf. „Ihr beliebt zu scherzen. Cesca als Statthalterin? Wieso nicht gleich ein Kind. Und das wäre noch besser.“
„Ich muss dem Worten meines Vorgänger zupflichten.“ mischte sich ein Mann aus Delagios ein. „Herzögin Cesca verfügt gewiss nicht über die nötige Standfestigkeit für diesen Posten.“
„Und wer soll es dann?“ erkundigte sich der Prinz und betretendes Schweigen trat ein.
„Mein Herr, Herzog Vanarion von Morvia, hatte einst Interesse an diesem Posten, doch trat zurück für Lord Arton.“ bekundete der Mann aus dem Norden sein Interesse.
„Nichts da!“ rief der Mann aus Delagios auf. „Delagios wird solch einen Mann nie auf dem Posten akzeptieren! Herzog Dercon könnte sich um der Pflicht wegen den Posten übernehmen, auch wenn es ihn nicht danach dürstet.“
„Ihr spinnt doch? Ein Waldschrat? Morvia wird sich einem solchen Diktat nicht unterwerfen.“ beschwerte sich der Morviane. Deadlos seufzte.
„Gut...verschieben wir das auf später. Der nächste Punkt...der Ruf zu den Fahnen. Gerüchtweise haben die Elesnas unsere Königin angegriffen und nach Recht und Pflicht sind wir ihr zur Folge verpflichtet.“
Diesmal war die Reaktion deutlich anders, während sonst alle Fürsten gelangweilt das Thema wechselten, meldete sich hier sofort der Abgesandte der Elesnas.
„Mein Herr, Lord Nicon Elesna von Aram hat keinen Treuebruch begangen, vielmehr hat die Königin seine Ehre verletzt und ist ihren Pflichten nicht nachgekommen. Er muss sie für ihre Vergehen fassen und strafen – es ist jedoch keine Angelegenheit, die euch kümmern muss.“
Der Abgesandte war noch nicht allzu lange hier, ansonsten hätte er den Fehler nicht begangen zu sagen, es würde niemanden kümmern. Bei diesem Worte horchten alle auf.
„Moment, sagtet ihr gerade ernsthaft er muss sie fassen und strafen?“ fragte der Morviane misstrauisch. „Was soll das sein, dass ein einfacher Fürst die Krone belangen kann?“
„Welche ihrer Pflichten soll die Königin denn verletzt haben?“ erkundigte sich der Mann aus Delagios und Deadlos schloss sich an:
„Und....wieso fürchtet die Königin dann um ihr Leben?“
„Das ist nur eine Überreaktion ihrerseits, Lord Elesna wird ihr kein Haar krümmen, die Königin hat ihn offen vor all seinen Vasallen beleidigt und sein gesamtes Haus beschimpft! Ein Mann von Ehre kann nur eine Lösung für so etwas haben!“
„Die da wäre? Ich kenne jetzt euren Misteriösen Ehrenkodex im Norden nicht so...hier im Süden verführt man dann die Tochter des Hauses und dann ist Ende.“ harkte der Prinz nach und der Bote duckste ein wenig herum.
„Nun...ähm...nun, Lord Elesna will sie gefangen setzten. Das Urteil steht natürlich noch nicht fest....“
„Plant Lord Elesna nicht mehr? Oder viel besser einer seiner Söhne?“ mischte sich plötzlich ein neuer Bote spitzfindig ein. Alle drehten sich zu ihm, der sich leicht vor allen verbeugte.
„Verzeiht, ich bin Lord Akastor Revinen aus dem Tälern. Ich habe oft Lord Elesna und seine Söhne besuchen können und sein ältester Sohn schien immer begierig nach mehr Macht. Und er hätte die Dreistigkeit für so etwas...es ist nichts neues, das unser Königtum von vielen bedroht ist, begonnen mit den Silberfalken über den Grausigen Mord in Evada zu der jetzigen Krise. Doch jede der Vorangegangen Krisen überwanden wir gemeinschaftlich und so sollten wir auch zusammen gegen Elesna ziehen.“
„Das sind haltlose Verleumdungen! Lord Elesna hat der Krone immer treu gedient! Er hat unzählige Schlachten in ihrem Namen geschlagen und sich den Silberfalken widersetzt! Er leistet mehr Abgaben als nötig und Truppen aus seinen Landen stehen an allen Länder Küsten!“
„Wirklich? Lord Elesna hat Ländereien für sich gewonnen, die Silberfalken hat er gehasst und seine Truppen stehen dort weil er es muss!“ erwiderte der Prinz ob der Verteidigung des Aramischen Botens, der leicht rot anlief, sich plötzlich beruhigte und überlegen lächelte.
„Mein Lord, Elesna von Aram, befindet die Königin für unfähig und setzt seinen Sohn, Aenisin, als neuen König ein – er ist eindeutig der fähigste von allen Nahen Verwandten der Königin. Es ist seine Pflicht gegenüber dem Aronischen Volke und der Nation dies zu tun. Er wünscht mit keinem von euch Streit, doch wird er nicht davor zurückschrecken all jene zu bekämpfen, die sich ihm widersetzen.“
Nach dieser Ankündigung setzte betroffene Schweigen ein. Der Silberkönig war schon dreist gewesen, doch das übertraf das hier bei weitem nicht. Doch bevor sich Unmut regen konnte ergänzte der Bote, immer noch lächelnd:
„Sei euch bewusst, das in eben diesen Stunden König Aenisin mit 50.000 Mann auf Agherda marschiert, wo sich ihre Majestät versteckt und in Armen weitere 100.000 Bereitstehen, falls ihr daran denkt zu kämpfen. Ihr würdet ohne Sinn für eine Königin sterben, die noch nie gutes getan hat und nie gutes tun wird.“
„Das ist eine Ungeheurlichkeit!“ empörte sich Lord Revinen so heftig, dass sein Stuhl umfiel. „Niemals werde ich mich einer solchen Schande beugen! Die Täler stehen in unendlicher Treue zur Krone, egal wie viele Soldaten der Lord Elesna meint verheizen zu müssen, er müsste wissen, das Aron noch nie von seinen Strohmännern genommen wurde und dies sich nicht ändern wird.“
„Gut, die Täler wollen also eine Bekanntschaft mit dem Krieg machen, gut, sonst noch jemand?“ stellte der Bote kühl fest und bei den anderen Lords trat eine Gewisse Zurückhaltung ein, bis sich schließlich der Agherdische Bote vorwagte:
„Aufgrund unserer Probleme...wird Agherda weder den einen, noch den anderen unterstützen...können.“
„Delagios wird keine Morvianischen Truppen durch das Land ziehen lassen! In diesen Zeiten, in denen man unsere Sicherheit nicht mehr garantieren können, da müssen wir selbst für sie sorgen.“
„Gleiches gilt für Morvia.“
„Arcorin e Athasla wird ebenfalls neutral bleiben. Mich kümmert es herzlich wenig, was ihr da oben im Norden treibt, solange keiner meine Grenzen überschreitet. Aratar wird die Kolonialgebiete weiterhin verwalten und beschützen, doch hütet euch vor meinem Zorn, sollte einer von euch meine Macht herausfordern, dann werde ich ihm höchstpersönlich die Augen herausschneiden.“ verkündete Deadlos laut und erneut verstummten alle. Nur zögern meldete sich ein Bote.
„Ich wurde von Lord Tasias geschickt...er hat Sorgen um Hurien.“
„Hurien? Was soll damit sein?“ Hurien war eine dünn besiedelte, wilde Gegend im Norden des Königreiches und vollkommen unbedeutend – es hatte seinen Grund wieso man die Nords dort angesiedelt hatte. Der einzige Grund weswegen die Gegend bekannt war, war wegen der Dramatischen Geschichte von Graf Haru und seiner Schwester. Aber das hatte nun einige Jahrhunderte Vergangenheit.
„Die Nords, Herr. Lord Tasias hat Nachricht von dem Grafen Huriens erhalten. Sie verhalten sich aufrührerisch.“
„Was kümmert mich Hurien? Mit diesen paar Nords werdet ihr wohl noch fertig werden.“ winkte Deadlos arrogant ab, doch der Bote blieb hart.
„Verzeiht, doch das Herzogtum Anon Ithil wird einen Aufstand nicht niederschlagen können. Mit was frage ich euch? Mit der Herzöglichen Garde? In solchen Umstände hat uns das Reich immer geholfen!“
„Keine Sorge, König Aenisin wird sich dem annehmen. Doch bislang treibt euch nur die Sorge,also hat das noch Zeit.“ meinte der Bote Arams und Deadlos funkelte ihn böse an.
„Kommen wir zu dem letzten Punkt....wir brauchen einen neuen Vizekönig. Der Alte ist nun seit 10 Jahren im Amt und nach Recht und Pflicht abzulösen. Möchte sich jemand dieser Ehre annehmen? Nein, gut, ich werde einen Mann meines Vertrauens bestimmen. So...hat noch irgendeiner ein Anliegen?“ Deadlos wartete zehn Sekunden und als sich bis dahin niemand gemeldet hatte zeigte er mit seiner Hand auf die Tür: „Und jetzt raus aus meinem Reich, falls ihr zu dem Nordländern gehrt und kommt erst wieder wenn ihr euch dort oben geeinigt habt!“
Eine Halbe Stunde später waren alle, die nicht zu den Getreuen des Prinzen zählten aus dem Schloss verschwunden. Er selbst saß auf einem Stuhl auf dem Balkon, neben ihm sein Sohn.
„Und? Überrascht?“
„Ein wenig...“ Sein Sohn sah in die Untergehende Sonne. „Ich hätte nie gedacht, dass es solche unehrlichen und untreuen Menschen gäbe.“
„So sind die Fürsten.“
„Auch du, Vater.“ Deadlos wurde von seinem Sohn fixiert. „Wieso brichst du deine Treue gegenüber der Königin? Du bist kein Deut besser, als ein Verräter!“
„Reg dich nicht so auf, ich will doch nur unsere Länder und unser Volk vor dem Krieg schützen. Und auch dich. Und deine Schwester. Aus diesem Kampf wird nichts gutes erwachsen.“
„Aber wir verlieren unsere Ehre. Was sollen die Männer später nur über uns sagen? Sie blieben allen Taten, jedem Ruhm fern?“
„Sollen sie es sagen. Glück und Leben lassen werden nun nicht besungen, aber sind erstrebenswerter. Außerdem...es wird leider kein Frieden sein. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber unserer Königin, das ist richtig. Wir haben aber auch eine Verpflichtung gegenüber dem Reich und die wiegt schwerer. Wir müssen die Kolonien vor den Gierigen Schützen. Du weißt es vielleicht nicht, aber die Krähen des Krieges schweben erneut. Schon jetzt kämpfen unsere Truppen gegen die Gangors in den Flusslanden, doch dabei wird es nicht bleiben. Eine neue Koalition bildet sich: Puntas, Nordhorn, Safenia, Gangor, Chatan, Alexandria, sie alle rüsten auf. Gegen diesen Hammerschlag müssen wir das Reich schützen. Denn das Reich ist wichtig, nicht der Regent.“
Nach dieser langen Erklärung verfiel sein Sohn in Schweigen und Deadlos genoss die letzten Strahlen der Sonne. Sie wärmten seine Zeit und er bekam wieder Sehnsucht nach Scatan und der Süßen Anita. Er musste sie unbedingt besuchen....doch sein Sohn schwieg immer noch. Das machte ihn nicht wirklich glücklich.
„Aber ich verstehe dich.“ ergänzte er. „Und deine Motive sind ehrbar. Ich werde dich mit einem Regiment zur Königin schicken, damit du deine Treue beweisen kannst. Und für sie wird das mehr sein, als für die Horden der Koalition.“
„Danke Vater. Ich werde sofort aufbrechen.“ Sein Sohn stand auf und Deadlos ließ ihn gewähren...es hatte keinen Sinn ihn zurückzuhalten – er hatte ja Recht. Und auf seinen Vater würde er ohnehin nicht hören.
„Pass auf dich auf und...und nimm ruhig die Garde. Manchmal darf es ruhig mehr sein.“ ergänzte der Prinz noch, während sein Sohn im Gebäude verschwand.

Aranicon saß frustriert am Kaminfeuer und nippte aus seinem Weinglas. Ihm gegenüber hockte Caelos auf einem großen Sessel und wirkte ihm eindeutig zu entspannt.
„Und?“ fragte er schließlich gereizt.
„Was und? Alles ganz normal, Cesca wird euch erst Morgen hinaus...geleiten lassen. Ihr bekommt ein Schiff, welches euch über den See nach Tristin transportiert. Von dort könnt ihr nach Eveda reisen.“
„Wie großzügig.“ murmelte Aranicon und warf das Leere Glas weg. Es zerklirrte an der Wand und hinterließ einen Roten Fleck auf dem Wappen. Caelos schüttelte den Kopf.
„Ein wenig Achtung vor den Wappen meiner Familie.“
„Wenn sie anfängt Achtung vor der Krone zu zeigen, vielleicht....“ Ein Diener eilte heran und reichte ihm ein weiteres Glas. Danach beeilte er sich zum Rand des Raumes zu retten.
„Hör mal auf...was soll ich bitte tun? Ich bin doch auch Machtlos.“
„Vielleicht deine Stadtwache ein wenig auf Vordermann bringen. Sie hat ja perfekt vor zwei Tagen funktioniert, bin immer noch völlig platt von dieser Leistung. Atemberaubend.“
„Kann ich nichts machen, meine Schwester verwaltet das. Außerdem hast du dich auch nicht mit Ruhm beklecktert.“
„Was? Was soll ich machen, mich an sie ketten?“ empörte sich Aranicon und klirrte das Glas gegen eine andere Wand. Der Diener eilte dienstbereit heran, doch Caelos hob die Hand.
„Kein weiteres Glas für den Protektor.“ Er setzte sich auf und gab sein leeres Glas dem Diener. „Wenigstens geht es ihr nun besser. Und sei doch glücklich, dass Cesca das ganze verschoben hat.“
„Wie großzügig. Aber nur weil man keine Schlafenden verjagt!“
„Nun...“ Caelos räusperte sich verlegen und wechselte das Thema: „Da wäre noch etwas anderes.““
„So? Wahrscheinlich muss ich jetzt noch Logis gezahlen.“ murrte der Lordprotektor.
„Nicht doch, nicht doch.“ Er stand auf und zog ein Blatt Papier hinter seinem Rücken hervor. Es war ein Brief. Er reichte ihn Aranicon, der ihn interessiert musterte.
„Ist es das, was ich befürchte?“
„Ich denke.“ nickte Caelos und setzte sich erneut. Der Protektor seufzte und drehte den Brief. Seine Befürchtungen bestätigten sich...der Brief war mit dem Wachsabdruck versiegelt, der das Wappen der Silberfalken zeigte: Einen Falken. Er zögerte einen Moment, bevor er ihn öffnete und das Papier herausnahm. Eine ganze, hellweiße Seite, beschrieben mit in einer grandiosen Handschrift.
„Verdammt.“ fluchte der Protektor und meinte auf Caelos Lippen ein leichtes Schmunzeln zu erkennen. „Lach nicht!“ fuhrt er ihn an und Caelos Ausdruck verdüsterte sich schlagartig.
„Was schreibt sie?“ erkundigte er sich dann. Aranicon faltete den Brief auseinander und begann ihn zu lesen:
„Heil dir, Aranicon, Sohn von Leirin und von Andra, Lordprotektor von König Arteila, Erste ihre Namens, Königin von Aron, Protektorin von Osternis, Galizien, Süd-Galizien, Bei-Sing, Angelos, Tiridia, Herrin über Morvia, Armen, Ara'bas, den Südlichen Ländern, dem Abendrotsee und Faedorin, , ich, Ithilia, Tochter von Leiria und Nicon, entbiete euch meine Treuen Grüße. Von den schlimmen und verachtenswerten Taten der Elesna aus Aram hörte ich und biete nun unserer Königin, Arteila, und euch, Schutz und Zuflucht in der meiner Vater Burg, Evada, von ihrer Majestät mir gegeben, an. In meiner Feste wäret ihr sicher vor allen Gefahren, solange ich und meine Diener noch leben. Als treue Vasallin des Thrones habe ich mir die Freiheit genommen eine Armee aufzustellen, die die Grundlage für den Krieg gegen eure Feinde legen wird. 5.000 Veteranen eurer ruhmreichen Kriege stehen bereit mitsamt eurer Majestät und ihren weiteren Verbündeten in die Schlacht zu ziehen und die Unwürdigen zu erschlagen. Ich habe 10 meiner treusten Diener, und auch treue Diener ihrer Majestät, nach Tristin gesandt, von wo sie euch nach Evada geleiten sollen. Sie werden bis zum Ende dieses Monats dort warten, als sehet euch zu keiner Eile bemüht. Doch würde ich als geringe Fürstin euch raten euch zu eilen, der Winter naht und es wird ein harter. In den Bergen und Ebenen Morvia fiel schon der Schnee Meterhoch und in den Tälern Dadrokitas ist ein Teil der Ernte auf den Feldern erfroren. Es deutet alles daraufhin, dass es bald eisig wird und wenn dann möglicherweise noch die großen Straßen nach Aratar, Anon Ithil und Arona passierbar sein werden, so muss dies nicht für die Wege nach Eveda gelten, da aufgrund der Hügel, welchen uns im Winter auch vor euren Feinden schützen werden, der Schnee mehr unpassierbar machen wird. Doch falls ihr es vor dem Schnee schaffen werdet, werden die Elesnas euch diesen Winter nicht bekommen, keine Armee hat es jemals geschafft in dem tiefsten harten Winter Evada zu belagern und zu erstürmen. Nur ein Wahnsinniger würde seinen Männer in ein Gebiet treiben, wo er sich nicht ernähren kann, deshalb beschwöre ich euch, nutzt die Zeit und eilt zu mir.
In unendlicher Liebe und Verbundenheit, eure Ithilia von Eveda, Fürstin Evedas und Älteste der Silberfalken.“
Damit endete der Brief und Aranicon warf ihn in die gierigen Flammen, wo er sofort verbrannte. Selbst der Brief hatte noch nach ihr gerochen...nach sanften Rosen. Verdammt, er hasste es. Er hasste sie. Er hasste das ganz hier.
„Aranicon? Was hat sie geschrieben?“ rückte sich sein Freund wieder in sei Bewusstssein.
„Was wohl? Das ich zu ihr kommen soll...“
„Na, wenigstens einer denkt an dich.“ munterte er ihn auf und Aranicon verzog das Gesicht.
„Aber nicht doch sie...Moment. Du sagtest ein Schiff wird uns nach Tristin bringen?“
„Ja.“
„Ihr habt den Brief gelesen....“
„Hm...“
„Ihr verdammten Schufte. Kann man hier niemanden vertrauen. Und dann noch scheinheilig fragen!“ empörte sich Aranicon weiter und Caelos sah peinlich berührt aus.
„Um Ehrlich zu sein, habe ich ihn nicht gelesen...sondern nur Cesca und Tirion.“
„Das beruhigt mich. Kannst du die beiden nicht erdolchen?“
„Das will ich nicht gehört haben.“ meinte Caelos und warf ihm einen warnenden Blick zu.
„Gut, Gut...ich habe ja nichts gesagt. Folgst du uns nach Tristin?“
„Nein.“ Caelos schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier.“
„An deinem warmen Herd, deiner Schule und deinen Mauern?“
„Aranicon...“ seufzte er und atmete tief ein. „Es bringt nichts wenn ich mitkomme. Hier kann ich mehr ausrichten.“
„Deine Schwester hört doch eh nicht auf dich.“
„Zugegeben,aber...“ Caelos wurde aus seiner Verlegenheit glücklicherweise erlöst, als ein Diener hereintrat, sich räusperte und verbeugte.
„Lordprotektor, die Königin will sie sprechen.“ Aranicon seufzte und stemmte sich aus dem Sessel hoch. Caelos tat das gleiche, doch sofort hob der Diener die Hand. „Verzeiht, doch ihre Majestät legte Wert darauf, das es alleine der Protektor ist der kommt.“
„Na gut...“ Caelos sackte zurück in den Sessel. „Dann kannst du mir ja noch ein Glas Wein besorgen.“
Der Lordprotektor verließ währenddessen den Saal und schlurfte durch den Gang die Treppe hoch in den zweiten Stock, wo die Königin in ihrem alten Zimmer war. Natürlich hatte man auf die Entführung reagiert und die Bewachung in die Hände der Königlichen Garde gelegt, die nun mit ihrer gesamten Mannschaft Wache stand.
„Ah, Dermon, Termon.“ begrüßte Aranicon sie, während sie ein wenig Haltung vor ihm annahm. Das war auch schon einmal ordentlicher geschehen. „Alles in Ordnung?“
„Natürlich, Mylord. Alles in bester Ordnung.“ versicherte Dermon ihm eifrig und der Protektor beschloss das ihm einfach zu glauben. Wirklich was machen konnte er ja ohnehin nicht. Er öffnete die Tür und ging in das Zimmer, welches einige Veränderungen erfahren hatte: Das meiste Zeug war verschwunden und stattdessen hatte man das Bett ein Stückchen weiter zum Fenster gerückt. Ein kleiner Tisch stand nun seitlich von ihm und auf ihm lag ein langer, schmaler Degen. Und die Schmucklose Krone: Ein schmaler Silberreif mit einem kleinen blauen Edelstein genau auf der Stirn. Auf ihrer Außenseite waren mit Runen ein elend langer Segensspruch eingraviert, denn man ohne Lupe beinahe nicht sehen konnte. Es war die offizielle Krone des Reiches, doch, da sie eindeutig im Vergleich zu anderen recht schäbig wirkte, wurde sie praktisch nie getragen, sondern die inoffizielle, die einen im Gegensatz dazu mit Pracht erschlug. Und im Moment in Aram war, während die ganz normale Krone in Agehrda gewesen war, wo sie vom Statthalter verwahrt worden war. Auf dem Bett saß Arteila und blickte zum Fenster hinaus. Sie trug ihr schwarzes Haar ungebunden und hatte ein weißes, vollkommen Schmuckloses Hemd an.
„Du wirst wohl nie klopfen?“ fragte sie leise und Aranicon beantwortete die Frage nicht, sondern ging ein paar Schritte näher heran.
„Du wolltest mich sprechen?“
„Ja.“ antwortete sie fest und drehte sich immer noch nicht um. „Ja, das wollte ich.“ wiederholte sie ein wenig freundlicher. Diese Freundlichkeit ließ bei Aranicon alle Warnglocken im Kopf bimmeln. Vorsichtshalber ging er einen Schritt wieder zurück.
„Weshalb?“
„Du weißt wahrscheinlich mehr als ich.“
„Worüber?“
„Wohin die Reise geht.“
„Ah, natürlich. Cesca wird uns eines ihrer Schiffe leihen und nach Tristin bringen.“
„Tristin? Was ist das?“
„Eine kleine Stadt an der Ostgrenze des Sees. Von dort aus können wir nach Eveda gehen, wohin uns übrigens Ithilia eingeladen hat.“
„Ah, Ithilia...sie wird bestimmt mehr erreichen, als diese ganzen Idioten Westlich von ihr, dir eingeschlossen.“
„Da könntest du Recht haben.“ stimmte er ihr zu und fühlte sich nicht einmal beleidigt. Er war der erste der zugeben würde, dass Ithilia ein besserer Mensch war als er. Sie war so, wie man sein sollte – alle Tugenden vereint, alle Erziehungsgrundlagen verinnerlicht. Er kannte sonst keinen, der sich bei seinen Diener bedankte, wenn er sie bezahlte, auch wenn dies ein Fürst tun sollte. Aber Fürsten sollten auch treu sein, ihr Leben für das Reich bereitwillig aufopfern und solche Sachen. Ithilia würde es tun und das machte sie deutlich effektiver als ihn. Abgesehen davon war er eine vollkommen Ohnmächtige Schachfigur, die nicht einmal Ländereien hatte, kein Heimat, einfach nichts außer seinem Schwert und dem Befehl über die Königliche Garde. Und die war im Moment zwei Mann Stark. Was aber im Grunde keinen Unterschied machte, selbst auf voller Mannstärke würde sie nur 144 Mann umfassen, nichts womit man was ausrichten könnt.
„Ich könnte nicht nur, ich habe es. Aber gut, wir werden von Tristin dann nach Evada gehen...über die Reichsstraße?“
„Richtig.“
„Zu...viert?“ zweifelte sie und Aranicon musste darüber nachdenken, dass er es immer noch nicht begreifen konnte, das Cesca nicht einmal ein paar ihrer Wächter entbehren konnte, um ihnen ein wenig Begleitung bis in die Berge zu geben.
„Nein, Ithilia hat uns ein Empfangskommando organisiert. Die Silberfalken werden uns am Hafen erwarten.“
„Oh...alle?“
„Denke. Außer Tirion, aber den würde ich auch eigenhändig köpfen, wenn er mitkäme.“
„Ach ja, gut das du mich daran erinnert.“ Arteila drehte sich um und sah ihm plötzlich direkt in die Augen. „Weißt du wem ich auch gerne eigenhändig die Augen ausreißen will?“
„Tirion?“ riet er Hoffnungsvoll und wurde mit einem verdüstertem Blick beschenkt. Natürlich nicht.
„Na gut.“ räumte sie ein. „Dem auch, aber zuerst jemanden anderem. Ich habe mir sagen lassen dieser jemand war lieber im Garten sich wie ein Waschweib zu beschweren, anstatt seine Aufgabe zu erfüllen...“
„Arteila...ähm...ich will jetzt nur...“
„Schweig.“ herrschte sie ihn an. „Ich bin noch nicht fertig. Dieser jemand besaß zwar noch ein bisschen Geistesgegenwart, jedoch hatte er dafür seinen Körper schlecht möglichst vorbereitet und hatte die Geschwindigkeit eines alten Mannes.“
„Ich habe dich noch gefunden!“ beschwerte sich der Lordprotektor und Arteila lachte laut.
„Glück! Nur mit Glück! Ohne...ohne diesen Talbewohner hättest du nichts geschafft. Du hast ihn ja nicht einmal gefangen und nun läuft der immer noch da draußen herum. Du unfähiger Volltrottel.“
Aranicon schwieg nun lieber, er konnte ihren Vorwürfen auch nicht wirklich viel entgegensetzen. Aber zu seine Verteidigung wollte er auch nicht Lordprotektor sein, nur hatte sein Vater es für Gut befunden wenn es so wäre...und jetzt war er hier. Es hatte natürlich auch seine Vorzüge, er hatte für die Nichtwissenden den Nimbus von Wichtigkeit, was sich vor allem bei Frauen manchmal auswirkte, er wurde kostenlos überall durchgefüttert und ansonsten wäre er...ja, genau, was wäre er sonst? Ein Adliger ohne Land und ohne Familie, ohne Können und ohne Ruf, ohne Posten im Militär oder in der Verwaltung. Er wäre einer jener Leute, die in die Kolonie gehen mussten, um in dem Stab der Kolonialarmee zu dienen. Und das war ganz bestimmt nicht schönes...vorallem weil dort sein Großvater lauerte.
„...und das ist meine Entscheidung.“ beendete Arteila ihre Rede, die er jetzt erst bemerkte.
„Äh, was?“ fragte er unbeholfen nach und ihre Augen gefroren.
„Du wirst es nie begreifen, oder?“
„Was?“
„Ja....das.“ Sie seufzte. „Weißt du was ich mir wünsche? Das dir irgendein Bauer seine Mistgabel in den Leib rammt und du daran jämmerlich verblutest.“
„Lieber dich als mich.“ entgegnete er lächelnd und sie lachte auf kurz.
„Du magst schlechte Witze. Du kannst dich ja nicht einmal halbwegs verteidigen, du wärst doch vollkommen Hilfslos ohne mich. Wir werden es ja sehen, wie du durchkommst, wenn ich dich erst los bin.“ verspottete sie ihn und Aranicon atmete genervt aus und schloss kurz die Augen.
„Willst du mich noch weiter verspotten oder kommt da noch etwas?“
„Nein, ich habe alles was ich wissen wollte. Du kan...du sollst gehen.“ Sie deutete auf die Tür. „Und bring unsere Aufbruchszeit in Erfahrung.“ Danach drehte sich sie wieder um und Aranicon ging frustriert aus dem Zimmer und blaffte sofort die Wachen an, die ein wenig zu gut gelaunt wirkten.
„Lacht nicht.“ Sofort verschwand die gute Stimmung, Dermon und Termon ließen sofort ihre Gesichtszüge versteinern und versteiften sich unnatürlich.
„Du.“ Er zeigte auf Termon. „Bring in Erfahrung, wann Herzögin Cesca das Schiff abgelegt wissen will.“
„Habe ich mich etwa nicht klar ausgedrückt?“ zischte plötzlich von hinten Arteila. „Du sollst das in Erfahrung bringen, nicht jemand anderes.“
„Arteila....“
„Was willst du deiner Königin sagen? Hm?“
„Nur das...“
„Unwichtig.“ unterbrach sie ihn, bevor er nur ein weiteres Wort gesagt hatte.
„Was soll das jetzt?“ protestierte er sofort und sie lächelte ihn spitz an.
„Ich habe Macht und kann sie Missbrauchen. Also geh jetzt und denke ja nicht, dass du einfach so einen meiner Wächter mir wegnehmen kannst.“ Er blickte ihr einige Sekunden entschlossen in die Augen, beschloss dann das es den Aufwand nicht wert wäre und nickte.
„Gerne.“ Er drehte sich um und ging langsam die Treppe hinunter, während er noch mitbekam wie Arteila mit ihren beiden Wächtern redete.

Unten war Cesca wie gedacht im Thronsaal, an ihrer Seite Tirion, die zusammen irgendwas besprachen, aber verstummten als der Lordprotektor herein kam. Tirion nickte ihm leicht zu und Aranicon würdigte ihn keines Blickes. Cesca hob ihre Augenbrauen interessiert, als er einige Schritte vor ihr stehen blieb.
„Was wollt ihr, Protektor Aranicon? Meine Zeit ist beschränkt, also fasst euch kurz.“
„Cesca, ich wollte nur fragen, wann das Schiff bereit liegt.“
„Das, Aranicon, das liegt schon jetzt im Hafen und ist zu jeder Zeit bereit nach Tristin zu segeln. Darum müsst ihr euch keine Sorge machen.“ antwortete an ihrer Tirion und der Protektor warf ihm nur einen genervten Blick zu.
„Dann stelle ich die Frage anders: Die Königin will wissen, wann sie weg sein soll.“
„So früh wie Möglich.“ stellte Cesca mit leiser Stimme fest. „Aber erst so spät, wie es ihr am besten gelingt.“
„Diese Antwort hilft mir nicht gerade...“
„Gut...du willst wohl harte Vorschriften, dann werde ich dir welche machen.
Morgen, bevor de Glocke das zweite Mal zu Mittag schlägt soll euer Schiff gen Norden segeln.“ beschloss sie nicht sonderlich lauter und machte danach eine winkende Handbewegung. „Und nun geht, ich habe noch wichtige Sachen zu erledigen.“ Das glaubte der Protektor keine Sekunde lang. Er blieb einfach stehen und wandte sich Tristin zu.
„Ist eure Ansammlung aus Tölpeln in irgendeiner Hinsicht weitergekommen?“
„Definitiv ja. Wir haben heute Morgen Arme und Beine gefunden.“
„Wunderbare Neuigkeiten. Weiter.“
„So, dies wäre im Grunde alles.“ Schloss er seinen kurzen Bericht.
„Sehr beschäftigt ihr euch ja nicht damit, aber wieso, ihr seid ja nur der Anführer der Stadtwache, was hat der schon mit Verbrechen zu tun?“
„Die Ironie kannst du dir sparen. Ich stehe in der Pflicht der Stadt und des Herzogtumes Agherdas und im Moment gibt es eindeutig eine größere Bedeutung für die Menschen als ein Mörder. Da muss man eindeutig sein.“
„Das tröstet die Toten sicherlich.“ spottete Aranicon weiter.
„Die Toten beschweren sich ohnehin nicht. Aber ich weiß das du es nicht verstehen wirst...du scheinst ja nicht einmal im Ansatz so etwas wie Verantwortungsgefühl zu kennen.“
„Sagt der Richtige.“
„Sag mal, 'Protektor', willst du wirklich Streit mit mir anfangen?“
„Vielleicht.“
„Ich bin so fair und werde dich nun darauf hinweisen, das du hier keine Macht hast. Ich gebe dir nun zehn Sekunden Zeit zu gehen, bevor ich dich abführen lasse und in den dunkelsten Kerker schmeißen lassen, den ich hier in dieser Stadt finde. Und du wirst nicht schnell darauf entkommen.“ drohte ihm der Hauptmann, doch Aranicon stand einfach still und tappte mit seinem Fuß auf und ab.
„Gut, das reicht. Waa...“ hob Tirion an, doch Cesca hob ihre Hand.
„Aranicon...ich bitte dich. Gehe. Ich weiß nicht wieso du hier nun deine Dickköpfigkeit zur Schau stellen musst, aber Beweis das du besser als mein Bruder bist und geh nun. Es gibt schon genug Sorgen, sei du nicht auch eine.“ Sie beendete ihre Lange Rede und erneut kehrte Stille im Saal ein, bis schließlich Aranicon sich ruckartig leicht verbeugte und hektisch aus dem Raum ging. Er schien ihre brennenden Blicke förmlich auf seinem Rücken zu fühlen und beschloss am besten ihnen nie wieder unter die Augen zu treten. Außer um ihnen was zu befehlen. Doch bevor er nun zu Arteila zurück gehen könnte, musste er erst einmal etwas ordentliches trinken. Er drehte von der Treppe ab und ging direkt in die Schlossküche, wo er sich ein Glas Wein beorderte und dieses sofort gierig herunterstürzte. Danach holte er sich noch ein neues. Während er an diesem Nippte kam eine offensichtlich verwirrte Andra hineingestolpert, blickte sich hektisch um und wollte schon gerade wieder verschwinden, als er schnell nach ihrem Arm griff und sie festhielt.
„Wen suchst du?“ erkundigte er sich und sie blickte sich erst zu der falschen Seite, bevor sie ihn fand und ein wenig entspannte.
„Tirion.“
„Der war eben noch im Thronsaal.“
„Da habe ich schon nachgesehen. Dort ist niemand. Und keiner weiß es.“
„Dann wirst du ihn auch nicht finden. Setze dich doch.“ Er zog sie ein wenig auf den Stuhl und winkte ein weiteres Glas Wein herbei.
„Wieso suchst du ihn so dringend?“
„Ach, es geht um den Mörder...“ setzte sie an und begierig unterbrach er sie.
„Mörder? Den, von dem ihr vor kurzem erst wieder was gefunden habt?“
„Ja. Genau. Woher wisst ihr dies?“
„Tirion hat es mir gesagt, ich interessiere mich sehr für den Fortschritt der Ermittlung.“
„Ah.“ Ihr Gesicht hellte sich auf und ein erleichtertes Aufatmen war zu hören. „Dann habe ich gute Nachrichten für euch, Mylord.“
„So, lasst mal hören.“
„Wir haben ihn.“
„Oh.“ Das hatte er jetzt nicht erwartet. „Wer war es?“
„Ich denke nicht, das ihr ihn kennt, Mylord, aber...Stepanos Galicia, ein Lehrer an der Königlichen Schule.“
„Nein, kenne ich nicht. Ein Ausländer?“
„Ja, sein Großvater kam aus den Kolonien, Lordprotektor.“
„Du kannst mich ruhig Aranicon nennen, ich soll dich ja auch Andra nennen. Aber das mit den Kolonien...es überrascht mich irgendwie nicht. Weißt du wieso er das tat?“
„Nein, noch nicht Mylord, wir...“
„Aranicon.“ unterbracht er sie und sie stieß ein kurzes Lachen aus.
„Entschuldige. Wir wissen es noch nicht, da wir ihn noch nicht haben.“
„Das musst du mir noch erklären. Ich denke ihr habt ihn?“ wunderte er sich und Andra sah ein wenig verlegen in ihr Weinglas.
„Nun, wir wissen das er es nach aller Wahrscheinlichkeit ist. Aber ich wollte nur noch schnell Tirion Genehmigung einholen, bevor ich ihn festnehme.“ berichtete sie ein wenig verschämt und Aranicon musste grinsen.
„Du scheinst dir ja reichlich sicher zu sein. Schmeckt dir der Wein nicht?“ Er deutete auf das Glas vor ihr, welches sie noch nicht angerührt hatte und nun ansah, als ob sie es das erste Mal erblickte.
„Oh.“ machte sie und trank sofort einen Großzügigen Schluck, bevor sie ihr Gesicht verzog. „Der ist ja ziemlich bitter.“
„Meinst du?“ Aranicon trank ein Schluck bedachter. Es stimmte, der Wein hatte eine bittrige Note, aber nichts, was sonderlich über das Normale hinausging. „Nun, den Hauptmann wirst du nicht sobald sehen.“
„Habt ihr...hast du eine Vermutung wo er ist?“
„Nun....“ Er ließ seinen Blick in die ferne Schweifen. „Die Herzögin ist wahrscheinlich auch bei dem zugegen, was er gerade tut.“ Andra sah ihn einen Moment fragend an, bevor sie beschämt den Blick senkte und ein wenig errötete.
„Das denkst du? Dann muss ich wohl wirklich warten...“
„Gut, ich habe ohnehin jemanden gesucht mit dem ich die Zeit totschlagen kann.“ Aranicon schenkte ihr Glas nach.
„Hast du etwa nichts zu tun?“
„Nun...doch, eigentlich schon. Aber ich will nicht zu Arteila.“
„Arteila? Ach, so , ja, natürlich. Wieso nicht?“
„Sie ist nicht gut auf mich zu sprechen.“ verschönerte er die Tatsachen.
„Das wundert mich nicht bei deiner Arbeitsmoral.“
„Du schätzt mich falsch ein. Ich soll ihr nur etwas sagen und da ist es egal ob sie jetzt oder in zwei Stunden erfährt. Aber der Unterschied ist für mich, ob ich neue Aufgaben bekomme und beleidigt werde. In zwei Stunden könnte sie ihren Hass auf etwas anderes gerichtet haben.“
„Hasst sie wirklich so sehr?“
„Manchmal. Arteila ist sehr...hm, ich finde das Wort nicht...“
„Verzeiht, wir sollten so nicht über unsere Königin sprechen. Es gebührt sich nicht.“ Andras Stimme wurde immer leiser, bis sie am Ende flüsterte.
„Das stimmt. Auch wenn ich selten Menschen getroffen habe, die sich daran hielten. Du kommst von hier?“
„Ich bin nach Agherda gezogen, als ich Jung war, geboren wurde ich jedoch in Anon Ithil selbst.“
„Oh, ein Kind der Hauptstadt, ich muss sagen es überrascht mich nicht.“
„Wie meinst du das?“ erkundigte sie sich verwundert und er schmunzelte.
„Es ist dieses...alle Menschen aus der Alten Stadt hatten eine gewisse Ehre und...und Heiligkeit an sich. Verstehst du was ich meine? Wie sich etwas gehört.“
„Oh, Danke. Ich bin von dort mit meinen Eltern hierher gekommen ,da war ich...fünf. Älter nicht, jünger vielleicht.“
„Ihr scheint nicht viel Kontakt mit dem Adel zu haben. Ansonsten hättest du deinen Respekt schon verloren.“ stellte er fest.
„In Agherda haben wir wenige Adelige, außer die Familie des Herzogs...und Tirion, aber der ist auch kein wirklicher Adliger mehr, seitdem seinem Vater das aberkannt wurde.“
„Interessant.“
„Und bei meiner Tätigkeit begegne ich auch nur wenigen...außer Caelos, der kommt manchmal, aber nur um sich mit Tirion zu streiten. Da bleibt nicht viel für mich.“
„So.“ Aranicon stand auf und leerte den Rest seines Glases in einem Zug. „Ich wäre dafür das wir woandershin gehen.“
„Wohin?“ fragte sie ihn mit großen Augen und er überlegte kurz.
„In den Garten. Hej, du.“ Er zeigte auf einen Diener der mit einem fragenden Blick stehen blieb.“Bring eine gute Flasche Wein...wobei, bring gleich Zwei.“

Ned saß in seinem Langhaus und sah wie so oft in das knisternde Feuer, während seine Frau in der Küche lärmte. Es war eisig kalt draußen, die Fenster waren mit Raureif überzogen und er hatte nicht viel zu tun, außer hier zu sitzen und nichts zu tun. Die Tür wurde aufgestoßen und ein
älterer Mann mit einem Eindrucksvollen Roten Bart stapfte herein. Von draußen wehte ein kalter Wind hinein, sodass seine Frau sofort rief:
„Mach die Tür zu, es ist kalt.“ Grummelnd entschuldigte sich der Mann und schloss die Tür hintes sich. Dann zog er seinen Dicken Mantel aus und warf ihn über eine Holzlehne, bevor er zu Ned ging und sich ihm gegenüber setzte.
„Was gibt es, Brandon?“ fragte ihn Ned und der Mann atmete tief ein und aus, bevor sein Problem vortrug.
„Ich war an der Nordgrenze, am Fluss mit meiner Herde.“
„Und?“
„Ich trieb sie gerade in die Ställe, als ich sie auf der anderen Seite des Flusses, eine halbe Meile entfernt, sah.“
„Wen? Nixen?`“
„Nein, Ned...keinen solchen Unsinn. Weiße Wölfe.“ Ned verstummte und seine Miene verdüsterte sich.
„Bist du dir da sicher?“
„Ja, aber das war es noch nicht. Es wird ja oft von Wölfen an der anderen Seite des Flusses berichtet und die Entfernung täuscht das Auge oft, doch später, kaum war ich auf dem Rückweg ritt ich noch einmal zur Hurienstatue.“ Die Hurienstatue stand am Nördlichsten Zipfel der Gegend und markierte die Grenzen der Region von Hurien. Sie war, so erzählte man sich, an den vierten Fürsten von Hurien angelehnt, dessen Sohn, der mächtigste aller Fürsten von Hurien, die zu seinen Ehren errichtet hatte. Sie sollte ihn in Voller Rüstung, mit Schwert, Speer und Schild, einen Kronreif auf dem Kopf, zeigen, mit strengem Gesicht nach Norden schauen, wachsam und kampfbereit. So sollte sie jedenfalls irgendwann mal ausgesehen haben, heute war sie nur eine zerfallene, bis zur Unkenntlichkeit zerstörte Steinsäule, die inmitten der Flachen Landschaft aufragte.
„Und?“ fragte Ned gespannt nach, da Brandon schwieg.
„Da sah ich ein kleine Rudel, 5-6 Stück, sie lauerten direkt vor der Säule und starrten mich ruhig mit ihren roten Augen an. Meine Güte, Ned, kannst du dir das vorstellen?“
„Ja.“ antwortete er schlicht und knapp. Er war kein Mann der vielen Worte, besonders wenn er nachdenken musste.
„Sie starrten mich an, verdammt, ich hatte Angst. Ein Glück, dass sie mich nicht interessant fanden und lieber heulten. Und das heulen wurde auch noch beantwortet, du weißt was das heißt Ned, das...“
Ned hob die Hand und brachte Brandon so zum Schweigen.
„Beruhige dich. Als wir noch Jung waren haben wir doch gemeinsam den letzten Wolf erlegt, es sind keine Monster, es sind ehrbare Gegner. Trink doch erst einmal etwas.“ Seine Frau reagierte auf den unausgesprochenen Befehl und kam mit einem Krug Bier wieder, den Brandon an seine Lippen ansetzte und erst eine Ewigkeit später wieder absetzte.
„Das sagst du so leicht, doch erinnerst du dich nicht, was die Prophezeiung sagt?“
„Natürlich, wie könnte ich das vergessen? Aber sie sprach auch von vielen Omen, nicht nur einem.“ Er hob die Hand. „Die weißen Wölfe würden wiederkehren.“ Ein Finger ging hoch. „Die Sonne würde in Flammen enden.“ Ein zweiter Finger ging hoch. „Die Sterne würden bluten.“ Der Dritte kam. „Ein König des Nordens würde sich erheben.“ Ein Vierter gesellte sich zu den anderen. „Und zu guter Letzt, der Eisige Winter würde kommen.“ Der Fünfte Finger vollendete sie.
„Hast du gesehen wie kalt es draußen ist?“
„Eher gefühlt und ich fand es war kalt. Normal, wie immer im Herbst. Beruhige dich und male nicht die Teufel an die Wand.Dann lass es einen kalten Winter sein, meinetwegen, fehlen noch drei Sachen. Und selbst dann...und selbst dann wäre es nicht zum verzweifeln.“ Brandon sah aus seinem Bierkrug auf und starrte Ned mit großen Augen an.
„Die weiße Frau sagte, dann würden die Nords ihr Schicksal erfüllen oder von der Welt gehen. Das kann auch gut sein. Also beruhige dich und wehe du versetzt die anderen in Panik wegen diesen paar übergroßen Hunden. Dann werde ich nicht mehr über deine Betrügereien hinwegsehen.“
„Aber Ned...“
„Nichts aber Ned. Ich weiß das du Steuern hinterziehst, es kümmert mich zwar nicht, ob die Südlichen Bastarde nicht ihr ganzes Geld bekommen, aber wenn du hier Unruhe verbreitest werde ich dich mit allem bestrafen, wessen ich Habhaft werden kann.“ versprach ihm Ned und Brandon biss sich auf die Lippen nichts zu sagen. Neds Frau kam und nahm ihm seinen Krug wieder weg. Brandon stand mit verbitterter Miene auf und sah Ned ernst an.
„Du solltest das ganze nicht zu leicht nehmen, Ned. Ich sage es dir...“
„Ich nehme es auch nicht leicht, ich kann aber auch nichts daran ändern.“ Ned stand ebenfalls auf und öffnete die Tür nach draußen. Er fröstelte im Wind, der mit ungeahnter Macht draußen heulte. Brandon stapfte an ihm vorbei und lachte heiser.
„Immer noch ein normaler Herbst?“
„Solange ich es sage, ja.“ Er blickte die Straße nach Süden hinunter, doch der Nebel hing tief und er konnte nicht einmal bis zu dem Ausgang des kleinen Ortes sehen, als die Umrisse eines Reiters auftauchten.
„Nicht schon wieder...“ murmelte er und wappnete sich auf eine weitere Begegnung mit einem Königlichen Beamten.
„Die Maden kommen dieses Jahr oft.“ stellte Brandon fest und sah den Reiter an, der langsam näher heran kam. Plötzlich riss ein heftiger Windstoß den Nebel vor ihnen auf und Ned traute seinen Augen nicht: In einen warmen, langen Pelz gehüllt saß Robert auf dem Pferd! Er erkannte ihn genau, sein Gesicht, sein Schwert an der Sache, das alles gehörte ihm. Was machte er nur hier?
„Rob!“ rief er ungläubig und auch Brandon sah verwundert den Mann an, der nun von seinem Pferd stieg und auf seinen Vater zu ging.
„Vater.“ sagte er schlicht und Ned umarmte ihn mit Tränen in den Augen.
„Rob...was machst du hier?“
„Das ist eine lange Geschichte, die ich lieber drinnen erzählen würde.“
„Natürlich, Natürlich...“
„Aber es hat alles seine Ordnung, sei unbesorgt.“ beruhigte Robert ihn und Ned atmete erleichtert auf.
„Du ahnst nicht wie Glücklich ich bin dich hier zu sehen. Aber gut, gehen wir rein, bevor wir hier draußen noch erfrieren.“ schlug Ned vor und Robert nickte. Als Brandon anstalten machten ihnen zu folgen, blieb Ned stehen.
„Brandon...darf ich dich etwas fragen?“
„Äh...natürlich.“ Er hielt verblüfft inne. „Was ist?“
„Bist du Mitglied meiner Familie?“
„Nein...worauf willst du hinaus?“ fragte er verwirrt.
„Das du nicht mitkommst und zurück zu deinen Hof gehst.“ schloss Ned und schlug die Tür vor Brandons Nase zu. Innen drinnen schrie seine Frau auf und fiel Robert um den Hals, während sie anfing zu schluchzen. Dieser klopfte ihre beruhigend auf Schulter und munterte sie mit einigen netten Worten auf.
„So.“ begann Ned und setzte sich auf einen Stuhl, während er zwei Becher mit Bier sorgfältig fühlte. „Dann sag mal, wie kommt es das du es hierher geschafft hast.“
„Sofort....Vater. Es ist die Zeit!“
„Wofür? Fürs Bier trinken? Da hast du Recht.“ Ned trank einen guten Schluck.
„Nein, nicht dafür. Für unsere Freiheit.“ Roberts Augen fingen an bedrohlich zu glühen.
„Ach bitte nicht. Das hatten...“
„Im Süden haben sie ernsthafte Probleme. Sie kümmern sich nicht um uns. Wenn nicht jetzt, dann nie!“
„Probleme sagst du? Wie ernst?“
„So ernst, dass sie sich gegenseitig töten.“
„Hm.“
„Wenn die Nords noch Männer sind, dann ist jetzt die Zeit zum Aufstand.“
„Wenn du es sagst...ich werde es mir überlegen.“
„Überleg es dir gut, ansonsten könnte es ohne deine Führung ausbrechen.“
„Ist das eine Drohung?“ wunderte sich Ned und Robert schüttelte Energisch den Kopf.
„Von mir nicht, aber ich kenne die Nords. Nicht viele haben eine Engelsgeduld. So wie du.“
„Ich...ich will eine Nacht darüber schlafen. Und jetzt erzähl.“ Wimmelte ihn Ned ab und Robert seufzte, fing aber an von seinen Erlebnissen im Süden zu erzählen.

„Irgendwann ist es aber auch genug.“ pflaumte ihn aus dem Nichts eine leicht aggresive Stimme an und Aranicon schlug erschrocken die Augen auf. Wo war er? Was lag da warmes auf seiner Schulter? Und was hatte seine Hose feucht gemacht? Die erste Frage klärte sich schnell, vor ihm stand ein leicht geröteter Caelos inmitten eine Gartens, ein schneller Blick zur Seite verhalf ihm zu einem Blick auf Andras Kastanienbraunes Haar. Sie hatte sich an seine Schulter gelehnt. Und direkt vor ihm lag eine zersprungene Weinflasche. Wenn man seine Kopfschmerzen einberechnete hatte er eine ordentliche Vermutung was geschehen war. Verdammt.
„Ja?“ erkundigte er sich so unschuldig und leise wie Möglich bei seinem Freund.
„Ich habe dich schon überall gesucht und wo finde ich dich? Im Garten! Schlafend! Und ich will lieber gar nicht wissen, was du vorhattest...“
„Ist auch gut so, ich weiß es nämlich auch nicht mehr. Obwohl ich da eine Abwegige Vermutung hätte...“
„Hm?“ machte Andra und regte sich ein wenig neben ihm, was Aranicon ein wenig zusammenzucken ließ. Ihr Kopf fiel nach vorne und mit einer schnellen Reaktion hätte er sie wohl auffangen können, aber dazu war er gerade nicht in der Lage. Stattdessen kippte sie nach vorne und schlug unsanft auf dem Boden auf.
„Whoa!“ entfuhrt es ihr und abwesend bewegte sie sich ein wenig auf dem Boden, bis sie Caelos sah und verharrte.
„Guten....Tag, Mylord.“ begrüßte sie ihn und er seuzfte.
„Hier.“ Er reichte ihr eine Hand und half ihr auf, während er Den Lordprotektor weiterhin böse Ansah.
„Protektor, die Königin will sie seit einer Stunde unverzüglich sprechen und ich bin es wirklich leid einen so unfähigen Säufer wie dich durch die Gegend bringen zu müssen.“
„Ach...“
„Komm mir bloß nicht so!“ brüllte er und Aranicon hielt sich die Ohren zu.
„Nicht so laut...“ jammerte er, doch das erzielte nur den anderen Effekt.
„Ich brülle gleich noch weiter, wenn du nicht unverzüglich verschwindest.“
„Jaja, ist ja gut.“ murmelte er und begab sich taumelnd auf seine beiden Beine und war niemals so glücklich gewesen, das hier überall Sachen herumstanden, an welchen man sich abstützen konnte. Während Caelos die noch härter angeschlagene Andra zurück in das Schloss brachte, suchte er verzweifelt einen Eingang um zu Arteila zu gelangen. Schlussendlich gab er es auf die Wand abzusuchen und ging lieber den gleichen Weg den auch der Herzogssohn benutzt hatte. Eine Halbe Stunde später hatte er das Schloss umrundet und quälte sich die Treppe hoch. Dabei wurde er von einer jungen Dienstmagd überholt, die stehen blieb und sich ihn besorgt musterte.
„Kann ich euch helfen, Mylord?“ fragte sie schockiert und er bemühte sich ein Lächeln aufzusetzen. „Nein, nein, geht schon.“ Er war doch kein alter Mann! Auch wenn er sich definitiv so fühlte...nachdem er unter übermenschlichen Anstrengungen geschafft hatte in Arteilas Zimmer zu torkeln ließ er sich auf den Sessel fallen, wobei er irgendetwas unter ihm zerstörte.
„Was denkst du eigentlich wer du bist?“ fauchte sie ihn an, anstatt ihn für sein kommen zu loben und ihre Augen funkelten so bedrohlich, dass er sich am liebsten versteckt hätte. Dann fiel ihm ein, dass er ja auch einfach die Augen schließen könnte.
„Sieh mich gefälligst an! Was fällt dir ein dich einfach auf meine Sachen zu setzen? Und auf meine Kunst?“
„Kann jetzt eindeutig weg....“
„Du stinkst nach Wein.“
„Hmmmm.....“ Er hörte ihr lautes Seufzen und eine Sekunde später brannte seine Wange in einem wunderbaren Kirschrot.
„Aua!“ entfuhr es ihm und er war ein gute Stückchen munterer. „Was war denn das?“
„Eine kleine, vollkommen gerechtfertigte Strafe. Ich habe gehört in den Kolonien nageln sie Menschen an das Kreuz, das könnte dir auch mal passieren. Wäre sicher heilsam.“
„Ach, glaub doch nicht alles, was die Leute dir erzählen. Weswegen sollte ich nun kommen?“
„Da du ja unfähig warst...“
„Wieso höre ich das nur andauern?“ jammerte er und sie fuhr ungerührt fort:
„Und nichts geschafft hast, habe ich einen weitaus verlässlicheren Mann losgeschickt und in einer halben Stunde soll unser Schiff ablegen. Bis dahin kannst du deine Sachen packen und ich überlege mir ob ich dich über Bord schmeißen lasse.“ Sie beendete ihre Rede, sah ihn kurz an und ergänzte während sie sich umdrehte: „Und zieh dir mal was ordentliches an. Rasieren könntest du dich auch noch und bei deinen Haaren kommt mir das Grausen.“
„Das ist mein unwiderstehlicher Charme. Der kommt bei allen Frauen gut an.“ verteidigte er sich schwach.
„Bei mir verfängt er nicht. Also spiele lieber Zinnsoldat, hm, die blaue Uniform ließ dich immer so schön unwichtig erscheinen.“
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 20. Januar 2015 16:49

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Blut für den Blutgott

Der Nebel hing noch leicht über dem Tal ähnlich wie ein Leichentuch, fand Armir als er weit in das Land hineinblickte. Unten im Tal floß träge der Alexanderstorm, ein dickes Blaues Band. Auf der anderen Seite steigen wieder die Hügel sanft an, um sich zu den nahen Bergen von Gangor zu erheben. Auf seiner Seite des Flusses sah es fast gleich aus. Auch hier, abseits des Flusstales, stiegen die Hügel an und dahinter kamen die Berg von Neu-Aron. Oder Neu-Galizien. Oder Siscon. Jenachdem in welcher Epocha man gelebt hatte oder leben wollte. Grimmig betrachtete er die Wipfel und Banner, die auf der anderen Seite wehten: Eine Dreifache Rote Lilie auf weißen Grund. Das Wappen des Königreiches von Gangor. Unverhofft hatte sich innerhalb von wenigen Wochen in den Flusslanden ein neuer Krieg angebahnt: Die Flusslords, zerstritten wie eh und je, hatten sich über alle Verträge hinweggesetzt und sich erneut bekämpft. Dies rief natürlich ihre beiden Schutzherren auf den Plan, vertreten durch das Königreich Gangor und dem Königreiche Aron. Armir führte die Aronische Kolonialarmee, den Ausgewählten Kern von 60.000 Männern, davon 2/3 aus dem Königreich selber, die restlichen Männern waren aus den Männern der Kolonien gebildet, entweder leichte Hilfstruppen aus Galizien oder schwerere Verbände aus Neu-Aron. Bei seinem Vater, in Glaza, der Hauptstadt des Alten Kaiserreiches Galiziens, war der größere Teil der Kolonialarmee, weitere 400.000 Männer. Über das Restliche Gebiet verteilt waren noch Verbände von der zusammengenommen Größe von ungefähr 30.000 Mann. Wie sagte sein Vater immer so schön? Er war Herr über eine Halbe Million Mann, mehr als jeder Aronische Führer vor ihm. Mit dieser Macht konnte er unsägliche Kaiser in ihre Schranken weisen, die Flusslords voreinander beschützen oder die Kolonialkriege um Ruhm, Ehre und Reichtum zu führen. Ihm Gegenüber stand heute Gangor, leicht in der Übermacht, viele Flusslords hatten die Reihen Gangors verstrkt und auch sie waren mit dem harten Kern ihrer Armee ausgerückt. Zusätzlich verfügten sie über deutlich mehr Reiter, für die Gangor so berühmt war. Geführt wurden sie von dem Gangorischen Prinzen Pierre, einem jungen Mann, dem Armir schon zweimal auf dem Schlachtfeld begegnet war, damals in den Koalitionskrieg. Ein Gegner, den er respektierte, weil dieser ihn auch respektierte. Er hätte ihn lieber als Waffenbruder gehabt, als die Galizinianer, die immer so aussahen, als ob sie ienem sofort einen Dolch in den Rücken rammen wollten.
Die Mittagssonne durchbrach den Nebel und hüllte das Flusstal in ein Helles Licht, ließ die Felder glänzen. Es war ein reiches Land. Wenn es geeint gewesen wäre und nicht in regelmäßigen Abständen vom Krieg verwüstet wurde. Armir sah erneut durch sein Fernglas auf die Gangorischen Verbände, die sich gerade formierten. In ihren prächtigen Uniformen sah es fast wie ein Karnevalumzug aus, wie sie sich in ihren Schützenlinien aufstellten und alles noch einmal luden.
„Graf Theron, geben sie das Signal.“ befahl er seinem jungen Adjudanten, der sofort eifrig die Befehle weitergab. Beinahe Augenblicklich begannen die Instrumente gespielt zu werden und die Linieninfanterie stellte sich wie ihre Gangorischen Konterparts in ihren Linien auf. Der Schlachtplan war simpel: Die leichten Galizianischen Verbände sollten der vorrückenden Feindlinie mit Plänkeln Verluste zufügen, bevor es dann an das Schießen kam zwischen der Aronischen Linie und der Gangorischen. Danach würde es zum großen Hauen und Stechen kommen. Eindeutig Einsatz für die Nords mit ihren Zweihändern. Und dazwischen würden die Kanonen feuern und die Kavallerie herumspielen. Alles ganz einfach und praktikabel. Sie hatten den Defensivvorteil, waren zahlenmäßig unterlegen, doch spätestens im Bajonettkampf setzte sich die Panzerung der Soldaten durch. Sie mussten, im Gegensatz zu fast allen ihrer Gegner, jeweils einen Kürass tragen, was sie doch durchhaltefähiger machte. Das Verfolgen von Feinden mussten die Leichten Hilfsverbände übernehmen. Die Gangorischen Linien begannen zu marschieren, auf die Furt zu. Es würde noch einige Zeit dauern, bis sie hier ankommen würden. Zeit genug für ene kleine Ansprache:
„Soldaten.“ rief er über den gesamten Lärm hinweg und hoffte, dass ihn einfach alle verstanden. „Heute kämpften wir gegen das Königreich von Gangor für die Freiheit der Flusslande. Sie mögen Zahlenmäßig in der Übermacht sein, aber wann waren wir jemals überlegen? Und doch haben wir oft gesiegt und nur wenig verloren. Mit Gottes Hilfe, der auf unserer Seite ist, werden wir noch heute Abend den Sieg feiern und Frieden über diese Länder gebracht haben.“ Das stimmte zwar zum größten Teil nicht, der Krieg würde wiederkommen. Aber Gott war auf ihrer Seite! Das war umunwindbar.
„Männer! Lasst uns zu unserem Herren beeten, auf dass er die Verluste auf ein Minimum beschränkte.“ Damit begann ein weiteres schönes Ritual, welches er eingeführt hatte und weswegen er auch den Respekt seiner Hilfstruppen erlangt hatte. Sie waren, im Gegensatz zu den Aronischen Verbänden, durch und durch Christen, und auch er war einer. Vor jedem Kampf beteten sie und danach kam das Kämpfen. Alle Christen im Heer falteten ihre Hände und neigten ihre Köpfe, während ein vielstimmiger Chor das Gebet murmelte. Dazwischen standen die Aroner und schwiegen. Früher hatten sie sich noch unterhalten und gelacht, doch aufgrund einer besseren Harmonie schwieg man nun. Kaum waren sie fertig donnerten schon die Kanonen von Gangor. Noch fern, aber nicht untödlicher.
„Theron! Eröffnen sie das Feuer!“
„Ihr habt ihn gehört, Feuer frei!“ rief Theron weiter zu den Kanonieren, die wie ein Mann aus all ihren Geschützen schossen. Das Land zwischen den Hügel verwandelte sich in ein Feld voller Explosionen, durch die die Gangorischen Linien vorwärts marschierten. Die Schüsse der Plänkler halten durch die Luft, während die Linie immer weiter schlich. Die Kürassiere und Lanciere gallopierten an den Flanken der Infanterie vorbei und schützten so die Flanken. Es war wohl auch nun Zeit für ihn.
„Theron, helfen sie mir mal.“ befahl er und sein Adjudant führte Armirs Pferd heran. Der General stieg mit einem Satz auf und ließ sich ein langes Messer reichen, welches von Theron an seiner Hand festgebunden wurde. Armirs linke Hand war seit einem...unglücklichen Zwischenfall, in dem ein Berghang, ein Schloss und ein Puntier eine Rolle spielten, unbeweglich. Der Arm funktionierte noch Einwandsfrei, deswegen band er sich immer ein Notmesser fest, mit dem er noch immer stechen konnte, während er mit Rechts das Säbel schwang. Theron stieg nebn ihm auch auf sein Pferd und gemeinsam trabten sie zu ihrer Leibwache, die besten Soldaten in glänzenden Kürassen. Der Vorderste von ihnen hielt das Banner, das Wappen Arons mit dem Bild von Arteila. Es war ein wenig Älter, weshalb man ein Siebenjähriges Mädchen sah. So alt war sie auch gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte. Damals war sie ein nettes, leicht schnippisches Mädchen gewesen, heute war sie aufjedenfall größer. Gespannt betrachtete er den bisherigen Verlauf der Schlacht: Die beiden Linien standen sich nun gegenüber und die Offiziere brüllten die Befehle. Die erste Reihen kniete sich hin, legte an und schoss wie ein Mann. Einige fielen auf den jeweiligen Seiten aus der Reihe und rührten sich nicht. Kanonenschüssen schlugen mit brachialer Gewalt in die Reihen ein und schlug grausame Lücken, doch die Soldaten bewegten sich nicht. Die zweite Salve der Aronischen Soldaten schoss gerade, da gab es einen Ruck in den Gangorischen Reihen und mit einem gewaltigen Schrei sprinteten sie auf den Feind zu. Die Aronischen Offiziere schrien und ihre Männer stürmten auch nach vorne und innerhalb von einigen Sekunden entbrannte der blutige Nahkampf.
„Geben sie das Signal für die Nords!“ rief Armir und ein Trompeter trötete eine Melodie. Sofort sprangen die Nords aus ihren Verstecken in der Rechten Flanke und mit einem Furchterregendem Gebrüll schwangen sie ihre Schwerter und stürzten sich auf die Liniensoldaten Gangors, die wie Heu unter der Sense fielen. Plötzlich erschall ein Helles Horn und die Kürassiere des Feindes setzen zu dem Sturmangriff auf die Nordmänner an. Sofort winkte Armir mit seiner Heilen Hand.
„Kavallerie! Angriff!“ schrie er und die Männer antworteten mit einem vielstimmigen Gebrüll. Die gesamte Einheit setzte sich in Bewegung und stürmte auf den Krisenort zu. Dort hatte die feindliche Reiterei wie ein Teufel unter den Nord gewütet, hunderte lagen blutend auf dem Boden und die wenigen restlichen schienen kurz vor der Flucht.
„Im Namen von Arteila! Im Namen von Aron!“ brüllte er, als seine Reiter mit der Wucht eines Kanonenschlages in die Feindlichen Reihen einschlugen. Die wenigen Infanteristen, die sich immer noch im Kampf befanden wurden einfach zu Boden geworfen oder von den umherschwirrenden Klingen zerhackt. Die Feinde wankten unter dem Ansturm und auch ihre Infanterie verlor immer mehr an Grund. Langsam aber sicher wurden sie auf den Fluss zugetrieben und wenn sie erst dort wären, dann war die ganze Sache ohnehin gelaufen. Schon wandten sich die Ersten Reiter zur Flucht, als ein weiteres Signal ertönte und das allgemeine Signal zum Rückzug gegeben wurde. Innerhalb weniger Sekunden brach die Linie und alles floh.
„Geben sie das Signal zum Innehalten!“ sagte Armir scharf und der Trompeter blies den Befehl. Die Aronischen Truppen stoppten die Verfolgung und stellten sich in ihren Linien auf. Sie waren schmerzlich gelichtetet worden. Aus der Fliehenden Menge der Gangorischen Verbände kam eine kleine Gruppe von Reitern auf ihn zu, unter einer weißen Fahne. Der Prinz selbst, in einer blutverschmierten Rüstung führte sie an. Sie stoppten wenige Meter vor Armir und seiner Leibgarde.
„Das ist euer Tag.“ setzte Pierre an. „Und euch gebührt dr Sieg.“
„Ihr habt tapfer und Ehrenhaft gekämpft, euch trifft keine Schuld.“
„Ich ergebe mich und mein Herr eurer Gnade, General Armir. Schont sie, denn sie trifft keine SChuld.“
„Ich schenke euch und euren Männern die Freiheit. Einen Gegner wie ihr es seit, denn gebe ich gerne Frei. Es gibt schon genügend freie Verräter, da muss man nicht die Ehrlichen wegsperren.“ beschied ihm Armir und der Prinz verbeuge sich tief.
„Dann bis wir uns wiedersehen, ob im Krieg oder im Frieden.“ Danach wendete er sein Pferd und ritt zurück.
„Bis wir uns wiedersehen....ob im Krieg...oder im Frieden.“ murmelte Armir, während er ihm hinterher sah. „Wohl eher im Krieg.“ stellte er bekümmert fest.

Die Morgenluft war ein Stückchen zu kalt, als dass sich Aranicon wohl fühlte, als er mit Arteila, Dermon und Termon hinunter zum Hafen ritt. Hinter ihnen kam Tirion und vier Männer seiner Stadtgarde. Caelos und Cesca hatten sich schon vorher von ihnen verabschiedet, sie mussten nach Olthane den Rikkas-Tag feiern. Auch hier in Agherda war überall die Feierlichkeiten zu erkennen: Die Kirchen läuteten jede Stunde doppelt, an jedem Haus war mindestens das Zeichen der Königin der Nacht zu sehen oder gar ein Erkennungsbanner an das Haus gehängt. Langsam trotteten die Pferde durch die Straßen, währen Tirion hinter ihnen eine lustigen Marsch pfiff, der nicht zu der Stimmung passte. Draußen waren nur wenige Bürger zu sehen, die Kälte und der Nebel hielt sie drinnen. Und das Kalte Wetter. Er fröstelte und kuschelte sich tiefer in den Mantel seiner Uniform. Arteila schien es auch kalt zu sein, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Ihr konnte unmöglich in ihren Kleidern warm sein, es waren die gleichen, die sie den ganzen Warmen Herbst überlang getragen hatten. Dermon und Termon hatten schon die die dicken Winteruniformen angezogen und wirkten in ihnen auch recht zufrieden. Sie bogen in die Lange Hafenstraße, die auf 800 Metern bis zu den Docks zog. Hoch ragten auf beiden Seiten die Häuser auf, überall waren Ladenschilder zu sehen und einige Menschen gingen hier ihrem Geschäft nach. Wenn sie sie erblickten blieben sie stehen und verbeugten sich leicht, bevor sie weiter ihrem Werk nachgingen. So durchquerten sie den größten Teil der Straße, hörten nur das Geklapper der Hufe auf dem Pflaster, bis aus der Nebelwand plötzlich mitten auf der Straße ein Mann auftauchte, der nicht automatisch Platz machte. Aranicon hielt mit seinem Pferd einen Meter vor ihm.
„Mach Platz!“ sagte er und der Mann erwiderte etwas, was jedoch so leise gesagt wurde, dass er es nicht verstand.
„Was?“
„Keine Sorge.“ meinte der Mann, fasste sich mit einem Arm in die Jacke und noch bevor Aranicons Kopf richtig wusste, was hier vor sich ging gab er seinem Pferd die Sporen und sprintete auf den Mann zu. Eine Pistole erschien in seiner Hand und er legte auf die Königin an, deren Augen sich vor Entsetzen weiteten, als der Schuss sich löste und...fehl ging. Gerade in diesem Moment warf Aranicons Pferd den Mann um und die Kugel traf anstatt von Arteila Körper nur die Hand des Lordprotektors. Der Mann fluchte, rollte sich zurück und sprang auf. In seiner Hand glänzte ein Langes Messer, während Tirion seinen Männern mit einer schnellen Bewegung signalisierte einzugreifen. Einen Moment zögerte der Attentäter noch, bevor sich umdrehte und wegrannte, die Reiter hinter ihm her. Doch schnell bog er in eine der Seitengasse ab und wenn Aranicon es nicht selbst gesehen hätte er es für eine Lüge gehalten, wenn die Soldaten es ihm gesagt hätte: Der Mann rannte an einer Gebäudewand hoch, sprang auf ein Vorliegendes Dach, zog sich dann auf das nächste Hoch und verschwand dann auf dem hohen Dach. Die Wachen sahen ihm ungläubig hinterher.
„Was zum Teufel...“ murmelte Arteila und sprach damit die Verwunderung von allen aus. Die Männer kamen nun zurück und brauchten keine Angst vor Tirion zu haben, denn der guckte genauso wie alle anderen.
„Ich hätte es nicht für Möglich gehalten...“ Tirion sah Aranicon an. „Protektor...“
„Ja?“
„Eure Hand.“
„Oh.“ Der Lordprotektor hob seine Hand und sah das Blut, was von herunterlief, und als er sie so sah begann sie auch plötzlich höllisch wehzutun. „Verdammt, Verdammt, Verdammt...“
Tirion ritt an eine Seiner Wachen, riss dieser ein Stück der Uniform ab und trabte weiter zu dem Protektor, dem er den Fetzen schnell und geübt umband.
„Nicht das ich noch eine Leiche entsorgen muss. Weiter.“ befahl er und die Gruppe ritt weiter auf den Hafen zu, wo schon ein schicker Dreimaster auf sie wartete. Ein Dutzend Matrosen lungerten vor dem Schiff herum, angeführt von einem etwas schickeren Kapitän, der noch genüsslich rauchte. Als sie dort waren, stiegen sie von den Pferden ab und Tirion klatschte kurz in die Hände.
„Kapitän Theressen, sie laufen jetzt aus. Achten sie auf ihre vier Gäste. Königin Arteila, das Herzogtum Agherda verabschiedet sich von ihnen und wünscht ihnen allzeit sichere Reise. Wenn ihr nach Eveda kommt, grüßt meine Schwester gut von mir.“ Er verbeugte sich leicht, während Aranicon und Arteila an Deck gingen, gefolgt von Dermon und Termon. Geübt machten sich die Seeleute an die Arbeit, lösten Leinen und spannten die Segel, sodass keine Fünf Minuten später, dass Schiff begann sich durch die Wellen zu pflügen, immer in Richtung von Tristin.

Der Blick auf den See war von Nebel verhüllt und so saß Davos einfach nur auf einem Stuhl und sah dahin wo normalerweise die Stadt und dahinter der See war. Was er im Moment sah war einfach nur die gepflasterte Straße, die im nichts verschwand. Es war ein kalter Morgen, aber Glücklicherweise atte er aus seiner Jugend gelernt und nun immer einen dicken Mantel dabei. Was für de meisten seiner Soldaten nicht zutraf, von denen kauerte sich ein guter Teil an dem Feuer zusammen, ein paar dösten und die letzten zwei standen a ihren jeweiligen Posten Wache. Irgendjemand pfiff ein fröhliches Lied, welches von keinem Vogel beantwortet wurde. Aus dem Schatten löste sich ein Einsamer Reiter, der Davos zu nickte. Davos nickte zurück. Höflichkeit war nie fehl am Platze, auch wenn das viele Menschen nicht wirklich begreifen wollten. Er atmete tief ein und aus, als plötzlich ein zweiter Mensch aus dem Schatten hervor kam und auf ihn zu rannte. Reflexartig schloss sich seine Hand um den kalten Stahlgriff seines Schwertes, einen Griff, den er allerdings sofort lockerte als er den letzte seiner Elf Männer in ihm erkannte.
„Hauptmann! Neuigkeiten!“ berichtete er und der Hauptmann sah ihn erwartungsvoll an.
„Die Königin und ihre Garde setzten nach Tristin über.“
„Tristin...so....Tristin.“ Davos kannte Tristin leidlich gut, er war dort schon ein paar mal in seinem Leben gewesen. Eine kleine, friedliche Stadt mit einem schönen Hafen und einem kleinen Lustschloss, wo die hohen Herren und Damen sich in de heißen Sommern vergnügten. Vor vier Jahren war dort die Hochzeit von Lord De Tegara und Lady Hurien gewesen, eine große Feier. Die Elesnas hatten ein großes Geschenk beigesteuert und waren mit einer kleinen, ausgewählten Leibgarde dort gewesen, zu der Davos auch gehörte.
„Weißt du wohin sie wollen?“
„Nein. Das war nicht herauszubekommen.“
„Hm.“ Das war eigentlich nicht schwer. Wohin würde man als Königin nun wollen? Von Tristin aus? Zum einem könnte man nach Norden, nach Arona und Athilien, aber das würde wenig Sinn machen. Oder man könnte nach Süden, Richtung Eveda, in das Königliche Schloss. Und es führte nur ein Weg nach Süden. Ein Weg durch einen kleinen Wald. Ihm kam ein netter Gedanke Dort in diesem Wald würden sie ihnen auflauern und überfallen. Das Gefiel ihm zwar nicht wirklich, er mochte diese ganze Hinterhälterei nicht, aber das hieß andererseits auch nicht, dass er nicht zu ihnen fähig war. In einer bösen Welt musste man Fähig sein böses zu tun. Aber das hieß nicht, das man sie schön fand.

Das Schiff flog über das matte Wasser des Sees Tirstin entgegen. Wie eine Stadt aus vergangenen Zeiten tauchten die Türme, Häuser und Dockanlagen der Stadt urplötzlich aus dem Nebel aus und Verschwanden ebenso. Nur das Rote Glühen des Leuchtfeuers war immer zu sehen, wobei Aranicon sich auch fragte, wieso die Bürger dafür Geld übrig hatten und nicht für andere, aus seiner Sicht vernünftigere Dinger wie zum Beispiel eine allgemeine Schule. Aber gut, stattdessen baute man lieber einen kleinen Leuchtturm an einen See. Wieso auch nicht.Deswegen war er ja auch nur Protektor und nicht Stadtrat. Oder irgend so etwas. Die Dockanlagen oder viel besser der eine Steg tauchte auf und dort warteten schon acht Männer auf sie. Sie standen in einem lockeren Halbkreis, einer von ihnen hatte eine Fackel, einige ein Krug Bier. Gemeinsam hatten sie, dass sie alle genau gleich groß waren, dass sie alle weiße Westen trugen und das sie immer wieder Erwartungsvoll Richtung See sahen. Kaum erblickten sie das Schiff nahmen sie mehr Haltung an und stellten sich in einem perfekt Akkuraten Halbkreis auf. Langsam, aber stetig, näherte sich das Schiff dem Steg, einer der Matrosen warf ein Tau, welches der am weitesten Rechts stehende Mann auffing und festmachte. Dann wurde die Landungsbrücke ausgelegt und der Kapitän verabschiedete sich von ihnen.
„Es war mir eine Ehre einen solchen Gast an Bord gehabt zu haben, meine Königin.“
„Jaja, und ich hoffe das es sich nicht wiederholen.“ blaffte sie ihn an, doch er nahm es ungerührt hin. Er war wohl unadliges Benehmen von seiner anderen adeligen Kundschaft gewöhnt. Gemeinsam gingen Aranicon und Arteila an Land, hinter ihnen trotten Dermon und Termon hinterher. Sie kamen einen Meter weit auf den Steg hinein, bis der Mann, der direkt vor ihnen stand die Hand hob. Er hatte grauweißes Haar, obwohl er wohl kaum älter als 25 sein würde. Auf seiner Brust prangte ein Falke, an seiner Seite hing ein Degen.
„Meine Königin.“ Er verbeugte sich. „Lordprotektor.“ Er nickte halbwegs respektvoll. „Ihre Hoheit Ithilia von Eveda schickt mich, Talos von Eveda und meine Brüder, um euch sicher u eurem Schloss zu geleiten.“
„Es ist mir eine Freude euch kennen zu lernen, Talos.“ grüßte die Königin ihn freundlich zurück und Talos strahlte zurück.
„Ich bin Valos.“ stellte sich derjenige vor, der am weitesten Rechts stand und der jüngste zu sein schien. Seine Haare hatten noch einen erheblichen Braunton, der, je weiter es nach links ging, immer weiter bei den Brüdern abnahm. „Und euer getreuer Diener.“ Er verbeugte sich.
„Ich bin Nalos.“ gab der einen Platz weiter links stehende bekannt. „Und euer treuer Diener.“
„Meine Name ist Dalos.“ sagte der dritte. Talos stellte sich nicht noch einmal vor, sondern der links von ihm setzte die Sache fort.
„Ich bin euer getreuer Diener, Halos mein Namen, Majestät,“
„Ich bin Falos, eure Majestät, und würde mein Leben für euch und das Reich geben.“
„Balos nennt man mich und auch ich kann mich meinen Brüdern nur anschließen. Ich diene euch so treu wie ich kann.“
„Zu guter Letzt komme ich, Calos, und auch ich kann nur das bestätigen was meine Brüder alle vor mir gesagt haben: Ich bin und bleibe ein treuer Vasall und Diener eurer Herrschaft, komme was mag.“
„Das freut mich und soll nicht unvergolten bleiben.“ bedankte Arteila sich höflich und die gesamte Sippschaft fing an zu strahlen.
„Danke, eure Majestät. Ihr seit zu gütig.“ Talos räusperte sich. „Wir haben alles für eine schnelle Abreise organisiert, wenn nichts dem entgegen steht...“
„Nein, wir können sofort aufbrechen.“ fasste Aranicon sich kurz und wohlte ein längeres Gesprach mit allen Mitteln verhindern. Die Acht Brüder erinnerten ihn zu gespenstisch an Tirion und das verdarb seine Laune gründlich. Sie schienen zwar im Gegensatz zu ihm einen vernünftigen Charakter zu haben, aber das musste nichts heißen. Ein Haufen Leute waren Aalglatte Betrüger, und bevor man es merkte rammten sie einem einen Dolch in den Rücken. Aber nun, sie hatten nichts anderes mehr, da mussten sie wohl auch nach diesem Strohhalm greifen.
„Eine Frage noch.“ unterbrach Arteila plötzlich seine Gedanken.
„Ja?
„Wie lange wird unsere Reise dauern?“
„Nun, nach unserer Planung wären wir zwei bis drei Tage mit den Pferden unterwegs. Allerdings, falls es dringend eilt, können wir es ohne Problem auf zwei Tage begrenzen.“
Arteila nickte zufrieden.
„Da ich annehme das Ithilia ohnehin schon alles in ihrer Macht stehende tut, müssen wir uns nicht einmal sonderlich beeilen. Also, gehen sie voran...Talos.“
„Sehr wohl.“ Er verbeugte sich abermals und der Kreis löste sich auf. „Wenn ihr mir bitte folgen würdet...“ Er deutete auf den Platz, der Landeinwärts von dem Steg begann und auf welchem einige Pferde angezäumt standen .Zusammen begannen sie dort hin zu gehen. Während talos mit arteila anfing über irgendetwas zu reden, wurde Aranicon plötzlich von einen der Brüder angesprochen.
„Protektor, was habt ihr denn mit eurer Hand gemacht?“
Genau...die Hand. Wie schön dass er daran erinnert wurde. Tat ja noch nicht genug weh.
„Ich habe eine Kugel abgefangen.“ antwortete er Dalos...Valos? Oder doch Halos?
„Oh. Wann das?“
„Heute Morgen, mitten auf der Straße wollte jemand die Königin erschießen.“
„Da fehlen mir die Worte...und ihr habt es verhindert?“
„Sie lebt doch, nicht wahr?“
„Ja...wenn ich mich an die Erzählungen meines Bruder denke, da wärt ihr nie dazu in der Lage gewesen.“
„Welcher Bruder?“
„Hm? Achso, Tirion. Er hat uns oft Briefe in die Heimat geschrieben.“
„Wundert mich nicht, dass der Idiot so was über mich schreibt.“ Aranicon überraschte es noch viel mehr, dass der arme Tirion zwischen seinen ganzen Papieren noch Zeit fand Briefe an seine liebe Familie zu schreiben. Aber für Lügen schien ja immer Zeit zu sein.
„Soll ich mir die Wunde mal ansehen?“ bot sich der Silberfalke an. „Ich denke es hat sich noch niemand mit Sachverstand das angesehen?“
„Und ihr könnt das?“
„Ich will es doch hoffen, der Schlossarzt hat mich unter seine Fittiche genommen. Zusammen mit ihm war ich im Dritten Kartkrieg und habe die Verwunden verarztet, während er seine Experimente durchführte.“
„Erfolgreich?“
„Die Experimente? Eher nicht, die meisten sind gestorben.“
„Nein, eure Aufgabe.“
„Ja doch, denke schon. Ihr solltet nicht zu leicht mit so was umgehen, falls sich das entzündet, dann könnte es das für sie gewesen sein.“ wies er ihn daraufhin und Araicon schnaubte.
„Heute Abend. Ich würde es vorziehen so schnell wie Möglich von hier zu verschwinden.“
„Soo....dieses Pferd ist für euch, Lordprotektor.“ unterbrach Talos ihr Gespräch und führte ein Pferd zu Aranicon. „Ein gutes Pferd aus dem Gestüt meiner Schwester. Ihr dürftet es kennen.“
Aranicon nahm die Zügel und betrachtete das Pferd kurz. Tatsächlich, es war das auf dem er immer geritten hatte, wenn er bei Ithilia gewesen war. Ein gutes Tier.
„Danke.“ Er schwang sich auf und es fühlte sich an, als ob es nie anders gewesen. Wenn es seine Hand nicht höllisch schmerzen würde. Dalos...oder war es Valos...hatte wohl Recht. Er sollte sich so schnell wie möglich jemanden suchen, der sich darum kümmern könnte. Es gäbe nichts erbärmlicheres als daran zu sterben. Er wäre doch dadurch ein Gespött! Und er konnte sich perfekt vorstellen wie Arteila an seinem Grab stand, drauf spuckte und sagt,e dass sie es ohnehin gewusst hatte, dass er zu nichts tauge. Talos sagte was, wenigstens bewegten sich seine Lippen.
„Wie bitte?“ erkundigte der Protektor sich und der andere seufzte.
„Wir wollen dann los sagte ich.“ wiederholte er ein wenig gereizt. Aranicon nickte und die Gruppe begann langsam loszureiten. Gemächlich durchquerten sie Tristin, es war nur ein kleiner Ort. Der Nebel verschwand und das Schloss, welches die Hälfte der Ortsfläche einnahm, wurde langsam sichtbar. Dann durchritten sie das Tor der Dekomauer, die nur zur Schönheit von den Herzögen Agherdas gebaut worden war, und kamen auf die Straße, die durch die abgeernteten und leeren Felder führten. Im Sommer war hier ein herrlicher Anblick, wenn der Weizen hoch und stolz sich erhob oder der Raps blühte. Aber nun sah es endlos trostlos aus. Während die Sonne immer höher stieg und langsam das Land erwärmte entfernten sie sich immer weiter von dem See, durchquerten die öden Felder und begannen langsam die sanften Hügel zu besteigen. Wie in einem romantischen Gemälde hob und senkte sich das Land, aber als sie am Mittag zurück auf den See sahen, der nur noch schwach in der Ferne glitzerten, waren sie schon ein gutes Stück höher. Hier endeten auch die Felder, hier, am Rand der Eved-Berge. Hier begannen die wilden Hügelländer, voller Wälder, Tiere und Silberminen, denen die Silberfalken ihren Halben Namen und den ganzen Reichtum zu verdanken hatten.Ein kleine Schild kündigte davon dass sie das Herzogtum Agherda verlassen würden und nun die Freie Grafschaft Eveda betreten.

Davos betrachte die Stelle. Sie war gut für einen Hinterhalt geeignet: ein relativ breiter Hohlweg, aber nichts desto trotz hohl. Hinter ihnen war eine Verengung, sodass sie sie nicht einmal einkesseln mussten, da ein Rückzug ohnehin zu langsam ablaufen würde. Auf ihrer Seite hingegen wurde der Weg immer breiter, bis er schließlich in eine große Wiese überging, wo ein zerfallenes Gehöft lag. Falls etwas schieflaufen würde, dann würden sie auch noch schnell entkommen, das war immer der wichtigste Teil eines Plans. Alle Gegebenheiten waren gut genug, dass er es wagen musste. Er würde es nicht mit seinem Stolz vereinbaren können, falls er ohne einen wirklichen Versuch zu Lord Aenisin zurückkehren würde. Bald müssten sie vorbei kommen...von Tristin brauchte man nur einen kleinen Deut länger als von Agherda. Aber niemand würde in Tristin auf sie warten. Allerdings mit ein wenig Aufklärung war das alles auch kein Problem. Davos war ein Alter Kämpfer, er wusste was es brauchte um Flüchtlinge zu finden. In den Polarwüsten hatte er sie schließlich lange genug gejagt, um zu wissen, dass es meistens keinen Sinn machte. Aber seine Lordschaft wünschte es und so sollte es geschehen. Dies war das Fundament Arons: Horchen und gehorchen, von dem König bis zum untersten Bettler. Nur so ging das Reich weiter und so würde es auf ewig gehen. Dies erhob das Aronische Volk über die Südländer, die sich mehr gegeneinander wandten als zusammen an einem Strang zogen, erhob es über Kart, die sich mehr gegenseitig töteten als sich zu ordnen, erhob es über die Kolonien, die sich mehr gegenseitig in kleinen Fehden töteten, als gemeinsam zu kämpfen.
„Macht euch bereit.“ raunte er seinen Elf Reitern zu, die ihre Degen zogen. Der Stahl glitzerte wie Silber im Sonnenschein. Einer seiner Männer hatte ein besonders schöne Schwert, wahrscheinlich ein altes Erbstück, das bis heute überdauert hatte. Heute war Rikkas-Tag...ob Rikka dies gut heißen würde? Davos würde sich nie als jemanden bezeichnen, der wirklich Ahnung von Religion und so was hatte, aber er konnte nicht sagen ob dies hier unter Attentat oder unter Schlacht fiel. Je nachdem, das erste wäre eine Huldigung, das zweite ein Sakrileg. Das letzte Mal als Rikka richtig zornig gewesen war hatte es nur eine Seuche und eine lange Zeit des Friedens gebraucht, bis der Zorn der Königin der Nacht erloschen war. Seit der Großen Südseuche gab es den Rikka-Tag um eben so was zu verhindern. Keine Schlacht sollte an diesem Tag begonnen werden, was natürlich nicht hieß, dass man sich nicht verteidigen durfte. Gleichzeitig sahen sich ihre Schützlinge in der Pflicht ihre Arbeit bestmöglichst zu verrichten. Wenn es am Rikkastag keinen Attentatsversuch auf einen gab, dann würde man wohl auch den Rest des Jahres keinen haben. Mal sehen, was dieses hier wohl war...je nachdem würde Rikka es segnen oder verfluchen. Davos hörte das Klappern von einigen Hufen. Ein frischer Windhauch wehte ihm kalt um die Wangen. Der Griff des Todes schoss es ihm durch den Kopf. Doch schnell verdrängte er es wieder, er war alt, er war erfahren, er würde sich nicht ablenken lassen. Das würden sie sein. Er zog sein Schwert.

Aranicon mochte die Eved nicht...düstere Hügel, Menschenleer. Alle Sieben, Acht Stunden passierten sie eine kleine Minensiedlung, aber dann ging es wieder in den düsteren Fichtenwald, vorbei an hohen und steilen Steinformationen die von den Göttern aufgestellt scheinen. Die Straße führte über kleine Bächer, durch Holhwege und an Abgründe vorbei, sie war gut in Schuss. Die Alten Könige hatten sie vor tausenden von Jahren, am Anfang des Zweiten Zeitalters errichten lassen, um Ronandan zu erschließen. Später waren hier die Heere der Prinzen von Arcorin nach Norden in den Tod gezogen und heute ritten nur noch wenige über diesen Weg Richtung Eveda. Alle die nach Süden wollten und von Arona kamen, wo die Straße begann, nahmen heute die schnellere, obwohl längere, Straße über die Tiefebenen der Küste oder gleich ein Schiff. Dennoch wurde sie immer gut von den Antwohnern verpflegt und dafür war Aranicon auch ein Stückchen Dankbar. Eine schlechte Straße hätte seinen letzten Nerv geraubt. Sie trabten auf ihren Pferden über eine kleine Brücke, die sich über einen lustigen Bergbach spannte der hier herunterschoss und bogen in einen kleinen Hohlweg ein, der sich wie eine Schlange Wand und so schmal war das nur zwei von ihnen nebeneinander reiten konnten. Und dann kam ihm einer der Silberfalken für seinen Geschmack eindeutig zu nah. Abermals gab es eine Scharfe Kurve und ohne lange nachzudenken nahm er sie und plötzlich sah er nur Fünf Meter vor sich Elf Reiter mit blanken Eisen. Sie hatte, außer einem, alle Dreispitze auf und der eine, der keinen Auf hatte trug einen schimmernden Kürass. Aranicon stutzte einen Moment, er kannte doch den Anführer...dieses alte, vernarbte Gesicht...
„Davos?“ entfuhr es ihm und der Mann nickte. Er hob das Schwert und zeigte direkt auf Aranicons Brust.
„Im Namen seiner Majestät seit ihr alle verhaftet.“ sagte er und gerade drängelte Arteila sich nach vorne und starrte ihn böse an.
„Was soll der Unsinn? Ich verhafte mich wohl nicht selbst.“
„Meine Königin, ihr missversteht. Ich verhafte euch im Namen von König Aenisin dem II von Aram.“
„Lasst uns durch und propagiert euren Schwachsinn woanders...Moment, König Aenisin?“ wunderte sie sich. „Seit wann das?“
„Hm...seit...ich denke...seit Zwei Tagen. Ihr braucht nicht einmal versuchen Widerstand zu leisten – ihr seit umzingelt und in der Untermacht. Wenn ihr euch nun ohne Kampf ergebt habt ihr mein Wort, dass ihr so gut wie Möglich, wie Gäste behandelt werdet und nach Ende der Übergangsphase wieder freigelassen werdet.“
„Wie nett.“ murmelte Aranicon und hörte hinter sich das Grummeln der Siberfalken. Er sah in Arteilas Gesicht. Ihre Zügel mahlten, bis sie schließlich stahlhart wurden und da wusste was er zu tun hatte. Unaufällig nickte er den Silberfalken hinter sich zu. Es würde Blut geben.
„Wieso will er uns überhaupt haben?“ erkundigte sich Arteila unschuldig und Davos zuckte mit den Schultern. Wie konnte der Typ sein Schwert immer noch auf sie gerichtet halten? Wurde das nicht mal schwer?
„Dies liegt in seinem Ermessen. Aber er will vorallem nicht, dass eventuelle Gegner seiner Regentschaft sich sammeln können, wofür ihr sicherlich Verständnis habt.“
„Habe ich, habe ich.“
„Wenn ihr nun eure Waffen wegwerfen könntet....“
„Halts Maul, Knacker.“ unterbrach ihn einer der Silberfalken, der plötzlich schrie und mit einer Pistole auf Davos zielte. Wie ein Donnerschlag flog die Kugel los, verfehlte den Hauptmann knapp und traf stattdessen den Kopf seiner Hintermannes, der in einer kleinen Blut und Hirnexplosion aufging, bevor der Rest und der Durchlöcherte Kopf vom Pferd rutschte. Einen Moment verharrten sie alle, dann hob Davos das Schwert und brüllte etwas, was man als Angriffbefehl verstehen konnte Die Silberfalken brauchten sowas nicht, sie waren schon losgeritten und auf dem Halben Wege begegneten sie sich: Hier passten drei Reiter nebeneinander und Aranicon hatte das Unglück ganz vorne zu sein. Er hob sein Säbel und schlug zu, leider ein wenig zu früh, sodass der Hieb in das Leere ging, doch sein Gegenüber konnte das Pferd nicht mehr schnell genug bremsen und spießte sich selbst mit der Säbelspitze auf. Schnell zog der Protektor sieh aus dem Sterbenden Mann, der langsam vom Pferd glitt. Ein leises Flüstern kam aus seinen Lippen, die sich schnell bewegten. Der Lordprotektor zögerte einen Moment, dann schwang der den Säbel erneut und köpfte den Mann kurzentschlossen. Ein schneller Blick zu seinen Seiten versprach ihm gutes: Talos hatte seinen Gegner stillrichtig entwaffnet und durchstach ihn gerade in einer schnellen Kombination mehrmals, sodass das Pferd scheute und nach hinten drängte. Zu Aranicons Rechten war Valos, der lachend einen Hieb parierte und mit der anderen Hand eine weitere Pistole hervorholte und einen weiteren Schädel mit einem Loch versah. Ehe der Protektor es sich versah sprang sein Pferd über die Leichen in das offenere Gelände, in die restlichen Gegner hinein. Die Silberfalken hinter ihm setzten hinterher. Plötzlich war Aranicon von drei weiteren Gegnern umgeben, die alle nach ihm hieben. In einem verzweifelten Versuch zu parieren fuchtelte er wild mit dem Säbel herum und heute waren die Götter mit ihm. Alle drei Klingen wurden von seinem Eisen aufgehalten und die drei Reiter starrten ihn ein wenig verwundert an, doch das währte nicht lange. Einer der Silberfalken, Halos vielleicht, hatte sprang mit seinem Pferd heran, hob das Säbel und spaltete den Schädel des einen von oben nach unten. Auf der anderen Seite preschte Talos heran, führte einen Seitlichen Hieb, der zwar gehalten wurde, doch der Protektor hieb von den anderen Seite. Der Stahl durchschnitt den Stoff mühelos und frass sich durch Fleisch und Knochen. Der Mann schrie laut auf und sackte auf seinem Pferd zusammen, bevor Talos erneut ausholte und ihm ein Ende bereitete. Der Weg war nun mit Leichen übersäht und der metallische Geruch von Eisen stieg in die Luft. Überall war Blut und verwirrte Pferde. Er wurde noch weiter nach vorne gedrückt, doch da war plötzlich keiner mehr. Wie ein scharfes Messer durch Brot hatten sie sich durch Davos Männer gefegt und sie alle abgeschlachtet. Er sah sich um, wo war eigentlich Davos selbst? Dieser stand, umzingelt von drei Reitern neben einem toten Pferd und wehrte grimmig jeden Hieb ab, konnte sogar selbst noch einen Hieb bei einem seiner Angreifer ansetzten. Dieser ließ sich zurückfallen mit einem stark blutenden Schnitt am Oberarm, wurde durch einen weiteren ersetzt. Da! Davos Deckung bröckelte und ein Hieb sauste auf den Kürass. Es klirrte laut und ein roter Strich zog sich über seine Brust. Das Metall hatte sich leicht verbogen war gebrochen, doch das kümmerte Davos wohl nicht, Es hinderte ihn nicht einen weiteren Hieb zu führen seinen Stahl tief in den Kopf eines der Pferde zu treiben, welches wiehernd zusammenbrach. Da tauchte Talos plötzlich auf, legte mit seiner Pistole an und Davos hielt still.
„Das ist nicht fair“ rief er und der Schuss löste sich. Sie traf ihn direkt in die Brust und warf ihn zu Boden, wo er liegen blieb. Ein wenig regte er sich noch, doch dann trabte Talos heran und schlug noch einmal hart mit seinem Säbel auf den Feind, schlitzte den Bauch auf. Blut quoll aus den Wunden und Davos Augen schlossen sich zum letzten Mal.
„Das wäre geschafft.“ meinte Talos schließlich und die allgemeine Spannung löste sich.
„Haben wir Tote?“ erkundigte sich Aranicon und Talos schüttelte den Kopf.
„Nein, nur Nalos hat eine böse Schnittwunde. Alle anderen haben vielleicht Kratzer. Ihr?“
„Ich hatte Glück.“
„Kann man so sagen.“ Er stieg von seinem Pferd und ging zu einem der gefallenen Soldaten und hob dessen Waffe auf. Es war eine schönes Säbel, mit einigen Inschriften auf der Seite verziert.
„Eine schöne Waffe. Ich nehme sie mit mir.“
Doch das hörte Aranicon nur noch vom Rande, denn er trabte gerade zu Arteila, die mit zwei Wachen, Dermon und Termon, an der Stelle geblieben war, an der er sie zurückgelassen hatte.
„Alles gut überstanden?“
„Nein, die Sonne hat geblendet.“
„Solange es dies nur ist. Wir werden gleich weiter reiten, falls du nichts dagegen hast.“
„Ich bin doch eh nicht einmal Herrin meines Körpers.“
„Ich nehme es als Ja.“ Er wandte sich von ihr ab und wollte sich nicht länger mit ihrer schlechten Laune beschäftigten. Ihn wurmte es ja auch, dass er vollkommen fremdbestimmt war, aber da konnte man eben nichts machen. Jeder Mensch diente einem anderen und die wenigen wirklich freien waren wiederum durch die Vorstellungen ihrer Diener gebunden.
„Talos, es geht weiter.“ befahl er und der Mann nickte. Einer seiner Bruder, der dessen Pferd von Davos getötet worden war, stieg auf einer der nun Reiterlosen und schien sich auf diesem genauso wohl zu fühlen wie auf seinem Alten.
„In Ordnung. Heute Abend wollen wir in Forie sein. Es hat ein gutes Gasthaus.“

Der Wind bließ Aenisin kalt in das Gesicht und er kuschelte sich tiefer in seinen Mantel. Neben ihm ritt sein Bruder, Arond, dem kein bisschen kalt zu sein schien.
„Ist dir nicht kalt?“
„Nein, wieso? Ist doch nur ein laues Lüftchen.“
„Es ist verdammt frostig.“ fluchte er und wie um seine Worte zu bestätigen heulte der Wind erneut auf.
„Du bist einfach nur zu wenig draußen. Wenn man sein ganzes Leben in einem Haus ist, ja, dann ist natürlich ein kühler Luftzug fröstelnd.“
„Hmpf...“ Aenisin wandte sich von seinen Bruder ab und warf einen Blick über seine Schulter, wo Soldaten die Flagge Armen'nurs und Aram trugen. Stolz flatterten sie ihm Wind, besonders die Königliche, mit Gold durch wirkte, Standarte. Er fragte sich was für einen Eindruck es auf die Maien machte, die man in der Ferne sehen konnte. Sie standen still mit ihren Pferden auf einem kleinen Hügel und sahen dem Herr zu wie es durchzog. 40.000 Mann hatte Lord Elesna gegeben, 10.000 Reiter aus Armen, 20.000 Schützen aus Armen und die restlichen 10.000 waren ihre Haustruppen aus Aram und Nur. Männer auf die man sich verlassen konnte. Männer den er traute. Den Armeniern brachte er halbwegs Respekt entgegen, aber sie schienen ein wenig unzufrieden mit ihrer Situation. Und außerdem waren es Pferdemenschen, die waren immer ein wenig komisch.
„Wohin ziehen wir eigentlich, wenn Agherda sich ergibt?“ fragte er seinen Bruder.
„Nach Eveda, falls die Königin dort ist.“
„Wenn nicht?“
„In ein gutes Winterquartier. Nach Eveda. Von dort aus können wir jegliche Rebellion schnell erreichen.“
„Ah. Ergibt Sinn.“
„Aenisin...ich hoffe du musst dir nie eine Taktik ausdenken. Dazu taugst du überhaupt nicht.“
„Das gleiche könnte ich über dich und die Strategie sagen. Du bist viel zu verzettelt. Und bedenkst das meiste nicht.“
„Wie gut das wir einander haben.“ schloss Arond das Gespräch und Aenisin musste nicken. Wie wahr. Sie waren ein gutes Paar.
„Was ist eigentlich mit Irina los? Sie verhält sich in letzter Zeit so komisch.“ nahm er das Gespräch wieder auf und sein Bruder zuckte nur mit den Schultern.
„Ich weiß es nicht. Hat irgendwas mit dem Protektor zu tun.“
„Dieser Flasche? Was kann man an ihm nur finden?“
„Keine Ahnung...bin ich eine Frau?“
„Leider nicht.“ seufzte Aensin und Arond sah ihn misstrauisch aus den Augenwinkeln an.
„Das....das ist jetzt gespenstisch. Und gruselig.“
„Ach, jetzt komm schon.“ lachte Aenisin. „Ein Scherz am Rande darf doch wohl noch gehen.“
„Hm.“
Dann schwiegen sie wieder. Aenisin hatte nicht vollständig gelogen, am liebsten wäre es ihm gewesen das sein Bruder eine Frau gewesen wäre, am besten eine die nicht aus seiner Familie kam. Dann hätte er sie gehabt, seine Traumfrau. Aber so musste er wohl weiter einsam durch die Gegend reiten.
„Ob Davos erfolgreich sein wird?“ fragte sein Bruder in das Nichts hinein.
„Wer weiß. Ein harter Bursche. Wie alt ist er? 50?“
„Ich glaube 60. Aber trotzdem ist er immer noch besser als wir.“
„Spricht nicht für uns.“
„Ich glaube es gibt fast keinem im Königreich der ihm gewachsen ist. Du hättest ihm mal zu hören sollen, als er von seinem Leben erzählt hat.“ erinnerte sich Arond und Aensin wunderte ich.
„Wann hat er denn das?“
„Als wir noch kleine Kinder waren. Einmal hatte er so gute Stimmung, dass er erzählt hat was er seinen Lebtag so gemacht hat.“
„Und was wars?“ erkundigte Aenisin sich interessiert.
„Wenn ich es richtig zusammen bekomme kommt er aus Angelos.“
„Angelos?“
„Ja, seine Mutter und sein Vater waren dort auf einem Feldzug gegen die Indianer. Als er zum Militär ging kam er in das Königliche Regiment und war beim Krieg gegen die Polarstämme dabei.“
„Bei beiden?“
„Bei dem Ersten. Danach war er beim Gangorischen Erbfolgekrieg, dann bei der Unterwerfungs des Armenischen Aufstandes, dann im 2 Kartkrieg, dann nahm er noch Bai Sing Sei...glaube zu mindestens das es so hieß. Und dann kam er endgültig in die Dienste von Vater.“
„Hm, da ist er ja weit herum gekommen. Und nur Hauptmann geworden. Wie kriegt man das hin?`“
„Oh, er wollte nicht weiter nach oben. Er meinte immer man müsse nahe bei den Truppen bleiben, um sowas wie den Polarkrieg zu verhindern. Er hat ihn wohl sehr geprägt.“
„Polarkrieg? Der gegen die Polarstämme? Was soll mit dem sein?“
„Davos sagte, dort hätte man die Zukunft des Reiches vergeudet. Für nichts. Aber er hätte schon längst Offizier sein können, General sogar. Er hat mir mal....“
„Wusste gar nicht das du in deiner Kindheit so eng mit ihm warst.“ wunderte sich Aenisin und Arond zuckte mit den Schultern.
„Du warst halt mehr bei Irina. Aber....ah, genau, er hat mir mal seine Orden gezeigt. Er hat einen ordentlichen Haufen, dass muss man ihm lassen. Ein Dutzend Eichenblätter für die Erstürmung von Mauern, dreißig oder vierzig Loberbeeren für die Rettung von Kameraden und sogar drei Reichsadler für Überragende Tapferkeit.“
„Oh, die Abzeichnung wurde wirklich mal verliehen? Ich dachte sie sei nur ein Unerreichbares Symbol.“
„Er hat sie. Und noch zwei, drei andere. Aber die sind dann meistens bei der nächsten Aktion draufgegangen. Aber Davos ist zäh. Er wird uns noch alle überleben. Er stirbt einfach nicht.“
„Gut das er bei uns ist.“ beendete Aenisin das Gespräch und nur noch das Klappern der tausend Stiefel hallte durch die Leere Welt. Ein gleichmäßiges Geräusch. Er mochte so etwas, da konnte er immer gut nachdenken. Heute war Rikkas Tag. Rikka...sie war das ganze Jahr vergessen außer Heute. Am Morgen hatte er eine Kerze für sie angezündet und gebeetet – vielleicht würde er auch über den Unsichtbaren Horizont diese Welt verlassen? All jene die Rikka gesegnet hatte oder die sie zu sich holte sahen in ihrem Moment des Todes den Unsichtbaren Horizont sagte man sich. Aber darum ging es beim Rikkas Tag auch nicht. Er war in Erinnerung an das Rikkas Jahr im späten Mittelalter, als die große Seuche von dem Süden nach Norden kam und dort schrecklich wütete. Ganze Landstriche wurden entvölkert, hundertausende Tote in Kart und den Südlanden. Und das alles war noch sanft und zahm im Vergleich zu dem, was sie in ihren Ursprung angerichtet hatte. Tief im Süden gab es einst ein prächtiges Imperium, was sich mit dem Aron dieser Tage wohl messen konnte in Pracht und Glorie. Natürlich nicht mit dem alten, aber das war ja schon lange vergangen. Doch Rikkas Zorn traf diese Welt, von Süden bis nach Norden und vom dem einst so prächtigen Reich blieben nur Tote Städte, durch die die wenigen Überlebenden irrten. Die Seuche zog dann weiter nach Norden, tötete die Tali, die Südländer, verschonte die Taffaniden in ihrer Steppe und erreichte Aron nichts mehr ganz .Nur die Küsten von Arcorin waren betroffen und von dieser Seuche erholte sich Aron auch wieder schnell, was vor allem daran lag das seine Feinde nicht stärker getroffen wurden. Innerhalb von wenigen Jahren verwandelte sich die Fast Niederlage im Südlichen Krieg in einen der größten Siege der neueren Zeit. Faedorin, Schwesterreich Arons, stieg zu größter Pracht auf, ebenfalls von der Seuche verschont durch die Wüste, und so begann ein Zeitalter der größten Glorie. Dank Rikkas Jahr konnte Aron sich zum Herren der gesamten Welt erklären...aber das hatte sie wohl nicht beabsichtigt. Ihr Zorn kam aus einer anderen Quelle: Ihre Brüder erhielten all die Toten durch Kriege und sie erhielt nichts...nichts. Durch ihre Seuche erlahmte der Krieg und Fürsten waren gezwungen ihre Streitigkeiten mit Attentätern, mit Intrigen auszufechten was ihr wieder mehr gefiel. Sie bekam ihre Opfer und ihr wurde gedacht. Der König beschloss damals ihr einen Tag im Jahr zu widmen, damit sie nie wieder in Vergessenheit geraten würde. Und es war ehrlicherweise auch der einzige Tag im Jahr an dem man irgendwie an sie dachte. Es gab einen Haufen Verbote wegen diesem Tag, doch die meisten wurden nicht wirklich beachtet. Ursprünglich sollte man an diesem Tag jede Schlacht vermeiden, doch das war zu dem Aufgeweicht worden, dass man sie vermeiden sollte, wenn es ginge. Aber welche Schlacht schlug man schon, wenn man sie auch vermeiden konnte? Genau, gar keine. Also hatte der Tag keinen wirklichen Nutzen, aber wenigstens hatte man eine Ausrede falls man was nicht machen wollte.

Es war ein klarer Morgen in Aratar, als Prinz Deadlos alleine und ohne Gefolge auf das kleine Landhaus von Enadan kurz vor den Mauern der Stadt zuritt. Nördlich von Aratar begannen zahlreiche Hügel die Landschaft zu unterbrechen. Der Aranduin, der an seinem Ende durch Aratar floss wälzte sich hier durch die Hügel, schuf ein doch recht unbequemes Terrain. Inmitten dieser Landschaft stand einsam auf einem kleinen Gipfel das Landhaus von Enadin. Eine Straße war nur für dieses Haus dorthin gebaut worden, mitsamt einem halben Dutzend stolzer Brücken. Von dem Garten des Hauses hatte man einen wunderbaren Blick über das Meer und die Stadt. Deadlos wusste schon wieso sich sein Cousin dorthin begeben hatte. Außerdem nahmen nur die wenigstens den Weg auf sich, sodass man auch gut unter sich war und nicht mit nutzlosen Bittstelleren belagert wurde, wie es ihm selbst in seinem Schloss oft passierte. Er stieg von seinem Pferd kurz vor der Tür ab und band es an einem Pfosten fest. Hier oben war es wirklich sehr beschaulich und die Dienerschaft leider auch sehr verschlafen. Aber das wollte Deadlos heute tolerieren, denn er war gut gelaunt und es störte ihn auch nicht wirklich. Vergnügt ging er zu der Tür und klopfte leicht an. Es dauerte eine kurze Weile, in der er eine Drossel dabei beobachtete, wie sie ziellos herumflog, dann hörte er ein Poltern von hinter der Tür und ein Diener öffnete sie.
"Oh." machte jener und verbeugte sich rasch. "Wie hatten euch nicht erwartete, verzeiht unserer Unachtsamkeit, Mein Prinz."
"Es gibt schlimmeres und schon ist es verziehen. Ist Enadan da?" winkte der Prinz locker ab und der Diener atmete erleichtert auf.
"Natürlich. Seine Lordschaft ist im Aussichtszimmer mit Lord Thoma von den Aschebergen."
"Würde es euch was ausmachen mich dorthin zu führen?"
"Nein, natürlich nicht. Wenn ihr mir folgen würdet." verbeugte sich der Diener und gemeinsam gingen sie durch das leicht spartanisch eingerichtete Haus. An den Wänden hingen Bilder von ihrem ruhmreichen Vorfahren, Schlachtengemälde von den Größten Siegen der Prinzen Arcorins über die Südländer und manchmal auch Stillleben von der Pracht ihrer Länder. Das gesamte Haus war innen mit weißen Marmor eingekleidet und zum Glück schien die Sonne nicht allzu stark, denn sonst blendete es doch sehr gerne. Sie ignorierten die Treppe die in das zweite Stockwerk führte und gingen eine kleinere Treppe hinunter in einen tiefer Gelegenen Teil des Hauses, wo sie schon bald die Stimmen von zwei Männern hörten. Der Diener blieb vor einer letzten Tür stehen und klopfte an. Danach räusperte er sich unauffällig auffällig.
"Lord Enadan? Der Prinz von Arcorin wünscht sie zu sprechen."
"Er soll herein kommen." kam sofort die fröhliche Antwort, Deadlos nickte dem Diener dankbar zu und ging dann ohne großes Warten in das Zimmer. Es war geräumig und hatte am Ende eine große Glasfront, durch die man über die grünen Hügel blicken konnte. In der Mitte stand ein Tisch, darum waren mehrer Liege- und Sitzflächen aufgestellt. Auf der einen von ihnen saß Enadan, seine Tochter auf dem Schoß, auf der anderen ein Deadlos fremder Mann in edlen Kleidern, der respektvoll den Kopf senkte, als er den Prinzen sah.
"Eure Lordschaft." flüsterte er und Deadlos hob aufmunternd die Hand.
"Ihr seid?"
"Lord Thoma von den Finsterbergen. Ich bin der Heermeister Morvias und wurde von meiner Lordschaft hierhin geschickt, um alles auf die Hochzeit vorzubereiten."
"Ah." Genau, seine Tochter wollte ja den Herzog von Morvia heiraten, und das schon bald. Das hatte er schon wieder verdrängt. Aber vorher würde er noch einen kurzen Besuch bei der Maria einlegen, ganz gewiss. "Und wie gehen sie voran?"
"Gut, denke ich. Alles ist Ordnungsgemäß geplant und auch wenn wir nun nicht alle Gäste bekommen, die ich eigentlich haben wollte..."
"Wer ist den nun verhindert?"
"Ihre Majestät zum Beispiel. Ich denke nicht, dass sie noch Zeit findet auf unserem Fest zu erscheinen."
"Dann ist es ja nicht schlimm, dann ist es privater. Aber deswegen bin ich gar nicht gekommen." wechselte der Prinz das Thema und wandte sich an Enadan. "Cousin, ich habe eine Aufgabe für dich."
"Ich hasse diesen Satz." murmelte er und stricht durch das schwarz-samtene Haar seiner Elfjährigen Tochter.
"Da der Fürstenrat ein wenig....unschlüssig ist, wen er als nächstes für das Amt des Kolonialregenten bestimmen soll, habe ich mir überlegt dies selbst zu übernehmen."
"Ich merke wohin das führt und es gefällt mir ganz und gar nicht."
"Daher würde ich dich bitten diesen Posten zu übernehmen. Mir wäre es lieber einen guten Mann dort zu wissen, denn ich auch kenne, anstatt einen Fremden. Besonders jetzt wo so viel auf dem Spiel steht."
"Ach, riecht es nach Krieg?"
"Riechen? Gar kein Ausdruck. Es stinkt."
"ES gibt Dinge die ich nicht mag...."
"Wie Hektik?"
"Wie Hektik. Und dazu gehört auch Krieg. Er ist hektisch. Und anstrengend."
"ICh wusste das ich auf die zählen kann. Ich habe den Abfahrttermin der Flotte auf den 31. gelegt, das dürfte doch zu schaffen sein?"
"Ja, aber ich habe doch noch gar nicht gesagt, dass ich..."
"Ich habe schon eine Verstärkungsarmee für die Kolonien zusammengestellt. Ungefähr 25.000 Mann werden dich dorthin begleiten, es wäre fahrlässig die Mannstärke dort nicht aufzustocken."
"Ich will aber..."
"Soll Franciss hier bleiben oder mitkommen? Sei dir sicher, ich würde sie wie meine eigene Tochter behandeln. Und hier wäre sie vor irgendwelchen irren, undankbaren Vizekönigreichern sicher."
"Nein Danke, ich nehme sie dann lieber mit."
"Gut, das dürfte es von meiner Seite dann gewesen sein. Hast du noch Fragen?"
"Wie kommst du darauf, dass ich da mitmache?"
"Weil du mich noch nie enttäuscht hast. Und wieso solltest du nicht?"
"Faulheit?"
"Es ist doch nicht anstrengend. Der alte Nicon hat es doch auch geschafft."
"Der hatte Hilfe von seinem Sohn! Und außerdem war er noch nie faul, sondern schrecklich arbeitssam...kein Wunder, dass er das Leben nicht genießen kann und immer so hart und unfreundlich ist."
"Siehst du. Er wird dir bestimmt eine selbstlaufende Verwaltung hinterlassen."
"Ist es eigentlich ein Befehl oder eine Bitte?"
"Eine Bitte. Befehlen würde ich es niemanden. Im Notfall bleibt der Posten eben unbesetzt, dann werden die Kolonien eben untergehen, dann wird das Aronische Reich eben Geschichte sein. Gibt schlimmeres als Nationales Prestige und die Grundlage unserer Macht, unseres Ansehens und unseres Wohlstandes zu verlieren. Zum Beispiel etwas dafür tun zu müssen."
"Am 31. sagtest du?"
"Dies ist richtig."
"Gut, ich werde meine Pflicht erfüllen und dort sein."
"Hervorragend. Wenn du die Unterlagen von dem alten Nicon haben willst, dann musst du nur auf mein Schloss kommen, im Archiv sind die letzten 25 Jahresberichte. Die dürften für eine Einarbeitung in die Thematik genügen denke ich."
"Ich werde bald kommen."
"Dann bis dahin, Cousin. Lord Thoma." er nickte dem Mann zu.
"Prinz Deadlos." verabschiedete dieser sich zurück und der Prinz ging aus dem Zimmer.[/hr]
Zuletzt geändert von Georgios am 14. April 2015 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 16. Februar 2015 17:40

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Leise krächzten kreisten die Krähen über den Resten der Schlacht. Am Ende waren sie wohl die einzigen, die von der ganzen Sachen profitierten. Armir nahm es ihnen nicht übel, jeder brauchte seinen Platz im Leben. Außerdem töteten sie ja niemanden und Leichen störte es nicht mehr. Aber sie würden nichts abbekommen, dafür hatte er schon die nötigen Befehle erteilt. Er stand vor einem kleinen Kloster, gewidmet der Heiligen Jungfrau von Orleins, einer Gangorischen Stadt, welches vielleicht 10,20 Gräber hätte. Die Steinernen Kreuze starrten wie ewige Mahnmal aus dem Schlamm. Nun, jetzt würden sie ein bisschen mehr Gesellschaft haben. Dreißigtausend Mann hoben gerade die Gräber aus, 20.000 für die Gangorische Armee, 4000 für die Aronischen Soldaten und die Restlichen 6500 für die Hilfstruppen. Jeder von ihnen würde ein einzelnes Grab bekommen ,mit Namen und den Daten wenn möglich. Die Kreuze allerdings würden nur aus Holz sein müssen, Stein war hier schwer aufzutreiben. Früher hätten sie sie einfach in ein Massengrab geworfen und sie verrotten lassen, jedoch war Armir immer der Meinung einem ehrenhaften Feind Ehre zu erweisen. Außerde hatten sie ja sonst nichts zu tun, der Friedensvertrag war schon unter Dach und Fach – Gangor würde eine kleine Abfindung zahlen und alle Streitpunkte würde bei Aron verbleiben. Zu seiner Rechten stand Theron, welcher eine kleine Kiste hielt, in welcher glänzende Orden lagen. Sie erreichten die Kirche, wo zehn Soldaten standen, davon zwei Fahnenträger, die die Flagge ihres Regimentes, die Flagge des Herzogtums aus dem sie stammten, in den Wind hielten. Die Schlange der Elesnas und der Falke Morvias. Armir ging zu dem ersten Pärrchen, einem Fahnenträger und seinem Leutnant, der das Regiment in der Schlacht nominell angeführt hatte.
„Leutnant..“ Armir kniff die Augen zusammen und lass das Namensschild, was auf der stolzen Brust prangte. „Atau. Das 12. Elesnisches Regiment hat in diesem Treffen größte Tapferkeit und Hingabe für das Aronische Reich bewiesen. Dafür zeichnen wir sie und damit stellvertretend das ganze Regiment, mit dem Orden des Doppelköpfigen Adlers der Kolonien.“ Er griff in die Schachtel und fummelte einen der blitzende und funkelnden Orden heraus. Der Leutnant hatte sich in der Zwischenzeit noch ein gute Stückchen aufgeblasen. Armir bekam schon Sorgen, dass jener platzten könnte.Er befestigte den Orden locker an der Brust, direkt über den Namensschild. Atau salutierte stolz, pumpte sich noch ein Stückchen auf und gab Stolz bekannt:
„Es ist eine Freude in der Schlacht für unsere Königin zu kämpfen, General!“
„Eine gute Einstellung.“ bemerkte Armir und wandte sich an den nächsten: Ein mürrischer Oberst, kriegserfahren und vernarbt. Ihn kannte Armir schon gut , er war einer der ältesten Veteranen der Armee. Sozusagen ihr Davos.
„Ah, Oberst Collen!“ Der Oberst neigte respektvoll den Kopf, aber zeigte sich nicht ganz unterwürfig. Armir nahm es ihn nicht übel. Collen hatte ihn damals vor dem Tode gerettet, in der VII. Schlacht von Alexandrien, als die Aronischen Truppen in dem Koalitionskrieg die Gangorischen Verbände wieder in das Hinterland jagen wollte, nachdem Alexandrien schon 7-mal den Besitzer gewechselt hatte. Nur das es diesmal nicht funktionierte, der Angriff scheiterte und wurde über das ganze Land verstreut. Er selbst wurde an der Hand verwundet und wurde von Collen in ein kleines Bauernhaus gebracht, wo sie bis zum Eintreffen der Verstärkung vier Tage aushielten.
„Ich verleihe euch mit großer Freude den Eisernen Stern für Ruhe, Besonnenheit und Tapferkeit inmitten der Schlacht.“ Er fischte einen aus blanken Eisen geschmiedeten schmucklosen, fünfeckigen Stern heraus, den er an die Brust von Collen heftete.
„Davon habe ich ja erst zwei.“ bemerkte dieser trocken und zupfte sich die mit Blutflecken übersehte Uniform zurecht.
„An euer Regiment, dem 2. Morvianischen, geht der Doppelköpfige Adler wegen Tapferkeit und Hingabe.“ Er überreichte den bekannten Orden an Collen, der ihn wiederum seinem Fahnenträger anstreckte. Collen heftete diesem immer alle Orden seines Regimentes an, sodass er in Gefahr lief zum Metallberg zu verkommen.
„Es war mir eine Ehre unter eurem Kommando zu dienen, General Armir.“ bedankte der Veteran sich und Armir drehte sich zu dem nächsten um. Es war der Kommandant der Nords im Range eines Unterleutnants. Auch wenn er in einer normalen Uniform steckte, sah er trotzdem noch wild und irgendwie barbarisch aus. Da konnten die meisten Nords einfach nicht loswerden.
„Unterleutnant Rickard, ich zeichne sie stellvertretend für ihre Regiment mit dem Adler der Kolonien aus.“ Er nahm einen Orden heraus, der sich von dem Doppelköpfigen nur Unterschied, das er einen Kopf hatte und damit einen eringeren Wert hatte. Die Nords waren in der Schlacht tapfer gewesen und hatten auch den größten Teil der Aronischen Verluste erlitten, an die 2500 Mann waren gefallen, weitere 5000 verwundet im Lazarett. Sie hatten die Wucht des Sturmangriffes abgefangen und als Schild für die wertvolleren, vollen Aronischen Truppen, gedient. Er warf den Orden dem bärtigen Hünen zu, der ihn mit einem Grunzen auffing, welches sowohl missbilligend als auch erfreut sein könnte. Er kam mit ihnen nie gut zurecht.
„Ah, Schütze Canvas.“ begrüßte der General den nächsten Soldaten, einen Kanonier der Artillerie. „Eine weitere Raute?“ Raute wurde an zielsichere Schützen verteilt und Canvas hatte da einfach den Dreh heraus. Praktisch nach jedem Kampf erhielt er eine Raute.
„Die wie vielte ist das? Die 10.?“
„Nein, Mylord, die 16.“ verneinte der Kanonier und Armir drückte ihm seinen Orden in die Hand. Der nächste war Armir auch wohlbekannt, es war der gemeine Soldat Jarne, bei dem sich der General wunderte, das er überhaupt noch lebte, nach all den wahnsinnigen Aktionen. In dieser Schlacht hatte er den Angriff als erster geführt und mit seinem Körper vor ran in die Bajonette geworden und keinen Kratzer abbekommen.
„Ich verleihe euch, Gefreiter Jarne, das Eiserne Kreuz für Tapferkeit vor den Feind. Rate euch aber auch damit aufzuhören, falls ihr überleben wollt.“ Er nahm das Kreuz und heftete es an die Brust des Soldatens zu den anderen dreien, die er schon hatte. Alle mit Taten aberwitziger Tapferkeit oder Wahnsinns verdient. Irgendwann würde er dafür draufgehen und bis dahin würde er weiterhin ein gutes Beispiel an selbstmörderischen Mut sein. Er wandte sich von ihm ab und den letzten dreien zu. Es waren drei normalen Soldaten, einer im Rang des Rekruten, einer im Rang des Gefreiten und einer im Range des Schützen.
„Soldaten.“ sprach Armir sie an. Er wusste ihre Namen nicht und danach zu fragen wäre auch peinlich gewesen. „Ihr habt euch beim Kampfe und davor durch eure Leistungen hervorgetan, nicht durch Mut, sondern durch Übermäßige Einsatz in der Vorbereitung und Wachen Auges, sodass eure Vorgesetzten bessere Befehle erteilen konnten. Hiermit verleihe ich ihnen den Lorbeerkranz und befördere sie hiermit auch gleichzeitig alle in den Rang eines Veteranens.“ Er heftete die drei Lorbeerkränze aus Bronze an ihre Körper. Damit war er hier fertig. Die Soldaten salutierten eifrig und er ging einen Schritt zurück.
„Bleibt noch was, Theron?“ erkundigte er sich bei seinem Adjutanten.
„Der Besuch im Lazarett steht noch an.“
„Ah, dann führe mich dorthin.“ Den ganzen Tag fühlte Armir sich nicht so gut, seine kaputte Hand sandte dumpfe Schmerzwellen in den restlichen Körper, ihm war schwindlig und leicht übel. Wahrscheinlich die ersten Anzeichens des Wasserfiebers, was er gerne bekam , wenn er in den Flusslanden war. Sein Helfer, dem es wunderbar ging und der vor Lebensfreude geradezu platzte, führte ihn durch das Gewimmel der Gräber schaufelnde Soldaten in das große Zeltlager. Es roch schon von der Ferne nach Blut, verbrannten Fleisch und dem Gestank des Todes. Es wurde nicht besser, als sie näher kamen. Die Verwundeten waren in den riesigen Lazarettzelte untergebracht, die die Aronischen Armee zu jedem Treffen mitnahm. Krankenschwester und Ärzte huschten wie eifrige Bienen hin und her. Arbeit gab es hier genug. Die Aronische Armee hatte im Vergleich zu der Gangorischen viele Verwundeten, den während beim Feind die Männer nach einem Schuss in die Brust oder den Magen eigentlich ziemlich schnell starben, taten sie dies bei Aron nicht. Die Kürasspanzer ließen ihre Träger überleben, allerdings oft mit Kugeln im Land. Oder Splittern in der Brust. Eine Menge Tödlicher Sachen wurden nur zu schweren Verwundeten, was die Krankenräume gut füllten. Hier waren es wohl an die 15.000 und davon würden viele, wenn sie nicht starben, verkrüppelt in die Heimat zurückkehren, unnütz. Die Verwundeten stöhnten und schrien, als der General an ihnen vorbei ging und jeden kurz ansah. Manche sagten ihm irgendetwas, woraufhin er beruhigend antwortete, manche streckten die Hände aus, die er sanft zurücklegten, manche erkannte ihn nicht, manche sahen ihn wütend an und andere wiederum blieben Regungslos. Er sah Aufgeschlitzte Bäuche, aufgerissene Brustkörbe, Abgesprengte Beine, verkrüppelte Hände und jede Menge böser Stichwunden, von scharfen Bajonetten zugefügt. Viele Soldaten trugen Kopfverbände, wo sie die Klingen ihrer Feinde und auch manchmal von übereifrigen Verbündeten getroffen hatten. Diese sahen besonders schlimm aus, waren es aber nicht wirklich, wie er aus Erfahrung wusste Kopfwunden bluteten nur stark, waren aber oft nicht wirklich gefährlich im Gegensatz zu so was harmlosen wie einem Bauchdurchschuss. Armir betrachtete die Wunden und ging dann demotiviert weiter. Nachdem er eine Stunde den sterbenden zugesehen hatte, kam er wieder nach draußen wo gerade ein paar Soldaten dabei waren einen Schrein zu errichten. Er stellte sich neben sie und sah zu wie sie sich abmühten. Es war alte Sitte für Aronische Gefallene Außerhalb Arons einen Schrein zu errichten, wo ihre wütenden Seelen dann Frieden finden konnten. Wenn man dies nicht tat, dann würden sie die Länder heimsuchen und für Unglück sorgen. Er selbst förderte diesen Brauch nicht, er war heidnisch, aber es machte die Truppen glücklich. Für die anderen gefallen, also die Christen, hatte man heute Morgen schon eine kleine Messe im Kloster gehalten und der gefallenen gedacht.

Der nächste Morgen war bitterkalt, so kalt, dass sie ihren Atem sehen konnte, als sie aus der kleinen, bescheidenen Herberge traten in dem noch kleineren und bescheidenden Ort Foirie in das fahle Morgenlicht traten. Neben ihnen trotteten einige Bergleute vorbei, auf dem Weg in ihre Silbermine, die direkt neben dem Ort sich in den Berg bohrte. Ein leichter Wind ließ die Eichen zittern und ächzen.
„Ah, was für ein wunderbarer Morgen!“ freute sich Talos und streckte sich fröhlich. Argwöhnisch betrachtete ihn der Protektor aus den Augenwinkeln.
„Das meint ihr doch nicht wirklich so?“
„Doch. Wieso auch nicht?“
„Es ist kalt, düster und früh. Was soll daran schön sein?“
„Wenn ihr es so seht....“ erwiderte er und ließ den Rest des Satzes offen. Er sah den Bergarbeitern hinterher. „Da gehen sie, die treuen Arbeiter ihrer Königin.“
„Und wie seht ihr es?“ brachte Aranicon sie auf das frühere Thema zurück und Thoma zuckte mit den Schultern.
„Entspannter. Es könnte auch ein Schneesturm toben. Außerdem sind wir heute noch in Eveda bei der süßen, niedlichen und großartigen...“
„Lass es.“ unterbrach ihn Aranicon kalt und Talso lächelte hinterlistig.
„Was denn? Etwa die süße, niedliche, wunder...“
„Ja, das.“ entgegnete er deutlich genervt, was sein Gegenüber wohl nicht abschreckte.
„Ich sehe, da herrscht eine Stimmung gegen meine Schwester?“ fuhr Talos auf und der Protektor schwieg. „Ich deute als Ja! Ich fühle mich gleich genötigt ihre Ehre in einem Duell zu verteidigen!“
„Duell?“ kam plötzlich die Stimme von Arteila her angeflogen und Aranicon entschärfte sie sogleich wieder.
„Da hast du dich verhört.“
„Meinst du?“ fragte sie nach und er nickte. „Oh, ist es verdammt kalt hier.“
„Der Winter in den Eved-Bergen sind nicht immer so sanft wie an der Küste, eure Majestät.“ gab Talos zu Bedenken und Arteila schüttelte sich.
„Ich werde nie wieder mich im Winter von der Küste entfernen. Oder aus meinem Warmen Kaminzimmer.“ gab sie bekannt und zitterte weiter vor sich hin.
„Arteila...eine kurze Frage?“ Er ging zu ihr herüber und legte ihr seinen Mantel über die Schultern. Es war doch nicht auszuhalten, wenn sie vor sich hin zitterte. „Wieso rennt du ohne Mantel einfach hinaus?“
„Ich meinte ich hätte Duell gehört und wollte dann auch dabei sein.“
„Wie du siehst ist hier keines.“ wies er sie daraufhin, worauf sie ein wenig schmollte.
„Da sehe ich doch selbst.“
„Geh mal wieder besser hinein. Wir sollten alle noch ein wenig Wärme tanken, bevor wir aufbrechen. Talos, wann ist es geplant?“
„Direkt in einer Halben Stunde. Also wenn mein faules Brüderpack sich endlich mal raus gewagt hat.“
„Aber mal Ehrlich, dir ist nicht kalt?“ wunderte sich Aranicon und Talos lächelte ihn unbekümmert an.
„Nein. Ein herrliches Wetter, ich weiß gar nicht was alles habt.“ antwortete er, während er die Arme hob und trotz seiner doch eher dünnen Kleidung nicht zu frieren schien. Aranicon shcüttelte den Kopf und flüchtete sich schnell in die Wärme der Gaststätte, wo die Brüder von Talos schlaftrunkend die Treppe herunter...schwankten.
„Guten Morgen, eure Lordschaft.“ begrüßte einer von ihnen Aranicon. Keine Ahnung wer es war... „Was macht eure Hand?“ Ah, es musste wohl Valos, der Arzt sein.
„Ah, ganz gut.“
„Soll ich sie mir mal ansehen?“
„Wieso nicht.“ Gemeinsam gingen sie zu einem Tisch, von dem Valos mit einer schnellen Bewegung alles Geschirr abwischte, welches klirrend auf dem Boden zerbrach. Danach packte er den Verband von der Hand und sah sie sich kurz an. Dann drückte er ein, zweimal dran herum und Aranicon zuckte zusammen.
„Tut weh, nicht wahr? Da ist noch ein Splitter drinnen. Sehen sie.“ Er drückte noch einmal und der Schmerz blitzte auf.
„Ich glaube es ja gerne.“ beeilte sich Aranicon ihm unter leichten Tränen zuzustimmen und Valos setzte ein wissendes Lächeln auf.
„Warten sie hier kurz, dann ziehe ich ihn.“ Valos stand ohne auf eine Antwort zu warten auf und verschwand auf der Treppe. Aranicon seufzte und sah sich im Raum um: Die anderen Silberfalken saßen am großen Speisetisch und ließen sich von der Bauernfamilie, die dieses Gasthaus nebenbei betrieben, fürstlich bedienen, während sie gleichzeitig auch lustig mit Arteila redeten, die an der Sptize des Tisches saß und an einem Glas Wein nippte. Valos kam die Treppe wieder heruntergepoltert, bestellte bei dem Wirt einen Pflaumenschnaps und zog ein gefährlich aussehendes Metallinstrumen hervor. Der Wirt, ein alter Bauer, brachte den Schnapps und Valos nickte ihm freundlich zu.
„So mein Freund. Das tut jetzt weh.“ kündigte er an und setzte das erste seiner Metallinstrumente an. Er steckte es in die Wunde und Aranicon musste die Zähne zusammenbeißen nicht aufzuschreien.
„Oh, wie interessant.“
„Hm?“ knurrte er und der Arzt sah ihn lächelnd an.
„Sehen sie mal, einer ihrer Knochen ist gebrochen.“
„Schön für ihn....wissen sie nicht wie das weh tut?“
„Nein. Natürlich nicht. Ich bin doch nur der Arzt.“ Valos grinste diabolisch und zauberte eine Zange hervor, stach sie in das Fleisch und zog einmal kräftig. Rotes Blut strömte auf der neuen Wunde und bildete eine kleine Lache auf dem Tisch.
„Das hätten wir.“ Er warf achtlos den Splitter in den Raum, entkorkte die Schnappsflasche und nahm einen tiefen Schluck. Er schloss die Augen und auf seinem Gesicht breitete sich das Gefühl tiefer Entspannung aus. Dann sah er Aranicon an und hob fragend die Augenbrauen.
„Auch einen Schluck?“ Bevor Aranicon regieren konnte, grinst Valos und schüttete den Rest der Flasche über der Wütende aus. Dem Protektor entfuhrt ein Schrei und zog ruckartig die Hand zurück, die wie Feuer brannte. Während er sie noch schüttelte visierte er Valos böse an, der sich lachend den Letzten Schluck einverleibte und dann die Flasche wegwarf. Dann flog die Tür auf und Talos kam schlecht gelaunt herein gelaufen.
„Was ist denn hier los?“
„Der Protektor wurde nur soeben verarztet.“ verkündete Valos und stand auf. Talos warf ihm kurz einen misstrauischen Blick zu, wandte sich dann aber der Königin zu.
„Eure Majestät, mit eurer Erlaubnis würde ich gerne so schnell wie möglich aufbrechen.“
„In Ordnung.“ stimmte ihm Arteila sofort und ohne Widerspruch zu. „Wann werden wir dann Schloss Eveda erreichen?“
„Gegen Mittag.“ antwortete er ihr kurz.
„Wo ist denn deine gute Laune hin?“ erkundigte sich Aranicon, der die Hand für eine Sekunde ignorieren konnte.
„Hm...es schneit.“ brummte Talos missgelaunt und drehte sich wieder um. „So ein Mistwetter. Wahrscheinlich stürmt es gleich auch noch.“

Schlamm. Schlamm, Schnee. Schlamm, Schnee und eisige Kälte. Das war es was er fühlte, als er aufwachte. Und unsägliche Schmerzen. Er schlug ächzend die Augen auf und sah direkt vor sich eine Leiche, in deren Oberkörper ein Schwert steckte. Ein Rabe pickte an dem Auge herum, hielt inne, sah ihn kurz an, und machte dann weiter. Er rappelte sich auf und setzte sich hin. Um ihn herum lagen noch mehr Tote, auch einige Pferde. Was zum Teufel war hier los? Sein Kopf schummerte und er hielt ihn sich ihn. Als seine Hand zurückkam war sie mit Blut verschmiert. Verdammt, verdammt, verdammt. Alles tat ihm einfach weh, seine Seite war auch leicht angeschlitzt und sein Linkes Bein fühlte sich seltsam. Er sah etwas im Schlamm und Schnee blitzen, griff hinein und zog eine goldene Kette heraus. Auf einem kleinen Schildchen stand ein Name, er las ihn: Davos...Fledel...genau, das war er. Die Kette hatte er zu seine Hochzeit bekommen und seitdem trug er sie immer, jeden Tag in den letzten 30 Jahren. Er nahm sie und befestigte sie wieder um seinen Hals. Dann stand er auf. Kurz zählte er die Leichen und erkannte, dass es nur seine Leute waren...schade, er hatte sie für gute Männer gehalten. Nicht die besten, aber fähig. Anscheinend nicht fähig genug. Er spukte aus und fröstelte kurz. Wo kam der ganze Schnee auf einmal her? Er ließ die Leichen langsam unter einer Decke von Vergessen verschwinden und machte die Wege langsam, aber sicher unpassierbar. Davos überlegte kurz...was sollte er nur tun? Nach Aram zurück, zu Lord Elesna und Aenisin, sein Versagen kundtun? Oder auf eigene Faust weitermachen? Er würde zwar keine Haudraufaktionen mehr machen können, aber wie ihm die Umgebung zeigte war das auch nicht eventuell das beste was man tun konnte. Andererseits hatte er eine Pflicht gegenüber seinem Herren, die über Davos Ehre hinausging. Er hatte die Pflicht ihm über sein Scheitern zu informieren und neue Befehle entgegen zu nehmen. Davos wollte nicht darüber nachdenken was nun die besten Aktionen waren, aber Aenisin wüsste da schon was. Er plante schließlich für sein Leben gerne. Davos humpelte einige Schritte vorwärts, bis er neben einem Pferd stehen blieb, was friedlich graste. Es war sogar noch gesattelt. Davos griff träge nach dem Zaumzeug und versuchte sich auf das Pferd zu schwingen. Sein Bein knickte ein und er fiel in einer unrühmlichen Position zu Boden zurück in den Schlamm. Davos ächzte und setzte sich für das erste wieder hin. Die Sonne versank am Horizont und bald würde es richtig kalt werden...und sein Bein schmerzte so sehr, als ob es gleich abfallen würde. Oder das wäre jedenfalls ein Fortschritt, dann würde es nicht mehr wehtun. Den brennenden Schmerz in der Seite konnte er sogar gut ignorieren, die pochende Wunde am Kopf ohnehin. Er hatte schon schlimmeres durchgestanden, aber sein Bein versagte jetzt einfach seinen Dienst. Er versuchte noch einmal aufzustehen und diesmal schaffte er es nicht einmal dorthin: Sofort knickte er wieder um und begrüßte den Boden. Ein leichter Wind deckte ihn mit Schnee zu...er konnte hier jetzt einfach liegen blieben und sterben. Er wusste ganz genau, wenn er sich jetzt quälen würde, würde das wahrscheinlich nichts bringen und er würde dann erfrieren, hier könnte er wenigstens ohne die Anstrengung draufgehen...aber nein. Er hatte eine Pflicht zu erfüllen. Ansonsten wäre er schon am Pol erfroren. Er richtete sich Mühsam auf und zog sich am Pferd hoch, was leicht nervös tänzelte. Er tätschelte es mit einem verwegenem Lächeln auf die Seite und es beruhigte sich tatsächlich ein wenig.Davos sammelte seine Kraft, schwang sich herauf und knallte gegen die Seite des Pferdes, welches einen Satz machte, sodass er wieder in den Schnee fiel. Danach trabte es einige Schritte weg und Davos beschloss, es jetzt einfach zu ignorieren. Damit würde er nicht weiterkommen, also sollte er lieber zu Fuß laufen. Er stand erneut auf und fröstelte mittlerweile. Er sah sich kurz um, doch im aufkommenden Wind konnte er nur noch Bäume und Schneeflocken erkennen. Der Hauptmann drehte sich zweimal um die eigene Achse, beschloss dann stehen zu bleiben und schlurfte nach vorne. Irgendwann würde dort etwas sein und dorthin würde er gehen. Wenn es 100 Jahre dauern würde.

Der Wind heulte und peitschte die Schneeflocken durch die Luft, die in Rauen Scharen vom Himmel fielen. Aranicon war schon alle gefühlslos gefroren was jemals bei ihm Gefühle gehabt hatte. Er wusste nicht wirklich, ob er seine Hände und Füße am Abend sehen wollte. Erfahrungsgemäß tat das auftauen noch mehr weh als das Schockfrosten.
„So schwer kann der Weg doch nicht zu finden sein.“ beschwerte sich Aranicon und die Antwort von Talos ging im Heulen des Windes unter.
„Sie kennen sich hier besser als wir aus, Lord Protektor.“ meinte Valos und Aranicon schnaubte. Weil er auch nicht wusste wo sie waren. Und weil er wusste das Valos Recht hatte. Neben ihm fror Arteila und begann sich langsam in eine Eisstatue zu verwandeln, was neben einer Menge Nachteile auch einen Entscheidenen Vorteil haben würde: Sie würde ihn nie wieder nerven. Hinter ihnen ritt noch einer der Brüder, die anderen hatten sich in zweiter Grüppchen abgesetzt um den Weg zu suchen. Talos stand am Ende ihrer Sicht, also fünf Meter weit entfernt und sah in die Eisige Kälte hinaus, bevor er umdrehte und zurück trabte.
„Was ist jetzt?“ erkundigte sich der Lordprotektor bei Talos, der sich ordentlich in einen Mantel eingepackt hatte und sogar einen Schal sich um den Mund gebunden hatte, weswegen er ein wenig nuschelte.
„Ich weiß es nicht wie wir zum Schloss kommen. Die Straße ist auf jedensfall hier irgendwo, ich habe eben dort drüben einen Altar gesehen.“ Er zeigte hinter sich in die Weiße Landschaft.
„Oh, für welchen Gott?“
„Die Blutige Hand von Ar-Amir.“ Ar-Amir oder nur Amir genannt war der Kriegsgott, mit einer ewig Blutigen Hand vom Kampfe. An allen Stellen wo die Söhne und Töchter Arons ihre Schlachten fochten kämpfte er in den Schatten mit und türmte so einen immer größeren Berg aus Schädeln auf, die er den Gegnern der Geheiligten Nation abschnitt. Es hieß wenn der Turm groß genug sei und den Mond erreiche, dann würde Corin die Welt beenden. Andere sagten dann wäre Amir mächtig genug, um in Leibhaftiger Gestalt zur Erde zu fahren. So oder so, niemand wusste wann es so war und bis dahin betete man ihn damit er einem oder einem anderen im Kampf half und ein Teilchen seiner Essens einflößte.
„Ah, dann weiß ich wo wir sind.“
„Oh, du erweist dich einmal als Nützlich?“ fiel ihm Arteila in die Seite und er warf ihr einen bösen Blick zu.
„Na gut, ein zweites Mal.“ räumte sie ein, doch das war irgendwie nicht das, was ihn an dieser Aussage gestört hatte.
„Lord Aranicon?“ fuhr Talos ihm vor einer Antwort an Arteila rein und der Lordprotektor richtete sein Augenmerk wieder auf das Wesentliche. „Wo sind wir dann?“
„Dreißig Schritte von der Straße in Rechter Richtung von dem Altar. Oder einfach 40 Schritte von dem Schlosstor wenn man einfach hinter den Altar geht.“
„Oh, wunderbar.“ freute sich Talos. „Dann rufe ich mal meine Brüder.“ Er begann an seinem Sattel herum zu fummeln und bekam irgendwann mit seinen ungelenkten Händen eine Trompete herausgefummelt.
„Wieso haben wir dich nicht eigentlich losgeschickt?“ fragte Arteila ihn sah Aranicon aus ihren Augenwinkeln an.
„Nun weil er der Lordprotektor ist und damit in der Nähe ihrer Majestät sein sollte. Wir haben uns einfach an die Sitte gehalten, nach der die unwichigsten das Gefährlichste vollrichten.“ erklärte Valos seelenruhig.
„Und du hast kein Problem damit Unwichtig zu sein?“ Wunderte sich Arteila und stellte damit auch die Frage die Aranicon sich gestellt hatte. Ihn machte es immer total wütend wenn jemand meinte, er wäre vollkommen unwichtig oder ein Mensch zweiter Klasse.
„Nun, ich bin es eben. Der Natürliche Lauf der Dinge. Es gibt wichtigere Menschen als mich. Wie ihre Majestät. Wie der Lordprotektor. Wie die Hohen Lordschaften von Aratar, Agherda und Delagios. Für sie muss ich einstehen, wie für mich auch andere einstehen.“
„Und der unterste Bauer, wer steht für ihn ein?“ interessierte sich Arteila weiter, doch Valos zuckte mit den Schultern.
„Das weiß ich nicht. Aber einer ist immer unten. Dafür hat er keine Verantwortung.“
„Wie meinst du das?“ In der Zwischenzeit hatte Talos seine Trompete freigefummelt und blies eine kurze, einprägsame Melodie hinein.
„Nun. Der unterste, ein Bettler, hat keine Verantwortung. Ihr hingegen, für euch sterben sie, ihr habt die größte Verantwortung über alle. Sodass man schlussendlich sagen kann das der Bettler am wenigsten Sorgen und am meisten Risiken hat, dies aber für ihre Majestät andersherum ist.“
„Ich glaube ich verstehe, was du damit sagen willst...“
„Erlaubt mir eine Frage, wie habt ihr das dann bisher verstanden?“
„Nun das alle geboren wurden mir zu dienen.“ kam sofort und ohne eine Sekunde zu zögern die Antwort. Aranicon war irgendwie plötzlich extrem glücklich, dass Arteila noch nie wirklich Diplomatie betrieben hatte. Valos lachte.
„Das stimmt natürlich auch.“ stimmte er ihr zu. „So ist es vereinfacht zu sehen,“
„Es ist die einzig Richtige Weise, nicht wahr Lordprotektor?“ bestätigte die Königin ihn und Aranicon verfluchte sie dafür, dass er nun Stellung beziehen musste.
„Man kann es so sehen.“ antwortete er vage.
„Antworte mir und gib keine Halbaussagen!“ fuhr sie aggressiv auf und er zuckte zusammen.
„Du hast Recht, du hast Recht.“
„Dann erinnere dich daran.“ schloss sie das Thema und zwei Reiter kamen aus der Dunkelheit heran. Sie tauschten einige Wörter mit Talos aus und schlossen sich dann Still hinten an der Gruppe an.
„Ja...“ murmelte er in sich hinein, doch sie interessierte es nicht mehr wirklich, sie war schon am nächsten Thema.
„Mich wundert, das ich euch vorher noch nie gesehen haben.“
„Das liegt an eurem Vater, seiner Gnädigen Majestät. Er hat uns verboten sich seinen Kindern zu nähern bis sie...16 waren.“ Er lächelte Arteila zu. „Er wollte nicht, dass die Kinder von einem Verräter in ihrer Nähe sind.“
„Da hat er vollkommen versagt. Ein kleiner Verräter ist leider immer in meiner Nähe. Auch Dank ihm.“
„Ich bin mir sicher er wollte nur das beste.“ gab er diplomatisch zu und warf Aranicon einen Argwöhnischen Blick zu.
„Du und deine Brüder seit entweder treu oder teuflisch gute Schauspieler.“
„Sicher sind wir das.“ antwortete er ohne wirklich nachzudenken und schien erst bemerken was er gesagt hatte, als Arteila schon ihre Augenbrauen hob. „Natürlich sind wir ihrer Majestät treu.“ verbesserte er sich hektisch und seine Stimme zitterte ein wenig.
„Hörst du mir etwa nicht zu?“ argwöhnte Arteila und Valos winkte beschwichtigend mit der Hand.
„Aber nicht doch.“ gab er zurück und bemerkte auch hier zu spät das er sich wohl besser hätte ausdrücken sollen. „Natürlich höre ich eurer Majestät zu.“
„Ich werde mir das hier merken.“ versprach sie in einer bemüht freundlichen Stimme, die sie immer dann aufsetzte, wenn sie auf jemanden oder etwas wütend war. Außer bei Aranicon, ihn brüllte sie dann einfach an. Da hatte er eine Spezielle Stellung, worauf er stolz sein konnte.
„Eure Majestät, wir können nun.“ kam Talos heran geritten und deutete danach auf seine Brüder. „Sie sind alle versammelt.“
„Gut.“ meinte Arteila erstaunlich munter. „Dann wollen wir mal nach Eveda bevor ihr Armen Burschen noch hier erfriert.“

Der Schnee gefiel ihm eindeutig nicht. Die Kälte auch nicht. Sein Atem hüllte ihn in eine Hübsche Wolke, während er auf seinem Pferd saß, neben ihm sein Bruder, und auf den Boten warteten, während hinter ihnen die Truppen das Nachtlager aufschlugen. Zahllose Feuer brannten, Pferde wurden hin und her getrieben, Wachposten aufstellt. Vor ihnen lag auf einem kleinen Hügel Oltahne, wo die Wappen Ahgerdas Demonstrativ auf jedem Turm der Stadt wehten. Neben dem des Königreiches. Allein das hätte ihn schon fast zum Angriff verleitet, doch er wollte lieber noch einen Boten schicken und dieser kam gerade zurück geritten. Langam aber sicher näherte er sich drurch das Weiße Elend quälte. Ein Soldat ging mit einer Fackel an Aenisin vorbei und er erhaschte kurz das Gefühl von Wärme, bevor der Mann wieder verschwand.
„Es ist so verdammt kalt...“ fröstelte er und sein Bruder klapperte zustimmend mit den Zähnen.
„Es soll doch noch Herbst sein....“ fröstelte er weiter. „Wieso hat sich der Himmel nur gegen uns verschworen?“ Auch auf diese Frage gab sein Bruder keine Antwort und fror weiter. Hätte Aenisin das gewusst, dann hätte er den Winter in Aram aufgesessen. Aber jetzt war er hier und es war einfach nur schrecklich. Und sie hatten nicht einmal einen Feind gesehen. Der Bote hielt vor ihnen und verbeugte sich leicht. Auch er sah leicht elend aus.
„Was sagt der Bürgermeister?“
„Er lässt fragen ob es schön kalt ist.“ antwortete der Bote und rieb sich die Hände.
„Und weiter?“
„Er meint im Nächsten Sommer könnte man noch einmal über die Übergabe seiner Stadt reden. Aber jetzt besteht er darauf die Tore jetzt geschlossen zu lassen. Sie seien bei Frost immer so schwer zu bewegen und würden fürchterlich quietschen. Er bietet ihnen aber das Recht in seinem Forts Holz schlagen zu dürfen.“
„Dieser Vollidiot.“ fluchte Aenisin und sein Bruder nickte.
„Wir sollten ihn für diese Unverschämtheit belagern und töten.“
„Eine Belagerung bei dieser Kälte? Ich glaube nicht das es uns was bringen würde. Wir müssen so schnell wie möglich die Königin fassen, ansonsten sind wir ehe wir uns versehen noch hier umzingelt. Olthane zu belagern und zu erstürmen würde sie alle nur gegen uns aufhetzen.“ analysierte er die Situation und Arlond nickte erneut.
„Du kannst gehen.“ befahl er den Boten weg, der sich schnell verbeugte und in das Lager flüchtete.
„Also, was sollen wir nun tun?“ fragte er nun Aenisin, der kurz nach dachte.
„Hm...wenn ich nur wüsste wie das Wetter wird. Bei der Kälte macht es kaum Sinn weiter zu marschieren. Wir sollten dann lieber uns hier einquartieren. Allerdings...wenn es bald wieder wärmer wird, müssen wir so schnell wie Möglich los. Und das Jahr wird auch nicht mehr sonniger. Wenn wir Pech haben bleibt es denn ganzen Winter so und dann sollten wir schleunigst zurück nach Aram, bevor wir noch alle erfrieren.“
„Puh...“ seufzte Arlond. „Ich würde gerne die Zukunft wissen. Besonders jetzt.“ Er starrte in die hereinbrechende Dunkelheit. „Der Schneefall dürfte ohnehin Eveda beinahe uneinnehmbar machen.“
„Da liegst du richtig. Wenn es dort gut schneit, dann werden wir nicht dorthin kommen, es sei denn über die Südliche Straße.“ stimmte ihm sein Bruder zu.
„Die Südliche Straße? Dazu müssten wir doch nach Arcorin...und der Prinz ist ein Eifersüchtiger Wächter seiner Grenzen. Ich würde es nur sehr ungern bewirken, dass wir seinen Zorn auf uns ziehen.“
„Hm...ihm ist es ja eigentlich egal, wer regiert, solange man ihn in Ruhe lässt. Aber das würde er sich nicht bieten lassen und uns dafür angreifen.“
„Wir sollten erst Arcorin wieder ins Reich holen, wenn der Rest hinter uns steht...alles andere wäre purer Wahnsinn. Also haben wir zwei Möglichkeiten...oder eher drei: Wir könnten uns zurückziehen nach Aram und dort den Winter abwarten. Wir können nach Eveda marschieren und darauf hoffen, dass taut oder das es dort nicht viel geschneit hat. Oder...wir greifen Agherda an und quartieren uns dort ein.“ schlussfolgerte Arlond und Aenisin sah ihn misstrauisch an.
„Das ist doch nicht dein Ernst.“
„Nun, die dritte Option ist natürlich ein wenig...Wagemutig. Aber genau deswegen einer Erwägung wert. Agherda ist im Moment schwach, schwach und unregiert. Nach diesem Winter wird die Herzögin Maßnahmen ergriffen haben. Oder eigentlich nicht sie, sondern Tirion. Ich hasse ihn.“ fluchte Arlond und Aenisin nickte. Ja, das stimmte natürlich...
„Ich weiß nicht. Agherda hat gute Mauern und auch genügend Männer um es halbwegs zu verteidigen. Die Stadtwache alleine wäre nicht das Problem, dazu kommt noch die Fürstengarde und die Veteranenkorps...wir müssen mit 15.000 Verteidigern rechnen. Dazu unsere Versorgungslage: Grausig. Sie können sich über den See versorgen und Verstärkung heranschaffen. Unser Angriff müsste schnell erfolgen und einen Blitzartigen Erfolg nach sich ziehen...ich weiß nicht ob wir das bewältigen können. Vorallem da wir uns nicht unbemerkt der Stadt nähern können. Ich bin mir sicher, dass der Bürgermeister schon eine Nachricht geschickt hat...“
„Wenn wir allerdings zurück gehen, wird die Königin sich nur neu sammeln. Und Getreue um sich scharen. Ich weiß auch nicht...“ gab Arlond zu Bedenken.
„Und bei Eveda werden wir vielleicht einfach vor dem Nichts stehen und beim Rückmarsch nach Aram nichts als Leichen haben.“
„Ich hasse den Winter.“ schlussfolgerte Arlond daraus und sie beide lachten.
„Was ist eigentlich mit Davos? Sein Rat wäre ein guter.“ wunderte sich Aenisin.
„Hm, er müsste bald zurückkehren. Mittlerweile müssten sie Eveda erreicht haben und dort kann er nichts mehr ausrichten.“
„Ich hoffe es doch. Ich würde ungern jemanden anderen zum Dritten Kommandanten machen.“
„Was machen die Verhandlungen mit Delagios?“
„Oh, die Laufen gut Bruderherz. Der Herzog hat...um Bedenkzeit gegeben. Mit anderen Worten: Wir brauchen einen Erfolg und er ist bei uns. Morvia...nun...der Herzog hat die Boten sofort rausgeworfen. Und ihnen Teller nach werfen lassen.“ berichtete Aenisin seine Berichte und Arlond legte die Stirn in Falten.
„Könnte besser sein.“
„Könnte schlechter sein. Sie könnten sich alle an ihre Eide halten.“

Die Sonne lächelte auf ihn herab. Und er lächelte zurück. Der Kaiser neben ihm lächelte nicht, sondern saß mit versteinerter Mine auf seinem Stuhl.
„Ein wunderbarer Tag, nicht wahr?“
„Vizekönig...“ begann er Kaiser, räusperte sich dann und nickte. „Ja, selten so warm im Herbst gewesen.“
„Schön das sie die Zeit erübrigen konnten.“ bedankte Nicon sich und der Kaiser schwieg. Sie saßen mitten auf dem großen Platz, wo die Trümmer des Turmes entfernt worden waren. Nicon, der Kaiser und noch ein paar anderen Würdenträgen saßen auf den Stühlen vor der Wand, wo normalerweise die Gefangene erschossen worden. So auch heute. Das Erschießungskommando, bestehend aus zehn Soldaten stellte sich auf und salutierte vor dem Vizekönig, während ein 11. formvollendet die Kolonialflagge schwang. Der Offizier, der 12. der Gruppe trat einen Schritt nach vorne.
„Eure Majestät, sollen wir nun beginnen?“ erkundigte er sich bei dem Vizekönig, der freundlich nickte. Sofort winkte der Mann und einer Gruppe von Gefangenen wurde auf den Platz geführt. Sie trugen alle zerschließene Weiße Hemden und hatten eine Augenbinde umgebunden. Sie wurden von den Soldaten brutal nach vorne geschubst und wenn sie stolperten, was häufig geschah, dann bekamen sie einen Hieb mit dem Gewehrkolben. Schließlich standen die sechs Gestalten vor der Wand, mit dem Rücken zu ihr, und sahen nicht mehr allzu frisch aus.
„Ah, ist das nicht unser alter Bekannter der Bürgermeister?“ entfuhr es Nicon und zeigte auf einen etwas älteren Herrn, der vor der Wand stand.
„Wenn sie es sagen...“
„Wer hätte je gedacht, dass er ein Verräter ist Wo er doch ein Verwandter von ihnen ist. Naja, soll ja selbst in den besten Familien vorkommen.“
„Ich bin mir sicher es ist ein Irrtum.“
„Dann werde ich mich bemühen ihn zu zementieren.“ versprach der Vizekönig und nickte dem Offizier zu.
„Die Waffen legt an.“ rief dieser und Zehn Gewehre hoben sich. „Zielt.“ Sie ruckten ein wenig. „Feuer.“ Es knallte einmal laut und die Gefangenen sackten zu Boden, während aus den Gewehren feine Rauchwölkchen aufstiegen. Der Kaiser sprang so heftig auf, das sein Stuhl umfiel.
„Gibt es etwas?“ erkundigte Nicon sich mit einem falschen Lächeln, während der Kaiser und die anderen Galizianischen Würdenträger entgeistert auf die Hingerichteten starrten.
„Sie...sie haben sie erschossen ohne ihnen ihre Beichte abzunehmen?“ stotterte der Kaiser entsetzt und Nicon zuckte mit den Schultern.
„Ja, spart Zeit. Außerdem bereitet es mir irgendwie Vergnügen daran zu denken, dass sie nun in der Hölle schmoren.“
„Aber...aber...das...“ stammelte er weiter und Nicon beschloss dem ein Ende zu setzen. Er stand ebenfalls auf, bedeute einem Diener den Stuhl wieder hin zu stellen und drückten den Kaiser sanft nach unten. Er fiel sofort zusammen und sackte in den Stuhl.
„Dann können wir ja sicherlich weitermachen. Wein?“ Der Kaiser rühte sich nicht, also ließ der Vizekönig nur für sich und seine Offizere den guten Wein holen, während die nächsten Gefangenen heran geführt wurden. Er trank den ersten Schluck, als die Gewehre wieder knallten und die Hingerichteten sich zu ihren Vorgängern gesellten. Dann kam die Dritte Welle. Langsam wurde es eng mit den Leichen an der Wand.
„Etwas Obst?“
„Nein.“ antwortete der Kaiser knapp und Ncion zuckte mit den Schultern, während er einen Apfel nahm und herzhaft herein biss. Er kaute ihn genüsslich und winkte dann den Exekutionskommandanten heran.
„Eure Lordschaft?“
„Schaffen sie mal die Leichen weg.“
„Wie sie wünschen.“ Ein kurzer Wink später nahmen die Soldaten die Leichen und schleppten sie zu der Mauer die an das Meer grenzte und warfen die Leichen über die Brüstung in das Meer, welches sich darunter an die Mauern spülte. Während sie die taten stellten sich 10 neue Männer auf und neue Gefangene wurden herangeführt.
„Wie viele haben sie? Das ist...mehr als ich gewohnt bin.“ erkundigte sich der Kaiser.
„Vierzig...zweiundvierzig. Es scheint als ob irgendwo oben ein Rädelsführer sitzt. Sie wissen nicht darüber, oder?“ Er visierte den Kaiser an, der wie eine wandelnde Leiche aussah.
„Nein...“
„Natürlich nicht...“ Die Gewehre knallten erneut. Nicon lehnte sich zurück und seufzte entspannt. Was konnte es schöneres geben als einen sonnigen Tag, an dem er seine Feinde erschoss? Gut, der an dem er sie folterte, aber das war heute Morgen geschehen.
„Vizekönig Nicon?“ sprach ihn eine Stimme von hinten an.
„Ja?“ Antwortete er ohne sich umzudrehen und der Mann, der ihn angesprochen hatte sah sich gezwungen in sein Sichtfeld zu gehen. Es war ein jüngerer Offizier, aber keiner der Kolonialstreitkräfte sondern der der Kaiserlichen Marine. Er hatte auch einen verdächtigen Dialekt, kam wahrscheinlich aus Südaron. Die neigten dazu so schnell zu sprechen, dass man sie nie verstand. Ein Grund wieso er nie gerne mit der Marine sprach, sie waren voll von den Leuten.
„Ein Brief von Prinz Deadlos aus Arcorin, eure Lordschaft.“ Er verbeugte sich und überreichte den Brief, den er mit beiden Händen festhielt. Nicon streckte eine Hand aus und nahm ihn in seine Hand, pullte das Wachssiegel ab und warf es auf den Platz. Jemand anderes würde hier eh fegen. Dann nahm er den Brief heraus, entfaltete ihn und als er ihn las begann er noch mehr zu grinsen. Der Tag wurde ja immer besser und besser.
„Lord Nicon, in dem Namen des Königreiches von Aron müssen wir euch nun mitteilen, dass eure Ablösung in Form von Lord Enadan am Ende des Jahres eintreffen wird. Bringt eure Bücher in Ordnung und bereitet alles auf die Ordnungsgemäße Übergabe des Kommandos vor, ebenso auf einen Möglichen Gerichtsprozess, falls ihr euch etwas zu schulden kommen haben lasst. Weiterhin verlangen wir, dass ihr euch nach eurem Eintreffen in Aron unverzüglich in Arcorin meldet. Aufgrund der aktuellen Kronkrise, halten wir es für unabdingbar, dass wir zusammen einige Dinge besprechen. Falls ihr nicht erscheint, werden wir das sehr negativ bemerken.
Gez. Prinz Deadlos, Herr von Arcorin und Protektor der Südlichen Lande,.“
Wenn Deadlos was von ihm wollte, musste es wichtig sein. Er konnte – und das beruhte auf Gegenseitigkeit – ihn überhaupt nicht ausstehen. So ein verantwortungsloser Lebemann, der sich nur darum kümmerte was für Genüsse er als nächstes erfahren konnte. Er hasste ihn. Und jetzt wollte er ihm noch Befehl erteilen, als ob er der König wäre! Nicon war ihm keine Rechtfertigung schuldig, er war sein eigener Herr. Aber da musste ja was im Gange sein...Kronstreitigkeiten...wahrscheinlich die Elesnas, wenn er den Brief, den er vor zwei Tagen erhalten hatte, richtig deutete. Da würde sich doch einiges machen lassen. Und mit ein wenig Glück würde der verdammte Bastard Aranicon dabei dran glauben.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 14. April 2015 16:18

Eveda (Öffnen)
Schloss Eveda zu Eveda im Evedim


Plötzlich, wie aus dem Nichts, tauchten vor ihnen die hohen Mauern des Schlosses auf und Fackeln leuchteten auf den Wällen wie Irrlichter in der Finsternis. Das Tor selbst enthüllte sich ebenso plötzlich, noch einen Augenblick zuvor
hätte Aranicon schwören können, dass dort einfach eine Schwarze Wand war, als Plötzlich zwei Fackeln auftauchten und zwei Männer zu sehen waren, die in gefütterte Kleidung gehüllt mit ihren Hellebarden Wache hielten. Sie schraken erschrocken zusammen, als sie die Reisende aus der Dunkelheit herankommen sahen und nahem instinktiv eine Kampfposition ein, entspannte sich jedoch sofort, als sie Aranicon erkannten.
„Eure Lordschaft! Wir hatten euch erwartet.“ begrüßte ihn die eine Wache mit einer leichten Verbeugung, während die andere durch das offene Tor in den Schlosshof verschwand. Wahrscheinlich um sie anzukündigen. Die Andere Wache ging einen Schritt zurück.
„Habt ihr die Reise gut überstanden?“
„Abgesehen von einem Schneesturm, einem Überfall, einem Anschlag...ja, gut.“ grunzte er missgelaunt zurück und die Wache kniff die Lippen zusammen, während sie mit einer Armbewegung in das Schlossinnere zeigte.
„Kommt herein, im Hof ist es wärmer.“ Das ließ er sich nicht lange Sagen und trieb seine Pferd so schnell durch das Tor, das die Wache einen Schritt zurück hüpfte, um nicht überrannt zu werden. Aber sie hatte Recht, im Schlosshof war es nahezu Windstill, der Schnee hatte sich auf einigen Haufen gesammelt, und Dank des fehlenden Windes war es auch deutlich wärmer. Eine große Anzahl von Bediensteten huschten über den Hof, räumten Sachen hin und her oder machten irgendwas. Aranicon konnte sogar das Zwanzig Meter entfernte Hauptgebäude sehen, die auf den Grundrissen der Alten Burg stand und dementsprechend auch aussah, trotz dem modernen Anscheins. Ein Hoher Turm stach an der Seite normalerweise heraus und ragte wie Finger über Eveda hinaus, denn er stand direkt an der Klippe, die das Schloss von der Stadt trennte. Diesen konnte er nun nicht sehen, aber er war in seinen Gedanken noch da. Aus dem Schlosseingang, wo noch eine Menge Wachen in Rüstungen mit Hellebarden standen, an jeder Treppenstufe zwei und es waren an die zwanzig Stufen, kam die erste Eingangswache wieder hinaus, gefolgt von zwei weiteren Wachen und einer Frau, die schon auf den ersten Blick ein wenig zu dünn angezogen war für das Kalte Wetter. Doch sie kam trotzdem hinaus, fast gestürmt und rannte an Aranicon vorbei auf Arteila zu, vor der sie sich in den Schnee kniete. Es fröstelte ihm schon beim zusehen.
„Eure Majestät, es ist mir eine Ehre euch hier empfangen zu dürfen.“ begrüßte sie sie ohne auch nur mit der Stimme angesichts der Kälte zu zittern. Arteila errötete schlagartig und lächelte verlegen, sah sich kurz unsicher um, bevor sie mit der Hand winkte und ihr bedeutete aufzustehen.
„Ithilia, das ist doch...das doch nicht nötig.“ Sie stand wieder auf und verbeugte sich erneut.
„Ich hoffe ihr hattet eine gute Reise, eure Majestät.“
„Wie man es sieht, ich persönlich ja. Der Protektor eher weniger.“
„Ah.“ Ithilia drehte sich auf dem Absatz zu Aranicon an und verbeugte sich vor ihm. Er schluckte nervös und setzte sich ein unsicheres Lächeln auf.
„Schön dich zu sehen, Ithilia...“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, eure Lordschaft.“ entgegnete sie und Aranicon stieg von seinem Pferd.
„Gut, dann wollen wir mal nach innen gehen. Mir ist kalt.“
„Eure Lordschaft dürfen vor gehen.“ erlaubte ihm Ithilia und erhob sich aus ihrer Verbeugung, nur um auf die Silberfalken zu zugehen und die mit allem Respekt zu begrüßen. Er seufzte...irgendwie fühlte er sich nicht wohl dabei andere in der Kälte stehen zu lassen...aber sie Wollte es ja freiwillig so...der Protektor drückte einem der Herumstehenden Soldaten die Zügel seine Pferdes in die Hand und ging zu Arteila, die hinter Ithilia hersah, welche gerade sich vor dem Dritten der Bürder verbeugte.
„Wieso macht sie das nur?“ fragte sie Aranicon, der nur mit den Schultern zucken konnte.
„Willst du mit rein kommen?“ erkundigte er sich anschließend und sie nickte, sodass er ihr half von ihrem Pferd herunter zu kommen und ihre Zügel jemanden anderem in die Hand drückte, bevor sie zusammen die Treppe hochstiegen und durch die Weit geöffnete Pforte in die Empfangshalle kamen. Es war auch hier noch kalt, trotz der vielen Fackeln die brannten. Der Hofverwalter kam ihnen entgegen geschlichen und Aranicon hatte ehrlich Angst, dass der Alte Mann auf dem Weg noch sterben würde, sodass er ihm ein paar Schritte entgegen kam.
„Eure Hoheiten...“ begrüßte er sie und Aranicon unterbrach ihn rasch.
„Danke, sind die Zimmer geheizt?“
„Ja...“
„Danke.“ Er verabschiedete sich und zerrte Arteila ein wenig mit sich, doch der Mann hob noch eine Hand, was Aranicon einen Moment zögern ließ.
„Die Fürstin legte Wert darauf, dass eure Lordschaften in dem Teezimmer Platz nehmen.“
„Hm, gut.“ wunderte sich der Lordprotektor. Aber auch das Zimmer klang gut, es war gemütlich und hatte einen wunderbaren Kamin. „Danke.“
Dann ließ er den Greis links liegen und ging mit Arteila zusammen die Treppe nach oben und langsam kroch ihm auch wieder Leben in die Glieder. Und damit begannen sie weh zu tun. Er schwor sich die nächste Woche faul in seinem Zimmer zu liegen und die ganze Welt um sich zu ignorieren.
„Ah, ist das schön...“ murmelte er entspannt, wofür ihn Arteila strafend aus ihren Augenwinkeln ansah.
„Ist was?“
„Bist du wirklich ein solches Weichei?“ fragte sie ihn brüsk zurück und er konnte nicht anders, als erst sinnlos zu stottern.
„W...wa....war dir den nicht kalt?“
„Natürlich.“ gab sie sofort zu .“Aber deswegen kreische ich hier nicht wie ein fünfjähriges Kind, sobald ich im Warmen bin.“
„Ich habe nicht gekreischt!“ protestierte er, während er die Letzte Treppenstufe nahm und Arteila los ließ. Die verlor fast das Gleichgewicht und torkelte einen kurzen Moment gefährlich, bevor sie sich stabilisieren konnte und die letzte Stufe auch schaffte.
„Was sollte das jetzt?“
„Weiß nicht, mir war so.“
„Möge eine Klinge eines Attentäters dich jetzt sofort ereilen.“ fluchte sie und stapfte an ihm vorbei. Er sah ihr kurz hinterher, bevor er mit einem Grinsen ihr folgte und einen Moment später als sie in das Teezimmer gegangen wäre...doch kaum setzte er einen Schritt durch die Türschwelle, da flog schon die Tür auf ihn zu und prallte gegen seinen Kopf, sodass er nach hinten stolperte und mit einem leisen Klick die Tür in das Schloss fiel. Fluchend ging er zu Boden und hielt sich die pochende Stirn. Mögen die Teufel der Leere sie holen! Er rappelte sich wieder auf und näherte sich vorsichtig der Tür, öffnete sie sanft und schlüpfte hinein. Hier war es noch einmal deutlich wärmer und gemütlicher als draußen auf dem Gang: Im Kamin flackerte ein kleines Feuer, die Wände waren mit Bücherschränken vollgestellt und ein großer Tisch in der Mitte, umgeben von Sesseln, vervollständigte das Bild. Arteila saß dort wo sie immer saß, auf dem großen Stuhl Richtung Fenster, welches einen Blick auf Eveda ermöglichte. Im Moment sah man nur Eisblumen auf dem Glas, doch das schien ihr auch genug sein. So leise wie möglich schlich der Protektor auf seinen Stammplatz vor dem Kamin zu und ließ sich mit einem weiteren Seufzer in das Polster fallen. Ah, er war so schön gemütlich...und dazu noch das Feuer...er schloss die Augen und spürte wie er langsam wegdämmerte, etwas dem er sich nicht wiedersetzte...
„Aranicon?“ sagte eine Sanfte Stimme aus einer anderen Welt und fragend öffnete er langsam die Augen, als er plötzlich ein Gesicht sah und zusammen fuhr.
„Ah!“ entfuhrt es ihm.
„Oh, Entschuldige.“ Das Gesicht von Ithilia entfernte sich wieder von ihm .“Ich wollte dich nicht erschrecken.“ entschuldigte sie sich sofort und ging einen Schritt zurück.
„Ist schon gut...“ wiegelte der Lordprotektor ab und gähnte. „Was gibt es?“
„Ich hatte euch in das Teezimmer gebeten, um mit euch und ihrer Majestät sprechen zu können. Natürlich nur, wenn sie dazu Lust haben...“
„Er hat Lust.“ beschloss Arteilas Stimme aus dem Hintergrund.
„Eure Majestät, ihr solltet nicht immer für eure Untertanen bestimmen.“ maßregelte Ithilia Arteila auf eine sehr höfliche Art und Weise. Aranicon fiel wieder ein wieso er Ithilia mochte.
„Nicht?“ wunderte sich Arteila in einem Tonfall, der sagte das sie sich wirklich wunderte. „Aber wenn man darauf wartet, dass er irgendwas macht oder auf irgendwas Lust hat, dann kann man sich gleich die Kugel geben.“
„Nun, sie werden ihn besser kennen als ich, aber ich glaube, dass der Lordprotektor ein guter Mensch ist und von sich aus durch gutes Beispiel führen würde, wenn er könnte.“ Verdammt, wieder die Hohen Erwartungen. Jetzt wusste er wieder wieso er sich in ihrer Nähe unwohl fühlte. Sie legte an alle die gleichen Erwartungen, die sie an sich selbst legte. Und das waren Hohe, die wohl sonst niemand im ganzen Reich erfüllen konnte und wollte.
„Meinst du? Ich halte das eher für unwahrscheinlich. Dazu ist er viel zu feige und faul.“ zweifelte Arteila an ihm weiter.
„Nun, er hatte ja bislang auch keine Situation, wo er sich bewähren konnte. Unter Schock tun Menschen vieles, was sie später bereuen.“
„Er sollte nicht geschockt sein. Wozu wurde er bitte ausgebildet?“ Aranicon bedauerte es manchmal wirklich adlig zu sein, viel lieber wäre er ein Bauer gewesen. Von Bauern erwartete man nicht, dass sie Tapfer sind und kämpfen können. Von ihnen erwartete man das sie hart arbeiteten...gut, das war dann wohl doch nicht so seins. Ein Adliger andererseits musste nicht wirklich arbeiten, aber man erwartete von ihm, dass er Tapfer wäre, für seine Ehre kämpfen und solchen Krimskram. Und damit tat er sich schwer. Er wäre viel lieber...ein Händlersohn gewesen. Die waren reich und man erwartete nicht von ihnen. Dann würde er jetzt wohl in einer Villa am Meer, am besten in Aratar, sitzen und sich bedienen lassen, während er auf die See hinaus sah. Das wäre schön...“
„Lordprotektor?“ drang die Stimme von Ithilia wieder zu ihm vor.
„Ja?“
„Wir wollten nun anfangen und sie sahen so eingeschlafen aus.“
„Ich bin voll und ganz da.“ behauptete er und wischte ihr zweifelndes Gesicht mit einem strahlenden Lächeln weg.
„Gut.“ Ithilia setzte sich auf einen Stuhl und Aranicon rückte ebenfalls an den Tisch, wo einige Karten aufgebreitet worden waren. Ihm fiel auf, dass sie sich ein wenig umgezogen hatte, jetzt trug sie einen Mantel aus Schwarzer Seide, der mit einem Gürtel auf Bauchhöhe festgehalten wurde und tradionell über einer Tunika getragen wurde und...keinen Vorteil hatte. Seit Jahrhunderten war man der Meinung, dass es ein vollkommen überflüssiges Relikt der Vergangenheit war, doch irgendwie gab es ihn immer noch und wurde von 1-2 Adligen jeder Generation getragen. Es war die Kleidung, die der Sitte nach den Fürstinnen zustanden, doch es gab einen Haufen Sitten die man nicht beachtete. Sie trug ihr langes Schwarzes Haar zu einem Kunstvoll zusammengeknoteten Zopf, der jeder länger man ihn ansah ein immer komplizierter wurde.
„Ist was?“ fragte ihn seine Verlobte plötzlich aus dem Nichts und er zuckte zusammen. Er sollte sich mal zusammen reißen.
„Nein, Entschuldige.“
„In Ordnung. Also, eure Majestät, ich habe wie schon schrieb die Truppen von Eveda zu den Waffen gerufen, 5.000 Mann zusätzlich zu den 1.000 die wir immer hatten. Damit hätten wir 6.000 Männer, leider die meisten bei weitem nicht auf den neusten Stand der Technik.“
„Immerhin. Das ist doch schon eine Gute Leistung.“ lobte Arteila sie und Ithilia senkte leicht beschämt den Kopf.
„Das ist doch meine Pflicht und ich habe sie nicht gut erfüllt. Es sind zu wenige für ihre Aufgabe. Doch habe ich auch Gute Nachrichten.“
„Das war die Schlechte? Du bist Fantastisch, Ithilia.“
„Der Graf von Arcorin hat mir geschrieben.“ berichtete Ithilia. „Er schreibt, dass er zu ihrer Verstärkung hereineilt.“
„Oh? Arcorin?“ wunderte sich Aranicon. „Da tut sich mal was?“
„Natürlich.“
„Nimms mir nicht übel, aber der Prinz hat in den letzten Jahr...zenten nie etwas für das Inland getan. Es würde mich stark wundern, wenn er damit jetzt anfängt.“
„Es ist ja auch nicht der Prinz, sondern sein Sohn.“ erinnerte sie ihn daran. „Du solltest wirklich besser zu hören.“
„Achso.“ Den Erben von Deadlos kannte er nicht wirklich, den Eindruck den er gemacht hatte, war kein besonderer. Ein junger, hübscher Mann mit keinen außerordentlichen Fähigkeiten und keinen außerordentlichen Interessen. Ein Lord wie jeder andere.
„Das freut mich aber. Wie viel bringt er mit? Das Heer Arcorins? Wie viele waren das?“ freute sich Arteila wie ein kleines Mädchen
„Arcorin? 40.000.“ gab Aranicon sofort den Stichpunkt zurück und Arteilas Augen leuchteten noch mehr auf.
„Ich muss euch leider enttäuschend, eure Majestät, er wird nicht von dem Heer seines Vaters begleitet.“
„Nicht? Dann das halbe?“
„Er schrieb nichts von Armee, sondern vielmehr dem Prinzlichen Leibregiment, Tausend Mann.“
„Oh...“ Arteila sackte leicht in sich zusammen. „Nur so wenig? Dann wären wir bei 7.000...das ist zu wenig.“
„Nicht unbedingt. Wenn wir ein Genie wie Starca hätten...“ warf Aranicon ein, der langsam wach wurde. „Der würde die doppelte Übermacht von Aram spielend vernichten.“
„Haben wir aber nicht. Wer soll überhaupt die Soldaten im Falle des Kampfes führen?“ fragte Arteila.
„Mit ihrer Erlaubnis, ich habe für den Fall das ihre Majestät die Truppen nicht führen will....“
„Ungern.“
„Einen Kommandanten rufen lassen, dessen Ruf...nun, nicht überaus gut, aber auch nicht schlecht ist.“ schloss Ithilia ihren Satz.
„Oh, wer ist es denn?“ wunderte sich Aranicon und lehnte sich leicht vorwärts.
„Ich habe ihn schon rufen lassen, er dürfte jeden Moment...“ Die Tür wurde aufgestoßen und ein Mann, zehn Jahre Älter als Aranicon, schoss in den Raum hinein. Zuerst sah ihn der Lordprotektor fragend an, bis sich sein Blick auf die Haare des Hereinkommenden Richtete...
„Nein....nicht Cambeli.“ seufzte er.
„Was gegen meine Person?“ erkundigte sich der blauhaarige General.
„Wir können doch keinen Ausländer unsere Truppen führen lassen!“ empörte sich Aranicon und Arteila schien ihm geneigt zu sein, doch Ithilia hob ihren Finger.
„Ihr müsst bedenken, Cambeli ist Aroner wie wir.“
„Nein, seine Eltern waren Ausländer.“
„Ich finde das ist langsam beleidigend. Mein Urgroßvater war ein Ausländer ja, mein Großvater war ein Ausländer, mein Vater war ein Halber Ausländer, doch meine Familie hat immer Treu dem Königreich gedient!“ Cambeli beendete seinen Ausfall und bemerkte jetzt erst Arteila. Er neigte Respektvoll den Kopf. „Ihre Majestät.“
„Wie dem auch sei, General Naruz wird für euch kämpfen. Ihr könnt ihn immer noch weg schicken.“
„General, wo habt ihr überhaupt gekämpft? Ich kenne euch so gar nicht?“ fragte ihn Arteila und der General setzte sich auf einen Stuhl.
„Nun...wo fange ich an. Angelos. Ich habe ihn Angelos gegen die Indianer gekämpft und ihnen ihre Kehlen aufgeschlitzt. Ich war in den Kolonien und habe gegen das Kaiserreich von Chatan gekämpft, die Städte Chasca und Kaiserstadt niedergebrannt und das Reichsheer bei Leipza geschlagen.“
„Das Reichsheer? Das klingt halbwegs mächtig.“ wunderte sich Arteila. „Da müsste man doch von euch gehört haben.“
„Nun...es waren die Überreste. Starca hatte sie vorher vertrieben. Er war mein Vorgesetzter in der Großen Kolonialkampagne.“
„Ah, dann fahren sie fort.“
„Danach habe ich nicht mehr viel gemacht, ich war drei Jahre am Hofe von Ara'bas und habe die Königliche Armee dort gegen die Nord geführt, allerdings nicht als Kommandierender. Dann war ich noch kurze Zeit in Bai Sing Sei und habe dort die Kolonie mit etabliert. Die letzten Fünf Jahre dann war ich in Südaron und habe für euer Banner gegen Kart gekämpft, bevor ich dann von Lord De Tegara abgelöst wurde.“
„Oh, das hört sich ja schon ganz gut an. Nie was verloren?“ interessierte sich Aranicon, der diesen glänzenden Vorträgen nie wirklich traute.
„Natürlich, in den Kolonien wurde ich später von der Südallainz besiegt und musste mich nach Galizien zurückziehen. In den Südkriegen gegen Kart konnte ich den Vormarsch auf ihre Haupstadt nicht fortsetzen und wurde nur von der Scatanischen Armee unter Chibi Bey und Tegara gerettet. Ohne sie würde ich wohl nicht hier vor ihnen stehen.“
„Gut, was anderes. Was würdet ihr an unserer Stelle tun?“
„Darüber habe ich schon nachgedacht. Lord Elesna hat eine Armee, die der unseren weit überlegen ist, nicht wahr?“
„Ja.“
„Was würden sie machen? Angreifen oder Verteidigen?“
„Verteidigen natürlich.“
„Falsch. Wir werden nicht stärker, Elesna schon .Wir müssen Stärke beweisen, sonst erscheinen wir schwach. Also so wie wir sind. Wenn wir nun in die Offensive gehen und siegen, werden uns Fürsten unterstützen, die uns für Schwach hielten und dann sind wir nicht mehr schwach.“
„Klingt wie ein ganzer Schwindel.“ meinte Arteila unbegeistert.
„Mit Verlaub, das ist jedes Königreich. Wir können natürlich auch hier warten. Das sie zu uns kommen. Wir können sie natürlich zurückschlagen. Nur damit sie wieder kommen. Muss ich hier eure Chancen auf Verstärkungen wirklich erklären?“
„Nein...wann würdet ihr angreifen?“
„Wenn sie es nicht erwarten. Also...so bald wie Möglich.“
„Ihr wollt durch Schnee und Eis marschieren?“
„Ja. Niemand wird damit rechnen, so erwischen wir sie...kalt.“ Er lächelte leicht ob seines Wortwitzes, etwas was Aranicon, der dem gesamten Gespräch eher passiv zugehört hatte, überhaupt nicht gefiel. Für ihn war das alles viel zu aggressiv und würde in erster Linie Soldaten in ihre Gräber befördern. Außerdem war ein Ausländer.
„Es hat seine Gründe wieso man ihm Winter ungern kämpft. Das scheint ihr wohl zu vergessen.“
„Ein schneller Schlag und mit Glück passiert nichts.“ beruhigte Naruz mit einem Überheblichen Grinsen.
„Auf Glück verlasse ich mich ungern, wenn es um mein Leben geht.“
„Im Krieg kommt es immer auf Schwung und Glück an. Vertraut mir. Ich kämpfe ja auch mit.“ Er warf einen Blick zu Arteila, die sichtlich überlegte...und es sah so aus als ob sie ja sagen würde. Das gefiel ihm ganz und gar nicht...aber wenn er jetzt was machte, um sie davon abzubringen, würde sie umso härter dafür sein. Und wenn er es bejahen würde, wäre sie wahrscheinlich immer noch dafür. Hier hieß es mit Geschick Zeit zum Neuüberlegen heraushandeln.
„Wenn ich etwas sagen dürfte...“ wandte Ithilia, die die ganze Zeit still war, ein. „Was General Campbeli sagt klingt gut. Die Alten Weisen sagten auch, man solle nicht in der Heimat den Sieg suchen, sondern in der Ferne. Außerdem weiß ich nicht, ob Eveda eine Belagerung gut überstehen würde. Wir haben keine Kanonen und unsere Wälle sind bei weitem nicht an den Stand der Kriegsführung angepasst.“
„Sie hat Recht.“ bekräftigte Naruz sie. „Eveda würde einen Angriff einer Streitmacht gut abwehren können, falls diese zweihundert Jahre alt wäre. Aber so...es wäre leicht diese Wälle zu durchbrechen .Und der General mit der kleineren Streitmacht hat immer in der Offensive zu sein.“
„Gut...“ seufzte Arteila und nickte langsam. „General Cambeli, betrachtet euch nun als Kommandant der Königlichen Armee. Ihr dürft euch frei entscheiden was ihr tut. Habt ihr schon vom Grafen Arcorins und seiner Verstärkung gehört?“
„Ja, eure Majestät. Ich würde diese noch abwarten und dann dem Schicksal mit wehenden Fahnen entgegen ziehen.“
„Gut, ihr dürft euch entfernen.“ beendete Arteila die Konferenz und Naruz verbeugte sich noch einmal, drehte sich um und stolzierte zu der Tür.
„Ah, General.“ hielt ihn Arteila dort kurz auf.
„Ja?“
„Schneidet euch die Haare.“ befahl sie und er nickte.
„Sehr wohl.“ Dann fiel die Tür ins Schloss und sie waren nur noch zu dritt. Das Feuer prasselte leise im Kamin, während sie alle drei schwiegen und über verschiedene Dinge nachdachten. Aranicon darüber, wie er am besten dafür sorgen könnte, dass er entweder nicht mit musste oder wie alles hier blieb, Arteila darüber wie sie am besten gewinnen würde und was sie von Cambeli halten sollte, Ithilia darüber was sie falsch gemacht hatte, das Aranicon sie nicht mochte. Alle drei kamen zu keinem Schluss, als die Schlossherrin das Schweigen brach.
„Eure Majestät, ich habe zum Abend ein kleines Bankett zu eurem Vergnügen anrichten lassen.“
„Hm...“ Arteila verzog leicht das Gesicht und man sah ihr die Ablehnung deutlich an, doch aus irgendeinem Grund hielt sie sich damit zurück. „Gut. Solanges es nicht zu lange geht.“
„Keine Sorge, meine Königin, es wird nur eine wirklich geringe Anzahl an Gästen beinhalten, namentlich General Campbeli und seine Vier Töchter, euch, seine Lordschaft den Protektor, den Schatzmeister und meine Wenigkeit Falls es euch auch nicht behagt, dann werde ich es unverzüglich für beendet erklären und eure Majestät muss sich damit nicht belasten.“
„Ithilia...“
„Ja, meine Königin?“
„Es ist schon gut so.“ Arteila lächelte ihr zu und Ithilia atmete entspannt aus, während sie sich Aranicon zu wandte, der sich schon davor graute mit ihr sprechen zu müssen...
„Aranicon?“ begann sie.

„Musst du wirklich abreisen?“ erkundigte sich seine Frau und Deadlos warf ihr ein blendendes Lächeln zu.
„Ja, ansonsten komme ich zu spät und verpasse meinen Ball.“ Dann drehte er sich wieder um und betrachtete die Matrosen beim Verladen aller Nötigen Sachen auf seine kleine Privatgaleere. Windschnittig und schnell war sie nicht für einen Kampf gebaut, aber niemand wäre auch so Wahnsinnig in der Spiegelsee ein Aronisches Schiff anzugreifen! Die Flotte hatten ihren Ruf und diesen zurecht. Und zusätzlich würde er auch noch unter der Flagge der Marien segeln, etwas was etwaige Piraten doppelt abschrecken sollte. Während die Aronische Flotte noch manchmal Gnade walten ließ, hatten sich die Scatanischen Piratenjäger einen schaurigen Ruf erarbeitet jeden Piraten und seine gesamte Familie zu massakrieren. Piraten waren Teil eines Großes Traumas in Scatan.
„Erinnerst du dich noch?“ fragte seine Frau und sah traurig zur See hinaus. Er sah zur Seite und betrachtete sie in ihrem Weißem Kleid. Hochgewachsen, mit Schwarzen Haaren, hatte er sie vor dreißig Jahren geheiratet und heute sah sie immer noch fast genauso aus. Ein, zwei graue Haare freilich, ein paar Falten, aber sie war immer noch schön. Damals hatte er geglaubt sie zu lieben, doch heute tat er es nicht mehr und war sich ziemlich sicher, dass er es eigentlich auch nicht früher getan hatte. Sie war eine Schöne Frau und er hatte eher Begehren und Wohlgefühl mit Liebe verwechselt. Er mochte sie, hasste sie nicht. Aber für sie in den Tod gehen, für sie mehr zu leiden als für andere, das wollte er nicht. Und dies machte Liebe aus, so wurde es ihm immer wieder gesagt. Liebte er überhaupt jemanden? Celine von Scatan? Liebte er sie? Nein. Aber sie war jung und hübsch, er mochte sie, sie mochte ihn, also passte alles. Aber im Notfall würde er sie opfern, opfern wie jeden anderen. Er würde seine Kinder auch für sich opfern stellte er fest und das machte ihn irgendwie nicht ganz so glücklich. Aber so war er eben. Keinen Sinn dagegen anzukämpfen.
„Woran?“ fragte er sie zurück und ein leichter Wind ließ ihre Haare wehen. Schwarz...SChwarz wie Ebenholz.
„An unsere Tage, als wir jung waren. Als wir hier standen und oben im Palast, mit deinem Vater speisten.“
„Natürlich. Es waren schöne Tage.“ bestätigte er und sie lehnte sich an seine Schulter. Eine wohlige Wärme breitete sich von dort aus und er war ihr dafür Dankbar. Der Winter war nie hart in Aratar, aber es war längst kein strahlender Sonnenschein und ein kühler Nordwind tat sein übriges. Die Matrosen hatten ihr Werk fast getan.
„Ich wünschte sie würden wiederkommen.“ seufzte sie und er schob sie sanft von sich.
„Vergangenes wird nie wieder entstehen, nur neues bringt die Zukunft hervor.“ belehrte er sie und wandte sich dem Kapitän zu, der vor der Laderampe des Schiffes mit der Strichliste stand und soeben einen Hacken setzte.
„Wie sieht es aus?“
„Gut, eure Lordschaft. Wir sind in wenigen Minuten bereit los zu segeln.“
„Wunderbar.“ Er rieb sich die Hände. In ihm keimte die Freude Celine wieder zu sehen und sie wurde immer größer. Fast konnte er es nicht erwarten ihren schönen Körper zu sehen, ihre Stimme zu hören und allgemein in Scatan zu sein, wo jetzt ein sanfter Frühling herrschte. Und endlich weg von Arcorin zu sein, wo alle nur irgendwas von ihm erwarteten.
„Das ist traurig. Aber die Weisen sagen auch, dass man immer danach streben sollten, den geliebten Stand der Dinge zu erlangen.“ meinte seine Frau von der Seite und Deadlos rollte mit den Augen. Es ging ihm langsam auf die Nerven. Er hatte schon verstanden worum es ihr ging und er hatte schon lange beschlossen, dass es ihm vollkommen egal war. Konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass er sie mochte, aber nicht liebte? Und das sie durch ihr Gejammer ihn nur dazu brachte sie zu hassen.
„Hör mal...“ setzte er an, doch er kam nicht dazu ihr das zu sagen, weil sein werter Cousin plötzlich aus einer Gasse hervorgestürmt kam, seinen Namen rief und winkte.
„Deadlos! Du willst doch nicht einfach so verschwinden!“ Enadan blieb leicht atmend vor ihm stehen. Er hatte eine Gute Konstition, das musste man ihm lassen.
„Hm, doch. Aber ich hatte es doch schon lange vorher gesagt.“
„Und ich dachte ich würde vorher abreisen. Du weißt doch, das es Unglück bringt, wenn der Prinz die Flotte Aratars nicht beim Ablegen beobachtet.“
„Ach, darüber stehst du doch.“ wiegelte er lachend ab und Enadan begann auch zu grinsen.
„Ja, trotzdem wäre es schöner gewesen. Wann kommst du wieder?“
„Hm...ich plane den gesamten Winter in Scatan zu verbringen. Ich will auf keinen Fall Schnee dieses und nächstes Jahr sehen.“
„Ah, schade. Dann werden wir uns ja erst wieder treffen, wenn ich aus den Kolonien komme...also in zehn Jahren. Das du mir nicht zwischendurch stirbst.“
„Ah, keine Sorge.“ Deadlos grinste ihn an. „Dafür geht es mir doch viel zu gut im Leben, als dass ich es frühzeitig verlassen würde. Nun, jetzt verlasse ich dich aber.“ Er packte Enadan und unarmte ihn Brüderlich. „Pass auf dich auf.“ riet er ihm und sein Cousin nickte. Deadlos küsste seine Frau noch schnell auf die Wange und schritt dann auf das Schiff zu.
„Vater.“ unterbrach ihn eine kritische, junge Stimme und er hielt inne. „Du verschwindest mal wieder so?“
„Ach...Acathrin.“ Er drehte sich zu seiner Tochter um, die direkt hinter ihm stand und genauso wie seine Mutter aussah, als sie gewesen war. So sagten es jedenfalls die ganzen alten, die sie noch in diesen Jahren gekannt hatte.
„Tue nicht so, Vater. Ich kenne dich. Und...ich finde es traurig.“
„Hm?“
„Das du so verschwindest und Mutter traurig machst. Das finde ich nicht in Ordnung.“
„Nun, es ist nicht allen gegeben immer glücklich zu sein. Und sie macht sich selbst unglücklich.“ flüchtete er aus und seine Tochter sah ihn düsterer an.
„Das macht es nicht besser.“ meinte sie und er zuckte mit den Schultern.
„Was soll ich denn bitte machen?“
„Dich vernünftig verabschieden und nicht zu jemandem fliehen, der deine Tochter sein könnte.“
„Hm...“ Er überlegte wie er sich am besten aus der Affäre ziehen könnte...er verstand eindeutig, dass was er tat moralisch falsch war, aber...er wollte sich nicht unglücklich machen. Und er hatte es seiner Frau auch gesagt, dass er nichts dabei fände, wenn sie einen Geliebten hätte. Es würde ihn sogar glücklich machen.
„Ich entschuldige mich. Das war falsch von mir...“
„Und wie es das war.“ mischte sich eine neue Stimme hinzu und neben seine Tochter trat ihr Verlobter, Herzog Vanarion von Morvia. Er war wohl zwanzig Jahre jünger als Deadlos und damit immer noch zwanzig Jahre älter als seine Verlobte. Vanarion hatte ein recht aristokratisches Aussehen, schwarze Haare, kurz geschnitten und schien immer schlecht drauf zu sein.
„Oh, Vanarion. Ich dachte...“
„Ich bin früher gekommen.“ erahnte sein Gegenüber seinen Satz vorraus. „Und finde, dass du alle Sitten mit Füßen trittst.“
„Ach, die Sitten sind doch so unnütz.“ wehrte er sich. „Wozu dienen sie bitte, außer uns unglücklich zu machen?“
„Die Unsterblichen haben uns Moral und Sitte, Anstand gegeben, um richtig zu leben. Deswegen sollte man sich daran halten.“
„Pah, Unsterbliche! Frag doch mal in den Kolonien nach den Unsterblichen! Die haben Tausend andere Götter, die das gleiche sagen!“ tat Deadlos leicht das gesagte ab, bekam aber sofort von Vanarion einen weiteren Kommentar.
„Dann muss doch wohl was dran sein.“
„Ach, sei doch ruhig.“ beendete er das Gespräch auf die einzig verbleibende Weise, die er sah. „Ansonsten komme ich nicht zu eurer Hochzeit, sondern verbringe auch noch den gesamten Sommer in Scatan!“
„Würde ich nicht bedauern.“ entgegnete Vanarion kühl, wo durch sowohl Acathrin und Deadlos' Frau entsetzt aufsahen.
„Nein!“ meinten sie unisono, danach fuhr Acathrin alleine fort. „Nimm Vanarion nicht so ernst, ich lege großen Wert auf deine Anwesenheit, Vater, und deinen Segen. Falls du in Scatan bleibst, dann kommen wir halt nach Scatan.“
„Aber das ist so weit im Süden...“ begann Vanarion, sah den Blick seiner Verlobten und änderte den Kurs seines Satzes. „Das ist perfekt.“
„Na, dann. Ich werde wohl lieber hierher kommen, bevor Celine sich mit euch herumschlagen muss.“ beendete er das Gespräch mit den Frauen und aus einem plötzlichen Instinkt beugte er sich zu Vanarion vor und flüsterte leise, sodass nur er ihn verstehen konnte:
„Pass auf sie auf, verstanden?“
„Natürlich. Ich werde auf sie so aufpassen, wie ich auf meine Schwester aufgepasst habe, Aber diesmal werde ich nicht versagen.“
„Gut.“ Deadlos lächelte ihn an und ging die letzten Schritte auf das Schiff. „Ein schönes Neues Jahr euch allen!“ Winkte er in die Menge seiner Familie, die zurück winkten und noch im Hafen standen, als die Galeere südwärts flog.

„Ich habe mich entschieden.“ stellte Arlond fest. „Wir sollten Eveda angreifen.“
„Hm.“ machte Aenisin und überschlug selbst noch einmal schnell die Möglichkeiten. „Du willst dein Leben auf das Wetter verwetten?“
„So schlimm ist es auch wieder nicht. Wenn wir dorthin nicht kommen, können wir immer noch zurückmarschieren. Alle Siege die es Wert sind werden außerdem mit Schwung errungen,“
„Schwung?“
„Elan!“
„Ja, die von dir oder deinem Gegner.“ entgegnete Aenisin und Arlond schmunzelte.
„Nun, das ist eben so. Krieg ist ein Glücksspiel und nur wenige gewinnen, die meisten verlieren. Aber ich glaube es wäre am besten so bald wie Möglich auf Eveda zu marschieren. Wir müssen sie schlagen, solange sie noch schwach sind und Stärke demonstrieren. Es geht alles um den Schein.“
„Gut. Dann brechen wir wohl am besten Morgen auf.“ beendete Aenisin das Gespräch und sein Bruder nickte. Wunderbar, das ganze bekam Bewegung und würde bald vorbei sein, auf die ein oder andere Weise.
„Hast du die neue Nachricht von Vater gelesen?“ erkundigte er sich schließlich.
„Ja. Irinia scheint ihn ja ordentlich zu nerven...“
„Was will man schon von einer Frau erwarten, die mit einer solchen Flasche rumhurrt.“ spottete er und sein Bruder stimmte ein in sein Lachen. Aenisin schenkte den beiden Wein ein.
„Wenn ich erst Familienoberhaupt bin, dann bekommt sie eine gehörige Strafe. Ein schöner, einsamer Turm....“
„Kommt mir bekannt vor.“
„Nur das diesmal keine Jungfrau drinnen gefangen ist.“ Sie lachten wieder beide, als die Wache den Zelteingang aufschlug.
„Eure Lordschaften.“ begrüßte er sie und verbeugte sich. „Hauptmann Davos wünscht sie zu sprechen.“
„Soll reinkomm...“ antwortete Aensin joval und winkte mit der Hand, bevor die Worte ihn wirklich erreichten und er stutzte. „Moment, sagtest du Davos?“
„Ja, Herr.“
„Um was in aller Welt...“
„Soll reinkommen.“ befahl Arlond, während sein Bruder es gar nicht fassen konnte. Vor einem Tage hatte man die Berichte gelesen, die von dem Scharmützel in den Eved berichteten und davon, dass wohl alle gefallen seien. Und nun war Davos hier. Die Wache nickte, schlug den Eingang weiter auf und Davos, leibhaftig, kam hereingehumpelt. Er sah ein wenig...abgehalfteter als sonst aus, ein wenig älter und ein wenig toter, aber ansonsten für einen Gestorbenen erstaunlich fitt.
„Davos...wo kommst du denn her?“ wunderte sich Aenisin, während Arlond einen Stuhl herbei räumte und ihn Davos anbot. Dieser ließ sich mit einem Seufzer fallen.
„Von den Evedhügeln.“ antwortete er schließlich und Aenisin reichte ihm ein Weinglas.
„Wir dachten du seist Tod. Was ist passiert?“
„Nun, wir legten einen Hinterhalt. Hat nicht geklappt.“ fasste der Hauptmann knapp zusammen und trank den Wein.
„Und dann?“
„Dann bin ich irgendwann wieder aufgewacht und...weggegangen. Danach war ich bei irgendeinem Bauern und jetzt bin ich hier.“
„Das freut mich. Hätte dich nur ungern vermisst. Was ist denn da so groß schiefgelaufen?“
„Die Soldaten...waren das Kinder? Habt ihr denen einen Tag vorher Waffen in die Hand gedrückt? Die waren vollkommen unfähig. Gut, und die Silberfalken haben mich schmutzigen Tricks gekämpft.“
„Oh.“
„Hm...eigentlich waren es alles gute Soldaten.“ ergänzte Arlond die das Oh seines Bruders.
„Es sollte eigentlich Gardisten sein.“ bestätigte Aenisin.
„Kampferprobt. Aber Moment...die sind immer noch hier. Was hast du stattdessen genommen?“
„Irgendwelche Idioten, die nicht eine Sekunde im Kampf überlebt haben.“ beschwerte der Hauptmann sich.
„Oh.“ wiederholte sich Aenisin.
„Das...ich glaube, das war einfach nur ein großes Missverständnis was wir hier haben.“ fasste Arlond die Sache zusammen. „Du...hast die falschen Männer mitgenommen.“
„Oh.“ machte nun Davos. „Das würde einiges erklären.“
„Wir sind auch vom Unglück verfolgt...“
„Nicht ganz Bruder, Davos hat doch überlebt. Nicht alles ist Unglücklich.“ lenkte Aenisin den Blickpunkt auf etwas erfreuliches. „Hauptmann, wir haben unsere Strategie beschlossen und würden gerne wissen, was ihr davon haltet.“
„Ich höre.“
„Wir wollen nach Eveda marschieren, es belagern und einnehmen.“
„Das wars?“
„Das wars.“ bestätigte er.
„Klingt riskant. Im Schnee sollte man lieber nicht kämpfen. Außerdem, wenn es jetzt wieder taut ist das eine einzige Matschlandschaft. Für Mann und Pferd mag dies noch gehen, aber für Geschütze...und ohne Geschütze in einen Kampf zu ziehen ist schon selbstmörderisch, ohne eine Stadt zu belagern Wahnsinn.“
„Oh...das hatten wir gar nicht bedacht. Aber die großen Straßen müssten doch passierbar sein.“
„Natürlich. Aber wollt ihr wirklich einen langen Zug bilden? Scheint mir nicht das klügste. Man muss kein Strategisches Genie sein, um dort erfolgreich anzugreifen.“
„Das stimmt...wir müssen auf breiter Fläche vorrücken...also können wir die Straßen vergessen.“
„So ist es. Außerdem, wenn der Schnee bleibt ist es auch kein Segen. Dann dürfte der Vormarsch keine großen Hindernisse bereiten, aber die Unmengen an Brennholz die wir brauchen, sowie das glatte Gelände sind einige Hindernisse. Und unsere Feinde werden eine eindeutig höhere Moral haben. Soldaten kämpfen schlecht, wenn sie durchgefroren sind.“
„Also...du sagst uns, dass wir nur falsche Entscheidungen treffen können?“ fasste Arlond deprimiert zusammen.
„Ja. Aber im Krieg ist das bei jeder Entscheidung leider so. Nun, ich hätte damit ja im Winter gar nicht angefangen...“
„Wir haben keinen Winter. Wir haben eigentlich Herbst. In einem Monat sollte erst Schnee liegen! Aber was haben wir jetzt? Dauerfrost, Schneestürme...als ob die Götter nicht wollen, dass wir siegen.“
„Du siehst das falsch. Sie legen uns Stein in den Weg, damits nicht zu leicht wird. Wir wollen doch Geschichte schreiben, die spannend ist.“ korrigierte ihn sein optimistischerer Bruder.
„Wie dem auch sei, Geschichte wird nur mit den Toten Körpern gefallener geschrieben. Aber wo sollen sie fallen? Falls ihre Lordschaften den Marsch auf Eveda für unabdingbar halten...“
„Was wir tun.“
„Dann sollten sie so schnell wie Möglich aufbrechen. Und den direkten Weg nehmen.“
„Den Direkten? Aber dann sind wir doch langsamer...“Arlond legte die Stirn in Falten.
„Ja. Aber ihr werdet vorallem später bemerkt. Abgesehen davon ist auf dem direkten Weg viel freie Fläche, während auf dem anderen die meiste Zeit Wald uns umgibt. Ein Risiko. Die kleinere Streitmacht fühlt sich in einem unwegsam Terrain immer besser. Also wählen wir einen Marschweg, der zwar länger dauert, dafür weniger Gefahren aufweist. Abgesehen davon kommen wir dann auch auf der besseren Seite von Eveda an, nämlich der, der in die Ebene zeigt. Ansonsten müssten wir noch die Stadt wieder umrunden und so weiter und so fort. Kurzum, da schlagen wir uns doch besser durch die Hügel und über einen Fluss.“
„Vor dem Fluss graut es mir schon...“ fröstelte Aenisin und Arlond stimmte ihm zu.
„Krieg ist kein Kinderspiel.“ kommentierte Davos trocken. „Wenn ich mich nun zurückziehen dürfte?“
„Natürlich, natürlich. Achja, Hauptmann...wir wollen euch das Kommando über die Rechte Flanke anbieten.“
„Dies würde selbstverständlich eine Beförderung ihrerseits einschließen.“ ergänzte Aenisin das Angebot seines Jüngeren Bruders.
„Gut.“ nahm Davos kurz und knapp das Angebot an, schlug die Zeltplane auf und verschwand draußen.

Die Tafel war nicht wirklich lang und mit allen Gästen gut ausgefüllt. An der Stirnseite des Tisches saß Arteila, nebem ihr er und ihm gegenüber Ithilia. Dann neben ihm der Schatzmeister Aril, ein alter Mensch, von dem jeder annahm das er schon vor fünf Jahren gestorben wäre. Er hätte noch unter dem Silberprinz gedient und ihm war es zu verdanken, dass die gesamte Affäre für die Silberfalken relativ glimpflich ausgegangen war. Diesem wiederum gegenüber saß General Cambeli mit einer Glatze, die er durch eine Schirmmütze kassierte. Die letzten vier Plätze wurden von seinen Töchtern besetzt, Sora, die jüngste und zierlichste von allen, dann Kurami, die zweiälteste und schon deutlich besser gebaut. Sie trug ihre Haare als langen Zopf und wirkte auf Aranicon in den kurzen Minuten ihres Beisammenseins immer sehr auf ihr Äußeres bedacht. Dann Ahuri, die zweitjüngste, Sie unterschied sich nicht sonderlich von Sora, war aber doch mehr Frau als die, Sora konnte man im Zweifel noch als Kind durchgehen lassen. Vorallem hatte sie ein deutlich hitzigeres Temperament und fuchtelte andauernd um sich. Sie hatten alle Braune Haare, was sie deutlich von den meisten Aronern unterschied. Diese hatten Schwarze Haare oder Graue bis ins Weiße hin, wenige andere Rote und dann kamen die Braunen. Braunhaarig waren Südländer, Ausländer, das ganze Gesocks. Aber kein Aroner. Man merkte Cambeli sein Dünnes Blut eben an. Die Älteste, wohl drei Jahre älter als Aranicon, war deutlich anders als ihre drei Schwestern: Als erstes hatte sie lange, Feuerrote Haare, die bis zu ihren Hüften gingen, dann sah man ihr auch noch wirklich an, dass sie eine Frau war. Sie wirkte eher ruhig, auch wenn sie dem Lordprotektor während dem Essen immer wieder verdächtige Blicke zuwarf.
„Kampf also, eure Majestät?“ erkundigte sich Aril, während die Diener die Speisen wegräumten und anfingen Kaffee zu servieren.
„Ja. Wundert euch das?“ antwortete sie wie nebenbei und trank einen Schluck aus ihrer kleinen Tasse.
„Nun...“ Der Schatzmeister zögerte, beschloss dann wohl anscheinend, das er eh schon viel zu alt war. „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Mut aufbringt, um darum zu kämpfen. Oder vielmehr das jemand dafür kämpft.“ Alles wurde Still und Arteila legte ihre Stirn in Falten.
„Was soll das heißen?“ fragte sie scharf und ihre Augen funkelten. Doch scheinbar war der Alte Mann nicht nur dumm, sondern auch...wirklich dumm geworden.
„Das ich keinen Grund sehe, wieso man für euch sterben sollte. Ihr seid nicht vielmehr als eine Puppe, hinter deren Rücken ebenjene Leute regieren, die euch nun zu stürzen versuchen. Oder euch nicht helfen.“
Arteila stand ruckartig auf und ihr Gesicht begann sich ungesund rot zu verfärben, während alle, außer der Schatzmeister sie leicht ängstlich anstarrten. Der trank ungerührt seinen Kaffee.
„Nun, wir sind alle ein wenig...“ begann Ithilia verzweifelt lächelnd, doch da wurde sie harsch von Arteila unterbrochen.
„Nein. Ich...Ich bin bedeutungslos meinst du? Das willst du sagen? Dir werde ich zeigen wie bedeutungslos ich bin, du...du...du....“ Ihr Gesicht wurde noch roter und Aranicon beschloss sich einmal Heldenhaft zu zeigen und stand ebenfalls auf.
„Ich glaube das Reicht Arteila.“ sagte er und wie ein Blitz wandte sie sich an ihn und ihn ihren Augen glühte der Zorn.
„Nein. Reicht es nicht! Du kannst mir genauso wenig sagen wie der Alte Mann da.“ Sie zeigte auf den Schatzmeister, der erschrocken zurücksah.“Du bist mir genauso untertan wie alle anderen!“
„Ja...“
„Also sag mir nicht was ich tun soll!“ schrie sie und er ließ sich kraftlos wieder auf den Stuhl fallen.
„General Naruz!“ rief Arteila und der Mann sprang wie von eine Gespannte Feder auf.
„Jawohl?“ meldete er sich reflexhaft und nahm Haltung an.
„Führen sie Aril ab und schmeißen sie ihn in den tiefsten Kerker, den sie finden können.“
„Zu Befehl.“ bestätigte er und ging einige Schritte, bevor er stockte. „Ähm, eure Majestät?“
„Was?“ fauchte sie aggressiv.
„Ich...würde gerne mit ihnen unter vier Augen sprechen.“
„Nein. Sie haben ihre Befehle, führen sie sie aus!“
„Jawohl.“ bestätigte er erneut und drehte sich zu Ithilia um, die ein wenig verloren und verzweifelt auf ihrem Sitz saß. „Gräfin Ithilia, ich weiß leider nicht, wo das Verließ ist. Wären sie so gut und würden sie es mir zeigen?“
„Äh...ja, ja.“ Sie beeilte sich aufzustehen, während Naruz auf den Schatzmeister zu ging, der scheinbar immer noch nicht begriffen hatte was hier vor sich ging.
„Stehen sie auf.“ befahl Naruz ihm mit Kalter Stimme und als der Alte Mann nicht innerhalb von einer Sekunde reagierte, packte ihn der General und warf den Stuhl um, während Aril auf dem Boden lag. Dann hob Naruz ihn wieder auf und stieß ihn auf die Tür zu, wo Ithilia schon wartete. Sie öffnete sie und Naruz schubste den Schatzmeister heraus. Man hörte noch wie er auf den Boden fiel, Naruz ihn anschreite und ihn scheinbar trat. Dann schloss die Tür und alles war wieder ruhig. Totenruhig. Schließlich ließ Arteila ein Geräusch hören, dass wie ein Topf klang, der Druck abließ.
„So...“ sagte sie gefährlich ruhig. „Das war doch mal schön.“ Darauf sagte niemand etwas. Einer der Diener schlich sich diskret herein und entfernte alle Zeichen, dass der Schatzmeister jemals hier gewesen war.
„Erzählt mir mal, wieso hat sich euer Vater seine Haare so gefäbrt?“ wandte sie sich schließlich mit einem netten Lächeln an die vier Töchter, die sich unsicher ansahen, bis Kurami antwortete:
„Es ist eine Alte Sitte, die von unser Urfahrin gelebt wurde. Es ist Tradition das der Familienälteste die auch immer in jedem Herbst vollführt.“
„Urfahrin?“
„Naleia.“
„Die Naleia?“
„Ja, ebenjene.“
„Ah! Und wieso hatte sie das?“
„Nun, zu dieser Zeit war es Sitte das die besten Scharfschützen in den Rängen schnell erkennbar sein sollten und so hatten sie ihre Haare exotisch zu färben. Sie entschied sich Blau zu ihrer Farbe zu machen.“
„Eine nette Idee...aber hat sie euer Vater auch verdient?“
„Sagen wir es so, er trifft sein Ziel, wenn es weiblich ist.“ antwortete diesmal Die Älteste Tochter, Asuna.
„Das ist...“ entgegnete Kurami, wurde jedoch von Arteila unterbrochen, die leise lachte.
„Interessant. Wer ist eigentlich eure Mutter und wo ist sie?“
„Sie ist schon lange Tod, eure Majestät. Vor nun Zehn...“ antwortete wieder Kurami.
„Elf.“ verbesserte Sora sie.
„Elf Jahren ist sie gestorben und wir begruben sie dann an der Stelle, wo sie starb. Danach zogen wir mit den Truppen weiter.“
„Oh, sie ist im Kampf gefallen?“
„Nein, nein. Sie ist an einem Fieber gestorben, das aus den Sümpfen Chatans kam, wo sie gerade mit der Armee durchgezogen sind. Zwei Tage später wurde die Schlacht geschlagen und sie dann auf dem großen Hügel vor der Stadt begraben. Ich weiß gar nicht mehr, ob es immer noch steht...die Menschen der Kolonien haben eine ungünstige Angewohnheit unsere Gräber zu schänden.“
„Wie hieß sie?“ erkundigte sich die Königin weiter und Sora übernahm für ihre Schwester.
„Ritsu Uesugi.“
„Das klingt ziemlich fremd...woher kam sie?“
„Vater hatte sie dereinst von den Arenischen Inseln gebracht. Sie schien dort einer der Fürstenfamilien angehört zu haben, aber sie hat uns nie viel darüber erzählt.“
„Ah, dann weiß ich jetzt auch woher eure doch eher...ungewöhnlichen Namen kommen.“
„Mag ihre Majestät sie nicht?“
„Doch, aber sie sind nicht Aronisch. Und auf eine gewisse Weise erfrischend exotisch.“ Arteila lachte munter und die Tür öffnete sich. Naruz und Ithilia kamen zurück. Letztere setzte sich schweigend auf ihren Platz, während Naruz salutierte und Bericht erstattete.
„Ich habe ihn nun in sein Zimmer gesperrt und eine Wache aufgestellt.“
„Gut gemacht, General. Ich bin höchst zufrieden. Ihre Töchter erzählten mir eben von ihrer Frau.“
„Hm, ich hoffe sie haben nicht zu viel Unsinn verzapft.“
„Nicht doch. Aber sie meinten sie hätten sie von den Arenischen Inseln gehabt. Wie kamen sie denn da hin?“
„Oh, das war zu Beginn meines Dienstes für die Krone. Ich war damals Teil der Handelsmission im Reich der Mitte und da begegnete ich ihr als Abgesandte von den Clans der Inseln. Es gab dann ein wenig Chaos und kurz um...ähm...nahm ich sie mit.“
„Entführten sie also?“ präzisierte Arteila listig.
„Ja, wir dachten sie eine Adelige aus Dem Reich der Mitte...leider haben die nur darüber gelacht, als wir gedroht haben sie zu töten. Also haben wir nur die anderen Geiseln getötet.“
„Und wie seit ihr dann entkommen?“
„Eine Menge Leichen und Glück.“ fasste sich der General knapp und nahm wieder Platz. „Aber wieso reden wir nicht lieber über die Zukunft? Ihre Majestät sollte auch daran denken.“
„Wie meinen sie das?“ wunderte sich Arteila.
„Nun, ich werde für sie kämpfen und siegen, aber sie müssen mir dazu die Mittel geben. Verbündeten finden. Das Reich hinter ihnen einigen. Mit den Mitteln, die wir im Moment haben, können wir nicht siegen, nur aufhalten.“
„Hm...“
„Ich schlage daher vor, dass sie Boten aussenden, während ich für sie den ersten Angriff zurückschlage. Mit dieser Moralischen Stärkung, müsste es uns eindeutig gelingen einige auf unsre Seite zu ziehen. Dann werden noch mehr folgen und so weiter und so weiter.“ der General fuchtelte ein wenig mit seiner Hand, um seine Worte zu unterstreichen.
„Das kommt mir alles bekannt vor.“ meinte Arteila und Naruz zuckte mit den Schultern.
„Hatte ich das schon einmal gesagt? Ich wiederhole mich manchmal, aber es ist auch wichtig.“
„Ja, ich werde dran denken. Aber jetzt bin ich müde und will schlafen. Und nichts mehr von kämpfen und solchen Dingen hören.“
Zuletzt geändert von Georgios am 6. Mai 2015 17:27, insgesamt 1-mal geändert.
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 6. Mai 2015 17:26

Ein kalter Morgen (Öffnen)
Ein kalter Morgen

Kaum hatte die Königin das Zimmer verlassen verließ auch die Gedrückte Stimmung das Zimmer und alle atmeten erleichtert auf. Naruz schob einen Stuhl weg und legte seine Beine auf den Tisch.
„Ah, Entspannend.“ seufzte er und holte eine Zigarette heraus, die er knisternd anzündete. Ithilia sah ihn leicht ärgerlich an, beherschte sich aber. Mit Mühe. Ihre Züge mahlten leicht und wenn sie das taten, dann war Ithilia wirklich wütend. Andere Leute (unter anderem die Königin) würden nun schon lange mit knallroten Kopfe auf dem Tisch stehen und herumbrüllen, aber sie zuckte nur ein wenig mit ihren Gesichtsmuskeln. In dieser Hinsicht einfach eine tolle Frau.
„Lordprotektor, ist die Königin immer so...stürmisch?“ fragte ihn der General paffend.
„Zuweilen.“ gab Aranicon diplomatisch zurück und der General ließ ein wenig Tabak auf den Boden fallen.
„Sagen sie es mir klarer. Ich will keine Diplomatischen Antworten. Ich suche auch nie Diplomatische Lösungen.“
„Ja.“ antwortete er schließlich knapp und sein Gegenüber nickte zufrieden.
„Gut, gut. Damit lässt sich arbeiten.“
„Was meint ihr damit?“ argwöhnte Aranicon. Seine Warnsirenen klingelten...Ausländern konnte man nie vertrauen und Naruz fühlte sich hier schon gefährlich zu Hause.
„Nun, als General der Königlichen Armee muss ich doch mit meiner Königin arbeiten können. Selbst wenn sie ein undankbares Miststück ist.“ Ithilia schnappte leicht nach Luft und auch wenn den Protektor überhaupt nicht störte wenn diese Wahrheit ausgesprochen wurde, war es doch einfach unhöflich als Ausländer so von seiner Königin zu reden.
„Wissen sie, viel scheitert wenn man nicht weiß wie man seine Vorgesetzten einzulullen hat. Verstehen sie was ich meine?“
„Hinter ihrem Rücken zu arbeiten?“
„Genau.“ Der Rest der Zigarette fiel leicht glimmend auf den Boden. Er nahm einen Fuß vom Tisch und trat drauf. Ithilia öffnete leicht den Mund, schloss ihn dann aber auch wieder. Er wollte dieses Elend nicht länger ansehen.
„General...“ begann er bedrohlich.
„Ja?“ antwortete er leicht überheblich lachend.
„Wo glauben sind sie?“
„Hm...an dem Ort wo ich unsterblich werde?“
„Nein.“
„Oh, schade. Na dann sagen sie es mir doch.“ antwortete er herausfordernd.
„In der Burg Eveda, geführt von Gräfin Ithilia, die es gar nicht schätzt, wenn man alle seine guten Sitten vergisst.“
„Na wenn das so ist.“ Er stand auf und verbeugte sich spöttisch. „Verzeiht Mylady.“ Ithilia nickte leicht lächelnd und er drehte sich zum Protektor. „Zufrieden? Dann bis Morgen.“ Und bevor Aranicon noch etwas sagen konnte verschwand er aus dem Zimmer. Wieder ging ein gutes Stück aufgeladener Stimmung, aber Aranicon wurde trotzdem nervöser. Je weniger Leute, desto wahrscheinlicher würde Ithilia ihn ansprechen und davor hatte er jetzt schon Angst....
„Lordprotektor?“ hauchte von seiner Seite eine Weibliche Stimme und er fuhr ruckartig zusammen, bevor er seinen Blick wandte und Asuna sah.
„Ah, ihr...äh, ja?“
„Was soll das heißen? Hatten sie jemanden anderen erwartet?“
„Nein, nein, ich war nur in Gedanken.“ Er lächelte sie sorglos an.
„Oho, bei einer Frau?“ erkundigte sie sich wissend.
„Ja...ja, könnte man so sagen.“
„Oho, bei unserer Königin?“ erkundigte sie sich spitz weiter und ihm gefiel nicht in welche Richtung das ging.
„Wie meint ihr das?“ fragte er zurück und sie setzte ein Freundliches Lächeln auf.
„Nun, wie soll ich es gut sagen.“ rätselte sie herum. „Aber die Königin, nun, viele Frauen in ihrem Alter sind ja schon verheiratet oder versprochen, besonders in ihrer Machtposition. Und nun, da dem nicht so, also dachte ich mir, dass ihr...“ Sie ließ das Ende offen und sah ihn lieber vieldeutig an.
„Nein.“ antwortete er leicht genervt.
„So? Ihr scheint euch aber gut mit ihr zu verstehen.“
„Macht die Zeit...Moment, wir verstehen uns nicht gut!“ korrigierte er sofort ihre Aussage und sie lachte.
„Nun, im Gegensatz zu anderen seit ihr hier und nicht im Kerker. Und ihr seid schon länger bei ihr. Da muss sich doch ein gutes Verstehen geben.“
„Eher nicht...“
„Aber das ist doch wunderbar. Nicht wahr?“ stellte sie fest und lächelte ihn lasziv an.
„Hm...weiß nicht...“ Er hatte keine Ahnung. Wäre es besser, wenn er sich mit der Königin besser verstehen würde? Aber er würde sie trotzdem nicht mögen.
„Ach, ihr seid verlobt, oder?“ fragte sie weiter und Aranicon atmete langsam ein. Diese fragte verneinte er normalerweise, aber etwas sagte ihm, dass das nicht das klügste wäre, wenn diese Frau im gleichen Zimmer saß. Aber auf der anderen Seite...sie war ihm auch egal.
„Eigentlich nicht.“ redete er sich heraus und lugte aus seinen Augenwinkeln Ithilia an, die nur traurig wirkte. Er liebte Frauen, die keine Gefühle zeigten. Da hatte er nie schlechte Gefühle.
„Eigentlich?“
„Naja, also...es gibt da einige blöde Sachen, aber tatsächlich ist das unerheblich.“
„Nun, das muss man bei einem Adeligen erwarten.“
„Genau.“ stimmte er zu und Asuna rückte ein Stückchen näher heran.
„Wissen sie was Protektor?“
„Hm, vieles.“
„Ich mag sie.“ meinte Asuna und lächelte ihn noch direkter an.
„Das freut mich.“ erwiderte und lächelte zurück. „Asuna...ich darf sie doch so nennen...“
„Natürlich“ stimmte sie ihm zu, so als ob es das normalste der Welt wäre.
„Habt ihr nicht jemanden, dem ihr versprochen seid?“
„Nein, leider nicht. Wie sie sich sicher denken können, ist das Angebot äußerst kümmerlich. Die meisten Aronischen Adelige sind so furchtbar arrogant und wollen kein Ausländisches Blut in ihre Familie bringen.“
„Ah, das kenne ich.“ stimmte er zu. „Ich finde das ist Schwachsinn. Ich meine...natürlich, man vor den Fremden aufpassen, aber nur weil manchmal eurere Vorfahren vielleicht Ausländer waren, ist das noch kein Grund euch zu verachten. Die Cambeli haben vieles geleistet und sich ihren Platz eindeutig erkämpft.“
„Schön das ihr es so seht. Aber...wie ihr seht, weil nicht alle so wie ihr denkt, gibt es halt da auch keinen Mann, den mein Vater mir versprechen könnte und meine Stand angemessen wäre. Aber ich mag auch keinen der anderen. Oder sie sind erschossen worden.“
„Oh?“ wunderte er sich. Keine seiner früheren Liebschaften war jemals erschossen worden...
„Naja, wir sind die meiste Zeit bei der Armee meines Vaters und da ist die Wahrscheinlichkeit hoch erschossen zu werden. Oder erstochen. Oder zerfetzt. Wart ihr schon einmal in einer Schlacht?“
„Zu meiner Freude, nein.“
„Och, sollten sie mal. Sie verpassen da einige Lordprotektor.“
„Ich will manche Erfahrungen gar nicht machen. Aber Dank ihres Vaters bin ich da ja schon bald glücklicher.“
„Oh, sie mögen keine neuen Erfahrungen?“ Sie sah ihn leicht enttäuscht an und ihre Zunge fuhr über ihre Lippen.
„Also...“ Er lächelte leicht verlegen. „Das gilt nicht für alle Sachen. Aber für alle die abgeschlagene Körperteile beeinhalten. Da bin ich streng.“
„Da bin ich aber glücklich, dass ich hier keinen versteinerten Trottel vor mir habe.“ lachte sie und wickelte ihren kleinen Finger irgendwie in seine Hand herein.
„Ich bin offen für vieles.“ bestätigte er und zwinkerte ihr zu.Er sah sich kurz um, Ithilia sah verträumt in ihr Weinglas, die drei anderen Schwestern tuschelten miteinander, ignorierten sie aber. Asuna hatte dort wahrscheinlich auch genug Autorität um sich durchzusetzen. Er beugte sich nach vorne, spitzte die Lippen und konnte ihre fast schon spüren, als die Tür aufflog und alle überrascht zusammen fuhren. Die Königin stand mitten im Türrahmen und ließ einmal schnell ihren Blick durch den Raum wandern, fand Aranicon und ihr Blick verdüsterte sich. Der Lordprotektor warf seinen Blick zurück zu Asuna, die plötzlich nicht mehr neben ihm saß sondern zu ihren Schwestern verschwunden war.
„Aranicon!“ Rief Arteila und er wandte den Blick zurück.
„Ja?“
„Mitkommen!“ befahl sie und verschwand wieder aus der Tür. Aranicon stand auf und verbeugte sich vor den Restlichen Anwesenden, bevor er ihr hinterherlief. Sie wartete hinter der nächste Ecke auf ihn.
„Was hat das so lange gedauert?“
„Ich bin halt höflich“
„Ach, und was war das eben?“
„Ich weiß nicht wovon du redest.“ behauptete er stur und sie rollte mit den Augen.
„Zuviel zur Höflichkeit.“
„Was machst du überhaupt hier? Wolltest du nicht schlafen?“ lenkte er das Thema auf sie.
„Ja...aber dann fiel mir noch etwas ein.“
„Ach?“
„Ja, und zwar hatte ich dir ja noch keine gute Aufgabe gegeben. Dann lungerst du Morgen früh nur wieder herum und siehst den Frauen hinterher.“
„Konntest du mir das Morgen nicht sagen?“
„Bist du verrückt? Dann müsste ich doch früh aufstehen.“ Sie schlug ihm leicht gegen die Stirn. „Also: Morgen Früh besichtigst du mit General Naruz die Truppen beim Manöver und erstattest mir dann Bericht.“
„Würde das der General nicht selbst machen?“
„Ich traue ihm nicht.“ gab sie zu und Aranicon fühlte sich ein gutes Stückchen ihr näher.
„Moment...das heißt du vertraust mir?“
„Nein, natürlich nicht.“ zertrümmerte sie seine Hoffnung wieder sofort. „Aber bei zwei Lügnern wird eine Wahrheit entstehen.“
„Wie nett.“
„Zu Volltrotteln und Unfähigen Idioten muss man nicht nett sein.“
„War es das an Aufgaben?“ Aranicon merkte wie ihn Arteila wieder langsam nervte. Konnte sie nicht jemanden anderem auf die Nerven gehen?
„Nein, natürlich nicht.“
„Ich habe es geahnt...aber als Lordprotektor ist es eigentlich nicht meine Aufgabe dein Haussklave zu sein.“ erinnerte er sie.
„Deine Aufgabe ist die, die ich dir auftrage, also jammer nicht. Sieh es einfach als Ehre. Nun, du wirst Morgen dann auch noch...“ Bevor Arteila ihm seine Aufgabe stellen konnte, schlenderte Kurami um die Ecke. Sie stockte und verbeugte sich leicht.
„Störe ich?“ erkundigte sie sich höflich und Aranicon witterte seine Chance.
„Aber nicht doch, wir waren gerade dabei zu gehen. Meine Königin.“ Er verbeugte sich vor Arteila und verschwand bevor sie reagieren konnte um die Ecke. Dort atmete er erst kurz auf und huschte dann weiter in das Speisezimmer zurück.


Die Sonne ging auf und ihre Sonnenstrahlen fühlten das Zimmer in ein angenehmes Licht. Nur Wärme, die kam nicht mit ihr. Tirion blinzelte und sah das Wappen Agherdas an der Gegenüber liegenden Wand hängen, von den Sonnenstrahlen erhellt, vom Wind gekräuselt...vom Wind gekräuselt. Sein Blick fuhr zum Fenster und er sah die Scherben am Boden liegen. Irgendein Scherzkeks hatte mal wieder das Fenster kaputt geworfen. Er hatte wirklich gut Lust ein paar Wachen abzustellen und diesen Scherzkeks am nächsten Baum aufzuknüpfen. Wahrscheinlich war es der Hofglaser. Neben ihm regte sich Cesca und schlug auch die Augen auf. Er drehte sich zu ihr und verschenkte ein warmes Lächeln, was sie erwiderte.
„Guten Morgen.“ wünschte er ihr, während sie sich wieder tiefer in ihre Decke kuschelte.
„Puah, es ist hier so kalt.“ fröstelte sie.
„Irgendjemand hat das Fenster kaputt gemacht. Ich glaube ich werde ein paar Leute...“
„Nein, lass es. Es gibt wichtigeres“ unterbrach sie ihn und er schwieg. „Ich habe ja dich.“ meinte sie und kuschelte sich an ihn.
„Aber mich stört es. Zuerst schmeißen sie die Fenster ein und dann köpfen sie einen. Ich habe davon schon gehört, Revolten gegen die Ordnung...“
„Ach, übertreib es doch nicht. Ich bin mir sicher es droht keine Gefahr.“
Er seuzfte und strich ihr durch das Haar. Ein guter Mensch, so würde er Cesca immer beschreiben, ein guter Mensch. Leider zu gut. Sie brauchte jemanden, der das schlechte tun würde, das, wozu sie nicht in der Lage war.
„Ich weiß woran du denkst.“ unterbrach sie seine Gedanken.
„Oh? Dann erzähl es mir.“
„Du denkst daran, wie du die doch entsorgst.“ stellte sie fest und er biss sich auf die Lippe.
„Woher weißt du das immer so genau?“
„Ich kenne dich. Wir sind füreinander bestimmt. Du weißt doch hoffentlich auch, was ich brauche? Was ich will?“ Sie sah ihm tief in die Augen und Panik keimte in Tirion auf. Bloß nichts falsches sagen...
„Ein schönes, warmes Frühstück?“ versuchte er unsicher und ihr Blick verdüsterte sich. „Äh....“
Dann begann sie zu lachen und küsste ihn auf die Wange.
„Eine gute Idee.“
„Du bist fies.“ atmete er erleichtert auf und sei schnitt eine kindliche Grimasse. „Ich gehe heute zum Techniker, willst du mitkommen?“
„Hm, was gibt es zu sehen?“
„Gewehre.“
„Langweilig. Ich bleibe lieber hier. Draußen ist es mir ein wenig kalt.“
„Ich soll also alleine dadurch stapfen? Du bist tyrannisch.“
„Das tut mir sehr Leid, aber wichtige Pflichten rufen mich.“ teilte sie ihm bemitleidend mit.
„Soso, welche? Häckeln?“
„Nein, ich muss über die neue Zimmeraustattung reden.“
„Oh, wichtig. Höchst wichtig. Wo wären wir nur ohne schöne Zimmer?“
„Höre ich da Ironie.“
„Niemals.“ stellte er kategorisch fest und hob ihren Kopf von seiner Brust, während er gleichzeitig aus der Bettdecke schlüpfte. Es war verdammt kalt und er hastete zu den Schrank, wo er einen Mantel herausriss und sich ihn überwarf.
„Sei so gut und bring mir einen mit.“ kam die Stimme von Cesca aus dem Bett. Er griff noch einmal herein und auf dem Weg von dem Schrank zu dem Bett fiel sein Blick noch einmal auf die Scherben. Der Scherzkeks würde baumeln. Und zwar sowas von.
„Ich bin dann mal weg, dürfte nicht so lange dauern. Außer er hat irgendwas gutes zusammengeschraubt. Dürfte gegen Mittag wieder da sein.“
„Ist gut...“ seufzte Cesca und drehte sich wieder im Bett um, während Tirion die Treppen hinunterstolperte.

Als Aranicon erwachte fühlte er sich so gut wie selten zu vor. Er schlug die Augen auf und sah an die wunderbar verzierte Decke. Zahlreiche Wappentiere Arons waren dort zu sehen, Drachen, Löwen, Adler...und ein Schwein. Was machte ein Schwein da? Aranicon wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als seine Decke plötzlich von der Person neben ihm weggezogen wurde. Immer das gleiche...ärgerte er sich, bevor er stutzte: Wer war das überhaupt? Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, doch ein Schwall roter Haare verriet die Identität eindeutig. Wie war die nur hier her gekommen...er erinnerte sich an nichts...Probehalber stupste er seine Nachbarin an, die sich mit einem Stöhnen umdrehte und ihn aus verschlafenen Augen ansah.
„Hm?“ machte sie und wischte sich auf eine niedliche Art die Augen.
„Äh...was machst du hier?“ erkundigte er sich und stellte einen Moment später fest, dass die Frage ziemlich blöd war. Er hätte es zwar gerne gewusst, aber so klang er wie der letzte Volldepp. Das Lächeln in dem Gesicht seines Gegenübers verriet auch das sie genauso dachte.
„Was denkst du wohl?“
„Äh...das klang jetzt wohl ziemlich blöd.“
„Ja.“ stellte sie unfreundlich fest und setzte sich auf.
„Aber ich kann mich an nichts mehr erinnern...“
„Weniger trinken wäre eine Lösung.“ entgegnete sie bissig und band sich ihre Haare zu einem Schopf. Der Protektor saß wie gelähmt auf seiner Seite und Verstand die Welt nicht mehr. Was war hier los?
„Was ist los?“ erkundigte er sich und sie stand auf. Zu seinem Bedauern war sie noch halbwegs angezogen...Sie beugte sich und hob ein Kleidungsstück vom Boden auf.
„Nichts, mir geht es wunderbar.“
„Du verhällst dich aber ziemlich komisch.“ merkte er an.
„Wie sollte ich mich verhalten? Mich dir um den Hals werfen und ewige Liebe schwören? Hm?“
„Ja, so was in die Richtung.“ Sie blieb stehen und begann plötzlich schallend zu lachen. Und sie schien nicht zu stoppen, ihr Gesicht lief rot an und sie fing bald an zu japsen, aber noch immer drangen lachgeräusche aus ihr heraus. Sie stüzte sich gegen eine Säule.und versuchte vergeblich sich zu beruhigen, begann aber dann wieder. Aranicon verfolgte alles ziemlich plannlos vom Bett aus und bemerkte gar nicht wie sich die Tür öffnete und eine andere Frau sich hineinschob.
„Oh, Asuna?“ begann sie und der Lordprotektor fuhr mit einem leichten Herzanfall zu der neuen herüber. Es war Kurami.
„Hahahaha...ja..hahahah.“ Japste die angesprochene zwischen einem Lachkrampf und schrie dann lauthals weiter.
„Ah, du hast es geschafft?“ lächelte Kurmia vieldeutig und Asuna nickte.
„Könnte ich erfahren worum es hier geht?“ erkundigte sich Aranicon leicht unhöflich und Kurami drehte sich zu ihm.
„Nicht viel, meine Schwester hatte nur mit mir gewettet, dass sie keine 24 Stunden brauchen würde um...“ Weiter kam sie nicht, da eine Hand von Asuna über ihren Mund fuhr und sie zum verstummen brachte.
„Ist doch egal.“ beschloss sie und hob ein letztes Kleidungsstück auf. „Ich bin dann mal hinfort!“ Und weg war sie. Kurami verbeugte sich leicht und ging ebenfalls. In der Tür liefen sie mit Ithilia zusammen und Aranicon wollte alles, nur nicht seine Verlobte zu sehen. Die sah ihn nämlich mit gerunzelter Stirn an, sobald die Tür ins Schloss gefallen war.
„Erklär dich.“ forderte sie ihn auf und er zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß nichts.“ gestand er ehrlich, aber hatte nicht das Gefühl das ihm geglaubt wurde.
„Ach...“ seufzte Ithilia und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Ihre gesamte Stärke, ihre gesamte Diziplin schien mit einem Moment verschwunden zu sein und es war so, als ob sie kurz vor dem Weinen stand.
„Ist etwas?“ erkundigte er sich unsicher, doch sie winkte nur ab.
„Nein, nein...es ist alles...“ sie bracht ab und sah ihn unendlich traurig an. Ihre Himmelblauen Augen schienen zu schwimmen.
„Gut.“ antwortete er und stand aus seinem Bett auf. Wie um alles In der Welt hatten sich seine Sachen so im Zimmer verteilt?
„Wann ist das Manöver?“
„In einer Halben Stunde auf dem Schlossplatz.“
„Ah, Danke.“ Er fand sein Uniformhemd. Woher der Weinfleck nur kam...ah, da lag ja eine Flasche.
„Hast du meinen Hut gesehen?“ erkundigte er sich und sie stand auf, bückte sich und reichte ihm seinen Dreispitz. Er setzte ihn auf und sah kurz in den Spiegel. Sah ganz gut aus.
„Bis später“ grüßte er und spazierte auf den Gang hinaus, wo ihn einige Soldaten ordentlich grüßten. Er schlenderte zum Essensaal, nahm einen Apfel und ging auf den Schlossplatz, wo schon Naruz mit seinen beiden Töchtern wartete.
„Ah, Lordprotektor. Hatte sie nicht so früh erwartet.“ bergrüßte er ihn und legte die Hand an den Hut.
„Ihre Tochter hat mich geweckt.“ murmelte er und stellte sich neben den General. Seine beiden Töchter knicksten kurz.
„Ah, Asuna...die habe ich heute noch gar nicht gesehen fällt mir da ein...ah, egal. Die Königin hat mich davon unterrichtet, das wir das Manöver auf der großen Wiese vor der Stadt abhalten sollen. Sie kann es dort besser von ihrem Turm beobachten.“
„Wundert mich nicht...neues von dem Aratarrischen Burschen?“
„Nein, leider nicht. Aber der wird schon kommen.“ Naruz wandte sich an einer seiner Töchter und flüsterte ihr schnell ins Ohr. Sie nickte und sprintete davon.
„Aber wir sollten nicht zu lange warten, sondern anfangen!“

Neds Schritte hallten hohl durch die leeren, viel zu großen Schlossgänge. Hinter ihm war sein Sohn, ebenfalls mit einem Langschwert bewaffnet. An den Wänden hingen große, verstaubte Wandteppiche, die von dem Ruhm der Huriens kündigten (also von Ereignissen die schon ein paar Jahrtausende zurücklagen) und überall war ihr Zeichen zu sehen: Weißer Kirschbaum auf Grünem Grund.
„Vater, vorwärts!“ forderte ihn Robbert auf und Ned ging wieder weiter. Sie passierten das Zimmer der Herzögin, schon lange lehrstehend und zwei Küchen, in denen seit Jahren kein Feuer mehr gebrannt hatte. Schließlich erreichten sie eine breite Treppe, die nicht sehr weit führte, vielleicht 5 Meter in die Höhe. Dort kamen sie auf die Sonnenterasse, wo eine Einsame, vom Alter gebeugte Person stand. Sie hatte einen langen, weißen Mantel an, der auch mal hätte ernerut werden können. Doch dazu war es ohnehin zu spät.
„Ah, Ned Stark...“ Der alte Mann drehte sich um und lächelte Schwach auf die beiden Männer, die Kettenhemden trugen.
„Und euer Sohn...Robbert, oder?“
„Ja.“ bestätigte dieser und sie erreichten den Herzog von Hurien.
„Ich ahne weswegen ihr gekommen seid...und ich wünschte es wäre anders. Mit mir wird wohl das alte Geschlecht der Huriens aussterben....ah....“
„So wird es sein.“ bestätigte Ned so kalt wie Möglich, wollte es doch eigentlich nicht.
„Und nur unser Name wird weitergetragen...und die Geschichte von Herzog Aharu und Asora...das ist das einzige was man über uns weiß. Lustig, oder? Unser Haus ist für eine Liebe bekannt, stirbt jedoch aus, weil es keine Nachkommen mehr hatte. Ich bin der einzige Sohn meiner Eltern...die wiederrum Einzelkinder waren. Meine Frau starb bei der Geburt meiner einzigen Tochter, die wiederrum in den Kalten Strom fiel und ertrank...ihr habt sie doch damals gefunden, mein Mädchen, und zu mir gebracht. Versprecht ihr mir was, Ned?“
„Ja.“ antwortete er ernst. Jeder Mann hatte einen Wunsch vor dem Sterben. Egal wer er war.
„Kümmert euch um ihr Grab. Schändet es nicht.“
„Wir werden keines der Gräber eurer Vorfahren schänden und euch zu ihnen legen. Jeden Sommertag sollen Frische Blumen dort liegen.“ versprach er und er log in keiner Weise. „Wir werden uns an euch erinnern, als Arme Narren.“
„Narren? Unfähig zu helfen und doch nur Vollstrecker der Könige?“
„Ja.“ antwortete Ned. „Aber ich weiß das ihr uns unsere Kinder und unser Geld gelassen hättet, wenn ihr keine Order hättet.“ Er hob sein Schwert. Der Mann nickte. Das Eisen bohrte sich in seinen Körper und Blut färbte den Mantel von Grau zu Rot. Er kippte auf den Boden und schloss die Augen.
„Ein seltsamer Kauz.“ spottete Robert und trat nach der Leiche. „Alleine in einen Schloss leben...komische Sachen labern...wir sollten es bis auf die Grundmauern niederbrennen Vater. Es ist ein Zeichen ihrer Herrschaft über uns. Und wir sollten die alte Königsburg auf Winterfell beziehen.“
„Winterfell? Das ist doch eine eisige Ruine...“ zweifelte Ned und schüttelte innerlich den Kopf über seinen Sohn. Wo war nur die Ehre geblieben?
„Es wird wieder unter uns leben, Vater. Unter König Ned und König Robert aus dem Hause Stark, Begründer des zweiten Nordischen Reiches, Befreier vom Joch. Endlich kommt Bewegung hier rein. Aber es heißt schnell zu sein...wir müssen Furcht sähen.“
„Falls du Bauern abschlachten willst...nein.“
„Nein, nein, meinte ich auch gar nicht. Wir müssen Stärke zeigen. Diese Lande gehörten Rechtmäßig zum Herzog von Agherda, ihn sollten wir treffen und zwingen uns unsere Unabhängigkeit zu erkennen.“
„Agherda...“ sinnierte Ned. „ Wer regiert doch nun dort?“
„Seine Tochter, eine Schwache Frau. Es ist ungeschützt, die Stadtwache eine Ansammlung von Dreck, die Mauern zwar hoch, aber wozu gibt es Leitern? Wir könnten innerhalb einer Woche dort mit 9.000 Mann sein und in Zwei hätten wir schon 20.000. Damit können wir die Mauern ohne Probleme überwinden und uns im Herzen Arons verankern. Wenn wir dort einen Halt haben, sollte wir uns mit dem König der Wahl verbünden und ihm helfen. Für Freiheit natürlich.“
„Das Klingt jetzt so leicht wie du es sagst, mein Sohn, doch du unterschätzt ihre Dichköpfigkeit. Sie werden selbst dann noch unsere Pläne bekämpfen und verzögern, wenn schon lange keine Hoffnung gibt. Wir sollten glücklich sein, wenn wir überhaupt Agherda einnehmen, Einfluss auf das Spiel der Könige sollten wir lieber nicht nehmen. Zu oft wird man dabei betrogen. Außerdem sollte der Kampf doch so lange wie Möglich dauern, nicht wahr?“ fragte Ned seinen Sohn, der nickte.
„Das stimmt...aber ein schneller Schlag ist dennoch wichtig! Wir müssen sie überrumpeln und vernichten. Wie ein Blitz sollten wir unter ihnen wüten!“ forderte er aggresiv auf, doch Ned schüttelte den Kopf.
„Ich werde zu erst mit den Clanältesten sprechen. Mit ihnen verabrede ich mein weiteres Vorgehen zum Wohle unseres Volkes. Sammel du unsere Soldaten und warte auf meine Nachricht.“
„Wo Vater?“
„Warte an den Olthanehügel auf mich. Ich werde so schnell wie möglich nach kommen...und pass auf dich auf.“ Robbert nickte und Ned ging von der Terasse wieder in das Schlossinnere zu seinem Pferd. Langsam ritt der durch die Verschneite Landschaft auf der Steinernen Straße nach Norden, das Schloss immer kleiner werdend im Hintergrund. Als er sich einmal umdrehte, sah er eine gewaltige Rauchwolke und schüttelte enttäuscht den Kopf....diese Jugend.

Alle Zwei Sekunden knallte es laut und in der Gegenüberliegenden Wand erschien ein neues Loch. Tirion stand beeindruckt daneben, während er immer wieder knallte.
„Beeindruckend. Und wie lange hält es nun durch?“ erkundigte er sich beim Techniker, der daraufhin seine Tätigkeit einstellte.
„Fünf Minute nur. Dann überhitzt der Lauf leider. Der Schütze muss alle vier Minuten zwei Minuten Pause einlegen.“
„Klingt nicht praktikabel.“ beschied er und sein Gegenüber nickte.
„Ja, ich habe schon an einer anderen Sache gearbeitet. Bist du so lieb?“ fragte er seine Frau, die nickte und in einen anderen Raum verschwand.
„Was macht eigentlich das neue Gewehr?“
„Oh, das läuft ganz gut. Wir haben schon zweihundert Prototypen angefertig und es sollte in der Lage sein jegliche Rüstung mit einer nie dagewesesen Feuerkadenz zu durchschlagen. Das Nachladen wird durch die neuen Papierpatronen erheblich beschleunigt. Hier.“ Der Mann nahm ein an der Wand stehendes Gewehr und drückte es dem Hauptmann in die Hand.
„Sie müssen die Waffe hier entsichern.“ er legte einen Schalter um.
„Wozu ist sie überhaupt gesichert?“ erkundigte sich Tirion verwirrt. „Das ist doch vollkommen unnötig.“
„Meine Kinder spielten damit zu viel herum. Außerdem kostet es nichts und verwirrt im Zweifel den Feind bei Beutewaffen.“
„Ein Argument. Und nun?“
„Jetzt müssen sie eine Patrone einlegen. Hier.“ Er reichte ihm eine Papierpatrone.
„Interressant. Was ist das?“
„Eine Patrone, die alle Elemente des Schusses vereinigt. Handgefertigt von meiner ältesten Tochter. Die legen sein un hier in den Lauf.“ Er schob die Patrone in die Waffe und spannte den Hahn „Jetzt zielen sie mal auf die Rüstung dort hinten.“ Tirion legte die Waffe an und drückte den Abzug. Es knallte kurz und in der Rüstung prangte plötzlich ein beachtliches Loch in der Brustplatte.
„Interessant. Das ist doch schon einmal gut.“ stellte der Hauptmann zufrieden fest und drückte dem Techniker die Waffe wieder in die Hand.
„Das ist ja nicht einmal das beste. Ich zeige es ihnen mal.“ Er schob eine neue Patrone hinein, schoss und innerhalb von fünf Sekunde schoss erneut und dann noch einmal. „Dank der Patrone ist es möglich innerhalb von wenigen Sekunden nach zu laden und erneut zu feuern.“
„Ah, ein Geniestreich.“ bewunderte Tirion ihn. „Es ist so gut, dass sie zu mir nach Aron gekommen sind. In Cao-Wei wäre ihr Talent vollständig verschwendet gewesen.“
„Danke,aber in Cao-Wei wäre ich nun vorallem schon lange verstorben.“ meinte der Techniker und Tirion nickte.
„Ist es dort so schlimm, wie die Berichte künden?“
„Das es dort Krieg gibt? Ja. Das es dort jeden Tag brennt? Ja. Das es dort plündernde Söldnerhorden gibt? Ja. Das die Kaiserin in Sei eine Marionette von täglichen wechselnden Generälen ist? Ja. In meiner Jugend gab es kaum einen Tag, wo ich keine Toten und Aufgehängten Leichen gesehen habe.“
„Klingt grausig....“ fröstelte Tirion. „Wie es auch immer so weit kommen konnte.“
„Die Lenaiden haben vieles dafür getan das alte Reich zu destabilisieren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch die Reste übernehmen. Man mag das sehen wie man will, aber es würde Frieden zurückbringen...mehr oder weniger.“ berichtete er und seine Frau kam mit einem merkwürdigen Technischen Gerät zurück. Sie rollte es vor die Schusswand und blieb daneben stehen.
„Hier, Hautpmann, ist die Lösung auf das erste Problem,. Ich glaube ich demonstriere es einfach mal.“ Seine Frau kniete sich nieder und und steckte eine lange Aneinanderkettung von Patronen in die Waffe, während der Techniker das Rad auf der anderen Seite ergriff.
„Bereit?“ erkundigte er sich und Tirion nickte. Dann begann die Hölle auf Erden. Auf den zahllosen Läufen donnerten die Schüsse und innerhalb von wenigen Sekunden war die Testwand mit zahlreichen Einschußlöchern durchsiebt und nach einer Minute durchgehendes Feuer war kaum eine Stelle ohne Einschlagsstelle mehr zu sehen. Erst dann hörte der Techniker auf und erhob sich – verußt, aber grinsend.
„Und was halten sie davon?“
„Äußerst Beeindruckend.“ lobte ihn Tirion grinsend. „Wann muss sie abkühlen?“
„Nie. Sie kann endlos durchgehend Feuern in diesem Tempo.“
„Oh....fantastisch. Ich bin höchst beeindruckt.“
„Das Problem ist der Munitionsverbrauch, in einer Minuten brauchen wir 120 Patronen, In längeren Gefechten stapelt sich das dann auch noch. Es sind zwar die gleichen, wie bei den Gewehren, doch dennoch, so viele können meine Frau und Tochter nicht herstellen.“
„Keine Sorge, nachdem was ich hier gesehen habe werde ich ihnen jeglich Hilfe zu kommen lassen. Sie dürfen sich bald über 3000 Helfende Hände freuen. Diese Waffen sind der Schlüssel zu unserem Sieg und überleben.“

Amir sah entspannt den Seemännern dabei zu, wie sie ihre Ladungen an Bord der Flotte brachten. Ein ganzer Wald aus Masten schwankte in dem Hafen von Glaza und überall flatterte das Aronische Banner. Neben ihm stand eine junge Frau mit langen Schwarzen Haaren, die streng zurückgebunden waren.
„Ah, du wirst für wenige Wochen die Verantwortung tragen.“ meinte er und sie nickte.
„Ich werde euch nicht enttäuschen, Lord Amir.“
„Nein, nein. Das wirst du nicht. Du wirst so hart arbeiten wie immer, nicht wahr?“
„Richtig.“
„Pass auf das dich deine Untergebenden nicht lynchen. Eine gute Führung arbeitet nicht immer härter,sie weiß auch wann es sich zu entspannen gilt.“
„Ja....“ bejahte sich unüberzeugend.
„Ja, du glaubst mir nicht. Aber du weiß das jeder dich hasst.“
„Macht mir nichts aus.“ behauptete sie unverblümt und er lächelte in die warme Sonne.
„Jeder meint, dass du einfach nur arbeitest und das immer härter. Und jeder das auch tun muss, sonst lässt du ihn fallen.“
„Millionen von Menschen hängen von meiner Arbeit ab, da kann ich nicht abschlaffen. Und wenn sie zu faul sind vernünftig zu arbeiten, dann brauche ich sie gar nicht.“
„Genau diese Einstellung wird dir einen frühen Tod bescheren, Crecentia.“
„So bin ich eben.“
„Ja....versprich mir was: Überlebe. Und fange ja keinen Krieg an.“
„Ich werde es versuchen.“ versprach sie und schrieb etwas auf ihren Papierblock. Sie reichte in ihm. „Hier, müssen sie noch unterschreiben.“
„Ach...“ seufzte er und nahm das Formular entgegen. Kurz überflog er es, dann kritzelt er seine Unterschrift einfach unten drunter.
„Du bist eine gute Papierarbeiterin, das muss man dir lassen.“ lobte er sie, woraufhin sie leicht lächelte.
„Jeder tut seine Pflicht für das Aronische Vaterland.“
„Und das höre ich von jemanden, der in Osternis seinen Sitz hat.“
„Sie wissen genauso gut wie ich, das mein Vater von der letzten Ava-Crecentia zum Erben ausgewählt wurde und ich nun daher diesen Namen trage. An meiner Abstammung kann aber kein Zweifel bestehen.“
„Definitiv nicht. Warst du schon einmal in Ava und Crecentia überhaupt?“
„Ja, ich habe dort meine Kindheit verbracht. Seitdem dem Achten Jahr meines Lebens war ich dann hier in der Kolonialen Administrativbehörde.“
„Du solltest mal dorthin. Es ist so unglaublich schön...die Sonne lacht über die Ländern, der Wein und die Pfirsiche stehen in vollster Blüte, die Fische springen lustig in den Bächen, die Olivenbäume stehen idyllisch an lustigen Bächen und in den Feldern und Wäldern singen die Vögel. Wenn es ein Paradies gibt, dann dort. Und die Menschen sind auch noch Freundlich.“ schwärmte Amir und fing an leicht träumerisch in die Ferne zu schauen. Ob er Osternis jemals wiedersehen würde?
„Wir haben unseren Dienst zu tun und nicht zu genießen. Das System funktioniert nur vom absoluten Einsatz jedes einzelnen.“ entgegnete Crecentia. „Wenn einer Abschlafft gerät es außer Tritt und ich werde nicht derjenige sein.“
„Du liebst Papiere, oder?“
„Sie müssen gemacht werden. Es tut ja sonst niemand. Jeder meines Stabes hat sich versetzen lassen.“
„Fordere doch neue Leute an.“
„Nur damit sie mich ebenfalls verlassen? Nein. Da arbeite ich lieber alleine. Ich kann ohnehin nur auf mich vertrauen.“
„Ach...“ seufzte er und wandte seinen Blick wieder auf die Flotte zu. Die Ersten Schiffe wurden schon mit Truppen beladen. Kolonne um Kolonne marschierten die Blau und Gelbhemden an Bord. Sein Vater hatte darauf bestanden seine gesamten Haustruppen zurück nach Aron zu bringen, zusätzlich zu den Galizianischen Hilfstruppen, von denen er auch ein gutes Stück mitnahm. Er meinte das sie in der Heimat Krieg führen müssten und da wären Soldaten keine Schwäche. Amir wollte nicht wirklich kämpfen.Am liebsten hätte er den ganzen Tag in einer Liege gelegen an der Küste und den Jungfern bei der Arbeit zugesehen. Aber er war ja mit einem Vater geschlagen, der immer kämpfen musste..
„Lord Amir? Die Schiffe legen bald ab.“ riss Crescentia ihn aus seinen Gedanken und er stand auf.
„Gut, dann heißt es wohl endgültig Abschied nehmen. Komm her!“ Er breite die Arme aus. Sie rollte mit den Augen, bevor sie einen Schritt nach vorne machte und sich von ihm umarmen ließ.
„Mach es gut und höre auf meine Worte. Und pass auf den Kaiser auf, den sollte man besten gleich aufknüpfen.“
„Mache ich.“ versprach sie ihm und nahm sofort wieder Ordnungsgemäße Haltung an.
„Presidentaler-Kommandant Crescentia wünscht ihnen eine Gute Reise, Lord Amir. Heil der Königin!“
„Ja.“ er nickte und salutierte. „Heil der Königin.“ Dann drehte er sich um und ging auf die Schiffe zu. Hinter ihm wurde Crescentia immer kleiner, doch er wusste, dass sie sich ohnehin schon wieder in ihre Arbeit vertieft hatte.

Die Soldaten standen ordentlich in Formation, Batallion um Batallion und Naruz marschierte sie zufrieden ab. Manchmal blieb er stehen und wies einen Soldaten zurecht, dessen Aussehen ihm nicht gefiel. Der Lordprotektor trottete hinter dem Genera her, der wie ein Wasserfall von allem Möglichen redete.
„Ah, das erinnert mich an die große Heerschau in Galizien, dort standen sie auch so schön. Hättet sie sehen sollen. Die Prächtigen Uniformen...die Garde Arcorins mit ihren Silberfäden..das waren Soldaten, sage ich dir. Ah, dagegen ist das hier doch Dreck. Soldat, ihr Aussehen gefällt mir nicht! Was soll das das sein? Lumpen! Bringen sie gefälligst ihre Uniform in Ordnung! Ähm...wo war ich?“ palaverte er munter und schien wirklich kein Ende zu kommen. „Achja, Kolonien. Wissen sie, dieser Kampf in Aron wird interessant werden...ich meine, die Taktischen Möglichkeiten sind so viel beschränkter. 6.000 Mann! Das ist eher ein Scharmützel! Und dann auch noch im Winter! Und in der Defensive. Starca sagte immer, dass der General mit der Kleineren Streitmacht angreifen muss und ergänzte später das man ohnehin immer mit vollem Elan angreifen muss. Krieg ist keine Halbe Sache, sondern eine die mit völliger Selbstauopferung geführt werden muss. Sie da! Putzen sie gefälligst ihre Schuhe!“ Aranicon seufzte. Wenn das so weitergehen würde wäre er am Mittag schon längst eingeschlafen. Sie erreichten das Ende der Formation und Cambeli rieb sich die Hände.
„So mein Lieber. Jetzt wird’s lustig. Lordprotektor, sie übernehmen das Kommando über die Königlicheleibgarde.“ befahl der General.
„Kurami, du die Recht Flanke, Sora Linke, Asuna und Ahuri kommen mit mir.“
„Verstanden.“ bestätigten die vier und verteilten sich. Aranicon ging zu der Königlichen Leibwache, die glücklicherweise im Schatten der Mauer stand und nicht halb so einsatzbereit wirkte wie der Rest der Armee.
„Was gibt es?“ erkundigte sich Dermon, der zum zweiten Kommandanten befördert worden war.
„Ich leite diese Einheit im Manöver.“ gähnte Aranicon und lehnte sich an die Wand, während vor ihm die Einheiten begannen sich zu bewegen. Wenn er Glück hatte, würde er sich gar nicht bewegen müssen.
„Lordprotektor!“ schrie plötzlich ein reitender Bote von nebenan. „Ich habe neue Befehle des Generals!“
„Ja?“ Vorbei war es mit der Ruhe...er ahnte es, es würde was schlimmes sein, Naruz hatte ihn schon die ganze Zeit so schelmisch angelächelt.
„Ihr sollt an dem Hang entlang eine Kesselbewegung hin zur Brücke durchführen.“
„Was? Durch den Wald? Ist der noch zu retten?“
„Wie soll ich das verstehen?“ wunderte sich der Bote, doch Aranicon winkte ab.
„In Ordnung.“ bestätigte er und wandtesich an Dermon. „Los, du hast es ja gehört.“
„Ja, Kommandant. Einheit! In Marschformation, wir rücken aus. Alle Mann mir nach.“ Aranicon stellte sich neben Dermon und gemeinsam marschierten sie auf den Wald zu, während die anderen Batallione sich auch dem grandiosen Meisterplan widmeten.

Eine Stunde später hatten sie sich im Wald vollkommen verlaufen. Ihm war kalt, er hatte Hunger und es schien keinen Ausweg zu geben. Sie hätten doch schon lange am Fluss sein müssen....Und den größtenteil seiner Einheit hatte er ausgeschickt, um den Fluss zu suchen, nur noch einige Wenige lungerten in seiner Nähe herum.
„Was für ein Manöver ist das eigentlich?“ fragte Dermon.
„Hm?“
„Naja, gibt es Feinde.“ präzisierte er seine Frage und Aranicon bekam plötzlich ein richtig schlechtes Gefühl.
„Ich weiß es nicht...ruf aber lieber die Truppen zurück.Wir sollten uns Sammeln und zurückgehen...hat ja keinen Sinn, wenn wir uns über die ganze Flache verteilen.“
„Verstanden!“ bestätigte Dermon und rannte zu dem Trompeter, der einige Meter entfernt stand. Aranicon lehnte sich frustriert gegen einen Baum und ein wenig Schnee rieselte in seinen Nacken. Wütend griff er mit seiner Hand nach hinten, um ihn wieder heraus zu putzen, erstarrte jedoch, als er plötzlich einen Degen seitlich vor seinem Hals sah. Langsam wandte er seinen Blick zur Seite und sah einen älteren, weißhaarigen Mann, der ihn eiskalt angrinste. Seine Augen machten ihm verdammte Angst....Er trug keine Uniform, sondern etwas, was als Mischung aus Lumpen und guten Sachen durchgehen würde, was warm hielt und dennoch die Beweglichkeit aufrecht erhielt.
„Wer seid ihr?“ erkundigte er sich, doch der Mann antwortete nicht gleich, sondern bewegte seinen Mund an sei Ohr.
„Was kümmert euch der Tod?“ flüsterte er und lachte grausam. „Er kommt und holt euch, egal wie ihr ihn nennt.“ Die Klinge rückte näher und er spürte ihre Kälte. Sie schnitt leicht in seine Haut. Sollte er schreien? Dann wäre er sofort Tot, aber wenigstens die anderen könnten ihn noch rächen...und wenn er schwieg, dann würde er einfach so getötet werden und er konnte sein schändliches Werk fortsetzen.
„Tsssch...wir wollen doch nicht etwas schreien?“ erriet der Mann seine Absicht und legte ihm eine Hand auf den Mund. „Das würde doch nur die Vögel erstrecken.“
„Was?“ stieß Aranicon verständnislos hervor. Was war heute nur los, überall komische Leute aus denen man nicht schlau wurde.
„Die Vögel. Die Tapferen, die nicht in den Süden geflogen sind. Wir wollen sie doch nicht wecken. Aber wo bleiben den meine Manieren!“ Die Klingt entfernte sich und verschwand in einer Scheide. Der Mann verbeugte sich leicht vor ihm und stellte sich vor: „Akastor Revinen von den Hohen Tälern. Ihr Seid Lordprotektor Aranicon?“
„Ja.“
„Ein Glück, dass kein Attentäter jemals die Königin töten wollte. Ansonsten hättet ihr keine Arbeit mehr.“
„Was wollt ihr her?“ fragte der Protektor genervt.
„Höflichkeit habt ihr auch nicht gelernt. Nein, ich komme um euch zu helfen.“
„Alleine?“
„Natürlich nicht. Ich habe 1.500 Soldaten mitgenommen aus den Tälern, gute Langbogenschützen, sie lagern ein kleines Stück westwärts von hier. Was durchstreift ihr hier eigentlich vollkommen ungeordnet die Wälder?“
„Wir suchen einen Fluss.“
„Einen Fluss? Hier gibt es aber keinen.“
„Mir wurde gesagt hier sei einer.“
„Nein, dann hat der, der dies sagte keine Ahnung. Der nächste Fluss liegt 100 Meilen Südlich von hier.“
„Oh....verdammt seist du Cambeli...“
„Cambeli?“ Akastors Augen leuchteten auf. „Leitet er diese Aktion hier?“
„Ja.“
„Och Gott, ich kann verstehen wieso er euch auf eine Suche nach einem Fluss geschickt habt, den es nicht gibt. Aber ich will euch helfen. Sammelt eure Soldaten und geht den gleichen Weg wieder zurück. Das ist das richtige Vorgehen in einer solchen Situation. Euer Befehl hat sich erledigt, da falsch, kein Feind in der Nähe, also Rückfall auf die Ursprungsposition.“ empfahl er ihm.
„Ich war dabei.“
„Gut. Sei es mir gestattet meine Armee der euren hinzuzufügen? Ich würde zu gern sein Gesicht sehen, wenn euer Grüppchen deutlich stärker wiederkommt.“
„Ich werde nicht warten.“ warnte Aranicon. „Also beeilt euch lieber, bevor ich meine Leute wieder zusammen habe.“

Die Felder und Wiesen vor der Burg waren in ein endloses Weiß getaucht, genauso wie der Rest der Landschaft. Nur die beiden Flüsse strömten so blau wie eh und je her. Irina stand am Fenster und seufzte...es war so schrecklich langweilig hier.
„Was machst du da?“ fragte ihr Vater sie scharf.
„Ich träume.“
„Und wovon?“ verlangte er zu wissen.
„Von einem besseren Leben.“ gab sie unpräzise zurück und sie brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen das er sich über sie ärgerte.
„Irina, wieso bereitest du mir immer nur Kummer? Du bist eine schlechte Tochter...“ fluchte er. „Hätte ich doch nur einen dritten Sohn oder wenigstens jemanden der auf mich hören würde.“
„Lass mich einfach in Ruhe, dann lasse ich dich auch in Ruhe, Vater.“ beschied sie ihm und funkelte ihn eisern an.
„Jaja, aber du gewinnst hier nicht. Ich weiß was dir fehlt...“
„Ach, und das wäre?“
„Ein Mann, der dir Recht und Ordnung lehrt! Einem, dem du nicht wagst zu widersprechen. Einer, der dir für Ungehorsam Arme und Beine abschneidet!“ wetterte er und in seinen Augen glühte der Hass.
„Und wo kriegst du einen Barbaren deines Kaliber hers?“ spottete sie ungeachtet der Gefahr.
„Nun gut.“ wiegte er ab. „Ich musste Abstriche machen, aber ich habe etwas für dich gefunden. Er dürfte jeden Moment kommen.“ Er grinste dämonisch mit seinem Faltenreichen Gesicht und dieses Totenschädellächeln machte ihr Angst. Und ihr Hass glühte. Wenn sie jetzt einen Hammer, einen Schläger, ein Messer gehabt hätte, sie hätte ihn erschlagen und ihm sein scheußliches Grinsen ausgetrieben. Und das Leben hinzu.
„Lord Elesna, seine Majestät König Benjamin Theoden III von Armen.“ erschall die Stimme der Torwache und der König betrat den Saal. Er sah aus wie die Fleischgewordene Karikatur: Lange, Blonde Haare, die leicht verfilzt waren, einen ungeflegten Bart, zerschundende Kleider, ein Schwert an der Seite und Lücken im Gebiss. Wie ein Tier. Er ging strammen Schrittes auf Lord Elesna zu, verbeugte sich.
„Mein Lord. Ich bin gekommen wie ihr es gewünscht habe und bringe die Ergebnisse meiner Heerschau mit mir.“
„Ah, erhebt euch Benjamin. In meinen Hallen sollt ihr euch wie meinesgleichen fühlen. Wie sagte man nicht, ein König unter Menschen ist ein Fürst unter Aroni.“
Der König stand auf und grinste. Er nickte Irina zu.
„Wie viele habt ihr versammeln können?“
„50.000 Reiter. Zusätzlich habe ich Wachposten am Alten Wald aufstellen lassen, Arabas verhält sich in letzter Zeit unruhig.“
„Arabas?“ wunderte sich Elesna. „Sie sind unsere Treuen Verbündeten.“
„Die von Aron.“ verbesserte ihn Benjamin. „Nicht die von Lord Elesna. Das macht sie gefährlich.“
„Ja, genau...“ Elesna nickte. „Sie könnten ihr aus einem Falschen Gefühl heraus helfen. Aber Aufstand der Samueden sollte sie beschäftigt halten. Dafür haben wir ja gesorgt.“
Benjamin lachte leicht dreckig.
„Der König ist schon mit einem Teil seiner Armee dorthin gezogen. Aber Prinz Talab residiert noch in der Hauptstadt mit einem guten Aufgebot.“
„Wie viele? Meine Spione berichten nichts dergleichen.“ wunderte scih Elesna.
„Wundert mich nicht, sie dürften alle gekauft sein .Meine Kundschafter berichten mir von ungefähr einer Viertelmillion Mann, die im Herzland vor sich hin lagern. Gut ausgerüstet, mit den neuesten Waffen. Der Prinz plant etwas...aber ich weiß nicht was. Außerdem lagern sie dort schon länger.“
„Moment, der König ist nicht mit dieser Armee in den Norden gezogen?“
„Nein, er hat die Provinzaufgebote vor Ort aufgehoben und jagt nun die Aufständischen. Ich fürchte ihr habt Arabas Fleisch Aufgebot unterschätzt. Sie werden euch unter Menschen begraben.“
„Aber nicht doch. Eure Reiter sind diesen ungehobelten Freizeitsoldaten doch weitaus überlegen. In der Steppe werden sie schon verdursten. Falls sie überhaupt kommen. Ach, ihr erinnert euch doch noch an mein Angebot?“ wechselte Elesna das Thema und schielte zu Irina herüber. Benjamin folgte seinem Blick und starrte sie an.
„Genau...“ Er vermaß sie genaustens und sein schmieriger Blick tastete jeden Deut ihres Körpers ab. „Ich bin überwältigt von der Ehre meines Lehnsherren. Natürlich nehme ich euer Angebot mit Freuden an.“
„Wunderbar!“ Elesna klatschte in die Hände. „Dann haben wir ja bald eine Hochzeit! Lasst sie noch diese Woche feiern!“
Benjamin grunzte zustimmend.
„Und wir sollten alle Fürsten der Gegend einladen! Und die Starks! Und Arteila!“ jubelierte Elesna weiter.
„Und sie abstechen.“ vollendete Benjamin den Satz und beide lachten, der eine voll mit Bass, der andere eher wie eine Ziege. Nur Irina stand mit düsterer Mine da.
Zuletzt geändert von Georgios am 3. Juni 2015 00:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 3. Juni 2015 00:02

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Die Zweite Schlacht am Grünen Fluss


"Lord Revinen, es ist mir eine Freude euch hier zu sehen, doch wieso seid ihr ohne große Auffordern hierher gekommen?“ wunderte sich Arteila, die auf ihrem Thron saß und eine Ersatzkrone aufhatte. Die Alte war in Aram zurückgeblieben. Aranicon stand neben ihr, schlecht gelaunt, während Cambeli schelmisch grinste. Der Lord verbeugte sich, bevor er antwortete:
„Meine Königin, es ist doch unsere Pflicht unseren Eid zu vollstrecken. Auch wenn viele eurer Untertanen sich daran nicht mehr halten, so ist die Treue der Täler ungebrochen. Außerdem würde die Anarchie regieren,wenn der rchtmäßige König einfach so gestürzt werde könnte.“
„Wieso denken nicht mehr so wie ihr?“
„Sie denken mehr an ihr wohl, als das des Reiches. Doch wir wissen, was wir schuldig sind und was wir vom Reich dafür als Gegenleistung bekommen und es scheint uns alles gut.“
„Und wir wollen nicht länger über Warum und Wieso reden!“ mischte sich Naruz gut gelaunt ein.
„Sondern uns über die zusätzlichen Waffen freuen! Zusammen mit den Arcorinischen Streitkräften werden wir doch eine schlagkräfitge Armee versammeln und den Feind in einer Vorwärtsbewegung überraschen können. Auch wenn mir etwas anderes lieber gewesen wäre als Langbogenschützen...“
„Meine Männer verfehlen ihre Ziele nur Selten.“ entgegnete Akastor leicht säuerlich, aber Naruz ignorierte ihn.
„Doch mehr Waffen sind immer besser als keine. Ich habe übrigens eben noch mit einem Boten des Prinzens gesprochen, er wird heute Abend hier eintreffen, seine Streitkräfte werden auf dem Halben Marschweg zu uns stoßen. Morgen früh werden wir dem Feind entgegenziehen.“
„Haben wir neue Späherberichte von ihnen?“ erkundigte sich Aranicon und Naruz schüttelte den Kopf.
„Leider nicht. Aber es scheint so, als ob sie ziemlich durch die Landschaft schleichen.“
„Der Schnee verlangsamt sie. Weiter im Westen hat es noch mehr geschneit und gestürmt.“stimmte Revinien zu. „Dies ist ohnehin komisches Wetter, in meiner Heimat, den Hängen der Eisberge, blühen noch die Rosen und hier im Flachland liegt überall Schnee..aber das ist ein Vorteil für uns. Meine Männer sind es gewohnt im Schnee zu sein, sie sind Experten in diesem Gelände.“
„Perfekt!“ klatsche Arteila leicht begeistert in die Hände. „ So wird die Armee morgen ausmarschieren, nicht wahr?“
„Genau. Ah...“ Naruz verstummte und blickte auf den Lordprotektor. „Da wäre noch etwas, eure Majestät.“
„Hm?“ Arteila wurde sofort argwöhnisch und ihre Augen zuckten Misstrauisch hin und her. Aranicon lächelte Naruz zurück an.
„Der Lordprotektor will es aus irgendeinem Grund nicht sagen, aber dann mache ich es halt. Er hat Sorgen um ihre Sicherheit und besteht darauf, dass ihr hier in Eveda in Sicherheit bleibt.“ Aranicon stocke....Naruz war derjenige gewesen, der dieses Thema aufgebracht hatte! Ah, wieso konnte man den Ausländer nicht einfach feuern...
„Achso.“ antwortete Arteila abwesend und der Lordprotektor runzelte die Stirn. Das war eine nicht erwartete Reaktion...aber er konnte förmlich sehen, wie Arteila nach dem Wort Lordprotektor abgeschaltet hatte und nun langsam die Worte zurück aufarbeitete.
„Moment....was?“ kapierte sie endlich. „Ich soll hier bleiben? Für was hälst du dich eigentlich?“ wandte sie sich eisig an Aranicon. „Für jemanden, der mir sagen kann, was ich tun und lassen kann?“
„Also das ist jetzt alles ein großes Missverständnis...“ begann er, doch sie schnitt ihm brüllend das Wort ab.
„Das interessiert mich ganz und gar nicht. Du bist einfach vollkommen nutzlos und meinst noch über mich bestimmen zu können! Dir geht es ganz und gar nicht gut. Los, verschwinde! Und lass dich bloß nie mehr sehen! Ich suche mir jetzt gefälligst einen Protektor, der was kann außer nur Sinnlos in der Gegend herum zustehen und Unsinn zu machen! Ich sagte doch du sollst verschwinden!“ Es dauerte eine Zeit, bis Aranicon verstand was sie gerade gesagt hatte.
„Wie bitte?“ fragte er ratlos und Arteila antwortete kühl, geradezu emontionslos.
„Ich sagte, dass du verschwinden sollst. Ach, und das du deinen Titel hierlassen kannst. Verstehst du das nicht?“
„Ja, aber...“
„Verschwinde habe ich gesagt! General Cambeli, ent...“
„Schon gut, schon gut.“ Arancion hob beschwichtigend die Hände. „Ich gehe ja schon.“ Und ging ohne sich umzudrehen durch die Tür, die er hinter sich zu schmiss.

„Eure Majestät...“ setzte Akastor an, verstummte jedoch, als er ihren eisigen Blick bemerkte.
„Was? Wollt ihr mich auch kritisieren? General Cambeli...“
„Aber nicht doch.“ unterbracht Akastor sie und verbeugte sich. „Ich wollte mich nur Erkundigen, wer nun die Stelle des Ehemaligen Lordprotektors einnimmt?“
„Keine Ahnung.“ erwiderte sie trotzig.
„Vorerst kann er ja weiterhin die Königliche Leibwache im Kampfe anführen.“ schlug Naruz vor und kam ein wenig aus seiner Deckung. „Danach ist noch genügend Zeit. Am Tag vor der Schlacht tut es nicht gut die Anführer auszuwechseln, seien es auch noch so schlechte.“
„Gut.“ stimmte Arteila zu. „Danach kann man ihn immer noch bestrafen.“ Sie setzte sich in ihrem Thron auf. „Wie geht der Plan nun weiter?“
„Wie schon gesagt, ihre Majestät wird hier in Eveda bleiben, um die Gefahren eines Todes zu umgehen. Es wäre zu tragisch wenn ihr nur nun ohne Erben sterben würdet und Aranicon König werden würde...ich muss ehrlich gestehen, da würde ich auch überlaufen.“ meinte Akastor und Naruz nickte zustimmend.
„Lieber einen Unrechtmäßigen Guten, als einen...unrechtmäßigen Schlechten. Aber dazu wird es ja nicht kommen. Der Feind wird bald zerschlagen sein.“

Aranicon stürmte wütend durch die Gänge und schubste einen Diener, der nicht schnell genug zur Seite treten konnte samt Tablett mit voller Kraft die Treppe herunter. Schreien fiel er, doch da war er schon weitergestürmt und schlug die Tür seines Zimmers auf, wo er als erstes die Weinflasche griff und den Kopf abschlug. Hastig trank er einige Schlucke und der Rote Wein lief über sein weißes Hemd. Was für ein Mistbist war sie eigentlich? Nach all seinen Treuen Diensten das? Er schlug kräftig mit seiner Faust gegen sein Bett. Das Bett knarrte kurz und seine Hand tat weh, die Welt wurde aber nicht besser. Er trank einen weiteren Schluck und hieb noch einmal drauf.
„Verdammt, Verdammt, Verdammt.“ schrie er und schlug wie bessesens weiter auf das Bett ein, bis seine vor Blut triefte. Er warf die Weinflasche gegen den Jahrhundertalten Wandteppich und setzte sich weinend auf sein Bett...wieso war sie nur so undankbar? So vieles hatte er getan, so vieles...und trotzdem kam von ihr nur schlechte Sachen. Sie wusste doch was der Posten für ihn bedeutete...es war sein einziger Lebenszweck. Ansonsten war er doch nur ein Bastard, der von der Gnade seiner Umgebung abhing. Er konnte ja auch nichts! Er konnte nicht kämpfen, nicht tanzen, nicht konstruieren, nicht segeln, nicht kommandieren und nicht motivieren. Er konnte von allem ein wenig. Er Wischte sich die Tränen aus den Augen und griff sich eine weitere Flasche. Es war Weißwein.Er entkorkte sich Ordnungsgerecht und trank einen Schluck der Kühlen Flüssigkeit. Das beruhigte ihn langsam...Er sah mit leeren Augen auf den Boden, wo einige Blutsprenkler interessante Muster gebildetet hatten...war es womöglich seine Schuld? Aber was hätte er tun sollen? Schreiend in den Tod rennen? Was sollte er nun nur tun? Ein weiterer Schluck aus der Flasche brachte auch keine Lösung. Burgherr von Eveda und auch das nicht für lange. Schon bald würde sein Kopf vor der Mauer auf einem Pfahl stecken, daneben Ithilias und Arteilas...wobei sie wahrhscheinlich noch überleben würde, um zu heiraten. Naruz würde sich bestimmt herauswinden. Diese Söldner stellte man eher in die eigenen Dienste, anstatt sie zu töten...und natürlich die ganzen Soldaten, die sinnlos sterben würden, aber die interessierten ihn weniger. Ein letztes Mal schluchzte er und wischte sich die Tränen aus den Augen, als er plötzlich einen Schatten in der Tür sah. Schreckhaft fuhr er zusammen und wollte sich am liebsten in Luft auflösen, als er sah das es Ithilia war. Die sah sich kurz mit einem Blick im Zimmer um, runzelte leicht die Stirn, eilte dann aber zu Aranicon und setzte sich neben ihn. Sanft legte sie ihm ihrem Arm um den Körper und er fiel ihr wieder schluchzend auf den Schoß, während sie mit ihrer feingliedrigen Hand durch seine Haare fuhr. So blieben sie einige Minuten und niemand sagte etwas...er hätte nie geglaubt, dass die Nähe seiner Verlobten ihn jemals so beruhigen würde...aber es tat es. Vielleicht weil sie das einzige war was er eigentlich noch hatte? Und es war schön warm, von ihr ging ein schöner Lavendelduft aus...Schließlich richtete er sich wieder auf und sah in ihre Mitfühlenden Augen. Ihre Hände umfassten seine Blutende Rechte.
„Sie irrt.“ meinte sie nur kurz, aber ihre Stimme hatte eine solche Überzeugungskraft, dass er ihr geneigt war zu glauben. „Es ist schwer, sehr schwer sogar, aber in dir ruht der Kern eines der besten Menschen unserer Zeit. Ich weiß das und du musst mir glauben.“
„Ja...“ meinte er schwach und sie schüttelte kurz den Kopf, dann küsste sie ihn auf die Stirn.
„Glaub mir. Du wirst ein großer Lord zu Eveda sein und an deinem Marmoren Grab werden deine Kinder, Enkel und Urenkel stehen, deine Untertanen, und sie alle werden weinen und sagen, dass du ein guter Mensch warst.“
„Nein....sie werden sagen, dass du einer warst. Nicht eine der besten, sondern die Lady, die Aron immer brauchte.“ widersprach er ihr. „Sie werden sagen, dass es eine Schande war, dass sie so einen nutzlosen Mann hatte.“
„Ach....“ Ithilia seufzte. „Sie sind dann auch am Irren. Glaub mir einfach. Und nun komm, du siehst schrecklich aus.“ Sie stand auf und ging an seinen Kleidungschrank, wo sie ein Hemd heraussuchte, welches sie ihm hinwarf. Er sah ihr Teilnahmungslos zu.
„Los!“ befahl sie und er zog sein mit Wein durchtränktes Hemd aus und nahm das neue. Sie stand schon wieder in der Tür und warf einen letzten Blick auf ihn.
„Komm in einer Viertelstunde in meine Gemächer. Wir müssen die Bestandsbücher durchgehen.“ und schon war sie weg. Aranicon blieb alleine zurück, nur kurz sah er das Gesicht von Asuna, die ihn spöttisch anlächelte. Aber er konnte das ignorieren, besonders mit seiner guten Flasche Wein. Und den ganzen anderen, die er noch in seinem Zimmer stehen hatte...er wusste schon wieso er sie hier hatte.

Der Boden dröhnte unter den Schritten der Tausenden Soldaten und der Schnee staubt als, als gepanzerte Stiefe durch ihn marschierten. Das Getrappel der Pferde zu beiden Seiten der Infanterie hallte durch die Morgendämmerung und das Quietschen der Kanonen kündigte von dem Vormarsch der Armee.
„Bald werden wir Eveda sehen.“ meinte zu seinen beiden Kommandanten gewandt.
„Wunderbar. Ich würde Heute Abend gerne in einem warmen Bett schlafen.“ freute sich Arlond, woraufhin auch sein Bruder lächelte.
„Ich würde heute Abend am liebsten eine Krone haben.“
„Nur die Ruhe, Lord Aenisin...“ beruhigte Davos sie. Er mochte es nicht mit hohen Erwartungen einen Kampf zu beginnen. Man war am Ende nur enttäuscht.
„Ach, wie immer keine Hoffnungen? Es gibt keine Möglichkeit wie es schiefgehen könnte.“
„Der Gott der Schlachten ist Wankelmütig.“ bemerkte er und Arlond lachte.
„Mit euch in seiner Nähe wird man wohl nie hochmütig sein. Ich sollte euch immer dabei haben.“
„In der Tat. Werdet ihr jemals negativ enttäuscht?“ erkundigte sich Aenisin und Davos schüttelte den Kopf.
„Das Leben ist schlecht und hat mich noch nie enttäuscht. Ich habe gehört, dass gestern ein Bote einen Nordaufstand berichtet hat. Werdet ihr deswegen etwas tun?“
„Hm, nein. Die Nords sind mir herzlich egal. Und sie werden Agherda nerven, nicht mich. Eigentlich spielen sie mir Wunderbar in die Hände. Sie bekämpfen meine Feinde und nicht mich. Ein Hoch auf die Nords!“
„Hoch!“ stimmte Arlond Aenisin zu, doch Davos schüttelte den Kopf.
„Was für ein glorreicher König, unter dem das Reich Aufständig ist und seine Landsleute sterben lässt. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber die Nords sind keine edlen Wilden...auch wenn manche Dichter sie so darstellen. Ich war bei der Niederschlagung ihrer letzten Revolte in den Kolonien dabei. Sie hatten jedes Gehöft der Umgebung angezündet und alle Bewohner neben den Häusern gekreuzigt. Und das waren nur wenige...tut ihr jetzt nichts, werdet ihr wohl König über ein Entvölkertes Nordaron.“
„Ah, schon gut.“ gab Aenisin nach. „Du hast ja wie immer Recht. Ich werde einige Soldaten nach der Schlacht ihnen entgegen senden. Ihre Schwerter sollten unseren Gewehren wenig entgegenzusetzen haben. Weißt du was?“ Er setze ein gewinnbringendes Lächeln auf. „Manchmal denke ich, dass du der beste König wärst.“
„Nein, Danke.“ lehnte Davos ab. „Ich eigne mich nur zum Berater. Aber für die Krone mangelts mir an dem Edlen Blut. Und an der Bestimmung.“
„Ihr seid schon wunderlich.“ Arlond schüttelte den Kopf. „Wo bleibt die verdammte Stadt nur? Es ist verdammt kalt.“
„Heute Abend wären wir erst dort. Aber eher Morgen Früh.“ schätzte Davos die Lage ab. „Die Wege sind deutlich schlechter passierbar und die Kanonen kommen nur schlecht voran. Außerdem ist das doch gar nichts! In den großen Krieg gegen die Polarstämme war es doppelt so kalt und es gab nichts zu essen. Wir mussten Pinguine jagen! Pinguine!“ Davos Augen bekamen einen leicht irren Eindruck, den Aenisin mit einem nervösen Lachen wegzuwischen versuchte.
„Ein Glück, dass wir im warmen Süden sind. Und ein guter Feldherr leidet mit seinen Truppen, nicht wahr?“
„Ja. Es sind schon zu viele gute Männer gefallen, die in Wüsten geheizt wurden für nichts und nichts.“ stimmte Davos zu und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Das ganze hier gefiel ihm immer weniger, je länger es dauerte. Er wäre jetzt viel lieber in Richtung Norden, um die Nords zur Räson zu bringen. Er sollte das Reich schützen, seine Landsleute retten, anstatt sie zu töten. Aber seine Treue hatten ihm ein anderes Schicksal beschert, eines, das er mit Würde tragen musste. Das gehörte dazu ein Aroner zu sein.
„Ich glaub viele Menschen in diesem Land sehnen sich nach Frieden.“ vermutete Aenisin, richtig wie Davos bestätigen konnte. Frieden war nie verkehrt.
„Da habt ihr Zweifellos Recht. Dieses Land hat nach diesem Kampf hier und den Kriegen die wir jetzt gerade führen und vor kurzem Geführt haben Frieden verdient.“
„Wir haben Krieg?“ wunderte sich Arlond. „Ich habe mich nie wirklich mit der Außenpolitik beschäftigt. Ich dachte der gegen Puntas sei zu Ende?“
„Ja, der ist vor einigen Jahren beendet worden. Ich meinte den gegen Kart.“
„Wir haben Krieg mit Kart?“ wunderte sich Davos. Das war ihm neu. „Seit wann das?“
„Nun ja, nicht wirklich, also der Prinz von Arcorin unterstützt Scatan in seiner Eroberung der Gebiete südlich des Abendrotsees...das kann man als Krieg zählen meine ich.“ erklärte Aenisin.
„Oder als Privatausflug eines verwöhnten Prinzens. Als ich das letzte Mal Kenntnis erhielt, braute sich was in den Kolonien zusammen.“
„Oh? Davon weiß ich wiederum nichts. Wisst ihr mehr?“
„Nicht viel. Der Vizekönig schickte nur einen Brief, in dem er schrieb, dass er eine Feindselige Stimmung herrschte und er ein wenig Streit mit Gangor hätte und dort einen Waffengang zu tätigen haben.“
„Wer hat diesen unnützen Idioten dort eigentlich hingeschickt? Der soll verwalten, keine Kriege anzetteln. Wenn ich König bin, dann wird der erst einmal wieder zurückkommen und sich verantworten müssen. Und dann werden vernünftige Männer dort drüben eingesetzt. Wir leben heute im Ersten Jahrtausend, da muss so ein primitives System nicht mehr nötig sein. Der alte König hat das damals richtig gemacht. Keine Kolonien, neuen Lebensraum.“
„Der alte König? Davon hatten wir mehrere.“ Merkte Arlond an. „Nicht jeder hat alle im Kopfe so wie du.“
„Aranicon der Große. Der Ururgroßonkel unserer Königin. Unser Ururgroßonkel! Er führte die Aronischen Armeen in Chatan in dem langen Krieg auf allen Feldern zum Siege, selbst auf jenem, auf dem er starb. Er siedelte seine Soldaten in den Kolonien, in Siscon an und machte dies zu einer Provinz des Reiches. Sein Bruder leider fuhrt damit nicht fort....und sie sind immer noch rebellisch.“
„Das waren andere Zeiten.“ Gab Davos zu Bedenken. „Damals gab es keinen der unsere Macht anzweifeln konnte, die Länder im Osten waren entvölkert von langen Kriegen und der Pest...“
„Und seitdem befindet sich unser Reich im Niedergang. Es vergeht kaum ein Jahrzehnt ohne einen großen Krieg.“ Aenisin machte eine kreisende Handbewegung. „Dies ist das Jahrhundert von Weltgeschichtlicher Bedeutung. Es wird eingehen als das Jahrhundert, wo wir und unser Volk versagten oder wo wir unsere Bestimmung erreichten.“
„Wo bekommst du eigentlich immer diese Sätze her?“ wunderte sich Arlond. „Du klingst wie ein schlechter Prediger, der zu einem Kreuzzug aufruft.“
„Aus Dem Buch zur Aronischen Nation und seiner Weltbestimmung, geschrieben 658.“ ratterte er blitzschnell herunter und fing an schelmisch zu grinsen. „Solltest du auch mal lesen, viele Wichtige Gedanken.“
„Ach...wenn ich mir den Quark anhöre, den du von dir gibst...“
„Schweig!“ fuhr Aenisin ihn lachend dazwischen. „Davos, lest ihr?“
„Ich kann lesen.“ meinte er. „Aber keine Theoretischen Abhandlungen. Ich bin da praktischer. Meine Mutter hat mir genug Phantasiegeschichten für mein Leben erzählt.“
„Wie wahr...gesegnet seien die Mütter des Aronischen Volkes!“
„Gesegnet seien sie.“ stimmte Arlond zu. „Was ist eigentlich mit diesem komischen Künstler?“
„Meister Dar?“
„Ja, genau. Was macht der hier?“
„Der soll ein Bild von mir malen. Hast du noch nicht die Skizze gesehen?“ wunderte sich Aenisin. „Ich mit Krone, die Weltkugel zu meinen Füßen und dann noch in schönen Lettern darunter: König Aenisin II Faedor Elesna.“
„Kommt mir irgendwo her bekannt vor.“ überlegte Davos. „Hat er das nicht für die Königin gemalt mit zwei Änderungen?“
„Gut Möglich.“ Aenisin zuckte mit den Schultern. „Es macht mir auch nicht viel aus wie er es macht, Hauptsache es ist gut.“
„Verzeiht die Frage, eure Lordschaft, doch was habt ihr mir der Königin vor...“
„Mit wem?“ zischte Aenisin und Davos korrigierte sich schnell:
„Arteila, wenn ihr sie gefangen habt.“
„Was denkt ihr?“
„Ich....ich kann nur sagen, was ich tun würde.“
„Sprecht.“
„Ich würde sie irgendwo in einem sicheren Ort gefangen halten.“
„Ich plane es ähnlich.“ Aenisin grinste wieder. „Ich werde sie in das Gefängnis der Ehe holen.“
„Das wird ihr nicht gefallen.“ stellte Arlond fest.
„Sie wird keine Wahl haben. Und sie sollte sich nicht anstelle. In unzivilisierten Ländern würde man sie einfach köpfen.“

„Muss das sein?“ jammerte Aranicon und sah auf die endlosen Papierwellen, die sich vor ihm erstreckten.
„Ja.“ entgegnete Ithilia eisern. „Als Zukünftiger Graf musst du deine Länder kennen und vorallem dich mit den Betriebszahlen der Silberwerke beschäftigen.“
„Das sind Zahlen die mir alle nichts sagen!“ jammerte er weiter und sie stand mit ienem Ruck auf. „Genau das ist das Problem.2 bestimmte sie. „Sie sollten dir was sagen. Und deswegen musst du dich mit ihnen beschäftigen. Wir beide müssen unseren Beitrag zur Regierung dieser Länder erfllen und das geht nicht ohne Fleiß, Diziplin und harte Arbeit.“
Fleiß, Diziplin und harte Arbeit waren Worte die Arnaicon gerne hörte und benutzte, aber nur in Bezug auf die Anforderungen an andere Personen. Er selbst sah sich da Außen vor.
„Aber...kannst du das nicht machen? Ich bin gerne dafür eine Gallionsfigur...“
„Nein.“
„Aber...“
„Nein. Hör auf mich, ich bin genauso dickköpfig wie du, also bringt das nicht. So viel Arbeit ist das doch auch gar nicht, in drei Stunden sind wir hier fertig. Wenn du dich auch nicht so viel Wein getrunken hättest, würde es dir auch besser gehen.“
„Erinnere mich bloß nicht daran.“ grummelte er leicht aggresiv und sie verstummte. Er widmete sich wieder den Schriftrollen und ihren endlosen Zahlentabellen. Hätte man nicht einfach hinschreiben können: Ich habe nichts geklaut oder ich habe geklaut? Entweder wurden solche Blätter eh nicht geprüft oder wenn dann so richtig. Also flog es entweder durch Prüfung auf oder gar nicht...beide Seiten würden sich so viele Mühen ersparen und ihm war es auch vollkommen egal, wie viele Gewinne die Bergwerke erwirtschafteten, sie sollten ihm bloß genügend Geld zahlen, damit er gut leben konnte.
„Arbeite und hör herum zu träumen!“ fuhrt ihn Ithilia genervt an und es überraschte ihn, dass sie ihre Engelsgeduld auch verlieren konnte. Hatte was positives und was negatives, ärgern würde ab sofort mehr Spaß machen, allerdings würde er vielleicht auch nicht mehr alles umgehen können...
„Ich sagte, dass du Arbeiten sollst.“ wiederholte sich Ithilia und stand abermals auf. „Das ist doch kein Problem für dich? Du kannst doch lesen...“
„Ja.“ antwortete er wahrheitsgemäß. Er hatte es bloß nie gemocht...er war doch kein kleiner Verwaltungsbeamter, sondern ein Lord, ein Hochadliger, dessen Bestimmung es war auf Bällen mit hübschen Frauen zu tanzen, Bauern in den Krieg zu schicken und sich den ganzen Tag bedienen zu lassen. Wozu brauchte er da groß zu lesen, außer kurze Liebesprosa um das Volk zu beglücken.
„Ich glaube das macht keinen Sinn.“ resignierte Ithilia schließlich. „Wir machen das einandermal weiter. Aber eines Tages musst du mir dein Geheimnis verraten.“
„Was für ein Geheimnis?“
„Wie man so faul und untätig sein kann. Und dann noch kein Schlechtes Gewissen.“ Bekam er da etwa gerade Kritik von ihr zu hören?
„Also, Ithilia..“ setzte er zu einer Gegenbemerkung an, wurde jedoch darin von einem Schrillen Posaunenklang unterbrochen. „Was zum Teufel?“ beschwerte er sich. „Wer trötet hier so herum? Man sollte ihn hinrichten...“
„Warte.“ Ithilia ging zum Fenster und sperrte es auf. Die Posaune erklang wieder, diesmal begleitet von zwei anderen und sie spielten sowas wie eine Melodie. „Das ist Aracorin! Das sind ihre Töne!“
„Nerviges Tröten mit Nervigem Tröten?“ fragte Aranicon und stellte sich neben seine Verlobte.
„Sie spielen wirklich schlecht.“ stimmte sie ihm zu. „Ah, sieh mal, da sind sie!“ Sie deutete mit ihrer Hand auf einen glänzenden Reiter, der in der Nachmittagssonne in den Hof hineinritt. Und er glänzte wirklich. Sein Harnisch war mit Silber beschlagen, an seinen Schultern prangte Gold. Sein Helm war ebenfalls versilbert und an der Langen Lanzen die er stolz in die Luft hob flatterte der Arcorinische Adler, auch mit Goldfäden eingestickt auf Weißen Grund, ebenfalls durch Silberfäden implementiert. Sein Pferd war ebenfalls prächtig, die Satteldecke glänzte ebenso vor Gold und Silber. Hinter ihm ritten weitere Reiter hinein, einer prächtiger als der Andere. Sie trugen alle Weiße Helmbüsche, bis auf einer, dieser trug Rot.
„Das muss der Graf sein!“ entfuhr es Ithilia. „Nur die Angehörigen der Prinzlichen Familie dürfen Rot tragen.“
„Die haben auch echt zu viel Gold, oder?“ kommentierte Aranicon, die ganze Pracht, die ihm ins Auge strahlte.
„Möglicherweise. Los, komm.“ Ithilia wandte sich von ihm ab. „Wir wollen doch nicht nach der Königin dort unten sein.“
„Uff...die ganze Treppe wieder herunter laufen...“
„Auf, Auf!“ forderte sie ihn munter auf und mit Seufzen entfernte er sich vom Fenster und eilte ihr hinterher. Sie stürmte die Treppe hiununter, hielt unten kurz inne, strich sich über das Haar und öfffnete dann die Tür. Langsam und bedächtig schritt sie voran, er schlich hinter ihr als zweiter hinaus. Auf dem Hof hatten sich mittlerweile eine große Anzahl der glänzenden Reiter in einer schönen Formation aufgestellt und der Graf war von seinem Pferd gestiegen. Seinen Helm trug er unter seinem rechten Arm, während er selbstbewusst lächelnd durch den Schnee auf ihn zu stapfte. Er hob die eine Hand zum Gruß.
„Konichi...“ begann er, räusperte sich dann und setzte neu an. „Guten Tag. Ich vergesse immer wieder das ihr diese Sprache nicht sprecht...“ Er schüttelte den Kopf, als ob es ein Zeichen von Schwäche sei, nicht die Sprache des Südens zu sprechen.
„Ihr könnt auch nicht die Dialekte unserer Heimat, aber wir meinen nicht, dass sie der Gemeinsprache überlegen sein.“ konterte Ithilia lächelnd und verbeugte sich leicht. „Herzlich willkommen Graf Deadlos.“
„Nennt mich nicht so.“ erwiderte er ihren Gruß unhöflich. „Sonst halte ich mich für meinen Vater. Nennt mich Graf Savarion. Und wo ist die Königin? Ich wollte ihr meine Aufwartung machen. Wer ist das da hinter ihnen, Gräfin?“ sprang er wild von Thema zu Thema.
„Das ist...“ begann Ithilia, doch das Tür krachte und Arteila kam, gefolgt von ihrer Gruppe, aus der Großen Halle herausgestürzt und stolperte erst einmal unköniglich an der Treppe. Naruz half ihr auf, doch den Graf schien die ganze Vorstellung nicht sonderlich zu missfallen.
„Meine Königin!“ begrüßte er sie überschwänglich und verbeugte sich tief vor ihr. „Euer ergebenster Diener.“
„Ah, Graf....“ Eine Peinliche Pause entstand. „Savarion! Eine Freude das ihr kommt. Eure Soldaten sehen prächtig aus.“
„Hoffe ich doch, es war nicht billig.“ bemerkte der Prinz stolz und brachte sich in eine Senkrechte Haltung. „Aber ihr seid mir im Vorteil. Ihr kennt mich, aber ich nicht eure Gefährten. Das da.“ Er zeigte Aranicon. „Ist der Lordpro...“
„Nein.“ fuhr ihn Arteila scharf dazwischen.
„Nicht? Dann sieht er ihm verdammt ähnlich.“
„Ich habe ihn heute entlassen.“
„Ah, dann ist das niemand von Wichtigkeit mehr. Wer sind die beiden neben euch?“
„General Naruz Cambeli, nicht zu Euren Diensten.“ stellte sich der General einsilbig vor.
„Und ich bin Graf Akastor aus den Tälern. Ich bin mit Tausend Mannen hier, um der Königin in der Verteidigung ihres Thrones zu helfen.“
„Ah, freut mich. Man kann für wahr nie genügend Unsterstützung haben.“ faselte Savarion eine Gemeinweisheit, die niemand wirklich interessierte.
„Lady Ithilia wird sich um eure Truppen kommen, Graf.“ bestimmte Arteila. „Ihr kommt am besten mit mir und meinen Beratern in den Kriegsrat.“
„Einverstanden.“ nickte er und winkte einem der Reiter zu, der daraufhin absteig und heran kam.
„Lady Ithilia? Sprecht mit ihm alles weitere ab.“ bestimmte er und ging dann lächelnd auf Arteila zu. „Geht vorran, ich kenne den Weg leider nicht.“
Sie nickte und die Gruppe verließ den Innenhof.
„Ah, gut, Herr, wie heißt ihr?“ wandte sich Ithilia ihrer Pflicht zu.
„Nennt mich Ilidan.“ antwortete er leicht blechern unter seinem Helm.
„Gut, ihr habt Tausend Mann dabei, richtig?“
„Genau. Gebt uns einfach einen Platz, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen haben und das Problem ist gelöst.“
„Wirklich? Das wäre gut...äh, Aranicon, fällt dir einer ein?“
„Wie wäre es mit dem Platz vor der Stadt? Dem Manöverfeld? So eines werden wir ohnehin nicht abhalten.“ schlug er vor.
„Stimmt. Also Herr Ilidan, sagt euren Männern, dass sie vor der Stadt ihr Lager aufschlagen können.“
„Danke, Lady. Eure Lordschaft.“ Ilidan nickte ihnen zu und verschwand wieder zu seinen Männern, denen er einige Befehle in seiner Fremden sprache zubrüllte, wodurch sie geordnet den Hof wieder verließen.
„Ich hatte den Grafen anders in Erinnerung.“ murmelte Aranicon, als sie wieder alleine waren.
„Wie? Ich habe ihn noch nie getroffen.“
„Letztes Mal war er...weniger großmäulig. Und Höflicher.“
„So sind die Südländer eben, ein arrogantes Pack.“ urteile Ithilia pauschal und bibberte leicht. „Lass uns rein gehen, es ist teuflisch kalt...“
„Wohin?“
„Zum Rat, ich würde gerne wissen, was sie bereden.“

Es war das Altbekannte Ratszimmer, in denen die drei und Arteila bei Tee saßen und diskutierten. Sie verstummten kurz, als Aranicon und Ithilia herein kam, doch dann flammte sie erneut auf.
„Das ist Schwachsinn!“ beschwerte sich der Graf. „In welchem Jahrhundert lebt ihr mit euren Taktiken?“
„In diesem und Erkenne meine Soldaten. Ich frage mich mit welcher Traummanschaft ihr eure Tollkühnen Umfassungsmanöver abhalten wollt.“ hielt Naruz entgegen. Akastor schwieg und nippte an seinem Tee.
„Denkt ihr wirklich eine Schlacht würde hier ablaufen wie ein Handgemenge zwischen zwei Bauernhaufen? Ihr liefert uns alle ans Messer!“ ereiferte sich Savarion. „Ihr seid...äh, wie sagt man das? Aaahhh...“
„Idiot?“ half Aranicon ihm freundlich aus.
„Genau! Ein Idiot. Im schnellen Bewegungskrieg liegt der Sieg! Wir müssen die Feindliche Versorgung abschneiden und ihnen mit Elan in den Rücken fallen!“
„Euer Vorschlag liefert uns auch alle ans Messer und dazu noch getrennt von einander.“ kommentierte Naruz. „Ihr könnt doch nicht erwarten das so viele Verbände dizipliniert voneinander getrennt operieren können!“
„Meine Männer können das.“
„Nicht jeder hat hier Papis Reiche Elitegarde dabei.“ ätzte Cambeli und der Graf sprang zornesrot auf.
„Das reicht! Ich fordere euch zum Duell bei der Ehre meines Vaters heraus oder ihr nehmt eure Beleidigungen sofort zurück!“
„Ruhe, Ruhe.“ Akasator stand auf und bewegte die Hände beruhigend. „Wir arbeiten doch hier alle für das gleiche Ziel, das sollte uns aneinanderschweifen.“ versuchte er die Lage zu beruhigen.
„Gerne, aber wenn dieser Knilch meint, meine Familei beleidigen zu müssen sehe ich keine Koexisitenz...“
„Ah, nur weil ihr nicht einsehen wollt, dass ihr nur Dank eures diebischen Vaters Macht habt. Alles nur geklaut.“
„Das reicht“ brüllte Savarion erneut und zog seinen Degen aus. Das Dünne Metall schimmerte kalt und Naruz sprang ebenfalls auf und zog sein Eisen. Arteila und Ithilia sahen erschrocken auf. Aranicon überlegte kurz, dann wich er in Richtung Ithilia aus, während die beiden Klingen sich leicht klirrend berührten.
„Das ist doch nicht nötig!“ rief Akastor, doch ignorierten sie ihn. Naruz lächelte überlegen, während der Prinz eine höchstkonzentrierte Mine aufgesetzt hatte.
„Na, kein Mut mehr? Soll ich die Garde rufen?“ provozierte er sein Gegenüber und der setzte zum Angriff an, indem er auf den Tisch sprang und mit der Klinge nach vorne stieß. Naruz wich geschickt aus und warf Arteilas Stuhl um. Schreien fiel sie auf den Boden, während der Graf nachsetzte und die beiden Klingen aufeinander traffen. Akastor war auch aufgestanden und hatte sein langes Messer gezogen, stand aber ziemlich unschlüssig da.
„Mehr hast du nicht drauf? Da kämpft ja meine Tochter besser! Die Jüngste!“ lachte Naruz und trieb den Prinzen wie nebenbei in eine Ecke. Arteila hatte sich wieder aufgerappelt und der ehemalige Lordpotektor sah ihre vollkommene Fassungslosigkeit. Sie schnappte mit ihrem Mund wie ein Karpfen, wollte anscheinend immer etwas sagen, ließ es dann doch blieben, um nicht ihre letzte Scheinauthorität zu verlieren. Der Graf parierte einen etwas schlampigen Angriff von Naruz und entwaffneten ihn beinahe.
„Da verlieren wir unsere Arroganz.“ giftete Savarion und schlug mit großen Hieben um sich, denen neben einigen Blumen auch eine Vase aus Porzellan zum Opfer fiel.
„Die war drei Jahrhunderte alt!“ rief Ithilia entsetzt auf, als sie die Scherben zu Boden fallen sah. „Tut doch was!“ forderte sie Akastor und Aranicon auf, die sich beide Ahnungslos ansahen.
„Aber was?“ fragte Akastor für beide stehend. Ein weiteres Klirren und der Kühle Zug, der einsetzte, verriet das es wohl das Fenster gewesen war. Die Tür wurde aufgerissen und alle Papier erhoben sich vom Tisch in die Luft und flatterten dem hereinkommenden Boten ins Gesicht.
„Eure Lord...Ah.“ er fuchtelte hektisch mit seinen Armen die Blätter aus seinem Gesicht, bevor er weiter sprach. „Lord Elesna Streitmacht wurde einen Tagesmarsch von hier gesichtet!“ Er stutzte als er die beiden Männer sah, die sich gegenüber mit ihren Degen standen. Doch alle waren auf seine Botschaft fokussiert.
„Wie, einen Tagesmarsch entfernt? Wo genau?“
„Bei Voire, mein Lord.“
„Wo ist das?“ wandte sich Naruz an Ithilia.
„Zwanzig Meilen vom Grünen Fluss westlich.“
„Verdammt, Verdammt.“ fluchte Naruz,. „Wir müssen sofort los und sie am Grünen Fluss aufhalten. Graf, sammelt eure Männer, Akastor, Abmarschbereit machen! Lordi, die Königliche Garde soll antreten, kampfbereit! Wir müssen sie dort stellen, bevor sie übersetzen.“ Der Graf steckte seinen Degen ein und nickte zu Bestätigung, bevor er aus dem Zimmer lief. Akastor ließ sich ein wenig mehr Zeit, flüsterte etwas zu Arteila und ging dann ebenfalls. Aranicon wartete noch einen Moment, spürte dann den drängenden Blick von Ithilia in seinem Rücken, seufzte und machte sich auch auf seine Aufgabe zu erfüllen.

Eine Stunde später stand die gesamte Armee auf dem Manöverfeld, wo es sich gerade die Prinzliche gemütlich machen wollte, fein säuberlich in ihre Divisionen und Einheiten aufgeteilt. Arteila stand neben Ithilia auf der Stadtmauer und ließ ihren Blick über die Armee kreisen. Die Banner flatterten Stolz im Wind und bei diesem mächtigen Anblick keimte Hoffnung in ihrem Herzen auf.
„Sie sollten etwas sagen.“ riet ihr Ithilia von der Seite.
„Ah....Soldaten!“ rief Arteila, doch ihre Stimme war bei weitem nicht laut genug, damit alle sie hören konnten. Aber die ersten Reihen taten es, es musste reichen. „Viele von euch mögen sich fragen wieso und wofür wir gegen Freunde, Brüder, Verwandte kämpfen werden, doch die Antwort ist einfach und erlösend. Ihr kämpft vielleicht gegen andere Aroner, doch es sind Verräter unter einem Thronräuber, der das Fundament unserer glorreichen Nation zerstören will. Siegen wir, wird unser Land von neuen Erblühen, verlieren wir wird es langsam immer mehr zerfallen, bis nur noch Ruinen von unserem Ruhm künden werden. Zieht frohen Herzens in die Schlacht, denn die Götter segnen die Rechtschaffenden und das seid ihr! Möge der Sieg euch sicher sein!“ Die Soldaten in der Ersten Reihe jubelten zustimmend und dieser Jubel steckte auch alle anderen Reihen an, bis die ganze Armee lauthalls ihrer Königin zujubelte.
„Das tut gut.“ befand sie glücklich. „Sollte ich öfters machen.“
„Ich halte den Preis dafür, denn Thron verlieren zu können für nicht angemessen.“ beschied Ithilia und winkte den Soldaten zu, die ihren Jubel verdoppelten.
„Wie machst du das?“ fragte Arteila leicht neidisch, doch lächelte Ithilia sie nur geheimnisvoll an.

„Also, alles klar? Die Prinzliche Garde wird von der Flanke herkommen und dem Feind in den Rücken fallen, die Königliche Garde wird die Reserve bilden, Lord Riviniens Truppen werden die Südflanke decken, während ich mit meinen Töchtern das Zentrum halte.“ fasste General Cambeli im Feldherrenzelt den Schlachtplan zusammen. Er war simpel und deshalb gut.
„In Ordnung. Arcorin wird sie nicht enttäuschen. Wir werden vom Norden her die Flanken aufrollen.“ bestätigte de Graf selbstbewusst.
„Hinten stehen kann ich.“ meinte Aranicon. „Da habe ich keine Beschwerden.“
„Verlasst euch darauf, dass meine Untertanen das Gelände halten werden. Es ist wie für uns gemacht.“ bestätigte Lord Rivinien.
„Super, dann Hoffe ich auf Gutes Gelingen. Drüben scheinen sie sich ja schon zum Angriff zu formieren...wenn sie über den Fluss übersetzen wird es so leicht sein wie Karter in einer Schlucht abzuschießen. Wenn wir Glück haben ertrinkten sie eh alle in den Eisigen Fluten, weil das Eis überall bricht.“ hoffte Naruz. „Schade das wir keine Kanone haben...aber egal. Abtreten.“

„Männer! Brüder! Bundesgenossen! Heute schreiben wir mit dem Blut unserer Feinde Geschichte! Heute wird der Tag sein, an dem die Königin entmachtet wurde und der rechtmäßige seinen Platz einnimmt und Aron zurück zur Ordnung führt! Ich weiß eure Herzen freuen sich nicht auf die Schlacht, doch sie muss geschlagen werden! Habt Vertrauen in die Pläne, in eure Kameraden und in eure Offiziere, dann speisen wir Morgen In Eveda!“ Die Soldaten grummelten zustimmend, etwas was zwar nicht schlecht war, Aenisin hatte sich aber mehr Erhofft. „Seis drum.“ meinte er und wandte sich an seien beiden Kommandanten.
„Arlond, du die Kavallerie, Davos ihr übernehmt das Kommando über die Sturminfanterie. Ich sichere die Linie von hier aus.“
„Kannst dich verlassen.“ entgegnete Arlond und sah siegesgewisser zu den Feindlichen Stellungen herüber. „Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass sie so viel sammeln konnte können wir Heute nicht verlieren.“
„Sag das nicht.“ grummelte Davos.
„Aus, kein Pessimus!“ verbat Aenisin die Kritik in ihrer Wurzel. „Was ist das eigentlich für ein Stein?“ wunderte er sich und stieß sich von der großen Stele ab, an der er eben noch gelehnt hatte.
„Die Erinnerung an die Schlacht vom Grünen Fluss.“ antwortete Davos.
„Sagt mir nichts.“ gestanden die beiden Brüder unisono.
„Vor Dreihundert Jahren herrschte Krieg mit Kart und der Imperator war mit seiner Armee hierher gekommen. Die vereinigten Aronischen Truppen unter dem Jungen König Arvasc stellten sich ihnen und...“
„Gewannen?“
„Nein, wurden Vernichtend geschlagen. Nach diesem Tag hatte die Aronische Armee keinerlei Macht mehr und der kartische Imperator hätte das ganze Land ihm untertan gemacht, wenn nicht ein Aufstand im Fernen Süden ausgebrochen wäre. So begnügte er sich mit Tributzahlungen für die nächsten Zwanzig Jahre und Waffenhilfe für Feldzüge im Südland. Der König legte seine Krone ab und das Land wurde für die nächsten Jahre von den Truchseßen regiert, bis Morqundi die Macht ergriff.“
„Hm...irgendwie fühle ich mich deutlich ernüchtert.“ bemerkte Arlond.
„Wo du es sagt...kommt mir bekannt vor. Aber egal. Das ist die Vergangenheit und das wollen wir Verhindern. Zum Angriff!“

Die Posaunen tröteten und die ersten Reihen der Infanterie setzten ihren Marsch auf den Vereisten Fluss zu. Hinter ihnen donnerten die Kanonen und ihren Kugeln schlugen ungezielt in den Gegenüberliegenden Hängen ein. Die Schritte halten im Takt mit den Trommelschlägen auf dem Eis, als Reihe um Reihe sich nach Vorne schob. Auf der Gegenüberliegenden Seite wurden sie schon von den Schützenlinien des Evedaischen Volksturm erwartet, die aber noch nicht das Feuer eröffneten. Sie hatten sich auf dem Gelände verteilt und hielten sich in Deckung, sodass die Feindliche Artillerie kaum Schäden anrichtete. Auf der Nördlichen Flanke begannen die Ersten Gefechte, als die Bogenschützen ihren Reichweitenvorteil ausspielten und Salve um Salve auf die dort anrückenden Verbände schossen, die sie schmerzlich dezimierten, bis die dortigen Offiziere den Angriff schnell abbrachen. Im Zentrum erreichten nun die ersten Feinde das Ufer und wurden sofort unter Feuer von den Verteidigern genommen, nahmen das jedoch gelassen und gaben eine Gegensalve ab, bevor sie weiter nach vorne Marschierten. In dieser Zeit hatte die Prinzliche Garde eine Furt Südwärts genommen und schlich sich nun durch den Wald, um die Kanonen von hinten zu fassen. Die Mitte geriet immer mehr unter Druck, als Welle um Welle ankamen, Salven abfeuerten und dann näher rückten. Der Vormarsch wurde durch das Eis des Flusses in keiner Weise aufgehalten und Naruz sah sich gezwungen seine vorderen Reihen zurück zu nehmen und mit frischen Soldaten zu verstärken. Die Nördliche Flanke derweil wurde unter verstärkten Kanonenbeschuss genommen, der sie in ihre Deckung zwang. Zeitgleich traf die Prinzliche Garde im Wald auf die Armenische Kavallerie und ein Gefecht entbrannte. Im Zentrum hingen nahm alles eine schlechte Wendung, die Elesnische Infanterie setzten zum Sturmangriff mit dem Bajonett an und mithilfe der Wucht ihres Ansturmes gelang es ihnen tief in die Königlichen Linien einzubrechen. Ungefähr Zeigleich erschienen weitere Reiter von Elesna im Rücken der Nördlichen Linie, die sofort in Nahkämpfe mit den Schweren Aronischen Reiter verwickelt wurde und immer weiter zum Fluss zurückwich, wo weitere Verbände sie gerade in die Zange nahmen. Im Zentrum waren die heftigsten Kämpfe entbrannt und auch als ob es einen kurzen Moment so aussah, als ob der Angriff zurückgeworfen werden könne, war nun mehr das Gegenteil der Fall: Die Elesnischen Sturmtruppen unter Davos durchbrachen die Linie und nahmen nun die verbliebenden Infanteristen von drei Seiten in die Zange. Das Loch vergrößerte sich zu sehends. Die Prinzliche Garde hatte sich unter schweren Verlusten gegen die Dreifache Armenische Übermacht durchgesetzt und brach aus dem Wald hervor, im Sturmangriff auf die Kanonen. Doch zwischen ihnen und ihrem Ziel standen noch die Elesnischen Reserven, die die Reiter sofort in schwere Nahkämpfe verwickelten und miti hrer großen Übermacht sie schnell zurücktrieben. In der Zwischenzeit war es an der Nordflanke den Talbewohenrn unter Akastor gelungen mit einem Entschlossenen Ansturm zum Zentrum hin durchzubrechen und trieben dort die Angreifer wieder ein Stückchen zum Fluss zurück, doch ihre Zahl hatte stark gelitten. Die Prinzliche Garde wich nun über den Fluss zurück und fiel der Sturminfanterie so in den Rücken, ein Effekt der von den Nachrückenden Reserven vollkommen obsolet wurde. Da gab Naruz der Königlichen Garde das Signal zum Angriff auf das Zentrum, um alles in einem Ansturm umzureißen.

„Mein Kommandant, der General fordert eure Hilfe an!“ berichtete Termon Aranicon, der entspannt auf seinem Pferd saß und die Schlacht beobachte. Er hatte es sich schlimmer vorgestellt, klar, die Schreie der sterbenden waren jetzt nicht so schön, aber er war wenigstens nicht im Kampf. Und wollte auch das es so bleibt.
„Lordprotektor!“ drängte ihn Dermon auch und Aranicon grunzte.
„Ich weiß, ich weiß. Wir blieben hier in Position und sichern den Rückzug.“
„Aber die Befehle...“
„Die Befehle sind vollkommener Schwachsinn. Wir werden dort unten nichts ausrichten. Der General hat eindeutig die Übersicht über die Schlacht verloren. Wir bleiben hier.“
„Da, Reiter vom Norden her! Es ist die Schwere vom Elesna!“ berichtete Dermon leicht panisch und Aranicon sah sich um. Oh, da kamen eine Menge Reiter...mit denen wollte er sich lieber nicht anlegen. Also Rückzug.
„Hauptmann, geben sie das Signal zum Zurückfallen.“ befahl er schnell entschlossen.
„Was? Wir lassen...“
„Wir lassen hier niemanden im Stich, wir opfern uns nur nicht auf. Geben sie das Signal.“
„Jawohl, Kommandant.“ Aranicon wendete sein Pferd und trabte langsam in Richtung Eveda, während seine Einheit das Gleiche Tag. Er nahm seine Pistole in die Hand...er sollte wohl doch lieber einen Schuss abgeben, und sei der auch nur für sein Gewiss. ER zielte auf die heranbrausende Kavallerie, drückte ab und sah das eine der vorderen Reiter getroffen aus dem Sattel fiel. Ein Treffer, Wunderbar. Dann gab er seinem Pferd die Sporen, um seiner fliehenden Einheit nachzusetzen. Die Verfolger gaben bald die Jagd auf und trieben die letzten Feindkräfte in die Flucht, sodass eine Viertelstunde später die Schlacht vorbei war.
Zuletzt geändert von Georgios am 8. August 2015 15:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 4. Juli 2015 22:36

Spoiler (Öffnen)
Der Ultimative Sieg der Elesna

„Ha, da seht ihr es was passiert, wenn man sich mit den Elesnas anlegt.“ prallte Aensin vor Naruz, der leicht lädiert vor ihm stand.
„War halt Pech.“
„Pech? Wahnsinn war dieser Angriff!“
„Nein, Pech. Wir hatten einen guten Plan...versprecht ihr mir was?“
„Klar.“
„Wenn ihr den dreckigen Aranicon bekommt, schlitzt ihn auf.“
„Ich werde darüber nachdenken.“ beschied Aenisin. „Allerdings muss ich sagen, das ich diesem Gedanken nicht ganz abgeneigt bin.“
„Danke...was habt ihr jetzt eigentlich mit mir und meinen Männern vor?“ erkundigte sich General Campbeli höflich und Aenisin überlegte kurz.
„Das weiß ich noch nicht ganz, müsste ich mit meinem Bruder noch einmal besprechen, aber ihr dürft euch der Gastfreundschaft meines Vaters ganz sicher erfreuen.“
„Oh...“
„Eure Soldaten werden wahrscheinlich nach Nur gebracht, wo sie für den Rest des Krieges arbeiten dürfen.“
„Kann ich nicht mit ihnen kommen? Ich schlage gerne das Angebot einer Haft auf Elesna aus...“
„Merkwürdig, ich verstehe gar nicht was alle gegen Meinen Vater haben...“ rätselte Aenisin, aber sein Gesicht leuchtete sofort wieder auf, als er zwei Soldaten sah, die Graf Savarion zu ihm schleppten.
„Ah, Graf Deadlos!“ begrüßte er ihn überschwänglich und verbeugte sich leicht. „Eine Freude sie zu sehen.“
„Ebenfalls.“ erwiderte der Gefangene. „Das war schließlich das Ziel des ganzen. Gut, für den Spieß hat es jetzt nicht gereicht, aber immerhin, der Kopf ist da.“
„Freut mich, dass sie ihren Humor nicht verloren haben. Ihre Leute haben unter meinen Armen Armenischen Reitern ziemlich gewütet...“
„Das kommt davon, wenn man sich als Niederer Menschn mit Aron anlegt.“
„Dem kann ich zustimmen. Aber abseits davon bescheren sie mir eine Menge Probleme.“
„Man tut was man kann. Ich freue mich ihnen zur Last zu Fallen.“
„Zu gerne würde ich sie von der Last ihres Kopfes erleichtern, doch würde mir das euer Vater kaum verzeihen. Euch einfach gehen lassen klingt auch nicht so klug, ihr würdet den gleichen Dummerjanstreich spielen, bis wir euch aus Versehen erschießen und dann kommen wir wieder zum dem Problem mit eurem Vater. Daher mache ich euch folgendes Angebot: Ihr schwört, das ihr als Graf von Aracorin nicht in diesen Streit eingreift und ihr könnt gehen mit all euren Männern.“
„So leicht verrate ich meine Königin nicht!“ brauste Savarion auf. „Da müsst ihr schon was besseres bieten.“
„Ah...“ seufzte Aenisin. Er hatte es befürchtet. „Ansonsten würde ich euch zu meinem Vater schicken.“
„Gut, ihr habt einen Handel.“ willigte der Graf sofort ein. „Dieser Kampf ist ohnehin entschieden. Aber versprecht mir bitte eines...tötet den Lordprotektor.“
„Aranicon? Mit Vergnügen. Mir scheint das ihr einen guten Hass auf ihn verspürt.“ schmunzelte Aensin und wandte sich einem keuchend daher laufenden Boten zu.
„Mylord......Mylord, es ist schrecklich...“
„Was? Beruhigt euch.“ Er winkte seinem Leibdiener zu, der dem Boten ein Glas Wasser reichte. Der nahm es Dankend an und trank es ihn einem Satz auf.
„Und nun eure Botschaft.“ forderte ihn Aenisin gut gelaunt auf.
„Euer Bruder, er...er ist Tod.“
„Hm?...WAS? Sagt das nochmal!“ entsetze sich der Angesprochene.
„Euer Bruder wurde erschossen. Eine Kugel zerschmetterte seinen Schädel. Er war sofort Tod.“
„Aber...aber...“ Eine Welt brach zusammen. Sein Bruder war immer bei ihm gewesen... „Wie kann das sein? Er war doch...nie im wirklichen Kampf...“
„Er setzte gerade zur Verfolgung auf die Königliche Leibwache an, als ein Schuss fiel und ihn tödlich traf.“
„Auf die Entfernung? Meine Güte...“
„Er hatte sehr viel Pech...mein Beileid, eure Lordschaft.“ bedauerte der Bote und Aenisin starrte ins Leere. Davos, der von hinten gekommen war, bedeute den Wachen die beiden Gefangen abzuführen.
„Wo ist er nun?“ fragte er den Boten.
„Er wurde von seiner Einheit an dem Ort seines Todes aufgebahrt, Herr.“
„Lord Aenisin, wir sollten uns dorthin begeben.“ schlug Davos vor und der Angesprochene nickte lethargisch.
„Ja...ja, führt uns hin.“
„Jawohl, Mylord.“bestätigte der Bote und zu Dritt gingen sie los.

Die Wappen der Elesnas Steckten, um den Leichnahm herum im Schnee und flatterten traurig. Die Pferde der Reiter standen in einiger Nähe und Zwölf Ritter hielten die Toten Wache, während an der Seite der Leiche aus Schwertern das Zeichen Corins gelegt worden war. Er selbst lag gerade auf dem Schnee, seine Rüstung noch blitzend, nur nach oben hin waren immer mehr Blutspriter. Der Kopf selbst war unter einem weißen Stück Stoff verdeckt, welches aber schon leicht Rote Spritzer aufwies.
„Das...das...“ stotterte Aenisin hilflos und fiel auf die Knie vor seinem Bruder. „Das kann nicht sein...“
„Das nennt man wohl Pech.“ kommentierte Davos und wandte sich an einen Offizier. „Wissen wer geschossen hat?“
„Ja, es scheint der Lordprotektor gewesen zu sein. Jedenfalls sahen wir bei ihm die Rauchfahne.“
„Danke...ein glücklicher Bursche, das muss man ihm lassen.“
„Nein...“ jammerte Aenisin weiter. „Wie soll ich das nur meinem Vater sagen? Meiner Schwester? Er ist der einzige Gefallene aus eurer Einheit, oder?“
„Ja, Mylord. Der einzige.“
„Das...das kanns nicht sein. Nein. Nein. Nein.“
„Krieg ist kein Spiel. Es bleiben Männer zurück, manchmal unsere, manchmal ihre.“ kommentierte Davos das und Aenisin stand wieder auf, mit Tränen in den Augen.
„Ja...ich hätte nie geglaubt...das es ihn trifft. Davos.“
„Ja, Mylord?“
„Ich übergebe euch den Befehl über das Heer. Sammelt es und leitet den Marsch auf Eveda, sobald es Möglich ist.“
„Jawohl.“ Davos salutierte. „Werdet ihr uns begleiten oder nach Aram zurückkehren?“
„Ich werde mit euch kommen...und jetzt brauche ich nur noch Zeit.“ Aenisin stolperte auf sein Zelt, während Davos ihm ein wenig wehleidig hinterhersah. Die Menschen hatten heute gar kein Rückgrat mehr.
„Ihr da, sorgt dafür, dass hier alles unter die Erde kommt.“ befahl er einigen herumlungernden Offizieren, bevor er sich an eine weiter Gruppe wandte, die scheinbar in ein wichtiges Gespräch vertieft war.
„Ihr bringt mir Listen, mit den Verlustraten der Einheiten. Danach sammelt ihr die Regimenter und macht sie marschbereit. Morgen Abend will ich in Eveda sein!“

„Wieso bist du eigentlich ohne Verletzungen aus der Schlacht gekommen? Sogar ohne Verlust? Mit einer geputzten Rüstung?“ fragte Arteila argwöhnisch und verlagerte ihr Gewicht auf ihren Thron zu einer Seite, wobei sie ihn misstrauisch ansah.
„Weil ich mich früh genug zurückgezogen habe, damit nicht alle Truppen draufgehen. Und ich habe einen Schuss abgefeuert.“ verteidigte sich Aranicon, aber das schien die Königin nicht zufrieden zu stellen.
„Ich glaube dir nicht...ich bin mir sicher du bist feige wie ein Fahnenflüchtiger geflohen...“
„Das würde ich nie tun!“
„Und ob. Was war noch einmal die Strafe auf Fahnenflucht?“ erkundigte sie sich bei Ithilia, die Blitzschnell antwortete:
„Tod durch den Strang.“ Arteila grinste und wandte sich wieder Aranicon zu.
„Da siehst du es! An den Galgen sollt du! Und dann sollen die Kinder auf dich spucken.“
„Das willst du...“ begann er, doch unterbrach sie ihn sofort.
„Du willst mir doch nicht etwa sagen, was ich sagen soll?“
„Nein, nein, das würde ich nie tun.“ Er hob abwehrend die Hände.
„Soso...wahrscheinlich genauso wenig wie du fliehen würdest, hm?“
„Das war keine Flucht, sondern ein begründeter Taktischer Rückzug. Was soll ich machen? Sterben ohne Sinn?“
„Ja.“
„Und meine Männer? Die auch? Sei glücklich, wegen mir habt ihr immerhin noch ein paar Soldaten. Mehr als die Silberfalken und die paar Stadtgardisten.“
„Da hat er Recht.“ unsterstützte Ithilia ihn. „Ohne diese...Flucht oder den Rückzug hätten wir nun gar nichts mehr, so habt ihr immerhin eine Garde, die euch schützen wird.“
„Wenn sie weiterhin eine solche Moral hat eher weniger.“ grummelte Arteila. „Und überhaupt was sollen wir jetzt machen? Alle meine Berater sind weg und ich habe nur noch diese Pfeife.“ Sie seufzte. „Wozu rennen? Wohin? Da sich doch lieber aufrecht gehend dem Schicksal stellen. Aber vorher bringe ich dich noch um!“ Aranicon, der zuerst zufrieden in sich hinein gelächelt hatte, bekam einen leichten Schlag. Er hatte das Gefühl das seine allgemeine Beliebtheit in letzter Zeit immer mehr sank. Ein wenig Öffentlichkeitsarbeit war wohl angesagt.
„Wirf doch nun nicht die Flinte ins Korn.“ versuchte er sie aufzumuntern, doch durchbohrte sie ihn nur mit ihrem Blick.
„Werft doch nicht die Flinte ins Korn, Majestät.“ wiederholte er und diesmal schien sie ihm zuzuhören. „Auch wenn die Chancen im Moment miserabel stehen, so ist es nun einmal Tatsache, dass ihr frei sein müsst, damit die Loyalisten eine Fackel haben, um die sie sich sammeln können.“
„Ach, und welche Loyalisten bitte?“
„Ich bin mir sicher es werden noch einige hinzukommen.“ meinte er versöhnlich und Arteila schien zu überlegen.
„Du warst schon immer ein gnadenloser Optimist, erklärt deine schlechte Persönlichkeit. Aber ich habe jetzt genug von dir und deinem Inhaltslosen Gelaber. Wache, werft ihn in die finsterste Zelle, die ihr finden könnt. Aber bitte noch auf dieser Burg.“ würgte sie jede Weitere Diskussion ab und zwei große Gardisten schlurften auf Aranicon zu, der seufzend in sich zusammen sackte.
„Geduld!“ hallte plötzlich die Stimme von Akastor durch die Halle, der leicht lädiert in der Tür stand. „Haltet ein, meine Königin.“
„Akastor?“ Arteila runzelte die Stirn. Sie machte das in letzter Zeit ziemlich oft... „Wo kommt ihr her?“
„Vom Feld der Blumen, dem eisigen Ufern des Grünen Flusses oder einfach dem Langen Grad. Ich bin den Häschern entwischt, ich habe da so einige Erfahrung mit.“
„Ihr verliert öfter?“ argwöhnte sie, aber er schüttelte lachend den Kopf.
„Nein, nein, so ist das nicht, aber früher war es öfter vonnöten, das ich schnell verschwinden musste. Aber ich bringe auch gute Kunde: Lord Arlond ist verstorben.“
„Oh...“ machte Ithilia und alle verstummten. Schließlich brach Arteila die Stille.
„Ist das jetzt gut oder egal?“
„Egal. Aber es tut ihnen weh und ist damit gut.“ meinte Arkastor. „Und das alles verdankten wir der guten Hand des Lordprotektors. Er erschoss ihn.“
„Habe ich?“ wunderte sich Aranicon, setzte aber sofort ein gewinnbringendes Lächeln auf. „Ja, da habe ich wohl als einziger irgendwas bewirkt.“
„Sie werden leider bald angreifen, wir müssen von hier fliehen.“ setzte der Lord aus den Tälern seinen Bericht fort.
„Und wohin?“ erkundigte Arteila sich.
„In die Täler, nach Agar.“ schlug er vor. „Dort seid ihr sicher und bei dem nahenden Winter wird es keiner wagen dorthin zu marschieren.“
„Hm...ich weiß nicht. In Agar würden wir doch einfach über den Winter hinweg eingeschneit werden? Ich würde es bevorzugen ein wenig erreichbarer zu sein.“
„Da fiele mir der Rabenturm ein.“ brachte Ithilia eine neue Idee in die Diskussion. „Er liegt am Großen Weg nach Arcorin, kurz vor der Kreuzung nach Agar. Im Notfalle würde eine Flucht ohne Probleme möglich sein, und dennoch ist es am Puls der Welt.“
„Es hat schon seinen Grund wieso er seit Jahrhunderten leer steht.“ wandte Aranicon ein.
„Ja?“ verlangte Arteila zu wissen und er musste hektisch überlegen. Er befürchtete das das Argument: Weil er verlassen ist nicht wirklich zählen würde. Er brauchte etwas stärkeres, etwas besseres...
„Weil es ein alter vergammelter Turm ist, der völlig alleine in der Landschaft steht, Und er ist verflucht.“ antwortete er schließlich und so ganz überzeugte es ihn nicht. Arteila auch nicht...
„Klingt nach Unsinn.“ beschloss sie. „Gut, wir werden dorthin gehen. Ithilia, veranlasst bitte alles.“
„Sehr Wohl, Eure Hoheit.“ Ithilia knickste und verschwand.
„Akastor, werden die Lehen neue Soldaten stellen können?“
„Nein, nicht in diesem Jahr. Für nächstes Jahr könnte ich vielleicht weitere Tausend Auftreiben, aber die müsste ich von dem Aufgebot nehmen, welches für die Kolonien bestimmt sind.“ antwortete er sofort und Aranicon sah es Arteila an, wie sie innerlich mit sich rang. Wenn sie da jetzt anfangen würde ihre eigenen Edikte zu brechen würde sie ihre gesamte Integrität verlieren.
„Aber ich habe überlegt.“ lies Akastor seinen Gedanken freien Lauf. „Was unser Grundproblem ist: Wir haben zu wenig Soldaten.“
„Welch Einsicht.“ kommentierte Aranicon trocken.
„Dadurch folgt uns kein Fürst, hätten wir nun eine Armee von...sagen wir 15.000 Mann, würden uns mindestens genauso viele durch Fürsten zu kommen, die nun Loyal sind. Diese würde wieder andere anlocken und so weiter.“
„Das ist schon klar, aber woher diese nehmen? Ich kann leider nicht zaubern.“ antwortete Arteila.
„Genau. Dazu sollten wir unseren Trumpf auspielen.“
„Wir haben Trümpfe?“ wunderte sich der Lordprotektor und lehnte sich gegen die Tür.
„Natürlich. Euch, Eure Majestät.“ Akastor verbeugte sich vor Arteila, die reichlich verwirrt aussah, aber dennoch ein stolzes Lächeln hervorbrachte.
„Ihr seid unverheiratet und nun ist die Zeit das gegen Männer einzulösen.“
„Wo sind wir? Im Mittelalter?“ beschwerte sich Aranicon. „Wir müssen doch nicht unsere Königin für Soldaten verkaufen...Unglaublich...“
„Sprecht weiter.“ ermunterte die Königin ihn hingegen und überging Aranicon Einwand vollkommen. Wütend schnaubte er.
„Dafür gibt es im Grunde Drei Alternativen: Den Grafen, den Prinzen und die Lotterie.“
„Äh?“
„Graf Deadlos – gut, der ist im Moment nicht die beste Wahl, aber dennoch, mit einer Hochzeit wäre er defacto gezwungen seine gesamte Macht in den Kampf zu werfen und dann ist er schneller vorbei als es unseren Feinden lieb ist. Allerdings muss er dafür natürlich noch leben...und Lust haben. Weiter: Der Prinz von Ara'bas. Jung, unverheiratet und mit einer Halben Million Mann in Hintergepäck würde er unsere Sache maßgeblich unterstützen. Das Würde uns auch maßgeblich stützen, allerdings...es ist nicht unbedingt ein Zeichen der Stärke Ausländer herein zu holen und könnte viele auf die Seiten von Aenisin treiben, der dann als Beschützer des Reiches darstehen würde...“
„Und die Lotterie-Variante?“
„Scatan. Wir wenden uns an die Königin, sie wird sicherlich jemanden haben. Allerdings wird nicht viel von dort kommen können. Aber im Gegensatz zu dem Prinzen wird das niemand zu Aenisin treiben, schon oft waren Scataner in Aron und haben uns geholfen, da wird das niemanden wundern und erschrecken.“
„Ich weiß nicht so recht...“
„Wir können ja erst einmal Boten zu den drei Fällen schicken und Informationen einholen, bevor wir weiterverfahren.“ schlug Akastor vor. „Aber die sich offen zu halten wäre schon klug.“
„Meinetwegen. Dann verfahrt ihr so.“
„Zu Befehl.“ er verbeugte sich und verließ den Saal. Aranicon wollte ihm folgen, doch Arteila hielt ihn zurück.
„Du bleibst.“ befahl sie eisig und stand von ihrem Sessel auf. Aranicon seufzte...sie kam ihm langsam näher und schließlich waren sie alleine, als die Tür ins Schloss fiel.
„Weißt du was?“ fragte sie ihn ganz unschuldig. „Was ich an dir nicht leiden kann?“
„Eine Menge?“ schlug er vor und sie lachte auf.
„Ha, da hast du Recht. Deine Arroganz und Faulheit steht mir bis hier.“ Sie machte eine Geste an ihren Hübschen Hals. „Und ich verlange von dir, dass du das endlich sein lässt.“
„Nur wenn du nicht so herum giftest.“ konterte er und sie schnappte entsetzt nach Luft.
„Wie kannst du es wa...“ begann sie, räusperte sich dann und setzte ein zuckersüßes Lächeln auf. „Gerne, wenn du dich so verhälst, wie ich es wünsche, gäbe es dafür ja auch keinen Grund mehr. Ich will dir für das was du getan hast noch einmal verzeihen, auch wenn ich nicht weiß wieso eigentlich, aber....dennoch. Siehe es als Vertrauensvorschuss, den du missbrauchen wirst.“
„Kein Problem.“ willigte er grinsend ein. „Ich werde dich enttäuschen..äh, nicht....ah, du weißt schon was ich meine.“
„Tatsächlich?“ fragte sie und holte ihr unschuldig-fragendes Gesicht heraus.
„Ja.“ befand er und drehte sich um.

Caleos sah sich rätselnd um, was war hier nur geschehen? Er stand inmitten der Überreste eines Gehöftes nahe der Stadtmauern von Agehrda, die von irgendjemanden geplündert worden waren. Aber von wem? Und wo waren diese Schurken? Heute Morgen hatte Tirion die Rauchwolken gesehen und ihn, ihn den Rechtmäßigen Prinzregenten von Agherda nach draußen geschickt, wie einen besseren Dienstboten um mal nachzusehen...was dachte dieser Knilch eigentlich wer er sei, nur weil er mit der verdammten Hure Cesca schlief und sie ihm alles durchgehen ließ. Tausendmal verdammt sei seine Verdammte Schwester.
„Lord Caleos, seht was wir gefunden haben.“ rief einer seiner Fünf Begleiter und hielt ein Stück Papier in die Höhe. Er reichte ihn Caleos, der ihn interessiert musterte. An die Hunde von Agherda stand als Emfänger drauf und das Wappensiegel war sehr aufschlußreich das von Agherda. Mussten wohl irgendwo einen Poststempel erbeutet haben...er pulte das Wachs von dem Brief, kein leichtes Unterfangen angesichts seiner Handschuhe, dann entknitterte er das Blatt Papier. Er brauchte einige Sekunden, um die schreckliche Handschrift zu entziffern – der Autor musste ein wahrer Barbar gewesen sein – doch dann quälte er sich Satz für Satz durch:
„An die Hunde von Aron, die dieses hier lesen, lasst euch gesagt sein, dass es die Nords waren, die diesen Hof plünderten und jeden seiner Bewohner für ihre Verbrechen an unserem Volke leiden ließ. Es hat natürlich keiner überlebt. Und falls ihr nur Zornig seid, nur zu, es sind ohnehin eure letzten Minuten.
Gezeichnet von Robert Stark“
Caelos runzelte die Stirn und warf dann den Brief in den Schnee. Ein schlechter Scherz in einer schrecklichen Handschrift.
„Was stand da?“ fragte der Leibwächter, doch Caleos würgte ihn unhöflich ab.
„Geht dich nichts an. Seid ihr hier endlich fertig?“
„Ja, Mylord.“ bestätigte einer der Wachen ging auf ihn zu, bis plötzlich etwas sirrte und ein Pfeil aus der Brust des Mannes sproß. Er sackte ohne einen Laut zusammen und alle Anwesenden verharrten für den ersten Moment, bevor Caleos das einzige vernünftige tag.
„Zu mir!“ rief er und zog seinen Degen, während von der kleinen Hügelkuppe, hinter dem sich ein kleiner Fort erstreckte, ein Großer Nordmann aufragte, einen gewaltigen Langbogen in seinen Händen. Er schien zu lachen. Die Vier Soldaten hatten sich zu ihm geeilt und auch ihre Waffen gezogen, als ein weiterer Pfeil herangeflogen kam. Er verfehlte ihr Ziel und raste in einen Holzpfeiler.
„Da!“ Rief einer und zeigte auf das Haus, um dessen Ecke 10 Nords gestreift kamen, mit Schilden und Äxten. Auf der Hügelkuppe erschienen ebenfalls zehn, diese jedoch nur mit den gefürchteten Langschwertern bewaffnet. Der Bogenschütze drückte einen von ihnen sein Bogen in die Hand und kam selbstherrlich den Hügel herunterstolziert, während die 5 Männer eingekreist wurden.
„So sieht man sich wieder.“ spottete der Mann und verbeugte sich. „Ich stolz euch hier zu sehen.“
„Was wollt ihr Gesindel?“ fluchte Caelos und bedachte den Nordländer mit einem Nasenrümpfen.
„Was wir wollen? Rache. Rache und Blut.“ sinnierte der Mann. „Rache für mein Volk. Blut für mein Volk. Und die Krone für meinen Vater. Die Starks werden wieder Könige im Norden sein wie einst und vor niemanden knien.“
„Bla bla bla, das habe ich schon Tausend Mal gehört.“ Unterbrach Caelos gähnend. „Kommen wir zum Punkt?“
„Lasst mich gefälligst ausreden!“ herrschte ihn Robert an.
„Wieso sollte ich? Es kommt doch nichts sinnvolles aus eurem Mund.“
„Weil ich Herr über Leben und Tod bin!“
„Macht euch nicht klüger und vernünftiger. Kommt zum Punkt, ich habe heute noch Termine.“ meinte Caleos und wandte sich zum gehen.
„Reizt mich nicht unnötig!“ warnte Robbert ihn, doch Caleos ignorierte ihn einfach und ging auf die Kreisgrenze zu. Die Nords sahen sich unsicher an und keiner von ihnen schien gewillt etwas ohne einen Befehl ihres Anführers zu tun. Und der Rang mit seiner Fassung.
„Bleib stehen!“ schrie er hilflos, doch niemand hörte auf ihn. Caleos schob einen Nordkrieger beiseite und verließ nun den Kreis. Seine Männer folgten ihm unsicher, während Robert Worte suchte, bis ihm schließlich eins einfiel.
„Tötet sie!“ schrie er endlich und die Krieger setzen sich sofort in Bewegung. Der Hinterste von Caelos Männer wurde von einem Axthieb niedergestreckt, bevor er überhaupt reagieren konnte und die anderen befanden sich sofort in einem Kampf auf Leben und Tod. Die Nordmänner stürmten mit all ihrer Kraft und Wut heran, schlugen wild um sich und die dünnen Degen wurden von ihren wuchtigen Hieben hinweggehoben. Schon nach einigen Sekunden war der Kampf vorrüber und alle Aronier langen mit ihren Wunden oder schon Tod im Schnee.
„Ha, das habt ihr davon!“ spottete Robert und Spuckte auf Caelos Körper, bevor er dessen Arm aufhob und auf den Rest des Sterbenden schmiss. „ Mögen euch die Krähen fressen.“

Langsam glitt die Galeere durch das ruhige Wasser in den Hafen von Scatan. Die Tausend Sterne leuchteten am Himmel, der Wind blies eine sanfte Brise angenehm warmer Luft in sein Gesicht, als Prinz Deadlos von dem Bug aus die Einfahrt begutachtete. An den Rändern des Kais standen in voller Prachtuniform hunderte von Janitscharen aufgereiht und jeder von ihnen trug eine Fahne Scatans, jeder zweite eine von Arcorin. Immer wenn die Feuerwerksraketen am Himmel explodierten leuchteten die Flaggen auf und das Licht wurde von den schimmernden Brustpanzern reflektiert. Irgendwo im Hintergrund spielte eine Kapelle, doch war das Knallen der Raketen viel zu laut, als das er hören konnte, was sie spielten. Die Galeere schlich auf den Steg zu, wo schon eine Abteilung von Königlicher Leibgardisten in Habachtstellung standen und zwischen ihnen vier Personen. Eine Frau, nicht groß, nicht klein, aber von auszunehmender Schönheit mit einem kleinen Kind auf dem Arm. Neben ihr ein kleiner, buckliger und unglaublich defomirterter Zwerg und neben diesem ein überaus großer Mann, der mürrisch mit seinen Schwarzen Augen und Haaren dreinschaute. Das Feuerwerk verstummte, als die Reling ausgefahren wurde und er angemessenes Schrittes sein Schiff verließ und vor den Vieren sich hinstellte.
„Mein Prinz.“ Der Schwarzhaarige trat einen Schritt nach vorne und verbeugte sich. „Lord De Tegara, zu euren Diensten.“
Deadlos nickte und wandte sich dem Zwerg zu, der sich standhaft weigerte sich zu verbeugen. Er war ja schon so winzig und unglaublich deformiert. Seine Augen waren viel zu groß für seinen viel zu großen Kopf.Er fragte sich, wie so etwas überhaupt noch leben konnte.
„Chibi Bey, zu den Diensten ihrer Königin.“ begrüßte er ihn mit einer Stimme, die so hoch war, dass sie eher zu einer Frau gepasst hatte. Deadlos führte seine Hand an seinen Hut und nickte ein wenig dem Zwerg, bevor er sich der Hauptaktratkion zuwandte.
„Anita!“ rief er aus und umarmte vorsichtig die Frau, die ihn anstrahlte. Dann beugte er sich über das Kind und kniff ihm in die Wand, bevor er es auf die andere küsste.
„Maria...“ hauchte er. „Sie ist so schön.“ wandte er sich an Anita, die ihn selig anlächelte.
„Sie ist Wunderbar.“ hauchte sie und lächelte.
„Eure Majestät.“ begann De Tegara ihn von der Seite anzusprechen. „Ich hätte da noch eine Bitte...“
„Später, De Tegara, Später.“ winkte ihn Deadlos ab und hackte sich bei Anita ein. „Ich will nun erst einmal essen. Seereisen machen mich immer hunrig.“
Gemeinsam schritten sie den Langen Weg zum Palast entlang, der praktischerweise direkt am Wasser gebaut worden war. Ihr Weg war erleuchtet von Tausenden Laternen, die die Soldaten hielten, wenn sie keine Fahne hatten und vor dem Palasteingang, auf dem Palasthof, standen noch einmal zwei Regimenter von in Gold gekleideten Janitscharen, die alle vor den ankommnenden Salutierten.
„Eine gute Show.“ lobte Deadlos Anita.
„Mir ist doch nichts zu teuer. Heute ist die Feier zum Sieg über die Karter, da kann es ruhig ein wenig teurer sein.“
Der Palast war ein älterer Bau aus dem Mittelalter, ähnlich wie der alte in Arcorin aus Sandtsteingebaut und mit zahlreichen Türmchen und Neubauten versehen. Vor seinem Hauptportal war eine breite Treppe, die einige Stufen besaß, bevor man zu dem großen Tor kam, welches aus besten Holz aus dem Talischen Dschungel bestand, mit Aronsichen Stahl verstärkt und mit Gold verziert war. Über dem Tor waren feine Zeichungen von den Stein gemeißelt, drei Porträts, von denen jedoch nur zwei da waren. Die dritte, war nur angedeutet, aber noch nicht eingemeißelt. Unter den Porträts standen jeweils die Namen und Regierungsdaten: Maria I 3-42 ZZ, Maria II 542-591, Maria III...bei diesem standen noch keine Zahlen.
„Welche Nummern du wohl bekommst?“ wandte er sich fragend an das Baby, welches nur fragend zurücksah. „Wie hieß es? Maria die I baut auf, Maria II lässt erblühen und Maria die III zerstört.“
„Ja...“
„Wieso nennst du dein Kind dann Maria? Das ist doch fast schon übelwillig.“
„Es stand so in der Liste. Ich hätte drauf sehen sollen, bevor ich mich mit dir einlasse...“ seufzte Anita. Auch Deadlos seufzte, das gemeine Volk konnte seinen Kindern Namen geben wie es lustig war, doch der Adel war gewzungen sich an ewig Listen zu halten, in denen alle Namen vorgegeben waren. Das hing vom Namen der Eltern ab, dem Geburtsort und so weiter und so fort...bei Arcorin kam immer Deadlos heruas, etwas was sich mittlerweile als böser Scherz der Zahlenstablerei erwies. Ab einer gewissen Zahl wurde sowas lächerlich.
„Aber egal, es sind viele Gäste gekommen, wir sollten uns freuen und feiern!“ beendete Anita das Thema und wurde eine Spur überdrehter. Sie wirbelte einmal mit der Hand und zwei Leibwächter stemmten das große Tor auf. Dahinter verbarg sich gleich der Festsaal und der glänzte vor Gold, Fackeln und Leben. Sie traten hinein und alleverstummten. Der Saal war gerazude gigantisch, mit riesigen Kronleuchtern, gewaltigen Tafeln und einer Menge Gäste. Deadlos schätze kurz und kam auf 300 Leute.
„Ihre Majestät Königin Anita die III!“ kündigte ein Herold sie an. „Begleitet von Prinz Deadlos dem XLII! Hinter ihm Anio de Tegara! Dahinter General Chibi Bey!“ Die Anwesenden verbeugten sich kurz und die beiden gingen zu einem kleinen Podest.
„Guten Abend, ich freue mich sehr, dass ihr alle meiner Einladung gefolgt seid, um den Sieg der Scatanischen und Arcornischen Armeen über Kart zu feiern! Nach langen Jahren er Kämpfe ist es uns nun endlich gelungen sie vom Abendrotsee zu vertreiben und das dortige Land Scatan und Arcorin zu sichern! Imperator Mimir III versprach uns dieses Land auf ewig und wir haben kein Grund an seinem Wort zu zweifeln. Also feiert mit uns diesen ewigen Frieden, dass nie wieder ein Krieg die Nordgrenze heimsuchen wird!“
„Hoch!“ Stimmten die Besucher ein und hoben ihr Becher, Gläser oder einfach nur Hände.
„Also vergnügt euch und vergesst die Sorgen des Harrten Lebens, heute sollen alle Feiern. Guten Appetit.“ beendete Anita ihre Rede und erneute Jubelgeschrei durchströmte den Zahl erneut. Anita trat vom Podest hinunter und hackte sich bei Deadlos unter. Gemeinsam schlenderten sie ein Stückchen auf die Spitze der Tafel zu, wo sich schon eine gute Schlange von Leute angesammelt hatte, die mit ihnen irgendwas bereden wollten. Deadlos seufzte, das hatte er schon zu Hause gehasst, hier war es nicht wirklich besser.
„Eure Majestäten!“ begrüßte sie fröhlich ein dicklicher Händler. „Meine Glückwünsche. Angesichts der neuen Gebiete...“
„Nein.“ wimmelte Deadlos ihn ab. „Wir erteilen keine Handelskonsesionen.“
„Aber...“
„Weg.“ befahl er und der Händler trat benommen zur Seite.
„Nächster.“
„Seid gegrüßt.“ ein schlanker Mann verbeugte sich. „Hier, nehmt dieses Geschenk der Durchlauchten Republik von Corusanti an.“ Er überreichte ein Diamanteincollier.
„Was wollt ihr dafür?“
„Ein Bündnis gegen unsere Feinde, die Kriegerischen Bollmani. Ihr kommt auf den Punkt, gefäll..“
„Jaja. Was meinst du?“ wandte er sich an Anita, die nickte.
„Genehmigt. Nächster.“
„Danke.“ bedankte er sich und ging fröhlich pfeifend vondanne.
„Nächster. Wir haben hier nicht den ganzen Tag Zeit.“ drängelte Deadlos und der nächste schob sich vorwärts.
„Nächster.“ befahl er, bevor dieser überhaupt etwas sagen konnte.
„Aber...“
„Wachen.“ befahl Deadlos kurz und zwei riesige Janitscharen tauchten aus dem Nichts aus. Der Mann ging.
„Wir vertreten eine Ansammlung von Bauern...“ begann der nächste, doch Deadlos rollte mit den Augen und wandte sich an Anita. „Ich hasse Bauern. Ohhh.“
„Liebling, wir sollten ihnen zuhören.“ beschwichtigte ihn Anita und lächelte dem Abgesandten freundlich zu.
„Wir...wir wollten um einen Steuernachlass bitten, unsere Provinz leidet unter zu nehmenden Einfällen durch Beduinen, die, da eure Königliche Armee nicht da war, ungehindert Bauern erschlug und die Ernte anzündeten...“
„Ah,aus welcher Provinz kamt ihr noch einmal?“
„Aus Davosia, Herrin.“
„Dann sei es so. Mein Wesir wird ein richtiges Schriftstück aufsetzen.“ versicherte Anita und der Bauer verbeugte sich so tief, das er fast den Boden berühte.
„Mögen die Unsterblichen es euch vergelten.“ hoffte er und trat weg.
„Ach, nimmt das kein Ende...“ quengelte Deadlos unruhig und starte Feindselig den Nächsten Bittsteller an, der sich nervös am Hals kratzte.
„Nur Geduld, Liebster, nur Geduld.“ beruhigte ihn Anita und tätschelte ihm auf den Arm .“Einen Krug Wein und ein Glas!“ Befahl sie lautstark und wandte sich dann dem nächsten zu. Dieses Mal war es ein Bittsteller aus den neu eroberten Gebiete, der darum bat eine lokale Verwaltung einzurichten, was mit einigen Abstrichen gewährt wurde. Danach kam ein Abgesandter aus Südaronier, der um eine Aufhebung der Meldepflicht bat, was abgelehnt wurde. Danach ein Händler aus Cao-Wei, dem seine Ware beschlagnahmt wurde und sich Lautstark beschwerte, bis er selbst beschlagnahmt und ins Gefängnis geschmissen wurde. Danach kam noch irgendein unwichtiger Gnom, den Deadlos sofort wieder vergaß. Immer weiter, immer mehr kamen und jammerten. Deadlos ließ sie an ihn vorüber ziehen, während er immer mehr aus dem Krug trank und immer ungeduldiger wurde.

„Und du willst wirklich hierbleiben?“ fragte Arancion Ithilia, die auf dem Schlossplatz stand und den Abmarsch beobachtete.
„Natürlich.“ bestätigte sie.
„Nicht jeder verfügt über einen so angeborenen Fluchtsinn wie ihr.“ warf Akastor ein, der an ihnen vorbei ging und ihm zuzwinkerte.
„Ach...aber Das ist doch sinnlos! Ithilia!“
„Es ist meine Pflicht hier zu bleiben. Ich bin es meinen Untertanen verantwortlich bei ihnen zu sein in ihrer dunkelsten Stunde.“
„Nein, ist es nicht. Deine Pflicht ist es nicht, dich selbst in Unglück zu stürzen!“ widersprach er ihr heftig. „Du kannst hier doch rein gar nichts ausrichten!“
„Selbst wenn, eine Fürstin sollte mit ihrer Burg untergehen.“ beharrte sie steif auf ihrer Meinung und er schüttelte den Kopf.
„Ithilia...das kann doch nicht dein Ernst sein! Vergiss doch einmal diese verdammten Pflichten, Sitten und Vorschriften und Denk an dich.“
„Ah, Lady Ithilia!“ unterbrach Talos Ithilias Antwort und verbeugte sich. „Wie befohlen habe ich das Volksaufgebot gesammelt und eingewiesen. Späher haben die Vorraustruppen von dem Elesnas zehn Stunden von hier erspäht.“
„Was, du willst doch nicht etwa kämpfen?“ empörte sich Aranicon, doch Ithilia nickte.
„Ihre Majestät hat auf die Frage, wie wir mit dieser Festung verfahren sollen geantwortet, dass sie bis zum letzten Mann verteidigt werden soll. Einer Bitte, der wir ohne zu zögern Folge leisten werden.“
„So ist es.“ bestätigte Talos. „Wir werden euch den Rücken decken, eure Kronprinzheit.“
„Nennt mich nicht so!“ fauchte Aranicon ihn an.
„Wie sonst?“ Talos lachte und zuckte mit den Schultern. „Lordi kann ich euch ja nicht mehr nennen.“
„Ich bin genauso wenig Kronprinz.“
„Hm...ich finde schon. Eure Beziehung zu ihrer Majestät ist doch äußerst Harmonisch, wann kommt bloß die Hochzeit.“
„Seid endlich still.“ fauchte Aranicon. „Ihr geht mir gehörig auf die Nerven. Und nennt mich Lord Astalia.“
„Aye, Aye.“ Talos salutierte lässig, wofür ihn Ithilia mit inem leicht bösen Blick abstrafte. „Entschuldigt.“ bat er sofort um Abbitte und ging wieder.
„Ithilia, ich flehe dich an.“ setzte Aranicon das Alte Thema fort. „Bleibt nicht hier. Es wäre euer Tod!“
„Was? Wieso? Ich habe nicht vor zu kämpfen und die Elesnas sind keine Barbaren. Mir passiert schon nichts, du solltest lieber auf dich achten. Du scheinst mir sehr unbeliebt zu sein.“
„Kann sein...“ Aranicon kratzte sich am Kinn. „Sie erwarten aber auch Recht viel.“
„Streng dich an, tu das, bitte?“
„Ich werde mich bemühen.“ versprach er. „Aber nur wenn du mitkommst!“
„Nein, das musst du ohne mich versuchen.“ wehrte Ithilia auch diesen Versuch wehement ab. Aranicon war kurz davor mit seinem Kopf gegen eine Wand zu fahren oder sie sich einfach zu greifen und zu entführen. Diese Dickköpfigkeit war doch Unglaublich. Wie würde er sie nur zum Mitkommen überreden können...er müsste mit Arteila sprechen, aber da könnte er sich schon denken wie es ausgehen würde...
„Ithilia. Hör mir mal gut zu. Du sagst du hast eine Pflicht gegenüber deinem Volk, nicht wahr? Du hast auch eine Pflicht mir gegenüber! Das du überlebst.“
„Ich finde es ja äußerst nett von dir, dass du dir so viele Sorgen mir gegenüber machst, aber mir wird schon nichts passieren.“ versicherte sie ihm. Sie blickte zum Tor, wo sich eine Ansehnliche Karawane gebildet hatte. „Du musst los.“
„Hm...“ quengelte Aranicon und presste die Lippen aufeinander.
„Ach, du Ärmster.“ bemitleidete Ithilia ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Aranicon riss die Augen auf und war vollkommen baff. Was war denn da plötzlich ihn sie gefahren?
„Wa...“
„Pssst.“ Ithilia legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Und nun geh. Wir werden uns wiedersehen.“ verabschiedete sie sich und missmutig drehte er sich um und ging auf den Konvio zu, von wo Arteila ihn schon genervt ansah.
„Was hat da so lange gedauert?“ fuhr sie ihn bösartig an.
„Ich habe Halt Menschen mit denen ich mich unterhalten kann. Und die mir was Wert sind.“
„Was soll das heißen?“
„Das du so was nicht zu haben scheinst.“
„Wie bitte? Wo ist dein Respekt?“ Faucht sie ihn an. „Soll ich dich lieber gleich in den Kerker schmeißen.“
„Traust du dich doch eh nicht.“ Arteila Gesicht lief immer roter an und ihre Lippen fingen an zu vibrieren, während ihre Augenbrauen anfingen gefährlich zu zucken.
„Aber halt, halt.“ beruhigte Akastor die Lage. „Wir sind doch hier alle auf der gleichen Seite? Keinen Grund für Streit, vielmehr auf Einigkeit. Diese Streitpunkte sind doch nicht und solange Aranicon das macht, was er tun soll ist alles in Bester Ordnung. Abgesehen davon ist doch dieser Streit völlig Grundlos! Ein wenig mehr Fokus auf das Ziel und es wird gelingen.“
„Aber...“ setzte Arteila an, wurde jedoch sofort von Akastor unterbrochen.
„Da hatte ich doch noch gleich was was vergessen. Das alte Credo unseres Volkes lautet Einigkeit, Einigkeit die uns über all unsere Feinde erhebt. Diese Einigkeit hat uns viele beschert und immer wenn unser Volk sich uneins war gab es herbe Niederlagen. Kart hätte niemals Aron besiegen können, wenn die Fürsten treu hinter ihrem König gestanden hätten. Artas hätte nie das Alte Königreich stürzen können, wenn es sich nicht innerlich verstritten hätte. Was lernen wir daraus? Einigkeit! Über allen kleinlichen Streit hinaus.“ Nun beendete er seinen Vortrag und die beiden Angesprochenen msusten das gesagte erst einmal verarbeiten.
„Wir sollten aufbrechen.“ merkte er an und Arteila schreckte es aus ihren Gedanken auf.
„Ja, ja. Äh, Aufbruch.“ befahl sie und die vordersten Reiter setzen sich langsam in Bewegung, gefolgt von den anderen. Langsam ritten sie in die Eved, während hinter ihnen Eveda immer kleiner wurde und schließlich hinter den Hügeln des Eveds verschwand. Der Wald wurde immer dichter und der Schnee lag immer höher, während die Reiter Stunde um Stunde weiter ritten. Schließlich kamen sie auf einen Baumlosen Gipfel, auf dessen Spitze ein kleiner Schrein stand. Akastor bedeutete ihnen anzuhalten und stieg von seinem Pferd ab.
„Kommt“ bedeute er ihnen und auch sie beiden stiegen von ihren Pferden und stapften mit ihm zu dem Schrein.
„Was ist das?“ erkundigte sich Arteila. Ihre Laune schien sich nicht wirklich gebessert zu haben.
„Dies, meine Königin, ist der Schrein der Geister des Eveds. Hier Danken Reisende in der Tradition ihnen für die sichere Reise und für eine gute Fortsetzung derselben.“ erklärte Akastor und faltete die Hände zum Gebet. Er senkte kurz den Kopf, schloss die Augen und flüsterte leise etwas. Dann war er fertig und richtet sich wieder auf. „Außerdem hat man von ihr einen wunderbaren Blick auf das Land.“ Er machte eine weitausholende Bewegung. „Seht! Da hinten liegt Arcorin!“ Er deutete nach Südosten.
„Ich sehe da nichts.“ meinte Aranicon. Er sah nur grünes Land und dahinter das Meer am Horizont.
„Hm, ich gebe zu in der Nacht sieht man es besser. Dort ist Astalien.“ Er zeigte nach Norden auf eine diesmal weiße Fläche.
„Sieht langweilig aus.“ meinte Arteila.
„Das ist meine Lordschaft!“beschwert sich Aranicon erbost, aber Akastor war schon bei der nächsten Gegend „Dort hinten liegen die Agherdische Hügel.“ ER deutete nach Westen. „Oh, die Elenische Armee.“ ER zeigte auf einen Krähenschwarm am Himmel in nicht allzu weiter Entfernung.
„Oh....“ Aranicon schluckte. „Die sind ja schon ganz schön nah.“
„In der Tat. Wir sollten ein wenig mehr Entfernung zwischen uns und ihnen bringen.“ stimmte Akastor zu. „Aber sie werden durch die Eved nicht so schnell kommen.“
„Wo liegt dieser Rabenturm eigentlich?“ erkundigte sich Arteila.
„Ach, der. Da.“ Akastor zeigte in den Süden, wo sich in einiger Entfernung ein schmaler Turm abzeichnete. „Das ist der Rabenturm, an der Grenze zu Arcorin errichtet.“
„Sieht nicht wirklich sicher aus.“ zweifelte Arteila.
„Das ist er uach nicht. Aber man hat eine wunderbare Aussicht von dort und kann gut weiter in den Süden fliehen, falls nötig.“
„Hmmm....“
„Vertraut mir nur.“ meinte Akastor und klatschte in die Hände. „Nun sollten wir weiter.“

„Dieser Bericht stellt mich nicht zufrieden!“ erboste sich Vizekönig Nicon. „Governeurin Katherina, das muss besser werden!“
„Aber was soll denn daran falsch sein?“ fragte das 16-Jährige Mädchen. „Ich habe mich genau an die Vorgaben gehalten!“
„Er ist nicht falsch, er ist schlecht. Eine so reiche Provinz wie diese hier kann unmöglich so wenig Steuern einnehmen.“
„Wir können doch nicht einfach den Leuten das Geld wegnehmen!“
„Doch.“
„Sie stehen so schon kurz vor einem Aufstand.“
„Dann verbrennt sie halt.“
„Verbrennen? Lebendig?“ wunderte sich Katherina.
„Nein....“ Nicon seufzte. „Töten und dann verbrennen. So wie man mit Toten halt verfährt. Die Leute haben Steuern zu zahlen, und wenn sie das nicht tun verdienen sie die Bestrafung.“
„Ja, aber das ist doch nicht effektiv. Das würde doch mehr Kosten als es bringt.“
„Es ist aber richtig. Und darauf kommt es an. Auf das Recht.“ beharrte Nicon. „Abseits davon ist das doch ganz gut.“ Er zeigte auf den Hafen. „Eure Versorgungskette ist ganz annehmbar.“
„Annehmbar? Die läuft doch perfekt.“
„Sie könnte schneller laufen.“ kritisierter er. „Wie sieht es mit den Schutztruppen und der Schutzflotte aus?“
„Alles auf Sollgröße.“ gab sie zufrieden zurück.
„Immerhin. Immerhin...irgendwelche Vorkomnisse?“
„Ja, das wollte ich schon sagen, vor einigen Tagen haben Puntische Kriegschiffe Neutria bombadiert. Es gab einige Tote. Davor wurden einige Handelsschiffe aufgebracht und ihre Besatzungen gefangen gesetzt.“
„Hm, damit kann sich der neue Vizekönig auseinander setzen. Habt ihr die Abgaben schon verladen?“
„Die Abgaben?“
„Ja, die Steuern. Meine Flotte bringt sie mit nach Aron.“
„Aber ihr seid doch gar nicht die Schatzflotte...“
„Wollt ihr mir noch mehr auf die Nerven gehen? Verladet es gefälligst.“ befahl Nicon ihr. Als sie zögerte ergänzte er noch. „Los, oder muss ich gewaltsam die Schatzkammer öffnen und euch wegen Befehlsverweigerung verbrennen?“
„N..nein.“ Kartherina winkte sich einen Bediensteten heran und gab die weiterfolgende Befehle. „Auch wenn es mir falsch vorkommt.“
„Das darf es euch, solange ihr es tut ist es mir egal was in eurem Köpfchen vorgeht.“ meinte Nicon und schlürfte sein Glas aus Mangosaft leer. „Eine schöne Insel.“ lobte er schließlich und ließ seinen Blick über die Palmenwälder streifen, die die Hänge säumten. „Ich wünschte meine Heimat wäre so schön.“
„Danke.“ nahm Katherina das Lob an und war Glücklich, das er einmal nichts negatives sagte.
„Wieso mussten die Götter nur Barbaren das Paradies schenken?“ sinnierte er weiter. „Aber wir haben uns ja mit Waffengewalt für Würdig erwiesen und unseren Platz an der Sonne erkämpft. Vielleicht wollten sie dies damit bezwecken. Was denkt ihr?“
„Äh...ihr könntet Recht habe.“
„Nein, eine Ehrliche Antwort. Hat Gott diese Insel als Preis für die Überlegende Rasse geschaffen? Ich meine eure Vorfahren haben sie ja ziemlich gut verdummt.“
„Meine Vorfahren haben sie erobert.“ widersprach sie energisch.
„Und wieso herrscht nun Aron über diese Insel?“ spottete er und nahm sich ein neues Glas Saft.
„Sie haben es zusammen mit den Vorfahren meiner Mutter, den Avas, und meiner Väterlichen Vorfahren, den Aronern erobert. Und gemeinsam regiert. Bis heute. In Harmonie.“
„Ahhhh....das ist doch nur auf dem Papier so. Was seid ihr Barbaren schon? Nichts! Was ist Aron? Alles! Ich könnte mit meiner Armee ohne Probleme eure lächerliche Kultur vernichten und auslöschen. Was könntet ihr schon dagegen tun?“
„Ihr habt doch keine Ahnung. Meine Vorfahren haben schon viele Invasionen überlebt. Die Alexandrier, die Puntrier, die Galizianer, die Vicer – sie alle sind gegangen. Und wir sind immer noch da. Das sollte euch etwas sagen.“
„Das Barbaren keine anderen Barbaren auslöschen können?“ mutmasste Nicon.
„Wieso rede ich überhaupt?“ fragte sich Katherina und schüttelte den Kopf. „Ihr hört ja eh nicht auf mich.“
„Genau!“ stimmte er zu und hob sein Glas.

Irina saß in ihrem Zimmer und blickte nach Osten, ins weiße Aron. Diesen Anblick würde sie so schnell nicht mehr wieder haben, nach ihrer Hochzeit würde sie im Westen bei den barbarischen Pferdemenschen hausen müssen. Und heute war ihre Hochzeit...geradezu ein Wunder wie ihr Vater das organisiert hatte, aber er hatte dafür ein Händchen schnell unpopuläre Entscheidungen durchzuboxen. Vor ihr lag das lange, weiße Kleid, was sie anziehen sollte und sie überlegte ernsthaft einfach aus ihrem Fenster zu springen und sich dem kalten Wasser zu überverantworten...allerdings...sie hing doch ein wenig an ihrem Leben. Und Aranicon...ob sie ihn und seine wunderbaren Augen jemals wiedersehen würde? In ihnen hatte sie sich verloren, Frieden gefunden...wenn sie ihr ganzes Leben in diese Augen blicken könnte, dann wäre sie glücklich. Aber er war fort...und würde sterben, so wie sie ihren Vater kannte. Er machte gerne reinen Tisch. Es klopfte.
„Ja?“ antwortete sie genervt und einer der Leutnants der Wache kam herein. Er wirkte doch ein wenig Nervös. Langsam schloss er die Tür hinter sich und ging einige Schritte auf sie zu. Dann verbeugte er sich und zog seinen Hut.
„Eure Hoheit.“
„Was ist?“ erkundigte sie sich ungeduligt.
„Entschuldigt mein Eindringen, doch möchte ich euch etwas berichten. Einige Angehörige der Wachen, meine Wenigkeit eingeschlossen, haben uns zusammen gefunden, um euch vor eurem Unglück zu bewahren. Euer Vater muss die Besinnung verloren haben, das er das kostbare Blut an die Barbaren verkauft! Ich und meine Männer werden euch mit unserem Leben beschützen, sofern ihr uns erlaubt. Nicht umsonst haben unsere Vorväter Armen unterworfen, ganz sicher nicht um unsere Lady dorthin zu verkaufen wie auf einem Viehmarkt!“
„Äh....“
„Habt keine Scheu, unser Angebot anzunehmen. Wir haben unser Leben auf das Haus der Eurigen geschworen und ohne zu zögern werden wir es dafür geben.“
„Gut. Was habt ihr genau geplant?“
„Wir sind als Wachen für die Trauzeromonie eingeteilt und werden losschlagen, sobald die Tür geschlossen ist und alle Gäste aus dem Westen töten. Danach werden wir euch einen Weg zum Hafen freischlagen, wo ein Boot auf euch warten wird, welches euch nach Anon Ithil bringen wird. Dort solltet ihr Lords Arans Hilfe erbitten, er ist zwar ein wenig...verückt, aber ein Mann von Ehre und wird euch schützen, bis sich diese Sache geklärt hat.“
„Und ihr?“
„Ich werde hier bleiben, bei meinen Männern und die Verantwortung übernehmen.“
„Das ist sehr Tapfer von euch.“ lobte sie ihn, doch er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Das ist meine Pflicht und meine Ehre. Hier, nehmt das.“ Er griff sich in die Jacke und reichte ihr eine kurze Klinge. „Es ist eine kurze Waffe, aber aus den besten Stahl gefertigt. Damit könnt ihr euch selbst verteidigen, falls ihr in Not seid.“
„Danke.“ Er erhob sich und verbeugte sich erneut.
„Ich muss nun wieder auf Posten, aber habt keine Sorgen. Wir werden euch Retten.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und Irinia blickte Nachdenklich auf die Klinge. Wo sollte sie sich am besten Verstecken? Die Klinge war nicht länger als Unterarm...sie könnte sie einfach unter ihrem Kleid an ihren Oberarm binden...die Idee war genial. Schnell nahm sie einen Faden, band sich den Dolch um und schlüpfte in ihr Kleid. Ein Glück das ihr Vater nicht auf komplizierte Kleidung bestand, die man nur mit Hilfe anziehen konnte. Zuversichtlich sah sie wieder aus dem Fenster nach Osten...sie würde frei sein und ihn suchen können...und wenn sie ihn dann gefunden hätte, würde sie ihn nie wieder gehen lassen. Nie wieder.

„Das ist doch ein Witz!“ beschwerte sich Arteila lauthals und deutete auf die Halbe Ruine vor ihnen. „Das soll Rabenturm sein?“
„Hm, letztes Mal hatte es noch mehr Schindel...jemand muss sie geklaut haben.“ argwöhnte Akastor.
„Hm, der fällt aber zusammen.“ meinte Aranicon. Und int der Tat, der Turm, dem fast allle Dachschindeln fehlte, sah so aus als ob er jeden Moment zusammenstürzen würde. Vom Hauptgebäude fehlte die Hälfte und der Turm selbst war auf dne Obersten Stockwerken reichlich lädiert.
„Das werde ich nicht betreten!“ stellte Arteila fest und verschränkte ihre Arme.
„Eure Aufgabe, Lordi.“ meinte Akastor fröhlich und trabte davon, bevor Aranicon wirkunsvoll protestieren konnte.
„Äh...“ begann er und ihm fielen keine verünftigen Worte ein. „Vielleicht sieht es innen drinnen netter aus?“
„Vielleicht bist du aufgeschlitzt auch erträglicher?“ fragte sie zurück und er bekam wirklich langsam Angst vor ihr.
„Hm, das würde ich nicht ausprobieren wollen. Aber den Turm kann man sich doch von innen ansehen!“
„Niemals! Du willst mich nur unter Schutt begraben und mir meine Krone rauben!“ protestierte sie umso energischer und der Protektor seufzte verzweifelt.
„Arteila...“
„Nenn mich richtig!“ Zischte sie und ihm würde es wirklich zu blöd.
„Ach, mir doch egal. Ich gehe da jetzt rein und wenn du halt zu Feige bist, um mitzukommen soll es so sein.“
„WAS? Ich? FEIGE?“ erboste Arteila sich noch viel impulsiver. „Das nimmst du sofort zurück, du Qualle! Ich bin Tausendmal tapferer als du!“
„Glaube ich nicht.“ zweifelte er und ritt in den kleinen Hof, der von den zusammengestürzten Mauern des Turmhauptgebäudes umgeben war. Wiederstrebend folgte ihm Arteila und stieg neben ihm vom Pferd ab. Akastor stand breit grinsend schon im Eingang und winkte ihnen zu.
„Nur nach ihnen.“ließ er ihnen höflich den Vortritt und Deutete auf die Hölzerne Eingangstür. Aranicon griff nach dem Türöffner und stieß die Tür nach Innen auf. Der Blick auf das Innere war nicht ganz so verheißend: Unruhig flackernde Fackeln erhellten einen ziemlich zerfallenden Raum, indem überall Holzmöbel in schlechtesten Zustand herumlagen. Er wagte einen Schritt hinein, Arteila folgte ihm dicht auf. Kaum war er drinnen fiel plötzlich etwas schweres auf ihn und er kollaborierte am Boden. Arteila schrie auf und er rollte sich auf seinen Rücken und sah wie ein Mensch gerade auf Arteila zusprang. Die konnte noch schnell genug ausweichen, sodass die Person stattdessen einen Meter neben ihr Stand, herum wirbelte und einen Degen zog. Gleichzeitig stieß sie mit einem Beintritt die Tür zu und Arteila lief laut schreiend tiefer in den Turm hinein. Er selbst stand so schnell wie Möglich auf und tastete nach seinem eigenen Degen. Doch bevor er ihn noch vernünftig ziehen konnte sprintete der Attentäter Arteila hinterher und sie verlor beständig an Vorsprung, was auch daran lag das sie die andere Seite des Turmes erreicht hatte und nun wieder auf ihn zurannte, während der Mörder ihr den Weg abschnitt. Er selsbt lief los, um dem Angreifer wiederrum den Weg abzuschneiden und verfluchte Tausendmal Akastor, dem Typen hatte er vorher schon nicht vertraut und hier zeigte sich mal wieder wieso er auf sein Gefühl hören sollte. Gerademal so schaffte er es den Angreifer einzuholen und Arteila hintersich zu bringen, bemerkte jedoch sofort, das es vielleicht keine gute Idee gewesen war. Er wurde aggressiv attackiert und verlor beinahe schon bei dem ersten Schlag seinen Degen. Nur mit Glück konnte er sich wieder in Sicherheit bringen und schon war der Gegner wieder heran und hatte plötzlich zwei Waffen in der Hand statt einer: Eine lange und eine Kurze Klinge...es klirrte kurz und ehe er sich versah flog seine Waffe durch den Raum genau auf Arteila, die zu spät reagierte und kurz aufschrie, als die Klinge auf sie fiel. ER meinte ein kurzes Kichern von seinem Gegner zu hören, der ihn daraufhin ignorierte und wieder Arteila nachsetzte. Die floh nicht mehr, sondern griff sich den Degen und stach sofort nach dem Attentäter, als er in Reichweite war. Der wich dem Stich elegant aus und setzte zu einer gegenattacke an, die Arteila schnell und gezielt blockierte und stattdessen selbst einen Hieb ansetzte, der fast durchgegangen wäre, hätte sich ihr Gegner nicht mit einem kleinen Hüpfer außer Reichweite gebracht, bevor er sich drehend wieder in Gefecht brachte und mit der Langen Klinge Arteilas Degen wegschlug, sich dabei dreht und als sie einmal herum war erneut Arteilas Degen wegschlug diesmal mit der kleinen Klinge und ihr den langen Degen auf die Brust setzte.
„Und erledigt.“ meinte der Attentäter mit einer verdächtig feminimen Stimme. „Du kannst herein kommen Vater.“ rief sie nach draußen.
Zuletzt geändert von Georgios am 8. August 2015 15:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR]Das Biest und der Lordprotektor

Beitragvon Georgios » 8. August 2015 15:07

Es läuten die Hochzeitsglocken...


"Mylords, Mylady.“ Der Priester verbeugte sich vor Lord Elesna, der auf einer erhöhten Balustrade in dem Tempel saß und alles gut überblicken konnte. Neben ihm standen zwei Leibwächter und einige höhere Adlige, während der Rest unter ihm saßen, neben den ganzen Armenischen Adligen. Vorne beim Altar stand der Priester, welcher Hauptberuflich eigentlich Bibliothekar war, aber diesen Zweitberuf bei allen Trauungen, Scheidungen und Beerdigungen ausführten. Hinter ihm erhob sich ein gewaltiges Gemälde, welches alle 12 Untersterbliche zeigte, von der düsteren Rikka bis hin zum hellen Tufala. Der Altar selbst war schlicht und klein aus weißem Marmor gehauen worden, jedoch ohne weitere Verzierrungen. Rechtts im Raum saß eine kleine Kapelle, während Links einige Wachen mit ihren Schwertern und Hellebarden herumlungerten. Allgemein war der Raum gut bestückt mit Wachen, am Ende jeder Bank stand eine, während die Tür von einer weiteren Gruppe gesichert wurde. Lord Elesna hob kurz die Hand und die Kapelle begann zu spielen. Ein altes Volkslied, was der Traditionsgemäß immer bei solchen Fröhlichen Anlässen gesungen oder wenigstens gespielt wurde. Die Türen öffneten sich und der Armenische König kam herein, gefolgt von seinen zwei engsten vertrauten. Er hatte sich gut herausgeputzt in seiner blinkenden und blitzenden Uniform, sodass man durchaus argwöhnen konnte, das das nur ein Leihgeschenk war. Der König war nicht bekannt für seine Liebe für gute Kleidung, was ihn zwar bei seinen Männer als Beweis für seine Männlichkeit galt, aber bei allen zivilisierten ein Nasenrümpfen hervorrief. Er positionierte sich vor dem Priester, der ihn abschätzend ansah und leicht die Augenbrauen hob, jedoch nicht weiter sagte. Die Kapelle setzte zu einem weiteren Tusch an und die Türen öffneten sich erneut, nun kam die Braut, Irina herein, in ihrem blendenden Kleid. Sie wurde von zwei Zofen begleitet und das Trio schritt zum Altar heran.
„Liebe Gemeinde.“ begann der Priester. „Wir haben uns heute versammeln, um den Segen der Unsterblichen für die Hochzeit zwischen Benjamin, Benjamins Sohn, dritter seines Namens, Erbe des Thrones von Armen, Achter König der Dynastie der Amjoden und Irina, Luciels Tochter, zweite ihres Namens, erste Tochter aus der Familie der Elesna. Ihr Bund soll den Frieden der Länder besiegeln und unsere Völker einander näher bringen, so dass wir dem großen Plan der Unsterblichn folgen, die von uns verlangen, das Liebe und Frieden auf der Welt herrschen und sich ihre Gnade auf alle Menschen erstreckt. Denn sie Lieben die Ehrbaren und Gerechten, Abkömmlinge ihres Blutes, und weinen, wenn sie sich gegenseitig Schaden zu fügen, anstatt gegen die Ungerechten gemeinsam wie Brüder zu ziehen. Selbst wenn wir sterben, erbarmen sie sich uns und Corin, der Allmächtige, nimmt sich unserer Seele an, geleitet sie zur Großen Tafel, wo wir bis in alle Ewigkeiten mit unseren Vorfahren im glänzenden Licht der Sonne speisen. So wollen wir heute ihrem Pfade folgen und diesen Heiligen Bund der Ehe schließen, um die Aronisch-Armenische Freundschaft zu stärken. Viele Jahre lang herschte Krieg zwischen unseren Völkern und Reichen, ausgelöst aus Missverständnissen und Bösem Blut, doch diese Zeiten sind nun schon einige Zeit vorbei und ein gemeinsames Verständnis hat sich entwickelt, eines das wir heute bestärken.“ Er wandte sich an den Armenischen König.
„Schwört ihr, Benjamin Amojod, das ihr Irina Elesna in Ehren haltet, sie als eure Gleichberechtigte Frau ansehen, sie pflegt in Krankenheit in Leid und Trauer, ihrer Familie die Ehre haltet und sie niemals zwingen oder quälen werdet?“
„Ich, Benjamin Amojod, König von Armen, Herr der Mark und des Alten Waldes, ich schwöre bei all diesen Ländern und der Ehre meiner Familie, dass ich meine zukünftige Frau in Ehren halten werde, ihr kein Leid und keine Trauer zufügen werde und ich verspreche auch alles andere in ihrem Willen zu halten.“ Er senkte sein Haupt und der Priester nickte zufrieden.
„So sei es und möge euch dieser Eid vor den Augen der Unsterblichen binden und Möge euch Rikka bestrafen, falls ihr diesen brecht.“ Nun wandte er sich zu Irina, die immer nevöser wurde.
„Schwört ihr, Irina Elesna, dass ihr Benjamin Amojod in Ehren haltet, ihn als euren gleichen Ehemann anseht, ihn pflegt in Leid und Trauer, seiner Familie die Ehre haltet und ihn niemals zwingen oder quälen werdet?“
Irina sah sich nervös um und schluckte schwer. Das Vergehen sein Versprechen falsch zu geben war deutlich größer als einen Menschen einfach zu töten...Sie sah den Leutnant an der Tür stehen, er lächelte ihr aufmunternd zu. In ihrem Kopf raste es und sie wusste nicht ein und aus.
„Lady Elesna?“ Die Stimme des Priesters drang nur schwach zu ihr durch. Ihr Kopf zuckte wieder in seine Richtung und sie sah wie er sich besorgt ihr hinbeugte. „Geht es euch nicht gut?“
„Äh...“ brachte sie hervor und kurz wurde alles vor ihr schwarz. Jemand fing sie auf und als sie die Augen wieder aufschlug, lag sie in den Armen des Armenischen Königs, der sie besorgt musterte mit seinen Schweinsaugen. Wie ein Stück. Wie ein Vieh. Er sah zu dem Priester auf und sagte irgendwas, was Irina nicht mehr verstand, während sie hektisch nach dem Messer fingerte, es schließlich in den Griff bekam und dem König in den Hals rammte. Blut spritzte hinaus und der Mann schrie auf, während der Priester entsetzt aufschrie. Dann war es für einen kurzen Moment still und alle betrachteten wie der Armenische König umkippte und dabei alles vollblutete.
„Was in aller...“ stand ein Armenischer Adliger auf, doch da knallte es und eine Kugel sprengte seinen Schädel.
„Für Lady Elesna und ihre Familie!“ rief der Leutnant, dessen Pistole noch rauchte, während er seinen Säbel zog. Die Anwesenden sprangen auf und zogen ihre Stahlwaffen. Auf der Ballustrade stand Lord Elesna so ruckartig auf, das der Schwere Stuhl umfiel. In der Zwischenzeit hatten einige Wachen die Armenischen Gäste angegriffen, einige andere standen tatenlos herum und ein dritter Teil versuchte die Gäste zu schützen, ohne dabei ihre Kameraden zu verletzen. Irina stand mit ihrem blutigen Dolch vor der Leiche des Königs und sah dem Gemetzel mit Grauen zu, genauso wie ihr Vater, der allerdings hinter seiner Hohen Stirn nachdachte und schließlich lächelte er bitter, nickte langsam.
„Wachen, tötet die Armener.“ befahl er laut und klar. Der Hauptmann der Wache neben ihm reagierte nicht sofort, sondern warf ihm einen Skeptischen Blick zu.
„Los, verdammt.“ trieb er diesen an und zog dessen Pistole aus dem Gürtel, zielte kurz und erschoss einen Armenischen Adligen, der gerade über eine Bank sprang. Mit diesem Schuss veränderte sich alles, die Wachen, die bislang noch die Gäste geschützt hatten griffen diese Plötzlich an und innerhalb von wenigen Sekunden wurde ein Großteil der Gäste niedergemacht. Mit ihren Festatgskleidern und kleinen Degen waren sie den Wachen mit ihren Pistolen, Panzern und Säbeln gnadenlos unterlegen und es dauerte nicht lange, da standen nur noch zwei von ihnen. Mit einem lauten Kampfschrei stürmten sie auf Irina zu, die immer noch vor dem Altar stand. Der Priester, der noch immer hinter ihr stand, warf einen Kerzenständer aus Gold nach dem ersten Armener. Erstaunlicherweise traf er an Kopf und noch erstaunlicher schien dies etwas auszurichten. Der Mann fiel zu Boden und wurde schon von den Wachen eingeholt, die ihn kurzerhand abstachen. Doch der andere stürmte weiter und hob den Degen zum Schlag, als der Priester mit einem Schrei über die wie versteinert darstehende Irina sprang und sich in den Weg warf, vergeblich, denn noch im Sprung zuckte das Eisen und mit der anderen Hand wurde der Körper aus der Luft gewischt. Mit einem Platsch landetete der Priester in einer Sitzreihe und bliebe schwer atmenend liegen. Nun war der Mann bei Irina, die sich geistesgegenwärtig unter seinem Hieb duckte und instinktiv mit ihrem Messer nach vorne stieß. Dabei traf sie ihn in den Hals und eine Fontäne Blut sprudelte ihr entgegen. Dann sackte auch dieser Zusammen und es war für einen Moment Still im Saal. Dann erhob sich Lord Elesna...er sah nicht wütend, verärgert oder sonst wie anders als Normal aus...eher wirkte er so ruhig wie noch nie, etwas, das Bekannten Angst machte.
„Nehmt meine Tochter fest.“ befahl er kalt und die beiden Wachen, die ihr am nächsten standen nickten und gingen auf sie zu, als plötzlich das Tor aufgestoßen wurde und Armenische Soldaten hineinstürmten und die verdutzten Wachen angriffen.
„Was in aller...Tötet sie!“ befahl Elesna und schubste seine Leibwache in Richtung Treppe. „Hol Verstärkung.“ befahl er der anderne Leibwache. Irina stand immer noch am gleichen Fleck, als der Leutnant zu ihr Rannte, sie am Arm packte und auf den Hintereingang zu schob. Dort verriegelte er sofort hinter ihnen die Tür und keuchte.
„Mylady, alles in Ordnung?“ erkundigte er sich besorgt und Irina dachte kurz nach. War sie in Ordnung? Ja....ihr tat zumindestens nichts wirklich weh.
„Ja.“
„Gut.“ seufzte er erleichtert auf und lehnte sich an die Tür. „Von hier führt eine Treppe zum Hafen, wo ein kleines Boot auf euch wartet. Mein bester Mann wird euch dann nach Anon Ithil bringen. Viel Glück.“ erklärte er schnell die weiteren Phasen des Planes und schob sie erneut ein wenig an.
„Geht schnell, bevor die Wachen fertig sind.“ merkte er an und öffnete die Tür erneut. In der Kapelle tobte der Kampf anscheinend immer noch, wenn die Geräusche nicht trügten und er zog seinen Degen und stürzte sich schreiend hinein. Irina sah ihm kurz hinterher, bevor sie wie von einer anderen Person gesteuert die Treppe hinunterstürmte. Es war alles so unwirklich, so verschwommen...nach einer kurzen langen Strecke erreichte sie den Anlegesteg, wo ein einesames Boot mit einem noch einsameren Ruder wartete. Er fasste sich kurz an den Hut, als er sie sah, legte dann Wortlos ab.
„Eine schöne Hochzeit, schade das ich nicht da war.“ merkte er nach einigen Minuten an, während er das kleine Boot geschickt gegen die Strömung aufwärts lenkte. „Ich bin mir sicher, sie wird noch in Jahrhunderten bekannt sein.“

Aranicon hasste diesen Situationen, in denen er irgendwo ungeschützt in einem Raum lag und so nutzlos war. Arteila starrte ihn wütend an, aber das konnte er verkraften, er war es gewohnt, aber das sich der dritte im Raume über ihn lachte war viel kränkender.
„Fufufufu...“ Kicherte sie leise, nahm aber schlagartig Haltung an, als die Tür geöffnet wurde und Akastor breit grinsend hereinkam.
„Und wie lief es?“ erkundigte er sich.
„Sie war ein härterer Brocken als er. Meine Glückwünsche eure Majestät.“ berichtete der Attentäter und nahm die Kapuze ab. Es bestätigte das was er schon befürchtet hatte: Es war eine Frau mit kurzen blauen Haaren...konnte die Schande noch größer werden?
„Ihr solltet an eurer Technik arbeiten, Lordprotektor.“ gab sie ihm einen Tipp und Akastor ergänzte:
„Und an allen anderen. Darf ich vorstellen? Meine Tochter, Elia aus den Tälern. Sie wird bei der nächsten Stufe meines Planes eine wichtige Rolle spielen.“
„Freut mich eure Bekannschaft zu machen,. Majestät.“ verbeugte sie sich und steckte ihren Degen wieder ein.
„Hm...die Freude ist meinerseits.“ murmelte Arteila. „Aber jetzt erklärt mir mal was das ganz hier soll!“ brauste sie schließlich auf.
„Ein Test. Und es scheint so als ob eure Sicherheit nicht im geringsten Gewährleistet sei.“
„Das war doch schon vorher klar mit der Vollniete neben mir!“ wütete sie weiter. „Aber wie wagt ihr es mich damit zu belästigen? Was glaubt ihr wer ihr seid? Ich bin die Königin über Aron, Herrin der Welt und ihr kommt mir in keiner Weise gleich, nur Dank der Gnade von mir und der meiner Vorväter existiert ihr überhaupt noch und solltet euch glücklich schätzen, das ich mit euch überhaupt spreche!“
„Dann erbitte ich eure Gnade für meinen Fehler und biete euch hingegen eine Lösung für euer Problem.“ verbeugte sich Akastor, aber Aranicon kam das nicht wirklich ehrlich vor. Er selbst hatte Mühen nicht lauthals loszulassen, wie musste sich da erst der Graf fühlen?
„Die da wäre?“ erkundigte sich Arteila argwöhnisch und das überlegende Grinsen schlich sich wieder auf Akastor Gesicht.
„Später, wollen wir es uns nicht zu erst gemütlich machen?“

Der Eiskalte Nebel lichtete sich langsam, als Tirion die übel zugerichtete Leiche seines...ja, was eigentlich? Seines Schwagers? Ja, seines Schwagers bertrachtete. Die Wache neben ihm schwieg, sah aber betroffen aus...es war kein schöner Anblick.
„Am Frühen Morgen kam er auf seinem Pferd angebunden so hier an. Dieser Brief war bei ihm.“ die Wache reichte ihm einen mit Blut durchtränkten Papierfetzen, den Tirion annahm und schnell überflog.
„Was steht drinnen, Kommandant?“ erkundigte sich die Wache neugierig, aber er zuckten nur mit den Schultern und warf ihn über siene Schultern.
„Nichts wichtiges Soldat. Nordbeleidigungen. Ich befürchte wir werden bald angegriffen werden.“
„Von den Nords? Wie wollen sie über unsere Mauern kommen?“ wunderte sich der Soldat.
„Ich befürchte sie lassen sich niht von schlechten Chancen abschrecken, was die ganze Sache noch gefährlicher macht. Gut...kein Wort zu niemanden. Jetzt ist nicht der ideale Zeitpunkt die Moral zu untergraben. Ihr, nehmt die Leiche und bringt sie in die Gruft, passt auf das euch niemand sieht, wenn ja und ihr gefragt werdet, das ist die Leiche eines Wachsoldatens. Und nun los.“ Vier Leibwächter, die mit ihm gekommen waren setzten sich in Bewegung und packten die Leiche mit Geschickten Handgriffen. Tirion sah mit Sorgenfalten die Mauer neben ihm an. Sie sah stark und uneinehmbar ein, vorallem da die Nords keine Kanonen hatten...Ahgerda allerdings auch nicht. Sie waren nicht unbewzingbar...was würde er als Anführer einer plündernden Bande tun...einen Sturmangriff befehligen, mit guten Leitern und einer noch besseren Portion Mut. Das versprach gewisse Chancen, vorallem wenn die Verteidiger nicht bereit waren. Eine langwierige Belagerung konnten sich die Nords im Winter nicht leisten...wussten dies allerdings die Nords auch? Sie waren immerhin nicht für ihren überragenden Intellekt bekannt....ein Trompetensignal weckte ihn aus seinen Überlegungen auf.
„Was war das?“ fragte er sofort und die Wache antwortete:
„Ein Signal der Südmauer. Wartet kurz.“ Zwei weitere Signale erklangen und die Wache erbleichte. „Sie werden angegriffen.“
„Was? Von wem?“
„Keine Ahnung, Kommandant, das sind Trompeten, keine Briefe.“
„Egal, sofort hin. Nein, Stopp.“ widersprach Tirion sich selber sofort. „Du holst Verstärkungen und ich gehe hin. Los!“ Der Mann salutierte und sprintete durch das Stadttor, während Tirion auch zum Tor ging, von dort aber auf den Wall und diesen entlang zum Südwall rannte. Agherdas Walllänger war viel zu lang für schnelle Verlegungen stellte er fest, von einer geringen Streitmacht geradezu nicht zu verteidigen. Der Nebel half bei der ganzen Sache auch nicht. Schließlich tauchte aus dem Dunkeln plötzlich ein brennender Turm auf und Kampfesgeräusche erklangen. Aus dem Nebel stürmte auf einmal eine riesiger Nordmann mit einer Axt auf ihn zu und er konnte sich nur noch mit Knapper Not unter dem Hieb durchbücken. Er wollte seinen Degen ziehen...doch er war nicht da...er hatte ihn doch nicht etwa heute morgen vergessen? Anscheinend doch...fluchend sah er sich nach einer anderen Möglichkeit um, fand jedoch keine und als der Barbar seine Axt erneut hob entschloss Tirion sich zum Angriff. Unbewaffnet sprang er nach vorne und warf den Barbaren mit der Wucht seines Sprunges um. Hart fielen sie beide auf den Wall, knapp vom Abgrund entfernt. Die Axt donnerte einige Zentimeter neben seinem Kopf auf das Stein. Tirion vergeudete keine Zeit und schlug mit seinen Fäusten dem Nordmann ins Gesicht, bevor dieser sich wieder richtig orientieren konnte. Doch schon beim Zweiten Hieb fing er es ab und Tirion brauchte eine andere Möglichkeit...da fiel ihm der Dolch des Mannes auf, der in der Scheide an dessen Seite steckte, schnell zog er ihn und wollte damit in das Gesicht stecken, doch wurde seine beiden Hände aufgehalten und obwohl er mit aller Macht nach unten Drückte, schaffte es der Hüne den Dolch immer weiter von sich weg, nach oben hin zu bewegen. Tirion hob sein Knie und rammte es in den Unterleib des Nordmannes, der keuchte, ließ los und der Dolch raste ungebremst in sein Gesicht und versank bis zum Griff in dem Kopf. Tirion schüttelte sich und zog ihn wieder heraus. Schnell warf er einen Blick auf den Kampf, der auf unter hinter der Mauer tobte und es sah nicht gut aus. Zwar hatten die Nords deutlich höhere Verluste, waren jedoch auch klar in der Übermacht und über die Besetzte Mauer stürmten immer mehr in die Stadt hinein.
„AAAAHHHH!“ schrie jemand von der Seite und Tirion wich einem Schwerthieb eines weiteren Nordmannes aus, in dem er sich nach hinten warf und fast von der Mauer gefallen wäre. Einen Zweiten Hieb schaffte er mit dem Dolch zu parieren, dem Dritten wich er wieder aus. Beim Vierten konnte er den Dolch nicht mehr halten und er segelte über die Mauer. Der Nord grinste ihn diabolisch an, hob sein Schwert...es zischte kurz, er rollte mit den Augen und fiel rückwärts von der Mauer.
„Hauptmann!“ Rief eine Frau von unten, die eine Armbrust in der Hand hielt und ihm zu winkte, während sie von Dutzenden Soldaten überholt wurde, die sich sofort in den Kampf warfen, während sie von hinten von Armbrüsten unterstützt wurden. Tirion winkte zurück und zuckte nur kurz zusammen, als ein weiterer Nordmann, der auf ihn stürmte mit einem gezielten Schuss heruntergeholt wurde.
„Du kommst zur Rechten Zeit!“ lobte er seine Adjudantin und bekam einen Degen von einem Soldaten in die Hand gedrückt, der über die Treppe hinter ihm auf die Mauer gekommen waren.
„Los geht’s!“ befahl er und rannte die Mauer entlang zu den Leitern, wo sich die Nächste Welle Nords versammelte. Mit einer geschickten Drehung umging er die Deckung des Erstens und schlitzte ihn auf, während er den zweiten Köpfte, der noch gar nicht auf einen Kampf vorbereitet war. Der Dritte parierte kurz und unbeholfen die Ersten Hiebe, wurde dann jedoch durchbohrt. Der Vierte wurde von einer Armbrustsalve erschossen und der Fünfte beschloss sofort wieder die Leitern herunter zu klettern, die Tirion schnell noch umkippte. Ein Pfeil flog ihn dabei entgegen, prallte nur wenige Zentimeter neben ihm an der Brustwehr ab. Auf der anderen Seite der Mauer standen noch einige Hundert Nords, von denen manchen mit Bögen bewaffnet waren und nun Pfeil um Pfeil über die Mauer schossen. Der Soldat neben ihm wurde getroffen, nicht tödlich in den Arm, fiel aber vor Schreck von der Mauer und das war Tödlich.
„Alles in Ordnung?“ erkundigte sich seine Stellvertreterin, die sich neben ihm in den Toten Winkel der Brustmauer mit ihrer Armbrust kauerte.
„Ja...das war aber knapper als mir Lieb ist.“ gab er zu und sie nickte.
„Sie hatten fast alle Wachen getötet.“ Eine weitere Salve von Pfeilen prasselte gegen den Stein,sie stand sofort auf und schoss mit ihrer Armbrust zurück. Ein Schrei deutete an, das sie getroffen hatte.
„Wie konnten die so leicht über die Mauer? Haben die Wachen geschlafen?“ wunderte er sich über den doch ziemlich greifbaren Erfolg der Nord. Eigentlich hätten sie gar nicht Leitern anlegen können sollen...
„Hier schien zu dieser Zeit nur einer gewesen zu sein und den haben sie wohl auf dem Dunkeln heraus erschossen.“
„Verdammt.“ Sie kurbelte ihre Armbrust und schoss einen weiteren Pfeil. Mittlerweile hatten sich alle Schützen hier oben eingefunden und schossen Bolzen um Bolzen. Tirion wagte es und lukte kurz über die Mauer, wo er die restlichen Nords fliehen sah. Doch sie hinterließen ein Feld mit 20-30 Toten und noch mehr Verwundeten.
„Ist gut.“ Hielt er seine Adjudantin davon ab mehr oder weniger blind einen weiteren Bolzen zu schießen. „Sie sind weg.“
„Oh.“ Sie sah auch über den Wall und schoss ihren Bolzen in einen Verwundeten Nord, der versuchte sich wegzuschleppen.
„Lass die Wachen verdreifachen.“ befahl Tirion und sie salutierte. „Ich werde mit dem Stadtrat sprechen. Wehe es geschieht hier jemals noch einmal so ein Loch!“

„Vizekönig, wir haben eine Puntische Fregatte gesichtet!“ meldete der Ausguck und Nicon sah missmutig von seiner Liege auf. Er winkte kurz zu seinem Sohn, der nickte und übernahm.
„Wo?“ fragte er zurück.
„Zur Sonne hin, Mylord.“ Zusammen mit drei Seeoffizieren ging Amir in die Gesagte Rüstung und der Kapitän zog sein Fernglas und sah einige Sekunden in die Richtung. Dann reichte er es weiter an den zweiten Deckoffizier.
„Mylord, eine Puntische Fregatte, die HMS Pride, voll bewaffnet und besetzt. Sie hat Kurs aus Osternis.“
„Hm....werden sie in Schussreichweite kommen?“
„Positiv.“ meinte der zweite Offizier und reichte das Fernglas an den dritten. „Sie führen die neusten Geschütze und werden bei dem Kurs in einigen Minuten das Feuer eröffnen können.“
„Bestätige.“ meinte der Dritte. „Sie haben eine hohe Geschwindigkeit, es würde nicht lange dauern. Wir müssen schnell einen Abfangkurs bestätigen oder wir sind ihrem guten Willen ausgeliefert.“
„Hm...“ überlegte Armir. „Vater?“
„Tue was du willst.“ gab der ihm grünes Licht und döste weiter.
„Kapitän, machen sie das Schiff Kampfbereit.“
„Aye.“ bestätigte der alte Seebär mit einem Grinsen. „Erster Offizier, Kanonen kampfbereit machen, zweiter Offizier Abfangskurs einleiten, Dritter Offizier, benachrichtigen sie die anderen Schiffe. Eure Lordschaft, in einigen Minuten...“
„Fünf Kapitätn.“
„In Fünf werden wir in Feuerreichweite sein.“
„Gut, machen sie weiter.“ bestätigte Amir und der Kapitätn nickte.
„Erster, was machen die Kanonen?“
„In drei Minuten einsatzbereit. Die Bugkanone ist schon bereit.“
„Machen sie schneller.“ verlangte er und ging zum Steuermann, während die Segel gehisst wurden und das Schiff immer mehr Geschwindigkeit aufnahm, gefolgt von zwei anderen Schiffen der Flotte, während der Rest weiterhin auf Kurs blieb.
„Was ist das?“ fragte Amir den Kapitän, als er Leuchtzeichen von dem anderem Schiff erblickte, welches sich nun auch mit dem bloßen Augen erkennen lies.
„Warten sie...sie Fragen an was wir vorhaben und versichern den Frieden. Sollen wir fortfahren?“
„Ja.“
„Kapitän, Kanonen gefechtsbereit.“ rief der Erste Offizier.
„Gleich in Reichweite, Kommandant.“ ergänzte der Zweite Offizier und das Schiff pflügte durch die Wellen, während die Puntische Fregatte sich langsam bemühte abzudrehen. Amir fand es immer wieder unglaublich, auf welche Geschwindigkeiten selbst die großen Schlachtschiffe kamen, aber auch wie schwer sie danach zu lenken waren. Man musste natürlich dem Schiff, auf dem er war, zu gute halten, das es nicht das größte und schwerfälligste war, aber dennoch ein großer Koloss.
„Wir sind in Reichweite, Mylord.“ bemerkte der Kapitätn. „Sollen wir das Feuer auf ihre Verantwortung hin eröffnen?“
Amir sah kurz zu der Fregatte herüber, die sich immer mehr von ihnen abwandte. Bald würde sie außer Reichweite ihrer Geschütze sein...und es stand außer Frage das Puntas irgendetwas böses plante...
„Ja, schießen sie.“ befahl er kurz und der Kapitän salutierte.
„Erster Offizier, Laden!“
„Geschütze geladen, Kapitän.“
„Ausrichten!“
„Ausgerichtet, Kapitän.“ kam sofort die Bestätigung von den Kanonen.
„Mylord, sollten sie sich nicht in Deckung begeben?“ erkundigte sich der Kapitän, aber Amir schüttelte den Kopf.
„Ich denke doch hier wird mir nichts passieren. Und nun schießen sie.“
„Aye. Erster Offizier, eröffnen sie das Feuer!“
Darauf keine Antwort, sondern nur da Donnern und Grollen der Kanonen. Einige Sekunden später schlugen sie auf dem Deck der Fregatte einschlugen oder knapp daneben auf dem Wasser riesige Fontänen hervorriefen.
„Schwerer Treffer am Hauptdeck.“ berichtete der Dritte Offizier durch sein Fernglas. „Aber keine Kritische. Sie laden ihre Geschütze.“
„Erster Offizier, Laden!“
„Zu Befehl.“
„Feindschiff feuert!“ warnte der Dritte Offizier und duckte sich sofort, etwas was Amir auch sofort machte. Einen Moment später hörte er das Sausen und Pfeifen der Kanonenkugel und danach den Unglaublichen Lärm, als sie einschlugen. Holz splitterte, Männer schrien und der Hauptmast stürzte mit einem atemberaubenden Geräusch in das Meer.
„Feuer!“ schrie der Kapitän noch während der Mast umfiel und abermals donnerten die Kanonen, während Amir gar nichts mehr vor Rauch und Staub sehen konnte. Ein Echo in der Ferne signalisierte die Feindsalve, die erneut das Schiff schwer traf, auch wenn nur an den Unteren Decks.
„Kapitän, vier Kanonen sind ausgefallen!“ berichte der Erste Offizier und der Kapitän nickte grimmig.
„Zweiter Offizier, Schadensstatus, Dritter, wie siehts beim Feind aus? FEUER!“
„Kapitän, Wassereinbruch auf dem Unteren Deck, wird schon repariert, Hauptmast verloren.“
„Der Feind brennt ein zwei Stellen, ist aber ansonsten noch vollständig einsatzbereit.“ berichteten die beiden Unteroffiziere, als die Kugeln erneut einschlugen und den dritten zerfetzten. Selbst Amir bekam in seiner kauernden Haltung eine Ordentliche Ladung Holzsplitter ab.
„Kapitän, erneuter Wassereinbruch! Wir werden in dem Tempo bald sinken!“
„Keine Sorge...Feuer!“ Die Kanonen röhrten und wenige Sekunden später blitzte es einmal kurz und ein infernalisches Donnern ertönte. Eine gewaltige Flammenwolke bildete sich am Horiziont. Die Matrosen jubelten und warfen ihre Hände in die Luft, während der Kapitän mit einem selbstzufriedenen Lächeln durch das Fernglas das Werk betrachtete.
„Wir haben das Pulverlager getroffen, Eure Lordschaft. Sie brennen und werden innerhalb weniger Minuten vollständig gesunken sein. Zweiter Offizier, bringen sie die Lecks in Ordnung!“
„Aye Kapitän!“
„Vierter Offizier, ersetzen sie den Dritten. Eure Lordschaft, alles In Ordnung?“
„Ja...ja, passt schon.“ meinte Amir und stand wieder auf. Die Fregatte brannte licherloh und im Wasser vor ihr schwammen einige Leichen und Matrosen, die laut um Hilfe schrien.
„Helfen sie ihnen nicht?“ wunderte er sich und der Kapitän sah ihn an, als ob er etwas verrücktes gesagt hätte.
„Wie bitte?“
„Ob sie den armen Teufel nicht helfen.“
„Äh...ein Scherz, oder?“zweifelte der Kapitän und grinste unsicher.
„Nein, ehrlich.“
„Also...Mylord...wir retten nie unsere Feinde. Sie haben das selbst zu verantworten und geben uns auch kein Pardon.“ erklärte der Kapitän und sah zu den Ertrinkenden herüber. „Sie sind unser Feind. Wer dem Feind hilft, ist auch ein Feind. So einfach ist das.“
„Ich glaube nicht daran, dass das Leben so einfach ist. Gnade führt zu einem viel besseren Ergebnis und Gott beschützt und segnet jene, die zur Vergebung fähig sind.“
„Ah...“ seufzte der Kapitän. „Aar...diese Religion interessiert mich nicht. Ich brauche kein Gewissen.“
„Würde es euch zu sehr belasten?“
„Genau. Ich halte mich an das Gesetz der See und wenn ich sterbe, dann werde ich irgendwo ankommen. Hauptsache ich kann ein sChiff leiten und Matrosen durch die Welt scheuchen. Zweiter Offizer, was macht das Leck?“
„Abgedichtet; Kapitän.“ berichtete der Offizier, während er vorbei rannte.
„Kurs zurück zum Rest der Flotte und tragen sie ins Logbuch ein: HMS Pride, Puntische Fregatte versenkt. Und ersetzten sie unseren Mast!“

„Wie kommt es, das eure Tochter hier ist?“ wunderte sich Arteila, als sie endlich im Kaminzimmer waren.
„Nun...Vater?“ antwortete Elia und sah Akastor an, der gerade Holz im Kamin schichtete.
„Mach du.“
„Also schön, mein Vater ließ mir eine Nachricht zukommen, das ich den Rabenturm vorbereiten soll. Weiterhin sprach er von einem Plan, bei dem er mich benötigte.“
„Genau.“ stimmte ihr Vater zu und entzündete Geschickt ein Feuer. „Allerdings hat das noch Zeit.“
„Ich will hier gefälligst alles wissen und nicht dauernd überrascht werden!“ erboste sich Arteila und Akastor verneigte sich entschuldigend. „Tut mir Leid, eure Majestät. Ich plane an einer Möglichkeit, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden – der Ermordung des Prätendanten.“
„Ah, das gefällt mir.“ gab sich Arteila zufrieden.
„Mir nicht.“ meinte Aranicon und fing sich sofort einen bösen Blick von der Königin ein. „Was? Die Krone muss ihre Macht auf dem Schlachtfeld beweisen, nicht durch eine Klinge in der Nacht. Dadurch wird keine Stabilität gewonnen.“
„Wohl war, doch wenn dies nicht Möglich ist?“ argumentierte Akastor und setzte sich in den Stuhl.
„Was soll das heißen?“ wunderte sich Arteila.
„Wir diskutieren hier nur rein Theoretische Möglichkeiten .“ beruhigte Akastor sie und sah wieder Aranicon an...der hatte jedoch jede Lust auf eine Diskussion verloren.
„Meinetwegen, löst es so. Spart eine Menge Arbeit.“
„Davon würde dir ein wenig nicht schaden.“
„Ganz mal abgesehen davon, wir sollten unser nächsten Schritte planen.“ wechselte Akastor das Thema und rollte eine Landkarte aus. „Wir haben keine Armee und die Herzöge von Morvia, Delagios und Arcorin sind enorm unwillig uns zu helfen.“
„Diese Verräter.“ kommentierte Arteila.
„In Agherda herrscht Chaos, weiterhin sind sie ohnehin nicht in der Lage eine Große Armee aufzustellen, kämpfen ihre Männer doch überall, nur nicht hier. Weiterhin, Anon Ithil mag loyal zu uns sein, fehlt diesem Herzogtum allerdings jegliche Basis für eine Armee und Geld.“
„Und im Süden? Wir haben Verbündete, die Städte Dadrokitas, Aroniers und Scatan.“ erkundigte die Königin sich und Akastor räusperte sich nervös.
„Nun...da gestaltet sich die Sache als ein wenig schwierig. Scatan wird von dem Prinzen kontrolliert, sie werden nichts gegen seinen Willen tun, genauso wie Aronier. Dadrokita...da ist die Lage kompliziert. Die Bauern würden nur für Recht für euch ziehen, Rechte die euch eventuell noch mehr unterminieren. Auch könnt ihr euch damit die Feindschaft des Prinzen zuziehen.“
„Ich kann den Prinzen immer weniger leiden...“ murmelte Arteila.
„In der Tat, die Könige haben versäumt seine Macht zu beschneiden...“ stimmte Akastor zu.
„Die Könige haben das Reich zusammengehalten. Und die Prinzen von Aratar waren immer loyal zu unserem Haus.“ widersprach Aranicon energisch. „Es gab keinen Grund ihnen Macht zu nehmen. Sie starben für den Alten gegen den Silberkönig, sie kämpfen heute gegen Kart, sie sichern unsere See.“
„Und nun helfen sie euch nicht mehr. Eine wunderbare Abhängigkeit. Aber Kart...General De Tegara hat eine Armee...“
„De Tegara? Muss ich den kennen?“ wunderte sich Arteila. „Ich habe diesen Namen noch nie gehört.“
„Ein kleiner General aus dem Süden.“ meinte Aranicon abschätzig.
„Ein aufstrebender General aus Tegalos.“ verbesserte ihn Akastor. „Er hat eine Armee von 25.000 erprobten Soldaten unter seinem Kommando, alles Veteranen des Kartkrieges. Seit Jahren wartet er auf seine Adeligsprechung, etwas, womit eure Majestät ihn ködern könnte.“
„Haben wir da unten ein verfügbares Lehen?“ fragte Arteila und Akastor schüttelte den Kopf.
„Tegalos ist eine Freie Stadt, aber das kann man aufheben und ihm verleihen. In erster Linie will er nur die Sicherheit seiner Familie gewährleisten. Ein Adelstitel würde ihnen auch noch in zweihundert Jahren einen gewissen Reichtum und Einfluss bedeuten.“
„Gut...dann sollten wir ihn kontaktieren.“
„Akastor vergisst hier nur die kleine Sache, das De Tegara im Dienste Deadlos steht und dieser sich dem Problem annimmt. Oder annehmen wollte.“
„Ihr und eure Kleinlichen Problemchen, Lordi, macht einen besseren Vorschlag woher wir eine Armee bekommen sollten.“
„Das weiß ich nicht...“
„Eben, und das ist das Problem. Motzen kann jeder. Natürlich ist mein Plan nicht perfekt, aber besser als kein Plan.“ wies Akastor ihn zurecht. „Also fassen wir zusammen: Wir holen uns unsere neuen Soldaten aus Dadrokita und von General De Tegara.“
„Das wird aber dauern. Und ein Gebirge ist dazwischen.“ gab Elia zu bedenken. „Wir sollten uns was überlegen, um die Elesna zwischenzeitlich auszubremsen.“
„Das stimmt.“ gab Akastor zu. „Eine Idee, Lordi?“
„Hm...sie werden bald Evada eingenommen haben...sie brauchen eine Ablenkung. Jemanden, gegen den sie kämpfen. Aber mir fällt nicht wirklich ein, wie wir das bezwecken können.“ überlegte Aranicon und Akastor nickte.
„Der Gedanke kam mir auch schon. Leider fehlte mir die Idee, wie man sie ablenken könnte. Ein Aufstand der Nord? Ein Aufstand der Armen? Beides liegt nicht in unserer Macht...“
„Ich werde sicherlich nicht mein eigenes Königreich destabilisieren, nur damit wir gewinnen. Es wird einen anderen Weg geben.“ verbat Arteila jegliche Überlegungen in diese Richtung und Aranicon seufzte.
„Wieso machen wir nicht einfach aus Ton eine Armee...“
„Ein Guter Ansatz.“ lobte Elia ihn. „Aber kein praktikabler. Aber ich habe eine Idee...wieso fallen wir nicht einfach in die Täler zurück? Dort sind wir selbst mit unserer kleinen Anzahl fast unbesiegbar, ganz zu schweigen davon, dass unsere Verstärkung eh über diese Pässe muss.“
„Die Täler sind genauso ein Gefängnis. Sie müssen nicht einnehmen um zu siegen, einzusperren reicht vollkommen aus. Und daraus zu entkommen ist fast unmöglich.“
„Außerdem hasse ich Berge.“ meinte Arteila und Aranicon seufzte.
„Kommen wir hier noch zu überhaupt irgendwas?“ erkundigte er sich und ein verlegenes Schweigen senkte sich über dem Raum, während das Feuer friedlich vor sich hinknisterte.
„Nun...“ begann Akastor, verstummte wieder, als an der Tür geklopft wurde. „Ja, Bitte?“
Ein Diener trag ein, verbeugte sich leicht.
„Lord Deaslos von Arcorin wünscht euch zu sprechen.“
„Was? Woher kommt der denn?“ Aranicon fiel fast die Kinnlade herunter, während Arteila nickte und eine Sekunde später Graf Deadlos hereingehumpelt kam. Er sah übel aus, einen Verband über dem Rechten Auge, den Linken Arm in einer Binde und in der Rechten Hand eine Krücke tragen, mit der sich hineinschleppte, das Rechte Bein hinterher ziehend.
„Abend.“ nickte er in die Runde. „Eure Majestät.“ wandte er sich an Arteila und ließ sich schwer auf einen freien Stuhl fallen.
„Was macht ihr hier?“ wunderte sich Akastor und Deadlos zwinkerte.
„Ich bin auf der Heimreise und da sah ich doch tatsächlich Leute hier herum laufen, dachte mir ich schau mal rein und wen treffe ich da? Die Königin!“
„Wart ihr nicht gefangen?“
„Ein paar Stunden, dann ließ er mich gehen mit meinen Männer. Musste nur schwören als Graf nicht in diesen Konflikt einzugreifen. Sonst würde ich nur zu gern helfen...aber mein Vater würde es mir ohnehin verbieten...und der Eid fesselt mich noch mehr.“
„Wie viele haben überlebt?“ erkundigte Arteila sich und Deadlos dachte kurz nach.
„Viele..ich glaube es sind achtzig gestorben, der Rest meiner Garde ist draußen.“
„Es tut mir Leid, dass ihr solche Verwundungen für mich auf euch genommen habt.“ bedauerte sie ihn, aber er winkte ab.
„Das war nicht wegen euch, ich bin auf der Rückreise von meinem Pferd gefallen...daher die Verwundung. Aber..ich würde sie auch für euch tragen.“ Er grinste sie an und Arteila errötete leicht.
„Jaja, alles schön und gut.“ mischte Aranicon sich ein. „Sonst noch was neues?“
„Ah...mein Lieblings...Deserteuer.“ Deadlos lächelte auch ihn an, aber deutlich falscher. Vollkommen falsch. „Wenn ich ein wenig fitter wäre, würde ich euch zum Duell herausfordern...allerdings bin ich mir nicht sicher ob ihr diese Ehre verdient. Meine Königin.“ Er wandte sich wieder an Arteila. „Ich verlange das ihr den da.“ Er zeigte auf den Lordprotektor. „Vor ein Kriegsgericht stellt und ihm die Strafe für Feigheit vor dem Feind zeigt! Den Tod durch Erhängen!“
„Hej!“
„Hm...“ Arteila sah Aranicon abschätzend an. „Klingt nach einer guten Idee....“
„Das kannst du doch nicht machen, Arteila! Ich bitte dich!“ jammerte er und Arteilas Gesichtsausdruck verfestigte sich.
„Es ist...verführerisch...“ murmelte sie. „Aber ich glaube ich werde das verschieben.“
„Verschieben?“ wunderte sich Deadlos und funkelte Araniocn feindselig an.
„Nun, ich kann glaube nicht im Moment auf ihn verzichten, sodass ich ihn meiner unendlichen Gnade vorerst begnadige. Sollte er allerdings noch mal irgendwelchen Unsinn anstellen, dann...“
„In Ordnung, Graf, habt ihr etwas über die Pläne der Elesna herausgefunden?“ wandte Akastor das Gespräch wieder nützlicheren Themen zu.
„Nicht wirklich, nein. Außer das sie Eveda belagern werden...wenig überraschend.“
„Gut...war zu erwarten. Aber dennoch Danke für eure treuen Dienste und diese Informationen.“ bedankte Akastor sich seufzend und sank in seinen Sessel zurück. Schweigen senkte sich über den Raum und alle fühlten sich eingie Momente unwohl, bevor Arteila wieder was sagte:
„Werdet ihr hier über Nacht bleiben, Deadlos?“
„Nein, Danke, ich werde gleich weiter nach Arcorin reiten. Benötigt ihr irgendetwas? Kleider, Essen, Waffen? Falls ja, fragt nur.“
„Ähm...Akastor?“ leitete die Königin die Frage sofort an den weiter, der es wissen müsste.
„Wir benötigen alles, aber in Erster Linie Finanzielle Mittel. Gold zu haben ist immer gut, selbst wenn man es nicht braucht.“
„Kein Problem, es ist mir nicht verboten euch zu helfen, nur für euch zu kämpfen. Falls ihr in Gefahr geraten solltet, eure Majestät, in Arcorin wäre für euch ein sicheres Plätzchen. Bringt den.“ Er zeigte auf Aranicon. „Aber nicht mit.“ Er stand auf und verbeugte sich erneut. „Ich muss nun, aber ich werde sofort etwas zu eurer Hilfe schicken...und ein paar Handwerker mit Schindeln, hier sieht es ja aus...“
„Vielen Dank.“ meinte Arteila und es klang ehrlich. Das hatte Aranicon noch nie gehört von diesem undankbaren, missgünstigen Miststück. Und das bei allem was er tat, aber einem dahergelaufen, der nur einmal kurz in die Schlacht ritt und ein wenig seine Macht ausnutze, dem Dankte sie. Er schnaubte empört. Ihn wollte sie hängen...unglaublich. Was hielt ihn eigentlich davon ab, sie einfach zu ermorden oder zu kidnappen und mit ihr zu den Elesnas zu gehen. Schlechter konnte ihre Meinung von ihm ohnehin nicht werden, also war es ein Versuch wert.
Die Tür schloss sich und sie waren wieder in der Alten Runde.
„Ah, das war doch mal was schönes.“ lächelte Akastor und lehtne sich zurück. Als er Aranicon kritischen Blick bemerkte, lächelte er noch mehr und ergänzte. „Vielleicht nicht für alle...aber wen interessiert das schon.“

Knatternd brachte sich die Kanone in Stellung und Davos betrachtete die Mauern von Eveda. Schön waren sie, aber längst nicht mehr Zeitgemäß. Sie würden fallen wie die Mauern einer Licentischen Festung. Es wunderte ihn nicht, das die Stadt noch verteidigt wurde, gegen jegliche Vernunft. Ithilia war nicht vernünftig. Sie war wunderbar, aber nicht vernünftig. Mit diesem Kampf wurde niemanden geholfen. Neben ihm Stand Aenisin, ein Haufen Elend, der sich nur mit viel Mühe hierhin bewegt hatte. Müde sah er auch auf die Stadt und die Stolzen Banner, die über ihren Toren wehten.
„Kommandant Davos, fordern sie ihre Kapitulation.“ befahl er und Davos nickte, Gehorsam trieb er sein Pferd nach Vorne, gefolgt von einem Bannerträger und einem Trompeter. Als sie vor dem großen Haupttor standen, blies der Trompeter und über dem Wall erschien das Gesicht von Talos.
„Was gibt es?“ verlangte er zu wissen, obwohl er es sicherlich schon wusste. Aber das alte Spiel musste gespielt werden...
„Ich fordere Eveda im Namen meines Herren, dem Grafen von Aram, Lord Aenisin Elesna, auf die Tore zu öffnen und sich zu ergeben. Es wird kein Leid angetan und...“
„Alter Mann, spar dir die Puste.“ spottete Talos von oben. „Meine Antwort lautet nein.Oder viel besser die Antwort von Lady Ithilia.“
„Ich hatte es Befürchtet...dann werdet ihr wohl alle sterben.“ Davos senkte traurig den Kopf.
„Mag sein. Lady Ithilia hat noch eine Botschaft für euch.“ fuhr der freche Rotzlöffel auf der Mauer fort. „Sie wünscht euch alles gute und hofft, das es euch wohlergeht, auch wenn ihr auf der falschen Seite seid.“
„Grüßt sie zurück...und sagt ihr, das ich mein Möglichstes für ihren Schutz tun werde.“ Davos wandte sein Pferd und trabte zu Aenisin zurück, der an einem heißen Tee nippte, während er auf seinem Stuhl im Schnee saß.
„Sie wollen nicht aufgeben, Mylord.“ berichtete Davos und Aenisins Blick wurde um einiges trauriger. Das das noch ging, überraschte Davos dann doch noch.
„Dann...dann eröffnet den Angriff.“
„Kanonen!“ Brüllte Davos, aber da hob der Lord seine Hand.
„Zerstört die Stadt nicht, stürmt sie. Es sollten keine großen Verteidiger vorhanden sein und wir wollen nicht unser eigenes Erbe zerstören wie Kulturlose Barbaren.“
„Wie ihr wünscht Mylord.“ Davos nickte den Kanonen zu und sie wuden wieder entladen.
„Kompanien, Leitern.“ befahl er stadtdessen den 10 Sturmkompanien ihre Sturmleitern aufzugreifen. „Ihr kennt eure Marschrouten, greift mit aller Macht und ohne Furcht an. Vorwärts, für König und Vaterland!“ Kommandierte er weiter, zog sein Schwert und deutete auf die Stadtmauer. Die Soldaten jubelten und setzten sich in Bewegung. Davos selbst führte die Erste Kompanie an und diese sollte das Haupttor angreifen. Nicht ganz vorne, sondern in der Ersten Reihe laufend, stürmte er auf die Mauern zu. Von dieser zischten Pfeile und einige Kugeln auf die Angreifer zu, aber bei weitem keine gefährliche Zahl. Schon waren sie dran, die Leitern wurden angelegt und Davos kletterte als Erster hoch. Oben schlug sofort ein Stadtgardist nach ihm, doch der Hieb war nicht fest genug und schnitt sich nur oberflächlich in den Arm, während Davos den Jungen Mann einfach von der Mauer stieß. Schreiend fiel er einige Meter nach unten, bevor er auf den Pflasterstein auftraf.
„Männer, mir nach“ rief Davos und parierte einen weiteren Hieb, während noch mehr Männer hinter ihm folgten und die jämmerlich dünne Verteidigungslinie schnell überrante. Schon bald waren nur noch einzelne Türme in der Hand der Verteidiger und noch mehr Angreifer marschierten durch das Haupttor in die Stadt hinein.
„Erste Kompanie, mit mir.“ befahl Davos und hob sein Schwert zum Sammeln. „Wir erobern das Schloss und beenden diese Schlacht.“ Der Weg durch die Menschenleeren Straßen der Stadt war an keiner Stelle blockiert oder sonst wie behindert und schnell standen sie vor dem Tor des Schlosses. Dieses war leider verriegelt und von der Mauer schossen einige weitere Gardisten schon eine Begrüßungssalve. Ein Soldat neben Davos wurde getroffen und ging in die Knie.
„Sanitäter.“ brüllte er und fing den Mann auf, bevor er zu Boden fiel. Ein schneller Blick verriet ihm, das die Wunde nicht gefährlich war, sodass er dem Mann auf die Schulter klopfte.
„Wird schon wieder.“ Dann wandte er sich dem Schloss zu. „Also gut Männer. Wir greifen diese Mauer an. Erste Gruppe rechts vom Tor, zweite Links, die Dritte nimmt einen Rammbock und stürmt das Tor. Ich führe Gruppe Drei an. Also...los.“ Mit einem Kriegsschrei standen sie aus ihrer Deckung auf und überwanden innerhalb von wenigen Sekunden die Distanz zur Mauer. Die Verteidiger wehrten sich Redlich, konnten aber bei allem Mut und aller Tapferkeit nichts ausrichten und es dauerte keine Minute, da öffnete sich schon das Tor, ohne das die Dritte Gruppe ihren Rammbock hätte einsetzten müssen.
„Vorwärts!“ spornte er die Männer an, als sie auf die Letzte Linie der Verteidiger zustürmten. Schnell waren sie alle in den blutigen Nahkampf verwickelt und Davos sah sich Talos gegenüber.
„Ah, Opa.“ begrüßte er ihn und schlug mit einer Stumpfen Attacke nach ihm, über die der Hauptmann nur lachen konnte. Müde parierte Davos den Hieb und setzte selbst zu einer klassischen Attacke an.
„Da haben wir wohl nicht mehr so viel zu bieten, wenn wir alleine sind, was?“ spottete er und wehrte seinerseits die Gegenattacke ab, die Talos ihm entgegenschleuderte.
„Genug für euch Opa.“ konterte Talos und versuchte nun tatsächlich eine gewitztere Finte, die zu seinem Leidwesen Davos schon kannte und auch abwehren konnte.
„Ist das alles was du kannst?“
„Warte es nur ab!“ Talos sprang tollkühn nach vorne, wischte Davos Degen beiseite und kollidierte mit ihm, sodass beide auf den Boden fielen. Noch während er fiel, zog Davos seinen Dolch und stach nach Talos, verfehlte ihn aber nur knapp, während jener mit dem Dolch einen halben Zentimeter neben Davos Kopf in den Stein stach. Den zweiten Stich fing Davos ab, indem er nach der Hand von Talos griff und sie langsam von sich wegdrückte, während Talos das Gegenteil versuchte.
„Du....wirst..nicht...gewinnen.“ brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und verstärkte seinen Druck nach unten. Zentimeter um Zentimeter näherte sich das Messer Davos' Kopf und Talos setzte schon ein Siegsgewisses Grinsen auf, als Davos das Messer losließ und es ungebremst dorthin raste, wo Davos Kopf eine Sekunde zuvor noch gewesen war. Hier war nun jedoch nur noch Stein, sodass Talos unkontrolliert auf den Boden fiel und Davos irgendwie plötzlich über ihn war und ihm einen Tritt versetzte, sodass Talos flach auf den Boden fiel. Davos hob seinen Degen auf und stach auf den am Boden liegenden, der sich nur in letzter Sekunde zur Seite rollen konnte und seinen Eigenen Degen ergriff, mit dem er den nächsten Stich abwehren konnte und dann zu Davos hinrollte, aufsprang und direkt nach ihm stechen wollte, als Davos Klinge durch seinen Oberkörper fuhr und Talos augenblicklich seinen Degen fallen ließ. Sein Mund öffnete sich langsam, ohne was zu sagen, während Davos die Klinge herauszog und er zu Boden sackte. Blut floss aus der Wunde und er spürte eine eisige Kälte sich von dort ausbreiten. Davos beugte sich über ihn und besah sich das Werk noch einmal, dann wollte er weggehen, doch Talos Hand griff nach seinem Fuß.
„Warte...“ brachte er zwischen seinen Blutigen Lippen hervor. „Ich...ich habe Angst davor...“
„Vor was?“ fragte Davos und kniete sich neben dem Sterbenden.
„Alleine..zu sterben.“ hauchte Talos und in seinen Augen glitzterten Tränen.
„Ich werde bei dir bleiben, bis du gegangen bist.“ versprach Davos und nahm die eine Hand des Sterbenden zwischen Seine Hände, drückte sich kurz, legte sie dann auf die Gegenüberliegende Schulter, tat das gleiche mit der anderen Hand.
„Möge Corin sich deiner Seele annehmen, ihr sicheres Geleit zum Festmahl der Unsterblichen geben, mögen sie sich an deiner Treue und Tapferkeit erfreuen, sie beloben und sie besingen. Corin, Herr des Schattens, leite ihn bis ans Ende der Welt.“ flüsterte Davos leise, während Talos nur noch seine Lippen bewegte. Er atmete schwer aus und sah noch einmal Davos an.
„Danke...“ flüsterte er kaum hörbar, dann schloss er die Augen und sein Körper schlafte ab. Davos sah sich die Leiche noch eine Sekunde an, dann stand er wieder auf. Der Rest seiner Männer war längst fertig und praktizierten die Totenrituale mit den Erschlagenen oder Versorgten die Verwundeten. Davos sah zum Eingang des Hauptgebäudes, wo Ithilia in einem weißen Kleid stand und stumm die Leichen betrachtete.
„Lady Ithilia, es ist vorbei, Eveda ist gefallen. Ihr habt mit Treue und Ehre, wie es sich gebietet, verteidigt, aber es war dennoch von Anfang an Sinnlos. Ergebt euch, wie die Ehre und Pflicht euren Untertanen gegenüber gebietet.“ forderte er die Frau mit erhobenen Schwert auf und Ithilia schwieg einige Sekunden, bevor sie antwortete.
„So sei es. Die Verteidiger sind geschlagen, die euren haben gewonnen. Auch wenn ich wünschte, dass wir uns unter schöneren Umständen begegnet hätten, freut es mich das ihr bei guter Gesundheit seid, Onkel.“
„Genauso geht es mir. Senkt die Flagge, damit es auch alles wissen, das der Kampf vorüber ist. Es sind schon zu viele Tapfere gestorben.“
Ithilia nickte und winkte einem Soldaten zu, der auf dem Dach neben der Kriegsflagge stand und sie auf ihren Wink sofort senkte und ein Trompetensignal zur Kapitulation gab. Innerhalb von wenig Sekunden hörten in der gesamten Stadt die Kämpfe auf und die verbleibenden Verteidiger ergaben sich den Angreifern. Davos seufzte zufrieden...die Verluste schienen Moderat zu sein, nichts wichtiges war kaputt gegangen und er würde heute wieder ein gutes Bett haben.
"Die Vormachtstellung Englands muss bis ans Ende der Zeit bestehen bleiben, denn sie bedeutet für jedermann Freiheit, Unabhängigkeit und Befreiung von allem Menschenunwürdigen"

"Ich sterbe gerne, ich bin ja schon in Versailles gestorben"